Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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Spezial | Mittelstand<br />
Steuermann A&R-Chef Schaedla hält<br />
die Werft mit zivilen und militärischen<br />
Aufträgen auf Kurs<br />
Rolls-Royce fürs Meer<br />
ABEKING & RASMUSSEN | Die niedersächsische Werft bedient eine<br />
zahlungskräftige Klientel mit individuell entwickelten Yachten.<br />
Bevor er in See stach, musste der Millionär<br />
aus Amerika aufs platte Land<br />
nach Germany. Dort, in der Wesermarsch<br />
mitten in der niedersächsischen<br />
Provinz, hatte der US-Filmunternehmer<br />
Alexander Dreyfoos seine 41 Meter lange<br />
Motoryacht in Auftrag gegeben: bei Abeking<br />
& Rasmussen (A&R) in Lemwerder.<br />
Mit dem Schiff wollte er sich endlich seinen<br />
Traum erfüllen: eine Reise über die<br />
Weltmeere.<br />
Dass der Amerikaner den Edelkahn im<br />
Wert eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags<br />
letztlich bei A&R orderte, lag an<br />
seiner Frau Renate. Denn die wird leicht seekrank.<br />
Um Passagiere wie sie bei Laune zu<br />
halten, haben die Niedersachsen eine Technologie<br />
im Programm, die Yachten bei hohen<br />
Wellen ruhig im Wasser liegen lässt. Das<br />
können sonst nur Arbeitsschiffe, die etwa<br />
Windparks auf hoher See anfahren. „Für einen<br />
stolzen Preis“, sagte Dreyfoos, als er den<br />
Kaufvertrag unterschrieb, „aber die Scheidung<br />
von meiner Frau wäre viel teurer.“<br />
Mit Sonderanfertigungen wie Dreyfoos’<br />
Silver Cloud, die vor sechs Jahren <strong>vom</strong> Stapel<br />
lief, ist es den Niedersachsen gelungen,<br />
aus A&R ein Synonym für mondäne<br />
Superyachten und elegant-schnittige<br />
Schiffe made in Germany zu machen. Das<br />
mittelständische Unternehmen gehört<br />
zum handverlesenen Kreis von Werften<br />
ABEKING<br />
Umsatz: 170 Millionen Euro<br />
Gewinn: 20 Millionen Euro<br />
Beschäftigte: 430<br />
Erfolgsrezept: Technologie aus<br />
anderen Feldern nutzen<br />
Jeweils neueste verfügbare Daten: hier Stand 2012<br />
weltweit, die für gutes Geld eine zahlungskräftige<br />
Klientel mit individuellen hochseetüchtigen<br />
Motor- und Segelyachten<br />
der Spitzenklasse ausstatten.<br />
„Rolls-Royce unter den Schiffen“ nennen<br />
Branchenkenner die noblen Wassergefährte<br />
aus Lemwerder. Neben Yachten<br />
baut die Werft auch Lotsenfähren, Arbeitsschiffe<br />
für Forschungsexpeditionen<br />
und den Offshore-Windparkservice sowie<br />
Minen- und Patrouillenboote für die Bundeswehr.<br />
Schon seit Kaisers Zeiten ist die<br />
Marine Kunde.<br />
„Obwohl das sehr unterschiedliche Felder<br />
sind, gibt es in der Entwicklung immer<br />
wieder Synergieeffekte“, sagt Technikvorstand<br />
Karsten Fach. Soll heißen: Das Unternehmen<br />
kann eine Innovation für ein<br />
bestimmtes Schiff auch in anderen Modellen<br />
einsetzen und damit die Kosten auf<br />
mehrere Exemplare umlegen. Minenräumboote<br />
zum Beispiel müssen besonders<br />
leise sein, weil Sprengladungen auf<br />
akustische Reize reagieren. Mit der Technik<br />
für solche Schiffe rüstet A&R auch geräuscharme<br />
Privatyachten aus.<br />
Der Däne Henry Rasmussen gründete<br />
die Werft 1907 mit seinem damaligen Kompagnon<br />
namens Georg Abeking, der in den<br />
Zwanzigerjahren aus dem Unterneh-<br />
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FOTO: PR<br />
80 Nr. 42 <strong>13.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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