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MEIN PASSAU

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Wir schätzen das Wasser<br />

zum Trinken, Kochen und<br />

Baden, Flüsse und Seen sind<br />

Erholungsräume für uns<br />

alle und sind ein wesentliches<br />

Element unseres Ökosystems.<br />

Trotz dieses Wissens<br />

gehen wir mit dem<br />

Quell des Lebens sehr verantwortungslos<br />

um, wie<br />

aktuelle Messergebnisse zeigen:<br />

nach Jahrzehnten steigen<br />

in Deutschland wieder<br />

die Nitratwerte im Trinkwasser<br />

und übersteigen - vor<br />

allem in Gebieten mit Massentierhaltung<br />

- sogar die<br />

Mein Passau: Der BUND<br />

Naturschutz schlägt seit<br />

geraumer Zeit Alarm, da<br />

seinen Angaben zufolge in<br />

Deutschland die Nitratwerte<br />

im Trinkwasser steigen. Der<br />

BUND benennt als Ursache<br />

dafür die steigende Massentierhaltung,<br />

übermäßiges<br />

Düngen der Felder mit Gülle<br />

und die neu hinzugekommenen<br />

Gärreste aus den<br />

Biogasanlagen. Wie erklärt<br />

es sich, dass gegen diesen<br />

Trend das Passauer Trinkwasser<br />

erstaunlich sauber<br />

ist? Immerhin ist der Nitratwert<br />

mit 6,6 mg/l in Passau<br />

extrem weit unter dem<br />

Grenzwert von 50 mg/l, der<br />

in Deutschland immer öfter<br />

überschritten wird.<br />

Gottfried Weindler:<br />

„Das Trinkwasser wird aus<br />

dem sogenannten Grundwasserbegleitstrom<br />

aus<br />

12,5 Metern Tiefe auf der<br />

Insel Soldatenau gefördert<br />

und in das Leitungsnetz<br />

der Stadtwerke Passau zu<br />

den 15 Hochbehältern, die<br />

ein Fassungsvermögen zwischen<br />

500 Kubikmetern und<br />

4.000 Kubikmetern haben,<br />

gepumpt. Von dort kommt<br />

es in natürlichem Gefälle<br />

zu den angeschlossenen<br />

Haushalten. Das Wasser<br />

benötigt rund vier Mona-<br />

TITELTHEMA<br />

WASSER - GRUNDLAGE ALLEN LEBENS<br />

vorgegebenen Grenzwerte.<br />

In unserem Spezial „Wasser“<br />

erläutert Stadtwerkechef<br />

Gottfried Weindler, warum<br />

in Passau das Trinkwasser<br />

trotzdem so rein ist. Auf<br />

den folgenden zwei Seiten<br />

kommt außerdem Karl Haberzettl,<br />

1. Vorsitzender<br />

der Kreisgruppe Passau<br />

des BUND Naturschutz, zu<br />

Wort. Sein Ausspruch „das<br />

Wort Brunnenvergifter wird<br />

weltweit noch zu einer nie<br />

geahnten Bedeutung aufsteigen“,<br />

stimmte uns bedenklich.<br />

<strong>PASSAU</strong>S TRINKWASSER: WARUM ES SO REIN IST<br />

Interview mit Gottfried Weindler, SWP-Geschäftsführer über sauberes Wasser und das Problem mit der Gülle<br />

Foto: Geisler<br />

„Die Werte des Passauer Trinkwassers sind hervorragend“, sagt<br />

Gottfried Weindler Geschäftsführer der Stadtwerke Passau Foto: Geisler GmbH.<br />

te, bis es durch sämtliche<br />

Schichten des Inns in den<br />

Grundwasserbegleitstrom<br />

des Inns gelangt. Deshalb<br />

sind auch die Werte so hervorragend.<br />

Der Grund für<br />

die Reinheit dieses Wassers<br />

liegt wahrscheinlich darin,<br />

dass es durch sehr viele<br />

Gesteinsschichten unterschiedlichster<br />

Art gefiltert<br />

wird. So sind laut der letzten<br />

großen Trinkwasseruntersuchung<br />

im Mai 2014 52,2<br />

mg/l Calcium und 13,0 mg/l<br />

Magnesium im Trinkwasser<br />

enthalten. Der Nitratgehalt<br />

liegt bei 6,6 mg/l.“<br />

Mein Passau: Hat das<br />

Passauer Trinkwasser in<br />

irgendwelcher Form chemische<br />

Zusätze?<br />

Gottfried Weindler:<br />

„Das Passauer Trinkwasser<br />

kommt, so wie es hochgepumpt<br />

wird, in die Rohrleitungen<br />

und zu den Haushalten<br />

ohne irgendeine<br />

chemische Aufbereitung.“<br />

Mein Passau: Welches<br />

Wasser trinken eigentlich<br />

die Passauer: Das aus der<br />

Donau, das aus dem Inn,<br />

oder tiefer liegendes Grundwasser?<br />

Gottfried Weindler:<br />

„Das Wasser wird größtenteils<br />

aus dem Grundwasserbegleitstrom<br />

des Inns<br />

entnommen. Eventuell sind<br />

noch einige Prozente vom<br />

Uferfiltrat auf der österreichischen<br />

Seite enthalten.“<br />

Mein Passau: Nochmals<br />

zur ersten Frage: Wie sieht<br />

es für die künftige Wasserversorgung<br />

Passaus aus?<br />

Werden nicht zwangsläufig<br />

auch die Nitratwerte des<br />

Passauer Trinkwassers steigen,<br />

wenn mit der Zeit die<br />

Nitrate aus der übermäßigen<br />

Gülleausbringung die<br />

Grundwasserströme erreichen?<br />

Gibt es geeignete Gegenmaßnahmen?<br />

Gottfried Weindler:<br />

„Natürlich besteht auch<br />

durch Überdüngung der<br />

landwirtschaftlichen Flächen<br />

entlang des Inns die<br />

Gefahr, dass der Nitratgehalt<br />

des Passauer Trinkwassers<br />

steigen kann. Unsere Messungen<br />

der letzten 20 Jahre<br />

belegen aber, dass hier ein<br />

Anstieg von damals 5 mg/l<br />

auf nur 7 – 8 mg/l zu beobachten<br />

ist. Auf diesen langen<br />

Zeitraum sind das hervorragende<br />

Werte. Der Vorteil<br />

liegt darin, dass – ich nenne<br />

es mal die Wasserautobahn<br />

– das Wasser von Rosenheim<br />

bis nach Passau durch<br />

die hohe Fließgeschwindigkeit<br />

des Inns in 10 Stunden<br />

durchfließt und laienhaft<br />

ausgedrückt, deshalb der Nitrateintrag<br />

sehr schnell weggespült<br />

wird. Durch diesen<br />

Umstand kommt es eher selten<br />

zu Eintragungen in den<br />

Grundwasserbegleitstrom.“<br />

Mein Passau: Ist man als<br />

Wasserversorger in Sachen<br />

Nitratbelastung eigentlich<br />

im Dialog mit Politik, Landwirtschaftsverbänden<br />

und<br />

Landwirtschaftsämtern?<br />

Gottfried Weindler:<br />

„Selbstverständlich ist man<br />

im Dialog über die Verbände,<br />

wie beispielsweise dem<br />

Verband Bayerischer Energie-<br />

und Wasserversorgung,<br />

um die übermäßige Düngung<br />

der landwirtschaftlichen<br />

Flächen etwas zurückzunehmen,<br />

damit es nicht<br />

zu einem Kollaps kommt.“<br />

Das Gespräch führte<br />

Christian Russ<br />

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