Wirtschaftswoche Ausgabe vom 13.10.2014 (Vorschau)
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Technik&Wissen<br />
BILDERSPEICHER<br />
Safe im Netz<br />
Was einst der Schuhkarton für Negative<br />
war, ist heute das Internet: das<br />
persönliche Bildarchiv im Digitalzeitalter<br />
– und mehr. Ein Überblick.<br />
Für Thorben Hess war es der GAU, als die<br />
Festplatte seines PCs im Frühsommer<br />
plötzlich den Geist aufgab. Denn auf der<br />
hatte der zweifache Vater aus Mühlheim<br />
alle Familienfotos archiviert. „Plötzlich<br />
verschwanden alle Erinnerungen im digitalen<br />
Nirvana“, sagt der 45-Jährige, der<br />
am Ende mehrere Hundert Euro für die<br />
Datenrettung zahlte, um zumindest einen<br />
Teil der Aufnahmen wiederherzustellen.<br />
Seither sichert er die Bilder in seinem<br />
Online-Album bei der Yahoo-Tochter<br />
Flickr. So wie er machen das schon Millionen<br />
Fotofans weltweit. Teils laden sie die<br />
Bilder – direkt nach der Aufnahme <strong>vom</strong><br />
Kamerahandy – in reine Datenspeicher<br />
wie Dropbox. Teils überspielen sie die<br />
Hort der Erinnerungen<br />
Fotos <strong>vom</strong> PC in Web-Alben, die sie per<br />
Mausklick für Freunde oder Verwandte<br />
freigeben können. Mancher Anbieter ermöglicht<br />
sogar einfache Bildbearbeitungen<br />
wie Rote-Augen-Korrekturen oder<br />
Helligkeitsausgleich direkt übers Netz.<br />
BIS ZU 15 GIGABYTE GRATIS<br />
Gemein ist fast allen Angeboten, dass das<br />
Basispaket gratis ist – aber im Speichervolumen<br />
auf 2 bis 15 Gigabyte limitiert.<br />
Das reicht für Gelegenheitsfotografen.<br />
Wer aber das komplette Bildarchiv im<br />
Netz sichern will, womöglich gar Fotos im<br />
unkomprimierten RAW-Format, muss<br />
zukaufen. Je nach Anbieter kostet das<br />
monatlich zwei bis zehn Euro extra für<br />
100 Gigabyte (siehe Tabelle).<br />
Und das sind nicht die einzigen Kosten,<br />
die der Speicher im Netz verursacht: Weil<br />
der Upload aller Bilder seinen bisherigen<br />
DSL-Anschluss wochenlang blockiert<br />
hätte, hat Fotograf Hess auch das Tempo<br />
seines Internet-Zugangs vervierfacht – für<br />
zehn Euro mehr im Monat. Die Sicherheit<br />
seiner Familienbilder war ihm das wert.<br />
Immer mehr Internet-Anbieter und Kamerahersteller stellen Fotofans Bilder-Speicher<br />
und Online-Alben im Netz bereit. Die Funktionen der Dienste reichen <strong>vom</strong> puren Fotoarchiv<br />
in der Wolke über Bilder-Communitys bis zu einfachen Programmen, mit denen<br />
sich Fotos im Browser optimieren und kleinere Bildfehler beheben lassen.<br />
Web-Speicher<br />
Dropbox Basic<br />
Dropbox Pro<br />
Strato HiDrive Media 20<br />
Strato HiDrive Media 100<br />
Web.de Fotoabum<br />
Web.de Club<br />
Online-Foto-Communitys<br />
Adobe Revel<br />
Adobe Revel Premium<br />
Canon Irista Basis<br />
Canon Irista Value<br />
Fujifilm X World<br />
Yahoo Flickr<br />
PC-Cloud-Kombiangebote<br />
Apple Photos + iCloud<br />
Apple iCloud Erweiterung<br />
Google Picasa + Webalben<br />
Google Drive Erweiterung<br />
Microsoft Fotogalerie + Onedrive<br />
Microsoft Onedrive Erweiterung<br />
Kosten<br />
im Monat<br />
0,00 €<br />
9,99 €<br />
1,49 €<br />
4,90 €<br />
0,00 €<br />
4,99 €<br />
0,00 €<br />
5,49 €<br />
0,00 €<br />
4,99 €<br />
0,00 €<br />
0,00 €<br />
0,00 €<br />
0,99 €<br />
0,00 €<br />
1,99 €<br />
0,00 €<br />
1,99 €<br />
Speichervolumen<br />
(in Gigabyte)<br />
2<br />
1000<br />
20<br />
100<br />
2–10<br />
100<br />
2, 50 Bilder pro<br />
Monat<br />
unbegrenzt<br />
10<br />
50<br />
5<br />
1000<br />
5<br />
20<br />
1<br />
100<br />
15<br />
100<br />
Beschreibung des Angebotes<br />
Speicher mit Ordnerfreigabe<br />
Speicher mit Ordnerfreigabe<br />
Fotoarchiv mit Albumfreigabe<br />
Fotoarchiv mit Albumfreigabe und einfacher<br />
Bildbearbeitung<br />
Kein Upload-Limit<br />
Fotoarchiv mit Facebook- und Flickr-Import<br />
sowie Bilderfilter<br />
Fotoarchiv mit Diskussionsforum<br />
Globale Plattform mit Millionen Nutzern<br />
Fotoverwaltung und -bearbeitung für Mac,<br />
Online-Fotoarchiv mit Albumfreigabe<br />
Fotoverwaltung und -bearbeitung für PC und<br />
Mac, Online-Fotoarchiv mit Albumfreigabe<br />
Fotoverwaltung und -bearbeitung für PC,<br />
Online-Fotoarchiv mit Albumfreigabe<br />
n Blende Es ist immer<br />
wieder überraschend,<br />
welch Objektivrüssel<br />
beim Einschalten aus<br />
mancher Westentaschenknipse<br />
herausfährt.<br />
Die Entwickler<br />
wollen mit dem langen<br />
optischen Rohr<br />
Extra<br />
Die Technikdaten<br />
der vorgestellten<br />
Kameras sowie<br />
Testbilder finden<br />
Sie in der App<br />
einen möglichst großen Zoombereich<br />
abdecken, <strong>vom</strong> starken Weitwinkel bis zum<br />
großen Tele. Doch das geht wieder zulasten<br />
der Lichtstärke. Denn zum einen<br />
schlucken die einfachen Linsensysteme<br />
viel Helligkeit. Zum anderen dringt durch<br />
die winzigen Öffnungen kaum noch Licht.<br />
Damit kommt so manche Kompakte im<br />
Weitwinkelbereich auf maximal Blende<br />
3,6, mitunter gar nur auf Blende 4,0. Und<br />
versucht sich der Fotograf an einer Tele-<br />
Aufnahme, halbiert oder drittelt sich die<br />
Lichtstärke oft genug. Edel-Kompakte wie<br />
Canons G7 X oder Sonys RX 100 III sind dagegen<br />
mit Einstiegsblende 1,8 doppelt so<br />
lichtstark.<br />
Die Folge: Romantische Aufnahmen in<br />
der Dämmerung oder bei Kerzenschein<br />
sind nicht mehr grässlich verrauscht oder<br />
hoffnungslos überblitzt, sondern landen<br />
knackscharf und emotionsstark im Kameraspeicher.<br />
n Beugung Bei einfacheren Kompaktkameras<br />
und Smartphones müssen die Lichtstrahlen<br />
auf ihrem Weg durchs Objektiv eine<br />
oft nicht einmal streichholzkopfgroße<br />
Blende passieren. Dabei werden sie durch<br />
die kleine Öffnung so zusammengestaucht,<br />
dass es zu einem gefürchteten<br />
physikalischen Effekt kommt: der Beugung.<br />
Die Strahlen produzieren nicht mehr<br />
sauber einen Bildpunkt neben dem anderen.<br />
Sie fallen stattdessen teils auf mehrere<br />
angrenzende Pixel und sorgen so für die<br />
ungeliebte Unschärfe.<br />
Völlig vermeiden lässt sich der Effekt nie.<br />
Aber auch hier gilt, je größer Objektiv und<br />
Bildsensor sind, desto besser. Ein Plus<br />
mehr für die Edel-Kompakten.<br />
Und noch etwas spricht für die Abkehr<br />
von den Billigknipsen: „Die Lebenszyklen<br />
der Modelle werden wieder merklich länger,<br />
der Gerätekauf wieder eine Investition<br />
von Dauer“, verspricht Yoshiyuki Nogami,<br />
der bei Sony das weltweite Marketing der<br />
Fotosparte verantwortet.<br />
Für Bilderprofi Ritschel ist es auch eine<br />
Rückbesinnung auf alte Werte: „Die Kameras<br />
sind heute so gut, die kannst du wieder<br />
an deine Kinder vererben.“<br />
n<br />
thomas.kuhn@wiwo.de<br />
90 Nr. 42 <strong>13.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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