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NATUR &GEIST; - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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MEDIZIN<br />

Technik der konfokalen Endomikroskopie<br />

Die konfokale Mikroskopie ist eine Adaptation der<br />

Lichtmikroskopie. Hierbei wird ein Punkt innerhalb<br />

des Gewebes fokussiert und mit einer definierten<br />

Wellenlänge über eine optische Faser bestrahlt. Nur<br />

Licht eines bestimmten Spektrums, welches von diesem<br />

einzelnen Punkt emittiert wird, wird über die<br />

Faser wieder aufgenommen und die resultierende<br />

Lichtintensität gemessen. Licht außerhalb dieses<br />

singulären Punktes wird nicht wieder aufgenommen.<br />

Daraus resultiert die hohe Tiefenschärfe des Systems.<br />

Pro endomikroskopisches Bild können maximal<br />

1.024 x 1.024 Bildpunkte analysiert werden. Es resultiert<br />

ein Graustufenbild, welches in hoher Auflösung<br />

zelluläre und subzelluläre Komponenten darstellt<br />

(Abb. 1). Endomikroskopische Bilder werden durch<br />

die Applikation eines Blaulichtlasers (488 nm) generiert.<br />

Dabei kann die Eindringtiefe von der Schleimhautoberfläche<br />

bis in die tiefe Mukosa (250 μm) mittels<br />

zweier zusätzlicher Knöpfe am Handstück des<br />

Endoskops variiert werden. Pro Einzelbild werden<br />

1.024 x 1.024 (0,8 Bilder pro Sekunde) oder<br />

1.024 x 512 (1,6 Bilder pro Sekunde) einzelne Bildpunkte<br />

mit einem Gesichtsfeld von 500 x 500 μm<br />

analysiert. Die laterale Auflösung des Systems ist<br />

geringer als 1 μm, so dass Kapillaren, Bindegewebe<br />

und Epithelzellen dargestellt werden können.<br />

Kontraststoffe<br />

Die Endomikroskopie basiert auf der exogenen Fluoreszenztechnologie;<br />

das bedeutet, dass fluoreszierende<br />

Kontraststoffe vor oder während der Untersuchung<br />

appliziert werden müssen, um endomikroskopische<br />

Bilder generieren zu können. Mögliche Kontraststoffe,<br />

die im Menschen eingesetzt werden können,<br />

sind Fluorescein, Acriflavin, Tetracyclin und<br />

Cresylviolett. Die Kontraststoffe können entweder<br />

systemisch in Form einer Injektion (Fluorescein, Tetracyclin)<br />

oder lokal via Spraykatheter (Acriflavin, Cresylviolett)<br />

auf die Darmschleimhaut appliziert werden.<br />

Gängigste Kontrastmittel sind Fluorescein und<br />

Acriflavin. Fluorescein beispielsweise ist ein billiger,<br />

nicht mutagener Farbstoff, der seit Jahren in der<br />

Augenheilkunde eingesetzt wird und kaum unerwünschte<br />

Nebenwirkungen, wie etwa Phototoxizität,<br />

hervorruft. Nur gelegentlich wird von allergischen<br />

Reaktionen berichtet. Aufgrund der pharmakokinetischen<br />

Eigenschaften von Fluorescein werden die Zellkerne<br />

endomikroskopisch nicht sichtbar. Zelluläre,<br />

vaskuläre und bindegewebige Strukturen der Mukosa<br />

können jedoch in hoher Auflösung dargestellt und<br />

differenziert werden (Abb. 2c). Die intravenöse Gabe<br />

von Fluorescein ermöglicht eine homogene Darstellung<br />

der kompletten Mukosa, so dass die gesamte<br />

Eindringtiefe des endomikroskopischen Systems zur<br />

Analyse der Mikroarchitektur des Magen-Darm-Traktes<br />

genutzt werden kann. Der Fluoreszenzeffekt hält<br />

etwa 60 Minuten an.<br />

A<br />

B<br />

Abb. 2: Laserendoskop und Kontraststoffe<br />

A: Das Mikroskop innerhalb des Endoskops steht am Ende etwas hervor.<br />

B: Das videoendoskopische Bild wird simultan zur Endomikroskopie angezeigt (C, D).<br />

C: Systemisches Fluorescein erlaubt die Mikroskopie der Darmschleimhaut ohne Anfärbung<br />

der Zellkerne. Im Mastdarm (Rektum) können einzelne rosettenartige Krypten (drüsige<br />

Öffnungen der Dickdarmschleimhaut) mit den typischen schwarzen Becherzellen identifi<br />

ziert werden (siehe Pfeil).<br />

D: Acriflavin betont die Zellgrenzen. Die Zellkerne werden bei dieser Färbung dargestellt<br />

(siehe Pfeil). Das endomikroskopische Bild zeigt eine normale Kryptenarchitektur eben<br />

falls im Rektum.<br />

Im Gegensatz zu Fluorescein ist Acriflavin ein<br />

so genannter topischer Kontraststoff, das heißt er<br />

wird direkt am Ort des Geschehens aufgebracht. Mit<br />

Hilfe eines Spraykatheters sprüht man bis zu 15 ml<br />

gezielt auf die Schleimhautoberfläche und erreicht<br />

dadurch eine lokale Fluoreszenz des entsprechenden<br />

Schleimhautareals. Aufgrund der topischen Applikation<br />

ist die Eindringtiefe des Systems beschränkt und<br />

es kann endomikroskopisch nur das obere Drittel der<br />

Mukosa dargestellt werden. Acriflavin färbt besonders<br />

die Zellkerne und bindegewebige Strukturen<br />

(Abb. 2d). Um die unterschiedlichen Färbeeigenschaften<br />

von Fluorescein und Acriflavin gleichzeitig<br />

zu nutzen, können die Farbstoffe auch in Kombination<br />

eingesetzt werden. Zu beachten ist jedoch, dass<br />

beim Einsatz von Acriflavin ein geringes Risiko für<br />

DNA-Interaktionen besteht.<br />

Untersuchungstechnik<br />

Die Untersuchung mittels eines konfokalen Laserendoskops<br />

entspricht einer üblichen Endoskopie.<br />

Zunächst erfolgt die Identifikation relevanter oder<br />

auffälliger Gewebeveränderungen (Läsionen) mittels<br />

Weißlichtvideoendoskopie. Nachfolgend werden die<br />

entsprechenden Läsionen gezielt endomikroskopisch<br />

C<br />

D<br />

FORSCHUNGSMAGAZIN 1/2008<br />

49

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