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<strong>OKTOBER</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>HABER</strong><br />
<strong>AVRUPA</strong><br />
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<strong>EUROPA</strong><br />
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<strong>JOURNAL</strong><br />
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FRAUENSEITE -12<br />
Erfolgreiche Migrantinnen in Europa<br />
Beatrice Achaleke (B): Liebe Gabrielle,<br />
könnten Sie sich kurz vorstellen?<br />
Gabrielle Costigan (G): Mein Name ist Gabrielle<br />
Costigan. Ich arbeite für die OMV Exploration<br />
and Production und bin momentan die Leiterin<br />
für den Bereich Funktional Excellence.<br />
B: Sie sind eine der glücklichen Gewinnerinnen<br />
des ‘2. Petroleum Industry Award <strong>2014</strong>’ in der<br />
Kategorie Leadership. Was bedeutet der Preis<br />
für Sie?<br />
G: Dieser Preis ist für mich zum einen eine<br />
Anerkennung, dass auch Frauen in der männerdominierten<br />
Erdölindustrie Karriere machen<br />
können. Zum anderen wird mit diesem<br />
Preis hervorgehoben, dass es eine Reihe von<br />
Menschen gibt, die eine genaue Vorstellung<br />
davon haben, wie die funktionelle und prozesstechnische<br />
Qualität der Erdölindustrie immer<br />
weiter verbessert werden kann.<br />
B: Was bedeutet diese Auszeichnung wirklich<br />
für Ihre Position und für Ihre nächsten Schritte<br />
in der Firma?<br />
G: Ich habe die Auszeichnung auch stellvertretend<br />
für meine Kollegen und Kolleginnen angenommen,<br />
die sich unermüdlich für innovative<br />
Arbeitsmechanismen einsetzen. Besonders<br />
hervorheben möchte ich die vier Senior Vice<br />
Präsidenten von Exploration und Produktion<br />
(E&P), welche die Vision hatten, eine vollständig<br />
integrierte Arbeitsweise zwischen allen<br />
Funktionsbereichen innerhalb von E&P sicherzustellen.<br />
Für mich persönlich bedeutet diese<br />
Auszeichnung, dass mein Einsatz diese Vision<br />
operativ umzusetzen, anerkannt wird und ich<br />
damit auch etwas zum Wandel des Bereiches<br />
E&P beigetragen habe. Die OMV setzt sehr viel<br />
Kraft in die Optimierung bestehender Prozesse.<br />
Die kontinuierliche Analyse und entsprechende<br />
Anpassung der funktionsübergreifenden<br />
Prozesse garantiert, dass die OMV weiterhin ein<br />
Spitzenunternehmen bleibt, in dem ich gerne<br />
tätig bin.<br />
B: Sie sind eine der ganz wenigen weiblichen<br />
Führungskräfte in einer sehr männlich dominierten<br />
Öl- und Gasindustrie. Was bedeutet das<br />
für Sie? Was hat es gebraucht, um dorthin zu<br />
gelangen, und wie fühlt es sich an, dort zu sein?<br />
G: Leider ist das eine Frage, die immer wieder<br />
gestellt wird - und ja, es ist immer noch wahr: es<br />
gibt nur wenige Frauen, die auf diesem Gebiet<br />
arbeiten. Es ist jedoch ein Umfeld, das wertschätzt,<br />
was man „auf den Tisch legt“... - es zählen<br />
Kompetenz und Leistung. Mit diesen beiden<br />
Dingen ist es egal, welches Geschlecht man hat.<br />
Ich persönlich denke nicht zu viel über diese<br />
Frage nach, denn es gibt so viele andere Themen,<br />
die Aufmerksamkeit benötigen. Aber eine<br />
positive Notiz am Rande: ich habe bemerkt,<br />
dass es neuerdings eine Menge Frauen gibt, die<br />
Karrieren in technischen Bereichen anstreben.<br />
Und das sind letztlich jene jungen Frauen, die<br />
aktiv gefördert werden müssen und denen die<br />
enormen Chancen in diesen sehr technischen<br />
und männlich dominierten Bereichen aufgezeigt<br />
werden sollen.<br />
“I have noticed that there are a lot of females<br />
coming through recently who are choosing<br />
careers in the technical field. And these are the<br />
young ladies, who need to be fostered and who<br />
need to be shown the huge opportunities in<br />
these very technical, male dominated areas.”<br />
Die OMV hat eine große Initiative, namens<br />
„OMV sucht die Technik- Queen", ins Leben<br />
gerufen. Im Rahmen dieser Initiative werden<br />
interessierten Frauen die technischen Berufsmöglichkeiten<br />
nähergebracht. Ich bin eine der<br />
Mentorinnen dieses Programms, das sich auf<br />
junge Frauen konzentriert, die derzeit in der<br />
Schule sind (im Alter zwischen 14 und 16) und<br />
die möglicherweise gerne eine technische<br />
Karriere einschlagen würden. Dieses Programm<br />
zeigt ihnen, was es heißt, in diesem Bereich zu<br />
arbeiten.<br />
Gabrielle Costigan<br />
Ich nenne mich selbst Neuzeit-Weltbürger -<br />
ich fühle mich nicht durch Grenzen gebunden<br />
B: Es ist interessant - wenn ich mit Frauen<br />
spreche, die in Führungspositionen sind, sagen<br />
sie immer: „Ich betone nicht, dass ich eine<br />
weibliche Führungskraft bin“.<br />
G: Ich konzentriere mich nur auf meine Arbeit.<br />
Menschen, die im technischen Bereich arbeiten,<br />
neigen dazu zu sagen, dass es nicht wirklich<br />
zählt wer man ist. Doch was Sie gesagt<br />
haben, scheint nicht für die anderen Bereiche<br />
des Managements zu gelten. Ich denke, im<br />
technischen Bereich braucht man eine Basis an<br />
technischen Kenntnissen. Zusätzlich muss man<br />
in jeder Art von leitender Position in der Lage<br />
sein, Kontakte zu knüpfen. Man muss wissen,<br />
was man selbst und mit seinen Kollegen leisten<br />
kann. Man muss wissen, wo die nächste große<br />
Aufgabe wartet und sein Team dort hin führen<br />
- und das ist nur ein kleiner Teil davon, der<br />
einen erfolgreichen Leader ausmacht.<br />
B: Was macht Gabrielle Costigan aus?<br />
G: Ich würde sagen eine Reihe von Dingen. Ich<br />
nenne mich selbst einen Neuzeit-Weltbürger.<br />
Ich sehe mich nicht durch irgendwelche Grenzen<br />
gebunden – so gehe ich auch an meine<br />
Arbeit und meinen Stil heran. Ich bin unglaublich<br />
schnell im Anpassen und dabei, einen Kurs<br />
zu nehmen, der „unbekannt“ ist. Ich führe dies<br />
auf die Tatsache zurück, dass ich in Australien<br />
aufgewachsen und mit vielen verschiedenen<br />
Kulturen in Berührung gekommen bin. Ich war<br />
privilegiert genug, dass man mich gelehrt hat,<br />
dass jeder dieser Unterschiede ein erstaunliches<br />
Spektrum an Input für jede Art von Arbeit<br />
bringt, in der man sich selbst wiederfindet.<br />
“I grew up in Australia and was exposed to<br />
many diverse cultures. I have been privileged<br />
enough to have been taught that this is<br />
valuable and that each of these differences<br />
bring an amazing array of input in all type<br />
of work that we find ourselves in.”<br />
Also, was macht mich einzigartig? Ich habe<br />
keine Angst mit verschiedenen Gesellschaftsschichten<br />
zu arbeiten. Ich bin flexibel,<br />
in der Tat - unglaublich flexibel, in jedem<br />
Umfeld, in dem ich mich befinde.<br />
B: Würden Sie sagen das ist ein Wettbewerbsvorteil,<br />
welchen Frauen mit internationalem<br />
Hintergrund definitiv öfter nutzen<br />
sollten, um dorthin zu kommen, wo sie sein<br />
möchten?<br />
G: Ich glaube nicht, dass es nur für Frauen mit<br />
internationalem Hintergrund gilt, sondern<br />
auch für jene mit weniger internationaler<br />
Erfahrung. Ich denke heutzutage, im Zeitalter<br />
der Globalisierung, muss man sehr flexibel und<br />
sehr schnell sein, man muss in der Lage sein,<br />
sich auf eine gegebene Situation einzustellen.<br />
Das bedeutet nicht, seinen Fokus auf lange<br />
Sicht zu verlieren, denn man muss sein Ziel<br />
erreichen. Aber es ist vielleicht nicht die<br />
gerade Linie, die man geplant hat. Dieser Weg<br />
beschert einem vielleicht einige Beulen und<br />
ein paar Kratzer. Aber wenn man sich<br />
dementsprechend ändern kann, macht einen<br />
das wahrscheinlich erfolgreicher als jemand<br />
anderen, der eine sehr starke Vorstellung<br />
davon hat, wie er dorthin kommt.<br />
B: Sie sind also ein Senior-Manager, und eine<br />
junge „Chef- Mutter“ (mom in chief).<br />
G: Ja, (lacht), ich mag diesen Ausdruck. Junge<br />
Chef Mutter. Ich bin die Chef Mutter…<br />
B: Wie managen Sie Ihr Chef-Mutter Unternehmen?<br />
Ich nenne es Zwischenunternehmen.<br />
Wie führen Sie dieses „Unternehmen“<br />
und wie kombinieren Sie es mit Ihrer<br />
Managerfunktion bei der OMV?<br />
G: Ich muss sagen, bevor ich ein Kind hatte<br />
habe ich gedacht: Oh, es wird alles so einfach<br />
werden – aber das ist es nicht. Das ist eine Tatsache.<br />
Es bedarf, und ich habe es viele Male<br />
von anderen Frauen gehört, absolut perfekter<br />
Planung. Man braucht einen Sicherheitsplan,<br />
und einen Sicherheits- Sicherheits- Sicherheitsplan.<br />
Wenn man diesen Plan nicht hat,<br />
dann, Sie wissen schon, sitzt man irgendwie<br />
in der Tinte.<br />
“You need to have back up plans<br />
and back up, back up back up plans.<br />
If you don’t have those set in place<br />
then you are a kind of a bit, you know…<br />
down the alleyway.”<br />
Was die Dinge einfacher macht ist, dass<br />
ich einen Partner habe, der mich sehr<br />
unterstützt. Wir haben beide internationale<br />
Jobs, die mit vielen Reisen einhergehen. Das<br />
muss koordiniert und geplant sein. Aber<br />
die OMV hat auch große Schritte unternommen,<br />
durch das Einrichten von Kindertagesstätten<br />
etwa und durch flexible<br />
Arbeitszeiten.<br />
B: Was macht Sie glücklich? Wann haben<br />
Sie wirklich das Gefühl, in Ihrem Element, Sie<br />
selbst zu sein?<br />
G: Die Tatsache, dass ich weiß, dass ich noch<br />
nicht da bin, wo ich hin will, aber ich bin heute<br />
näher dran, als ich es gestern war...<br />
Vielen Dank für das Interview<br />
Zur Person:<br />
Vorstandsvorsitzende der Organisation MiM (MiA in Motion<br />
- unabhängige Plattform von Frauen mit internationalem<br />
Geboren in Australien, in Österreich seit 1999<br />
Hintergrund, welche den interkulturellen Dialog, sowie die<br />
Gearbeitet hat sie unter anderem für: Lenzing AG Austria, Vielfalt in der Gesellschaft fördert)<br />
Clariant AG/Schweiz, Alcatel-Lucent/Belgien, Mondi/Irland,<br />
Botschafterin beim projektXchange (Österreichweites Projekt,<br />
Frantschach AG/Österreich, Johnson&Johnson/Italien,<br />
bei dem Persönlichkeiten mit Migrationshintergrund ihre<br />
Danone/Frankreich, UK, Dt. Post AG/Deutschland, Pacific<br />
persönlichen Erfahrungen mit SchülerInnen austauschen)<br />
Dunlop/Australien, Dairy Farmers Ltd./Neuseeland,<br />
Australien, Colgate-Palmolive/Australien, L’Oreal/Australien, Engagement für Frauen im Rahmen der Accenture Women<br />
weitere Jobs in der Tschechischen Republik, Frankreich, Initiative, die Frauen an ihrem Arbeitsplatz unterstützt<br />
Schweiz, USA, Belgien, Spanien, Rumänien.<br />
(Trainings, grenzüberschreitende Veranstaltungen)<br />
Preisträgerin MiA Award 2008 (Wirtschaft)<br />
Gewinnerin des 2. Petroleum Industry Award <strong>2014</strong>