3/2011 HERBST 5,00 € - Ubi Bene
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trendart<br />
Dirndl-Röckchen schwingen, stört offenbar nur wenige Traditionalisten<br />
wie den Dramatiker Franz-Xaver Kroetz, der die „Zugroasten“ einmal als<br />
„Faschingstrachtlerinnen“ schmähte. Anderen nahm man die Verweigerung<br />
hingegen sogar übel. Als die damalige Ministerpräsidenten-Gattin<br />
Marga Beckstein, eine Fränkin, 2<strong>00</strong>8 nicht im Dirndl zum Fassanstich<br />
erschien und dies damit begründete, eine Tracht solle man nur als Mitglied<br />
einer Dorfgemeinschaft oder eines Trachtenvereins tragen, schlug<br />
ihr blankes Unverständnis entgegen – was sie als Geste des Respekts<br />
verstand, warf man ihr als Respektlosigkeit vor, oder formulierte es subtiler,<br />
wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude: „Man darf auch<br />
zeigen, dass man nicht dazugehört.“<br />
Denn genau darum geht es vielen: dazuzugehören. Das Dirndl als Gruppenphänomen<br />
ist mittlerweile sogar wissenschaftlich erforscht. Im vergangenen<br />
Jahr legte Simone Egger, Ethnologin an der Münchner Ludwig-<br />
Maximilians-Universität, ihre Magisterarbeit vor. Ihr Fazit: Die modische<br />
Tracht sei weit mehr als nur ein kurzfristiger Trend. Beim Tragen von<br />
Dirndl und Lederhose entstehe ein Gruppenzugehörigkeitsgefühl, auch<br />
für Fremde. Der Süddeutschen Zeitung sagte sie: „Für einen Fremden ist<br />
es leichter, ein Dirndl anzuziehen als einen Dialekt zu lernen. Über die<br />
Kleidung kann er bekunden: Ich bin so wie ihr. Andererseits zeigt sich<br />
auch ein Streben nach Individualität, wenn die Leute die Tracht eigenständig<br />
verändern. Man will dazugehören und gleichzeitig herausstechen.“<br />
Die Bluse: ein Hauch von Nichts oder<br />
züchtig hochgeschlossen<br />
Und das ist ganz einfach angesichts der Vielzahl der Modelle, die die<br />
Designer jedes Jahr kreieren. War das Dirndl früher aus groben Leinenund<br />
Baumwollstoffen, gibt es heute auch Kleider in kostbarer Seide. Die<br />
Schürzen sind aus Samt oder Brokat, und auch wenn Grün, Blau und Rot<br />
noch immer die klassischen Farben sind: Viele Kleider tragen die Farben<br />
der Saison. Wurden die Rocklängen bis vor wenigen Jahren immer kürzer,<br />
sind die neuen Modelle meist knielang, und die Blusen gibt es in den<br />
verschiedensten Ausführungen: von einem Hauch von Nichts, der tief blicken<br />
lässt, bis züchtig hochgeschlossen, und mit oder ohne die klassischen<br />
Puffärmelchen. Selbst T-Shirts machen sich als Drunter sehr gut.<br />
Ein Dirndl verleiht Haltung<br />
Doch nicht nur in München boomt der Markt der Dirndl-Anbieter. Seit<br />
Oktoberfeste auch in Hamburg, Berlin, Münster oder Ludwigshafen gefeiert<br />
werden, sind Dirndl in ausgewählten Geschäften bundesweit zu haben.<br />
Gerade hat Margit Carell, Inhaberin des Makassar am Mannheimer Wasserturm,<br />
ein Fenster ihrer Boutique wieder mit zwei Modellen dekorieren<br />
lassen, wie auch schon im vergangenen Spätsommer. „Wir hatten vor drei<br />
Jahren unserer Weihnachtsdekoration das Motto ‚Alpenweihnachten’ gegeben<br />
und erstmals Trachtenjanker ins Programm genommen. Darauf haben<br />
wir unglaublich viel positive Resonanz bekommen“, erinnert sie sich: „Es<br />
gibt diese wiederentdeckte Lust auf Tradition, auf Land, auf Harmonie. Die<br />
ist überall zu spüren, unabhängig von der Region.“ Im Jahr darauf traf sie<br />
dann bei einer Messe in Salzburg die Grazer Designerin Lena Hoschek, die<br />
neben Mode mit Anklängen an die 50er und 60er Jahre auch eine Dirndl-<br />
Kollektion entwirft. „Ich war begeistert von der Frau und mit welcher Liebe,<br />
Sorgfalt und Handwerkskunst sie ihre Dirndl schneidert und dachte: Warum<br />
nicht? Wir haben ihre Kleider und das Label Anno Domini ins Programm<br />
genommen. Die Nachfrage ist groß.“<br />
Warum das so ist? Da muss Margit Carell nicht lange überlegen. „Ein<br />
Dirndl ist immer sexy, es sieht an jeder Frau gut aus“, erklärt sie: „Die<br />
Schnittführung hebt die feminine Linie hervor. Und es verleiht Haltung.“<br />
Auch an Accessoires besteht kein Mangel. Allerdings warnt Margit<br />
Carell vor zuviel Chichi. „Ich mag am liebsten den ganz klassischen<br />
Stil“, bekennt sie und empfiehlt Ballerinas an den Füßen: „Die finde ich<br />
am schönsten. Man kann aber nahezu jeden Schuh dazu tragen: Pumps<br />
natürlich, aber auch Westernboots oder Kuhfellstiefel.“ Am Hals machen<br />
sich das klassische Kropfband in schwarzem Samt oder eine schöne<br />
Kette, zum Beispiel aus Nymphenburger Porzellan, sehr gut. Bettelarmbänder<br />
oder die „Charivari“ genannte Schmuckkette an Mieder oder<br />
Schürze sind schöne Ergänzungen.<br />
<br />
Blau, Rot und Grün sind noch immer die klassischen Dirndl-Farben. Bei der Vielzahl<br />
an Kreationen findet jeder die passende. Alle Modelle: Lena Hoschek.<br />
MAKASSAR<br />
36<br />
UBI BENE<br />
Friedrichsplatz 15 | 68165 Mannheim | Telefon 0621.153215<br />
www.makassar-mannheim.de | info@makassar-mannheim.de<br />
ASTIER de VILLATTE Claus Porto Coté Bastide MEISSEN MARIAGE FRÈRES | SCHUMACHER forte_forte LENA HOSCHEK JOHN SMEDLEY LAREIDA Samantha Sung | CATHERINE MICHIELS WERKSTATT:MÜNCHEN NYMPHENBURG