Bergsteiger Bayerns Bergzauber (Vorschau)
11 Wildes Wallis: Wandern über grandiose Pässe D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € 11 / November Juli 2014 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Estergebirge • Sarntaler Alpen • Walliser Alpen • Dolomiten | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus EXTRA Die Ausrüstung für den Winter Südtiroler Superlativ Die Pyramiden in den Sarntaler Alpen 5 Typen, 13 Top-Touren, jede Menge Traditionen Bayerns Bergzauber Alpen-Geschäft Heidiland abgebrannt? Blick hinter die Kulissen Allgäu Warum die Mädelegabel den Mauerfall feiern darf Totes Gebirge Geheimtipp Schermberg: Auf diese Gipfel sollten Sie steigen! GARMISCH: Touren im Takt Pyrenäen Sieben Tage Abenteuer auf dem »Carros de Foc«
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11<br />
Wildes Wallis: Wandern über grandiose Pässe<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
11 / November Juli 2014 2013<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Estergebirge • Sarntaler Alpen • Walliser Alpen • Dolomiten<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
EXTRA<br />
Die Ausrüstung<br />
für den Winter<br />
Südtiroler<br />
Superlativ<br />
Die Pyramiden in<br />
den Sarntaler Alpen<br />
5 Typen, 13 Top-Touren,<br />
jede Menge Traditionen<br />
<strong>Bayerns</strong><br />
<strong>Bergzauber</strong><br />
Alpen-Geschäft<br />
Heidiland abgebrannt?<br />
Blick hinter die Kulissen<br />
Allgäu<br />
Warum die Mädelegabel<br />
den Mauerfall feiern darf<br />
Totes Gebirge<br />
Geheimtipp Schermberg: Auf<br />
diese Gipfel sollten Sie steigen!<br />
GARMISCH: Touren im Takt<br />
Pyrenäen<br />
Sieben Tage Abenteuer<br />
auf dem »Carros de Foc«
SICHER UNTERWEGS IN FELS UND EIS.<br />
DANK INNOVATIVER DETAILS.<br />
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116 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />
Valbona GTX ® I Alpin<br />
www.lowa.de<br />
© www.fwa-muc.de, 2014
Foto: S. Zistl (Benediktenwand)<br />
Wer jetzt nicht<br />
auf den Gipfel<br />
steigt, ist selber<br />
schuld: Ich wünsche<br />
Ihnen tolle<br />
Herbsttouren!<br />
EDITORIAL<br />
Die Welt und sich<br />
selbst erleben!<br />
Die neuen<br />
Hauser<br />
sind da:<br />
Der Faktor<br />
Mensch<br />
Es ist ungewöhnlich, dass sich Journalisten<br />
selbstkritisch an ihre Leser wenden.<br />
Reporter und Redakteure lassen sich nicht<br />
gerne in die Karten blicken, und wenn<br />
doch, dann oft mit ironischem Unterton<br />
oder kokettierend. Insofern sind die Zeilen bemerkenswert, mit denen die Kollegen<br />
von Spiegel Online Stellung zu ihrer opulenten (Vor-)Berichterstattung über<br />
Benedikt Böhms und Sebastian Haags »Double8«-Expedition nehmen, die am<br />
Shisha Pangma in einer Tragödie mit zwei Toten endete (S. 12). »Welche Verantwortung<br />
bringt eine so intensive Berichterstattung mit sich? Befeuern wir gar<br />
durch die Aufmerksamkeit einen Trend – höher, schneller, weiter, riskanter?«<br />
Die Spiegel Online-Redaktion verneint Letzteres, denn das Ignorieren von derlei<br />
Weltrekordversuchen könne ja auch nicht die Lösung sein.<br />
Aber was ist das richtige Maß? Setzt man Extrembergsteiger nicht unter großen<br />
Erfolgsdruck, wenn man ihr Projekt in allen Details in die Welt hinaus trägt? Ich<br />
bin überzeugt, dass Benedikt Böhm, Sebastian Haag, Andrea Zambaldi, Martin<br />
Maier und Ueli Steck die Gefahren am Berg – unabhängig vom Grad der medialen<br />
Aufmerksamkeit – nüchtern einschätzten. So wie es auch David Lama, Hansjörg<br />
Auer und Peter Ortner am Masherbrum taten (S. 6–11). Die drei brachen ihre<br />
Expedition ab (nachdem sie beinahe von Lawinen verschüttet worden wären),<br />
Böhms Seilschaft startete einen neuen, fatalen Versuch. So tragisch der Tod von<br />
Haag und Zambaldi zweifelsohne ist: Das Risiko war allen bewusst.<br />
GOACTIVE<br />
ist die beste<br />
Wahl, wenn<br />
Sie fordernde<br />
Wanderetappen<br />
weltweit suchen<br />
oder technisch<br />
einfache Gipfelziele<br />
anpeilen.<br />
GOEASY<br />
ist der Richtige<br />
für alle, die<br />
entspannt<br />
wandern und<br />
genussvoll die<br />
Welt entdecken<br />
möchten.<br />
Dass der Mensch in Anbetracht der Größe der Berge an seine Grenzen stößt, hat<br />
den Alpinismus seit jeher beflügelt. Man kann die Grenzen verschieben, zum<br />
Held werden – oder scheitern. Doch es gibt auch die andere Seite der Mensch-<br />
Berg-Beziehung. Menschen, die in den Bergen und von ihnen leben. Wie sieht der<br />
Alltag in den Alpen aus? Ist Heidiland abgebrannt? BERGSTEIGER-Autor Axel<br />
Klemmer machte sich mit einer Delegation der Alpenkonvention auf den Weg.<br />
Und fand interessante Antworten (S. 40–46). Eine spannende Lektüre wünscht<br />
GOALPINE<br />
ist für Menschen<br />
konzipiert, die<br />
an die eigenen<br />
Grenzen gehen<br />
und diese<br />
überschreiten<br />
möchten.<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
Jetzt alle neuen Reisen im Web<br />
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Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />
hauser-exkursionen.de
INHALT<br />
20<br />
<strong>Bayerns</strong> <strong>Bergzauber</strong><br />
Wir porträtieren fünf Menschen,<br />
die sich von der Tradition in den<br />
bayerischen Bergen inspirieren<br />
ließen und dabei ihre persönliche<br />
Berufung entdeckt haben.<br />
TITELTHEMA<br />
82<br />
Südtiroler Superlativ<br />
Knopf auf Spitz: Die Erdpyramiden am Ritten sind<br />
einzigartig – und lassen sich wunderbar erwandern.<br />
40<br />
Das Alpen-<br />
Geschäft<br />
Wie modern ist die alpine<br />
Landwirtschaft? Ein Blick<br />
hinter die Kulissen<br />
20 Der Berg beruft<br />
Sennerin, Steinsucher oder Schamane: In<br />
<strong>Bayerns</strong> Bergen gibt es besondere Berufe. Zu<br />
Besuch bei Menschen, die am Berg arbeiten<br />
BERGSZENE<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 BERGSZENE Haag verunglückt am Shisha<br />
Pangma – Innsbrucker Alpinmesse beginnt<br />
16 UMWELT Gemischte Bilanz: Kein Bau am<br />
Jochberg, kein Baustopp am Sudelfeld<br />
18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />
Webtipps zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
30 Weg aus dem Wallis<br />
Die Gipfel sind Hochtourenziele, die Walliser<br />
Pässe aber gehören den Wanderern. Vier<br />
uralte Übergänge in andere Kulturen<br />
36 Verlassene Festung<br />
Wie heißt die zweithöchste Wand der Nördlichen<br />
Kalkalpen? Eben. Warum man den<br />
Schermberg nicht länger übersehen sollte.<br />
4 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Cover: Bernd Römmelt (Gr. Ahornboden, Karwendel); weitere Fotos: D. Steigenberger, A. Burr, C. Fink, S. Garnweidner, M. Meyer, A. Klemmer, A. Steiner, Hersteller<br />
68<br />
Pyrenäen<br />
Carros de Foc: unbekannter Traumpfad<br />
zwischen Frankreich und Spanien<br />
12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
Ritten (Sarntaler Alpen)<br />
Monte-Moro-Pass<br />
Gemmipass<br />
Grand Col Ferret & Petit Col Ferret<br />
Rawilpass<br />
Über den Wank<br />
Sfornioi Nord<br />
Über das Astjoch<br />
Weitlahnerkopf<br />
Rotwand-Runde<br />
54<br />
Bschießer und Ponten<br />
Jubiläumsweg (Allgäuer Alpen)<br />
64 Die Krönung?<br />
Ausgerechnet im Skizirkus Kronplatz wird<br />
Reinhold Messner bald sein letztes Museum<br />
eröffnen. Eugen Hüsler war schon da.<br />
68 Pyromanen in den Pyrenäen<br />
Durch den einzigen Nationalpark Kataloniens<br />
führt ein feuriger Weg – der eigentlich<br />
für seine Gewässer bekannt ist.<br />
74 Das Kreuz mit der Mauer<br />
Auf der Mädelegabel steht ein Stück<br />
deutsch-deutscher Geschichte.<br />
Familien-TIPP<br />
78 Serie: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />
Touren im Werdenfels-Takt: In den Garmischer<br />
Bergen staut es sich im Herbst besonders<br />
gern. Besser, man nimmt den Zug.<br />
82 Serie: GeoTop-Touren<br />
Um die Erdpyramiden am Südtiroler Ritten<br />
ranken sich Legenden mit schwarzer Magie.<br />
Dabei ist ihre Entstehung ganz logisch.<br />
86 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />
Fit für den Mont Blanc? Dann ist vor<br />
Weihnachten die rechte Zeit, auch die<br />
Ausrüstung auf den Prüfstand zu stellen.<br />
92<br />
Winterware<br />
Noch bevor der<br />
erste Schnee die<br />
Berge weißelt,<br />
zeigen wir, welche<br />
neuen Produkte<br />
im kommenden<br />
Winter einschlagen<br />
werden.<br />
104 Kaly, my love<br />
Klettern? Im November? In den Alpen?<br />
Viel schöner ist es auf Kalymnos, das auch<br />
für Genusskletterer einiges bereithält.<br />
110 Am Anfang war das Feuer<br />
Ein perfektes Bergwochenende am Hochschwab<br />
im steirischen Salzatal<br />
SERVICE<br />
92 Was das Pulver wert ist<br />
Bergsportartikel werden immer teurer.<br />
Der große Winter-Ausrüstungsberater<br />
zeigt, wo sich Investitionen lohnen.<br />
REPORTAGE<br />
40 Heidiland vom Förderband<br />
Wie Bergbauern arbeiten, wissen wir nur<br />
noch von der Milchpackung. Unser Autor<br />
Axel Klemmer hat genauer hingeschaut.<br />
KOLUMNE<br />
52 Die Wendung mit der Maus<br />
David Göttler über tierische Begegnungen<br />
in unmenschlichen Umgebungen<br />
30<br />
Wildes Wallis<br />
Vier Passwanderungen<br />
aus dem Schweizer<br />
Gebirgskanton<br />
74<br />
Kreuzgang<br />
Wie ein Allgäuer Gipfelkreuz zum<br />
Mahnmal der Mauer wurde<br />
48 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
»15 000 Dollar im<br />
Jahr sind genug für<br />
mich«. Freesolo-Star<br />
Alex<br />
Honnold (29)<br />
spricht über<br />
Bescheidenheit<br />
und die<br />
Angst vor<br />
dem Fallen.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bergbilder 6<br />
TV-Programm 19<br />
Härtetest 102<br />
Bergpredigt 112<br />
Briefe/Impressum 113<br />
<strong>Vorschau</strong> 114<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
Abstoß<br />
»Geht’s raus und spielt’s Fußball«, sagte Kaiser<br />
Franz. Trotzdem würden Peter Ortner, David Lama<br />
und Hansjörg Auer jetzt lieber in der Wand rechts<br />
oben hängen. Wer nicht mitspielte: die Verhältnisse.<br />
Basislager Masherbrum (7821 m), Karakorum (Pakistan)<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Alle Fotos: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool
Abhang<br />
Wenn die großen Berge bocken, müssen eben die<br />
kleinen herhalten: David Lama versucht sich mal wieder<br />
am Boulderblock, an dem sich die <strong>Bergsteiger</strong><br />
die tote Zeit im Basislager vertrieben.<br />
Über dem Yermandu-Gletscher, ca. 4500 Meter<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Auch die Träger haben mal<br />
Pause. Später streikten<br />
sie, Lama & Co. mussten<br />
ihre gesamte Ausrüstung<br />
selbst ins Lager wuchten.<br />
Akribische Planung: An der technischen<br />
Ausrüstung scheiterte<br />
die Red-Bull-Expedition nicht.<br />
Alle Fotos: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool
Abmarsch<br />
Die Last der Logistik: Auch nach erfolgreichen Expeditionen<br />
ist der Rückmarsch keine Kür. Unverrichteter<br />
Dinge nervt es doppelt, und wenn die Träger<br />
streiken, hilft auch das tolle Panorama nicht mehr.<br />
Die Karawane im Baltorotal (Pakistan)<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Die Leinwand bleibt weiß<br />
»Nicht erwähnenswert« nannte David<br />
Lama die Versuche am Masherbrum<br />
(7821 m). Prägend waren sie trotzdem.<br />
Sie stapelten tief. »Die Wand ist so neu<br />
und so schwierig, dass ein Erfolg nur<br />
schwer vorstellbar ist«, schrieb David Lama,<br />
als er im Juli mit Peter Ortner und Hansjörg<br />
Auer zur Masherbrum-Nordostwand in Pakistan<br />
aufbrach. Eine Eiger-Nordwand mit<br />
einem Cerro Torre obendrauf, der Gipfel<br />
fast auf 8000 Metern, unfassbar komplexe<br />
Wandstrukturen, Erstbesteigung im Alpinstil<br />
– es wäre die Tat des Jahrzehnts gewesen<br />
(für die sich die Österreicher mal eben<br />
am benachbarten Broad Peak akklimatisiert<br />
hatten). Dass die groß angelegte Expedition<br />
wegen hoher Lawinengefahr schon<br />
am Wandfuß endete, macht sie nicht weniger<br />
berichtenswert: Wenn David Lama das<br />
Scheitern als »eine meiner bedeutendsten<br />
Erfahrungen« bezeichnet, weiß man: Hier<br />
wurde ein großes Kapitel aufgeschlagen,<br />
und es wird seine Fortsetzung finden. –te–<br />
Alle Fotos: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11
<strong>Bergsteiger</strong><br />
11/14 BERGSZENE<br />
Haag und Böhm<br />
waren seit ihrer<br />
Kindheit gemeinsam<br />
unterwegs, sie<br />
stellten mehrere<br />
Rekorde im Speedbergsteigen<br />
auf.<br />
TRAGÖDIE AM SHISHA PANGMA<br />
SEBASTIAN HAAG UND ANDREA ZAMBALDI STERBEN IM HIMALAYA<br />
Foto: Dynafit (2)<br />
Der Weltrekordversuch endete im Desaster: Zwei Achttausender in<br />
sieben Tagen wollten die Münchner Speedbergsteiger Sebastian Haag<br />
und Benedikt Böhm auf ihrer »Double8«-Expedition besteigen. Wegen hoher<br />
Lawinengefahr verschoben sie den Aufstieg am ersten Ziel, dem Shisha<br />
Pangma (8027 m). Am Morgen des 24. September befand sich das Team,<br />
dem auch der Italiener Andrea Zambaldi, Martin Maier und Ueli Steck<br />
angehörten, 100 Höhenmeter unter dem Gipfel, als eine Lawine Haag,<br />
Zambaldi und Maier über 600 Höhenmeter weit mitriss. Maier konnte sich<br />
selbst befreien und ins Basislager zurückkehren, Böhm und Steck schafften<br />
es trotz stundenlanger Versuche nicht, in die Lawinenzone vorzudringen.<br />
Alle Hintergründe lesen Sie auf www.bergsteiger.de<br />
–te–<br />
Steile Post<br />
HANWAGS BERGPOSTBOTEN LIEFERN AUS<br />
Die im Sommer vom BERGSTEIGER ausgewählten<br />
Bergpostboten haben die Kundenzeitung des Bergschuhspezialisten<br />
Hanwag erfolgreich ausgeliefert.<br />
German M. (Giengen) und Werner K. (Steinheim)<br />
belieferten zur Freude der Wirte die Hallerangeralm<br />
im Karwendel. Christian und Tine K. (Saarland) hatten<br />
mit dem Mindelheimer Klettersteig die schwierigste<br />
Lieferroute, brachten die Post aber souverän zur<br />
Fiderepasshütte. Hilmar B. und Thorsten W. aus Berlin<br />
schleppten gleich auf ihrer ersten Bergtour Extrablätter<br />
zur Berchtesgadener Blaueishütte. Übrigens:<br />
Die Bergpost kann auch jederzeit online unter www.<br />
hanwag.de/hanwag-bergpost gelesen werden. –te–<br />
Als Belohnung für die zuverlässige<br />
Lieferung gab es haufenweise<br />
Hanwag-Ausrüstung.<br />
Foto: Hanwag (4)<br />
Zitat des Monats<br />
»Wen sie einmal ergriffen<br />
haben, die<br />
Berge, den lassen<br />
sie so schnell nicht<br />
wieder; mächtig ist<br />
ihr Zauber, und nie<br />
geben sie Sättigung,<br />
sondern nur immer<br />
neuen Hunger, neue<br />
Wünsche und neue<br />
Erinnerungen«<br />
Leo Maduschka (1908–1932)<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Foto: Tero Repo<br />
Neu auf der Alpinmesse:<br />
das »Freeride<br />
Village« für Fans<br />
von unverspurten<br />
Abfahrten<br />
@lasportivatwitt<br />
www.lasportiva.com • Become a La Sportiva fan<br />
Halo Jacket<br />
Alles alpin in Innsbruck<br />
VORTRÄGE, PRODUKTE, WORKSHOPS:<br />
DIE 9. ALPINMESSE 2014 STEHT BEVOR<br />
Seit neun Jahren kommen 160 Hersteller, Händler, alpine<br />
Institutionen und Reiseveranstalter in die Tiroler Landeshauptstadt,<br />
um ihre Neuigkeiten auf der Alpinmesse zu<br />
präsentieren. 2014 gibt es erstmals ein »Freeride Village«<br />
mit Produkttests, Sicherheitstrainings und einem eigenen<br />
Filmfestival rund um die Welt des unverspurten Schnees.<br />
Für das Vortragsprogramm konnten Cracks wie Winter-<br />
<strong>Bergsteiger</strong> Simone Moro (»Exposed to Dreams«) und<br />
Kletterer Guido Unterwurzacher (»Vom Kaiser in die Welt«)<br />
gewonnen werden. Auch der Bouldercup »BlocAlpin« fi ndet<br />
wieder in der Messehalle statt. Das heimliche Highlight der<br />
Messe sind aber die über 60 kostenlosen Workshops: vom<br />
LVS-Training über Kartenkunde und Tierspurenworkshop<br />
hat der Veranstalter, das<br />
Österreichische Kuratorium<br />
für alpine Sicherheit,<br />
alles im Programm. –te–<br />
▶ ALPINMESSE<br />
15.–16. November 2014, Messe Innsbruck<br />
Öffnungszeiten: Samstag 10–19 Uhr,<br />
Sonntag 10–18 Uhr<br />
Eintritt: 7 Euro; Kinder und Jugendliche bis 16<br />
Jahre frei. Impulsvorträge & Workshops (mit Voranmeldung)<br />
sind kostenlos.<br />
▶ ALPINFORUM<br />
15. November 2014, auf der alpinmesse Innsbruck<br />
Öffnungszeiten: 12:30–18 Uhr<br />
Eintritt: 22 Euro (inkl. Eintritt zur alpinmesse am<br />
Samstag)<br />
Details und Vorverkauf unter www.alpinmesse.info<br />
Zu gewinnen gibt es je 2 x 2 Karten zu den Vorträgen<br />
von Simone Moro, Guido Unterwurzacher und<br />
Eintrittskarten zur Alpinmesse. Schicken Sie uns eine<br />
Postkarte (BERGSTEIGER, Postfach 400209, 80702<br />
München) oder eine E-Mail (bergsteiger@bruckmann.<br />
de) mit Ihrem Ticketwunsch und Ihrer Anschrift.<br />
Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2014.<br />
Mitmachen<br />
und<br />
gewinnen!<br />
Foto: Simone Moro<br />
Spectre Sparkle<br />
Photo © La Sportiva<br />
LA SPORTIVA® is a trademark of the shoe manufacturing company “La Sportiva S.p.A” located in Italy (TN)
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 11/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Foto: Patrick Ribis<br />
Foto: Frank Kretschmann<br />
Globetrotter Filmfestival<br />
Am 15. November gastiert das 2. Globetrotter<br />
Film- und Vortragsfestival im Münchner Cinemaxx<br />
am Isartor. In sieben Kinosälen fi nden den<br />
ganzen Tag über spannende Vorträge und Filme<br />
zu den Bergen der Welt statt. Alle Infos unter<br />
www.globetrotter.de/fi lm-vortragsfestival –te–<br />
ReWild gewinnt theALPS-Award<br />
Das Projekt ReWild von GTA hat den theALPS<br />
Award 2014 für die innovativste digitale<br />
Marketingstrategie im Alpentourismus gewonnen.<br />
Das GPS-basierte Outdoorspiel für Smartphones<br />
fördere die Identifi kation mit dem Lebensraum<br />
Alpen, so die Jury. Infos unter www.rewild.fr –te–<br />
Outdoor-Testival Sport Scheck<br />
Testen unter Echt-Bedingungen: Der Münchner<br />
Outdoor-Ausrüster Sport Scheck hat zum elften<br />
»Testival« nach Molveno in die Brenta geladen.<br />
250 Bergbegeisterte konnten bei vielfältigen<br />
Touren sich und das Material ausprobieren. –mr–<br />
Papert punktet an der Zinne<br />
Ines Papert und Lisi Steurer gelang Ende<br />
August die erste rotpunkt-Begehung von »Ohne<br />
Rauch stirbst du auch« (8a-, 500 m) in der<br />
Nordwand der Großen Zinne.<br />
–te–<br />
Neue Boulderhallen<br />
Mehr Boulder braucht das Land: Im Münchner<br />
Westen (Boulderwelt Aubing) und in Tübingen<br />
(B12 DAV-Boulderzentrum) haben zwei neue<br />
Hallen für den seilfreien Kletterspaß eröffnet. –te–<br />
Foto: Steiermark Tourismus/photoaustria.at<br />
Foto: Lincoln Else / Red Bull Content Pool<br />
Skaten auf bis zu 2700 Meter Höhe:<br />
Trainingszentrum Ramsau/Dachstein<br />
G’sund in der Loipe<br />
TRAININGSPROGRAMM FÜR LANGLÄUFER AM DACHSTEIN<br />
220 km »weltmeisterlich« präparierte Loipen warten in Ramsau am Dachstein<br />
auf ambitionierte Sportler, sogar eine Nachtloipe, die bis 21 Uhr beleuchtet<br />
ist. Hier befindet sich seit vielen Jahren das Internationale Trainingszentrum<br />
und das Leistungszentrum des ÖSV, wo Profis trainieren und medizinisch betreut<br />
werden. Davon können auch Freizeitsportler profitieren. Fachkräfte, die auf den<br />
Langlaufsport spezialisiert sind, bieten Belastungsuntersuchungen und anschließend<br />
individuell darauf abgestimmte Trainingsempfehlungen und Laufpläne<br />
für die Urlaubswoche oder die ganze Saison. Das Programm beginnt mit einem<br />
sportmedizinischen Check, bei dem Herzfrequenz, Lungenfunktion und Laktatwerte<br />
gemessen werden. Optional können weitere Untersuchungen wie die Überprüfung<br />
der optimalen Trainingsherzfrequenz, der Muskelfunktion oder eine<br />
Atemgasanalyse gebucht werden. Einige Hotels bieten zusätzlich Leih-Pulsuhren,<br />
geführte LL-Ausflüge, geführte Schneeschuhwanderungen oder die Einführung<br />
ins Skiwachsen an. Das Programm ist gültig vom 28. 11. 2014 bis 15. 3. 2015. Weitere<br />
Infos und Buchung unter: www.steiermark.com/langlaufistgesund –pgk–<br />
»Nicht den Hauch einer Chance«<br />
CERRO-TORRE-FILM JETZT AUF DVD UND BLU-RAY<br />
Es war David Lamas Meisterstück. Eines, das zugleich einen Meilenstein in der<br />
Alpingeschichte darstellt. »Du hast nicht den Hauch einer Chance«, beschied die<br />
amerikanische Kletter-Ikone Jim Bridwell vor laufender Kamera an die Adresse Lamas,<br />
als er von dessen Plan hörte, den Cerro Torre frei zu klettern. Wie David das schier<br />
Unmögliche schaffte, zeigt der Dokumentarfi lm auf spannendste Weise. –mr–<br />
Der BERGSTEIGER verlost 15 DVDs des Films »Cerro Torre – Nicht den Hauch einer<br />
Chance«. Zum Mitmachen schicken Sie eine Postkarte (BERGSTEIGER, Postfach<br />
400209, 80702 München) oder eine E-Mail (bergsteiger@bruckmann.de) mit dem<br />
Stichwort »Cerro Torre« und Ihrer Anschrift. Einsendeschluss ist der 11. November 2014.<br />
Mitmachen<br />
und<br />
gewinnen!<br />
Drei Expeditionen<br />
bis zum Erfolg: Am<br />
21. Januar 2012 kletterte<br />
David Lama<br />
als erster Mensch<br />
den Cerro Torre frei.<br />
Foto: Eurovideo<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Berg-Fundstück<br />
Das Krakenstativ<br />
krallt sich an jeden<br />
Felsen und erleichtert<br />
damit Selfies<br />
in heiklem Gelände.<br />
Gorillapod Original, 45 Gramm,<br />
www.joby.com/gorillapod,<br />
Preis: 15,99 EUR<br />
Foto: Hersteller<br />
ALPENVEREINE<br />
KORRIGIEREN GESCHICHTE<br />
NS-KRITISCHE TAFEL IM ÖTZTAL ANGEBRACHT<br />
Fast 80 Jahre lang blieb das Urnengrab von Waldemar<br />
Titzenthaler im Rofental bei Vent unkommentiert<br />
– obwohl darauf der ehemalige Vorsitzende der<br />
DAV-Sektion Mark Brandenburg,<br />
die den Ausschluss von Juden vehement<br />
forderte, als »Kämpfer für das<br />
Deutschtum« gefeiert wurde. Im<br />
August setzten DAV und OeAV eine<br />
zweite Tafel ein, die unter dem<br />
Urnengrab zu Toleranz und gegen<br />
Rassismus aufruft.<br />
–te–<br />
Foto: DAV<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Der DAV Summit<br />
Club hat eine neue<br />
Doppelspitze. Manfred Lorenz<br />
und Olaf Tabor lösten<br />
den bisherigen Geschäftsführer<br />
Ingo Nicolay Ende August nach<br />
nur drei Jahren mit sofortiger Wirkung ab.<br />
Als Grund dafür gab der Summit Club<br />
unterschiedliche Auffassungen über die<br />
strategische Ausrichtung an. +++<br />
+++ Besitzer eines Lawinenairbags<br />
von ABS, deren Seriennummer mit 612<br />
oder 712 beginnt, sollten die Klettverschlüsse<br />
an den Base Units vorsorglich<br />
nachrüsten: Nach längerer geschlossener<br />
Lagerung halten sie zu fest,<br />
sodass sich der Airbag bei<br />
Auslösung eventuell<br />
nicht regulär nach außen<br />
entfalten kann. Die<br />
benötigten Klettstreifen kann man unter<br />
www.abs-airbag.com/de/kontaktformular<br />
anfordern. +++<br />
+++ Nach dem Klettersteigschein führt<br />
Ramsau am Dachstein nun auch einen<br />
freiwilligen Tiefschnee-Pass ein, um<br />
den Schneespaß abseits der Piste sicherer<br />
zu machen. Kosten: 69 Euro. +++<br />
+++ Seit fast 30 Jahren laden die drei<br />
Outdoor-Hersteller Leki, Deuter und<br />
Meindl einmal jährlich die Outdoor-<br />
Presse zu einem gemeinsamen Tag in den<br />
Bergen. Heuer ging es im Nationalpark<br />
Berchtesgaden zur Tour auf die Steinerne<br />
Agnes und zur Halsalm, anschließend ins<br />
Haus der Berge. Dort wurden die neuesten<br />
Trends im Outdoor-Markt präsentiert<br />
und rege diskutiert. +++<br />
+++ Das Kieler Unternehmen<br />
Pyua, das bei der Herstellung<br />
seiner funktionalen Bekleidungslinie<br />
auf Nachhaltigkeit setzt,<br />
produziert ab sofort ausschließlich<br />
in Europa. +++<br />
Fotos: Hersteller, DAV Summit Club<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer & korrosionsbeständiger als<br />
herkömmliche Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr<br />
als die Hälfte unserer Stöcke aus Carbon. Finden Sie das für Sie<br />
optimale Modell auf www.komperdell.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 11/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Klage abgewiesen<br />
DAV UND BN LASSEN VERFAHREN GEGEN BE-<br />
SCHNEIUNGSAUSBAU AM SUDELFELD FALLEN<br />
Foto: Manfred Scheuermann/ DAV<br />
Der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Bund<br />
Naturschutz (BN) haben Mitte September in einer<br />
gemeinsamen Pressekonferenz in München bekannt<br />
gegeben, dass sie die Klage gegen den Ausbau der<br />
Beschneiungsanlagen am Sudelfeld nicht weiter<br />
verfolgen. »Juristisch haben wir leider das Ende der<br />
Fahnenstange erreicht«, sagte der Rechtsanwalt der<br />
beiden Vereine. Eine andere Klage sei jedoch schon<br />
in Vorbereitung: Sie richtet sich gegen die Vorgehensweise<br />
des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes, der<br />
zur Entscheidungsfindung zwar nachträgliche Gutachten<br />
von seiten der Wirtschaft zulasse, nicht aber<br />
von seiten der Umweltschutzverbände.<br />
Die Beschwerde von DAV und BN gegen die massive<br />
Ausweitung der künstlichen Beschneiung am Sudelfeld<br />
hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof zurückgewiesen – aufgrund von Gutachten,<br />
welche die Befürworter des Beschneiungs-Ausbaus nachträglich eingereicht hatten.<br />
Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger gewinnt der Situation dennoch etwas Positives ab: »Sie hat den<br />
Bund Naturschutz und den Deutschen Alpenverein zum gemeinsamen Handeln zusammengeführt.<br />
Darauf sollte sich die Politik im Alpenraum künftig einstellen.« DAV-Vizepräsident Ludwig<br />
Wucherpfennig wertete als weiteres Plus, dass durch die Beschwerde deutlich geworden sei, um<br />
was es den Befürwortern des Beschneiungsprojekts eigentlich gehe: nämlich vielmehr um den<br />
wirtschaftlichen Wettbewerb als um das Wohl der Öffentlichkeit. »So werden hier vermutlich keine<br />
EU-Gelder mehr fließen können, denn eine EU-Wirtschaftsförderung aus Konkurrenzgründen<br />
ist gesetzeswidrig«, sagte Wucherpfennig.<br />
–dst–<br />
Die Bagger am Sudelfeld<br />
werden DAV und BN nicht<br />
mehr stoppen – gegen<br />
zukünftige Projekte wollen<br />
die Umweltschützer aber<br />
weiterhin kämpfen.<br />
Kein Kraftwerk am Jochberg<br />
Ministerin Aigner schließt Pumpspeicherkraftwerke aus<br />
Bleibt erhalten: Die beliebte<br />
Jocheralm über dem<br />
Walchensee muss keinem<br />
Speichersee weichen.<br />
Seit vor mehr als eineinhalb Jahren die Pläne für ein Pumpspeicherkraftwerk<br />
am Jochberg bekannt wurden, stritten Gegner und Befürworter öffentlich<br />
um das beliebte Wanderziel zwischen Kochel- und Walchensee.<br />
Bürgerinitiativen und Energieallianzen, Wirtschaftspolitiker und Umweltaktivisten<br />
kämpften leidenschaftlich für ihre Sache, manchen taugte das<br />
»PSW« gar als Symbol für die Unerfüllbarkeit der Energiewende, die zwar<br />
jeder will, aber niemand vor der eigenen Haustür.<br />
Nun hat <strong>Bayerns</strong> Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) dem Projekt<br />
eine Absage erteilt.<br />
»Es gibt dafür einfach<br />
kein Geschäftsmodell«,<br />
sagte Aigner, das gelte<br />
nicht nur am Jochberg,<br />
sondern für Pumpspeicherkraftwerke in ganz Bayern. Zwar<br />
ist das Projekt offi ziell noch nicht gestoppt, nach Aigners<br />
Worten können Wanderer dennoch aufatmen. –te–<br />
Foto: Bbb / Wikipedia, facebook / Nochberg<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Foto: www.alpenverein-ibk.at<br />
»Rettet die Kalkkögel«-Aktivisten: für Natur, gegen Skischaukeln<br />
ULVETANNA HYBRID<br />
HYDRODOWN ® AND<br />
HYDROLOFT ® JACKET<br />
Ruhe bitte!<br />
ALPENVEREIN INNSBRUCK GRÜNDET PLATTFORM<br />
GEGEN DIE GEPLANTEN SKILIFTE IM RUHEGEBIET<br />
Das Ruhegebiet Kalkkögel ist heiß umkämpft: Während die<br />
Wintersport-Industrie die Erschließung der Berge südlich von<br />
Innsbruck für Skifahrer plant, reagiert ein Großteil der Bevölkerung<br />
mit Unmut. Nun hat der Alpenverein Innsbruck eine<br />
überparteiliche Plattform zur Rettung der Kalkkögel gegründet.<br />
Unter der Initiative »Rettet die Kalkkögel« haben sich alpine<br />
Vereine, Hochgebirgsgruppen, Bürgerinitiativen und engagierte<br />
Privatpersonen zusammengeschlossen, um gegen die geplante<br />
Erschließung im Bereich Seejoch, Adolf-Pichler-Hütte und<br />
Kemater Alm gemeinsam aufzutreten. Auf ihrer Homepage<br />
www.kalkkoegel-retten.at informieren ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
über geltende nationale und internationale Rechte, die<br />
Unwirtschaftlichkeit des Projektes und weitere Pläne. Zudem<br />
wartet die Plattform auch mit einem Gegenkonzept auf, das<br />
die Gründung eines Naturparks zwischen Innsbruck und dem<br />
Stubaital vorsieht und damit auf den sanften Tourismus setzt.<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Die große Mehrheit des Forums »Alpen zwischen Wildnis<br />
und Erlebnispark« auf der 120 Teilnehmer starken DAV-Naturschutztagung<br />
in Freiburg (Bild links) sprach sich gegen den<br />
Neubau von Klettersteigen<br />
aus. +++ 930 000 gepfl anzte<br />
Bäume – das ist die Bilanz<br />
nach 30 Jahren »Aktion<br />
Schutzwald«. Zum Jubiläum<br />
würdigte der bayerische<br />
Forstminister die Arbeit der<br />
Ehrenamtlichen von DAV und den Bayerischen Staatsforsten, die<br />
den Bergwald in Stand hält. +++ Ihr 25. Jubiläum feierte die<br />
Hochalpine Forschungsstation am Großglockner. +++ Bei den<br />
Abrissarbeiten der Höllentalangerhütte unter der Zugspitze<br />
wurde die Umgebung offenbar so verschandelt, dass das Landratsamt<br />
kontaminiertes Gestein entfernen lassen musste. +++<br />
Foto: DAV / Steffen Reich<br />
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Absorbiert 75 % weniger Wasser als reguläre Daune<br />
Trocknet 50 % schneller als reguläre Daune<br />
Bietet ein exzellentes Wärme-Gewichts-Verhältnis<br />
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Extrem atmungsaktive Konstruktion lässt überschüssige Körperwärme<br />
und Feuchtigkeit entweichen<br />
Synthetische Fasern verhindern die Aufnahme von Wasser.<br />
Schutz und Funktionalität auch bei Nässe<br />
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Panico Alpinverlag<br />
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
11/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Longlines<br />
Die ganz großen Klettereien der Nördlichen Kalkalpen<br />
Adi Stocker<br />
Robert Seethaler<br />
»EIN GANZES LEBEN«<br />
160 Seiten, 13 × 21 cm,<br />
Hardcover mit Schutzumschlag,<br />
Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag,<br />
München 2014,<br />
17,90 €<br />
Er ist ein einfacher Mensch, dieser Andreas Egger. Und doch<br />
spiegelt sich in seinem Wesen die Erhabenheit der Berge, in deren<br />
Schatten er lebt. Woher er als Vierjähriger ins Dorf kommt, weiß<br />
niemand. Wohin er geht, als er 75 Jahre später in seiner Hütte<br />
stirbt, weiß auch niemand. Dazwischen beschreibt der Wiener<br />
Schriftsteller Robert Seethaler das Leben eines Mannes, den vieles<br />
aus der Bahn werfen, ja umbringen hätte können: von den<br />
Schlägen in der Kindheit über den Verlust seiner einzigen Liebe<br />
und der Kriegsgefangenschaft bis zur Rückkehr in eine neue,<br />
technisierte Bergwelt. Doch Egger überlebt. Ohne Vorwürfe, ohne<br />
Klagen. Dafür mit der Klarheit eines Bergkristalls – gewachsen in<br />
Druckkammern zwischen gequältem Gestein.<br />
–dst–<br />
Mark Zahel<br />
»HÜTTENWANDERN IM OSTEN<br />
DER SCHWEIZ«<br />
144 Seiten, 16,5 × 23,5 cm, ca.<br />
120 Abbildungen, Klappbroschur<br />
mit Fadenheftung, Bruckmann<br />
Verlag, München 2014, 19,99 €<br />
Klar, die Schweizer Alpen<br />
haben einen Höhenvorteil.<br />
Wer aber nur in die 4000er-<br />
Etage schielt, verpasst Kleinode<br />
wie die ursprüngliche<br />
Enderlinhütte, das fotogene<br />
Äscher-Wildkirchli, die entlegene<br />
Läntahütte und 60 andere<br />
Berghäuser, die für sich<br />
genommen schon lohnende<br />
(und bis in den Herbst hinein<br />
gangbare) Ziele sind. –te–<br />
Adi Stocker<br />
»LONGLINES«<br />
224 Seiten, 19,5 × 29,7 cm,<br />
geb. mit Schutzumschag, Panico<br />
Alpinverlag 2014, 39,80 €<br />
Alpinklettern total: 40<br />
Routen, 1100 Seillängen –<br />
wenn das keine Ansage ist!<br />
Die ganz großen Klettereien<br />
der Nördlichen Kalkalpen in<br />
einem Prachtband versammelt<br />
– vom Klassiker bis zur<br />
Sportkletterroute, jede Menge<br />
Detailinfos, angereichert mit<br />
launigen Texten bekannter<br />
Klettergrößen. Ein Augenschmaus<br />
die detaillierten<br />
Topos, begeisternd die Bilder,<br />
fesselnd die Lektüre. –ak–<br />
BergApp …<br />
BergFilm …<br />
BergWeb …<br />
Foto: Cedric Bernardini<br />
Foto: Daniel Bartsch / Archiv Mammut<br />
»GEO GUESS«<br />
Wofür? Macht die Berge nicht fl acher und die<br />
Orientierung nicht leichter – ist aber ein netter<br />
Zeitvertreib für Regentage und Biwaknächte.<br />
Wie? Ein beliebiges Foto aus Google Street View<br />
wird eingeblendet. Den Aufnahmeort versucht man<br />
auf einer Weltkarte zu erraten.<br />
Warum? Damit man die Wüsten Australiens nicht<br />
mehr mit den mexikanischen verwechselt.<br />
Wieviel? Kostenlos für iOS und Android –te–<br />
»NO TURNING BACK«<br />
Frankreich: Fünf Extrem-Skifahrer<br />
trotzen dem Mont Blanc neue Abfahrtsrouten<br />
ab. Griechenland: antike Stätten,<br />
schöne Strände – und Pulverschnee am<br />
Olymp. Zwei von acht Stationen, mit<br />
denen Warren Miller seine Tradition<br />
fortsetzt, die Geschichte des Skisports zu<br />
dokumentieren. Filmtour durch Deutschland<br />
ab 6. November (www.skitheworld.de)<br />
Von: Warren Miller<br />
Mit: Stars der internationalen Freeride-Szene<br />
Aus: Alaska, Colorado, Montana, Frankreich,<br />
Griechenland, Japan, Norwegen, Schweiz –sz–<br />
www.project360.mammut.ch<br />
Es gab einmal eine Fernsehsendung,<br />
»Eiger-Nordwand-Live« hieß sie. Zwei<br />
Seilschaften krabbelten durch die<br />
Mordwand, begleitet von Kamerateams.<br />
Wer es gesehen hat, dachte: Näher dran<br />
geht nicht. Das war 1999. Wer damals<br />
vergessen hat, die Sendung aufzuzeichnen,<br />
kann die Heckmair-Route jetzt<br />
online »abfliegen«. Ein Bündel Actioncams<br />
wurde Dani Arnold und Stephan<br />
Siegrist dafür auf den Rucksack montiert.<br />
So sitzt man bequem vor dem Götterquergang<br />
und kann weder frieren noch abstürzen.<br />
Näher dran geht eben nicht. –te–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
TV-Programm Oktober / November 2014<br />
18.10. | 12.00 | MDR<br />
Die Alpen von oben<br />
Vom Inntal ins Ötztal<br />
Dauer: 45 Min.<br />
18.10. | 18.05 | 3sat<br />
Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />
Piemont<br />
Dauer: 25 Min.<br />
J19.10. | 16.15 | BR<br />
Fernweh: Irland<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.10. | 17.30 | ARD<br />
Gott und die Welt<br />
Über den Berg –<br />
Mit dem Rennrad zu<br />
neuem Lebensmut<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.10. | 20.15 | HR<br />
Entdeckungen in der Rhön<br />
Endlose Weite,<br />
bizarre Schönheit,<br />
atemberaubende Natur<br />
Dauer: 90 Min.<br />
21.10. | 14.55 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Gipfelträume<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 50 Min.<br />
21.10. | 15.15 | N 3<br />
Reisen in ferne Welten<br />
Nepal – Empore der Götter<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.10. | 18.25 | Arte<br />
Planet Gletscher<br />
Himalaya: Königreich<br />
der Gletscher<br />
Dauer: 43 Min.<br />
22.10. | 13.55 | 3sat<br />
Reinhold Messner –<br />
Grenzgänger zwischen<br />
Berg und Eis<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.10. | 14.40 | 3sat<br />
Land der Berge: AH<br />
Dolomiten –<br />
Weltwunder aus Stein<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.10. | 15.25 | 3sat<br />
AH<br />
Glockner –<br />
Der schwarze Berg<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.10. | 16.10 | 3sat<br />
Karnische Alpen –<br />
Ein Gebirge voller<br />
Kostbarkeiten<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 50 Min.<br />
22.10. | 17.00 | 3sat<br />
Im Bann der Berge<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J22.10. | 17.45 | 3sat<br />
Der Arlberg<br />
Das verborgene Paradies<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.10. | 20.15 | 3sat<br />
NETZ NATUR: AH<br />
Schweizerischer Nationalpark<br />
100 Jahre Einsamkeit<br />
Dauer: 105 Min.<br />
22.10. | 21.00 | Phoenix<br />
Alpen abgezockt<br />
Berge, Schnee und Billiglohn<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.10. | 21.15 | MDR<br />
Biwak<br />
Berge, Menschen, Abenteuer<br />
Dauer: 30 Min.<br />
23.10. | 21.00 | N 3<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer<br />
Britanniens Berge:<br />
Cairngorms – wo Schottland<br />
wild und rau ist<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.10. | 10.15 | ORF 2<br />
Universum<br />
Land der Berge –<br />
9 Länder, 9 Gipfel<br />
Dauer: 90 Min.<br />
26.10. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
27.10. | 22.00 | BR<br />
Faszination Wissen<br />
Die Alpen: Ein Schaubild für<br />
die Folgen des Klimawandels<br />
Dauer: 30 Min.<br />
28.10. | 15.15 | N 3<br />
Reisen in ferne Welten<br />
Jamaika – Die wilde<br />
Schöne der Karibik<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.10. | 17.00 | 3sat<br />
Im Bann der Drachenberge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.10. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Schottlands Wilde Inseln –<br />
Die Orkneys<br />
Dauer: 43 Min.<br />
J29.10. | 15.15 | Phoenix<br />
Gipfel, Gletscher, Grasland<br />
Chinas imposanter Westen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.10. | 22.00 | SWR<br />
Der Südwesten von oben<br />
Unsere Berge<br />
Dauer: 45 Min.<br />
31.10. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
K2 – Zurück in<br />
die Vergangenheit<br />
Dauer: 50 Min.<br />
31.10. | 22.30 | Phoenix<br />
Die Hurtigruten<br />
Sehnsuchtsreise zum Nordkap<br />
Dauer: 30 Min.<br />
2.11. | 12.00 | ZDF Info<br />
Im Reich des Steinadlers<br />
2. Gipfelsieg des Lebens<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.11. | 19.00 | BR<br />
Unter unserem Himmel<br />
In den Haßbergen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.11. | 20.15 | HR<br />
Erlebnisreise Vogelsberg<br />
Dauer: 90 Min.<br />
4.11. | 14.05 | Servus TV<br />
Fahrt in fremde Welten<br />
Bolivien – Eine Zeitreise<br />
Dauer: 51 Min.<br />
5.11. | 20.15 | Phoenix<br />
Der Rothirsch<br />
König der Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.11. | 21.45 | Phoenix<br />
Die große Odyssee<br />
Unterwegs in<br />
Frankreichs Bergwelt<br />
Dauer: 30 Min.<br />
6.11. | 19.30 | Arte<br />
Wilder Rhein<br />
Von den Burgen<br />
bis in die Berge<br />
Dauer: 43 Min.<br />
J7.11. | 13.15 | 3sat<br />
Reisezeit: Mallorca<br />
Dauer: 25 Min.<br />
7.11. | 21.15 | Servus TV<br />
Die Bergretter AH<br />
im Himalaya<br />
Tod an der Ama Dablam<br />
Dauer: 51 Min.<br />
8.11. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Wildes Deutschland –<br />
Der Bayerische Wald<br />
Dauer: 45 Min.<br />
9.11. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Dauer: 30 Min.<br />
13.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Andalusien<br />
Dauer: 43 Min.<br />
14.11. | 21.15 | Servus TV<br />
Die Bergretter im Himalaya<br />
Einsatz am Everest<br />
Dauer: 52 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19
TITELTHEMA<br />
Kraftvolle Orte und Menschen in den Bayerischen Alpen<br />
Sennerin, Steinsucher, Schamane:<br />
Wir stellen Menschen vor, die an<br />
besonderen Orten in den bayerischen<br />
Bergen ihre Berufung gefunden<br />
haben. Und durch deren Refugien<br />
verlockende Herbsttouren führen.<br />
Der<br />
Berg beruft<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Foto: Hindelang Tourismus / Wolfgang Kleiner<br />
Der Meisterhirte der Schrecksee-Alpe:<br />
Michel Kotz aus<br />
Hinterstein betreut etwa 100<br />
Jungrinder und eine Milchkuh,<br />
die für frische Milch, Butter<br />
und Käse auf der Alpe sorgt.<br />
Ein Drittel des Jahres verbringt<br />
Kotz auf der Alpe,<br />
den Rest arbeitet er als<br />
Zimmermann und Schreiner.
Zwei Haflinger, ein<br />
Esel: die Mitarbeiter<br />
von Berteles Transport-Unternehmen<br />
Pferdeführer Stefan Bertele im Allgäu<br />
Irrsinnig eigensinnig<br />
Weder Seilbahn<br />
noch Forststraße<br />
führen auf die<br />
knapp 1500 Meter<br />
hoch gelegene<br />
Willersalpe. Einziger<br />
Lastenverkehr<br />
ist derjenige<br />
zu Pferd.<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
ich die Arbeit mit den Pferden<br />
gelernt habe?«, wiederholt<br />
der Vollbärtige mit dem<br />
»Wie<br />
Indianergesicht murmelnd die Frage und<br />
zieht an seiner selbstgedrehten Zigarette.<br />
Die Antwort wirkt ausweichend, aber trifft<br />
dann doch den Kern von Stefan Berteles<br />
Persönlichkeit. »Bei den meisten Lebensaufgaben<br />
gibt es ja verschiedene Möglichkeiten,<br />
die anzugehen«, fängt er an. »Da<br />
habe ich mir gedacht: Suche ich mir meine<br />
eigene.«<br />
Die Suche nach eigenen Wegen ist eine<br />
Art Lebensmotto des 51-jährigen Allgäuers.<br />
Gelernt hat er Landwirt und Zimmermann;<br />
gearbeitet hat er dann in beiden<br />
Berufen und zwischenzeitlich auch als<br />
Lkw-Fahrer. Zu seinem heutigen Beruf<br />
kam er jedoch beim Trekking in Nepal.<br />
»Als ich dort gesehen habe, wie Yak-Treiber<br />
mit ihren Tieren große Gewichte in<br />
den Bergen transportieren, dachte ich mir:<br />
Das kann man doch in den Alpen sicher<br />
auch machen.«<br />
Die Gelegenheit dazu hatte er schneller<br />
als erwartet. 1999 stand die Willersalpe,<br />
eine Alm bei Bad Hindelang im Oberallgäu,<br />
zum Verkauf. Unterstützt von seinen<br />
Eltern, beschloss Stefan zusammen mit<br />
seinen jüngeren Brüdern Christian und<br />
Markus, die idyllische Alm zu kaufen.<br />
Plötzlich waren die drei Geschwister auf<br />
der knapp 1500 Meter hoch gelegenen-<br />
Hütte ihre eigenen Chefs. Sie probierten<br />
viel aus und improvisierten: bei der Haltung<br />
der Milchkühe, beim Herstellen von<br />
Bergkäse und beim Beherbergen von Wanderern<br />
in den insgesamt 30 Betten. Doch<br />
Fotos: Hindelang Tourismus (2), Thorsten Bühner<br />
Eines war von Anfang<br />
an klar: Versorgt<br />
würde die entlegene<br />
Hütte von Stefan<br />
mit seinen Pferden.<br />
eines war von Anfang an klar: Versorgt<br />
würde die entlegene Hütte ohne Anschluss<br />
an Straßen oder Seilbahnen von Stefan mit<br />
seinen Pferden.<br />
Marokkanische Kamelglocken<br />
Seit 15 Jahren steigt Bertele nun jeden<br />
Sommer mindestens zweimal pro Woche<br />
die 450 Höhenmeter vom Lebensmittel-<br />
Depot nahe der Ortschaft Hinterstein auf<br />
die Familien-Alpe. Mit dabei hat er die<br />
zwei Stuten Wanga und Melly und seit drei<br />
Jahren auch seinen Esel Sandro. Der trägt<br />
zwar nur 50 Kilogramm Proviant und damit<br />
dreimal weniger als die beiden starken<br />
Haflinger. Zudem ist er recht eigenwillig<br />
und lässt sich beim flotten Aufstieg der<br />
Pferde immer wieder zurückfallen, um<br />
ein paar Grasbüschel zu fressen. »Aber den<br />
Sandro mag ich besonders«, sagt Bertele.<br />
»Bei dem erkenne ich gut, wenn der sich<br />
was Eigenes überlegt. Das gefällt mir.«<br />
Nach einer knappen Stunde Fußmarsch erreicht<br />
Bertele schließlich die Willersalpe.<br />
Hinter ihm bimmeln die marokkanischen<br />
Kamelglocken, die er den Tieren umgehängt<br />
hat, um sie bei Nebel leichter auf<br />
der Weide zu finden und um Wanderer auf<br />
dem schmalen Fußweg vor den Pferden<br />
zu warnen. Am liebsten würde er gleich<br />
weitergehen, hier auf dem Jubiläumsweg:<br />
vorbei an seiner Alm und dem Schrecksee<br />
auf gut 1800 Metern Höhe bis zum Prinz-<br />
Luitpold-Haus. »Der See ist immer herrlich<br />
kalt«, schwärmt der verschwitzte Bertele.<br />
»Vor ein paar Jahren bin ich da mal im<br />
Juni hochgestiegen, da war er sogar noch<br />
gefroren.«<br />
Doch jetzt muss er die Bierfässer, die Brote<br />
und die Nudel-Packungen von den Rücken<br />
der Pferde schnallen und dann in die Küche<br />
gehen, um Essen für seine Gäste zu<br />
machen. Selbst ein solcher Freigeist wie<br />
er kann sich eben nicht immer die Wege<br />
aussuchen, die er in seinem Leben einschlägt.<br />
Janek Schmidt<br />
TOUREN<br />
Wild auf die Willersalpe<br />
1 Wildfräuleinstein zur Willersalpe<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
570 Hm 570 Hm<br />
Charakter: Kurze Tour über den Wildfräuleinstein,<br />
in dem der Sage nach wilde<br />
Fräulein hausten, zur Willersalpe und über<br />
einen ähnlichen Weg zurück ins Tal<br />
Ausgangspunkt: Wander-Parkplatz am<br />
südlichen Ortsende von Hinterstein (865 m)<br />
Route: Wanderparkplatz – <strong>Bergsteiger</strong> Hotel<br />
– im Zickzack den Südhang des Bschießer<br />
zum Aussichtspunkt am Köpfl e hinauf –<br />
Wildfräuleinstein – Willersalpe – zunächst<br />
denselben Weg zurück bis zum Willersbach<br />
– dann links dem Weg ins Tal nach<br />
Hinterstein folgen<br />
2 Prinz Luitpold-Haus (1846 m)<br />
▶ schwierig 9½ Std.<br />
2270 Hm 2100 Hm<br />
Charakter: Am Jubiläumsweg entlang der<br />
Grenze zwischen Bayern und Tirol passiert<br />
man die Willersalpe, mehrere Gipfel, den<br />
idyllischen aber kalten Schrecksee auf 1813<br />
Meter Höhe und das Prinz-Luitpold-Haus.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz nach dem südlichen<br />
Ortsende von Hinterstein (865 m)<br />
Hütten: Willersalpe (1456 m), Prinz-Luitpold-Haus,<br />
Giebelhaus (1087 m)<br />
Route: Hinterstein – Willersalpe – Vordere<br />
Schafwanne – Geißeckjoch – östlich um<br />
das Rauhhorn herum auf den Bergsattel<br />
»Hintere Schafwanne« – Schrecksee –<br />
Lahnerscharte – vorbei an der Lärchwand<br />
(Stahlseilsicherungen) – über Wiesen<br />
und steilen Anstieg zum Prinz-Luitpold-Haus<br />
– Untere Bärgündele-Alpe – Giebelhaus –<br />
per Pendelbus zurück ins<br />
10 km entfernte Hinterstein<br />
3 Bschießer (2000 m)<br />
und Ponten (2048 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
830 Hm 1500 Hm<br />
Charakter: Lange Gratwanderung vom<br />
Oberjocher Hausberg Iseler entlang der<br />
deutsch-österreichischen Grenze über<br />
mehrere Gipfel, Abstieg über die Willersalpe<br />
nach Hinterstein<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Iselerbahn<br />
(1560 m) bei Oberjoch (1136 m)<br />
Hütte: Willersalpe (1456 m)<br />
Route: Bergstation – Iseler (1876 m) – Stuibensattel<br />
– Bschießer – Ponten – Zierleseck<br />
– Willersalpe – Hinterstein –<br />
Linienbus über Hindelang<br />
zurück nach Oberjoch<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23
52 Knöpfe hat Fröwis’ Weste:<br />
für jede Woche, die er<br />
bei den Schafen ist, einen.<br />
Stundenlang steht der<br />
Schäfer bei seinen<br />
Tieren, beobachtet sie<br />
beim Weiden, lauscht<br />
dem Zupfen und<br />
Rupfen und Blöken.<br />
Werner Fröwis im Chiemgau<br />
Schäferstunden<br />
Es musste so kommen. Als Fünfjähriger<br />
hatte Werner Fröwis zum ersten<br />
Mal ein Lämmchen im Arm gehalten<br />
und ihm mit der Flasche Milch eingeflößt.<br />
Die Milch stammte von den Kühen der<br />
Oma, das Lamm gehörte einem der Wanderschäfer,<br />
die am Hof von Fröwis’ Großvater<br />
im Osten von München vorbei kamen.<br />
Heute hat Fröwis eigene Lämmchen – bis<br />
zu 500 Stück. Und 600 Mutterschafe dazu.<br />
»Ein Leben ohne die Tiere, ohne den nahen<br />
Kontakt zu der Natur, das kann ich mir gar<br />
nicht mehr vorstellen«, sagt der 54-Jährige.<br />
Wettergegerbt ist sein Gesicht, stark die<br />
Hände, die den Hütestab umschließen.<br />
Fröwis trägt die Tracht-Weste der Schäfer:<br />
mit 52 Knöpfen. »Ein Knopf für jede Woche,<br />
die der Schäfer im Jahr für seine Tiere<br />
da ist.« Unter dem grünen Filzhut blitzen<br />
wachsame blaue Augen hervor, die unentwegt<br />
die Herde im Blick haben. 1982 kaufte<br />
er sich Schaf Zenzi und zwei Lämmer;<br />
»zum Spaß und Ausgleich von der Arbeit<br />
als Polizist«. 32 Jahre später leben bis zu<br />
1100 Tiere auf seinem Hof bei Amerang<br />
im Chiemgau. Die ganze Familie ist in den<br />
Betrieb involviert, ständig gibt es etwas<br />
zu tun: Die abgegrenzten Weideflächen<br />
müssen täglich umgesetzt, Klauen ausgeschnitten,<br />
verletzte Tiere versorgt, Wolle<br />
muss geschoren, Fleisch verkauft werden.<br />
Tierischer Rasenmäher<br />
Das Arbeitsfeld des Schäfers hat sich in den<br />
letzten Jahrzehnten stark verändert: »Wolle<br />
ist leider kaum noch etwas wert«, erzählt<br />
Fröwis. Dafür ist er mit seinen Vierbeinern<br />
nun oft im Auftrag der Landschaftspflege<br />
unterwegs. Denn nichts hält Gras- und Heideflächen<br />
so gut in Schuss wie eine Herde<br />
Schafe. Mit ihrem ständigen Getrappel<br />
verdichten sie den Boden 1,6 Mal besser<br />
Fotos: Nina Hölmer<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
TOUREN<br />
Immer den Schafen nach<br />
4 Moorlehrpfad Freimoos<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
15 Hm 7 km<br />
Ein Schnalzen des Schäfers, schon folgt das Leitschaf und mit ihm die anderen in der Herde.<br />
als eine Maschine. Und an steilen Hängen,<br />
wo die Technik versagt, fühlen sich die<br />
Merino-Schafe erst richtig wohl. Insgesamt<br />
100 Hektar beweiden sie. Auf Truppenübungsplätzen<br />
der Bundeswehr trifft man<br />
den Schäfer und sein weißes Gefolge ebenso<br />
wie im Ameranger Moos oder auf den<br />
Weiden benachbarter Bauern. »Die sind<br />
froh, wenn die Schafe im Herbst noch einmal<br />
das Gras kurz mähen. Ist es über den<br />
Winter zu lang, kann es unter der Schneeschicht<br />
faulen und liefert im Frühjahr kein<br />
gutes Heu«, erklärt Werner Fröwis.<br />
Eine einsame Arbeit ist das: Stundenlang<br />
steht er bei seinen Tieren, beobachtet sie<br />
beim Weiden, lauscht dem Zupfen und<br />
Rupfen und Blöken. Egal ob der Wind<br />
den Regen horizontal über den Chiemgau<br />
treibt oder die Sonne bei 35 Grad vom<br />
Himmel brennt. »Man wird genügsam<br />
dabei«, sagt er und stützt sich auf seinen<br />
Schäferstock. »Hier draußen lernt man die<br />
Zusammenhänge der Natur zu verstehen<br />
und zur Ruhe zu kommen.« An diesen langen<br />
Tagen, an denen Schafe und Gedanken<br />
umherwandern, ist seine einzige Gesellschaft<br />
die der Hütehunde. »Sie sind das<br />
wichtigste Arbeitsmittel eines Schäfers«,<br />
sagt Fröwis. Über Hunderte Meter hören<br />
sie seine Kommandos, halten die Herde<br />
zusammen und schützen sie vor eventuellen<br />
Angreifern. Doch meist sind die Hunde<br />
nur Begleiter. Denn sobald das Leitschaf<br />
dem Schnalzlaut von Werner Fröwis folgt,<br />
setzt sich die ganze Herde in Bewegung.<br />
»Darum kommen Leitschafe bei mir auch<br />
nie zum Schlachter. Sie dürfen nach 13 bis<br />
15 Jahren einfach sterben.« Für die Lämmer<br />
hingegen, die nicht weiter zur Zucht<br />
genutzt werden, endet das Leben schon<br />
nach vier Monaten. Dafür erntet er bei<br />
manchen Menschen Kopfschütteln. »Aber<br />
ansonsten sind die Leut’ glaube ich froh,<br />
dass es uns noch gibt. Selbst wenn wir mit<br />
der Herde auf der Straße für Stau sorgen.<br />
Irgendwie sind wir für viele wohl ein hübsches<br />
Relikt aus vergangenen Zeiten.«<br />
Nina Hölmer<br />
Charakter: Über Wiesen, durch Wälder und<br />
Weiler führt der Lehrpfad durch das Revier<br />
von Werner Fröwis, der die Stimmung im<br />
Moos besonders zur Dämmerung liebt.<br />
Infotafeln gehen auf die kulturhistorische<br />
Bedeutung dieser Landschaft ein.<br />
Ausgangspunkt: Amerang (538 m)<br />
Route: Von Amerang zunächst Richtung<br />
Westen nach Lattenberg und weiter zu den<br />
Seen bei Zillham, dann Richtung Süden der<br />
Beschilderung bis nach Halfi ng (502 m)<br />
folgen. Per Zug bzw. Bus zurück nach Amerang<br />
5 Kranzhorn (1366 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
850 Hm 8 km<br />
Charakter: Bestens ausgeschilderte,<br />
einfache Bergwanderung auf schönen<br />
Aussichtsgipfel mit Blick übers Inntal und<br />
den Wendelstein bis zum Großglockner.<br />
Ausgangspunkt: Windshausen (460 m)<br />
Route: Windshausen – Kranzhornalm –<br />
Kranzhorn – zurück auf demselben Weg<br />
6 Kampenwand (1664 m)<br />
▶ mittel 7–8 Std.<br />
1130 Hm 15 km<br />
Charakter: Die Wanderung auf den charakteristischen<br />
Kamm verlangt nur am Gipfel<br />
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Ramsenbach<br />
bei Mühlau/Schleching (640 m)<br />
Route: Parkplatz – Ramsenbach – Grassauer<br />
Haus (1319 m) – Hochalpenkopf (1494 m)<br />
– Kampenwand – Steinlingalm (1402 m) –<br />
Sonnenalm (1467 m) – Markkaser (1441<br />
m) – Dalsenalmen – Parkplatz<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25
Die Sennerinnen der Geitauer Almkäserei<br />
Früh aufstehen lohnt<br />
sich: Sonnenaufgang<br />
an der Geitauer Alm<br />
Zu schön, um Alm zu<br />
Was das Schönste am Almleben ist?<br />
»Wenn frühmorgens die Sonne<br />
über dem Wendelstein aufgeht«,<br />
sind sich Mutter und Tochter einig. Dann<br />
rufen die Strahlen, die durchs Fensterkreuz<br />
in den winzigen Raum mit Stockbett<br />
und Tisch scheinen, die beiden Sennerinnen<br />
zur Arbeit. Elisabeth und Rosemarie<br />
Mair bewirtschaften die Geitauer Alm, die<br />
auf 1331 Meter Höhe mit bester Aussicht<br />
auf den Wendelstein liegt. Latschen und<br />
vereinzelte Laubbäume säumen die Wiesen<br />
bis hin zum felsigen Gipfelauf bau des<br />
Aiplspitz im Rücken der Alm. Von Mai bis<br />
Ende September grasen hier an die 30 Rinder,<br />
darunter vier Milchkühe. Geißen meckern.<br />
Hin und wieder hört man wohliges<br />
Grunzen aus dem Schweinestall hinter der<br />
Käserei, die seit 2007 ans frisch renovierte<br />
Almgebäude anschließt.<br />
Nächste Finanzkrise, neuer Besitzer<br />
Ein idyllischer Platz für eine Alm, die<br />
schon seit gut 200 Jahren besteht. Wenn<br />
Mutter Elisabeth von ihrer sommerlichen<br />
Bleibe spricht, sagt sie immer noch »unsere<br />
Alm«. Dabei ist sie längst nicht mehr im Familienbesitz.<br />
Früher teilte sich Elisabeths<br />
Großvater, der Gödenbauer, die Hochwiesen<br />
mit zwei weiteren Bauern aus dem Tal.<br />
Die Not während der Weltwirtschaftskrise<br />
1929 trieb die drei Landwirte aber dazu,<br />
die Hütten samt Weidefläche an die Gemeinde<br />
Bayrischzell zu verkaufen. Eine<br />
weitere Finanzkrise, ein neuer Besitzer:<br />
2007 kaufte die örtliche Sparkasse die<br />
Alm und renovierte sie behutsam unter<br />
den Vorgaben des Denkmalschutzes. »Die<br />
Mauern sind aus Bachbummerln«, erklärt<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger<br />
Rosemarie Mair inmitten ihrer Ziegen<br />
Die Schweine lieben die Käse-Molke.<br />
Kühe grasen, Geißen<br />
meckern. Hin und<br />
wieder hört man<br />
wohliges Grunzen aus<br />
dem Schweinestall<br />
hinter der Käserei.<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Einst gehörte die<br />
Alm dem Großvater<br />
von Elisabeth Mair.<br />
TOUREN<br />
Geitauer Alm –<br />
drunter und drüber<br />
7 Geitauer Alm (1331 m)<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
550 Hm 3 km<br />
Charakter: Einfache Familienwanderung<br />
auf breitem Forstweg durch den Bergwald in<br />
den Almkessel unterhalb der Aiplspitz<br />
mit Blick auf Wendelstein und Breitenstein<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau<br />
(775 m)<br />
Route: Geitau – Berggraben – Alplgraben –<br />
Geitauer Alm<br />
8 Aiplspitz (1759 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
980 Hm 10 km<br />
sein<br />
Charakter: Der Hausberg der Geitauer Alm<br />
verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit,<br />
da man in den Gipfelfelsen hin und<br />
wieder die Hände benutzen muss.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau<br />
(775 m)<br />
Einkehr: Geitauer Alm<br />
Route: Geitau – Geitauer Alm – Nordgrat<br />
des Aiplspitz – Gipfel – Krottenthaler Alm<br />
(1435 m) – Krottenthaler Graben – Geitau<br />
9 Rotwand (1884 m)<br />
Elisabeth, »und der Mittelbalken aus der<br />
Zeit um 1760 ist auch noch original«. Inzwischen<br />
steht die Alm schon wieder zum<br />
Verkauf; die Zukunft der beiden Sennerinnen<br />
ist damit ungewiss.<br />
Was gab es nicht schon alles an Plänen<br />
für die Geitauer Alm: Die Sparkasse wollte<br />
das Grundstück samt Gebäude in eine<br />
Stiftung für Natur und Umwelt einfließen<br />
lassen, ein Steinadler-Projekt sollte vorangetrieben<br />
werden. Und beinahe wäre die<br />
Geitauer Alm sogar zur Außenstelle der<br />
Universitäten Kiel und Essen aufgestiegen.<br />
»Sie ist eine der zwei artenreichsten Almen<br />
in Deutschland, hat mir ein Uni-Professor<br />
erzählt«. Die sonst so zurückhaltende Elisabeth<br />
klingt stolz.<br />
Frische Ideen hätten die beiden Sennerinnen<br />
schon auch für die Geitauer Alm:<br />
Ziegenkäse würden sie gerne herstellen,<br />
zusätzlich zum Berg- und Frischkäse aus<br />
Kuhmilch, dem Geräucherten und der Buttermilch<br />
aus eigener Produktion, die sie an<br />
vorbeikommende Wanderer verkaufen.<br />
Bisher grasen die Geißen nur versuchsweise<br />
auf der Alm, ein Unterstand müsste für<br />
▶ mittel 8 Std.<br />
1350 Hm 14 km<br />
Charakter: Die ausgedehnte Rundtour<br />
über mehrere Gipfel und mit einem wunderschönen<br />
Finale am Soinsee verlangt gute<br />
Kondition.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau<br />
(775 m)<br />
Einkehr: Geitauer Alm, Rotwandhaus<br />
Route: Geitau – Geitauer Alm – Aiplspitz –<br />
Rauhkopf (1689 m) – Taubenstein (1692 m)<br />
– Lämpersberg – Rotwand (1884 m) –<br />
Rotwandhaus (1737 m)<br />
– Soinsee (1459 m) –<br />
Schellenbergalm – Geitau<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
sie gebaut und ein Abnehmer für den Käse<br />
gefunden werden. Doch Elisabeth fürchtet,<br />
dass ein neuer Besitzer die Alm zum<br />
Touristen-Magneten umstrukturiert. »Der<br />
Platz mit der tollen Aussicht auf den Wendelstein<br />
ist halt schon ein sehr schöner.«<br />
Zu schön, um ihn zwei Sennerinnen samt<br />
Kühen, Geißen und Schweinen zu überlassen?<br />
Dagmar Steigenberger
Fast so schön wie Edelsteine:<br />
Kiesel aus dem Karwendel<br />
Fotos: Josef Karner, Alpenwelt Karwendel<br />
Sein Arbeitsmaterial<br />
findet Josef Karner<br />
in Flüssen und Bächen<br />
rund um Krün.<br />
Hier, am Oberlauf der<br />
Isar, begann seine<br />
ungewöhnliche Leidenschaft<br />
für Kiesel,<br />
Kristalle und Granit.<br />
Isarkieselschleifer Josef Karner<br />
Individualisten<br />
aus Stein<br />
Natürlich hat Josef Karner das alles<br />
nicht nur deshalb gemacht, weil<br />
sein Widerspruchsgeist geweckt<br />
wurde. Nicht nur, aber auch. Als der Physiotherapeut<br />
vor 15 Jahren beschloss,<br />
seinen erlernten Beruf aufzugeben und<br />
stattdessen als Isarkieselschleifer sein<br />
Auskommen zu finden, da kommentierte<br />
so mancher Bekannte diesen Plan mit der<br />
Frage: Spinnst du? Josef Karner lacht und<br />
sagt: »Ich gebe zu, das hat mich gereizt.«<br />
Heute nennen manche den 57-Jährigen<br />
einen »Steineflüsterer«: Gemeinsam mit<br />
seiner Frau Vera sammelt der Krüner am<br />
Finzbach und im Isarbett Steine, er schleift<br />
und bearbeitet sie zu Schmucksteinen<br />
oder Fassaden-Dekorationen und stellt die<br />
prächtigsten Exemplare in einem Museum<br />
aus. Zudem veranstaltet er Führungen in<br />
geologisch interessante Gebiete, hat Lehrpfade<br />
entwickelt und realisiert und bietet<br />
Projekttage für Schulen an.<br />
In Krün ist Karner aufgewachsen, und hier,<br />
am Oberlauf der Isar, begann auch seine<br />
ungewöhnliche Leidenschaft. Kein Wunder:<br />
Gletscher haben während der Eiszeiten<br />
Steine aus allen möglichen Gegenden<br />
des Alpenraums hierher geschoben und<br />
dann zurückgelassen: Juliergranit aus der<br />
Schweiz, Meta-Andesiten aus Südtirol,<br />
Granatamphibolite aus Tirol. Die Gegend<br />
hier, sagt Karner, sei geologisch besonders<br />
interessant, dank regionaler Fossilien und<br />
internationaler Kristalle.<br />
Die schier endlose Vielfalt der Fundstücke<br />
fasziniert ihn bis heute: »Steine sind Individualisten,<br />
sie sind unangepasst«, sagt er.<br />
»Jeder Stein ist anders, jede Kombination<br />
aus Farbgebung und Form speziell.« Auch<br />
deshalb geht die Suche für ihn immer<br />
noch weiter. »Das ist wie eine Droge«, sagt<br />
er, »man hat von jedem Stein schon einen,<br />
aber man will immer noch ein besseres Exemplar<br />
finden.«<br />
Christina Warta<br />
TOUREN<br />
Juwelen nahe der Isar<br />
10 Hüttlebachklamm<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
100 Hm 3 km<br />
Charakter: Spannender Naturerlebnispfad<br />
für Familien mit Kindern, auf dem man<br />
spielend lernen kann. 25 Schautafeln<br />
weisen auf die speziellen eiszeitlichen<br />
Geländeformationen hin.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Krün<br />
beim Isarsteg<br />
Route: Vom Wanderparkplatz entlang des<br />
Hüttlebachs bis zum Ende und wieder zurück<br />
11 Herzogstand (1731 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
900 Hm 5 km<br />
Charakter: Das Panorama von diesem<br />
Münchner Hausberg ist immer wieder beeindruckend<br />
und laut Josef Karner »ein Stück<br />
Heimatkunde«. An der Bergstation der Bahn<br />
beginnt der 2,5 Kilometer lange Panorama-<br />
Naturlehrpfad von Karner.<br />
Ausgangspunkt: Talstation der Herzogstandbahn<br />
(815 m)<br />
Route: Talstation – Herzogstandhaus – Herzogstandgipfel.<br />
Mögliche weitere Gipfel von<br />
hier aus sind der Martinskopf (1675 m) oder<br />
der Heimgarten (1790 m). Wer nicht laufen<br />
will, kann auch die Bahn nehmen.<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
TOUREN<br />
Räuchern für<br />
die Berggeister:<br />
Ritual bei der<br />
Mittagsscharte<br />
Quellen der Kraft<br />
12 Irlmaier-Madonna<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
250 Hm 8 km<br />
Charakter: Interessante Wanderung durch<br />
die Almbachklamm, durch die früher Holz<br />
getriftet wurde, zu einer besonderen Quelle<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Almbachklamm<br />
(500 m) an der B305 von Berchtesgaden<br />
nach Marktschellenberg<br />
Route: Parkplatz – Kugelmühle – Almbachklamm<br />
– Theresienklause – Rückweg über<br />
Ettenberg; Abkürzung: vor der Theresienklause<br />
bei Klammmitte Aufstieg nach Ettenberg<br />
in einer halben Stunde<br />
13 Herzstein und Marienheilgarten<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
100 Hm 3 km<br />
Alpenschamane Rainer Limpöck<br />
Die Seele des<br />
Untersbergs<br />
Charakter: Gemütlicher Spaziergang zu<br />
zwei alten, bekannten Pilgerstätten. Der<br />
Marienheilgarten mit Steinkreis und Menhir<br />
gilt ebenso als Ort mit einem besonderen<br />
Energiefeld wie der von der Natur geformte<br />
Herzstein<br />
Ausgangspunkt: Hotel Klosterhof in Bayrisch<br />
Gmain (550 m)<br />
Endpunkt: Großgmain (524 m)<br />
Route: Bayrisch Gmain – Waldweg Richtung<br />
Bad Reichenhall – Kreuzung mit Bank, ein<br />
unscheinbarer Pfad führt in den Wald zum<br />
Herzstein – Klosterhof – Großgmain Kirche –<br />
Marienheilgarten<br />
Fotos: Rainer Limpöck, Marco Barnebeck/pixelio<br />
Der Untersberg hat Rainer Limpöck<br />
seit jeher fasziniert. Schon als kleiner<br />
Junge, geboren in Bad Reichenhall,<br />
bestaunte Limpöck den gewaltigen<br />
Monolithen, der sich direkt vor seiner<br />
Haustür erhob. »Diese außergewöhnliche<br />
Form, dieses Tafelberg-Artige, das hat<br />
mich in seinen Bann gezogen«, schwärmt<br />
Limpöck. Und natürlich spielten dabei<br />
auch die vielen Sagen eine Rolle, die sich<br />
um den Untersberg ranken und dem Berg<br />
eine zweite, geheimnisvolle Dimension<br />
verleihen. Als Erwachsener begann Limpöck<br />
damit, diese Mythen ausführlich zu<br />
studieren. »Jede dieser Erzählungen hat<br />
einen wahren Kern«, glaubt er.<br />
Limpöck suchte die zahlreichen Naturphänomene<br />
am Untersberg, die in den<br />
historischen, teils hunderte Jahre alten<br />
Erzählungen beschrieben waren. »Da<br />
war zum Beispiel von einem Dimensionsportal<br />
an der Mittagsscharte die Rede,<br />
das sich hin und wieder an Maria Himmelfahrt<br />
auftue«, sagt er. Also stieg er<br />
an einem 15. August auf zur beschriebenen<br />
Stelle, fand eine leicht zugängliche<br />
Höhle, stieg hinein. »Und plötzlich ging<br />
genau zur Mittagszeit die Sonne auf.«<br />
Durch einen Tagschlot bahnte sich das<br />
Sonnenlicht seinen Weg in die Höhle –<br />
»für die Menschen der Frühzeit war dies<br />
sicher ein tolles, ein göttliches Erlebnis.«<br />
Limpöck hat die Naturschauspiele rund<br />
um seinen Hausberg in vielen Büchern<br />
beschrieben und sich von den Erlebnissen<br />
bezaubern lassen. Heute bezeichnet<br />
sich Limpöck als Alpenschamane. »Der<br />
Schamanismus sieht jeden Stein, jeden<br />
Berg, einfach alles in der Natur als beseelt<br />
an«, sagt der 55-Jährige. Der Umgang mit<br />
der Natur wäre ein anderer, wenn diese<br />
Sichtweise weiter verbreitet wäre, ist Limpöck<br />
sich sicher. »Dann hätten wir weniger<br />
Probleme.« Christina Warta ◀<br />
Durch einen Tagschlot<br />
bahnt sich am 15. August<br />
mittags das Sonnenlicht<br />
einen Weg in die Höhle.<br />
Ettenberg am Fuß des Untersbergs<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
AUF TOUR<br />
Vier Passwanderungen vom Rhonetal in die Fremde<br />
Weg<br />
aus<br />
dem<br />
Wallis<br />
Das Wallis ist von Gebirge<br />
umgeben. Dennoch war<br />
die Fremde immer nah:<br />
Über Pässe zogen Menschen<br />
seit jeher vom Wallis in<br />
die umliegenden Gebiete<br />
und zurück. Vier Vorschläge,<br />
wie Sie das Wallis auch<br />
heute noch am schönsten<br />
hinter sich lassen.<br />
Von Caroline Fink<br />
(Text und Fotos)<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
KOMPAKT<br />
An die Grenzen gehen<br />
Der Weg in den Himmel<br />
ist steinig: Aufstieg<br />
zum Monte-Moro-Pass<br />
Welchen davon Hannibal<br />
mit seinen Elefanten<br />
nahm, ist ungewiss. Aber<br />
er überquerte einen, genauso<br />
wie der Steinzeit-<br />
Mensch »Schnidi«. Und auch die Walser<br />
zogen vor 800 Jahren, Napoleon zog vor<br />
gut 200 Jahren über sie: die Walliser Pässe.<br />
Denn wo Berge sich erheben, gibt es nur<br />
den Weg über den Pass. Und Berge gibt es<br />
im Wallis genug: Mehr als 40 Viertausender<br />
ragen im südwestlichsten Kanton der<br />
Schweiz in den Himmel. Bergketten, die<br />
die Menschen schon vor Jahrhunderten<br />
regelmäßig überwanden. Und das so oft,<br />
dass die Welt jenseits des Berges für die Bewohner<br />
abgelegener Seitentäler meist näher<br />
lag als die Städte unten im Rhonetal,<br />
dem Walliser Haupttal.<br />
Wer heute ins Wallis reist, fährt immer<br />
noch über Pässe: über den Furka, den<br />
Grimsel, den Nufenen oder den Simplon.<br />
Oder aber er fährt stracks mit einem<br />
Schnellzug durch den Berg: durch den 34<br />
Kilometer langen Lötschberg-Basistunnel<br />
vom bernischen Spiez ins Rhonetal oder<br />
durch den Simplontunnel weiter ins italienische<br />
Domodossola.<br />
Doch auch die alten Wege gibt es noch. Jene,<br />
die auf schmalen Pfaden oder steinigen<br />
Saumwegen über karge Pässe führen, von<br />
einem der vielen Walliser Seitentäler nach<br />
Süden oder Norden in die Fremde. Die folgenden<br />
vier Walliser Wanderpässe zeigen<br />
uns vor allem eines: dass es jenseits des<br />
Berges immer etwas zu entdecken gibt.<br />
Anreise: Mit der Bahn über Bern<br />
und Lausanne im Halbstundentakt<br />
nach Visp, Brig, Sion oder Martigny<br />
und weiter per Bus oder Bahn zu den<br />
Ausgangspunkten. Infos: www.sbb.ch.<br />
Mit dem Auto von Norden nach Kandersteg<br />
und per Autoverlad Lötschberg<br />
nach Goppenstein oberhalb von<br />
Brig; von Osten über den Furkapass<br />
ins Oberwallis; von Westen über<br />
die Autobahn A9 ins Unterwallis.<br />
Infos Autoverlad: www.bls.ch<br />
Rückreise nach den Passwanderungen:<br />
Aus dem Berner<br />
Oberland mit Bus und Bahn nach<br />
Spiez und mit der Bahn zurück nach<br />
Visp (oder Bern); von Courmayeur via<br />
Aosta mit dem Bus über den Großen<br />
Sankt Bernhard nach Martigny;<br />
von Macugnaga mit dem Bus nach<br />
Domodossola und per Bus oder Zug<br />
zurück nach Brig. www.sbb.ch<br />
Informationen: Wallis Tourismus,<br />
Tel. 00 41/(0) 27/3 27 35 90,<br />
www.valais.ch<br />
Literatur: C. Fink, G. & R.M. Bleyer<br />
»Höhenwege im Wallis – Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und<br />
leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />
Verlag, München 2014;<br />
Mark Zahel »Höhenwege Wallis – 40<br />
Panoramatouren für 1 bis 2 Tage«,<br />
Bergverlag Rother, Oberhaching 2014<br />
Karten: Kartenmaterial von Swisstopo<br />
gratis online, www.map.geo.admin.ch;<br />
Papierkarten siehe Tourenblätter<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31
Vom Mattmark-Stausee<br />
im Saastal geht es<br />
bergauf nach Italien.<br />
TOUR<br />
Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />
Madonna und Monte Rosa<br />
Als sanfte Senke liegt der Monte-Moro-<br />
Pass in der Horizontlinie hinter dem<br />
Saastal, wie gemacht, um aus dem Wallis<br />
Richtung Süden nach Italien zu gehen.<br />
International war der Pass nie so wichtig<br />
wie der benachbarte Simplonpass oder<br />
Glanzvoller<br />
Höhepunkt:<br />
Madonna am<br />
Passübergang<br />
der Große Sankt Bernhard. Die Bewohner<br />
des italienischen Valle Anzasca und des<br />
schweizerischen Saastals verband er aber<br />
über Jahrhunderte hinweg.<br />
Einheimische Säumer transportierten<br />
Reis, Zucker, Kaffee oder Wein über die<br />
Passhöhe, und im 13. und 14. Jahrhundert<br />
zogen die Walser aus dem Saastal im<br />
Rahmen der großen Walserwanderungen<br />
über diese Senke nach Süden, um sich in<br />
den italienischen Alpentälern niederzulassen.<br />
Bis heute prägt die Walserkultur<br />
diese Gebiete; und auch wenn auf der italienischen<br />
Seite mittlerweile höchstens<br />
noch die Dorfältesten Walserdeutsch sprechen,<br />
wird der italienische Ort Macugnaga<br />
auf manchen Wegweisern im Saastal auch<br />
heute noch mit seinem Walsernamen<br />
z‘Makanaa bezeichnet.<br />
Inzwischen sind die Einheimischen jedoch<br />
nurmehr selten auf der Passhöhe anzutreffen,<br />
schon gar nicht zwecks Handel:<br />
Fahren Saaser in die nächste Stadt, dann<br />
ist dies Visp oder Brig im Rhonetal, während<br />
die Bewohner des Valle Anzasca im<br />
italienischen Domodossola ihren Großeinkauf<br />
erledigen. So sind es allen voran<br />
Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
650 Hm 1500 Hm<br />
Charakter: Eine Tour, die teils auf alten<br />
Saumpfaden hoch zum schönsten Ausblick<br />
auf die Monte-Rosa-Ostwand führt. Von<br />
der Passhöhe ins italienische Macugnaga<br />
fährt eine Seilbahn, deren Fahrplan etwas<br />
tagesabhängig ist.<br />
Ausgangspunkt: Mattmark-Stausee<br />
(2203 m) am Talschluss des Saastals<br />
Endpunkt: Macugnaga (1307 m)<br />
Wegverlauf: Mattmark –<br />
Distelalp – Monte-Moro-<br />
Pass – Macugnaga<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
Wanderer, die über die alten Steinstiegen<br />
des Saumweges zur Passhöhe hinauf<br />
marschieren. Dorthin, wo eine übergroße<br />
goldene Madonnenstatue die Hände<br />
schützend über Besucher ausbreitet. Bei<br />
Nebel, Wolken und tristem Regenwetter<br />
ist sie das einzige Glanzlicht des Passes.<br />
Bei klarer Sicht hingegen bekommt sie<br />
Konkurrenz aus Südosten: Dort ragt die<br />
vergletscherte Monte-Rosa-Ostwand –<br />
mit 2400 Metern die höchste Wand in<br />
den Alpen – in den Himmel. Da kann<br />
man nur voller Staunen sagen: Madonna,<br />
welch ein Anblick!<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Von Leukerbad führt<br />
der Weg am Daubensee<br />
entlang zur Gemmi.<br />
Gemmipass (2314 m)<br />
Tourismus und Thermalwasser<br />
Der Gemmipass verbindet das Berner Oberländer<br />
Dorf Kandersteg mit dem Walliser<br />
Ort Leukerbad. Ein Pass, der heute vor allem<br />
von Wanderern geschätzt wird, früher<br />
aber in Verbindung mit dem Simplonpass<br />
einen direkten Weg von Bern nach Italien<br />
bot. Dies kam auch dem Tourismus zugute,<br />
der sich ab 1800 vor allem in Leukerbad<br />
entwickelte, wo bereits damals heilende<br />
Thermalquellen sprudelten. Im Jahr 1850<br />
TOUR<br />
Gemmipass (2314 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
100 Hm 50 Hm<br />
Charakter: Gemütliche Passwanderung<br />
mit wenig Aufstieg auf guten Bergwegen<br />
Ausgangspunkt: Leukerbad (1402 m)<br />
oberhalb von Leuk<br />
Endpunkt: Kandersteg (1176 m) im<br />
Kandertal<br />
Route: Leukerbad – Schwarenbach<br />
– Sunnbüel –<br />
Kandersteg<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
hatten die Gäste aus der Schweiz und dem<br />
Ausland, allen voran Großbritannien, bereits<br />
die Qual der Wahl: Im Bergdorf standen<br />
sieben Hotels und mehrere Pensionen.<br />
Um der Noblesse den Weg zum Kurort möglichst<br />
angenehm zu gestalten, verkehrte<br />
um 1900 zwischen Kandersteg und Leukerbad<br />
gar das »Gemmi-Wägeli«, ein einplätziges<br />
Wägelchen, das von einem Pferd oder<br />
Maultier gezogen wurde, während der Kutscher<br />
zu Fuß neben dem Wagen herging.<br />
Heute haben es die Wanderer fast so bequem:<br />
Von Leukerbad und Kandersteg<br />
verkürzen Seilbahnen den Weg. In Leukerbad<br />
entspannen sie sich in den Thermalbädern.<br />
Kandersteg ist da weniger auf Rosen<br />
gebettet: Früher eine wichtige Bahnstation<br />
entlang der Lötschbergroute zwischen<br />
Bern und Brig, schießen die Schnellzüge<br />
seit 2007 einige hundert Meter unterhalb<br />
durch das Lötschbergbasistunnel, womit<br />
das Dorf immer mehr von der Landkarte<br />
der Reisenden verschwindet. Was nichts<br />
daran ändert, dass dieses Bergdorf einen<br />
bekannten Sohn hat: Adolf Ogi, der von<br />
1987 bis 2000 dem Bundesrat angehörte<br />
und bis heute sehr beliebt im Land ist.<br />
INFO<br />
Wallisertiitsch<br />
und Patois<br />
Eine der Besonderheiten des Wallis ist seine<br />
Sprache. Oder besser: seine Sprachen.<br />
Offi ziell wird im östlichen Oberwallis Deutsch<br />
gesprochen, im westlichen Unterwallis<br />
Französisch. Wer nun denkt, Besucher mit<br />
regulären Sprachkenntnissen in Deutsch<br />
oder Französisch würden die Einheimischen<br />
verstehen, hat weit gefehlt. Selbst<br />
Deutschschweizer aus den übrigen Kantonen<br />
tun sich schwer mit dem höchstalemannischen<br />
Dialekt der Oberwalliser. So heißt in<br />
manchen Walliser Regionen das Frühjahr<br />
»Üüstag«, ein Frosch ist ein »Hopschil« und<br />
ein Schmetterling eine »Pfi ffoltra«. Selbst<br />
das sonst schweizerische »Grüezi« gilt im<br />
Wallis nicht. Walliser sagen »Tagwohl« oder<br />
»N’Abund« – und bezeichnen deshalb andere<br />
Deutschschweizer als »Grüezenis«. Etwas<br />
weniger präsent, aber dennoch bis heute<br />
lebendig sind auch die französischen Dialekte<br />
im Unterwallis, die Patois. Besonders in<br />
Flurnamen fallen sie immer wieder auf: So<br />
ist eine höher gelegene Alm im Val d’Hérens<br />
eine »Rèmointse« anstatt einer »Alpage« und<br />
eine Ziege eine »tsóka« anstatt einer »Chèvre«.<br />
Für alle, die das weiter vertiefen wollen:<br />
Unter www.wikipedia.org/patois gibt es Infos<br />
zum Patois, während die App »Wallisertiitsch«<br />
des Tourismusvereins Visperterminen<br />
einen kostenlosen Sprachkurs bietet.<br />
Andenken von unterwegs:<br />
Souvenirshop beim Hotel Schwarenbach<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 33
Vom Grand Col Ferret aus<br />
blickt man ins italienische<br />
Val Ferret.<br />
Petit (2490 m) & Grand Col Ferret (2537 m)<br />
Ein Name für viele Orte<br />
Der Flurname »Ferret« sorgt immer wieder<br />
für Verwirrung. Es gibt nämlich zwei Cols<br />
Ferret, zwei Pässe also, mit demselben Namen:<br />
den kleinen und den großen, den Petit<br />
Col Ferret und den Grand Col Ferret. Die<br />
zwei Täler im Norden und Süden heißen<br />
ebenfalls gleich: Val Ferret und Val Ferret.<br />
Man kann hier also vom Schweizer Dörfchen<br />
Ferret im Val Ferret über einen doppelten<br />
Col Ferret ins italienische Val Ferret<br />
wandern. Die Tour ist auch ohne Wortspiele<br />
lohnend, denn über den beiden Tälern<br />
erheben sich die vergletscherten Gipfel<br />
des Mont Dolent und der Grandes Jorasses.<br />
In Watte gepackt: Wollgras in den<br />
sumpfigen Senken rund um die Cols Ferret<br />
Wenige Kilometer weiter südlich liegt der<br />
Mont Blanc, der höchste Gipfel der Alpen.<br />
Doch im nächstgrößeren Dorf auf der italienischen<br />
Seite rücken die Bergwelten rasch<br />
in den Hintergrund. Die kleine Kapelle,<br />
die Geranien und alten Ställe des schweizerischen<br />
Ferret scheinen in einer anderen<br />
Welt zu liegen. Denn hier, im italienischen<br />
Courmayeur, genießen Gäste mit schicken<br />
Sonnenbrillen in der Pasticceria »Dolce Voglia«<br />
süße Cornetti und Brioches, während<br />
Besucher aus Mailand und Turin an den<br />
Schaufenstern der Bijouterien in der Via<br />
Roma vorbeischlendern, die Ledertasche<br />
am Arm, ein Hündchen an der Leine.<br />
Wie kaum ein anderer Wanderpass im<br />
Wallis stehen der Petit und der Grand Col<br />
Ferret denn auch als Sinnbild dafür, was<br />
Pässe so spannend macht: dass sie Täler<br />
und Länder, Sprachen und Kulturen verbinden.<br />
Sie öffnen uns die Augen dafür,<br />
dass die Alpen ein bunter Kulturraum<br />
sind. Ein Flickenteppich aus Stoffen, die<br />
ineinander greifen, mal miteinander verschmelzen,<br />
und doch ihre Eigenheiten bewahren.<br />
Wie hier in den zwei Vals Ferret,<br />
wo Wanderer in der französischsprachigen<br />
Schweiz loswandern und abends in einem<br />
italienischen Dorf mit dem französischen<br />
Namen Courmayeur ankommen. Dazwischen<br />
ein fließender Übergang aus Raclette<br />
und Pasta, Geranien und Lupinen, bonjour<br />
und buongiorno. Ein Gebiet, in dem Landesgrenzen<br />
verwischen.<br />
TOUR<br />
Grand Col Ferret (2537 m)<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
850 Hm 780 Hm<br />
Charakter: Internationale Passwanderung<br />
mit schönem Ausblick auf das Mont-Blanc-<br />
Massiv. Der Petit Col Ferret ist auf der<br />
italienischen Seite etwas steiler als der<br />
Grand Col Ferret und wird seltener begangen.<br />
Ausgangspunkt: Ferret (1700 m) auf<br />
Schweizer Seite<br />
Endpunkt: Arp Nouva (1769 m) auf<br />
italienischer Seite<br />
Route: Ferret – La Peule –<br />
Grand Col Ferret – Rifugio<br />
Elena – Arp Nouva<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
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BERGSTEIGER<br />
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NEU!<br />
Tausend Jahre vor dem<br />
Ötzi war in dieser Gegend<br />
der »Schnidi« unterwegs.<br />
Rawilpass (2429 m)<br />
Nah an der Steinzeit<br />
Westlich vom Gemmipass gibt es kein<br />
Durchkommen: Das dreigipflige Massiv<br />
des Wildstrubels und das weite Gletscherplateau<br />
der Plaine Morte versperren den<br />
Weg zwischen dem Berner Oberland und<br />
dem Wallis. Erst zwölf Kilometer weiter<br />
westlich senken sich die Bergketten erneut<br />
hinab, so dass sie über ein karges Hochtal<br />
passierbar sind. Ob der Rawilpass schon<br />
vor Jahrtausenden genutzt wurde, ist ungewiss.<br />
Jedoch ganz in seiner Nähe, beim<br />
Schnidejoch, gab der Gletscher nach dem<br />
Hitzesommer 2003 Kleidungsstücke aus<br />
Leder und Bast, Pfeile, Köcher, Fellreste<br />
und Kleidernadeln aus Bronze frei. Manche<br />
der Gegenstände wurden auf ein Alter<br />
von 4500 v. Chr. datiert, womit es sich um<br />
die ältesten Funde in den Alpen handelt.<br />
Als Vergleich: Ötzi lebte tausend Jahre<br />
nach dem Schweizer Urzeitmenschen.<br />
Was den Namen angeht, stand Ötzi indes<br />
Pate: die Schweizer tauften den Besitzer<br />
der urzeitlichen Gegenstände »Schnidi«.<br />
Weniger Sinn für Geschichte, dafür umso<br />
mehr Gespür für die Zukunft zeigten die<br />
Planer einer Schweizer Nationalstraße: Die<br />
direkte Verbindung zwischen Bern und<br />
dem Wallis hätte durch einen Tunnel unter<br />
dem Rawilpass führen sollen. Die Pläne<br />
mitsamt ihren Zubringerstraßen landeten<br />
1984 im Papierkorb. So lässt es sich auch<br />
heute noch in aller Ruhe durch das weitgehend<br />
unbewohnte Gebiet des Rawilpasses<br />
wandern: Nach dem Lac de Tseuzier folgt<br />
der Weg einer plätschernden Suone, um<br />
danach steil und still bergauf ins Hochtal<br />
der Alpage du Rawil zu führen.<br />
◀<br />
TOUR<br />
Rawilpass (2429 m)<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
670 Hm 870 Hm<br />
Charakter: Wanderung an plätschernden<br />
Suonen entlang und an Seen vorbei,<br />
die durch ein stilles Hochtal vom Wallis ins<br />
Berner Oberland führt<br />
Ausgangspunkt: Lac de Tseuzier (1777 m)<br />
Endpunkt: Iffi genalp (1584 m)<br />
Route: Lac de Tseuzier –<br />
Plan des Roses –<br />
Rawilpass – Iffi genalp<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
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AUF TOUR<br />
Schermberg, volle Breitseite:<br />
links der Große Priel,<br />
rechts das Almtaler Köpfl<br />
Totes Gebirge<br />
Verlassene<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Irgendwann hörte Peter von einer der<br />
höchsten Wände der Ostalpen. An einem<br />
gewissen Schermberg, den nur Gebietskenner<br />
einordnen konnten, sollte<br />
sie aufragen. Jedenfalls kannte er niemanden,<br />
der schon mal dort war. Selbst hatte<br />
Peter das Tote Gebirge einmal tagelang<br />
überschritten, war über zerklüftete Karrenfelder<br />
unwahrscheinlichen Ausmaßes sogar<br />
nahe am Schermberg vorbeigestolpert,<br />
doch diesen Wandabbruch auf der anderen<br />
Seite konnte er damals kaum erahnen.<br />
Das Tote Gebirge in Oberösterreich<br />
zeigt alle Merkmale eines ostalpinen<br />
Karststocks: an den Rändern teils<br />
festungsgleiche Felswände, oben ein<br />
weites, verworren-tristes Plateau.<br />
Bei einer Tour auf den Schermberg erlebt<br />
man diese Facetten in bestechender Weise.<br />
Von Mark Zahel (Text & Bilder)<br />
Festung<br />
Das unbekannte Bollwerk<br />
Jahre vergehen, bis Peter endlich den Weg<br />
in die Hetzau einschlägt. Und plötzlich ist<br />
sie nicht nur gegenwärtig, sondern absolut<br />
dominant, fast erdrückend, diese ominöse<br />
Schermberg-Nordwand, die in seinem<br />
Geiste schon so lange Gestalt angenommen<br />
hatte: 1400 Meter hoch und an die zwei Kilometer<br />
breit. Ein Bollwerk! Die zweithöchste<br />
Felsflucht der Nördlichen Kalkalpen, nach<br />
der Watzmann-Ostwand, sagt die Alpingeografie.<br />
Aber längst nicht so berühmt. Denn<br />
die abgelegene Hetzau ist kein Touristenmagnet<br />
wie der Königssee bei Berchtesgaden.<br />
Früher kam man praktisch gar nicht rein,<br />
wurde das Revier doch von den Jagdherren<br />
regelrecht abgeschottet. Auch heute bleibt<br />
die Zufahrt zum Almtaler Haus zur Schießsaison<br />
ab Mitte September gesperrt, und die<br />
Welser Hütte als Stützpunkt am Berg geschlossen.<br />
Ein Glück, dass dies erst in einer<br />
Woche der Fall sein wird, denkt Peter.<br />
Der Talschluss wirkt urgewaltig. Als »Schutz<br />
und Schirm» titulierte man den Schermberg<br />
einst und spielte damit auf seinen Namen<br />
an. An diesem friedvoll-sonnigen Nachmittag<br />
mag man das nachempfinden. Aber was,<br />
wenn das Donnergrollen eines Hochgewitters<br />
in den Mauern widerhallt und sich über<br />
der Landschaft ein Weltuntergangsszenario<br />
zusammenbraut? Ganz zu schweigen von<br />
den Ereignissen gegen Ende der letzten Eiszeit,<br />
als die Hetzau zu einem der größten<br />
Bergsturztäler der Alpen wurde, also einem<br />
solchen Szenario wohl real entsprochen hat.<br />
Alte und moderne Zeiten<br />
Hromatka und Moser waren die ersten,<br />
denen 1919 eine Durchsteigung der<br />
Schermberg-Nordwand gelang. Kaum zu<br />
glauben: Auf der leichtesten Route soll<br />
dies lediglich ein »Zweier« sein, ange-<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
Exponiert führt der<br />
Tassilo-Steig am<br />
Abgrund entlang.<br />
Xxxxxxxxxxgerne das Bergsturzgelände am<br />
Fuß des Latemar an, lassen die Kinder zwischen<br />
KOMPAKT<br />
den Felsbrocken herumtollen<br />
Oder aber über<br />
Oberösterreich<br />
Anreise: Über die A1 (Westautobahn) bis<br />
Ausfahrt Steyrermühl oder Vorchdorf, dann<br />
weiter über Scharnstein ins Almtal und<br />
bei der Verzweigung vor dem Almsee links<br />
in die Hetzau. Beim Almtaler Haus befi ndet<br />
sich der Parkplatz.<br />
Auskünfte: Tourismusverband, Im Dorf 17,<br />
A-4645 Grünau im Almtal, Tel. 00 43/<br />
(0)76 16/82 68, www.gruenau-almtal.at<br />
Hütten: Almtaler Haus (710 m), OeAV,<br />
Anfang Mai bis Mitte September, Tel. 0043/<br />
(0)6 64/4 10 96 65. Welser Hütte (1740 m),<br />
OeAV, Anfang Juni bis Mitte September,<br />
Tel. 00 43/(0)76 16/80 88.<br />
Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt<br />
15/2 »Totes Gebirge Mitte«<br />
Literatur: Mark Zahel »Alpine Klettersteige<br />
Ostalpen«, Bergverlag Rother, 2011<br />
sichts der Dimensionen jedoch allemal ein<br />
abenteuerliches Unterfangen mit großen<br />
Unwägbarkeiten. Kletterer tummeln sich<br />
dort mittlerweile weniger als früher, alpine<br />
Klassiker wie der »Welser Weg« oder<br />
der »Linzer Weg« passen nicht mehr zum<br />
heutigen Zeitgeist. Dafür sind Klettersteige<br />
populärer denn je. Peter gehört zwar<br />
nicht zu denjenigen, die wie besessen jeder<br />
dieser modern-sportiven (und mitunter<br />
fragwürdigen) Errungenschaften hinterher<br />
hecheln, aber der neue »Tassilo« am<br />
Schermberg hat sein Interesse dann doch<br />
geweckt. Schließlich soll dieser einen betont<br />
alpinen Anstrich besitzen.<br />
Nach einem 1000-Meter-Anstieg durch den<br />
steilen Hinteren Ackergraben empfängt<br />
die Welser Hütte ihre Handvoll Gäste in<br />
aller Beschaulichkeit. Am nächsten Morgen<br />
herrscht Unschlüssigkeit. Strammer<br />
Wind peitscht Regenschauer übers Gebirge.<br />
Da will Peter den Klettersteig nicht<br />
auf Biegen und Brechen durchziehen und<br />
nimmt erst einmal mit dem Großen Priel<br />
als »Ausweichziel« vorlieb. Immerhin ist<br />
es der höchste Gipfel des Toten Gebirges,<br />
über den Fleischbanksattel freilich ohne<br />
besondere Hürden zu erreichen.<br />
Im Säureregen<br />
»Eine Wüste grausigster Art« nannte Alpenpionier<br />
Friedrich Simony die zernagte<br />
Hochfläche, die man vom Priel so eindrucksvoll<br />
überblickt. »Das ganze Terrain<br />
ringsum zeigt ein Aussehen, als hätte es<br />
Jahrhunderte lang ätzende Säuren auf das<br />
Gestein geregnet«, überspitzte er. Öde und<br />
trostlos, karg und lebensfeindlich – das<br />
Tote Gebirge wird seinem Namen hier<br />
gerecht. Doch sind es nicht solche Urlandschaften,<br />
die den Wanderer im Innersten<br />
berühren? Hier findet er Abgeschiedenheit,<br />
so viel er nur ertragen kann, und eine<br />
seltsame Melancholie in steinerner Weltverlorenheit.<br />
Eine Blume, die sich an ein<br />
paar Körnchen Humus in einer Felsspalte<br />
krallt, kann zum großen Hingucker werden,<br />
zum wahren Wunder des Lebens. Und<br />
wenn man später – losgelöst vom Üppigen<br />
– wieder in die Welt der grünen Täler<br />
zurückkehrt, dann erscheinen sie einem<br />
womöglich noch viel grüner als zuvor.<br />
Für Lehrlinge und Meister<br />
Tags darauf zeigt sich der Himmel heiter.<br />
Ein bisschen hat Peter mit dem Föhn spekuliert<br />
– die Rechnung scheint aufgegangen.<br />
Zum Einstieg in den Klettersteig ist es<br />
von der Hütte nicht sehr weit. Man kommt<br />
zügig zur Sache und sieht sich hinauf zum<br />
Almtaler Köpfl mit einigen Steilstufen<br />
konfrontiert, die schon beherzten Einsatz<br />
fordern. Manche Stelle kratzt beinahe am<br />
Schwierigkeitsgrad D, doch sind die kraftintensiveren<br />
Einlagen nie anhaltend. Hier<br />
wurde nicht dem Wettrüsten in Extremschwierigkeiten<br />
gehuldigt, sondern ein<br />
Steig geschaffen, der zunehmend begeistert;<br />
einem Ferrata-Meister Genuss und einem<br />
aufstrebenden Lehrling realisierbare<br />
Ambition sein wird.<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Öde und trostlos, karg<br />
und lebensfeindlich –<br />
doch sind es nicht solche<br />
Urlandschaften, die<br />
den Wanderer in seinem<br />
Innersten berühren?<br />
TOUREN<br />
Top-Touren im Toten Gebirge<br />
Seit 2009 lockt am Schermberg der »Tassilo«<br />
vermehrt <strong>Bergsteiger</strong> an. Die Klettersteigtour<br />
ist ambitioniert und kann an einem Wochenende<br />
gut mit dem Großen Priel kombiniert werden.<br />
Erst 2009 ist der »Tassilo« eröffnet worden,<br />
weshalb sich der Kalkfels noch überall<br />
herrlich rau und griffig präsentiert – keine<br />
Nebensächlichkeit bei den wiederholten<br />
Reibungspassagen. Mit dem Almtaler Köpfl<br />
ist die größte Hürde genommen, die Ferrata<br />
jedoch längst nicht vorbei. Weiter über<br />
den Nordostgrat zum Schermberg wird sie<br />
zwar spürbar leichter, landschaftlich dafür<br />
aber noch schöner. Zweieinhalb Stunden<br />
ist Peter damit beschäftigt, die fast durchgängig<br />
versicherten 500 Höhenmeter am<br />
Drahtseil zu absolvieren – eine weitere,<br />
um die formidable Aussicht am Gipfel zu<br />
würdigen. Die hohen Erwartungen haben<br />
sich mehr als erfüllt: ein neuer Klettersteig<br />
mit wohldosierter Sportlichkeit, aber vor<br />
allem im Stile einer großen Bergtour!<br />
Dazu gehört dann auch der lange Abstieg<br />
– oben über den sehr karstigen Hermann-<br />
Wöhs-Weg, einem veritablen Slalomkurs<br />
um schauerliche Klüfte und Dolinen, über<br />
scharfkantige Karren und unwegsames<br />
Blockgelände; weiter unten schließlich<br />
über den bekannten Hüttenweg zurück in<br />
die waldgrüne Hetzau. Dort dreht sich Peter<br />
nochmals um, für einen letzten Blick in<br />
die gewaltige Nordwand, auf dessen Scheitel<br />
er ein paar Stunden zuvor stand. Was<br />
für ein Berg, dieser Schermberg. ◀<br />
Brauchen wir nicht: Die Gämsen am<br />
Schermberg kraxeln lieber ohne Drahtseile.<br />
1 Welser Hütte (1740 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
1030 Hm 1030 Hm<br />
Charakter: Recht langer Hüttenweg in<br />
alpinem Gelände, aber ohne besondere<br />
Schwierigkeiten<br />
Ausgangspunkt: Almtaler Haus (710 m)<br />
Aufstieg: Auf Fahrwegen fl ach in die<br />
Hintere Hetzau. Bei der Materialseilbahn<br />
beginnt der Steig, zunächst am Auslauf<br />
des Vorderen Ackergrabens vorbei.<br />
Dem Felsriegel rechts ausweichend und<br />
über ein gesichertes Band sowie eine<br />
Metallstiege am Wiesinger Eck höher. In<br />
ausgiebigem Zickzack weiter durch den<br />
Hinteren Ackergraben (zunächst bewaldet,<br />
später Schotterfelder) und nach einer<br />
kurzen gesicherten Felsstufe markant nach<br />
links hinüber zur Geländeschwelle mit der<br />
Welser Hütte.<br />
2 Schermberg (2396 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
780 Hm 780 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvoller, mitunter<br />
exponierter Alpinklettersteig bis zum Grad<br />
C/D, oft auch leichter. In den schwierigen<br />
Passagen kompakter, rauer Fels,<br />
dazwischen auch schrofi ges Gelände.<br />
Der Abstieg im chaotischen Karstterrain<br />
verlangt Umsicht und Trittsicherheit.<br />
Ausgangspunkt: Welser Hütte<br />
Aufstieg: Von der Hütte zunächst aufwärts<br />
in die Mulde der »Teicheln«, wo man vom<br />
Hauptweg abzweigt. Den roten Punkten<br />
folgend durch Karstgestein und Schotter<br />
hinauf zum Einstieg (ca. 1860 m). Die<br />
erste Spornrampe ist gleich recht knackig,<br />
dann über einen Aufschwung auf ein<br />
erdiges Stück. Links zu einer luftigen, plattigen<br />
Aufwärtsdiagonale um ein Eck und<br />
mit einem kurzen Quergang weiter zur<br />
nächsten Schrofenpassage, die zu markanten<br />
Schichtstufen aufschließt. Abwechselnd<br />
über Platten und diverse Wändchen<br />
aufwärts zum Almtaler Köpfl (2205 m).<br />
Weiter am Nordostgrat, wo zwischendurch<br />
zweimal kurz abgestiegen werden muss,<br />
ehe das Gelände nochmals aufsteilt.<br />
Über schöne Plattenzonen zum Schlussgrat<br />
und zum Gipfel.<br />
Abstieg: Zuerst am Südwestgrat bis zur<br />
Verzweigung, wo der Hermann-Wöhs-Weg<br />
(Nr. 263) eingeschlagen wird. Nun recht<br />
steil und verwickelt über ausgesprochen zerklüftetes<br />
Karstterrain südostwärts hinunter,<br />
dabei aufmerksam die Markierung verfolgend.<br />
Am rechten Rand des Blockkares zur<br />
Einmündung in die Fleischbänke-Route<br />
Nr. 215 und auf dieser über zwei gesicherte<br />
Stufen sowie einen Schutthang hinab in die<br />
Teichelmulde und zurück zur Welser Hütte.<br />
3 Großer Priel (2515 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
800 Hm 800 Hm<br />
Charakter: Markierter Steig in felsigem<br />
und Schottergelände, kurze gesicherte<br />
Passagen. Strenges, alpines Gepräge, aber<br />
keine großen Hindernisse.<br />
Ausgangspunkt: Welser Hütte<br />
Aufstieg: Wie beim Schermberg in die<br />
Teichelmulde, dann aber weiter mit<br />
Nr. 215 südwärts über die Fleischbänke<br />
aufwärts. Über zwei mit Leitern und Drahtseilen<br />
versicherte Karstufen (die zweite<br />
nennt sich Hansbauerband) peilt man<br />
den Fleischbanksattel (2122 m) an und<br />
wendet sich dort scharf nach links<br />
(Weg Nr. 262). An der weiten Südwestabdachung<br />
des Priels unschwierig höher<br />
und zuletzt über den schmaleren Westgrat,<br />
teils in die Nordfl anke ausweichend,<br />
zum Gipfel mit dem überdimensionalen,<br />
acht Meter hohen roten Gipfelkreuz.<br />
Abstieg: wie Aufstieg<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39
REPORTAGE<br />
»Wir sind die Alpen«<br />
Heidiland<br />
vom Förderband<br />
Erst die Bergbauern machen<br />
mit ihrer Arbeit die Alpen<br />
schön. Aber gilt das Klischee<br />
von Menschen in Tracht<br />
neben der hölzernen Mühle<br />
noch? Eine Reise durch<br />
Idylle und Outlet-Stores<br />
direkt in den komplizierten<br />
Alltag der alpinen Landwirtschaft.<br />
Von Axel Klemmer
So wie hier im Hochtal<br />
Padaun über dem Brenner<br />
kann Landwirtschaft<br />
in den Alpen aussehen.<br />
Foto: Axel Klemmer<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Auch Weinreben sind einer der Klassiker im Spektrum alpiner Kulturlandschaft.<br />
Basel<br />
0<br />
Bern<br />
Interlaken<br />
20 km<br />
Walliser Alpen<br />
Zermatt<br />
Winterthur<br />
Zürich<br />
Luzern<br />
Glarner Alpen<br />
Novara<br />
Chur<br />
Lugano<br />
Bregenz<br />
St. Gallen<br />
Davos<br />
St. Moritz<br />
Sondrio<br />
Morbegno<br />
Bergamo<br />
Milano<br />
Poschiavo<br />
St. Anton<br />
Ötztaler Alpen<br />
Prad<br />
Bozen<br />
Domodossola<br />
Gardasee<br />
Verona<br />
Brescia<br />
Die wichtigsten Stationen auf der Tour namens »We are Alps«.<br />
Rhein<br />
Inn<br />
Innsbruck<br />
Trento<br />
Padaun/Vals<br />
Etsch<br />
Cortina<br />
d‘Ampezzo<br />
Dolomiten<br />
Vicenza<br />
Padova<br />
Alpenmenschen ernähren sich von<br />
Käse, Wurst und Speck, von dicker<br />
Polenta mit Käse und Buchweizennudeln<br />
mit Nudeln und<br />
Käse. Und weil sie auch ihre<br />
Gäste damit bewirten, ist die Frage des<br />
sensiblen Stadtmenschen irgendwann unausweichlich.<br />
»Oscar, wie macht ihr das?<br />
Wo bekommt ihr eure Vitamine her?« Der<br />
Alpenmensch lächelt. »Vitamine? Damit<br />
füttern wir die Schweine. Dann essen wir<br />
die Schweine.«<br />
Es ist der dritte Tag einer Reise durch die<br />
Alpen, die nicht den touristischen Routen<br />
folgt, sondern den Produktions- und Versorgungswegen<br />
ihrer Bewohner. Wir sind in<br />
Italien. Italien, das verbindet der Deutsche<br />
mit Tomaten und Mozzarella, aber von Tomaten<br />
ist weit und breit keine Spur. Der Alpenmensch<br />
mit der Vorliebe für Schweine<br />
und dem sehr schönen Namen Oscar del<br />
Barba lebt in dem Städtchen Morbegno im<br />
Valtellina (Veltlin), dem längsten inneralpinen<br />
Quertal der Alpen. Besucher aus dem<br />
deutschen Sprachraum kommen selten<br />
hierher. Der Tourismus spielt keine große<br />
Rolle. Wenn überhaupt, so treiben sich<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Fotos: Axel Klemmer (4), Thommy Weiss / pixelio, Heike / pixelio.de<br />
Romantik: Imker Hubert Stillenacher, Äpfel aus dem Vinschgau, bergwassergekühlte Milch und ein wahrscheinlich glückliches Schwein.<br />
Einheimische auf den Bergen herum, und<br />
nicht alle von ihnen tun das, um Spaß zu<br />
haben. Einige passen da oben auf ihre Kühe<br />
auf, sie melken sie, und dann machen sie<br />
aus der Milch, genau, Käse.<br />
Oscar del Barba ist kein Landwirt, aber er<br />
kennt das Geschäft. Er weiß überhaupt<br />
sehr viel über die Berge und die Menschen,<br />
die dort leben. Von 2008 bis 2014 war er<br />
Präsident der Alpenschutzkommission<br />
CIPRA in Italien, nun kümmert er sich um<br />
die Einrichtung eines Info-Points der Alpenkonvention<br />
in Morbegno. Neben ihm sitzt<br />
Markus Reiterer. Als Generalsekretär der<br />
Alpenkonvention (siehe Kasten S. 46) ist er<br />
sozusagen der Gastgeber der Journalisten,<br />
die mit ihm zusammen sehen wollen, wie<br />
es derzeit um die Landwirtschaft in den<br />
Alpen bestellt ist. »We are Alps« heißt das<br />
Motto, eine Woche geht es durch das Gebirge<br />
im Herzen Europas – mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln, mit Bahn und Bus, einmal<br />
mit dem Fahrrad und schließlich auch zu<br />
Fuß: aus dem Piemont bis nach Tirol, wo<br />
das Generalsekretariat der Alpenkonvention<br />
unter dem Goldenen Dachl in Innsbruck<br />
residiert.<br />
Drei Säulen: Milch, Vieh, Obst<br />
Die Reise hatte im Windschatten der Monte-Rosa-Ostwand<br />
begonnen, wo haupt- und<br />
ehrenamtliche Helfer am Rand der beinahe<br />
unverschämt pittoresken Stadt Domodossola<br />
die soziale Kooperative »La Prateria«<br />
betreiben. Junge Erwachsene mit einer<br />
geistigen oder körperlichen Behinderung<br />
bauen Bio-Gemüse an. Sie treiben auch<br />
Sport, manche sogar auf einem Niveau, das<br />
sie schon zur Teilnahme an den Paralympics<br />
qualifizierte. Das Grundstück stellt die<br />
Schon sehr bald<br />
wird deutlich:<br />
Ohne direkte und<br />
indirekte Förderung<br />
gäbe es in den<br />
Alpen keine Landwirtschaft<br />
mehr.<br />
Stadt Domodossola zur Verfügung. Finanziert<br />
wird das Projekt durch den Verkauf<br />
der Produkte, ein vegetarisches Restaurant<br />
in der Altstadt, ein Netzwerk sozialer Organisationen,<br />
EU-Mittel und Steuerermäßigungen.<br />
Ohne Förderungen, das wird schon<br />
zu Beginn der Woche deutlich, gäbe es in<br />
den Alpen keine Landwirtschaft mehr. Wie<br />
direkte und indirekte Subventionierung<br />
ineinander greifen, erfährt man nach der<br />
umständlichen Reise per Bahn (über Mailand)<br />
und schließlich mit dem Fahrrad von<br />
Colico am Comer See ins Valtellina (Veltlin).<br />
Hier steht die Landwirtschaft auf drei Säulen:<br />
Vieh- und Milchwirtschaft, Obst und<br />
Gemüse, Wein. Die Milchwirtschaft hat es<br />
am schwersten. Im Val Bitto, oberhalb von<br />
Morbegno, liegt das 350-Einwohner-Bergdorf<br />
Albaredo. Dort und auf den Almen<br />
weiter oben erzeugt eine Kooperative mit<br />
der Milch von 15 Zulieferern verschiedene<br />
Sorten Käse, vor allem den berühmten Bitto.<br />
Das geht nur, weil man mit der »Latteria<br />
Sociale Valtellina« zusammenarbeiten<br />
kann und 50 Cent pro Liter Milch erhält,<br />
deutlich mehr als im Umland von Mailand.<br />
Aber wie lang noch? Tatsächlich funk-<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43
Extensive Weidewirtschaft sieht<br />
zwar gut aus, bringt aber kaum Geld.<br />
Realität: Auch die Produkte der<br />
Alpenregion wie Tee und Äpfel durchlaufen<br />
oft eine Fließband-Karriere.<br />
tioniert das Modell Albaredo nicht zuletzt<br />
deshalb, weil sich rüstige Pensionisten dafür<br />
engagieren.<br />
Romantik und Realität<br />
Besser als den Milch- geht es den Weinbauern:<br />
Über insgesamt 70 Kilometer ziehen<br />
sich auf der Sonnenseite über dem Talboden<br />
die Terrassen der Weinberge hin. Es<br />
ist eine alte und sehr schöne Kulturlandschaft,<br />
sie steht auf der Bewerberliste für<br />
das UNESCO-Welterbe, und wenn man sie<br />
so, von unten nach oben betrachtet, ist<br />
man begeistert. Die Journalisten steigen<br />
auf steilen, schmalen Pfaden hinauf und<br />
schauen zwischen den Rebstöcken hinab<br />
ins Tal: auf eine Szenerie des Wohlstands,<br />
die typisch für das 21. Jahrhundert ist. Das<br />
heißt, sie ist für das Valtellina ebenso typisch<br />
wie für das Inntal oder die Münchner<br />
Schotterebene: Zu sehen ist ein Amalgam<br />
aus Verkehrswegen, Schnell- und Zufahrtsstraßen,<br />
Bahnstrecken, Neubau- und Gewerbegebieten,<br />
kantigen Wohnsiedlungen<br />
und großen Sportplätzen. Wohlstand verträgt<br />
sich offenbar nicht mit Schönheit, von<br />
Welterbe ganz zu schweigen. Die UNESCO<br />
hält den Daumen gesenkt, und dass sie ihn<br />
in Zukunft noch mal um 180 Grad drehen<br />
könnte, ist nicht zu erwarten.<br />
Brauchen wir eine neue Diskussion über<br />
den Mythos der bergbäuerlich-alpinen<br />
Kulturlandschaft und ihre zeitgenössische<br />
Ästhetik? Markus Reiterer sagt: »Natürlich,<br />
aber die Diskussion macht nur Sinn, wenn<br />
sie ehrlich geführt wird. Männer und Frauen<br />
in Tracht zwischen Ziegen, Kühen und<br />
Heumandeln vor jahrhundertealten Höfen,<br />
und daneben die hölzerne Mühle – diese<br />
Bio-Anbau gibt es<br />
auch im Vinschgau.<br />
Er macht nur sechs<br />
Prozent der gesamten<br />
Produktion<br />
aus. Am Ende entscheidet<br />
der Käufer.<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Fotos: Axel Klemmer<br />
Kostprobe: Produkte der Alpen schmecken<br />
vor Ort auch gleich viel besser.<br />
Vorstellung passt nicht in die Realität der<br />
beschleunigten Globalisierung.«<br />
Von Tirano im Valtellina geht es mit der<br />
Rätischen Bahn hinauf ins schweizerische<br />
Valposchiavo, deutsch: Puschlav, zu einer<br />
jungen Familie mit drei kleinen und sehr<br />
gesunden Kindern, ein paar Katzen, drei<br />
Dutzend Milchkühen, 200 Mutterkühen<br />
und gut 250 Jungrindern. Ist das jetzt Heidiland?<br />
Nicht ganz. Über dem Hof stehen<br />
Strommasten, unten im Tal endet die Bernina-Hochspannungsleitung<br />
im Unterwerk<br />
Robbia. Seit 1993 wird im Hof Li Taiadi biologisch<br />
produziert, im Sommer vor allem<br />
Milch, im Winter eher Fleisch. Otmaro Berti<br />
und seine deutsche Frau Johanna Strawe<br />
sehen zu »bio« keine Alternative. Doch das<br />
Valposchiavo – nur etwa 20 Kilometer<br />
lang, rund 5000 Einwohner – ist ein Sonderfall.<br />
50 Vollerwerbs- und ebenso viele<br />
Nebenerwerbsbauern gibt es im Tal, bis<br />
2015 wollen beziehungsweise sollen alle<br />
Bio-Bauern sein. Sogar die Bio-Swiss-Zertifizierung<br />
der ganzen Region ist im Gespräch;<br />
es wäre ein Novum. Parallel wird das Label<br />
»100 Prozent lokal« vermarktet. Daneben<br />
ist Reto Raselli mit seiner bekannten 50<br />
Hektar großen Kräuterfarm in Le Prese,<br />
etwas weiter südlich, fast schon ein Global<br />
Player: Ein Drittel seiner Jahresproduktion<br />
von 40 Tonnen Bio-Kräutern liefert er an<br />
Ricola, ein weiterer Großabnehmer ist der<br />
Schweizer Handelskonzern Coop.<br />
»Ja, das ist Monokultur«<br />
Krasse Kontraste bietet der Übergang nach<br />
Südtirol. Vom bizarren Architekturverhau<br />
auf dem Stilfserjoch, das immerhin einem<br />
Nationalpark seinen Namen gibt, führt der<br />
Weg hinab in den Vinschgau zu Hubert Stillebacher.<br />
Er ist Ranger beim Nationalpark<br />
und Herr über 70 Bienenvölker, die ihr Zuhause<br />
auf einem idyllischen Wiesenhang<br />
am Rand der ganz und gar nicht idyllischen<br />
Gemeinde Prad haben.<br />
In aller Regel ist die Imkerei Nebenerwerb<br />
oder Hobby und in der Landschaft erst zu<br />
sehen, wenn man direkt vor den Bienenhäusern<br />
steht. Ganz anders beim Apfelanbau:<br />
95 Prozent der landwirtschaftlichen<br />
Produktion im Vinschgau gehen auf das<br />
Konto von Golden Delicious und Co. »Ja,<br />
das ist Monokultur«, sagt Michael Grasser<br />
lächelnd, bevor ein Journalist das hässliche<br />
Wort in den Mund nimmt. Grasser ist<br />
Marketingleiter des VI.P, des Verbands der<br />
Vinschgauer Produzenten für Obst und<br />
Gemüse. Bei GEOS, einer der insgesamt<br />
sieben Genossenschaften der Region, sieht<br />
Landwirtschaft wie Industrie aus. Die Hallen<br />
sind riesig. Die Maschinen sind riesig.<br />
Äpfel werden auf rasenden Fließbändern<br />
gescannt und sortiert, sie schwimmen in<br />
riesigen Wasserbecken, Bahn für Bahn.<br />
Verpackt und geerntet wird erstaunlicherweise<br />
noch von Menschen, und auch das<br />
überrascht: Die rund 1800 Obstbauern<br />
im VI.P wirtschaften auf Flächen, die mit<br />
durchschnittlich knapp drei Hektar etwas<br />
unterhalb der sinnvollen Grenze für einen<br />
Vollerwerbsbetrieb liegen.<br />
Bio-Anbau gibt es hier auch. Er macht sechs<br />
Prozent der Gesamtproduktion aus, bringt<br />
höhere Preise, verlangt aber auch mehr Einsatz.<br />
Rein wirtschaftlich gesehen, springt<br />
für den Bauern etwa dasselbe raus wie<br />
beim üblichen, sogenannten integrierten<br />
Anbau. Die Inhaltsstoffe im Apfel unterscheiden<br />
sich nicht, dafür wird der Boden<br />
bei der Bio-Produktion nicht mit Pestiziden<br />
belastet. Und geschmacklich? Macht so ein<br />
»integrierter« Golden Delicious gegen einen<br />
Bio-Topas wahrscheinlich keinen Stich.<br />
Aber wie heißt es so schön: Der Käufer entscheidet.<br />
Beinahe jeder zehnte in Europa<br />
verkaufte Apfel ist ein Südtiroler. Verträgt<br />
sich monokulturelle Massenproduk-<br />
Vor 30 Jahren brachte Rab ® das erste Daunenprodukt<br />
auf den Markt und ist seitdem aus der Liga der<br />
besten Daunenausrüster nicht mehr weg zu<br />
denken. Die Wasser abweisende Imprägnierung<br />
verbessert die Leistungseigenschaften der<br />
Daunenfüllung, damit Sie auch bei extremsten<br />
Wetterbedingungen angenehm warm bleiben.<br />
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INFO<br />
Alpenkonvention<br />
Die Alpenkonvention ist ein völkerrechtlicher<br />
Vertrag der acht Alpenanrainerstaaten und<br />
der EU. Zehn Protokolle regeln »konkrete<br />
Schritte zum Schutz und zur nachhaltigen<br />
Entwicklung der Alpen«, zum Beispiel für die<br />
Bereiche Tourismus, Verkehr, Energie und<br />
Berglandwirtschaft. Die Umsetzung kommt<br />
seit rund 20 Jahren aber nur langsam<br />
voran. Oft wird die Alpenkonvention auf<br />
lokaler und regionaler Ebene als »von oben<br />
aufgesetzt« betrachtet – wenn man überhaupt<br />
von ihr Kenntnis nimmt. Verstöße<br />
gegen die Protokollbestimmungen kann<br />
die Alpenkonvention nicht direkt ahnden.<br />
Generalsekretär Markus Reiterer meint:<br />
»Wer sich nicht an nationales Recht hält,<br />
wird womöglich eingesperrt. Staaten kann<br />
man aber nicht einsperren. Daher nutzt<br />
das Völkerrecht subtilere Mechanismen wie<br />
die Reziprozität oder Gegenseitigkeit.<br />
Vereinfacht ausgedrückt, funktioniert das<br />
in etwa wie beim Kategorischen Imperativ:<br />
Weil alle voneinander abhängig sind und<br />
jeweils dieselben Vor- bzw. Nachteile erfahren,<br />
halten sie sich an die Abmachungen.«<br />
Internet: www.alpconv.org<br />
Unterschiedliche Verkaufsstrategien:<br />
Käseverkostung auf der Alm und das<br />
Shoppingcenter am Grenzpass Brenner.<br />
tion eigentlich mit der Alpenkonvention?<br />
Na klar, findet Markus Reiterer: »Auf den<br />
richtigen Mix kommt es an: Großbetriebe<br />
wie im Vinschgau funktionieren dann<br />
gut, wenn die dafür notwendigen Voraussetzungen<br />
gegeben sind.« Generell müsse<br />
Berglandwirtschaft aber dort punkten, wo<br />
sie wirklich erfolgreich sein kann – »also<br />
in den Bereichen Spezialitäten, Gourmet<br />
und Bio und nicht in der agrarischen Massenproduktion.«<br />
Mit hoher Drehzahl vom Acker<br />
Bergbauernromantik. Am Ende der Reise<br />
kommt man ihr ganz nah. Vom Bahnhof<br />
am Brenner wandert die Gruppe am Outlet<br />
Center und einer Tabledance-Bar vorbei,<br />
auf einer Brücke über die Autobahn und<br />
durch eine Unterführung unter den Bahngleisen<br />
auf die andere Talseite. Gleich darauf<br />
beginnt ein schmaler Pfad. Er führt zu<br />
einem Biotop. Ohne Eile hopst ein Frosch<br />
ins Schilfgras. Das Dröhnen in der Luft<br />
scheint Schmetterlinge, Insekten und Vögel<br />
nicht zu stören. Keine Stunde später ist das<br />
Dröhnen verschwunden. Ein weiter grüner<br />
Sattel tut sich auf, darüber steile Mähder<br />
und mittendrin, auf 1570 Meter Höhe, der<br />
Pflerscher Hof. Padaun heißt das Hochtal,<br />
Es geht an einer<br />
Tabledance-Bar<br />
vorbei, über die<br />
Autobahn hinweg<br />
und unter Bahngleisen<br />
hindurch<br />
zu einem Biotop.<br />
es gehört zur Gemeinde Vals, die ihre unaufgeregte<br />
landschaftliche Schönheit seit<br />
2012 mit dem Label der »<strong>Bergsteiger</strong>dörfer«<br />
vermarkten darf: als ein Modell für die gelungene<br />
Umsetzung der Alpenkonvention<br />
in die touristische Praxis.<br />
Bellend kommt ein Hund gelaufen, kurz<br />
darauf lässt er sich den Bauch kraulen. Im<br />
Stall steht ein drei Tage altes Kalb. Stefan<br />
Bacher leitet zusammen mit seiner Frau<br />
Heidi einen bergbäuerlichen Selbstversorgerbetrieb<br />
mit einer Ferienwohnung und<br />
macht sich nebenbei als Züchter um die<br />
Erhaltung des Tiroler Braunviehs verdient.<br />
Ist die Entschleunigung also ausgerechnet<br />
neben dem Brenner zu Hause?<br />
Vor dem Hof steht das Auto der erwachsenen<br />
Söhne: ein lilablaumetallicfarbener<br />
Seat mit Leichtmetallfelgen und Heckflügel.<br />
Die Jungbauern bevorzugen die Sportausstattung.<br />
Mit hoher Drehzahl machen<br />
sie sich vom Acker.<br />
◀<br />
Fotos: Axel Klemmer, Wolfgang Dirscherl / pixelio.de<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
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INTERVIEW<br />
Das große<br />
Alex Honnold<br />
-Interview<br />
»Wir Amerikaner<br />
tun uns leichter«<br />
Leben aus dem Koffer, die Anschrift bei der Mutter: Obwohl Alex Honnold<br />
zu den bekanntesten Kletterern zählt, führt er ein recht bescheidenes Leben.<br />
Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb er ohne große Vorbereitung<br />
und Brimborium eine fünftägige Überschreitung in Patagonien hinlegte.<br />
Von Michael Ruhland und Sandra Zistl<br />
BERGSTEIGER: Red Bull hat viel Zeit,<br />
Geld und Energie in das Cerro-Torre-Filmprojekt<br />
mit David Lama gesteckt. Sie<br />
haben die »Fitzroy-Traverse«, eine fünftägige<br />
Überschreitung des Fitzroy-Massivs<br />
in Patagonien, ohne großes Aufhebens mit<br />
einem Freund unternommen. Ihre ganze<br />
Kameraausrüstung: ein kleines Handy mit<br />
Foto- und Filmfunktion. Ist ihre demonstrative<br />
Bescheidenheit auch ein Kommentar<br />
zum Cerro Torre?<br />
Alex Honnold: Es war David Lamas Traum,<br />
den Cerro Torre im Alpinstil zu klettern.<br />
Die Tatsache, dass Red Bull einen Film machen<br />
wollte, hat nichts damit zu tun, dass<br />
David frei auf diesen Berg hinauf wollte.<br />
Ich reagiere sehr sensibel auf solche Dinge.<br />
David ist ein professioneller Kletterer, er<br />
muss davon leben, also muss er auch Filme<br />
machen. Das ist einfach so heutzutage.<br />
Wenn sein Sponsor seinen Klettertraum<br />
unterstützt und daraus einen Film machen<br />
will, dann kommt er aus der Nummer<br />
auch nicht mehr raus.<br />
Ohne totale Vermarktung würden große<br />
Kletterprojekte Träume bleiben?<br />
Ich mache auch Filme. Nicht mit diesem<br />
Budget und nicht in diesen Ausmaßen,<br />
aber klar: Auch ich habe unzählige Medienprojekte<br />
für und mit meinen Sponsoren<br />
gemacht. Der einzige Unterschied ist das<br />
Ausmaß. Bei Red Bull ist es halt immer die<br />
ganz große Nummer.<br />
Wollte Ihr Hauptsponsor, The North Face,<br />
kein Kapital aus der verwegenen<br />
»Fitzroy-Traverse« schlagen? Es war ja<br />
immerhin eine Erstbegehung.<br />
Das Patagonien-Projekt war nur das Ding<br />
von meinem Freund Tommy und mir. Es<br />
gab keine Filmpläne. Tommys Sponsor<br />
Minimalistischer Campingplatz:<br />
Honnold, unterwegs auf der Fitzroy-Traverse<br />
»Wheaties«, ein Hersteller von Müsliflocken,<br />
gab ihm eine ganz kleine Handykamera<br />
und die Botschaft mit auf den Weg:<br />
Wenn du filmen willst, film! Und Tommy<br />
mag Videos. Deshalb hat er mich auch<br />
in den unmöglichsten Situationen aufgenommen,<br />
zum Beispiel fluchend oder<br />
mampfend.<br />
Sie hätten einen professionellen<br />
Fotografen mitnehmen können.<br />
Nein, no way! Wir sind fünf Tage lang<br />
durchgeklettert. Es ist das erste Mal, dass<br />
überhaupt jemand diese Traverse geschafft<br />
hat. Da kannst du nicht auch noch fotografieren.<br />
Patagonien war gewissermaßen<br />
eine Ferienidee für mich. Direkt davor hatte<br />
ich mit The North Face einen Film über<br />
Free-Solo-Routen in Mexiko gemacht. Das<br />
ist »Arbeit« für mich. Fitzroy war einfach<br />
eine private Geschichte mit einem Freund.<br />
Im Jahr zuvor war ich ein paar Wochen in<br />
Alaska unterwegs. Dort gab es auch ein<br />
wenig Schnee und Eis und 1500 Meter<br />
hohe Wände. Aber Patagonien war schon<br />
eine andere Nummer. Wir nannten es unsere<br />
»extreme Rucksackreise«. Wir kletterten<br />
den ganzen Tag und auch noch bei<br />
Vollmond und schlugen irgendwann das<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
»Die Frage nach der<br />
tieferen Bedeutung<br />
einer Bergbesteigung<br />
ist eine sehr<br />
europäische<br />
Herangehensweise.«<br />
Zelt auf. Wir schliefen auf den Gipfeln, am<br />
Grat. Es war echt großartig!<br />
Sie betonen gerne, dass Sie weder Eis,<br />
noch Schnee, noch die Kälte mögen.<br />
Warum dann Patagonien?<br />
Am Fitzroy gibt es im Sommer fast kein<br />
Eis, es ist vor allem Felskletterei. Aber<br />
auch wenn ich Schnee und Eis nicht mag,<br />
ist es doch wichtig, in ihnen klettern zu<br />
können, wenn ich es muss. Wenn man das<br />
kann, eröffnen sich neue Möglichkeiten:<br />
größere Wände.<br />
Stefan Glowacz entschied sich mit Ende<br />
20, vom Sportkletterer zum Alpinisten<br />
zu werden, David Lama tut es ihm schon<br />
mit Anfang 20 gleich. Ist das eine zwangsläufige<br />
Entwicklung?<br />
Hm, ich weiß nicht. Es gibt sicher das<br />
Bedürfnis, die Höhe der Wände und die<br />
Schwierigkeit auszudehnen. Ich denke, es<br />
ist eine persönliche, psychologische Frage:<br />
Kleine Routen verschaffen einem weniger<br />
Befriedigung. Wenn ich zum Sportklettern<br />
gehe, macht das schon irgendwie Spaß.<br />
Aber ich denke mir: Ich bin einfach schon<br />
so viele Sport-Routen geklettert, sogar den<br />
El Capitan. Irgendwann ist einfach der<br />
Kick weg. Wenn ich das vergleiche mit den<br />
Möglichkeiten, die sich in Patagonien bieten,<br />
dann fällt das weit zurück. Man macht<br />
halt eine Entwicklung durch. Und das geht<br />
sicher mehr Sportkletterern so.<br />
Überflüssiges Eisen:<br />
Honnold klettert am<br />
liebsten free solo.<br />
Fotos: Honnold, Andrew Burr<br />
Es ist ziemlich offensichtlich, dass<br />
der europäische und der amerikanische<br />
Alpinismus einen anderen mentalen<br />
Zugang zum Berg haben. Woran liegt das<br />
Ihrer Meinung nach?<br />
Es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied.<br />
Die Geschichte des Alpinismus in<br />
Europa geht so weit zurück, es gab so viele,<br />
so unfassbar große Ziele und Erfolge.<br />
In den USA haben wir nicht diese Tradition.<br />
Es gibt einfach nicht so viele Leute,<br />
die Ähnliches erreicht haben. Ich bin<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
Kletterschuhe, Chalk-Bag und das<br />
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten:<br />
Honnold an der 650 Meter hohen<br />
Wand des Half Dome<br />
der Ansicht, dass der amerikanische Alpinismus<br />
eine jüngere Disziplin ist. Ich<br />
meine, das ganze Drumherum ist total anders.<br />
Zum Beispiel beim Filmfest in Trento:<br />
Dorthin kommen all diese alten Recken,<br />
die die erste Winterbesteigung des K2 gemacht<br />
haben oder die Erst-Sonstwas von<br />
was weiß ich was – das ist echt ein anderes<br />
Kaliber hier bei euch. Da ist so viel Geschichte,<br />
soviel Gewicht. In Amerika tun<br />
wir uns leichter, es leichter zu nehmen.<br />
Wir haben einfach nur Spaß draußen.<br />
Während einem Ihrer Vorträge fragte eine<br />
Zuhörerin, welch spirituelle Bedeutung<br />
das Klettern für Sie hat. Sie haben daraufhin<br />
versichert, dass Spiritualität definitiv<br />
nicht ihr Ding ist.<br />
Diese Frage nach der Spiritualität und der<br />
tieferen Bedeutung beim Besteigen des<br />
Berges halte ich tatsächlich für eine sehr<br />
europäische Herangehensweise. Ich gehe<br />
klettern, weil ich gerne in den Bergen bin.<br />
Es gibt keinen tiefen, philosophischen<br />
Hintergrund. Wenn mir die Berge eines<br />
Tages nicht mehr gefallen sollten, werde<br />
ich nicht mehr klettern gehen.<br />
Alex Honnold und Tommy Caldwell auf<br />
»extremer Rucksackreise« in Patagonien<br />
Ist das wirklich so?<br />
Schon. Zumindest werde ich mit Sicherheit<br />
meinem Körper nicht bis ans Ende<br />
aller Tage das Maximale abverlangen. Ich<br />
halte es für ein realistisches Szenario, dass<br />
man eines Tages einfach müde wird.<br />
Und was käme dann?<br />
Ich weiß nicht. Vor einem Jahr habe ich<br />
eine Stiftung gegründet. Ich unterstütze<br />
damit gemeinnützige Umweltprojekte.<br />
Wenn ich mich verletzen würde und nicht<br />
mehr klettern könnte, würde ich mich<br />
mehr der Arbeit an Umweltprojekten widmen.<br />
Das interessiert mich wirklich.<br />
In der europäischen Kletterszene haben<br />
Sie einen Namen. Interessiert sich<br />
die amerikanische Gesellschaft für Sie?<br />
Nein. Das ist sicher auch mit ein Grund,<br />
warum wir das Klettern nicht mit so viel<br />
Bedeutung aufladen. Die meisten Menschen<br />
bei uns haben keine Ahnung von<br />
Bergen und vom Klettern. Es gibt keine Tradition,<br />
kein Bewusstsein, keine Geschichte,<br />
keine große Welle in den Medien, wenn<br />
man eine besondere Route geschafft hat.<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
»Die größten<br />
Schreckensmomente<br />
beim Klettern hatte<br />
ich, wenn ich angeseilt<br />
war, aber nur schlecht<br />
abgesichert.«<br />
Honnold im Interview mit dem BERGSTEIGER beim Trento-Film-Festival 2014<br />
Finden Sie das gut oder einfach nur<br />
schade?<br />
Das Gute daran ist, dass es den Klettersport<br />
klein und bescheiden hält. Das einzig<br />
Schlechte daran könnte sein, dass es<br />
schwieriger ist für Kletterer, davon zu leben.<br />
Sie können offenbar davon leben und<br />
auch noch eine Stiftung finanzieren.<br />
Ich brauche sehr wenig. 15 000 Dollar im<br />
Jahr sind genug für mich. Ich zahle keine<br />
Miete, habe keine Schulden. Die einzigen<br />
Ausgaben, die ich habe, sind Essen und<br />
Reisekosten. Und Letztere übernehmen<br />
vor allem Veranstalter und Sponsoren. Ich<br />
kaufe mir also eigentlich nur Essen.<br />
Sie haben den Spitznamen Alex<br />
»no big deal« Honnold. Wie leben Sie?<br />
Meistens aus meinem Auto heraus. Meine<br />
Postanschrift ist bei meiner Mutter. Wenn<br />
ich weiter weg reise, zahlen es die Sponsoren,<br />
oder ich bin eingeladen. Ich habe das<br />
Gefühl, sehr viel Glück zu haben. Deshalb<br />
fühle ich mich auch irgendwie verpflichtet,<br />
über meine Stiftung etwas zurückzugeben.<br />
Geben Sie nur Geld oder packen Sie<br />
auch mit an?<br />
Ich habe gerade erst mein erstes Projekt für<br />
die Stiftung hinter mir, bei dem ich selbst<br />
Hand anlegte. Wir haben Solarlichter im<br />
Land der Navajo, in Nord-Arizona, installiert.<br />
Ich habe das mit einem Kletterausflug<br />
dort kombiniert. So versuche ich, das Klettern<br />
mit meiner gemeinnützigen Arbeit in<br />
Einklang zu bringen. Ich versuche dort zu<br />
klettern, wo ich auch etwas Sinnvolles tun<br />
kann. Bisher hatte ich mit meiner Stiftung<br />
vor allem andere Leute finanziell unterstützt,<br />
die sinnvolle Entwicklungshilfeprojekte<br />
realisierten, die mit Umweltschutz zu<br />
tun haben. Jetzt habe ich angefangen, auch<br />
selbst mit anzupacken. Im Land der Navajo<br />
stehen ein paar der coolsten Felstürme<br />
überhaupt. Man darf dort aber eigentlich<br />
nicht klettern. Ich müsste lügen, wenn ich<br />
nicht zugeben würde, dass ich auch ein<br />
bisschen hoffe, dass ich dank meines ehrenamtlichen<br />
Engagements vielleicht eines<br />
Tages mal dort klettern darf. (grinst)<br />
Reinhold Messner vertritt die Meinung,<br />
dass die Bergwelt oberhalb der Grenze,<br />
bis zu der sie bewirtschaftet wird, nicht<br />
weiter mit Klettersteigen oder Bohrhaken<br />
erschlossen werden sollte. Das Wilde,<br />
Archaische soll dem wirklichen Alpinisten<br />
und Abenteurer vorbehalten sein.<br />
Wie sehen Sie das?<br />
Für mich ist das ein sehr viel weniger ernstes<br />
Thema als für Reinhold Messner. Doch<br />
wenn ich höre, was aufgrund der Massen<br />
an Menschen alles Verrücktes am Everest<br />
passiert, sehe ich natürlich auch, dass das<br />
keine gute Entwicklung ist. Berge sollten<br />
aber grundsätzlich dem Menschen zugänglich<br />
sein. Es ist doch gut für die Leute,<br />
wenn sie rausgehen und die Natur erleben.<br />
Ich bin der Meinung, dass niemand die Natur<br />
und die Berge schützen will, der nicht<br />
selbst gerne dorthin geht. Man muss letztlich<br />
ein Gleichgewicht finden, zwischen<br />
Schutz und Zugänglichkeit.<br />
Sie sagen von sich, dass sie bei ihren<br />
Free-Solo-Begehungen keine Angst<br />
verspürten, da sich ihre Finger in den Fels<br />
»einklinkten«. Wovor haben Sie Angst?<br />
Ich habe schon auch Angst, dass ich herunterfalle<br />
und zum Krüppel werde. Größere<br />
Angst habe ich aber vor echten Gefahren.<br />
Fotos: Real Rock Film Tour, Honnold, Ruhland (3)<br />
ZUR PERSON<br />
Wahre Freiheit<br />
In der Szene wird er Alex »no big deal«<br />
Honnold genannt. Der 29-jährige Kalifornier,<br />
der sich lange Zeit vor allem im Yosemite<br />
Nationalpark austobte, pfl egt einen bewusst<br />
einfachen Lebensstil. Er lebt fürs Klettern und<br />
aus seinem Auto heraus. Bekannt wurde er<br />
durch seine Free-Solo- und Speedbegehungen.<br />
Die 650 Meter hohe Flanke des »Half Dome«<br />
durchstieg er in zwei Stunden und 50 Minuten,<br />
die Route »The Nose« am El Capitan in weniger<br />
als sechs Stunden. Anfang dieses Jahres krönte<br />
er seine Karriere, indem er die 15 Seillängen<br />
des »El Sendero Luminoso« in Mexiko<br />
free solo zurücklegte. Der dabei entstandene<br />
Film läuft seit 11. Oktober bei der European<br />
Outdoor Film Tour (Termine unter www.eoft.eu).<br />
Mittlerweile zieht es ihn in kühlere Gefi lde –<br />
stets auf der Suche nach Rekorden. So haben<br />
Alex Honnold und Tommy Caldwell 2014 als<br />
Erste die komplette Fitzroy-Traverse durchklettert:<br />
fünf Kilometer, etwa 4000 Höhenmeter<br />
und Abschnitte bis in den siebten Schwierigkeitsgrad.<br />
Sie schafften die Traverse in fünf<br />
Tagen, da sie gleichzeitig kletterten.<br />
Was sind echte Gefahren für Sie?<br />
Im Straßenverkehr zum Beispiel. Wenn<br />
ich um ein Haar einem Unfall entgehe,<br />
habe ich dasselbe Gefühl, das jeder andere<br />
dabei hat: Holy Shit, gerade nochmal gutgegangen.<br />
Oder beim Klettern, wenn doch<br />
etwas schiefgeht und ich meine, ich würde<br />
gleich runterfallen. Die größten Schreckensmomente<br />
beim Klettern hatte ich,<br />
wenn ich angeseilt war, aber nur schlecht<br />
abgesichert. Also: Sehr weit oberhalb der<br />
letzten Expresse, und du weißt, wenn du<br />
jetzt fällst, fällst du 40 Meter. Und dann ist<br />
wahrscheinlich Schluss.<br />
◀
KOLUMNE<br />
Wo sind<br />
meine Kinder?<br />
Die Mäusemutter<br />
wittert<br />
den Nachwuchs.<br />
DAVIDS DEPESCHEN (9)<br />
Geschichten aus dem Basislager<br />
Die Wendung<br />
mit der Maus<br />
Ich mag Tiere. Wirklich. Tiere begleiten<br />
mich auf den Expeditionen in den verschiedensten<br />
Momenten – und unterschiedlichsten<br />
Funktionen. Am Anfang<br />
und am Ende steht die unersetzliche Arbeit<br />
der Lastentiere von Eseln über Mulis<br />
bis hin zu den bekannten Yaks. Letztere<br />
gehören sicher zu meinen Lieblingstieren.<br />
Wer weiß: Vielleicht werde ich irgendwann<br />
einmal Yaktreiber, wenn ich auf den<br />
Westen keine Lust mehr habe.<br />
Zwischen An- und Abmarsch kommen<br />
weitere Tierarten zum Einsatz – meistens<br />
auf dem Teller: von Ziegen und Schafen bis<br />
zum Hühnchen, mal vom Grill oder –immer<br />
wieder der Stolz eines jeden nepalischen<br />
Kochs – als »sizzling steak«, eine Variante,<br />
bei dem das Fleisch auf einem fast<br />
glühenden Gusseisenteller in brutzelndem<br />
Öl und Rauchschwaden verteilend ins Essenzelt<br />
gebracht wird.<br />
Eine Tierart geht mir aber meistens auf die<br />
Nerven: die gemeine Maus! Sie taugt nicht<br />
zum Lasttier und als »sizzling steak« gäbe<br />
sie nicht einmal eine Vorspeise ab. Ganz<br />
im Gegenteil: Sie ist direkter Futterkonkurrent!<br />
Auch habe ich das schleichende<br />
Gefühl, dass die Akklimatisationsfähigkeit<br />
dieser Tiere enorm ist. Am Fuße des Baltoro-Gletschers<br />
mussten wir schon höhenkranke<br />
Hühner notschlachten; selbst die<br />
lästigen Mücken machen um die dünne<br />
Luft einen weiten Bogen.<br />
Das Karma ist im Eimer<br />
Bei der Maus dagegen scheint die Höhe<br />
den Appetit erst richtig anzukurbeln. Oft<br />
frisst sie sich heimlich nachts durch die<br />
Es gibt Tiere, auf die<br />
kann man im Basislager<br />
einer Expedition getrost<br />
verzichten. Aber wenn es<br />
um eine alleinerziehende<br />
Mutter mit vier Babys<br />
geht, wird selbst dem<br />
härtesten <strong>Bergsteiger</strong><br />
warm ums Herz.<br />
Von David Göttler<br />
Vorräte im Küchenzelt oder auch ganz<br />
dreist – wie in Patagonien – am helllichten<br />
Tag vor unseren Augen. Hier haben wir<br />
auch die trickreichsten Fallen im Tom-und<br />
Jerry-Stil ausgelegt wie Gefäße mit wackeligen<br />
Stecken an der Öffnung und einem<br />
Käse als Köder. Bei Erreichen des Käses<br />
kollabierte die Steckenkonstruktion, was<br />
in der Theorie oft besser funktionierte als<br />
in der Praxis. Im direkten Kampf Mann gegen<br />
Maus hat sich auch schon die Geduld<br />
ausgezahlt, einfach vor dem Mäuseloch zu<br />
Fotos: Daniel Bartsch<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
warten und dem Vielfraß mit einem Steinwurf<br />
den Garaus zu machen. Mein Mäuse-<br />
Karma war also ziemlich im Eimer.<br />
Erst 2007 habe ich es im Basecamp des<br />
Broad Peak auf 5000 Metern wieder ein wenig<br />
auf bessern können. Als wir das Camp<br />
nach erfolgreicher Besteigung weiter zum<br />
K2 verlegen wollten, entdeckte ich, dass<br />
sich eine Mäusemama in meiner Expeditionstasche<br />
ein Zuhause für ihre vier Kinder<br />
eingerichtet hatte. Mit Klopapier hatte sie<br />
ein kuscheliges Nest gebaut, und darin lagen<br />
also nun die winzigen, nackten, rosa<br />
Mäusebabys.<br />
Bald wieder auf Augenhöhe!<br />
Was tun? Wir – Gerlinde, Ralf, Daniel<br />
und ich – waren ja keine ausgewiesenen<br />
Zoologen, sondern Höhenbergsteiger.<br />
Meine Tasche konnte ich nicht opfern.<br />
Also entschieden wir uns vorerst für eine<br />
sanfte Umsiedelung in unser Küchenzelt.<br />
Dieses war zumindest ein paar Tage länger<br />
verfügbar als meine Tasche, weil ich erst<br />
einmal meinen eigenen Krempel packen<br />
musste, bevor wir den Rest abbauten. Wir<br />
nahmen das ganze Nest inklusive High-<br />
Altitude-Nachwuchs, trugen es vorsichtig<br />
zu seinem neuen Platz und dachten, die<br />
Angelegenheit damit erledigt zu haben.<br />
Falsch gedacht. Die Mäusemama nahm<br />
Witterung auf, fand auch schnell ihren<br />
Nachwuchs, aber eben am falschen Platz.<br />
Sie war wohl fest davon überzeugt, nur<br />
meine Tasche könne das Nest samt Nachwuchs<br />
gebührend beherbergen. Ohne zu<br />
zögern, nahm sie das erste der vier Babys<br />
und trug es von Stein zu Stein springend<br />
und rennend wieder vom Küchenzelt zu<br />
meiner Tasche. Sie war so fixiert auf diese<br />
Aufgabe, dass sie uns ganz vergessen hatte.<br />
Wir legten sogar unsere Kamera in ihren<br />
immer gleichen Weg, und sie lief voll in<br />
die Linse. Was für eine Aufnahme!<br />
Wir konnten es nicht glauben und versuchten<br />
es erneut; gaben dem Nest wirklich<br />
ein warmes und feines Plätzchen.<br />
Nichts half, die Mama befand auch die<br />
neuen Plätze als untauglich. Wir wollten<br />
wiederum meine Tasche nicht aufgeben.<br />
Es musste eine langfristige Lösung her, die<br />
von der Mäusemama akzeptiert wurde,<br />
notfalls widerwillig. Deshalb erschwerten<br />
wir einfach ihre Bedingungen.<br />
Meine Tasche entfernten wir vom ursprünglichen<br />
Platz, und das Nest verpflanzten<br />
wir möglichst weit davon entfernt – in<br />
das Küchenzelt einer anderen Expeditionsmannschaft.<br />
Ich weiß auch gar nicht<br />
mehr, ob wir das Team über die neuen Mitbewohner<br />
informiert haben, aber ich bin<br />
mir sicher, dass sich auch die anderen <strong>Bergsteiger</strong><br />
der Familie schnell angenommen<br />
haben. Wer könnte in einer Umgebung,<br />
wo Kälte und Wind und eine Wüste aus<br />
Eis und Steinen eigentlich jedes Leben auf<br />
Dauer verhindern, schon eine alleinerziehende<br />
Mutter mit Nachwuchs verstoßen?<br />
Wir hoffen jedenfalls, dass alle Babys starke<br />
Höhenbergsteiger-Mäuse geworden<br />
sind. Dann kann das nächste Mal auch<br />
wieder auf Augenhöhe gegeneinander gekämpft<br />
werden. Mann gegen Maus! ◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />
Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />
dern dieser Welt unter anderem schon<br />
mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />
Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />
geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />
Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv für den BERGSTEIGER über<br />
seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
Mäusealarm!<br />
Doch die<br />
Kammerjäger<br />
kamen nicht.<br />
Der Tourenspezialist<br />
in München<br />
www.sport-bittl.com<br />
K2 TalkBack 13/14 (Auslauf)<br />
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TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/14<br />
Walliser und Allgäuer Alpen, Dolomiten,<br />
Estergebirge, Mangfallgebirge<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
5 Rawilpass, stille<br />
3 Gemmipass, gemütliche<br />
11 Bschießer/Ponten, 12 Jubiläumsweg,<br />
6 Wank, lange, aber unschwierige<br />
9 Weitlahnerkopf, unschwierige,<br />
Wanderwege für Einsamkeitssucher<br />
Wanderung mit<br />
Seilbahnunterstützung<br />
lange, anstrengende<br />
Gratwanderung<br />
lange Zwei-Tage-<br />
Höhenwanderung<br />
Wanderung<br />
auf Aussichtsberg<br />
lange Wande-<br />
rung, Gipfel ausgesetzt<br />
4 Col Ferret, lange,<br />
2 Monte-Moro-Pass, 1 Ritten, leichte, familientaugliche<br />
8 Astjoch, Familienwanderung<br />
7 Sfornioi Nord,<br />
aussichtsreiche Wanderung<br />
über zwei Pässe<br />
auf altem Saumweg zu<br />
Monte-Rosa-Blick Rund-<br />
tour auf guten Wegen mit mehre-<br />
ren Hütten am Weg<br />
alpine Gipfeltour in felsigem<br />
Gelände<br />
10 Rotwand, ausgedehnte<br />
Rundtour über<br />
mehrere Gipfel<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Sarntaler Alpen Ritten (1171 m)<br />
1<br />
Rundtour von Signat zu den Erdpyramiden<br />
Gepflegte Wanderwege am aussichtsreichen Fuße des Rittens kennzeichnen diese schöne und beliebte<br />
Rundwanderung, die bei Schönwetter allerdings niemals einsam verlaufen dürfte. Highlights<br />
sind die drei Aussichtsplätze auf die berühmten Erdpyramiden.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 84<br />
490 Hm | 2¼ Std.<br />
normale<br />
Wanderausrüstung<br />
Talort: Bozen (266 m)<br />
Ausgangspunkt: Signat (871 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 46.508333° Länge E 011.398416°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Kindereignung: ab 10 Jahren<br />
Entfernung: 7,36 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std.; Abstieg ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Günstig ab Mitte April, am schönsten<br />
zur Obstbaumblüte etwa Anfang bis Mitte Mai<br />
Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 54 »Bozen«<br />
Informationen: Tourismusverein Ritten, Dorfstraße 5, I-39054<br />
Ritten (BZ), Tel. 00 39/04 71/35 61 00, www.ritten.com<br />
Einkehr: Signater Hof am Ausgangspunkt<br />
Schwierigkeiten: Normalerweise ist mit keinen Schwierigkeiten<br />
zu rechnen.<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />
2<br />
Über einen alten Saumpfad zum schönsten Ausblick auf den Monte Rosa<br />
Der Moment, wenn südlich der Passhöhe das Monte-Rosa-Massiv auftaucht, gehört zu den eindrücklichsten<br />
des Wanderns im Wallis. Lohnend ist diese Passroute sowieso: Sie beginnt gemächlich am<br />
Ufer des Mattmark-Stausees und führt über einen schönen, alten Saumpfad bergwärts.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 30<br />
650 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Saas-Almagell (1670 m) im Saastal<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Stausee Mattmark (2203 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Vom Bahnhof Visp<br />
mit dem Postauto nach Saas Grund, wo ein Postauto-<br />
Anschluss nach Mattmark besteht.<br />
Mit dem Auto bis nach Mattmark<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1329 »Saas«,<br />
Blatt 1349 »Monte Moro«; Swisstopo-Wanderkarte<br />
1:50 000, Blatt 284 T »Mischabel«<br />
Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />
Verlag, 2014<br />
Informationen: Saas-Fee/Saastal Tourismus, Tel. 00 41/<br />
(0)27/9 58 18 58, www.saas-fee.ch<br />
Einkehr: Restaurant Mattmark, www.restaurant-mattmark.ch;<br />
Rifugio Gaspare Oberto-Paolo Maroli auf der italienischen Seite<br />
der Passhöhe, www.montemoropass.it<br />
Schwierigkeit: T3<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Gemmipass (2270 m)<br />
3<br />
Auf altem Saumpfad vom Wallis ins Berner Oberland<br />
Gemütliche Wanderwege, sympathische Berghotels, eine tolle Aussicht auf die Walliser Viertausender<br />
und Seilbahnen, die Aufstieg und Abstieg verkürzen – der Gemmipass bietet ein Maximum<br />
für minimale Höhenmeter.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 30<br />
↑ 100/↓ 500 Hm |<br />
3 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Leukerbad (1402 m) oberhalb von Leuk<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Gemmipass (2270 m)<br />
Endpunkt: Bergstation Sunnbüel (1934 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Visp<br />
oder Martigny nach Leuk und weiter mit dem Bus nach<br />
Leukerbad; mit der Gemmibahn vom oberen Dorfrand auf<br />
den Gemmipass.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1267<br />
»Gemmi«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000, Blatt 263 T »Wildstrubel«<br />
Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />
Verlag, 2014<br />
Informationen: Leukerbad Tourismus, Tel. 00 41/(0)27/4 72<br />
71 71, www.leukerbad.ch; Kandersteg Tourismus, Tel. 00 41/<br />
(0)33/6 75 80 80, www.kandersteg.ch<br />
Einkehr: Berghotel Wildstrubel, Gemmipass, Tel. 00 41/<br />
(0)27/4 70 12 01, www.gemmi.ch; Berghotel Schwarenbach,<br />
Tel. 00 41/(0)33/6 75 12 72, www.schwarenbach.ch<br />
Schwierigkeit: T2
TIPP<br />
Sarntaler Alpen Ritten (1171 m)<br />
TIPP<br />
Route: Vom kleinen Bergdorf Signat mit begrenzten Parkmöglichkeiten<br />
geht man nach links auf einem Asphaltweg<br />
durch Obstgärten nach Nordwesten zum Pieracher<br />
hinunter und hält sich beim Fahrwegende rechts. Auf dem<br />
markierten und beschilderten Keschtenweg nun anfangs<br />
über einen Weidehang, dann in den Wald hinein und auf<br />
gutem Pfad bei ein paar Mauerresten scharf links abbiegen.<br />
Dann kommt man ins Katzenbachtal hinab und auf<br />
einem Steg über den Bach. Gleich dahinter steht das alte<br />
Krössgütl, an dem man vorbei geht und zwischendurch in<br />
ziemlich strammer Steigung über den Spornberg hinaufgeht,<br />
bis man auf einen Asphaltweg stößt. Den Wegweisern<br />
folgend nach rechts weiter, aus dem Wald heraus und<br />
am Rande einer Wiese dahin, bis man zur Wegtafel stößt,<br />
die nach rechts über die Wiese zu den Erdpyramiden zeigt.<br />
Am Abbruch fi ndet man eine Pfadspur, die zum ersten<br />
Aussichtspunkt auf das markante Naturdenkmal führt.<br />
Von dort zum Fahrweg zurück und nach Nordosten zum<br />
Gebäudekomplex Pranzeghof hinauf. Hinter den Gebäuden<br />
auf einem Weg bis zur beschilderten Abzweigung.<br />
Nach rechts durch ein Gatter, über eine Weidewiese<br />
Walliser Alpen Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />
(Lamas) und zum zweiten, noch schöneren Aussichtspunkt auf<br />
die Erdpyramiden.<br />
Von ihm am Weg in der gleichen Richtung weiter, zum dritten Aussichtsplatz<br />
und dann in den Wald hinein, wo man zu einer Wegeinmündung<br />
stößt. Dort rechts halten und auf einem alten, mit<br />
Porphyr gepfl asterten Karrenweg in Richtung Oberbozen hinauf,<br />
bis an beschilderter Stelle ein Wanderweg scharf nach rechts abzweigt.<br />
Wir folgen ihm nur kurz zu einem Kiesweg, gehen über ihn<br />
hinauf und erreichen in einer Kehre eine schmale Asphaltstraße.<br />
Diese fällt nach rechts zum Lahnerhof ab und endet dort.<br />
Der weitere Rückweg führt anfangs auf einer Schlepperspur, dann<br />
auf einem Pfad und knickt an einer Hangkante rechts ab. Nun<br />
auf einem Wiesenweg talwärts, in den Wald hinein und zu einem<br />
Wegkreuz, bei dem ein Fahrweg erreicht wird. Dieser fällt durch<br />
Obstgärten die letzten 200 Höhenmeter bis Signat ab.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Der Gipfelblock aus härterem Gestein schützt die<br />
Erdpyramide vor weiterer Auswaschung.<br />
Aufstieg: Zu Beginn der Wanderung folgt man vom<br />
Restaurant Mattmark (2203 m), direkt bei der Krone des<br />
Stausees Mattmark, dem breiten Weg dem westlichen<br />
Seeufer entlang Richtung Süden bis zur Distelalp (2224<br />
m), wo die Brücke am südlichen Ende des Sees überquert<br />
wird, um anschließend über die Alpweiden des Inner<br />
Boden zur kleinen Hochebene des Tälli (2499 m) hochzusteigen.<br />
Nach der Wegverzweigung im Tälli geht es über<br />
alte Steinstiegen durch die Nordostfl anke des Monte Moro<br />
zur goldenen Madonnenstatue des Monte-Moro-Passes<br />
(2853 m). Kurz vor der Passhöhe ist die Route mit Metallstiften<br />
und Fixseilen versichert, jedoch nicht exponiert. Wer<br />
zurück in die Schweiz will, wandert auf derselben Route<br />
zurück bis zur Distelalp und geht dann als Variante dem<br />
östlichen Ufer des Sees entlang zurück zur Staumauer, um<br />
diese am Schluss zu überqueren.<br />
Jene, die es nach Italien zieht, folgen dem Weg von der<br />
Passhöhe wenige Meter nach Süden zum Rifugio Gaspare<br />
Oberto-Paolo Maroli. Von hier aus fährt die Gondelbahn<br />
hinab ins italienische Dorf Macugnaga (1307 m) im Valle<br />
Anzasca. Allerdings sind ihre Betriebszeiten etwas verwirrend.<br />
Natürlich lässt es sich auch bahnfrei nach Macugnaga<br />
absteigen: Ein Abstieg, der die Knie beansprucht, jedoch mit dem<br />
Ausblick auf das Monte-Rosa-Massiv belohnt wird. Die Rückreise<br />
von Domodossola erfolgt per Bus (wenige Verbindungen) bis Domodossola<br />
und weiter mit dem Zug in 30 Minuten Fahrzeit zurück<br />
nach Brig.<br />
Caroline Fink<br />
Die übergroße goldene Madonna hält<br />
an der Passhöhe ihre Hände<br />
schützend über die Wanderer.<br />
Foto: Caroline Fink Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Gemmipass (2270 m)<br />
Route: Von der Bergstation der Seilbahn wenige Meter<br />
westwärts zum Gemmipass (2270 m); bei P. 2270 nach<br />
rechts und weiter durch Karstgelände bis zum Bach namens<br />
Lämmerendalu. Hier überquert man die Brücke und<br />
gelangt nordwärts zum Daubensee, einem natürlichen<br />
See, der gut 1,5 Kilometer lang und 400 Meter breit ist.<br />
Dem Westufer entlang geht es weiter zu dessen nördlichem<br />
Ende, wo bei P. 2229 der linke Weg gewählt wird.<br />
Dieser führt leicht absteigend zum Berghotel Schwarenbach<br />
(2060 m). Von diesem folgt man der Alpstraße über<br />
P. 2073 sanft hinab zu einem Arvenwald und weiter in die<br />
Fläche der Spittelmatte. Diese Hochebene kann man an<br />
deren rechten oder linken Rand der Länge nach traversieren.<br />
Wer rechtsrum wandert, hat den Vorteil, an der großen<br />
Alp Spittelmatte (1884 m) vorbeizukommen, wo frische<br />
Kuhmilch verkauft wird. Zum Schluss der Wanderung steigt<br />
die Route noch einmal leicht an und erreicht auf der Anhöhe<br />
von Sunnbüel (1934 m) die Bergstation der Luftseilbahn.<br />
Caroline Fink<br />
Beschriftete Steine geben den Weg vor: vorbei am Daubensee (hinten) zur Gemmi<br />
Foto: Caroline Fink
TIPP<br />
Walliser Alpen Grand Col Ferret & Petit Col Ferret<br />
4<br />
Eine Rundtour über zwei Pässe<br />
Eine landschaftlich sehr eindrückliche Wanderung auf guten Bergwegen, die ein gewisses Maß an<br />
Ausdauer voraussetzt. Glanzlicht ist die Aussicht auf die Gipfel des Mont-Blanc-Massivs. Wer sich<br />
nach dem Süden sehnt, steigt vom Pass ab nach Italien Richtung Courmayeur.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 30<br />
1050 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: La Fouly (1592 m) im Val Ferret<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Bushaltestelle in La Fouly<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Visp<br />
oder Lausanne nach Martigny und, je nach Verbindung,<br />
per Zug oder Bus via Orsières nach La Fouly<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1365 »Gd St-<br />
Bernard«, Blatt 1345 »Orsières«; Swisstopo-Wanderkarte<br />
1:50 000, Blatt 292 »Courmayeur«<br />
Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />
Verlag, 2014<br />
Informationen: Offi ce du Tourisme de La Fouly, Tel. 00 41/<br />
(0)27/7 83 27 17, www.st-bernard.ch; Tourist Offi ce Courmayeur,<br />
Tel. 00 39/01 65/84 20 60, www.lovevda.it<br />
Einkehr: Gîte de la Léchère, Tel. 00 41/(0)79/4 33 49 78,<br />
www.lalechere.ch; Gîte Alpage de La Peule, Tel. 00 41/(0)27/<br />
7 83 10 41, www.lapeulaz.skyrock.com<br />
Schwierigkeit: T2<br />
Variante: Abstieg vom Grand Col Ferret durch das italienische<br />
Val Ferret via Rifugio Elena nach Arp Nouva; von dort Minibus<br />
nach Courmayeur; Übernachtung in Courmayeur und Rückreise<br />
via Aosta über den Großen Sankt Bernhard nach Martigny.<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Rawilpass (2429 m)<br />
5<br />
Suonen, Bergseen und ein stilles Hochtal<br />
Der Rawilpass gehört zu den stillen Wanderpässen des Wallis. Mit plätschernden Wasserleitungen,<br />
sogenannten Suonen, einem kleinen Bergsee und einer stillen Schwemmebene im Hochtal von Rawil<br />
bietet diese Wanderung die entspannteste Route vom Wallis ins Berner Oberland.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014– Seite 30<br />
↑ 670/↓ 870 Hm |<br />
5 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Sion (491 m) im Rhonetal<br />
Ausgangspunkt: Lac de Tseuzier (1777 m)<br />
Endpunkt: Iffi genalp (1584 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Lausanne<br />
oder Visp nach Sion und weiter mit dem Postauto<br />
zum Lac de Tseuzier (Haltestelle Rawil Barrage)<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1266 »Lenk«,<br />
Blatt 1286 »St-Léonard; Swisstopo-Wanderkarte<br />
1:50 000, Blatt 263T »Wildstrubel«, Blatt 273T »Montana«<br />
Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />
Verlag, 2014<br />
Informationen: Sion Tourisme, Tel. 00 41/(0)27/3 27 77 27,<br />
www.siontourisme.ch<br />
Einkehr: Gîte de Lourantse, Tel. 00 41/(0)79/2 85 69 38,<br />
www.gitedelourantse.ch; Restaurant du Rawil, Tel. 00 41/<br />
(0)27/3 98 26 97, www.rda-sa.ch<br />
Schwierigkeit: T2<br />
TIPP<br />
Estergebirge Über den Wank (1780 m)<br />
6<br />
Der schönste Weg auf den Aussichtsgipfel<br />
Der Wank gilt als besonders dankbares Belvedere vor dem Wettersteinmassiv,<br />
Tiefblicke ins Loisachtal inklusive. Und den phänomenalen<br />
Blick auf Deutschlands höchsten Berg kann man direkt von der<br />
Terrasse des Gipfelhauses genießen. Wer Knieprobleme hat, kann<br />
mit der Bahn »absteigen«.<br />
1080 Hm | 5¾ Std.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 80<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Garmisch-Partenkirchen<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Direkte Züge von München<br />
nach Garmisch-Partenkirchen<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühling bis Spätherbst<br />
Karte/Führer: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen 1:25 000,<br />
Blatt BY 8 »Wettersteingebirge – Zugspitze«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, Richard-Strauß-<br />
Platz 2, 82467 Garmisch-Partenkirchen; Tel. 0 88 21/<br />
18 07 00, www.gapa.de<br />
Einkehr: Pfeifferalm, Gschwandtner Bauer, Wankhaus, Gamshütte<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht lange Bergwanderung,<br />
die deshalb etwas Ausdauer verlangt. Durchwegs ordentliche<br />
Wege, nur wenig ausgesetzt, auch kein Felsgelände.<br />
Abstieg alternativ per Seilbahn möglich.
TIPP<br />
Walliser Alpen Grand Col Ferret & Petit Col Ferret<br />
TIPP<br />
Route: Von La Fouly (1592 m) folgen wir kurz der Straße<br />
bis zur Hütte von Le Clou, wo wir eine Brücke überqueren.<br />
Von hier steigt der Weg sanft an bis zur Hütte von La<br />
Léchère und windet sich dann zur zweiten Alphütte von<br />
La Léchère hoch (1877 m). Anschließend führt die Route<br />
weiter durch die Combe des Fonds. Zum Schluss geht es<br />
die letzten 200 Höhenmeter, teils über ein Altschneefeld<br />
und Geröll, bergauf zum Petit Col Ferret (2490 m) und<br />
über einen kurzen Höhenweg zum nahen Grand Col Ferret<br />
(2537 m).<br />
Von beiden Pässen aus ist der Abstieg nach Italien möglich.<br />
Wer in die Schweiz zurückkehrt, geht vom Grand Col<br />
Ferret aus auf einem gemütlichen Pfad wenig steil hinab<br />
zur Gîte Alpage de La Peule (2071 m) und über den wenig<br />
begangenen Höhenweg (allenfalls beim Hüttenpersonal<br />
von La Peule fragen, wo der Weg abzweigt) zur Rinderhütte<br />
von Pramplo (1928 m) und weiter nordwärts zurück zur<br />
Hütte von La Léchère und La Fouly.<br />
Caroline Fink<br />
Walliser Alpen Rawilpass (2429 m)<br />
Route: Dem südlichen Ufer des Lac de Tseuzier entlang,<br />
einer Suone folgend, zum nordwestlichen Zipfel des<br />
Sees und anschließend eine Brücke überquerend nach<br />
Lourantse. Von hier der Alpstraße bergauf folgend zur<br />
Almhütte von Armillon (2130 m) und weiter aufsteigend<br />
zum Bergsee am Rand der Plan des Roses (2367 m). Anschließend<br />
durchquert man der Länge nach das Hochtal<br />
der Alpage du Rawil bis zu einer Schwemmebene, an<br />
deren Ende der Weg noch wenige Meter zur Passhöhe<br />
hochführt.<br />
Hier überschreitet man die Kantonsgrenze und steigt ab<br />
zum namenlosen Bergsee auf 2340 Metern Höhe und<br />
weiter über die Hänge des Stiereläger und Blattihubel zur<br />
Blattihütte. Nach einer Traverse Richtung Westen, bei der<br />
ein Felsband am Fuß des Mittaghore durchquert wird,<br />
geht es im Zickzack hinab über Geissräbel zur Iffi genalp<br />
(1584 m). Caroline Fink<br />
Blick vom Grand Col Ferret hinunter ins italienische Val Ferret<br />
Foto: Caroline Fink Foto: Caroline Fink<br />
Dunkelgrünes Gewässer: der Bergsee am Rand der Plan des Roses<br />
TIPP<br />
Estergebirge Über den Wank (1780 m)<br />
Aufstieg: Die Bergtour beginnt als Stadtspaziergang,<br />
führt vom Bahnhof durch die Bahnhof- und Ludwigstraße<br />
zur Pfarrkirche von Partenkirchen, dann auf bequemen<br />
Spazierwegen – nur sanft steigend – zur Vogelschutzwarte.<br />
Kurz zuvor links hinauf zur Lache und weiter moderat<br />
steigend zum Wirtshaus Pfeifferalm. Nun auf der Straße<br />
hinüber und hinauf nach Gschwandt. Links in den Wald<br />
und auf schönem Weg angenehm schattig über zahlreiche<br />
Serpentinen links des Häuslgrabens bergan in die Senke<br />
zwischen Roßwank und Rotenkopf. Hier links (geradeaus<br />
hinab zur Esterbergalm) und weiter im Links-Rechts-Takt<br />
am Osthang des Roßwank aufwärts. Unter dem abgefl<br />
achten, wenig ausgeprägten Gipfel kommt man aus<br />
dem Wald und der Blick auf das Wettersteinmassiv wird<br />
frei. Er begleitet den Wanderer über den breiten, nur mehr<br />
sanft ansteigenden Rücken (Startplatz für Paraglider) zum<br />
Gipfelhaus.<br />
Abstieg: Er verläuft in kurzen und längeren Schleifen<br />
über den Südwesthang des Wank, wobei die Seilbahntrasse<br />
in etwa die Richtung vorgibt. Im Talboden liegt<br />
Garmisch-Partenkirchen, darüber baut sich mächtig die<br />
Zugspitze auf. Die Abzweigung zur Seilbahn-Mittelstation bleibt<br />
rechts; über die schön gelegene Eckenhütte steigt man weiter ab<br />
zur bewirtschafteten Gamshütte (937 m) über dem Ochsengraben.<br />
Hier rechts, in Kehren am bewaldeten Hang hinunter in die<br />
malerische Schalmeischlucht und mit dem Faukenbach hinaus<br />
nach Partenkirchen. Unweit der Pfarrkirche stößt man auf die<br />
Ludwigstraße. Auf dem Hinweg zurück zum Bahnhof.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Logenplatz, um das Traumpanorama<br />
des Wettersteingebirges zu genießen<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Dolomiten (Bosconero) Sfornioi Nord (2410 m)<br />
7<br />
Einsamer Felszahn über der Forcella Cibiana<br />
Das Messner Mountain Museum am Monte Rite ist ein beliebtes Ausflugsziel in einer Dolomitenregion,<br />
die eher ein Schattendasein fristet. Vom Gipfel bietet sich ein famoses Panorama. Ins Auge<br />
fallen auch die schroffen Zacken genau südlich: die Sfornioi in der Bosconero-Gruppe.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 64<br />
880 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Wanderausrüstung<br />
Talort: Cibiana di Cadore (1019 m) an der Nordrampe<br />
der Passstraße über die Forcella Cibiana<br />
Ausgangspunkt: Forcella Cibiana (1530 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine Buslinie über den<br />
Pass!<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 025 »Dolomiti<br />
di Zoldo, Cadorine e Agordino«<br />
Informationen: Consorzio Val di Zoldo Turismo, Tel. 00 39/<br />
03 47/78 91 45, www.valdizoldo.net<br />
Einkehr: Rifugio Remauro an der Forcella Cibiana, ganzjährig<br />
bew., Tel. 00 39/04 35/7 42 73, www.rifugioremauro.it.<br />
Baita Deona, Tel. 00 39/04 35/54 01 69<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Gipfeltour beginnt auf einer<br />
Sandstraße, wird dann sukzessive alpiner und führt zuletzt in<br />
felsiges Gelände (Kletterstellen I–II). Was man beim ersten Blick<br />
auf den Gipfel, drunten auf der Forcella Cibiana, nicht unbedingt<br />
vermuten würde: der Felszahn lässt sich vergleichsweise leicht<br />
besteigen. Am Zustieg im Frühsommer üppige Flora.<br />
TIPP<br />
Dolomiten (Lüsner Alm) Über das Astjoch (2194 m)<br />
8<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 64<br />
Aussichtspunkt über der Lüsner Alm<br />
Ganz im Schatten des benachbarten Kronplatzes steht das Astjoch. Hier gibt’s keine Liftmasten, sondern<br />
wiederkäuende Vegetarier mit bimmelnden Kuhglocken und die Aussicht ist genau so schön.<br />
Eine familienfreundliche Runde verläuft über den Gipfel und die weiten Böden der Lüsner Alm.<br />
650 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Wanderausrüstung<br />
Talort: Montal am Eingang ins Gadertal<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb von Ellen beim<br />
Kreuznerhof (ca. 1550 m); Anfahrt von Montal<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus nur bis Montal<br />
Gehzeiten: Aufstieg 1¾ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 033 »Pustertal<br />
– Bruneck«. Eugen E. Hüsler »Wanderklassiker in den Dolomiten«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
Informationen: Bruneck-Kronplatz-Tourismus, Rathausplatz 7,<br />
I-39031 Bruneck, Tel. 00 39/04 74/55 57 22,<br />
www.bruneck.com<br />
Einkehr: Walderalm, Einhäuserer Alm. Starkenfeldhütte, bew.<br />
Mitte Mai bis Ende Oktober, Tel. 00 39/04 74/3 38 101 55 99,<br />
www.starkenfeld.com. Rastnerhütte, ganzjährig bew., Tel. 00 39/<br />
04 72/54 64 22, www.rastnerhuette.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Viel Aussicht bietet die<br />
Wanderung übers Astjoch, die sich durchaus auch für Familien<br />
eignet. Ein längerer, aber angenehm schattiger Anstieg macht den<br />
Auftakt; dann verläuft der Weg über die weitläufi ge Lüsner Alm.<br />
Mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs.<br />
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Weitlahnerkopf (1615 m)<br />
9<br />
Einsames Ziel im Schatten des Geigelsteins<br />
Die lange, panoramareiche und ruhige Rundtour zum Weitlahnerkopf<br />
führt über die malerische Roßalm, die höchste Almweide <strong>Bayerns</strong>,<br />
wo während der Almsaison deftige Brotzeiten erhältlich sind.<br />
1060 Hm | 6 Std.<br />
normale Wanderausrüstung,<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014<br />
Talort: Aschau im Chiemgau (651 m)<br />
Ausgangspunkt: Hainbach(665 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.734680° Länge E 012.316649°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab<br />
Aschau im Chiemgau<br />
Entfernung: 14,00 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 3¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer<br />
Karte: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für Vermessung<br />
und Geoinformation 1:50 000, Blatt UK 50-54 »Chiemsee<br />
– Chiemgauer Alpen – Wasserburg a.Inn – Rosenheim – Traunstein<br />
– Kiefersfelden«; Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 17<br />
»Chiemgauer Alpen West, Hochries, Geigelstein«<br />
Informationen: Tourist Info Aschau, Kampenwandstr. 38,<br />
D-83229 Aschau, Tel. 00 49/(0)80 52/90 49-37,<br />
www.aschau.de<br />
Einkehr: Roßalmhütte (1680 m), während der Almzeit<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Der Gipfelanstieg führt über<br />
einen steilen Felsenhang und ist ausgesetzt (I). Seilsicherungen<br />
sind vorhanden. Hinweis: für Kinder nicht geeignet
TIPP<br />
Dolomiten (Bosconero) Sfornioi Nord (2410 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: An der Scheitelhöhe der Forcella Cibiana beginnt<br />
eine Sandstraße, der man – vorbei an der Baita<br />
Deona – knapp einen Kilometer weit folgt. Dann rechts<br />
mit der CAI-Markierung 483 in den Wald und ansteigend<br />
durch die Ostfl anke des Spiz de Copada (1999 m). An der<br />
Wegkreuzung beim Pian d’Angiàs (1873 m) geht man geradeaus.<br />
Die Spur steigt nun steiler an und leitet zuletzt über<br />
Geröll in den markanten Einschnitt der Forcela de le Ciavazole<br />
(1994 m). Hier öffnet sich ein packender Blick auf den<br />
Sasso di Tonella (2430 m) und die Rocchetta Alta, beides<br />
bekannte Kletterberge in der (Einheimischen-)Szene.<br />
In (leichten) Fels führt auch der Gipfelanstieg. Aus der<br />
Scharte links, roten Markierungen folgend, über einen<br />
Latschenhang auf den Westrücken des Sfornioi Nord und<br />
weiter zu dem großen, bereits von der Forcella Cibiana aus<br />
sichtbaren Kreuz (ca. 2270 m).<br />
Über Schutt und Schrofen aufwärts gegen den Felsfuß,<br />
dann auf bequemen Geröllbändern links um den Gipfel<br />
herum in die von zwei Gendarmen »bewachte« Gratsenke<br />
zwischen dem Sfornioi Nord und dem Sfornioi di Mezzo.<br />
Kurz vor der Scharte rechts in die Felsen (Steinmännchen)<br />
Dolomiten (Lüsner Alm) Über das Astjoch (2194 m)<br />
Aufstieg: Vom kleinen Parkplatz oberhalb von Ellen<br />
kurz auf der asphaltierten Straße aufwärts, dann links in<br />
den Wald und auf breitem Weg bergan. Zweimal wird<br />
eine Forstpiste gekreuzt; nach etwa einer Stunde ist die<br />
Walderalm (1908 m) mit freier Sicht auf den Talkessel<br />
von Bruneck erreicht. Im Bereich der Waldgrenze stößt<br />
man erneut auf eine Sandstraße. Mit ihr zur Einhäuserer<br />
Alm (2110 m; sehenswert der »Wandschmuck« an der<br />
Hütte), dann über offene Wiesenhänge zum Astjoch mit<br />
großem Kreuz und originellem Gipfelzeiger.<br />
Zur Rastneralm: Vom abgefl achten Rücken steigt<br />
man, den Markierungen folgend, über kleine Felsstufen<br />
ab zu der Senke der Astalm (1954 m). Sie bleibt rechts,<br />
wie auch das unter Naturschutz stehende Hochmoor.<br />
Auf einer Schotterpiste wandert man fl ach hinüber zur<br />
Starkenfeldhütte (1936 m) in schöner Aussichtslage.<br />
Blickfang im Süden ist der Peitlerkofel (2875 m) mit<br />
seiner mächtigen Nordwand, die 1919 erstmals von<br />
J. Hruschka und E. Erschbaumer durchstiegen wurde<br />
(IV–V).<br />
Von der Starkenfeldhütte ist es nur ein Katzensprung zur<br />
und in leichter Kletterei gegen den Südgrat und steil zum Gipfel.<br />
Abstieg: Nur auf dem Anstiegsweg.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Die schroffen Zacken der Sfornioi in der<br />
Bosconero-Gruppe sind erfahrenen<br />
Berggängern vorbehalten, die sich auch in steinigem<br />
Gelände sicher bewegen können.<br />
Rastnerhütte (1931 m), der nächsten Einkehrgelegenheit auf<br />
der weitläufi gen Lüsner Alm. Hier stellt sich die Frage: Apfelstrudel<br />
oder Kaiserschmarrn?<br />
Abstieg: Von der Rastnerhütte auf der Sandstraße kurz zurück,<br />
dann verlässt man sie nach links (Hinweis »Ellen«). Das Weglein<br />
läuft an einem Holzzaun entlang, führt zu einem engen<br />
Durchlass und wenig weiter zu einem idyllischen kleinen Moorsee<br />
(1930 m). Links an ihm vorbei und an dem bewaldeten<br />
Hang bergab. Schließlich stößt man auf eine Forstpiste, die<br />
über zwei Schleifen (Abkürzung möglich) zurückleitet zum Ausgangspunkt<br />
der schönen Runde am Parkplatz.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Die Starkenfeldhütte unter dem Astjoch<br />
Foto: Eugen E. Hüsler Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Weitlahnerkopf (1615 m)<br />
Aufstieg: Auf einem Asphaltweg durch Hainbach und<br />
am Ortsrand links auf einen schmalen Fahrweg. Neben<br />
dem Bach an einer Forsthütte vorbei und im Klausgraben<br />
nach Osten hinauf.<br />
Beim Straßenknick am Waldrand geradeaus weiter und<br />
hinter dem Weidezaun in freie Wiesenhänge.<br />
Bei Abzweigung nahe der Dalsenalm schräg rechts und<br />
dem Geigelsteinanstieg folgen. Die Route führt nun über<br />
einen steinigen Wiesenhang hinauf, wird immer steiler und<br />
führt in eine Schneise hinein, die man nach links in den<br />
Wald verlässt. In Kehren geht es (bei Nässe recht rutschig)<br />
gegen Süden hinauf und zum Rücken östlich des Weitlahner-Gipfels.<br />
Dort rechts abdrehen, unter dem Gipfelfelsen<br />
dahin und dann nach links enorm steil, auf gesichertem<br />
Felsensteig zur Grathöhe hinauf. Dort links halten und das<br />
letzte, kurze Stück zum Gipfelkreuz hinüber.<br />
Abstieg: Vom Gipfel kurz entlang der Aufstiegsroute, bei<br />
der Verzweigung geradeaus und auf deutlichem Bergweg<br />
etwas bergauf. Unter dem Gipfel der Aschentaler Wände<br />
links halten, zur Roßalm hinauf und zur Roßalmhütte<br />
(Einkehr).<br />
Von der Hütte nach Westen weiter, in einen Taleinschnitt und in einem<br />
Linksbogen in das Schindeltal. Bei der verfallenen Aschentalalm<br />
wird der enge Abstiegsweg steiler und führt in Kehren zu einer<br />
Diensthütte und deutlich weiter unten zu einem Bergpfad und<br />
einem Fahrweg. Wir folgen ihm neben dem Grattenbach zur Ortschaft<br />
Grattenbach und gehen von dort auf breitem Fahrweg nach<br />
rechts, um an beschilderter Stelle nach links dem Prientalweg zur<br />
Autostraße zu folgen, neben der wir bis zum Ausgangspunkt hinaus<br />
gehen.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Blick über die Dalsenalm zur Kampenwand<br />
Foto: Siegfried Garnweidner
TIPP<br />
Mangfallgebirge Rotwand-Runde<br />
10<br />
Ausgedehnte Rundtour für Gipfelsammler<br />
Gleich fünf Gipfel liegen auf der Route von der Geitauer Alm auf die Rotwand. Der schönste und anspruchsvollste<br />
davon ist mit dem Aiplspitz gleich der erste in der Reihe. Noch vor dem Talhatscher<br />
wartet die Tour mit einem wunderschönen Finale am Soinsee auf.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 20<br />
1350 Hm | 8 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Bayrischzell<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau (775 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bayerischen<br />
Oberlandbahn vom Münchner Hbf in gut 1 Std. bis Geitau<br />
Gehzeiten: Geitau – Geitauer Alm (1¾ Std) – Aiplspitz<br />
(1759 m, 1¼ Std.) – Rauhkopf (1689 m) – Taubenstein<br />
(1692 m, 1 Std.) – Lämpersberg – Rotwand (1884 m,<br />
1 Std.) – Rotwandhaus – Soinsee (1459 m, 1 Std.) –<br />
Schellenbergalm (1348 m) – Geitau (2 Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis November, je nach Schneelage<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 15 »Mangfallgebirge Mitte –<br />
Spitzingsee, Rotwand«<br />
Fremdenverkehrsamt: Alpenregion Tegernsee Schliersee,<br />
Hauptstr. 2, 83684 Tegernsee, Tel. 0 80 22/9 27 38 90, www.<br />
tegernsee-schliersee.de; Tourist-Info Bayrischzell, Kirchplatz 2,<br />
83735 Bayrischzell, Tel. 0 80 23/6 48, www.bayrischzell.de<br />
Hütte/Einkehr: Geitauer Alm (1331 m), Ende Mai bis Mitte/<br />
Ende September, Tel. 01 71/4 84 80 16; Rotwandhaus (1737<br />
m), ganzjährig geöffnet, Tel. 0 80 26/76 83, www.rotwandhaus.de<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Gute Kondition und Schwindelfreiheit<br />
sind bei der Rundtour gefragt. Zwar ist der Nordgrat des<br />
Aiplspitz nicht außerordentlich ausgesetzt, doch die leichten Kletterstellen<br />
verlangen hin und wieder, dass man auch die Hände<br />
benützt. Für größere Kinder mit ein bisschen Bergerfahrung sollte<br />
dies allerdings kein Problem sein. Ein Helm ist von Vorteil.<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Bschießer (2000 m) und Ponten (2048 m)<br />
11<br />
Allgäuer Grenzwege<br />
Die Gratwanderung kann man am Oberjocher Hausberg Iseler oder – als Rundtour-Variante – auch in<br />
Hinterstein starten. Der Weg folgt ein Stück weit der deutsch-österreichischen Grenze über die beiden<br />
Zweitausender Bschießer und Ponten und passiert am Rückweg die sehenswerte Willersalpe.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 20<br />
↑ 830/ ↓ 1500 Hm |<br />
7 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Oberjoch (1145 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Iselerbahn (1560 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Aus Bad Hindelang im<br />
Westen und Reutte im Osten gelangt man jeweils mit dem<br />
Bus nach Oberjoch.<br />
Gehzeiten: Bergstation Iselerbahn – Iseler (1876 m,<br />
¾ Std.) – Bschießer (2 Std.) – Ponten (1 Std.) – Zirlesegg<br />
(1880 m) – Willersalpe (1¾ Std.) – Hinterstein (866 m,<br />
1½ Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karten/Führer: Kompass 1:50 000, Blatt 3 »Allgäuer Alpen/<br />
Kleinwalsertal«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismus Bad Hindelang, Unterer<br />
Buigenweg 2, 87541 Bad Hindelang, Tel. 0 83 24/8 92-5 00,<br />
www.badhindelang.de<br />
Hütten: Willersalpe (1456 m), Mai bis Oktober, 30 Schlafplätze,<br />
Tel. 01 71/9 93 98 47<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die anspruchsvolle Tageswanderung<br />
empfi ehlt sich nur für geübte, konditionell starke<br />
Wanderer. Die Wege sind jedoch markiert und gut zu fi nden. Die<br />
Aufstiegs-Variante von Hinterstein vorbei am Zipfel-Wasserfall<br />
und über die Zipfelsalpe auf den Bschießer kommt ohne Bus-<br />
Transfer aus, ist aber anfangs sehr steil.<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Jubiläumsweg<br />
12<br />
Der Klassiker<br />
Auf dem Jubiläumsweg, einem beinahe schon historischen Höhen-Wanderweg in den Allgäuer<br />
Alpen, passiert man mit der Willersalpe, dem idyllischen aber kalten Schrecksee und dem Prinz-<br />
Luitpold-Haus eine abwechslungsreiche Hochgebirgs-Landschaft.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 20<br />
↑ 2270/↓ 2100 Hm |<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
2 Tage<br />
Talort: Hinterstein (884 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz nach dem südlichen<br />
Ortsende von Hinterstein<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Sonthofen, mit<br />
Linienbus über Bad Hindelang nach Hinterstein<br />
Gehzeiten: Hinterstein – Willersalpe (2 Std) – Vordere<br />
Schafwanne (1½ Std.) – Hintere Schafwanne – Schrecksee<br />
(1½ Std.) – Lahnerscharte – Bockkarscharte – Prinz-<br />
Luitpold-Haus (2½ Std) – Giebelhaus (2 Std)<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Oktober<br />
Karten/Führer: Kompass 1:50 000, Blatt 3 »Allgäuer Alpen/<br />
Kleinwalsertal«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismus Bad Hindelang, Unterer<br />
Buigenweg 2, 87541 Bad Hindelang, Tel. 0 83 24/8 92-5 00,<br />
www.badhindelang.de<br />
Hütten: Willersalpe (1456 m), Mai bis Oktober, 30 Schlafplätze<br />
Tel. 01 71/9 93 98 47; Prinz-Luitpold-Haus (1846 m), Pfi ngsten<br />
bis Anfang Oktober, 260 Schlafplätze, Reservierungen unter www.<br />
prinz-luitpoldhaus.de; Giebelhaus (1087 m), Tel. 0 83 24/81 46,<br />
www.giebelhaus.de<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Technisch relativ einfach,<br />
doch 24 Kilometer lang, weshalb eine Übernachtung auf der<br />
Willersalpe oder auf dem Prinz-Luitpold-Haus empfehlenswert ist.<br />
Kondition und Trittsicherheit sind notwendig, streckenweise sind<br />
Seilsicherungen vorhanden.
TIPP<br />
Mangfallgebirge Rotwand-Runde<br />
Route: Vom Wanderparkplatz südwestlich des Ortszentrums<br />
Geitau weisen die Schilder Richtung Geitauer<br />
Alm, man folgt ihnen über den Forstweg durch Bergwald<br />
aufwärts bis zur Alm. Dort geht der breite Fahrweg in einen<br />
markierten Wanderpfad über, der in einem weiten Linksbogen<br />
aus dem Kessel und schließlich in steilem Zickzack<br />
auf den Nordgrat führt. Dort wartet die schwierigste<br />
Passage mit Kraxelei im I. Grad auf die Wanderer. Den<br />
Markierungen folgend geht es bis zum Gipfelkreuz und auf<br />
dem teils seilversicherten, aber vergleichsweise einfachen<br />
Südwestgrat zum Tanzeck und zur Schnittlauchmoosalm<br />
abwärts.<br />
Wer keine Gipfel sammelt, kann den Rauhkopf westlich<br />
umgehen bis zum Sattel nahe der Bergstation der Taubensteinbahn.<br />
Nun geht es ein kleines Stück steil aufwärts<br />
zum Taubenstein und etwas westlich des Kammrückens<br />
entlang über den Lämpersberg. Am westlichsten Punkt<br />
des Wanderweges zweigt ein unmarkierter Pfad ab: Wer<br />
diese Abkürzung auf die Rotwand links liegen lässt, gelangt<br />
erst zum Rotwandhaus, von dem der offi zielle Wanderweg<br />
auf den Gipfel abzweigt. Zurück am Rotwandhaus,<br />
folgt man dem ausgeschilderten Weg 645 zur Großtiefentalalm,<br />
wo der Pfad wieder in einen Forstweg übergeht.<br />
Der letzte Höhepunkt der Tour ist der Soinsee vor der Kulisse der<br />
Ruchenköpfe. Dann geht es in einem langen Talhatscher auf dem<br />
Forstweg abwärts zurück nach Geitau.<br />
Dagmar Steigenberger<br />
Der erste Gipfel der Runde: der Aiplspitz;<br />
im Hintergrund der Wendelstein<br />
Foto: Wikipedia<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Bschießer (2000 m) und Ponten (2048 m)<br />
Route: Von der Bergstation der Iselerbahn bis zum Gipfel<br />
des Iselers (1876 m) geht es über 300 Höhenmeter<br />
im Zickzack aufwärts. Auf dem Iseler bietet sich uns ein<br />
herrliches Bergpanorama und wir sehen bereits die Gipfel<br />
von Bschießer und Ponten vor uns liegen, die wir im Verlauf<br />
der Wanderung noch besteigen werden. Um dorthin zu<br />
gelangen, gehen wir vom Gipfel einige Meter auf unserem<br />
Weg zurück, biegen dann aber nach links ab und steigen<br />
in Richtung Stuibensattel zwischen Iseler und Bschießer<br />
ab. Den Abzweig zur Zipfelsalpe ignorierend, machen wir<br />
einen kurzen Schlenker über die Grenze nach Österreich<br />
und wandern rechts am Bischofsmann vorbei. Dann verläuft<br />
unser Weg wieder auf deutschem Gebiet und windet<br />
sich in Serpentinen hinauf zum Bschießer, von wo aus wir<br />
eine herrliche Aussicht auf die Allgäuer Alpen haben. Im<br />
Zickzack steigen wir ein kurzes Stück wieder hinab und<br />
laufen dann auf gleich bleibender Höhe an der deutschösterreichischen<br />
Grenze entlang. Links liegt das Tannheimer<br />
Tal mit der Stuibenalpe, rechts geht es steil hinunter<br />
ins Hintersteiner Tal. Der Ponten liegt nun schon direkt vor<br />
uns und wir gehen auf dem zum Teil mit Latschen bewachsenen<br />
Grat bis zum Gipfel (2048 m). Uns direkt gegenüber steht<br />
jetzt das mächtige Geißhorn (2247 m). Nach unserer Gipfelrast<br />
steigen wir südwärts ab und gelangen sehr bald auf den Weg zum<br />
Zierleseck. Beim Zierleseck verlässt unser Weg den Grenzverlauf,<br />
zweigt nach rechts ab und bringt uns zur Willersalpe, wo wir einkehren<br />
können. Nachdem wir uns für das letzte Wegstück gestärkt<br />
haben, steigen wir ins Ostrachtal zum Parkplatz »Auf der Höh« in<br />
Hinterstein ab. Mit dem Linienbus (die Haltestelle ist ca. 100 m<br />
unterhalb des Parkplatzes Richtung Hinterstein, am kleinen Platz<br />
mit Kapelle) fahren wir zurück über Bad Hindelang nach Oberjoch.<br />
Janek Schmidt<br />
Die idyllisch gelegene Zipfelsalpe<br />
unter dem Bschießer<br />
Foto: Hindelang Tourismus<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Jubiläumsweg<br />
Route: Wir starten am Parkplatz und folgen dem gut beschilderten<br />
Weg in Richtung Willersalpe (1456 m). Dahinter<br />
zweigt rechts der Jubiläumsweg ab. Hinter der »Vorderen<br />
Schafwanne« geht es steil und in engen Kehren hinauf<br />
zum Geißeckjoch, von dem aus man einen imposanten<br />
Tiefblick ins Ostrachtal und zum Vilsalpsee auf österreichischer<br />
Seite hat. Geübte und Schwindelfreie können den<br />
Weg übers Rauhhorn nehmen, der Jubiläumsweg jedoch<br />
umgeht das Rauhhorn auf österreichischer Seite entlang<br />
seines Osthanges. Es geht zwischen Rauhhorn und Schäferkopf<br />
hindurch, bis einige Kehren dann wieder hinauf<br />
in einen grünen Bergsattel führen: an die »Hintere Schafwanne«.<br />
Weiter geht es auf der westlichen Seite unterhalb<br />
des Kugelhorns bis zum Schrecksee. Wir umrunden den<br />
See ein Stück weit, erreichen schließlich die Lahnerscharte<br />
und genießen den Blick zum Hochvogel und ins Schwarzwassertal.<br />
An der Weggabelung halten wir uns rechts, der<br />
Weg verläuft relativ eben. Wir wandern nun auf österreichischem<br />
Gebiet am Schänzlekopf und am Sattelkopf vorbei.<br />
Ostseitig umrunden wir die Lärchwand in einem weiten<br />
Bogen. Stahlseilsicherungen helfen an den ausgesetzteren<br />
Passagen. Der Weg bis zur Bockkarscharte ist sehr steil, hier<br />
können sich unter Umständen auch bis zum Spätsommer noch<br />
einige Schneefelder halten. Allzu weit zum Prinz-Luitpold-Haus ist<br />
es jedoch nicht mehr. Ab der Scharte geht es stets bergab bis zur<br />
DAV-Unterkunft und weiter vorbei an der Unteren Bärgündele-Alpe<br />
bis zum Giebelhaus. Per Pendelbus geht es zurück ins zehn Kilometer<br />
entfernte Hinterstein.<br />
Janek Schmidt<br />
Der mächtige Hochvogel<br />
über dem Prinz-Luitpold-Haus<br />
Foto: Hindelang Tourismus
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AUF TOUR<br />
1<br />
Messner Mountain Museum // Teil 2: Monte Rite, Ripa, Corones<br />
Familien-TIPP<br />
Die Krönung?<br />
3<br />
4<br />
64 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Wenn’s fertig ist, wird’s eine Sensation – so oder<br />
so: Das letzte Messner-Museum »Corones« wird<br />
sicherlich polarisieren. Blick auf die Baustelle<br />
eines spannenden Projekts. Von Eugen E. Hüsler<br />
2<br />
Der erste Anblick ist etwas verstörend:<br />
ein gestrandetes, halb<br />
zerborstenes und im Berg steckendes<br />
UFO? Oder noch eine<br />
Seilbahnstation? Wir sind oben<br />
am Kronplatz, dem Südtiroler Skigipfel<br />
schlechthin, wo der Wintergast unbestritten<br />
König ist und mehr Liftmasten als Kühe<br />
auf der Wiese stehen. Doch was da am<br />
Rand des Gipfelplateaus entsteht, ist ein<br />
Museumsbau, das sechste (und letzte) Museum<br />
eines Mannes, der einst auszog, die<br />
höchsten Gipfel, die weitesten Eiswüsten<br />
zu erkunden: Reinhold Messner. Der immer<br />
dahin wollte, wo keiner vor ihm war.<br />
Absurd? Reinhold Messner, dem keine<br />
Wand zu steil, keine Luft zu dünn und kein<br />
Eis zu kalt war, lässt auf dem Kronplatz ein<br />
Museum bauen. Von einer Architektin, die<br />
– wie er – Weltruhm genießt, sich in den<br />
Alpen aber ungefähr so wohl fühlen dürfte<br />
wie R. M. in einer Pariser Nobelboutique.<br />
Zwei gegensätzliche, sich fremde Universen,<br />
die am Rand der Dolomiten zusammentreffen:<br />
hier der kantige Bergler, der<br />
sein Urthema präsentiert – Fels! –, dort<br />
die in den Megacitys der Welt beheimatete<br />
Britin mit irakischen Wurzeln.<br />
Beton<br />
Die Oberfläche ist glatt, grau, fühlt sich an<br />
wie Marmor. »Beton, geschliffen«, erläutert<br />
Andrea Del Frari, Direktor des »Skirama<br />
Kronplatz«. Extrem belastbar, sehr<br />
hart, was die wenigen Kanten verdeutlichen,<br />
die so scharf sind, dass man an ihnen<br />
glatt Brot schneiden könnte. Del Frari<br />
deutet auf die Wandverkleidungen. »Auch<br />
Beton, aber ein ganz spezieller – CEton.«<br />
Textilbewehrte Faserverbundteile nennt<br />
sich das im Fachjargon, und sie eröffnen<br />
die Möglichkeit, auch »unmögliche« Profile<br />
in Beton zu gießen. Unerlässlich bei Projekten<br />
von Zaha Hadid, die beschwingte, fließende<br />
Formen liebt. Deshalb erweist sich<br />
die Realisierung ihrer Baupläne oft als extrem<br />
schwierig. Die Innenverkleidung des<br />
Museums am Kronplatz beispielswei-<br />
Fotos: Manfred Kostner, Harald Wisthaler, Eugen E. Hüsler (2)<br />
1 Einst Fort, jetzt Museum »Dolomites«<br />
auf dem Monte Rite, das die Erschließung<br />
der Dolomiten thematisiert. 2 Mehrere<br />
Glaskuppeln thronen auf dem Fort<br />
am Monte Rite, eben ein »Museum in den<br />
Wolken«. 3 Ripa ist den Bergvölkern<br />
der Welt gewidmet. 4 Architektin Zaha<br />
Hadid liebt runde, fließende Formen<br />
für ihre Projekte (Baustelle Corones).<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65
Reinhold Messner und Zaha Hadid unter dem<br />
gleichen Dach, kantiger Fels und elegante Linien:<br />
ein genialer Coup oder ein Missverständnis?<br />
1 Am Kronplatz wird noch eifrig für das neue Museum gebaut. Wenn der Schnee<br />
auf sich warten lässt, kann noch dieses Jahr eröffnet werden. 2 Burghof von Ripa<br />
1<br />
2<br />
gen« haben und jetzt für einen Moment<br />
das unästhetische Konglomerat am Gipfelplateau<br />
vergessen? Ein Blick zurück in<br />
eine verlorene Zeit? Ein Aufruf zur Zeitreise:<br />
»Zurück in die Berge«? Andrea Del<br />
Frari weiß es nicht. Dafür kennt er die<br />
Museumsbotschaft des »Skirama Kronplatz«:<br />
Imagegewinn. Der allerdings ist<br />
teuer, mehr als drei Millionen Euro sind<br />
kein Pappenstiel, und in diesem Fall gab’s<br />
– wie Wunder in Südtirol! – nicht einmal<br />
einen Zuschuss vom Land.<br />
Ob das Museum auch im Winter geöffnet<br />
ist? »Natürlich«, sagt Del Frari, aber ein<br />
Geschäft verspricht er sich davon nicht.<br />
Kultur und Skifahren, das passt irgendwie<br />
nicht so richtig zusammen. Messner und<br />
Hadid schon?<br />
Mit seinen Museen lotet Reinhold Messner<br />
nicht nur die Welt der Berge, seine Welt<br />
aus; die historischen Koordinaten der Bauten,<br />
die sie beherbergen, reichen vom Mittelalter<br />
bis ins 21. Jahrhundert, und bald<br />
sogar ein kleines Stück in die Zukunft.<br />
Was für ein Kontrast zwischen Ripa, das<br />
die Welt der Bergvölker präsentiert und<br />
in den alten Mauern einer Feudalburg<br />
seine Heimstatt hat, und Corones, dessen<br />
Architektur den engen Südtiroler Horizont<br />
aufhebt, an jenen jungen Villnösser<br />
erinnernd, der vor bald einem halben<br />
Jahrhundert in den Himalaja auf brach.<br />
Zeitlich zwischen Schloss Bruneck und<br />
Corones angesiedelt: die alte italienische<br />
Festung am Monte Rite, das »Museum in<br />
den Wolken«, in dem die Erschließung der<br />
Dolomiten visualisiert wird.<br />
Reinhold Messner und Zaha Hadid unter<br />
dem gleichen Dach, kantiger Fels und elegante<br />
Linien am Kronplatz: ein genialer<br />
Coup oder ein einziges Missverständnis? ◀<br />
se besteht aus fast 400 unterschiedlichen<br />
Formstücken. Einzeln gefertigt, Stück für<br />
Stück, wurden sie nach exakten 3D-Vorgaben<br />
im oberbayrischen Raubling. Dort<br />
produzierte man auch CEton-Teile für ein<br />
Objekt in London, vor dem die Konkurrenz<br />
kapitulierte: »nicht baubar!«<br />
Noch wird überall gehämmert und gebohrt,<br />
Baugerüste stehen herum, ein paar<br />
Arbeiter montieren die Deckenplatten, die<br />
den Schall schlucken, den Geräuschpegel<br />
reduzieren sollen. Alles wirkt unfertig,<br />
ganz Baustelle halt, trotzdem lässt sich die<br />
geplante Raumwirkung bereits erahnen.<br />
Die geschwungenen Linien, von denen<br />
sich manche im Kopf fast automatisch<br />
verlängern, entwickeln einen eigenartigen<br />
Sog, der einen hineinzieht in diesen<br />
dreistöckigen Bau, hinab- und zuletzt hinausleitet:<br />
durch drei große Fenster auf<br />
markante Gipfel.<br />
Südtiroler Berge, Messnerberge: in der Mitte<br />
der Peitlerkofel, an dem der kleine Reinhold<br />
seine ersten Schritte im Fels tat, links<br />
der Heiligkreuzkofel, dessen Westpfeiler<br />
Reinhold und Günther Messner auf einer<br />
extremen Route erkletterten, rechts fern<br />
am Horizont der Ortler, ein Koloss aus Fels<br />
und Eis und höchster Gipfel des Landes.<br />
An seinem Fuß, in Sulden, steht ebenfalls<br />
ein Messner-Museum. Sein Thema: Eis.<br />
Ein Bild voll praller Bergnatur, unberührt,<br />
ursprünglich wirkend. Eine Botschaft an<br />
alle, die per Seilbahn den Skiberg »bestie-<br />
INFO<br />
Die Öffnungszeiten<br />
der Museen<br />
▶ Monte Rite (Monte Rite, Ampezzano):<br />
Museum in den Wolken – alpinistische<br />
Erschließung der Dolomiten. Geöffnet Juni<br />
bis September täglich 10–13, 14–18 Uhr,<br />
im Juni und ab Mitte September nur bis 17<br />
Uhr. Shuttlebus von der Forcella Cibiana<br />
▶ Ripa (Schloss Bruneck): Bergvölker der<br />
Welt. Geöffnet vom 2. Sonntag im Mai bis<br />
1. November 10–18 Uhr, vom 26. Dezember<br />
bis 25. April 12–18 Uhr, Di geschlossen<br />
▶ Corones (Kronplatz, Seilbahn von<br />
Reischach): Thema Fels. Eröffnung Beginn<br />
Wintersaison 2013/14 oder Frühjahr 2015<br />
Fotos: Manfred Kostner. Harald Wisthaler<br />
66 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
TOUREN<br />
3 x 2 Touren nach einem Museumsbesuch<br />
Einige Wandervorschläge, die sich gut mit einem Museumsbesuch verbinden lassen<br />
MONTE RITE<br />
1 Monte Rite (2183 m)<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Zum Museum am Gipfel<br />
des Monte Rite gelangt man entweder<br />
im Jeep, mit dem Bergrad über<br />
die alte Festungsstraße oder zu Fuß.<br />
Für den Abstieg bietet sich dann<br />
als reizvolle Variante der Weg über<br />
den Col d’Orlando an.<br />
Talort: Cibiana di Cadore (1019 m)<br />
an der Nordrampe der Passstraße<br />
über die Forcella Cibiana<br />
Ausgangspunkt: Forcella Cibiana<br />
(1530 m)<br />
Wegverlauf: Forcella Cibiana – Militär<br />
straße – Forcella Deona (2053 m) –<br />
Monte Rite – Forcella Deona –<br />
Col d’Orlando (1853 m) – La Costa<br />
(1632 m) – Militärstraße – Forcella<br />
Cibiana<br />
Einkehr: Rifugio Dolomites (2160 m)<br />
beim Museum<br />
2 Sfornioi Nord (2410 m)<br />
▶ schwierig 5 Std.<br />
880 Hm 880 Hm<br />
Charakter: Vom Monte Rite schaut<br />
man hinüber zu den Dolomitzacken<br />
der Sfornioi in der Bosconero-Gruppe.<br />
Der Nordgipfel lässt sich vergleichsweise<br />
leicht besteigen. Markierter Weg<br />
bis in die Forcela de le Ciavazole,<br />
dann Spur zum großen Sfornioi-Kreuz,<br />
zuletzt leichte Kletterei (I–II).<br />
Talort: Cibiana di Cadore (1019 m)<br />
an der Nordrampe der Passstraße<br />
über die Forcella Cibiana<br />
Ausgangspunkt: Forcella Cibiana<br />
Wegverlauf: Forcella Cibiana – Forcela<br />
de le Ciavazole (1994 m) – Croce<br />
di Sfornioi (2270 m) – Sfornioi Nord<br />
Einkehr: Rifugio Remauro,<br />
Baita Deona<br />
RIPA<br />
3 Lamprechtsburg – Reischach<br />
▶ leicht 2¼ Std.<br />
150 Hm 150 Hm<br />
Charakter: Der Museumsbesuch<br />
lässt sich perfekt mit der kleinen<br />
Wanderung zur Lamprechtsburg<br />
(privat) verbinden; Rückweg dann<br />
über Reischach und das Kappler<br />
Stöckl mit Fernsicht bis zum Zillertaler<br />
Hauptkamm.<br />
Talort: Bruneck (835 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz in der<br />
Stadtmitte, beim Rathaus<br />
Wegverlauf: Parkplatz – Rienz –<br />
Lamprechtsburg – Reischach –<br />
Kappler Stöckl (947 m) – Schloss<br />
Bruneck (886 m) – Bruneck<br />
Einkehr: Reischach, Bruneck<br />
4 Rammelstein (2483 m)<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1040 Hm 1040 Hm<br />
Charakter: Der Rammelstein in den<br />
Ausläufern der Rieserfernergruppe<br />
zählt zu den schönsten Aussichtswarten<br />
um Bruneck. Aufstieg über den<br />
Nordgrat felsig (Drahtseil, Blockwerk),<br />
Abstieg über weite Almböden mit<br />
freier Sicht bis tief in die Dolomiten.<br />
Talort: Oberwielenbach (1365 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
am Eingang ins Wielental (ca. 1450<br />
m), Zufahrt von Oberwielenbach<br />
Wegverlauf: Parkplatz – Wielental<br />
– Lercheralm (1651 m) – Kamm<br />
(2189 m) – Rammelstein – Gönneralm<br />
(1987 m) – Parkplatz<br />
Einkehr: Lechneralm, Gönneralm<br />
CORONES<br />
5 Kronplatz (2273 m)<br />
▶ leicht 2¾ Std.<br />
530 Hm 530 Hm<br />
Charakter: Zum abgefl achten Gipfel<br />
des berühmten Aussichtsberges<br />
kommt man ganz bequem mit der<br />
Seilbahn, zu Fuß natürlich auch.<br />
Am leichtesten geht’s per pedes von<br />
der Furkel aus über die alte Militärstraße<br />
und den südseitigen Gipfelweg.<br />
Talort: St. Vigil (1179 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (1745 m)<br />
westlich knapp unterhalb der Furkel<br />
Wegverlauf: Parkplatz – Graziani-<br />
Hütte (2098 m) – Kronplatz – Geiselsberger<br />
Hütte (2080 m) – Parkplatz<br />
Einkehr: Graziani-Hütte, Kronplatz,<br />
Geiselsberger Hütte<br />
6 Astjoch (2194 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Der stille Nachbar des<br />
Skiberges Kronplatz ist ein reiner<br />
Wanderberg, weder Liftmasten noch<br />
Schneekanonen oder ein künstlicher<br />
Teich weit und breit. Und vom höchsten<br />
Punkt der Lüsner Alm gibt’s ein<br />
wunderschönes Panorama, das vom<br />
Adamello bis zum Großglockner reicht.<br />
Talort: Montal<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb<br />
von Ellen beim Kreuznerhof (ca.<br />
1550 m); Anfahrt von Montal<br />
Wegverlauf: Parkplatz – Walderalm<br />
(1908 m) – Einhäuserer Alm (2110<br />
m) – Astjoch – Starkenfeldhütte<br />
(1936 m) – Rastnerhütte (1931 m)<br />
– Parkplatz<br />
Einkehr: Walderalm, Einhäuserer<br />
Alm, Starkenfeldhütte,<br />
Rastnerhütte<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Erlebnis<br />
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Natur + Kultur + Abenteuer<br />
Trekking<br />
Bergwandern<br />
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AUF TOUR<br />
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Bilderbuch-Hütte: Estany<br />
Tort de Peguera mit dem<br />
Refugi Josep Maria Blanc<br />
Weitwandern auf dem Carros de Foc<br />
Pyromanen in den<br />
Pyrenäen<br />
Die Hüttenwirte liefen sich auf den Pfaden durch den einzigen Nationalpark<br />
Kataloniens die Sohlen heiß. So entstand der Weitwanderweg »Carros de Foc«<br />
mit seinen sieben Etappen: der Weg des Feuerwagens. Von Manuel Meyer<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Die Mühe lohnt sich: Nach den Steilstufen zum Collada de Dellui gibt es Seen zu sehen.<br />
Symbol für den »Carros de Foc«:<br />
der Speerwerfer mit Pferd und Sonnenrad<br />
Das Wasser des Lac dera Restanca<br />
schimmert in kitschigem<br />
Türkisblau. Die Ufer des Bergsees<br />
fassen schroffe Felsen und<br />
Schwarzkiefern ein. Keine Uhr,<br />
die mit nervösem Ticken daran erinnert,<br />
schnell noch die dringend nötigen Bewerbungen<br />
zu schreiben. Keine Hotels, die für<br />
eine Übernachtung mit Luxusmenü horrende<br />
Preise verlangen.<br />
Eigentlich wäre Pedro Palacios gern in irgendein<br />
exotisches Land gereist, nach Indien<br />
oder Brasilien. Doch die Wirtschaftskrise<br />
im Land hatte auch vor dem spanischen<br />
Filmproduzenten nicht Halt gemacht.<br />
Schon seit mehr als neun Monaten war<br />
er arbeitslos. Die Perspektiven, in seiner<br />
Branche im krisengebeutelten Spanien<br />
einen neuen Job zu finden, sehen derzeit<br />
düster aus. Und so entstand aus der Not<br />
heraus eine Idee, der sich Pedros Freunde<br />
gerne anschlossen: Urlaub in der Heimat.<br />
Bartgeier und Bären zu beobachten<br />
Die Wahl fiel auf den Nationalpark Aigüestortes<br />
i Estany de Sant Maurici im Herzen<br />
der katalanischen Pyrenäen, dessen<br />
Gipfel die 3000-Meter-Marke berühren.<br />
1955 gegründet, ist er auch heute noch<br />
der einzige Nationalpark Kataloniens und<br />
gehört zweifellos zu den ursprünglichsten,<br />
einsamsten und landschaftlich spektakulärsten<br />
Regionen Spaniens. Sechs Tage<br />
lang will der Madrilene mit seinen Freunden<br />
auf dem Rundweg »Carros de Foc« –<br />
»Feuerwagen« – die Naturschönheiten<br />
genießen. Dass es so anstrengend werden<br />
würde, hätte Pedro nicht gedacht.<br />
Aus der Not heraus<br />
entstand eine Idee, der<br />
sich Pedros Freunde<br />
gerne anschlossen:<br />
Urlaub in der Heimat.<br />
Steil geht es im Zick-Zack hinauf. Der Weg<br />
zum Monges-See ist mühsam und führt direkt<br />
an einem tosenden Sturzbach vorbei.<br />
Der Boden der Moos- und Torflandschaft<br />
ist feucht. Immer wieder muss Pedros<br />
Gruppe kleinere Gebirgsseen umrunden.<br />
Es wird bereits Abend, als sich bedrohliche<br />
Wolken am Himmel türmen und ein<br />
heftiges Gewitter ankündigen. Nur wenige<br />
Minuten vor dem Regenschauer erreichen<br />
sie Ventosa i Calvell (2215 m). Majestätisch<br />
thront die Berghütte aus Stein über dem<br />
Hochgebirgssee Estany Negre. Sie ist umgeben<br />
von knorrigen, skurril verbogenen<br />
Kiefern, durch die der Wind pfeift – selbst<br />
noch am nächsten Morgen, als der Himmel<br />
wieder strahlend blau leuchtet.<br />
Die ersten Wanderer füllen bereits ihre<br />
Flaschen am Brunnen vor der Hütte und<br />
machen sich auf den Weg, während Pedro<br />
und seine Freunde noch gemütlich ihren<br />
Café con leche mit Marmeladentoast<br />
verspeisen. »Bon Dia«, begrüßt Jaume sie<br />
auf Katalanisch. Der Hüttenwirt setzt sich<br />
zu ihnen an den Holztisch und es dauert<br />
nicht lange, bis er ins Schwärmen ge-<br />
Fotos: Manuel Meyer<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69
Das, wofür der<br />
Nationalpark eigentlich<br />
berühmt ist, sind<br />
die unzähligen Seen,<br />
Bäche und Flüsse.<br />
Klares Wasser umrahmt von steilen Zacken: der Stausee Estany Negre de Peguera<br />
Heimaturlaub kann ganz schön anstrengend sein: Pedro und Paloma halten Siesta.<br />
rät. Der Nationalpark sei eine »botanische<br />
Schatzkammer« mit fast 150 endemischen<br />
Pflanzenarten wie der Pyrenäen-Distel und<br />
unterschiedlichsten Glockenblumen, Narzissen<br />
und Orchideenarten, die nur hier<br />
wachsen. »Wenn ihr etwas die Augen aufhaltet,<br />
könnt ihr auf dem Weg Gämsen,<br />
Auerhähne, Murmeltiere und Bartgeier<br />
sehen«, schärft Jaume die Aufmerksamkeit<br />
der Gruppe. Gelegentlich hätten Wanderer<br />
sogar aus weiter Ferne Braunbären gesichtet,<br />
von denen etwa 20 Exemplare in den<br />
Pyrenäen, im Grenzgebiet zwischen Spanien<br />
und Frankreich leben.<br />
Über Schneefelder zu Enzianwiesen<br />
Von den dichten Wäldern mit hundertjährigen<br />
Tannen, Schwarzkiefern und<br />
Buchen, von denen Jaume schwärmte,<br />
ist zunächst nicht viel zu sehen. Der Weg<br />
führt durch eine karstige Gerölllandschaft.<br />
Mannshohe Felsbrocken machen den Aufstieg<br />
zum 2748 Meter hohen Pass Collet de<br />
Contraix zur regelrechten Kletterpartie.<br />
Steinadler schweben über den schroffen<br />
Granit-Gipfeln. Nach den ersten e<br />
Schneefeldern<br />
erschwert rutschiges Geröll den<br />
mittlerweile sehr steilen Anstieg bis zum<br />
Pass, über den eiskalter Wind fegt.<br />
Ebenso kontrastreich geht es weiter. Im<br />
Vall de Contraix macht die zuvor karge<br />
Steinlandschaft kunterbunten Blumenwiesen<br />
mit blauem Enzian und dichten<br />
Schwarzkieferwäldern Platz. Sogar Königsadler<br />
kann man beobachten. Doch<br />
das, wofür der Nationalpark eigentlich berühmt<br />
ist, sind die unzähligen Seen, Bäche<br />
und Flüsse – bedeutet doch das katalanische<br />
Wort Aigüestortes soviel wie »gewundenes<br />
Wasser«. Sant Maurici bezeichnet<br />
den östlichen Teil des Nationalparks, der<br />
nach dem bekanntesten See benannt ist.<br />
In dem nur knapp 14 119 Hektar großen<br />
Nationalpark befinden sich über 200 Gebirgsseen<br />
als Überbleibsel der letzten Eiszeit.<br />
Zählt man auch Teiche und Tümpel<br />
hinzu, dürfte die Zahl wohl an die 1000<br />
sein. Einige Seen befestigte der ehemalige<br />
spanische Diktator Francisco Franco vor<br />
der Gründung des Nationalparks 1955 als<br />
Stauseen, über dessen gewaltige Mauern<br />
heute der Carros de Foc führt und ein wenig<br />
Höhenangst aufkommen lässt.<br />
9000 Höhenmeter in zehn Stunden<br />
Der See Estany Tort de Peguera ist eines<br />
der meist fotografierten Motive im Nationalpark.<br />
Die gezackten Felsgipfel ringsum<br />
kratzen an der 3000-Meter-Marke, während<br />
vor den Füßen der Wanderer dunkles<br />
Wasser das weite Hochtal bis dorthin<br />
auffüllt, wo die Schulter steil abfällt in<br />
tiefer gelegene Regionen. An den Hängen<br />
wurzeln knorrige Kiefern, auf einer Landzunge<br />
im See liegt die Berghütte Refugi<br />
Josep Maria Blanc. Kühe weiden vor der<br />
Hütte, Gelächter der bereits zu Abend essenden<br />
Wanderer erfüllt die Luft. Es gibt<br />
spanischen Rotwein, Cocido-Suppe, Salat,<br />
Kartoffeln und Botifarra: eine würzige, katalanische<br />
Bratwurstspezialität.<br />
An den wuchtigen Holztischen kommt<br />
das Gespräch bald auf die Entstehungsgeschichte<br />
des Carros de Foc. Mutmaßungen<br />
zufolge stammt der Name des Feuerwagen-<br />
Wanderwegs von den ersten Läufern,<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
TOUREN<br />
Sieben Tage mit dem Feuerwagen<br />
Der Rundwanderweg Carros de Foc verbindet die neun Hütten im<br />
Nationalpark zwischen Aigüestortes und dem Sant-Maurici-See.<br />
1 Refugi Ventosa i Calvell (2220 m)<br />
▶ mittel 6 km<br />
485 Hm 275 Hm<br />
Charakter: Steiler Aufstieg durch Moos<br />
und zu Seen. Wer mehr will, kann schon<br />
von Arties (1100 m) aufsteigen (9 km).<br />
Alle anderen nehmen das Wandertaxi.<br />
Ausgangspunkt: Refugi Restanca (2010 m)<br />
Route: Refugi Restanca – Lac Monges –<br />
Estany Negre – Refugi Ventosa i Calvell<br />
2 Refugi Estany Llong (1985 m)<br />
▶ schwierig 9 km<br />
690 Hm 925 Hm<br />
Charakter: Durch Geröll zum Pass mit<br />
Schneefeldern und schließlich abwärts zu<br />
Seen inmitten von Blumenparadiesen<br />
Route: Refugi Ventosa i Calvell – Collet de<br />
Contraix (2748 m) – Estany de Contraix<br />
(2660 m) – Refugi Estany Llong (1985 m)<br />
3 Refugi Colomina (2395 m)<br />
▶ mittel 11 km<br />
780 Hm 370 Hm<br />
Charakter: Steiler Anstieg zu Seen und<br />
über schwindelerregende Staumauern<br />
Route: Refugi Estany Llong – Estany de<br />
Dellui (2320 m) – Colladeta de Dellui<br />
(2577 m) – Estany Tort (2300 m) – Refugi<br />
Colomina (2395 m)<br />
4 Refugi Josep Maria Blanc (2350 m)<br />
▶ mittel 7 km<br />
370 Hm 415 Hm<br />
Charakter: Vorbei an vielen Seen im ständigen<br />
Auf und Ab dem Postkartenmotiv<br />
des Estany Tort de Peguera entgegen<br />
Route: Refugi Colomina (2395 m) –<br />
Estany de Saburó – Collada de Capdella<br />
(2668 m) – Refugi Josep Maria Blanc<br />
5 Refugi Amitges (2380 m)<br />
▶ schwierig 14 km<br />
960 Hm 930 Hm<br />
Charakter: Einem steilen Aufstieg folgt<br />
eine lange Talwanderung und erneuter<br />
kurzer Aufstieg vor grandioser Felskulisse.<br />
Route: Refugi Josep Maria Blanc (2350<br />
m) – Coll de Maurici (2715 m) – Val<br />
Monestero – Estany de Sant Maurici (1900<br />
m) – Refugi Sant Maurici – Refugi Amitges<br />
6 Refugi Colomers (2130 m)<br />
▶ mittel 9 km<br />
575 Hm 825 Hm<br />
Charakter: Wanderung durch idyllische<br />
Wiesen-, Seen- und Almenlandschaft<br />
Route: Refugi Amitges (2380 m) – Port<br />
de Ratera (2594 m) – Lac deth Ombrèr<br />
(2240 m) – Refugi Colomers<br />
7 Refugi Restanca (2010 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1200 Hm 2150 Hm<br />
Charakter: Zum Abschluss herrlicher Ausblick<br />
von Port de Reus auf Restanca See.<br />
Endpunkt: Refugi Restanca bzw. Arties<br />
Route: Refugi Colomers (2130 m) – Port<br />
de Caldes (2572 m) – Estany del Port de<br />
Caldes (2420 m) – Port de Reus (2475<br />
m) – Refugi Restanca (von dort per Wandertaxi<br />
zurück nach Arties)
Aus den gegenseitigen<br />
Visiten der Hüttenwirte<br />
wurde schließlich ein<br />
Wettbewerb, wer am<br />
schnellsten alle Kollegen<br />
besuchen konnte.<br />
Hüttenleben innen und außen: Refugi Ventosa i Calvell (oben), Refugi d’Amitges (unten)<br />
KOMPAKT<br />
Wissenswertes zum Carros de Foc<br />
Für den 56 Kilometer langen<br />
Carros de Foc mit einem<br />
Höhenunterschied von rund<br />
9000 Metern sollte man<br />
zwischen fünf und sieben Tage<br />
einplanen. Der Rundweg durch<br />
den Nationalpark kann an<br />
jedem beliebigen Punkt begonnen<br />
und beendet werden.<br />
Übernachtet wird in den neun<br />
sich im Nationalpark befi ndlichen<br />
Bergschutzhütten, den<br />
sogenannten Refugi. Sie sind<br />
reservierungspfl ichtig. Zelten<br />
ist im Nationalpark verboten.<br />
Anreise: Mit dem Flugzeug<br />
nach Barcelona und von dort<br />
mit dem Bus oder Mietwagen<br />
in die 270 km entfernte Bergregion.<br />
In der Nähe des Nationalparks<br />
gibt es verschiedene<br />
Bergdörfer wie Arties, Espot,<br />
Boí, Caldes de Boí oder Taüll,<br />
von denen aus Parkbusse<br />
oder Jeeptaxis Wanderer in<br />
den Park bringen.<br />
Informationen und<br />
Anmeldung: Carros de Foc,<br />
Avda. Pas d’Arro 40 baixos,<br />
25530 Vielha, Spanien.<br />
Tel. 00 34/9 73/64 06 98,<br />
www.carrosdefoc.com,<br />
info@carrosdefoc.com<br />
Tourismusverband der Provinz<br />
Lleida, www.lleidatur.com,<br />
www.visitvaldaran.com;<br />
Katalanisches Fremdenverkehrsamt,<br />
Palmengartenstraße<br />
6, 60325 Frankfurt am Main,<br />
Tel. 0 69/74 22 48 73,<br />
www.katalonien-tourismus.de,<br />
info.de@act.cat<br />
Reisezeit: Juni bis September.<br />
Außerhalb der Sommermonate<br />
muss streckenweise<br />
mit Schnee und Eis gerechnet<br />
werden, nicht alle Bergschutzhütten<br />
sind geöffnet.<br />
Detaillierte Wetterinfos unter<br />
www.meteocat.com<br />
Karte: Editorial Alpina<br />
1:25 000, »Carros de Foc.<br />
Travessa del Part Nacional<br />
d’Aigüestortes – Estany de<br />
Sant Maurici«, bestellbar unter<br />
info@editorialalpina.com oder<br />
www.editorialalpina.com<br />
welche die 56 Kilometer und 9000 Höhenmeter,<br />
für die durchschnittliche Wanderer<br />
sechs Tage benötigen, in nur 24 Stunden<br />
zurücklegten. 1987 war das. Keine berühmten<br />
Top-Athleten, sondern die Hüttenwirte.<br />
Aus den gegenseitigen Visiten auf den<br />
Schutzhütten wurde irgendwann schließlich<br />
ein Wettbewerb, wer am schnellsten<br />
alle Kollegen besuchen konnte. »Ihre Schuhe<br />
müssen geglüht haben wie der Feuerwagen«,<br />
witzelt Pedro. Als ein Student am<br />
Nachbartisch ihm erzählt, der Rekordhalter,<br />
der Baske Jesús Marí Romón, habe 2009<br />
nur neun Stunden und 27 Minuten für die<br />
Runde gebraucht, verschluckt sich Pedro<br />
beinahe am Essen.<br />
Sturm orgelt um die Hütte<br />
Die letzte Herausforderung erwartet Pedro<br />
und seine Freunde gegen Ende der Tour.<br />
Nach vielem Auf und Ab über gezackte<br />
Bergketten, vorbei an glitzernden Bergund<br />
Stauseen erreichen sie die Colomèrs-<br />
Schutzhütte. So schön wie der Tag endet,<br />
so regnerisch und stürmisch beginnt die<br />
Nacht. Der Wind orgelt bedrohlich um<br />
die Unterkunft. Am nächsten Morgen hat<br />
sich das Wetter nicht sonderlich gebessert.<br />
Nebel zieht auf. Hin und wieder geben die<br />
Wolken einen Blick auf die Gipfel und Pässe<br />
frei. Sie sind verschneit. »Wir sollten uns<br />
die letzte Tagesetappe zum Refugi dera<br />
Restanca schenken. Das ist zu gefährlich«,<br />
meint Cesar, der erfahrenste Wanderer unter<br />
ihnen. Die anderen geben ihm Recht.<br />
In Regenmäntel gehüllt, steigen sie zum<br />
Parkplatz von Banhs de Tredòs am Parkeingang<br />
ab. Mit dem Taxi geht es zurück<br />
nach Arties ins Aran-Tal, von wo aus die<br />
Gruppe aufgebrochen war. Leider gibt es<br />
nun kein Finisher-T-Shirt mehr für sie, da<br />
sie den Carros-de-Foc-Rundweg nicht abgeschlossen<br />
haben. Aber niemand findet das<br />
sonderlich schlimm. m Pedro strahlt: »Das<br />
Genießen der Naturschönheiten und die<br />
Überwindung des inneren ne<br />
Schweinehundes<br />
waren viel wichtiger.«<br />
ig<br />
◀<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
MyROON<br />
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Allgäuer Alpen<br />
Das<br />
Kreuz<br />
mit der<br />
Mauer<br />
Vor 25 Jahren fiel die Berliner<br />
Mauer. Unter den mehr als<br />
dreihundert Denkmälern, die<br />
verstreut über ganz Deutschland<br />
an das Symbol der<br />
Teilung erinnern, sticht eines<br />
hervor. Es befindet sich auf<br />
dem Gipfel der Mädelegabel.<br />
Von Hans Dieter Sauer<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Knochenarbeit: Bis so ein Kreuz auf einem mehr<br />
als 2600 Meter hohen Berg steht, wird der ein oder<br />
andere Muskel strapaziert. Es wird gezogen und<br />
getragen und geschoben – bis es am Ende im Nebel steht.<br />
Fotos: Wikipedia, Hans Dieter Sauer (4)<br />
Es ist kurz nach Mitternacht, als<br />
sich am Sonntag, 13. August<br />
1961, in Gersthofen bei Augsburg<br />
eine kleine Autokolonne in<br />
Bewegung setzt. Zwei Dutzend<br />
Männer, begleitet von einigen Frauen<br />
und Freundinnen, machen sich auf den<br />
Weg ins Gebirge. Die meisten gehören der<br />
Kolpingsfamilie Gersthofen an, der örtlichen<br />
Gliederung des katholischen Sozialverbandes<br />
Kolpingwerk. Sie haben keine<br />
normale Bergtour vor, sondern wollen auf<br />
der Mädelegabel in den Allgäuer Alpen ein<br />
Gipfelkreuz aufstellen. Kopf des Unternehmens<br />
ist Alfred Steiner, der zwanzigjährige<br />
Vereinsvorsitzende.<br />
Beinahe zeitgleich wird in Berlin die Aktion<br />
»Rose« gestartet: Die Sektorengrenzen<br />
werden abgeriegelt; es ist der Auftakt zum<br />
Bau der Mauer.<br />
Die Geschichte mit dem Gipfelkreuz hatte<br />
schon im Sommer 1959 begonnen, als<br />
Steiner in der Lokalzeitung auf einen Bericht<br />
zum sechzigjährigen Bestehen des<br />
Heilbronner Weges stößt. Seitdem er als<br />
Postbote sein eigenes Geld verdient, ist er<br />
ständig in den Bergen unterwegs. Steiners<br />
Vater ermahnt ihn zwar immer wieder,<br />
der Sohn solle das Geld doch lieber sparen,<br />
aber Steiner lässt sich nicht abhalten. Und<br />
so nimmt er auch bald nach der Zeitungslektüre<br />
zusammen mit vier Freunden<br />
den Heilbronner Weg in Angriff. Von der<br />
Rappenseehütte besteigen sie zunächst<br />
das Hohe Licht, wo sie am Gipfelkreuz zu<br />
ihrem Erstaunen lesen, dass es 1938 von<br />
der Kolpingfamilie Oberstdorf errichtet<br />
wurde. Spontan entsteht die Idee: »Das<br />
machen wir auch«. Schon ein paar Stunden<br />
später ist auch der passende Berg gefunden:<br />
Die 2645 Meter hohe Mädelegabel<br />
hat noch kein Gipfelkreuz.<br />
Ein Tag im Schneetreiben<br />
Der heute 73-jährige Steiner erinnert sich<br />
schmunzelnd: »Uns war überhaupt nicht<br />
klar, was wir uns damit vorgenommen hatten«.<br />
Vielleicht wäre die Sache im Sande verlaufen,<br />
hätte er sich im nächsten Jahr nach<br />
einigem Bitten und Drängen nicht zum Vereinsvorsitzenden<br />
wählen lassen. In dieser<br />
Position konnte er das Projekt vorantreiben.<br />
Die Arbeiten, angefangen vom Fällen einer<br />
Eiche, die ein Bauer gestiftet hatte, bis zur<br />
Aufstellung des Kreuzes, zogen sich über<br />
ein Jahr hin. Steiner macht nicht viel Aufhebens<br />
davon. Dabei waren er und fünf<br />
Kollegen schon einen ganz Tag lang bei<br />
Kälte und Schneetreiben damit beschäftigt,<br />
einen Schacht und vier Löcher in<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75
TOUR<br />
Fotos: Hans Dieter Sauer, Gabi Braxmair / Kemptner Hütte<br />
Die Kemptner Hütte auf 1844 Metern war einst der Stützpunkt für die Gipfelstürmer<br />
aus Gersthofen. Von den Ereignissen in Berlin bekam dort niemand etwas mit.<br />
Überschreitung der<br />
Mädelegabel (2645 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
820 Hm 1700 Hm<br />
200 Höhenmeter sind<br />
im steilen Felsgelände<br />
zu überwinden – und<br />
der Längsbalken wiegt<br />
250 Kilogramm.<br />
die Gipfelfelsen zu meißeln, um die Voraussetzungen<br />
für eine feste Verankerung<br />
des Kreuzes zu schaffen. Auch den Transport<br />
der mächtigen Bohlen – allein der<br />
Längsbalken ist fünf Meter lang und wiegt<br />
etwa 250 Kilogramm –, der ab Spielmannsau<br />
auf 1000 Meter allein mit menschlicher<br />
Muskelkraft bewerkstelligt werden<br />
musste, will er nicht überbewerten: »Wir<br />
haben eben Griffe angebracht, so dass sich<br />
die Last auf zehn Leute verteilte.«<br />
Ende Juli 1961 liegen die Balken schließlich<br />
an der Kemptner Hütte, und am Gipfel<br />
sind die Halterungen für das Kreuz<br />
installiert. Der Termin für das Aufstellen<br />
des Gipfelkreuzes ergibt sich aufgrund der<br />
Arbeitszeiten und des Kirchenkalenders<br />
quasi zwingend. Die Woche hat noch sechs<br />
Arbeitstage, nur der Sonntag ist arbeitsfrei.<br />
Ein Tag allein würde aber nicht für die Errichtung<br />
des Kreuzes und die Einweihung<br />
mit einer Bergmesse reichen. Da trifft es<br />
sich gut, dass der Feiertag Maria Himmelfahrt<br />
am 15. August auf einen Dienstag<br />
fällt und mit nur einem Urlaubstag vom<br />
13. August an drei freie Tage zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Schon am frühen Morgen erreicht Steiners<br />
Tross die Kemptner Hütte. Bis zu einem<br />
Absatz über dem Schwarzmilzferner ist<br />
der Transport der Kreuzbalken noch relativ<br />
einfach, aber danach steht die größte<br />
Herausforderung des gesamten Unternehmens<br />
bevor. Bis zum Gipfel sind 200 Höhenmeter<br />
in steilem Felsgelände zu überwinden.<br />
Durch diese Passage müssen die<br />
Balken an Seilen emporgezogen werden.<br />
Obwohl einige Helfer zum ersten Mal im<br />
Gebirge sind, kommt niemand zu Schaden.<br />
Ein paar Stunden später ragt das Gipfelkreuz<br />
in den Abendhimmel. Niemand<br />
ahnt, dass währenddessen in Berlin der<br />
Grundstein für eine jahrzehntelange Trennung<br />
in Ost und West gelegt wird.<br />
Das Handy-Zeitalter liegt noch in weiter<br />
Ferne, in den Bergen gibt es kaum eine<br />
Verbindung zur übrigen Welt. In der Hütte<br />
steht zwar ein Radio, aber wer will schon<br />
in den Bergen Radio hören! Ausgelassen<br />
feiert das Team. Auch am nächsten Tag<br />
erfahren die Gersthofener nichts von den<br />
Ereignissen in Berlin. Umso größer ist der<br />
Schock nach der Heimkehr.<br />
Das Kreuz steht noch<br />
Das Leben nimmt seinen Gang. Steiner heiratet,<br />
wird Vater einer Tochter und steigt<br />
zum Betriebsleiter der Post in Gersthofen<br />
auf. Mit seinen Bergkameraden sieht er<br />
regelmäßig nach, ob am Gipfelkreuz alles<br />
in Ordnung ist. Immer wieder taucht dabei<br />
die Frage auf: »Was wird länger bestehen,<br />
das Gipfelkreuz oder die Berliner Mauer?«<br />
Dann kommt der Abend des 9. November<br />
1989. Steiner sitzt mit seiner Frau wie die<br />
Charakter: Wunderbar alpine, aber auch<br />
extrem beliebte Tour mit reichlich Felskontakt.<br />
Trittsicherheit, Schwindelfreiheit,<br />
und etwas Bergerfahrung sind daher nötig.<br />
Mit Zustieg von Oberstdorf über Spielmannsau<br />
verlängert sich das Unternehmen<br />
um etwa vier Stunden und wird zu einer<br />
herausfordernden Tagestour.<br />
Ausgangspunkt: Kemptner Hütte (1844 m)<br />
Endpunkt: Birgsau (956 m, Bushaltestelle,<br />
Abfahrt nachmittags mindestens einmal<br />
pro Std.)<br />
Route: Kemptner Hütte (1844 m) – Unteres<br />
Mädelejoch (2096 m) – Schwarzmilz-Ferner<br />
– Mädelegabel (2645 m) – Bockkarscharte<br />
(2504 m) – Waltenberger Haus (2084 m) –<br />
Einödsbach – Birgsau (956 m)<br />
Hütte: Kemptner Hütte, Gabi und Martin<br />
Braxmair, Mitte Juni bis Mitte Oktober,<br />
Reservierung unter www.kemptner-huette.de<br />
allermeisten Deutschen gebannt vor dem<br />
Fernseher und erlebt den Beginn vom Ende<br />
der Mauer. Zwei Jahre später wird am<br />
Gipfelkreuz der Mädelegabel eine kleine<br />
Bronzetafel mit der Inschrift angebracht:<br />
»Dieses Kreuz wurde am 13. August 1961<br />
errichtet. Am gleichen Tag wurde in Berlin<br />
die Mauer gebaut. Nach 28 Jahren ist die<br />
Mauer gefallen. Das Kreuz steht noch. Gott<br />
sei Dank. 13. August 1991.«<br />
Bis heute hat das Gipfelkreuz allen Stürmen<br />
und Unwettern standgehalten. Die<br />
Gersthofener Gipfelstürmer haben damit,<br />
ohne, dass sie es seinerzeit ahnen konnten,<br />
vielleicht nicht das größte, bemerkenswerteste<br />
oder bekannteste Mahnmal zur<br />
Er innerung an die Berliner Mauer geschaffen.<br />
Aber mit Sicherheit das am höchsten<br />
gelegene.<br />
◀<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
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Teil 3: Herbst im Werdenfelser Land<br />
Touren im Takt<br />
Auch wenn die hohen Berge – wie die Zugspitze – schon schneebedeckt<br />
sind, lassen sich ihre niedrigeren Panorama-Logenplätze – wie der Wank<br />
– noch gut besteigen. Dabei kann man für den Winter Sonnenwärme<br />
tanken und wieder bequem die DB Regio nutzen. Von Eugen E. Hüsler
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Im Riessersee bei Garmisch-<br />
Partenkirchen spiegeln<br />
sich die Waxensteine und<br />
der Jubiläumsgrat.<br />
Foto: picture alliance / Artcolor<br />
An diesem Tag ist bereits die Fahrt<br />
zum Startpunkt der Wanderung<br />
ein Erlebnis. Der Herbst hat<br />
sich glanzvoll herausgeputzt,<br />
tief blau der Himmel, bunt<br />
die Blätter im Wald, und der Föhn lässt<br />
die Bergketten rund um Garmisch noch<br />
ein bisschen näher heranrücken. So fährt<br />
man in der Werdenfelsbahn mitten hinein<br />
in eine Bilderbuch-Alpenwelt. Christian ist<br />
begeistert, Arthur legt sogar seine Zeitung<br />
beiseite, weil die Alpspitze gerade besonders<br />
schön ins Bild kommt.<br />
Wenn die Blätter fallen<br />
Sie trägt – wie dekorativ! – bereits ein<br />
weißes Häubchen. An dem Garmischer<br />
Paradeberg waren die beiden letztes Jahr,<br />
viel Betrieb und einige Warterei am Klettersteig,<br />
beim Abstieg dann eine kühle<br />
Dusche, akustisch begleitet von schwerem<br />
Donnergrollen. Heute besteht natürlich<br />
keine Gewittergefahr mehr, der Sommer<br />
hat sich längst verabschiedet, und der Winter<br />
ist nicht mehr allzu fern. Das freut unter<br />
anderem die Hoteliers und Liftbetreiber<br />
rund um Garmisch, deren Besucher zurzeit<br />
überwiegend in Arbeitskleidung erscheinen<br />
und Häuser und Aufstiegshilfen auf<br />
Vordermann bringen. Arthur und Christian<br />
genießen ihren freien Tag und die Sonne<br />
dazu. Die steht zwar schon ziemlich tief,<br />
wärmt aber immer noch Leib und – natürlich!<br />
– Seele. Die anstehenden tausend<br />
Höhenmeter helfen da mit, bringen den<br />
Körper so richtig auf Gipfelstürmer-Temperatur.<br />
Der Anstieg beginnt allerdings<br />
eher gemütlich, führt am Bergfuß des<br />
Wank ostwärts bergan, überwiegend auf<br />
Straßen, bis dann in Gschwandt der eigentliche<br />
Anstieg beginnt. Spaziergänger kehren<br />
hier gerne zur Brotzeit oder Kaffee und<br />
Kuchen ein, für die beiden ist es dafür noch<br />
entschieden zu früh. Der schön angelegte<br />
Pfad führt in den Wald, dann in Kehren bei<br />
angenehm ausgeglichener Steigung über<br />
dem Häuslgraben bergan in den Sattel, der<br />
einen Übergang zur Esterbergalm vermittelt.<br />
Arthurs Magen grummelt mittlerweile<br />
vernehmlich, Christian erbarmt sich seines<br />
Kumpels, und so lassen sich die beiden auf<br />
einem mächtigen Baumstrunk nieder.<br />
Arthur schält seine Banane, Christian referiert<br />
über die Geschichte der Wank-<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Der Wank bietet hervorragende<br />
Aussichtsplätze für<br />
das Wetterstein-Panorama.<br />
INFO<br />
Das Bayern-Ticket<br />
Mit dem Bayern-Ticket fahren Sie und bis<br />
zu vier weitere Personen bequem, umweltfreundlich<br />
und schnell an Ihr Ausfl ugsziel.<br />
Für 23 Euro kann man mit dem Ticket kreuz<br />
und quer durch Bayern fahren. Beim Lösen<br />
der Fahrkarte können bis zu vier weitere<br />
Personen zu je 4 Euro auf ein Ticket hinzugebucht<br />
werden.<br />
Besonders interessant ist das Bayern-Ticket<br />
für Eltern bzw. Großeltern. Eine Person<br />
zahlt 23 Euro und darf beliebig viele eigene<br />
Kinder oder Enkel unter 15 Jahren kostenlos<br />
mitnehmen. Zusätzlich kann dann noch<br />
eine weitere Person für nur 4 Euro mitfahren.<br />
Das Bayern-Ticket gilt bayernweit in allen<br />
Nahverkehrszügen, Verbundverkehrsmitteln<br />
(S-, U-, Straßenbahnen, Bussen) und fast<br />
allen Linienbussen.<br />
Von Montag bis Freitag gilt das Bayern-Ticket<br />
von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages,<br />
an Wochenenden und Feiertagen sowie am<br />
15. August schon ab 0 Uhr.<br />
Das Ticket ist nur gültig, soweit der Geltungstag<br />
sowie Name und Vorname aller reisenden<br />
Personen unauslöschlich eingetragen sind.<br />
Weitere Informationen, Ausflugstipps und<br />
Kauf unter www.bahn.de/bayern<br />
Die DB Regio auf der Rückfahrt vom Werdenfelser<br />
Land; hier bei Uffing am Staffelsee<br />
Im Zug ist es – anders als im Auto – ungefährlich,<br />
die angesteuerten Bergketten<br />
schon auf der Fahrt ausgiebig zu betrachten.<br />
bahn, über die Erosion an der Südflanke<br />
des Berges und das Wankhaus. Arthur war<br />
im Winter schon ein paar Mal oben – er ist<br />
ein begeisterter Tourengeher.<br />
Ein Gipfelhaus<br />
Als sie gut eine Stunde später am Roßwank<br />
aus dem Wald herauskommen und über<br />
den breiten Bergrücken Gipfelhaus und<br />
-kreuz anpeilen, gibt er angesichts der phänomenalen<br />
Schau auf die Zugspitze gerne<br />
zu, dass der Wank auch ohne weißes Kleid<br />
ein dankbares Ziel ist. Der Skibetrieb mit<br />
Gondelbahn und ein paar Skiliften wurde<br />
vor über zehn Jahren mangels Rentabilität<br />
eingestellt, Masten und Drahtseile der<br />
Schlepper sind mittlerweile verschwunden.<br />
Dem Wankhaus hat der Wandel nicht geschadet,<br />
die Besucher sind eher mehr geworden<br />
und zudem schön übers Jahr verteilt.<br />
Arthur lässt sich auf der Terrasse nieder,<br />
während Christian noch ein paar Ansichten<br />
der Zugspitze auf den Chip seiner Kamera<br />
lädt. Prost! Die Weiße schmeckt fast<br />
so gut wie im Hochsommer, die Brotzeit<br />
auch. Ein rundum gelungener Bergtag!<br />
Nur an eines mag Arthur nicht so gerne<br />
denken: den Abstieg. Tausend Tiefenmeter,<br />
da werden sich seine Kniegelenke wohl<br />
bald einmal bemerkbar machen, trotz der<br />
Teleskopstöcke, die er dabei hat. »Mit einem<br />
guten Meter Pulverschnee wäre das<br />
jetzt ein Heidenspaß«, sagt er zu Christian.<br />
Der nickt und grinst: »Wenn du hier oben<br />
bleibst bis Weihnachten, kannst vielleicht<br />
abfahren. Vielleicht.«<br />
Abstieg mit Einkehr<br />
Arthur weiß um die Wankelmütigkeit<br />
des bayerischen Bergwetters: Vor ein paar<br />
Jahren, ja, da war der Wank im Dezember<br />
praktisch schneefrei. Der südseitige Weg,<br />
nur mäßig steil und in Serpentinen verlaufend,<br />
erweist sich dann als recht gelenkfreundlich,<br />
sodass er bei guter Gesundheit<br />
auf der Gamshütte einläuft. Hier gibt’s<br />
als Sahnehäubchen dieses schönen Tages<br />
noch Kaffee und einen Apfelstrudel, dazu<br />
einen Prachtblick auf die Zugspitze. Christian,<br />
der für die Planung ihrer gemeinsamen<br />
Unternehmungen zuständig ist,<br />
schaut kurz auf die Uhr, peilt die Abfahrtszeiten<br />
und lehnt sich entspannt zurück.<br />
»Was macht eigentlich dein Bertone«, fragt<br />
er. »Irgendwas am Getriebe – Verschleiß<br />
halt«, erklärt Arthur. Sein gehätschelter<br />
Oldie steht mal wieder in der Garage.<br />
Ja, ja, schon praktisch, so ein Auto, denkt<br />
Christian, aber eben nur, wenn’s auch fährt.<br />
Wie die DB Regio, um exakt 17.07 Uhr. ◀<br />
Fotos: Eugen E. Hüsler (2)<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
TOUREN<br />
Sechs Tourentipps rund um Garmisch-Partenkirchen<br />
Für die aktuelle Planung im Herbst sollte man sich unbedingt nach den Öffnungszeiten<br />
der Hütten erkundigen, damit man nicht vor verschlossenen Türen steht.<br />
1 Über den Wank (1780 m)<br />
▶ mittel 5¾ Std.<br />
1080 Hm 1080 Hm<br />
Charakter: Der schönste Weg auf<br />
den Wankgipfel führt von Osten über<br />
den Roßwank: länger, aber weniger<br />
frequentiert als der südseitige Anstieg.<br />
Vom Gipfel große Aussicht auf<br />
das Werdenfelser Land<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />
Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />
Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />
um XX:07 Uhr<br />
Route: Bahnhof – Pfeifferalm (960 m)<br />
– Gschwandt – Sattel (1385 m) –<br />
Roßwank (1688 m) – Wank – Eckenhütte<br />
(1061 m) – Gamshütte (937 m)<br />
– Partenkirchen – Bahnhof<br />
Einkehr: Pfeifferalm, Gschwandtner<br />
Bauer, Wankhaus,<br />
Gamshütte<br />
2 Kramerplateauweg<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
250 Hm 190 Hm<br />
Charakter: Sehr aussichtsreiche,<br />
weitgehend fl ach verlaufende Wanderung<br />
am Fuß des Kramermassivs<br />
vom Pfl egersee zum Herrgottsschrofen.<br />
Blickfang ist das grandiose Zugspitzmassiv<br />
mit den wilden Zacken<br />
des Waxensteins. Auch verschiedene<br />
Teilbegehungen möglich<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof Farchant<br />
(672 m)<br />
Endpunkt: Bedarfshalt Untergrainau<br />
(ca. 730 m)<br />
Rückfahrt: ab Untergrainau stündlich<br />
um XX:48 Uhr mit Umsteigen in<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
Route: Bahnhof Farchant – Reschbergwiesen<br />
(870 m) – Pfl egersee<br />
– Kramerplateauweg – Station<br />
Untergrainau<br />
Einkehr: Almhütte<br />
3 Über den Kramerspitz (1985 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1350 Hm 1350 Hm<br />
Charakter: Recht lange und etwas<br />
anstrengende Gipfelrunde; am<br />
Grat einige schlechte Wegpassagen<br />
(Erosion), auch ziemlich viel Geröll.<br />
Ausdauer und ein sicherer Tritt<br />
notwendig<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />
Garmisch-Partenkirchen (707 m),<br />
mit dem Ortsbus (Linie 3/4) zum<br />
Halt Thomas-Knorr-Straße (zu Fuß<br />
20 Min.)<br />
Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />
um XX:07 Uhr<br />
Route: Bushalt – Kramerplateauweg<br />
– Gh. St. Martin (1028 m) – Kramer<br />
– Stepbergalm (1583 m) – Stepbergalpensteig<br />
– Kramerplateauweg<br />
– Bushalt<br />
Einkehr: Gh. St. Martin, Stepbergalm<br />
4 Partnachklamm und<br />
Eckbauer (1237 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
530 Hm 530 Hm<br />
Charakter: Auf dieser familienfreundlichen<br />
Runde schaut man in den<br />
Berg und auf die Bergkulisse: tosende<br />
Wasser und Felswände, die sich<br />
fast berühren in der Partnachklamm,<br />
ein schöner Blick auf die Gipfel<br />
rundum am Eckbauer<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />
Garmisch-Partenkirchen (707 m);<br />
evtl. Bushalt (Linie 1/2) beim Eisstadion<br />
(zu Fuß 20 Min.)<br />
Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />
um XX:07 Uhr<br />
Route: Bahnhof – Eisstadion –<br />
Partnachklamm – Vordergraseck<br />
(884 m) – Eckbauer – Wamberg<br />
(996 m) – Eisstadion – Bahnhof<br />
Einkehr: Partnachklamm, Eckbauer,<br />
Wamberg<br />
5 Hinab ins Höllental<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
130 Hm 1130 Hm<br />
Charakter: Darf’s für einmal eine<br />
Bergabwanderung sein? Schauen<br />
statt schinden? Den Bergauf-Part<br />
übernimmt die Kreuzeckbahn.<br />
So bleibt reichlich Zeit, den grandiosen<br />
Gebirgsrahmen zu genießen, das<br />
Höllental und seine wilde Mündungsklamm.<br />
Ausgangspunkt: Kreuzeck (1650 m);<br />
vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen<br />
mit der Zugspitzbahn zur Talstation<br />
der Kreuzeckbahn, dann am dicken<br />
Drahtseil hinauf zum Kreuzeck.<br />
Endpunkt: Station Hammersbach der<br />
Zugspitzbahn (760 m)<br />
Rückfahrt: ab Hammersbach<br />
stündlich um XX:33 Uhr mit Umsteigen<br />
in Garmisch-Partenkirchen<br />
Route: Kreuzeck – Hupfl eitenjoch<br />
(1750 m) – Knappenhäuser<br />
(1526 m) – Höllentalangerhütte<br />
(1387 m) – Höllentalklamm –<br />
Hammersbach<br />
Einkehr: neue Höllentalangerhütte<br />
(voraussichtlich wieder ab Mai<br />
2015), Höllentaleingangshütte<br />
Luftig geht’s an der Alpspitz-<br />
Ferrata hinauf.<br />
6 Alpspitz-Ferrata (2628 m)<br />
▶ K2 4 Std.<br />
600 Hm 600 Hm<br />
Charakter: Der Klettersteig-Klassiker<br />
von Garmisch, ideal auch für Einsteiger,<br />
mit dem Höllental und der Zugspitze<br />
als Blickfang; Abstieg über den<br />
Ostgrat rau, am Nordwandsteig ebenfalls<br />
einige Sicherungen. Komplette<br />
Klettersteigausrüstung und Helm!<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bergstation<br />
der Alpspitzbahn (2033 m)<br />
am Osterfelderkopf; vom Bahnhof<br />
Garmisch-Partenkirchen mit der<br />
Zugspitzbahn zur Talstation der Alpspitzbahn,<br />
dann am dicken Drahtseil<br />
hinauf zum Osterfelderkopf.<br />
Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />
um XX:07 Uhr<br />
Route: Seilbahnstation – Alpspitz-<br />
Ferrata – Ostgrat – Schöngänge –<br />
Seilbahnstation<br />
Einkehr: Seilbahnstation<br />
Anfahrt (gültig für alle Touren)<br />
Abfahrt ab München Hbf stündlich<br />
um XX:32 Uhr durchgehend.<br />
Tipp: Bei Nutzung des Zuges<br />
um 8:32 Uhr ein MVV-Ticket bis<br />
Tutzing lösen. Ab Tutzing dann<br />
mit dem Bayern-Ticket fahren,<br />
da das Bayern-Ticket erst ab<br />
9:00 Uhr gilt. Abfahrt des Zuges<br />
in Tutzing ist 9:02 Uhr<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Das Bayern-Ticket gilt bei der<br />
Zugspitzbahn nur bis zur Haltestelle<br />
Hammersbach.<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81
AUF TOUR<br />
Die markanten<br />
Erdpyramiden im<br />
Katzenbachtal<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />
Teil 20 (Ende): Die Rittener Erdpyramiden<br />
Chapeau!<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner (3), Dagmar Steigenberger; Grafi k: Dr. Anne Lagally<br />
Bis zu 30 Meter ragen sie auf, manche tragen sogar<br />
einen Hut: Die Erdpyramiden am Ritten bei Bozen<br />
sind die höchsten und schönsten Europas, ein einzigartiges<br />
Geotop. Von Siegfried Garnweidner (Tour)<br />
und Ulrich Lagally (Geologie)<br />
Gleich an drei Stellen gibt es am<br />
Ritten fantastische Erdpyramiden<br />
zu bestaunen: am Casterergraben<br />
in Unterinn, im Finsterbachgraben<br />
bei Lengmoos und<br />
im Katzenbachgraben bei Signat unterhalb<br />
von Oberbozen. Der Katzenbachgraben<br />
hat den Vorteil, dass er entweder von der<br />
Seilbahnstation in Oberbozen oder im<br />
Rahmen einer lohnenden Rundtour von<br />
Signat aus gut erreichbar ist.<br />
Signat ist ein kleines Bergdorf am Südhang<br />
des Rittens, umgeben von Weinbergen in<br />
Talnähe und ausgedehnten Obstgärten<br />
weiter oben. Am schönsten ist es dort zur<br />
Zeit der Apfelblüte etwa Anfang Mai, dann<br />
verleitet die Landschaft besonders zum<br />
Entspannen und Wandern.<br />
Legende vom »Schwarzen Hansele«<br />
Das war nicht immer so. Einst lebte nämlich<br />
auf der Unteren Bachhütt in Signat ein<br />
Knecht, der in der Schwarzkunst bewandert<br />
war und diese auch – sehr zum Leidwesen<br />
der Nachbarschaft – mit Begeisterung<br />
praktizierte. »Schwarzes Hansele«<br />
wurde er genannt; seine zweifelhaften<br />
Künste hatte der junge Mann aus einem<br />
schwarzen Buch, das er nächtens und unter<br />
fragwürdigen Umständen von Zigeu-<br />
nern bekommen hatte, gelernt. Nach dem<br />
Studium des Buches kam das Hansele zu<br />
unvorstellbaren Kräften.<br />
Eines Tags ging das Hansele nach Kollmann<br />
auf den Tanzboden. Die Madeln<br />
lupfte es so weit in die Höhe, dass diesen<br />
ganz schwindelig wurde und es keinesfalls<br />
mit rechten Dingen zugehen konnte. Den<br />
jungen Frauen wurde es richtig unheimlich.<br />
Das ging so lange gut, bis das Hansele<br />
seine Zeche zahlen sollte. Es weigerte sich<br />
und legte keinen Heller auf den Tisch.<br />
GEOTOP<br />
Erdpyramiden<br />
Dass diese eindrucksvollen Erosionsformen<br />
entstehen konnten und erhalten blieben,<br />
verdanken sie dem Zusammentreffen einiger<br />
wichtiger Faktoren: geeignetes Material,<br />
nicht zu steile Hangexposition und gleichmäßige<br />
Niederschläge. Die Erdpyramiden<br />
selbst bestehen aus Grundmoräne, einem<br />
feinen, verfestigten Sediment mit groben<br />
Gesteinsblöcken von unterschied licher Größe,<br />
die nach der letzten Eiszeit an der einstigen<br />
Gletscherbasis übrig blieb. Vor allem in<br />
windabgewandten Lagen, wo die Niederschläge<br />
überwiegend senkrecht auftreffen,<br />
schützen die groben Blöcke den feinen<br />
Geschiebelehm unter sich weitgehend vor<br />
Abtragung. So wird im Lauf der Zeit ein<br />
pyramidenförmiger Turm heraus präpariert.<br />
Wo dieser Schutz fehlt, weicht das Regenwasser<br />
das Feinmaterial auf und wäscht es<br />
weg. Wenn schließlich der Block von dem<br />
spitzen Gipfel herabfällt, wird auch dieser<br />
Turm abgetragen.<br />
Der Gipfelspurt<br />
zum Rittner Horn<br />
führt auf einem<br />
breiten, mit Bohlen<br />
eingefassten<br />
Weg, der streckenweise<br />
mit<br />
Porphyr-Gestein<br />
gepflastert ist.<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
KOMPAKT<br />
Erdpyramiden<br />
am Ritten (1171 m),<br />
Sarntaler Alpen<br />
Charakter: Gepfl egte Wanderwege<br />
am aussichtsreichen Fuße des Rittens<br />
kennzeichnen diese schöne und beliebte<br />
Rundwanderung. Highlights sind die<br />
drei Aussichtsplätze auf die berühmten<br />
Erdpyramiden<br />
Anforderungen: Normalerweise ist mit<br />
keinen Schwierigkeiten zu rechnen.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Signat (871 m)<br />
Hütten: Signater Hof am Ausgangspunkt<br />
Gehzeit: 2¼ Std.<br />
Karte: Kompass Wanderkarte<br />
1:50 000, Blatt 54 »Bozen«<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
Gut behütet: Bis zu<br />
30 Meter hoch sind die<br />
Erdpyramiden bei<br />
Klobenstein am Ritten.<br />
Erdpyramiden (auch Erdpfeiler) sind steile, turm-, pfeileroder<br />
kegelförmige Erosionsformen mit einem größeren<br />
Festgesteinsbrocken an der Spitze. Sie wurden an steilen<br />
Hängen aus Grundmoränenmaterial, vulkanischen Tuffen<br />
oder ähnlichen Sedimenten durch Regenwasser herauspräpariert.<br />
Die langsamer verwitternden Kopfsteine<br />
bewahrten sie bisher vor der völligen Abtragung.<br />
Schema der<br />
Entstehung von<br />
Erdpyramiden<br />
aus Grundmoränenmaterial<br />
Die anderen Burschen aus Kollmann wollten<br />
das Hansele hinauswerfen, doch ehe<br />
sie sich versahen, lagen sie vor der Stube<br />
und die Musikanten verdutzt auf dem<br />
Tisch. Als das Hansele die Wirtsstube verließ,<br />
bog es noch den Zaun wie ein Zweiglein<br />
um und keiner konnte es aufhalten.<br />
Das ging viele Jahre so. Allerdings kam<br />
Hansele im Alter sein Leben selbst nicht<br />
mehr geheuer vor, und er wollte das Zauberbuch<br />
loswerden. Deshalb ging er damit<br />
zu den Patern nach Bozen, um es bei ihnen<br />
abzugeben. Doch als Hansele heimkam,<br />
lag das Buch schon wieder in seiner<br />
Kammer. Wild entschlossen nahm er das<br />
Buch und trug es nochmals nach Bozen ins<br />
Kloster, um es verbrennen zu lassen. Doch<br />
das Feuer wollte das Buch nicht fassen. Als<br />
der Pater in seiner Not etwas Geweihtes<br />
auf das Buch warf, fing es schließlich doch<br />
noch Feuer und verbrannte Blatt für Blatt<br />
unter unheimlichem Knistern. Zufrieden<br />
und beruhigt wollte Hansele nach Signat<br />
zurückgehen, doch hörte er auf dem<br />
Rückweg ein Weinen und Heulen, das<br />
erst aufhörte, als er sich in seine Kammer<br />
einschloss. Hexen waren mit dem Buch<br />
verbrannt worden, und Hansele und seine<br />
Umgebung hatten von nun an Ruhe.<br />
Abwechslungsreich zum Aussichtsplatz<br />
Wer also heute in Signat zur Rundwanderung<br />
zu den Erdpyramiden auf bricht,<br />
braucht sich nicht zu fürchten. Allerdings<br />
ist die Stimmung unten im Katzenbachgraben<br />
noch immer ein wenig unheim-<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
GEOTOP<br />
Ein Tag,<br />
der bleibt.<br />
Mit Porphyr gepflasterter<br />
Karrenweg am Ritten<br />
Quarzporphyr<br />
Diese auffälligen rotbraunen Felsen, die<br />
berühmten Bausteine Südtirols, beherrschen<br />
die gesamte Gegend von Waidbruck im Norden<br />
bis fast hinunter nach Trient. Sie entstanden,<br />
als vor circa 290 bis 300 Millionen Jahren<br />
am heutigen Nordrand der Dolomiten die heiße<br />
Schmelze des Brixner Granits in die Erdkruste<br />
eindrang und dort erstarrte. Weiter im Süden<br />
war zur gleichen Zeit die Hölle los: Das Material,<br />
aus dem heute die Quarzporphyrserie<br />
besteht, kam an die Oberfl äche. In der Folgezeit<br />
trat dort an tausenden Stellen geschmolzenes<br />
Gestein aus und ergoss sich über eine riesige<br />
Fläche. Allein zwischen Bozen und Trient türmen<br />
sich diese vulkanischen Ablagerungen noch<br />
heute zu einer Mächtigkeit von mehr als 2000<br />
Metern auf. Die Geologen haben sie grob in<br />
drei Haupteinheiten eingeteilt.<br />
Nach der Burg bei Waidbruck benannte man<br />
das erste vulkanische Förderprodukt, den<br />
Trostburg-Melaphyr, eine Abfolge von dunkelgrünen<br />
Tuffen und Explosionsbrekzien. Dieses<br />
Material wurde überwiegend durch die Luft<br />
ausgeworfen. Erst später kamen auch fl üssige,<br />
basaltische Laven dazu.<br />
In der mittleren Einheit, die hellere Farben<br />
aufweist und bis zu 1500 Meter mächtig wurde,<br />
fi ndet man Quarzminerale als Einsprengling,<br />
d. h. der SiO 2<br />
-Gehalt der Schmelze wurde<br />
saurer. Es entstanden Konglomerat- und Tuffhorizonte<br />
sowie mehrere Lavaströme. Grobkörnige<br />
Partien deutet man als Staukuppen:<br />
Dort war Magma in seiner eigenen Lava<br />
steckengeblieben und erstarrte deshalb<br />
langsamer.<br />
Die oberste, etwa 1000 Meter dicke Einheit<br />
besteht meist aus sauren Rhyolit-Glutwolken,<br />
die zu »Ignimbriten« mit vielen Quarzeinsprenglingen<br />
verschweißt wurden. Dieses ziegelrote,<br />
massige Gestein enthält große Mengen von<br />
schwarzem, vulkanischem Glas, eckigen Gesteinstrümmern<br />
und länglichen Lavafetzen, was<br />
auf explosive Vorgänge bei der Förderung der<br />
Magmen schließen lässt.<br />
Mit dem<br />
Bayern-Ticket<br />
für nur 23 Euro<br />
und 4 Euro<br />
je Mitfahrer.<br />
Ticket gilt auch in:<br />
lich, denn nach dem steilen Abstieg durch<br />
schroffe Waldhänge kommt man im<br />
finsteren, dicht bewachsenen Graben am<br />
verlassenen Krossgütl vorbei, das nicht<br />
gerade einen Vertrauen erweckenden Eindruck<br />
macht.<br />
Weiter oben am Spornberg erreicht man<br />
dann einen Fahrweg und kommt in<br />
freundliche, freie Wiesenhänge, von denen<br />
man an beschilderter Stelle nach rechts<br />
zum ersten Aussichtspunkt auf den Katzenbachgraben<br />
mit den Erdpyramiden abzweigen<br />
kann. Ein zweiter und ein dritter<br />
Aussichtsplatz auf die Erdpyramiden finden<br />
sich hinter dem Pranzeghof, wohin der<br />
Weg ebenfalls gut beschildert und nicht zu<br />
verfehlen ist. Anschließend gelangt man<br />
auf einen alten Karrenweg, der mit dem typischen<br />
Gestein der Berge rund um Bozen<br />
gepflastert ist, dem roten Quarzporphyr.<br />
Damit die Tour zu einer Rundwanderung<br />
wird, sollte man den Abstieg über den Lahnerhof<br />
wählen, wo man durch ausgedehnte<br />
Obstgärten kommt, die im Mai in voller<br />
Blütenpracht stehen, – das liebliche Kontrastprogramm<br />
zu den Erdpyramiden. ◀<br />
Weitere Informationen,<br />
Ausflugstipps und Kauf<br />
unter bahn.de/bayern<br />
Mit persönlicher Beratung für 2 Euro mehr.<br />
Erhältlich für bis zu 5 Personen.<br />
Die Bahn macht mobil.
AUF TOUR<br />
SERIE:<br />
Von Null aufs Dach der Alpen<br />
Pack ma’s<br />
Wer auf das Dach der Alpen will,<br />
braucht die richtige Technik am Berg<br />
– und das richtige Material. Experte<br />
Bernd Kullmann erklärt, was für<br />
die Hochtour in den Rucksack gehört.<br />
Von Moritz Baumstieger<br />
Der Vorteil guter Ausrüstung:<br />
Sie hält auch noch, wenn das Können<br />
später einmal Touren wie Dani<br />
Arnolds »Bird of Prey» am Mooses<br />
Tooth in Alaska erlauben sollte.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
EINE INITIATIVE VON +<br />
Foto: David Lama / Archiv Mammut<br />
Natürlich ist es gemein, jemandem<br />
zu sagen: Ich mag dich<br />
nicht. Und der arme November<br />
wäre wahrscheinlich auch<br />
lieber ein Monat mit Licht und<br />
lauer Luft und nicht das Schmuddelkind<br />
des Spätherbstes. Die harte Wahrheit<br />
ist aber: Kaum ein Monat ist unter den<br />
Bergsportlern so unbeliebt wie er. Hat er<br />
zwischen all dem Regen doch einmal Sonnenschein<br />
zu bieten, versteckt er den über<br />
einer dicken Schicht Hochnebel. Und hat<br />
er frühen Schneefall im Angebot, machen<br />
ihn die ungeduldigen Tourengeher für die<br />
Schrammen in den Ski verantwortlich,<br />
obwohl sie es waren, die es nicht erwarten<br />
konnten. Was er auch macht, es ist<br />
falsch. Was aber auf keinen Fall falsch ist:<br />
Das schlechte Wetter jetzt mal für eine Inventur<br />
in der Materialkammer zu nutzen.<br />
Wer im Sommer das Dach der Alpen erklimmen<br />
will, braucht nicht nur die richtige<br />
Technik, sondern auch die richtige<br />
Ausrüstung. Die jetzt durchzugehen, bietet<br />
sich aus einem weiteren Grund an: Bald<br />
ist Weihnachten – Zeit also, sich über den<br />
Wunschzettel Gedanken zu machen.<br />
▶ Die Grundausrüstung<br />
Beginnen wir mit dem Ausrüstungsstück,<br />
in dem wir alles andere Material herumtragen<br />
– dem Rucksack. Hier ist Bernd<br />
Kullmann Experte, der 60-Jährige war<br />
lange Jahre Chef des Herstellers Deuter,<br />
bevor er sich vergangenes Jahr teilweise<br />
zur Ruhe setzte, um wieder mehr Zeit für<br />
das Besteigen von Bergen zu haben. »Ein<br />
kleinerer Rucksack diszipliniert zu bewusstem<br />
Packen«, meint Kullmann, »auch<br />
für eine Hochtour reicht ein Rucksack von<br />
35 bis maximal 45 Litern«. Auch bei dem<br />
sollte man die gesamte Ausrüstung im<br />
Rucksack unterbringen, »alles, was man<br />
außen dran hängt, kann irgendwo hängen<br />
bleiben oder behindern.« Bei der Auswahl<br />
des geeigneten Rucksacks empfiehlt Kullmann,<br />
im Fachhandel mehrere Modelle<br />
auszuprobieren, bis man eines gefunden<br />
hat, das gut sitzt. Deckelfach mit Innentasche<br />
und eine Pickelschlaufe sollte der<br />
Rucksack auf jeden Fall haben, ansonsten<br />
nicht viel mehr: »Ich persönlich mag es lieber<br />
spartanisch«, sagt Kullmann, »je mehr<br />
Schnallen, Reißverschlüsse und anderer<br />
Schnickschnack dran sind, desto schwerer,<br />
reparaturanfälliger und wasserdurchlässiger<br />
wird der Rucksack.«<br />
Das berühmteste Foto von Bernd Kullmann<br />
zeigt den damals 24-Jährigen 1978<br />
im Khumbu-Eisbruch am Mount Everest<br />
– in Jeans. »Das war einfach ein bisschen<br />
Provokation«, lacht Kullmann, der damals<br />
mit der Hose bis zum Gipfel stieg. Heute<br />
trägt Kullmann in Schnee und Eis eine<br />
Softshell-Hose, die für Wärme sorgt und<br />
Spritzwasser oder Schnee abweist. Falls<br />
die Umstände widriger werden, hat er eine<br />
leichte Hardshell-Hose im Rucksack, ein<br />
einfaches Modell, dass dazu dient, Wasser<br />
und Wind draußen zu halten. Für den<br />
Oberkörper empfiehlt Kullmann Funktionshemden,<br />
einen Fleece, eine Hardshelljacke<br />
im Zwiebelprinzip. Und vielleicht eine<br />
Daunenjacke oder -weste. »Die sind<br />
Teil 1 – Gehschule<br />
Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />
Teil 3 – Berglauf<br />
Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />
Teil 5 – Erster »Zweier«<br />
Teil 6 – Ausrüstung<br />
Teil 7 – Ernährung<br />
Teil 8 – Schneeschuhtour<br />
Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />
Teil 10 – Hochtourentechnik<br />
Teil 11 – Wetterkunde<br />
Teil 12 – Hochtourentaktik<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87
Unverzichtbar auf Hochtouren: eine gute<br />
Stirnlampe (und aufgeladene Akkus!)<br />
TRAININGSPLAN<br />
von der Mammut Alpine School<br />
ZIEL: FIT WERDEN FÜR DIE TRAUMTOUR<br />
Umsetzung: Da wir nicht wie Bergführer jeden<br />
Tag in den Bergen unterwegs sein können, ist ein<br />
gutes Grundlagentraining für unsere Bergziele<br />
umso wichtiger. Unter der Woche, gerade im<br />
Herbst und Winter, wenn die Tage kurz sind, reicht<br />
die Zeit oft nicht für lange Trainingseinheiten<br />
nach der Arbeit. Trotzdem sollten wir regelmäßig<br />
unser Pensum absolvieren: Idealerweise zwei<br />
bis drei einstündige Lauftrainings pro Woche, auf<br />
einer Runde mit einer Steigung, damit der Puls<br />
auch etwas in die Höhe schnellt. Nach einer Viertelstunde<br />
gemütlichem Traben zum Aufwärmen<br />
geht es dreimal die knackige Steigung bergauf,<br />
so dass der Puls auf 170 bis 190 steigt. Wenn<br />
es zur Erholung wieder bergab geht, sollte sich<br />
der Puls bei 130 bis 150 einpendeln. Dieses<br />
Intervalltraining simuliert das Bergsteigen in<br />
technischem Gelände gut, wo sich schnellere<br />
Schritte und Stellen mit ein paar langsamer auszuführenden<br />
Kletterzügen abwechseln. Wer nicht<br />
gerne rennt, für den ist das Training auch mit<br />
dem Bike gut zu absolvieren. Wichtig auch da,<br />
dass nicht nur geradeaus gefahren wird, sondern<br />
die Strecke die Puste fordert.<br />
Besonders beachten: Auch der beste 400-Meter-<br />
Läufer würde sich an einem Marathon schwer<br />
tun – das gilt auch fürs Bergsteigen. Wer nur kurze<br />
Einheiten trainiert, wird auf einer acht- bis<br />
neunstündigen Bergtour ganz schön in den<br />
roten Bereich kommen. Daher ist wichtig,<br />
dass auch lange Bergwanderungen<br />
unternommen werden, je näher<br />
die große Tour rückt – und<br />
sich der Körper an die<br />
Belastung über einige<br />
Stunden hinweg<br />
gewöhnen kann.<br />
COUPON 6<br />
Kleine Helfer mit großer Wirkung:<br />
Ohrstöpsel und Kopfwehtabletten<br />
heute so unglaublich leicht geworden und<br />
lassen sich in ein kleines Säckchen stopfen<br />
– sind aber Gold wert, wenn es am Grat<br />
pfeift und richtig kalt wird.« Und das wird<br />
es am Mont Blanc unter Garantie.<br />
Kälte ist das Stichwort: Eine Investition in<br />
Plastikbergschuhe, früher das Nonplusultra<br />
in eisigen Höhen, hält Kullmann<br />
heute für überflüssig. »Die normalen<br />
Schuhe sind wahnsinnig gut geworden.«<br />
Kullmann rät zu einem Lederschuh, »die<br />
atmen besser«, steigeisenfest und mit steifer<br />
Sohle. Für Touren in den Alpen ist ein<br />
Expeditionsstiefel mit herausnehmbarem<br />
Innenschuh nicht zwingend nötig, solange<br />
im Schuh genügend Platz für dicke Socken<br />
ist. Dafür macht er sich für einen Ausrüstungsgegenstand<br />
stark, der ein wenig vom<br />
Aussterben bedroht ist: Gamaschen. Die<br />
halten nicht nur etwa bei Neuschnee die<br />
Schuhe trocken, sondern haben einen weiteren<br />
Vorteil: »Gerade Anfänger fädeln gerne<br />
mit den Frontzacken ihres Steigeisens<br />
im Hosenbein oder dem Schnürsenkel ein<br />
und fliegen dann auf die Schnauze. Und<br />
wenn sie dann ihre Partner mitreißen,<br />
kann das wirklich gefährlich werden.«<br />
▶ Die Hochtouren-Hardware<br />
Kullmann ist Fan von Ausrüstung, die lange<br />
hält – und das ist selten die, die am wenigsten<br />
Gewicht auf die Waage bringt. »Natürlich<br />
geht es immer noch leichter, zum<br />
Beispiel bei Steigeisen sollte man aber einen<br />
gesunden Kompromiss suchen.« Denn<br />
leichter heißt meist auch: weniger Komfort,<br />
weniger Haltbarkeit, weniger Funktion.<br />
Kullmann empfiehlt deshalb Steigeisen<br />
aus leichtem Stahl anstatt aus Alu, »da verbiegt<br />
nix«. Und rät zur Investition in einen<br />
Steigeisen-Beutel, so können die Eisen in<br />
den Rucksack gepackt werden und müssen<br />
nicht außen dran baumeln, wo sie den Trä-<br />
ger oder andere verletzen können. In den<br />
Rucksack gehört auch der Helm (wenn er<br />
nicht auf dem Kopf sitzt), außen dran dürfen<br />
ein leichter Pickel und Stöcke. Den Pickel<br />
brauche man natürlich immer noch<br />
für die Spaltenbergung oder steilere Passagen<br />
im Blankeis, wenn die Haue zum Einsatz<br />
komme. »Zum Abstützen beim Gehen<br />
würde ich in flacheren Partien aber immer<br />
Stöcke nehmen – die Gelenke danken es<br />
einem.« Generell empfiehlt Kullmann, weniger<br />
Ausrüstung zu kaufen und dafür gute,<br />
vom Fachhändler empfohlene – dann<br />
begleitet sie einen über Jahre. Was fehlt,<br />
kann auch beim Alpenverein oder beim<br />
Bergführer geliehen werden.<br />
▶ Die Sicherheits-Ausrüstung<br />
Komplettgurte haben inzwischen eigentlich<br />
ausgedient, Kullmann empfiehlt einen<br />
Sitzgurt mit verstellbaren Beinschlaufen<br />
– so ist der variabel einsetzbar und kann<br />
auch beim Felsklettern benutzt werden.<br />
An die Schlaufen des Gurtes kommen –<br />
um im Falle eines Spaltensturzes gerüstet<br />
zu sein – zwei Schraubkarabiner, zwei bis<br />
drei Normalkarabiner und zwei Eisschrauben,<br />
um einen Sicherungsfixpunkt setzen<br />
zu können. Außerdem eine Reepschnur,<br />
fünf bis sechs Millimeter dick und etwa<br />
in Körperlänge (für die Trittschlaufe bei<br />
der Selbstrettung), eine von etwa einem<br />
Meter Länge (für die Prusikschlinge) und<br />
eine weitere von etwa vier Meter Länge (für<br />
die lose Rolle). Über die Brust werden zwei<br />
vernähte Bandschlingen getragen, je 1,20<br />
Meter lang, um bei der Spaltenbergung um<br />
den als T-Anker vergrabenen Pickel gelegt<br />
zu werden. Fehlt nur noch das Seil: Es sollte<br />
lang genug sein, um in der Seilschaft mit<br />
»Ich bin Fan von Ausrüstung,<br />
die lange hält<br />
– und das ist selten<br />
die, die am<br />
wenigsten<br />
Gewicht auf<br />
die Waage<br />
bringt.«<br />
Das große 4000er-Gewinnspiel<br />
Ausschneiden, sammeln und mit<br />
allen 12 Coupons eine Besteigung<br />
des Mont Blanc mit der Mammut<br />
Alpine School gewinnen.<br />
✂
Fotos: privat, Hersteller, Robert Bösch / Archiv Mammut (2), pogonici / fotolia, Stefan Häuselmann / fotolia<br />
Ein guter Rucksack<br />
ist kein<br />
Anhängsel, sondern<br />
treuer Begleiter.<br />
zehn bis zwölf Metern Abstand pro Person<br />
gehen zu können. Wer aber etwa stets zu<br />
zweit geht und ein altes Einfachseil vom<br />
Felsklettern herumliegen hat, dem empfiehlt<br />
Kullmann: »Einfach abschneiden<br />
und auf 30 Meter kürzen – dann muss<br />
weniger geschleppt werden.«<br />
▶ Der Kleinkram<br />
Neben einer Mütze, guten Handschuhen<br />
und einer Sturmhaube kommen noch<br />
Sonnenbrille, -creme und Verbandspack<br />
in Kullmanns Rucksack. Bei Hochtouren<br />
auch zwei Extras: »Ohrenstöpsel und leichte<br />
Kopfschmerzmittel wegen der Höhe<br />
– helfen beide, um auf der Hütte besser<br />
schlafen zu können.« Und eine Thermoskanne:<br />
»Auch deren Gewicht sollte man<br />
sich nicht sparen, gerade in großen Höhen<br />
braucht man etwas Warmes.« Trinksystemen<br />
steht er eher skeptisch gegenüber.<br />
Bedient man sie nicht richtig, friert gerne<br />
die Restflüssigkeit im Schlauch ein, zudem<br />
verleiten sie dazu, den Rucksack gar nicht<br />
mehr abzusetzen. »Dann bleiben die Leute<br />
immer nur kurz stehen, um zu trinken, so<br />
ist der Tank bald leer.« Ab und zu jedoch<br />
eine richtige Pause zu machen, ist aber<br />
wichtig. Um zu essen, um zu ratschen, um<br />
das Wetter zu beurteilen – und um das<br />
Panorama zu bestaunen.<br />
◀<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Wer seine frisch erworbene Gletscherausrüstung unbedingt noch ausprobieren will, ist<br />
schon ziemlich spät dran. Die hochalpinen Hütten haben bereits geschlossen, die Gipfel sind<br />
schon von Neuschnee bedeckt. Mit Glück lässt sich an einem »goldenen« Spätherbsttag<br />
noch ein Gletscher erkunden – etwa die Pasterze am Großglockner, der Langgletscher im<br />
Lötschental oder der Morteratschgletscher in der Bernina. Interaktive können ihre sieben<br />
Sachen ganz einfach auf dem Smartphone abhaken: mit der Packing-List-App von Mammut<br />
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Skibefestigung,<br />
Materialschlaufen<br />
am Hüftgurt, seitliche Kompressionsriemen,<br />
Einschnallenverschluss<br />
Material: 600D / 1000D Cordura<br />
Eisfeld High GTX Men<br />
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Gewicht: 430 g<br />
Verstellbare Beinschlaufen,<br />
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Nylon Gaiter<br />
Preis: 50,-<br />
Gewicht: 215 g (M)<br />
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Gamasche mit Velcro-<br />
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11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89
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11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91
SERVICE<br />
MEHR WÄRME<br />
Innovative Isolationsmaterialien<br />
wärmen<br />
den Körper, ohne ihn zu<br />
überhitzen.<br />
Was das Pulver<br />
Der große Ausrüstungsberater<br />
Der Kälte des Winters trotzt der<br />
Mensch seit jeher mit findigen<br />
Ideen. Anfangs hüllte er sich<br />
in Tierfelle und stopfte Grasbüschel<br />
zur Isolation in die<br />
Schuhe, später hielten nordische Wollpullover<br />
und alpenländische Lodenmäntel<br />
die Wärme am Körper. Der <strong>Bergsteiger</strong> von<br />
heute verwendet zur Isolierung extrem<br />
luftige, tierische Daunen oder stark nässeabweisende,<br />
künstliche Isolationsfasern,<br />
die ständig verbessert werden. Letztere<br />
wärmen für unsere Breiten meist ausreichend,<br />
sind preisgünstiger und weniger<br />
anfällig. Hochwertige Daunen werden<br />
neuerdings so behandelt, dass sie Nässe abweisen.<br />
Wattierungen aus Polyester- oder<br />
Wollfleece sind allerdings deutlich dampfdurchlässiger.<br />
Haften statt Kleben ist das Zauberwort<br />
bei den neuen Skitouren-Fellen. Der Unterschied<br />
klingt winzig, vereinfacht die<br />
Handhabung aber ungemein: Die Adhäsionsfelle<br />
lassen sich am Gipfel beliebig<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
MEHR<br />
SICHERHEIT<br />
Die Lawinen-Airbags von<br />
ABS sind mittlerweile mit<br />
Rucksäcken diverser<br />
Hersteller kompatibel.<br />
MEHR KOMFORT<br />
Die neuen Adhäsionsfelle<br />
haften ohne Kleber<br />
am Skibelag, was deren<br />
Handhabung auf Skitour<br />
ungemein vereinfacht.<br />
Die Innovationen am<br />
Markt sorgen für<br />
gutes Klima unter den<br />
Wintersportfreunden.<br />
Nicht nur, dass mit<br />
den Adhäsionsfellen<br />
lästiges Verkleben<br />
wegfällt und die ultraleichte<br />
Ausrüstung<br />
Laune macht. Neue<br />
Isolationsmaterialien<br />
verhindern außerdem<br />
jeden Hitzestau.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Der Megatrend Leichtgewicht zeigt sich<br />
bei der Skitourenausrüstung in zwei Bereichen.<br />
Ultraleichte Stiefel für Skitourenrennen<br />
und konditionsstarke Skitourengeher<br />
haben teils gar keine Plastikzunge mehr<br />
und bringen doch eine ausreichende Abfahrtsleistung.<br />
Allroundstiefel sind sowohl<br />
beim Aufstiegskomfort als auch bei der<br />
Abfahrtsstabilität immer leistungsfähiger<br />
und doch leichter – eine Kombination, die<br />
bisher unmöglich erschien. Gleiches gilt für<br />
neuartige Leicht-Breitski, die durch raffiwert<br />
ist<br />
für den Winter 2014/15<br />
❄❆<br />
Foto: ARochau / Fotolia.com<br />
zusammenlegen und trotz zuverlässigem<br />
Halt am Belag wieder leicht vom Ski lösen.<br />
Somit gibt es keine Klebefläche mehr, die<br />
Gefahr läuft auszutrocknen oder deren<br />
Kleber aufgefrischt werden muss. Adhäsionsfelle<br />
pappen nicht an den Händen und<br />
lassen sich problemlos mit Wasser reinigen.<br />
Nur bei längerer Lagerung muss eine<br />
Trennfolie verwendet werden. Bei der Unterseite<br />
der Felle bleibt indes alles beim Alten:<br />
bei einer leistungsfähigen und haltbaren<br />
Mischung aus Mohair und Kunstfaser.<br />
nierte Geometrie und Karboneinlagen auch<br />
bei hartem Schnee sicher führen – zumindest<br />
denjenigen, der sie sich leisten kann.<br />
Nicht nur für Skitourengeher, sondern<br />
auch für Schneeschuhwanderer oberhalb<br />
der Waldgrenze können Airbag-Rucksäcke<br />
Lebensretter sein. Aufgeblasen ermöglichen<br />
sie es dank erhöhtem Volumen,<br />
dass der Körper auf einer Lawine auftreibt<br />
und nicht ganz verschüttet wird. Die Airbags<br />
von ABS sind mittlerweile mit Rucksäcken<br />
diverser Hersteller kompatibel.<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
Skitouren<br />
Fotos: Simone Scholz, Dagmar Steigenberger, Hersteller<br />
Wärmelieferant für Aktive<br />
Bormio Jacket (Vaude)<br />
Die wetterresistente Isolationsjacke ist mit<br />
Polartec Alpha gefüllt, einer gestrickten Stretch-<br />
Wattierung, deren Gitterstruktur Zwischenräume<br />
für Luftzirkulation bietet, Schweißdampf<br />
doppelt so schnell durchlässt wie herkömmliche<br />
Isolierungen und auch nass wärmt. Dazu<br />
passt die ¾-lange Wärme-Unterhose mit Body<br />
Mapping-Konstruktion.<br />
• Unter Achseln Stretch-Einsätze für Bewegungsfreiraum<br />
und Schweißtransport<br />
• Dampfdurchlass bis zu 19 l/m 2 /24 Std.,<br />
für Skitouren, Eisklettern und Langlaufen<br />
Preis: 220,- und 120,- € (Jacket bzw. Pants)<br />
Info: www.vaude.com<br />
ANPASSUNGSFÄHIGE SFÄ<br />
AIRBAGS<br />
Nach der Freigabe des Patents ts für das ABS-<br />
System von Peter Aschauer ist das Angebot<br />
von Airbag-Rucksäcken explosionsartig<br />
gewachsen. Wer von einer Lawine erfasst<br />
wird, zieht am Auslöser einer Gaspatrone,<br />
die sekundenschnell zwei Ballons am Rucksack<br />
aufbläst. Diese Ausrüstung ist zwar<br />
teuer, verhindert aber erwiesenermaßen<br />
effektiv eine Vollverschüttung. An die Basiseinheit<br />
wird das passende Rucksackmodell<br />
(oft in zwei Volumengrößen) eines Herstellers<br />
aufgezippt. Zusätzlich bieten mehrere<br />
Hersteller eigene Systeme an: beispielsweise<br />
als Einzelballon mit Schutz von Kopf und<br />
Nacken, mit herausnehmbarer Basiseinheit,<br />
sodass der Rucksack auch fürs Bergsteigen<br />
im Sommer taugt; mit günstiger, im Flugzeug<br />
zugelassener Sauerstoffpatrone oder<br />
sogar mit Aufblasen aus der Umgebungsluft<br />
per Mini-Turbine.<br />
Update in Sachen Pin-Bindung<br />
TLT Radical ST 2.0 (Dynafit)<br />
Die perfekt abgestimmte Mechanik löst bei<br />
Stürzen präzise aus. Das Update der Radical ST<br />
mit ihrer kinderleicht zu bedienenden Steighilfe<br />
ist dank Rotationsvorderbacken und längen-variablem<br />
Hinterbacken noch zuverlässiger.<br />
• niedrige Standhöhe, breite Aufl age, Z-Wert 4-10<br />
• Stopperbreite 80–135 mm<br />
(ab Mitte Dezember im Handel erhältlich)<br />
Preis: ab 440,- € (je nach Stopperbreite)<br />
Info: www.dynafi t.com<br />
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satte 60°-Bewegungsfreiheit<br />
im Aufstieg mit super Halt bei steilen<br />
Abfahrten. Flache Lochschnallen<br />
fi xieren die ergonomische Zunge fest<br />
am Schienbein. Das weiche Material<br />
des Thermo-Innenschuhs erlaubt<br />
Flexibilität am Sprunggelenk bei<br />
optimaler Anpassung.<br />
• Material: Grilamid + Pebax,<br />
4 Schnallen + Power Strap,<br />
auch für Pin-Bindung<br />
• 2500 g/Paar in Größe Mondo 24<br />
cm, Herrenmodell Spectre mit<br />
höherem Schaft<br />
Preis: 479,- €<br />
Info: www.lasportiva. com<br />
Dank neuer Klebertechnologie lässt sich das Fell<br />
leicht lösen und beliebig zusammenlegen. Trotzdem<br />
haftet es zuverlässig bei allen Temperaturen.<br />
Eine Erneuerung des Klebers<br />
ist nicht nötig, Verschmutzungen<br />
werden einfach abgewaschen.<br />
• Frontclip wechselbar, Tailclip<br />
auch für Twin Tips<br />
• Zuschneidfelle inkl. Cutter<br />
Preis: ab 149,90 €<br />
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Symbiose aus Stabilität und extremer Leichtigkeit<br />
(190 g pro Stock). Der Clou ist das externe<br />
Concept-Verriegelungssystem, das sich mit<br />
minimalem Kraftaufwand und sogar mit Fausthandschuhen<br />
problemlos bedienen lässt.<br />
• Verlängerter EVA-Griff für steile Querungen<br />
• Länge: 95–140 cm, inkl. 3 Paar Teller<br />
Preis: 109,95 € Info: www.fi zan.de<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Wärme statt Wind und Wasser<br />
Powder Jacket (Martini)<br />
Winddicht, wasserabweisend und warm ist<br />
diese stylishe, hochfunktionelle Winterjacke mit<br />
einfacher Kapuze. Sie eignet sich nicht nur für<br />
stürmische Verhältnisse am Gipfel, sondern auch<br />
für die Abfahrt, zum Flanieren nach der Tour oder<br />
für die Winterwanderung zur Hütte. Der ergonomische<br />
Schnitt erhöht Komfort und Funktion.<br />
• Isolationsfüllung aus Primaloft Gold, Lycra-<br />
Abschlüsse<br />
Preis: 289,90 €<br />
Info: www.martini-sportswear.com<br />
Einfach, aber<br />
effektiv<br />
Snow Ridge<br />
(Beal)<br />
Speziell zum problemlosen<br />
Anlegen auch mit<br />
Ski oder Steigeisen an den Füßen wurde dieser<br />
Gurt entwickelt. Der voll geöffnete Hüftgurt wird<br />
um Hüften und Beine geschlungen, mit simplem<br />
System am Gürtel bzw. handschuhfreundlichen<br />
magnetischen Schnallen geschlossen,<br />
und schon kann’s losgehen.<br />
• Materialschlaufen verschiebbar, RECCO-<br />
Refl ektor für Hubschrauberrettung<br />
• für kleines Packmaß in integrierter Tasche<br />
verstaubar<br />
Preis: 59,95 € Info: www.krah.com<br />
Robustes Beinkleid<br />
W Terrex Skyclimb II Pant (Adidas)<br />
Volle Bewegungsfreiheit, perfekte Passform und<br />
optimalen Abriebschutz bietet diese nässeund<br />
windabweisende, hochatmungsaktive<br />
Stretchhose für Ski- und Hochtouren. Die Clous:<br />
membranverstärkte Kniebereiche,<br />
Riemen zur Fixierung der<br />
Hosenbeine am Schuh und<br />
eine integrierte Weitenregulierung<br />
an den Hüften.<br />
• große Einschubtaschen +<br />
Kartentasche<br />
• Abriebschutz an Knien und<br />
inneren Unterschenkeln<br />
Preis: 179,95 €<br />
Info: www.adidas.de/outdoor<br />
Atemreserve am Rücken<br />
Alias Avalung Pack (Black Diamond)<br />
Das in einen Schulterträger integrierte Avalung-<br />
System mit Luftzu- und Kohlendioxid-Abfuhr<br />
erlaubt es, bei Lawinenverschüttung unterm<br />
Schnee zu atmen. Der zweite Tragegurt dient als<br />
Isolation für den Trinkschlauch.<br />
• höhenverstellbarer Deckel mit Tasche,<br />
Innenfach für Lawinenausrüstung<br />
• Volumen: 35 L, Ski- und Eisgeräte-Fixierungen,<br />
Werttasche am Hüftgurt<br />
Preis: 209,- €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Notfall-Flügel<br />
Ontop (Deuter)<br />
In diesem Skitouren-Rucksack<br />
verbindet Deuter das fest<br />
am Rücken sitzende und doch<br />
luftige Alpine Back-System<br />
mit dem Twinbag-System von ABS:<br />
Die zwei Airbags blasen sich<br />
bei Auslösung sekundenschnell auf.<br />
• Auftriebsvolumen 170 L,<br />
Modelle: 18 SL/20 oder 28 SL/30<br />
(Damen/Herren)<br />
• Hauptfach rundum aufzippbar,<br />
Frontfach für Sicherheitsausrüstung<br />
Preis: 649,95 € (18/20 L)<br />
bzw. 699,95 € (28/30 L)<br />
inkl. Gaskartusche<br />
Info: www.deuter.com<br />
Après-Ski für den Fuß<br />
Capsico Insulated (Salewa)<br />
Der mehrfarbige Komfort-Halbschuh aus<br />
Leder zum Anziehen nach einer Tour<br />
oder für einen Winterspaziergang ist warm,<br />
wasserdicht und bequem zu tragen.<br />
Das Profi l ähnelt dem eines Winterreifens<br />
und haftet optimal auf Eis und Schnee.<br />
• Primaloft-Isolation, Salewa-Membran<br />
• 3F Vario-System für optimalen<br />
Fersenhalt<br />
Preis: 109,95 €<br />
Info: www.salewa.de<br />
Der macht Beine!<br />
Syborg (La Sportiva)<br />
Ideal als Trainingsschuh, für Amateurrennen<br />
und für aufstiegsorientierte<br />
Skitourengeher: Der ultraleichte Skitourenstiefel<br />
gewährt viel Bewegungsfreiheit<br />
von 75° im Aufstieg, mit Umstellung auf<br />
Abfahrt mit einem Griff am Heckhebel,<br />
praktisch beliebig einstellbarem Vorlagewinkel<br />
und erstaunlich guten Abfahrtseigenschaften.<br />
• Material: Grilamid + Manschette<br />
aus Karbon-Polymer,<br />
2 Schnallen + Power Strap<br />
• 1570 g/Paar, Vorlagewinkel:<br />
14°, 16°, 18°, 20°,<br />
v. a. für Pin-Bindung<br />
Preis: 649,- €<br />
Info: www.lasportiva.com<br />
❄ ❆<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
Skitouren<br />
❆ ❄<br />
Gutes Klima<br />
am Berg<br />
Terrex Skyclimb Jacket<br />
(Adidas)<br />
Zwei Seiten hat die kapuzenlose Softshelljacke:<br />
eine dünn isolierte, nässe- und<br />
windresistente Vorderseite und eine stark<br />
dampfdurchlässige, rundum dehnbare<br />
Rückseite nebst Seiten und Ärmeln.<br />
Ausgewogene Klimabalance und maximale<br />
Bewegungsfreiheit sind ideal für den Einsatz<br />
bei bewegungsintensiven Aktivitäten.<br />
• Primaloft 40g/m 2 vorn, 4-Wege-Stretch<br />
hinten, isolierter Kragen<br />
• Daumenschlitze, Refl ektoren, Einschubtaschen<br />
+ Napoleontasche<br />
Preis: 139,95 € (Damen und Herren)<br />
Info: www.adidas.de/outdoor<br />
Von allem das Beste<br />
Dawn Patrol Hybrid Shell<br />
(Black Diamond)<br />
Die Winter-Hybridjacke verbindet robustes,<br />
wasserdichtes Dreilagen-Laminat<br />
an Kapuze, Schultern und Oberarmen mit<br />
hoch atmungsaktivem Softshell in den<br />
übrigen Bereichen. Die helmkompatible<br />
Kapuze ist mit gebürstetem Trikotkragen<br />
für ungemütliches Wetter ausgestattet.<br />
• 2 Einschub- + 2 Brust-Taschen, innen<br />
2 Wärmefächer + Medientasche<br />
• Softshell: Schoeller StretchWoven (DWR)<br />
Preis: 350,- €<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Fotos: Andreas Strauß, Hersteller<br />
Leichtes Safetypaket<br />
Light Removable Airbag<br />
(Mammut)<br />
Das Leichtgewicht unter den Airbag-<br />
Rucksäcken mit herausnehmbarem<br />
Airbag-System gegen Lawinenverschüttung<br />
wiegt ohne Kartusche nur<br />
1930 Gramm. Dennoch bietet es<br />
hohen Tragekomfort und viele Befestigungsmöglichkeiten<br />
wie jeder gute<br />
Skitourenrucksack und lässt sich<br />
auch im Sommer verwenden.<br />
• anpassbarer Alurahmen, Halterungen<br />
für Ski, Snowboard, Eisbeile …<br />
• 30 L, passt in alle Removable-<br />
Rucksäcke, Fronttasche für Sicherheitsausrüstung<br />
Preis: 580,- € Info: www.mammut.ch<br />
Tänzer im Schnee<br />
V-Werks BMT 94 (Völkl)<br />
Leichter, entspannter und teurer geht es kaum:<br />
Der breite Ski ist federleicht, extrem wendig in<br />
Spitzkehren, sehr zuverlässig beim Traversieren<br />
und passt noch in alle Aufstiegsspuren. Bei<br />
der Abfahrt kommt eine Technologie zum Tragen,<br />
die für perfekte Kraftübertragung und beste<br />
Kontrolle bei allen Schneeverhältnissen sorgt.<br />
• Gewicht: 1570 g/Ski bei 186 cm Länge<br />
• Seitenzug: Schaufel 122 mm, Mitte 94 mm,<br />
Schwanz 112 mm<br />
Preis: 1000,- € Info: www.voelkl.de<br />
Stabiler Zweiteiler<br />
Aergonlite 2 Carbon (Leki)<br />
Der leichte, zweiteilige Wintertourenstock aus<br />
hochfestem Aluminium oben und superleichtem<br />
Karbon unten ist perfekt im Schwungverhalten.<br />
Die Haltekraft des leicht verstellbaren,<br />
justierbaren Speed Locks mit Klapphebel<br />
überbietet weit die 55 kg der TÜV-Norm.<br />
Selbst mit Handschuhen gut bedienbar.<br />
• Big Mountain-Teller für sicheren Grip auch bei<br />
extremer Hangneigung, Flexspitze<br />
• Länge: 110–145 cm, kantenfreier Aergon-Griff<br />
mit Verlängerung, Teller leicht wechselbar<br />
Preis: 119,95 € Info: www.leki.de<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Flexibler Augenschutz<br />
Tycane pro outdoor<br />
(Adidas eyewear)<br />
Ein rundum laufendes Schaumpolster mit<br />
Ventilationssystem sorgt für gute Anpassung<br />
und schützt die Augen vor brennendem Schweiß,<br />
grellem Streulicht und starkem Wind. Die<br />
schmutz- und wasserabweisend hydrophobierten<br />
Polycarbonat-Gläser verhindern Beschlagen.<br />
• refl ektierender Antibeschlagfi lter, optionales<br />
Kopfband, schneller Filterwechsel<br />
• Rahmen leicht, fl exibel, bruchsicher, allergiefrei<br />
Preis: 199,- € Info: www.adidas.com/eyewear<br />
Innovative Stütze<br />
Touristic Vario AA (Völkl)<br />
Neu im Völkl-Skitourenprogramm ist eine Skistockkollektion<br />
mit Modellen fi xer Länge sowie<br />
zweiteiligen Teleskopstöcken mit Skitellern samt<br />
Greifmanschette unter dem Griff aus ergonomischem<br />
Hartschaum mit verstellbarer Handschlaufe.<br />
Die Längenverstellung erfolgt durch<br />
einen Daumenclip, der nicht vereist.<br />
• Material: Aluminium-Legierung mit<br />
Durchmesser 16 mm<br />
Preis: 79,95 €/Paar Info: www.voelkl.de<br />
Sicherheit und Komfort<br />
unter den Sohlen<br />
Diamir Vipec (Fritschi)<br />
Eine genau defi nierte Sicherheitsauslösung in alle<br />
Richtungen, also auch nach vorn und seitwärts<br />
sowie sogar im Aufstieg bietet diese Pin-Bindung.<br />
Außerdem ist sie durch einfachen Wechsel der<br />
Gehstufen und einfachste Umstellung von Gehauf<br />
Fahrmodus sehr komfortabel zu bedienen.<br />
Auch für extremes Freeriding tauglich.<br />
• Harscheisen mit konstant tiefem Eingriff<br />
• 940 g/Paar (ohne Stopper),<br />
Safety Pin Tech mit Z-Wert bis 12<br />
Preis: 450,- €<br />
Info: www.diamir.com<br />
Ultimativer<br />
Techniker<br />
Carbon Aspect<br />
(Black Diamond)<br />
Der klassische Tourenski<br />
wurde für lange Tage und<br />
technisch anspruchsvolle<br />
Touren entworfen. Die Semi-Rockerschaufel<br />
glänzt<br />
bei Aufstieg und Abfahrt,<br />
die Karbonkonstruktion erlaubt<br />
relativ zur Aufl agefl äche minimales<br />
Gewicht ohne Leistungsverlust.<br />
• abgeschrägte ABS-Seitenwangen<br />
mit Rennkanten, Paulownia-<br />
Holzkern<br />
• 90 mm unter der Bindung,<br />
klassische Taillierung,<br />
eher für Pulver als Harsch<br />
Preis: 599,- € Info:<br />
www.black-diamondequipment.com<br />
Anpassungsfähiger Begleiter<br />
Vario 32 (ABS)<br />
Die komfortable Base Unit des Twin Bag-<br />
Systems mit seitlichen Airbags passt für jeden<br />
ABS-Rucksack. Leichteste Auslösung und Auftrieb<br />
des gesamten Körpers<br />
erhöhen die Zuverlässigkeit.<br />
Fixierungsriemen für alle<br />
Winteraktivitäten plus Helmhalter<br />
sind inklusive.<br />
• Base Unit + Vario 8L Zip-on<br />
• Über 50 Zip-on-Variationen<br />
von ABS und Partnern<br />
von 8 bis 54 Liter<br />
Preis: 689,- € (+ Auslöser)<br />
Info: www.abs-airbag.com<br />
Bindung für alle Fälle<br />
F12 Tour EPF (Marker)<br />
Aufgrund der Freeride-orientierten Rahmenkonstruktion<br />
liefert die F12 fantastische Kraftübertragung<br />
auch bei widrigen Schneeverhältnissen.<br />
Dafür ist die Bindung recht leicht, liefert besten<br />
Komfort dank einfach zu bedienender Aufstiegshilfe,<br />
ist zuverlässig von Aufstieg auf Abfahrt<br />
umstellbar und bietet ein Höchstmaß an<br />
Abfahrtssicherheit (Z-Werte 4–12).<br />
• bis Breite 110 mm<br />
Preis: 339,95 €<br />
Info: www.marker.de<br />
Der perfekte Sitz<br />
Alyeska GTX Pro 3L Realization<br />
Pants (Mammut)<br />
Integrierter Klettergurt, Karabinerschlaufen und<br />
robustes Gore Tex Pro machen aus dieser<br />
Hose das technischste Freeride-Kleidungsstück<br />
der Mammut-Kollektion. Im alpinen Gelände<br />
seilt man sich am integrierten Gurt einfach ab.<br />
• abnehmbarer Schneefang mit Trägern, große<br />
Taschen, Seitenlüftungen<br />
• Skischuhfi xierung + Weitenverstellung +<br />
Kantenschutz an Beinabschlüssen<br />
Preis: 650,- € Info: www.mammut.ch<br />
❄ ❆ ❆<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97
Schneeschuh<br />
❆ ❄<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger, Andreas Strauß, Hersteller<br />
SCHARF AUF ALPINES<br />
Während es bisher eine klare Trennung<br />
zwischen Schneeschuhen en für anspruchs-<br />
loses Gelände und Alpinschneeschuhen<br />
gab, nimmt heute der Anteil der Allrounder<br />
und Extremmodelle stark zu. Letztere haben<br />
nicht nur aggressivere, also schärfere und<br />
zackigere Harschkrallen, sondern besitzen<br />
zusätzlich zu den Frontalkrallen auch<br />
Längsschienen. Damit wird das Queren von<br />
Hängen deutlich einfacher. Ebenfalls sicherer<br />
und komfortabler sind neuartige Bindungen,<br />
die sich einhändig bedienen lassen<br />
und den Druck auf den Schuh gleichmäßiger<br />
verteilen als traditionelle Riemenbindungen.<br />
Zudem gibt es verschiedene flexible<br />
Konstruktionen, mit denen die Gehbewegung<br />
sowohl beim Queren als auch beim<br />
Absteigen wesentlich ergonomischer abläuft.<br />
Faltbarer Winzling<br />
Tour Stick Vario Carbon (Leki)<br />
Winzig verpackbar und doch robust ist dieser<br />
Allrounder aus Karbon mit hochfester Aluminiumlegierung<br />
unten und 20 cm Verstellweg.<br />
Dank Push Button Release-Mechanismus<br />
für das kevlarverstärkte Spannseil mit Kompensationsfeder<br />
ist er schnell auf- und abgebaut.<br />
• abgerundeter Knauf, verlängerte Griffzone<br />
• Länge 110–130 cm, Packmaß 39 cm<br />
Preis: 149,95 €/Paar Info: www.leki.de<br />
Kuschelige Kreuzung<br />
Noel Jacket (Schöffel)<br />
Die wärmende und nässeresistente, unten<br />
und unter den Armen dampfableitende<br />
Hybridjacke schützt nicht nur vor Kälte und<br />
Wind, sondern ist auch bei mäßiger Aktivität<br />
einsetzbar, ohne gleich ins Schwitzen zu<br />
geraten. Die Kapuze mit Kinnschutz ist mit<br />
Stopper-Zügen an den Kopf anpassbar.<br />
• oben Füllung Mikrofaser, unten Tecnowool<br />
aus Polyester, Wolle und Nylon<br />
• Abschlüsse mit Lycrabündchen, zwei<br />
große Eingrifftaschen<br />
Preis: 199,95 € (Übergröße 58: 219,95 €)<br />
Info: www.schoeffel.de<br />
Warme Winternächte<br />
Fusion -8 Hybrid (Salewa)<br />
Allrounder<br />
lr<br />
im Gelände<br />
Flex VRT (Tubbs)<br />
Der mit dem ISPO-Award 14/15<br />
ausgezeichnete Schneeschuh bietet<br />
perfekten Halt in jedem Gelände.<br />
Der einhändige Boa-Drehverschluss sorgt<br />
für eine gleichmäßige Druckverteilung<br />
und gewährleistet optimale Kontrolle<br />
des Schneeschuhs. Die Steighilfe bietet<br />
kraftsparenden Aufstieg, der Flextail<br />
natürliches Abrollen beim Abstieg.<br />
• lange Seitenschienen für optimalen<br />
Grip beim Queren<br />
• Damenmodell Gr. 22, Herrenmodelle<br />
Gr. 24 und XL<br />
Preis: 239,90 €<br />
Info: www.kochalpin.at<br />
Wasserabweisende Daunen und Polyester-<br />
Mikrofaser mischt der Winterschlafsack im<br />
Verhältnis 60 zu 40. Diese Hybridisolation verbindet<br />
die Vorteile von Gänsedaune wie hohe<br />
Wärmeleistung und Komprimierbarkeit mit der<br />
fast gleichbleibenden Wärmung und schnellen<br />
Trocknung bei Durchfeuchtung der Mikrofaser.<br />
• Füllung PrimaLoft Silver Insulation Down Blend<br />
• bis -8°C, 94 % Leistung bei Durchfeuchtung<br />
Preis: 399,95 € Info: www.salewa.de<br />
Tierisches für die Finger<br />
Hochgall (Zanier)<br />
Seit 45 Jahren stellt Zanier in Lienz Handschuhe<br />
aus Naturmaterialien her. Die Handfl äche aus<br />
weichem Ziegenleder ist griffi g, egal ob an Tourenstock<br />
oder Pickel. Das angenehme Futter<br />
aus Merinowolle wärmt die Finger, Stretch<br />
am Handrücken erlaubt maximale Bewegungsfreiheit.<br />
• Klettabdichtung an der Stulpe<br />
• Verbindungs-Clip, Hänge- und Auszieh-<br />
Schlaufe<br />
Preis: 69,95 € Info: www.zaniergloves.com<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Winterwandern<br />
Schneeketten<br />
Chainsen Pro (Snowline)<br />
Die idealen Wegbegleiter zum Winterwandern,<br />
Rodeln, Trailrunning oder Queren von Schneefeldern<br />
geben mit zentimeterlangen Stahlspikes<br />
sicheren Halt auf verschneitem, vereistem oder<br />
rutschigem Untergrund. Dank kältefestem Elastomer-Gummi,<br />
der auf jeden Schuh passt, sind<br />
sie in Sekundenschnelle an- und ausgezogen.<br />
• Kettenkonstruktion mit 11 Stahlzähnen,<br />
Größen: S, M, L, XL<br />
• kleines Packmaß, geringes Gewicht (320 g in M)<br />
Preis: 39,90 € Info: www.kochalpin.at<br />
Vierlagiges Wärmewunder<br />
Tafjord Jacket (Vaude)<br />
Die erste Vier-Lagen-Softshelljacke verbindet<br />
den Oberstoff aus dehnbarem Polyamid und<br />
dessen wind- und wasserdichte Membran<br />
mit isolierender Primaloft-Mikrofaser plus<br />
kuscheligem Innenfutter aus Waffelfl eece zu<br />
einer schützenden Einheit. Kragen und Ärmelbünde<br />
sowie fehlende Steppnähte dichten<br />
perfekt gegen Wind und Kälte ab.<br />
• Füllung mit Primaloft Silver Insulation<br />
Hi-Loft, kaum Kältebrücken<br />
• 15 % Stretchanteil, hochgesetzte<br />
Einschubtaschen,<br />
Preis: 200,- € (Damen- und Herrenversion)<br />
Info: www.vaude.com<br />
IN WATTE GEPACKT<br />
Isolationsjacken mit Füllungen aus phobierter Daune oder Polyester-Mikrofasern<br />
– oder aktuell aus einem Gemisch aus<br />
hydrobeidem<br />
– leiten zwar ordentlich Dampf ab<br />
und bleiben zugleich trocken. Doch die<br />
neuen fl eeceartigen Wattierungen spielen<br />
diesbezüglich in einer höheren Liga: Mit<br />
ihnen gerät man selbst bei Aktivität nicht<br />
ins Schwitzen. Polartec Alpha beispielsweise<br />
besteht aus luftigem, gedoppeltem Loftfl eece<br />
mit waffelförmiger Struktur, das viel Luft<br />
einschließt und kaum Feuchtigkeit aufnimmt.<br />
Wollwattierung besteht ursprünglich aus<br />
Merino-Wollgewebe, das sowohl gut wärmt<br />
als auch viel Feuchtigkeit aufnimmt. Um<br />
diese auch nach außen zu leiten, wird sie –<br />
sofern sie nicht nur biologisch, sondern auch<br />
funktionell sein soll – mindestens zur Hälfte<br />
mit Polyester durchmischt. Diese Wattierungen<br />
ermöglichen einen wesentlich höheren<br />
Klimakomfort bei noch ausreichender<br />
Wärmedämmung.<br />
Gut im Griff<br />
Ergo Grip Active<br />
(Hestra)<br />
Dank überlappend vernähtem<br />
Leder sind die Fingerlinge dieses<br />
Handschuhs der natürlichen<br />
Haltung der Hand nachempfunden,<br />
während das imprägnierte<br />
Ziegenleder gutes Greifgefühl vermittelt.<br />
Der Handrücken mit Membran<br />
schützt vor Wind, die Stulpe mit<br />
Klettverschluss vor Schnee.<br />
• mit winddicht-wasserabweisender<br />
Membran aus Gore Windstopper<br />
Breeze<br />
• Größen 6–11, patentierte<br />
Vorformung Ergo Grip,<br />
Polyester-Futter<br />
Preis: 89,- €<br />
Info: www.hestragloves.com<br />
Robuster Individualist<br />
Tour Carbon 3 (Leki)<br />
Der robuste, dreiteilige Stock lässt sich mit<br />
dem zuverlässigen Speed-Lock-Verstellsystem<br />
bei allen Verhältnissen optimal auf Körpergröße<br />
und Hangneigung einstellen. Ein Unterteil<br />
aus schlagfester Aluminiumlegierung<br />
ergänzt die beiden leichten, hochmodularen<br />
Karbonsegmente. Auch für Trekking geeignet.<br />
• geriffelte Manschette unterm Komfortgriff<br />
zum Tiefergreifen an Hangquerungen<br />
• Länge: 70–150 cm, Teller an Flexspitze<br />
leicht wechselbar<br />
Preis: 139,95 € Info: www.leki.de<br />
❆ ❄<br />
Alleskönner am Arm<br />
Pro Trek PRW 6000Y (Casio)<br />
Die Uhr mit Analog-Digitalanzeige ermöglicht<br />
schnelle, intuitive Funktionsbedienung<br />
mittels elektronischer Krone. Wichtige<br />
Funktionen wie Höhenmesser, Barometer,<br />
Kompass und Thermometer<br />
werden anschaulich anhand der<br />
Zeiger dargestellt. Darüber hinaus<br />
ist die Funk-Solar-Uhr auch<br />
noch wasserdicht bis 10 Bar.<br />
Preis: 499,- € (ohne Carbon-<br />
Resin-Armband 449,- €)<br />
Info: www.protrek.de
Eisklettern<br />
❆ ❄<br />
Komplettset<br />
Quick Screw (Salewa)<br />
Alles in Einem: Das Set aus<br />
Eisschraube, Expresse, Karabiner,<br />
Spitzenschutz und Traghilfe sorgt<br />
für Ordnung am Klettergurt. Bei<br />
Verwendung wird der Spitzenschutz<br />
mit Handschuh einhändig gelöst,<br />
die Schraube mit dem breiten Kopf<br />
ohne Umgreifen gesetzt und mit der<br />
Ausklappkurbel schnell eingedreht.<br />
• Eisschraube mit Kurbel + Expressschlinge<br />
mit Drahtkarabiner +<br />
Tragordner mit Spitzenschutz<br />
• Erfahrung mit Eisschrauben<br />
seit 1964<br />
Preis: 85,-/90,-/95,- €<br />
(drei Längen)<br />
Info: www.salewa.de<br />
Fotos: Franz Walter, Hersteller<br />
Yetis Stapfer<br />
Nordwand High GTX<br />
(Mammut)<br />
Der steigeisenfeste, leichte Schuh<br />
der Eiger-Extreme-Linie mit isolierendem<br />
Goretex ist der ideale<br />
Begleiter für Eisklettern und<br />
Expedition. Die Schnürung ist mit<br />
Handschuh bedienbar, die Gamasche<br />
mit wasserdichtem RV schützt<br />
vor Schnee, Wasser und Kälte.<br />
• Power Strap am<br />
Schaft, Handschuh-<br />
Zipper an der<br />
Voll-Gamasche<br />
• patentiert: Base Fit<br />
für Halt im Schuh<br />
und doppelt isolierte<br />
Karbon-Brandsohle<br />
Preis: 550,- €<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Nordwand-Feeling mit<br />
Sympatex<br />
Men’s Tacul 3L Jacket (Vaude)<br />
Voll Eisfall-tauglich: Die wasserdichtatmungsaktive<br />
Schutzjacke ist an stark<br />
beanspruchten Zonen wie Hüften,<br />
Schultern und Ärmeln besonders robust.<br />
Die Schnittführung der Ärmel erlaubt freie<br />
Überkopfbewegung mit Eisbeilen.<br />
• dehnbares 3-Lagen-Sympatex-Laminat,<br />
Oberarmventilation, große Brusttaschen<br />
• 2-Wege-RVs, Stoff bluesign-zertifi ziert<br />
Preis: 450,- € (Pants 350,- €)<br />
Info: www.vaude.com<br />
Hart im Nehmen<br />
Latok Primaloft JKT M (La Sportiva)<br />
Die warme, robuste Winterjacke verbindet viel Bewegungsfreiheit<br />
mit raffi niertem Bodymapping: Der Körper<br />
wird stärker gewärmt als der gesamte Schulterbereich<br />
und die unteren Arme, die bei Fels-Touchierung deutlich<br />
abriebfester sind. Die Kapuze ist einstellbar.<br />
• Füllung Primaloft Eco: 200 g (Körper), 133 g (Schulter-<br />
und Armbereich), 80 g (unterer Arm)<br />
• 2-Wege-RV, je 2 Einschub- und Napoleontaschen<br />
Preis: 259,95 € Info: www.lasportiva.com<br />
Hugos Enkel<br />
phRugo (AustriAlpin)<br />
Die dritte Generation des Hugo hält dank doppelt<br />
geführter, im Winkel verstellbarer Klinge auch extreme<br />
Unter- und Seitgriffe unter Höchstbelastung. Das<br />
und der längenverstellbare Griff mit Umgreifmöglichkeit<br />
machen das Eisbeil vom Steileisklettern<br />
bis zum Drytooling überall einsatzbereit.<br />
• Eisklinge im Lieferumfang, Mixedklinge oder<br />
Hohlhaue optional<br />
• 51 cm lang, 670 g, Griff gummiert<br />
Preis: 258,- € Info: www.austrialpin.at<br />
Federleichter Stoßdämpfer<br />
Nimbus (Stubai)<br />
Der Helm aus stoßdämpfendem<br />
Polystyrol mit Polycarbonat-Überzug<br />
(In-Mould-Technologie) belüftet den Kopf<br />
optimal. Minimales Gewicht und ergonomischer<br />
Schnitt machen ihn kaum spürbar.<br />
• 13 Ventilationsöffnungen, Stirnlampenhalterung<br />
• Gewicht 240 g, schnelle Größenverstellung<br />
54–62 cm (XS–XL) dank Stellrad und Kinnriemen<br />
Preis: 69,90 € Info: www.stubai-bergsport.com<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Thermomix<br />
Terrex Climaheat Ice Jacket (Adidas)<br />
Wärmeleistung und Leichtigkeit der Daune<br />
verbunden mit der Feuchteresistenz der Kunstfaser:<br />
Mit überlappenden Nähten ohne Kältebrücke<br />
sorgt die Jacke für maximale Wärmeeffi<br />
zienz auch bei Durchfeuchtung. Stretcheinsätze<br />
an Seite und Rücken garantieren besten<br />
Klimakomfort und Bewegungsfreiheit.<br />
• Füllung: PrimaLoft Down Blend Gold<br />
(30 % Kunstfaser, 70 % Daune, Loft 750 cuin)<br />
• Langer Schnitt, einstellbare Kapuze, Daune<br />
EDFA- und bluesign-zertifi ziert<br />
Preis: 299,95 € Info: www.adidas.de/outdoor<br />
Luftiges Schäfchen<br />
Merino Naturetec Light Jacket<br />
Col Becchei (Ortovox)<br />
Die Light-Variante (490 g) des wärmenden Naturetec-Materials<br />
aus Merinofasern punktet mit<br />
hohem Dampfdurchlass. Die Polyamid-Schicht<br />
schützt vor Wind, Nässe und Abrasion. Stretch<br />
erlaubt ungehinderte Bewegungsfreiheit<br />
auch mit Kapuze.<br />
• Lüftungs-RVs unter den<br />
Armen, hochgesetzte<br />
Taschen mit Lüftung<br />
Preis: 249,95 €<br />
Info: www.ortovox.com<br />
Zackig unterwegs<br />
Beast (Edelrid)<br />
Leicht und doch formstabil durch 3D-Formung<br />
sind diese extremen Steigeisen mit gehärteten<br />
Frontzacken, die sich mit nur einer Schraube<br />
schnell und einfach austauschen oder von Duoauf<br />
Monozacker umrüsten lassen. Die hinten<br />
und vorn fein justierbare Automatikbindung<br />
lässt sich auf Kombibindung umrüsten.<br />
• Inklusive Stollplatten, kürzbarer Steg für<br />
festen Sitz auch bei kleinen Schuhgrößen<br />
• Größe: 34–48, Gewicht: 962 g,<br />
Zertifi zierung: EN 893<br />
Preis: 190,- €<br />
Info: www.edelrid.de<br />
Greifbarer Komfort<br />
Cascade Xtrafit<br />
Glove (Mountain<br />
Equipment)<br />
Griffi g und wasserdicht<br />
ist dieser Handschuh für<br />
anspruchsvolle Eisrouten.<br />
Die fast nahtlos einlaminierte<br />
Membran verhindert<br />
Druckstellen und ermöglicht<br />
einen sicheren Griff<br />
an Eisbeil oder Fels. Die Handfl ä-<br />
che aus Pittards Oiltac-Leder ist<br />
auch im nassen Zustand sehr griffi g.<br />
• spezielles Goretex Xtrafi t-Laminat, Innenfutter<br />
Microfl eece, einhändiger Stulpenzug<br />
• Handrücken elastisches s Exolite 210 Softshell<br />
mit Primaloftfüllung<br />
Preis: 119,95 €<br />
Info: www.mountain-equipment.de<br />
◀<br />
Deutschlands<br />
gegen<br />
großes Reisemagazin<br />
Fernweh.<br />
5 Ausgaben<br />
+ Geschenk<br />
für nur 24,– €<br />
Sicher ohne Gewicht<br />
Opera 8,5 (Beal)<br />
Das leichteste (48 g/m!) und dünnste<br />
(8,5 mm) Einfachseil am Markt eignet<br />
sich für fast alle Zwecke. Der niedrige<br />
Fangstoß ist ein großer Sicherheitsgewinn.<br />
Integrierter Kern, abriebfester<br />
Mantel und UIAA-zertifi zierte Imprägnierung<br />
verlängern die Lebensdauer.<br />
• Fangstoß: 7,4/5,5/8,6 kN, Normstürze:<br />
5/20/>25, Dehnung: 37/35/29 %<br />
Preis: 179,95 € (für 60 m mit Dry Cover)<br />
Info: www.krah.com<br />
ORDNUNG LEICHT GEMACHT<br />
Eisklettern boomt, und die Geräte zum<br />
Verbeißen im Eis – also Eisbeile, Steigeisen<br />
und Eisschrauben – werden immer besser.<br />
Bei den Eisschrauben geht es vor allem<br />
um schnelle Anwendbarkeit, Praktikabilität<br />
und Gewicht. Die meisten Eisschrauben<br />
haben heutzutage Kurbeln zum Eindrehen,<br />
die sinnvollerweise vorher eingeklappt sind.<br />
Die richtige Eisschraube hat man dank guter<br />
Ordnung am Gurt sofort parat: mittels eingehängter<br />
Eis-Clips, an denen komplette Sets<br />
aus Schraube und Expressschlinge hängen.<br />
Bleibt nur noch das Problem des zuverlässigen<br />
Setzens im Eis. Schrauben mit dauerhaft<br />
bissigen Stahlspitzen und Rohren aus leichtem<br />
Hartaluminium erleichtern hier sowohl<br />
das Eindrehen als auch den Klettergurt, ohne<br />
den Geldbeutel zu sehr zu belasten.<br />
MAG-LED TM MINI MAGLITE ®<br />
2 AA<br />
Die original Mini Maglite ® war Vorbild für<br />
diese LED-Version des Design-Klassikers. Sie<br />
wird per Drehschalter am Lampenkopf zum<br />
Leuchten gebracht und zeigt die ganze Brillanz<br />
einer LED-Leuchte. Wird im Handumdrehen<br />
zur „Kerze“ durch Abschrauben des Kopfes.<br />
Farbe: blau, ca. 14,5 cm lang. Inkl. Batterien<br />
und Etui.<br />
Bestellen Sie gleich unter dem Stichwort „<strong>Bergsteiger</strong>“:<br />
Telefon: +49(0)6187/90568-23<br />
Fax: +49(0)6187/90568-29<br />
E-Mail: aboservice@abenteuer-reisen.de<br />
www.abenteuer-reisen.de/shop
Flauschige Merinoweste<br />
IcebreakerAtom Vest<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Das neue<br />
Real-FLEECE besteht aus recycelter<br />
Merinowolle, die zunächst um einen<br />
Nylonkern gesponnen und dann angeraut wurde,<br />
um Wärme und Weichheit zu maximieren. LYCRA®<br />
sorgt für eine fabelhafte Passform.<br />
Was aktuelle Hightech-Produkte<br />
wirklich können, zeigen sie meist<br />
erst beim Praxistest am Berg.<br />
Hier berichtet die Redaktion, was<br />
sie im Einsatz hatte und wie sie<br />
damit zufrieden war.<br />
Gewicht: 210 g Obermaterial: 86 % Wolle,<br />
10 % Nylon, 4 % LYCRA® Farben: Garnet/White,<br />
Black/Snow Preis: 139,95 €<br />
Info: www.icebreaker.com<br />
▶ Das sagen wir: Die schmal geschnittene Weste<br />
ist außen glatt und innen angeraut, was sich sehr<br />
angenehm anfühlt. Der Stehkragen ist mit glattem<br />
Wollstoff gefüttert und mit Kinnschutz versehen.<br />
Dem robusten Frontreißverschluss mit Arretiermöglichkeit<br />
fehlt leider ein Zwei-Wege-Modus. Die<br />
Länge wärmt auch den unteren Rücken gut.<br />
Design<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■<br />
Petra, 55<br />
Fotos: Hersteller, privat (4)<br />
Elastische Hardshelljacke<br />
Bergans Cecilie Jacket<br />
▶ Das sagt der Hersteller: In Zusammenarbeit<br />
mit der norwegischen Extremsportlerin Cecilie Skog<br />
eigens für Outdoor-Enthusiastinnen entwickelte<br />
Hardshelljacke aus bequemem Zwei-Wege-Stretch.<br />
Die preisgekrönte Dermizax NX Membran sorgt<br />
für hervorragende Atmungsaktivität.<br />
Gewicht: 440 g Material: 3-lagiges Dermizax<br />
NX Farben: magma, forestgreen, shallow water<br />
Preis: 439,95 € Info: www.bergans.de<br />
▶ Das sagen wir: Na bitte, es geht doch! Eine<br />
Wetterschutzjacke aus elastischem Dermizax, das<br />
beim Aufsteigen im Regen weder Schweißausbrüche<br />
provoziert noch die Bewegungsfreiheit<br />
einschränkt. Mit Unterarm-Belüftungen, vielen<br />
Taschen und Zwei-Wege-RV an der Front top<br />
geeignet für den Allround-Einsatz am Berg. Gute<br />
Laune machen auch die kräftig bunten Farben.<br />
Design<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14<br />
■■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■<br />
Dagmar, 37<br />
Wasserdichter Alpin-Rucksack<br />
Ortlieb Elevation Pro<br />
▶ Das sagt der Hersteller: 100 % wasserdichter<br />
42L-Rucksack mit geringem Gewicht, schlichtem<br />
Design, organisiertem Stauraum und robustem<br />
Material auch für Touren in Fels und Eis. Gepolsterte<br />
Hüft-, einstellbare Schultergurte und Deckel<br />
abschraubbar. Diverse Fixierungen für Pickel,<br />
Stöcke, Ski, Helm und andere Ausrüstung.<br />
Gewicht/Größen: 1280 g (32 Liter), 1480 g (42<br />
Liter) Preis: 249,95 € Info: www.ortlieb.com<br />
▶ Das sagen wir: Der Multifunktions-Rucksack<br />
mit großem Deckelfach, unzerstörbaren Metallverschlüssen<br />
und praktischem Packsack ist ein<br />
Regen-Allrounder für mehrtägige Bergtouren und<br />
gemäßigte Hochtouren. Die Gurte und der weiche<br />
Rücken passen sich jederzeit perfekt an. Auch für<br />
Winteraktivitäten oder abgespeckt als wasserdichter<br />
Seesack verwendbar.<br />
Tragekomfort ■■■■■<br />
Funktion ■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■■<br />
Christian, 50<br />
Christian, 50<br />
Trinkblase<br />
Source WXP LP 2L<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Selbst bei zwei und<br />
drei Litern Füllung behält die Trinkblase ihr<br />
schlankes Profi l und passt so in jeden Rucksack.<br />
Die antibakterielle Oberfl äche ist fast so glatt wie<br />
Glas und verhindert die Bildung von Bio-Film – die<br />
Trinkblase reinigt sich also praktisch von selbst<br />
und hält das Wasser über lange Zeit frisch.<br />
Gewicht: 230 g Maße: 33 x 17 cm; Schlauch<br />
94 cm Material: PP, PE & POM Farbe: blau<br />
Preis: 30,95 Euro Info: www.sourceoutdoor.com<br />
▶ Das sagen wir: Endlich mal eine Trinkblase, die<br />
durchdacht ist. Sie lässt sich sehr einfach befüllen<br />
und dank des großen Schiebeverschlusses gut<br />
reinigen und trocknen. Der Schlauch ist per<br />
Knopfdruck abnehmbar, das Ventil schließt<br />
verlässlich. Sowohl für die große Tour als auch für<br />
den spontanen Berglauf perfekt geeignet.<br />
Tragekomfort<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■■■<br />
Michael, 49
Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Ein aussichtsreiches Jahr.<br />
Ein Kalender der Zeitschrift<br />
Zweiwöchiges Kalendarium<br />
mit 27 Motiven und den<br />
schönsten Touren auf den<br />
Kalenderblattrückseiten<br />
<strong>Bergsteiger</strong> Kalender 2015<br />
Das gesamte Spektrum des Alpinismus<br />
in einem faszinierenden Kalender mit den<br />
leuchtenden Farben des Sommers und<br />
dem glitzernden Weiß des Winters – wunderschöne,<br />
beeindruckende Aufnahmen<br />
von Bernd Ritschel und Xandi Kreuzeder.<br />
27 Blätter / 25,5 x 36,5 cm<br />
€ [A] 15,99 / sFr. 24,50<br />
ISBN 978-3-7654-8712-5 € 15,99<br />
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Ein Kalender der Zeitschrift<br />
XXL-Format<br />
60 x 48 cm<br />
Wandkalender »Alpen 2015«<br />
Die Alpen sind groß, stark und schön. Lassen Sie sich einladen zu<br />
einem optischen Ausflug in die gewaltigen Gebirgskulissen des<br />
gesamten Alpenraums.<br />
13 Blätter / 60,0 x 48,0 cm<br />
€ [A] 29,99 / sFr. 41,90<br />
ISBN 978-3-7654-8713-2 € 29,99<br />
Die Welt neu entdecken<br />
www.bruckmann.de<br />
oder gleich bestellen unter<br />
Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
AUF TOUR<br />
Genussklettern auf Kalymnos<br />
Kaly, my love<br />
Magisches Kletterland! »Great Kaly« (5c+) hoch über dem Hafen von Pothia<br />
Alle Fotos: Archiv Remy<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Seit Jahren zählt die kleine griechische Insel zu den beliebtesten Klettergebieten<br />
weltweit. Vor allem wegen ihrer einzigartigen Felsstrukturen<br />
und den gigantischen Überhängen in der »Grande Grotta«. Dass dort aber<br />
nicht nur die Extremen ihre Traumziele finden, sondern auch die Genusskletterer,<br />
ist weniger bekannt; Claude Remy gibt Tipps für Fels-Genießer.
»<br />
Nein, keine zehn Pferde bringen<br />
mich zum Klettern nach Kalymnos!<br />
Dort gibt es doch nur Überhänge<br />
für muskelbepackte Kletteraffen!«<br />
Eigentlich hatte meine Frau ja Recht: Die<br />
meisten Fotos vom Klettern auf Kalymnos<br />
zeigen fast nur extreme Routen, allerdings<br />
eine schöner als die andere. Um Christine<br />
zu Kalymnos zu überreden, musste ich<br />
meinen ganzen Charme spielen lassen und<br />
sie auf ein Shopping-Wochenende nach<br />
Paris, Place Vendôme, einladen…<br />
Schließlich fuhr sie dann doch mit mir auf<br />
die griechische Insel – und war begeistert!<br />
Denn »Kaly« ist nicht nur deutlich billiger<br />
als Paris, die Felswände dort sind wahre<br />
Traum-Schmuckstücke – ganz gleich,<br />
welchen Schwierigkeitsgrad man klettert.<br />
Von den ungefähr 2000 Routen, die es auf<br />
Kalymnos gibt, bewegen sich mehr als 400<br />
in den Graden IV und V und ebensoviele<br />
zwischen VI und VII – mehr als genug für<br />
ein halbes Kletterleben!<br />
Klettern an riesigen<br />
Sinterfahnen wie<br />
im Sektor »Ghost<br />
Kitchen« – Yves Remy<br />
in »Axium« (6c+)<br />
Griechisch für Anfänger<br />
»Kalimera (Guten Tag), bitte, wo sind<br />
hier die Kletterfelsen?« »Von Pothia Richtung<br />
Kantouni und nach Masouri an der<br />
Westküste der Insel. Die Wände liegen<br />
oberhalb der Küstenstraße.« »Parakalo<br />
(Danke)!« Ein paar griechische Worte zu<br />
kennen vereinfacht die Kontaktaufnahme<br />
mit den Einheimischen. Wobei man aber<br />
wissen sollte, dass die älteste europäische<br />
Sprache wirklich schwierig zu lernen ist.<br />
Wenn auch das heute gesprochene Griechisch<br />
viel einfacher ist als Altgriechisch,<br />
so sagen doch die Griechen selbst, dass nur<br />
wenige ihre Sprache in Wort und Schrift<br />
wirklich beherrschen. Seit der Touris-<br />
»Auf Kalymnos gibt<br />
es doch nur Überhänge<br />
für muskelbepackte<br />
Kletteraffen!« – falsch!<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Felsendorado mit Meerblick:<br />
Kalymnos zieht nicht<br />
nur Kletterer magisch an.<br />
Die Top-Ten-Massive zwischen 4c und 6b<br />
1. Styx/Kastri<br />
Ganz im Nordwesten der Insel gelegene Felswände<br />
über dem Ort Emporios mit einem grandiosen<br />
Blick über die Westküste, Zustieg 20–30 Min.,<br />
Wandhöhen zwischen 20 und 30 Metern,<br />
nach Süden exponiert, sehr scharfes Gestein.<br />
Im Sektor Kreissaal gibt es etwa 20 Routen<br />
zwischen 5a und 6a+, im Sektor Guillot wartet<br />
die einzigartige »Guillot Corner« (5c+)<br />
sowie zwei 6a+ mit über 35 Metern Länge.<br />
2. Skalia<br />
Schöne Wand über dem gleichnamigen Ort,<br />
Zustieg 15 Minuten, Wandhöhen zwischen 30 und<br />
35 Metern; nah Süden exponiert, recht ruhig.<br />
Koutouzis (6a+, Wand, Riss); Zymoto (5c+, Platte<br />
und große Griffe); Fegafjyva (6a+, Platte und<br />
griffi ger Überhang); Tealhamas (6a+, steile Platte);<br />
Mamas Reporter (5c+, steile Platte); 7c+ (5c+,<br />
7c+ ist der Routenname!); Egeo TV (5c, Wand,<br />
dann steile Platte).<br />
3. Belgian Chocolates/Arhi<br />
Zwei nebeneinanderliegende Sektoren mit<br />
mehr als 150 Routen zwischen 4c und 8b mit<br />
Schwerpunkt zwischen 5a und 6b. Kurzer Zustieg<br />
(5–10 Min.), Wandhöhen bis 40 Meter.<br />
Vor allem die Left Wall und Right Wall von Arhi<br />
bieten grandiose Routen.<br />
4. Sea Breeze<br />
Glaros (4c+) war die erste leichte Route in Kalymnos,<br />
rechts davon gibt es weitere wunderschöne<br />
Routen zwischen 4c und 6b über Platten mit<br />
einmaligen Silex-Einlagerungen; kurzer Zustieg<br />
(5 Min.), südseitig exponiert, nur in der Früh<br />
im Schatten. Fünf Minuten links oberhalb gibt es<br />
den Sektor Pocket Wall mit schönen Routen im<br />
Grad 5a bis 6b.<br />
5. Arginonta<br />
Eindrucksvolles Felsmassiv über dem gleichnamigen<br />
Ort, eines der besten Massive für Genießer<br />
auf der Insel. Zustieg 5–10 Min., südwestseitig<br />
exponiert, nachmittags in der Sonne.<br />
Ganz links einige kurze Routen zwischen 4a und<br />
4c. Pfl icht in der Red Wall sind Bouboulina (6b,<br />
technische Wandkletterei); Koubinos (6b, schwerer<br />
Einstieg, dann technische Wand); Pornokini<br />
(6a, großgriffi g); Free style (6a+, Wandkletterei mit<br />
unglaublichen Griffen); Wild Sex (6b); Porno Kini<br />
(6a); Bôrhok (6b); Cap Arvithis 6b); dann an der<br />
grauen Platte: Papou (5c+); Clean (5c); Katharina<br />
(4c); Victoria (5a); Tufa (5b+); Mike’s Rescue<br />
(5a); Loukoumades (5c+); Adonibert (6a).<br />
6. Dolphin Bay<br />
Unterhalb der Küstenstraße gelegenes Massiv<br />
direkt über dem Meer; großgriffi ge Wandkletterei,<br />
bestens gesicherte Routen bis 20 Meter Höhe;<br />
über 30 Genussrouten zwischen 4a und 6b mit<br />
Schwerpunkt bei 5c, ideal für Einsteiger!<br />
7. Kasteli<br />
Bekannter Sektor auf einer kleinen Halbinsel<br />
unterhalb eines ehemaligen Kastells, Zustieg<br />
5–10 Min., steile Plattenkletterei, Wandhöhen<br />
zwischen 15 und 30 Metern. Nord- und westseitig<br />
exponiert, häufi g geht ein kalter Wind, insgesamt<br />
acht Routen zwischen 4b und 4c, zwölf zwischen<br />
5a und 5c sowie elf zwischen 6a und 6a+.<br />
8. Odysse<br />
Neben Arhi eines der beliebtesten Massive<br />
auf Kalymnos. 5 Min. Zustieg, westseitig exponiert<br />
(bis nach Mittag im Schatten); Wandhöhe<br />
bis 30 Meter; insgesamt 80 Routen, davon<br />
20 zwischen 4 und 6a+.<br />
9. Spartacus/Afternoon<br />
Auch diese beiden Sektoren links der Grande<br />
Grotta zählen zu den beliebtesten auf Kalymnos;<br />
wegen der nordwestseitigen Exposition bis zum<br />
späten Nachmittag im Schatten; Zustieg 30 Min.<br />
An der Spartan Wall fi ndet man zehn Routen<br />
zwischen 4 und 6a, darunter die 40 m lange<br />
»Insomnia« (6a). Rechts der Spartan Wall gibt es<br />
im Sektor Afternoon ein Dutzend Routen zwischen<br />
4 und 6a, nicht verpassen sollte man/frau:<br />
»Origanbo« (5a)<br />
10. Grande Grotta<br />
Wegen der zahllosen, unglaublichen Sinterformationen<br />
eines der sieben Weltwunder der Kletterwelt!<br />
Obwohl hier fast nur die ganz Extremen<br />
zu Hause sind, gibt es auch ein paar leichtere<br />
Routen: »Happy Girlfriend« (5c+), »Monahiki Elia«<br />
(6a+), unbedingt sollte man auch »Carpe Diem«<br />
(6b) im Sektor Panorama probieren!<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 107
Christine Remy genießt<br />
den einzigartigen Fels im<br />
Sektor Rockland in der<br />
Route »Ferran Adrià« (6b).<br />
Auf zum Klettern! »The Wild Bunch« fährt zum<br />
Klettern; vorne der Autor dieser Geschichte<br />
Die Gemeindeverwaltung unterstützte die<br />
Kletterer mit Bohrhaken, die in dichten<br />
Abständen gesetzt werden müssen. Die<br />
Zugangswege wurden markiert und sämtliche<br />
Routennamen an den Einstiegen angeschrieben.<br />
Dazu organisierte die Gemeinde<br />
Kletterfestivals, die den Ruf der Insel als Felsparadies<br />
in alle Welt trugen. Heute hat die<br />
Gemeinde ihr Ziel, den Klettertourismus zu<br />
fördern, voll und ganz erreicht.<br />
Der Geruch nach Meer,<br />
die Leichtigkeit des<br />
Seins, die Felsen nur<br />
wenige hundert<br />
Meter von der Küste<br />
entfernt – all das<br />
hat einen unvergleichlichen<br />
Charme .<br />
mus Griechenland erobert hat, ist Englisch<br />
Pflichtfach in jeder Schule, so dass man sich<br />
mit der Bevölkerung durchaus auf Englisch<br />
verständigen kann.<br />
Haken statt Schwämme<br />
»Nach dem Niedergang der Schwammindustrie,<br />
die für die Bevölkerung Jahrhunderte<br />
lang die Haupterwerbsquelle war, hat die<br />
Verwaltung von Kalymnos einen weiteren<br />
Schatz der Insel entdeckt, nämlich die einzigartigen<br />
Felsen!«, erzählt George Hatzismalis,<br />
der Verantwortliche für Sport und<br />
Tourismus auf Kalymnos. Innerhalb weniger<br />
Jahre mauserte sich Kaly zu einem<br />
der beliebtesten Klettergebiete Europas:<br />
Die Leichtigkeit des Seins<br />
Der Geruch nach Meer, die Leichtigkeit, mit<br />
der die Einheimischen ihr Leben meistern,<br />
die Felsen nur wenige hundert Meter von<br />
der Küste entfernt – all das hat einen unvergleichlichen<br />
Charme. Und wer einmal<br />
mit dem Moped auf der Küstenstraße unter<br />
den Felsen entlanggefahren ist, der wird<br />
dies nie mehr vergessen! Die Magie von Kalymnos<br />
liegt vielleicht auch an der engen<br />
Verbindung der Insel zur griechischen Mythologie.<br />
Schon im griechischen Heldenepos<br />
»Ilias« wird Kalymnos als »Kalydna«<br />
(= Insel mit gutem Wasser) erwähnt:<br />
»Dann die Nisyros umher, und Krapathos bauten,<br />
und Kasos,<br />
Kos, des Eurypylos Stadt, und umher die kalydnischen<br />
Inseln…«<br />
Klettern auf Kalymnos heißt auch einzutauchen<br />
in die Mythologie Griechenlands –<br />
Klettern auf Kalymnos ist ein Jungbrunnen!<br />
Stefanos und Steve<br />
Stefanos Gerakios war der erste, der auf<br />
Kalymnos die Zeichen der neuen (Kletter-)<br />
Zeit erkannte – er vermietete Ferienwohnungen<br />
und Mopeds an Kletterer; heute<br />
ist sein »Climbing House« internationaler<br />
108 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Treffpunkt von Kletterern. Es liegt zwar<br />
nicht direkt am Meer, aber die Ruhe von<br />
Kantouni und die Freundlichkeit, mit der<br />
Stefanos und seine Frau Ana ihre Gäste<br />
bewirten, gleicht die etwas längere Mopedfahrt<br />
zu den Kletterfelsen mehr als aus.<br />
Zusammen mit seiner Frau Sue betreibt der<br />
Engländer Steve MacDonnell die berühmte<br />
Bar »Glaros« in Masouri – das Pflicht-Rendez-vous<br />
für Kletterer! Seit vielen Jahren leben<br />
die beiden auf Kalymnos, sprechen perfekt<br />
Griechisch und haben von Anfang an<br />
die Beschreibungen aller neuen Kletterrouten<br />
gesammelt. So bringt Steve jedes Jahr<br />
einen aktualisierten Kletterführer heraus,<br />
dessen Verkaufserlös ausschließlich zum<br />
Kauf von Bohrhaken für das Erschließen<br />
neuer Routen verwendet wird – ein Grund<br />
mehr, bei Steve vorbeizuschauen! Er steht<br />
jedem Kalymnos-Neuling gerne mit Rat<br />
und Tat zur Seite – vor allem, wenn es darum<br />
geht, die besten Genussklettereien zu<br />
finden. Nein, Kalymnos ist nicht nur eine<br />
Arena für »muskelbepackte Kletteraffen« –<br />
wie einst meine Frau glaubte –, sondern<br />
eines der besten Genussklettergebiete der<br />
Welt. Probiert es einfach aus!<br />
◀<br />
KOMPAKT<br />
Kalymnos – Kletterparadies für Genießer<br />
Allgemeines: Kalymnos<br />
ist eine kleine Insel (130<br />
km 2 ) in der Ägäis zwischen<br />
Kos und Rhodos. Die Insel<br />
ist sehr felsig mit nur wenig<br />
Vegetation, und es herrscht<br />
ein arides Klima. Es gibt viele<br />
halbwilde Schafe und Ziegen,<br />
deshalb bitte stets die Gatter<br />
schließen! Höchster Punkt:<br />
Profi tis Ilias (676 m). Zelten<br />
und Biwakieren ist auf der<br />
gesamten Insel verboten, aber<br />
man fi ndet zahlreiche, sehr<br />
preisgünstige Appartements;<br />
von dort lassen sich die Felsmassive<br />
schnell erreichen.<br />
Beste Jahreszeit: Der<br />
Herbst ist die günstigste Zeit,<br />
allerdings mit dem Nachteil,<br />
dass da die meisten Kletterer<br />
unterwegs sind. Häufi g kann<br />
man auch im Winter klettern,<br />
aber es regnet oft und ist<br />
kühl, zudem sind die meisten<br />
Geschäfte und Restaurants<br />
geschlossen. Das späte<br />
Frühjahr (ab März) eignet sich<br />
hervorragend zum Klettern,<br />
allerdings ist es häufi g recht<br />
windig und kühl. Im Sommer<br />
in Nordwände ausweichen.<br />
Anreise: Während der Saison<br />
gibt es Direktfl üge (April bis<br />
Oktober) auf die Nachbarinsel<br />
Kos, ansonsten muss man<br />
über Athen fl iegen. Von Kos<br />
geht eine Fähre stündlich<br />
nach Kalymnos.<br />
Viele Felsen lassen sich von<br />
Masouri zu Fuß erreichen,<br />
es ist jedoch empfehlenswert,<br />
ein Moped zu leihen (ca.<br />
15 Euro/Tag) und mit diesem<br />
durch die Insel zu »düsen«<br />
– man beachte die Verkehrsregeln:<br />
Ein bekannter Kletterer<br />
wurde einmal von der Polizei<br />
aufgehalten, weil er ohne<br />
Helm eine Einbahnstraße in<br />
falscher Richtung befuhr –<br />
700 Euro Strafe!<br />
Unterkunft: Zahlreiche<br />
Appartements in den Orten<br />
an der Westküste; oder bei<br />
Stefanos Gerakios in Panormos,<br />
der auch Mopeds vermietet,<br />
www.kalymnos-stefanos.gr<br />
Klettertreffpunkt:<br />
Bar »Glaros« an der Hauptstraße<br />
in Masouri; hier gibt es<br />
auch aktuelle Topos.<br />
Ausrüstung: 70-Meter-<br />
Seil, 14 bis 16 Expressen<br />
(bei einigen Routen sind ein<br />
80-Meter-Seil und 20 Exen notwendig);<br />
wegen des oft kalten<br />
Windes immer eine Windjacke<br />
mitnehmen; da die Appartements<br />
meist nicht besonders<br />
gut isoliert sind, ist ein leichter<br />
Schlafsack recht angenehm;<br />
gutes Schuhwerk zum Gehen.<br />
Kletterführer: Aris Theodoropoulos<br />
»Kalymnos – Rock<br />
Climbing Guidebook«, Terrainmaps.gr,<br />
2010, u.a. erhältlich<br />
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haben Winter wie Sommer für jeden<br />
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■ 3.500 Kurse & Touren<br />
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Foto: Eisele-Hein<br />
Das neue<br />
Programm erscheint<br />
am 16.10.2014.<br />
Einfach kostenlos<br />
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AUSFLUGSTIPP<br />
Das perfekte Bergwochenende I Hochschwab<br />
Schön gesund: Artenvielfalt<br />
auf den<br />
Wiesen rund um<br />
den Hochschwab<br />
Am Anfang war<br />
das Feuer<br />
Hammerschläge dröhnen durchs<br />
Aflenzer Tal. In Thörl, wo zwischen<br />
dem tief eingegrabenen<br />
Bach und den steilen Waldhängen<br />
kaum mehr Platz ist für ein paar Häuser,<br />
arbeiten die Schmiede Akkord. Gewehre<br />
und Munition für ganz Österreich werden<br />
hier im 16. Jahrhundert hergestellt. Die<br />
nahen Erzbergwerke sorgen für nahezu<br />
unerschöpflichen Nachschub, das Holz<br />
fürs Feuer kommt aus den weitläufigen<br />
Wäldern ringsum.<br />
Dreihundert Jahre später halten dort, wo<br />
früher die Eisenindustrie florierte, die Sommerfrischler<br />
Einzug. Aflenz ist zum Luftkurort<br />
erklärt worden. Der wundersame<br />
Wandel ist unter anderem auf die Neugierde<br />
eines jungen Aristokraten zurückzuführen:<br />
Erzherzog Johann, der gerade mal 21<br />
Jahre junge »Steirerprinz«, war 1803 der<br />
erste Wandertourist auf dem Gipfel des<br />
Hochschwab und schwelgte: »So eine weit<br />
ausgebreitete Ansicht hatte ich noch nie!«<br />
Und nicht nur das Panorama. Gämsen, so<br />
häufig wie angeblich in keiner anderen Region<br />
Europas, springen über das kilometerweite,<br />
wellige Gipfelplateau. Blumen<br />
und Wildkräuter wachsen auf den Almen.<br />
Und dann erst das kristallklare Wasser! Die<br />
Kläfferquelle am Fuß des Hochschwab im<br />
steirischen Salzatal zählt zu den größten<br />
Trinkwasserquellen Europas und füllt das<br />
Reservoir für Österreichs Hauptstadt. Obwohl<br />
das Wasser nur knapp zehn Stunden<br />
durch den Kalkfels bis zur Quelle braucht,<br />
ist es so sauber, dass sich die Bewohner im<br />
200 Kilometer entfernten Wien eine Aufbereitungsanlage<br />
sparen können.<br />
Nichtsdestotrotz ist es mittlerweile ruhig<br />
geworden um den Hochschwab. Aus dem<br />
heilklimatischen Kurort Aflenz ist kein<br />
Bad Ischl geworden, aus dem Dorf Seewiesen<br />
kein Kitzbühel. Das mag an den<br />
fehlenden Bettenburgen oder auch an den<br />
Wo anklopfen?<br />
Alpenregion Hochschwab<br />
Kassecker Platzl 50a<br />
A-8623 Afl enz-Kurort<br />
Tel. 00 43/(0) 38 61/37 00<br />
region.hochschwab@aon.at<br />
www.regionhochschwab.at<br />
spärlichen Liften liegen, von Skikanonen<br />
ganz zu schweigen. Oder an den mühsamen<br />
Zustiegen zu Klettergebieten und Gipfeln:<br />
Der schnellste Anmarsch vom Gasthof<br />
Bodenbauer durchs »G’hackte«, einen<br />
leichten Klettersteig, auf den Hochschwab<br />
dauert gut vier Stunden. An einem Mangel<br />
an Genüssen liegt es jedenfalls nicht. ◀<br />
110 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Die weltweit<br />
bekannteste<br />
Postkarten-<br />
Oma stammt vom<br />
Hochschwab. Rosina Maria<br />
Friedrich, genannt Büchsenmacher Rosl,<br />
wurde im Jahr 1858 als Tochter eines angesehenen<br />
Büchsenmeisters in Afl enz geboren.<br />
Rosl arbeitete als Kellnerin, Kindermädchen<br />
und Wäscherin. Hin und wieder legte sie auch<br />
Karten oder machte als Wahrsagerin von<br />
sich reden. Im Alter entdeckte sie als weitere<br />
Erwerbsquelle das Grimassenschneiden. So<br />
entstand 1928 in Afl enz das Originalfoto zur<br />
Ansichtskarte, die man heute in kolorierter<br />
Form in fast jedem Souvenirladen fi ndet. Die<br />
Plattenkamera, mit der das Bild aufgenommen<br />
wurde, ist im Hochschwabmuseum<br />
ausgestellt (www.hochschwabmuseum.at).<br />
Was essen?<br />
Wildbret und Fedlkoch<br />
In der gämsenreichsten Region Europas<br />
liegt es nahe, dass Wildgerichte vielerorts die<br />
Spezialität des Hauses sind. Bei den »Wilden<br />
Wirten«, einem Zusammenschluss von 15<br />
regionalen Wirten kommen nur Fleischgerichte<br />
aus heimischem Revier auf den Tisch. Als<br />
Mitbringsel für daheim gibt es Hirsch-Schinken<br />
und Gamswurzn in der Fleischerei von Hans<br />
Georg Aigner, dem Obmann der Wilden Wirte, in<br />
Afl enz und Turnau. Bei einem der Kochkurse geben<br />
die Wilden Wirte sogar das ein oder andere<br />
Geheimrezept preis. Zum Dessert sollte man die<br />
steirische Spezialität »Fedlkoch« probieren. Die<br />
Mehlspeise – kalt geriebene Knödel, gewürzt mit<br />
Zimt und Nelken – bereiteten die Sennerinnen<br />
früher zum Almabtrieb aus altem Rahm zu.<br />
Wo wohnen?<br />
Fein familiär<br />
In der Region um den Hochschwab gibt<br />
es zahlreiche kleinere, familiäre Pensionen.<br />
Wer Gediegenheit schätzt, wählt eines der<br />
wenigen Hotels wie beispielsweise das Hotel<br />
Post Karlon in Afl enz oder den Seeberghof<br />
in Seewiesen. Etwas einfacher ausgestattet,<br />
dafür aber sehr ursprünglich und direkt am<br />
Ausgangspunkt zu anspruchsvollen Wandertouren<br />
gelegen, ist der Bodenbauer. In dem<br />
Talkessel unter den südlichen Ausläufern<br />
des Hochschwabs befi ndet sich neben dem<br />
Alpengasthof, der 1986 infolge eines Großbrandes<br />
komplett neu aufgebaut wurde, nur<br />
noch ein 300 Jahre altes Zuhäusl mit dem<br />
Hochschwabmuseum darin.<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Mit der Bahn von<br />
München über Bischofshofen und<br />
Leoben bis Bruck an der Mur, weiter<br />
mit Bus 172 bis Afl enz.<br />
Sich orientieren: freytag&berndt<br />
1:35 000, WK 5041 »Hochschwab,<br />
Afl enz, Wildalpen, Salzatal«; Kompass<br />
1:50 000, Blatt 212 »Hochschwab,<br />
Mariazell, Eisenwurzen«<br />
Mehr erfahren: Auferbauer »Hochschwab«,<br />
Rother Wanderführer 2013<br />
Nicht versäumen!<br />
Altes Wissen aus der Heilkräuter-Schule<br />
Wer die Nase nur Richtung Gipfel reckt, verpasst die zarten<br />
Höhepunkte am Wegesrand: Die Almen rund um den Hochschwab<br />
sind unter Botanik-Experten berühmt für ihre Vielfalt an Alpenblumen<br />
und Heilkräutern. Auf der Bürgeralm stehen die<br />
Wiesen voller Arnika, am Höchstein wachsen Edelweiß zwischen<br />
Enzian, Alpenrose und Kohlresserl. Deshalb haben<br />
die Kräuterpädagogin Regina Müllner und der pensionierte<br />
Apotheker Ernst Frühmann eine Heilkräuter-Schule in Afl enz gegründet. Dort kann man sich zum<br />
Heilkräutercoach ausbilden lassen, »Solb’n rühren« lernen oder mit fachkundiger Begleitung über<br />
die Afl enzer Bürgeralm wandern. Den Heilkräuterweg, der den Piererkogel umrundet, kann man<br />
auch ohne Führer erwandern (www.heilpflanzenwissen.at).<br />
Fotos: Steiermark Tourismus, pixelio E. Barbara Bachler, Peter Cermak<br />
Übers Trawiestal auf den Hochschwab<br />
Tourentipps: Alpin oder gemütlich<br />
1 Hochschwab-Gipfel (2277 m)<br />
Wertung: Alpine Rundtour für<br />
Konditionsstarke; mit leichter Kletterei<br />
im »G’hackten« (Stahlseile und<br />
Leitern). Abstecher zum Schiestlhaus<br />
unbedingt empfohlen wegen der oft<br />
exotischen, immer exzellenten Küche!<br />
Start- und Endpunkt: Gasthof Bodenbauer<br />
hinter St. Ilgen (884 m)<br />
Route: Bodenbauer – Trawiesalm –<br />
G’hacktes – Fleischer-Biwak – Gipfel –<br />
Schiestlhaus (2153 m) – Hundsböden<br />
– Häuselalm (1526 m) – Bodenbauer<br />
2 Heilkräuterweg<br />
Wertung: Die Runde mit neun Stationen<br />
lässt sich auch in je etwa 2½ Std.<br />
zweiteilen. Der Weg von Afl enz bis zum<br />
Pierergut bzw. bis zur Klangskulptur<br />
oder zum Lammerbauer eignet sich<br />
auch für Familien mit Kinderwägen.<br />
Start- und Endpunkt: Kräuterspirale<br />
im Kurpark Afl enz (780 m)<br />
Route: Kurpark – »Wasserschloss« –<br />
Pierergut – »Duftnasen« – Pierergut<br />
– Weißdornweg – Klangskulptur –<br />
Piererleitn – Lammerbauer – Afl enz<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111
KOLUMNE<br />
Sommermärchen<br />
Glaube bloß keinem Meteorologen: Was haben uns die<br />
nicht schon alles versprochen! In Wahrheit wurden wir<br />
um den Sommer betrogen. Bilanz eines Gebeutelten.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Eugen E. Hüsler<br />
ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />
unterwegs und hat mehr als<br />
hundert Bücher und Führer<br />
verfasst. Der 70-Jährige schreibt<br />
im Wechsel mit Sandra Zistl,<br />
Axel Klemmer und Caroline<br />
Fink über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Beim Durchblättern mehrerer Ausgaben<br />
des BERGSTEIGER fiel mir<br />
auf, dass sich unsere allseits geschätzte<br />
und bis in den letzten Alpenwinkel<br />
jeweils sonntags von der Kanzel<br />
herab verbreitete Bergpredigt ausschließlich<br />
mit dem Tun (oder dem Unterlassen)<br />
des Menschen beschäftigt. Höchste Zeit,<br />
sich einem Phänomen zuzuwenden, das<br />
sich jenseits des Wirkungsbereichs von<br />
Tourismus-Managern, Schneekanonenverkäufern<br />
und Gipfelstürmern bewegt: dem<br />
Wetter. Vor allem jenem, das sich zwischen<br />
Heiglkopf und Matterhorn, zwischen den<br />
Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz und<br />
der Calanques abspielt. Und letztlich bestimmt,<br />
wohin Kletterfuzzies, Wanderer<br />
und Gipfelsammler ihre Schritte lenken<br />
werden. Oder auch nicht. Denn die Allmacht<br />
des Atmosphärengottes macht aus<br />
einem Alpinisten, zu Höchstem berufen,<br />
willensstark und mit Feuer im Herzen, locker<br />
einen Stubenhocker, der sich in der<br />
Glotze die Bergabenteuer von Luis Trenker<br />
oder der Huberbuam anschaut, dazu ein<br />
Bierchen zischt und immer wieder im Internet<br />
den Gewitterfronten hinterher surft.<br />
Auf geht’s, endlich!<br />
Natürlich, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und<br />
gerade der Homo montanus, der dem Berg<br />
restlos Verfallene, kann vom Objekt seiner<br />
Begierde nicht lassen. Morgen, flüstert ihm<br />
eine innere Stimme zu, wird’s besser, ganz<br />
bestimmt. Ein Hoch von den fernen Azoren<br />
wird sich dem europäischen Festland nähern,<br />
den Alpen, und all die Wolkenpakete,<br />
die sich so ausdauernd an den Fels krallen,<br />
dabei ständig ihre Inkontinenz beweisend,<br />
in den Orkus verbannen. Die Sonne verbrennt<br />
das Grau, trocknet die Wiesen und<br />
die Tränen des Stubenhockers, flößt ihm<br />
neue Zuversicht ein: Auf geht’s, endlich!<br />
Unvorstellbar, was für Verheerungen so<br />
ein versauter Sommer der <strong>Bergsteiger</strong>seele<br />
zufügen kann. Da wird der erwartungsfrohe,<br />
im Frühjahr mit allerlei Folterinstrumenten<br />
in die richtige Form für große<br />
Ziele gebrachte Mensch, von meteorologischen<br />
Tiefs gebeutelt, über die Wochen<br />
eines Sommers ein vom Elend gezeichnetes<br />
Wesen, das geduckt herumschleicht<br />
und höchstens gelegentlich zum Himmel<br />
schielt, der sich – na klar! – unerbittlich<br />
in seinem Grau präsentiert.<br />
Das Wissen der Waldameise<br />
Auch die Fachleute für den Himmelszauber<br />
wissen keinen Rat mehr, ergehen sich<br />
in Plattitüden oder verkünden neue Rekorde.<br />
Mehr Regen in 48 Stunden als normalerweise<br />
in einem ganzen Monat, Sturmschäden<br />
an der Zugspitze, Radler vermisst<br />
am Tegernsee (womöglich ertrunken?).<br />
Heilung, atmosphärische wie seelische, ist<br />
nicht in Sicht, der Sommer, der keiner war,<br />
längst vorbei.<br />
Immerhin, ein Strohhalm bleibt, zumindest<br />
wenn man den Original-Muotathalern<br />
glauben mag. Die leben im Schatten mächtiger<br />
Berge und beobachten seit Jahrzehnten<br />
intensiv das Paarungsverhalten der<br />
Schwarzen Waldameise, weil sich daraus<br />
zuverlässige Wettervorhersagen ableiten<br />
lassen. Und sie sind sich absolut sicher: Der<br />
nächste Sommer kommt. Bestimmt! ◀<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14
Juli 2013<br />
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31.07.14 10:15<br />
LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
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Allgäu: Gipfel und Schlösser<br />
09<br />
09 / September 2014<br />
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Messner im Interview<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Chiemgau<br />
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um den Samerberg<br />
Dolomiten<br />
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▶ Durchs wilde<br />
im Porträt<br />
»Bellunistan«<br />
62 Tourentipps<br />
Vorarlberg<br />
Allgäu: Gipfel und Schlösser<br />
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3000er Paradies<br />
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»Grüner Ring«: Die besten Oberaletschhütte: Touren am Highlands: Die grandiose Landschaft<br />
macht Wanderer Wanderungen am Arlberg größten Gletscher der Alpen<br />
high<br />
d 1 31.07.14 10:15<br />
BERGSTEIGER 09/2014<br />
Was lange währt<br />
Betrifft: Tourentipps<br />
12<br />
Windja<br />
für Sie<br />
im gro<br />
Tes<br />
bs_2014_09_u1_u1.indd 1 31.07.14 10:15<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbriefe des Monats<br />
Guten Tag,<br />
»anno dunnemals«–1992–<br />
habe ich regelmäßig den <strong>Bergsteiger</strong><br />
gelesen und mir interessante<br />
Tourenvorschläge<br />
aufgehoben. Jetzt war es endlich<br />
soweit! Am 18. 08. 2014<br />
haben wir die Rundtour in den<br />
Niederen Tauern gemacht.<br />
Vom Parkplatz an der Edelrautehütte<br />
zum Hauseck, auf<br />
den Großen Bösenstein, zum<br />
Kleinen Bösenstein und über<br />
den Großen Hengst zurück.<br />
Wirklich eine schöne Tour!<br />
Linda Lehmann, per Mail<br />
Uns gibt es auch<br />
Betrifft: Zwei Täler, Dreitausender<br />
Liebe Redaktion,<br />
wir sind die Hüttenwirte der<br />
Oberetteshütte im Vinschgau.<br />
Seit längerem lesen wir Euer<br />
Magazin und lassen es auch in<br />
der Hütte bei den Gästen aufliegen.<br />
In letzter Zeit ist uns<br />
aufgefallen, dass bei den Touren,<br />
die direkt in unserer Nähe<br />
sind (sei es die Weißkugel oder<br />
die Saldurspitz) nie unsere<br />
Hütte erwähnt wird, obwohl<br />
wir gleich weit, wenn nicht sogar<br />
näher zu den Gipfeln liegen.<br />
Es wäre schön, wenn ihr<br />
uns auch mal erwähnen könntet.<br />
Freundliche Grüße aus der<br />
Höhe, Karin & Edwin<br />
Liebe Hüttenwirte, danke für eure<br />
charmante Erinnerung. Wir geloben<br />
Besserung! Die Redaktion.<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
11/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />
rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />
90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Fotos: youtube, Nicolas Favresse / facebook, Hannes Schlosser<br />
↗<br />
↘<br />
MITARBEITER DES MONATS<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Angeschaut<br />
Berge sind Sehnsuchtsorte: Man fi ebert aufs Wochenende hin, die Abend-<br />
Skitour, die Hochtourenwoche mit Freunden. Axel Klemmer hat sich die andere<br />
Seite angeschaut: Menschen, die in den Bergen arbeiten und von ihnen leben<br />
(müssen); vom Nebenerwerbsimker bis hin zu den Genossenschaften der Apfelbauern.<br />
Die Alpenkonvention lud Journalisten aus ganz Europa ein. (S. 40–46).<br />
Eingeheizt<br />
Etwa 2500 Metern Höhe entspricht der Kabinendruck in einem Flugzeug. Dass<br />
die belgischen Alpinbrüder Nicolas und Olivier Favresse den Rückfl ug von ihrer<br />
(erfolgreichen) Grönlandexpedition in Thermostiefeln und Daunenparka antraten,<br />
hatte aber einen anderen Grund: Übergepäck. Netter Nebeneffekt der Flugsauna:<br />
Die Zehen dürften nach Monaten jenseits des Polarkreises nun aufgetaut sein.<br />
Ausgeflogen<br />
»Matterhorn-Memme« taufte ihn die Schweizer Zeitung »Blick«: Sam, Sohn des<br />
amerikanischen Multi-Milliardärs Richard Branson. Sams Traum war das Matterhorn,<br />
zwei Bergführer sollten ihn erfüllen. Doch 200 Meter unter dem Gipfel ging<br />
nichts mehr: Höhenkrankheit. Mit Hängen und Würgen (im Wortsinne) schaffte es<br />
Sam, erst ganz oben den georderten Heli zu besteigen. Gipfel erreicht, Ziel verfehlt.<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />
Herstellungsleitung Sandra Kho<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
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Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />
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Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />
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des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />
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der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />
ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />
Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />
ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />
Kundennummer.<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />
sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
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erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
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80797 München.<br />
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11a, 80797 München<br />
11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113
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Das bizarr verkarstete Hochplateau des<br />
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Südtirol und führen ein<br />
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PORTRÄT Die Pleisenhütte im Karwendel ist eine Institution<br />
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Mont Blanc. Wie viel es sein darf<br />
und was unterwegs in den Magen<br />
gehört, klärt Teil 7 der Serie »Von<br />
Null aufs Dach der Alpen«.<br />
Fotos: Robby Enders / pixelio.de, Manfred Kostner / Vivalpin<br />
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Foto: Andreas Strauß
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