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Handreichungen: Die große Unterrichtsvorbereitung

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W.Schulz<br />

Arbeitspapiere zu den Erziehungswissenschaftlichen Semesterpraktika (ESP) Nr.10<br />

<strong>Handreichungen</strong>:<br />

<strong>Die</strong> große <strong>Unterrichtsvorbereitung</strong> 1<br />

... ist für die meisten Studierenden ein Buch mit sieben Siegeln, verbreitet Unsicherheit,<br />

Versagensängste und manchmal erheblichen Zorn, denn hier geht es ja nicht nur um die aufwendige<br />

Vorbereitung einer Unterrichtsstunde, sondern vielmehr um eine schriftliche Form der Darstellung der<br />

Stundenplanung.<br />

„Was soll denn das ganze Geschreibsel, davon hängt doch nicht ab, ob man eine gute Lehrerin ist ...<br />

?!“ Also, was soll's wirklich ? <strong>Die</strong> große <strong>Unterrichtsvorbereitung</strong> zwingt, sich intensiv mit der zu<br />

erwartenden Unterrichtssituation auseinander zu setzen, sich der Voraussetzungen bewusst zu<br />

werden und pädagogische Entscheidungen zu begründen. Durch konsequente Planung lernt man, die<br />

verschiedenen Aspekte von Unterricht besser zu berücksichtigen und gewinnt Sicherheit, die über die<br />

inhaltlichen Aspekte hinausgeht.<br />

Gliederung<br />

1) Deckblatt<br />

2) Lehr-/Lernvoraussetzungen - WEM will ich etwas vermitteln ?<br />

3) Sachanalyse - WAS ist der fachliche Hintergrund des Themas ?<br />

4) Didaktische Analyse - WARUM ist dieses Thema für die Kinder wichtig ?<br />

5) Lernziele - WOHIN soll der Unterricht führen ?<br />

6) Methodische Analyse - WIE gehe ich vor und WARUM wähle ich diese Schritte?<br />

7) Literaturliste<br />

8) Anhang / Material<br />

Lehr-/Lernvoraussetzungen<br />

WEM will ich etwas vermitteln ?<br />

Auch wenn gerade in den Fachwissenschaften häufig der Eindruck vermittelt wird, dass das<br />

betreffende Studienfach „das Wichtigste“ - als Lehrkräfte orientieren wir uns an den Schülerinnen und<br />

Schülern, die wir vor uns haben. <strong>Die</strong> Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Interessen und das Umfeld der<br />

Schülerinnen und Schüler sind für uns der Anknüpfungspunkt, an dem sowohl die Umsetzung der<br />

Inhalte als auch die Entscheidungen für bestimmte Medien, Methoden und Sozialformen (vgl.<br />

Methodische Analyse) ausgerichtet werden müssen.<br />

Worüber muss man sich also bei der Planung klar werden ? - Grundsätzlich ist der<br />

Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler von herausragender Bedeutung. Ein Indiz dafür<br />

kann das jeweilige Alter sein, aber dieses Raster ist recht ungenau und bedarf weiterer Erläuterungen,<br />

denn zwischen den Geschlechtern und innerhalb der Geschlechtsgruppen gibt es häufig recht große,<br />

individuelle Unterschiede. Dennoch gibt die Altersverteilung meist Hinweise auf<br />

Entwicklungsunterschiede. In diesem Zusammenhang ist auch die Größe und Zusammensetzung der<br />

Klasse (nach Geschlecht) eine Kenngröße, die für die Planung und Bewertung von Unterricht von<br />

Bedeutung sein kann.<br />

Angaben zum (Lern-)Klima in der Klasse sind ebenfalls nicht unwichtig. - Gibt es Außenseiter ?<br />

Haben sich bestimmte Gruppen etabliert ? Herrscht eher Konkurrenzdenken oder ein<br />

Gemeinschaftsgefühl vor ? - Dabei ist auch zu berücksichtigen, wie die Klasse auf unterschiedliche<br />

Lehrstile reagiert.<br />

Individuelle soziale Besonderheiten, die sich auf die Mitarbeit im Unterricht auswirken oder<br />

auswirken können, sollten ebenfalls dargestellt werden. D.h. beispielsweise, es ist nicht von sich aus<br />

1 Bei diesem Papier handelt es sich um eine „Handreichung“, d.h. diese muss ergänzt und differenziert werden<br />

durch vertiefende Lektüre (s. Literaturhinweise auf der letzten Seite).


2<br />

wesentlich, ob ein Schüler „Ausländer“ ist. Für den Unterricht bedeutend ist dieses Faktum erst, wenn<br />

dieser Schüler deshalb besondere Sprach- und Verständnisschwierigkeiten hat, er nicht in den<br />

Klassenverband integriert ist oder beispielsweise auf religiöse Vorschriften Rücksicht genommen<br />

werden muss. Leben mehrere Kinder mit einem alleinerziehenden Elternteil, ist auch hier die Frage zu<br />

stellen, inwieweit sich dies auswirkt usw. - also: Wie und bei wem wirkt sich der soziale Hintergrund<br />

auf den Unterricht aus ?<br />

<strong>Die</strong> oben geschilderten Punkte spiegeln eher die allgemeinen Aspekte der Bedingungsfelder wider,<br />

sie bilden aber nur eine Facette der zu berücksichtigenden Voraussetzungen. Genauso wichtig ist der<br />

fachliche und methodische Hintergrund der Klasse und der Lehrkraft. Welche Medien, Methoden<br />

und Sozialformen kennen und bevorzugen sie ? Welche Vorkenntnisse bringen sie in Bezug auf das<br />

Unterrichtsthema mit ?<br />

Last not least ist auch das Umfeld der konkreten Unterrichtsstunde zu berücksichtigen. - Bringt der<br />

Raum spezifische Einschränkungen ? Wie ist die Konzentrationsfähigkeit oder der Bewegungsdrang<br />

der Kinder in dieser Stunde (Sportstunden oder Klassenarbeiten vorher/nachher etc.) einzuschätzen ?<br />

Gerade in kurzen Praktika lassen sich diese Fragen nicht unbedingt alle ausführlich klären und<br />

manchmal müssen die Äußerungen des Mentors bzw. der Mentorin als einzige Quelle dienen. Es ist<br />

aber dennoch wichtig, sich auch auf eigene Wahrnehmungen und Beobachtungen zu stützen, um so<br />

die Entwicklung der eigenen pädagogisch-diagnostischen Kompetenz zu befördern. Man sollte sich<br />

also bemühen, möglichst viele Informationen über die Klasse vorab einzuholen und sie mit eigenen<br />

Beobachtungen und Analysen zu ergänzen.<br />

Achtung: Wenn Schülerinnen oder Schüler mit ihrem realen Namen oder unverwechselbaren<br />

Kennzeichen genannt werden, ist darauf zu achten, dass die GUV nur in einem engen Kreis und nur<br />

zu dienstlichen Zwecken weitergegeben wird, damit der Schutz der Persönlichkeit/Datenschutz<br />

gewahrt bleibt.<br />

Sachanalyse<br />

WAS ist der fachliche Hintergrund des Themas ?<br />

<strong>Die</strong> Sachanalyse dient dazu, Aufschluss über die wesentlichen Elemente und die zwischen ihnen<br />

bestehenden Zusammenhänge, also die Struktur des Unterrichtsgegenstandes zu gewinnen. Hier<br />

kommt es darauf an, die Inhalte der Stunde in einen fachlichen Zusammenhang einzuordnen und<br />

(wissenschaftlich) exakt darzustellen. <strong>Die</strong> Sachanalyse soll das Fachwissen darstellen, das die<br />

Lehrkraft für die Unterrichtsstunde benötigt bzw. das eine beobachtende Person für das Verstehen<br />

dieser Stunde braucht. Dabei orientiert sich das Darstellungsniveau nicht an Schülerinnen und<br />

Schülern, sondern an den Adressaten des Textes.<br />

Wird beispielsweise im Unterricht verkürzt von „Steigungsregen“ gesprochen, wäre der entsprechende Prozess<br />

an dieser Stelle genauer auszuführen, wenn er eine zentrale Rolle in der Einheit spielt. D.h. hier sollten dann<br />

beispielsweise die Vorgänge im Bereich des Kondensationsniveaus, die Zunahme der relativen Luftfeuchtigkeit<br />

etc. dargestellt werden. Dabei ist auf die entsprechende Fachliteratur - nicht nur Schulbücher und Jugend- bzw.<br />

populärwissenschaftliche Bücher - zu verweisen (siehe Form).<br />

Falls in der Stunde, auf die sich diese Vorbereitung bezieht, soziale Lernziele im Vordergrund stehen,<br />

neue Arbeitsweisen oder Medien eingeführt werden, sollen sie natürlich eine entsprechende<br />

Berücksichtigung finden. Genauso können die Lösungen nicht-trivialer Aufgaben, die von Schülern<br />

und Schülerinnen erarbeitet werden sollen, Gegenstand der Sachanalyse sein. Auch die Darstellung<br />

im Unterricht durchzuführender Experimente ist ein wichtiges Element der Sachanalyse. Besondere<br />

Sicherheitsvorschriften sollten dabei unbedingt berücksichtigt und erwähnt werden.<br />

<strong>Die</strong> Sachanalyse ist die Chance, sich die inhaltliche Struktur eines Themas zu. <strong>Die</strong>ser Bereich der<br />

GUV bezieht sich also ausschließlich auf (belegbare) Fakten; persönliche Meinungen und<br />

Einstellungen sollten hier keinen Raum finden !


3<br />

Didaktische Analyse<br />

WARUM ist dieses Thema für die Kinder wichtig ?<br />

Der Lehrplan stellt die verbindliche Richtlinie für die Ausgestaltung des Unterrichts dar, so dass<br />

dadurch bereits ein Begründungsrahmen besteht. Allerdings ist ein Thema nicht dadurch hinreichend<br />

begründet, dass es im Lehrplan steht. <strong>Die</strong> zentrale Aufgabe der Lehrerin und des Lehrers besteht<br />

darin, den Bildungssinn eines Unterrichtsgegenstandes immer wieder neu zu bestimmen.<br />

<strong>Die</strong> Ausgangsfrage lässt sich also weiter ausdifferenzieren in: Was hat ein Kind aktuell davon, sich<br />

dieses Thema zu erschließen? Welche Vorteile bringen die zu erwerbenden Fähigkeiten für den<br />

weiteren (schulischen) Ausbildungsweg ? Welche Grundlagen sind durch die bisherige<br />

Lebenserfahrung und/oder das schulische Lernen gelegt ? Wo trägt das Wissen zu einer besseren<br />

Bewältigung von Alltagssituationen bei ? Ist das Thema in einen größeren Zusammenhang<br />

eingebettet, der besonders zukunftswirksam ist ? In welche Bereiche ist ein inhaltlicher Transfer bzw.<br />

ein Transfer erlernter Methoden möglich ?<br />

Versucht man die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung eines Themas für die Kinder zu<br />

ergründen, stellt man Verbindungen zu anderen (Unterrichts-)Themen fest und findet Verknüpfungen<br />

mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler bzw. ihrer Zukunftsperspektive, so ergeben sich<br />

daraus mögliche Schwerpunkte für den eigenen Unterricht. Als Orientierung mögen hier auch die<br />

Begriffe „Schlüsselqualifikation“ und „Kernproblem“ dienen.<br />

Im Zusammenhang mit der möglichen Bedeutung eines Stoffes für die Kinder ist die Frage der<br />

didaktischen Reduktion von Bedeutung. Es ist also zu analysieren, welche Anteile der<br />

fachspezifischen Inhalte, die in der Sachanalyse dargestellt wurden, sinnvollerweise vermittelt werden<br />

können und inwieweit Verallgemeinerungen, Abstraktionen und Vereinfachungen bzw. die<br />

Beschränkung auf Teilaspekte eines Themas angemessen erscheinen.<br />

<strong>Die</strong> Einordnung in größere Bedeutungszusammenhänge kann aber auch dazu beitragen,<br />

fächerübergreifende Aspekte deutlicher hervortreten zu lassen. Der Zielraum, d.h. der Bereich der<br />

sinnvollerweise anzustrebenden Lernziele, kann so eingegrenzt oder auch erweitert werden.<br />

Lernziele<br />

WOHIN soll der Unterricht führen ?<br />

Ein altes griechisches Wort sagt: „Wer nicht weiß, welchen Hafen er anlaufen will, wird keinen guten<br />

Wind finden !“ -<br />

Zusammen mit der Orientierung an der Lernausgangslage sind die Lernziele ganz entscheidend für<br />

die Planung und Durchführung des Unterrichts.<br />

Mit der Festlegung der Lernziele findet eine Konkretisierung des Themas im Hinblick auf eine spezielle<br />

Unterrichtsstunde statt.<br />

Auf Basis einer didaktischen Analyse und der Sachanalyse zum Thema „Auswirkungen des<br />

Vulkanismus“ können noch sehr unterschiedliche Stunden entstehen. Erst die Angabe der Lernziele<br />

gibt klare Vorgaben für die inhaltliche Gestaltung - soll es beispielsweise um die Auswirkungen auf<br />

den Fremdenverkehr oder auf die Landwirtschaft gehen, sollen überhaupt verschiedene Bereiche<br />

dargestellt werden, geht es um eine umfassende Aufzählung von Auswirkungen oder soll persönliche<br />

Betroffenheit erreicht werden ... ?<br />

Dementsprechend sind die Lernziele klar, eindeutig und - wo möglich - operationalisiert zu<br />

formulieren. Das erleichtert die Auswahl der angemessenen Methoden und gibt Sicherheit.<br />

Was heißt das ? Es hat sich bewährt, Lernziele in der Form: „<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen...“<br />

anzugeben. In der Regel lässt sich der Satz mit einem Handlungsziel vollenden, z.B.: „ <strong>Die</strong><br />

Schülerinnen und Schüler sollen einer Atlaskarte geographische Koordinaten für beliebige Punkte


4<br />

entnehmen können.“ <strong>Die</strong>ses Lernziel ist operationalisiert, denn man kann unmittelbar feststellen, ob es<br />

erreicht wurde.<br />

Bei prozessorientierten, langfristigen Lernvorgängen, bei denen die handelnde Auseinandersetzung<br />

mit Inhalten im Vordergrund steht, oder bei affektiven Lernzielen ist diese Operationalisierung<br />

manchmal schwierig oder auch gar nicht zu erreichen, dennoch sind auch diese Ziele anzugeben. -<br />

Wenn ein Ziel einer Stunde ist, dass Schülerinnen und Schüler mehr Sicherheit im Umgang mit<br />

Experimentiermaterial gewinnen, ist dies schwierig zu überprüfen. <strong>Die</strong> Ausdifferenzierung in mehrere<br />

Teillernziele kann hier etwas mehr Klarheit schaffen.<br />

Grundsätzlich können Lernziele in Richtziele, Grobziele und Feinziele untergliedert<br />

sein. Dabei sind Richtziele übergeordnete, ständige Perspektiven, die mit dem<br />

Unterricht verfolgt werden sollen. Grobziele strukturieren Stunden oder kleine<br />

Unterrichtseinheiten, und Feinziele beziehen sich auf einzelne Lernschritte.Bei der<br />

Angabe der Lernziele sollten nur die Berücksichtigung finden, die in der Stunde<br />

wirklich ihren Niederschlag finden.<br />

Als Anregung zur Auseinandersetzung mit Lernzielen hier ein Beispiel:<br />

Richtziel<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen Raumverhaltenskompetenz erwerben.<br />

Groblernziele<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen den Umgang mit dem Kompass lernen.<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich mit topographischen Karten zu orientieren.<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen lernen, im Team zu arbeiten.<br />

Feinlernziele<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen lernen, dass man beim Nutzen eines Magnetkompasses nicht in der Nähe<br />

von elektromagnetischen Feldern oder magnetisierbaren Gegenständen sein sollte.<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler sollen lernen, dass man eine topographische Karte im Gelände einnordet, indem<br />

man eine in der Karte eingezeichnete, real sichtbare Landmarke mit dem Kompass anpeilt und die Karte dann<br />

entsprechend dem Winkel zur Nordrichtung hält.<br />

...<br />

Welche Lernzeile fehlen hier noch ? Sind die Lernziele miteinander vereinbar, ziehen sie eventuell<br />

weitere nach sich ? Wie kann man diese Lernziele erreichen ? Wie viel Zeit braucht man ? - Stimmige<br />

Lernziele helfen sehr dabei, die Stunde weiter aufzubereiten. <strong>Die</strong>se Stimmigkeit erricht man u.a. durch<br />

eine gute Sachanalyse und richtige didaktische Folgerungen auf Basis der Erkenntnis wesentlicher<br />

Merkmale der Lernausgangslage.<br />

Ja, und, wie viele Lernziele kann man denn in einer Stunde schaffen ? - „Schaffen“ ist schon der<br />

falsche Ansatz, denn schließlich wollen wir erreichen, dass die Schüler und Schülerinnen Stoff nicht<br />

nur „abhaken“, sondern möglichst nachhaltig lernen, und das erfordert möglichst aktiv handelnde<br />

Auseinandersetzung mit den Inhalten.<br />

Dementsprechend sollte man sich genau überlegen, welche zentralen Ziele mit einer Stunde verfolgt<br />

werden, wie die Lernprozesse organisiert und wie unterschiedliche Lernkanäle und Anspruchsniveaus<br />

berücksichtigt werden können.<br />

Methodische Analyse<br />

WIE gehe ich vor und WARUM wähle ich diese Schritte ?<br />

<strong>Die</strong>ses Kapitel der GUV soll den geplanten Unterrichtsverlauf mit seinen<br />

Begründungszusammenhängen darstellen und erläutern.<br />

Neben der Beschreibung der verschiedenen Phasen des Unterrichts mit ihren unterschiedlichen<br />

Medien, Sozialformen und Arbeitsweisen hat die Begründung der Unterrichtsschritte eine<br />

herausragende Bedeutung.


5<br />

Es soll hier also nicht nur beschrieben werden, dass beispielsweise ein Experiment durchgeführt wird,<br />

sondern für dieses Vorgehen sollen auch Begründungen aufgeführt werden, die den Einsatz genau<br />

dieses Experimentes mit genau den vorgefundenen bzw. erzeugten Randbedingungen zu genau<br />

diesem Zeitpunkt erklären. - Dementsprechend tauchen die Worte „weil“, „damit“, „um zu“ usw. in<br />

diesem Teil des Textes besonders häufig auf.<br />

Bei der Planung sollte i.d.R. der Wechsel von Medien, Methoden und Sozialformen berücksichtigt<br />

werden, um durch unterschiedliche Aufnahmekanäle und Konzentrationsschwerpunkte die Motivation<br />

der Kinder auf einem möglichst hohen Niveau zu halten. Spätestens beim Anfertigen der<br />

Verlaufsskizze wird deutlich, wenn von diesem Grundprinzip abgewichen wurde. Das ist grundsätzlich<br />

nicht verwerflich, sollte aber begründet werden können...<br />

Sind von vornherein Schwierigkeiten absehbar, ist einerseits zu begründen, warum diese<br />

Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen sind und wie möglicherweise darauf reagiert werden kann.<br />

Manchmal ist es auch sinnvoll, Alternativ-Szenarien zu entwickeln, wenn sich beispielsweise bei<br />

schülerorientierter Planung zwei verschiedene, im voraus planbare Vorgehensweisen ergeben.<br />

In leistungsheterogenen Klassen, sind auch Möglichkeiten der Binnendifferenzierung zu<br />

berücksichtigen.<br />

Verlaufsskizze<br />

Und jetzt das Ganze in Kurzform ...<br />

Grundsätzlich ist zu jeder Stunde eine Verlaufsskizze anzufertigen. Sie stellt auf einem DIN A4-Blatt<br />

die wesentlichen Merkmale der Stunde bzw. ihre Struktur dar. Dazu gehören neben den „Technischen<br />

Daten“ (Lehrkraft, Klasse, Stunde/Zeit, Datum, Thema) natürlich auch die (wichtigsten) Lernziele<br />

sowie alle für den Verlauf wichtigen Angaben.<br />

<strong>Die</strong> verschiedenen Lernschritte werden in einer Tabelle dargestellt:<br />

Zeit<br />

5`<br />

8.00 –<br />

8.05<br />

Didaktische<br />

Absicht<br />

(oder:<br />

Unterrichtsphas<br />

en)<br />

z.B.:<br />

Motivierung,<br />

(oder:Einstieg<br />

,oder:<br />

Hinführung<br />

zum<br />

Thema...<br />

Erarbeitung<br />

Festigung<br />

Transfer<br />

Lernerfolgsko<br />

ntrolle<br />

Unterrichtsaktivitäten<br />

(oder: Handlungsformen<br />

oder: Verhalten der Lehrkraft;<br />

Erwartetes Verh. der Ss)<br />

z.B.:<br />

;<br />

Stichwortartige Angaben, die den<br />

Kern der Aktivität der jeweiligen<br />

Phasen kennzeichnen;<br />

Sozialform Medien Anmerk<br />

ungen<br />

z.B.:<br />

Unterrichtsgespr.<br />

(lehrerzentriert/sc<br />

hülerzentriert)/U<br />

G; Stillarbeit/SA;<br />

Einzelarbeit/EA<br />

Partnerarbeit/PA;<br />

Gruppenarbeit/G<br />

A<br />

Freiarbeit/FA;<br />

Lehrervortrag/LV;<br />

Schülervortrag/S<br />

V...<br />

Medien<br />

exakt<br />

angeben,<br />

z.B.<br />

<strong>Die</strong>rcke-<br />

Atlas S.<br />

135/III,<br />

und<br />

Verweise<br />

auf Anlagen<br />

einfügen,<br />

z.B. AB 2<br />

(Arbeitsboge<br />

n 2)


6<br />

Hier kann<br />

auch auf die<br />

Lernziele<br />

verwiesen<br />

werden:<br />

LZ1, LZ2 ...<br />

Grundsätzlich sollten die einzelnen Phasen nicht kürzer als fünf Minuten sein und auch die mögliche<br />

maximale Konzentrationsspanne der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen. I.d.R. ist es auch<br />

sinnvoll, nur 40 von 45 Minuten zu „verplanen“, es bleibt dann vielleicht etwas Luft für die Ausweitung<br />

einzelner Phasen oder eine intensivere Besprechung der Hausaufgaben.<br />

Wer meint, der Stoff würde sicher nicht reichen, sollte sich vorher überlegen, welchen zusätzlichen<br />

Baustein er noch planen kann, aber meist sind die Stunden in der Realität nachher doch zu kurz ...<br />

Nicht jede Stunde, in der unter „Sozialform“ immer wieder „UG“ steht, ist schlecht, aber es sollte einen<br />

stutzig machen, wenn kein Wechsel der Medien oder Sozialformen erkennbar ist. - Ist das förderlich ?<br />

Lassen sich Teilziele vielleicht besser mit anderen Methoden oder in anderen<br />

Kommunikationszusammenhängen erarbeiten ?<br />

Zusätzliche Materialien<br />

Auf jeden Fall gehört eine Verlaufsskizze, die die Struktur der Stunde widerspiegelt, in den Anhang.<br />

Daneben sollten auch die verwendeten Arbeitsbögen und Kopien aus den verwendeten Lehrwerken<br />

beigelegt werden, wenn die entsprechenden Bücher nicht im Original vorgelegt werden können.<br />

Eine Übersicht über ein zentrales Tafelbild und Kopien der verwendeten Folien ergänzen die GUV<br />

genauso sinnvoll wie ein Sitzplan.<br />

Form<br />

Wie soll das Ganze dann aussehen ?<br />

Ähnlich wie eine Hausarbeit oder die Ausarbeitung eines Referates. <strong>Die</strong> Seiten sollten mindestens<br />

zusammengeheftet sein - hier hat das Deckblatt dann eine besondere Bedeutung - oder sich gar in<br />

einem Hefter befinden.<br />

Zu beachten sind also u.a. folgende Punkte:<br />

Möglichst per Computer erstellen sonst per<br />

Schreibmaschine<br />

Links ca. 3cm Rand, rechts max. 2cm<br />

Seitenzahlen<br />

Evtl. erläuternde Kopfzeilen<br />

Zitate im Text kennzeichnen - „... sage ihm, er solle mich ...“ (GOETHE 1773, S. 24)<br />

Zeichnungen - auch Sitzplan - sorgfältig ausgeführt<br />

Anhang geordnet<br />

Nicht zu viele Schriftarten (auch Hervorhebungen)<br />

Starttipps<br />

Wie fange ich bloß an?<br />

Ein Thema ist vorgegeben, der Termin naht und immer noch keine Idee für eine Stunde - der Albtraum<br />

vieler Studierenden und Referendare. Je nach Zeit, eigener Kreativität und vorhandenen Medien gibt<br />

es verschiedene Wege, sich einem Thema zu nähern, z.B.:<br />

Erstelle eine Mind-map des Themas - was ist zentral ?<br />

.....Sammle und sichte die Medien zu diesem Thema - was scheint dir besonders interessant, was<br />

interessiert die Schülerinnen und Schüler besonders ?


7<br />

....Schau ins Schulbuch - wie wird dort vorgegangen ?<br />

.....Suche (veröffentlichte) Unterrichtseinheiten zum Thema - was würdest du übernehmen, was<br />

ändern ?<br />

Häufig kann man daran verzweifeln, dass der anscheinend zentrale Punkt kaum in vorhandenen<br />

Materialien bearbeitet wird oder man wird von der Fülle der Medien und Informationen schier<br />

erschlagen. Was ist also zu tun ?<br />

1. (Scheinbar) Kein Material da ! - Das „scheinbar“ nimmt hier schon eine Antwort vorweg: Wenn es<br />

sich tatsächlich um eine für Schülerinnen und Schüler bedeutsame Thematik handelt, ist es nahezu<br />

ausgeschlossen, dass dafür keine Materialien vorliegen. - Also tunlichst zuerst eine Recherche starten<br />

! Beginnen kann man meist im eigenen Bücherschrank, die Suche dann ausdehnen auf öffentliche<br />

Bibliotheken oder, falls erreichbar, die UB und natürlich die Lehrerbibliothek der Schule.<br />

Dabei ist es wichtig, auch Zeitschriften in die Suche einzubeziehen. Ganz besonders eignet sich GEO<br />

(mit Archiv und Recherchemöglichkeit im WWW) sowie die gesamte Palette der Fachzeitschriften;<br />

konkrete Unterrichtsvorschläge findet man meist in den Reihen, die mit „Praxis...“ beginnen. Weitere<br />

wichtige Adressen sind Vereine (z.B. Grenpeace-Deutschland im WWW), Verbände und<br />

Industrieunternehmen (z.B. Cafe de Colombia Informacion / Hamburg), die häufig gute Materialien für<br />

Schulen bereithalten.<br />

Liegt außer knappen Grundinformationen aus Nachschlagewerken innerhalb der verfügbaren Zeit<br />

nichts vor, ist zu überlegen, welche Medien selbst erstellt werden können und mit welchen Methoden<br />

sinnvollerweise vorgegangen werden kann (s.u.). Führt das zu keinem eindeutigen Ergebnis - Thema<br />

verwerfen, neu anfangen !<br />

2. So ein umfangreiches Thema, so viel Material, so viele Unterrichtsvorschläge ... - Anstelle eines<br />

komplizierten Ratschlages eine kleine Geschichte:<br />

An einem lauen Tag geht der Schmetterlingssammler Paul W. Ackelig auf die Jagd. Über einer<br />

duftenden Sommerwiesetummeln sich Myriaden bunter Falter. Paul springt ganz aufgeregt hin und<br />

her. „Da, ein Admiral !“ Er holt mit seinem Kescher aus. Im Schwung erblickt er einen Kleinen Fuchs.<br />

„Halt, ich hol mir den !“ Kurz bevor Paul ihn im Netz hat, gaukelt ein Tagpfauenauge vorbei. „Vorbei ?<br />

Nein, der ist mir wertvoller als der Fuchs...“<br />

Als sich die Tagfalter gegen Abend zurückgezogen haben, liegt Paul erschöpft unter einem Baum,<br />

seine Sammelbüchse ist voll. Voll von Schweißtropfen. Allerdings hat er keinen einzigen Falter<br />

gefangen. Ob er den Ligusterschwärmer erwischen wird...? „Klar, aber halt, ist das dort nicht ein<br />

seltener Nachtfalter ...?“<br />

Tipps<br />

Alles Material dabei ?<br />

Beispiel geben !<br />

Chancen geben - lass Kinder entdecken !<br />

<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler möglichst persönlich ansprechen (Namensschilder/Sitzplan) !<br />

Eigene Person weder verstecken noch in den Vordergrund spielen !<br />

Freundlich, aber bestimmt auftreten !<br />

Gib Fragen in die Klasse zurück !<br />

Halte Blickkontakt !<br />

Irritiere nicht durch Mehrfachfragen !<br />

Jeder Fehler ist wertvoll !<br />

Keine Machtkämpfe mit Schülerinnen und Schülern anzetteln !<br />

Loben - aber nicht alles ist „phantastisch“ ... !<br />

Möglichst konsequent auftreten !<br />

Niemals Schülerinnen oder Schüler bis zur Inkompetenz ausfragen !<br />

Quelle: http://www.uni-kiel.de:8080/ewf/geographie/studium/guv/guv_star.htm (überarbeitete Version)<br />

Weiterführende Literatur:<br />

HOOF, <strong>Die</strong>ter (Hrsg.): Didaktisches Denken und Handeln. Eine Einführung in die Theorie des<br />

Unterrichts. Braunschweig 2001<br />

MEYER, Hilbert: Leitfaden zur <strong>Unterrichtsvorbereitung</strong>. Königstein/Ts. 1980<br />

ders.: UnterrichtsMethoden Bd. I u. II. Ffm 1989

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