Bergsteiger Bayerns Bergzauber (Vorschau)

18.10.2014 Aufrufe

11 Wildes Wallis: Wandern über grandiose Pässe D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € 11 / November Juli 2014 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Estergebirge • Sarntaler Alpen • Walliser Alpen • Dolomiten | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus EXTRA Die Ausrüstung für den Winter Südtiroler Superlativ Die Pyramiden in den Sarntaler Alpen 5 Typen, 13 Top-Touren, jede Menge Traditionen Bayerns Bergzauber Alpen-Geschäft Heidiland abgebrannt? Blick hinter die Kulissen Allgäu Warum die Mädelegabel den Mauerfall feiern darf Totes Gebirge Geheimtipp Schermberg: Auf diese Gipfel sollten Sie steigen! GARMISCH: Touren im Takt Pyrenäen Sieben Tage Abenteuer auf dem »Carros de Foc«

11<br />

Wildes Wallis: Wandern über grandiose Pässe<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

11 / November Juli 2014 2013<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Estergebirge • Sarntaler Alpen • Walliser Alpen • Dolomiten<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

EXTRA<br />

Die Ausrüstung<br />

für den Winter<br />

Südtiroler<br />

Superlativ<br />

Die Pyramiden in<br />

den Sarntaler Alpen<br />

5 Typen, 13 Top-Touren,<br />

jede Menge Traditionen<br />

<strong>Bayerns</strong><br />

<strong>Bergzauber</strong><br />

Alpen-Geschäft<br />

Heidiland abgebrannt?<br />

Blick hinter die Kulissen<br />

Allgäu<br />

Warum die Mädelegabel<br />

den Mauerfall feiern darf<br />

Totes Gebirge<br />

Geheimtipp Schermberg: Auf<br />

diese Gipfel sollten Sie steigen!<br />

GARMISCH: Touren im Takt<br />

Pyrenäen<br />

Sieben Tage Abenteuer<br />

auf dem »Carros de Foc«


SICHER UNTERWEGS IN FELS UND EIS.<br />

DANK INNOVATIVER DETAILS.<br />

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116 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />

Valbona GTX ® I Alpin<br />

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© www.fwa-muc.de, 2014


Foto: S. Zistl (Benediktenwand)<br />

Wer jetzt nicht<br />

auf den Gipfel<br />

steigt, ist selber<br />

schuld: Ich wünsche<br />

Ihnen tolle<br />

Herbsttouren!<br />

EDITORIAL<br />

Die Welt und sich<br />

selbst erleben!<br />

Die neuen<br />

Hauser<br />

sind da:<br />

Der Faktor<br />

Mensch<br />

Es ist ungewöhnlich, dass sich Journalisten<br />

selbstkritisch an ihre Leser wenden.<br />

Reporter und Redakteure lassen sich nicht<br />

gerne in die Karten blicken, und wenn<br />

doch, dann oft mit ironischem Unterton<br />

oder kokettierend. Insofern sind die Zeilen bemerkenswert, mit denen die Kollegen<br />

von Spiegel Online Stellung zu ihrer opulenten (Vor-)Berichterstattung über<br />

Benedikt Böhms und Sebastian Haags »Double8«-Expedition nehmen, die am<br />

Shisha Pangma in einer Tragödie mit zwei Toten endete (S. 12). »Welche Verantwortung<br />

bringt eine so intensive Berichterstattung mit sich? Befeuern wir gar<br />

durch die Aufmerksamkeit einen Trend – höher, schneller, weiter, riskanter?«<br />

Die Spiegel Online-Redaktion verneint Letzteres, denn das Ignorieren von derlei<br />

Weltrekordversuchen könne ja auch nicht die Lösung sein.<br />

Aber was ist das richtige Maß? Setzt man Extrembergsteiger nicht unter großen<br />

Erfolgsdruck, wenn man ihr Projekt in allen Details in die Welt hinaus trägt? Ich<br />

bin überzeugt, dass Benedikt Böhm, Sebastian Haag, Andrea Zambaldi, Martin<br />

Maier und Ueli Steck die Gefahren am Berg – unabhängig vom Grad der medialen<br />

Aufmerksamkeit – nüchtern einschätzten. So wie es auch David Lama, Hansjörg<br />

Auer und Peter Ortner am Masherbrum taten (S. 6–11). Die drei brachen ihre<br />

Expedition ab (nachdem sie beinahe von Lawinen verschüttet worden wären),<br />

Böhms Seilschaft startete einen neuen, fatalen Versuch. So tragisch der Tod von<br />

Haag und Zambaldi zweifelsohne ist: Das Risiko war allen bewusst.<br />

GOACTIVE<br />

ist die beste<br />

Wahl, wenn<br />

Sie fordernde<br />

Wanderetappen<br />

weltweit suchen<br />

oder technisch<br />

einfache Gipfelziele<br />

anpeilen.<br />

GOEASY<br />

ist der Richtige<br />

für alle, die<br />

entspannt<br />

wandern und<br />

genussvoll die<br />

Welt entdecken<br />

möchten.<br />

Dass der Mensch in Anbetracht der Größe der Berge an seine Grenzen stößt, hat<br />

den Alpinismus seit jeher beflügelt. Man kann die Grenzen verschieben, zum<br />

Held werden – oder scheitern. Doch es gibt auch die andere Seite der Mensch-<br />

Berg-Beziehung. Menschen, die in den Bergen und von ihnen leben. Wie sieht der<br />

Alltag in den Alpen aus? Ist Heidiland abgebrannt? BERGSTEIGER-Autor Axel<br />

Klemmer machte sich mit einer Delegation der Alpenkonvention auf den Weg.<br />

Und fand interessante Antworten (S. 40–46). Eine spannende Lektüre wünscht<br />

GOALPINE<br />

ist für Menschen<br />

konzipiert, die<br />

an die eigenen<br />

Grenzen gehen<br />

und diese<br />

überschreiten<br />

möchten.<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

Jetzt alle neuen Reisen im Web<br />

oder Kataloge anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

20<br />

<strong>Bayerns</strong> <strong>Bergzauber</strong><br />

Wir porträtieren fünf Menschen,<br />

die sich von der Tradition in den<br />

bayerischen Bergen inspirieren<br />

ließen und dabei ihre persönliche<br />

Berufung entdeckt haben.<br />

TITELTHEMA<br />

82<br />

Südtiroler Superlativ<br />

Knopf auf Spitz: Die Erdpyramiden am Ritten sind<br />

einzigartig – und lassen sich wunderbar erwandern.<br />

40<br />

Das Alpen-<br />

Geschäft<br />

Wie modern ist die alpine<br />

Landwirtschaft? Ein Blick<br />

hinter die Kulissen<br />

20 Der Berg beruft<br />

Sennerin, Steinsucher oder Schamane: In<br />

<strong>Bayerns</strong> Bergen gibt es besondere Berufe. Zu<br />

Besuch bei Menschen, die am Berg arbeiten<br />

BERGSZENE<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 BERGSZENE Haag verunglückt am Shisha<br />

Pangma – Innsbrucker Alpinmesse beginnt<br />

16 UMWELT Gemischte Bilanz: Kein Bau am<br />

Jochberg, kein Baustopp am Sudelfeld<br />

18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Apps und<br />

Webtipps zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

30 Weg aus dem Wallis<br />

Die Gipfel sind Hochtourenziele, die Walliser<br />

Pässe aber gehören den Wanderern. Vier<br />

uralte Übergänge in andere Kulturen<br />

36 Verlassene Festung<br />

Wie heißt die zweithöchste Wand der Nördlichen<br />

Kalkalpen? Eben. Warum man den<br />

Schermberg nicht länger übersehen sollte.<br />

4 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Cover: Bernd Römmelt (Gr. Ahornboden, Karwendel); weitere Fotos: D. Steigenberger, A. Burr, C. Fink, S. Garnweidner, M. Meyer, A. Klemmer, A. Steiner, Hersteller<br />

68<br />

Pyrenäen<br />

Carros de Foc: unbekannter Traumpfad<br />

zwischen Frankreich und Spanien<br />

12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

Ritten (Sarntaler Alpen)<br />

Monte-Moro-Pass<br />

Gemmipass<br />

Grand Col Ferret & Petit Col Ferret<br />

Rawilpass<br />

Über den Wank<br />

Sfornioi Nord<br />

Über das Astjoch<br />

Weitlahnerkopf<br />

Rotwand-Runde<br />

54<br />

Bschießer und Ponten<br />

Jubiläumsweg (Allgäuer Alpen)<br />

64 Die Krönung?<br />

Ausgerechnet im Skizirkus Kronplatz wird<br />

Reinhold Messner bald sein letztes Museum<br />

eröffnen. Eugen Hüsler war schon da.<br />

68 Pyromanen in den Pyrenäen<br />

Durch den einzigen Nationalpark Kataloniens<br />

führt ein feuriger Weg – der eigentlich<br />

für seine Gewässer bekannt ist.<br />

74 Das Kreuz mit der Mauer<br />

Auf der Mädelegabel steht ein Stück<br />

deutsch-deutscher Geschichte.<br />

Familien-TIPP<br />

78 Serie: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />

Touren im Werdenfels-Takt: In den Garmischer<br />

Bergen staut es sich im Herbst besonders<br />

gern. Besser, man nimmt den Zug.<br />

82 Serie: GeoTop-Touren<br />

Um die Erdpyramiden am Südtiroler Ritten<br />

ranken sich Legenden mit schwarzer Magie.<br />

Dabei ist ihre Entstehung ganz logisch.<br />

86 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />

Fit für den Mont Blanc? Dann ist vor<br />

Weihnachten die rechte Zeit, auch die<br />

Ausrüstung auf den Prüfstand zu stellen.<br />

92<br />

Winterware<br />

Noch bevor der<br />

erste Schnee die<br />

Berge weißelt,<br />

zeigen wir, welche<br />

neuen Produkte<br />

im kommenden<br />

Winter einschlagen<br />

werden.<br />

104 Kaly, my love<br />

Klettern? Im November? In den Alpen?<br />

Viel schöner ist es auf Kalymnos, das auch<br />

für Genusskletterer einiges bereithält.<br />

110 Am Anfang war das Feuer<br />

Ein perfektes Bergwochenende am Hochschwab<br />

im steirischen Salzatal<br />

SERVICE<br />

92 Was das Pulver wert ist<br />

Bergsportartikel werden immer teurer.<br />

Der große Winter-Ausrüstungsberater<br />

zeigt, wo sich Investitionen lohnen.<br />

REPORTAGE<br />

40 Heidiland vom Förderband<br />

Wie Bergbauern arbeiten, wissen wir nur<br />

noch von der Milchpackung. Unser Autor<br />

Axel Klemmer hat genauer hingeschaut.<br />

KOLUMNE<br />

52 Die Wendung mit der Maus<br />

David Göttler über tierische Begegnungen<br />

in unmenschlichen Umgebungen<br />

30<br />

Wildes Wallis<br />

Vier Passwanderungen<br />

aus dem Schweizer<br />

Gebirgskanton<br />

74<br />

Kreuzgang<br />

Wie ein Allgäuer Gipfelkreuz zum<br />

Mahnmal der Mauer wurde<br />

48 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

»15 000 Dollar im<br />

Jahr sind genug für<br />

mich«. Freesolo-Star<br />

Alex<br />

Honnold (29)<br />

spricht über<br />

Bescheidenheit<br />

und die<br />

Angst vor<br />

dem Fallen.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bergbilder 6<br />

TV-Programm 19<br />

Härtetest 102<br />

Bergpredigt 112<br />

Briefe/Impressum 113<br />

<strong>Vorschau</strong> 114<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERGBILDER<br />

Abstoß<br />

»Geht’s raus und spielt’s Fußball«, sagte Kaiser<br />

Franz. Trotzdem würden Peter Ortner, David Lama<br />

und Hansjörg Auer jetzt lieber in der Wand rechts<br />

oben hängen. Wer nicht mitspielte: die Verhältnisse.<br />

Basislager Masherbrum (7821 m), Karakorum (Pakistan)<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Alle Fotos: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool


Abhang<br />

Wenn die großen Berge bocken, müssen eben die<br />

kleinen herhalten: David Lama versucht sich mal wieder<br />

am Boulderblock, an dem sich die <strong>Bergsteiger</strong><br />

die tote Zeit im Basislager vertrieben.<br />

Über dem Yermandu-Gletscher, ca. 4500 Meter<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Auch die Träger haben mal<br />

Pause. Später streikten<br />

sie, Lama & Co. mussten<br />

ihre gesamte Ausrüstung<br />

selbst ins Lager wuchten.<br />

Akribische Planung: An der technischen<br />

Ausrüstung scheiterte<br />

die Red-Bull-Expedition nicht.<br />

Alle Fotos: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool


Abmarsch<br />

Die Last der Logistik: Auch nach erfolgreichen Expeditionen<br />

ist der Rückmarsch keine Kür. Unverrichteter<br />

Dinge nervt es doppelt, und wenn die Träger<br />

streiken, hilft auch das tolle Panorama nicht mehr.<br />

Die Karawane im Baltorotal (Pakistan)<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Die Leinwand bleibt weiß<br />

»Nicht erwähnenswert« nannte David<br />

Lama die Versuche am Masherbrum<br />

(7821 m). Prägend waren sie trotzdem.<br />

Sie stapelten tief. »Die Wand ist so neu<br />

und so schwierig, dass ein Erfolg nur<br />

schwer vorstellbar ist«, schrieb David Lama,<br />

als er im Juli mit Peter Ortner und Hansjörg<br />

Auer zur Masherbrum-Nordostwand in Pakistan<br />

aufbrach. Eine Eiger-Nordwand mit<br />

einem Cerro Torre obendrauf, der Gipfel<br />

fast auf 8000 Metern, unfassbar komplexe<br />

Wandstrukturen, Erstbesteigung im Alpinstil<br />

– es wäre die Tat des Jahrzehnts gewesen<br />

(für die sich die Österreicher mal eben<br />

am benachbarten Broad Peak akklimatisiert<br />

hatten). Dass die groß angelegte Expedition<br />

wegen hoher Lawinengefahr schon<br />

am Wandfuß endete, macht sie nicht weniger<br />

berichtenswert: Wenn David Lama das<br />

Scheitern als »eine meiner bedeutendsten<br />

Erfahrungen« bezeichnet, weiß man: Hier<br />

wurde ein großes Kapitel aufgeschlagen,<br />

und es wird seine Fortsetzung finden. –te–<br />

Alle Fotos: Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11


<strong>Bergsteiger</strong><br />

11/14 BERGSZENE<br />

Haag und Böhm<br />

waren seit ihrer<br />

Kindheit gemeinsam<br />

unterwegs, sie<br />

stellten mehrere<br />

Rekorde im Speedbergsteigen<br />

auf.<br />

TRAGÖDIE AM SHISHA PANGMA<br />

SEBASTIAN HAAG UND ANDREA ZAMBALDI STERBEN IM HIMALAYA<br />

Foto: Dynafit (2)<br />

Der Weltrekordversuch endete im Desaster: Zwei Achttausender in<br />

sieben Tagen wollten die Münchner Speedbergsteiger Sebastian Haag<br />

und Benedikt Böhm auf ihrer »Double8«-Expedition besteigen. Wegen hoher<br />

Lawinengefahr verschoben sie den Aufstieg am ersten Ziel, dem Shisha<br />

Pangma (8027 m). Am Morgen des 24. September befand sich das Team,<br />

dem auch der Italiener Andrea Zambaldi, Martin Maier und Ueli Steck<br />

angehörten, 100 Höhenmeter unter dem Gipfel, als eine Lawine Haag,<br />

Zambaldi und Maier über 600 Höhenmeter weit mitriss. Maier konnte sich<br />

selbst befreien und ins Basislager zurückkehren, Böhm und Steck schafften<br />

es trotz stundenlanger Versuche nicht, in die Lawinenzone vorzudringen.<br />

Alle Hintergründe lesen Sie auf www.bergsteiger.de<br />

–te–<br />

Steile Post<br />

HANWAGS BERGPOSTBOTEN LIEFERN AUS<br />

Die im Sommer vom BERGSTEIGER ausgewählten<br />

Bergpostboten haben die Kundenzeitung des Bergschuhspezialisten<br />

Hanwag erfolgreich ausgeliefert.<br />

German M. (Giengen) und Werner K. (Steinheim)<br />

belieferten zur Freude der Wirte die Hallerangeralm<br />

im Karwendel. Christian und Tine K. (Saarland) hatten<br />

mit dem Mindelheimer Klettersteig die schwierigste<br />

Lieferroute, brachten die Post aber souverän zur<br />

Fiderepasshütte. Hilmar B. und Thorsten W. aus Berlin<br />

schleppten gleich auf ihrer ersten Bergtour Extrablätter<br />

zur Berchtesgadener Blaueishütte. Übrigens:<br />

Die Bergpost kann auch jederzeit online unter www.<br />

hanwag.de/hanwag-bergpost gelesen werden. –te–<br />

Als Belohnung für die zuverlässige<br />

Lieferung gab es haufenweise<br />

Hanwag-Ausrüstung.<br />

Foto: Hanwag (4)<br />

Zitat des Monats<br />

»Wen sie einmal ergriffen<br />

haben, die<br />

Berge, den lassen<br />

sie so schnell nicht<br />

wieder; mächtig ist<br />

ihr Zauber, und nie<br />

geben sie Sättigung,<br />

sondern nur immer<br />

neuen Hunger, neue<br />

Wünsche und neue<br />

Erinnerungen«<br />

Leo Maduschka (1908–1932)<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Foto: Tero Repo<br />

Neu auf der Alpinmesse:<br />

das »Freeride<br />

Village« für Fans<br />

von unverspurten<br />

Abfahrten<br />

@lasportivatwitt<br />

www.lasportiva.com • Become a La Sportiva fan<br />

Halo Jacket<br />

Alles alpin in Innsbruck<br />

VORTRÄGE, PRODUKTE, WORKSHOPS:<br />

DIE 9. ALPINMESSE 2014 STEHT BEVOR<br />

Seit neun Jahren kommen 160 Hersteller, Händler, alpine<br />

Institutionen und Reiseveranstalter in die Tiroler Landeshauptstadt,<br />

um ihre Neuigkeiten auf der Alpinmesse zu<br />

präsentieren. 2014 gibt es erstmals ein »Freeride Village«<br />

mit Produkttests, Sicherheitstrainings und einem eigenen<br />

Filmfestival rund um die Welt des unverspurten Schnees.<br />

Für das Vortragsprogramm konnten Cracks wie Winter-<br />

<strong>Bergsteiger</strong> Simone Moro (»Exposed to Dreams«) und<br />

Kletterer Guido Unterwurzacher (»Vom Kaiser in die Welt«)<br />

gewonnen werden. Auch der Bouldercup »BlocAlpin« fi ndet<br />

wieder in der Messehalle statt. Das heimliche Highlight der<br />

Messe sind aber die über 60 kostenlosen Workshops: vom<br />

LVS-Training über Kartenkunde und Tierspurenworkshop<br />

hat der Veranstalter, das<br />

Österreichische Kuratorium<br />

für alpine Sicherheit,<br />

alles im Programm. –te–<br />

▶ ALPINMESSE<br />

15.–16. November 2014, Messe Innsbruck<br />

Öffnungszeiten: Samstag 10–19 Uhr,<br />

Sonntag 10–18 Uhr<br />

Eintritt: 7 Euro; Kinder und Jugendliche bis 16<br />

Jahre frei. Impulsvorträge & Workshops (mit Voranmeldung)<br />

sind kostenlos.<br />

▶ ALPINFORUM<br />

15. November 2014, auf der alpinmesse Innsbruck<br />

Öffnungszeiten: 12:30–18 Uhr<br />

Eintritt: 22 Euro (inkl. Eintritt zur alpinmesse am<br />

Samstag)<br />

Details und Vorverkauf unter www.alpinmesse.info<br />

Zu gewinnen gibt es je 2 x 2 Karten zu den Vorträgen<br />

von Simone Moro, Guido Unterwurzacher und<br />

Eintrittskarten zur Alpinmesse. Schicken Sie uns eine<br />

Postkarte (BERGSTEIGER, Postfach 400209, 80702<br />

München) oder eine E-Mail (bergsteiger@bruckmann.<br />

de) mit Ihrem Ticketwunsch und Ihrer Anschrift.<br />

Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2014.<br />

Mitmachen<br />

und<br />

gewinnen!<br />

Foto: Simone Moro<br />

Spectre Sparkle<br />

Photo © La Sportiva<br />

LA SPORTIVA® is a trademark of the shoe manufacturing company “La Sportiva S.p.A” located in Italy (TN)


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 11/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Notizen<br />

Foto: Patrick Ribis<br />

Foto: Frank Kretschmann<br />

Globetrotter Filmfestival<br />

Am 15. November gastiert das 2. Globetrotter<br />

Film- und Vortragsfestival im Münchner Cinemaxx<br />

am Isartor. In sieben Kinosälen fi nden den<br />

ganzen Tag über spannende Vorträge und Filme<br />

zu den Bergen der Welt statt. Alle Infos unter<br />

www.globetrotter.de/fi lm-vortragsfestival –te–<br />

ReWild gewinnt theALPS-Award<br />

Das Projekt ReWild von GTA hat den theALPS<br />

Award 2014 für die innovativste digitale<br />

Marketingstrategie im Alpentourismus gewonnen.<br />

Das GPS-basierte Outdoorspiel für Smartphones<br />

fördere die Identifi kation mit dem Lebensraum<br />

Alpen, so die Jury. Infos unter www.rewild.fr –te–<br />

Outdoor-Testival Sport Scheck<br />

Testen unter Echt-Bedingungen: Der Münchner<br />

Outdoor-Ausrüster Sport Scheck hat zum elften<br />

»Testival« nach Molveno in die Brenta geladen.<br />

250 Bergbegeisterte konnten bei vielfältigen<br />

Touren sich und das Material ausprobieren. –mr–<br />

Papert punktet an der Zinne<br />

Ines Papert und Lisi Steurer gelang Ende<br />

August die erste rotpunkt-Begehung von »Ohne<br />

Rauch stirbst du auch« (8a-, 500 m) in der<br />

Nordwand der Großen Zinne.<br />

–te–<br />

Neue Boulderhallen<br />

Mehr Boulder braucht das Land: Im Münchner<br />

Westen (Boulderwelt Aubing) und in Tübingen<br />

(B12 DAV-Boulderzentrum) haben zwei neue<br />

Hallen für den seilfreien Kletterspaß eröffnet. –te–<br />

Foto: Steiermark Tourismus/photoaustria.at<br />

Foto: Lincoln Else / Red Bull Content Pool<br />

Skaten auf bis zu 2700 Meter Höhe:<br />

Trainingszentrum Ramsau/Dachstein<br />

G’sund in der Loipe<br />

TRAININGSPROGRAMM FÜR LANGLÄUFER AM DACHSTEIN<br />

220 km »weltmeisterlich« präparierte Loipen warten in Ramsau am Dachstein<br />

auf ambitionierte Sportler, sogar eine Nachtloipe, die bis 21 Uhr beleuchtet<br />

ist. Hier befindet sich seit vielen Jahren das Internationale Trainingszentrum<br />

und das Leistungszentrum des ÖSV, wo Profis trainieren und medizinisch betreut<br />

werden. Davon können auch Freizeitsportler profitieren. Fachkräfte, die auf den<br />

Langlaufsport spezialisiert sind, bieten Belastungsuntersuchungen und anschließend<br />

individuell darauf abgestimmte Trainingsempfehlungen und Laufpläne<br />

für die Urlaubswoche oder die ganze Saison. Das Programm beginnt mit einem<br />

sportmedizinischen Check, bei dem Herzfrequenz, Lungenfunktion und Laktatwerte<br />

gemessen werden. Optional können weitere Untersuchungen wie die Überprüfung<br />

der optimalen Trainingsherzfrequenz, der Muskelfunktion oder eine<br />

Atemgasanalyse gebucht werden. Einige Hotels bieten zusätzlich Leih-Pulsuhren,<br />

geführte LL-Ausflüge, geführte Schneeschuhwanderungen oder die Einführung<br />

ins Skiwachsen an. Das Programm ist gültig vom 28. 11. 2014 bis 15. 3. 2015. Weitere<br />

Infos und Buchung unter: www.steiermark.com/langlaufistgesund –pgk–<br />

»Nicht den Hauch einer Chance«<br />

CERRO-TORRE-FILM JETZT AUF DVD UND BLU-RAY<br />

Es war David Lamas Meisterstück. Eines, das zugleich einen Meilenstein in der<br />

Alpingeschichte darstellt. »Du hast nicht den Hauch einer Chance«, beschied die<br />

amerikanische Kletter-Ikone Jim Bridwell vor laufender Kamera an die Adresse Lamas,<br />

als er von dessen Plan hörte, den Cerro Torre frei zu klettern. Wie David das schier<br />

Unmögliche schaffte, zeigt der Dokumentarfi lm auf spannendste Weise. –mr–<br />

Der BERGSTEIGER verlost 15 DVDs des Films »Cerro Torre – Nicht den Hauch einer<br />

Chance«. Zum Mitmachen schicken Sie eine Postkarte (BERGSTEIGER, Postfach<br />

400209, 80702 München) oder eine E-Mail (bergsteiger@bruckmann.de) mit dem<br />

Stichwort »Cerro Torre« und Ihrer Anschrift. Einsendeschluss ist der 11. November 2014.<br />

Mitmachen<br />

und<br />

gewinnen!<br />

Drei Expeditionen<br />

bis zum Erfolg: Am<br />

21. Januar 2012 kletterte<br />

David Lama<br />

als erster Mensch<br />

den Cerro Torre frei.<br />

Foto: Eurovideo<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Berg-Fundstück<br />

Das Krakenstativ<br />

krallt sich an jeden<br />

Felsen und erleichtert<br />

damit Selfies<br />

in heiklem Gelände.<br />

Gorillapod Original, 45 Gramm,<br />

www.joby.com/gorillapod,<br />

Preis: 15,99 EUR<br />

Foto: Hersteller<br />

ALPENVEREINE<br />

KORRIGIEREN GESCHICHTE<br />

NS-KRITISCHE TAFEL IM ÖTZTAL ANGEBRACHT<br />

Fast 80 Jahre lang blieb das Urnengrab von Waldemar<br />

Titzenthaler im Rofental bei Vent unkommentiert<br />

– obwohl darauf der ehemalige Vorsitzende der<br />

DAV-Sektion Mark Brandenburg,<br />

die den Ausschluss von Juden vehement<br />

forderte, als »Kämpfer für das<br />

Deutschtum« gefeiert wurde. Im<br />

August setzten DAV und OeAV eine<br />

zweite Tafel ein, die unter dem<br />

Urnengrab zu Toleranz und gegen<br />

Rassismus aufruft.<br />

–te–<br />

Foto: DAV<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Der DAV Summit<br />

Club hat eine neue<br />

Doppelspitze. Manfred Lorenz<br />

und Olaf Tabor lösten<br />

den bisherigen Geschäftsführer<br />

Ingo Nicolay Ende August nach<br />

nur drei Jahren mit sofortiger Wirkung ab.<br />

Als Grund dafür gab der Summit Club<br />

unterschiedliche Auffassungen über die<br />

strategische Ausrichtung an. +++<br />

+++ Besitzer eines Lawinenairbags<br />

von ABS, deren Seriennummer mit 612<br />

oder 712 beginnt, sollten die Klettverschlüsse<br />

an den Base Units vorsorglich<br />

nachrüsten: Nach längerer geschlossener<br />

Lagerung halten sie zu fest,<br />

sodass sich der Airbag bei<br />

Auslösung eventuell<br />

nicht regulär nach außen<br />

entfalten kann. Die<br />

benötigten Klettstreifen kann man unter<br />

www.abs-airbag.com/de/kontaktformular<br />

anfordern. +++<br />

+++ Nach dem Klettersteigschein führt<br />

Ramsau am Dachstein nun auch einen<br />

freiwilligen Tiefschnee-Pass ein, um<br />

den Schneespaß abseits der Piste sicherer<br />

zu machen. Kosten: 69 Euro. +++<br />

+++ Seit fast 30 Jahren laden die drei<br />

Outdoor-Hersteller Leki, Deuter und<br />

Meindl einmal jährlich die Outdoor-<br />

Presse zu einem gemeinsamen Tag in den<br />

Bergen. Heuer ging es im Nationalpark<br />

Berchtesgaden zur Tour auf die Steinerne<br />

Agnes und zur Halsalm, anschließend ins<br />

Haus der Berge. Dort wurden die neuesten<br />

Trends im Outdoor-Markt präsentiert<br />

und rege diskutiert. +++<br />

+++ Das Kieler Unternehmen<br />

Pyua, das bei der Herstellung<br />

seiner funktionalen Bekleidungslinie<br />

auf Nachhaltigkeit setzt,<br />

produziert ab sofort ausschließlich<br />

in Europa. +++<br />

Fotos: Hersteller, DAV Summit Club<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer & korrosionsbeständiger als<br />

herkömmliche Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr<br />

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<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 11/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Klage abgewiesen<br />

DAV UND BN LASSEN VERFAHREN GEGEN BE-<br />

SCHNEIUNGSAUSBAU AM SUDELFELD FALLEN<br />

Foto: Manfred Scheuermann/ DAV<br />

Der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Bund<br />

Naturschutz (BN) haben Mitte September in einer<br />

gemeinsamen Pressekonferenz in München bekannt<br />

gegeben, dass sie die Klage gegen den Ausbau der<br />

Beschneiungsanlagen am Sudelfeld nicht weiter<br />

verfolgen. »Juristisch haben wir leider das Ende der<br />

Fahnenstange erreicht«, sagte der Rechtsanwalt der<br />

beiden Vereine. Eine andere Klage sei jedoch schon<br />

in Vorbereitung: Sie richtet sich gegen die Vorgehensweise<br />

des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes, der<br />

zur Entscheidungsfindung zwar nachträgliche Gutachten<br />

von seiten der Wirtschaft zulasse, nicht aber<br />

von seiten der Umweltschutzverbände.<br />

Die Beschwerde von DAV und BN gegen die massive<br />

Ausweitung der künstlichen Beschneiung am Sudelfeld<br />

hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof zurückgewiesen – aufgrund von Gutachten,<br />

welche die Befürworter des Beschneiungs-Ausbaus nachträglich eingereicht hatten.<br />

Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger gewinnt der Situation dennoch etwas Positives ab: »Sie hat den<br />

Bund Naturschutz und den Deutschen Alpenverein zum gemeinsamen Handeln zusammengeführt.<br />

Darauf sollte sich die Politik im Alpenraum künftig einstellen.« DAV-Vizepräsident Ludwig<br />

Wucherpfennig wertete als weiteres Plus, dass durch die Beschwerde deutlich geworden sei, um<br />

was es den Befürwortern des Beschneiungsprojekts eigentlich gehe: nämlich vielmehr um den<br />

wirtschaftlichen Wettbewerb als um das Wohl der Öffentlichkeit. »So werden hier vermutlich keine<br />

EU-Gelder mehr fließen können, denn eine EU-Wirtschaftsförderung aus Konkurrenzgründen<br />

ist gesetzeswidrig«, sagte Wucherpfennig.<br />

–dst–<br />

Die Bagger am Sudelfeld<br />

werden DAV und BN nicht<br />

mehr stoppen – gegen<br />

zukünftige Projekte wollen<br />

die Umweltschützer aber<br />

weiterhin kämpfen.<br />

Kein Kraftwerk am Jochberg<br />

Ministerin Aigner schließt Pumpspeicherkraftwerke aus<br />

Bleibt erhalten: Die beliebte<br />

Jocheralm über dem<br />

Walchensee muss keinem<br />

Speichersee weichen.<br />

Seit vor mehr als eineinhalb Jahren die Pläne für ein Pumpspeicherkraftwerk<br />

am Jochberg bekannt wurden, stritten Gegner und Befürworter öffentlich<br />

um das beliebte Wanderziel zwischen Kochel- und Walchensee.<br />

Bürgerinitiativen und Energieallianzen, Wirtschaftspolitiker und Umweltaktivisten<br />

kämpften leidenschaftlich für ihre Sache, manchen taugte das<br />

»PSW« gar als Symbol für die Unerfüllbarkeit der Energiewende, die zwar<br />

jeder will, aber niemand vor der eigenen Haustür.<br />

Nun hat <strong>Bayerns</strong> Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) dem Projekt<br />

eine Absage erteilt.<br />

»Es gibt dafür einfach<br />

kein Geschäftsmodell«,<br />

sagte Aigner, das gelte<br />

nicht nur am Jochberg,<br />

sondern für Pumpspeicherkraftwerke in ganz Bayern. Zwar<br />

ist das Projekt offi ziell noch nicht gestoppt, nach Aigners<br />

Worten können Wanderer dennoch aufatmen. –te–<br />

Foto: Bbb / Wikipedia, facebook / Nochberg<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Foto: www.alpenverein-ibk.at<br />

»Rettet die Kalkkögel«-Aktivisten: für Natur, gegen Skischaukeln<br />

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Ruhe bitte!<br />

ALPENVEREIN INNSBRUCK GRÜNDET PLATTFORM<br />

GEGEN DIE GEPLANTEN SKILIFTE IM RUHEGEBIET<br />

Das Ruhegebiet Kalkkögel ist heiß umkämpft: Während die<br />

Wintersport-Industrie die Erschließung der Berge südlich von<br />

Innsbruck für Skifahrer plant, reagiert ein Großteil der Bevölkerung<br />

mit Unmut. Nun hat der Alpenverein Innsbruck eine<br />

überparteiliche Plattform zur Rettung der Kalkkögel gegründet.<br />

Unter der Initiative »Rettet die Kalkkögel« haben sich alpine<br />

Vereine, Hochgebirgsgruppen, Bürgerinitiativen und engagierte<br />

Privatpersonen zusammengeschlossen, um gegen die geplante<br />

Erschließung im Bereich Seejoch, Adolf-Pichler-Hütte und<br />

Kemater Alm gemeinsam aufzutreten. Auf ihrer Homepage<br />

www.kalkkoegel-retten.at informieren ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

über geltende nationale und internationale Rechte, die<br />

Unwirtschaftlichkeit des Projektes und weitere Pläne. Zudem<br />

wartet die Plattform auch mit einem Gegenkonzept auf, das<br />

die Gründung eines Naturparks zwischen Innsbruck und dem<br />

Stubaital vorsieht und damit auf den sanften Tourismus setzt.<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Die große Mehrheit des Forums »Alpen zwischen Wildnis<br />

und Erlebnispark« auf der 120 Teilnehmer starken DAV-Naturschutztagung<br />

in Freiburg (Bild links) sprach sich gegen den<br />

Neubau von Klettersteigen<br />

aus. +++ 930 000 gepfl anzte<br />

Bäume – das ist die Bilanz<br />

nach 30 Jahren »Aktion<br />

Schutzwald«. Zum Jubiläum<br />

würdigte der bayerische<br />

Forstminister die Arbeit der<br />

Ehrenamtlichen von DAV und den Bayerischen Staatsforsten, die<br />

den Bergwald in Stand hält. +++ Ihr 25. Jubiläum feierte die<br />

Hochalpine Forschungsstation am Großglockner. +++ Bei den<br />

Abrissarbeiten der Höllentalangerhütte unter der Zugspitze<br />

wurde die Umgebung offenbar so verschandelt, dass das Landratsamt<br />

kontaminiertes Gestein entfernen lassen musste. +++<br />

Foto: DAV / Steffen Reich<br />

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und Feuchtigkeit entweichen<br />

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Panico Alpinverlag<br />

<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

11/14 BERGSZENE<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Longlines<br />

Die ganz großen Klettereien der Nördlichen Kalkalpen<br />

Adi Stocker<br />

Robert Seethaler<br />

»EIN GANZES LEBEN«<br />

160 Seiten, 13 × 21 cm,<br />

Hardcover mit Schutzumschlag,<br />

Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag,<br />

München 2014,<br />

17,90 €<br />

Er ist ein einfacher Mensch, dieser Andreas Egger. Und doch<br />

spiegelt sich in seinem Wesen die Erhabenheit der Berge, in deren<br />

Schatten er lebt. Woher er als Vierjähriger ins Dorf kommt, weiß<br />

niemand. Wohin er geht, als er 75 Jahre später in seiner Hütte<br />

stirbt, weiß auch niemand. Dazwischen beschreibt der Wiener<br />

Schriftsteller Robert Seethaler das Leben eines Mannes, den vieles<br />

aus der Bahn werfen, ja umbringen hätte können: von den<br />

Schlägen in der Kindheit über den Verlust seiner einzigen Liebe<br />

und der Kriegsgefangenschaft bis zur Rückkehr in eine neue,<br />

technisierte Bergwelt. Doch Egger überlebt. Ohne Vorwürfe, ohne<br />

Klagen. Dafür mit der Klarheit eines Bergkristalls – gewachsen in<br />

Druckkammern zwischen gequältem Gestein.<br />

–dst–<br />

Mark Zahel<br />

»HÜTTENWANDERN IM OSTEN<br />

DER SCHWEIZ«<br />

144 Seiten, 16,5 × 23,5 cm, ca.<br />

120 Abbildungen, Klappbroschur<br />

mit Fadenheftung, Bruckmann<br />

Verlag, München 2014, 19,99 €<br />

Klar, die Schweizer Alpen<br />

haben einen Höhenvorteil.<br />

Wer aber nur in die 4000er-<br />

Etage schielt, verpasst Kleinode<br />

wie die ursprüngliche<br />

Enderlinhütte, das fotogene<br />

Äscher-Wildkirchli, die entlegene<br />

Läntahütte und 60 andere<br />

Berghäuser, die für sich<br />

genommen schon lohnende<br />

(und bis in den Herbst hinein<br />

gangbare) Ziele sind. –te–<br />

Adi Stocker<br />

»LONGLINES«<br />

224 Seiten, 19,5 × 29,7 cm,<br />

geb. mit Schutzumschag, Panico<br />

Alpinverlag 2014, 39,80 €<br />

Alpinklettern total: 40<br />

Routen, 1100 Seillängen –<br />

wenn das keine Ansage ist!<br />

Die ganz großen Klettereien<br />

der Nördlichen Kalkalpen in<br />

einem Prachtband versammelt<br />

– vom Klassiker bis zur<br />

Sportkletterroute, jede Menge<br />

Detailinfos, angereichert mit<br />

launigen Texten bekannter<br />

Klettergrößen. Ein Augenschmaus<br />

die detaillierten<br />

Topos, begeisternd die Bilder,<br />

fesselnd die Lektüre. –ak–<br />

BergApp …<br />

BergFilm …<br />

BergWeb …<br />

Foto: Cedric Bernardini<br />

Foto: Daniel Bartsch / Archiv Mammut<br />

»GEO GUESS«<br />

Wofür? Macht die Berge nicht fl acher und die<br />

Orientierung nicht leichter – ist aber ein netter<br />

Zeitvertreib für Regentage und Biwaknächte.<br />

Wie? Ein beliebiges Foto aus Google Street View<br />

wird eingeblendet. Den Aufnahmeort versucht man<br />

auf einer Weltkarte zu erraten.<br />

Warum? Damit man die Wüsten Australiens nicht<br />

mehr mit den mexikanischen verwechselt.<br />

Wieviel? Kostenlos für iOS und Android –te–<br />

»NO TURNING BACK«<br />

Frankreich: Fünf Extrem-Skifahrer<br />

trotzen dem Mont Blanc neue Abfahrtsrouten<br />

ab. Griechenland: antike Stätten,<br />

schöne Strände – und Pulverschnee am<br />

Olymp. Zwei von acht Stationen, mit<br />

denen Warren Miller seine Tradition<br />

fortsetzt, die Geschichte des Skisports zu<br />

dokumentieren. Filmtour durch Deutschland<br />

ab 6. November (www.skitheworld.de)<br />

Von: Warren Miller<br />

Mit: Stars der internationalen Freeride-Szene<br />

Aus: Alaska, Colorado, Montana, Frankreich,<br />

Griechenland, Japan, Norwegen, Schweiz –sz–<br />

www.project360.mammut.ch<br />

Es gab einmal eine Fernsehsendung,<br />

»Eiger-Nordwand-Live« hieß sie. Zwei<br />

Seilschaften krabbelten durch die<br />

Mordwand, begleitet von Kamerateams.<br />

Wer es gesehen hat, dachte: Näher dran<br />

geht nicht. Das war 1999. Wer damals<br />

vergessen hat, die Sendung aufzuzeichnen,<br />

kann die Heckmair-Route jetzt<br />

online »abfliegen«. Ein Bündel Actioncams<br />

wurde Dani Arnold und Stephan<br />

Siegrist dafür auf den Rucksack montiert.<br />

So sitzt man bequem vor dem Götterquergang<br />

und kann weder frieren noch abstürzen.<br />

Näher dran geht eben nicht. –te–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


TV-Programm Oktober / November 2014<br />

18.10. | 12.00 | MDR<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Inntal ins Ötztal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

18.10. | 18.05 | 3sat<br />

Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />

Piemont<br />

Dauer: 25 Min.<br />

J19.10. | 16.15 | BR<br />

Fernweh: Irland<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.10. | 17.30 | ARD<br />

Gott und die Welt<br />

Über den Berg –<br />

Mit dem Rennrad zu<br />

neuem Lebensmut<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.10. | 20.15 | HR<br />

Entdeckungen in der Rhön<br />

Endlose Weite,<br />

bizarre Schönheit,<br />

atemberaubende Natur<br />

Dauer: 90 Min.<br />

21.10. | 14.55 | S: Disc. Channel<br />

Everest: Spiel mit dem Tod<br />

Gipfelträume<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 50 Min.<br />

21.10. | 15.15 | N 3<br />

Reisen in ferne Welten<br />

Nepal – Empore der Götter<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.10. | 18.25 | Arte<br />

Planet Gletscher<br />

Himalaya: Königreich<br />

der Gletscher<br />

Dauer: 43 Min.<br />

22.10. | 13.55 | 3sat<br />

Reinhold Messner –<br />

Grenzgänger zwischen<br />

Berg und Eis<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.10. | 14.40 | 3sat<br />

Land der Berge: AH<br />

Dolomiten –<br />

Weltwunder aus Stein<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.10. | 15.25 | 3sat<br />

AH<br />

Glockner –<br />

Der schwarze Berg<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.10. | 16.10 | 3sat<br />

Karnische Alpen –<br />

Ein Gebirge voller<br />

Kostbarkeiten<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 50 Min.<br />

22.10. | 17.00 | 3sat<br />

Im Bann der Berge<br />

Dokumentationsreihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J22.10. | 17.45 | 3sat<br />

Der Arlberg<br />

Das verborgene Paradies<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.10. | 20.15 | 3sat<br />

NETZ NATUR: AH<br />

Schweizerischer Nationalpark<br />

100 Jahre Einsamkeit<br />

Dauer: 105 Min.<br />

22.10. | 21.00 | Phoenix<br />

Alpen abgezockt<br />

Berge, Schnee und Billiglohn<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.10. | 21.15 | MDR<br />

Biwak<br />

Berge, Menschen, Abenteuer<br />

Dauer: 30 Min.<br />

23.10. | 21.00 | N 3<br />

Länder – Menschen –<br />

Abenteuer<br />

Britanniens Berge:<br />

Cairngorms – wo Schottland<br />

wild und rau ist<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.10. | 10.15 | ORF 2<br />

Universum<br />

Land der Berge –<br />

9 Länder, 9 Gipfel<br />

Dauer: 90 Min.<br />

26.10. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

27.10. | 22.00 | BR<br />

Faszination Wissen<br />

Die Alpen: Ein Schaubild für<br />

die Folgen des Klimawandels<br />

Dauer: 30 Min.<br />

28.10. | 15.15 | N 3<br />

Reisen in ferne Welten<br />

Jamaika – Die wilde<br />

Schöne der Karibik<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.10. | 17.00 | 3sat<br />

Im Bann der Drachenberge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.10. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Schottlands Wilde Inseln –<br />

Die Orkneys<br />

Dauer: 43 Min.<br />

J29.10. | 15.15 | Phoenix<br />

Gipfel, Gletscher, Grasland<br />

Chinas imposanter Westen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

29.10. | 22.00 | SWR<br />

Der Südwesten von oben<br />

Unsere Berge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

31.10. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

K2 – Zurück in<br />

die Vergangenheit<br />

Dauer: 50 Min.<br />

31.10. | 22.30 | Phoenix<br />

Die Hurtigruten<br />

Sehnsuchtsreise zum Nordkap<br />

Dauer: 30 Min.<br />

2.11. | 12.00 | ZDF Info<br />

Im Reich des Steinadlers<br />

2. Gipfelsieg des Lebens<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.11. | 19.00 | BR<br />

Unter unserem Himmel<br />

In den Haßbergen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.11. | 20.15 | HR<br />

Erlebnisreise Vogelsberg<br />

Dauer: 90 Min.<br />

4.11. | 14.05 | Servus TV<br />

Fahrt in fremde Welten<br />

Bolivien – Eine Zeitreise<br />

Dauer: 51 Min.<br />

5.11. | 20.15 | Phoenix<br />

Der Rothirsch<br />

König der Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.11. | 21.45 | Phoenix<br />

Die große Odyssee<br />

Unterwegs in<br />

Frankreichs Bergwelt<br />

Dauer: 30 Min.<br />

6.11. | 19.30 | Arte<br />

Wilder Rhein<br />

Von den Burgen<br />

bis in die Berge<br />

Dauer: 43 Min.<br />

J7.11. | 13.15 | 3sat<br />

Reisezeit: Mallorca<br />

Dauer: 25 Min.<br />

7.11. | 21.15 | Servus TV<br />

Die Bergretter AH<br />

im Himalaya<br />

Tod an der Ama Dablam<br />

Dauer: 51 Min.<br />

8.11. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Deutschland –<br />

Der Bayerische Wald<br />

Dauer: 45 Min.<br />

9.11. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Dauer: 30 Min.<br />

13.11. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Andalusien<br />

Dauer: 43 Min.<br />

14.11. | 21.15 | Servus TV<br />

Die Bergretter im Himalaya<br />

Einsatz am Everest<br />

Dauer: 52 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19


TITELTHEMA<br />

Kraftvolle Orte und Menschen in den Bayerischen Alpen<br />

Sennerin, Steinsucher, Schamane:<br />

Wir stellen Menschen vor, die an<br />

besonderen Orten in den bayerischen<br />

Bergen ihre Berufung gefunden<br />

haben. Und durch deren Refugien<br />

verlockende Herbsttouren führen.<br />

Der<br />

Berg beruft<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Foto: Hindelang Tourismus / Wolfgang Kleiner<br />

Der Meisterhirte der Schrecksee-Alpe:<br />

Michel Kotz aus<br />

Hinterstein betreut etwa 100<br />

Jungrinder und eine Milchkuh,<br />

die für frische Milch, Butter<br />

und Käse auf der Alpe sorgt.<br />

Ein Drittel des Jahres verbringt<br />

Kotz auf der Alpe,<br />

den Rest arbeitet er als<br />

Zimmermann und Schreiner.


Zwei Haflinger, ein<br />

Esel: die Mitarbeiter<br />

von Berteles Transport-Unternehmen<br />

Pferdeführer Stefan Bertele im Allgäu<br />

Irrsinnig eigensinnig<br />

Weder Seilbahn<br />

noch Forststraße<br />

führen auf die<br />

knapp 1500 Meter<br />

hoch gelegene<br />

Willersalpe. Einziger<br />

Lastenverkehr<br />

ist derjenige<br />

zu Pferd.<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


ich die Arbeit mit den Pferden<br />

gelernt habe?«, wiederholt<br />

der Vollbärtige mit dem<br />

»Wie<br />

Indianergesicht murmelnd die Frage und<br />

zieht an seiner selbstgedrehten Zigarette.<br />

Die Antwort wirkt ausweichend, aber trifft<br />

dann doch den Kern von Stefan Berteles<br />

Persönlichkeit. »Bei den meisten Lebensaufgaben<br />

gibt es ja verschiedene Möglichkeiten,<br />

die anzugehen«, fängt er an. »Da<br />

habe ich mir gedacht: Suche ich mir meine<br />

eigene.«<br />

Die Suche nach eigenen Wegen ist eine<br />

Art Lebensmotto des 51-jährigen Allgäuers.<br />

Gelernt hat er Landwirt und Zimmermann;<br />

gearbeitet hat er dann in beiden<br />

Berufen und zwischenzeitlich auch als<br />

Lkw-Fahrer. Zu seinem heutigen Beruf<br />

kam er jedoch beim Trekking in Nepal.<br />

»Als ich dort gesehen habe, wie Yak-Treiber<br />

mit ihren Tieren große Gewichte in<br />

den Bergen transportieren, dachte ich mir:<br />

Das kann man doch in den Alpen sicher<br />

auch machen.«<br />

Die Gelegenheit dazu hatte er schneller<br />

als erwartet. 1999 stand die Willersalpe,<br />

eine Alm bei Bad Hindelang im Oberallgäu,<br />

zum Verkauf. Unterstützt von seinen<br />

Eltern, beschloss Stefan zusammen mit<br />

seinen jüngeren Brüdern Christian und<br />

Markus, die idyllische Alm zu kaufen.<br />

Plötzlich waren die drei Geschwister auf<br />

der knapp 1500 Meter hoch gelegenen-<br />

Hütte ihre eigenen Chefs. Sie probierten<br />

viel aus und improvisierten: bei der Haltung<br />

der Milchkühe, beim Herstellen von<br />

Bergkäse und beim Beherbergen von Wanderern<br />

in den insgesamt 30 Betten. Doch<br />

Fotos: Hindelang Tourismus (2), Thorsten Bühner<br />

Eines war von Anfang<br />

an klar: Versorgt<br />

würde die entlegene<br />

Hütte von Stefan<br />

mit seinen Pferden.<br />

eines war von Anfang an klar: Versorgt<br />

würde die entlegene Hütte ohne Anschluss<br />

an Straßen oder Seilbahnen von Stefan mit<br />

seinen Pferden.<br />

Marokkanische Kamelglocken<br />

Seit 15 Jahren steigt Bertele nun jeden<br />

Sommer mindestens zweimal pro Woche<br />

die 450 Höhenmeter vom Lebensmittel-<br />

Depot nahe der Ortschaft Hinterstein auf<br />

die Familien-Alpe. Mit dabei hat er die<br />

zwei Stuten Wanga und Melly und seit drei<br />

Jahren auch seinen Esel Sandro. Der trägt<br />

zwar nur 50 Kilogramm Proviant und damit<br />

dreimal weniger als die beiden starken<br />

Haflinger. Zudem ist er recht eigenwillig<br />

und lässt sich beim flotten Aufstieg der<br />

Pferde immer wieder zurückfallen, um<br />

ein paar Grasbüschel zu fressen. »Aber den<br />

Sandro mag ich besonders«, sagt Bertele.<br />

»Bei dem erkenne ich gut, wenn der sich<br />

was Eigenes überlegt. Das gefällt mir.«<br />

Nach einer knappen Stunde Fußmarsch erreicht<br />

Bertele schließlich die Willersalpe.<br />

Hinter ihm bimmeln die marokkanischen<br />

Kamelglocken, die er den Tieren umgehängt<br />

hat, um sie bei Nebel leichter auf<br />

der Weide zu finden und um Wanderer auf<br />

dem schmalen Fußweg vor den Pferden<br />

zu warnen. Am liebsten würde er gleich<br />

weitergehen, hier auf dem Jubiläumsweg:<br />

vorbei an seiner Alm und dem Schrecksee<br />

auf gut 1800 Metern Höhe bis zum Prinz-<br />

Luitpold-Haus. »Der See ist immer herrlich<br />

kalt«, schwärmt der verschwitzte Bertele.<br />

»Vor ein paar Jahren bin ich da mal im<br />

Juni hochgestiegen, da war er sogar noch<br />

gefroren.«<br />

Doch jetzt muss er die Bierfässer, die Brote<br />

und die Nudel-Packungen von den Rücken<br />

der Pferde schnallen und dann in die Küche<br />

gehen, um Essen für seine Gäste zu<br />

machen. Selbst ein solcher Freigeist wie<br />

er kann sich eben nicht immer die Wege<br />

aussuchen, die er in seinem Leben einschlägt.<br />

Janek Schmidt<br />

TOUREN<br />

Wild auf die Willersalpe<br />

1 Wildfräuleinstein zur Willersalpe<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

570 Hm 570 Hm<br />

Charakter: Kurze Tour über den Wildfräuleinstein,<br />

in dem der Sage nach wilde<br />

Fräulein hausten, zur Willersalpe und über<br />

einen ähnlichen Weg zurück ins Tal<br />

Ausgangspunkt: Wander-Parkplatz am<br />

südlichen Ortsende von Hinterstein (865 m)<br />

Route: Wanderparkplatz – <strong>Bergsteiger</strong> Hotel<br />

– im Zickzack den Südhang des Bschießer<br />

zum Aussichtspunkt am Köpfl e hinauf –<br />

Wildfräuleinstein – Willersalpe – zunächst<br />

denselben Weg zurück bis zum Willersbach<br />

– dann links dem Weg ins Tal nach<br />

Hinterstein folgen<br />

2 Prinz Luitpold-Haus (1846 m)<br />

▶ schwierig 9½ Std.<br />

2270 Hm 2100 Hm<br />

Charakter: Am Jubiläumsweg entlang der<br />

Grenze zwischen Bayern und Tirol passiert<br />

man die Willersalpe, mehrere Gipfel, den<br />

idyllischen aber kalten Schrecksee auf 1813<br />

Meter Höhe und das Prinz-Luitpold-Haus.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz nach dem südlichen<br />

Ortsende von Hinterstein (865 m)<br />

Hütten: Willersalpe (1456 m), Prinz-Luitpold-Haus,<br />

Giebelhaus (1087 m)<br />

Route: Hinterstein – Willersalpe – Vordere<br />

Schafwanne – Geißeckjoch – östlich um<br />

das Rauhhorn herum auf den Bergsattel<br />

»Hintere Schafwanne« – Schrecksee –<br />

Lahnerscharte – vorbei an der Lärchwand<br />

(Stahlseilsicherungen) – über Wiesen<br />

und steilen Anstieg zum Prinz-Luitpold-Haus<br />

– Untere Bärgündele-Alpe – Giebelhaus –<br />

per Pendelbus zurück ins<br />

10 km entfernte Hinterstein<br />

3 Bschießer (2000 m)<br />

und Ponten (2048 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

830 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Lange Gratwanderung vom<br />

Oberjocher Hausberg Iseler entlang der<br />

deutsch-österreichischen Grenze über<br />

mehrere Gipfel, Abstieg über die Willersalpe<br />

nach Hinterstein<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Iselerbahn<br />

(1560 m) bei Oberjoch (1136 m)<br />

Hütte: Willersalpe (1456 m)<br />

Route: Bergstation – Iseler (1876 m) – Stuibensattel<br />

– Bschießer – Ponten – Zierleseck<br />

– Willersalpe – Hinterstein –<br />

Linienbus über Hindelang<br />

zurück nach Oberjoch<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23


52 Knöpfe hat Fröwis’ Weste:<br />

für jede Woche, die er<br />

bei den Schafen ist, einen.<br />

Stundenlang steht der<br />

Schäfer bei seinen<br />

Tieren, beobachtet sie<br />

beim Weiden, lauscht<br />

dem Zupfen und<br />

Rupfen und Blöken.<br />

Werner Fröwis im Chiemgau<br />

Schäferstunden<br />

Es musste so kommen. Als Fünfjähriger<br />

hatte Werner Fröwis zum ersten<br />

Mal ein Lämmchen im Arm gehalten<br />

und ihm mit der Flasche Milch eingeflößt.<br />

Die Milch stammte von den Kühen der<br />

Oma, das Lamm gehörte einem der Wanderschäfer,<br />

die am Hof von Fröwis’ Großvater<br />

im Osten von München vorbei kamen.<br />

Heute hat Fröwis eigene Lämmchen – bis<br />

zu 500 Stück. Und 600 Mutterschafe dazu.<br />

»Ein Leben ohne die Tiere, ohne den nahen<br />

Kontakt zu der Natur, das kann ich mir gar<br />

nicht mehr vorstellen«, sagt der 54-Jährige.<br />

Wettergegerbt ist sein Gesicht, stark die<br />

Hände, die den Hütestab umschließen.<br />

Fröwis trägt die Tracht-Weste der Schäfer:<br />

mit 52 Knöpfen. »Ein Knopf für jede Woche,<br />

die der Schäfer im Jahr für seine Tiere<br />

da ist.« Unter dem grünen Filzhut blitzen<br />

wachsame blaue Augen hervor, die unentwegt<br />

die Herde im Blick haben. 1982 kaufte<br />

er sich Schaf Zenzi und zwei Lämmer;<br />

»zum Spaß und Ausgleich von der Arbeit<br />

als Polizist«. 32 Jahre später leben bis zu<br />

1100 Tiere auf seinem Hof bei Amerang<br />

im Chiemgau. Die ganze Familie ist in den<br />

Betrieb involviert, ständig gibt es etwas<br />

zu tun: Die abgegrenzten Weideflächen<br />

müssen täglich umgesetzt, Klauen ausgeschnitten,<br />

verletzte Tiere versorgt, Wolle<br />

muss geschoren, Fleisch verkauft werden.<br />

Tierischer Rasenmäher<br />

Das Arbeitsfeld des Schäfers hat sich in den<br />

letzten Jahrzehnten stark verändert: »Wolle<br />

ist leider kaum noch etwas wert«, erzählt<br />

Fröwis. Dafür ist er mit seinen Vierbeinern<br />

nun oft im Auftrag der Landschaftspflege<br />

unterwegs. Denn nichts hält Gras- und Heideflächen<br />

so gut in Schuss wie eine Herde<br />

Schafe. Mit ihrem ständigen Getrappel<br />

verdichten sie den Boden 1,6 Mal besser<br />

Fotos: Nina Hölmer<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


TOUREN<br />

Immer den Schafen nach<br />

4 Moorlehrpfad Freimoos<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

15 Hm 7 km<br />

Ein Schnalzen des Schäfers, schon folgt das Leitschaf und mit ihm die anderen in der Herde.<br />

als eine Maschine. Und an steilen Hängen,<br />

wo die Technik versagt, fühlen sich die<br />

Merino-Schafe erst richtig wohl. Insgesamt<br />

100 Hektar beweiden sie. Auf Truppenübungsplätzen<br />

der Bundeswehr trifft man<br />

den Schäfer und sein weißes Gefolge ebenso<br />

wie im Ameranger Moos oder auf den<br />

Weiden benachbarter Bauern. »Die sind<br />

froh, wenn die Schafe im Herbst noch einmal<br />

das Gras kurz mähen. Ist es über den<br />

Winter zu lang, kann es unter der Schneeschicht<br />

faulen und liefert im Frühjahr kein<br />

gutes Heu«, erklärt Werner Fröwis.<br />

Eine einsame Arbeit ist das: Stundenlang<br />

steht er bei seinen Tieren, beobachtet sie<br />

beim Weiden, lauscht dem Zupfen und<br />

Rupfen und Blöken. Egal ob der Wind<br />

den Regen horizontal über den Chiemgau<br />

treibt oder die Sonne bei 35 Grad vom<br />

Himmel brennt. »Man wird genügsam<br />

dabei«, sagt er und stützt sich auf seinen<br />

Schäferstock. »Hier draußen lernt man die<br />

Zusammenhänge der Natur zu verstehen<br />

und zur Ruhe zu kommen.« An diesen langen<br />

Tagen, an denen Schafe und Gedanken<br />

umherwandern, ist seine einzige Gesellschaft<br />

die der Hütehunde. »Sie sind das<br />

wichtigste Arbeitsmittel eines Schäfers«,<br />

sagt Fröwis. Über Hunderte Meter hören<br />

sie seine Kommandos, halten die Herde<br />

zusammen und schützen sie vor eventuellen<br />

Angreifern. Doch meist sind die Hunde<br />

nur Begleiter. Denn sobald das Leitschaf<br />

dem Schnalzlaut von Werner Fröwis folgt,<br />

setzt sich die ganze Herde in Bewegung.<br />

»Darum kommen Leitschafe bei mir auch<br />

nie zum Schlachter. Sie dürfen nach 13 bis<br />

15 Jahren einfach sterben.« Für die Lämmer<br />

hingegen, die nicht weiter zur Zucht<br />

genutzt werden, endet das Leben schon<br />

nach vier Monaten. Dafür erntet er bei<br />

manchen Menschen Kopfschütteln. »Aber<br />

ansonsten sind die Leut’ glaube ich froh,<br />

dass es uns noch gibt. Selbst wenn wir mit<br />

der Herde auf der Straße für Stau sorgen.<br />

Irgendwie sind wir für viele wohl ein hübsches<br />

Relikt aus vergangenen Zeiten.«<br />

Nina Hölmer<br />

Charakter: Über Wiesen, durch Wälder und<br />

Weiler führt der Lehrpfad durch das Revier<br />

von Werner Fröwis, der die Stimmung im<br />

Moos besonders zur Dämmerung liebt.<br />

Infotafeln gehen auf die kulturhistorische<br />

Bedeutung dieser Landschaft ein.<br />

Ausgangspunkt: Amerang (538 m)<br />

Route: Von Amerang zunächst Richtung<br />

Westen nach Lattenberg und weiter zu den<br />

Seen bei Zillham, dann Richtung Süden der<br />

Beschilderung bis nach Halfi ng (502 m)<br />

folgen. Per Zug bzw. Bus zurück nach Amerang<br />

5 Kranzhorn (1366 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

850 Hm 8 km<br />

Charakter: Bestens ausgeschilderte,<br />

einfache Bergwanderung auf schönen<br />

Aussichtsgipfel mit Blick übers Inntal und<br />

den Wendelstein bis zum Großglockner.<br />

Ausgangspunkt: Windshausen (460 m)<br />

Route: Windshausen – Kranzhornalm –<br />

Kranzhorn – zurück auf demselben Weg<br />

6 Kampenwand (1664 m)<br />

▶ mittel 7–8 Std.<br />

1130 Hm 15 km<br />

Charakter: Die Wanderung auf den charakteristischen<br />

Kamm verlangt nur am Gipfel<br />

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Ramsenbach<br />

bei Mühlau/Schleching (640 m)<br />

Route: Parkplatz – Ramsenbach – Grassauer<br />

Haus (1319 m) – Hochalpenkopf (1494 m)<br />

– Kampenwand – Steinlingalm (1402 m) –<br />

Sonnenalm (1467 m) – Markkaser (1441<br />

m) – Dalsenalmen – Parkplatz<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25


Die Sennerinnen der Geitauer Almkäserei<br />

Früh aufstehen lohnt<br />

sich: Sonnenaufgang<br />

an der Geitauer Alm<br />

Zu schön, um Alm zu<br />

Was das Schönste am Almleben ist?<br />

»Wenn frühmorgens die Sonne<br />

über dem Wendelstein aufgeht«,<br />

sind sich Mutter und Tochter einig. Dann<br />

rufen die Strahlen, die durchs Fensterkreuz<br />

in den winzigen Raum mit Stockbett<br />

und Tisch scheinen, die beiden Sennerinnen<br />

zur Arbeit. Elisabeth und Rosemarie<br />

Mair bewirtschaften die Geitauer Alm, die<br />

auf 1331 Meter Höhe mit bester Aussicht<br />

auf den Wendelstein liegt. Latschen und<br />

vereinzelte Laubbäume säumen die Wiesen<br />

bis hin zum felsigen Gipfelauf bau des<br />

Aiplspitz im Rücken der Alm. Von Mai bis<br />

Ende September grasen hier an die 30 Rinder,<br />

darunter vier Milchkühe. Geißen meckern.<br />

Hin und wieder hört man wohliges<br />

Grunzen aus dem Schweinestall hinter der<br />

Käserei, die seit 2007 ans frisch renovierte<br />

Almgebäude anschließt.<br />

Nächste Finanzkrise, neuer Besitzer<br />

Ein idyllischer Platz für eine Alm, die<br />

schon seit gut 200 Jahren besteht. Wenn<br />

Mutter Elisabeth von ihrer sommerlichen<br />

Bleibe spricht, sagt sie immer noch »unsere<br />

Alm«. Dabei ist sie längst nicht mehr im Familienbesitz.<br />

Früher teilte sich Elisabeths<br />

Großvater, der Gödenbauer, die Hochwiesen<br />

mit zwei weiteren Bauern aus dem Tal.<br />

Die Not während der Weltwirtschaftskrise<br />

1929 trieb die drei Landwirte aber dazu,<br />

die Hütten samt Weidefläche an die Gemeinde<br />

Bayrischzell zu verkaufen. Eine<br />

weitere Finanzkrise, ein neuer Besitzer:<br />

2007 kaufte die örtliche Sparkasse die<br />

Alm und renovierte sie behutsam unter<br />

den Vorgaben des Denkmalschutzes. »Die<br />

Mauern sind aus Bachbummerln«, erklärt<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger<br />

Rosemarie Mair inmitten ihrer Ziegen<br />

Die Schweine lieben die Käse-Molke.<br />

Kühe grasen, Geißen<br />

meckern. Hin und<br />

wieder hört man<br />

wohliges Grunzen aus<br />

dem Schweinestall<br />

hinter der Käserei.<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Einst gehörte die<br />

Alm dem Großvater<br />

von Elisabeth Mair.<br />

TOUREN<br />

Geitauer Alm –<br />

drunter und drüber<br />

7 Geitauer Alm (1331 m)<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

550 Hm 3 km<br />

Charakter: Einfache Familienwanderung<br />

auf breitem Forstweg durch den Bergwald in<br />

den Almkessel unterhalb der Aiplspitz<br />

mit Blick auf Wendelstein und Breitenstein<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau<br />

(775 m)<br />

Route: Geitau – Berggraben – Alplgraben –<br />

Geitauer Alm<br />

8 Aiplspitz (1759 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

980 Hm 10 km<br />

sein<br />

Charakter: Der Hausberg der Geitauer Alm<br />

verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit,<br />

da man in den Gipfelfelsen hin und<br />

wieder die Hände benutzen muss.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau<br />

(775 m)<br />

Einkehr: Geitauer Alm<br />

Route: Geitau – Geitauer Alm – Nordgrat<br />

des Aiplspitz – Gipfel – Krottenthaler Alm<br />

(1435 m) – Krottenthaler Graben – Geitau<br />

9 Rotwand (1884 m)<br />

Elisabeth, »und der Mittelbalken aus der<br />

Zeit um 1760 ist auch noch original«. Inzwischen<br />

steht die Alm schon wieder zum<br />

Verkauf; die Zukunft der beiden Sennerinnen<br />

ist damit ungewiss.<br />

Was gab es nicht schon alles an Plänen<br />

für die Geitauer Alm: Die Sparkasse wollte<br />

das Grundstück samt Gebäude in eine<br />

Stiftung für Natur und Umwelt einfließen<br />

lassen, ein Steinadler-Projekt sollte vorangetrieben<br />

werden. Und beinahe wäre die<br />

Geitauer Alm sogar zur Außenstelle der<br />

Universitäten Kiel und Essen aufgestiegen.<br />

»Sie ist eine der zwei artenreichsten Almen<br />

in Deutschland, hat mir ein Uni-Professor<br />

erzählt«. Die sonst so zurückhaltende Elisabeth<br />

klingt stolz.<br />

Frische Ideen hätten die beiden Sennerinnen<br />

schon auch für die Geitauer Alm:<br />

Ziegenkäse würden sie gerne herstellen,<br />

zusätzlich zum Berg- und Frischkäse aus<br />

Kuhmilch, dem Geräucherten und der Buttermilch<br />

aus eigener Produktion, die sie an<br />

vorbeikommende Wanderer verkaufen.<br />

Bisher grasen die Geißen nur versuchsweise<br />

auf der Alm, ein Unterstand müsste für<br />

▶ mittel 8 Std.<br />

1350 Hm 14 km<br />

Charakter: Die ausgedehnte Rundtour<br />

über mehrere Gipfel und mit einem wunderschönen<br />

Finale am Soinsee verlangt gute<br />

Kondition.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau<br />

(775 m)<br />

Einkehr: Geitauer Alm, Rotwandhaus<br />

Route: Geitau – Geitauer Alm – Aiplspitz –<br />

Rauhkopf (1689 m) – Taubenstein (1692 m)<br />

– Lämpersberg – Rotwand (1884 m) –<br />

Rotwandhaus (1737 m)<br />

– Soinsee (1459 m) –<br />

Schellenbergalm – Geitau<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

sie gebaut und ein Abnehmer für den Käse<br />

gefunden werden. Doch Elisabeth fürchtet,<br />

dass ein neuer Besitzer die Alm zum<br />

Touristen-Magneten umstrukturiert. »Der<br />

Platz mit der tollen Aussicht auf den Wendelstein<br />

ist halt schon ein sehr schöner.«<br />

Zu schön, um ihn zwei Sennerinnen samt<br />

Kühen, Geißen und Schweinen zu überlassen?<br />

Dagmar Steigenberger


Fast so schön wie Edelsteine:<br />

Kiesel aus dem Karwendel<br />

Fotos: Josef Karner, Alpenwelt Karwendel<br />

Sein Arbeitsmaterial<br />

findet Josef Karner<br />

in Flüssen und Bächen<br />

rund um Krün.<br />

Hier, am Oberlauf der<br />

Isar, begann seine<br />

ungewöhnliche Leidenschaft<br />

für Kiesel,<br />

Kristalle und Granit.<br />

Isarkieselschleifer Josef Karner<br />

Individualisten<br />

aus Stein<br />

Natürlich hat Josef Karner das alles<br />

nicht nur deshalb gemacht, weil<br />

sein Widerspruchsgeist geweckt<br />

wurde. Nicht nur, aber auch. Als der Physiotherapeut<br />

vor 15 Jahren beschloss,<br />

seinen erlernten Beruf aufzugeben und<br />

stattdessen als Isarkieselschleifer sein<br />

Auskommen zu finden, da kommentierte<br />

so mancher Bekannte diesen Plan mit der<br />

Frage: Spinnst du? Josef Karner lacht und<br />

sagt: »Ich gebe zu, das hat mich gereizt.«<br />

Heute nennen manche den 57-Jährigen<br />

einen »Steineflüsterer«: Gemeinsam mit<br />

seiner Frau Vera sammelt der Krüner am<br />

Finzbach und im Isarbett Steine, er schleift<br />

und bearbeitet sie zu Schmucksteinen<br />

oder Fassaden-Dekorationen und stellt die<br />

prächtigsten Exemplare in einem Museum<br />

aus. Zudem veranstaltet er Führungen in<br />

geologisch interessante Gebiete, hat Lehrpfade<br />

entwickelt und realisiert und bietet<br />

Projekttage für Schulen an.<br />

In Krün ist Karner aufgewachsen, und hier,<br />

am Oberlauf der Isar, begann auch seine<br />

ungewöhnliche Leidenschaft. Kein Wunder:<br />

Gletscher haben während der Eiszeiten<br />

Steine aus allen möglichen Gegenden<br />

des Alpenraums hierher geschoben und<br />

dann zurückgelassen: Juliergranit aus der<br />

Schweiz, Meta-Andesiten aus Südtirol,<br />

Granatamphibolite aus Tirol. Die Gegend<br />

hier, sagt Karner, sei geologisch besonders<br />

interessant, dank regionaler Fossilien und<br />

internationaler Kristalle.<br />

Die schier endlose Vielfalt der Fundstücke<br />

fasziniert ihn bis heute: »Steine sind Individualisten,<br />

sie sind unangepasst«, sagt er.<br />

»Jeder Stein ist anders, jede Kombination<br />

aus Farbgebung und Form speziell.« Auch<br />

deshalb geht die Suche für ihn immer<br />

noch weiter. »Das ist wie eine Droge«, sagt<br />

er, »man hat von jedem Stein schon einen,<br />

aber man will immer noch ein besseres Exemplar<br />

finden.«<br />

Christina Warta<br />

TOUREN<br />

Juwelen nahe der Isar<br />

10 Hüttlebachklamm<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

100 Hm 3 km<br />

Charakter: Spannender Naturerlebnispfad<br />

für Familien mit Kindern, auf dem man<br />

spielend lernen kann. 25 Schautafeln<br />

weisen auf die speziellen eiszeitlichen<br />

Geländeformationen hin.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Krün<br />

beim Isarsteg<br />

Route: Vom Wanderparkplatz entlang des<br />

Hüttlebachs bis zum Ende und wieder zurück<br />

11 Herzogstand (1731 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

900 Hm 5 km<br />

Charakter: Das Panorama von diesem<br />

Münchner Hausberg ist immer wieder beeindruckend<br />

und laut Josef Karner »ein Stück<br />

Heimatkunde«. An der Bergstation der Bahn<br />

beginnt der 2,5 Kilometer lange Panorama-<br />

Naturlehrpfad von Karner.<br />

Ausgangspunkt: Talstation der Herzogstandbahn<br />

(815 m)<br />

Route: Talstation – Herzogstandhaus – Herzogstandgipfel.<br />

Mögliche weitere Gipfel von<br />

hier aus sind der Martinskopf (1675 m) oder<br />

der Heimgarten (1790 m). Wer nicht laufen<br />

will, kann auch die Bahn nehmen.<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


TOUREN<br />

Räuchern für<br />

die Berggeister:<br />

Ritual bei der<br />

Mittagsscharte<br />

Quellen der Kraft<br />

12 Irlmaier-Madonna<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

250 Hm 8 km<br />

Charakter: Interessante Wanderung durch<br />

die Almbachklamm, durch die früher Holz<br />

getriftet wurde, zu einer besonderen Quelle<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Almbachklamm<br />

(500 m) an der B305 von Berchtesgaden<br />

nach Marktschellenberg<br />

Route: Parkplatz – Kugelmühle – Almbachklamm<br />

– Theresienklause – Rückweg über<br />

Ettenberg; Abkürzung: vor der Theresienklause<br />

bei Klammmitte Aufstieg nach Ettenberg<br />

in einer halben Stunde<br />

13 Herzstein und Marienheilgarten<br />

▶ leicht 1½ Std.<br />

100 Hm 3 km<br />

Alpenschamane Rainer Limpöck<br />

Die Seele des<br />

Untersbergs<br />

Charakter: Gemütlicher Spaziergang zu<br />

zwei alten, bekannten Pilgerstätten. Der<br />

Marienheilgarten mit Steinkreis und Menhir<br />

gilt ebenso als Ort mit einem besonderen<br />

Energiefeld wie der von der Natur geformte<br />

Herzstein<br />

Ausgangspunkt: Hotel Klosterhof in Bayrisch<br />

Gmain (550 m)<br />

Endpunkt: Großgmain (524 m)<br />

Route: Bayrisch Gmain – Waldweg Richtung<br />

Bad Reichenhall – Kreuzung mit Bank, ein<br />

unscheinbarer Pfad führt in den Wald zum<br />

Herzstein – Klosterhof – Großgmain Kirche –<br />

Marienheilgarten<br />

Fotos: Rainer Limpöck, Marco Barnebeck/pixelio<br />

Der Untersberg hat Rainer Limpöck<br />

seit jeher fasziniert. Schon als kleiner<br />

Junge, geboren in Bad Reichenhall,<br />

bestaunte Limpöck den gewaltigen<br />

Monolithen, der sich direkt vor seiner<br />

Haustür erhob. »Diese außergewöhnliche<br />

Form, dieses Tafelberg-Artige, das hat<br />

mich in seinen Bann gezogen«, schwärmt<br />

Limpöck. Und natürlich spielten dabei<br />

auch die vielen Sagen eine Rolle, die sich<br />

um den Untersberg ranken und dem Berg<br />

eine zweite, geheimnisvolle Dimension<br />

verleihen. Als Erwachsener begann Limpöck<br />

damit, diese Mythen ausführlich zu<br />

studieren. »Jede dieser Erzählungen hat<br />

einen wahren Kern«, glaubt er.<br />

Limpöck suchte die zahlreichen Naturphänomene<br />

am Untersberg, die in den<br />

historischen, teils hunderte Jahre alten<br />

Erzählungen beschrieben waren. »Da<br />

war zum Beispiel von einem Dimensionsportal<br />

an der Mittagsscharte die Rede,<br />

das sich hin und wieder an Maria Himmelfahrt<br />

auftue«, sagt er. Also stieg er<br />

an einem 15. August auf zur beschriebenen<br />

Stelle, fand eine leicht zugängliche<br />

Höhle, stieg hinein. »Und plötzlich ging<br />

genau zur Mittagszeit die Sonne auf.«<br />

Durch einen Tagschlot bahnte sich das<br />

Sonnenlicht seinen Weg in die Höhle –<br />

»für die Menschen der Frühzeit war dies<br />

sicher ein tolles, ein göttliches Erlebnis.«<br />

Limpöck hat die Naturschauspiele rund<br />

um seinen Hausberg in vielen Büchern<br />

beschrieben und sich von den Erlebnissen<br />

bezaubern lassen. Heute bezeichnet<br />

sich Limpöck als Alpenschamane. »Der<br />

Schamanismus sieht jeden Stein, jeden<br />

Berg, einfach alles in der Natur als beseelt<br />

an«, sagt der 55-Jährige. Der Umgang mit<br />

der Natur wäre ein anderer, wenn diese<br />

Sichtweise weiter verbreitet wäre, ist Limpöck<br />

sich sicher. »Dann hätten wir weniger<br />

Probleme.« Christina Warta ◀<br />

Durch einen Tagschlot<br />

bahnt sich am 15. August<br />

mittags das Sonnenlicht<br />

einen Weg in die Höhle.<br />

Ettenberg am Fuß des Untersbergs<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


AUF TOUR<br />

Vier Passwanderungen vom Rhonetal in die Fremde<br />

Weg<br />

aus<br />

dem<br />

Wallis<br />

Das Wallis ist von Gebirge<br />

umgeben. Dennoch war<br />

die Fremde immer nah:<br />

Über Pässe zogen Menschen<br />

seit jeher vom Wallis in<br />

die umliegenden Gebiete<br />

und zurück. Vier Vorschläge,<br />

wie Sie das Wallis auch<br />

heute noch am schönsten<br />

hinter sich lassen.<br />

Von Caroline Fink<br />

(Text und Fotos)<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


KOMPAKT<br />

An die Grenzen gehen<br />

Der Weg in den Himmel<br />

ist steinig: Aufstieg<br />

zum Monte-Moro-Pass<br />

Welchen davon Hannibal<br />

mit seinen Elefanten<br />

nahm, ist ungewiss. Aber<br />

er überquerte einen, genauso<br />

wie der Steinzeit-<br />

Mensch »Schnidi«. Und auch die Walser<br />

zogen vor 800 Jahren, Napoleon zog vor<br />

gut 200 Jahren über sie: die Walliser Pässe.<br />

Denn wo Berge sich erheben, gibt es nur<br />

den Weg über den Pass. Und Berge gibt es<br />

im Wallis genug: Mehr als 40 Viertausender<br />

ragen im südwestlichsten Kanton der<br />

Schweiz in den Himmel. Bergketten, die<br />

die Menschen schon vor Jahrhunderten<br />

regelmäßig überwanden. Und das so oft,<br />

dass die Welt jenseits des Berges für die Bewohner<br />

abgelegener Seitentäler meist näher<br />

lag als die Städte unten im Rhonetal,<br />

dem Walliser Haupttal.<br />

Wer heute ins Wallis reist, fährt immer<br />

noch über Pässe: über den Furka, den<br />

Grimsel, den Nufenen oder den Simplon.<br />

Oder aber er fährt stracks mit einem<br />

Schnellzug durch den Berg: durch den 34<br />

Kilometer langen Lötschberg-Basistunnel<br />

vom bernischen Spiez ins Rhonetal oder<br />

durch den Simplontunnel weiter ins italienische<br />

Domodossola.<br />

Doch auch die alten Wege gibt es noch. Jene,<br />

die auf schmalen Pfaden oder steinigen<br />

Saumwegen über karge Pässe führen, von<br />

einem der vielen Walliser Seitentäler nach<br />

Süden oder Norden in die Fremde. Die folgenden<br />

vier Walliser Wanderpässe zeigen<br />

uns vor allem eines: dass es jenseits des<br />

Berges immer etwas zu entdecken gibt.<br />

Anreise: Mit der Bahn über Bern<br />

und Lausanne im Halbstundentakt<br />

nach Visp, Brig, Sion oder Martigny<br />

und weiter per Bus oder Bahn zu den<br />

Ausgangspunkten. Infos: www.sbb.ch.<br />

Mit dem Auto von Norden nach Kandersteg<br />

und per Autoverlad Lötschberg<br />

nach Goppenstein oberhalb von<br />

Brig; von Osten über den Furkapass<br />

ins Oberwallis; von Westen über<br />

die Autobahn A9 ins Unterwallis.<br />

Infos Autoverlad: www.bls.ch<br />

Rückreise nach den Passwanderungen:<br />

Aus dem Berner<br />

Oberland mit Bus und Bahn nach<br />

Spiez und mit der Bahn zurück nach<br />

Visp (oder Bern); von Courmayeur via<br />

Aosta mit dem Bus über den Großen<br />

Sankt Bernhard nach Martigny;<br />

von Macugnaga mit dem Bus nach<br />

Domodossola und per Bus oder Zug<br />

zurück nach Brig. www.sbb.ch<br />

Informationen: Wallis Tourismus,<br />

Tel. 00 41/(0) 27/3 27 35 90,<br />

www.valais.ch<br />

Literatur: C. Fink, G. & R.M. Bleyer<br />

»Höhenwege im Wallis – Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und<br />

leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, München 2014;<br />

Mark Zahel »Höhenwege Wallis – 40<br />

Panoramatouren für 1 bis 2 Tage«,<br />

Bergverlag Rother, Oberhaching 2014<br />

Karten: Kartenmaterial von Swisstopo<br />

gratis online, www.map.geo.admin.ch;<br />

Papierkarten siehe Tourenblätter<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31


Vom Mattmark-Stausee<br />

im Saastal geht es<br />

bergauf nach Italien.<br />

TOUR<br />

Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />

Madonna und Monte Rosa<br />

Als sanfte Senke liegt der Monte-Moro-<br />

Pass in der Horizontlinie hinter dem<br />

Saastal, wie gemacht, um aus dem Wallis<br />

Richtung Süden nach Italien zu gehen.<br />

International war der Pass nie so wichtig<br />

wie der benachbarte Simplonpass oder<br />

Glanzvoller<br />

Höhepunkt:<br />

Madonna am<br />

Passübergang<br />

der Große Sankt Bernhard. Die Bewohner<br />

des italienischen Valle Anzasca und des<br />

schweizerischen Saastals verband er aber<br />

über Jahrhunderte hinweg.<br />

Einheimische Säumer transportierten<br />

Reis, Zucker, Kaffee oder Wein über die<br />

Passhöhe, und im 13. und 14. Jahrhundert<br />

zogen die Walser aus dem Saastal im<br />

Rahmen der großen Walserwanderungen<br />

über diese Senke nach Süden, um sich in<br />

den italienischen Alpentälern niederzulassen.<br />

Bis heute prägt die Walserkultur<br />

diese Gebiete; und auch wenn auf der italienischen<br />

Seite mittlerweile höchstens<br />

noch die Dorfältesten Walserdeutsch sprechen,<br />

wird der italienische Ort Macugnaga<br />

auf manchen Wegweisern im Saastal auch<br />

heute noch mit seinem Walsernamen<br />

z‘Makanaa bezeichnet.<br />

Inzwischen sind die Einheimischen jedoch<br />

nurmehr selten auf der Passhöhe anzutreffen,<br />

schon gar nicht zwecks Handel:<br />

Fahren Saaser in die nächste Stadt, dann<br />

ist dies Visp oder Brig im Rhonetal, während<br />

die Bewohner des Valle Anzasca im<br />

italienischen Domodossola ihren Großeinkauf<br />

erledigen. So sind es allen voran<br />

Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

650 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Eine Tour, die teils auf alten<br />

Saumpfaden hoch zum schönsten Ausblick<br />

auf die Monte-Rosa-Ostwand führt. Von<br />

der Passhöhe ins italienische Macugnaga<br />

fährt eine Seilbahn, deren Fahrplan etwas<br />

tagesabhängig ist.<br />

Ausgangspunkt: Mattmark-Stausee<br />

(2203 m) am Talschluss des Saastals<br />

Endpunkt: Macugnaga (1307 m)<br />

Wegverlauf: Mattmark –<br />

Distelalp – Monte-Moro-<br />

Pass – Macugnaga<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

Wanderer, die über die alten Steinstiegen<br />

des Saumweges zur Passhöhe hinauf<br />

marschieren. Dorthin, wo eine übergroße<br />

goldene Madonnenstatue die Hände<br />

schützend über Besucher ausbreitet. Bei<br />

Nebel, Wolken und tristem Regenwetter<br />

ist sie das einzige Glanzlicht des Passes.<br />

Bei klarer Sicht hingegen bekommt sie<br />

Konkurrenz aus Südosten: Dort ragt die<br />

vergletscherte Monte-Rosa-Ostwand –<br />

mit 2400 Metern die höchste Wand in<br />

den Alpen – in den Himmel. Da kann<br />

man nur voller Staunen sagen: Madonna,<br />

welch ein Anblick!<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Von Leukerbad führt<br />

der Weg am Daubensee<br />

entlang zur Gemmi.<br />

Gemmipass (2314 m)<br />

Tourismus und Thermalwasser<br />

Der Gemmipass verbindet das Berner Oberländer<br />

Dorf Kandersteg mit dem Walliser<br />

Ort Leukerbad. Ein Pass, der heute vor allem<br />

von Wanderern geschätzt wird, früher<br />

aber in Verbindung mit dem Simplonpass<br />

einen direkten Weg von Bern nach Italien<br />

bot. Dies kam auch dem Tourismus zugute,<br />

der sich ab 1800 vor allem in Leukerbad<br />

entwickelte, wo bereits damals heilende<br />

Thermalquellen sprudelten. Im Jahr 1850<br />

TOUR<br />

Gemmipass (2314 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

100 Hm 50 Hm<br />

Charakter: Gemütliche Passwanderung<br />

mit wenig Aufstieg auf guten Bergwegen<br />

Ausgangspunkt: Leukerbad (1402 m)<br />

oberhalb von Leuk<br />

Endpunkt: Kandersteg (1176 m) im<br />

Kandertal<br />

Route: Leukerbad – Schwarenbach<br />

– Sunnbüel –<br />

Kandersteg<br />

Tourenkarte 3<br />

Heftmitte<br />

hatten die Gäste aus der Schweiz und dem<br />

Ausland, allen voran Großbritannien, bereits<br />

die Qual der Wahl: Im Bergdorf standen<br />

sieben Hotels und mehrere Pensionen.<br />

Um der Noblesse den Weg zum Kurort möglichst<br />

angenehm zu gestalten, verkehrte<br />

um 1900 zwischen Kandersteg und Leukerbad<br />

gar das »Gemmi-Wägeli«, ein einplätziges<br />

Wägelchen, das von einem Pferd oder<br />

Maultier gezogen wurde, während der Kutscher<br />

zu Fuß neben dem Wagen herging.<br />

Heute haben es die Wanderer fast so bequem:<br />

Von Leukerbad und Kandersteg<br />

verkürzen Seilbahnen den Weg. In Leukerbad<br />

entspannen sie sich in den Thermalbädern.<br />

Kandersteg ist da weniger auf Rosen<br />

gebettet: Früher eine wichtige Bahnstation<br />

entlang der Lötschbergroute zwischen<br />

Bern und Brig, schießen die Schnellzüge<br />

seit 2007 einige hundert Meter unterhalb<br />

durch das Lötschbergbasistunnel, womit<br />

das Dorf immer mehr von der Landkarte<br />

der Reisenden verschwindet. Was nichts<br />

daran ändert, dass dieses Bergdorf einen<br />

bekannten Sohn hat: Adolf Ogi, der von<br />

1987 bis 2000 dem Bundesrat angehörte<br />

und bis heute sehr beliebt im Land ist.<br />

INFO<br />

Wallisertiitsch<br />

und Patois<br />

Eine der Besonderheiten des Wallis ist seine<br />

Sprache. Oder besser: seine Sprachen.<br />

Offi ziell wird im östlichen Oberwallis Deutsch<br />

gesprochen, im westlichen Unterwallis<br />

Französisch. Wer nun denkt, Besucher mit<br />

regulären Sprachkenntnissen in Deutsch<br />

oder Französisch würden die Einheimischen<br />

verstehen, hat weit gefehlt. Selbst<br />

Deutschschweizer aus den übrigen Kantonen<br />

tun sich schwer mit dem höchstalemannischen<br />

Dialekt der Oberwalliser. So heißt in<br />

manchen Walliser Regionen das Frühjahr<br />

»Üüstag«, ein Frosch ist ein »Hopschil« und<br />

ein Schmetterling eine »Pfi ffoltra«. Selbst<br />

das sonst schweizerische »Grüezi« gilt im<br />

Wallis nicht. Walliser sagen »Tagwohl« oder<br />

»N’Abund« – und bezeichnen deshalb andere<br />

Deutschschweizer als »Grüezenis«. Etwas<br />

weniger präsent, aber dennoch bis heute<br />

lebendig sind auch die französischen Dialekte<br />

im Unterwallis, die Patois. Besonders in<br />

Flurnamen fallen sie immer wieder auf: So<br />

ist eine höher gelegene Alm im Val d’Hérens<br />

eine »Rèmointse« anstatt einer »Alpage« und<br />

eine Ziege eine »tsóka« anstatt einer »Chèvre«.<br />

Für alle, die das weiter vertiefen wollen:<br />

Unter www.wikipedia.org/patois gibt es Infos<br />

zum Patois, während die App »Wallisertiitsch«<br />

des Tourismusvereins Visperterminen<br />

einen kostenlosen Sprachkurs bietet.<br />

Andenken von unterwegs:<br />

Souvenirshop beim Hotel Schwarenbach<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Vom Grand Col Ferret aus<br />

blickt man ins italienische<br />

Val Ferret.<br />

Petit (2490 m) & Grand Col Ferret (2537 m)<br />

Ein Name für viele Orte<br />

Der Flurname »Ferret« sorgt immer wieder<br />

für Verwirrung. Es gibt nämlich zwei Cols<br />

Ferret, zwei Pässe also, mit demselben Namen:<br />

den kleinen und den großen, den Petit<br />

Col Ferret und den Grand Col Ferret. Die<br />

zwei Täler im Norden und Süden heißen<br />

ebenfalls gleich: Val Ferret und Val Ferret.<br />

Man kann hier also vom Schweizer Dörfchen<br />

Ferret im Val Ferret über einen doppelten<br />

Col Ferret ins italienische Val Ferret<br />

wandern. Die Tour ist auch ohne Wortspiele<br />

lohnend, denn über den beiden Tälern<br />

erheben sich die vergletscherten Gipfel<br />

des Mont Dolent und der Grandes Jorasses.<br />

In Watte gepackt: Wollgras in den<br />

sumpfigen Senken rund um die Cols Ferret<br />

Wenige Kilometer weiter südlich liegt der<br />

Mont Blanc, der höchste Gipfel der Alpen.<br />

Doch im nächstgrößeren Dorf auf der italienischen<br />

Seite rücken die Bergwelten rasch<br />

in den Hintergrund. Die kleine Kapelle,<br />

die Geranien und alten Ställe des schweizerischen<br />

Ferret scheinen in einer anderen<br />

Welt zu liegen. Denn hier, im italienischen<br />

Courmayeur, genießen Gäste mit schicken<br />

Sonnenbrillen in der Pasticceria »Dolce Voglia«<br />

süße Cornetti und Brioches, während<br />

Besucher aus Mailand und Turin an den<br />

Schaufenstern der Bijouterien in der Via<br />

Roma vorbeischlendern, die Ledertasche<br />

am Arm, ein Hündchen an der Leine.<br />

Wie kaum ein anderer Wanderpass im<br />

Wallis stehen der Petit und der Grand Col<br />

Ferret denn auch als Sinnbild dafür, was<br />

Pässe so spannend macht: dass sie Täler<br />

und Länder, Sprachen und Kulturen verbinden.<br />

Sie öffnen uns die Augen dafür,<br />

dass die Alpen ein bunter Kulturraum<br />

sind. Ein Flickenteppich aus Stoffen, die<br />

ineinander greifen, mal miteinander verschmelzen,<br />

und doch ihre Eigenheiten bewahren.<br />

Wie hier in den zwei Vals Ferret,<br />

wo Wanderer in der französischsprachigen<br />

Schweiz loswandern und abends in einem<br />

italienischen Dorf mit dem französischen<br />

Namen Courmayeur ankommen. Dazwischen<br />

ein fließender Übergang aus Raclette<br />

und Pasta, Geranien und Lupinen, bonjour<br />

und buongiorno. Ein Gebiet, in dem Landesgrenzen<br />

verwischen.<br />

TOUR<br />

Grand Col Ferret (2537 m)<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

850 Hm 780 Hm<br />

Charakter: Internationale Passwanderung<br />

mit schönem Ausblick auf das Mont-Blanc-<br />

Massiv. Der Petit Col Ferret ist auf der<br />

italienischen Seite etwas steiler als der<br />

Grand Col Ferret und wird seltener begangen.<br />

Ausgangspunkt: Ferret (1700 m) auf<br />

Schweizer Seite<br />

Endpunkt: Arp Nouva (1769 m) auf<br />

italienischer Seite<br />

Route: Ferret – La Peule –<br />

Grand Col Ferret – Rifugio<br />

Elena – Arp Nouva<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


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NEU!<br />

Tausend Jahre vor dem<br />

Ötzi war in dieser Gegend<br />

der »Schnidi« unterwegs.<br />

Rawilpass (2429 m)<br />

Nah an der Steinzeit<br />

Westlich vom Gemmipass gibt es kein<br />

Durchkommen: Das dreigipflige Massiv<br />

des Wildstrubels und das weite Gletscherplateau<br />

der Plaine Morte versperren den<br />

Weg zwischen dem Berner Oberland und<br />

dem Wallis. Erst zwölf Kilometer weiter<br />

westlich senken sich die Bergketten erneut<br />

hinab, so dass sie über ein karges Hochtal<br />

passierbar sind. Ob der Rawilpass schon<br />

vor Jahrtausenden genutzt wurde, ist ungewiss.<br />

Jedoch ganz in seiner Nähe, beim<br />

Schnidejoch, gab der Gletscher nach dem<br />

Hitzesommer 2003 Kleidungsstücke aus<br />

Leder und Bast, Pfeile, Köcher, Fellreste<br />

und Kleidernadeln aus Bronze frei. Manche<br />

der Gegenstände wurden auf ein Alter<br />

von 4500 v. Chr. datiert, womit es sich um<br />

die ältesten Funde in den Alpen handelt.<br />

Als Vergleich: Ötzi lebte tausend Jahre<br />

nach dem Schweizer Urzeitmenschen.<br />

Was den Namen angeht, stand Ötzi indes<br />

Pate: die Schweizer tauften den Besitzer<br />

der urzeitlichen Gegenstände »Schnidi«.<br />

Weniger Sinn für Geschichte, dafür umso<br />

mehr Gespür für die Zukunft zeigten die<br />

Planer einer Schweizer Nationalstraße: Die<br />

direkte Verbindung zwischen Bern und<br />

dem Wallis hätte durch einen Tunnel unter<br />

dem Rawilpass führen sollen. Die Pläne<br />

mitsamt ihren Zubringerstraßen landeten<br />

1984 im Papierkorb. So lässt es sich auch<br />

heute noch in aller Ruhe durch das weitgehend<br />

unbewohnte Gebiet des Rawilpasses<br />

wandern: Nach dem Lac de Tseuzier folgt<br />

der Weg einer plätschernden Suone, um<br />

danach steil und still bergauf ins Hochtal<br />

der Alpage du Rawil zu führen.<br />

◀<br />

TOUR<br />

Rawilpass (2429 m)<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

670 Hm 870 Hm<br />

Charakter: Wanderung an plätschernden<br />

Suonen entlang und an Seen vorbei,<br />

die durch ein stilles Hochtal vom Wallis ins<br />

Berner Oberland führt<br />

Ausgangspunkt: Lac de Tseuzier (1777 m)<br />

Endpunkt: Iffi genalp (1584 m)<br />

Route: Lac de Tseuzier –<br />

Plan des Roses –<br />

Rawilpass – Iffi genalp<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

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AUF TOUR<br />

Schermberg, volle Breitseite:<br />

links der Große Priel,<br />

rechts das Almtaler Köpfl<br />

Totes Gebirge<br />

Verlassene<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Irgendwann hörte Peter von einer der<br />

höchsten Wände der Ostalpen. An einem<br />

gewissen Schermberg, den nur Gebietskenner<br />

einordnen konnten, sollte<br />

sie aufragen. Jedenfalls kannte er niemanden,<br />

der schon mal dort war. Selbst hatte<br />

Peter das Tote Gebirge einmal tagelang<br />

überschritten, war über zerklüftete Karrenfelder<br />

unwahrscheinlichen Ausmaßes sogar<br />

nahe am Schermberg vorbeigestolpert,<br />

doch diesen Wandabbruch auf der anderen<br />

Seite konnte er damals kaum erahnen.<br />

Das Tote Gebirge in Oberösterreich<br />

zeigt alle Merkmale eines ostalpinen<br />

Karststocks: an den Rändern teils<br />

festungsgleiche Felswände, oben ein<br />

weites, verworren-tristes Plateau.<br />

Bei einer Tour auf den Schermberg erlebt<br />

man diese Facetten in bestechender Weise.<br />

Von Mark Zahel (Text & Bilder)<br />

Festung<br />

Das unbekannte Bollwerk<br />

Jahre vergehen, bis Peter endlich den Weg<br />

in die Hetzau einschlägt. Und plötzlich ist<br />

sie nicht nur gegenwärtig, sondern absolut<br />

dominant, fast erdrückend, diese ominöse<br />

Schermberg-Nordwand, die in seinem<br />

Geiste schon so lange Gestalt angenommen<br />

hatte: 1400 Meter hoch und an die zwei Kilometer<br />

breit. Ein Bollwerk! Die zweithöchste<br />

Felsflucht der Nördlichen Kalkalpen, nach<br />

der Watzmann-Ostwand, sagt die Alpingeografie.<br />

Aber längst nicht so berühmt. Denn<br />

die abgelegene Hetzau ist kein Touristenmagnet<br />

wie der Königssee bei Berchtesgaden.<br />

Früher kam man praktisch gar nicht rein,<br />

wurde das Revier doch von den Jagdherren<br />

regelrecht abgeschottet. Auch heute bleibt<br />

die Zufahrt zum Almtaler Haus zur Schießsaison<br />

ab Mitte September gesperrt, und die<br />

Welser Hütte als Stützpunkt am Berg geschlossen.<br />

Ein Glück, dass dies erst in einer<br />

Woche der Fall sein wird, denkt Peter.<br />

Der Talschluss wirkt urgewaltig. Als »Schutz<br />

und Schirm» titulierte man den Schermberg<br />

einst und spielte damit auf seinen Namen<br />

an. An diesem friedvoll-sonnigen Nachmittag<br />

mag man das nachempfinden. Aber was,<br />

wenn das Donnergrollen eines Hochgewitters<br />

in den Mauern widerhallt und sich über<br />

der Landschaft ein Weltuntergangsszenario<br />

zusammenbraut? Ganz zu schweigen von<br />

den Ereignissen gegen Ende der letzten Eiszeit,<br />

als die Hetzau zu einem der größten<br />

Bergsturztäler der Alpen wurde, also einem<br />

solchen Szenario wohl real entsprochen hat.<br />

Alte und moderne Zeiten<br />

Hromatka und Moser waren die ersten,<br />

denen 1919 eine Durchsteigung der<br />

Schermberg-Nordwand gelang. Kaum zu<br />

glauben: Auf der leichtesten Route soll<br />

dies lediglich ein »Zweier« sein, ange-<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


Exponiert führt der<br />

Tassilo-Steig am<br />

Abgrund entlang.<br />

Xxxxxxxxxxgerne das Bergsturzgelände am<br />

Fuß des Latemar an, lassen die Kinder zwischen<br />

KOMPAKT<br />

den Felsbrocken herumtollen<br />

Oder aber über<br />

Oberösterreich<br />

Anreise: Über die A1 (Westautobahn) bis<br />

Ausfahrt Steyrermühl oder Vorchdorf, dann<br />

weiter über Scharnstein ins Almtal und<br />

bei der Verzweigung vor dem Almsee links<br />

in die Hetzau. Beim Almtaler Haus befi ndet<br />

sich der Parkplatz.<br />

Auskünfte: Tourismusverband, Im Dorf 17,<br />

A-4645 Grünau im Almtal, Tel. 00 43/<br />

(0)76 16/82 68, www.gruenau-almtal.at<br />

Hütten: Almtaler Haus (710 m), OeAV,<br />

Anfang Mai bis Mitte September, Tel. 0043/<br />

(0)6 64/4 10 96 65. Welser Hütte (1740 m),<br />

OeAV, Anfang Juni bis Mitte September,<br />

Tel. 00 43/(0)76 16/80 88.<br />

Karte: Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt<br />

15/2 »Totes Gebirge Mitte«<br />

Literatur: Mark Zahel »Alpine Klettersteige<br />

Ostalpen«, Bergverlag Rother, 2011<br />

sichts der Dimensionen jedoch allemal ein<br />

abenteuerliches Unterfangen mit großen<br />

Unwägbarkeiten. Kletterer tummeln sich<br />

dort mittlerweile weniger als früher, alpine<br />

Klassiker wie der »Welser Weg« oder<br />

der »Linzer Weg« passen nicht mehr zum<br />

heutigen Zeitgeist. Dafür sind Klettersteige<br />

populärer denn je. Peter gehört zwar<br />

nicht zu denjenigen, die wie besessen jeder<br />

dieser modern-sportiven (und mitunter<br />

fragwürdigen) Errungenschaften hinterher<br />

hecheln, aber der neue »Tassilo« am<br />

Schermberg hat sein Interesse dann doch<br />

geweckt. Schließlich soll dieser einen betont<br />

alpinen Anstrich besitzen.<br />

Nach einem 1000-Meter-Anstieg durch den<br />

steilen Hinteren Ackergraben empfängt<br />

die Welser Hütte ihre Handvoll Gäste in<br />

aller Beschaulichkeit. Am nächsten Morgen<br />

herrscht Unschlüssigkeit. Strammer<br />

Wind peitscht Regenschauer übers Gebirge.<br />

Da will Peter den Klettersteig nicht<br />

auf Biegen und Brechen durchziehen und<br />

nimmt erst einmal mit dem Großen Priel<br />

als »Ausweichziel« vorlieb. Immerhin ist<br />

es der höchste Gipfel des Toten Gebirges,<br />

über den Fleischbanksattel freilich ohne<br />

besondere Hürden zu erreichen.<br />

Im Säureregen<br />

»Eine Wüste grausigster Art« nannte Alpenpionier<br />

Friedrich Simony die zernagte<br />

Hochfläche, die man vom Priel so eindrucksvoll<br />

überblickt. »Das ganze Terrain<br />

ringsum zeigt ein Aussehen, als hätte es<br />

Jahrhunderte lang ätzende Säuren auf das<br />

Gestein geregnet«, überspitzte er. Öde und<br />

trostlos, karg und lebensfeindlich – das<br />

Tote Gebirge wird seinem Namen hier<br />

gerecht. Doch sind es nicht solche Urlandschaften,<br />

die den Wanderer im Innersten<br />

berühren? Hier findet er Abgeschiedenheit,<br />

so viel er nur ertragen kann, und eine<br />

seltsame Melancholie in steinerner Weltverlorenheit.<br />

Eine Blume, die sich an ein<br />

paar Körnchen Humus in einer Felsspalte<br />

krallt, kann zum großen Hingucker werden,<br />

zum wahren Wunder des Lebens. Und<br />

wenn man später – losgelöst vom Üppigen<br />

– wieder in die Welt der grünen Täler<br />

zurückkehrt, dann erscheinen sie einem<br />

womöglich noch viel grüner als zuvor.<br />

Für Lehrlinge und Meister<br />

Tags darauf zeigt sich der Himmel heiter.<br />

Ein bisschen hat Peter mit dem Föhn spekuliert<br />

– die Rechnung scheint aufgegangen.<br />

Zum Einstieg in den Klettersteig ist es<br />

von der Hütte nicht sehr weit. Man kommt<br />

zügig zur Sache und sieht sich hinauf zum<br />

Almtaler Köpfl mit einigen Steilstufen<br />

konfrontiert, die schon beherzten Einsatz<br />

fordern. Manche Stelle kratzt beinahe am<br />

Schwierigkeitsgrad D, doch sind die kraftintensiveren<br />

Einlagen nie anhaltend. Hier<br />

wurde nicht dem Wettrüsten in Extremschwierigkeiten<br />

gehuldigt, sondern ein<br />

Steig geschaffen, der zunehmend begeistert;<br />

einem Ferrata-Meister Genuss und einem<br />

aufstrebenden Lehrling realisierbare<br />

Ambition sein wird.<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Öde und trostlos, karg<br />

und lebensfeindlich –<br />

doch sind es nicht solche<br />

Urlandschaften, die<br />

den Wanderer in seinem<br />

Innersten berühren?<br />

TOUREN<br />

Top-Touren im Toten Gebirge<br />

Seit 2009 lockt am Schermberg der »Tassilo«<br />

vermehrt <strong>Bergsteiger</strong> an. Die Klettersteigtour<br />

ist ambitioniert und kann an einem Wochenende<br />

gut mit dem Großen Priel kombiniert werden.<br />

Erst 2009 ist der »Tassilo« eröffnet worden,<br />

weshalb sich der Kalkfels noch überall<br />

herrlich rau und griffig präsentiert – keine<br />

Nebensächlichkeit bei den wiederholten<br />

Reibungspassagen. Mit dem Almtaler Köpfl<br />

ist die größte Hürde genommen, die Ferrata<br />

jedoch längst nicht vorbei. Weiter über<br />

den Nordostgrat zum Schermberg wird sie<br />

zwar spürbar leichter, landschaftlich dafür<br />

aber noch schöner. Zweieinhalb Stunden<br />

ist Peter damit beschäftigt, die fast durchgängig<br />

versicherten 500 Höhenmeter am<br />

Drahtseil zu absolvieren – eine weitere,<br />

um die formidable Aussicht am Gipfel zu<br />

würdigen. Die hohen Erwartungen haben<br />

sich mehr als erfüllt: ein neuer Klettersteig<br />

mit wohldosierter Sportlichkeit, aber vor<br />

allem im Stile einer großen Bergtour!<br />

Dazu gehört dann auch der lange Abstieg<br />

– oben über den sehr karstigen Hermann-<br />

Wöhs-Weg, einem veritablen Slalomkurs<br />

um schauerliche Klüfte und Dolinen, über<br />

scharfkantige Karren und unwegsames<br />

Blockgelände; weiter unten schließlich<br />

über den bekannten Hüttenweg zurück in<br />

die waldgrüne Hetzau. Dort dreht sich Peter<br />

nochmals um, für einen letzten Blick in<br />

die gewaltige Nordwand, auf dessen Scheitel<br />

er ein paar Stunden zuvor stand. Was<br />

für ein Berg, dieser Schermberg. ◀<br />

Brauchen wir nicht: Die Gämsen am<br />

Schermberg kraxeln lieber ohne Drahtseile.<br />

1 Welser Hütte (1740 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1030 Hm 1030 Hm<br />

Charakter: Recht langer Hüttenweg in<br />

alpinem Gelände, aber ohne besondere<br />

Schwierigkeiten<br />

Ausgangspunkt: Almtaler Haus (710 m)<br />

Aufstieg: Auf Fahrwegen fl ach in die<br />

Hintere Hetzau. Bei der Materialseilbahn<br />

beginnt der Steig, zunächst am Auslauf<br />

des Vorderen Ackergrabens vorbei.<br />

Dem Felsriegel rechts ausweichend und<br />

über ein gesichertes Band sowie eine<br />

Metallstiege am Wiesinger Eck höher. In<br />

ausgiebigem Zickzack weiter durch den<br />

Hinteren Ackergraben (zunächst bewaldet,<br />

später Schotterfelder) und nach einer<br />

kurzen gesicherten Felsstufe markant nach<br />

links hinüber zur Geländeschwelle mit der<br />

Welser Hütte.<br />

2 Schermberg (2396 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

780 Hm 780 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvoller, mitunter<br />

exponierter Alpinklettersteig bis zum Grad<br />

C/D, oft auch leichter. In den schwierigen<br />

Passagen kompakter, rauer Fels,<br />

dazwischen auch schrofi ges Gelände.<br />

Der Abstieg im chaotischen Karstterrain<br />

verlangt Umsicht und Trittsicherheit.<br />

Ausgangspunkt: Welser Hütte<br />

Aufstieg: Von der Hütte zunächst aufwärts<br />

in die Mulde der »Teicheln«, wo man vom<br />

Hauptweg abzweigt. Den roten Punkten<br />

folgend durch Karstgestein und Schotter<br />

hinauf zum Einstieg (ca. 1860 m). Die<br />

erste Spornrampe ist gleich recht knackig,<br />

dann über einen Aufschwung auf ein<br />

erdiges Stück. Links zu einer luftigen, plattigen<br />

Aufwärtsdiagonale um ein Eck und<br />

mit einem kurzen Quergang weiter zur<br />

nächsten Schrofenpassage, die zu markanten<br />

Schichtstufen aufschließt. Abwechselnd<br />

über Platten und diverse Wändchen<br />

aufwärts zum Almtaler Köpfl (2205 m).<br />

Weiter am Nordostgrat, wo zwischendurch<br />

zweimal kurz abgestiegen werden muss,<br />

ehe das Gelände nochmals aufsteilt.<br />

Über schöne Plattenzonen zum Schlussgrat<br />

und zum Gipfel.<br />

Abstieg: Zuerst am Südwestgrat bis zur<br />

Verzweigung, wo der Hermann-Wöhs-Weg<br />

(Nr. 263) eingeschlagen wird. Nun recht<br />

steil und verwickelt über ausgesprochen zerklüftetes<br />

Karstterrain südostwärts hinunter,<br />

dabei aufmerksam die Markierung verfolgend.<br />

Am rechten Rand des Blockkares zur<br />

Einmündung in die Fleischbänke-Route<br />

Nr. 215 und auf dieser über zwei gesicherte<br />

Stufen sowie einen Schutthang hinab in die<br />

Teichelmulde und zurück zur Welser Hütte.<br />

3 Großer Priel (2515 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

800 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Markierter Steig in felsigem<br />

und Schottergelände, kurze gesicherte<br />

Passagen. Strenges, alpines Gepräge, aber<br />

keine großen Hindernisse.<br />

Ausgangspunkt: Welser Hütte<br />

Aufstieg: Wie beim Schermberg in die<br />

Teichelmulde, dann aber weiter mit<br />

Nr. 215 südwärts über die Fleischbänke<br />

aufwärts. Über zwei mit Leitern und Drahtseilen<br />

versicherte Karstufen (die zweite<br />

nennt sich Hansbauerband) peilt man<br />

den Fleischbanksattel (2122 m) an und<br />

wendet sich dort scharf nach links<br />

(Weg Nr. 262). An der weiten Südwestabdachung<br />

des Priels unschwierig höher<br />

und zuletzt über den schmaleren Westgrat,<br />

teils in die Nordfl anke ausweichend,<br />

zum Gipfel mit dem überdimensionalen,<br />

acht Meter hohen roten Gipfelkreuz.<br />

Abstieg: wie Aufstieg<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39


REPORTAGE<br />

»Wir sind die Alpen«<br />

Heidiland<br />

vom Förderband<br />

Erst die Bergbauern machen<br />

mit ihrer Arbeit die Alpen<br />

schön. Aber gilt das Klischee<br />

von Menschen in Tracht<br />

neben der hölzernen Mühle<br />

noch? Eine Reise durch<br />

Idylle und Outlet-Stores<br />

direkt in den komplizierten<br />

Alltag der alpinen Landwirtschaft.<br />

Von Axel Klemmer


So wie hier im Hochtal<br />

Padaun über dem Brenner<br />

kann Landwirtschaft<br />

in den Alpen aussehen.<br />

Foto: Axel Klemmer<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Auch Weinreben sind einer der Klassiker im Spektrum alpiner Kulturlandschaft.<br />

Basel<br />

0<br />

Bern<br />

Interlaken<br />

20 km<br />

Walliser Alpen<br />

Zermatt<br />

Winterthur<br />

Zürich<br />

Luzern<br />

Glarner Alpen<br />

Novara<br />

Chur<br />

Lugano<br />

Bregenz<br />

St. Gallen<br />

Davos<br />

St. Moritz<br />

Sondrio<br />

Morbegno<br />

Bergamo<br />

Milano<br />

Poschiavo<br />

St. Anton<br />

Ötztaler Alpen<br />

Prad<br />

Bozen<br />

Domodossola<br />

Gardasee<br />

Verona<br />

Brescia<br />

Die wichtigsten Stationen auf der Tour namens »We are Alps«.<br />

Rhein<br />

Inn<br />

Innsbruck<br />

Trento<br />

Padaun/Vals<br />

Etsch<br />

Cortina<br />

d‘Ampezzo<br />

Dolomiten<br />

Vicenza<br />

Padova<br />

Alpenmenschen ernähren sich von<br />

Käse, Wurst und Speck, von dicker<br />

Polenta mit Käse und Buchweizennudeln<br />

mit Nudeln und<br />

Käse. Und weil sie auch ihre<br />

Gäste damit bewirten, ist die Frage des<br />

sensiblen Stadtmenschen irgendwann unausweichlich.<br />

»Oscar, wie macht ihr das?<br />

Wo bekommt ihr eure Vitamine her?« Der<br />

Alpenmensch lächelt. »Vitamine? Damit<br />

füttern wir die Schweine. Dann essen wir<br />

die Schweine.«<br />

Es ist der dritte Tag einer Reise durch die<br />

Alpen, die nicht den touristischen Routen<br />

folgt, sondern den Produktions- und Versorgungswegen<br />

ihrer Bewohner. Wir sind in<br />

Italien. Italien, das verbindet der Deutsche<br />

mit Tomaten und Mozzarella, aber von Tomaten<br />

ist weit und breit keine Spur. Der Alpenmensch<br />

mit der Vorliebe für Schweine<br />

und dem sehr schönen Namen Oscar del<br />

Barba lebt in dem Städtchen Morbegno im<br />

Valtellina (Veltlin), dem längsten inneralpinen<br />

Quertal der Alpen. Besucher aus dem<br />

deutschen Sprachraum kommen selten<br />

hierher. Der Tourismus spielt keine große<br />

Rolle. Wenn überhaupt, so treiben sich<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Fotos: Axel Klemmer (4), Thommy Weiss / pixelio, Heike / pixelio.de<br />

Romantik: Imker Hubert Stillenacher, Äpfel aus dem Vinschgau, bergwassergekühlte Milch und ein wahrscheinlich glückliches Schwein.<br />

Einheimische auf den Bergen herum, und<br />

nicht alle von ihnen tun das, um Spaß zu<br />

haben. Einige passen da oben auf ihre Kühe<br />

auf, sie melken sie, und dann machen sie<br />

aus der Milch, genau, Käse.<br />

Oscar del Barba ist kein Landwirt, aber er<br />

kennt das Geschäft. Er weiß überhaupt<br />

sehr viel über die Berge und die Menschen,<br />

die dort leben. Von 2008 bis 2014 war er<br />

Präsident der Alpenschutzkommission<br />

CIPRA in Italien, nun kümmert er sich um<br />

die Einrichtung eines Info-Points der Alpenkonvention<br />

in Morbegno. Neben ihm sitzt<br />

Markus Reiterer. Als Generalsekretär der<br />

Alpenkonvention (siehe Kasten S. 46) ist er<br />

sozusagen der Gastgeber der Journalisten,<br />

die mit ihm zusammen sehen wollen, wie<br />

es derzeit um die Landwirtschaft in den<br />

Alpen bestellt ist. »We are Alps« heißt das<br />

Motto, eine Woche geht es durch das Gebirge<br />

im Herzen Europas – mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, mit Bahn und Bus, einmal<br />

mit dem Fahrrad und schließlich auch zu<br />

Fuß: aus dem Piemont bis nach Tirol, wo<br />

das Generalsekretariat der Alpenkonvention<br />

unter dem Goldenen Dachl in Innsbruck<br />

residiert.<br />

Drei Säulen: Milch, Vieh, Obst<br />

Die Reise hatte im Windschatten der Monte-Rosa-Ostwand<br />

begonnen, wo haupt- und<br />

ehrenamtliche Helfer am Rand der beinahe<br />

unverschämt pittoresken Stadt Domodossola<br />

die soziale Kooperative »La Prateria«<br />

betreiben. Junge Erwachsene mit einer<br />

geistigen oder körperlichen Behinderung<br />

bauen Bio-Gemüse an. Sie treiben auch<br />

Sport, manche sogar auf einem Niveau, das<br />

sie schon zur Teilnahme an den Paralympics<br />

qualifizierte. Das Grundstück stellt die<br />

Schon sehr bald<br />

wird deutlich:<br />

Ohne direkte und<br />

indirekte Förderung<br />

gäbe es in den<br />

Alpen keine Landwirtschaft<br />

mehr.<br />

Stadt Domodossola zur Verfügung. Finanziert<br />

wird das Projekt durch den Verkauf<br />

der Produkte, ein vegetarisches Restaurant<br />

in der Altstadt, ein Netzwerk sozialer Organisationen,<br />

EU-Mittel und Steuerermäßigungen.<br />

Ohne Förderungen, das wird schon<br />

zu Beginn der Woche deutlich, gäbe es in<br />

den Alpen keine Landwirtschaft mehr. Wie<br />

direkte und indirekte Subventionierung<br />

ineinander greifen, erfährt man nach der<br />

umständlichen Reise per Bahn (über Mailand)<br />

und schließlich mit dem Fahrrad von<br />

Colico am Comer See ins Valtellina (Veltlin).<br />

Hier steht die Landwirtschaft auf drei Säulen:<br />

Vieh- und Milchwirtschaft, Obst und<br />

Gemüse, Wein. Die Milchwirtschaft hat es<br />

am schwersten. Im Val Bitto, oberhalb von<br />

Morbegno, liegt das 350-Einwohner-Bergdorf<br />

Albaredo. Dort und auf den Almen<br />

weiter oben erzeugt eine Kooperative mit<br />

der Milch von 15 Zulieferern verschiedene<br />

Sorten Käse, vor allem den berühmten Bitto.<br />

Das geht nur, weil man mit der »Latteria<br />

Sociale Valtellina« zusammenarbeiten<br />

kann und 50 Cent pro Liter Milch erhält,<br />

deutlich mehr als im Umland von Mailand.<br />

Aber wie lang noch? Tatsächlich funk-<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43


Extensive Weidewirtschaft sieht<br />

zwar gut aus, bringt aber kaum Geld.<br />

Realität: Auch die Produkte der<br />

Alpenregion wie Tee und Äpfel durchlaufen<br />

oft eine Fließband-Karriere.<br />

tioniert das Modell Albaredo nicht zuletzt<br />

deshalb, weil sich rüstige Pensionisten dafür<br />

engagieren.<br />

Romantik und Realität<br />

Besser als den Milch- geht es den Weinbauern:<br />

Über insgesamt 70 Kilometer ziehen<br />

sich auf der Sonnenseite über dem Talboden<br />

die Terrassen der Weinberge hin. Es<br />

ist eine alte und sehr schöne Kulturlandschaft,<br />

sie steht auf der Bewerberliste für<br />

das UNESCO-Welterbe, und wenn man sie<br />

so, von unten nach oben betrachtet, ist<br />

man begeistert. Die Journalisten steigen<br />

auf steilen, schmalen Pfaden hinauf und<br />

schauen zwischen den Rebstöcken hinab<br />

ins Tal: auf eine Szenerie des Wohlstands,<br />

die typisch für das 21. Jahrhundert ist. Das<br />

heißt, sie ist für das Valtellina ebenso typisch<br />

wie für das Inntal oder die Münchner<br />

Schotterebene: Zu sehen ist ein Amalgam<br />

aus Verkehrswegen, Schnell- und Zufahrtsstraßen,<br />

Bahnstrecken, Neubau- und Gewerbegebieten,<br />

kantigen Wohnsiedlungen<br />

und großen Sportplätzen. Wohlstand verträgt<br />

sich offenbar nicht mit Schönheit, von<br />

Welterbe ganz zu schweigen. Die UNESCO<br />

hält den Daumen gesenkt, und dass sie ihn<br />

in Zukunft noch mal um 180 Grad drehen<br />

könnte, ist nicht zu erwarten.<br />

Brauchen wir eine neue Diskussion über<br />

den Mythos der bergbäuerlich-alpinen<br />

Kulturlandschaft und ihre zeitgenössische<br />

Ästhetik? Markus Reiterer sagt: »Natürlich,<br />

aber die Diskussion macht nur Sinn, wenn<br />

sie ehrlich geführt wird. Männer und Frauen<br />

in Tracht zwischen Ziegen, Kühen und<br />

Heumandeln vor jahrhundertealten Höfen,<br />

und daneben die hölzerne Mühle – diese<br />

Bio-Anbau gibt es<br />

auch im Vinschgau.<br />

Er macht nur sechs<br />

Prozent der gesamten<br />

Produktion<br />

aus. Am Ende entscheidet<br />

der Käufer.<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Fotos: Axel Klemmer<br />

Kostprobe: Produkte der Alpen schmecken<br />

vor Ort auch gleich viel besser.<br />

Vorstellung passt nicht in die Realität der<br />

beschleunigten Globalisierung.«<br />

Von Tirano im Valtellina geht es mit der<br />

Rätischen Bahn hinauf ins schweizerische<br />

Valposchiavo, deutsch: Puschlav, zu einer<br />

jungen Familie mit drei kleinen und sehr<br />

gesunden Kindern, ein paar Katzen, drei<br />

Dutzend Milchkühen, 200 Mutterkühen<br />

und gut 250 Jungrindern. Ist das jetzt Heidiland?<br />

Nicht ganz. Über dem Hof stehen<br />

Strommasten, unten im Tal endet die Bernina-Hochspannungsleitung<br />

im Unterwerk<br />

Robbia. Seit 1993 wird im Hof Li Taiadi biologisch<br />

produziert, im Sommer vor allem<br />

Milch, im Winter eher Fleisch. Otmaro Berti<br />

und seine deutsche Frau Johanna Strawe<br />

sehen zu »bio« keine Alternative. Doch das<br />

Valposchiavo – nur etwa 20 Kilometer<br />

lang, rund 5000 Einwohner – ist ein Sonderfall.<br />

50 Vollerwerbs- und ebenso viele<br />

Nebenerwerbsbauern gibt es im Tal, bis<br />

2015 wollen beziehungsweise sollen alle<br />

Bio-Bauern sein. Sogar die Bio-Swiss-Zertifizierung<br />

der ganzen Region ist im Gespräch;<br />

es wäre ein Novum. Parallel wird das Label<br />

»100 Prozent lokal« vermarktet. Daneben<br />

ist Reto Raselli mit seiner bekannten 50<br />

Hektar großen Kräuterfarm in Le Prese,<br />

etwas weiter südlich, fast schon ein Global<br />

Player: Ein Drittel seiner Jahresproduktion<br />

von 40 Tonnen Bio-Kräutern liefert er an<br />

Ricola, ein weiterer Großabnehmer ist der<br />

Schweizer Handelskonzern Coop.<br />

»Ja, das ist Monokultur«<br />

Krasse Kontraste bietet der Übergang nach<br />

Südtirol. Vom bizarren Architekturverhau<br />

auf dem Stilfserjoch, das immerhin einem<br />

Nationalpark seinen Namen gibt, führt der<br />

Weg hinab in den Vinschgau zu Hubert Stillebacher.<br />

Er ist Ranger beim Nationalpark<br />

und Herr über 70 Bienenvölker, die ihr Zuhause<br />

auf einem idyllischen Wiesenhang<br />

am Rand der ganz und gar nicht idyllischen<br />

Gemeinde Prad haben.<br />

In aller Regel ist die Imkerei Nebenerwerb<br />

oder Hobby und in der Landschaft erst zu<br />

sehen, wenn man direkt vor den Bienenhäusern<br />

steht. Ganz anders beim Apfelanbau:<br />

95 Prozent der landwirtschaftlichen<br />

Produktion im Vinschgau gehen auf das<br />

Konto von Golden Delicious und Co. »Ja,<br />

das ist Monokultur«, sagt Michael Grasser<br />

lächelnd, bevor ein Journalist das hässliche<br />

Wort in den Mund nimmt. Grasser ist<br />

Marketingleiter des VI.P, des Verbands der<br />

Vinschgauer Produzenten für Obst und<br />

Gemüse. Bei GEOS, einer der insgesamt<br />

sieben Genossenschaften der Region, sieht<br />

Landwirtschaft wie Industrie aus. Die Hallen<br />

sind riesig. Die Maschinen sind riesig.<br />

Äpfel werden auf rasenden Fließbändern<br />

gescannt und sortiert, sie schwimmen in<br />

riesigen Wasserbecken, Bahn für Bahn.<br />

Verpackt und geerntet wird erstaunlicherweise<br />

noch von Menschen, und auch das<br />

überrascht: Die rund 1800 Obstbauern<br />

im VI.P wirtschaften auf Flächen, die mit<br />

durchschnittlich knapp drei Hektar etwas<br />

unterhalb der sinnvollen Grenze für einen<br />

Vollerwerbsbetrieb liegen.<br />

Bio-Anbau gibt es hier auch. Er macht sechs<br />

Prozent der Gesamtproduktion aus, bringt<br />

höhere Preise, verlangt aber auch mehr Einsatz.<br />

Rein wirtschaftlich gesehen, springt<br />

für den Bauern etwa dasselbe raus wie<br />

beim üblichen, sogenannten integrierten<br />

Anbau. Die Inhaltsstoffe im Apfel unterscheiden<br />

sich nicht, dafür wird der Boden<br />

bei der Bio-Produktion nicht mit Pestiziden<br />

belastet. Und geschmacklich? Macht so ein<br />

»integrierter« Golden Delicious gegen einen<br />

Bio-Topas wahrscheinlich keinen Stich.<br />

Aber wie heißt es so schön: Der Käufer entscheidet.<br />

Beinahe jeder zehnte in Europa<br />

verkaufte Apfel ist ein Südtiroler. Verträgt<br />

sich monokulturelle Massenproduk-<br />

Vor 30 Jahren brachte Rab ® das erste Daunenprodukt<br />

auf den Markt und ist seitdem aus der Liga der<br />

besten Daunenausrüster nicht mehr weg zu<br />

denken. Die Wasser abweisende Imprägnierung<br />

verbessert die Leistungseigenschaften der<br />

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Wetterbedingungen angenehm warm bleiben.<br />

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INFO<br />

Alpenkonvention<br />

Die Alpenkonvention ist ein völkerrechtlicher<br />

Vertrag der acht Alpenanrainerstaaten und<br />

der EU. Zehn Protokolle regeln »konkrete<br />

Schritte zum Schutz und zur nachhaltigen<br />

Entwicklung der Alpen«, zum Beispiel für die<br />

Bereiche Tourismus, Verkehr, Energie und<br />

Berglandwirtschaft. Die Umsetzung kommt<br />

seit rund 20 Jahren aber nur langsam<br />

voran. Oft wird die Alpenkonvention auf<br />

lokaler und regionaler Ebene als »von oben<br />

aufgesetzt« betrachtet – wenn man überhaupt<br />

von ihr Kenntnis nimmt. Verstöße<br />

gegen die Protokollbestimmungen kann<br />

die Alpenkonvention nicht direkt ahnden.<br />

Generalsekretär Markus Reiterer meint:<br />

»Wer sich nicht an nationales Recht hält,<br />

wird womöglich eingesperrt. Staaten kann<br />

man aber nicht einsperren. Daher nutzt<br />

das Völkerrecht subtilere Mechanismen wie<br />

die Reziprozität oder Gegenseitigkeit.<br />

Vereinfacht ausgedrückt, funktioniert das<br />

in etwa wie beim Kategorischen Imperativ:<br />

Weil alle voneinander abhängig sind und<br />

jeweils dieselben Vor- bzw. Nachteile erfahren,<br />

halten sie sich an die Abmachungen.«<br />

Internet: www.alpconv.org<br />

Unterschiedliche Verkaufsstrategien:<br />

Käseverkostung auf der Alm und das<br />

Shoppingcenter am Grenzpass Brenner.<br />

tion eigentlich mit der Alpenkonvention?<br />

Na klar, findet Markus Reiterer: »Auf den<br />

richtigen Mix kommt es an: Großbetriebe<br />

wie im Vinschgau funktionieren dann<br />

gut, wenn die dafür notwendigen Voraussetzungen<br />

gegeben sind.« Generell müsse<br />

Berglandwirtschaft aber dort punkten, wo<br />

sie wirklich erfolgreich sein kann – »also<br />

in den Bereichen Spezialitäten, Gourmet<br />

und Bio und nicht in der agrarischen Massenproduktion.«<br />

Mit hoher Drehzahl vom Acker<br />

Bergbauernromantik. Am Ende der Reise<br />

kommt man ihr ganz nah. Vom Bahnhof<br />

am Brenner wandert die Gruppe am Outlet<br />

Center und einer Tabledance-Bar vorbei,<br />

auf einer Brücke über die Autobahn und<br />

durch eine Unterführung unter den Bahngleisen<br />

auf die andere Talseite. Gleich darauf<br />

beginnt ein schmaler Pfad. Er führt zu<br />

einem Biotop. Ohne Eile hopst ein Frosch<br />

ins Schilfgras. Das Dröhnen in der Luft<br />

scheint Schmetterlinge, Insekten und Vögel<br />

nicht zu stören. Keine Stunde später ist das<br />

Dröhnen verschwunden. Ein weiter grüner<br />

Sattel tut sich auf, darüber steile Mähder<br />

und mittendrin, auf 1570 Meter Höhe, der<br />

Pflerscher Hof. Padaun heißt das Hochtal,<br />

Es geht an einer<br />

Tabledance-Bar<br />

vorbei, über die<br />

Autobahn hinweg<br />

und unter Bahngleisen<br />

hindurch<br />

zu einem Biotop.<br />

es gehört zur Gemeinde Vals, die ihre unaufgeregte<br />

landschaftliche Schönheit seit<br />

2012 mit dem Label der »<strong>Bergsteiger</strong>dörfer«<br />

vermarkten darf: als ein Modell für die gelungene<br />

Umsetzung der Alpenkonvention<br />

in die touristische Praxis.<br />

Bellend kommt ein Hund gelaufen, kurz<br />

darauf lässt er sich den Bauch kraulen. Im<br />

Stall steht ein drei Tage altes Kalb. Stefan<br />

Bacher leitet zusammen mit seiner Frau<br />

Heidi einen bergbäuerlichen Selbstversorgerbetrieb<br />

mit einer Ferienwohnung und<br />

macht sich nebenbei als Züchter um die<br />

Erhaltung des Tiroler Braunviehs verdient.<br />

Ist die Entschleunigung also ausgerechnet<br />

neben dem Brenner zu Hause?<br />

Vor dem Hof steht das Auto der erwachsenen<br />

Söhne: ein lilablaumetallicfarbener<br />

Seat mit Leichtmetallfelgen und Heckflügel.<br />

Die Jungbauern bevorzugen die Sportausstattung.<br />

Mit hoher Drehzahl machen<br />

sie sich vom Acker.<br />

◀<br />

Fotos: Axel Klemmer, Wolfgang Dirscherl / pixelio.de<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


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INTERVIEW<br />

Das große<br />

Alex Honnold<br />

-Interview<br />

»Wir Amerikaner<br />

tun uns leichter«<br />

Leben aus dem Koffer, die Anschrift bei der Mutter: Obwohl Alex Honnold<br />

zu den bekanntesten Kletterern zählt, führt er ein recht bescheidenes Leben.<br />

Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb er ohne große Vorbereitung<br />

und Brimborium eine fünftägige Überschreitung in Patagonien hinlegte.<br />

Von Michael Ruhland und Sandra Zistl<br />

BERGSTEIGER: Red Bull hat viel Zeit,<br />

Geld und Energie in das Cerro-Torre-Filmprojekt<br />

mit David Lama gesteckt. Sie<br />

haben die »Fitzroy-Traverse«, eine fünftägige<br />

Überschreitung des Fitzroy-Massivs<br />

in Patagonien, ohne großes Aufhebens mit<br />

einem Freund unternommen. Ihre ganze<br />

Kameraausrüstung: ein kleines Handy mit<br />

Foto- und Filmfunktion. Ist ihre demonstrative<br />

Bescheidenheit auch ein Kommentar<br />

zum Cerro Torre?<br />

Alex Honnold: Es war David Lamas Traum,<br />

den Cerro Torre im Alpinstil zu klettern.<br />

Die Tatsache, dass Red Bull einen Film machen<br />

wollte, hat nichts damit zu tun, dass<br />

David frei auf diesen Berg hinauf wollte.<br />

Ich reagiere sehr sensibel auf solche Dinge.<br />

David ist ein professioneller Kletterer, er<br />

muss davon leben, also muss er auch Filme<br />

machen. Das ist einfach so heutzutage.<br />

Wenn sein Sponsor seinen Klettertraum<br />

unterstützt und daraus einen Film machen<br />

will, dann kommt er aus der Nummer<br />

auch nicht mehr raus.<br />

Ohne totale Vermarktung würden große<br />

Kletterprojekte Träume bleiben?<br />

Ich mache auch Filme. Nicht mit diesem<br />

Budget und nicht in diesen Ausmaßen,<br />

aber klar: Auch ich habe unzählige Medienprojekte<br />

für und mit meinen Sponsoren<br />

gemacht. Der einzige Unterschied ist das<br />

Ausmaß. Bei Red Bull ist es halt immer die<br />

ganz große Nummer.<br />

Wollte Ihr Hauptsponsor, The North Face,<br />

kein Kapital aus der verwegenen<br />

»Fitzroy-Traverse« schlagen? Es war ja<br />

immerhin eine Erstbegehung.<br />

Das Patagonien-Projekt war nur das Ding<br />

von meinem Freund Tommy und mir. Es<br />

gab keine Filmpläne. Tommys Sponsor<br />

Minimalistischer Campingplatz:<br />

Honnold, unterwegs auf der Fitzroy-Traverse<br />

»Wheaties«, ein Hersteller von Müsliflocken,<br />

gab ihm eine ganz kleine Handykamera<br />

und die Botschaft mit auf den Weg:<br />

Wenn du filmen willst, film! Und Tommy<br />

mag Videos. Deshalb hat er mich auch<br />

in den unmöglichsten Situationen aufgenommen,<br />

zum Beispiel fluchend oder<br />

mampfend.<br />

Sie hätten einen professionellen<br />

Fotografen mitnehmen können.<br />

Nein, no way! Wir sind fünf Tage lang<br />

durchgeklettert. Es ist das erste Mal, dass<br />

überhaupt jemand diese Traverse geschafft<br />

hat. Da kannst du nicht auch noch fotografieren.<br />

Patagonien war gewissermaßen<br />

eine Ferienidee für mich. Direkt davor hatte<br />

ich mit The North Face einen Film über<br />

Free-Solo-Routen in Mexiko gemacht. Das<br />

ist »Arbeit« für mich. Fitzroy war einfach<br />

eine private Geschichte mit einem Freund.<br />

Im Jahr zuvor war ich ein paar Wochen in<br />

Alaska unterwegs. Dort gab es auch ein<br />

wenig Schnee und Eis und 1500 Meter<br />

hohe Wände. Aber Patagonien war schon<br />

eine andere Nummer. Wir nannten es unsere<br />

»extreme Rucksackreise«. Wir kletterten<br />

den ganzen Tag und auch noch bei<br />

Vollmond und schlugen irgendwann das<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


»Die Frage nach der<br />

tieferen Bedeutung<br />

einer Bergbesteigung<br />

ist eine sehr<br />

europäische<br />

Herangehensweise.«<br />

Zelt auf. Wir schliefen auf den Gipfeln, am<br />

Grat. Es war echt großartig!<br />

Sie betonen gerne, dass Sie weder Eis,<br />

noch Schnee, noch die Kälte mögen.<br />

Warum dann Patagonien?<br />

Am Fitzroy gibt es im Sommer fast kein<br />

Eis, es ist vor allem Felskletterei. Aber<br />

auch wenn ich Schnee und Eis nicht mag,<br />

ist es doch wichtig, in ihnen klettern zu<br />

können, wenn ich es muss. Wenn man das<br />

kann, eröffnen sich neue Möglichkeiten:<br />

größere Wände.<br />

Stefan Glowacz entschied sich mit Ende<br />

20, vom Sportkletterer zum Alpinisten<br />

zu werden, David Lama tut es ihm schon<br />

mit Anfang 20 gleich. Ist das eine zwangsläufige<br />

Entwicklung?<br />

Hm, ich weiß nicht. Es gibt sicher das<br />

Bedürfnis, die Höhe der Wände und die<br />

Schwierigkeit auszudehnen. Ich denke, es<br />

ist eine persönliche, psychologische Frage:<br />

Kleine Routen verschaffen einem weniger<br />

Befriedigung. Wenn ich zum Sportklettern<br />

gehe, macht das schon irgendwie Spaß.<br />

Aber ich denke mir: Ich bin einfach schon<br />

so viele Sport-Routen geklettert, sogar den<br />

El Capitan. Irgendwann ist einfach der<br />

Kick weg. Wenn ich das vergleiche mit den<br />

Möglichkeiten, die sich in Patagonien bieten,<br />

dann fällt das weit zurück. Man macht<br />

halt eine Entwicklung durch. Und das geht<br />

sicher mehr Sportkletterern so.<br />

Überflüssiges Eisen:<br />

Honnold klettert am<br />

liebsten free solo.<br />

Fotos: Honnold, Andrew Burr<br />

Es ist ziemlich offensichtlich, dass<br />

der europäische und der amerikanische<br />

Alpinismus einen anderen mentalen<br />

Zugang zum Berg haben. Woran liegt das<br />

Ihrer Meinung nach?<br />

Es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied.<br />

Die Geschichte des Alpinismus in<br />

Europa geht so weit zurück, es gab so viele,<br />

so unfassbar große Ziele und Erfolge.<br />

In den USA haben wir nicht diese Tradition.<br />

Es gibt einfach nicht so viele Leute,<br />

die Ähnliches erreicht haben. Ich bin<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49


Kletterschuhe, Chalk-Bag und das<br />

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten:<br />

Honnold an der 650 Meter hohen<br />

Wand des Half Dome<br />

der Ansicht, dass der amerikanische Alpinismus<br />

eine jüngere Disziplin ist. Ich<br />

meine, das ganze Drumherum ist total anders.<br />

Zum Beispiel beim Filmfest in Trento:<br />

Dorthin kommen all diese alten Recken,<br />

die die erste Winterbesteigung des K2 gemacht<br />

haben oder die Erst-Sonstwas von<br />

was weiß ich was – das ist echt ein anderes<br />

Kaliber hier bei euch. Da ist so viel Geschichte,<br />

soviel Gewicht. In Amerika tun<br />

wir uns leichter, es leichter zu nehmen.<br />

Wir haben einfach nur Spaß draußen.<br />

Während einem Ihrer Vorträge fragte eine<br />

Zuhörerin, welch spirituelle Bedeutung<br />

das Klettern für Sie hat. Sie haben daraufhin<br />

versichert, dass Spiritualität definitiv<br />

nicht ihr Ding ist.<br />

Diese Frage nach der Spiritualität und der<br />

tieferen Bedeutung beim Besteigen des<br />

Berges halte ich tatsächlich für eine sehr<br />

europäische Herangehensweise. Ich gehe<br />

klettern, weil ich gerne in den Bergen bin.<br />

Es gibt keinen tiefen, philosophischen<br />

Hintergrund. Wenn mir die Berge eines<br />

Tages nicht mehr gefallen sollten, werde<br />

ich nicht mehr klettern gehen.<br />

Alex Honnold und Tommy Caldwell auf<br />

»extremer Rucksackreise« in Patagonien<br />

Ist das wirklich so?<br />

Schon. Zumindest werde ich mit Sicherheit<br />

meinem Körper nicht bis ans Ende<br />

aller Tage das Maximale abverlangen. Ich<br />

halte es für ein realistisches Szenario, dass<br />

man eines Tages einfach müde wird.<br />

Und was käme dann?<br />

Ich weiß nicht. Vor einem Jahr habe ich<br />

eine Stiftung gegründet. Ich unterstütze<br />

damit gemeinnützige Umweltprojekte.<br />

Wenn ich mich verletzen würde und nicht<br />

mehr klettern könnte, würde ich mich<br />

mehr der Arbeit an Umweltprojekten widmen.<br />

Das interessiert mich wirklich.<br />

In der europäischen Kletterszene haben<br />

Sie einen Namen. Interessiert sich<br />

die amerikanische Gesellschaft für Sie?<br />

Nein. Das ist sicher auch mit ein Grund,<br />

warum wir das Klettern nicht mit so viel<br />

Bedeutung aufladen. Die meisten Menschen<br />

bei uns haben keine Ahnung von<br />

Bergen und vom Klettern. Es gibt keine Tradition,<br />

kein Bewusstsein, keine Geschichte,<br />

keine große Welle in den Medien, wenn<br />

man eine besondere Route geschafft hat.<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


»Die größten<br />

Schreckensmomente<br />

beim Klettern hatte<br />

ich, wenn ich angeseilt<br />

war, aber nur schlecht<br />

abgesichert.«<br />

Honnold im Interview mit dem BERGSTEIGER beim Trento-Film-Festival 2014<br />

Finden Sie das gut oder einfach nur<br />

schade?<br />

Das Gute daran ist, dass es den Klettersport<br />

klein und bescheiden hält. Das einzig<br />

Schlechte daran könnte sein, dass es<br />

schwieriger ist für Kletterer, davon zu leben.<br />

Sie können offenbar davon leben und<br />

auch noch eine Stiftung finanzieren.<br />

Ich brauche sehr wenig. 15 000 Dollar im<br />

Jahr sind genug für mich. Ich zahle keine<br />

Miete, habe keine Schulden. Die einzigen<br />

Ausgaben, die ich habe, sind Essen und<br />

Reisekosten. Und Letztere übernehmen<br />

vor allem Veranstalter und Sponsoren. Ich<br />

kaufe mir also eigentlich nur Essen.<br />

Sie haben den Spitznamen Alex<br />

»no big deal« Honnold. Wie leben Sie?<br />

Meistens aus meinem Auto heraus. Meine<br />

Postanschrift ist bei meiner Mutter. Wenn<br />

ich weiter weg reise, zahlen es die Sponsoren,<br />

oder ich bin eingeladen. Ich habe das<br />

Gefühl, sehr viel Glück zu haben. Deshalb<br />

fühle ich mich auch irgendwie verpflichtet,<br />

über meine Stiftung etwas zurückzugeben.<br />

Geben Sie nur Geld oder packen Sie<br />

auch mit an?<br />

Ich habe gerade erst mein erstes Projekt für<br />

die Stiftung hinter mir, bei dem ich selbst<br />

Hand anlegte. Wir haben Solarlichter im<br />

Land der Navajo, in Nord-Arizona, installiert.<br />

Ich habe das mit einem Kletterausflug<br />

dort kombiniert. So versuche ich, das Klettern<br />

mit meiner gemeinnützigen Arbeit in<br />

Einklang zu bringen. Ich versuche dort zu<br />

klettern, wo ich auch etwas Sinnvolles tun<br />

kann. Bisher hatte ich mit meiner Stiftung<br />

vor allem andere Leute finanziell unterstützt,<br />

die sinnvolle Entwicklungshilfeprojekte<br />

realisierten, die mit Umweltschutz zu<br />

tun haben. Jetzt habe ich angefangen, auch<br />

selbst mit anzupacken. Im Land der Navajo<br />

stehen ein paar der coolsten Felstürme<br />

überhaupt. Man darf dort aber eigentlich<br />

nicht klettern. Ich müsste lügen, wenn ich<br />

nicht zugeben würde, dass ich auch ein<br />

bisschen hoffe, dass ich dank meines ehrenamtlichen<br />

Engagements vielleicht eines<br />

Tages mal dort klettern darf. (grinst)<br />

Reinhold Messner vertritt die Meinung,<br />

dass die Bergwelt oberhalb der Grenze,<br />

bis zu der sie bewirtschaftet wird, nicht<br />

weiter mit Klettersteigen oder Bohrhaken<br />

erschlossen werden sollte. Das Wilde,<br />

Archaische soll dem wirklichen Alpinisten<br />

und Abenteurer vorbehalten sein.<br />

Wie sehen Sie das?<br />

Für mich ist das ein sehr viel weniger ernstes<br />

Thema als für Reinhold Messner. Doch<br />

wenn ich höre, was aufgrund der Massen<br />

an Menschen alles Verrücktes am Everest<br />

passiert, sehe ich natürlich auch, dass das<br />

keine gute Entwicklung ist. Berge sollten<br />

aber grundsätzlich dem Menschen zugänglich<br />

sein. Es ist doch gut für die Leute,<br />

wenn sie rausgehen und die Natur erleben.<br />

Ich bin der Meinung, dass niemand die Natur<br />

und die Berge schützen will, der nicht<br />

selbst gerne dorthin geht. Man muss letztlich<br />

ein Gleichgewicht finden, zwischen<br />

Schutz und Zugänglichkeit.<br />

Sie sagen von sich, dass sie bei ihren<br />

Free-Solo-Begehungen keine Angst<br />

verspürten, da sich ihre Finger in den Fels<br />

»einklinkten«. Wovor haben Sie Angst?<br />

Ich habe schon auch Angst, dass ich herunterfalle<br />

und zum Krüppel werde. Größere<br />

Angst habe ich aber vor echten Gefahren.<br />

Fotos: Real Rock Film Tour, Honnold, Ruhland (3)<br />

ZUR PERSON<br />

Wahre Freiheit<br />

In der Szene wird er Alex »no big deal«<br />

Honnold genannt. Der 29-jährige Kalifornier,<br />

der sich lange Zeit vor allem im Yosemite<br />

Nationalpark austobte, pfl egt einen bewusst<br />

einfachen Lebensstil. Er lebt fürs Klettern und<br />

aus seinem Auto heraus. Bekannt wurde er<br />

durch seine Free-Solo- und Speedbegehungen.<br />

Die 650 Meter hohe Flanke des »Half Dome«<br />

durchstieg er in zwei Stunden und 50 Minuten,<br />

die Route »The Nose« am El Capitan in weniger<br />

als sechs Stunden. Anfang dieses Jahres krönte<br />

er seine Karriere, indem er die 15 Seillängen<br />

des »El Sendero Luminoso« in Mexiko<br />

free solo zurücklegte. Der dabei entstandene<br />

Film läuft seit 11. Oktober bei der European<br />

Outdoor Film Tour (Termine unter www.eoft.eu).<br />

Mittlerweile zieht es ihn in kühlere Gefi lde –<br />

stets auf der Suche nach Rekorden. So haben<br />

Alex Honnold und Tommy Caldwell 2014 als<br />

Erste die komplette Fitzroy-Traverse durchklettert:<br />

fünf Kilometer, etwa 4000 Höhenmeter<br />

und Abschnitte bis in den siebten Schwierigkeitsgrad.<br />

Sie schafften die Traverse in fünf<br />

Tagen, da sie gleichzeitig kletterten.<br />

Was sind echte Gefahren für Sie?<br />

Im Straßenverkehr zum Beispiel. Wenn<br />

ich um ein Haar einem Unfall entgehe,<br />

habe ich dasselbe Gefühl, das jeder andere<br />

dabei hat: Holy Shit, gerade nochmal gutgegangen.<br />

Oder beim Klettern, wenn doch<br />

etwas schiefgeht und ich meine, ich würde<br />

gleich runterfallen. Die größten Schreckensmomente<br />

beim Klettern hatte ich,<br />

wenn ich angeseilt war, aber nur schlecht<br />

abgesichert. Also: Sehr weit oberhalb der<br />

letzten Expresse, und du weißt, wenn du<br />

jetzt fällst, fällst du 40 Meter. Und dann ist<br />

wahrscheinlich Schluss.<br />


KOLUMNE<br />

Wo sind<br />

meine Kinder?<br />

Die Mäusemutter<br />

wittert<br />

den Nachwuchs.<br />

DAVIDS DEPESCHEN (9)<br />

Geschichten aus dem Basislager<br />

Die Wendung<br />

mit der Maus<br />

Ich mag Tiere. Wirklich. Tiere begleiten<br />

mich auf den Expeditionen in den verschiedensten<br />

Momenten – und unterschiedlichsten<br />

Funktionen. Am Anfang<br />

und am Ende steht die unersetzliche Arbeit<br />

der Lastentiere von Eseln über Mulis<br />

bis hin zu den bekannten Yaks. Letztere<br />

gehören sicher zu meinen Lieblingstieren.<br />

Wer weiß: Vielleicht werde ich irgendwann<br />

einmal Yaktreiber, wenn ich auf den<br />

Westen keine Lust mehr habe.<br />

Zwischen An- und Abmarsch kommen<br />

weitere Tierarten zum Einsatz – meistens<br />

auf dem Teller: von Ziegen und Schafen bis<br />

zum Hühnchen, mal vom Grill oder –immer<br />

wieder der Stolz eines jeden nepalischen<br />

Kochs – als »sizzling steak«, eine Variante,<br />

bei dem das Fleisch auf einem fast<br />

glühenden Gusseisenteller in brutzelndem<br />

Öl und Rauchschwaden verteilend ins Essenzelt<br />

gebracht wird.<br />

Eine Tierart geht mir aber meistens auf die<br />

Nerven: die gemeine Maus! Sie taugt nicht<br />

zum Lasttier und als »sizzling steak« gäbe<br />

sie nicht einmal eine Vorspeise ab. Ganz<br />

im Gegenteil: Sie ist direkter Futterkonkurrent!<br />

Auch habe ich das schleichende<br />

Gefühl, dass die Akklimatisationsfähigkeit<br />

dieser Tiere enorm ist. Am Fuße des Baltoro-Gletschers<br />

mussten wir schon höhenkranke<br />

Hühner notschlachten; selbst die<br />

lästigen Mücken machen um die dünne<br />

Luft einen weiten Bogen.<br />

Das Karma ist im Eimer<br />

Bei der Maus dagegen scheint die Höhe<br />

den Appetit erst richtig anzukurbeln. Oft<br />

frisst sie sich heimlich nachts durch die<br />

Es gibt Tiere, auf die<br />

kann man im Basislager<br />

einer Expedition getrost<br />

verzichten. Aber wenn es<br />

um eine alleinerziehende<br />

Mutter mit vier Babys<br />

geht, wird selbst dem<br />

härtesten <strong>Bergsteiger</strong><br />

warm ums Herz.<br />

Von David Göttler<br />

Vorräte im Küchenzelt oder auch ganz<br />

dreist – wie in Patagonien – am helllichten<br />

Tag vor unseren Augen. Hier haben wir<br />

auch die trickreichsten Fallen im Tom-und<br />

Jerry-Stil ausgelegt wie Gefäße mit wackeligen<br />

Stecken an der Öffnung und einem<br />

Käse als Köder. Bei Erreichen des Käses<br />

kollabierte die Steckenkonstruktion, was<br />

in der Theorie oft besser funktionierte als<br />

in der Praxis. Im direkten Kampf Mann gegen<br />

Maus hat sich auch schon die Geduld<br />

ausgezahlt, einfach vor dem Mäuseloch zu<br />

Fotos: Daniel Bartsch<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


warten und dem Vielfraß mit einem Steinwurf<br />

den Garaus zu machen. Mein Mäuse-<br />

Karma war also ziemlich im Eimer.<br />

Erst 2007 habe ich es im Basecamp des<br />

Broad Peak auf 5000 Metern wieder ein wenig<br />

auf bessern können. Als wir das Camp<br />

nach erfolgreicher Besteigung weiter zum<br />

K2 verlegen wollten, entdeckte ich, dass<br />

sich eine Mäusemama in meiner Expeditionstasche<br />

ein Zuhause für ihre vier Kinder<br />

eingerichtet hatte. Mit Klopapier hatte sie<br />

ein kuscheliges Nest gebaut, und darin lagen<br />

also nun die winzigen, nackten, rosa<br />

Mäusebabys.<br />

Bald wieder auf Augenhöhe!<br />

Was tun? Wir – Gerlinde, Ralf, Daniel<br />

und ich – waren ja keine ausgewiesenen<br />

Zoologen, sondern Höhenbergsteiger.<br />

Meine Tasche konnte ich nicht opfern.<br />

Also entschieden wir uns vorerst für eine<br />

sanfte Umsiedelung in unser Küchenzelt.<br />

Dieses war zumindest ein paar Tage länger<br />

verfügbar als meine Tasche, weil ich erst<br />

einmal meinen eigenen Krempel packen<br />

musste, bevor wir den Rest abbauten. Wir<br />

nahmen das ganze Nest inklusive High-<br />

Altitude-Nachwuchs, trugen es vorsichtig<br />

zu seinem neuen Platz und dachten, die<br />

Angelegenheit damit erledigt zu haben.<br />

Falsch gedacht. Die Mäusemama nahm<br />

Witterung auf, fand auch schnell ihren<br />

Nachwuchs, aber eben am falschen Platz.<br />

Sie war wohl fest davon überzeugt, nur<br />

meine Tasche könne das Nest samt Nachwuchs<br />

gebührend beherbergen. Ohne zu<br />

zögern, nahm sie das erste der vier Babys<br />

und trug es von Stein zu Stein springend<br />

und rennend wieder vom Küchenzelt zu<br />

meiner Tasche. Sie war so fixiert auf diese<br />

Aufgabe, dass sie uns ganz vergessen hatte.<br />

Wir legten sogar unsere Kamera in ihren<br />

immer gleichen Weg, und sie lief voll in<br />

die Linse. Was für eine Aufnahme!<br />

Wir konnten es nicht glauben und versuchten<br />

es erneut; gaben dem Nest wirklich<br />

ein warmes und feines Plätzchen.<br />

Nichts half, die Mama befand auch die<br />

neuen Plätze als untauglich. Wir wollten<br />

wiederum meine Tasche nicht aufgeben.<br />

Es musste eine langfristige Lösung her, die<br />

von der Mäusemama akzeptiert wurde,<br />

notfalls widerwillig. Deshalb erschwerten<br />

wir einfach ihre Bedingungen.<br />

Meine Tasche entfernten wir vom ursprünglichen<br />

Platz, und das Nest verpflanzten<br />

wir möglichst weit davon entfernt – in<br />

das Küchenzelt einer anderen Expeditionsmannschaft.<br />

Ich weiß auch gar nicht<br />

mehr, ob wir das Team über die neuen Mitbewohner<br />

informiert haben, aber ich bin<br />

mir sicher, dass sich auch die anderen <strong>Bergsteiger</strong><br />

der Familie schnell angenommen<br />

haben. Wer könnte in einer Umgebung,<br />

wo Kälte und Wind und eine Wüste aus<br />

Eis und Steinen eigentlich jedes Leben auf<br />

Dauer verhindern, schon eine alleinerziehende<br />

Mutter mit Nachwuchs verstoßen?<br />

Wir hoffen jedenfalls, dass alle Babys starke<br />

Höhenbergsteiger-Mäuse geworden<br />

sind. Dann kann das nächste Mal auch<br />

wieder auf Augenhöhe gegeneinander gekämpft<br />

werden. Mann gegen Maus! ◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />

Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />

dern dieser Welt unter anderem schon<br />

mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />

Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />

geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />

Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />

exklusiv für den BERGSTEIGER über<br />

seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

Mäusealarm!<br />

Doch die<br />

Kammerjäger<br />

kamen nicht.<br />

Der Tourenspezialist<br />

in München<br />

www.sport-bittl.com<br />

K2 TalkBack 13/14 (Auslauf)<br />

Längen: 153, 160, 167 cm<br />

Artikel-Nr: 70160303<br />

+ FRITSCHI Eagle 12<br />

inkl. Stopper<br />

Artikel-Nr: 73800007<br />

864,95*<br />

488.-<br />

K2 WayBack 13/14 (Auslauf)<br />

Längen: 160, 167, 174, 181 cm<br />

Artikel-Nr: 70160301<br />

+ DYNAFIT Radical ST 92mm<br />

Artikel-Nr: 73885017<br />

919,95*<br />

538.-<br />

Noch mehr Auswahl finden Sie<br />

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Firmensitz: bittl Schuhe + Sport GmbH,<br />

Georg-Reismüller-Str. 5, 80999 München-Allach<br />

*unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/14<br />

Walliser und Allgäuer Alpen, Dolomiten,<br />

Estergebirge, Mangfallgebirge<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

5 Rawilpass, stille<br />

3 Gemmipass, gemütliche<br />

11 Bschießer/Ponten, 12 Jubiläumsweg,<br />

6 Wank, lange, aber unschwierige<br />

9 Weitlahnerkopf, unschwierige,<br />

Wanderwege für Einsamkeitssucher<br />

Wanderung mit<br />

Seilbahnunterstützung<br />

lange, anstrengende<br />

Gratwanderung<br />

lange Zwei-Tage-<br />

Höhenwanderung<br />

Wanderung<br />

auf Aussichtsberg<br />

lange Wande-<br />

rung, Gipfel ausgesetzt<br />

4 Col Ferret, lange,<br />

2 Monte-Moro-Pass, 1 Ritten, leichte, familientaugliche<br />

8 Astjoch, Familienwanderung<br />

7 Sfornioi Nord,<br />

aussichtsreiche Wanderung<br />

über zwei Pässe<br />

auf altem Saumweg zu<br />

Monte-Rosa-Blick Rund-<br />

tour auf guten Wegen mit mehre-<br />

ren Hütten am Weg<br />

alpine Gipfeltour in felsigem<br />

Gelände<br />

10 Rotwand, ausgedehnte<br />

Rundtour über<br />

mehrere Gipfel<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Sarntaler Alpen Ritten (1171 m)<br />

1<br />

Rundtour von Signat zu den Erdpyramiden<br />

Gepflegte Wanderwege am aussichtsreichen Fuße des Rittens kennzeichnen diese schöne und beliebte<br />

Rundwanderung, die bei Schönwetter allerdings niemals einsam verlaufen dürfte. Highlights<br />

sind die drei Aussichtsplätze auf die berühmten Erdpyramiden.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 84<br />

490 Hm | 2¼ Std.<br />

normale<br />

Wanderausrüstung<br />

Talort: Bozen (266 m)<br />

Ausgangspunkt: Signat (871 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 46.508333° Länge E 011.398416°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Kindereignung: ab 10 Jahren<br />

Entfernung: 7,36 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std.; Abstieg ¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Günstig ab Mitte April, am schönsten<br />

zur Obstbaumblüte etwa Anfang bis Mitte Mai<br />

Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 54 »Bozen«<br />

Informationen: Tourismusverein Ritten, Dorfstraße 5, I-39054<br />

Ritten (BZ), Tel. 00 39/04 71/35 61 00, www.ritten.com<br />

Einkehr: Signater Hof am Ausgangspunkt<br />

Schwierigkeiten: Normalerweise ist mit keinen Schwierigkeiten<br />

zu rechnen.<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />

2<br />

Über einen alten Saumpfad zum schönsten Ausblick auf den Monte Rosa<br />

Der Moment, wenn südlich der Passhöhe das Monte-Rosa-Massiv auftaucht, gehört zu den eindrücklichsten<br />

des Wanderns im Wallis. Lohnend ist diese Passroute sowieso: Sie beginnt gemächlich am<br />

Ufer des Mattmark-Stausees und führt über einen schönen, alten Saumpfad bergwärts.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 30<br />

650 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Saas-Almagell (1670 m) im Saastal<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Stausee Mattmark (2203 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Vom Bahnhof Visp<br />

mit dem Postauto nach Saas Grund, wo ein Postauto-<br />

Anschluss nach Mattmark besteht.<br />

Mit dem Auto bis nach Mattmark<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />

Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1329 »Saas«,<br />

Blatt 1349 »Monte Moro«; Swisstopo-Wanderkarte<br />

1:50 000, Blatt 284 T »Mischabel«<br />

Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, 2014<br />

Informationen: Saas-Fee/Saastal Tourismus, Tel. 00 41/<br />

(0)27/9 58 18 58, www.saas-fee.ch<br />

Einkehr: Restaurant Mattmark, www.restaurant-mattmark.ch;<br />

Rifugio Gaspare Oberto-Paolo Maroli auf der italienischen Seite<br />

der Passhöhe, www.montemoropass.it<br />

Schwierigkeit: T3<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Gemmipass (2270 m)<br />

3<br />

Auf altem Saumpfad vom Wallis ins Berner Oberland<br />

Gemütliche Wanderwege, sympathische Berghotels, eine tolle Aussicht auf die Walliser Viertausender<br />

und Seilbahnen, die Aufstieg und Abstieg verkürzen – der Gemmipass bietet ein Maximum<br />

für minimale Höhenmeter.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 30<br />

↑ 100/↓ 500 Hm |<br />

3 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Leukerbad (1402 m) oberhalb von Leuk<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Gemmipass (2270 m)<br />

Endpunkt: Bergstation Sunnbüel (1934 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Visp<br />

oder Martigny nach Leuk und weiter mit dem Bus nach<br />

Leukerbad; mit der Gemmibahn vom oberen Dorfrand auf<br />

den Gemmipass.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />

Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1267<br />

»Gemmi«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000, Blatt 263 T »Wildstrubel«<br />

Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, 2014<br />

Informationen: Leukerbad Tourismus, Tel. 00 41/(0)27/4 72<br />

71 71, www.leukerbad.ch; Kandersteg Tourismus, Tel. 00 41/<br />

(0)33/6 75 80 80, www.kandersteg.ch<br />

Einkehr: Berghotel Wildstrubel, Gemmipass, Tel. 00 41/<br />

(0)27/4 70 12 01, www.gemmi.ch; Berghotel Schwarenbach,<br />

Tel. 00 41/(0)33/6 75 12 72, www.schwarenbach.ch<br />

Schwierigkeit: T2


TIPP<br />

Sarntaler Alpen Ritten (1171 m)<br />

TIPP<br />

Route: Vom kleinen Bergdorf Signat mit begrenzten Parkmöglichkeiten<br />

geht man nach links auf einem Asphaltweg<br />

durch Obstgärten nach Nordwesten zum Pieracher<br />

hinunter und hält sich beim Fahrwegende rechts. Auf dem<br />

markierten und beschilderten Keschtenweg nun anfangs<br />

über einen Weidehang, dann in den Wald hinein und auf<br />

gutem Pfad bei ein paar Mauerresten scharf links abbiegen.<br />

Dann kommt man ins Katzenbachtal hinab und auf<br />

einem Steg über den Bach. Gleich dahinter steht das alte<br />

Krössgütl, an dem man vorbei geht und zwischendurch in<br />

ziemlich strammer Steigung über den Spornberg hinaufgeht,<br />

bis man auf einen Asphaltweg stößt. Den Wegweisern<br />

folgend nach rechts weiter, aus dem Wald heraus und<br />

am Rande einer Wiese dahin, bis man zur Wegtafel stößt,<br />

die nach rechts über die Wiese zu den Erdpyramiden zeigt.<br />

Am Abbruch fi ndet man eine Pfadspur, die zum ersten<br />

Aussichtspunkt auf das markante Naturdenkmal führt.<br />

Von dort zum Fahrweg zurück und nach Nordosten zum<br />

Gebäudekomplex Pranzeghof hinauf. Hinter den Gebäuden<br />

auf einem Weg bis zur beschilderten Abzweigung.<br />

Nach rechts durch ein Gatter, über eine Weidewiese<br />

Walliser Alpen Monte-Moro-Pass (2853 m)<br />

(Lamas) und zum zweiten, noch schöneren Aussichtspunkt auf<br />

die Erdpyramiden.<br />

Von ihm am Weg in der gleichen Richtung weiter, zum dritten Aussichtsplatz<br />

und dann in den Wald hinein, wo man zu einer Wegeinmündung<br />

stößt. Dort rechts halten und auf einem alten, mit<br />

Porphyr gepfl asterten Karrenweg in Richtung Oberbozen hinauf,<br />

bis an beschilderter Stelle ein Wanderweg scharf nach rechts abzweigt.<br />

Wir folgen ihm nur kurz zu einem Kiesweg, gehen über ihn<br />

hinauf und erreichen in einer Kehre eine schmale Asphaltstraße.<br />

Diese fällt nach rechts zum Lahnerhof ab und endet dort.<br />

Der weitere Rückweg führt anfangs auf einer Schlepperspur, dann<br />

auf einem Pfad und knickt an einer Hangkante rechts ab. Nun<br />

auf einem Wiesenweg talwärts, in den Wald hinein und zu einem<br />

Wegkreuz, bei dem ein Fahrweg erreicht wird. Dieser fällt durch<br />

Obstgärten die letzten 200 Höhenmeter bis Signat ab.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Der Gipfelblock aus härterem Gestein schützt die<br />

Erdpyramide vor weiterer Auswaschung.<br />

Aufstieg: Zu Beginn der Wanderung folgt man vom<br />

Restaurant Mattmark (2203 m), direkt bei der Krone des<br />

Stausees Mattmark, dem breiten Weg dem westlichen<br />

Seeufer entlang Richtung Süden bis zur Distelalp (2224<br />

m), wo die Brücke am südlichen Ende des Sees überquert<br />

wird, um anschließend über die Alpweiden des Inner<br />

Boden zur kleinen Hochebene des Tälli (2499 m) hochzusteigen.<br />

Nach der Wegverzweigung im Tälli geht es über<br />

alte Steinstiegen durch die Nordostfl anke des Monte Moro<br />

zur goldenen Madonnenstatue des Monte-Moro-Passes<br />

(2853 m). Kurz vor der Passhöhe ist die Route mit Metallstiften<br />

und Fixseilen versichert, jedoch nicht exponiert. Wer<br />

zurück in die Schweiz will, wandert auf derselben Route<br />

zurück bis zur Distelalp und geht dann als Variante dem<br />

östlichen Ufer des Sees entlang zurück zur Staumauer, um<br />

diese am Schluss zu überqueren.<br />

Jene, die es nach Italien zieht, folgen dem Weg von der<br />

Passhöhe wenige Meter nach Süden zum Rifugio Gaspare<br />

Oberto-Paolo Maroli. Von hier aus fährt die Gondelbahn<br />

hinab ins italienische Dorf Macugnaga (1307 m) im Valle<br />

Anzasca. Allerdings sind ihre Betriebszeiten etwas verwirrend.<br />

Natürlich lässt es sich auch bahnfrei nach Macugnaga<br />

absteigen: Ein Abstieg, der die Knie beansprucht, jedoch mit dem<br />

Ausblick auf das Monte-Rosa-Massiv belohnt wird. Die Rückreise<br />

von Domodossola erfolgt per Bus (wenige Verbindungen) bis Domodossola<br />

und weiter mit dem Zug in 30 Minuten Fahrzeit zurück<br />

nach Brig.<br />

Caroline Fink<br />

Die übergroße goldene Madonna hält<br />

an der Passhöhe ihre Hände<br />

schützend über die Wanderer.<br />

Foto: Caroline Fink Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Gemmipass (2270 m)<br />

Route: Von der Bergstation der Seilbahn wenige Meter<br />

westwärts zum Gemmipass (2270 m); bei P. 2270 nach<br />

rechts und weiter durch Karstgelände bis zum Bach namens<br />

Lämmerendalu. Hier überquert man die Brücke und<br />

gelangt nordwärts zum Daubensee, einem natürlichen<br />

See, der gut 1,5 Kilometer lang und 400 Meter breit ist.<br />

Dem Westufer entlang geht es weiter zu dessen nördlichem<br />

Ende, wo bei P. 2229 der linke Weg gewählt wird.<br />

Dieser führt leicht absteigend zum Berghotel Schwarenbach<br />

(2060 m). Von diesem folgt man der Alpstraße über<br />

P. 2073 sanft hinab zu einem Arvenwald und weiter in die<br />

Fläche der Spittelmatte. Diese Hochebene kann man an<br />

deren rechten oder linken Rand der Länge nach traversieren.<br />

Wer rechtsrum wandert, hat den Vorteil, an der großen<br />

Alp Spittelmatte (1884 m) vorbeizukommen, wo frische<br />

Kuhmilch verkauft wird. Zum Schluss der Wanderung steigt<br />

die Route noch einmal leicht an und erreicht auf der Anhöhe<br />

von Sunnbüel (1934 m) die Bergstation der Luftseilbahn.<br />

Caroline Fink<br />

Beschriftete Steine geben den Weg vor: vorbei am Daubensee (hinten) zur Gemmi<br />

Foto: Caroline Fink


TIPP<br />

Walliser Alpen Grand Col Ferret & Petit Col Ferret<br />

4<br />

Eine Rundtour über zwei Pässe<br />

Eine landschaftlich sehr eindrückliche Wanderung auf guten Bergwegen, die ein gewisses Maß an<br />

Ausdauer voraussetzt. Glanzlicht ist die Aussicht auf die Gipfel des Mont-Blanc-Massivs. Wer sich<br />

nach dem Süden sehnt, steigt vom Pass ab nach Italien Richtung Courmayeur.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 30<br />

1050 Hm | 6 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: La Fouly (1592 m) im Val Ferret<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Bushaltestelle in La Fouly<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Visp<br />

oder Lausanne nach Martigny und, je nach Verbindung,<br />

per Zug oder Bus via Orsières nach La Fouly<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />

Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1365 »Gd St-<br />

Bernard«, Blatt 1345 »Orsières«; Swisstopo-Wanderkarte<br />

1:50 000, Blatt 292 »Courmayeur«<br />

Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, 2014<br />

Informationen: Offi ce du Tourisme de La Fouly, Tel. 00 41/<br />

(0)27/7 83 27 17, www.st-bernard.ch; Tourist Offi ce Courmayeur,<br />

Tel. 00 39/01 65/84 20 60, www.lovevda.it<br />

Einkehr: Gîte de la Léchère, Tel. 00 41/(0)79/4 33 49 78,<br />

www.lalechere.ch; Gîte Alpage de La Peule, Tel. 00 41/(0)27/<br />

7 83 10 41, www.lapeulaz.skyrock.com<br />

Schwierigkeit: T2<br />

Variante: Abstieg vom Grand Col Ferret durch das italienische<br />

Val Ferret via Rifugio Elena nach Arp Nouva; von dort Minibus<br />

nach Courmayeur; Übernachtung in Courmayeur und Rückreise<br />

via Aosta über den Großen Sankt Bernhard nach Martigny.<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Rawilpass (2429 m)<br />

5<br />

Suonen, Bergseen und ein stilles Hochtal<br />

Der Rawilpass gehört zu den stillen Wanderpässen des Wallis. Mit plätschernden Wasserleitungen,<br />

sogenannten Suonen, einem kleinen Bergsee und einer stillen Schwemmebene im Hochtal von Rawil<br />

bietet diese Wanderung die entspannteste Route vom Wallis ins Berner Oberland.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014– Seite 30<br />

↑ 670/↓ 870 Hm |<br />

5 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Sion (491 m) im Rhonetal<br />

Ausgangspunkt: Lac de Tseuzier (1777 m)<br />

Endpunkt: Iffi genalp (1584 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug von Lausanne<br />

oder Visp nach Sion und weiter mit dem Postauto<br />

zum Lac de Tseuzier (Haltestelle Rawil Barrage)<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />

Karten: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1266 »Lenk«,<br />

Blatt 1286 »St-Léonard; Swisstopo-Wanderkarte<br />

1:50 000, Blatt 263T »Wildstrubel«, Blatt 273T »Montana«<br />

Führer: Caroline Fink »Höhenwege im Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, 2014<br />

Informationen: Sion Tourisme, Tel. 00 41/(0)27/3 27 77 27,<br />

www.siontourisme.ch<br />

Einkehr: Gîte de Lourantse, Tel. 00 41/(0)79/2 85 69 38,<br />

www.gitedelourantse.ch; Restaurant du Rawil, Tel. 00 41/<br />

(0)27/3 98 26 97, www.rda-sa.ch<br />

Schwierigkeit: T2<br />

TIPP<br />

Estergebirge Über den Wank (1780 m)<br />

6<br />

Der schönste Weg auf den Aussichtsgipfel<br />

Der Wank gilt als besonders dankbares Belvedere vor dem Wettersteinmassiv,<br />

Tiefblicke ins Loisachtal inklusive. Und den phänomenalen<br />

Blick auf Deutschlands höchsten Berg kann man direkt von der<br />

Terrasse des Gipfelhauses genießen. Wer Knieprobleme hat, kann<br />

mit der Bahn »absteigen«.<br />

1080 Hm | 5¾ Std.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 80<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Garmisch-Partenkirchen<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Direkte Züge von München<br />

nach Garmisch-Partenkirchen<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühling bis Spätherbst<br />

Karte/Führer: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen 1:25 000,<br />

Blatt BY 8 »Wettersteingebirge – Zugspitze«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Information, Richard-Strauß-<br />

Platz 2, 82467 Garmisch-Partenkirchen; Tel. 0 88 21/<br />

18 07 00, www.gapa.de<br />

Einkehr: Pfeifferalm, Gschwandtner Bauer, Wankhaus, Gamshütte<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Recht lange Bergwanderung,<br />

die deshalb etwas Ausdauer verlangt. Durchwegs ordentliche<br />

Wege, nur wenig ausgesetzt, auch kein Felsgelände.<br />

Abstieg alternativ per Seilbahn möglich.


TIPP<br />

Walliser Alpen Grand Col Ferret & Petit Col Ferret<br />

TIPP<br />

Route: Von La Fouly (1592 m) folgen wir kurz der Straße<br />

bis zur Hütte von Le Clou, wo wir eine Brücke überqueren.<br />

Von hier steigt der Weg sanft an bis zur Hütte von La<br />

Léchère und windet sich dann zur zweiten Alphütte von<br />

La Léchère hoch (1877 m). Anschließend führt die Route<br />

weiter durch die Combe des Fonds. Zum Schluss geht es<br />

die letzten 200 Höhenmeter, teils über ein Altschneefeld<br />

und Geröll, bergauf zum Petit Col Ferret (2490 m) und<br />

über einen kurzen Höhenweg zum nahen Grand Col Ferret<br />

(2537 m).<br />

Von beiden Pässen aus ist der Abstieg nach Italien möglich.<br />

Wer in die Schweiz zurückkehrt, geht vom Grand Col<br />

Ferret aus auf einem gemütlichen Pfad wenig steil hinab<br />

zur Gîte Alpage de La Peule (2071 m) und über den wenig<br />

begangenen Höhenweg (allenfalls beim Hüttenpersonal<br />

von La Peule fragen, wo der Weg abzweigt) zur Rinderhütte<br />

von Pramplo (1928 m) und weiter nordwärts zurück zur<br />

Hütte von La Léchère und La Fouly.<br />

Caroline Fink<br />

Walliser Alpen Rawilpass (2429 m)<br />

Route: Dem südlichen Ufer des Lac de Tseuzier entlang,<br />

einer Suone folgend, zum nordwestlichen Zipfel des<br />

Sees und anschließend eine Brücke überquerend nach<br />

Lourantse. Von hier der Alpstraße bergauf folgend zur<br />

Almhütte von Armillon (2130 m) und weiter aufsteigend<br />

zum Bergsee am Rand der Plan des Roses (2367 m). Anschließend<br />

durchquert man der Länge nach das Hochtal<br />

der Alpage du Rawil bis zu einer Schwemmebene, an<br />

deren Ende der Weg noch wenige Meter zur Passhöhe<br />

hochführt.<br />

Hier überschreitet man die Kantonsgrenze und steigt ab<br />

zum namenlosen Bergsee auf 2340 Metern Höhe und<br />

weiter über die Hänge des Stiereläger und Blattihubel zur<br />

Blattihütte. Nach einer Traverse Richtung Westen, bei der<br />

ein Felsband am Fuß des Mittaghore durchquert wird,<br />

geht es im Zickzack hinab über Geissräbel zur Iffi genalp<br />

(1584 m). Caroline Fink<br />

Blick vom Grand Col Ferret hinunter ins italienische Val Ferret<br />

Foto: Caroline Fink Foto: Caroline Fink<br />

Dunkelgrünes Gewässer: der Bergsee am Rand der Plan des Roses<br />

TIPP<br />

Estergebirge Über den Wank (1780 m)<br />

Aufstieg: Die Bergtour beginnt als Stadtspaziergang,<br />

führt vom Bahnhof durch die Bahnhof- und Ludwigstraße<br />

zur Pfarrkirche von Partenkirchen, dann auf bequemen<br />

Spazierwegen – nur sanft steigend – zur Vogelschutzwarte.<br />

Kurz zuvor links hinauf zur Lache und weiter moderat<br />

steigend zum Wirtshaus Pfeifferalm. Nun auf der Straße<br />

hinüber und hinauf nach Gschwandt. Links in den Wald<br />

und auf schönem Weg angenehm schattig über zahlreiche<br />

Serpentinen links des Häuslgrabens bergan in die Senke<br />

zwischen Roßwank und Rotenkopf. Hier links (geradeaus<br />

hinab zur Esterbergalm) und weiter im Links-Rechts-Takt<br />

am Osthang des Roßwank aufwärts. Unter dem abgefl<br />

achten, wenig ausgeprägten Gipfel kommt man aus<br />

dem Wald und der Blick auf das Wettersteinmassiv wird<br />

frei. Er begleitet den Wanderer über den breiten, nur mehr<br />

sanft ansteigenden Rücken (Startplatz für Paraglider) zum<br />

Gipfelhaus.<br />

Abstieg: Er verläuft in kurzen und längeren Schleifen<br />

über den Südwesthang des Wank, wobei die Seilbahntrasse<br />

in etwa die Richtung vorgibt. Im Talboden liegt<br />

Garmisch-Partenkirchen, darüber baut sich mächtig die<br />

Zugspitze auf. Die Abzweigung zur Seilbahn-Mittelstation bleibt<br />

rechts; über die schön gelegene Eckenhütte steigt man weiter ab<br />

zur bewirtschafteten Gamshütte (937 m) über dem Ochsengraben.<br />

Hier rechts, in Kehren am bewaldeten Hang hinunter in die<br />

malerische Schalmeischlucht und mit dem Faukenbach hinaus<br />

nach Partenkirchen. Unweit der Pfarrkirche stößt man auf die<br />

Ludwigstraße. Auf dem Hinweg zurück zum Bahnhof.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Logenplatz, um das Traumpanorama<br />

des Wettersteingebirges zu genießen<br />

Foto: Eugen E. Hüsler


TIPP<br />

Dolomiten (Bosconero) Sfornioi Nord (2410 m)<br />

7<br />

Einsamer Felszahn über der Forcella Cibiana<br />

Das Messner Mountain Museum am Monte Rite ist ein beliebtes Ausflugsziel in einer Dolomitenregion,<br />

die eher ein Schattendasein fristet. Vom Gipfel bietet sich ein famoses Panorama. Ins Auge<br />

fallen auch die schroffen Zacken genau südlich: die Sfornioi in der Bosconero-Gruppe.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 64<br />

880 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Wanderausrüstung<br />

Talort: Cibiana di Cadore (1019 m) an der Nordrampe<br />

der Passstraße über die Forcella Cibiana<br />

Ausgangspunkt: Forcella Cibiana (1530 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine Buslinie über den<br />

Pass!<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 025 »Dolomiti<br />

di Zoldo, Cadorine e Agordino«<br />

Informationen: Consorzio Val di Zoldo Turismo, Tel. 00 39/<br />

03 47/78 91 45, www.valdizoldo.net<br />

Einkehr: Rifugio Remauro an der Forcella Cibiana, ganzjährig<br />

bew., Tel. 00 39/04 35/7 42 73, www.rifugioremauro.it.<br />

Baita Deona, Tel. 00 39/04 35/54 01 69<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Gipfeltour beginnt auf einer<br />

Sandstraße, wird dann sukzessive alpiner und führt zuletzt in<br />

felsiges Gelände (Kletterstellen I–II). Was man beim ersten Blick<br />

auf den Gipfel, drunten auf der Forcella Cibiana, nicht unbedingt<br />

vermuten würde: der Felszahn lässt sich vergleichsweise leicht<br />

besteigen. Am Zustieg im Frühsommer üppige Flora.<br />

TIPP<br />

Dolomiten (Lüsner Alm) Über das Astjoch (2194 m)<br />

8<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 64<br />

Aussichtspunkt über der Lüsner Alm<br />

Ganz im Schatten des benachbarten Kronplatzes steht das Astjoch. Hier gibt’s keine Liftmasten, sondern<br />

wiederkäuende Vegetarier mit bimmelnden Kuhglocken und die Aussicht ist genau so schön.<br />

Eine familienfreundliche Runde verläuft über den Gipfel und die weiten Böden der Lüsner Alm.<br />

650 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Wanderausrüstung<br />

Talort: Montal am Eingang ins Gadertal<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb von Ellen beim<br />

Kreuznerhof (ca. 1550 m); Anfahrt von Montal<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus nur bis Montal<br />

Gehzeiten: Aufstieg 1¾ Std., Abstieg 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis zum ersten Schnee im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 033 »Pustertal<br />

– Bruneck«. Eugen E. Hüsler »Wanderklassiker in den Dolomiten«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Informationen: Bruneck-Kronplatz-Tourismus, Rathausplatz 7,<br />

I-39031 Bruneck, Tel. 00 39/04 74/55 57 22,<br />

www.bruneck.com<br />

Einkehr: Walderalm, Einhäuserer Alm. Starkenfeldhütte, bew.<br />

Mitte Mai bis Ende Oktober, Tel. 00 39/04 74/3 38 101 55 99,<br />

www.starkenfeld.com. Rastnerhütte, ganzjährig bew., Tel. 00 39/<br />

04 72/54 64 22, www.rastnerhuette.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Viel Aussicht bietet die<br />

Wanderung übers Astjoch, die sich durchaus auch für Familien<br />

eignet. Ein längerer, aber angenehm schattiger Anstieg macht den<br />

Auftakt; dann verläuft der Weg über die weitläufi ge Lüsner Alm.<br />

Mehrere Einkehrmöglichkeiten unterwegs.<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Weitlahnerkopf (1615 m)<br />

9<br />

Einsames Ziel im Schatten des Geigelsteins<br />

Die lange, panoramareiche und ruhige Rundtour zum Weitlahnerkopf<br />

führt über die malerische Roßalm, die höchste Almweide <strong>Bayerns</strong>,<br />

wo während der Almsaison deftige Brotzeiten erhältlich sind.<br />

1060 Hm | 6 Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014<br />

Talort: Aschau im Chiemgau (651 m)<br />

Ausgangspunkt: Hainbach(665 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.734680° Länge E 012.316649°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab<br />

Aschau im Chiemgau<br />

Entfernung: 14,00 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std.; Abstieg 3¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer<br />

Karte: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für Vermessung<br />

und Geoinformation 1:50 000, Blatt UK 50-54 »Chiemsee<br />

– Chiemgauer Alpen – Wasserburg a.Inn – Rosenheim – Traunstein<br />

– Kiefersfelden«; Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 17<br />

»Chiemgauer Alpen West, Hochries, Geigelstein«<br />

Informationen: Tourist Info Aschau, Kampenwandstr. 38,<br />

D-83229 Aschau, Tel. 00 49/(0)80 52/90 49-37,<br />

www.aschau.de<br />

Einkehr: Roßalmhütte (1680 m), während der Almzeit<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Der Gipfelanstieg führt über<br />

einen steilen Felsenhang und ist ausgesetzt (I). Seilsicherungen<br />

sind vorhanden. Hinweis: für Kinder nicht geeignet


TIPP<br />

Dolomiten (Bosconero) Sfornioi Nord (2410 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: An der Scheitelhöhe der Forcella Cibiana beginnt<br />

eine Sandstraße, der man – vorbei an der Baita<br />

Deona – knapp einen Kilometer weit folgt. Dann rechts<br />

mit der CAI-Markierung 483 in den Wald und ansteigend<br />

durch die Ostfl anke des Spiz de Copada (1999 m). An der<br />

Wegkreuzung beim Pian d’Angiàs (1873 m) geht man geradeaus.<br />

Die Spur steigt nun steiler an und leitet zuletzt über<br />

Geröll in den markanten Einschnitt der Forcela de le Ciavazole<br />

(1994 m). Hier öffnet sich ein packender Blick auf den<br />

Sasso di Tonella (2430 m) und die Rocchetta Alta, beides<br />

bekannte Kletterberge in der (Einheimischen-)Szene.<br />

In (leichten) Fels führt auch der Gipfelanstieg. Aus der<br />

Scharte links, roten Markierungen folgend, über einen<br />

Latschenhang auf den Westrücken des Sfornioi Nord und<br />

weiter zu dem großen, bereits von der Forcella Cibiana aus<br />

sichtbaren Kreuz (ca. 2270 m).<br />

Über Schutt und Schrofen aufwärts gegen den Felsfuß,<br />

dann auf bequemen Geröllbändern links um den Gipfel<br />

herum in die von zwei Gendarmen »bewachte« Gratsenke<br />

zwischen dem Sfornioi Nord und dem Sfornioi di Mezzo.<br />

Kurz vor der Scharte rechts in die Felsen (Steinmännchen)<br />

Dolomiten (Lüsner Alm) Über das Astjoch (2194 m)<br />

Aufstieg: Vom kleinen Parkplatz oberhalb von Ellen<br />

kurz auf der asphaltierten Straße aufwärts, dann links in<br />

den Wald und auf breitem Weg bergan. Zweimal wird<br />

eine Forstpiste gekreuzt; nach etwa einer Stunde ist die<br />

Walderalm (1908 m) mit freier Sicht auf den Talkessel<br />

von Bruneck erreicht. Im Bereich der Waldgrenze stößt<br />

man erneut auf eine Sandstraße. Mit ihr zur Einhäuserer<br />

Alm (2110 m; sehenswert der »Wandschmuck« an der<br />

Hütte), dann über offene Wiesenhänge zum Astjoch mit<br />

großem Kreuz und originellem Gipfelzeiger.<br />

Zur Rastneralm: Vom abgefl achten Rücken steigt<br />

man, den Markierungen folgend, über kleine Felsstufen<br />

ab zu der Senke der Astalm (1954 m). Sie bleibt rechts,<br />

wie auch das unter Naturschutz stehende Hochmoor.<br />

Auf einer Schotterpiste wandert man fl ach hinüber zur<br />

Starkenfeldhütte (1936 m) in schöner Aussichtslage.<br />

Blickfang im Süden ist der Peitlerkofel (2875 m) mit<br />

seiner mächtigen Nordwand, die 1919 erstmals von<br />

J. Hruschka und E. Erschbaumer durchstiegen wurde<br />

(IV–V).<br />

Von der Starkenfeldhütte ist es nur ein Katzensprung zur<br />

und in leichter Kletterei gegen den Südgrat und steil zum Gipfel.<br />

Abstieg: Nur auf dem Anstiegsweg.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Die schroffen Zacken der Sfornioi in der<br />

Bosconero-Gruppe sind erfahrenen<br />

Berggängern vorbehalten, die sich auch in steinigem<br />

Gelände sicher bewegen können.<br />

Rastnerhütte (1931 m), der nächsten Einkehrgelegenheit auf<br />

der weitläufi gen Lüsner Alm. Hier stellt sich die Frage: Apfelstrudel<br />

oder Kaiserschmarrn?<br />

Abstieg: Von der Rastnerhütte auf der Sandstraße kurz zurück,<br />

dann verlässt man sie nach links (Hinweis »Ellen«). Das Weglein<br />

läuft an einem Holzzaun entlang, führt zu einem engen<br />

Durchlass und wenig weiter zu einem idyllischen kleinen Moorsee<br />

(1930 m). Links an ihm vorbei und an dem bewaldeten<br />

Hang bergab. Schließlich stößt man auf eine Forstpiste, die<br />

über zwei Schleifen (Abkürzung möglich) zurückleitet zum Ausgangspunkt<br />

der schönen Runde am Parkplatz.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Die Starkenfeldhütte unter dem Astjoch<br />

Foto: Eugen E. Hüsler Foto: Eugen E. Hüsler<br />

TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Weitlahnerkopf (1615 m)<br />

Aufstieg: Auf einem Asphaltweg durch Hainbach und<br />

am Ortsrand links auf einen schmalen Fahrweg. Neben<br />

dem Bach an einer Forsthütte vorbei und im Klausgraben<br />

nach Osten hinauf.<br />

Beim Straßenknick am Waldrand geradeaus weiter und<br />

hinter dem Weidezaun in freie Wiesenhänge.<br />

Bei Abzweigung nahe der Dalsenalm schräg rechts und<br />

dem Geigelsteinanstieg folgen. Die Route führt nun über<br />

einen steinigen Wiesenhang hinauf, wird immer steiler und<br />

führt in eine Schneise hinein, die man nach links in den<br />

Wald verlässt. In Kehren geht es (bei Nässe recht rutschig)<br />

gegen Süden hinauf und zum Rücken östlich des Weitlahner-Gipfels.<br />

Dort rechts abdrehen, unter dem Gipfelfelsen<br />

dahin und dann nach links enorm steil, auf gesichertem<br />

Felsensteig zur Grathöhe hinauf. Dort links halten und das<br />

letzte, kurze Stück zum Gipfelkreuz hinüber.<br />

Abstieg: Vom Gipfel kurz entlang der Aufstiegsroute, bei<br />

der Verzweigung geradeaus und auf deutlichem Bergweg<br />

etwas bergauf. Unter dem Gipfel der Aschentaler Wände<br />

links halten, zur Roßalm hinauf und zur Roßalmhütte<br />

(Einkehr).<br />

Von der Hütte nach Westen weiter, in einen Taleinschnitt und in einem<br />

Linksbogen in das Schindeltal. Bei der verfallenen Aschentalalm<br />

wird der enge Abstiegsweg steiler und führt in Kehren zu einer<br />

Diensthütte und deutlich weiter unten zu einem Bergpfad und<br />

einem Fahrweg. Wir folgen ihm neben dem Grattenbach zur Ortschaft<br />

Grattenbach und gehen von dort auf breitem Fahrweg nach<br />

rechts, um an beschilderter Stelle nach links dem Prientalweg zur<br />

Autostraße zu folgen, neben der wir bis zum Ausgangspunkt hinaus<br />

gehen.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Blick über die Dalsenalm zur Kampenwand<br />

Foto: Siegfried Garnweidner


TIPP<br />

Mangfallgebirge Rotwand-Runde<br />

10<br />

Ausgedehnte Rundtour für Gipfelsammler<br />

Gleich fünf Gipfel liegen auf der Route von der Geitauer Alm auf die Rotwand. Der schönste und anspruchsvollste<br />

davon ist mit dem Aiplspitz gleich der erste in der Reihe. Noch vor dem Talhatscher<br />

wartet die Tour mit einem wunderschönen Finale am Soinsee auf.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 20<br />

1350 Hm | 8 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Bayrischzell<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Geitau (775 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bayerischen<br />

Oberlandbahn vom Münchner Hbf in gut 1 Std. bis Geitau<br />

Gehzeiten: Geitau – Geitauer Alm (1¾ Std) – Aiplspitz<br />

(1759 m, 1¼ Std.) – Rauhkopf (1689 m) – Taubenstein<br />

(1692 m, 1 Std.) – Lämpersberg – Rotwand (1884 m,<br />

1 Std.) – Rotwandhaus – Soinsee (1459 m, 1 Std.) –<br />

Schellenbergalm (1348 m) – Geitau (2 Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Mai bis November, je nach Schneelage<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 15 »Mangfallgebirge Mitte –<br />

Spitzingsee, Rotwand«<br />

Fremdenverkehrsamt: Alpenregion Tegernsee Schliersee,<br />

Hauptstr. 2, 83684 Tegernsee, Tel. 0 80 22/9 27 38 90, www.<br />

tegernsee-schliersee.de; Tourist-Info Bayrischzell, Kirchplatz 2,<br />

83735 Bayrischzell, Tel. 0 80 23/6 48, www.bayrischzell.de<br />

Hütte/Einkehr: Geitauer Alm (1331 m), Ende Mai bis Mitte/<br />

Ende September, Tel. 01 71/4 84 80 16; Rotwandhaus (1737<br />

m), ganzjährig geöffnet, Tel. 0 80 26/76 83, www.rotwandhaus.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Gute Kondition und Schwindelfreiheit<br />

sind bei der Rundtour gefragt. Zwar ist der Nordgrat des<br />

Aiplspitz nicht außerordentlich ausgesetzt, doch die leichten Kletterstellen<br />

verlangen hin und wieder, dass man auch die Hände<br />

benützt. Für größere Kinder mit ein bisschen Bergerfahrung sollte<br />

dies allerdings kein Problem sein. Ein Helm ist von Vorteil.<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Bschießer (2000 m) und Ponten (2048 m)<br />

11<br />

Allgäuer Grenzwege<br />

Die Gratwanderung kann man am Oberjocher Hausberg Iseler oder – als Rundtour-Variante – auch in<br />

Hinterstein starten. Der Weg folgt ein Stück weit der deutsch-österreichischen Grenze über die beiden<br />

Zweitausender Bschießer und Ponten und passiert am Rückweg die sehenswerte Willersalpe.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 20<br />

↑ 830/ ↓ 1500 Hm |<br />

7 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Oberjoch (1145 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Iselerbahn (1560 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Aus Bad Hindelang im<br />

Westen und Reutte im Osten gelangt man jeweils mit dem<br />

Bus nach Oberjoch.<br />

Gehzeiten: Bergstation Iselerbahn – Iseler (1876 m,<br />

¾ Std.) – Bschießer (2 Std.) – Ponten (1 Std.) – Zirlesegg<br />

(1880 m) – Willersalpe (1¾ Std.) – Hinterstein (866 m,<br />

1½ Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karten/Führer: Kompass 1:50 000, Blatt 3 »Allgäuer Alpen/<br />

Kleinwalsertal«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismus Bad Hindelang, Unterer<br />

Buigenweg 2, 87541 Bad Hindelang, Tel. 0 83 24/8 92-5 00,<br />

www.badhindelang.de<br />

Hütten: Willersalpe (1456 m), Mai bis Oktober, 30 Schlafplätze,<br />

Tel. 01 71/9 93 98 47<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die anspruchsvolle Tageswanderung<br />

empfi ehlt sich nur für geübte, konditionell starke<br />

Wanderer. Die Wege sind jedoch markiert und gut zu fi nden. Die<br />

Aufstiegs-Variante von Hinterstein vorbei am Zipfel-Wasserfall<br />

und über die Zipfelsalpe auf den Bschießer kommt ohne Bus-<br />

Transfer aus, ist aber anfangs sehr steil.<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Jubiläumsweg<br />

12<br />

Der Klassiker<br />

Auf dem Jubiläumsweg, einem beinahe schon historischen Höhen-Wanderweg in den Allgäuer<br />

Alpen, passiert man mit der Willersalpe, dem idyllischen aber kalten Schrecksee und dem Prinz-<br />

Luitpold-Haus eine abwechslungsreiche Hochgebirgs-Landschaft.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 11/2014 – Seite 20<br />

↑ 2270/↓ 2100 Hm |<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

2 Tage<br />

Talort: Hinterstein (884 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz nach dem südlichen<br />

Ortsende von Hinterstein<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug nach Sonthofen, mit<br />

Linienbus über Bad Hindelang nach Hinterstein<br />

Gehzeiten: Hinterstein – Willersalpe (2 Std) – Vordere<br />

Schafwanne (1½ Std.) – Hintere Schafwanne – Schrecksee<br />

(1½ Std.) – Lahnerscharte – Bockkarscharte – Prinz-<br />

Luitpold-Haus (2½ Std) – Giebelhaus (2 Std)<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Oktober<br />

Karten/Führer: Kompass 1:50 000, Blatt 3 »Allgäuer Alpen/<br />

Kleinwalsertal«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismus Bad Hindelang, Unterer<br />

Buigenweg 2, 87541 Bad Hindelang, Tel. 0 83 24/8 92-5 00,<br />

www.badhindelang.de<br />

Hütten: Willersalpe (1456 m), Mai bis Oktober, 30 Schlafplätze<br />

Tel. 01 71/9 93 98 47; Prinz-Luitpold-Haus (1846 m), Pfi ngsten<br />

bis Anfang Oktober, 260 Schlafplätze, Reservierungen unter www.<br />

prinz-luitpoldhaus.de; Giebelhaus (1087 m), Tel. 0 83 24/81 46,<br />

www.giebelhaus.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Technisch relativ einfach,<br />

doch 24 Kilometer lang, weshalb eine Übernachtung auf der<br />

Willersalpe oder auf dem Prinz-Luitpold-Haus empfehlenswert ist.<br />

Kondition und Trittsicherheit sind notwendig, streckenweise sind<br />

Seilsicherungen vorhanden.


TIPP<br />

Mangfallgebirge Rotwand-Runde<br />

Route: Vom Wanderparkplatz südwestlich des Ortszentrums<br />

Geitau weisen die Schilder Richtung Geitauer<br />

Alm, man folgt ihnen über den Forstweg durch Bergwald<br />

aufwärts bis zur Alm. Dort geht der breite Fahrweg in einen<br />

markierten Wanderpfad über, der in einem weiten Linksbogen<br />

aus dem Kessel und schließlich in steilem Zickzack<br />

auf den Nordgrat führt. Dort wartet die schwierigste<br />

Passage mit Kraxelei im I. Grad auf die Wanderer. Den<br />

Markierungen folgend geht es bis zum Gipfelkreuz und auf<br />

dem teils seilversicherten, aber vergleichsweise einfachen<br />

Südwestgrat zum Tanzeck und zur Schnittlauchmoosalm<br />

abwärts.<br />

Wer keine Gipfel sammelt, kann den Rauhkopf westlich<br />

umgehen bis zum Sattel nahe der Bergstation der Taubensteinbahn.<br />

Nun geht es ein kleines Stück steil aufwärts<br />

zum Taubenstein und etwas westlich des Kammrückens<br />

entlang über den Lämpersberg. Am westlichsten Punkt<br />

des Wanderweges zweigt ein unmarkierter Pfad ab: Wer<br />

diese Abkürzung auf die Rotwand links liegen lässt, gelangt<br />

erst zum Rotwandhaus, von dem der offi zielle Wanderweg<br />

auf den Gipfel abzweigt. Zurück am Rotwandhaus,<br />

folgt man dem ausgeschilderten Weg 645 zur Großtiefentalalm,<br />

wo der Pfad wieder in einen Forstweg übergeht.<br />

Der letzte Höhepunkt der Tour ist der Soinsee vor der Kulisse der<br />

Ruchenköpfe. Dann geht es in einem langen Talhatscher auf dem<br />

Forstweg abwärts zurück nach Geitau.<br />

Dagmar Steigenberger<br />

Der erste Gipfel der Runde: der Aiplspitz;<br />

im Hintergrund der Wendelstein<br />

Foto: Wikipedia<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Bschießer (2000 m) und Ponten (2048 m)<br />

Route: Von der Bergstation der Iselerbahn bis zum Gipfel<br />

des Iselers (1876 m) geht es über 300 Höhenmeter<br />

im Zickzack aufwärts. Auf dem Iseler bietet sich uns ein<br />

herrliches Bergpanorama und wir sehen bereits die Gipfel<br />

von Bschießer und Ponten vor uns liegen, die wir im Verlauf<br />

der Wanderung noch besteigen werden. Um dorthin zu<br />

gelangen, gehen wir vom Gipfel einige Meter auf unserem<br />

Weg zurück, biegen dann aber nach links ab und steigen<br />

in Richtung Stuibensattel zwischen Iseler und Bschießer<br />

ab. Den Abzweig zur Zipfelsalpe ignorierend, machen wir<br />

einen kurzen Schlenker über die Grenze nach Österreich<br />

und wandern rechts am Bischofsmann vorbei. Dann verläuft<br />

unser Weg wieder auf deutschem Gebiet und windet<br />

sich in Serpentinen hinauf zum Bschießer, von wo aus wir<br />

eine herrliche Aussicht auf die Allgäuer Alpen haben. Im<br />

Zickzack steigen wir ein kurzes Stück wieder hinab und<br />

laufen dann auf gleich bleibender Höhe an der deutschösterreichischen<br />

Grenze entlang. Links liegt das Tannheimer<br />

Tal mit der Stuibenalpe, rechts geht es steil hinunter<br />

ins Hintersteiner Tal. Der Ponten liegt nun schon direkt vor<br />

uns und wir gehen auf dem zum Teil mit Latschen bewachsenen<br />

Grat bis zum Gipfel (2048 m). Uns direkt gegenüber steht<br />

jetzt das mächtige Geißhorn (2247 m). Nach unserer Gipfelrast<br />

steigen wir südwärts ab und gelangen sehr bald auf den Weg zum<br />

Zierleseck. Beim Zierleseck verlässt unser Weg den Grenzverlauf,<br />

zweigt nach rechts ab und bringt uns zur Willersalpe, wo wir einkehren<br />

können. Nachdem wir uns für das letzte Wegstück gestärkt<br />

haben, steigen wir ins Ostrachtal zum Parkplatz »Auf der Höh« in<br />

Hinterstein ab. Mit dem Linienbus (die Haltestelle ist ca. 100 m<br />

unterhalb des Parkplatzes Richtung Hinterstein, am kleinen Platz<br />

mit Kapelle) fahren wir zurück über Bad Hindelang nach Oberjoch.<br />

Janek Schmidt<br />

Die idyllisch gelegene Zipfelsalpe<br />

unter dem Bschießer<br />

Foto: Hindelang Tourismus<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Jubiläumsweg<br />

Route: Wir starten am Parkplatz und folgen dem gut beschilderten<br />

Weg in Richtung Willersalpe (1456 m). Dahinter<br />

zweigt rechts der Jubiläumsweg ab. Hinter der »Vorderen<br />

Schafwanne« geht es steil und in engen Kehren hinauf<br />

zum Geißeckjoch, von dem aus man einen imposanten<br />

Tiefblick ins Ostrachtal und zum Vilsalpsee auf österreichischer<br />

Seite hat. Geübte und Schwindelfreie können den<br />

Weg übers Rauhhorn nehmen, der Jubiläumsweg jedoch<br />

umgeht das Rauhhorn auf österreichischer Seite entlang<br />

seines Osthanges. Es geht zwischen Rauhhorn und Schäferkopf<br />

hindurch, bis einige Kehren dann wieder hinauf<br />

in einen grünen Bergsattel führen: an die »Hintere Schafwanne«.<br />

Weiter geht es auf der westlichen Seite unterhalb<br />

des Kugelhorns bis zum Schrecksee. Wir umrunden den<br />

See ein Stück weit, erreichen schließlich die Lahnerscharte<br />

und genießen den Blick zum Hochvogel und ins Schwarzwassertal.<br />

An der Weggabelung halten wir uns rechts, der<br />

Weg verläuft relativ eben. Wir wandern nun auf österreichischem<br />

Gebiet am Schänzlekopf und am Sattelkopf vorbei.<br />

Ostseitig umrunden wir die Lärchwand in einem weiten<br />

Bogen. Stahlseilsicherungen helfen an den ausgesetzteren<br />

Passagen. Der Weg bis zur Bockkarscharte ist sehr steil, hier<br />

können sich unter Umständen auch bis zum Spätsommer noch<br />

einige Schneefelder halten. Allzu weit zum Prinz-Luitpold-Haus ist<br />

es jedoch nicht mehr. Ab der Scharte geht es stets bergab bis zur<br />

DAV-Unterkunft und weiter vorbei an der Unteren Bärgündele-Alpe<br />

bis zum Giebelhaus. Per Pendelbus geht es zurück ins zehn Kilometer<br />

entfernte Hinterstein.<br />

Janek Schmidt<br />

Der mächtige Hochvogel<br />

über dem Prinz-Luitpold-Haus<br />

Foto: Hindelang Tourismus


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AUF TOUR<br />

1<br />

Messner Mountain Museum // Teil 2: Monte Rite, Ripa, Corones<br />

Familien-TIPP<br />

Die Krönung?<br />

3<br />

4<br />

64 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Wenn’s fertig ist, wird’s eine Sensation – so oder<br />

so: Das letzte Messner-Museum »Corones« wird<br />

sicherlich polarisieren. Blick auf die Baustelle<br />

eines spannenden Projekts. Von Eugen E. Hüsler<br />

2<br />

Der erste Anblick ist etwas verstörend:<br />

ein gestrandetes, halb<br />

zerborstenes und im Berg steckendes<br />

UFO? Oder noch eine<br />

Seilbahnstation? Wir sind oben<br />

am Kronplatz, dem Südtiroler Skigipfel<br />

schlechthin, wo der Wintergast unbestritten<br />

König ist und mehr Liftmasten als Kühe<br />

auf der Wiese stehen. Doch was da am<br />

Rand des Gipfelplateaus entsteht, ist ein<br />

Museumsbau, das sechste (und letzte) Museum<br />

eines Mannes, der einst auszog, die<br />

höchsten Gipfel, die weitesten Eiswüsten<br />

zu erkunden: Reinhold Messner. Der immer<br />

dahin wollte, wo keiner vor ihm war.<br />

Absurd? Reinhold Messner, dem keine<br />

Wand zu steil, keine Luft zu dünn und kein<br />

Eis zu kalt war, lässt auf dem Kronplatz ein<br />

Museum bauen. Von einer Architektin, die<br />

– wie er – Weltruhm genießt, sich in den<br />

Alpen aber ungefähr so wohl fühlen dürfte<br />

wie R. M. in einer Pariser Nobelboutique.<br />

Zwei gegensätzliche, sich fremde Universen,<br />

die am Rand der Dolomiten zusammentreffen:<br />

hier der kantige Bergler, der<br />

sein Urthema präsentiert – Fels! –, dort<br />

die in den Megacitys der Welt beheimatete<br />

Britin mit irakischen Wurzeln.<br />

Beton<br />

Die Oberfläche ist glatt, grau, fühlt sich an<br />

wie Marmor. »Beton, geschliffen«, erläutert<br />

Andrea Del Frari, Direktor des »Skirama<br />

Kronplatz«. Extrem belastbar, sehr<br />

hart, was die wenigen Kanten verdeutlichen,<br />

die so scharf sind, dass man an ihnen<br />

glatt Brot schneiden könnte. Del Frari<br />

deutet auf die Wandverkleidungen. »Auch<br />

Beton, aber ein ganz spezieller – CEton.«<br />

Textilbewehrte Faserverbundteile nennt<br />

sich das im Fachjargon, und sie eröffnen<br />

die Möglichkeit, auch »unmögliche« Profile<br />

in Beton zu gießen. Unerlässlich bei Projekten<br />

von Zaha Hadid, die beschwingte, fließende<br />

Formen liebt. Deshalb erweist sich<br />

die Realisierung ihrer Baupläne oft als extrem<br />

schwierig. Die Innenverkleidung des<br />

Museums am Kronplatz beispielswei-<br />

Fotos: Manfred Kostner, Harald Wisthaler, Eugen E. Hüsler (2)<br />

1 Einst Fort, jetzt Museum »Dolomites«<br />

auf dem Monte Rite, das die Erschließung<br />

der Dolomiten thematisiert. 2 Mehrere<br />

Glaskuppeln thronen auf dem Fort<br />

am Monte Rite, eben ein »Museum in den<br />

Wolken«. 3 Ripa ist den Bergvölkern<br />

der Welt gewidmet. 4 Architektin Zaha<br />

Hadid liebt runde, fließende Formen<br />

für ihre Projekte (Baustelle Corones).<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65


Reinhold Messner und Zaha Hadid unter dem<br />

gleichen Dach, kantiger Fels und elegante Linien:<br />

ein genialer Coup oder ein Missverständnis?<br />

1 Am Kronplatz wird noch eifrig für das neue Museum gebaut. Wenn der Schnee<br />

auf sich warten lässt, kann noch dieses Jahr eröffnet werden. 2 Burghof von Ripa<br />

1<br />

2<br />

gen« haben und jetzt für einen Moment<br />

das unästhetische Konglomerat am Gipfelplateau<br />

vergessen? Ein Blick zurück in<br />

eine verlorene Zeit? Ein Aufruf zur Zeitreise:<br />

»Zurück in die Berge«? Andrea Del<br />

Frari weiß es nicht. Dafür kennt er die<br />

Museumsbotschaft des »Skirama Kronplatz«:<br />

Imagegewinn. Der allerdings ist<br />

teuer, mehr als drei Millionen Euro sind<br />

kein Pappenstiel, und in diesem Fall gab’s<br />

– wie Wunder in Südtirol! – nicht einmal<br />

einen Zuschuss vom Land.<br />

Ob das Museum auch im Winter geöffnet<br />

ist? »Natürlich«, sagt Del Frari, aber ein<br />

Geschäft verspricht er sich davon nicht.<br />

Kultur und Skifahren, das passt irgendwie<br />

nicht so richtig zusammen. Messner und<br />

Hadid schon?<br />

Mit seinen Museen lotet Reinhold Messner<br />

nicht nur die Welt der Berge, seine Welt<br />

aus; die historischen Koordinaten der Bauten,<br />

die sie beherbergen, reichen vom Mittelalter<br />

bis ins 21. Jahrhundert, und bald<br />

sogar ein kleines Stück in die Zukunft.<br />

Was für ein Kontrast zwischen Ripa, das<br />

die Welt der Bergvölker präsentiert und<br />

in den alten Mauern einer Feudalburg<br />

seine Heimstatt hat, und Corones, dessen<br />

Architektur den engen Südtiroler Horizont<br />

aufhebt, an jenen jungen Villnösser<br />

erinnernd, der vor bald einem halben<br />

Jahrhundert in den Himalaja auf brach.<br />

Zeitlich zwischen Schloss Bruneck und<br />

Corones angesiedelt: die alte italienische<br />

Festung am Monte Rite, das »Museum in<br />

den Wolken«, in dem die Erschließung der<br />

Dolomiten visualisiert wird.<br />

Reinhold Messner und Zaha Hadid unter<br />

dem gleichen Dach, kantiger Fels und elegante<br />

Linien am Kronplatz: ein genialer<br />

Coup oder ein einziges Missverständnis? ◀<br />

se besteht aus fast 400 unterschiedlichen<br />

Formstücken. Einzeln gefertigt, Stück für<br />

Stück, wurden sie nach exakten 3D-Vorgaben<br />

im oberbayrischen Raubling. Dort<br />

produzierte man auch CEton-Teile für ein<br />

Objekt in London, vor dem die Konkurrenz<br />

kapitulierte: »nicht baubar!«<br />

Noch wird überall gehämmert und gebohrt,<br />

Baugerüste stehen herum, ein paar<br />

Arbeiter montieren die Deckenplatten, die<br />

den Schall schlucken, den Geräuschpegel<br />

reduzieren sollen. Alles wirkt unfertig,<br />

ganz Baustelle halt, trotzdem lässt sich die<br />

geplante Raumwirkung bereits erahnen.<br />

Die geschwungenen Linien, von denen<br />

sich manche im Kopf fast automatisch<br />

verlängern, entwickeln einen eigenartigen<br />

Sog, der einen hineinzieht in diesen<br />

dreistöckigen Bau, hinab- und zuletzt hinausleitet:<br />

durch drei große Fenster auf<br />

markante Gipfel.<br />

Südtiroler Berge, Messnerberge: in der Mitte<br />

der Peitlerkofel, an dem der kleine Reinhold<br />

seine ersten Schritte im Fels tat, links<br />

der Heiligkreuzkofel, dessen Westpfeiler<br />

Reinhold und Günther Messner auf einer<br />

extremen Route erkletterten, rechts fern<br />

am Horizont der Ortler, ein Koloss aus Fels<br />

und Eis und höchster Gipfel des Landes.<br />

An seinem Fuß, in Sulden, steht ebenfalls<br />

ein Messner-Museum. Sein Thema: Eis.<br />

Ein Bild voll praller Bergnatur, unberührt,<br />

ursprünglich wirkend. Eine Botschaft an<br />

alle, die per Seilbahn den Skiberg »bestie-<br />

INFO<br />

Die Öffnungszeiten<br />

der Museen<br />

▶ Monte Rite (Monte Rite, Ampezzano):<br />

Museum in den Wolken – alpinistische<br />

Erschließung der Dolomiten. Geöffnet Juni<br />

bis September täglich 10–13, 14–18 Uhr,<br />

im Juni und ab Mitte September nur bis 17<br />

Uhr. Shuttlebus von der Forcella Cibiana<br />

▶ Ripa (Schloss Bruneck): Bergvölker der<br />

Welt. Geöffnet vom 2. Sonntag im Mai bis<br />

1. November 10–18 Uhr, vom 26. Dezember<br />

bis 25. April 12–18 Uhr, Di geschlossen<br />

▶ Corones (Kronplatz, Seilbahn von<br />

Reischach): Thema Fels. Eröffnung Beginn<br />

Wintersaison 2013/14 oder Frühjahr 2015<br />

Fotos: Manfred Kostner. Harald Wisthaler<br />

66 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


TOUREN<br />

3 x 2 Touren nach einem Museumsbesuch<br />

Einige Wandervorschläge, die sich gut mit einem Museumsbesuch verbinden lassen<br />

MONTE RITE<br />

1 Monte Rite (2183 m)<br />

▶ leicht 3¼ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Zum Museum am Gipfel<br />

des Monte Rite gelangt man entweder<br />

im Jeep, mit dem Bergrad über<br />

die alte Festungsstraße oder zu Fuß.<br />

Für den Abstieg bietet sich dann<br />

als reizvolle Variante der Weg über<br />

den Col d’Orlando an.<br />

Talort: Cibiana di Cadore (1019 m)<br />

an der Nordrampe der Passstraße<br />

über die Forcella Cibiana<br />

Ausgangspunkt: Forcella Cibiana<br />

(1530 m)<br />

Wegverlauf: Forcella Cibiana – Militär<br />

straße – Forcella Deona (2053 m) –<br />

Monte Rite – Forcella Deona –<br />

Col d’Orlando (1853 m) – La Costa<br />

(1632 m) – Militärstraße – Forcella<br />

Cibiana<br />

Einkehr: Rifugio Dolomites (2160 m)<br />

beim Museum<br />

2 Sfornioi Nord (2410 m)<br />

▶ schwierig 5 Std.<br />

880 Hm 880 Hm<br />

Charakter: Vom Monte Rite schaut<br />

man hinüber zu den Dolomitzacken<br />

der Sfornioi in der Bosconero-Gruppe.<br />

Der Nordgipfel lässt sich vergleichsweise<br />

leicht besteigen. Markierter Weg<br />

bis in die Forcela de le Ciavazole,<br />

dann Spur zum großen Sfornioi-Kreuz,<br />

zuletzt leichte Kletterei (I–II).<br />

Talort: Cibiana di Cadore (1019 m)<br />

an der Nordrampe der Passstraße<br />

über die Forcella Cibiana<br />

Ausgangspunkt: Forcella Cibiana<br />

Wegverlauf: Forcella Cibiana – Forcela<br />

de le Ciavazole (1994 m) – Croce<br />

di Sfornioi (2270 m) – Sfornioi Nord<br />

Einkehr: Rifugio Remauro,<br />

Baita Deona<br />

RIPA<br />

3 Lamprechtsburg – Reischach<br />

▶ leicht 2¼ Std.<br />

150 Hm 150 Hm<br />

Charakter: Der Museumsbesuch<br />

lässt sich perfekt mit der kleinen<br />

Wanderung zur Lamprechtsburg<br />

(privat) verbinden; Rückweg dann<br />

über Reischach und das Kappler<br />

Stöckl mit Fernsicht bis zum Zillertaler<br />

Hauptkamm.<br />

Talort: Bruneck (835 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in der<br />

Stadtmitte, beim Rathaus<br />

Wegverlauf: Parkplatz – Rienz –<br />

Lamprechtsburg – Reischach –<br />

Kappler Stöckl (947 m) – Schloss<br />

Bruneck (886 m) – Bruneck<br />

Einkehr: Reischach, Bruneck<br />

4 Rammelstein (2483 m)<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

1040 Hm 1040 Hm<br />

Charakter: Der Rammelstein in den<br />

Ausläufern der Rieserfernergruppe<br />

zählt zu den schönsten Aussichtswarten<br />

um Bruneck. Aufstieg über den<br />

Nordgrat felsig (Drahtseil, Blockwerk),<br />

Abstieg über weite Almböden mit<br />

freier Sicht bis tief in die Dolomiten.<br />

Talort: Oberwielenbach (1365 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

am Eingang ins Wielental (ca. 1450<br />

m), Zufahrt von Oberwielenbach<br />

Wegverlauf: Parkplatz – Wielental<br />

– Lercheralm (1651 m) – Kamm<br />

(2189 m) – Rammelstein – Gönneralm<br />

(1987 m) – Parkplatz<br />

Einkehr: Lechneralm, Gönneralm<br />

CORONES<br />

5 Kronplatz (2273 m)<br />

▶ leicht 2¾ Std.<br />

530 Hm 530 Hm<br />

Charakter: Zum abgefl achten Gipfel<br />

des berühmten Aussichtsberges<br />

kommt man ganz bequem mit der<br />

Seilbahn, zu Fuß natürlich auch.<br />

Am leichtesten geht’s per pedes von<br />

der Furkel aus über die alte Militärstraße<br />

und den südseitigen Gipfelweg.<br />

Talort: St. Vigil (1179 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (1745 m)<br />

westlich knapp unterhalb der Furkel<br />

Wegverlauf: Parkplatz – Graziani-<br />

Hütte (2098 m) – Kronplatz – Geiselsberger<br />

Hütte (2080 m) – Parkplatz<br />

Einkehr: Graziani-Hütte, Kronplatz,<br />

Geiselsberger Hütte<br />

6 Astjoch (2194 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Der stille Nachbar des<br />

Skiberges Kronplatz ist ein reiner<br />

Wanderberg, weder Liftmasten noch<br />

Schneekanonen oder ein künstlicher<br />

Teich weit und breit. Und vom höchsten<br />

Punkt der Lüsner Alm gibt’s ein<br />

wunderschönes Panorama, das vom<br />

Adamello bis zum Großglockner reicht.<br />

Talort: Montal<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz oberhalb<br />

von Ellen beim Kreuznerhof (ca.<br />

1550 m); Anfahrt von Montal<br />

Wegverlauf: Parkplatz – Walderalm<br />

(1908 m) – Einhäuserer Alm (2110<br />

m) – Astjoch – Starkenfeldhütte<br />

(1936 m) – Rastnerhütte (1931 m)<br />

– Parkplatz<br />

Einkehr: Walderalm, Einhäuserer<br />

Alm, Starkenfeldhütte,<br />

Rastnerhütte<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

Erlebnis<br />

Reisen<br />

Weltweit<br />

Natur + Kultur + Abenteuer<br />

Trekking<br />

Bergwandern<br />

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AUF TOUR<br />

Postkarten-See mit<br />

Bilderbuch-Hütte: Estany<br />

Tort de Peguera mit dem<br />

Refugi Josep Maria Blanc<br />

Weitwandern auf dem Carros de Foc<br />

Pyromanen in den<br />

Pyrenäen<br />

Die Hüttenwirte liefen sich auf den Pfaden durch den einzigen Nationalpark<br />

Kataloniens die Sohlen heiß. So entstand der Weitwanderweg »Carros de Foc«<br />

mit seinen sieben Etappen: der Weg des Feuerwagens. Von Manuel Meyer<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Die Mühe lohnt sich: Nach den Steilstufen zum Collada de Dellui gibt es Seen zu sehen.<br />

Symbol für den »Carros de Foc«:<br />

der Speerwerfer mit Pferd und Sonnenrad<br />

Das Wasser des Lac dera Restanca<br />

schimmert in kitschigem<br />

Türkisblau. Die Ufer des Bergsees<br />

fassen schroffe Felsen und<br />

Schwarzkiefern ein. Keine Uhr,<br />

die mit nervösem Ticken daran erinnert,<br />

schnell noch die dringend nötigen Bewerbungen<br />

zu schreiben. Keine Hotels, die für<br />

eine Übernachtung mit Luxusmenü horrende<br />

Preise verlangen.<br />

Eigentlich wäre Pedro Palacios gern in irgendein<br />

exotisches Land gereist, nach Indien<br />

oder Brasilien. Doch die Wirtschaftskrise<br />

im Land hatte auch vor dem spanischen<br />

Filmproduzenten nicht Halt gemacht.<br />

Schon seit mehr als neun Monaten war<br />

er arbeitslos. Die Perspektiven, in seiner<br />

Branche im krisengebeutelten Spanien<br />

einen neuen Job zu finden, sehen derzeit<br />

düster aus. Und so entstand aus der Not<br />

heraus eine Idee, der sich Pedros Freunde<br />

gerne anschlossen: Urlaub in der Heimat.<br />

Bartgeier und Bären zu beobachten<br />

Die Wahl fiel auf den Nationalpark Aigüestortes<br />

i Estany de Sant Maurici im Herzen<br />

der katalanischen Pyrenäen, dessen<br />

Gipfel die 3000-Meter-Marke berühren.<br />

1955 gegründet, ist er auch heute noch<br />

der einzige Nationalpark Kataloniens und<br />

gehört zweifellos zu den ursprünglichsten,<br />

einsamsten und landschaftlich spektakulärsten<br />

Regionen Spaniens. Sechs Tage<br />

lang will der Madrilene mit seinen Freunden<br />

auf dem Rundweg »Carros de Foc« –<br />

»Feuerwagen« – die Naturschönheiten<br />

genießen. Dass es so anstrengend werden<br />

würde, hätte Pedro nicht gedacht.<br />

Aus der Not heraus<br />

entstand eine Idee, der<br />

sich Pedros Freunde<br />

gerne anschlossen:<br />

Urlaub in der Heimat.<br />

Steil geht es im Zick-Zack hinauf. Der Weg<br />

zum Monges-See ist mühsam und führt direkt<br />

an einem tosenden Sturzbach vorbei.<br />

Der Boden der Moos- und Torflandschaft<br />

ist feucht. Immer wieder muss Pedros<br />

Gruppe kleinere Gebirgsseen umrunden.<br />

Es wird bereits Abend, als sich bedrohliche<br />

Wolken am Himmel türmen und ein<br />

heftiges Gewitter ankündigen. Nur wenige<br />

Minuten vor dem Regenschauer erreichen<br />

sie Ventosa i Calvell (2215 m). Majestätisch<br />

thront die Berghütte aus Stein über dem<br />

Hochgebirgssee Estany Negre. Sie ist umgeben<br />

von knorrigen, skurril verbogenen<br />

Kiefern, durch die der Wind pfeift – selbst<br />

noch am nächsten Morgen, als der Himmel<br />

wieder strahlend blau leuchtet.<br />

Die ersten Wanderer füllen bereits ihre<br />

Flaschen am Brunnen vor der Hütte und<br />

machen sich auf den Weg, während Pedro<br />

und seine Freunde noch gemütlich ihren<br />

Café con leche mit Marmeladentoast<br />

verspeisen. »Bon Dia«, begrüßt Jaume sie<br />

auf Katalanisch. Der Hüttenwirt setzt sich<br />

zu ihnen an den Holztisch und es dauert<br />

nicht lange, bis er ins Schwärmen ge-<br />

Fotos: Manuel Meyer<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69


Das, wofür der<br />

Nationalpark eigentlich<br />

berühmt ist, sind<br />

die unzähligen Seen,<br />

Bäche und Flüsse.<br />

Klares Wasser umrahmt von steilen Zacken: der Stausee Estany Negre de Peguera<br />

Heimaturlaub kann ganz schön anstrengend sein: Pedro und Paloma halten Siesta.<br />

rät. Der Nationalpark sei eine »botanische<br />

Schatzkammer« mit fast 150 endemischen<br />

Pflanzenarten wie der Pyrenäen-Distel und<br />

unterschiedlichsten Glockenblumen, Narzissen<br />

und Orchideenarten, die nur hier<br />

wachsen. »Wenn ihr etwas die Augen aufhaltet,<br />

könnt ihr auf dem Weg Gämsen,<br />

Auerhähne, Murmeltiere und Bartgeier<br />

sehen«, schärft Jaume die Aufmerksamkeit<br />

der Gruppe. Gelegentlich hätten Wanderer<br />

sogar aus weiter Ferne Braunbären gesichtet,<br />

von denen etwa 20 Exemplare in den<br />

Pyrenäen, im Grenzgebiet zwischen Spanien<br />

und Frankreich leben.<br />

Über Schneefelder zu Enzianwiesen<br />

Von den dichten Wäldern mit hundertjährigen<br />

Tannen, Schwarzkiefern und<br />

Buchen, von denen Jaume schwärmte,<br />

ist zunächst nicht viel zu sehen. Der Weg<br />

führt durch eine karstige Gerölllandschaft.<br />

Mannshohe Felsbrocken machen den Aufstieg<br />

zum 2748 Meter hohen Pass Collet de<br />

Contraix zur regelrechten Kletterpartie.<br />

Steinadler schweben über den schroffen<br />

Granit-Gipfeln. Nach den ersten e<br />

Schneefeldern<br />

erschwert rutschiges Geröll den<br />

mittlerweile sehr steilen Anstieg bis zum<br />

Pass, über den eiskalter Wind fegt.<br />

Ebenso kontrastreich geht es weiter. Im<br />

Vall de Contraix macht die zuvor karge<br />

Steinlandschaft kunterbunten Blumenwiesen<br />

mit blauem Enzian und dichten<br />

Schwarzkieferwäldern Platz. Sogar Königsadler<br />

kann man beobachten. Doch<br />

das, wofür der Nationalpark eigentlich berühmt<br />

ist, sind die unzähligen Seen, Bäche<br />

und Flüsse – bedeutet doch das katalanische<br />

Wort Aigüestortes soviel wie »gewundenes<br />

Wasser«. Sant Maurici bezeichnet<br />

den östlichen Teil des Nationalparks, der<br />

nach dem bekanntesten See benannt ist.<br />

In dem nur knapp 14 119 Hektar großen<br />

Nationalpark befinden sich über 200 Gebirgsseen<br />

als Überbleibsel der letzten Eiszeit.<br />

Zählt man auch Teiche und Tümpel<br />

hinzu, dürfte die Zahl wohl an die 1000<br />

sein. Einige Seen befestigte der ehemalige<br />

spanische Diktator Francisco Franco vor<br />

der Gründung des Nationalparks 1955 als<br />

Stauseen, über dessen gewaltige Mauern<br />

heute der Carros de Foc führt und ein wenig<br />

Höhenangst aufkommen lässt.<br />

9000 Höhenmeter in zehn Stunden<br />

Der See Estany Tort de Peguera ist eines<br />

der meist fotografierten Motive im Nationalpark.<br />

Die gezackten Felsgipfel ringsum<br />

kratzen an der 3000-Meter-Marke, während<br />

vor den Füßen der Wanderer dunkles<br />

Wasser das weite Hochtal bis dorthin<br />

auffüllt, wo die Schulter steil abfällt in<br />

tiefer gelegene Regionen. An den Hängen<br />

wurzeln knorrige Kiefern, auf einer Landzunge<br />

im See liegt die Berghütte Refugi<br />

Josep Maria Blanc. Kühe weiden vor der<br />

Hütte, Gelächter der bereits zu Abend essenden<br />

Wanderer erfüllt die Luft. Es gibt<br />

spanischen Rotwein, Cocido-Suppe, Salat,<br />

Kartoffeln und Botifarra: eine würzige, katalanische<br />

Bratwurstspezialität.<br />

An den wuchtigen Holztischen kommt<br />

das Gespräch bald auf die Entstehungsgeschichte<br />

des Carros de Foc. Mutmaßungen<br />

zufolge stammt der Name des Feuerwagen-<br />

Wanderwegs von den ersten Läufern,<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


TOUREN<br />

Sieben Tage mit dem Feuerwagen<br />

Der Rundwanderweg Carros de Foc verbindet die neun Hütten im<br />

Nationalpark zwischen Aigüestortes und dem Sant-Maurici-See.<br />

1 Refugi Ventosa i Calvell (2220 m)<br />

▶ mittel 6 km<br />

485 Hm 275 Hm<br />

Charakter: Steiler Aufstieg durch Moos<br />

und zu Seen. Wer mehr will, kann schon<br />

von Arties (1100 m) aufsteigen (9 km).<br />

Alle anderen nehmen das Wandertaxi.<br />

Ausgangspunkt: Refugi Restanca (2010 m)<br />

Route: Refugi Restanca – Lac Monges –<br />

Estany Negre – Refugi Ventosa i Calvell<br />

2 Refugi Estany Llong (1985 m)<br />

▶ schwierig 9 km<br />

690 Hm 925 Hm<br />

Charakter: Durch Geröll zum Pass mit<br />

Schneefeldern und schließlich abwärts zu<br />

Seen inmitten von Blumenparadiesen<br />

Route: Refugi Ventosa i Calvell – Collet de<br />

Contraix (2748 m) – Estany de Contraix<br />

(2660 m) – Refugi Estany Llong (1985 m)<br />

3 Refugi Colomina (2395 m)<br />

▶ mittel 11 km<br />

780 Hm 370 Hm<br />

Charakter: Steiler Anstieg zu Seen und<br />

über schwindelerregende Staumauern<br />

Route: Refugi Estany Llong – Estany de<br />

Dellui (2320 m) – Colladeta de Dellui<br />

(2577 m) – Estany Tort (2300 m) – Refugi<br />

Colomina (2395 m)<br />

4 Refugi Josep Maria Blanc (2350 m)<br />

▶ mittel 7 km<br />

370 Hm 415 Hm<br />

Charakter: Vorbei an vielen Seen im ständigen<br />

Auf und Ab dem Postkartenmotiv<br />

des Estany Tort de Peguera entgegen<br />

Route: Refugi Colomina (2395 m) –<br />

Estany de Saburó – Collada de Capdella<br />

(2668 m) – Refugi Josep Maria Blanc<br />

5 Refugi Amitges (2380 m)<br />

▶ schwierig 14 km<br />

960 Hm 930 Hm<br />

Charakter: Einem steilen Aufstieg folgt<br />

eine lange Talwanderung und erneuter<br />

kurzer Aufstieg vor grandioser Felskulisse.<br />

Route: Refugi Josep Maria Blanc (2350<br />

m) – Coll de Maurici (2715 m) – Val<br />

Monestero – Estany de Sant Maurici (1900<br />

m) – Refugi Sant Maurici – Refugi Amitges<br />

6 Refugi Colomers (2130 m)<br />

▶ mittel 9 km<br />

575 Hm 825 Hm<br />

Charakter: Wanderung durch idyllische<br />

Wiesen-, Seen- und Almenlandschaft<br />

Route: Refugi Amitges (2380 m) – Port<br />

de Ratera (2594 m) – Lac deth Ombrèr<br />

(2240 m) – Refugi Colomers<br />

7 Refugi Restanca (2010 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1200 Hm 2150 Hm<br />

Charakter: Zum Abschluss herrlicher Ausblick<br />

von Port de Reus auf Restanca See.<br />

Endpunkt: Refugi Restanca bzw. Arties<br />

Route: Refugi Colomers (2130 m) – Port<br />

de Caldes (2572 m) – Estany del Port de<br />

Caldes (2420 m) – Port de Reus (2475<br />

m) – Refugi Restanca (von dort per Wandertaxi<br />

zurück nach Arties)


Aus den gegenseitigen<br />

Visiten der Hüttenwirte<br />

wurde schließlich ein<br />

Wettbewerb, wer am<br />

schnellsten alle Kollegen<br />

besuchen konnte.<br />

Hüttenleben innen und außen: Refugi Ventosa i Calvell (oben), Refugi d’Amitges (unten)<br />

KOMPAKT<br />

Wissenswertes zum Carros de Foc<br />

Für den 56 Kilometer langen<br />

Carros de Foc mit einem<br />

Höhenunterschied von rund<br />

9000 Metern sollte man<br />

zwischen fünf und sieben Tage<br />

einplanen. Der Rundweg durch<br />

den Nationalpark kann an<br />

jedem beliebigen Punkt begonnen<br />

und beendet werden.<br />

Übernachtet wird in den neun<br />

sich im Nationalpark befi ndlichen<br />

Bergschutzhütten, den<br />

sogenannten Refugi. Sie sind<br />

reservierungspfl ichtig. Zelten<br />

ist im Nationalpark verboten.<br />

Anreise: Mit dem Flugzeug<br />

nach Barcelona und von dort<br />

mit dem Bus oder Mietwagen<br />

in die 270 km entfernte Bergregion.<br />

In der Nähe des Nationalparks<br />

gibt es verschiedene<br />

Bergdörfer wie Arties, Espot,<br />

Boí, Caldes de Boí oder Taüll,<br />

von denen aus Parkbusse<br />

oder Jeeptaxis Wanderer in<br />

den Park bringen.<br />

Informationen und<br />

Anmeldung: Carros de Foc,<br />

Avda. Pas d’Arro 40 baixos,<br />

25530 Vielha, Spanien.<br />

Tel. 00 34/9 73/64 06 98,<br />

www.carrosdefoc.com,<br />

info@carrosdefoc.com<br />

Tourismusverband der Provinz<br />

Lleida, www.lleidatur.com,<br />

www.visitvaldaran.com;<br />

Katalanisches Fremdenverkehrsamt,<br />

Palmengartenstraße<br />

6, 60325 Frankfurt am Main,<br />

Tel. 0 69/74 22 48 73,<br />

www.katalonien-tourismus.de,<br />

info.de@act.cat<br />

Reisezeit: Juni bis September.<br />

Außerhalb der Sommermonate<br />

muss streckenweise<br />

mit Schnee und Eis gerechnet<br />

werden, nicht alle Bergschutzhütten<br />

sind geöffnet.<br />

Detaillierte Wetterinfos unter<br />

www.meteocat.com<br />

Karte: Editorial Alpina<br />

1:25 000, »Carros de Foc.<br />

Travessa del Part Nacional<br />

d’Aigüestortes – Estany de<br />

Sant Maurici«, bestellbar unter<br />

info@editorialalpina.com oder<br />

www.editorialalpina.com<br />

welche die 56 Kilometer und 9000 Höhenmeter,<br />

für die durchschnittliche Wanderer<br />

sechs Tage benötigen, in nur 24 Stunden<br />

zurücklegten. 1987 war das. Keine berühmten<br />

Top-Athleten, sondern die Hüttenwirte.<br />

Aus den gegenseitigen Visiten auf den<br />

Schutzhütten wurde irgendwann schließlich<br />

ein Wettbewerb, wer am schnellsten<br />

alle Kollegen besuchen konnte. »Ihre Schuhe<br />

müssen geglüht haben wie der Feuerwagen«,<br />

witzelt Pedro. Als ein Student am<br />

Nachbartisch ihm erzählt, der Rekordhalter,<br />

der Baske Jesús Marí Romón, habe 2009<br />

nur neun Stunden und 27 Minuten für die<br />

Runde gebraucht, verschluckt sich Pedro<br />

beinahe am Essen.<br />

Sturm orgelt um die Hütte<br />

Die letzte Herausforderung erwartet Pedro<br />

und seine Freunde gegen Ende der Tour.<br />

Nach vielem Auf und Ab über gezackte<br />

Bergketten, vorbei an glitzernden Bergund<br />

Stauseen erreichen sie die Colomèrs-<br />

Schutzhütte. So schön wie der Tag endet,<br />

so regnerisch und stürmisch beginnt die<br />

Nacht. Der Wind orgelt bedrohlich um<br />

die Unterkunft. Am nächsten Morgen hat<br />

sich das Wetter nicht sonderlich gebessert.<br />

Nebel zieht auf. Hin und wieder geben die<br />

Wolken einen Blick auf die Gipfel und Pässe<br />

frei. Sie sind verschneit. »Wir sollten uns<br />

die letzte Tagesetappe zum Refugi dera<br />

Restanca schenken. Das ist zu gefährlich«,<br />

meint Cesar, der erfahrenste Wanderer unter<br />

ihnen. Die anderen geben ihm Recht.<br />

In Regenmäntel gehüllt, steigen sie zum<br />

Parkplatz von Banhs de Tredòs am Parkeingang<br />

ab. Mit dem Taxi geht es zurück<br />

nach Arties ins Aran-Tal, von wo aus die<br />

Gruppe aufgebrochen war. Leider gibt es<br />

nun kein Finisher-T-Shirt mehr für sie, da<br />

sie den Carros-de-Foc-Rundweg nicht abgeschlossen<br />

haben. Aber niemand findet das<br />

sonderlich schlimm. m Pedro strahlt: »Das<br />

Genießen der Naturschönheiten und die<br />

Überwindung des inneren ne<br />

Schweinehundes<br />

waren viel wichtiger.«<br />

ig<br />

◀<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


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AUF TOUR<br />

Allgäuer Alpen<br />

Das<br />

Kreuz<br />

mit der<br />

Mauer<br />

Vor 25 Jahren fiel die Berliner<br />

Mauer. Unter den mehr als<br />

dreihundert Denkmälern, die<br />

verstreut über ganz Deutschland<br />

an das Symbol der<br />

Teilung erinnern, sticht eines<br />

hervor. Es befindet sich auf<br />

dem Gipfel der Mädelegabel.<br />

Von Hans Dieter Sauer<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Knochenarbeit: Bis so ein Kreuz auf einem mehr<br />

als 2600 Meter hohen Berg steht, wird der ein oder<br />

andere Muskel strapaziert. Es wird gezogen und<br />

getragen und geschoben – bis es am Ende im Nebel steht.<br />

Fotos: Wikipedia, Hans Dieter Sauer (4)<br />

Es ist kurz nach Mitternacht, als<br />

sich am Sonntag, 13. August<br />

1961, in Gersthofen bei Augsburg<br />

eine kleine Autokolonne in<br />

Bewegung setzt. Zwei Dutzend<br />

Männer, begleitet von einigen Frauen<br />

und Freundinnen, machen sich auf den<br />

Weg ins Gebirge. Die meisten gehören der<br />

Kolpingsfamilie Gersthofen an, der örtlichen<br />

Gliederung des katholischen Sozialverbandes<br />

Kolpingwerk. Sie haben keine<br />

normale Bergtour vor, sondern wollen auf<br />

der Mädelegabel in den Allgäuer Alpen ein<br />

Gipfelkreuz aufstellen. Kopf des Unternehmens<br />

ist Alfred Steiner, der zwanzigjährige<br />

Vereinsvorsitzende.<br />

Beinahe zeitgleich wird in Berlin die Aktion<br />

»Rose« gestartet: Die Sektorengrenzen<br />

werden abgeriegelt; es ist der Auftakt zum<br />

Bau der Mauer.<br />

Die Geschichte mit dem Gipfelkreuz hatte<br />

schon im Sommer 1959 begonnen, als<br />

Steiner in der Lokalzeitung auf einen Bericht<br />

zum sechzigjährigen Bestehen des<br />

Heilbronner Weges stößt. Seitdem er als<br />

Postbote sein eigenes Geld verdient, ist er<br />

ständig in den Bergen unterwegs. Steiners<br />

Vater ermahnt ihn zwar immer wieder,<br />

der Sohn solle das Geld doch lieber sparen,<br />

aber Steiner lässt sich nicht abhalten. Und<br />

so nimmt er auch bald nach der Zeitungslektüre<br />

zusammen mit vier Freunden<br />

den Heilbronner Weg in Angriff. Von der<br />

Rappenseehütte besteigen sie zunächst<br />

das Hohe Licht, wo sie am Gipfelkreuz zu<br />

ihrem Erstaunen lesen, dass es 1938 von<br />

der Kolpingfamilie Oberstdorf errichtet<br />

wurde. Spontan entsteht die Idee: »Das<br />

machen wir auch«. Schon ein paar Stunden<br />

später ist auch der passende Berg gefunden:<br />

Die 2645 Meter hohe Mädelegabel<br />

hat noch kein Gipfelkreuz.<br />

Ein Tag im Schneetreiben<br />

Der heute 73-jährige Steiner erinnert sich<br />

schmunzelnd: »Uns war überhaupt nicht<br />

klar, was wir uns damit vorgenommen hatten«.<br />

Vielleicht wäre die Sache im Sande verlaufen,<br />

hätte er sich im nächsten Jahr nach<br />

einigem Bitten und Drängen nicht zum Vereinsvorsitzenden<br />

wählen lassen. In dieser<br />

Position konnte er das Projekt vorantreiben.<br />

Die Arbeiten, angefangen vom Fällen einer<br />

Eiche, die ein Bauer gestiftet hatte, bis zur<br />

Aufstellung des Kreuzes, zogen sich über<br />

ein Jahr hin. Steiner macht nicht viel Aufhebens<br />

davon. Dabei waren er und fünf<br />

Kollegen schon einen ganz Tag lang bei<br />

Kälte und Schneetreiben damit beschäftigt,<br />

einen Schacht und vier Löcher in<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75


TOUR<br />

Fotos: Hans Dieter Sauer, Gabi Braxmair / Kemptner Hütte<br />

Die Kemptner Hütte auf 1844 Metern war einst der Stützpunkt für die Gipfelstürmer<br />

aus Gersthofen. Von den Ereignissen in Berlin bekam dort niemand etwas mit.<br />

Überschreitung der<br />

Mädelegabel (2645 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

820 Hm 1700 Hm<br />

200 Höhenmeter sind<br />

im steilen Felsgelände<br />

zu überwinden – und<br />

der Längsbalken wiegt<br />

250 Kilogramm.<br />

die Gipfelfelsen zu meißeln, um die Voraussetzungen<br />

für eine feste Verankerung<br />

des Kreuzes zu schaffen. Auch den Transport<br />

der mächtigen Bohlen – allein der<br />

Längsbalken ist fünf Meter lang und wiegt<br />

etwa 250 Kilogramm –, der ab Spielmannsau<br />

auf 1000 Meter allein mit menschlicher<br />

Muskelkraft bewerkstelligt werden<br />

musste, will er nicht überbewerten: »Wir<br />

haben eben Griffe angebracht, so dass sich<br />

die Last auf zehn Leute verteilte.«<br />

Ende Juli 1961 liegen die Balken schließlich<br />

an der Kemptner Hütte, und am Gipfel<br />

sind die Halterungen für das Kreuz<br />

installiert. Der Termin für das Aufstellen<br />

des Gipfelkreuzes ergibt sich aufgrund der<br />

Arbeitszeiten und des Kirchenkalenders<br />

quasi zwingend. Die Woche hat noch sechs<br />

Arbeitstage, nur der Sonntag ist arbeitsfrei.<br />

Ein Tag allein würde aber nicht für die Errichtung<br />

des Kreuzes und die Einweihung<br />

mit einer Bergmesse reichen. Da trifft es<br />

sich gut, dass der Feiertag Maria Himmelfahrt<br />

am 15. August auf einen Dienstag<br />

fällt und mit nur einem Urlaubstag vom<br />

13. August an drei freie Tage zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Schon am frühen Morgen erreicht Steiners<br />

Tross die Kemptner Hütte. Bis zu einem<br />

Absatz über dem Schwarzmilzferner ist<br />

der Transport der Kreuzbalken noch relativ<br />

einfach, aber danach steht die größte<br />

Herausforderung des gesamten Unternehmens<br />

bevor. Bis zum Gipfel sind 200 Höhenmeter<br />

in steilem Felsgelände zu überwinden.<br />

Durch diese Passage müssen die<br />

Balken an Seilen emporgezogen werden.<br />

Obwohl einige Helfer zum ersten Mal im<br />

Gebirge sind, kommt niemand zu Schaden.<br />

Ein paar Stunden später ragt das Gipfelkreuz<br />

in den Abendhimmel. Niemand<br />

ahnt, dass währenddessen in Berlin der<br />

Grundstein für eine jahrzehntelange Trennung<br />

in Ost und West gelegt wird.<br />

Das Handy-Zeitalter liegt noch in weiter<br />

Ferne, in den Bergen gibt es kaum eine<br />

Verbindung zur übrigen Welt. In der Hütte<br />

steht zwar ein Radio, aber wer will schon<br />

in den Bergen Radio hören! Ausgelassen<br />

feiert das Team. Auch am nächsten Tag<br />

erfahren die Gersthofener nichts von den<br />

Ereignissen in Berlin. Umso größer ist der<br />

Schock nach der Heimkehr.<br />

Das Kreuz steht noch<br />

Das Leben nimmt seinen Gang. Steiner heiratet,<br />

wird Vater einer Tochter und steigt<br />

zum Betriebsleiter der Post in Gersthofen<br />

auf. Mit seinen Bergkameraden sieht er<br />

regelmäßig nach, ob am Gipfelkreuz alles<br />

in Ordnung ist. Immer wieder taucht dabei<br />

die Frage auf: »Was wird länger bestehen,<br />

das Gipfelkreuz oder die Berliner Mauer?«<br />

Dann kommt der Abend des 9. November<br />

1989. Steiner sitzt mit seiner Frau wie die<br />

Charakter: Wunderbar alpine, aber auch<br />

extrem beliebte Tour mit reichlich Felskontakt.<br />

Trittsicherheit, Schwindelfreiheit,<br />

und etwas Bergerfahrung sind daher nötig.<br />

Mit Zustieg von Oberstdorf über Spielmannsau<br />

verlängert sich das Unternehmen<br />

um etwa vier Stunden und wird zu einer<br />

herausfordernden Tagestour.<br />

Ausgangspunkt: Kemptner Hütte (1844 m)<br />

Endpunkt: Birgsau (956 m, Bushaltestelle,<br />

Abfahrt nachmittags mindestens einmal<br />

pro Std.)<br />

Route: Kemptner Hütte (1844 m) – Unteres<br />

Mädelejoch (2096 m) – Schwarzmilz-Ferner<br />

– Mädelegabel (2645 m) – Bockkarscharte<br />

(2504 m) – Waltenberger Haus (2084 m) –<br />

Einödsbach – Birgsau (956 m)<br />

Hütte: Kemptner Hütte, Gabi und Martin<br />

Braxmair, Mitte Juni bis Mitte Oktober,<br />

Reservierung unter www.kemptner-huette.de<br />

allermeisten Deutschen gebannt vor dem<br />

Fernseher und erlebt den Beginn vom Ende<br />

der Mauer. Zwei Jahre später wird am<br />

Gipfelkreuz der Mädelegabel eine kleine<br />

Bronzetafel mit der Inschrift angebracht:<br />

»Dieses Kreuz wurde am 13. August 1961<br />

errichtet. Am gleichen Tag wurde in Berlin<br />

die Mauer gebaut. Nach 28 Jahren ist die<br />

Mauer gefallen. Das Kreuz steht noch. Gott<br />

sei Dank. 13. August 1991.«<br />

Bis heute hat das Gipfelkreuz allen Stürmen<br />

und Unwettern standgehalten. Die<br />

Gersthofener Gipfelstürmer haben damit,<br />

ohne, dass sie es seinerzeit ahnen konnten,<br />

vielleicht nicht das größte, bemerkenswerteste<br />

oder bekannteste Mahnmal zur<br />

Er innerung an die Berliner Mauer geschaffen.<br />

Aber mit Sicherheit das am höchsten<br />

gelegene.<br />

◀<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


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mit Unterstützung von


AUF TOUR<br />

SERIE: Mit dem Zug ins Gebirg’<br />

Teil 3: Herbst im Werdenfelser Land<br />

Touren im Takt<br />

Auch wenn die hohen Berge – wie die Zugspitze – schon schneebedeckt<br />

sind, lassen sich ihre niedrigeren Panorama-Logenplätze – wie der Wank<br />

– noch gut besteigen. Dabei kann man für den Winter Sonnenwärme<br />

tanken und wieder bequem die DB Regio nutzen. Von Eugen E. Hüsler


EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

Im Riessersee bei Garmisch-<br />

Partenkirchen spiegeln<br />

sich die Waxensteine und<br />

der Jubiläumsgrat.<br />

Foto: picture alliance / Artcolor<br />

An diesem Tag ist bereits die Fahrt<br />

zum Startpunkt der Wanderung<br />

ein Erlebnis. Der Herbst hat<br />

sich glanzvoll herausgeputzt,<br />

tief blau der Himmel, bunt<br />

die Blätter im Wald, und der Föhn lässt<br />

die Bergketten rund um Garmisch noch<br />

ein bisschen näher heranrücken. So fährt<br />

man in der Werdenfelsbahn mitten hinein<br />

in eine Bilderbuch-Alpenwelt. Christian ist<br />

begeistert, Arthur legt sogar seine Zeitung<br />

beiseite, weil die Alpspitze gerade besonders<br />

schön ins Bild kommt.<br />

Wenn die Blätter fallen<br />

Sie trägt – wie dekorativ! – bereits ein<br />

weißes Häubchen. An dem Garmischer<br />

Paradeberg waren die beiden letztes Jahr,<br />

viel Betrieb und einige Warterei am Klettersteig,<br />

beim Abstieg dann eine kühle<br />

Dusche, akustisch begleitet von schwerem<br />

Donnergrollen. Heute besteht natürlich<br />

keine Gewittergefahr mehr, der Sommer<br />

hat sich längst verabschiedet, und der Winter<br />

ist nicht mehr allzu fern. Das freut unter<br />

anderem die Hoteliers und Liftbetreiber<br />

rund um Garmisch, deren Besucher zurzeit<br />

überwiegend in Arbeitskleidung erscheinen<br />

und Häuser und Aufstiegshilfen auf<br />

Vordermann bringen. Arthur und Christian<br />

genießen ihren freien Tag und die Sonne<br />

dazu. Die steht zwar schon ziemlich tief,<br />

wärmt aber immer noch Leib und – natürlich!<br />

– Seele. Die anstehenden tausend<br />

Höhenmeter helfen da mit, bringen den<br />

Körper so richtig auf Gipfelstürmer-Temperatur.<br />

Der Anstieg beginnt allerdings<br />

eher gemütlich, führt am Bergfuß des<br />

Wank ostwärts bergan, überwiegend auf<br />

Straßen, bis dann in Gschwandt der eigentliche<br />

Anstieg beginnt. Spaziergänger kehren<br />

hier gerne zur Brotzeit oder Kaffee und<br />

Kuchen ein, für die beiden ist es dafür noch<br />

entschieden zu früh. Der schön angelegte<br />

Pfad führt in den Wald, dann in Kehren bei<br />

angenehm ausgeglichener Steigung über<br />

dem Häuslgraben bergan in den Sattel, der<br />

einen Übergang zur Esterbergalm vermittelt.<br />

Arthurs Magen grummelt mittlerweile<br />

vernehmlich, Christian erbarmt sich seines<br />

Kumpels, und so lassen sich die beiden auf<br />

einem mächtigen Baumstrunk nieder.<br />

Arthur schält seine Banane, Christian referiert<br />

über die Geschichte der Wank-<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Der Wank bietet hervorragende<br />

Aussichtsplätze für<br />

das Wetterstein-Panorama.<br />

INFO<br />

Das Bayern-Ticket<br />

Mit dem Bayern-Ticket fahren Sie und bis<br />

zu vier weitere Personen bequem, umweltfreundlich<br />

und schnell an Ihr Ausfl ugsziel.<br />

Für 23 Euro kann man mit dem Ticket kreuz<br />

und quer durch Bayern fahren. Beim Lösen<br />

der Fahrkarte können bis zu vier weitere<br />

Personen zu je 4 Euro auf ein Ticket hinzugebucht<br />

werden.<br />

Besonders interessant ist das Bayern-Ticket<br />

für Eltern bzw. Großeltern. Eine Person<br />

zahlt 23 Euro und darf beliebig viele eigene<br />

Kinder oder Enkel unter 15 Jahren kostenlos<br />

mitnehmen. Zusätzlich kann dann noch<br />

eine weitere Person für nur 4 Euro mitfahren.<br />

Das Bayern-Ticket gilt bayernweit in allen<br />

Nahverkehrszügen, Verbundverkehrsmitteln<br />

(S-, U-, Straßenbahnen, Bussen) und fast<br />

allen Linienbussen.<br />

Von Montag bis Freitag gilt das Bayern-Ticket<br />

von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages,<br />

an Wochenenden und Feiertagen sowie am<br />

15. August schon ab 0 Uhr.<br />

Das Ticket ist nur gültig, soweit der Geltungstag<br />

sowie Name und Vorname aller reisenden<br />

Personen unauslöschlich eingetragen sind.<br />

Weitere Informationen, Ausflugstipps und<br />

Kauf unter www.bahn.de/bayern<br />

Die DB Regio auf der Rückfahrt vom Werdenfelser<br />

Land; hier bei Uffing am Staffelsee<br />

Im Zug ist es – anders als im Auto – ungefährlich,<br />

die angesteuerten Bergketten<br />

schon auf der Fahrt ausgiebig zu betrachten.<br />

bahn, über die Erosion an der Südflanke<br />

des Berges und das Wankhaus. Arthur war<br />

im Winter schon ein paar Mal oben – er ist<br />

ein begeisterter Tourengeher.<br />

Ein Gipfelhaus<br />

Als sie gut eine Stunde später am Roßwank<br />

aus dem Wald herauskommen und über<br />

den breiten Bergrücken Gipfelhaus und<br />

-kreuz anpeilen, gibt er angesichts der phänomenalen<br />

Schau auf die Zugspitze gerne<br />

zu, dass der Wank auch ohne weißes Kleid<br />

ein dankbares Ziel ist. Der Skibetrieb mit<br />

Gondelbahn und ein paar Skiliften wurde<br />

vor über zehn Jahren mangels Rentabilität<br />

eingestellt, Masten und Drahtseile der<br />

Schlepper sind mittlerweile verschwunden.<br />

Dem Wankhaus hat der Wandel nicht geschadet,<br />

die Besucher sind eher mehr geworden<br />

und zudem schön übers Jahr verteilt.<br />

Arthur lässt sich auf der Terrasse nieder,<br />

während Christian noch ein paar Ansichten<br />

der Zugspitze auf den Chip seiner Kamera<br />

lädt. Prost! Die Weiße schmeckt fast<br />

so gut wie im Hochsommer, die Brotzeit<br />

auch. Ein rundum gelungener Bergtag!<br />

Nur an eines mag Arthur nicht so gerne<br />

denken: den Abstieg. Tausend Tiefenmeter,<br />

da werden sich seine Kniegelenke wohl<br />

bald einmal bemerkbar machen, trotz der<br />

Teleskopstöcke, die er dabei hat. »Mit einem<br />

guten Meter Pulverschnee wäre das<br />

jetzt ein Heidenspaß«, sagt er zu Christian.<br />

Der nickt und grinst: »Wenn du hier oben<br />

bleibst bis Weihnachten, kannst vielleicht<br />

abfahren. Vielleicht.«<br />

Abstieg mit Einkehr<br />

Arthur weiß um die Wankelmütigkeit<br />

des bayerischen Bergwetters: Vor ein paar<br />

Jahren, ja, da war der Wank im Dezember<br />

praktisch schneefrei. Der südseitige Weg,<br />

nur mäßig steil und in Serpentinen verlaufend,<br />

erweist sich dann als recht gelenkfreundlich,<br />

sodass er bei guter Gesundheit<br />

auf der Gamshütte einläuft. Hier gibt’s<br />

als Sahnehäubchen dieses schönen Tages<br />

noch Kaffee und einen Apfelstrudel, dazu<br />

einen Prachtblick auf die Zugspitze. Christian,<br />

der für die Planung ihrer gemeinsamen<br />

Unternehmungen zuständig ist,<br />

schaut kurz auf die Uhr, peilt die Abfahrtszeiten<br />

und lehnt sich entspannt zurück.<br />

»Was macht eigentlich dein Bertone«, fragt<br />

er. »Irgendwas am Getriebe – Verschleiß<br />

halt«, erklärt Arthur. Sein gehätschelter<br />

Oldie steht mal wieder in der Garage.<br />

Ja, ja, schon praktisch, so ein Auto, denkt<br />

Christian, aber eben nur, wenn’s auch fährt.<br />

Wie die DB Regio, um exakt 17.07 Uhr. ◀<br />

Fotos: Eugen E. Hüsler (2)<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


TOUREN<br />

Sechs Tourentipps rund um Garmisch-Partenkirchen<br />

Für die aktuelle Planung im Herbst sollte man sich unbedingt nach den Öffnungszeiten<br />

der Hütten erkundigen, damit man nicht vor verschlossenen Türen steht.<br />

1 Über den Wank (1780 m)<br />

▶ mittel 5¾ Std.<br />

1080 Hm 1080 Hm<br />

Charakter: Der schönste Weg auf<br />

den Wankgipfel führt von Osten über<br />

den Roßwank: länger, aber weniger<br />

frequentiert als der südseitige Anstieg.<br />

Vom Gipfel große Aussicht auf<br />

das Werdenfelser Land<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />

Garmisch-Partenkirchen (707 m)<br />

Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />

um XX:07 Uhr<br />

Route: Bahnhof – Pfeifferalm (960 m)<br />

– Gschwandt – Sattel (1385 m) –<br />

Roßwank (1688 m) – Wank – Eckenhütte<br />

(1061 m) – Gamshütte (937 m)<br />

– Partenkirchen – Bahnhof<br />

Einkehr: Pfeifferalm, Gschwandtner<br />

Bauer, Wankhaus,<br />

Gamshütte<br />

2 Kramerplateauweg<br />

Tourenkarte 6<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

250 Hm 190 Hm<br />

Charakter: Sehr aussichtsreiche,<br />

weitgehend fl ach verlaufende Wanderung<br />

am Fuß des Kramermassivs<br />

vom Pfl egersee zum Herrgottsschrofen.<br />

Blickfang ist das grandiose Zugspitzmassiv<br />

mit den wilden Zacken<br />

des Waxensteins. Auch verschiedene<br />

Teilbegehungen möglich<br />

Ausgangspunkt: Bahnhof Farchant<br />

(672 m)<br />

Endpunkt: Bedarfshalt Untergrainau<br />

(ca. 730 m)<br />

Rückfahrt: ab Untergrainau stündlich<br />

um XX:48 Uhr mit Umsteigen in<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

Route: Bahnhof Farchant – Reschbergwiesen<br />

(870 m) – Pfl egersee<br />

– Kramerplateauweg – Station<br />

Untergrainau<br />

Einkehr: Almhütte<br />

3 Über den Kramerspitz (1985 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1350 Hm 1350 Hm<br />

Charakter: Recht lange und etwas<br />

anstrengende Gipfelrunde; am<br />

Grat einige schlechte Wegpassagen<br />

(Erosion), auch ziemlich viel Geröll.<br />

Ausdauer und ein sicherer Tritt<br />

notwendig<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />

Garmisch-Partenkirchen (707 m),<br />

mit dem Ortsbus (Linie 3/4) zum<br />

Halt Thomas-Knorr-Straße (zu Fuß<br />

20 Min.)<br />

Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />

um XX:07 Uhr<br />

Route: Bushalt – Kramerplateauweg<br />

– Gh. St. Martin (1028 m) – Kramer<br />

– Stepbergalm (1583 m) – Stepbergalpensteig<br />

– Kramerplateauweg<br />

– Bushalt<br />

Einkehr: Gh. St. Martin, Stepbergalm<br />

4 Partnachklamm und<br />

Eckbauer (1237 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

530 Hm 530 Hm<br />

Charakter: Auf dieser familienfreundlichen<br />

Runde schaut man in den<br />

Berg und auf die Bergkulisse: tosende<br />

Wasser und Felswände, die sich<br />

fast berühren in der Partnachklamm,<br />

ein schöner Blick auf die Gipfel<br />

rundum am Eckbauer<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof<br />

Garmisch-Partenkirchen (707 m);<br />

evtl. Bushalt (Linie 1/2) beim Eisstadion<br />

(zu Fuß 20 Min.)<br />

Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />

um XX:07 Uhr<br />

Route: Bahnhof – Eisstadion –<br />

Partnachklamm – Vordergraseck<br />

(884 m) – Eckbauer – Wamberg<br />

(996 m) – Eisstadion – Bahnhof<br />

Einkehr: Partnachklamm, Eckbauer,<br />

Wamberg<br />

5 Hinab ins Höllental<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

130 Hm 1130 Hm<br />

Charakter: Darf’s für einmal eine<br />

Bergabwanderung sein? Schauen<br />

statt schinden? Den Bergauf-Part<br />

übernimmt die Kreuzeckbahn.<br />

So bleibt reichlich Zeit, den grandiosen<br />

Gebirgsrahmen zu genießen, das<br />

Höllental und seine wilde Mündungsklamm.<br />

Ausgangspunkt: Kreuzeck (1650 m);<br />

vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen<br />

mit der Zugspitzbahn zur Talstation<br />

der Kreuzeckbahn, dann am dicken<br />

Drahtseil hinauf zum Kreuzeck.<br />

Endpunkt: Station Hammersbach der<br />

Zugspitzbahn (760 m)<br />

Rückfahrt: ab Hammersbach<br />

stündlich um XX:33 Uhr mit Umsteigen<br />

in Garmisch-Partenkirchen<br />

Route: Kreuzeck – Hupfl eitenjoch<br />

(1750 m) – Knappenhäuser<br />

(1526 m) – Höllentalangerhütte<br />

(1387 m) – Höllentalklamm –<br />

Hammersbach<br />

Einkehr: neue Höllentalangerhütte<br />

(voraussichtlich wieder ab Mai<br />

2015), Höllentaleingangshütte<br />

Luftig geht’s an der Alpspitz-<br />

Ferrata hinauf.<br />

6 Alpspitz-Ferrata (2628 m)<br />

▶ K2 4 Std.<br />

600 Hm 600 Hm<br />

Charakter: Der Klettersteig-Klassiker<br />

von Garmisch, ideal auch für Einsteiger,<br />

mit dem Höllental und der Zugspitze<br />

als Blickfang; Abstieg über den<br />

Ostgrat rau, am Nordwandsteig ebenfalls<br />

einige Sicherungen. Komplette<br />

Klettersteigausrüstung und Helm!<br />

Ausgangs- und Endpunkt: Bergstation<br />

der Alpspitzbahn (2033 m)<br />

am Osterfelderkopf; vom Bahnhof<br />

Garmisch-Partenkirchen mit der<br />

Zugspitzbahn zur Talstation der Alpspitzbahn,<br />

dann am dicken Drahtseil<br />

hinauf zum Osterfelderkopf.<br />

Rückfahrt: ab Garmisch stündlich<br />

um XX:07 Uhr<br />

Route: Seilbahnstation – Alpspitz-<br />

Ferrata – Ostgrat – Schöngänge –<br />

Seilbahnstation<br />

Einkehr: Seilbahnstation<br />

Anfahrt (gültig für alle Touren)<br />

Abfahrt ab München Hbf stündlich<br />

um XX:32 Uhr durchgehend.<br />

Tipp: Bei Nutzung des Zuges<br />

um 8:32 Uhr ein MVV-Ticket bis<br />

Tutzing lösen. Ab Tutzing dann<br />

mit dem Bayern-Ticket fahren,<br />

da das Bayern-Ticket erst ab<br />

9:00 Uhr gilt. Abfahrt des Zuges<br />

in Tutzing ist 9:02 Uhr<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Das Bayern-Ticket gilt bei der<br />

Zugspitzbahn nur bis zur Haltestelle<br />

Hammersbach.<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81


AUF TOUR<br />

Die markanten<br />

Erdpyramiden im<br />

Katzenbachtal<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />

Teil 20 (Ende): Die Rittener Erdpyramiden<br />

Chapeau!<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner (3), Dagmar Steigenberger; Grafi k: Dr. Anne Lagally<br />

Bis zu 30 Meter ragen sie auf, manche tragen sogar<br />

einen Hut: Die Erdpyramiden am Ritten bei Bozen<br />

sind die höchsten und schönsten Europas, ein einzigartiges<br />

Geotop. Von Siegfried Garnweidner (Tour)<br />

und Ulrich Lagally (Geologie)<br />

Gleich an drei Stellen gibt es am<br />

Ritten fantastische Erdpyramiden<br />

zu bestaunen: am Casterergraben<br />

in Unterinn, im Finsterbachgraben<br />

bei Lengmoos und<br />

im Katzenbachgraben bei Signat unterhalb<br />

von Oberbozen. Der Katzenbachgraben<br />

hat den Vorteil, dass er entweder von der<br />

Seilbahnstation in Oberbozen oder im<br />

Rahmen einer lohnenden Rundtour von<br />

Signat aus gut erreichbar ist.<br />

Signat ist ein kleines Bergdorf am Südhang<br />

des Rittens, umgeben von Weinbergen in<br />

Talnähe und ausgedehnten Obstgärten<br />

weiter oben. Am schönsten ist es dort zur<br />

Zeit der Apfelblüte etwa Anfang Mai, dann<br />

verleitet die Landschaft besonders zum<br />

Entspannen und Wandern.<br />

Legende vom »Schwarzen Hansele«<br />

Das war nicht immer so. Einst lebte nämlich<br />

auf der Unteren Bachhütt in Signat ein<br />

Knecht, der in der Schwarzkunst bewandert<br />

war und diese auch – sehr zum Leidwesen<br />

der Nachbarschaft – mit Begeisterung<br />

praktizierte. »Schwarzes Hansele«<br />

wurde er genannt; seine zweifelhaften<br />

Künste hatte der junge Mann aus einem<br />

schwarzen Buch, das er nächtens und unter<br />

fragwürdigen Umständen von Zigeu-<br />

nern bekommen hatte, gelernt. Nach dem<br />

Studium des Buches kam das Hansele zu<br />

unvorstellbaren Kräften.<br />

Eines Tags ging das Hansele nach Kollmann<br />

auf den Tanzboden. Die Madeln<br />

lupfte es so weit in die Höhe, dass diesen<br />

ganz schwindelig wurde und es keinesfalls<br />

mit rechten Dingen zugehen konnte. Den<br />

jungen Frauen wurde es richtig unheimlich.<br />

Das ging so lange gut, bis das Hansele<br />

seine Zeche zahlen sollte. Es weigerte sich<br />

und legte keinen Heller auf den Tisch.<br />

GEOTOP<br />

Erdpyramiden<br />

Dass diese eindrucksvollen Erosionsformen<br />

entstehen konnten und erhalten blieben,<br />

verdanken sie dem Zusammentreffen einiger<br />

wichtiger Faktoren: geeignetes Material,<br />

nicht zu steile Hangexposition und gleichmäßige<br />

Niederschläge. Die Erdpyramiden<br />

selbst bestehen aus Grundmoräne, einem<br />

feinen, verfestigten Sediment mit groben<br />

Gesteinsblöcken von unterschied licher Größe,<br />

die nach der letzten Eiszeit an der einstigen<br />

Gletscherbasis übrig blieb. Vor allem in<br />

windabgewandten Lagen, wo die Niederschläge<br />

überwiegend senkrecht auftreffen,<br />

schützen die groben Blöcke den feinen<br />

Geschiebelehm unter sich weitgehend vor<br />

Abtragung. So wird im Lauf der Zeit ein<br />

pyramidenförmiger Turm heraus präpariert.<br />

Wo dieser Schutz fehlt, weicht das Regenwasser<br />

das Feinmaterial auf und wäscht es<br />

weg. Wenn schließlich der Block von dem<br />

spitzen Gipfel herabfällt, wird auch dieser<br />

Turm abgetragen.<br />

Der Gipfelspurt<br />

zum Rittner Horn<br />

führt auf einem<br />

breiten, mit Bohlen<br />

eingefassten<br />

Weg, der streckenweise<br />

mit<br />

Porphyr-Gestein<br />

gepflastert ist.<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


KOMPAKT<br />

Erdpyramiden<br />

am Ritten (1171 m),<br />

Sarntaler Alpen<br />

Charakter: Gepfl egte Wanderwege<br />

am aussichtsreichen Fuße des Rittens<br />

kennzeichnen diese schöne und beliebte<br />

Rundwanderung. Highlights sind die<br />

drei Aussichtsplätze auf die berühmten<br />

Erdpyramiden<br />

Anforderungen: Normalerweise ist mit<br />

keinen Schwierigkeiten zu rechnen.<br />

Ausgangs-/Endpunkt: Signat (871 m)<br />

Hütten: Signater Hof am Ausgangspunkt<br />

Gehzeit: 2¼ Std.<br />

Karte: Kompass Wanderkarte<br />

1:50 000, Blatt 54 »Bozen«<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

Gut behütet: Bis zu<br />

30 Meter hoch sind die<br />

Erdpyramiden bei<br />

Klobenstein am Ritten.<br />

Erdpyramiden (auch Erdpfeiler) sind steile, turm-, pfeileroder<br />

kegelförmige Erosionsformen mit einem größeren<br />

Festgesteinsbrocken an der Spitze. Sie wurden an steilen<br />

Hängen aus Grundmoränenmaterial, vulkanischen Tuffen<br />

oder ähnlichen Sedimenten durch Regenwasser herauspräpariert.<br />

Die langsamer verwitternden Kopfsteine<br />

bewahrten sie bisher vor der völligen Abtragung.<br />

Schema der<br />

Entstehung von<br />

Erdpyramiden<br />

aus Grundmoränenmaterial<br />

Die anderen Burschen aus Kollmann wollten<br />

das Hansele hinauswerfen, doch ehe<br />

sie sich versahen, lagen sie vor der Stube<br />

und die Musikanten verdutzt auf dem<br />

Tisch. Als das Hansele die Wirtsstube verließ,<br />

bog es noch den Zaun wie ein Zweiglein<br />

um und keiner konnte es aufhalten.<br />

Das ging viele Jahre so. Allerdings kam<br />

Hansele im Alter sein Leben selbst nicht<br />

mehr geheuer vor, und er wollte das Zauberbuch<br />

loswerden. Deshalb ging er damit<br />

zu den Patern nach Bozen, um es bei ihnen<br />

abzugeben. Doch als Hansele heimkam,<br />

lag das Buch schon wieder in seiner<br />

Kammer. Wild entschlossen nahm er das<br />

Buch und trug es nochmals nach Bozen ins<br />

Kloster, um es verbrennen zu lassen. Doch<br />

das Feuer wollte das Buch nicht fassen. Als<br />

der Pater in seiner Not etwas Geweihtes<br />

auf das Buch warf, fing es schließlich doch<br />

noch Feuer und verbrannte Blatt für Blatt<br />

unter unheimlichem Knistern. Zufrieden<br />

und beruhigt wollte Hansele nach Signat<br />

zurückgehen, doch hörte er auf dem<br />

Rückweg ein Weinen und Heulen, das<br />

erst aufhörte, als er sich in seine Kammer<br />

einschloss. Hexen waren mit dem Buch<br />

verbrannt worden, und Hansele und seine<br />

Umgebung hatten von nun an Ruhe.<br />

Abwechslungsreich zum Aussichtsplatz<br />

Wer also heute in Signat zur Rundwanderung<br />

zu den Erdpyramiden auf bricht,<br />

braucht sich nicht zu fürchten. Allerdings<br />

ist die Stimmung unten im Katzenbachgraben<br />

noch immer ein wenig unheim-<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


GEOTOP<br />

Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Mit Porphyr gepflasterter<br />

Karrenweg am Ritten<br />

Quarzporphyr<br />

Diese auffälligen rotbraunen Felsen, die<br />

berühmten Bausteine Südtirols, beherrschen<br />

die gesamte Gegend von Waidbruck im Norden<br />

bis fast hinunter nach Trient. Sie entstanden,<br />

als vor circa 290 bis 300 Millionen Jahren<br />

am heutigen Nordrand der Dolomiten die heiße<br />

Schmelze des Brixner Granits in die Erdkruste<br />

eindrang und dort erstarrte. Weiter im Süden<br />

war zur gleichen Zeit die Hölle los: Das Material,<br />

aus dem heute die Quarzporphyrserie<br />

besteht, kam an die Oberfl äche. In der Folgezeit<br />

trat dort an tausenden Stellen geschmolzenes<br />

Gestein aus und ergoss sich über eine riesige<br />

Fläche. Allein zwischen Bozen und Trient türmen<br />

sich diese vulkanischen Ablagerungen noch<br />

heute zu einer Mächtigkeit von mehr als 2000<br />

Metern auf. Die Geologen haben sie grob in<br />

drei Haupteinheiten eingeteilt.<br />

Nach der Burg bei Waidbruck benannte man<br />

das erste vulkanische Förderprodukt, den<br />

Trostburg-Melaphyr, eine Abfolge von dunkelgrünen<br />

Tuffen und Explosionsbrekzien. Dieses<br />

Material wurde überwiegend durch die Luft<br />

ausgeworfen. Erst später kamen auch fl üssige,<br />

basaltische Laven dazu.<br />

In der mittleren Einheit, die hellere Farben<br />

aufweist und bis zu 1500 Meter mächtig wurde,<br />

fi ndet man Quarzminerale als Einsprengling,<br />

d. h. der SiO 2<br />

-Gehalt der Schmelze wurde<br />

saurer. Es entstanden Konglomerat- und Tuffhorizonte<br />

sowie mehrere Lavaströme. Grobkörnige<br />

Partien deutet man als Staukuppen:<br />

Dort war Magma in seiner eigenen Lava<br />

steckengeblieben und erstarrte deshalb<br />

langsamer.<br />

Die oberste, etwa 1000 Meter dicke Einheit<br />

besteht meist aus sauren Rhyolit-Glutwolken,<br />

die zu »Ignimbriten« mit vielen Quarzeinsprenglingen<br />

verschweißt wurden. Dieses ziegelrote,<br />

massige Gestein enthält große Mengen von<br />

schwarzem, vulkanischem Glas, eckigen Gesteinstrümmern<br />

und länglichen Lavafetzen, was<br />

auf explosive Vorgänge bei der Förderung der<br />

Magmen schließen lässt.<br />

Mit dem<br />

Bayern-Ticket<br />

für nur 23 Euro<br />

und 4 Euro<br />

je Mitfahrer.<br />

Ticket gilt auch in:<br />

lich, denn nach dem steilen Abstieg durch<br />

schroffe Waldhänge kommt man im<br />

finsteren, dicht bewachsenen Graben am<br />

verlassenen Krossgütl vorbei, das nicht<br />

gerade einen Vertrauen erweckenden Eindruck<br />

macht.<br />

Weiter oben am Spornberg erreicht man<br />

dann einen Fahrweg und kommt in<br />

freundliche, freie Wiesenhänge, von denen<br />

man an beschilderter Stelle nach rechts<br />

zum ersten Aussichtspunkt auf den Katzenbachgraben<br />

mit den Erdpyramiden abzweigen<br />

kann. Ein zweiter und ein dritter<br />

Aussichtsplatz auf die Erdpyramiden finden<br />

sich hinter dem Pranzeghof, wohin der<br />

Weg ebenfalls gut beschildert und nicht zu<br />

verfehlen ist. Anschließend gelangt man<br />

auf einen alten Karrenweg, der mit dem typischen<br />

Gestein der Berge rund um Bozen<br />

gepflastert ist, dem roten Quarzporphyr.<br />

Damit die Tour zu einer Rundwanderung<br />

wird, sollte man den Abstieg über den Lahnerhof<br />

wählen, wo man durch ausgedehnte<br />

Obstgärten kommt, die im Mai in voller<br />

Blütenpracht stehen, – das liebliche Kontrastprogramm<br />

zu den Erdpyramiden. ◀<br />

Weitere Informationen,<br />

Ausflugstipps und Kauf<br />

unter bahn.de/bayern<br />

Mit persönlicher Beratung für 2 Euro mehr.<br />

Erhältlich für bis zu 5 Personen.<br />

Die Bahn macht mobil.


AUF TOUR<br />

SERIE:<br />

Von Null aufs Dach der Alpen<br />

Pack ma’s<br />

Wer auf das Dach der Alpen will,<br />

braucht die richtige Technik am Berg<br />

– und das richtige Material. Experte<br />

Bernd Kullmann erklärt, was für<br />

die Hochtour in den Rucksack gehört.<br />

Von Moritz Baumstieger<br />

Der Vorteil guter Ausrüstung:<br />

Sie hält auch noch, wenn das Können<br />

später einmal Touren wie Dani<br />

Arnolds »Bird of Prey» am Mooses<br />

Tooth in Alaska erlauben sollte.<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


EINE INITIATIVE VON +<br />

Foto: David Lama / Archiv Mammut<br />

Natürlich ist es gemein, jemandem<br />

zu sagen: Ich mag dich<br />

nicht. Und der arme November<br />

wäre wahrscheinlich auch<br />

lieber ein Monat mit Licht und<br />

lauer Luft und nicht das Schmuddelkind<br />

des Spätherbstes. Die harte Wahrheit<br />

ist aber: Kaum ein Monat ist unter den<br />

Bergsportlern so unbeliebt wie er. Hat er<br />

zwischen all dem Regen doch einmal Sonnenschein<br />

zu bieten, versteckt er den über<br />

einer dicken Schicht Hochnebel. Und hat<br />

er frühen Schneefall im Angebot, machen<br />

ihn die ungeduldigen Tourengeher für die<br />

Schrammen in den Ski verantwortlich,<br />

obwohl sie es waren, die es nicht erwarten<br />

konnten. Was er auch macht, es ist<br />

falsch. Was aber auf keinen Fall falsch ist:<br />

Das schlechte Wetter jetzt mal für eine Inventur<br />

in der Materialkammer zu nutzen.<br />

Wer im Sommer das Dach der Alpen erklimmen<br />

will, braucht nicht nur die richtige<br />

Technik, sondern auch die richtige<br />

Ausrüstung. Die jetzt durchzugehen, bietet<br />

sich aus einem weiteren Grund an: Bald<br />

ist Weihnachten – Zeit also, sich über den<br />

Wunschzettel Gedanken zu machen.<br />

▶ Die Grundausrüstung<br />

Beginnen wir mit dem Ausrüstungsstück,<br />

in dem wir alles andere Material herumtragen<br />

– dem Rucksack. Hier ist Bernd<br />

Kullmann Experte, der 60-Jährige war<br />

lange Jahre Chef des Herstellers Deuter,<br />

bevor er sich vergangenes Jahr teilweise<br />

zur Ruhe setzte, um wieder mehr Zeit für<br />

das Besteigen von Bergen zu haben. »Ein<br />

kleinerer Rucksack diszipliniert zu bewusstem<br />

Packen«, meint Kullmann, »auch<br />

für eine Hochtour reicht ein Rucksack von<br />

35 bis maximal 45 Litern«. Auch bei dem<br />

sollte man die gesamte Ausrüstung im<br />

Rucksack unterbringen, »alles, was man<br />

außen dran hängt, kann irgendwo hängen<br />

bleiben oder behindern.« Bei der Auswahl<br />

des geeigneten Rucksacks empfiehlt Kullmann,<br />

im Fachhandel mehrere Modelle<br />

auszuprobieren, bis man eines gefunden<br />

hat, das gut sitzt. Deckelfach mit Innentasche<br />

und eine Pickelschlaufe sollte der<br />

Rucksack auf jeden Fall haben, ansonsten<br />

nicht viel mehr: »Ich persönlich mag es lieber<br />

spartanisch«, sagt Kullmann, »je mehr<br />

Schnallen, Reißverschlüsse und anderer<br />

Schnickschnack dran sind, desto schwerer,<br />

reparaturanfälliger und wasserdurchlässiger<br />

wird der Rucksack.«<br />

Das berühmteste Foto von Bernd Kullmann<br />

zeigt den damals 24-Jährigen 1978<br />

im Khumbu-Eisbruch am Mount Everest<br />

– in Jeans. »Das war einfach ein bisschen<br />

Provokation«, lacht Kullmann, der damals<br />

mit der Hose bis zum Gipfel stieg. Heute<br />

trägt Kullmann in Schnee und Eis eine<br />

Softshell-Hose, die für Wärme sorgt und<br />

Spritzwasser oder Schnee abweist. Falls<br />

die Umstände widriger werden, hat er eine<br />

leichte Hardshell-Hose im Rucksack, ein<br />

einfaches Modell, dass dazu dient, Wasser<br />

und Wind draußen zu halten. Für den<br />

Oberkörper empfiehlt Kullmann Funktionshemden,<br />

einen Fleece, eine Hardshelljacke<br />

im Zwiebelprinzip. Und vielleicht eine<br />

Daunenjacke oder -weste. »Die sind<br />

Teil 1 – Gehschule<br />

Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />

Teil 3 – Berglauf<br />

Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />

Teil 5 – Erster »Zweier«<br />

Teil 6 – Ausrüstung<br />

Teil 7 – Ernährung<br />

Teil 8 – Schneeschuhtour<br />

Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />

Teil 10 – Hochtourentechnik<br />

Teil 11 – Wetterkunde<br />

Teil 12 – Hochtourentaktik<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87


Unverzichtbar auf Hochtouren: eine gute<br />

Stirnlampe (und aufgeladene Akkus!)<br />

TRAININGSPLAN<br />

von der Mammut Alpine School<br />

ZIEL: FIT WERDEN FÜR DIE TRAUMTOUR<br />

Umsetzung: Da wir nicht wie Bergführer jeden<br />

Tag in den Bergen unterwegs sein können, ist ein<br />

gutes Grundlagentraining für unsere Bergziele<br />

umso wichtiger. Unter der Woche, gerade im<br />

Herbst und Winter, wenn die Tage kurz sind, reicht<br />

die Zeit oft nicht für lange Trainingseinheiten<br />

nach der Arbeit. Trotzdem sollten wir regelmäßig<br />

unser Pensum absolvieren: Idealerweise zwei<br />

bis drei einstündige Lauftrainings pro Woche, auf<br />

einer Runde mit einer Steigung, damit der Puls<br />

auch etwas in die Höhe schnellt. Nach einer Viertelstunde<br />

gemütlichem Traben zum Aufwärmen<br />

geht es dreimal die knackige Steigung bergauf,<br />

so dass der Puls auf 170 bis 190 steigt. Wenn<br />

es zur Erholung wieder bergab geht, sollte sich<br />

der Puls bei 130 bis 150 einpendeln. Dieses<br />

Intervalltraining simuliert das Bergsteigen in<br />

technischem Gelände gut, wo sich schnellere<br />

Schritte und Stellen mit ein paar langsamer auszuführenden<br />

Kletterzügen abwechseln. Wer nicht<br />

gerne rennt, für den ist das Training auch mit<br />

dem Bike gut zu absolvieren. Wichtig auch da,<br />

dass nicht nur geradeaus gefahren wird, sondern<br />

die Strecke die Puste fordert.<br />

Besonders beachten: Auch der beste 400-Meter-<br />

Läufer würde sich an einem Marathon schwer<br />

tun – das gilt auch fürs Bergsteigen. Wer nur kurze<br />

Einheiten trainiert, wird auf einer acht- bis<br />

neunstündigen Bergtour ganz schön in den<br />

roten Bereich kommen. Daher ist wichtig,<br />

dass auch lange Bergwanderungen<br />

unternommen werden, je näher<br />

die große Tour rückt – und<br />

sich der Körper an die<br />

Belastung über einige<br />

Stunden hinweg<br />

gewöhnen kann.<br />

COUPON 6<br />

Kleine Helfer mit großer Wirkung:<br />

Ohrstöpsel und Kopfwehtabletten<br />

heute so unglaublich leicht geworden und<br />

lassen sich in ein kleines Säckchen stopfen<br />

– sind aber Gold wert, wenn es am Grat<br />

pfeift und richtig kalt wird.« Und das wird<br />

es am Mont Blanc unter Garantie.<br />

Kälte ist das Stichwort: Eine Investition in<br />

Plastikbergschuhe, früher das Nonplusultra<br />

in eisigen Höhen, hält Kullmann<br />

heute für überflüssig. »Die normalen<br />

Schuhe sind wahnsinnig gut geworden.«<br />

Kullmann rät zu einem Lederschuh, »die<br />

atmen besser«, steigeisenfest und mit steifer<br />

Sohle. Für Touren in den Alpen ist ein<br />

Expeditionsstiefel mit herausnehmbarem<br />

Innenschuh nicht zwingend nötig, solange<br />

im Schuh genügend Platz für dicke Socken<br />

ist. Dafür macht er sich für einen Ausrüstungsgegenstand<br />

stark, der ein wenig vom<br />

Aussterben bedroht ist: Gamaschen. Die<br />

halten nicht nur etwa bei Neuschnee die<br />

Schuhe trocken, sondern haben einen weiteren<br />

Vorteil: »Gerade Anfänger fädeln gerne<br />

mit den Frontzacken ihres Steigeisens<br />

im Hosenbein oder dem Schnürsenkel ein<br />

und fliegen dann auf die Schnauze. Und<br />

wenn sie dann ihre Partner mitreißen,<br />

kann das wirklich gefährlich werden.«<br />

▶ Die Hochtouren-Hardware<br />

Kullmann ist Fan von Ausrüstung, die lange<br />

hält – und das ist selten die, die am wenigsten<br />

Gewicht auf die Waage bringt. »Natürlich<br />

geht es immer noch leichter, zum<br />

Beispiel bei Steigeisen sollte man aber einen<br />

gesunden Kompromiss suchen.« Denn<br />

leichter heißt meist auch: weniger Komfort,<br />

weniger Haltbarkeit, weniger Funktion.<br />

Kullmann empfiehlt deshalb Steigeisen<br />

aus leichtem Stahl anstatt aus Alu, »da verbiegt<br />

nix«. Und rät zur Investition in einen<br />

Steigeisen-Beutel, so können die Eisen in<br />

den Rucksack gepackt werden und müssen<br />

nicht außen dran baumeln, wo sie den Trä-<br />

ger oder andere verletzen können. In den<br />

Rucksack gehört auch der Helm (wenn er<br />

nicht auf dem Kopf sitzt), außen dran dürfen<br />

ein leichter Pickel und Stöcke. Den Pickel<br />

brauche man natürlich immer noch<br />

für die Spaltenbergung oder steilere Passagen<br />

im Blankeis, wenn die Haue zum Einsatz<br />

komme. »Zum Abstützen beim Gehen<br />

würde ich in flacheren Partien aber immer<br />

Stöcke nehmen – die Gelenke danken es<br />

einem.« Generell empfiehlt Kullmann, weniger<br />

Ausrüstung zu kaufen und dafür gute,<br />

vom Fachhändler empfohlene – dann<br />

begleitet sie einen über Jahre. Was fehlt,<br />

kann auch beim Alpenverein oder beim<br />

Bergführer geliehen werden.<br />

▶ Die Sicherheits-Ausrüstung<br />

Komplettgurte haben inzwischen eigentlich<br />

ausgedient, Kullmann empfiehlt einen<br />

Sitzgurt mit verstellbaren Beinschlaufen<br />

– so ist der variabel einsetzbar und kann<br />

auch beim Felsklettern benutzt werden.<br />

An die Schlaufen des Gurtes kommen –<br />

um im Falle eines Spaltensturzes gerüstet<br />

zu sein – zwei Schraubkarabiner, zwei bis<br />

drei Normalkarabiner und zwei Eisschrauben,<br />

um einen Sicherungsfixpunkt setzen<br />

zu können. Außerdem eine Reepschnur,<br />

fünf bis sechs Millimeter dick und etwa<br />

in Körperlänge (für die Trittschlaufe bei<br />

der Selbstrettung), eine von etwa einem<br />

Meter Länge (für die Prusikschlinge) und<br />

eine weitere von etwa vier Meter Länge (für<br />

die lose Rolle). Über die Brust werden zwei<br />

vernähte Bandschlingen getragen, je 1,20<br />

Meter lang, um bei der Spaltenbergung um<br />

den als T-Anker vergrabenen Pickel gelegt<br />

zu werden. Fehlt nur noch das Seil: Es sollte<br />

lang genug sein, um in der Seilschaft mit<br />

»Ich bin Fan von Ausrüstung,<br />

die lange hält<br />

– und das ist selten<br />

die, die am<br />

wenigsten<br />

Gewicht auf<br />

die Waage<br />

bringt.«<br />

Das große 4000er-Gewinnspiel<br />

Ausschneiden, sammeln und mit<br />

allen 12 Coupons eine Besteigung<br />

des Mont Blanc mit der Mammut<br />

Alpine School gewinnen.<br />


Fotos: privat, Hersteller, Robert Bösch / Archiv Mammut (2), pogonici / fotolia, Stefan Häuselmann / fotolia<br />

Ein guter Rucksack<br />

ist kein<br />

Anhängsel, sondern<br />

treuer Begleiter.<br />

zehn bis zwölf Metern Abstand pro Person<br />

gehen zu können. Wer aber etwa stets zu<br />

zweit geht und ein altes Einfachseil vom<br />

Felsklettern herumliegen hat, dem empfiehlt<br />

Kullmann: »Einfach abschneiden<br />

und auf 30 Meter kürzen – dann muss<br />

weniger geschleppt werden.«<br />

▶ Der Kleinkram<br />

Neben einer Mütze, guten Handschuhen<br />

und einer Sturmhaube kommen noch<br />

Sonnenbrille, -creme und Verbandspack<br />

in Kullmanns Rucksack. Bei Hochtouren<br />

auch zwei Extras: »Ohrenstöpsel und leichte<br />

Kopfschmerzmittel wegen der Höhe<br />

– helfen beide, um auf der Hütte besser<br />

schlafen zu können.« Und eine Thermoskanne:<br />

»Auch deren Gewicht sollte man<br />

sich nicht sparen, gerade in großen Höhen<br />

braucht man etwas Warmes.« Trinksystemen<br />

steht er eher skeptisch gegenüber.<br />

Bedient man sie nicht richtig, friert gerne<br />

die Restflüssigkeit im Schlauch ein, zudem<br />

verleiten sie dazu, den Rucksack gar nicht<br />

mehr abzusetzen. »Dann bleiben die Leute<br />

immer nur kurz stehen, um zu trinken, so<br />

ist der Tank bald leer.« Ab und zu jedoch<br />

eine richtige Pause zu machen, ist aber<br />

wichtig. Um zu essen, um zu ratschen, um<br />

das Wetter zu beurteilen – und um das<br />

Panorama zu bestaunen.<br />

◀<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Wer seine frisch erworbene Gletscherausrüstung unbedingt noch ausprobieren will, ist<br />

schon ziemlich spät dran. Die hochalpinen Hütten haben bereits geschlossen, die Gipfel sind<br />

schon von Neuschnee bedeckt. Mit Glück lässt sich an einem »goldenen« Spätherbsttag<br />

noch ein Gletscher erkunden – etwa die Pasterze am Großglockner, der Langgletscher im<br />

Lötschental oder der Morteratschgletscher in der Bernina. Interaktive können ihre sieben<br />

Sachen ganz einfach auf dem Smartphone abhaken: mit der Packing-List-App von Mammut<br />

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Trion Alpinist<br />

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Gewicht: 1570 g<br />

Mit Alurahmen,<br />

abnehmbarer Hüftpolsterung,<br />

2 Eispickelschlaufen,<br />

Skibefestigung,<br />

Materialschlaufen<br />

am Hüftgurt, seitliche Kompressionsriemen,<br />

Einschnallenverschluss<br />

Material: 600D / 1000D Cordura<br />

Eisfeld High GTX Men<br />

Preis: 350,-<br />

Gewicht: 1692 g (UK 8,5)<br />

Gore-Tex, Isolationswert<br />

-20 °C (EN ISO 20344),<br />

Neoprengamasche, bedingt<br />

steigeisenfest<br />

Ophir 3 Slide<br />

Größe: XS–XXL<br />

Preis: 60,-<br />

Gewicht: 430 g<br />

Verstellbare Beinschlaufen,<br />

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Bloc-Schnalle,<br />

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Nylon Gaiter<br />

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Gewicht: 215 g (M)<br />

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Allround Nylon-/Cordura-<br />

Gamasche mit Velcro-<br />

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Material: Cordura 500D<br />

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11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89


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11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


SERVICE<br />

MEHR WÄRME<br />

Innovative Isolationsmaterialien<br />

wärmen<br />

den Körper, ohne ihn zu<br />

überhitzen.<br />

Was das Pulver<br />

Der große Ausrüstungsberater<br />

Der Kälte des Winters trotzt der<br />

Mensch seit jeher mit findigen<br />

Ideen. Anfangs hüllte er sich<br />

in Tierfelle und stopfte Grasbüschel<br />

zur Isolation in die<br />

Schuhe, später hielten nordische Wollpullover<br />

und alpenländische Lodenmäntel<br />

die Wärme am Körper. Der <strong>Bergsteiger</strong> von<br />

heute verwendet zur Isolierung extrem<br />

luftige, tierische Daunen oder stark nässeabweisende,<br />

künstliche Isolationsfasern,<br />

die ständig verbessert werden. Letztere<br />

wärmen für unsere Breiten meist ausreichend,<br />

sind preisgünstiger und weniger<br />

anfällig. Hochwertige Daunen werden<br />

neuerdings so behandelt, dass sie Nässe abweisen.<br />

Wattierungen aus Polyester- oder<br />

Wollfleece sind allerdings deutlich dampfdurchlässiger.<br />

Haften statt Kleben ist das Zauberwort<br />

bei den neuen Skitouren-Fellen. Der Unterschied<br />

klingt winzig, vereinfacht die<br />

Handhabung aber ungemein: Die Adhäsionsfelle<br />

lassen sich am Gipfel beliebig<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


MEHR<br />

SICHERHEIT<br />

Die Lawinen-Airbags von<br />

ABS sind mittlerweile mit<br />

Rucksäcken diverser<br />

Hersteller kompatibel.<br />

MEHR KOMFORT<br />

Die neuen Adhäsionsfelle<br />

haften ohne Kleber<br />

am Skibelag, was deren<br />

Handhabung auf Skitour<br />

ungemein vereinfacht.<br />

Die Innovationen am<br />

Markt sorgen für<br />

gutes Klima unter den<br />

Wintersportfreunden.<br />

Nicht nur, dass mit<br />

den Adhäsionsfellen<br />

lästiges Verkleben<br />

wegfällt und die ultraleichte<br />

Ausrüstung<br />

Laune macht. Neue<br />

Isolationsmaterialien<br />

verhindern außerdem<br />

jeden Hitzestau.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Der Megatrend Leichtgewicht zeigt sich<br />

bei der Skitourenausrüstung in zwei Bereichen.<br />

Ultraleichte Stiefel für Skitourenrennen<br />

und konditionsstarke Skitourengeher<br />

haben teils gar keine Plastikzunge mehr<br />

und bringen doch eine ausreichende Abfahrtsleistung.<br />

Allroundstiefel sind sowohl<br />

beim Aufstiegskomfort als auch bei der<br />

Abfahrtsstabilität immer leistungsfähiger<br />

und doch leichter – eine Kombination, die<br />

bisher unmöglich erschien. Gleiches gilt für<br />

neuartige Leicht-Breitski, die durch raffiwert<br />

ist<br />

für den Winter 2014/15<br />

❄❆<br />

Foto: ARochau / Fotolia.com<br />

zusammenlegen und trotz zuverlässigem<br />

Halt am Belag wieder leicht vom Ski lösen.<br />

Somit gibt es keine Klebefläche mehr, die<br />

Gefahr läuft auszutrocknen oder deren<br />

Kleber aufgefrischt werden muss. Adhäsionsfelle<br />

pappen nicht an den Händen und<br />

lassen sich problemlos mit Wasser reinigen.<br />

Nur bei längerer Lagerung muss eine<br />

Trennfolie verwendet werden. Bei der Unterseite<br />

der Felle bleibt indes alles beim Alten:<br />

bei einer leistungsfähigen und haltbaren<br />

Mischung aus Mohair und Kunstfaser.<br />

nierte Geometrie und Karboneinlagen auch<br />

bei hartem Schnee sicher führen – zumindest<br />

denjenigen, der sie sich leisten kann.<br />

Nicht nur für Skitourengeher, sondern<br />

auch für Schneeschuhwanderer oberhalb<br />

der Waldgrenze können Airbag-Rucksäcke<br />

Lebensretter sein. Aufgeblasen ermöglichen<br />

sie es dank erhöhtem Volumen,<br />

dass der Körper auf einer Lawine auftreibt<br />

und nicht ganz verschüttet wird. Die Airbags<br />

von ABS sind mittlerweile mit Rucksäcken<br />

diverser Hersteller kompatibel.<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


Skitouren<br />

Fotos: Simone Scholz, Dagmar Steigenberger, Hersteller<br />

Wärmelieferant für Aktive<br />

Bormio Jacket (Vaude)<br />

Die wetterresistente Isolationsjacke ist mit<br />

Polartec Alpha gefüllt, einer gestrickten Stretch-<br />

Wattierung, deren Gitterstruktur Zwischenräume<br />

für Luftzirkulation bietet, Schweißdampf<br />

doppelt so schnell durchlässt wie herkömmliche<br />

Isolierungen und auch nass wärmt. Dazu<br />

passt die ¾-lange Wärme-Unterhose mit Body<br />

Mapping-Konstruktion.<br />

• Unter Achseln Stretch-Einsätze für Bewegungsfreiraum<br />

und Schweißtransport<br />

• Dampfdurchlass bis zu 19 l/m 2 /24 Std.,<br />

für Skitouren, Eisklettern und Langlaufen<br />

Preis: 220,- und 120,- € (Jacket bzw. Pants)<br />

Info: www.vaude.com<br />

ANPASSUNGSFÄHIGE SFÄ<br />

AIRBAGS<br />

Nach der Freigabe des Patents ts für das ABS-<br />

System von Peter Aschauer ist das Angebot<br />

von Airbag-Rucksäcken explosionsartig<br />

gewachsen. Wer von einer Lawine erfasst<br />

wird, zieht am Auslöser einer Gaspatrone,<br />

die sekundenschnell zwei Ballons am Rucksack<br />

aufbläst. Diese Ausrüstung ist zwar<br />

teuer, verhindert aber erwiesenermaßen<br />

effektiv eine Vollverschüttung. An die Basiseinheit<br />

wird das passende Rucksackmodell<br />

(oft in zwei Volumengrößen) eines Herstellers<br />

aufgezippt. Zusätzlich bieten mehrere<br />

Hersteller eigene Systeme an: beispielsweise<br />

als Einzelballon mit Schutz von Kopf und<br />

Nacken, mit herausnehmbarer Basiseinheit,<br />

sodass der Rucksack auch fürs Bergsteigen<br />

im Sommer taugt; mit günstiger, im Flugzeug<br />

zugelassener Sauerstoffpatrone oder<br />

sogar mit Aufblasen aus der Umgebungsluft<br />

per Mini-Turbine.<br />

Update in Sachen Pin-Bindung<br />

TLT Radical ST 2.0 (Dynafit)<br />

Die perfekt abgestimmte Mechanik löst bei<br />

Stürzen präzise aus. Das Update der Radical ST<br />

mit ihrer kinderleicht zu bedienenden Steighilfe<br />

ist dank Rotationsvorderbacken und längen-variablem<br />

Hinterbacken noch zuverlässiger.<br />

• niedrige Standhöhe, breite Aufl age, Z-Wert 4-10<br />

• Stopperbreite 80–135 mm<br />

(ab Mitte Dezember im Handel erhältlich)<br />

Preis: ab 440,- € (je nach Stopperbreite)<br />

Info: www.dynafi t.com<br />

❆ ❄<br />

❄<br />

Unbegrenzt haftbar<br />

Hybrid Variocut (Contour)<br />

Haltgebend &<br />

freiheitsliebend<br />

Sparkle (La Sportiva)<br />

Der leichte Vierschnaller kombiniert<br />

satte 60°-Bewegungsfreiheit<br />

im Aufstieg mit super Halt bei steilen<br />

Abfahrten. Flache Lochschnallen<br />

fi xieren die ergonomische Zunge fest<br />

am Schienbein. Das weiche Material<br />

des Thermo-Innenschuhs erlaubt<br />

Flexibilität am Sprunggelenk bei<br />

optimaler Anpassung.<br />

• Material: Grilamid + Pebax,<br />

4 Schnallen + Power Strap,<br />

auch für Pin-Bindung<br />

• 2500 g/Paar in Größe Mondo 24<br />

cm, Herrenmodell Spectre mit<br />

höherem Schaft<br />

Preis: 479,- €<br />

Info: www.lasportiva. com<br />

Dank neuer Klebertechnologie lässt sich das Fell<br />

leicht lösen und beliebig zusammenlegen. Trotzdem<br />

haftet es zuverlässig bei allen Temperaturen.<br />

Eine Erneuerung des Klebers<br />

ist nicht nötig, Verschmutzungen<br />

werden einfach abgewaschen.<br />

• Frontclip wechselbar, Tailclip<br />

auch für Twin Tips<br />

• Zuschneidfelle inkl. Cutter<br />

Preis: ab 149,90 €<br />

Info: www.kochalpin.at,<br />

www.contourskins.com<br />

Symbiose aus leicht und stabil<br />

Aria 2 (Fizan)<br />

Der zweiteilige Karbonstock ist die perfekte<br />

Symbiose aus Stabilität und extremer Leichtigkeit<br />

(190 g pro Stock). Der Clou ist das externe<br />

Concept-Verriegelungssystem, das sich mit<br />

minimalem Kraftaufwand und sogar mit Fausthandschuhen<br />

problemlos bedienen lässt.<br />

• Verlängerter EVA-Griff für steile Querungen<br />

• Länge: 95–140 cm, inkl. 3 Paar Teller<br />

Preis: 109,95 € Info: www.fi zan.de<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Wärme statt Wind und Wasser<br />

Powder Jacket (Martini)<br />

Winddicht, wasserabweisend und warm ist<br />

diese stylishe, hochfunktionelle Winterjacke mit<br />

einfacher Kapuze. Sie eignet sich nicht nur für<br />

stürmische Verhältnisse am Gipfel, sondern auch<br />

für die Abfahrt, zum Flanieren nach der Tour oder<br />

für die Winterwanderung zur Hütte. Der ergonomische<br />

Schnitt erhöht Komfort und Funktion.<br />

• Isolationsfüllung aus Primaloft Gold, Lycra-<br />

Abschlüsse<br />

Preis: 289,90 €<br />

Info: www.martini-sportswear.com<br />

Einfach, aber<br />

effektiv<br />

Snow Ridge<br />

(Beal)<br />

Speziell zum problemlosen<br />

Anlegen auch mit<br />

Ski oder Steigeisen an den Füßen wurde dieser<br />

Gurt entwickelt. Der voll geöffnete Hüftgurt wird<br />

um Hüften und Beine geschlungen, mit simplem<br />

System am Gürtel bzw. handschuhfreundlichen<br />

magnetischen Schnallen geschlossen,<br />

und schon kann’s losgehen.<br />

• Materialschlaufen verschiebbar, RECCO-<br />

Refl ektor für Hubschrauberrettung<br />

• für kleines Packmaß in integrierter Tasche<br />

verstaubar<br />

Preis: 59,95 € Info: www.krah.com<br />

Robustes Beinkleid<br />

W Terrex Skyclimb II Pant (Adidas)<br />

Volle Bewegungsfreiheit, perfekte Passform und<br />

optimalen Abriebschutz bietet diese nässeund<br />

windabweisende, hochatmungsaktive<br />

Stretchhose für Ski- und Hochtouren. Die Clous:<br />

membranverstärkte Kniebereiche,<br />

Riemen zur Fixierung der<br />

Hosenbeine am Schuh und<br />

eine integrierte Weitenregulierung<br />

an den Hüften.<br />

• große Einschubtaschen +<br />

Kartentasche<br />

• Abriebschutz an Knien und<br />

inneren Unterschenkeln<br />

Preis: 179,95 €<br />

Info: www.adidas.de/outdoor<br />

Atemreserve am Rücken<br />

Alias Avalung Pack (Black Diamond)<br />

Das in einen Schulterträger integrierte Avalung-<br />

System mit Luftzu- und Kohlendioxid-Abfuhr<br />

erlaubt es, bei Lawinenverschüttung unterm<br />

Schnee zu atmen. Der zweite Tragegurt dient als<br />

Isolation für den Trinkschlauch.<br />

• höhenverstellbarer Deckel mit Tasche,<br />

Innenfach für Lawinenausrüstung<br />

• Volumen: 35 L, Ski- und Eisgeräte-Fixierungen,<br />

Werttasche am Hüftgurt<br />

Preis: 209,- €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Notfall-Flügel<br />

Ontop (Deuter)<br />

In diesem Skitouren-Rucksack<br />

verbindet Deuter das fest<br />

am Rücken sitzende und doch<br />

luftige Alpine Back-System<br />

mit dem Twinbag-System von ABS:<br />

Die zwei Airbags blasen sich<br />

bei Auslösung sekundenschnell auf.<br />

• Auftriebsvolumen 170 L,<br />

Modelle: 18 SL/20 oder 28 SL/30<br />

(Damen/Herren)<br />

• Hauptfach rundum aufzippbar,<br />

Frontfach für Sicherheitsausrüstung<br />

Preis: 649,95 € (18/20 L)<br />

bzw. 699,95 € (28/30 L)<br />

inkl. Gaskartusche<br />

Info: www.deuter.com<br />

Après-Ski für den Fuß<br />

Capsico Insulated (Salewa)<br />

Der mehrfarbige Komfort-Halbschuh aus<br />

Leder zum Anziehen nach einer Tour<br />

oder für einen Winterspaziergang ist warm,<br />

wasserdicht und bequem zu tragen.<br />

Das Profi l ähnelt dem eines Winterreifens<br />

und haftet optimal auf Eis und Schnee.<br />

• Primaloft-Isolation, Salewa-Membran<br />

• 3F Vario-System für optimalen<br />

Fersenhalt<br />

Preis: 109,95 €<br />

Info: www.salewa.de<br />

Der macht Beine!<br />

Syborg (La Sportiva)<br />

Ideal als Trainingsschuh, für Amateurrennen<br />

und für aufstiegsorientierte<br />

Skitourengeher: Der ultraleichte Skitourenstiefel<br />

gewährt viel Bewegungsfreiheit<br />

von 75° im Aufstieg, mit Umstellung auf<br />

Abfahrt mit einem Griff am Heckhebel,<br />

praktisch beliebig einstellbarem Vorlagewinkel<br />

und erstaunlich guten Abfahrtseigenschaften.<br />

• Material: Grilamid + Manschette<br />

aus Karbon-Polymer,<br />

2 Schnallen + Power Strap<br />

• 1570 g/Paar, Vorlagewinkel:<br />

14°, 16°, 18°, 20°,<br />

v. a. für Pin-Bindung<br />

Preis: 649,- €<br />

Info: www.lasportiva.com<br />

❄ ❆<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


Skitouren<br />

❆ ❄<br />

Gutes Klima<br />

am Berg<br />

Terrex Skyclimb Jacket<br />

(Adidas)<br />

Zwei Seiten hat die kapuzenlose Softshelljacke:<br />

eine dünn isolierte, nässe- und<br />

windresistente Vorderseite und eine stark<br />

dampfdurchlässige, rundum dehnbare<br />

Rückseite nebst Seiten und Ärmeln.<br />

Ausgewogene Klimabalance und maximale<br />

Bewegungsfreiheit sind ideal für den Einsatz<br />

bei bewegungsintensiven Aktivitäten.<br />

• Primaloft 40g/m 2 vorn, 4-Wege-Stretch<br />

hinten, isolierter Kragen<br />

• Daumenschlitze, Refl ektoren, Einschubtaschen<br />

+ Napoleontasche<br />

Preis: 139,95 € (Damen und Herren)<br />

Info: www.adidas.de/outdoor<br />

Von allem das Beste<br />

Dawn Patrol Hybrid Shell<br />

(Black Diamond)<br />

Die Winter-Hybridjacke verbindet robustes,<br />

wasserdichtes Dreilagen-Laminat<br />

an Kapuze, Schultern und Oberarmen mit<br />

hoch atmungsaktivem Softshell in den<br />

übrigen Bereichen. Die helmkompatible<br />

Kapuze ist mit gebürstetem Trikotkragen<br />

für ungemütliches Wetter ausgestattet.<br />

• 2 Einschub- + 2 Brust-Taschen, innen<br />

2 Wärmefächer + Medientasche<br />

• Softshell: Schoeller StretchWoven (DWR)<br />

Preis: 350,- €<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Fotos: Andreas Strauß, Hersteller<br />

Leichtes Safetypaket<br />

Light Removable Airbag<br />

(Mammut)<br />

Das Leichtgewicht unter den Airbag-<br />

Rucksäcken mit herausnehmbarem<br />

Airbag-System gegen Lawinenverschüttung<br />

wiegt ohne Kartusche nur<br />

1930 Gramm. Dennoch bietet es<br />

hohen Tragekomfort und viele Befestigungsmöglichkeiten<br />

wie jeder gute<br />

Skitourenrucksack und lässt sich<br />

auch im Sommer verwenden.<br />

• anpassbarer Alurahmen, Halterungen<br />

für Ski, Snowboard, Eisbeile …<br />

• 30 L, passt in alle Removable-<br />

Rucksäcke, Fronttasche für Sicherheitsausrüstung<br />

Preis: 580,- € Info: www.mammut.ch<br />

Tänzer im Schnee<br />

V-Werks BMT 94 (Völkl)<br />

Leichter, entspannter und teurer geht es kaum:<br />

Der breite Ski ist federleicht, extrem wendig in<br />

Spitzkehren, sehr zuverlässig beim Traversieren<br />

und passt noch in alle Aufstiegsspuren. Bei<br />

der Abfahrt kommt eine Technologie zum Tragen,<br />

die für perfekte Kraftübertragung und beste<br />

Kontrolle bei allen Schneeverhältnissen sorgt.<br />

• Gewicht: 1570 g/Ski bei 186 cm Länge<br />

• Seitenzug: Schaufel 122 mm, Mitte 94 mm,<br />

Schwanz 112 mm<br />

Preis: 1000,- € Info: www.voelkl.de<br />

Stabiler Zweiteiler<br />

Aergonlite 2 Carbon (Leki)<br />

Der leichte, zweiteilige Wintertourenstock aus<br />

hochfestem Aluminium oben und superleichtem<br />

Karbon unten ist perfekt im Schwungverhalten.<br />

Die Haltekraft des leicht verstellbaren,<br />

justierbaren Speed Locks mit Klapphebel<br />

überbietet weit die 55 kg der TÜV-Norm.<br />

Selbst mit Handschuhen gut bedienbar.<br />

• Big Mountain-Teller für sicheren Grip auch bei<br />

extremer Hangneigung, Flexspitze<br />

• Länge: 110–145 cm, kantenfreier Aergon-Griff<br />

mit Verlängerung, Teller leicht wechselbar<br />

Preis: 119,95 € Info: www.leki.de<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Flexibler Augenschutz<br />

Tycane pro outdoor<br />

(Adidas eyewear)<br />

Ein rundum laufendes Schaumpolster mit<br />

Ventilationssystem sorgt für gute Anpassung<br />

und schützt die Augen vor brennendem Schweiß,<br />

grellem Streulicht und starkem Wind. Die<br />

schmutz- und wasserabweisend hydrophobierten<br />

Polycarbonat-Gläser verhindern Beschlagen.<br />

• refl ektierender Antibeschlagfi lter, optionales<br />

Kopfband, schneller Filterwechsel<br />

• Rahmen leicht, fl exibel, bruchsicher, allergiefrei<br />

Preis: 199,- € Info: www.adidas.com/eyewear<br />

Innovative Stütze<br />

Touristic Vario AA (Völkl)<br />

Neu im Völkl-Skitourenprogramm ist eine Skistockkollektion<br />

mit Modellen fi xer Länge sowie<br />

zweiteiligen Teleskopstöcken mit Skitellern samt<br />

Greifmanschette unter dem Griff aus ergonomischem<br />

Hartschaum mit verstellbarer Handschlaufe.<br />

Die Längenverstellung erfolgt durch<br />

einen Daumenclip, der nicht vereist.<br />

• Material: Aluminium-Legierung mit<br />

Durchmesser 16 mm<br />

Preis: 79,95 €/Paar Info: www.voelkl.de<br />

Sicherheit und Komfort<br />

unter den Sohlen<br />

Diamir Vipec (Fritschi)<br />

Eine genau defi nierte Sicherheitsauslösung in alle<br />

Richtungen, also auch nach vorn und seitwärts<br />

sowie sogar im Aufstieg bietet diese Pin-Bindung.<br />

Außerdem ist sie durch einfachen Wechsel der<br />

Gehstufen und einfachste Umstellung von Gehauf<br />

Fahrmodus sehr komfortabel zu bedienen.<br />

Auch für extremes Freeriding tauglich.<br />

• Harscheisen mit konstant tiefem Eingriff<br />

• 940 g/Paar (ohne Stopper),<br />

Safety Pin Tech mit Z-Wert bis 12<br />

Preis: 450,- €<br />

Info: www.diamir.com<br />

Ultimativer<br />

Techniker<br />

Carbon Aspect<br />

(Black Diamond)<br />

Der klassische Tourenski<br />

wurde für lange Tage und<br />

technisch anspruchsvolle<br />

Touren entworfen. Die Semi-Rockerschaufel<br />

glänzt<br />

bei Aufstieg und Abfahrt,<br />

die Karbonkonstruktion erlaubt<br />

relativ zur Aufl agefl äche minimales<br />

Gewicht ohne Leistungsverlust.<br />

• abgeschrägte ABS-Seitenwangen<br />

mit Rennkanten, Paulownia-<br />

Holzkern<br />

• 90 mm unter der Bindung,<br />

klassische Taillierung,<br />

eher für Pulver als Harsch<br />

Preis: 599,- € Info:<br />

www.black-diamondequipment.com<br />

Anpassungsfähiger Begleiter<br />

Vario 32 (ABS)<br />

Die komfortable Base Unit des Twin Bag-<br />

Systems mit seitlichen Airbags passt für jeden<br />

ABS-Rucksack. Leichteste Auslösung und Auftrieb<br />

des gesamten Körpers<br />

erhöhen die Zuverlässigkeit.<br />

Fixierungsriemen für alle<br />

Winteraktivitäten plus Helmhalter<br />

sind inklusive.<br />

• Base Unit + Vario 8L Zip-on<br />

• Über 50 Zip-on-Variationen<br />

von ABS und Partnern<br />

von 8 bis 54 Liter<br />

Preis: 689,- € (+ Auslöser)<br />

Info: www.abs-airbag.com<br />

Bindung für alle Fälle<br />

F12 Tour EPF (Marker)<br />

Aufgrund der Freeride-orientierten Rahmenkonstruktion<br />

liefert die F12 fantastische Kraftübertragung<br />

auch bei widrigen Schneeverhältnissen.<br />

Dafür ist die Bindung recht leicht, liefert besten<br />

Komfort dank einfach zu bedienender Aufstiegshilfe,<br />

ist zuverlässig von Aufstieg auf Abfahrt<br />

umstellbar und bietet ein Höchstmaß an<br />

Abfahrtssicherheit (Z-Werte 4–12).<br />

• bis Breite 110 mm<br />

Preis: 339,95 €<br />

Info: www.marker.de<br />

Der perfekte Sitz<br />

Alyeska GTX Pro 3L Realization<br />

Pants (Mammut)<br />

Integrierter Klettergurt, Karabinerschlaufen und<br />

robustes Gore Tex Pro machen aus dieser<br />

Hose das technischste Freeride-Kleidungsstück<br />

der Mammut-Kollektion. Im alpinen Gelände<br />

seilt man sich am integrierten Gurt einfach ab.<br />

• abnehmbarer Schneefang mit Trägern, große<br />

Taschen, Seitenlüftungen<br />

• Skischuhfi xierung + Weitenverstellung +<br />

Kantenschutz an Beinabschlüssen<br />

Preis: 650,- € Info: www.mammut.ch<br />

❄ ❆ ❆<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97


Schneeschuh<br />

❆ ❄<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger, Andreas Strauß, Hersteller<br />

SCHARF AUF ALPINES<br />

Während es bisher eine klare Trennung<br />

zwischen Schneeschuhen en für anspruchs-<br />

loses Gelände und Alpinschneeschuhen<br />

gab, nimmt heute der Anteil der Allrounder<br />

und Extremmodelle stark zu. Letztere haben<br />

nicht nur aggressivere, also schärfere und<br />

zackigere Harschkrallen, sondern besitzen<br />

zusätzlich zu den Frontalkrallen auch<br />

Längsschienen. Damit wird das Queren von<br />

Hängen deutlich einfacher. Ebenfalls sicherer<br />

und komfortabler sind neuartige Bindungen,<br />

die sich einhändig bedienen lassen<br />

und den Druck auf den Schuh gleichmäßiger<br />

verteilen als traditionelle Riemenbindungen.<br />

Zudem gibt es verschiedene flexible<br />

Konstruktionen, mit denen die Gehbewegung<br />

sowohl beim Queren als auch beim<br />

Absteigen wesentlich ergonomischer abläuft.<br />

Faltbarer Winzling<br />

Tour Stick Vario Carbon (Leki)<br />

Winzig verpackbar und doch robust ist dieser<br />

Allrounder aus Karbon mit hochfester Aluminiumlegierung<br />

unten und 20 cm Verstellweg.<br />

Dank Push Button Release-Mechanismus<br />

für das kevlarverstärkte Spannseil mit Kompensationsfeder<br />

ist er schnell auf- und abgebaut.<br />

• abgerundeter Knauf, verlängerte Griffzone<br />

• Länge 110–130 cm, Packmaß 39 cm<br />

Preis: 149,95 €/Paar Info: www.leki.de<br />

Kuschelige Kreuzung<br />

Noel Jacket (Schöffel)<br />

Die wärmende und nässeresistente, unten<br />

und unter den Armen dampfableitende<br />

Hybridjacke schützt nicht nur vor Kälte und<br />

Wind, sondern ist auch bei mäßiger Aktivität<br />

einsetzbar, ohne gleich ins Schwitzen zu<br />

geraten. Die Kapuze mit Kinnschutz ist mit<br />

Stopper-Zügen an den Kopf anpassbar.<br />

• oben Füllung Mikrofaser, unten Tecnowool<br />

aus Polyester, Wolle und Nylon<br />

• Abschlüsse mit Lycrabündchen, zwei<br />

große Eingrifftaschen<br />

Preis: 199,95 € (Übergröße 58: 219,95 €)<br />

Info: www.schoeffel.de<br />

Warme Winternächte<br />

Fusion -8 Hybrid (Salewa)<br />

Allrounder<br />

lr<br />

im Gelände<br />

Flex VRT (Tubbs)<br />

Der mit dem ISPO-Award 14/15<br />

ausgezeichnete Schneeschuh bietet<br />

perfekten Halt in jedem Gelände.<br />

Der einhändige Boa-Drehverschluss sorgt<br />

für eine gleichmäßige Druckverteilung<br />

und gewährleistet optimale Kontrolle<br />

des Schneeschuhs. Die Steighilfe bietet<br />

kraftsparenden Aufstieg, der Flextail<br />

natürliches Abrollen beim Abstieg.<br />

• lange Seitenschienen für optimalen<br />

Grip beim Queren<br />

• Damenmodell Gr. 22, Herrenmodelle<br />

Gr. 24 und XL<br />

Preis: 239,90 €<br />

Info: www.kochalpin.at<br />

Wasserabweisende Daunen und Polyester-<br />

Mikrofaser mischt der Winterschlafsack im<br />

Verhältnis 60 zu 40. Diese Hybridisolation verbindet<br />

die Vorteile von Gänsedaune wie hohe<br />

Wärmeleistung und Komprimierbarkeit mit der<br />

fast gleichbleibenden Wärmung und schnellen<br />

Trocknung bei Durchfeuchtung der Mikrofaser.<br />

• Füllung PrimaLoft Silver Insulation Down Blend<br />

• bis -8°C, 94 % Leistung bei Durchfeuchtung<br />

Preis: 399,95 € Info: www.salewa.de<br />

Tierisches für die Finger<br />

Hochgall (Zanier)<br />

Seit 45 Jahren stellt Zanier in Lienz Handschuhe<br />

aus Naturmaterialien her. Die Handfl äche aus<br />

weichem Ziegenleder ist griffi g, egal ob an Tourenstock<br />

oder Pickel. Das angenehme Futter<br />

aus Merinowolle wärmt die Finger, Stretch<br />

am Handrücken erlaubt maximale Bewegungsfreiheit.<br />

• Klettabdichtung an der Stulpe<br />

• Verbindungs-Clip, Hänge- und Auszieh-<br />

Schlaufe<br />

Preis: 69,95 € Info: www.zaniergloves.com<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Winterwandern<br />

Schneeketten<br />

Chainsen Pro (Snowline)<br />

Die idealen Wegbegleiter zum Winterwandern,<br />

Rodeln, Trailrunning oder Queren von Schneefeldern<br />

geben mit zentimeterlangen Stahlspikes<br />

sicheren Halt auf verschneitem, vereistem oder<br />

rutschigem Untergrund. Dank kältefestem Elastomer-Gummi,<br />

der auf jeden Schuh passt, sind<br />

sie in Sekundenschnelle an- und ausgezogen.<br />

• Kettenkonstruktion mit 11 Stahlzähnen,<br />

Größen: S, M, L, XL<br />

• kleines Packmaß, geringes Gewicht (320 g in M)<br />

Preis: 39,90 € Info: www.kochalpin.at<br />

Vierlagiges Wärmewunder<br />

Tafjord Jacket (Vaude)<br />

Die erste Vier-Lagen-Softshelljacke verbindet<br />

den Oberstoff aus dehnbarem Polyamid und<br />

dessen wind- und wasserdichte Membran<br />

mit isolierender Primaloft-Mikrofaser plus<br />

kuscheligem Innenfutter aus Waffelfl eece zu<br />

einer schützenden Einheit. Kragen und Ärmelbünde<br />

sowie fehlende Steppnähte dichten<br />

perfekt gegen Wind und Kälte ab.<br />

• Füllung mit Primaloft Silver Insulation<br />

Hi-Loft, kaum Kältebrücken<br />

• 15 % Stretchanteil, hochgesetzte<br />

Einschubtaschen,<br />

Preis: 200,- € (Damen- und Herrenversion)<br />

Info: www.vaude.com<br />

IN WATTE GEPACKT<br />

Isolationsjacken mit Füllungen aus phobierter Daune oder Polyester-Mikrofasern<br />

– oder aktuell aus einem Gemisch aus<br />

hydrobeidem<br />

– leiten zwar ordentlich Dampf ab<br />

und bleiben zugleich trocken. Doch die<br />

neuen fl eeceartigen Wattierungen spielen<br />

diesbezüglich in einer höheren Liga: Mit<br />

ihnen gerät man selbst bei Aktivität nicht<br />

ins Schwitzen. Polartec Alpha beispielsweise<br />

besteht aus luftigem, gedoppeltem Loftfl eece<br />

mit waffelförmiger Struktur, das viel Luft<br />

einschließt und kaum Feuchtigkeit aufnimmt.<br />

Wollwattierung besteht ursprünglich aus<br />

Merino-Wollgewebe, das sowohl gut wärmt<br />

als auch viel Feuchtigkeit aufnimmt. Um<br />

diese auch nach außen zu leiten, wird sie –<br />

sofern sie nicht nur biologisch, sondern auch<br />

funktionell sein soll – mindestens zur Hälfte<br />

mit Polyester durchmischt. Diese Wattierungen<br />

ermöglichen einen wesentlich höheren<br />

Klimakomfort bei noch ausreichender<br />

Wärmedämmung.<br />

Gut im Griff<br />

Ergo Grip Active<br />

(Hestra)<br />

Dank überlappend vernähtem<br />

Leder sind die Fingerlinge dieses<br />

Handschuhs der natürlichen<br />

Haltung der Hand nachempfunden,<br />

während das imprägnierte<br />

Ziegenleder gutes Greifgefühl vermittelt.<br />

Der Handrücken mit Membran<br />

schützt vor Wind, die Stulpe mit<br />

Klettverschluss vor Schnee.<br />

• mit winddicht-wasserabweisender<br />

Membran aus Gore Windstopper<br />

Breeze<br />

• Größen 6–11, patentierte<br />

Vorformung Ergo Grip,<br />

Polyester-Futter<br />

Preis: 89,- €<br />

Info: www.hestragloves.com<br />

Robuster Individualist<br />

Tour Carbon 3 (Leki)<br />

Der robuste, dreiteilige Stock lässt sich mit<br />

dem zuverlässigen Speed-Lock-Verstellsystem<br />

bei allen Verhältnissen optimal auf Körpergröße<br />

und Hangneigung einstellen. Ein Unterteil<br />

aus schlagfester Aluminiumlegierung<br />

ergänzt die beiden leichten, hochmodularen<br />

Karbonsegmente. Auch für Trekking geeignet.<br />

• geriffelte Manschette unterm Komfortgriff<br />

zum Tiefergreifen an Hangquerungen<br />

• Länge: 70–150 cm, Teller an Flexspitze<br />

leicht wechselbar<br />

Preis: 139,95 € Info: www.leki.de<br />

❆ ❄<br />

Alleskönner am Arm<br />

Pro Trek PRW 6000Y (Casio)<br />

Die Uhr mit Analog-Digitalanzeige ermöglicht<br />

schnelle, intuitive Funktionsbedienung<br />

mittels elektronischer Krone. Wichtige<br />

Funktionen wie Höhenmesser, Barometer,<br />

Kompass und Thermometer<br />

werden anschaulich anhand der<br />

Zeiger dargestellt. Darüber hinaus<br />

ist die Funk-Solar-Uhr auch<br />

noch wasserdicht bis 10 Bar.<br />

Preis: 499,- € (ohne Carbon-<br />

Resin-Armband 449,- €)<br />

Info: www.protrek.de


Eisklettern<br />

❆ ❄<br />

Komplettset<br />

Quick Screw (Salewa)<br />

Alles in Einem: Das Set aus<br />

Eisschraube, Expresse, Karabiner,<br />

Spitzenschutz und Traghilfe sorgt<br />

für Ordnung am Klettergurt. Bei<br />

Verwendung wird der Spitzenschutz<br />

mit Handschuh einhändig gelöst,<br />

die Schraube mit dem breiten Kopf<br />

ohne Umgreifen gesetzt und mit der<br />

Ausklappkurbel schnell eingedreht.<br />

• Eisschraube mit Kurbel + Expressschlinge<br />

mit Drahtkarabiner +<br />

Tragordner mit Spitzenschutz<br />

• Erfahrung mit Eisschrauben<br />

seit 1964<br />

Preis: 85,-/90,-/95,- €<br />

(drei Längen)<br />

Info: www.salewa.de<br />

Fotos: Franz Walter, Hersteller<br />

Yetis Stapfer<br />

Nordwand High GTX<br />

(Mammut)<br />

Der steigeisenfeste, leichte Schuh<br />

der Eiger-Extreme-Linie mit isolierendem<br />

Goretex ist der ideale<br />

Begleiter für Eisklettern und<br />

Expedition. Die Schnürung ist mit<br />

Handschuh bedienbar, die Gamasche<br />

mit wasserdichtem RV schützt<br />

vor Schnee, Wasser und Kälte.<br />

• Power Strap am<br />

Schaft, Handschuh-<br />

Zipper an der<br />

Voll-Gamasche<br />

• patentiert: Base Fit<br />

für Halt im Schuh<br />

und doppelt isolierte<br />

Karbon-Brandsohle<br />

Preis: 550,- €<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Nordwand-Feeling mit<br />

Sympatex<br />

Men’s Tacul 3L Jacket (Vaude)<br />

Voll Eisfall-tauglich: Die wasserdichtatmungsaktive<br />

Schutzjacke ist an stark<br />

beanspruchten Zonen wie Hüften,<br />

Schultern und Ärmeln besonders robust.<br />

Die Schnittführung der Ärmel erlaubt freie<br />

Überkopfbewegung mit Eisbeilen.<br />

• dehnbares 3-Lagen-Sympatex-Laminat,<br />

Oberarmventilation, große Brusttaschen<br />

• 2-Wege-RVs, Stoff bluesign-zertifi ziert<br />

Preis: 450,- € (Pants 350,- €)<br />

Info: www.vaude.com<br />

Hart im Nehmen<br />

Latok Primaloft JKT M (La Sportiva)<br />

Die warme, robuste Winterjacke verbindet viel Bewegungsfreiheit<br />

mit raffi niertem Bodymapping: Der Körper<br />

wird stärker gewärmt als der gesamte Schulterbereich<br />

und die unteren Arme, die bei Fels-Touchierung deutlich<br />

abriebfester sind. Die Kapuze ist einstellbar.<br />

• Füllung Primaloft Eco: 200 g (Körper), 133 g (Schulter-<br />

und Armbereich), 80 g (unterer Arm)<br />

• 2-Wege-RV, je 2 Einschub- und Napoleontaschen<br />

Preis: 259,95 € Info: www.lasportiva.com<br />

Hugos Enkel<br />

phRugo (AustriAlpin)<br />

Die dritte Generation des Hugo hält dank doppelt<br />

geführter, im Winkel verstellbarer Klinge auch extreme<br />

Unter- und Seitgriffe unter Höchstbelastung. Das<br />

und der längenverstellbare Griff mit Umgreifmöglichkeit<br />

machen das Eisbeil vom Steileisklettern<br />

bis zum Drytooling überall einsatzbereit.<br />

• Eisklinge im Lieferumfang, Mixedklinge oder<br />

Hohlhaue optional<br />

• 51 cm lang, 670 g, Griff gummiert<br />

Preis: 258,- € Info: www.austrialpin.at<br />

Federleichter Stoßdämpfer<br />

Nimbus (Stubai)<br />

Der Helm aus stoßdämpfendem<br />

Polystyrol mit Polycarbonat-Überzug<br />

(In-Mould-Technologie) belüftet den Kopf<br />

optimal. Minimales Gewicht und ergonomischer<br />

Schnitt machen ihn kaum spürbar.<br />

• 13 Ventilationsöffnungen, Stirnlampenhalterung<br />

• Gewicht 240 g, schnelle Größenverstellung<br />

54–62 cm (XS–XL) dank Stellrad und Kinnriemen<br />

Preis: 69,90 € Info: www.stubai-bergsport.com<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Thermomix<br />

Terrex Climaheat Ice Jacket (Adidas)<br />

Wärmeleistung und Leichtigkeit der Daune<br />

verbunden mit der Feuchteresistenz der Kunstfaser:<br />

Mit überlappenden Nähten ohne Kältebrücke<br />

sorgt die Jacke für maximale Wärmeeffi<br />

zienz auch bei Durchfeuchtung. Stretcheinsätze<br />

an Seite und Rücken garantieren besten<br />

Klimakomfort und Bewegungsfreiheit.<br />

• Füllung: PrimaLoft Down Blend Gold<br />

(30 % Kunstfaser, 70 % Daune, Loft 750 cuin)<br />

• Langer Schnitt, einstellbare Kapuze, Daune<br />

EDFA- und bluesign-zertifi ziert<br />

Preis: 299,95 € Info: www.adidas.de/outdoor<br />

Luftiges Schäfchen<br />

Merino Naturetec Light Jacket<br />

Col Becchei (Ortovox)<br />

Die Light-Variante (490 g) des wärmenden Naturetec-Materials<br />

aus Merinofasern punktet mit<br />

hohem Dampfdurchlass. Die Polyamid-Schicht<br />

schützt vor Wind, Nässe und Abrasion. Stretch<br />

erlaubt ungehinderte Bewegungsfreiheit<br />

auch mit Kapuze.<br />

• Lüftungs-RVs unter den<br />

Armen, hochgesetzte<br />

Taschen mit Lüftung<br />

Preis: 249,95 €<br />

Info: www.ortovox.com<br />

Zackig unterwegs<br />

Beast (Edelrid)<br />

Leicht und doch formstabil durch 3D-Formung<br />

sind diese extremen Steigeisen mit gehärteten<br />

Frontzacken, die sich mit nur einer Schraube<br />

schnell und einfach austauschen oder von Duoauf<br />

Monozacker umrüsten lassen. Die hinten<br />

und vorn fein justierbare Automatikbindung<br />

lässt sich auf Kombibindung umrüsten.<br />

• Inklusive Stollplatten, kürzbarer Steg für<br />

festen Sitz auch bei kleinen Schuhgrößen<br />

• Größe: 34–48, Gewicht: 962 g,<br />

Zertifi zierung: EN 893<br />

Preis: 190,- €<br />

Info: www.edelrid.de<br />

Greifbarer Komfort<br />

Cascade Xtrafit<br />

Glove (Mountain<br />

Equipment)<br />

Griffi g und wasserdicht<br />

ist dieser Handschuh für<br />

anspruchsvolle Eisrouten.<br />

Die fast nahtlos einlaminierte<br />

Membran verhindert<br />

Druckstellen und ermöglicht<br />

einen sicheren Griff<br />

an Eisbeil oder Fels. Die Handfl ä-<br />

che aus Pittards Oiltac-Leder ist<br />

auch im nassen Zustand sehr griffi g.<br />

• spezielles Goretex Xtrafi t-Laminat, Innenfutter<br />

Microfl eece, einhändiger Stulpenzug<br />

• Handrücken elastisches s Exolite 210 Softshell<br />

mit Primaloftfüllung<br />

Preis: 119,95 €<br />

Info: www.mountain-equipment.de<br />

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Deutschlands<br />

gegen<br />

großes Reisemagazin<br />

Fernweh.<br />

5 Ausgaben<br />

+ Geschenk<br />

für nur 24,– €<br />

Sicher ohne Gewicht<br />

Opera 8,5 (Beal)<br />

Das leichteste (48 g/m!) und dünnste<br />

(8,5 mm) Einfachseil am Markt eignet<br />

sich für fast alle Zwecke. Der niedrige<br />

Fangstoß ist ein großer Sicherheitsgewinn.<br />

Integrierter Kern, abriebfester<br />

Mantel und UIAA-zertifi zierte Imprägnierung<br />

verlängern die Lebensdauer.<br />

• Fangstoß: 7,4/5,5/8,6 kN, Normstürze:<br />

5/20/>25, Dehnung: 37/35/29 %<br />

Preis: 179,95 € (für 60 m mit Dry Cover)<br />

Info: www.krah.com<br />

ORDNUNG LEICHT GEMACHT<br />

Eisklettern boomt, und die Geräte zum<br />

Verbeißen im Eis – also Eisbeile, Steigeisen<br />

und Eisschrauben – werden immer besser.<br />

Bei den Eisschrauben geht es vor allem<br />

um schnelle Anwendbarkeit, Praktikabilität<br />

und Gewicht. Die meisten Eisschrauben<br />

haben heutzutage Kurbeln zum Eindrehen,<br />

die sinnvollerweise vorher eingeklappt sind.<br />

Die richtige Eisschraube hat man dank guter<br />

Ordnung am Gurt sofort parat: mittels eingehängter<br />

Eis-Clips, an denen komplette Sets<br />

aus Schraube und Expressschlinge hängen.<br />

Bleibt nur noch das Problem des zuverlässigen<br />

Setzens im Eis. Schrauben mit dauerhaft<br />

bissigen Stahlspitzen und Rohren aus leichtem<br />

Hartaluminium erleichtern hier sowohl<br />

das Eindrehen als auch den Klettergurt, ohne<br />

den Geldbeutel zu sehr zu belasten.<br />

MAG-LED TM MINI MAGLITE ®<br />

2 AA<br />

Die original Mini Maglite ® war Vorbild für<br />

diese LED-Version des Design-Klassikers. Sie<br />

wird per Drehschalter am Lampenkopf zum<br />

Leuchten gebracht und zeigt die ganze Brillanz<br />

einer LED-Leuchte. Wird im Handumdrehen<br />

zur „Kerze“ durch Abschrauben des Kopfes.<br />

Farbe: blau, ca. 14,5 cm lang. Inkl. Batterien<br />

und Etui.<br />

Bestellen Sie gleich unter dem Stichwort „<strong>Bergsteiger</strong>“:<br />

Telefon: +49(0)6187/90568-23<br />

Fax: +49(0)6187/90568-29<br />

E-Mail: aboservice@abenteuer-reisen.de<br />

www.abenteuer-reisen.de/shop


Flauschige Merinoweste<br />

IcebreakerAtom Vest<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Das neue<br />

Real-FLEECE besteht aus recycelter<br />

Merinowolle, die zunächst um einen<br />

Nylonkern gesponnen und dann angeraut wurde,<br />

um Wärme und Weichheit zu maximieren. LYCRA®<br />

sorgt für eine fabelhafte Passform.<br />

Was aktuelle Hightech-Produkte<br />

wirklich können, zeigen sie meist<br />

erst beim Praxistest am Berg.<br />

Hier berichtet die Redaktion, was<br />

sie im Einsatz hatte und wie sie<br />

damit zufrieden war.<br />

Gewicht: 210 g Obermaterial: 86 % Wolle,<br />

10 % Nylon, 4 % LYCRA® Farben: Garnet/White,<br />

Black/Snow Preis: 139,95 €<br />

Info: www.icebreaker.com<br />

▶ Das sagen wir: Die schmal geschnittene Weste<br />

ist außen glatt und innen angeraut, was sich sehr<br />

angenehm anfühlt. Der Stehkragen ist mit glattem<br />

Wollstoff gefüttert und mit Kinnschutz versehen.<br />

Dem robusten Frontreißverschluss mit Arretiermöglichkeit<br />

fehlt leider ein Zwei-Wege-Modus. Die<br />

Länge wärmt auch den unteren Rücken gut.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

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Petra, 55<br />

Fotos: Hersteller, privat (4)<br />

Elastische Hardshelljacke<br />

Bergans Cecilie Jacket<br />

▶ Das sagt der Hersteller: In Zusammenarbeit<br />

mit der norwegischen Extremsportlerin Cecilie Skog<br />

eigens für Outdoor-Enthusiastinnen entwickelte<br />

Hardshelljacke aus bequemem Zwei-Wege-Stretch.<br />

Die preisgekrönte Dermizax NX Membran sorgt<br />

für hervorragende Atmungsaktivität.<br />

Gewicht: 440 g Material: 3-lagiges Dermizax<br />

NX Farben: magma, forestgreen, shallow water<br />

Preis: 439,95 € Info: www.bergans.de<br />

▶ Das sagen wir: Na bitte, es geht doch! Eine<br />

Wetterschutzjacke aus elastischem Dermizax, das<br />

beim Aufsteigen im Regen weder Schweißausbrüche<br />

provoziert noch die Bewegungsfreiheit<br />

einschränkt. Mit Unterarm-Belüftungen, vielen<br />

Taschen und Zwei-Wege-RV an der Front top<br />

geeignet für den Allround-Einsatz am Berg. Gute<br />

Laune machen auch die kräftig bunten Farben.<br />

Design<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14<br />

■■■■■<br />

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■■■<br />

Dagmar, 37<br />

Wasserdichter Alpin-Rucksack<br />

Ortlieb Elevation Pro<br />

▶ Das sagt der Hersteller: 100 % wasserdichter<br />

42L-Rucksack mit geringem Gewicht, schlichtem<br />

Design, organisiertem Stauraum und robustem<br />

Material auch für Touren in Fels und Eis. Gepolsterte<br />

Hüft-, einstellbare Schultergurte und Deckel<br />

abschraubbar. Diverse Fixierungen für Pickel,<br />

Stöcke, Ski, Helm und andere Ausrüstung.<br />

Gewicht/Größen: 1280 g (32 Liter), 1480 g (42<br />

Liter) Preis: 249,95 € Info: www.ortlieb.com<br />

▶ Das sagen wir: Der Multifunktions-Rucksack<br />

mit großem Deckelfach, unzerstörbaren Metallverschlüssen<br />

und praktischem Packsack ist ein<br />

Regen-Allrounder für mehrtägige Bergtouren und<br />

gemäßigte Hochtouren. Die Gurte und der weiche<br />

Rücken passen sich jederzeit perfekt an. Auch für<br />

Winteraktivitäten oder abgespeckt als wasserdichter<br />

Seesack verwendbar.<br />

Tragekomfort ■■■■■<br />

Funktion ■■■■<br />

Preis/Leistung ■■■■<br />

Christian, 50<br />

Christian, 50<br />

Trinkblase<br />

Source WXP LP 2L<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Selbst bei zwei und<br />

drei Litern Füllung behält die Trinkblase ihr<br />

schlankes Profi l und passt so in jeden Rucksack.<br />

Die antibakterielle Oberfl äche ist fast so glatt wie<br />

Glas und verhindert die Bildung von Bio-Film – die<br />

Trinkblase reinigt sich also praktisch von selbst<br />

und hält das Wasser über lange Zeit frisch.<br />

Gewicht: 230 g Maße: 33 x 17 cm; Schlauch<br />

94 cm Material: PP, PE & POM Farbe: blau<br />

Preis: 30,95 Euro Info: www.sourceoutdoor.com<br />

▶ Das sagen wir: Endlich mal eine Trinkblase, die<br />

durchdacht ist. Sie lässt sich sehr einfach befüllen<br />

und dank des großen Schiebeverschlusses gut<br />

reinigen und trocknen. Der Schlauch ist per<br />

Knopfdruck abnehmbar, das Ventil schließt<br />

verlässlich. Sowohl für die große Tour als auch für<br />

den spontanen Berglauf perfekt geeignet.<br />

Tragekomfort<br />

Funktion<br />

Preis/Leistung<br />

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Michael, 49


Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Ein aussichtsreiches Jahr.<br />

Ein Kalender der Zeitschrift<br />

Zweiwöchiges Kalendarium<br />

mit 27 Motiven und den<br />

schönsten Touren auf den<br />

Kalenderblattrückseiten<br />

<strong>Bergsteiger</strong> Kalender 2015<br />

Das gesamte Spektrum des Alpinismus<br />

in einem faszinierenden Kalender mit den<br />

leuchtenden Farben des Sommers und<br />

dem glitzernden Weiß des Winters – wunderschöne,<br />

beeindruckende Aufnahmen<br />

von Bernd Ritschel und Xandi Kreuzeder.<br />

27 Blätter / 25,5 x 36,5 cm<br />

€ [A] 15,99 / sFr. 24,50<br />

ISBN 978-3-7654-8712-5 € 15,99<br />

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Ein Kalender der Zeitschrift<br />

XXL-Format<br />

60 x 48 cm<br />

Wandkalender »Alpen 2015«<br />

Die Alpen sind groß, stark und schön. Lassen Sie sich einladen zu<br />

einem optischen Ausflug in die gewaltigen Gebirgskulissen des<br />

gesamten Alpenraums.<br />

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€ [A] 29,99 / sFr. 41,90<br />

ISBN 978-3-7654-8713-2 € 29,99<br />

Die Welt neu entdecken<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


AUF TOUR<br />

Genussklettern auf Kalymnos<br />

Kaly, my love<br />

Magisches Kletterland! »Great Kaly« (5c+) hoch über dem Hafen von Pothia<br />

Alle Fotos: Archiv Remy<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Seit Jahren zählt die kleine griechische Insel zu den beliebtesten Klettergebieten<br />

weltweit. Vor allem wegen ihrer einzigartigen Felsstrukturen<br />

und den gigantischen Überhängen in der »Grande Grotta«. Dass dort aber<br />

nicht nur die Extremen ihre Traumziele finden, sondern auch die Genusskletterer,<br />

ist weniger bekannt; Claude Remy gibt Tipps für Fels-Genießer.


»<br />

Nein, keine zehn Pferde bringen<br />

mich zum Klettern nach Kalymnos!<br />

Dort gibt es doch nur Überhänge<br />

für muskelbepackte Kletteraffen!«<br />

Eigentlich hatte meine Frau ja Recht: Die<br />

meisten Fotos vom Klettern auf Kalymnos<br />

zeigen fast nur extreme Routen, allerdings<br />

eine schöner als die andere. Um Christine<br />

zu Kalymnos zu überreden, musste ich<br />

meinen ganzen Charme spielen lassen und<br />

sie auf ein Shopping-Wochenende nach<br />

Paris, Place Vendôme, einladen…<br />

Schließlich fuhr sie dann doch mit mir auf<br />

die griechische Insel – und war begeistert!<br />

Denn »Kaly« ist nicht nur deutlich billiger<br />

als Paris, die Felswände dort sind wahre<br />

Traum-Schmuckstücke – ganz gleich,<br />

welchen Schwierigkeitsgrad man klettert.<br />

Von den ungefähr 2000 Routen, die es auf<br />

Kalymnos gibt, bewegen sich mehr als 400<br />

in den Graden IV und V und ebensoviele<br />

zwischen VI und VII – mehr als genug für<br />

ein halbes Kletterleben!<br />

Klettern an riesigen<br />

Sinterfahnen wie<br />

im Sektor »Ghost<br />

Kitchen« – Yves Remy<br />

in »Axium« (6c+)<br />

Griechisch für Anfänger<br />

»Kalimera (Guten Tag), bitte, wo sind<br />

hier die Kletterfelsen?« »Von Pothia Richtung<br />

Kantouni und nach Masouri an der<br />

Westküste der Insel. Die Wände liegen<br />

oberhalb der Küstenstraße.« »Parakalo<br />

(Danke)!« Ein paar griechische Worte zu<br />

kennen vereinfacht die Kontaktaufnahme<br />

mit den Einheimischen. Wobei man aber<br />

wissen sollte, dass die älteste europäische<br />

Sprache wirklich schwierig zu lernen ist.<br />

Wenn auch das heute gesprochene Griechisch<br />

viel einfacher ist als Altgriechisch,<br />

so sagen doch die Griechen selbst, dass nur<br />

wenige ihre Sprache in Wort und Schrift<br />

wirklich beherrschen. Seit der Touris-<br />

»Auf Kalymnos gibt<br />

es doch nur Überhänge<br />

für muskelbepackte<br />

Kletteraffen!« – falsch!<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Felsendorado mit Meerblick:<br />

Kalymnos zieht nicht<br />

nur Kletterer magisch an.<br />

Die Top-Ten-Massive zwischen 4c und 6b<br />

1. Styx/Kastri<br />

Ganz im Nordwesten der Insel gelegene Felswände<br />

über dem Ort Emporios mit einem grandiosen<br />

Blick über die Westküste, Zustieg 20–30 Min.,<br />

Wandhöhen zwischen 20 und 30 Metern,<br />

nach Süden exponiert, sehr scharfes Gestein.<br />

Im Sektor Kreissaal gibt es etwa 20 Routen<br />

zwischen 5a und 6a+, im Sektor Guillot wartet<br />

die einzigartige »Guillot Corner« (5c+)<br />

sowie zwei 6a+ mit über 35 Metern Länge.<br />

2. Skalia<br />

Schöne Wand über dem gleichnamigen Ort,<br />

Zustieg 15 Minuten, Wandhöhen zwischen 30 und<br />

35 Metern; nah Süden exponiert, recht ruhig.<br />

Koutouzis (6a+, Wand, Riss); Zymoto (5c+, Platte<br />

und große Griffe); Fegafjyva (6a+, Platte und<br />

griffi ger Überhang); Tealhamas (6a+, steile Platte);<br />

Mamas Reporter (5c+, steile Platte); 7c+ (5c+,<br />

7c+ ist der Routenname!); Egeo TV (5c, Wand,<br />

dann steile Platte).<br />

3. Belgian Chocolates/Arhi<br />

Zwei nebeneinanderliegende Sektoren mit<br />

mehr als 150 Routen zwischen 4c und 8b mit<br />

Schwerpunkt zwischen 5a und 6b. Kurzer Zustieg<br />

(5–10 Min.), Wandhöhen bis 40 Meter.<br />

Vor allem die Left Wall und Right Wall von Arhi<br />

bieten grandiose Routen.<br />

4. Sea Breeze<br />

Glaros (4c+) war die erste leichte Route in Kalymnos,<br />

rechts davon gibt es weitere wunderschöne<br />

Routen zwischen 4c und 6b über Platten mit<br />

einmaligen Silex-Einlagerungen; kurzer Zustieg<br />

(5 Min.), südseitig exponiert, nur in der Früh<br />

im Schatten. Fünf Minuten links oberhalb gibt es<br />

den Sektor Pocket Wall mit schönen Routen im<br />

Grad 5a bis 6b.<br />

5. Arginonta<br />

Eindrucksvolles Felsmassiv über dem gleichnamigen<br />

Ort, eines der besten Massive für Genießer<br />

auf der Insel. Zustieg 5–10 Min., südwestseitig<br />

exponiert, nachmittags in der Sonne.<br />

Ganz links einige kurze Routen zwischen 4a und<br />

4c. Pfl icht in der Red Wall sind Bouboulina (6b,<br />

technische Wandkletterei); Koubinos (6b, schwerer<br />

Einstieg, dann technische Wand); Pornokini<br />

(6a, großgriffi g); Free style (6a+, Wandkletterei mit<br />

unglaublichen Griffen); Wild Sex (6b); Porno Kini<br />

(6a); Bôrhok (6b); Cap Arvithis 6b); dann an der<br />

grauen Platte: Papou (5c+); Clean (5c); Katharina<br />

(4c); Victoria (5a); Tufa (5b+); Mike’s Rescue<br />

(5a); Loukoumades (5c+); Adonibert (6a).<br />

6. Dolphin Bay<br />

Unterhalb der Küstenstraße gelegenes Massiv<br />

direkt über dem Meer; großgriffi ge Wandkletterei,<br />

bestens gesicherte Routen bis 20 Meter Höhe;<br />

über 30 Genussrouten zwischen 4a und 6b mit<br />

Schwerpunkt bei 5c, ideal für Einsteiger!<br />

7. Kasteli<br />

Bekannter Sektor auf einer kleinen Halbinsel<br />

unterhalb eines ehemaligen Kastells, Zustieg<br />

5–10 Min., steile Plattenkletterei, Wandhöhen<br />

zwischen 15 und 30 Metern. Nord- und westseitig<br />

exponiert, häufi g geht ein kalter Wind, insgesamt<br />

acht Routen zwischen 4b und 4c, zwölf zwischen<br />

5a und 5c sowie elf zwischen 6a und 6a+.<br />

8. Odysse<br />

Neben Arhi eines der beliebtesten Massive<br />

auf Kalymnos. 5 Min. Zustieg, westseitig exponiert<br />

(bis nach Mittag im Schatten); Wandhöhe<br />

bis 30 Meter; insgesamt 80 Routen, davon<br />

20 zwischen 4 und 6a+.<br />

9. Spartacus/Afternoon<br />

Auch diese beiden Sektoren links der Grande<br />

Grotta zählen zu den beliebtesten auf Kalymnos;<br />

wegen der nordwestseitigen Exposition bis zum<br />

späten Nachmittag im Schatten; Zustieg 30 Min.<br />

An der Spartan Wall fi ndet man zehn Routen<br />

zwischen 4 und 6a, darunter die 40 m lange<br />

»Insomnia« (6a). Rechts der Spartan Wall gibt es<br />

im Sektor Afternoon ein Dutzend Routen zwischen<br />

4 und 6a, nicht verpassen sollte man/frau:<br />

»Origanbo« (5a)<br />

10. Grande Grotta<br />

Wegen der zahllosen, unglaublichen Sinterformationen<br />

eines der sieben Weltwunder der Kletterwelt!<br />

Obwohl hier fast nur die ganz Extremen<br />

zu Hause sind, gibt es auch ein paar leichtere<br />

Routen: »Happy Girlfriend« (5c+), »Monahiki Elia«<br />

(6a+), unbedingt sollte man auch »Carpe Diem«<br />

(6b) im Sektor Panorama probieren!<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 107


Christine Remy genießt<br />

den einzigartigen Fels im<br />

Sektor Rockland in der<br />

Route »Ferran Adrià« (6b).<br />

Auf zum Klettern! »The Wild Bunch« fährt zum<br />

Klettern; vorne der Autor dieser Geschichte<br />

Die Gemeindeverwaltung unterstützte die<br />

Kletterer mit Bohrhaken, die in dichten<br />

Abständen gesetzt werden müssen. Die<br />

Zugangswege wurden markiert und sämtliche<br />

Routennamen an den Einstiegen angeschrieben.<br />

Dazu organisierte die Gemeinde<br />

Kletterfestivals, die den Ruf der Insel als Felsparadies<br />

in alle Welt trugen. Heute hat die<br />

Gemeinde ihr Ziel, den Klettertourismus zu<br />

fördern, voll und ganz erreicht.<br />

Der Geruch nach Meer,<br />

die Leichtigkeit des<br />

Seins, die Felsen nur<br />

wenige hundert<br />

Meter von der Küste<br />

entfernt – all das<br />

hat einen unvergleichlichen<br />

Charme .<br />

mus Griechenland erobert hat, ist Englisch<br />

Pflichtfach in jeder Schule, so dass man sich<br />

mit der Bevölkerung durchaus auf Englisch<br />

verständigen kann.<br />

Haken statt Schwämme<br />

»Nach dem Niedergang der Schwammindustrie,<br />

die für die Bevölkerung Jahrhunderte<br />

lang die Haupterwerbsquelle war, hat die<br />

Verwaltung von Kalymnos einen weiteren<br />

Schatz der Insel entdeckt, nämlich die einzigartigen<br />

Felsen!«, erzählt George Hatzismalis,<br />

der Verantwortliche für Sport und<br />

Tourismus auf Kalymnos. Innerhalb weniger<br />

Jahre mauserte sich Kaly zu einem<br />

der beliebtesten Klettergebiete Europas:<br />

Die Leichtigkeit des Seins<br />

Der Geruch nach Meer, die Leichtigkeit, mit<br />

der die Einheimischen ihr Leben meistern,<br />

die Felsen nur wenige hundert Meter von<br />

der Küste entfernt – all das hat einen unvergleichlichen<br />

Charme. Und wer einmal<br />

mit dem Moped auf der Küstenstraße unter<br />

den Felsen entlanggefahren ist, der wird<br />

dies nie mehr vergessen! Die Magie von Kalymnos<br />

liegt vielleicht auch an der engen<br />

Verbindung der Insel zur griechischen Mythologie.<br />

Schon im griechischen Heldenepos<br />

»Ilias« wird Kalymnos als »Kalydna«<br />

(= Insel mit gutem Wasser) erwähnt:<br />

»Dann die Nisyros umher, und Krapathos bauten,<br />

und Kasos,<br />

Kos, des Eurypylos Stadt, und umher die kalydnischen<br />

Inseln…«<br />

Klettern auf Kalymnos heißt auch einzutauchen<br />

in die Mythologie Griechenlands –<br />

Klettern auf Kalymnos ist ein Jungbrunnen!<br />

Stefanos und Steve<br />

Stefanos Gerakios war der erste, der auf<br />

Kalymnos die Zeichen der neuen (Kletter-)<br />

Zeit erkannte – er vermietete Ferienwohnungen<br />

und Mopeds an Kletterer; heute<br />

ist sein »Climbing House« internationaler<br />

108 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Treffpunkt von Kletterern. Es liegt zwar<br />

nicht direkt am Meer, aber die Ruhe von<br />

Kantouni und die Freundlichkeit, mit der<br />

Stefanos und seine Frau Ana ihre Gäste<br />

bewirten, gleicht die etwas längere Mopedfahrt<br />

zu den Kletterfelsen mehr als aus.<br />

Zusammen mit seiner Frau Sue betreibt der<br />

Engländer Steve MacDonnell die berühmte<br />

Bar »Glaros« in Masouri – das Pflicht-Rendez-vous<br />

für Kletterer! Seit vielen Jahren leben<br />

die beiden auf Kalymnos, sprechen perfekt<br />

Griechisch und haben von Anfang an<br />

die Beschreibungen aller neuen Kletterrouten<br />

gesammelt. So bringt Steve jedes Jahr<br />

einen aktualisierten Kletterführer heraus,<br />

dessen Verkaufserlös ausschließlich zum<br />

Kauf von Bohrhaken für das Erschließen<br />

neuer Routen verwendet wird – ein Grund<br />

mehr, bei Steve vorbeizuschauen! Er steht<br />

jedem Kalymnos-Neuling gerne mit Rat<br />

und Tat zur Seite – vor allem, wenn es darum<br />

geht, die besten Genussklettereien zu<br />

finden. Nein, Kalymnos ist nicht nur eine<br />

Arena für »muskelbepackte Kletteraffen« –<br />

wie einst meine Frau glaubte –, sondern<br />

eines der besten Genussklettergebiete der<br />

Welt. Probiert es einfach aus!<br />

◀<br />

KOMPAKT<br />

Kalymnos – Kletterparadies für Genießer<br />

Allgemeines: Kalymnos<br />

ist eine kleine Insel (130<br />

km 2 ) in der Ägäis zwischen<br />

Kos und Rhodos. Die Insel<br />

ist sehr felsig mit nur wenig<br />

Vegetation, und es herrscht<br />

ein arides Klima. Es gibt viele<br />

halbwilde Schafe und Ziegen,<br />

deshalb bitte stets die Gatter<br />

schließen! Höchster Punkt:<br />

Profi tis Ilias (676 m). Zelten<br />

und Biwakieren ist auf der<br />

gesamten Insel verboten, aber<br />

man fi ndet zahlreiche, sehr<br />

preisgünstige Appartements;<br />

von dort lassen sich die Felsmassive<br />

schnell erreichen.<br />

Beste Jahreszeit: Der<br />

Herbst ist die günstigste Zeit,<br />

allerdings mit dem Nachteil,<br />

dass da die meisten Kletterer<br />

unterwegs sind. Häufi g kann<br />

man auch im Winter klettern,<br />

aber es regnet oft und ist<br />

kühl, zudem sind die meisten<br />

Geschäfte und Restaurants<br />

geschlossen. Das späte<br />

Frühjahr (ab März) eignet sich<br />

hervorragend zum Klettern,<br />

allerdings ist es häufi g recht<br />

windig und kühl. Im Sommer<br />

in Nordwände ausweichen.<br />

Anreise: Während der Saison<br />

gibt es Direktfl üge (April bis<br />

Oktober) auf die Nachbarinsel<br />

Kos, ansonsten muss man<br />

über Athen fl iegen. Von Kos<br />

geht eine Fähre stündlich<br />

nach Kalymnos.<br />

Viele Felsen lassen sich von<br />

Masouri zu Fuß erreichen,<br />

es ist jedoch empfehlenswert,<br />

ein Moped zu leihen (ca.<br />

15 Euro/Tag) und mit diesem<br />

durch die Insel zu »düsen«<br />

– man beachte die Verkehrsregeln:<br />

Ein bekannter Kletterer<br />

wurde einmal von der Polizei<br />

aufgehalten, weil er ohne<br />

Helm eine Einbahnstraße in<br />

falscher Richtung befuhr –<br />

700 Euro Strafe!<br />

Unterkunft: Zahlreiche<br />

Appartements in den Orten<br />

an der Westküste; oder bei<br />

Stefanos Gerakios in Panormos,<br />

der auch Mopeds vermietet,<br />

www.kalymnos-stefanos.gr<br />

Klettertreffpunkt:<br />

Bar »Glaros« an der Hauptstraße<br />

in Masouri; hier gibt es<br />

auch aktuelle Topos.<br />

Ausrüstung: 70-Meter-<br />

Seil, 14 bis 16 Expressen<br />

(bei einigen Routen sind ein<br />

80-Meter-Seil und 20 Exen notwendig);<br />

wegen des oft kalten<br />

Windes immer eine Windjacke<br />

mitnehmen; da die Appartements<br />

meist nicht besonders<br />

gut isoliert sind, ist ein leichter<br />

Schlafsack recht angenehm;<br />

gutes Schuhwerk zum Gehen.<br />

Kletterführer: Aris Theodoropoulos<br />

»Kalymnos – Rock<br />

Climbing Guidebook«, Terrainmaps.gr,<br />

2010, u.a. erhältlich<br />

bei www.tmms-shop.de<br />

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Foto: Eisele-Hein<br />

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Das perfekte Bergwochenende I Hochschwab<br />

Schön gesund: Artenvielfalt<br />

auf den<br />

Wiesen rund um<br />

den Hochschwab<br />

Am Anfang war<br />

das Feuer<br />

Hammerschläge dröhnen durchs<br />

Aflenzer Tal. In Thörl, wo zwischen<br />

dem tief eingegrabenen<br />

Bach und den steilen Waldhängen<br />

kaum mehr Platz ist für ein paar Häuser,<br />

arbeiten die Schmiede Akkord. Gewehre<br />

und Munition für ganz Österreich werden<br />

hier im 16. Jahrhundert hergestellt. Die<br />

nahen Erzbergwerke sorgen für nahezu<br />

unerschöpflichen Nachschub, das Holz<br />

fürs Feuer kommt aus den weitläufigen<br />

Wäldern ringsum.<br />

Dreihundert Jahre später halten dort, wo<br />

früher die Eisenindustrie florierte, die Sommerfrischler<br />

Einzug. Aflenz ist zum Luftkurort<br />

erklärt worden. Der wundersame<br />

Wandel ist unter anderem auf die Neugierde<br />

eines jungen Aristokraten zurückzuführen:<br />

Erzherzog Johann, der gerade mal 21<br />

Jahre junge »Steirerprinz«, war 1803 der<br />

erste Wandertourist auf dem Gipfel des<br />

Hochschwab und schwelgte: »So eine weit<br />

ausgebreitete Ansicht hatte ich noch nie!«<br />

Und nicht nur das Panorama. Gämsen, so<br />

häufig wie angeblich in keiner anderen Region<br />

Europas, springen über das kilometerweite,<br />

wellige Gipfelplateau. Blumen<br />

und Wildkräuter wachsen auf den Almen.<br />

Und dann erst das kristallklare Wasser! Die<br />

Kläfferquelle am Fuß des Hochschwab im<br />

steirischen Salzatal zählt zu den größten<br />

Trinkwasserquellen Europas und füllt das<br />

Reservoir für Österreichs Hauptstadt. Obwohl<br />

das Wasser nur knapp zehn Stunden<br />

durch den Kalkfels bis zur Quelle braucht,<br />

ist es so sauber, dass sich die Bewohner im<br />

200 Kilometer entfernten Wien eine Aufbereitungsanlage<br />

sparen können.<br />

Nichtsdestotrotz ist es mittlerweile ruhig<br />

geworden um den Hochschwab. Aus dem<br />

heilklimatischen Kurort Aflenz ist kein<br />

Bad Ischl geworden, aus dem Dorf Seewiesen<br />

kein Kitzbühel. Das mag an den<br />

fehlenden Bettenburgen oder auch an den<br />

Wo anklopfen?<br />

Alpenregion Hochschwab<br />

Kassecker Platzl 50a<br />

A-8623 Afl enz-Kurort<br />

Tel. 00 43/(0) 38 61/37 00<br />

region.hochschwab@aon.at<br />

www.regionhochschwab.at<br />

spärlichen Liften liegen, von Skikanonen<br />

ganz zu schweigen. Oder an den mühsamen<br />

Zustiegen zu Klettergebieten und Gipfeln:<br />

Der schnellste Anmarsch vom Gasthof<br />

Bodenbauer durchs »G’hackte«, einen<br />

leichten Klettersteig, auf den Hochschwab<br />

dauert gut vier Stunden. An einem Mangel<br />

an Genüssen liegt es jedenfalls nicht. ◀<br />

110 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Die weltweit<br />

bekannteste<br />

Postkarten-<br />

Oma stammt vom<br />

Hochschwab. Rosina Maria<br />

Friedrich, genannt Büchsenmacher Rosl,<br />

wurde im Jahr 1858 als Tochter eines angesehenen<br />

Büchsenmeisters in Afl enz geboren.<br />

Rosl arbeitete als Kellnerin, Kindermädchen<br />

und Wäscherin. Hin und wieder legte sie auch<br />

Karten oder machte als Wahrsagerin von<br />

sich reden. Im Alter entdeckte sie als weitere<br />

Erwerbsquelle das Grimassenschneiden. So<br />

entstand 1928 in Afl enz das Originalfoto zur<br />

Ansichtskarte, die man heute in kolorierter<br />

Form in fast jedem Souvenirladen fi ndet. Die<br />

Plattenkamera, mit der das Bild aufgenommen<br />

wurde, ist im Hochschwabmuseum<br />

ausgestellt (www.hochschwabmuseum.at).<br />

Was essen?<br />

Wildbret und Fedlkoch<br />

In der gämsenreichsten Region Europas<br />

liegt es nahe, dass Wildgerichte vielerorts die<br />

Spezialität des Hauses sind. Bei den »Wilden<br />

Wirten«, einem Zusammenschluss von 15<br />

regionalen Wirten kommen nur Fleischgerichte<br />

aus heimischem Revier auf den Tisch. Als<br />

Mitbringsel für daheim gibt es Hirsch-Schinken<br />

und Gamswurzn in der Fleischerei von Hans<br />

Georg Aigner, dem Obmann der Wilden Wirte, in<br />

Afl enz und Turnau. Bei einem der Kochkurse geben<br />

die Wilden Wirte sogar das ein oder andere<br />

Geheimrezept preis. Zum Dessert sollte man die<br />

steirische Spezialität »Fedlkoch« probieren. Die<br />

Mehlspeise – kalt geriebene Knödel, gewürzt mit<br />

Zimt und Nelken – bereiteten die Sennerinnen<br />

früher zum Almabtrieb aus altem Rahm zu.<br />

Wo wohnen?<br />

Fein familiär<br />

In der Region um den Hochschwab gibt<br />

es zahlreiche kleinere, familiäre Pensionen.<br />

Wer Gediegenheit schätzt, wählt eines der<br />

wenigen Hotels wie beispielsweise das Hotel<br />

Post Karlon in Afl enz oder den Seeberghof<br />

in Seewiesen. Etwas einfacher ausgestattet,<br />

dafür aber sehr ursprünglich und direkt am<br />

Ausgangspunkt zu anspruchsvollen Wandertouren<br />

gelegen, ist der Bodenbauer. In dem<br />

Talkessel unter den südlichen Ausläufern<br />

des Hochschwabs befi ndet sich neben dem<br />

Alpengasthof, der 1986 infolge eines Großbrandes<br />

komplett neu aufgebaut wurde, nur<br />

noch ein 300 Jahre altes Zuhäusl mit dem<br />

Hochschwabmuseum darin.<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Mit der Bahn von<br />

München über Bischofshofen und<br />

Leoben bis Bruck an der Mur, weiter<br />

mit Bus 172 bis Afl enz.<br />

Sich orientieren: freytag&berndt<br />

1:35 000, WK 5041 »Hochschwab,<br />

Afl enz, Wildalpen, Salzatal«; Kompass<br />

1:50 000, Blatt 212 »Hochschwab,<br />

Mariazell, Eisenwurzen«<br />

Mehr erfahren: Auferbauer »Hochschwab«,<br />

Rother Wanderführer 2013<br />

Nicht versäumen!<br />

Altes Wissen aus der Heilkräuter-Schule<br />

Wer die Nase nur Richtung Gipfel reckt, verpasst die zarten<br />

Höhepunkte am Wegesrand: Die Almen rund um den Hochschwab<br />

sind unter Botanik-Experten berühmt für ihre Vielfalt an Alpenblumen<br />

und Heilkräutern. Auf der Bürgeralm stehen die<br />

Wiesen voller Arnika, am Höchstein wachsen Edelweiß zwischen<br />

Enzian, Alpenrose und Kohlresserl. Deshalb haben<br />

die Kräuterpädagogin Regina Müllner und der pensionierte<br />

Apotheker Ernst Frühmann eine Heilkräuter-Schule in Afl enz gegründet. Dort kann man sich zum<br />

Heilkräutercoach ausbilden lassen, »Solb’n rühren« lernen oder mit fachkundiger Begleitung über<br />

die Afl enzer Bürgeralm wandern. Den Heilkräuterweg, der den Piererkogel umrundet, kann man<br />

auch ohne Führer erwandern (www.heilpflanzenwissen.at).<br />

Fotos: Steiermark Tourismus, pixelio E. Barbara Bachler, Peter Cermak<br />

Übers Trawiestal auf den Hochschwab<br />

Tourentipps: Alpin oder gemütlich<br />

1 Hochschwab-Gipfel (2277 m)<br />

Wertung: Alpine Rundtour für<br />

Konditionsstarke; mit leichter Kletterei<br />

im »G’hackten« (Stahlseile und<br />

Leitern). Abstecher zum Schiestlhaus<br />

unbedingt empfohlen wegen der oft<br />

exotischen, immer exzellenten Küche!<br />

Start- und Endpunkt: Gasthof Bodenbauer<br />

hinter St. Ilgen (884 m)<br />

Route: Bodenbauer – Trawiesalm –<br />

G’hacktes – Fleischer-Biwak – Gipfel –<br />

Schiestlhaus (2153 m) – Hundsböden<br />

– Häuselalm (1526 m) – Bodenbauer<br />

2 Heilkräuterweg<br />

Wertung: Die Runde mit neun Stationen<br />

lässt sich auch in je etwa 2½ Std.<br />

zweiteilen. Der Weg von Afl enz bis zum<br />

Pierergut bzw. bis zur Klangskulptur<br />

oder zum Lammerbauer eignet sich<br />

auch für Familien mit Kinderwägen.<br />

Start- und Endpunkt: Kräuterspirale<br />

im Kurpark Afl enz (780 m)<br />

Route: Kurpark – »Wasserschloss« –<br />

Pierergut – »Duftnasen« – Pierergut<br />

– Weißdornweg – Klangskulptur –<br />

Piererleitn – Lammerbauer – Afl enz<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111


KOLUMNE<br />

Sommermärchen<br />

Glaube bloß keinem Meteorologen: Was haben uns die<br />

nicht schon alles versprochen! In Wahrheit wurden wir<br />

um den Sommer betrogen. Bilanz eines Gebeutelten.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Eugen E. Hüsler<br />

ist seit 50 Jahren in den Alpen<br />

unterwegs und hat mehr als<br />

hundert Bücher und Führer<br />

verfasst. Der 70-Jährige schreibt<br />

im Wechsel mit Sandra Zistl,<br />

Axel Klemmer und Caroline<br />

Fink über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

Beim Durchblättern mehrerer Ausgaben<br />

des BERGSTEIGER fiel mir<br />

auf, dass sich unsere allseits geschätzte<br />

und bis in den letzten Alpenwinkel<br />

jeweils sonntags von der Kanzel<br />

herab verbreitete Bergpredigt ausschließlich<br />

mit dem Tun (oder dem Unterlassen)<br />

des Menschen beschäftigt. Höchste Zeit,<br />

sich einem Phänomen zuzuwenden, das<br />

sich jenseits des Wirkungsbereichs von<br />

Tourismus-Managern, Schneekanonenverkäufern<br />

und Gipfelstürmern bewegt: dem<br />

Wetter. Vor allem jenem, das sich zwischen<br />

Heiglkopf und Matterhorn, zwischen den<br />

Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz und<br />

der Calanques abspielt. Und letztlich bestimmt,<br />

wohin Kletterfuzzies, Wanderer<br />

und Gipfelsammler ihre Schritte lenken<br />

werden. Oder auch nicht. Denn die Allmacht<br />

des Atmosphärengottes macht aus<br />

einem Alpinisten, zu Höchstem berufen,<br />

willensstark und mit Feuer im Herzen, locker<br />

einen Stubenhocker, der sich in der<br />

Glotze die Bergabenteuer von Luis Trenker<br />

oder der Huberbuam anschaut, dazu ein<br />

Bierchen zischt und immer wieder im Internet<br />

den Gewitterfronten hinterher surft.<br />

Auf geht’s, endlich!<br />

Natürlich, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und<br />

gerade der Homo montanus, der dem Berg<br />

restlos Verfallene, kann vom Objekt seiner<br />

Begierde nicht lassen. Morgen, flüstert ihm<br />

eine innere Stimme zu, wird’s besser, ganz<br />

bestimmt. Ein Hoch von den fernen Azoren<br />

wird sich dem europäischen Festland nähern,<br />

den Alpen, und all die Wolkenpakete,<br />

die sich so ausdauernd an den Fels krallen,<br />

dabei ständig ihre Inkontinenz beweisend,<br />

in den Orkus verbannen. Die Sonne verbrennt<br />

das Grau, trocknet die Wiesen und<br />

die Tränen des Stubenhockers, flößt ihm<br />

neue Zuversicht ein: Auf geht’s, endlich!<br />

Unvorstellbar, was für Verheerungen so<br />

ein versauter Sommer der <strong>Bergsteiger</strong>seele<br />

zufügen kann. Da wird der erwartungsfrohe,<br />

im Frühjahr mit allerlei Folterinstrumenten<br />

in die richtige Form für große<br />

Ziele gebrachte Mensch, von meteorologischen<br />

Tiefs gebeutelt, über die Wochen<br />

eines Sommers ein vom Elend gezeichnetes<br />

Wesen, das geduckt herumschleicht<br />

und höchstens gelegentlich zum Himmel<br />

schielt, der sich – na klar! – unerbittlich<br />

in seinem Grau präsentiert.<br />

Das Wissen der Waldameise<br />

Auch die Fachleute für den Himmelszauber<br />

wissen keinen Rat mehr, ergehen sich<br />

in Plattitüden oder verkünden neue Rekorde.<br />

Mehr Regen in 48 Stunden als normalerweise<br />

in einem ganzen Monat, Sturmschäden<br />

an der Zugspitze, Radler vermisst<br />

am Tegernsee (womöglich ertrunken?).<br />

Heilung, atmosphärische wie seelische, ist<br />

nicht in Sicht, der Sommer, der keiner war,<br />

längst vorbei.<br />

Immerhin, ein Strohhalm bleibt, zumindest<br />

wenn man den Original-Muotathalern<br />

glauben mag. Die leben im Schatten mächtiger<br />

Berge und beobachten seit Jahrzehnten<br />

intensiv das Paarungsverhalten der<br />

Schwarzen Waldameise, weil sich daraus<br />

zuverlässige Wettervorhersagen ableiten<br />

lassen. Und sie sind sich absolut sicher: Der<br />

nächste Sommer kommt. Bestimmt! ◀<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14


Juli 2013<br />

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31.07.14 10:15<br />

LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

rview<br />

stag<br />

Allgäu: Gipfel und Schlösser<br />

09<br />

09 / September 2014<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Berchtesgadener Alpen • Lechtaler Alpen • Zi lertaler Alpen<br />

Exklusiv<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

SÜDTIROL<br />

Toptouren in der<br />

Texelgruppe<br />

+<br />

Messner im Interview<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Chiemgau<br />

Traumpfade rund<br />

um den Samerberg<br />

Dolomiten<br />

Special<br />

▶ Marmolada<br />

▶ Durchs wilde<br />

im Porträt<br />

»Bellunistan«<br />

62 Tourentipps<br />

Vorarlberg<br />

Allgäu: Gipfel und Schlösser<br />

| Alpinismus<br />

3000er Paradies<br />

Ötztaler Hochtouren, die Sie nicht vergessen werden!<br />

Wallis<br />

12<br />

Windjacken<br />

für Sie & Ihn<br />

im großen<br />

Test<br />

Schottland<br />

»Grüner Ring«: Die besten Oberaletschhütte: Touren am Highlands: Die grandiose Landschaft<br />

macht Wanderer Wanderungen am Arlberg größten Gletscher der Alpen<br />

high<br />

d 1 31.07.14 10:15<br />

BERGSTEIGER 09/2014<br />

Was lange währt<br />

Betrifft: Tourentipps<br />

12<br />

Windja<br />

für Sie<br />

im gro<br />

Tes<br />

bs_2014_09_u1_u1.indd 1 31.07.14 10:15<br />

BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbriefe des Monats<br />

Guten Tag,<br />

»anno dunnemals«–1992–<br />

habe ich regelmäßig den <strong>Bergsteiger</strong><br />

gelesen und mir interessante<br />

Tourenvorschläge<br />

aufgehoben. Jetzt war es endlich<br />

soweit! Am 18. 08. 2014<br />

haben wir die Rundtour in den<br />

Niederen Tauern gemacht.<br />

Vom Parkplatz an der Edelrautehütte<br />

zum Hauseck, auf<br />

den Großen Bösenstein, zum<br />

Kleinen Bösenstein und über<br />

den Großen Hengst zurück.<br />

Wirklich eine schöne Tour!<br />

Linda Lehmann, per Mail<br />

Uns gibt es auch<br />

Betrifft: Zwei Täler, Dreitausender<br />

Liebe Redaktion,<br />

wir sind die Hüttenwirte der<br />

Oberetteshütte im Vinschgau.<br />

Seit längerem lesen wir Euer<br />

Magazin und lassen es auch in<br />

der Hütte bei den Gästen aufliegen.<br />

In letzter Zeit ist uns<br />

aufgefallen, dass bei den Touren,<br />

die direkt in unserer Nähe<br />

sind (sei es die Weißkugel oder<br />

die Saldurspitz) nie unsere<br />

Hütte erwähnt wird, obwohl<br />

wir gleich weit, wenn nicht sogar<br />

näher zu den Gipfeln liegen.<br />

Es wäre schön, wenn ihr<br />

uns auch mal erwähnen könntet.<br />

Freundliche Grüße aus der<br />

Höhe, Karin & Edwin<br />

Liebe Hüttenwirte, danke für eure<br />

charmante Erinnerung. Wir geloben<br />

Besserung! Die Redaktion.<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

11/14 | 81. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />

90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Fotos: youtube, Nicolas Favresse / facebook, Hannes Schlosser<br />

↗<br />

↘<br />

MITARBEITER DES MONATS<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Angeschaut<br />

Berge sind Sehnsuchtsorte: Man fi ebert aufs Wochenende hin, die Abend-<br />

Skitour, die Hochtourenwoche mit Freunden. Axel Klemmer hat sich die andere<br />

Seite angeschaut: Menschen, die in den Bergen arbeiten und von ihnen leben<br />

(müssen); vom Nebenerwerbsimker bis hin zu den Genossenschaften der Apfelbauern.<br />

Die Alpenkonvention lud Journalisten aus ganz Europa ein. (S. 40–46).<br />

Eingeheizt<br />

Etwa 2500 Metern Höhe entspricht der Kabinendruck in einem Flugzeug. Dass<br />

die belgischen Alpinbrüder Nicolas und Olivier Favresse den Rückfl ug von ihrer<br />

(erfolgreichen) Grönlandexpedition in Thermostiefeln und Daunenparka antraten,<br />

hatte aber einen anderen Grund: Übergepäck. Netter Nebeneffekt der Flugsauna:<br />

Die Zehen dürften nach Monaten jenseits des Polarkreises nun aufgetaut sein.<br />

Ausgeflogen<br />

»Matterhorn-Memme« taufte ihn die Schweizer Zeitung »Blick«: Sam, Sohn des<br />

amerikanischen Multi-Milliardärs Richard Branson. Sams Traum war das Matterhorn,<br />

zwei Bergführer sollten ihn erfüllen. Doch 200 Meter unter dem Gipfel ging<br />

nichts mehr: Höhenkrankheit. Mit Hängen und Würgen (im Wortsinne) schaffte es<br />

Sam, erst ganz oben den georderten Heli zu besteigen. Gipfel erreicht, Ziel verfehlt.<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />

Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />

Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />

des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />

Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />

der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />

ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />

Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />

ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />

Kundennummer.<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

11⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113


VORSCHAU DEZEMBER 2014<br />

AUF TOUR<br />

Lustvoll durch die Steinwüste<br />

Das bizarr verkarstete Hochplateau des<br />

Tennengebirges verspricht einsame<br />

Touren. Unsere Autorin machte sich auf<br />

zur Überschreitung und balancierte zwischen<br />

Dolinen und Höhlentrichtern.<br />

&<br />

AUF<br />

Die unentdeckten<br />

Dolomiten<br />

Sie liegen südlicher als<br />

Südtirol und führen ein<br />

Schattendasein. Völlig zu<br />

Unrecht. Die wilden Belluneser<br />

Dolomiten sind eine Schatzkammer.<br />

NEUE SERIE<br />

Kunst und Kultur am Berg<br />

Simon Beck stanzt mit Schneeschuhen<br />

Muster ins Gelände, die erst von oben<br />

betrachtet zu Kunstwerken werden. Mit<br />

einem Porträt von Beck startet die neue<br />

Serie über Kunst&Kultur in den Bergen.<br />

TOUR Winterwandern in den bayerischen Alpen<br />

PORTRÄT Die Pleisenhütte im Karwendel ist eine Institution<br />

REPORTAGE Korsika: die schönsten Varianten zum GR 20<br />

Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 15. November 2014<br />

EXTRA<br />

Das große Skitouren-Special<br />

Voller Vorfreude auf<br />

den ersten Schnee haben<br />

wir alle wichtigen<br />

Informationen rund<br />

ums Skitourengehen<br />

gesammelt und ausgewertet.<br />

Das Ergebnis: In<br />

einem großen Special erfahren<br />

Sie alles über die<br />

besten Produkte, die schönsten<br />

Tourenregionen für Einsteiger<br />

wie Fortgeschrittene und dazu<br />

wertvolle Tipps zum Thema Sicherheit<br />

im verschneiten Gelände. So<br />

kann der Winter kommen!<br />

SERIE<br />

Richtig ernähren auf Tour<br />

Ein wenig Weihnachtsspeck<br />

schadet nicht gegen die Kälte am<br />

Mont Blanc. Wie viel es sein darf<br />

und was unterwegs in den Magen<br />

gehört, klärt Teil 7 der Serie »Von<br />

Null aufs Dach der Alpen«.<br />

Fotos: Robby Enders / pixelio.de, Manfred Kostner / Vivalpin<br />

Jetzt schon aufs Weiterlesen freuen<br />

und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />

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Foto: Andreas Strauß


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116 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />

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