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militär 03 2014

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WELTGESCHEHEN<br />

Aktuelle Konflikte,<br />

Krisen und<br />

Analysen — S. 8<br />

SCHWEDEN INVESTIERT<br />

Rüstungs-Reaktion auf<br />

russisches Vorgehen<br />

in der Ukraine — S. 14<br />

<strong>militär</strong><br />

HEERES-REPORT<br />

Zu Besuch bei der<br />

Heeresbekleidungsanstalt<br />

— S. 52<br />

DAS NEUE<br />

ÖSTERREICHISCHE<br />

MILITÄRMAGAZIN<br />

AUSGABE 3|14<br />

EURO 3,80<br />

AKTUELL<br />

VERTEIDIGUNGSMINISTER GERALD KLUG:<br />

„Wir müssen rasch mit der<br />

Umsetzung der Strukturpläne<br />

beginnen!“ — S. 30<br />

HGM-DIREKTOR M. CHRISTIAN ORTNER:<br />

„Wir sind kein Disneyland –<br />

bei uns wird nichts verniedlicht<br />

oder geschönt!“ — S. 62<br />

REFORMKURS: ZAHLEN & FAKTEN<br />

Warum das Bundesheer<br />

trotz Strukturreform mehr<br />

Geld braucht? Wie hart<br />

sind die Einschnitte wirklich?<br />

Und wie präsentiert sich das<br />

Bundesheer am Nationalfeiertag?<br />

Wir haben die Antworten!<br />

Der große<br />

Bundesheer<br />

Report


Foto: Bundesheer/Harald Minich<br />

Unser<br />

Heer<br />

sorgt für Ihre<br />

Sicherheit!<br />

Von der <strong>militär</strong>ischen Landesverteidigung<br />

und dem Schutz unserer Infrastruktur<br />

über die Hilfe bei Katastrophen bis zum<br />

humanitären Engagement im Ausland<br />

– unser Heer sorgt für Ihre Sicherheit.<br />

www.facebook.com/bundesheer


E D I T O R I A L<br />

0 0 3<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER<br />

K<br />

ein Geld für Sprit und Reparaturen, an<br />

Ersatz für ausgeschiedene Fahrzeuge ist<br />

nicht zu denken, die Luftraumüberwachung<br />

musste eingeschränkt werden und<br />

mit der Einsatzbereitschaft vieler Truppenteile<br />

soll es nicht mehr weit her sein. Die<br />

Nachrichten der vergangenen Wochen lassen kaum Zweifel:<br />

Das Bundesheer ist an einem Tiefpunkt angelangt. Und<br />

zwar an einem, der dank verpasster Reformen von Vorgängerregierungen<br />

durchaus hausgemacht ist, letztlich aber<br />

vor allem eine logische Konsequenz des Jahr für Jahr (teils<br />

drastisch) schrumpfenden Budgets darstellt. Ohne Geld<br />

spielt eben auch beim Bundesheer keine Musi.<br />

Um aber trotzdem für die Herausforderungen der Zukunft<br />

gerüstet zu sein, hat Verteidigungsminister Gerald Klug<br />

Anfang Oktober das gemeinsam mit der <strong>militär</strong>ischen Führung<br />

ausgearbeitete Strukturpaket der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

„Die Einschnitte sind schmerzhaft“, sagte Klug zu<br />

Beginn der Präsentation in der Sala Terrena im Amtsgebäude<br />

Stiftgasse und bekräftigte diese Aussage wenige Tage<br />

später im Interview mit Militär Aktuell (ab Seite 30), „aber<br />

der einzige Weg, um die Handlungsfähigkeit des Bundesheeres<br />

aufrechtzuerhalten.“ Der Verteidigungsminister erwartet<br />

sich durch die geplanten Kasernenschließungen und<br />

die Ausrichtung der Truppe auf die „einsatzwahrscheinlichsten<br />

Aufgaben“ jährliche Einsparungen von 200 Millionen<br />

Euro. Damit sollten einerseits die harten Budgetvorgaben<br />

des Finanzministeriums erfüllbar sein, andererseits<br />

aber auch die notwendigsten Ausgaben getätigt werden<br />

können. Darüber hinaus brauche es aber auch zusätzliches<br />

Geld für Sonderinvestitionen, etwa zur Modernisierung<br />

der Black Hawk-Hubschrauber. Oberst Dieter Muhr und<br />

Politologe Heinz Gärtner teilen diese Forderung in ihren<br />

Kommentaren in unserer Kontroverse (ab Seite 34) prinzipiell,<br />

fordern aber auch interne Reformen etwa des Dienstrechts<br />

ein. Auch Generalleutnant Franz Leitgeb, Leiter der<br />

Sektion II, betont die Notwendigkeit zusätzlicher Finanzmittel,<br />

andernfalls würden die vorgestellten Reformen<br />

„immer noch zu kurz greifen“ (Interview ab Seite 40).<br />

Was es abseits der Budgetdiskussionen im Bundesheer in<br />

dieser Ausgabe zu entdecken gibt? Etwa eine Analyse der<br />

Terrororganisation Islamischer Staat (IS) von IFK-Experte<br />

Lukas Wank (ab Seite 10), einen Bericht über die schwedischen<br />

Rüstungsbemühungen (ab Seite 14) und ein Pro &<br />

Contra mit der Frage: Steuern wir auf einen Dritten Weltkrieg<br />

zu? (Seite 20). Zudem zeigen wir auf acht Seiten<br />

die Highlights des Nationalfeiertags-Auftritts des Bundesheers<br />

am Heldenplatz (ab Seite 42), lassen uns von M.<br />

Christian Ortner, Direktor des Heeresgeschichtlichen<br />

Museums, durch die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in<br />

seinem Haus führen (Bericht ab Seite 62) und beschreiben<br />

in unserer großen Infografik die technischen Funktionen<br />

der neuen Pionierboote (ab Seite 67).<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht die Redaktion<br />

COV E R FOTO : P I C T U R E D E S K FOTO S : P E T R A R AU T E N ST R AU C H<br />

Gewinnspiel<br />

Am 16. Jänner 2015 laden die Offiziere des<br />

Bundesheeres und die Absolventenvereinigung<br />

Alt-Neustadt traditionell zum Ball der<br />

Offiziere in die Festräume der Wiener Hofburg.<br />

Mittendrin statt nur dabei wird als Kooperationspartner<br />

auch wieder Militär Aktuell<br />

sein. Schon vorab verlosen wir unter allen<br />

neuen Abonnenten (bis Stichtag 30. November<br />

<strong>2014</strong>) zwei Eintrittskarten für den Ballabend.<br />

Abobestellung über abo@qmm.at.<br />

Militär Aktuell startet im Web 2.0 durch<br />

Beim Start unseres Magazins vor zwei Jahren war<br />

klar: In einem ersten Schritt wollen wir uns auf<br />

dem Printmarkt etablieren, danach dann konsequent<br />

auch in den neuen Medien Fuß fassen. Mit<br />

Anfang August war es nun so weit und Militär<br />

Aktuell ist mit einer eigenen Facebook-Seite online<br />

gegangen. Rund zwei Monate später dürfen<br />

wir uns nicht nur über viele spannende Diskussionen<br />

und tolles Feedback freuen, sondern<br />

auch über rund 5.000 Fans. Gefällt uns!<br />

impressum<br />

medieninhaber und Herausgeber:<br />

QMM Quality Multi Media GmbH,<br />

Beatrixgasse 32, A-1<strong>03</strong>0 Wien<br />

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Director sales & marketing:<br />

Georg Geyer, g.geyer@qmm.at<br />

artdirektion: Gottfried Halmschlager<br />

textchef: Jakob Hübner<br />

Fotoredaktion: Nati Senegacnik<br />

redaktion, Beirat und textbeiträge:<br />

Stefan Drachsler, Susanne Dressler,<br />

Walter Feichtinger, Klaus Heidegger,<br />

Eva Kaiserseder, Johannes Luxner,<br />

Georg Mader, Dieter Muhr, Hans<br />

Schneeweiß, Rainer Sollich, Lukas Wank<br />

Hersteller: PrintandSmile<br />

redaktionskontakt:<br />

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Tel. 01/342 242-0, Mariahilfer Str. 51,<br />

5. Stiege, A-1060 Wien, Österreich<br />

Geschäftsführung: Günther Havranek,<br />

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www.qmm.at<br />

m i l i t ä r a k t u e l l


0 0 4 I N H A L T<br />

060<br />

Bundesheer-Lehrling<br />

Patrick Wankmüller:<br />

„Ich wollte immer<br />

schon Mechaniker werden.<br />

Nun repariere ich eben<br />

Flugzeuge.“<br />

056<br />

Heeresschule: Das Bundesheer bildet<br />

aktuell rund 230 Lehrlinge in mehr<br />

als 30 Berufen aus. Wir haben drei<br />

von ihnen bei ihrer Arbeit besucht.<br />

INHALT<br />

0<strong>03</strong> EDITORIAL, IMPRESSUM<br />

006 MOMENTUM<br />

Der Erste Weltkrieg von<br />

Kinderhand gezeichnet.<br />

008 WELTGESCHEHEN<br />

Aktuelle Kurzmeldungen<br />

aus aller Welt.<br />

010 TERRORGRUPPE IM FOKUS<br />

Die Killermiliz Islamischer<br />

Staat (IS) und ihre fast schon<br />

unheimliche „Erfolgsgeschichte“.<br />

014 MEHR GELD FÜR WAFFEN<br />

Schweden schraubt seinen<br />

Verteidigungshaushalt nach<br />

oben und investiert in neue<br />

Kampfjets und U-Boote.<br />

021 PRESSESCHAU<br />

Internationale Medien über<br />

den schwelenden Inselstreit<br />

zwischen China und Japan<br />

und seine überregionalen<br />

Auswirkungen.<br />

022 US-POLITIK IM NAHEN OSTEN<br />

Schlechte Freunde oder<br />

ziemlich beste Feinde?<br />

024 RÜSTUNGSNEWS<br />

Neuheiten aus der Welt der<br />

Rüstungs- und Sicherheitstechnik.<br />

025 UHREN-HERSTELLER<br />

KHS Tactical Watches ist mit<br />

Premium-Zeitmessern erfolgreich.<br />

028 NEUES AUS DEM HEER<br />

Aktuelle Kurzmeldungen aus<br />

dem Bundesheer.<br />

<strong>03</strong>0 INTERVIEW<br />

Verteidigungsminister Gerald<br />

Klug über die neuen Strukturpläne<br />

und die Zukunft der<br />

österreichischen Streitkräfte.<br />

<strong>03</strong>4 KONTROVERSE<br />

Wollen wir auch in Zukunft ein<br />

starkes Bundesheer?<br />

040 INTERVIEW<br />

Generalleutnant Franz Leitgeb,<br />

Leiter der Sektion II (Planung)<br />

im Gespräch mit Militär Aktuell.<br />

042 NATIONALFEIERTAG <strong>2014</strong><br />

So präsentiert sich das<br />

Bundesheer bei seiner<br />

Leistungsschau von 24. bis 26.<br />

Oktober am Heldenplatz.<br />

FOTO S : G E T T Y I M AG E S , S E B AST I A N F R E I L E R , B U B U D U J M I C , G E O R G M A D E R , I L LU ST R AT I O N : C L AU D I A M O L I TO R I S<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I N D I E S E M H E F T<br />

052 TRUPPENBESUCH<br />

Profis auf ihrem Gebiet: Wir<br />

haben den Textilexperten der<br />

Heeresbekleidungsanstalt in<br />

Brunn am Gebirge über die<br />

Schulter geschaut.<br />

055 WO GEHT ES HIER NACH …?<br />

Jäger der Benedek-Kaserne<br />

zeigen uns, wie man sich im<br />

Gelände richtig orientiert.<br />

056 ORDENTLICHE AUSBILDUNG<br />

Drei Bundesheer-Lehrlinge<br />

über ihre ganz individuellen<br />

Karrierewege in der Armee.<br />

060 SPANNENDER ALLTAG<br />

Wir haben den angehenden<br />

Luftfahrzeugtechiker Patrick<br />

Wankmüller in Zeltweg besucht.<br />

062 MUSEUMSRUNDGANG<br />

M. Christian Ortner, Direktor des<br />

Heeresgeschichtlichen Museums,<br />

führt uns exklusiv durch die<br />

Saalgruppe „Erster Weltkrieg“.<br />

066 SCHLUSSPUNKT<br />

Im Krieg gegen den Islamischen<br />

Staat scheint ein alter Feind zum<br />

neuen Freund zu werden. Rainer<br />

Sollich über die Annäherung des<br />

Westens an Baschar al-Assad.<br />

067 INFOGRAFIK<br />

Die Leistungsmerkmale der<br />

neuen Arbeits- und Transportboote<br />

des Bundesheeres.<br />

Klein, aber fein: Trotz ihrer kompakten Abmessungen sind die neuen<br />

067 Arbeits- und Transportboote des Bundesheeres überaus leistungsfähig.<br />

„Ich verstehe den Aufschrei<br />

in der Truppe gut. Die<br />

Situation ist aktuell in der<br />

Tat eine sehr ernste!“<br />

Verteidigungsminister Gerald Klug<br />

im Gespräch mit Militär Aktuell.<br />

<strong>03</strong>0<br />

010<br />

Dschihadisten<br />

im Vormarsch: Die arabische Welt kann der Terrororganisation<br />

Islamischer Staat (IS) kaum etwas entgegensetzen<br />

und droht sich weiter in der Gewaltspirale zu verfangen.<br />

014<br />

Angst vor Russland: Schweden stockt<br />

nach Russlands aggressivem Vorgehen<br />

in der Ukraine sein Militärbudget auf und<br />

erhöht seine Verteidigungsbereitschaft.<br />

M I L I T ä R A K T U E L L


0 0 6 P A N O R A M A<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


M O M E N T U M<br />

Unter Feuer<br />

Noch bis 2. November<br />

ist im Prunksaal der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

die ausstellung<br />

„an meine Völker! Der<br />

erste Weltkrieg 1914–<br />

1918“ zu sehen. kuratiert<br />

von Historiker manfried<br />

rauchensteiner, rufen<br />

rund 250 exponate das<br />

millionenfache Sterben<br />

an der Front, das entbehrungsreiche<br />

leben in der<br />

Heimat und das langsame<br />

auseinanderbrechen<br />

des Vielvölkerstaats<br />

Österreich-ungarn in<br />

erinnerung. Zu sehen<br />

sind dabei auch kinderzeichnungen<br />

wie dieses<br />

1916 in Graz entstandene<br />

Werk, das den Beschuss<br />

durch ein österreichisches<br />

kriegsschiff zeigt.<br />

FOTO : Ö ST E R R E I C H I S C H E N AT I O N A L B I B L I OT H E K<br />

m i l i t ä r a k t u e l l


0 0 8 W E L T & S T R A T E g I E<br />

ISRAEL:<br />

KRIEG ZAHLT SICH<br />

NICHT<br />

AUS<br />

Der Krieg gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas<br />

wirkt sich auf viele Bereiche der israelischen Wirtschaft nicht<br />

gerade belebend aus. Während zwar die Rüstungsindustrie von den<br />

Kämpfen profitiert (siehe Bericht auf Seite 24), leiden darunter viele<br />

andere Sparten – allen voran der Tourismus. Aktuellen Zahlen<br />

zufolge dürften die Tourismuseinnahmen im laufenden Jahr<br />

infolge der Kämpfe um 3,2 Prozent unter denen von 2013 liegen,<br />

was das Wirtschaftswachstum auf zwei Prozent und damit den<br />

niedrigsten Wert seit der Wirtschaftskrise 2009 drücke.<br />

IM FOKUS<br />

STREITKRÄFTE<br />

POLENS<br />

IM ÜBERBLICK<br />

96.000<br />

Soldaten<br />

901<br />

Kampfpanzer<br />

100<br />

Kampfflugzeuge<br />

POLEN<br />

Nachdem Russland im Konflikt um die Ostukraine<br />

Zähne gezeigt hat, geht in vielen osteuropäischen<br />

Ländern die Angst vor einer weiteren Eskalation um.<br />

So auch in Polen, das als Reaktion auf die jüngsten<br />

Entwicklungen eine Aufstockung seines Verteidigungshaushalts<br />

um 25 Prozent beschlossen hat. Demnach will<br />

Warschau im kommenden Jahr rund zehn Milliarden<br />

Euro in seine Streitkräfte investieren, im laufenden Jahr<br />

liegt das Budget noch bei acht Milliarden Euro. „Unsere<br />

Armee kauft Waffen wie noch nie“, jubilierte die polnische Newsweek nach Bekanntwerden der Budgetaufstockung.<br />

Für Jubel im Land sorgte auch der NATO-Beschluss einer 3.000 bis 5.000 Mann starken<br />

schnellen Eingreiftruppe, deren Führung in Polen stationiert werden soll. „Damit beginnt die <strong>militär</strong>ische<br />

Verstärkung unseres Gebiets“, war auch der polnische Außenminister Radek Sikorski zufrieden.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


W E LT G E S C H E H E N<br />

BASTELT DIE TÜRKEI AN DER ATOMBOMBE?<br />

vor einigen Wochen wurde bekannt, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst<br />

(kurz BND) die türkei ausspionierte. Die aufregung war groß, tat sich Deutschland<br />

doch als einer der größten Kritiker der Nsa-machenschaften hervor, während<br />

man selbst ähnlich agierte. Im Zuge der aufregung gingen in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung die Gründe für die Bespitzelung ein wenig unter. Wollte man<br />

Informationen über militante Kurden gewinnen? oder islamistische Kämpfer<br />

ausspähen, die auf dem Weg nach syrien waren? In Wahrheit könnte es um ein<br />

noch weit brisanteres thema<br />

gegangenen sein; bei westlichen<br />

Geheimdiensten mehren<br />

sich nämlich anzeichen dafür,<br />

dass der türkische präsident<br />

recep tayyip erdoğan sein<br />

Land atomar aufrüsten will. Zu<br />

diesem Gerücht passt eine<br />

aufforderung erdoğans aus<br />

dem Jahr 2011, wonach die<br />

türkische rüstungsindustrie<br />

rasch Langstreckenraketen<br />

entwickeln soll.<br />

TOP 3<br />

DIE GRÖSSTEN<br />

WAFFENIMPORTEURE<br />

1 Kein Land der Welt investierte in den<br />

vergangenen Jahren mehr Geld für<br />

Waffen aus dem ausland als Indien.<br />

Laut dem stockholm International<br />

peace research Institute ließ sich der<br />

subkontinent den ankauf <strong>militär</strong>ischer<br />

Güter zwischen 2009 und 2013 satte<br />

14,5 milliarden euro kosten – 14 prozent<br />

aller Waffenimporte weltweit.<br />

2 mit respektabstand dahinter folgt<br />

China mit einem Importvolumen von<br />

insgesamt 5,1 milliarden euro.<br />

3 platz drei in dieser rangliste geht an<br />

Indiens erzfeind pakistan. Das Land gab<br />

zwischen 2009 und 2013 insgesamt fünf<br />

milliarden euro für Waffenkäufe aus.<br />

US-GEHEIMDIENST WARNT:<br />

KHORASAN NOCH SCHLIMMER ALS IS<br />

Im Jänner sprach James Clapper eine erste Warnung aus: Laut dem obersten<br />

Geheimdienstkoordinator der USA haben in Syrien einstige al-Qaida-<br />

Kader eine neue Terrororganisation gegründet, um Anschläge im Westen<br />

zu verüben. Im Laufe der Monate wurden die Warnungen eindringlicher,<br />

und mittlerweile ist auch der Name der neuen Gruppe bekannt, die sich<br />

nach der historischen Region Khorasan benannt hat und es in erster Linie<br />

auf medienwirksame Anschläge<br />

wie 9/11 (Bild) abgesehen<br />

haben dürfte. Laut<br />

Clapper wolle Khorasan<br />

speziell Flugzeuge und die<br />

Luftfahrt ins Visier nehmen.<br />

Um das zu vermeiden,<br />

haben die USA bei ihrer<br />

Luftoffensive gegen den IS<br />

auch Ziele der Terrorgruppe<br />

ins Visier genommen.<br />

„Die Austrocknung des<br />

Tschadsees destabilisiert<br />

die gesamte Region.“<br />

Ulrich Ladurner<br />

In seinem Blog auf der Website der Wochenzeitung Zeit gibt<br />

Journalist Ulrich Ladurner unregelmäßig Einblicke in globale<br />

Konfliktherde. Jüngst widmete sich Ladurner dem austrocknenden<br />

Tschadsee und dessen Auswirkung auf die Terrorgruppe Boko Haram. Laut Ladurner<br />

würde die im Nordosten Nigerias entstandene Organisation vor allem dadurch befeuert,<br />

dass die Wasseroberfläche des einst 25.000 Quadratmeter großen Gewässers immer<br />

weitere zurückgehe und damit viele Menschen in der Region perspektivlos zurücklasse.<br />

Diese Leute würden sich dann vermehrt Boko Haram anschließen, was mittlerweile<br />

nicht nur Nigeria, sondern auch viele andere Länder der Region destabilisiere.<br />

Foto s : G e t t y I m aG e s , 1 2 3 r F, p r I vat<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />

IS<br />

ISLAMISTISCHE<br />

BEDROHUNG<br />

In den vergangenen Monaten<br />

überraschte der Islamische Staat<br />

(IS) mit Geschwindigkeit, Effizienz<br />

und unglaublicher Brutalität<br />

Weltöffentlichkeit wie Experten<br />

gleichermaßen. Wie konnte die<br />

Terrororganisation derart<br />

erfolgreich sein? Und was<br />

macht den Islamischen<br />

Staat so speziell?<br />

Text: LUKAS WANK<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I S L A M I S C H E R S T A A T<br />

FOTO : G E T T Y I M AG E S<br />

D<br />

ie Meldung kam unerwartet.<br />

Nach einer<br />

Blitzoffensive im<br />

Irak, die auf eine lange<br />

Tätigkeit im Untergrund<br />

folgte und<br />

die strategische Tiefe Syriens ausnutzte,<br />

rief der Islamische Staat im Irak und<br />

Großsyrien (ISIS) zu Beginn des Ramadan<br />

am 29. Juni ein Kalifat aus. Die<br />

Städte Mossul und Tikrit wurden eingenommen,<br />

Banken geplündert, zurückgelassene<br />

Ausrüstung der Irakischen<br />

Armee (IA) beschlagnahmt, Infrastruktur<br />

und Erdölfelder übernommen.<br />

Im Zuge dessen macht sich der<br />

Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zum<br />

„Imam und Kalif für die Muslime überall“.<br />

Zugleich benannte die Organisation<br />

sich von ISIS in Islamischer Staat<br />

(IS) um. Al-Baghdadi nennt sich seitdem<br />

selbst Kalif Ibrahim und fordert<br />

alle Muslime zur Gefolgschaft und Unterstützung<br />

auf. Alle anderen Emirate,<br />

Organisationen und Staaten verlieren<br />

mit der Ausdehnung des Kalifates auf<br />

ihr Gebiet ihre Legitimation, so die offizielle<br />

Linie des IS.<br />

Auf einer vom IS veröffentlichten Karte<br />

(siehe nächste Seite) wurden die endgültigen<br />

Grenzen des Kalifats festgelegt:<br />

das Gebiet erstreckt sich von Spanien<br />

und Portugal über Serbien, Kroatien<br />

und Ungarn bis hinüber nach Indien.<br />

Die Hälfte Afrikas, Indonesiens<br />

und Sibiriens sind laut dieser Karte<br />

auch Teil des Kalifats. Zurzeit kontrolliert<br />

der IS jedoch erst einen großen<br />

Teil des östlichen Syriens sowie des<br />

nordwestlichen Iraks. Die Größe des IS<br />

ist damit grob mit jener Ungarns vergleichbar.<br />

Der IS begründet sein Vorgehen<br />

auch damit, dass sie die Grenzen<br />

des Sykes-Picot-Abkommens von 1916<br />

durchbrechen wollen. Dieses Abkommen<br />

war ein heimlich ausgehandelter<br />

Pakt zwischen Großbritannien und<br />

Frankreich, in dem deren koloniale Interessensgebiete<br />

in der Levante bereits<br />

vor dem Ende des Ersten Weltkriegs<br />

festgelegt wurden. Die damals entstandene<br />

Grenze zwischen Syrien und dem<br />

Irak wurde teilweise durch den IS „aufgehoben“,<br />

indem Grenzposten nach ihrer<br />

Übernahme durch den IS schlichtweg<br />

gesprengt wurden. Seine Wurzeln<br />

hat der IS im irakischen Widerstand,<br />

wo zunächst eine Gruppe unter dem<br />

Namen al-Qaida im Irak (AQI) bekannt<br />

wurde. Im Chaos des Syrien-<br />

Krieges wurde AQI 2013 gemeinsam<br />

mit einem syrischen AQI-<br />

Ableger schlussendlich zum ISIS<br />

und zerstritt sich kurz darauf<br />

schließlich mit der al-Qaida-Führung.<br />

Geprägt von dieser Genese stellt<br />

der IS ein bislang unbekanntes <strong>militär</strong>isches<br />

Hybridkonzept dar. Der <strong>militär</strong>ische<br />

Arm des IS hat drei wesentliche<br />

Komponenten, von denen jeder eigene<br />

Aspekte in die Kampfführung überträgt:<br />

konventionelle Kriegsführung<br />

und Stabsarbeit durch sunnitische Offiziere<br />

der alten irakischen Armee unter<br />

Saddam Hussein, Guerilla-Kriegsführung<br />

und terroristische Elemente. Letztere<br />

zwei Elemente zählen zu den charakteristischen<br />

Komponenten dschihadistischer<br />

Gruppen. Wesentlich dabei<br />

ist das Element „Stabsarbeit“, die es<br />

Gruppen, die unter dem Schirm des IS<br />

antreten, erlaubt, komplexe Manöver<br />

koordiniert durchzuführen.<br />

Die diesem Hybridmodell zugrunde<br />

liegenden Allianzen stehen aber auf<br />

einem wackeligen Fundament. Erstens<br />

bauen sie auf stetigen <strong>militär</strong>ischen Zugewinnen<br />

auf, auf denen der Führungsanspruch<br />

des IS unter Teilen der Sunniten<br />

ruht. Diese Zugewinne sind aber<br />

nur möglich, solange reguläre Sicherheitskräfte<br />

keinen maßgeblichen Widerstand<br />

leisten. So beruht der Erfolg<br />

des IS zweitens auf dem Versagen der<br />

staatlichen Sicherheitsapparate in Syrien<br />

und im Irak. Demzufolge stützt<br />

sich das Kalifat – wenn auch nicht<br />

gänzlich, so zumindest zu großen Teilen<br />

– auf <strong>militär</strong>ische Überlegenheit.<br />

Die (<strong>militär</strong>isch gerahmte) ideologische<br />

Komponente der Machtbasis des IS<br />

stellt historisch gesehen keinen Sonderfall<br />

dar, jedoch ist sie der westlichen<br />

Welt nach zwei Jahrhunderten Moderne<br />

fremd, so ein Kommentator in der<br />

deutschen Zeitung Welt: „Es geht um<br />

Massenhypnose, um etwas gänzlich<br />

anderes als Vernunft. Die Ereignisse<br />

um den IS ähneln dabei einer Geschichtslektion.<br />

Die Welt, die der IS<br />

entstehen lässt, muss eine der permanenten<br />

Verzückung sein“, sonst zerbröselt<br />

das Kalifat gleich schnell, wie es<br />

entstanden ist.<br />

Zu den staatlichen Sicherheitskräften<br />

des Irak muss erwähnt werden, dass<br />

ihre gängige Darstellung in den Medien<br />

als „von den USA hochgerüstete und<br />

top-ausgebildete Armee“ die Realität<br />

größtenteils nicht widerspiegelt. Die<br />

US-Truppen haben im Zuge ihres<br />

Abzugs aus dem Irak der IA zwar viel<br />

Ausrüstung überlassen und zahlreiche<br />

Soldaten ausgebildet, Schlagkraft und<br />

Zusammenhalt konnten dadurch aber<br />

nicht etabliert werden. Wird also berichtet,<br />

dass IS-Kämpfer die IA geradezu<br />

hinwegfegten, wird dabei übersehen,<br />

dass die meisten irakischen Soldaten in<br />

einer fremden, vom US-Militär geprägten<br />

Struktur organisiert wurden, in der<br />

nur wenige davon je Einsatzerfahrung<br />

sammeln konnten. Die Darstellung, dass<br />

Anfang Juli an die 30.000 Soldaten der<br />

IA aus der nordirakischen Stadt Mossul<br />

(von welcher die IS-Kämpfer ihre Offensive<br />

starteten) flohen, muss demnach<br />

kritisch beurteilt werden. Da Vorläuferorganisationen<br />

des IS wesentliche Ämter<br />

in Politik und Wirtschaft seit 2013<br />

in der Stadt übernahmen oder „kauften“,<br />

ist es wahrscheinlicher, dass auch<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />

WUNSCHVORSTELLUNG<br />

Auf dieser Karte sind große<br />

Gebiete zu sehen, die der<br />

Islamische Staat (IS) für<br />

sich beansprucht. Auch<br />

Österreich, Spanien und<br />

Portugal gehören dazu.<br />

die zentralen Kommandanten der<br />

IA-Truppen in Mossul korrumpiert<br />

wurden.<br />

Unterm Strich stellen die Neuartigkeit<br />

und die Wucht des blitzschnellen Vorankommens<br />

des IS eine Gefahr für die<br />

ohnehin auf wackeligem Fundament<br />

stehenden sicherheitspolitischen Herausforderungen<br />

der Region dar. Bestes<br />

Beispiel dafür sind die Wellen, die<br />

der IS-Vormarsch in den kurdischen<br />

Gebieten Syriens in Richtung Türkei<br />

schlägt. Dass der IS obendrein eine<br />

starke Anziehungskraft für potenzielle<br />

Kämpfer auf der ganzen Welt – nicht<br />

nur in der Region – hat, die sich ihm<br />

in großer Zahl anschließen, kratzt am<br />

gesellschaftlichen Gefüge westlicher<br />

Staaten. Die Rekrutierung von Kämpfern<br />

im öffentlichen wie im virtuellen<br />

Raum wird von massiver Propaganda<br />

begleitet, die Sicherheitsdienste in<br />

Europa und anderswo auf den Plan<br />

ruft. Zudem ist bisher nur wenig über<br />

die internen Strukturen und die Hierarchien<br />

des IS bekannt, weshalb der Umgang<br />

mit den durch ihn hervorgebrachten<br />

Herausforderungen und Problemen<br />

vor Ort wie in den Herkunftsländern<br />

der Kämpfer von Ad-hoc-Maßnahmen<br />

geprägt ist. Es wird sich erst herausstellen,<br />

wie belastungsfähig der IS wirklich<br />

ist, wenn eine breite Opposition kontinuierlich<br />

Druck auf ihn ausübt. Bis dahin<br />

ist die Gefahr hoch, dass kurzfristig<br />

wirksame Maßnahmen (Luftschläge,<br />

Kriminalisierung von heimkehrenden<br />

Kämpfern, …) auf lange Sicht mehr<br />

negative Auswirkungen haben, als<br />

positive Effekte erzielt werden können.<br />

Der Autor ist Leiter des<br />

Syrien-Analysezentrums am IFK.<br />

„Islamischer Staat oder Krieg gegen den Terror 2.0“<br />

Brigadier Walter<br />

Feichtinger ist seit<br />

2002 Leiter des Instituts<br />

für Friedenssicherung und<br />

Konfliktmanagement (IFK)<br />

an der Landesverteidigungsakademie.<br />

Die Hoffnungen, dass der Irak nach dem<br />

Abzug der US-Soldaten stabil bleibt und<br />

dass Syriens Präsident Baschar al-Assad<br />

durch eine wackelige Allianz oppositioneller<br />

Kräfte gestürzt werden kann, haben sich<br />

in Luft aufgelöst. Das halbherzige Engagement<br />

Europas, das verzweifelte Bemühen<br />

US-Präsident Obamas, sich aus dem Nahen<br />

und Mittleren Osten zurückzuziehen und<br />

das russische Festhalten am syrischen<br />

Präsidenten haben das Entstehen und<br />

den raschen Aufwuchs des Islamischen<br />

Staats gefördert.<br />

Viele „Gönner“ aus dem arabischen Raum<br />

haben über Jahre hinweg die sunnitischen<br />

Extremisten mit Geld, Waffen und Kämpfern<br />

unterstützt. Nunmehr müssen sie erkennen,<br />

dass sie über kurz oder lang selber in das Visier<br />

der Extremisten geraten könnten, weil<br />

sie in deren Augen nicht dem wahren Glauben<br />

folgen. Die USA wollen jetzt mit einer<br />

neu formierten Allianz, die sich vor allem auf<br />

Staaten der Region stützt, den Kampf gegen<br />

den IS aufnehmen – Global War on Terror<br />

Teil 2 sozusagen. Um erfolgreich zu sein,<br />

werden allerdings viele über den eigenen<br />

Schatten springen müssen. Dazu gehört<br />

eine pragmatische Einbeziehung des Assad-Regimes<br />

in diesen Kampf gegen den IS,<br />

eine politische Abstimmung mit Teheran<br />

und eine ernsthafte politische Auseinandersetzung<br />

mit den ursprünglich IS-freundlichen<br />

Katar und Saudi Arabien, dem NATO-<br />

Partner Türkei sowie den politischen Kräften<br />

im Irak inklusive Kurden.<br />

Je länger sich der IS behaupten kann, desto<br />

größer wird die Gefahr der Ausbreitung,<br />

der weltweiten Radikalisierung von Sympathisanten,<br />

von Terroranschlägen und einer<br />

dauerhaften Destabilisierung weiterer Staaten<br />

wie Libanon und Jordanien. Waffenlieferungen<br />

und Luftschläge werden nicht reichen,<br />

um die islamistischen Fanatiker<br />

zurückzudrängen oder gar zu vernichten.<br />

Über kurz oder lang werden daher auch<br />

wieder (westliche) Bodentruppen zur Diskussion<br />

stehen. Der gemeinsame Feind IS<br />

könnte aber auch zu einer starken internationalen<br />

Koalition über bisherige Schranken<br />

hinweg führen. Aus westlicher Perspektive<br />

wäre es dabei dringend erforderlich, eine<br />

zukunftstaugliche Gesamtstrategie gegenüber<br />

der gesamten Region und den politischen<br />

Akteuren zu entwickeln.<br />

FOTO S : N A D J A M E I ST E R , 1 2 3 R F<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


Eurofighter: Garant für Sicherheit und Verteidigung<br />

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0 1 4 W E L T & S T R A T E G I E<br />

SCHWEDEN<br />

RÜSTET AUF<br />

Russlands Vorgehen im Ukraine-Konflikt sorgt in ganz Europa für<br />

erhöhte Spannung. So auch in Schweden, das als Reaktion auf die<br />

aktuellen Ereignisse seinen Verteidigungshaushalt aufgestockt hat.<br />

Investiert wird vor allem in neue U-Boote, wie Autor Georg Mader bei<br />

einem Besuch bei der schwedischen Marine in Karlskrona herausfand.<br />

ohin steuert<br />

WRussland? Diese<br />

Frage treibt derzeit<br />

Staatschefs<br />

von Washington<br />

über Berlin bis<br />

London um. Eine klare Antwort kann<br />

aber weder da noch dort jemand geben<br />

– Wladimir Putin ist in den Augen<br />

westlicher Regierungschefs alles zuzutrauen.<br />

Und aus Kalkül oder Weltmachtsfantasien<br />

heraus unterstreicht<br />

der russische Präsident diese Einschätzung<br />

in regelmäßigen Abständen: Seine<br />

Truppen könnten in zwei Wochen<br />

in Kiew sein, so Putin Ende August.<br />

Mitte September verschärfte er in einem<br />

Gespräch mit dem ukrainischen<br />

Staatschef Petro Poroschenko seine<br />

Drohung und kündigte an, in nur zwei<br />

Tagen nicht nur Kiew, sondern auch<br />

Riga, Vilnius, Tallinn, Warschau oder<br />

Bukarest einnehmen zu können. Kein<br />

Wunder also, dass sich die dortigen<br />

Regierungen zunehmend Gedanken<br />

um ihre Sicherheit machen und eine<br />

Aufstockung ihres Verteidigungshaushalts<br />

diskutieren.<br />

Eine entsprechende Entscheidung bereits<br />

getroffen hat vor Monaten die<br />

schwedische Regierung mit einer Erhöhung<br />

des Wehrbudgets um jährlich<br />

U-BOOT-WAFFE Die Schiffe der Gotland-Klasse<br />

(großes Bild im Hafen von Karlskrona) werden aktuell<br />

modernisiert, Kommendörkapten Fredrik S. Lindén<br />

ist Chef der 1. U-Boot-Flottille.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


S C H W E D E N<br />

FOTO S : G E O R G M A D E R<br />

600 Millionen Euro (zuletzt lag der<br />

Etat laut SIPRI bei 5,<strong>03</strong> Milliarden<br />

Euro). Daran konnte auch ein zwischenzeitlicher<br />

Wechsel zu einer rotgrünen<br />

Minderheitsregierung nichts<br />

ändern. Im Gegenteil, die Grünen billigten<br />

im Gegenzug für die Einführung<br />

„humanitärer Visa“ für Flüchtlinge<br />

die Anschaffung von 60 Gripen-<br />

Kampfjets und zwei neuen U-Booten,<br />

mit denen Stockholm auf die neue Sicherheitslage<br />

regieren will. Und die ist<br />

mittlerweile allenthalben spürbar:<br />

Etwa durch die seit Monaten erhöhte<br />

Aktivität der russischen Balten-Flotte<br />

in Kaliningrad und Kronstadt. Oder<br />

durch die gestiegene Zahl russischer<br />

Schiffe und Flugzeuge vor den Küsten<br />

Finnlands und Polens. Auch die<br />

NATO-Luftraumüberwachung in<br />

Siauliai (Litauen) und Ämeri (Estland)<br />

meldete zuletzt mehr russische Flugzeuge,<br />

die – und das kommt verschärfend<br />

hinzu – meist ohne Transponder<br />

unterwegs sind, und die finnische<br />

Luftwaffe bestätigte jüngst gleich<br />

mehrere russische Luftraumverletzungen.<br />

Zu den aktuellen Sicherheitsbedenken<br />

trug auch ein Vorfall vom<br />

Karfreitag 2013 entscheidend bei, als<br />

russische Tu-22M-Bomber nachts<br />

vor der Küste Gotlands einen<br />

Marschflugkörperangriff auf Ziele um<br />

Stockholm übten. Als Reaktion darauf<br />

wurden mittlerweile Gripen-Jäger auf<br />

die östlich der Hauptstadt gelegene<br />

Insel verlegt, und auch sonst haben<br />

die schwedischen Streitkräfte viele<br />

neue Vorsichtsmaßnahmen und Vorkehrungen<br />

getroffen. Als verantwortlicher<br />

Taktik-Offizier weiß natürlich<br />

auch Kommendörkapten (Commander)<br />

Fredrik S. Lindén über all das Bescheid.<br />

Nur sagen darf oder möchte<br />

der Operations-Chef der 1. U-Boot-<br />

Flottille dazu nicht viel. Ein paar wesentliche<br />

Details konnten wir ihm bei<br />

einem Interview während unseres Besuchs<br />

bei der schwedischen Marine in<br />

Karlskrona dennoch entlocken.<br />

Welche Auswirkungen hat die aktuelle<br />

Situation in der Ukraine auf<br />

Schwedens Verteidigungspolitik?<br />

Wir nehmen nicht erst seit Beginn<br />

des Ukraine-Konflikts eine deutlich<br />

veränderte Situation in unserem littoralen<br />

Operationsgebiet (Anm.: Im<br />

Wesentlichen handelt es sich dabei<br />

um das Baltikum und die Ostsee)<br />

wahr. Als Folge davon gibt es nun<br />

wieder eine erfrischende mediale sowie<br />

politische Diskussion, um die zuletzt<br />

stets sinkenden Verteidigungsausgaben<br />

und um eine Wiederaktivierung<br />

der Wehrpflicht. Im Unterschied<br />

zu noch vor fünf Jahren ist<br />

nun auch wieder eine offene Diskussion<br />

über einen NATO-Beitritt möglich.<br />

Und natürlich haben wir die<br />

Situation in der Marine und bei den<br />

U-Booten auch bereits auf die veränderte<br />

Sicherheitslage adaptiert.


0 1 6 W E L T & S T R A T E G I E<br />

INVESTITIONSPLÄNE Wegen der aggressiven Vorgangsweise Russlands in Osteuropa hat die schwedische Regierung eine Aufstockung des Verteidigungshaushalts<br />

beschlossen. Mit dem zusätzlichen Geld werden neben zwei U-Booten auch 60 Kampfflugzeuge vom Typ Saab Gripen-E angeschafft.<br />

Inwiefern reagiert?<br />

Unsere politische Führung legt sehr<br />

viel Wert auf das strategische Asset der<br />

U-Boote. Man hat daher auch – ohne<br />

als Soldat in industriepolitische Details<br />

zu gehen – alles unternommen, um<br />

unsere Werft (Anm.: KOCKUMS)<br />

heuer im April vom deutschen Eigner<br />

zurückzukaufen, damit Schweden wieder<br />

eigenständig modernste U-Boote<br />

bauen kann. Das hat aktuell oberste<br />

Priorität. Dabei sind vorerst zwei sogenannte<br />

A26 (Anm.: auch NGU genannt,<br />

Abkürzung für Nästa Generations<br />

Ubåt; nächste U-Boot-Generation)<br />

für uns geplant. Die werden aber erst<br />

nach 2020 in Dienst gestellt. Inzwischen<br />

werden unsere drei Gotland-<br />

Klasse-Boote aus den 1990er-Jahren<br />

modernisiert.<br />

Auch in anderen Streitkräften erfreuen<br />

sich nicht-atomare U-Boote<br />

wieder steigender Beliebtheit. Was<br />

ist dafür ausschlaggebend?<br />

U-Boote sind die einzige Waffe im<br />

Marinearsenal, die zwar taktisch ist,<br />

aber auch entscheidend strategisch<br />

wirken kann. Das liegt einerseits an<br />

ihrem Abschreckungspotenzial,<br />

andererseits aber auch an ihrem<br />

Potenzial als verdecktes Signal- und<br />

Kommunikations-Überwachungs- sowie<br />

Aufklärungsinstrument.<br />

Mit welcher Bewaffnung werden die<br />

Boote ausgestattet?<br />

Als Waffenträger kann man heute zwischen<br />

Langstrecken-Marschflugkörpern,<br />

Seezielflugkörpern gegen Schiffe<br />

oder – wie in unserem Fall – schweren<br />

drahtgelenkten Torpedos wählen. Ich<br />

werde Ihnen nichts zu deren Reichweite<br />

sagen, nur so viel: Sie können leicht<br />

eine halbe Stunde unterwegs sein. Es<br />

gibt zudem leichte und wendige Torpedos<br />

für den Einsatz gegen andere<br />

U-Boote. Unabhängig von der Bewaffnung<br />

sollen moderne U-Boote heute<br />

immer weniger autonom und isoliert<br />

wirken, sondern vermehrt als Teil eines<br />

Datenlink-Bildes und -Netzwerks.<br />

Man muss den Einsatz von U-Booten<br />

daher heute völlig neu andenken.<br />

Aber ein U-Boot zeichnet sich doch<br />

durch seine „Unsichtbarkeit“ aus?<br />

Durch die Kommunikation mit<br />

anderen, eigenen Kräften in einem<br />

Datenlink-Verbund steigt doch die<br />

Gefahr, entdeckt zu werden?<br />

Exakt, und das ist auch die große Herausforderung.<br />

Ziel muss es sein, ein<br />

Lagebild weiterzugeben und trotzdem<br />

unentdeckt zu bleiben. Und dabei geht<br />

es um das aktive Einbringen von Erkenntnissen<br />

ebenso wie um das Empfangen<br />

von Informationen. Moderne<br />

Boote verfügen über entsprechende<br />

Mittel, etwa in Form von modularen<br />

Aufsätzen auf den Masten oder konformen<br />

Sensoren.<br />

Bleibt das Problem, dass U-Boote –<br />

zumindest laut den Aussagen der<br />

Crews von U-Bootabwehr-Hubschraubern<br />

und Marinepatrouillenflugzeugen<br />

– gegen heutige Ortungs-<br />

FOTO S : G E O R G M A D E R<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


S C H W E D E N<br />

mittel und die stetig steigende<br />

Signalverarbeitung kaum<br />

noch eine Chance hätten?<br />

Das gibt es viele Variablen,<br />

so generell lässt sich das<br />

nicht sagen. In unserem sogenannten<br />

„brown water“-<br />

Umfeld hier in der Ostsee<br />

sind die Voraussetzungen<br />

etwa ganz andere als im Ozean.<br />

Das haben wir 2006 deutlich<br />

gemerkt, als ich als<br />

Kommandant der HMS Gotland<br />

im Pazifik mit der US-<br />

Navy trainiert habe und US-<br />

Flugzeugträger ins Sehrohr<br />

bekam. Unabhängig davon sollte<br />

man natürlich nichts aus dem<br />

Wasser stecken, wenn ein Marinepatrouillenflugzeug<br />

in der Nähe ist.<br />

Und mit den modernen Algorithmen<br />

der Signalverarbeitung und dem Millimeterwellen-Radar<br />

ist – seegangabhängig<br />

– auch der Mastkopf rasch<br />

erfasst. In so einem Fall ist Geduld<br />

eine Tugend.<br />

GEMEINSAME ÜBUNG Immer wieder übt die schwedische Marine auch gemeinsam mit den<br />

Streitkräften anderer Länder. Hier im Bild die HMS Gotland und im Hintergrund der US-Flugzeugträger<br />

USS Ronald Reagan 2007 in San Diego.<br />

Sie sitzen die Situation einfach aus?<br />

Genau. Wir können viel länger als<br />

ein Suchhubschrauber warten und<br />

das „Ping“ seines Tauchsonars können<br />

wir meilenweit hören. Je nach<br />

Salzgehalt und der Temperatur diverser<br />

Wasserschichten kann man sogar<br />

unter einem Sonar durchtauchen,<br />

ohne bemerkt zu werden. Auch in<br />

Küstengewässern tun sich die Suchenden<br />

schwer, weil dort meist viel<br />

Schiffsverkehr und damit auch Lärm<br />

ist. Außerdem kann auch die Topografie<br />

des Seebodens ein Schutzfaktor<br />

sein. In Summe geben wir uns daher<br />

ganz gute Chancen, schließlich bleibt<br />

auch bei uns die Technologie nicht<br />

stehen.<br />

Als entscheidend für das Comeback<br />

der diesel-elektrischen U-Boote gilt<br />

auch deren neuartiger Außenluft-unabhängiger<br />

Antrieb (AIP). Schweden<br />

setzt dabei auf den sogenannten<br />

Stirling-Motor, der Sauerstoff als<br />

Arbeitsgas braucht …<br />

… und damit unser operationelles<br />

Konzept geändert und zu einer revolutionären<br />

Erweiterung des Missionsprofiles<br />

geführt hat. Statt alle zwei bis<br />

drei Tage aufzutauchen, um aufzuladen,<br />

kann man nun Wochen tauchen,<br />

und das noch dazu sehr leise. Man ist<br />

jetzt eigentlich nur noch durch den<br />

Sauerstoffvorrat und die Menge der<br />

Verpflegung limitiert. Auch deshalb<br />

haben diese U-Boot-Typen in den<br />

vergangenen Jahren wieder extrem<br />

an Wert gewonnen.<br />

Das gilt für China, das mit entsprechenden<br />

Booten der Seeherrschaft<br />

der USA etwas entgegensetzen<br />

möchte, ebenso wie für die schwedische<br />

Marine, die sich damit vor allem<br />

gegen eine mögliche Aggression<br />

Russlands rüsten will. Auch wenn uns<br />

das Kommendörkapten Lindén bei<br />

unserem Besuch in Schweden so offen<br />

nicht bestätigen wollte.


0 1 8 A D V E R T O R I A L<br />

NEUE STRUKTUR<br />

FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Mit einem umfassenden Strukturpaket und klaren<br />

Schwerpunken in den Bereichen Infanterie, Spezialeinsatzkräfte,<br />

Pioniere und ABC-Abwehr spart das<br />

Bundesheer insgesamt 200 Millionen Euro pro Jahr.<br />

o kein Geld da<br />

W<br />

ist, kann man<br />

auch kein Geld<br />

ausgeben. Getreu<br />

dieser<br />

Volksweisheit<br />

passt das Bundesheer in den kommenden<br />

Jahren seine Struktur den<br />

geänderten Budgetbedingungen an.<br />

Anders als von vielen Seiten befürchtet,<br />

bedeutet das aber keinen<br />

Kahlschlag durch alle Institutionen<br />

und Einrichtungen, sondern eine<br />

Konzentration auf die „einsatzwahrscheinlichsten<br />

Aufgaben“, zu denen<br />

neben der Luftraumüberwachung<br />

beispielsweise auch die Abwehr von<br />

Bedrohungen aus dem Cyberspace,<br />

die Katastrophenhilfe, die Friedenssi-<br />

cherung im Ausland und die Sicherung<br />

kritischer Infrastruktur zählt.<br />

Kleine Standorte werden aufgelöst,<br />

Kompetenzen gebündelt und konzentriert,<br />

Waffensysteme in ihrem<br />

Umfang reduziert oder verwertet.<br />

Dabei kommt es aber nicht wie befürchtet<br />

zu einer Auflösung oder<br />

Stilllegung ganzer Waffengattungen;<br />

sondern das Bundesheer behält sich<br />

in allen Bereichen Kernkompetenzen,<br />

um im Bedarfsfall rasch neue Kapazitäten<br />

aufbauen zu können. Die Wehrdienstreform,<br />

die Auslandseinsätze<br />

und die Katastrophenhilfe sind unabhängig<br />

davon sichergestellt, zudem<br />

wird ein neues Kompetenzzentrum<br />

für Cyber Defense aufgebaut. Und<br />

auch für die Pionierbataillone und die<br />

ABC-Abwehrkompanien gibt es gute<br />

Nachrichten: Sie werden in den kommenden<br />

Jahren an Bedeutung gewinnen,<br />

verstärkt spezialisiert und mit<br />

modernem Gerät ausgerüstet. Darüber<br />

hinaus wird man sich auch verstärkt<br />

auf die Infanterie und Spezialeinsatzkräfte<br />

konzentrieren und die<br />

Bedeutung der Miliz stärken. Diese<br />

erhält einen verstärkten regionalen<br />

Bezug und einen klaren <strong>militär</strong>ischen<br />

Auftrag, bis 2018 sollen insgesamt<br />

zwölf Miliz-Kompanien neu aufgestellt<br />

werden. Mit den Einsparungen<br />

beim Personal (bis 2018 werden<br />

durch Pensionierungen, Reduktion<br />

von Aufnahmequoten und Personalfluktuation<br />

1.400 Posten eingespart)<br />

ergibt sich dadurch in Summe eine<br />

Kostenreduktion von 200 Millionen<br />

Euro pro Jahr. Darüber hinaus wären<br />

für die Anschaffung moderner Ausrüstung<br />

und Updates vorhandener<br />

Gerätschaften aber auch Sonderinvestitionen<br />

nötig.<br />

Zukunfts-Pläne Der Standort Güssing<br />

wird aufgewertet, das dort stationierte<br />

Jägerbataillon 19 personell aufgestockt und<br />

mit Mannschaftstransportpanzern verstärkt.<br />

m i l i t ä r a k t u e l l


E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />

DIE WICHTIGSTEN PUNKTE<br />

NEUE SCHWERGEWICHTE<br />

die Bereiche infanterie, spezialeinsatzkräfte, pioniere und<br />

aBc-abwehr werden aufgewertet.<br />

EINSPARUNGEN BEI KASERNEN<br />

Konzentration auf weniger standorte; insgesamt 13 kleine<br />

Kasernen und Garnisonen werden geschlossen.<br />

REDUKTION SCHWERER WAFFEN<br />

die anzahl der artilleriegeschütze, Kampfpanzer, Granatwerfer<br />

und panzerabwehrlenkwaffen wird deutlich reduziert.<br />

NEUORDNUNG VON VERBÄNDEN<br />

das panzerbataillon 33 in Zwölfaxing wird in ein Jägerbataillon<br />

umgewandelt. auch bei anderen einheiten gibt es umstrukturierungen.<br />

Aufwertung & Spezialisierung Im Zuge der Strukturreform<br />

steigt die Bedeutung der ABC-Abwehrkompanien und der<br />

Pionierbataillone. Sie verbleiben an ihren Standorten und<br />

werden weiter spezialisiert.<br />

PERSONALREDUKTION<br />

Bis 2018 wird der personalstand durch pensionierungen, reduktion<br />

von aufnahmequoten und personalfluktuation um 5,9 prozent<br />

auf 1.400 reduziert – Kündigungen wird es keine geben.<br />

AUFWERTUNG DER MILIZ<br />

die Miliz erhält mit dem schutz kritischer infrastruktur einen klaren<br />

<strong>militär</strong>ischen auftrag und einen verstärkten regionalen Bezug. insgesamt<br />

werden bis 2018 zwölf Milizkompanien neu aufgestellt.<br />

Foto s : H B F/ J u l i a n s c H a r p F, B u n d e s H e e r<br />

BILDUNGS-REFORM<br />

die Bildungseinrichtungen des Bundesheeres werden neu ausgerichtet,<br />

u. a. wird die offiziersausbildung an der theresianischen<br />

Militärakademie zusammengezogen.<br />

MEHR SPEZIALISIERUNG<br />

die drei pionierbataillone und die fünf aBc-abwehrkompanien<br />

werden spezialisiert und verstärkt auf „einsatzwahrscheinliche“<br />

aufgaben und inlandseinsätze ausgerichtet.<br />

www.bundesheer.at/strukturpaket<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 0 W e l t & s t r a t e g i e<br />

Steuern wir auf einen<br />

DRITTEN WELTKRIEG zu?<br />

Papst Franziskus sprach bei einer Messe auf dem Weltkriegsdenkmal<br />

Fogliano Redipuglia in Friaul kürzlich davon, dass zurzeit ein Dritter Weltkrieg<br />

mit verschiedenen parallel laufenden Konflikten im Gange sei. Übertreibt<br />

er damit, oder könnte es tatsächlich zu einem neuen Weltenbrand kommen?<br />

PRO<br />

HAN XUDONG<br />

ist Professor und<br />

Militärstratege an der<br />

PLA National Defense<br />

University der chinesischen<br />

Volksbefreiungsarmee.*<br />

KLAUS HEIDEGGER<br />

ist Vorsitzender der Kommission<br />

„Pazifismus und<br />

Antimilitarismus“ von Pax<br />

Christi Austria und veröffentlicht<br />

regelmäßig Essays<br />

zu Friedensfragen u. a. auf<br />

seinem Blog www.klausheidegger.blogspot.co.at.<br />

CONTRA<br />

in der menschheitsgeschichte kam es immer<br />

wieder zu größeren und kleineren kriegerischen<br />

auseinandersetzungen. in einer ersten großen<br />

Phase bekämpften sich nomadische und sesshafte<br />

gesellschaften, in einer zweiten Phase wurden<br />

Kämpfe vor allem zwischen den großen Kolonialmächten<br />

ausgefochten, und die dritte Phase ist<br />

durch die beiden Weltkriege gekennzeichnet.<br />

nun scheinen wir auf eine weitere, neue Phase<br />

und eine neue Form globaler Kriege zuzusteuern,<br />

bei denen vor allem um die vorherrschaft zu see,<br />

im internet und auch im Weltraum gekämpft werden<br />

wird, bei denen es aber auch vermehrt um globale<br />

machtansprüche und einfluss geht.<br />

ganz deutlich zeigt sich das aktuell gerade auch in<br />

der ukraine, wo sich immer mehr internationale<br />

beobachter besorgt darüber zeigen, dass sich die<br />

anhaltende rivalität zwischen den usa und russland<br />

zu einer direkten <strong>militär</strong>ischen auseinandersetzung<br />

entwickeln könnte. sollte das der Fall sein, würden<br />

sich die Kämpfe wohl sehr wahrscheinlich bald auch<br />

auf die übrige Welt ausdehnen und es könnte tatsächlich<br />

zu einem dritten Weltkrieg kommen. die<br />

Zahl der beteiligten länder wäre dann wohl beispiellos<br />

und der schlüssel zum erfolg würde ganz klar in<br />

moderner <strong>militär</strong>technologie liegen. auch deshalb<br />

ist es für China so wichtig, weiter in die Kampfkraft<br />

seiner see- und luftstreitkräfte zu investieren, um<br />

seine eigenen interessen durchsetzen zu könnnen.<br />

vom irak über syrien bis in die ukraine und den<br />

Kongo: die Welt ist im griff von Kriegsherren<br />

und Profiteuren des Krieges, die sich mit ihrem<br />

Hunger nach Öl und rohstoffen und ihren anteilen an<br />

den Kriegsindustrien die Hände blutig machen. sorgen<br />

macht dabei insbesondere der nahe osten, wo<br />

die türkei gerade eine bodenoffensive plant. sollte<br />

das land zuvor angegriffen werden, wäre die nato<br />

zur beistandspflicht aufgerufen und würden sich halb<br />

europa und nordamerika in einen Krieg verstricken.<br />

sind wir daher schon am rande eines dritten Weltkrieges<br />

angekommen, oder kann die summe der vielen<br />

brandherde als dritter Weltkrieg gezählt werden?<br />

nein, denn zugleich erheben sich überall mahnende<br />

stimmen. Waren über Jahrhunderte Päpste jene, die<br />

Kriege rechtfertigten oder gar zum Krieg aufriefen,<br />

so ist heute Papst Franziskus wider das Kriegsgeheul<br />

der generäle ein Fürsprecher all jener Kräfte, die<br />

Kriegslegitimationen ihren boden entziehen. interpretationen,<br />

die das oberhaupt der Katholiken zum befürworter<br />

der jüngsten <strong>militär</strong>schläge im nahen osten<br />

machten, sind falsch. der Papst selbst sagte klar, dass<br />

die Pflicht, den Jesiden und anderen minderheiten gegen<br />

den is zu helfen, nicht <strong>militär</strong>isch sein müsste.<br />

„ich spreche nicht von bomben oder Kriegführen!“<br />

Ähnlich haben sich weltweit fast alle islamischen instanzen<br />

gegen das Wüten der terrormiliz gewandt<br />

und sich klar gegen Kriege gestellt. das müsste doch<br />

genügen, um Kriege ins museum der geschichte zu<br />

verbannen, wo sie nie wieder ausgelassen werden.<br />

Foto s : b e i g e st e l lt, * Z u sa m m e n Fass u n g e i n e s Ko m m e n ta r s vo n H a n X u d o n g i n d e r G LO B A L T I M E S<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


P R E S S E S C H A U<br />

0 2 1<br />

SPR E NGK R A F T<br />

Auch wenn die Ukraine und der Islamische<br />

Staat sie etwas aus dem Fokus gedrängt haben:<br />

Die Senkaku-Inseln im Südchinesischen<br />

Meer sorgen immer noch für große Spannungen.<br />

FOTO S : G E T T Y I M AG E S , B E I G E ST E L LT<br />

hina und Japan werden<br />

so schnell wohl keine<br />

Freunde. Zu tief wirkt<br />

nach wie vor die Kluft<br />

der gemeinsamen kriegerische<br />

Vergangenheit<br />

und zu brisant entwickelt sich das<br />

Ringen um eine kleine Inselgruppe im<br />

Südchinesischen Meer: die Senkakus.<br />

Unter deren karger Oberfläche sollen<br />

zwar weit weniger Rohstoffe schlummern<br />

als ursprünglich angenommen,<br />

Machtdenken und das Fehlen jedweder<br />

Kompromissbereitschaft in Tokio wie<br />

in Peking halten den Konflikt trotzdem<br />

seit Jahren am Brodeln. Und das aktuell<br />

dramatischer denn je: Nach Angaben<br />

des japanischen Magazins The<br />

Diplomat sind bis Mitte September im<br />

laufenden Jahr bereits 207 chinesische<br />

Fischerboote in die Gewässer der zu<br />

Japan gehörenden Eilande eingedrungen.<br />

Vor zwei Jahren lag diese Zahl<br />

noch bei 39, im vergangenen Jahr war<br />

sie auf 88 gestiegen. Tokio vermutet<br />

Y-PUNKT (D)<br />

Am Cover lässt es Motörhead-<br />

Frontman Lemmy Kilmister<br />

krachen, im Heft geht es ruhiger<br />

zu. U. a. mit Berichten zur<br />

Lage im Südsudan und zu den<br />

Sparzwängen der US-Armee.<br />

www.y-punkt.de<br />

hinter dieser Hausse provokante<br />

Machtspielchen Chinas, in Peking<br />

sieht man das naturgemäß anders.<br />

Aber auch dort ist die Stimmung<br />

angespannt, erst recht, seit Anfang des<br />

Jahres der chinesische Botschafter in<br />

Island der Spionage für Japan überführt<br />

wurde. Ma Jisheng soll laut<br />

The Diplomat während seiner Zeit in<br />

QUERGELESEN<br />

Was schreiben andere Militärmagazine?<br />

TRUPPENDIENST (Ö)<br />

Die fünfte Ausgabe <strong>2014</strong><br />

steht ganz im Zeichen der<br />

Übung „Schutz <strong>2014</strong>“, die<br />

nach einem Hubschrauberabsturz<br />

abgebrochen werden<br />

musste. www.bmlvs.gv.at/<br />

truppendienst<br />

K-ISOM (D)<br />

Das Special Operations Magazine<br />

hat für die Coverstory<br />

seiner September/Oktober-<br />

Ausgabe die Scharfschützen<br />

der Luftlandebrigade 26 der<br />

Bundeswehr besucht.<br />

www.k-isom.com<br />

der Botschaft in Tokio Mitte der Nullerjahre<br />

den Japanern „allerlei brisante<br />

Dokumente“ zugespielt haben.<br />

Das anhaltende Säbelrasseln der beiden<br />

größten asiatischen Wirtschaftsmächte<br />

spiegelt sich auch in einer<br />

aktuellen Umfrage wieder: Derzufolge<br />

erwartet mehr als jeder zweite Chinese<br />

eine bevorstehende <strong>militär</strong>ische<br />

Auseinandersetzung mit Japan. Dort<br />

ist der Glaube daran geringer ausgeprägt,<br />

mit 29 Prozent aber immer<br />

noch beunruhigend hoch. Selbst das<br />

chinesische Staatsblatt China Daily<br />

spricht von einer „besorgniserregenden<br />

Entwicklung“ und apelliert an die<br />

Politiker, „ein Spitzentreffen abzuhalten,<br />

um die sich verschlechternden<br />

Beziehungen umzukehren“. Allerdings<br />

müsse „der erste Schritt von Japan<br />

kommen“. Dort würde man den<br />

Schritt aber gerne an China vorbei<br />

machen. Laut The Times of India bemühte<br />

sich Japan in den vergangenen<br />

Monaten vehement, gemeinsam mit<br />

Indien ein Gegengewicht zu China zu<br />

schaffen. Japan ist im Inselstreit also<br />

auf der Suche nach strategischen Partnern,<br />

Ministerpräsident Narendra<br />

Modi habe den Wünschen Japans laut<br />

The Times of India aber eine Absage<br />

erteilt. Er versuche nämlich seinerseits<br />

„zum beidseitigen Wohle“ eine Annäherung<br />

an China.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />

AMERIKAS UNHEILVOLLE<br />

NAHOST-BEZIEHUNG<br />

Die USA haben sich in den vergangenen mehr als 200 Jahren im Nahen Osten<br />

viele Freunde, aber noch mehr Feinde gemacht. Wie sie das geschafft haben?<br />

Der Graphic-Novel-Zweiteiler Die besten Feinde liefert darauf gleich mehrere<br />

Antworten. Eine Rezension. Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

D<br />

ie aktuellen Entwicklungen<br />

im Nahen<br />

Osten zeigen es ganz<br />

deutlich: Die USA<br />

haben in der Region<br />

massiv an Einfluss verloren.<br />

Zwar fühlen sich die Amerikaner<br />

zwischen Kairo, Bagdad, Beirut,<br />

Tel Aviv, Teheran und Ankara immer<br />

noch als machtpolitischer Hauptdarsteller,<br />

und beweisen sie wie aktuell<br />

mit den Militärschlägen gegen die<br />

Dschihadisten des Islamischen<br />

Staats (IS) auch vereinzelt Stärke,<br />

längst liegt das Heft des Handelns<br />

aber in anderen Händen. Und der<br />

Fokus der Amerikaner auf anderen<br />

Regionen: Auf dem pazifischen<br />

Raum beispielsweise. Oder neuerdings<br />

auch wieder auf Osteuropa.<br />

Macht wollen die USA da wie dort<br />

auch durch die Entsendung von<br />

Kriegsschiffen demonstrieren – ganz<br />

ZWEITEILER Die besten Feinde ist in zwei<br />

Bänden erschienen. Der erste Teil behandelt<br />

die Zeit von 1783 bis 1953, der zweite Teil<br />

den Zeitraum von 1953 bis 1984.<br />

Avant-Verlag, 2012 & <strong>2014</strong><br />

GELEBTE US-AUSSENPOLITIK Eine Seite aus dem zweiten Band von Die besten Feinde.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


U S - A U S S E N P O L I T I K<br />

KURZ & PRÄGNANT Die Graphic<br />

Novel erzählt mit klarer Bildsprache<br />

und auf das Wesentliche zugespitzten<br />

Texten die außenpolitischen Bemühungen<br />

der USA im Nahen Osten.<br />

so wie zu Beginn ihres Nahost-Engagements<br />

Ende des 18. Jahrhunderts,<br />

als die gerade entstandene amerikanische<br />

Nation gegen muslimische Piraten<br />

im Mittelmeer zu Wasser zog.<br />

Und ihre Kriegsziele nicht erreichte.<br />

Die Freibeuter trieben weiter ihr Unwesen<br />

und die gegen den Pascha von<br />

Tripolis entsandten Marinegeschwader<br />

mussten mit Verlusten an Schiffen<br />

und Mannschaften unverrichteter<br />

Dinge die Heimreise antreten.<br />

Der französische Historiker und Islamwissenschaftler<br />

Jean-Pierre Filiu<br />

zeichnet dieses anfängliche Scheitern<br />

amerikanischer Außenpolitik gleich<br />

zu Beginn des ersten Bands seiner<br />

zweiteiligen Graphic Novel Die besten<br />

Feinde (die Bilder dafür stammen<br />

vom französischen Comic-Star David<br />

B.) nach. In weiterer Folge aber auch,<br />

wie die USA später mit einer mehrgleisigen<br />

Strategie in ihrem Kampf<br />

gegen die Piraten durchschlagenden<br />

Erfolg haben und diesen Ansatz als<br />

Blaupause für ihr weiteres Handeln<br />

in der Region verstehen.<br />

sche Achse Mitte der 1980er-Jahre.<br />

In Summe sind die zwei Bände von<br />

Die besten Feinde damit „ein faszinierendes<br />

Panoptikum der von Machtinteressen<br />

und Missverständnissen<br />

geprägten Beziehung zwischen den<br />

USA und dem Nahen Osten“ wie das<br />

der Tagesspiegel in einer Rezension<br />

formulierte. Und wir wollen uns diesem<br />

Urteil gerne anschließen.<br />

IM FOKUS<br />

Neuerscheinungen am Buchmarkt<br />

FOTO S : DAV I D B . / AVA N T-V E R L AG , B E I G E ST E L LT<br />

Wechselnde Liaisonen und Bündnisse<br />

sind die Folge. Wer heute noch<br />

von den USA hofiert wird, kann<br />

schon morgen ihr größter Feind sein.<br />

Weil er wie der iranische Premierminister<br />

Mossadegh etwa Anfang der<br />

1950er-Jahre eine Verstaatlichung<br />

der Ölindustrie anregt (wir befinden<br />

uns mittlerweile im zweiten Band<br />

von Die besten Feinde) und damit die<br />

CIA auf den Plan ruft. Oder weil er<br />

zu stark mit traditionellen US-Rivalen<br />

anbandelt oder andere geostrategische<br />

Interessen der Amerikaner zu<br />

gefährden droht. Das Buch spannt<br />

mit pointiertern Worten und kreativer<br />

Bildsprache den Bogen dann gekonnt<br />

über den Sechs-Tage-Krieg<br />

zwischen Ägypten und Israel bis hin<br />

zur neueren Geschichte und dem<br />

US-Versuch einer Neuordnung der<br />

Region um eine israelisch-libanesi-<br />

KRIEG – MIT DEN<br />

ALLIIERTEN IN EUROPA<br />

Mit ihren eindrücklichen<br />

Reportagen und Fotografien<br />

aus den Kriegsjahren 1944 bis<br />

1945 gilt das einstige Supermodel<br />

Lee Miller heute als<br />

eine der begnadetsten Kriegsreporterinnen<br />

der Geschichte.<br />

Und die Gestaltung dieses<br />

tollen Bands wird diesem Ruf<br />

mehr als nur gerecht. Lee<br />

Miller, Edition Tiamat, 2013<br />

TARGETS<br />

Wie sehen die Schießziele in<br />

verschiedenen Streitkräften<br />

aus? Herlinde Koelbl gibt in<br />

ihrem Bildband rund 200<br />

Antworten auf diese Frage.<br />

So viele Fotos hat sie nämlich<br />

auf <strong>militär</strong>ischen Ausbildungsplätzen<br />

in knapp 30 Ländern<br />

weltweit gesammelt und dabei<br />

auch so manche Kuriosität<br />

entdeckt. Herlinde Koelbl,<br />

Prestel Verlag, <strong>2014</strong><br />

MODERN ISRAELI<br />

AIR POWER<br />

Die israelische Luftwaffe ist<br />

aufgrund des aktuellen Gaza-<br />

Konflikts derzeit in aller Munde.<br />

Dieses – auf Englisch verfügbare<br />

– Buch zeigt, wie sie<br />

aktuell im Detail aufgebaut ist<br />

und auf welche Flugzeugund<br />

Hubschraubertypen sie<br />

setzt. Thomas Newdick &<br />

Ofer Zidon, Harpia Publishing,<br />

2013<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 4 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

MADE IN I SR A E L<br />

Mit dem Etikett „kampf -<br />

erprobt“ werben israelische<br />

Waffenschmieden<br />

weltweit um Kundschaft.<br />

Durchaus erfolgreich, wie<br />

die vergangenen Jahre<br />

zeigen. Und so ist für Israel<br />

der Gaza-Krieg auch<br />

zu einem lukrativen<br />

Geschäft geworden.<br />

SCHWEDEN<br />

Das skandinavische Land hat<br />

kürzlich seinen Verteidigungshaushalt<br />

deutlich aufgestockt<br />

(siehe auch Seite 14). Schon<br />

davor wurde die Anschaffung<br />

von drei Leguan Brückenlegern<br />

auf Leopard 2-Fahrgestellen<br />

beschlossen, die von<br />

Krauss-Maffei Wegmann<br />

geliefert werden. Auftrags -<br />

volumen: 34 Millionen Euro.<br />

www.kmweg.de<br />

ürzlich sorgte ein<br />

K<br />

Video der israelischen<br />

Streitkräfte auf<br />

YouTube für Aufsehen.<br />

Unterlegt mit<br />

drängenden Elektrobeats<br />

waren darauf im schnellen<br />

Wechsel Bilder tödlicher Angriffe<br />

auf Stellungen und Einheiten der<br />

Hamas im Gazastreifen zu sehen.<br />

So verstörend die Aufmachung, so<br />

klar war die Botschaft: Seht her, wir<br />

verfügen über eine der schlagkräftigsten<br />

Streitkräfte der Welt und<br />

können jederzeit und schnell mit<br />

beispielloser Präzision gegen unsere<br />

Feinde vorgehen. Ein ähnliches Bild<br />

versucht seit Jahren auch die israelische<br />

Waffenindustrie zu vermitteln,<br />

wenn sie auf Rüstungsmessen, bei<br />

Präsentationen und im direkten<br />

Gespräch mit Generälen ihre Leistungsfähigkeit<br />

anpreist. Und die ist<br />

durchaus bemerkenswert: Angetrieben<br />

von den immer neuen Wünschen<br />

der israelischen Militärs und<br />

IM FOKUS<br />

Militärische Beschaffungen weltweit<br />

USA<br />

Die US Navy hat beim<br />

Rüstungskonzern Northrop<br />

Grumman um rund 3 Milliarden<br />

Euro 25 neue Aufklärungsflugzeuge<br />

vom Typ E-2D<br />

Advanced Hawkeye bestellt.<br />

Dabei handelt es sich um die<br />

vierte und umfassend modernisierte<br />

(u. a. neuer Turboprop-Antrieb<br />

und neues<br />

360°-Radar) Version des Jets.<br />

www.northropgrumman.com<br />

KANADA<br />

Satte 1,3 Milliarden Euro (und<br />

weitere 4 Milliarden Euro für<br />

den Long-Term in-Service<br />

Support) lässt sich Kanada die<br />

Anschaffung von insgesamt<br />

28 Sikorsky CH-148 Cyclone<br />

kosten. Die Hubschrauber<br />

sollen ab dem kommenden<br />

Jahr ausgeliefert werden und<br />

die aktuelle Sikorsky Sea King-<br />

Flotte ersetzen.<br />

www.sikorsky.com<br />

eng verzahnt mit den überdurchschnittlichen<br />

Forschungskapazitäten<br />

des Landes wurden zwischen Tel<br />

Aviv und Haifa in den vergangenen<br />

Jahren Hightech-Waffen wie die<br />

Kampfroboter Guardium und<br />

Avantguard, das Scharfschützen -<br />

gewehr Dan, die Drohnen Harop<br />

und Heron, die Kampfpanzerserie<br />

Merkava oder das Raketen-Abwehrsystem<br />

Iron Dome (siehe Bild oben)<br />

entwickelt. In Zusammenarbeit mit<br />

den israelischen Streitkräften wurden<br />

diese Produkte anschließend<br />

perfektioniert und auf ihre Praxistauglichkeit<br />

getestet.<br />

Und genau das macht die israelischen<br />

Produkte für potenzielle Kunden vor<br />

allem in Asien und Afrika auch so<br />

interessant: Was könnte die Zuverlässigkeit<br />

eines Waffensystems schließlich<br />

besser unterstreichen als direkte<br />

Kampfeinsätze? Kein Wunder also,<br />

dass sich Generäle weltweit „Made in<br />

Israel“ und das Mascherl „kampferprobt“<br />

einiges kosten lassen. Laut<br />

dem britischen Militärfachverlag<br />

Jane’s ist Israel in den vergangenen<br />

Jahren zum sechstgrößten Waffenexporteur<br />

der Welt aufgestiegen und<br />

hat im Jahr 2012 Waffensysteme im<br />

Wert von rund zwei Milliarden Euro<br />

exportiert. Seitdem dürfte das Auslandsgeschäft<br />

nochmals deutlich<br />

Fahrt aufgenommen haben. In Folge<br />

der jüngsten Kämpfe in und um den<br />

Gazastreifen ist schon bald von einem<br />

neuen Exportrekord israelischer<br />

Waffensysteme auszugehen.<br />

FOTO S : G E T T Y I M AG E S , R C A F, K M W, B E I G E ST E L LT<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


R Ü S T U N G S N E W S<br />

SPEZIALUHREN<br />

SPEZIALEINHEITEN<br />

KHS Tactical Watches<br />

hat sich mit Militär- und<br />

Einsatzuhren global<br />

einen Namen gemacht.<br />

Wir haben mit Marketingleiter<br />

Frank Klatt<br />

über diese Entwicklung,<br />

das weitere Produktportfolio<br />

und geplante<br />

Innovationen gesprochen.<br />

FOTO S : K H S TAC T I C A L WATC H E S<br />

Wie kam es, dass<br />

KHS heute Militär -<br />

uhren entwickelt<br />

und produziert?<br />

Die Wurzeln der<br />

Marke KHS liegen<br />

in der Weiterentwicklung der legendären<br />

Militäruhr Navigator P6500 zur<br />

KHS Navigator MKII. Dies geschah damals<br />

in Zusammenarbeit mit Spezialeinheiten<br />

aus verschiedenen behördlichen<br />

Bereichen. Danach entwickelten wir,<br />

stets in Zusammenarbeit mit Angehörigen<br />

aus diversen Spezialeinheiten, weitere<br />

Swiss-Made-Premium-Einsatzuhren<br />

wie die Missiontimer und die Platoon,<br />

welche schnell eine große Beliebtheit erlangten<br />

und mittlerweile in vielen Varianten,<br />

beispielsweise als Chronograph<br />

und Automatikuhr, erhältlich sind.<br />

Wie groß ist die entsprechende<br />

Produktbandbreite?<br />

Unser Portfolio umfasst heute eine große<br />

Auswahl an Militär- und Einsatzuhren<br />

vom Einstiegs- bis zum Highendbereich.<br />

Daneben haben wir im Sortiment<br />

aber auch zahlreiche andere Produkte<br />

wie etwa Patches oder taktische Kappen.<br />

Letztere können durch die Erweiterung<br />

mit Nackenschutz oder Moskitonetz<br />

ganz den individuellen Bedürfnissen angepasst<br />

werden. Sehr beliebt sind auch<br />

unsere Ringe aus Wolframcarbid. Dieses<br />

extrem harte Marterial kommt in der<br />

modernen Militärtechnologie vorrangig<br />

als Kernmaterial panzerbrechender Geschoße<br />

oder als Neutronenreflektoren in<br />

Kernwaffen zum Einsatz.<br />

Sie sagten zuvor, KHS Produkte werden<br />

gemeinsam mit Spezialeinheiten<br />

entwickelt. Kommen die entsprechenden<br />

Produkte dann auch dort und in<br />

Streitkräften zum Einsatz?<br />

Natürlich, KHS Produkte werden weltweit<br />

von vielen Streitkräften und <strong>militär</strong>ischen<br />

sowie polizeilichen Spezialeinsatzkräften<br />

verwendet. Das ist ganz klar<br />

unser Hauptabsatzmarkt und in diesem<br />

Bereich sind wir auch auf allen Kontinenten<br />

vertreten. In der Regel werden<br />

wir aber dazu verpflichtet, unsere Kunden<br />

nicht zu benennen. Das liegt auch<br />

daran, dass teilweise Spezialanfertigungen<br />

im Spiel sind, welche im regulären<br />

Handel nicht erhältlich sind und über<br />

die wir auch in Interviews nicht öffentlich<br />

sprechen dürfen.<br />

Was ist dabei das Alleinstellungsmerkmal<br />

von KHS? Wieso setzen<br />

Streitkräfte auf Ihre Produkte?<br />

Das ist sicherlich die Kombination aus<br />

Zuverlässigkeit und Zweckdienlichkeit.<br />

Unser Anspruch ist es, stets ein gut<br />

durchdachtes Produkt zu entwickeln.<br />

Dass uns das gelingt, zeigt neben der<br />

großen Akzeptanz unserer Produkte vor<br />

allem das positive Kunden-Feedback.<br />

Wir haben uns damit in Summe ein sehr<br />

hohes Ansehen erarbeitet.<br />

Klingt ganz so, als wäre bei KHS alles<br />

eitel Wonne. Wie soll vor diesem Hintergrund<br />

die weitere Entwicklung<br />

ausschauen? Was ist für die Zukunft<br />

geplant?<br />

Wir haben aktuell einige innovative Produkte<br />

in der Entwicklung, die wir bis<br />

Mitte 2015 auf den Markt bringen werden<br />

und mit denen wir uns langfristig<br />

etwas breiter aufstellen wollen. Unabhängig<br />

davon sind wir aber auch im laufenden<br />

Jahr schon eine starke Innovationsschiene<br />

gefahren und haben unserem<br />

Modell Sentinel DC mit der Sentinel<br />

A etwa eine Variante mit analoger<br />

Zeitanzeige zur Seite gestellt. Ebenfalls<br />

neu am Markt sind die Missiontimer 3<br />

XITAC-Modelle aus ultraleichtem Titan<br />

und der Dual-Timer Striker MKII aus<br />

Edelstahl mit Analog-Digitalanzeige. Im<br />

vierten Quartal kommt außerdem noch<br />

ein spannendes neues Modell mit der<br />

Zusatzbezeichnung „LDR“ für Leader.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 6 A d V e r t o r i A l<br />

TOP-HEERESSPORTLER<br />

AUF DER BÜHNE<br />

Ehre, wem Ehre gebührt. Getreu diesem Motto hat<br />

das Bundesheer im Rahmen des Tags des Sports am<br />

Wiener Heldenplatz seine besten Athleten mit<br />

dem Military Sports Award ausgezeichnet.<br />

as Bundesheer gilt als<br />

D<br />

größter Förderer im<br />

heimischen Spitzensport.<br />

Pro Jahr rücken<br />

rund 150 Heeresleistungssportler<br />

ein und absolvieren ihren Grundwehrdienst<br />

nach der Basisausbildung<br />

in insgesamt elf Leistungszentren.<br />

Dazu kommen noch Frauen im<br />

Ausbildungsdienst und 192 Fixplätze<br />

für Leistungssportler, sogenannte<br />

„Militärpersonen auf Zeit“.<br />

Und sie sind mehr als nur erfolgreich.<br />

Unzählige Weltcupsiege,<br />

Olympiatriumphe und Weltmeistertitel<br />

konnten in den vergangenen<br />

Jahren und Jahrzehnten von Heeressportlern<br />

errungen werden und auch<br />

das aktuelle Team feiert regelmäßig<br />

große Erfolge. So durfte sich Zugsführer<br />

Julia Dujmovits im Februar<br />

beispielsweise über Olympiagold im<br />

Snowboard-Parallelslalom <strong>2014</strong> freuen,<br />

Korporal Janine Flock wurde Europameisterin<br />

im Skeleton, Korporal<br />

Thomas Diethart errang mit dem<br />

Skisprung-Team (dem auch Korporal<br />

Michael Hayböck angehörte) Olympia-Silber<br />

und konnte die Vierschanzentournee<br />

für sich entscheiden und<br />

Zugsführer Amer Hrustanovic gewann<br />

bei den Ring-Europameisterschaften<br />

Bronze.<br />

Um diese hervorragenden Leistun-<br />

gen zu würdigen, zeichnete der Verteidigungs-<br />

und Sportminister Ende<br />

September beim Tag des Sports am<br />

Wiener Heldenplatz die erfolgreichsten<br />

Heeressportler mit dem<br />

„Military Sports Award“ aus. In der<br />

Kategorie Sportler des Jahres beziehungsweise<br />

Sportlerin des Jahres<br />

wurden Zugsführer Dominik Landertinger<br />

(Biathlon) und Zugsführer<br />

Julia Dujmovits (Snowboard) geehrt.<br />

Die Kategorie Newcomer des Jahres<br />

konnte Korporal Thomas Diethart<br />

für sich entscheiden, ebenso wie die<br />

Kategorie Mannschaft des Jahres gemeinsam<br />

mit Michael Hayböck (Skisprung).<br />

Als Trainer des Jahres wurden<br />

Reinhold Scherer und Rupert<br />

Messner ausgezeichnet. Sie betreuen<br />

die Heeresleistungssportler Korporal<br />

Kilian Fischhuber, Korporal Anna<br />

Stöhr und Korporal Jakob Schubert<br />

in der Sportart Wettklettern.<br />

Der Verteidigungs- und Sportminister<br />

sprach den Athleten im Rahmen<br />

der Preisverleihung auf der großen<br />

Show-Bühne seine Hochachtung aus,<br />

betonte aber auch, dass beim Sport<br />

nicht immer der Leistungsgedanke<br />

im Vordergrund steht: „Mir persönlich<br />

ist es auch wichtig, dass wir beim<br />

Tag des Sports Freude an der Bewegung<br />

vermitteln können und damit<br />

Jung und Alt dazu bringen, aktiv ihre<br />

Freizeit zu verbringen.“<br />

Foto s : B u n d e s h e e r / G e PA P i c t u r e s - dA n i e l G o e tz h A B e r ,<br />

B u n d e s h e e r , w e t t k l e t t e r n . At, B e i G e st e l lt<br />

SPORTLER <strong>2014</strong><br />

SIEGER<br />

zugsführer dominik landertinger,<br />

silbermedaille Biathlon sprint bei<br />

olympia <strong>2014</strong><br />

NOMINIERT<br />

zugsführer Benjamin karl,<br />

Bronzemedaille beim<br />

snowboard-Parallelslalom<br />

olympia <strong>2014</strong><br />

zugsführer Amer hrustanovic,<br />

Bronzemedaille bei der ringeuropameisterschaft<br />

<strong>2014</strong><br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />

MILITARY SPORTS AWARD <strong>2014</strong><br />

SPORTLERIN <strong>2014</strong><br />

NEWCOMER <strong>2014</strong><br />

MANNSCHAFT <strong>2014</strong><br />

TRAINER <strong>2014</strong><br />

SIEGERIN<br />

Julia Dujmovits,<br />

Goldmedaille<br />

Snowboard-Parallelslalom<br />

Olympia <strong>2014</strong><br />

SIEGER<br />

Korporal Thomas Diethart, Silbermedaille<br />

im Skisprung-<br />

Team bei Olympia <strong>2014</strong><br />

SIEGER<br />

Skispringen (Korporal Thomas<br />

Diethard & Korporal Michael<br />

Hayböck), Silber bei Olympia<br />

<strong>2014</strong><br />

SIEGER<br />

Reinhold Scherer & Rupert<br />

Messner (Wettklettern)<br />

NOMINIERT<br />

Korporal Janine Flock,<br />

Skeleton-Europameisterin <strong>2014</strong><br />

Zugsführer Jördis Steinegger,<br />

8. Platz in der 4 x 100 Meter<br />

Mixed Staffel der Schwimmeuropameisterschaft<br />

NOMINIERT<br />

Korporal David Komatz,<br />

3. Platz bei der Biathlon-<br />

Europameisterschaft in der<br />

Sprint-Staffel<br />

Korporal Philipp Eibl,<br />

7. Platz Team bei der WM 2013<br />

im <strong>militär</strong>ischen Mehrkampf<br />

NOMINIERT<br />

Biathlon (Korporal David Komatz,<br />

Korporal Michael Reiter<br />

und Korporal Peter Brunner),<br />

Europameister Staffel <strong>2014</strong><br />

Militärischer Mehrkampf (Korporal<br />

Markus Weber, Korporal<br />

Christian Hofer, Korporal Philipp<br />

Eibl und Zugsführer Severin<br />

Faiman), Sieger CISM <strong>2014</strong><br />

NOMINIERT<br />

Hauptmann Marco Wolf<br />

(Schwimmen)<br />

Vizeleutnant Alfred Schütz<br />

und Oberstabswachtmeister<br />

Günter Kaiser (Militärischer<br />

Mehrkampf)<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 8 h E E r & M E h r<br />

ERFOLGREICHE<br />

TERROR-ABWEHR<br />

Das mit Sprengfallen abgesicherte Bio-Kampfstofflabor der Terroristen wurde von österreichischen ABC-<br />

Abwehrspezialisten ausgehoben und die Gefahr damit gebannt. Mit diesem erfreulichen Ergebnis endete die im<br />

August in Kanada abgehaltene internationale Übung „Precise Response“. 17 Soldaten der ABC-Abwehrkompanie<br />

des Panzerstabsbataillons 4 aus Linz verbesserten gemeinsam mit Teilnehmern aus neun Nationen an der<br />

„Canadian Forces Base“ in Suffield ihre Fähigkeiten in der Terrorismusabwehr. Die Schwerpunkte des Trainings,<br />

das zusammen mit Spezialisten zur Bombenentschärfung und Experten der Militärpolizei abgehalten wurde,<br />

lagen auf der Verhinderung von Anschlägen sowie in der Abwehr chemischer und biologischer Kampfstoffe.<br />

In einer abschließenden Bewertung durch die kanadischen Experten landete das österreichische Team im<br />

internationalen Spitzenfeld.<br />

WM IM ORIENTIERUNGSLAUF:<br />

TOLLE ERGEBNISSE<br />

Die 47. Militärweltmeisterschaft im Orientierungslauf,<br />

die im August im Südburgenland stattfand, war für das<br />

Bundesheer ein großer Erfolg: Zugsführer Gernot Kerschbaumer<br />

gewann die Silbermedaille in der Disziplin Mitteldistanz,<br />

und das österreichische Team durfte sich über<br />

Bronze im Mannschaftswettbewerb freuen. Die Organisation<br />

des vom internationalen Militärsportverband CISM<br />

veranstalteten Großereignisses wurde vom Militärkommando<br />

Burgenland durchgeführt. Die 386 Teilnehmer<br />

aus 31 Nationen wurden im Wettkampfzentrum in der<br />

neuen Montecuccoli-Kaserne in Güssing untergebracht.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


N E W S A U S D E N S T R E I T K R Ä F T E N<br />

„UNSERE MILITÄRBEOBACHTER<br />

SIND WELTWEIT IM EINSATZ!“<br />

Foto S : B u N D E S h E E R / C A R I N A KA R loV I tS , B u N D E S h E E R /<br />

K E R S C h B Au m m Ay R , B u N D E S h E E R<br />

BUNDESHEER<br />

GOES FACEBOOK<br />

Das Bundesheer geht neue Wege bei der<br />

Präsentation im Internet und hat noch vor<br />

dem Sommer eine offizielle Facebook-<br />

Seite gestartet. Die vielen Verbände und<br />

Einheiten der rot-weiß-roten Streitkräfte<br />

berichten darauf tagesaktuell und mit<br />

vielen Fotos über Einsätze, Übungen,<br />

Jubiläen und Neuerungen. Zudem wird<br />

über die neue Seite, die auch Interviews<br />

und Rätsel präsentiert, auf aktuelle You-<br />

Tube-Videos verlinkt. Dass die Inhalte<br />

auch gut ankommen, beweisen mittlerweile<br />

mehr als 9.000 Fans, die sich auch<br />

immer wieder an lebhaften Diskussionen<br />

beteiligen. Web-Adresse:<br />

www.facebook.com/bundesheer<br />

Das Austrian Armed Forces International Centre (AUTINT) führt<br />

als Kompetenzzentrum für Auslandseinsätze des Bundesheeres<br />

international renommierte Ausbildungen und Kurse – wie etwa<br />

jenen zum Militärbeobachter – durch. Wir haben mit Oberst Claus<br />

Amon, dem Kommandanten des AUTINT, gesprochen.<br />

Seit wann gibt es das AUTINT in Götzendorf<br />

und wie ist es entstanden?<br />

Die Auslandseinsatzbasis, international als<br />

Austrian Armed Forces International Centre<br />

etabliert und seit 1999 mit dem Status eines<br />

Partnership Training and Education Centres<br />

versehen, wurde am 1. Dezember 2010 aus<br />

der Taufe gehoben – als Nachfolgeorganisation<br />

des Zentrums Einsatzvorbereitung in Götzendorf<br />

zusammen mit Teilen des Zentrums<br />

Internationale Kooperation in Graz. Als Kompetenzzentrum<br />

für Friedensunterstützende<br />

Operationen des Bundesheeres steht das AU-<br />

TINT unter direkter Führungsverantwortung<br />

des Streitkräfteführungskommandos.<br />

OBERST CLAUS AMON<br />

ist Kommandant des<br />

AUTINT in Götzendorf.<br />

Welche Inhalte werden im Kurs zum Militärbeobachter vermittelt?<br />

Militärbeobachter sind <strong>militär</strong>ische, aber unbewaffnete Experten.<br />

Ihre Hauptaufgabe ist das Beobachten von <strong>militär</strong>ischen Aktivitäten<br />

nach einem Waffenstillstandsabkommen oder einem Friedensschluss.<br />

Ziel ihres Einsatzes ist vor allem die Überwachung der Einhaltung<br />

des humanitären Völkerrechts und der Bestimmungen von<br />

Waffenstillstands- oder Friedensverträgen durch die Konflikt- bzw.<br />

Vertragsparteien. Tätigkeiten von Militärbeobachtern sind beispielsweise<br />

das Beobachten und Überwachen von Truppenbewegungen<br />

oder Materialverlegungen sowie die Unterstützung der Kommunikation<br />

zwischen den verschiedenen Konfliktparteien. Weitere wichtige<br />

Aufgaben sind die Befragung der Zivilbevölkerung und die Überwachung<br />

der Versorgungslage sowie das Protokollieren ihrer Beobachtungen<br />

und die Übermittlung an das Hauptquartier der Vereinten<br />

Nationen in New York. Diese Aufgaben werden im Kurs gezielt gelehrt<br />

und vermittelt. International ist dieser Kurs gleichgeschaltet, sodass<br />

es zu einer Harmonisierung und Standardisierung der Lehrinhalte<br />

gekommen ist.<br />

Wo kommen die Absolventen dieses Kurses dann zum Einsatz?<br />

Weltweit. Aktuell befinden sie sich bei der UNTSO im Libanon und in<br />

Israel, in Georgien, in der Westsahara und in Westafrika im Einsatz.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 0<br />

H E E R & M E H R<br />

WIR MARSCHIEREN IN DIE<br />

RICHTIGE<br />

ein Geld für Treibstoff,<br />

dringend be-<br />

K<br />

nötigte Investitionen<br />

können nicht<br />

getätigt werden<br />

und Angelobungen<br />

finden nur noch in Kasernen<br />

statt. Im Bundesheer scheint es<br />

derzeit an allen Ecken und Enden<br />

zu kriseln. Wie schlimm ist die<br />

Situation wirklich?<br />

Die aktuelle Lage ist tatsächlich angespannt<br />

und in vielen Bereichen<br />

für die Soldaten leider sehr<br />

schmerzhaft. Das ergibt sich einerseits<br />

aus der Tatsache, dass uns in<br />

den vergangenen zehn Jahren insgesamt<br />

zwei Milliarden Euro – also<br />

ein volles Jahresbudget – aus der<br />

Substanz herausgezogen wurden,<br />

andererseits aber auch aus dem sehr<br />

engen Doppelbudget <strong>2014</strong> und<br />

2015. Außerdem wurde der neuerliche<br />

Sparbedarf sehr kurzfristig bekannt<br />

und so konnten wir nur mehr<br />

mit teils sehr harten Sofortmaßnahmen<br />

die Budgetvorgaben einhalten.<br />

Ich verstehe daher den Aufschrei<br />

in der Truppe gut, die Situation ist<br />

aktuell in der Tat eine sehr ernste.<br />

Glauben Sie, in Zukunft zumindest<br />

die größten Härtefälle durch<br />

Budgetumschichtungen, die Sie<br />

im Zuge der Präsentation der<br />

Strukturpläne angekündigt haben,<br />

vermeiden zu können?<br />

Durch gemeinsame Kraftanstrengung<br />

ist es uns gelungen, 1,5 Millionen<br />

Euro so umzuschichten, dass es<br />

RICHTUNG<br />

Verteidigungsminister Gerald Klug will dem<br />

Bundesheer mit dem neuen Strukturpaket ein<br />

modernes Gesicht verpassen und gleichzeitig<br />

Millionen sparen. Wie dieser Spagat gelingen soll,<br />

verrät der Minister im Gespräch mit Militär Aktuell.<br />

Interview: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

in den Bereichen Mobilität, Zuführung<br />

von Fahrzeugen und Fahrzeugservices<br />

tatsächlich zu einer Entspannung<br />

kommen sollte. Auch hat<br />

es Vorschläge gegeben, dass man<br />

Angelobungen nur mehr in Kasernen<br />

durchführt, aber da das Bundesheer<br />

eine Armee aus dem Volk ist,<br />

müssen gerade solche Dinge wie der<br />

feierliche Akt rund um Angelobungen<br />

auch mitten in der Bevölkerung<br />

stattfinden …<br />

… um Präsenz und Flagge zu zeigen?<br />

Ganz genau, das ist gerade in Zeiten<br />

wie diesen wichtig, soll aber nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass das<br />

laufende Jahr und auch 2015 noch<br />

sehr herausfordernd für uns alle sein<br />

werden.<br />

Danach soll dann langsam das<br />

jüngst präsentierte Strukturpaket<br />

greifen?<br />

Spätestens! Wir müssen so rasch wie<br />

möglich mit der Umsetzung beginnen!<br />

Jeder Tag Verzögerung kostet<br />

dem Heer Geld, das es de facto nicht<br />

hat. Bis auf einige Adaptierungen in<br />

der Teilstrategie Verteidigungspolitik<br />

sehe ich da auch keine großen Bereiche,<br />

die noch zu klären wären. Im<br />

Gegenteil, sind alle maßgeblichen<br />

Voraussetzungen – von der österreichischen<br />

Cyberstrategie, die 2013 im<br />

Ministerrat beschlossen wurde, bis<br />

hin zu der im Vorjahr im Parlament<br />

beschlossenen Sicherheitsstrategie –<br />

bereits geschaffen. Was noch gefehlt<br />

hat, war das Konzept „Österreichisches<br />

Bundesheer 2018“, mit dem<br />

ich den Generalstab im Frühjahr beauftragt<br />

habe und das wir nun präsentiert<br />

haben. Wir haben unsere<br />

Hausaufgaben damit gemacht.<br />

FOTO : B U B U D U J M I C<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I N T E R V I E W<br />

„In den vergangenen<br />

zehn Jahren wurden uns<br />

zwei Milliarden Euro – also<br />

ein volles Jahresbudget –<br />

aus der Substanz<br />

herausgezogen!“<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 2 H E E R & M E H R<br />

Ich verstehe diese Sorgen und dass die<br />

Einschnitte, die wir jetzt und 2015<br />

durchführen müssen, für die gesamte<br />

Truppe schmerzhaft sind. Aber ich bin<br />

sehr zuversichtlich, dass wir mit dem<br />

neuen Konzept in die richtige Richtung<br />

marschieren und wir die Armee<br />

für die aktuellen Herausforderungen<br />

fit machen.<br />

Blick in die Zukunft „Wir müssen so rasch wie möglich mit der Umsetzung der Strukturpläne<br />

beginnen. Jeder Tag Verzögerung kostet dem Heer Geld, das es de facto nicht hat.“<br />

Die Soldaten können also trotz allem<br />

Ärger über aktuelle Einsparungen<br />

zuversichtlich in die Zukunft<br />

blicken?<br />

Definitiv!<br />

Wie tief sind die vorgestellten<br />

Einschnitte in der Realität?<br />

Die sind sehr tief greifend, weil wir<br />

damit nicht nur Geld sparen und eine<br />

Standortkonzentration vornehmen,<br />

sondern auch eine Anpassung hinsichtlich<br />

der <strong>militär</strong>ischen Bedrohungslage.<br />

Stand vor Jahren die klassische<br />

Landesverteidigung mit Panzern<br />

und schweren Waffen im Fokus, sind<br />

es heute die Luftraumüberwachung,<br />

die Abwehr von Bedrohungen aus<br />

dem Cyberraum und vor allem der<br />

Schutz kritischer Infrastruktur.<br />

Das Bundesheer bekommt damit<br />

also eine völlig neue Orientierung?<br />

Und zwar eine, die auf die aktuell<br />

einsatzwahrscheinlichsten Aufgaben<br />

fokussiert. Die Herausforderungen in<br />

diesem Zusammenhang sind enorm,<br />

nehmen wir auf der einen Seite im<br />

breiten Spektrum unserer Fähigkeiten<br />

doch neue Schwerpunktsetzungen wie<br />

etwa die Stärkung der Pioniere, der<br />

Miliz und der ABC-Abwehr vor,<br />

gleichzeitig müssen wir aber nicht<br />

mehr so einsatzwahrscheinliche Fähigkeiten<br />

auf einen sogenannten Rekonstruktionskern<br />

runterfahren.<br />

Gerade im Bereich der schweren<br />

Waffen wird der Aderlass im Zuge<br />

dessen groß sein. War es vor diesem<br />

Hintergrund schwierig, einen Konsens<br />

für das Strukturpaket in der<br />

<strong>militär</strong>ischen Führung zu finden?<br />

Nein, dieser Konsens war von Anfang<br />

an gegeben, weil die Notwendigkeit<br />

der Anpassung an die budgetären Vorgaben<br />

und an die aktuellen <strong>militär</strong>ischen<br />

Bedrohungsszenarien allen Beteiligten<br />

klar war. Trotzdem möchte<br />

ich dem Generalstabschef und der<br />

<strong>militär</strong>ischen Führungsspitze meinen<br />

ausdrücklichen Dank aussprechen.<br />

Sie haben unglaublich viel <strong>militär</strong>ische<br />

Expertise und Professionalität in das<br />

Konzept einfließen lassen, wir haben<br />

dabei eng zusammengearbeitet und<br />

werden das jetzt auch Schulter an<br />

Schulter gemeinsam umsetzen.<br />

Wie kann es nun gelingen, das Konzept<br />

auch der Truppe schmackhaft<br />

zu machen? Dort ist die Aufregung<br />

in vielen Bereichen sehr groß.<br />

Aufgabe einer politischen Führung ist<br />

es, seriöse Politik zu machen und ein<br />

Teil davon besteht meines Erachtens<br />

darin, dass man neue Maßnahmen auf<br />

vernünftige Art und Weise der Truppe<br />

kommuniziert, bevor man sie der Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Daher haben<br />

wir auch hausintern auf breiter Ebene<br />

Kommandantenbesprechungen abgehalten,<br />

in denen wir über die wesentlichen<br />

Eckpunkte und Zielrichtungen<br />

informiert haben. Und soweit ich die<br />

Stimmung aus diesem Bereich heraushöre,<br />

war das nicht nur die richtige<br />

Vorgehensweise, sondern konnten wir<br />

auf diesem Weg auch viel Verständnis<br />

gewinnen.<br />

Trotzdem: Gerade in den unteren<br />

Rängen ist die Sorge groß, dass immer<br />

weiter gespart wird, es langfristig<br />

aber zu keiner Besserung<br />

kommt.<br />

Wie können Sie sicherstellen, dass<br />

die Einsparungen – im Endausbau<br />

sollen es 200 Millionen Euro jährlich<br />

sein – auch tatsächlich im Ressort<br />

verbleiben und nicht Begehrlichkeiten<br />

etwa des Finanzministers<br />

wecken?<br />

Es wird meine Aufgabe in kommenden<br />

Gesprächen mit dem Finanzminister<br />

sein, dieses haushaltsrechtliche<br />

Thema anzusprechen, damit so eine<br />

Situation nicht eintreten kann. Wenn<br />

wir aus eigener Kraft Beiträge leisten,<br />

um Geld für dringend benötigte Investitionen<br />

freizumachen, muss das Geld<br />

auch dem Bundesheer zugutekommen.<br />

Darüber hinaus ist es aber trotzdem<br />

notwendig, für ganz bestimmtes<br />

Gerät Sonderinvestitionen zu tätigen,<br />

das muss Hand in Hand gehen, damit<br />

dieses Strukturpaket in sich stimmig<br />

ist und umgesetzt werden kann.<br />

Werden laufende Kosten, die aus<br />

solchen Sonderinvestitionen entstehen,<br />

dann aus dem normalen<br />

Budget abgedeckt, oder werden dafür<br />

Sonderbudgets notwendig sein?<br />

Wir haben das Konzept so aufgestellt,<br />

dass dann der laufende Betrieb aus<br />

unserem normalen Budget abgedeckt<br />

ist. Wir wollen nicht mehr in dieselbe<br />

Situation wie damals beim Ankauf der<br />

Eurofighter in der Ära Schüssel-Grasser<br />

kommen, als dem Verteidigungsressort<br />

zugesagt wurde, dass auch die<br />

Kosten für den laufenden Betrieb zur<br />

Verfügung gestellt werden und diese<br />

Vereinbarung dann nicht eingehalten<br />

wurde.<br />

FOTO : B U B U D U J M I C<br />

m i l i t ä r a k t u e l l


0<br />

3<br />

4 K O N T R O V<br />

Wollen wir ein<br />

starkes Bundesheer<br />

SO WURDE DAS<br />

BUNDESHEER IN<br />

DEN VERGANGENEN<br />

JAHREN<br />

AUSGEHUNGERT<br />

KASERNENVERKÄUFE Seit 2007 werden<br />

dem Bundesheer pro Jahr 50 Millionen<br />

Euro aus dem Budget gestrichen – mit<br />

dem Argument, es könne dieses Geld<br />

durch den Verkauf von Kasernen selbst<br />

lu k rie ren. Aber nur 2012 lagen die Einnahmen<br />

mit 56,4 Millionen Euro darüber. Die<br />

restlichen Jahre summieren sich auf ein fettes<br />

Minus, alleine 2013 liegt der Verlust des<br />

Heeres bei 44,6 Millionen Euro.<br />

FLÄCHENMANAGEMENT Die vom<br />

Finanzministerium zur Verfügung gestellten<br />

Finanzmittel sind auch vom Verhältnis<br />

der genutzten Flächen zum Personalstand<br />

abhängig. Da das Heer beträchtliche Flächen<br />

etwa für Flugzeughangars benötigt,<br />

stimmt das Verhältnis nicht. Die Mittel für<br />

2015 und 2016 wurden kurzerhand um<br />

35 Millionen Euro gestrichen.<br />

KOSTENFAKTOR EUROFIGHTER Der<br />

Ankauf der Jets wurde unter der Voraussetzung<br />

beschlossen, dass es für Anschaffung<br />

und Betriebskosten mehr Geld gibt.<br />

Daraus wurde aber nichts, die Kosten belasten<br />

seitdem das Heeresbudget.<br />

E R S E<br />

Kaum ein anderes Land in Westeuropa hat die<br />

Budgetmittel seines Heeres in den vergangenen<br />

Jahren derart radikal gekürzt wie Österreich.<br />

Nun scheint aber der Boden des Fasses erreicht;<br />

es müssen dringend nötige Investitionen her.<br />

?<br />

Text: HANS SCHNEEWEISS & JÜRGEN ZACHARIAS<br />

HEERESSPITÄLER Diese hätten auf<br />

Wunsch des Finanzministeriums 2012<br />

geschlossen werden sollen, wodurch sich<br />

ein Einsparungspotenzial von 7,6 Millionen<br />

Euro im ersten Jahr und 15,3 Millionen<br />

Euro in den Folgejahren ergäbe. Die Maßnahmen<br />

konnten nicht im gewünschten<br />

Ausmaß umgesetzt werden, die Mittel<br />

wurden trotzdem gestrichen.<br />

FALSCHE SYNERGIEEFFEKTE In einer<br />

Zusammenlegung des Heeresgeschicht -<br />

lichen Museums mit dem Staatsarchiv sah<br />

das Finanzministerium Synergieeffekte in<br />

Höhe von 600.000 Euro jährlich. Im<br />

Verteidigungsministerum konnte man<br />

diese Entscheidung nicht nachvollziehen,<br />

die Maßnahmen wurden daher nicht<br />

umgesetzt – das Budget wurde trotzdem<br />

reduziert.<br />

SCHLUSSLICHT Österreichs Verteidigungsbudget ist mit einem Anteil von 0,6 Prozent<br />

des BIP im internationalen Vergleich deutlich unterbewertet.<br />

D<br />

ie Situation ist alles andere<br />

als leicht. Auf der einen<br />

Seite sollen die Budgetvorgaben<br />

der Regierung umgesetzt<br />

werden, auf der anderen Seite<br />

wünschen sich Öffentlichkeit wie Politik<br />

ein modernes Heer, das neben<br />

der Katastrophenhilfe und Auslandseinsätzen<br />

im Anlassfall auch alle anderen<br />

ihm zugedachten Aufgaben<br />

schnell und effizient bewältigen und<br />

für Sicherheit sorgen kann. Der<br />

Widerspruch ist offensichtlich – und<br />

wird bei einem Blick auf die Details<br />

noch größer. Denn wie soll die Truppe<br />

an Vitalität gewinnen, wenn<br />

gleichzeitig kein dringend benötigtes<br />

Frischblut zugeführt wird? Mehr<br />

FOTO S : B U N D E S H E E R / D R AG A N TAT I C<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


M E I N U N G<br />

noch, wenn die Finanzmittel für das<br />

Bundesheer sogar Jahr für Jahr weiter<br />

zurückgefahren werden (siehe<br />

Kasten links) und sich die Kürzungen<br />

durch das Finanzminsterium alleine<br />

seit 2006 auf ein Jahresbudget<br />

in Höhe von knapp zwei Milliarden<br />

Euro summieren? Darin noch gar<br />

nicht eingerechnet sind die Budgetreduktion<br />

von 42,5 Millionen Euro<br />

im laufenden Jahr und weiterer 38<br />

Millionen Euro im kommenden Jahr.<br />

Trotz des Aderlasses soll aber in einen<br />

neuen Fuhrpark investiert und<br />

die Grundwehrdienstreform umgesetzt<br />

werden? Das kann sich auch<br />

mit den Sparbemühungen des Verteidigungsministeriums<br />

und den<br />

kürzlich präsentierten Reformplänen<br />

nicht ausgehen.<br />

Es braucht daher parteiübergreifend<br />

ein deutliches Bekenntnis zu einem<br />

starken Bundesheer. Ein klares Ja zu<br />

A und zu einem sicheren Österreich,<br />

das den Umwälzungen unserer Zeit<br />

in Osteuropa, im Nahen Osten und<br />

in Afrika zuversichtlich begegnen<br />

kann und diesen auch gewachsen ist.<br />

Länder wie Polen und Schweden sind<br />

in diesem Umdenkprozess bereits<br />

einen Schritt weiter und haben ihre<br />

Verteidigungsbudgets aktiv den neuen<br />

Bedrohungsszenarien angepasst.<br />

Österreich muss nun nachziehen,<br />

wie Außenpolitik-Journalist Florian<br />

JETZT<br />

AUCH AUF<br />

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FACEBOOK-KOMMENTARE<br />

ZEIT INS HEER ZU INVESTIEREN!<br />

Die schwierige Budgetsituation unseres Bundesheeres ist auch auf unserer<br />

neuen Facebook-Seite WWW.FACEBOOK.COM/MILITAERAKTUELL<br />

ein heißes Thema. In welche Richtung die Diskussion geht, zeigt eine kleine<br />

Auswahl der interessantesten Postings.<br />

Marina Amy In einer Zeit, in der es Probleme gibt und in manchen<br />

Regionen Krieg herrscht, ist es sehr mutig und auch naiv, beim<br />

Bundesheer zu sparen! Ein Land muss eine Verteidigung haben!<br />

Maximilian Kern … da die IS keine unwesentliche Bedrohung darstellt,<br />

wäre es doch besser, das Heer als Rückversicherung zu haben. Für alle<br />

Fälle!<br />

Helmut Eigelsreiter Für die Zukunft würde ich mir für das Bundesheer<br />

ein Budget von 1,2 Prozent des BIP wünschen!<br />

Mike Boller Ja, es muss gespart werden und ja, dabei sollte es keine<br />

Tabus geben, aber das Bundesheer hat da in den letzten Jahren schon<br />

mehr als genug dazu beigetragen! Jetzt wird es Zeit, endlich auch<br />

wieder ins Heer zu investieren!<br />

Philip Gerauer Die einzige Lösung ist 1 Prozent des BIP fürs Wehrbudget!<br />

Manuel Schiemer In Zeiten wie diesen gehört mehr Geld denn je in<br />

unsere Landesverteidigung investiert!<br />

Florian Engelsberger Das Bundesheer muss bleiben, für manche ist<br />

es ja mehr Leidenschaft als nur Beruf!<br />

Spannende<br />

Diskussionen<br />

rund um<br />

die Uhr!<br />

Gehen Sie noch heute<br />

online und drücken Sie<br />

auf Gefällt mir!<br />

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militaeraktuell


0<br />

3<br />

6 k o n t r o V<br />

e r s e<br />

Horcicka im Format schon vor Monaten<br />

betonte: „Niemand will sich einen<br />

Krieg in Europa vorstellen, so<br />

wie sich niemand einen Autounfall<br />

vorstellen will – trotzdem schließt<br />

man eine Versicherung ab. Österreich<br />

hat derzeit keine.“ Hans Rauscher<br />

sieht das in seiner Kolumne im<br />

Standard ähnlich: „Das Bundesheer<br />

ist in der Zweiten Republik nie recht<br />

ernst genommen worden. Das mag<br />

eine sympathische oder auch verständliche<br />

Seite haben, wenn man<br />

davon ausgeht, dass vermutlich eine<br />

große Mehrheit der Bevölkerung nie<br />

ernstlich eine <strong>militär</strong>ische Verteidigung<br />

gegen einen übermächtigen<br />

Feind (Warschauer Pakt) wollte und<br />

Österreich seit 20 Jahren keiner konventionellen<br />

<strong>militär</strong>ischen Bedrohung<br />

ausgesetzt war. Doch die Zeiten<br />

ändern sich, und wenn man etwa<br />

Wladimir Putins hybride Kriegsführung<br />

in der Ostukraine (und vorher<br />

auf der Krim) mit ihren Soldaten<br />

ohne Hoheitsabzeichen, unterstützten<br />

Freischärlern etc. betrachtet,<br />

wäre eine halbwegs einsatzfähige<br />

Truppe vielleicht doch nicht so<br />

schlecht. Manche erinnern sich<br />

noch, wie die Bevölkerung nach dem<br />

Bundesheer gerufen hat, als 1991<br />

hinter der Grenze zu Slowenien<br />

plötzlich gekämpft wurde und ein<br />

jugoslawischer Kampfjet ungestört<br />

über Graz flog.“<br />

Brigadier a. D. Gerald Karner verweist<br />

in der Diskussion rund um die<br />

fehlenden Finanzmittel in einem Artikel<br />

in der Zeit auf historische Versäumnisse:<br />

„Vor nunmehr zehn Jahren<br />

stellte eine politisch-<strong>militär</strong>ische<br />

Reformkommission ihre Empfehlungen<br />

für eine Neuausrichtung des<br />

Bundesheeres vor. Der damalige Verteidigungsminister<br />

Günter Platter<br />

meinte bei der Übergabe vollmundig,<br />

,die Bundesregierung werde diese<br />

Empfehlungen eins zu eins umsetzen‘<br />

... Indes, es geschah fast nichts.“ Und<br />

GASTKOMMENTAR<br />

WEDER „KAPUTTSPAREN“<br />

NOCH „KAPUTTREDEN“<br />

HEINZ GÄRTNER ist wissenschaftlicher<br />

Direktor des Instituts für Internationale<br />

Politik (oiip).*<br />

das österreichische Bundesheer steht vor einem<br />

unauflösbaren dilemma. einerseits wirft man ihm<br />

vor, dass es „kaputtgespart“ wird, andererseits<br />

verwehrt man ihm mehr finanzielle mittel. die ständig<br />

anhaltende kritik am Bundesheer hat dazu geführt, dass<br />

seine Funktionsfähigkeit infrage gestellt wird. das ist<br />

nicht der Fall und wird von den offizieren des Bundesheeres<br />

zu recht als eine Beleidigung empfunden.<br />

trotz einsparungen nimmt das Bundesheer seine wichtigsten<br />

aufgaben wahr. das sind die Bereitschaft, Österreichs<br />

unabhängigkeit zu schützen, und die ausübung<br />

internationaler solidarität. die ständigen klagen über<br />

das „totsparen“ können dazu führen, dass man das Bundesheer<br />

„kaputtredet“. schon werden stimmen laut,<br />

dass man es ohnehin abschaffen könne und das neutralitätsgesetz<br />

gleich mit dazu. richtig ist, dass die mittel<br />

begrenzt sind und man wege finden muss, dennoch die<br />

sicherheitsaufgaben zu erfüllen und dementsprechende<br />

reformen durchzuführen. das trifft aber nicht nur auf das<br />

österreichische Bundesheer, sondern auf fast alle armeen<br />

europas und auch jene der usa zu. es müssen<br />

Prioritäten gesetzt und ziele neu definiert werden.<br />

in der eu und der nato spricht man schon lange davon,<br />

bestimmte aufgaben gemeinsam zu lösen („pooling“)<br />

und sich auf das wichtigste zu konzentrieren („smart<br />

defense“). die bisherigen Fortschritte sind eher bescheiden.<br />

nun verlangt man vom Bundesheer, dessen finanzieller<br />

anteil am Bruttonationalprodukt geringer ist als<br />

jener der genannten streitkräfte, dieser anforderung<br />

schneller und besser gerecht zu werden. das Bundesheer<br />

hat mit einer modernen sicherheitsstrategie die<br />

künftigen herausforderungen aufgelistet<br />

und entsprechende ziele formuliert.<br />

das sind unter anderem: stabilität<br />

und sicherheit; krisenfrüherkennung,<br />

konfliktprävention, krisenbewältigung<br />

und krisennachsorge; demokratie und<br />

menschenrechte und rechtsstaatlichkeit.<br />

das neutralitätsgesetz von 1955 trägt der möglichen<br />

Veränderung von Bedrohungslagen rechnung, indem es<br />

dem Bundesheer ermöglicht, „mit allen zu Gebote stehenden<br />

mitteln“ flexibel darauf zu reagieren. die situationen<br />

im irak, in Gaza und in der ostukraine zeigen,<br />

dass die europäische sicherheit ständig vor neuen herausforderungen<br />

steht. Österreich kann sich einerseits<br />

nicht heraushalten, andererseits muss es Prioritäten bei<br />

den zu übernehmenden aufgaben definieren.<br />

während sich die nato-mitglieder wieder auf ihre<br />

aufgaben zur Verteidigung des Bündnisgebietes (artikel<br />

V des nato-Vertrages) zu konzentrieren scheinen, sind<br />

krisenmanagementoperationen und Friedensmissionen<br />

etwas, wo Österreich komparative Vorteile anbieten<br />

kann. immerhin sind rund 1.000 österreichische soldaten<br />

in internationalen missionen tätig. das ist mehr, als<br />

jedes andere mitglied der nato-Partnerschaft für den<br />

Frieden einsetzt.<br />

wenn man ein international relevanter Partner bleiben<br />

will, ist aber angemessene Finanzierung und ausrüstung<br />

erforderlich. wer mehr europa und internationale<br />

solidarität einfordert, kann nicht weniger Bundesheer<br />

sagen. weder „kaputtsparen“ noch „kaputtreden“ sind<br />

die lösung.<br />

Foto s : B u n d e s h e e r / G ü n t e r F i l z w i e s e r , B e i G e st e l lt , * der kommentar erschien erstmals in der WIENER ZEITUNG<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


M E I N U N G<br />

EINSATZ OHNE RESERVEN Das Bundesheer leidet aktuell auch unter den<br />

verschobenen Investitionen und verpassten Reformen der vergangenen Jahrzehnte.<br />

weiter: „Sparen statt reformieren<br />

war angesagt, viele erforderliche<br />

Investitionen wurden aufgeschoben.<br />

Und in dieser Situation verordnet<br />

der mittlerweile zurückgetretene<br />

Finanzminister durch umfangreiche<br />

Budgetkürzungen erneut ein Sparpaket<br />

und hat gleichzeitig die Chuzpe,<br />

vom Verteidigungsministerium zu<br />

fordern, ,das Bundesheer nicht auszuhungern‘“.<br />

Streitkräftekommandant Franz<br />

Reißner stieß nach der Forderung<br />

Spindeleggers ins selbe Horn und<br />

verwies im Standard auf „arge Fehlentscheidungen<br />

der ÖVP-Verteidigungsminister<br />

der vergangenen Jahrzehnte“,<br />

die aus seiner Sicht „zur Situation<br />

des Bundesheeres beigetragen<br />

haben.“ Der Kärntner Militärkommandant<br />

Walter Gitschthaler,<br />

der steirische Militärkommandant<br />

Heinz Zöllner und ihr Wiener Kollege<br />

Kurt Wagner konterten die Kritik<br />

Spindeleggers unisono: „Uns fehlen<br />

nicht Konzepte, sondern Geld.“<br />

Mit ihrer Forderung stehen die Führungskader<br />

des Heeres längst nicht<br />

mehr alleine da. Im Gegenteil, werden<br />

auch in der Truppe quer durch<br />

alle Ränge und Waffengattungen, in<br />

Online-Foren und Diskussionsplattformen<br />

sowie in der Öffentlichkeit<br />

die Rufe nach mehr Geld und dringend<br />

benötigten Investitionen immer<br />

lauter. Letztere fanden auch auf<br />

unserer neuen Facebook-Seite auf<br />

www.facebook.com/militaeraktuell<br />

Niederschlag (siehe auch gesammelte<br />

Kommentare im Kasten auf Seite 35).<br />

Mike Boller fordert dort im Rahmen<br />

einer angeregten Diskussion etwa<br />

„endlich mehr Investitionen für das<br />

Heer“, Marina Amy meint, dass es<br />

gerade in solch unsicheren Zeiten


0<br />

3<br />

8 K O N T R O V<br />

E R S E<br />

wie jetzt, „naiv“ wäre, „beim Bundesheer<br />

zu sparen“, und Helmut Eigelsreiter<br />

wünscht sich eine Erhöung des<br />

Verteidigungsbudgets „auf 1,2 Prozent<br />

des BIP“.<br />

Aktuell bewegen wir uns bei rund<br />

der Hälfte dieses Wertes: Das Heeresbudget<br />

ist damit im internationalen<br />

Vergleich deutlich unterdotiert<br />

und liegt im Bereich der Wehrausgaben<br />

El Salvadors, Jamaikas oder Nicaraguas.<br />

Mit Österreich vergleichbare<br />

Länder wie die Schweiz (1 Prozent<br />

des BIP), Dänemark und Belgien<br />

(1,3 Prozent), Slowenien (1,7 Prozent)<br />

und Finnland (2 Prozent) lassen<br />

sich ihr Heer deutlich mehr Geld<br />

kosten. Und selbst dort werden die<br />

Forderungen nach mehr Budgetmitteln<br />

für die Streitkräfte immer lauter.<br />

UNSICHERE ZUKUNFT Aktuell ist unklar, ob das Heer in den kommenden Jahren – wie auch<br />

von Verteidigungsminster Gerald Klug gefordert – mit mehr Finanzmitteln rechnen darf.<br />

GASTKOMMENTAR<br />

SCHWERES ERBE FÜR DEN MINISTER<br />

OBERST DIETER MUHR war zuletzt als National Contingent Commander und Chief Joint<br />

Military Affairs bei AUTCON/EUFOR in Bosnien und Herzegowina.<br />

Mobilitätskrise, Stilllegung von Fahrzeugflotten, zu<br />

wenig Sprit, Diskussion um Sicherstellung von<br />

Katastropheneinsätzen, zu teure Luftraumüberwachung,<br />

Kasernenverkäufe – das Bundesheer auf dem<br />

Weg in die Insolvenz? Wen würde es wundern? Bei einem<br />

Anteil am BIP knapp über 0,6 Prozent angelangt, wurde<br />

das Bundesheer jahrelang konsequent kaputtgespart. Ein<br />

schweres Erbe für den Verteidigungsminister. Die Kosten<br />

für Betrieb und Personal fressen längst die Investitionen<br />

auf. Zwar hat das Bundesheer jahrelang gespart – doch das<br />

Problem blieb bestehen.<br />

Wie konnte es so weit kommen? Einsätze, Personal, Betrieb<br />

und Anschaffungen werden teurer, Eurofighter-Raten<br />

und Attraktivierung des Wehrdienstes belasten das Budget,<br />

Erlöse aus Kasernenverkäufen bleiben hinter den<br />

Erwartungen zurück. Hat der Generalstab zu lange geschwiegen<br />

und versucht, aus der Situation das Beste zu<br />

machen? Hat er politisch opportun an falsche Versprechungen<br />

geglaubt? Manche werfen genau das dem Generalstab<br />

vor. Doch wie immer man dazu steht: Fakt ist, dass das<br />

Heer jahrelang eklatant unterdotiert wurde. Und so wird<br />

es bleiben. Obwohl die Einschläge immer näher kommen<br />

(Dschihad, Ukraine, Naher Osten etc.) und europäische<br />

Länder deshalb ihre Wehrbudgets erhöhen, bleibt Österreich<br />

konsequent und kürzt dem Bundesheer weiter die<br />

Mittel. Mit dem Zusammenhang Sicherheit – Wirtschaft –<br />

Wohlstand können die Menschen in Österreich<br />

zwar etwas anfangen. Dennoch verbinden<br />

weder Bevölkerung noch Politik<br />

dies gleichzeitig mit <strong>militär</strong>ischer Landesverteidigung<br />

– schon gar nicht, wenn es<br />

um eine nachhaltige Finanzierung geht.<br />

Das Bundesheer tut sich seit jeher schwer, von Geld zu<br />

reden. Der Generalstab geht traditionell vom Auftrag des<br />

Bundesheeres aus und wartet darauf, dass die Politik die<br />

Mittel bereitstellt, die dann vom Generalstab in zentralistischer<br />

Planwirtschaft verteilt und eingesetzt werden. Das ist<br />

so nicht mehr akzeptabel. Es ist längstens Zeit für einen<br />

Paradigmenwechsel. Der Generalstab muss die Auftragserfüllung<br />

genauso von den budgetären Mitteln her denken.<br />

Und die Mittel wollen plausibel und transparent eingesetzt<br />

werden. Dann sollten die Vorgänge für Bevölkerung und<br />

Politik erklärbar werden.<br />

Ein vernünftiges Militär muss auf absehbare Zeit vor allem<br />

eines sein: leistbar! Vor dem Hintergrund beschränkter<br />

Ressourcen leitet sich ab, dass das Bundesheer finanziell<br />

saniert werden muss – und zwar ausgabenseitig. Da wird<br />

es keine Tabus mehr geben können, auch nicht vor dem<br />

Beamtendienstrecht. Das Bundesheer bedarf professioneller<br />

Hilfe, vermutlich auch von außen. Eine wirklich neue<br />

Form des Managements muss her, das neue Methoden<br />

anwendet. Je eher, desto besser.<br />

FOTO S : B U N D E S H E E R / G ü N T E R F I L Z W I E S E R , B E I G E ST E L LT<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


INTERVIEW<br />

Herr Schiller, Sie fordern in<br />

einem 7-Punkte-Programm zur<br />

Rettung des Bundesheeres vor<br />

allem mehr finanzielle Mittel?<br />

Wird das genügen?<br />

Das wäre schon einmal ein entscheidender<br />

Schritt, denn der<br />

wirkt sich auch auf unsere weiteren<br />

Forderungen aus. Wenn<br />

die finanziellen Mittel dem Auftrag<br />

des Heeres angepasst werden,<br />

können unsere Verbände<br />

auch wieder ihre Mobilität erlangen.<br />

Infolgedessen müssen<br />

dann die Unterkünfte der<br />

Soldaten auf einen neuen<br />

Standard gebracht werden,<br />

brauchen die Berufs- und Zeitsoldaten<br />

ein neues Dienstrechts-<br />

und Gehaltsgesetz und<br />

müssen die Wehrpflichtigen so<br />

entlohnt werden, dass keiner<br />

mehr im Wehrdienst in die<br />

Schuldenfalle gerät. Außerdem<br />

müssen die erforderlichen<br />

Mittel für die Ausbildung und<br />

Übungstätigkeit gegeben sein<br />

und die Politik wieder zu ihrem<br />

Instrument der Landesverteidigung<br />

stehen.<br />

Derzeit werden viele Rufe<br />

nach einem klaren Bekenntnis<br />

zum Bundesheer laut. Wie<br />

würden Sie vor diesem Hintergrund<br />

aktuell den Zustand des<br />

Bundesheeres beschreiben?<br />

Das Bundesheer ist zurzeit ein<br />

nicht mehr bewegliches, einsatzfähiges<br />

Heer. Es kann sechs<br />

Monate lang die Wehrpflichtigen<br />

ausbilden, aber kaum<br />

mehr in eine Einsatzorganisation<br />

überführen. Die angestrebte<br />

Attraktivitätssteigerung<br />

des Grundwehrdienstes ist in<br />

vielen Bereichen dem Sparstift<br />

zum Opfer gefallen. Wir sehen<br />

hier also dringenden Handlungsbedarf.<br />

Welche Ursachen sind dafür<br />

aus ihrer Sicht hauptverantwortlich?<br />

M E I N U N G<br />

„Brauchen mehr finanzielle Mittel“<br />

Vizeleutnant Christian Schiller,<br />

Präsident der Unteroffiziersgesellschaft<br />

Salzburg<br />

Seit Auflösung der Strukturen<br />

der Raumverteidigung (1994)<br />

gibt es im Bereich der Landesverteidigung<br />

einen Reformstau,<br />

an dem die politische Halbherzigkeit,<br />

mit der an jeden Reformschritt<br />

herangegangen<br />

wurde, schuld ist.<br />

Wo spüren Sie die Einsparungen<br />

derzeit am meisten?<br />

Leider wieder einmal bei der<br />

Truppe. Dabei müsste unbedingt<br />

wieder einmal etwas in<br />

der Verwaltung geschehen und<br />

endlich das heikle Thema<br />

Dienstrecht in Angriff genommen<br />

werden. Unsere Berufssoldaten<br />

überaltern, dadurch<br />

haben wir für die aufstrebenden<br />

Jungen keine Arbeitsplätze.<br />

Inwiefern spüren Sie bei dieser<br />

Diskussion Rückendeckung<br />

durch die österreichische<br />

Bevölkerung?<br />

Nach dem eindeutigen Ausgang<br />

der Volksbefragung über<br />

die Beibehaltung der Wehrpflicht<br />

hat es einen anfangs<br />

guten Diskussionsprozess in der<br />

Politik und Bevölkerung über<br />

die Landesverteidigung gegeben.<br />

Heute ist es der Bevölkerung<br />

aber leider wieder<br />

weitgehend egal, was mit dem<br />

Bundesheer passiert.<br />

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0 4 0 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

> WIR<br />

SIND<br />

JETZT<br />

AUF<br />

KURS<br />

K<br />

ürzlich wurden die<br />

Strukturpläne des<br />

Bundesheeres präsentiert.<br />

Wie viel Arbeit<br />

war hinter den Kulissen<br />

notwendig, um zu<br />

diesem Ergebnis zu kommen?<br />

Der Schwergewichtszeitraum der Bearbeitung<br />

war zwar im heurigen Jahr, mit<br />

wesentlichen Vorarbeiten haben wir<br />

bei uns in der Planungssektion aber<br />

schon 2011 begonnen. Damals haben<br />

wir aus dem Entwurf der Sicherheitsstrategie<br />

unterschiedliche Varianten in<br />

einen sogenannten fähigkeitsbasierten<br />

Planungsprozess eingebracht. Abgeleitet<br />

von <strong>militär</strong>ischen Aufträgen fand<br />

dann eine Detaillierung statt, welche<br />

Fähigkeiten die Truppe dafür in den<br />

Generalleutnant Franz Leitgeb war in seiner Funktion<br />

als Leiter der Sektion II (Planung) maßgeblich an der<br />

Erarbeitung der neuen Strukturpläne beteiligt. Wir<br />

haben mit ihm über die Notwendigkeit dieser Reformen<br />

gesprochen und wieso Veränderungen beim Bundesheer<br />

immer etwas länger dauern. Interview: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

unterschiedlichsten Ausprägungen aufweisen<br />

muss und welche Strukturelemente<br />

es dafür braucht.<br />

Der erste Schritt bestand also in einer<br />

Zusammenfassung, was das Heer<br />

können muss, und in einem zweiten<br />

Schritt hat man sich angesehen, wel-<br />

che Fähigkeiten es dazu braucht?<br />

Ganz genau. Ausgehend davon kam<br />

dann mit den konkreten Budgetvorgaben<br />

für das heurige und das nächste<br />

Jahr sowie mit dem Bundesfinanzrahmen<br />

für die Jahre bis 2018 ein ressourcenbedingter<br />

Einschnitt. Unsere eigentliche<br />

Zukunftsplanung lag mar-<br />

FOTO S : H B F/ M I N I C H<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I N T E R V I E W<br />

kant über der Ressourcentangente,<br />

und daher mussten wir hier für eine<br />

Synchronisation sorgen, Ausprägungen<br />

verschieben und an dem einen<br />

oder anderen Zahnrad drehen.<br />

Nun wird im Bundesheer aber seit<br />

Jahrzehnten an den unterschiedlichsten<br />

Zahnrädern gedreht. Gibt es<br />

da überhaupt noch welche, mit denen<br />

Einsparungen realisierbar sind?<br />

Ja – erstens, weil man muss und zweitens,<br />

weil sich auch die Aufgabenstellungen<br />

und das Bedrohungsumfeld<br />

ändern. Aber, und das sieht man letztlich<br />

am Ergebnis des jetzigen Prozesses,<br />

die Rädchen, an denen man drehen<br />

kann, werden immer kleiner.<br />

Es wurde schon in vielen Bereichen<br />

auf ein Mindestmaß reduziert, und<br />

darunter wird es bei einigen Waffengattungen<br />

nicht gehen. Im Fall der<br />

Fälle stünde man also vor der Entscheidung,<br />

ganze Waffengattungen<br />

oder auch ganze Fähigkeiten wegzulassen.<br />

Wie groß war das Verständnis innerhalb<br />

der <strong>militär</strong>ischen Führung, dass<br />

es tiefe Einschnitte wie Kasernenschließungen<br />

und Waffenreduktionen<br />

braucht, um das Bundesheer<br />

wieder auf Schiene zu bringen?<br />

Die gemeinsame Bearbeitung war in<br />

jedem Moment von der Erkenntnis<br />

getragen, dass die Auftragslage und die<br />

zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

nicht mehr im Einklang stehen. Es war<br />

daher allen klar, dass wir eine Veränderung<br />

herbeiführen müssen, auch wenn<br />

es natürlich einzelne Bereiche gab, in<br />

denen die individuellen Meinungen<br />

auseinandergingen.<br />

Aber grundsätzlich gab es einen<br />

Konsens darüber, dass sich etwas<br />

ändern muss?<br />

Daran gab es keine Zweifel.<br />

Unterscheidet sich in diesem Punkt<br />

das aktuelle Strukturpaket von den<br />

vielen Reformplänen der vergangenen<br />

Jahrzehnte, die nicht immer von<br />

der gesamten <strong>militär</strong>ischen Führungsspitze<br />

mitgetragen wurden?<br />

Es ist diesmal jedenfalls nach<br />

„ÖBH2010“ wieder erstmals gelungen,<br />

auch die politische Ressortleitung davon<br />

zu überzeugen, dass an tatsächlichen<br />

strukturellen Veränderungen kein<br />

Weg vorbeiführt. Natürlich gibt es auch<br />

an den aktuellen Plänen Kritik, aber generell<br />

und vonseiten der Landeshauptleute<br />

fällt diese in meinen Augen weit<br />

schaumgebremster aus, als das bei früheren<br />

Reformvorschlägen der Fall war.<br />

Wie tief sind die strukturellen<br />

Einschnitte aus Ihrer Sicht?<br />

Die Maßnahmen sind natürlich insbesondere<br />

dort schmerzlich, wo Menschen<br />

direkt betroffen sind. Bei kaum<br />

einer Maßnahme, kaum einer Fähigkeit<br />

oder Dienststelle oder auch kaum einen<br />

Standort wären nicht auch gute<br />

Gründe zur Fortsetzung gegeben. Aber<br />

die Notwendigkeit zu kürzen ist da,<br />

und es ist in diesem Fall auch gelungen,<br />

das ein oder andere Tabu zu brechen,<br />

um uns für die nächsten Jahre entsprechend<br />

aufzustellen. Vorausgesetzt …<br />

… es gibt auch Sonderinvestitionen<br />

über das Budget hinaus?<br />

Richtig, wenn man jetzt von vornherein<br />

sagen würde, dass hier keine zusätzlichen<br />

Finanzmittel möglich sind,<br />

dann würden unsere Maßnahmen immer<br />

noch zu kurz greifen – das muss<br />

man auch so deutlich sagen.<br />

Ist das realistisch? Warum soll die<br />

Landesverteidigung nun plötzlich<br />

doch mehr Geld bekommen?<br />

Weil wir unser Bestmögliches tun, um<br />

die harten Budgetvorgaben umzusetzen<br />

und wir im internationalen Vergleich<br />

weit unterdotiert sind. Bestimmte außergewöhnliche<br />

Investitionen in neues<br />

Gerät sind vor diesem Hintergrund einfach<br />

nicht umsetzbar, hier sehe ich also<br />

ganz klar die Politik gefordert.<br />

Wie lange wird es dauern, bis das<br />

Strukturpaket dann im Endausbau<br />

umgesetzt sein wird?<br />

Alles, was möglich ist, werden wir jetzt<br />

raschest umsetzen und einleiten und<br />

davon abhängige Schritte werden dann<br />

entsprechend zeitnah umgesetzt. Die<br />

vollständige Gesamtanpassung wird<br />

aber trotzdem bis 2018 hinein dauern.<br />

Das mag jetzt für viele vielleicht nach<br />

einem sehr langen Zeitraum klingen,<br />

aber dabei darf man nicht außer Acht<br />

lassen, dass das Bundesheer eine sehr<br />

komplexe Organisation mit einem vielfältigen<br />

Aufgabenspektrum ist und so<br />

gesehen einem großen Tanker gleicht,<br />

der nicht so abrupt anhalten und manövrieren<br />

kann, wie das kleine Sportboote<br />

können.<br />

Veränderungen dauern beim<br />

Bundesheer also immer seine Zeit?<br />

Ja, weil ein ausgewogenes Wechselspiel<br />

mit den strategischen und politischen<br />

Vorgaben erforderlich und auch während<br />

der Veränderung die Aufgabenerfüllung<br />

sicherzustellen ist.<br />

Um beim Bild zu bleiben: Hat der<br />

Tanker jetzt schon auf den neuen<br />

Kurs gedreht, oder befindet man<br />

sich noch in der Kursfindung?<br />

Wir haben die Richtungsänderung in<br />

jedem Fall schon eingeleitet, dafür<br />

auch Fahrt rausgenommen und können<br />

nun, wenn der neue Kurs anliegt,<br />

auch wieder Gas geben.<br />

Aber der Kurs, auf den der Tanker<br />

schwenken soll, der ist bekannt?<br />

Ja, der ist bestimmt. Den Kurs kennen<br />

wir.<br />

ZUR PERSON<br />

Franz Leitgeb nahm nach seiner Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie verschiedene<br />

Kommandanten- und Stabsfunktionen beim Jagdpanzerbataillon 1 ein. Von 1988 bis 1991 absolvierte der Steirer den<br />

12. Generalstabskurs, danach wurde Leitgeb Stabschef der 9. Panzergrenadierbrigade. Er sammelte in Folge Auslandserfahrungen<br />

in Zypern, absolvierte das Royal College of Defence Studies und war internationaler Stabsoffizier<br />

beim Allied Command Transformation in den USA. Von 2002 bis 2004 war Leitgeb Kommandant des Zentrums Einsatzvorbereitung,<br />

ab 2008 übernahm er die Leitung der Gruppe Strukturen und Organisation im Verteidigungsministerium<br />

und 2013 wurde er zum Leiter der Sektion II (Planung) bestellt und zum Generalleutnant befördert.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


DA SCHAU<br />

0 4 2 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

HEE<br />

FOTO : H B F/ ST E P H A N I E ST R O B L<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />

Am Nationalfeiertag gewährt das Bundesheer<br />

bei seiner großen Leistungsschau auf dem<br />

H<br />

Wiener Heldenplatz interessante Einblicke<br />

Rin sein Aufgabenspektrum.<br />

Text: HANS SCHNEEWEISS<br />

& STEFAN DRACHSLER<br />

abt Acht! Seit dem<br />

Jahr 1995 begeht das<br />

Bundesheer den<br />

Nationalfeiertag mit<br />

Angelobungen auf<br />

dem Wiener Heldenplatz.<br />

Damals wurde dem Bundesheer<br />

von der Politik nämlich die traditionelle<br />

Parade auf dem Ring untersagt,<br />

und als Ersatz sollte eben nur<br />

eine Angelobung stattfinden. Um für<br />

einen passenden Rahmen zu sorgen,<br />

nahm das Bundesheer damals aber<br />

auch einige Fahrzeuge mit ins<br />

Zentrum Wiens und landete damit<br />

einen enormen und ziemlich überraschenden<br />

Publikumserfolg. Davon<br />

beflügelt ist der Nationalfeiertag seitdem<br />

nicht mehr ohne Bundesheer<br />

auf dem Heldenplatz vorstellbar. Das<br />

zeigen alleine schon die Besucherzahlen,<br />

die in den vergangenen Jahren<br />

immer weiter gestiegen sind und<br />

2013 in einem neuen Besucherrekord<br />

gipfelten: 1,3 Millionen Österreicher<br />

besuchten die Leistungsschau und<br />

informierten sich vor Ort über die<br />

Aufgaben, Abläufe und Truppenteile<br />

des Bundesheeres.<br />

All diese Einblicke gewährt das Bundesheer<br />

auch heuer auf seinen verschiedenen<br />

Themeninseln. Auf den<br />

folgenden Seiten haben wir einige der<br />

Aufgabenbereiche herausgegriffen –<br />

wie jene der ADFRU, der Austrian<br />

Forces Disaster Relief Unit, die zur<br />

Rettung von Verschütteten nach Erdbeben<br />

oder zur Trinkwasseraufbereitung<br />

ins Ausland entsandt wird.<br />

Auch werden die Aufgaben der Kräfte<br />

für Internationale Einsätze beleuchtet,<br />

die etwa in Bosnien und<br />

Herzegowina eingesetzt sind. Zum<br />

Thema Attraktivierung des Grundwehrdienstes<br />

haben wir eine Spitzen<br />

sportlerin interviewt, die mit den<br />

Rekruten trainiert.<br />

Im Mittelpunkt der Leistungsschau<br />

auf dem Heldenplatz stehen wohl<br />

auch heuer wieder die Luftstreitkräfte,<br />

die sich mit ihren vier verschiedenen<br />

Hubschraubertypen präsentieren.<br />

Aufgrund der engen Budgetmit-<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 44<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 4 H E E R & M E H R<br />

Stationen 4 und 5<br />

Interviews zu den Themeninseln<br />

„Schutz und Hilfe“<br />

und „Attraktivierung<br />

des Grundwehrdienstes“<br />

finden Sie auf den Seiten<br />

46 und 47.<br />

Hofburg<br />

4<br />

5<br />

2<br />

3<br />

1<br />

PROGRAMM-ÜBERSICHT<br />

24. Oktober<br />

8.00–15.00 Uhr Tag der Schulen<br />

17.00–19.00 Uhr Konzert der<br />

Gardemusik im Festzelt<br />

19.00–21.30 Uhr Live-Auftritt der<br />

Gardecombo im Festzelt<br />

25. Oktober<br />

11.00–18.00 Uhr Dynamische<br />

Informations- und Leistungsschau<br />

11.00–18.00 Uhr Live-Auftritt von<br />

„Team X-Dream“ im Festzelt<br />

18.00–20.00 Uhr Live-Auftritt<br />

von „Falco forever“ im Festzelt<br />

20.00–22.30 Uhr Live-Auftritt<br />

von „Die 3“ im Festzelt<br />

26. Oktober<br />

7.30 Uhr Gottesdienst in der Krypta<br />

9.00 Uhr Kranzniederlegung durch<br />

den Bundespräsidenten in der<br />

Krypta<br />

9.30 Uhr Kranzniederlegung durch<br />

die Bundesregierung in der Krypta<br />

10.00 Uhr Dynamische<br />

Informations- und Leistungsschau<br />

10.30 Uhr Angelobung der Rekruten<br />

in Anwesenheit des Bundespräsidenten<br />

und der Bundesregierung<br />

12.00–17.00 Uhr Live-Auftritte im<br />

Festzelt von „Die Edlseer“ und<br />

„Echt Stark“<br />

12.30 Uhr Auszeichnung der<br />

Preisträger „Militär des Jahres<br />

<strong>2014</strong>“ auf der Hauptbühne<br />

17.00 Uhr Ende der großen<br />

Leistungsschau<br />

FOTO S : B U N D E S H E E R , B U N D E S H E E R / G U N T E R P U S C H<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />

Katastrophenhilfe im Ausland<br />

Die Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) gilt als eine der spezialisiertesten<br />

Einheiten des Bundesheeres und beweist das auch am Heldenplatz.<br />

Im Ernstfall unter Beweis stellen konnte AFDRU seine hohe Funktionstauglichkeit bereits<br />

mehrfach. Zuletzt im vergangenen Sommer, als die Einheit mehr als drei Millionen Liter<br />

Trinkwasser in dem von einer Hochwasserkatastrophe heimgesuchten Bosnien aufbereitete.<br />

Experten der ABC-Abwehrtruppe konnten täglich rund 50.000 Menschen mit sauberem<br />

Wasser versorgen. Die Katastrophenhilfseinheit war dafür zwei Monate im<br />

Dauereinsatz. Neben der Trinkwasseraufbereitung und -analyse zählten zu den Aufgaben<br />

der AFDRU in Bosnien auch die Minenbeseitigung, der Brückenbau und wichtige Verteilungsaufträge.<br />

Einmal mehr zeigte sich dabei, dass der modulartige Aufbau der AFDRU-<br />

Kontingente für die Flexibilität und die Zusammenarbeit mit anderen internationalen<br />

Hilfskräften von entscheidender Bedeutung war. „Call the Austrians!“ – der Ruf, der zum<br />

Qualitätssiegel der AFDRU geworden ist, wird wohl noch oft in internationalen Krisenregionen<br />

ertönen. Bei der Leistungsschau am Heldenplatz werden sich die Soldaten der<br />

Eliteeinheit mit Rettungs- und Bergegerät sowie Wasseraufbereitungselementen<br />

präsentieren.<br />

1<br />

Spektakuläre Hubschrauberbergung<br />

Am Heldenplatz sind alle vier verfügbaren Hubschraubertypen des<br />

Bundesheeres – vom Black Hawk bis zur Bell OH-58 Kiowa zu sehen.<br />

2<br />

Mit einem Hubschrauber des Bundesheeres wurde im August mitten in der Nacht ein verletzter<br />

polnische Höhlenforscher vom Eingang der „Jack-Daniels-Höhle“ in 2.100 Metern<br />

Seehöhe ins Tal geflogen. Ein spektakulärer Einsatz, wie er aber eher selten vorkomme, stellt<br />

Hauptmann Anton Diewok, Black Hawk-Pilot des Bundesheeres, klar. „Die häufigsten Assistenzflüge<br />

im Inland sind Hochwasser einsätze, Einsätze nach Muren, Lawinenabgängen und<br />

Verklausungen. Auch bei Waldbränden und Windschäden kommen wir oft zum Einsatz“,<br />

sagt der 33-jährige Pilot im Gespräch mit Militär Aktuell. Das sogenannte Holzlogging, also<br />

der Außenlasttransport von Baumstämmen mit dem Helikopter, stelle die mit Abstand<br />

größte Herausforderung für einen Hubschrauberpiloten dar, da hier in besonderem Maße<br />

auf die Sicherheit der Bodenmannschaft geachtet werden müsse, erläutert Diewok. Bei<br />

Hilfseinsätzen werden alle vier im Bundesheer verfügbaren Hubschraubertypen, Agusta<br />

Bell 212, Alouette III, Bell OH-58 Kiowa und S-70 Black Hawk eingesetzt.<br />

Internationale Einsätze<br />

In den vergangen Jahren hat sich Österreich mit überdurchschnittlich vielen<br />

Soldaten an Auslandsmissionen beteiligt. Informationen rund um das Thema<br />

gibt es am Heldenplatz bei einer eigenen Themeninsel.<br />

Österreich hat sich mit Tausenden Soldaten bei den unterschiedlichsten internationalen<br />

Friedensmissionen engagiert. Seit Dezember 2004 sind auch in Bosnien und Herzegowina<br />

österreichische Soldaten stationiert. Unter EU-Kommando leisten sie dort in der Operation<br />

EUFOR ALTHEA einen wichtigen Beitrag, um die Sicherheit im Land aufrechtzuerhalten.<br />

Hauptmann Jürgen Bartl war schon drei Mal im Auslandseinsatz in Bosnien, zuletzt als Stabsoffizier<br />

der AUTNE im Hauptquartier Camp Butmir. Der Ausbildungsleiter an der Auslandseinsatzbasis<br />

Götzendorf konnte in Bosnien viel für seine Laufbahn lernen. Die <strong>militär</strong>ische<br />

Struktur in einer internationalen Kompanie war ein ebenso wertvolles Berufserlebnis wie die<br />

persönliche Erfahrung der gegenseitigen Motivation und Zusammenarbeit im Team. „Am<br />

meisten hat mich die Hilfsbereitschaft der Leute in Bosnien beeindruckt, auch die Offenheit<br />

und Ehrlichkeit. Ich hatte es mir trister vorgestellt“, sagt Hauptmann Bartl im Gespräch mit<br />

Militär Aktuell. „Wenn sowohl die dienstlichen als auch die privaten Signale auf Grün stehen“,<br />

könne er interessierten Soldaten nur raten, sich zu einem Auslandseinsatz zu melden.<br />

3<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 6 H E E R & M E H R<br />

„Das Bundesheer bietet mir perfekte Rahmenbedingungen!“<br />

Korporal Jennifer Wenth gilt als<br />

große Leichtathletik-Hoffnung. Die<br />

23-jährige Niederösterreicherin hat<br />

bereits einige Staatsmeistertitel erlaufen,<br />

daneben trainiert sie auch mit<br />

Grundwehrdienern und erfüllt damit<br />

einen wichtigen Punkt zur Attraktivierung<br />

des Grundwehrdienstes.<br />

4<br />

Frau Korporal, Sie sind Leichtathletin.<br />

Wie unterstützt Sie das Bundesheer<br />

bei Ihrem Trainingsprogramm?<br />

Das Bundesheer bietet mir die perfekten<br />

Rahmenbedingungen, um meinen<br />

Sport professionell auszuüben. Im Heeresleistungssportzentrum<br />

<strong>03</strong> in der<br />

Südstadt habe ich gute Trainingsmöglichkeiten<br />

etwa auf der Bahn, aber auch<br />

in der Kraftkammer.<br />

Was waren Ihre bisherigen größten<br />

Erfolge?<br />

Ich habe bei der Junioren-Weltmeisterschaft<br />

2010 den siebenten und neunten<br />

Platz erreicht, bei der Crosslauf Europameisterschaft<br />

2011 wurde es der elfte<br />

Platz – wie auch heuer bei der Europameisterschaft<br />

über 5.000 Meter. Dazu<br />

habe ich bereits einige Staatsmeistertitel<br />

gewonnen und konnte einige<br />

Nachwuchsrekorde aufstellen.<br />

Ein Teil der Grundwehrdienstreform<br />

umfasst auch das gemeinsame Training<br />

von Grundwehrdienern mit<br />

Spitzensportlern. Wie oft konnten<br />

Sie dafür neben Ihrem umfangreichen<br />

Trainingsprogramm Zeit<br />

opfern?<br />

Heuer habe ich bereits zwei Mal mit<br />

Grundwehrdienern trainiert.<br />

Was ist der Unterschied vom Training<br />

alleine zum Training gemeinsam mit<br />

Grundwehrdienern?<br />

Wenn ich alleine trainiere, bin ich voll<br />

und ganz in meiner Rolle als Athletin,<br />

trainiere ich aber mit Grundwehrdienern,<br />

übernehme ich eher die Rolle der<br />

Trainerin. Dann erkläre ich den Grundwehrdienern<br />

Übungen, zeige ihnen,<br />

wie sie diese möglichst perfekt ausführen<br />

können, mache Verbesserungsvorschläge<br />

und biete ihnen auch<br />

Variationsmöglichkeiten an.<br />

Was sind Ihre nächsten sportlichen<br />

Ziele?<br />

Mein nächstes Ziel ist eine gute Platzierung<br />

bei der Crosslauf-Europameisterschaft<br />

im Dezember und darüber hinaus<br />

natürlich die Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen 2016 in Rio de Janeiro.<br />

Ich GELoBE Die Angelobung der Rekruten<br />

gilt als einer der Programmhöhepunkte,<br />

Beginn ist am 26. Oktober um 10.30 Uhr.<br />

tel kann allerdings jeweils nur ein<br />

Transporthubschrauber S-70 Black<br />

Hawk, eine Alouette III, eine Agusta<br />

Bell 212 und eine Bell OH-58 Kiowa<br />

gezeigt werden. Darüber hinaus präsentiert<br />

das Bundesheer am Heldenplatz<br />

aber auch die Komponenten der<br />

aktiven und passiven Luftraumüberwachung,<br />

wie beispielsweise mobile<br />

Radaranlagen. Diese Geräte werden<br />

mit geländegängigen Schwerfahrzeugen<br />

transportiert, sind innerhalb einiger<br />

Stunden einsatzbereit und verdichten<br />

mit ihrer Reichweite von 300<br />

Kilometern den Beobachtungsbereich<br />

der drei ortsfesten Mittelbereichsradarstationen.<br />

Die von den<br />

mobilen Stationen gesammelten<br />

Daten werden dann mit einem eigenen<br />

mobilen Fernmeldesystem in die<br />

Luftraumüberwachungszentrale<br />

übertragen und dort mit den Radardaten<br />

anderer Stationen zu einem<br />

Gesamtradarbild für den österreichischen<br />

Luftraum verarbeitet.<br />

Die Landstreitkräfte sind mit ihrem<br />

schweren Gerät, wie dem Kampfpanzer<br />

Leopard, dabei. Der 55 Tonnen<br />

schwere Stahlkoloss ist seit Jahren ein<br />

Publikumsmagnet am Heldenplatz.<br />

Wenn er nicht gerade seine Wendigkeit<br />

oder das Schwenken des Turmes<br />

(360 Grad in nur neun Sekunden) in<br />

einer rasanten Vorführung zur Schau<br />

stellt, ist er allerdings schwer auszumachen,<br />

da meist ein Berg Kinder auf<br />

ihm herumklettert. Für ein perfektes<br />

Foto sollte man sich beim Leopard<br />

also ein bisschen Zeit nehmen. Einstweilen<br />

kann man ja die Schützenpanzer<br />

– wie etwa den Ulan – und auch<br />

m I L I T ä r a K T U E L L


H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />

„Die gesammelten Erfahrungen werden hilfreich sein!“<br />

Herr Gressenberger, wie waren Ihre<br />

Erfahrungen im Modul „Katastrophenhilfe“<br />

in der Grundausbildung?<br />

Der erste Teil des Unterrichtes fand bei<br />

einer Lagerhalle der Feuerwehr des mobilen<br />

Hochwasserschutzes statt. Der<br />

zweite noch ausstehende Teil des Modules<br />

wird sich mit dem Thema Brandschutz<br />

beschäftigen. Ich bin der Meinung, dass<br />

die Erfahrungen, die ich dabei sammeln<br />

kann, sicher einmal hilfreich sein werden.<br />

Was waren die interessantesten<br />

Inhalte der Katastrophenschutz-<br />

Ausbildung?<br />

Wir verlegten für das Modul extra nach<br />

Weißenkirchen, zu einer Lagerhalle der<br />

Feuerwehr. Nach einer kurzen Vorstellung<br />

wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt,<br />

um den Unterricht für die ganze<br />

Kompanie leichter zu gestalten. Ein<br />

Teil der Kompanie lernte, Sandsäcke zu<br />

befüllen, diese über einer Kette aus Soldaten<br />

zu befördern und daraus einen<br />

stabilen Damm zu bauen. Zum Staunen<br />

brachte uns, dass nach einer Stunde<br />

Arbeit erst das Fundament stand. Da<br />

wurde einigen bewusst, wie anstrengend<br />

dies ist und welche Menge an Sandsäcken<br />

man dazu benötigt. Währenddessen<br />

bekam der zweite Teil der Kompanie<br />

eine Einschulung in die Funktion und<br />

den Aufbau des mobilen Hochwasserschutzes.<br />

Dabei wurden wir auch mit den<br />

verschiedenen Aufbauvarianten vertraut<br />

gemacht, die sich je nach Wasserstand in<br />

der Höhe unterscheiden.<br />

Welche Verbesserungen halten Sie<br />

beim Modul „Katastrophenhilfe“ für<br />

zielführend?<br />

Nachdem keine Möglichkeit bestand, zu<br />

wählen, ob man dieses Modul machen<br />

möchte, wäre es sehr praktisch gewesen,<br />

dies schon während der Grundausbildung<br />

zu haben, bevor der Einrückungstermin<br />

in diverse verschiedene<br />

Funktionen wie beispielsweise Wache,<br />

Stabskompanie oder Garde eingeteilt<br />

wird. Somit würde jeder Grundwehrdiener<br />

lernen, wie er helfen kann. Wir hatten<br />

diese Ausbildung erst in der 13. Woche,<br />

die Kameraden anderer Funktionen hatten<br />

diese Ausbildung überhaupt nicht.<br />

Auch wäre es sehr praktisch gewesen,<br />

wenn wir zudem gelernt hätten, mit einer<br />

Pumpe bei Hochwasser umzugehen<br />

oder verunglückte Personen und Tiere<br />

mittels Rettungsboot oder dergleichen<br />

zu bergen.<br />

Rekrut Thomas Gressenberger<br />

hat im Rahmen der Attraktivierung<br />

des Grundwehrdienstes den ersten Teil<br />

seiner Katastrophenschutz-Ausbildung<br />

bereits hinter sich. Wir haben mit<br />

ihm über seine Erfahrungen<br />

dabei gesprochen.<br />

5<br />

FoTo S : H B F/ J U L I A N S c H A R P F, B U N D E S H E E R / H A R A L D M I N I c H , B E I G E ST E L LT<br />

schweres Pioniergerät, das auch bei<br />

Assistenzeinsätzen nach Naturkatastrophen<br />

zum Einsatz kommt,<br />

bestaunen.<br />

Auch Spezialeinsatzkräfte wie das<br />

Jagdkommando zeigen ihre Sonderausrüstung<br />

und Bewaffnung und<br />

stellen in dynamischen Vorführungen<br />

ihre Leistungsfähigkeit zu Land,<br />

zu Wasser und in der Luft unter<br />

Beweis. Ein Highlight dabei: Die<br />

Kampfschwimmer des Jagdkommandos<br />

werden vor den Augen des Publikums<br />

in einem speziellen Tauchtruck<br />

ihr Können vorführen. Fallschirmjäger<br />

beweisen ein Stück weiter ihre<br />

Fähigkeiten beim Absprung vom<br />

Sprungturm. Vergangenes Jahr<br />

sprang übrigens ein Jagdkommandosoldat<br />

am Heldenplatz von einem<br />

ALLES UNTER KONTROLLE Entscheidend für einen geordneten Ablauf des Megaevents<br />

am Wiener Heldenplatz ist auch der Einsatz der Militärstreife/Militärpolizei.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 8 H E E r & M E H r<br />

„Wir sind ein Bundesheer für die Bevölkerung!“<br />

Brigadier Kurt Wagner<br />

hat als Wiener Militärkommandant<br />

die Schirmherrschaft über<br />

die Veranstaltung am Heldenplatz.<br />

Welche Bedeutung hat die Veranstaltung<br />

am Heldenplatz für das Bundesheer<br />

und was nimmt das Bundesheer<br />

von dieser Veranstaltung mit?<br />

Die traditionelle Informations- und Leistungsschau<br />

des Bundesheeres gehört<br />

seit vielen Jahren zu den größten und eindrucksvollsten<br />

Veranstaltungen in ganz<br />

Österreich. Für das Bundesheer ist es dadurch<br />

einerseits möglich, die eigene Leistungsfähigkeit<br />

darzustellen, und<br />

andererseits mit vielen Besuchern direkt<br />

in Kontakt zu treten. Vor allem das Feedback<br />

im Zuge dieser Gespräche ist für<br />

das Militärkommando Wien als Veranstalter<br />

ein sehr großer Gewinn.<br />

Wie präsentiert sich das Bundesheer<br />

dieses Jahr am Heldenplatz?<br />

Diese Großveranstaltung ist nur möglich,<br />

weil sich hier das ganze Bundesheer präsentiert.<br />

Unser diesjähriges Motto lautet<br />

„Schutz und Hilfe für Staat und Bevölkerung“,<br />

und das gilt sowohl zu Land als auch<br />

in der Luft und im Cyberspace. Heuer<br />

zeigen wir dabei erstmalig die „Attraktivierung<br />

des Grundwehrdienstes“ als eigene<br />

Themeninsel. Auszüge dieser Maßnahmen<br />

können so live am Heldenplatz miterlebt<br />

werden.<br />

Und was gibt es dabei aus Ihrer Sicht<br />

noch zu verbessern?<br />

Wünschen würde ich mir, dass sich die Politik<br />

klar zur Bedeutung der Sicherheitspolitik<br />

im Allgemeinen und der Landesverteidigung<br />

im Besonderen bekennt und dies<br />

auch im dafür notwendigen Budget seinen<br />

Niederschlag findet.<br />

Mit den Sparmaßnahmen ist für das<br />

Bundesheer eine schwierige Zeit angebrochen.<br />

Für wie wichtig bewerten Sie<br />

die Präsentation des Bundesheeres am<br />

Heldenplatz gerade heuer?<br />

Es wäre aus meiner Sicht falsch, sich in dieser<br />

prekären budgetären Situation in den<br />

Kasernen zu verstecken. Wir sind ein<br />

Bundesheer aus der Bevölkerung, für die<br />

Bevölkerung und präsentieren unsere Leistungen,<br />

unsere Ausrüstung und unser<br />

Gerät auch in der Bevölkerung. Deshalb<br />

sind wir auch heuer wieder am Heldenplatz<br />

ein Bundesheer zum Anfassen.<br />

FoTo S : B U N D E S H E E r / H A r A L D M I N I C H , B U N D E S H E E r / J U L I A W E I C H S E L B AU M<br />

mobilen Kran aus 192 Metern zu einem<br />

neuen Bungee-Jump-Weltrekord.<br />

Als absolute Neuheit bringt das<br />

Bundesheer heuer auch eines der<br />

modernsten Zeltsysteme auf den<br />

Heldenplatz. Das sogenannte COL-<br />

PRO-Zeltsystem bietet den Soldaten<br />

im Einsatz nicht nur Schutz vor Witterung,<br />

sondern ist auch in den verschiedenen<br />

Modulen als Gefechtsstand,<br />

als Unterkunft oder sogar als<br />

Feldspital – abseits jeglicher zivilen<br />

Infrastruktur – autark einsetzbar.<br />

Das weitere Rahmenprogramm ist<br />

musikalisch. Und startet bereits am<br />

24. Oktober. Im Festzelt konzertieren<br />

die Gardemusik und die Gardecombo.<br />

Am Tag darauf musiziert dort das<br />

„Team X-Dream“ den ganzen Tag<br />

lang. Abends gibt es dann Live-Auftritte<br />

von „Falco forever“ und „Die 3“.<br />

Am Nationalfeiertag ist das Programm<br />

dann naturgemäß gedrängt.<br />

Nach dem Gottesdienst in der Krypta<br />

und Kranzniederlegungen durch den<br />

Bundespräsidenten und die Bundesregierung<br />

steht die dynamische Informations-<br />

und Leistungsschau des<br />

Bundesheeres auf dem Plan. Um<br />

10.30 Uhr werden bei der feierlichen<br />

Angelobung 1.400 Rekruten vereidigt,<br />

danach wird der „Militär des<br />

Jahres <strong>2014</strong>“ auf der Haupttribüne<br />

ausgezeichnet. Und im Festzelt spielen<br />

am 26. Oktober mit „Die Edelseer“<br />

und „Echt Stark“ zwei echte<br />

Highlights.<br />

TEST-SITZEN Am Heldenplatz können die<br />

Besucher auch auf und in den unterschiedlichsten<br />

Gerätschaften des Bundesheeres<br />

Platz nehmen.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />

„Wir zeigen das volle Spektrum!“<br />

Die Leistungsschau am Heldenplatz<br />

ist die größte Veranstaltung des<br />

Bundesheeres. Wann wird mit den<br />

Vorbereitungen dazu begonnen?<br />

Die ersten Planungen und Vorbereitungen<br />

für diesen Event beginnen<br />

bereits im Dezember nach dem<br />

Nationalfeiertag, also beinahe ein<br />

Jahr vor der Veranstaltung.<br />

REGES INTERESSE<br />

Jahr für Jahr kommen Hunderttausende<br />

Österreicher zur<br />

Leistungsschau auf den Heldenplatz<br />

– der Besucherrekord<br />

stammt mit 1,3 Millionen<br />

aus dem Vorjahr.<br />

Wie viele Leute sind in die Planung<br />

involviert?<br />

Das Kernteam von sechs Personen bildet<br />

die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Kommunikation des Militärkommandos<br />

Wien. Nachdem die Planungsgrundlagen<br />

durch den Generalstab<br />

vorgegeben wurden, wird durch mich<br />

ein Projektteam für die Planung und<br />

Durchführung dieses Events zusammengestellt.<br />

Und wie viele Soldaten und Material<br />

sind dann am Nationalfeiertag vor<br />

Ort am Heldenplatz?<br />

Auf allen Themeninseln wird das Spektrum<br />

des Bundesheeres von A bis Z<br />

gezeigt. Beispielsweise A wie Ausbildung<br />

über M wie Militärstreife/Militärpolizei<br />

bis Z wie Zielzuweisungsradar.<br />

Alles in allem sind heuer mehr<br />

als 500 Soldaten sowie Zivilbedienstete<br />

bei diesem Event, bei den verschiedenen<br />

Themeninseln, in der<br />

Organisation sowie im Pressezentrum<br />

im Einsatz.<br />

Oberst Stefan Koutnik,<br />

Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Militärkommandos Wien,<br />

plant und organisiert mit seinem<br />

Team den Großevent<br />

am Heldenplatz.<br />

Was ist bei der Organisation einer<br />

Veranstaltung dieser Größenordung<br />

die größte Herausforderung?<br />

Die Herausforderungen beginnen<br />

bereits bei der Planung eines solchen<br />

Events. Vermeintliche Kleinigkeiten,<br />

die man anfangs nicht berücksichtigt,<br />

können die Performance einer Veranstaltung<br />

kippen. Dass dies in den<br />

neun Jahren, in denen ich die operative<br />

Gesamtverantwortung über diese<br />

Veranstaltung habe, nicht passiert ist,<br />

verdanke ich der hohen Professionalität<br />

und dem herausragendem Engagement<br />

meines Kernteams sowie dem<br />

Einsatz aller Soldaten und Zivilbediensteten,<br />

die an dieser Veranstaltung<br />

mitwirken. Die größte Herausforderung<br />

für Events dieser Größenordnung ist<br />

meines Erachtens nicht die Planung,<br />

die Logistik oder die Durchführung,<br />

sondern sicherlich die Frage nach der<br />

Kundenzufriedenheit. Erreichen wir mit<br />

unserem Motto „Schutz und Hilfe für<br />

Staat und Bevölkerung“ die Österreicher<br />

und bieten wir ihnen auch die<br />

Möglichkeit, „ihr“ Bundesheer hautnah<br />

zu erleben? Die Antwort darauf gaben<br />

uns voriges Jahr mehr als 1,3 Millionen<br />

Besucher.<br />

Und was ist heuer neu?<br />

Trotz des verringerten Budgeteinsatzes<br />

können wir in diesem Jahr zwei neue<br />

Themeninseln präsentieren. Bei der<br />

einen handelt es sich um die Themen -<br />

insel „Attraktivierung des Grundwehrdienstes“,<br />

bei der wir die Neuerungen<br />

in der Grundausbildung vorstellen. Die<br />

andere neue Themeninsel zeigt unsere<br />

Kompetenz in der internationalen<br />

Katastrophenhilfe. Die ABC-Abwehrschule<br />

präsentiert dort die verschie -<br />

densten Geräte zur Rettung von<br />

Verschütteten nach Erdbeben sowie<br />

modernste Anlagen und Verfahren zur<br />

Trinkwasseraufbereitung.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 5 0 A D V E R T O R I A L<br />

ATTRAKTIV<br />

ABHEBEN<br />

Du bist fliegertauglich, jünger als 23 Jahre und<br />

scharf auf einen fordernden Job? Dann erfülle<br />

dir beim Bundesheer den Traum vom Fliegen<br />

und werde Hubschrauberpilot.<br />

s<br />

chon von Weitem ist<br />

der monotone Klang<br />

eines Propellers zu<br />

hören. Dann wird das<br />

Geräusch immer lauter.<br />

Ein Bundesheer-<br />

Hubschrauber nähert sich dem<br />

Bergkamm und zieht über ihn hinweg.<br />

Er dreht eine große Runde,<br />

kommt zurück und hält über dem<br />

Kamm inne. Nur kurz, dann beginnt<br />

er mit dem Sinkflug und nähert sich<br />

Meter für Meter seinem geplanten<br />

Landeplatz. Geschafft! Trotz der<br />

widrigen Bedingungen hier im<br />

Hochgebirge konnte der Pilot seine<br />

Alouette III sicher landen und damit<br />

einmal mehr die hohe Qualität der<br />

Pilotenausbildung im Bundesheer<br />

bestätigen. Um hier landen zu können,<br />

muss man nämlich einiges an<br />

Erfahrung mitbringen. Die Oberflächenbeschaffenheit<br />

und die Windbedingungen<br />

sind bei fast jedem<br />

Landeanflug anders, darüber hinaus<br />

erschweren die Wetterverhältnisse<br />

und mögliche Hindernisse in der<br />

Umgebung wie Bäume oder Gesteinsbrocken<br />

den Landevorgang.<br />

Aber warum dann all der Aufwand?<br />

Weil auch im Hochgebirge <strong>militär</strong>ische<br />

Aufträge erledigt werden müssen.<br />

Dazu zählen Truppentransporte,<br />

Erkundungs- und Versorgungsflüge<br />

sowie Materialtransporte. Nicht sel-<br />

lässliche Rückgrat zahlreicher Bundesheer-Einsätze<br />

und sind heute aus<br />

dem <strong>militär</strong>ischen Alltag in Österreich<br />

nicht mehr wegzudenken. Kein<br />

Wunder daher, dass der Beruf des<br />

Hubschrauberpiloten zu den angeseten<br />

kommen die Hubschrauber des<br />

Bundesheeres auch bei Hilfseinsätzen<br />

im Gebirge zum Einsatz. Bei Lawinenabgängen<br />

etwa oder auch bei<br />

Personenbergungen wie zuletzt der<br />

eines verunglückten Höhlenforschers<br />

im Tennengebirge im August. Darüber<br />

hinaus gehören auch der Transport<br />

von Mensch und Material in<br />

einfacherem Gelände, die Luftunterstützung<br />

von Bodeneinheiten und<br />

Assistenzeinsätze etwa bei Überschwemmungen,<br />

Waldbränden oder<br />

Vermurungen zum überaus breiten<br />

Aufgabenspektrum von Hubschrauberpiloten<br />

beim Bundesheer.<br />

Damit tragen sie nicht nur entscheidend<br />

zum Gelingen unterschiedlichster<br />

Missionen bei, sondern bilden<br />

mit ihren Maschinen das ver-<br />

voraussetzungen*<br />

zukünftige Hubschrauberpiloten müssen folgende voraussetzungen erfüllen:<br />

Freiwilligenmeldung zum ausbildungsdienst<br />

schulkenntnisse englisch<br />

einwandfreier Leumund<br />

Positive stellungsuntersuchung<br />

(Wertungsziffer 7-9)<br />

zu Beginn der praktischen fliegerischen eignungsfeststellung darf das<br />

23. Lebensjahr noch nicht vollendet sein. ausnahme: offiziere ab dem<br />

Dienstgrad Leutnant und unteroffiziere ab dem Dienstgrad Wachtmeister<br />

dürfen das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.<br />

Farbtauglichkeit<br />

reifeprüfung<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />

Top-Ausbildung<br />

die Hubschrauberpiloten des<br />

Bundesheeres brauchen keinen<br />

Vergleich mit den Piloten anderer<br />

Streitkräfte zu scheuen. Im gegenteil,<br />

bekommen sie während<br />

ihrer Ausbildung sogar überdurchschnittlich<br />

viel Wissen<br />

(wie im Bild rechts unten zu<br />

sehen etwa während eines Hochgebirgslandekurses)<br />

vermittelt.<br />

KONTAKTDATEN<br />

Weiterführende Informationen bekommen<br />

Sie beim Heerespersonalamt oder direkt<br />

über die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />

unter der E-Mail-Adresse<br />

piloteninfo@bmlvs.gv.at<br />

Interessenten bewerben sich bei:<br />

Oberst Mag. Josef Pargger<br />

Tel. 050201/6026402 oder<br />

0664/6221271<br />

josef.pargger@bmlvs.gv.at<br />

Major Mag. Adolf Bachler<br />

Tel. 050201/6026402 oder<br />

0664/6222710<br />

Amtsgebäude Feldmarschall Conrad<br />

Köldererstraße 4, 6020 Innsbruck<br />

Fragen zum Aufnahme- und<br />

Auswahlverfahren beantwortet das<br />

Heerespersonalamt über die E-Mail-<br />

Adresse hpa.piloteninfo@bmlvs.gv.at<br />

FOTO S : B u n d E S H E E r / M A r C E l PA I l , * VO r Au SS E Tz u n g E n , Au SWA H lV E r FA H r E n<br />

u n d Au S B I l d u n g g E lT E n Au C H F Ü r A l l E A n d E r E n P I lOT E n I M B u n d E S H E E r<br />

hensten im Bundesheer gehört. Und<br />

zu den attraktivsten: abwechslungsreiche<br />

und herausfordernde Einsätze<br />

kombiniert mit einer verantwortungsvollen<br />

Position und guter Bezahlung.<br />

AuswAhlverfAhren*<br />

das Auswahlverfahren bis einschließlich fliegerisches Assessment wird<br />

in verantwortung des heerespersonalamtes durchgeführt und umfasst:<br />

eignungsprüfung für den Ausbildungsdienst: dabei wird die medizinische,<br />

psychologische und sportliche eignung überprüft.<br />

fliegertauglichkeitsuntersuchung: es werden die besondere medizinische<br />

(detaillierte screenings) und psychologische Tauglichkeit<br />

(u. a. Merkfähigkeit, Konzentrationsvermögen und räumliches vorstellungsvermögen)<br />

überprüft.<br />

fliegerisches Assessment: dabei werden besondere psychologische<br />

Anforderungen überprüft (soziale Kompetenz und Teamfähigkeit).<br />

Praktische fliegerische eignungsfeststellung: dieser Abschnitt beinhaltet<br />

die praktische Überprüfung auf die tatsächliche eignung<br />

für den <strong>militär</strong>ischen flugdienst, wird am fliegerhorst in Zeltweg<br />

abgehalten und dauert etwa drei Monate.<br />

Ausbildung*<br />

die basisausbildung dauert jeweils etwa<br />

ein Jahr, die Ausbildung zur einsatzpilotin/zum<br />

einsatzpiloten je nach flugzeugtyp<br />

weitere zwei bis vier Jahre. dabei sind<br />

Ausbildungen auf folgenden Abfangjägern,<br />

Transport-, schul- und verbindungsflugzeugen<br />

sowie hubschraubern möglich:<br />

düsenflugzeuge: eurofighter ef 2000 und<br />

saab 1050e<br />

hubschrauber: s-70 „black hawk“, Agusta<br />

bell 212, Alouette iii und bell Oh-57„Kiowa“<br />

Transport-, schul-, beziehungsweise<br />

verbindungsflugzeuge: Pilatus PC-7, PC-6<br />

und C-130 „hercules“<br />

www.piloten.bundesheer.at<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 5 2 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

TEXTILE<br />

ALLES<br />

KÖNNER<br />

In Brunn am Gebirge bei Wien laufen bei der<br />

Heeresbekleidungsanstalt sämtliche Fäden<br />

des Bundesheeres zusammen. Die Einrichtung gilt<br />

als Schnittstelle für Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände;<br />

sie entwickelt, forscht und prüft die<br />

unterschiedlichsten Materialien. Und das seit mehr<br />

als 100 Jahren. Text: JOHANNES LUXNER Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />

Auf die Beregnungskammer<br />

ist Hans Mitterecker<br />

besonders stolz.<br />

Der Leiter des textiltechnischen<br />

und chemischen<br />

Prüfzentrums<br />

der Heeresbekleidungsanstalt (kurz<br />

HBA) hat das Prüfgerät selbst mitentwickelt.<br />

„In ganz Europa gibt es nur<br />

eine Handvoll dieser Geräte. Eines<br />

steht etwa in München bei der Firma<br />

Gore-Tex. Und ein weiteres hier bei<br />

uns.“ Diese Tatsache spricht bereits<br />

Bände über den Grad an Spezialisierung<br />

der Heeresbekleidungsanstalt.<br />

Aber nicht nur deshalb ist die HBA<br />

mit anderen Einrichtungen des österreichischen<br />

Bundesheeres kaum zu<br />

vergleichen. Sowohl die Tätigkeit als<br />

auch die generelle Struktur unterscheiden<br />

sich deutlich.<br />

Das zeigt ein Blick in die Beregnungskammer,<br />

in der ein mit zahlreichen<br />

Sensoren ausgestatteter Kunststoff-<br />

Dummy strammsteht. Die technische<br />

Wunderkammer simuliert computergestützt<br />

und mittels verschiedener<br />

Wasserdüsen Regenszenarien aller<br />

Art. Etwa 30 Minuten Platzregen, um<br />

die Dichtheit der Bekleidung an sämtlichen<br />

Körperstellen zu testen. Sobald<br />

der Stoff oder die Nahtverklebungen<br />

undicht werden, erhalten die Mitarbeiter<br />

eine exakte Analyse der sensiblen<br />

BEKLEIDUNGS-SPEZIALISTEN Ob Ausrüstungsgegenstände,<br />

Kampfanzüge, Uniformen oder bloß Kleinteiliges<br />

wie Abzeichen: Alles, was beim Heer getragen<br />

wird, kommt aus Brunn am Gebirge. Leiter der Heeresbekleidungsanstalt<br />

ist Amtsdirektor Hans Mitterecker.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


T R U P P E N B E S U C H<br />

HEERESBEKLEIDUNGS-<br />

ANSTALT (HBA)<br />

VIELFÄLTIGE AUFGABEN Die Logistik im Lager verlangt ebenso viel Genauigkeit wie die<br />

Entwicklungstätigkeit der HBA. Textil- und Bekleidungstechniker entwickeln hier Prototypen.<br />

Stellen. Sei es unter der linken Achsel<br />

oder im Brustbereich – alle Schwachstellen<br />

werden mit diesem Verfahren<br />

exakt lokalisiert. Das schützt später<br />

nicht nur die Soldaten vor Nässe, sondern<br />

langfristig auch das Heeresbudget.<br />

„Eine ständige Qualitätskontrolle<br />

ist in einer globalisierten Textilindustrie<br />

sehr wichtig“, erklärt HBA-Kommandant<br />

Eduard Nagel die Ausgangsbedingungen.<br />

Damit spielt Nagel auf<br />

den generellen Wandel der Textilindustrie<br />

an. Die Produktion hat sich<br />

längst in alle Welt verlagert, hierzulande<br />

gibt es keine bedeutenden Hersteller<br />

für die Bedürfnisse des Heeres<br />

mehr. Viele Produkte kommen daher<br />

aus Asien, wie die Zippverschlüsse aus<br />

Japan. Nur noch in wenigen europäischen<br />

Ländern wie etwa Belgien sind<br />

entsprechende Textilzweige zu finden,<br />

die Schuhe kommen aus Deutschland.<br />

Je verzweigter die Strukturen, desto<br />

größer die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

die Industrie nicht das liefert, was das<br />

Bundesheer ordert. Halten die Bekleidungsstücke<br />

weniger lang als vom<br />

Heer veranschlagt, kostet das über die<br />

Jahre aber sehr viel Geld. Nagel: „Wir<br />

weisen gelieferte Materialien immer<br />

wieder zurück, weil die Qualität nicht<br />

unseren Anforderungen entspricht.“<br />

Angesichts der Geldsummen, die hier<br />

für alle Beteiligten im Spiel sind, gilt<br />

die Beweisführung als sehr heikle Sache.<br />

Deshalb war das textiltechnische<br />

und chemische Prüfzentrum der Heeresbekleidungsanstalt<br />

anno 2001 die<br />

erste Dienststelle des Bundesheeres,<br />

die extern ISO 9001 zertifiziert wurde.<br />

Die korrekte Qualitätskontrolle muss<br />

von der HBA lückenlos nachgewiesen<br />

werden können. Sie hat noch kein<br />

Einspruchsverfahren jemals verloren.<br />

Dabei ist das Labor nur ein Teilsegment<br />

der HBA. Von großer Bedeutung<br />

ist auch die Produktentwicklung. „Wir<br />

schaffen die Bauanleitung für die Industrie“,<br />

erklärt Oberst Eduard Nagel.<br />

Hier werden Prototypen für zukünftige<br />

Bekleidungsstücke entwickelt. In<br />

jüngerer Vergangenheit bedeutete die<br />

Entwicklung der modularen Kugelschutzweste<br />

einen hohen Entwicklungsaufwand.<br />

Die Mitarbeiter der<br />

HBA tüftelten fast zwei Jahre daran.<br />

Dabei ging es weniger um ballistische<br />

Herausforderung als um eine universelle<br />

Anwendbarkeit. Die Weste<br />

wurde so konzipiert, dass sie je<br />

nach individuellem Bedarf mit un-<br />

Gegründet im Jahr<br />

1913 als k.u.k. Monturdepot<br />

Nr. 5 befindet<br />

sich die HBA nach wie<br />

vor am ursprünglichen<br />

Standort in<br />

Brunn am Gebirge. Die<br />

Versorgung der Truppen<br />

mit Heeresbekleidung aller Art fällt<br />

ebenso in ihren Aufgabenbereich<br />

wie die Logistik hinsichtlich der persönlichen<br />

Ausrüstung und auch die<br />

Versorgung des Heeres mit diversen<br />

Wirtschaftsgütern. Insgesamt sind<br />

am Standort Brunn um die 120 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. Aufgrund der<br />

vielfältigen Tätigkeit sind bei der<br />

HBA die diversesten Professionen zu<br />

finden: Chemiker und Textiltechniker<br />

ebenso wie Sattler, Schneider<br />

oder Schuster. Produktentwicklung<br />

und technische Grundlagenforschung<br />

wird in der HBA genauso betrieben,<br />

wie sie für die Beschaffung<br />

und Qualitätssicherung zuständig<br />

ist, und auch die Lagerung und Disposition<br />

wird von Brunn am Gebirge<br />

aus abgewickelt. Die HBA weist darüber<br />

hinaus einige Besonderheiten<br />

auf: So war das Labor 2001 die erste<br />

Dienststelle des Heeres, die extern<br />

ISO 9001 zertifiziert wurde. Im Jahr<br />

2007 folgte dann die externe Zertifizierung<br />

der gesamten HBA. Nur wenige<br />

Dienststellen des Bundesheeres<br />

mit Öffentlichwirksamkeit besitzen<br />

diese. Außerdem war die HBA die<br />

erste Dienststelle im Heer, die Verwaltungsübereinkommen<br />

mit anderen<br />

Bundesdienststellen abschloss.<br />

Seit 2002 zeichnet sie für die Entwicklung,<br />

Erprobung, Beschaffung<br />

und Qualitätssicherung sowie die<br />

Verteilung von Uniformen für Polizei,<br />

Zoll, Finanzpolizei, Stromaufsicht<br />

und Hochgebirgstechniker verantwortlich.<br />

Niederösterreich<br />

Steiermark<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 5 4 H E E R & M E H R<br />

SPEZIAL-KONSTRUKTION In ganz Europa gibt<br />

es nur wenige dieser Beregnungskammern. Eine<br />

steht in München bei der Firma Gore-Tex, eine<br />

weitere als eines von insgesamt 150 Prüfgeräten<br />

bei der HBA in Brunn am Gebirge.<br />

terschiedlichen Schutzmodulen behängt<br />

werden kann. Eine Weste für<br />

alle – das spart auch Kosten. Generell<br />

muss die HBA hinsichtlich der angespannten<br />

budgetären Lage des Heeres<br />

mit minimalen Mitteln maximale Effizienz<br />

schaffen. So wurde die Lebensdauer<br />

der Heereszelte um zehn Jahre<br />

verlängert, indem ein spezielles Nachrüstverfahren<br />

erdacht wurde. Vor vielen<br />

Jahren verlängerte die HBA in Zusammenarbeit<br />

mit Partnern aus der<br />

Industrie die Lebensdauer der Saab<br />

Draken-Kampfflieger. Sie entwickelte<br />

ein Verfahren, das die durch intensive<br />

UV-Bestrahlung abgenutzten Sicherheitsgurte<br />

sehr kostengünstig wieder<br />

funktionstauglich machte. Hans Mitterecker:<br />

„Die Draken waren nach<br />

drei Wochen wieder in der Luft. Die<br />

Kosten beliefen sich auf ein Hundertstel<br />

der im Normalfall dafür nötigen<br />

Summe.”<br />

Auch aufgrund solch spektakulärer Erfolge<br />

reicht der Ruf der HBA auch<br />

über die Landesgrenzen hinaus. Die<br />

tschechische Armee etwa lässt in<br />

Brunn am Gebirge Teile ihrer Bekleidung<br />

und Ausrüstung testen, und auf<br />

die Beregnungskammer greifen in<br />

Form eines Verwaltungsübereinkommens<br />

auch andere österreichische<br />

Bundesdienststellen zurück. Mitterecker:<br />

„Erst vor Kurzem testete die Polizei<br />

bei uns ihre neuen Mehrzweckjacken.<br />

Die HBA ist damit in ihrer<br />

Struktur und Aufgabe eine einzigartige<br />

Einrichtung und diesbezüglich das<br />

einzige fachspezifische Institut in der<br />

Republik, dessen sich auch andere öffentliche<br />

Bedarfsträger wie BMI, BMF<br />

und BMVIT bedienen.“<br />

„Exakte Bestimmungen sind oft sehr aufwendig!“<br />

Amtsrat Robert Freudenberger<br />

arbeitet im textiltechnischen und<br />

chemischen Prüfzentrum der<br />

Heeresbekleidungsanstalt: „Es ist<br />

nicht selbstverständlich, dass wir<br />

das Material geliefert bekommen,<br />

das wir auch bestellt haben.“<br />

Herr Freudenberger, Sie tragen ganz<br />

heeresuntypisch einen weißen Labormantel.<br />

Worin besteht Ihre Aufgabe?<br />

Meine Haupttätigkeit sind chemische<br />

Materialanalysen jeglicher Art. Stofffasern<br />

der Heeresbekleidung gehören hier<br />

ebenso dazu wie die Bestimmung von<br />

Kunststoffkleinteilen, aber auch diverse<br />

Beschichtungen müssen genau geprüft<br />

werden. Im Grunde genommen also alles,<br />

was es an Heeresausrüstungsartikel gibt.<br />

Konkret geht es etwa um Analysen der<br />

genauen Beschaffenheit von Baumwoll-<br />

Polyester-Mischungen. Aber ich bin aufgrund<br />

der Innovationsgeschwindigkeit in<br />

der Textilindustrie ständig mit neuen Materialien<br />

konfrontiert. Dabei sind exakte<br />

Bestimmungen oft sehr aufwendig und<br />

die Verfahren sehr unterschiedlich. Mikroskopie<br />

kann ebenso im Spiel sein wie<br />

die Analyse mittels Brennproben.<br />

Warum all der Aufwand?<br />

Eine wichtige Aufgabe der Heeresbekleidungsanstalt<br />

ist die ständige Qualitätskontrolle.<br />

Denn es ist nicht selbstverständlich,<br />

dass wir exakt das Material geliefert bekommen,<br />

das wir auch bestellt haben. Und<br />

wenn etwa das Material der Schuhe den<br />

Belastungen nicht standhält, wäre das nicht<br />

nur für die Soldaten schlecht. Erreichen die<br />

Bekleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände<br />

nicht die Lebensdauer, die wir uns<br />

von ihnen erwarten, wird das bei den<br />

Mengen an Bekleidung, die das Bundesheer<br />

benötigt, rasch auch zu einem Kostenfaktor.<br />

Welche Ausbildung ist notwendig, um<br />

Ihre Tätigkeit zu verrichten?<br />

Ich habe ursprünglich die Fachschule für<br />

Textiltechnik in der HTL Spengergasse<br />

absolviert – bin aber über Umwege im<br />

chemischen Bereich gelandet. Beim<br />

Bundesheer habe ich zunächst im Lagerbereich<br />

begonnen, in der Folge machte<br />

ich die Abendmatura in der HAK Baden<br />

und habe dann das Abendkolleg Rosensteingasse<br />

für Biochemie und Lebensmitteltechnologie<br />

absolviert.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


S E R V I C E<br />

WO SIND WIR EIGENTLICH?<br />

Gute Orientierung ist für einen Soldaten von existenzieller Bedeutung. Wie<br />

diese geübt wird, konnte Militär Aktuell bei einem Besuch bei den Jägern in<br />

der Benedek-Kaserne hautnah miterleben. Text: HANS SCHNEEWEISS Fotos: GELI GOLDMANN<br />

1 2<br />

3 4<br />

m den eigenen Standort<br />

U<br />

bestimmen zu können, die<br />

Marschrichtung festzulegen<br />

und einzuhalten, muss ein<br />

Soldat jederzeit in der Lage sein, sich im<br />

Gelände, abseits von Straßen und Wegen,<br />

bei Dunkelheit, im Wald oder in Ortschaften<br />

richtig zu orientieren. Das ist<br />

ohne GPS-Hilfsmittel (die beim Bundesheer<br />

natürlich auch zum Einsatz kommen)<br />

allerdings gar nicht so einfach.<br />

Und erfordert Übung.<br />

Bevor man mit der Karte (1) zu arbeiten<br />

beginnt, sollte man diese richtig lesen<br />

und die verschiedenen Farben und<br />

Zeichen auch richtig erkennen können.<br />

Außerdem muss man wissen: Beim<br />

Militär wird nicht mit Grad, sondern mit<br />

Strich gearbeitet und die Welt in 100 mal<br />

100 Kilometer große Quadrate unterteilt.<br />

Da bei Strich die Unterteilung von 0 bis<br />

6.400 reicht, sind die Angaben genauer<br />

als bei den zivilen 0 bis 360 Grad. Gemessen<br />

werden diese mit einer Bussole<br />

(2), die wie ein Kompass eine Magnetnadel<br />

und darüber hinaus auch Kimme,<br />

Korn sowie einen schräg herausklappbaren<br />

Spiegel besitzt. Die Umrechnung in<br />

Grad erleichtert eine Tabelle auf der<br />

Rückseite der Bussole (3).<br />

Die Bussole wird anschließend auch dazu<br />

verwendet, die geografische Nordrichtung<br />

in der Karte mit jener des Geländes<br />

in Übereinstimmung zu bringen (4)<br />

und um den eigenen Standpunkt oder<br />

den eines unbekannten Geländepunktes<br />

zu bestimmen. Die Bussolenzahl, auch<br />

Marschzahl genannt, ist dabei der Winkel<br />

zwischen der Nordrichtung und einer<br />

beliebigen anderen Richtung.<br />

Mit dem Planzeiger (5), einer durchsichtigen<br />

kleinen Plastikkarte, lassen<br />

sich die Koordinaten angeben. Zur Kommandantenausrüstung<br />

gehört außerdem<br />

ein Feldstecher (6). Dieser hat auf den<br />

Linsen Markierungen in Strich. Damit<br />

lassen sich Entfernungen berechnen.<br />

5<br />

6<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 5 6 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

LEHR’<br />

BEIM HEER<br />

Beim Bundesheer kann man nicht nur schießen lernen. Sondern auch kochen,<br />

kellnern, Flugzeuge warten, fotografieren und vieles mehr. Ein Überblick.<br />

Text: JÜRGEN ZACHARIAS Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


L E H R L I N G S - A U S B I L D U N G<br />

Marcus Rubel, 20<br />

Ausbildung zum Werkstofftechniker<br />

3. Lehrjahr<br />

Ich bin eher der experimentelle Typ<br />

und habe mich immer schon dafür<br />

interessiert, was einzelne Materialien<br />

und Gegenstände aushalten. Jetzt hab<br />

ich mein Interesse quasi zum Beruf<br />

gemacht, als zukünftiger Werkstofftechniker<br />

mache ich nämlich genau<br />

das: Materialien wie Metalle und<br />

Kunststoffe auf ihre Eigenschaften<br />

überprüfen. Wir schauen uns an, ob<br />

Messinstrumente noch genau messen,<br />

ob Handwerkzeuge wie Drehmomentschlüssel<br />

noch funktionsfähig<br />

sind oder welche Härtegrade einzelne<br />

Metalle aufweisen. Auch die Altersüberwachung<br />

von Hubschrauber-<br />

Transportnetzen passiert hier bei uns.<br />

In Summe decken wir damit ein sehr<br />

breites Feld ab und stehen vor immer<br />

neuen Herausforderungen. Parallel<br />

zu meiner Ausbildung hier mache<br />

ich auch noch in einer Abendschule<br />

meine Matura nach, eventuell möchte<br />

ich hinterher dann studieren gehen.<br />

Neben der Werkstofftechnik würde<br />

mich dabei auch noch Physik interessieren.<br />

Grundsätzlich könnte ich mir<br />

auch eine Zukunft hier beim Bundesheer<br />

vorstellen, aktuell ist es aber<br />

leider sehr schwierig, als Vertragsbediensteter<br />

übernommen zu werden.<br />

Mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln.<br />

as Heereslogistikzen-<br />

St. Johann in Dtrum<br />

Tirol ist aktuell auf<br />

der Suche nach einem<br />

Tischler-Lehrling, das<br />

Militärische Immobilien<br />

Management Zentrum Salzburg<br />

nimmt einen bautechnischen Zeichner<br />

auf und das Sanitätszentrum Wien-<br />

Stammersdorf einen zahnärztlichen<br />

Fachassistenten. Knapp 100 Lehrstellen<br />

hat das Bundesheer mit Anfang<br />

September neu ausgeschrieben – und<br />

m i L i t ä r A k t u e L L


0 5 8 H E E R & M E H R<br />

das Angebot reicht quer durch alle<br />

Heeresbereiche. In den Ausschreibungsunterlagen<br />

des Heerespersonalamts<br />

finden sich Chemielabortechniker<br />

und Elektroniker ebenso wie<br />

Hotel- und Gastgewerbeassistenten,<br />

Mechatroniker und Maschinenbautechniker.<br />

Selbst Fotografen, Chemielaboranten,<br />

Fahrzeugtapezierer,<br />

Berufsjäger und Baggerfahrer bildet<br />

das Bundesheer aktuell aus.<br />

„In Summe haben wir derzeit rund<br />

230 Lehrlinge, mit denen wir mehr als<br />

30 Lehrberufe abdecken“, sagt Oberst<br />

Pargger, Referatsleiter im Heerespersonalamt<br />

in Innsbruck. „Damit sind wir<br />

einer der größten Lehrlingsausbildner<br />

im öffentlichen Dienst.“ Auch in der<br />

Privatwirtschaft gibt es nicht viele Unternehmen,<br />

die es mit dem Bundesheer<br />

aufnehmen können. Die Voestalpine<br />

natürlich, die großen Handelsunternehmen<br />

und der ein oder andere<br />

Bauriese, aber dann wird die Luft<br />

schon recht dünn. „Dabei könnten<br />

wir sogar noch viel mehr Lehrlinge<br />

aufnehmen“, sagt Oberst Pargger und<br />

verweist auf die rege Nachfrage nach<br />

Lehrstellen bei den rot-weiß-roten<br />

Streitkräften. Auf ausgeschriebene 102<br />

Stellen haben sich im Vorjahr rund<br />

450 Interessenten beworben.<br />

Stimmige Bewerbungsunterlagen vorausgesetzt,<br />

werden die Interessenten<br />

zu einem eintägigen theoretischen<br />

Eignungstest und in weiterer Folge<br />

auch zu einer praktischen Aufnahmeprüfung<br />

eingeladen. Bei Lukas Binder<br />

fand letztere im Rahmen einer einwöchigen<br />

Schnupperwoche statt. Dabei<br />

konnte sich der 22-jährige Niederösterreicher<br />

ein Bild von seiner zukünftigen<br />

Ausbildungsstätte machen –<br />

seine zukünftigen Ausbildner konnten<br />

sich aber auch ein Bild von ihm machen.<br />

Dabei scheint beiden Seiten<br />

gefallen zu haben, was sie gesehen<br />

haben; mit 1. September hat Binder<br />

seine Ausbildung zum Buchbinder im<br />

Heeresdruckzentrum begonnen. Viel<br />

auszusetzen hat er daran bislang nicht.<br />

„Im Gegenteil, ich kann mich nicht<br />

Manuel Schicho, 17<br />

Ausbildung zum<br />

Gastronomiefachmann<br />

3. Lehrjahr<br />

Am liebsten esse ich klassische österreichische<br />

Hausmannskost wie Schnitzel,<br />

Backhendl und Schweinsbraten, und die<br />

koche ich auch am liebsten. Glücklicherweise<br />

kriegen wir hier bei unserer Ausbildung<br />

in der Lehrküche der Vega-Payer-<br />

Weyprecht-Kaserne genügend Gelegenheit<br />

dazu, wir kochen jeden Tag zumindest<br />

für uns selbst. Oft aber auch für andere<br />

Veranstaltungen in der Kaserne oder beispielsweise<br />

im Heeresgeschichtlichen<br />

Museum. Dann werden die Speisen hier<br />

zubereitet und in der Kühlbox zugestellt.<br />

Die Ausbildung zum Gastronomiefachmann<br />

umfasst eigentlich zwei Ausbildungen<br />

in einer: die zum Koch und die zum<br />

Kellner. Weil all das nur schwer in drei Jahren<br />

unterzubringen ist, dauert unsere Ausbildung<br />

auch vier Jahre – insgesamt drei<br />

Monate davon verbringen wir im Rahmen<br />

eines Lehrverbunds auch im Hotel Bristol<br />

in Wien. Dort lernen wir das À-la-carte-<br />

Geschäft kennen, helfen in der Küche<br />

und im Service mit. Letzteres ist aber nicht<br />

so mein Fall, ich möchte mich in Zukunft<br />

eindeutig auf das Kochen konzentrieren.<br />

Das macht am meisten Spaß, der Beruf hat<br />

mir schon immer gefallen. Warum ich die<br />

Ausbildung hier beim Bundesheer mache?<br />

Weil mir das eine Bekannte, die bereits hier<br />

war, empfohlen hat – und bis jetzt bereue<br />

ich diesen Schritt auch nicht.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


L E H R L I N G S - A U S B I L D U N G<br />

beschweren. Es macht großen Spaß<br />

hier, ich lerne viel, die Kollegen sind<br />

nett und die Abteilungsleiterin ist<br />

recht geduldig mit mir.“ Alles eitel<br />

Sonnenschein also? „Nicht ganz.“ Lukas<br />

Binder lächelt. „Schon um 6 Uhr<br />

früh beginnen und dafür um halb 5<br />

Uhr früh aufstehen zu müssen, ist hart<br />

für mich. Ich bin eher der Langschläfer,<br />

aber daran werde ich mich wohl<br />

auch noch gewöhnen.“ Wie die Chancen<br />

stehen, nach der Ausbildung weiterhin<br />

beim Bundesheer bleiben zu<br />

können? „Aktuell nicht sehr gut“, sagt<br />

Marcus Rubel, der bereits im dritten<br />

Lehrjahr seiner Ausbildung zum<br />

Werkstofftechniker angekommen ist.<br />

Tatsächlich bekommen nur 20 bis 25<br />

Prozent der Bundesheer-Lehrlinge<br />

eine entsprechende Möglichkeit. Laut<br />

Christian Kemperle, Leiter der Zentralsektion<br />

und damit auch für das<br />

Personal des Bundesheeres verantwortlich,<br />

liege man mit diesem Wert<br />

aber auf einem ähnlichen Niveau wie<br />

die Privatwirtschaft. „Wir bewegen<br />

uns da sicherlich in einem guten Feld.<br />

Zudem sehen wir in der Ausbildung<br />

von jungen Menschen auch eine soziale<br />

Verantwortung, die wir als Bundesheer<br />

der Gesellschaft gegenüber<br />

wahrnehmen wollen.“<br />

JETZT<br />

AUCH AUF<br />

FACEBOOK<br />

Lukas Binder, 22<br />

Ausbildung zum Buchbinder<br />

1. Lehrjahr<br />

Ich habe vor Beginn meiner Lehrausbildung<br />

die HTL für chemische Industrie<br />

in der Rosensteingasse im 17.<br />

Bezirk in Wien besucht, aber bald festgestellt,<br />

dass ich eigentlich in einem<br />

anderen Bereich arbeiten möchte. Bei<br />

der Suche nach Alternativen ist mir<br />

eine Anzeige des Bundesheeres aufgefallen<br />

und ich habe mich für die<br />

Ausbildung zum Buchbinder beworben.<br />

Das Heerespersonalamt hat sich<br />

dann rasch mit mir in Verbindung gesetzt,<br />

ich habe die Aufnahmeprüfung<br />

positiv erledigt und dann war ich für<br />

eine Schnupperwoche hier im Heeresdruckzentrum<br />

in der Kaserne Arsenal.<br />

Recht schnell war mir dann klar, dass<br />

ich hier anfangen möchte, allerdings<br />

musste ich zuvor noch meinen Grundwehrdienst<br />

in der Auslandseinsatzbasis<br />

in Götzendorf absolvieren. Seit<br />

1. September bin ich nun fix hier und<br />

bislang ist für mich alles noch sehr<br />

spannend und interessant. Ich darf<br />

jetzt nach und nach in alle Bereiche<br />

hineinschnuppern und mithelfen,<br />

lerne die Abläufe kennen und wie man<br />

die einzelnen Maschinen bedient. In<br />

der Berufsschule lernen wir zusätzlich<br />

die handwerklichen Fähigkeiten des<br />

Buchbinders und dabei finde ich es<br />

sehr interessant, mit dabei zu sein,<br />

wenn ein Buch oder ein anderes<br />

Druckwerk entsteht.<br />

Spannende<br />

Diskussionen<br />

rund um<br />

die Uhr!<br />

Gehen Sie noch heute<br />

online und drücken Sie<br />

auf Gefällt mir!<br />

www.facebook.com/<br />

militaeraktuell


0 6 0 H E E R & M E H R<br />

„Bei uns gibt es keinen<br />

typischen Arbeitsalltag.<br />

Wir sind permanent<br />

mit neuen<br />

Herausforderungen<br />

konfrontiert.“<br />

Patrick Wankmüller<br />

Patrick verleiht<br />

Flügel<br />

Aktuell sind 19 Lehrlinge zum Luftfahrzeugtechniker in der Fliegerwerft 2 in Zeltweg in<br />

Ausbildung. Wir haben mit Patrick Wankmüller einen davon einen Tag begleitet und mit<br />

ihm über seine Zukunftsperspektiven gesprochen. Text: EVA KAISERSEDER Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


T R U P P E N B E S U C H<br />

INTERVIEW<br />

„Den Fliegefimmel habe<br />

ich mir hier eingefangen“<br />

RUF DER FREIHEIT Die Pilatus PC-7 fungiert als<br />

Schulungsflugzeug. Hier zieht Patrick Wankmüller die<br />

Maschine mittels Schleppstange nach draußen, wo sie<br />

nach der Triebwerksreinigung in den Trockenlauf darf.<br />

TÄGLICHES BROT Reifendruck-Überprüfungen,<br />

Sichtkontrollen, die Reinigung der Triebwerke und<br />

viele andere Putz- und Wartungsarbeiten gehören<br />

zum A und O in Patrick Wankmüllers Job.<br />

Patrick Wankmüller befindet sich im<br />

dritten Lehrjahr zum Luftfahrzeugtechniker<br />

in der Fliegerwerft 2 in Zeltweg.<br />

Herr Wankmüller, wollten Sie immer<br />

schon beruflich mit Flugzeugen zu<br />

tun haben?<br />

Mechaniker wollte ich definitiv werden,<br />

aber eigentlich waren die Autos für mich<br />

anfangs interessanter. Nachdem ich aber<br />

diese Stelle ausgeschrieben gesehen habe<br />

und Flieger auch sehr spannend finde,<br />

habe ich umgesattelt. So richtig den Fliegerfimmel<br />

eingefangen habe ich mir dann<br />

hier während der Arbeit.<br />

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am<br />

meisten?<br />

Ziemlich genial ist, dass wir hier oft direkt<br />

am Flieger arbeiten. Schön ist auch, dass<br />

es bei uns keinen typischen „Arbeitsalltag“<br />

gibt, sondern permanent neue<br />

Herausforderungen zu bewältigen sind.<br />

Wenn ich ein paar alltäglichere Aufgaben<br />

nennen soll, dann sind das Putz- und<br />

Lackierarbeiten sowie Sichtkontrollen.<br />

Wohnen Sie direkt in der Kaserne, und<br />

wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />

mit Ihren Kollegen?<br />

Ich bin aus Zeltweg, also entfallen für mich<br />

lange Anfahrtsstrecken, ich habe nur ein<br />

paar Minuten her. Auch die meisten anderen<br />

wohnen in der Gegend oder sind extra<br />

hergezogen. Die Zusammenarbeit mit den<br />

anderen ist sehr in Ordnung. Dass es dabei<br />

auch einmal Spannungen gibt, ist wohl<br />

normal. Es gibt auch Jahrgänge, die wie<br />

Pech und Schwefel zusammenhalten und<br />

auch außerhalb der Arbeit alles gemeinsam<br />

machen. Das ist ganz unterschiedlich.<br />

Möchten Sie später im <strong>militär</strong>ischen<br />

Bereich bleiben, oder ist auch ein Wechsel<br />

in die zivile Luftfahrt eine Option?<br />

Mein Ziel wäre es schon, hier weiterzuarbeiten.<br />

Falls das nicht klappt, muss ich mir<br />

überlegen, wie es weitergeht. Auch ein<br />

Wechsel in die zivile Luftfahrt würde mich<br />

interessieren, ist aber in jedem Fall ein großer<br />

Sprung – alleine schon, was die Flugzeugtypen<br />

betrifft.<br />

TOOL TIME Ein Blick in die<br />

Werkzeugkiste – die klassische<br />

Mechanikerausrüstung in XL.<br />

ROUTINECHECK Eine PC-7 steht<br />

immer für Ausbildungszwecke<br />

bereit. Das Wartungshandbuch<br />

braucht man im dritten Lehrjahr<br />

nicht mehr zwingend – für unser<br />

Foto durfte es aber mit ins Cockpit.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 6 2 P A N O R A M A G E S C H I C H T E<br />

1914 –<br />

DEM UNTERGANG<br />

ENTGEGEN<br />

„Kriege gehören ins Museum” – wir folgen M. Christian<br />

Ortner, Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, auf<br />

einem Rundgang durch die neu adaptierte Ausstellung<br />

zum Thema Erster Weltkrieg. Und erleben eine spannende<br />

Geschichtsstunde.<br />

Text: SUSANNE DRESSLER Fotos: NADJA MEISTER<br />

Der Soldat starrt ins Leere. Der Kopf und ein<br />

verdreckter Fuß sind mit unansehnlichen<br />

Lappen umwickelt. Sein Kollege stiert erschöpft in einen<br />

blechernen Napf, kann den Löffel kaum zum Mund führen.<br />

Ein Karren mit Leichenbergen und einer bis oben gefüllt<br />

mit verbrauchten Schuhen rollen vom Schlachtfeld. „Dieses<br />

Bild ,Nach der Schlacht‘ zeigt die Lage der k.u.k. Armee<br />

Ende 1914. 1,4 Millionen Soldaten sind tot oder verwundet,<br />

erkrankt, vermisst oder in Kriegsgefangenschaft, die Armee<br />

ist zu diesem Zeitpunkt bereits in einem schlimmen Zustand.“<br />

M. Christian Ortner spart bei unserer exklusiven<br />

Führung durch das Heeresgeschichtliche Museum nicht mit<br />

KUNST UND KRIEG „Die Namenlosen” von Albin Egger-Lienz, das erschütternde Kunstwerk<br />

schwebt über der Realität: Eine Panzerkuppel, mit einem mörderischen Treffer, der keine<br />

Überlebenden zuließ.<br />

drastischen Schilderungen. Und Fakten. Auf 1.400 Quadratmetern<br />

zeigen mehr als 2.000 Objekte aus dem<br />

Bestand des Heeresgeschichtlichen Museums vier Jahre<br />

Großer Krieg: Uniformen, Gewehre, Pistolen, Haubitzen,<br />

Kanonen, Mörser und ähnlich todbringendes Kriegswerkzeug.<br />

Doch darüber hinaus füllt noch mehr die Räume: das<br />

Leid und Elend der Soldaten, der Untergang einer Welt.<br />

Der Beginn der Ausstellung widmet sich dem Auslöser des<br />

Weltenbrandes, der mehr als neun Millionen Menschen<br />

das Leben kosten sollte: dem Attentat auf den österreichischen<br />

Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin<br />

Sophie am 28. Juni 1914 in Sarajewo.<br />

„Als Gavrilo Princip mit seiner<br />

9-mm-Browning losschießt, geht<br />

die Kugel links am Kopf des von ihm<br />

verhassten Landeschefs von Bosnien<br />

und Herzegowina Oskar Potiorek<br />

vorbei, schlägt durch die Bordwand<br />

des Autos und trifft Erzherzogin Sophie<br />

in den Unterleib, die sofort zusammensackt.<br />

Mit dem Kopf fällt sie<br />

auf die Knie ihres Gatten und hat<br />

damit die Schusslinie auf ihn freigegeben.“<br />

Direktor Ortner zeigt auf die<br />

hinter einer Glasvitrine ausgestellte<br />

blutbefleckte Uniform von Franz<br />

Ferdinand und auf das winzige Einschussloch<br />

– zu retten war der<br />

Thronfolger nicht mehr. Und damit<br />

auch ganz Europa nicht mehr.<br />

Ortner verweist auf eine Karte des<br />

damaligen Europas, darüber hängt<br />

das riesige Gemälde „Die Namenlosen“<br />

von Albin Egger-Lienz, der hier<br />

eine schaurige Metapher für die<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


H E E R E S G E S C H I C H T L I C H E S M U S E U M<br />

KRIEGSMASCHINE M. Christian<br />

Ortner, seit 2005 Direktor des Heeresgeschichtlichen<br />

Museums, vor einem<br />

zentralen Stück der Ausstellung: einer<br />

80 Tonnen schweren 38-cm-Haubitze.<br />

menschenverachtende Kriegsmaschinerie in Gestalt der<br />

gebückten Soldaten gefunden hat. „Serbien und Österreich<br />

sehen sich während der Juli-Krise 1914 im politischen Zentrum<br />

des Interesses. Ein fataler Irrtum. Es gibt längst keine<br />

Lokalisierung des Konflikts mehr. Plötzlich ist alles eine<br />

europäische Frage geworden, die Bündnisbildungen laufen.<br />

Hier können wir eindeutig eine Parallele zur derzeitigen<br />

ukrainischen Krise feststellen.“<br />

Der Start ist holprig. „1,5 Millionen Mann stehen in der Armee<br />

zur Verfügung, 3,2 Millionen werden mobilisiert, und<br />

diese unglaubliche Menschenmenge muss ausgerüstet werden.<br />

Von Anfang an zeigen sich Mängel, es fehlt zum Beispiel<br />

an einheitlichen Uniformstoffen. Die Kavallerie zieht<br />

mit blitzenden Helmen los, was sich als fatal erwies, denn<br />

die russischen Kosaken auf der anderen Seite waren bereits<br />

gut getarnt, konnten daher die weit sichtbaren Gegner<br />

schnell erledigen. Die Truppen versuchen sich nun auch zu<br />

tarnen und überziehen ihre glitzernden Helme mit grauer<br />

Farbe, um ihr Leben zu retten.“ Erzählt Ortner über einen<br />

tragischen Start in den Krieg.<br />

„Das Thema Kriegsbegeisterung ist sehr heikel. Man darf<br />

nicht der Propaganda auf den Leim gehen. Auf dem Land<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 6 4 P A N O R A M A G E S C H I C H T E<br />

hatte man schrecklich darunter zu leiden, dass die Söhne<br />

eingezogen und die Pferde beschlagnahmt wurden.“<br />

Eine Panzerkuppel mit der Wunde eines 30,5-cm-Mörsers,<br />

System Skoda, dominiert einen weiteren Ausstellungsraum<br />

und verdeutlicht Tod und Elend, kein Besatzungsmitglied<br />

überlebte den Einschlag. „Kein General interessierte sich damals<br />

für menschliche Verluste, in keiner Armee. Als stark<br />

galt der Kommandant, der bereit war, 30 Prozent seiner<br />

Truppen zu opfern,“ so Ortner und führt uns weiter zum Bereich<br />

Vertreibung, Flüchtlinge und Militärjustiz. „Was heute<br />

ein Kriegsverbrechen ist, muss 1914 nicht unbedingt eines<br />

gewesen sein und umgekehrt. Im ersten Kriegsjahr wurde<br />

am Balkan das Standrecht sehr rigoros angewandt. Man weiß<br />

nicht genau, wie viele Menschen tatsächlich hingerichtet<br />

wurden, weil es gar keine Akten gibt oder diese verschwunden<br />

sind. Mehrere Tausend sind aber wahrscheinlich exekutiert<br />

worden. Hier gibt es noch viel Arbeit für Historiker.“<br />

Der nächste Raum beschäftigt sich unter anderem mit der<br />

Rolle des Flugzeuges im Ersten Weltkrieg. „30 bis 35 Stück<br />

INTERVIEW<br />

DER MILITÄRHISTORIKER<br />

OBERST M. CHRISTIAN<br />

ORTNER ÜBER DAS HGM<br />

Wie erfolgreich ist das Heeresgeschichtliche<br />

Museum?<br />

Ich bin sehr stolz auf unsere Zahlen.<br />

200.000 Besucher werden es in<br />

diesem Jahr werden. Auch wegen des<br />

großen Erfolges der Ausstellung anlässlich<br />

des Gedenkjahres 1914.<br />

Worauf führen Sie diesen großen Erfolg zurück?<br />

Unsere Vermittlungsarbeit funktioniert hervorragend.<br />

Wir betreiben ein Heeresgeschichtliches Museum.<br />

Punkt. Hier wird nichts verniedlicht oder geschönt,<br />

aber es ist uns auch nicht peinlich, was wir sind. Wir<br />

unterscheiden uns von anderen Museen klar durch die<br />

Art unserer Objekte, aber genau das macht uns auch<br />

erfolgreich.<br />

Wie können Sie die Jugend erreichen?<br />

Mittels Workshops zum Beispiel. Wir laden etwa ehemalige<br />

Kindersoldaten zum Gespräch ein. Das beeindruckt.<br />

Ich möchte mit Objekten Fakten vermitteln.<br />

Wir sind kein Disneyland, das Originalobjekt muss im<br />

Vordergrund stehen. Und wenn es gut erklärt oder<br />

beschrieben wird, dann weiß es der Besucher richtig<br />

einzuordnen. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben<br />

Anfragen von ausländischen Museen, zum Beispiel<br />

von Direktoren aus Großbritannien. Dort rückt man<br />

mittlerweile vom allzu großen Eventcharakter im<br />

Ausstellungsbereich wieder ab und beobachtet<br />

interessiert, wie wir das hier ohne meistern.<br />

AUSLÖSER Der Thronfolger Franz Ferdinand stirbt auf diesem Sofa in<br />

seiner blutbefleckten Uniform. Gattin Sophie ist bereits vor ihm tot. Die<br />

Schüsse des Attentäters Princip beenden eine Weltenordnung.<br />

standen vor Kriegsbeginn zur Verfügung, aber ohne Bewaffnung.<br />

Flugzeuge wurden anfangs vor allem für die Aufklärung<br />

eingesetzt. Abschüsse eines feindlichen Flugzeugs<br />

gestalteten sich noch lange als sehr kompliziert. 1917 benötigte<br />

man noch 14.000 Schuss vom Boden aus für einen einzigen<br />

Abschuss! Um es zur Landung zu zwingen, reichten<br />

3.000 Schuss, zur Umkehr 50 bis 100.“<br />

Ortner verweist nun auf eine Vitrine, die den Freiwilligen-<br />

Legionen auf österreichischer Seite gewidmet ist, den Albanern,<br />

Polen und Ukrainern. „Hier gibt es eine Besonderheit:<br />

Der Uniformrock der Ukrainer ist nämlich unisex, denn<br />

auch Frauen zogen hier in den Krieg. Es werden mehr als<br />

100 Frauen gewesen sein, die sich nicht auf Tätigkeiten in<br />

Hilfsdiensten beschränken wollten.“<br />

Das Model eines Schützengrabens gibt ein Stück weiter einen<br />

Einblick, was die Soldaten im Stellungskrieg erwartete.<br />

„Wir haben ihn hier etwas breiter gestaltet, als er tatsächlich<br />

war.“ Die Vorstellungskraft reicht aus, kein Ort zum Verweilen.<br />

„Übrigens, großer Massenkiller im Ersten Weltkrieg<br />

war das Maschinengewehr. Es entspricht mit seiner Kampfkraft<br />

40 Mann und ersetzt gegen Kriegsende das fehlende<br />

Personal.“ Ortner führt zu einem weiteren Kernstück des<br />

Heeresgeschichtlichen Museums, einer 38-cm-Haubitze,<br />

die mit unglaublichen 80 Tonnen seit 1936 an ihrem Platz<br />

steht. „Das Transportsystem war durchaus beeindruckend.<br />

Die Waffe konnte in vier Teillasten zerlegt werden. Weiters<br />

wurde ein benzinelektrischer Zug verwendet, den Ferdinand<br />

Porsche als Chef von Austro-Daimler mitentwickelt hat. Für<br />

den Zusammenbau inklusive Ausgraben der Bettung benötigte<br />

man nur sechs Stunden.“ Die Waffen zur Zerstörung<br />

werden effektiver, das Leid der Soldaten immer größer.<br />

„Den höchsten Verpflegsstand hatte sie 1917 mit fünf<br />

Millionen Mann. Alttextilien wurden gesammelt, zerrissen<br />

und neu versponnen. Diese Reißwolle streckte man mit<br />

Brennesselfasern, dessen Grundprodukt auf Plantagen im<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


H E E R E S G E S C H I C H T L I C H E S M U S E U M<br />

FAHRT IN DEN TOD Der offene Wagen, Marke<br />

Gräf & Stift, ist rechtsgesteuert und die Schaltung<br />

außen. Ein rasches Mannöver, um etwa vom<br />

Attentatsort zu fliehen, war damit ausgeschlossen.<br />

Marchfeld angelegt wurde. Der Tragekomfort<br />

war sehr schlecht, der Stoff<br />

scheuerte extrem und führte zu Abszessen.<br />

Es herrschte Mangel an Leder,<br />

also an Schuhen. Lebendvieh wurde<br />

zur Verpflegung an die Fronten geschickt,<br />

die Häute kamen aber nie zurück.<br />

So mussten die Schuhe der Toten<br />

wieder verwendet werden. Und dann<br />

der Hunger: Die Ration betrug 200 beziehungsweise<br />

360 Gramm Brot pro<br />

Tag, das sind drei Scheiben, dazu zehn<br />

Gramm Fett.“ Ortner zeigt auf eine weitere<br />

Vitrine. „Besonders hart war die<br />

Situation der Kriegsfangenen. Deren<br />

Kleidung wurde oft aus Papier angefertigt,<br />

ein Gemisch aus Holz und Zellulose,<br />

das die Gefangenen selbst herstellten.“<br />

Der Rundgang durch vier Jahre<br />

Kriegsgeschichte nähert sich dem<br />

Ende. Somit auch dem des Kriegs.<br />

1918 – die Monarchie löste sich auf,<br />

zurück blieb eine Generation traumatisierter<br />

Männer, denen niemand beistand,<br />

ihre Erlebnisse zu verarbeiten.<br />

Nährboden für das, was im Schrecken<br />

des Zweiten Weltkriegs gipfelte.<br />

GESCHICHTE ERLEBEN<br />

Mit dem Downloadtitel „Valiant Hearts“ wagte sich Spielehersteller<br />

Ubisoft in die Zeit des Ersten Weltkrieges .<br />

Zwar gibt es viele Videospiele, die den Zweiten Weltkrieg thematisieren, der<br />

Erste ist aber eine von Games bislang wenig beachtete historische Kulisse. Und<br />

genau deshalb ist Ubisofts animiertes Grafic-Novel-Action-Adventure „Valiant<br />

Hearts“ auch so interessant. Valiant heißt übrigens heldenhaft, was aber nicht<br />

bedeutet, dass der Spieler seine virtuellen Schützlinge mit Dauerfeuer durch<br />

die Schützengräben scheuchen muss. Im Gegenteil, erzählt das Spiel mit Liebe<br />

zum Detail die Schicksale unterschiedlichster Charaktere. Etwa das von Karl,<br />

einem Deutschen, der erst seit Kurzem in Frankreich lebt und der seine Frau<br />

und seinen Sohn verlassen muss, um seine neue Heimat anzugreifen, während<br />

sein Schwiegervater Emile von der französischen Armee einberufen wird. Die<br />

belgische Sanitäterin Anna wiederum sucht ihren verschollenen Vater, und der<br />

amerikanische Fremdenlegionär Eddie will den Tod an seiner Frau rächen. „Valiant<br />

Hearts“ verknüpft all diese Geschichten an authentischen Kriegsschauplätzen.<br />

Mit Eddie erleben wir die Schlacht an der Somme, mit Emile stolpern wir<br />

durch den Minenkrieg von Vauquois und Anna muss aus den Trümmern der<br />

Stadt Ypern gerettet werden. Spieltechnisch gilt es dabei, Kombinationsrätsel<br />

und Physik-Puzzles zu lösen oder die Gegend zu erkunden. In einigen Action-<br />

Szenen greift man auch feindliche Stellungen an oder muss mit dem Auto fliehen.<br />

Zwar kann das Spiel nicht mit echten Genregrößen mithalten, allerdings<br />

punktet die interaktive Geschichte mit Tiefgang und Einfühlungsvermögen und<br />

schafft es immer wieder zu berühren. (HS)<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 6 6 s c h l u s s p u n k t<br />

VOM FREUND ZUM FEIND<br />

UND WIEDER ZURÜCK?<br />

Im Vergleich zur Gewaltherrschaft der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) erscheint Bashar<br />

al-Assad vielen mittlerweile als das kleinere Übel. Dass aber ausgerechnet der syrische<br />

Diktator das dringend benötigte Bollwerk gegen den Terrorismus bilden soll, ist blanker<br />

Hohn, meint Rainer Sollich, Leiter der arabischen Online-Redaktion bei der Deutschen Welle.<br />

Der nahe osten brennt an vielen<br />

orten: Israel bombardiert Gaza,<br />

die hamas feuert Raketen auf Israel<br />

– und im schatten dieser entwicklung<br />

sorgt die radikalislamische terrorgruppe<br />

Is unter ihrem selbsternannten „kalifen“<br />

abu bakr al-bagdadi im Irak und in syrien<br />

für angst und schrecken. Die Dschihadisten<br />

kontrollieren in beiden ländern inzwischen<br />

ein Gebiet, das um ein mehrfaches<br />

größer ist als der libanon. sie terrorisieren<br />

dort die bevölkerung und „bestrafen“<br />

jeden, der sich ihnen in den Weg<br />

stellt, brachial mit erschießungen oder<br />

kreuzigungen. sie werden ihre schreckensherrschaft<br />

wohl weiter ausweiten,<br />

wenn ihnen niemand einhalt gebietet.<br />

aber wer könnte das sein? Die reguläre<br />

armee des Irak hat bereits hinlänglich<br />

bewiesen, dass ihr die nötigen mittel<br />

und vor allem die moral fehlen, um Is zu<br />

stoppen. sie hat die stadt mossul völlig<br />

kampflos aufgegeben. Die kurdischen<br />

peschmerga-milizen sind besser organisiert,<br />

verfolgen jedoch offensichtlich<br />

allein das Ziel, kurdische sowie angrenzende<br />

Gebiete abzusichern, um für den<br />

Fall eines völligen Zusammenbruchs der<br />

staatlichen strukturen das terrain für<br />

einen möglichen kurdischen staat zu<br />

ebnen. auch die schiitischen milizen im<br />

Irak verfolgen eher partikularinteressen.<br />

Wer also könnte den Is stoppen? noch<br />

spricht es, abgesehen von einigen westlichen<br />

nahost-experten, niemand laut aus:<br />

Die Frage liegt auf der hand, ob unter<br />

veränderten Vorzeichen auch veränderte<br />

allianzen notwendig sein könnten – etwa<br />

eine Zusammenarbeit westlicher länder<br />

mit dem international weitgehend isolierten<br />

Regime von baschar al-assad in syrien.<br />

Der Diktator hat nach einer pseudo-<br />

Wahl in den ausschließlich von ihm kontrollierten<br />

Gebieten eben erst eine neue<br />

„Die Frage liegt auf<br />

der Hand, ob unter<br />

veränderten Vorzeichen<br />

auch veränderte<br />

Allianzen notwendig<br />

sein könnten.“<br />

amtszeit als präsident angetreten und<br />

geriert sich schon länger als vermeintliches<br />

bollwerk gegen radikale Islamisten<br />

sunnitischer prägung.<br />

Die amerikaner machen am beispiel<br />

Ägypten gerade vor, dass sich die beziehungen<br />

zu schlüsselstaaten der Region<br />

aus realpolitischen erwägungen durchaus<br />

ändern können, wenn der ernst der<br />

lage es ihnen zu gebieten scheint. Der<br />

ägyptische präsident abdelfatah al-sisi<br />

wird in Washington plötzlich nicht mehr<br />

primär als ex-<strong>militär</strong> gesehen, der im eigenen<br />

lande demokratische Reformen<br />

zurückschraubt, menschenrechte und<br />

meinungsfreiheit unterdrückt. Washington<br />

sieht in ihm nun wieder viel stärker<br />

einen Vermittler zwischen Israel und der<br />

radikalislamischen hamas, auch wenn<br />

der erste ägyptische Vermittlungsversuch<br />

gescheitert ist.<br />

klar ist, dass Washington partner im nahen<br />

osten benötigt. alles andere wird im<br />

Zweifelsfalle diesem realpolitischen Interesse<br />

untergeordnet. und ebenso klar ist,<br />

dass der Westen sich die partner in dieser<br />

Region nicht nach belieben aussuchen<br />

kann – das ölreiche saudi-arabien mit seinen<br />

permanenten menschenrechtsverletzungen<br />

ist das beste und zugleich zynischste<br />

beispiel dafür. auch die Regime<br />

von saudi-arabien und Ägypten sind für<br />

zahlreiche schwerwiegende menschenrechtsverletzungen<br />

verantwortlich. Doch<br />

weder saudi-arabien noch Ägypten haben<br />

wie assad einen mehrjährigen krieg<br />

mit mehr als 170.000 toten zu verantworten,<br />

weder saudi-arabien noch Ägypten<br />

lassen kontinuierlich über Jahre hinweg<br />

ganze städte auf ihrem eigenen territorium<br />

samt der dort lebenden bevölkerung<br />

großflächig bombardieren. es ist dem<br />

neuen britischen außenminister philip<br />

hammond daher hoch anzurechnen,<br />

wenn er klarstellt, dass assad auch in Zeiten<br />

des IsIs-terrors kein partner des Westens<br />

sein kann. Wer wirksam gegen terrorismus<br />

vorgehen will, kann nicht mit<br />

machthabern kooperieren, die selbst systematisch<br />

einen Großteil ihrer eigenen<br />

bevölkerung terrorisieren!<br />

Foto s : G e t t y I m aG e s , b e I G e st e l lt<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 6 7 P A N O R A M A<br />

WASSERJ<br />

Die neuen Arbeits- und<br />

Transportboote des Bundesheeres<br />

sind schnell, lassen sich<br />

ausgezeichnet manövrieren<br />

und haben neuestes<br />

Equipment an Bord.<br />

Text: HANS SCHNEEWEISS<br />

Vor 100 Jahren verfügte die<br />

k.u.k. Marine über Schlachtschiffe,<br />

Panzerkreuzer, Torpedoboote,<br />

Zerstörer und sogar<br />

U-Boote. Heute hat Österreich zwar<br />

keinen Zugang mehr zum Meer, die<br />

Flüsse unseres Binnenlandes stellen<br />

aber trotzdem etliche Herausforderungen<br />

an das Bundesheer. Mannschafts-<br />

oder Gerätetransporte wol-<br />

I L LU ST R AT I O N E N : C L AU D I A M O L I TO R I S<br />

ANTRIEB<br />

Das Boot besitzt einen Jet -<br />

antrieb, vergleichbar dem<br />

eines Jetskis. Das auch als<br />

Wasserstrahl-, Pumpjetoder<br />

Waterjetantrieb bezeichnete<br />

Antriebsaggregat<br />

wird mit einem Impeller,<br />

einem ummantelten Propeller,<br />

bewegt. Dieser saugt<br />

unter dem Rumpf Wasser an<br />

und stößt dieses über bewegliche<br />

Düsen am Heck<br />

wieder aus. Durch den Jetantrieb<br />

anstelle einer verletzlichen<br />

Schiffsschraube<br />

kann das Boot nahe an unverbaute<br />

Ufer heranfahren.<br />

RUMPF<br />

Das Boot verfügt über einen verstärkten<br />

Aluminiumrumpf sowie<br />

über eine hydraulisch gesteuerte<br />

Bugklappe, um das Ein- und Aussteigen<br />

an unbefestigten Ufern<br />

oder beim Einsatz als Taucher-<br />

Plattform zu erleichtern.<br />

AUFTEILUNG<br />

Je drei Boote erhalten die Pionierbataillone<br />

Salzburg und Villach. Zwölf Boote<br />

werden bei den Melker Pionieren stationiert.<br />

Gemeinsam mit dem Institut Pionier<br />

der Heerestruppenschule wird in<br />

Melk auch das Wasserfahr-Kompetenz-<br />

Zentrum gebildet.<br />

AUSSTATTUNG<br />

An Bord sind umfangreiche<br />

Gerätschaften vorhanden: Ein<br />

Raymarine Multifunktionsdisplay<br />

mit GPS und Kartenmaterial,<br />

Radar, Echolot, Donaufunk<br />

und <strong>militär</strong>ische Funkgeräte.<br />

Das Boot verfügt zudem noch<br />

über Suchscheinwerfer, eine<br />

Bordsprechanlage, Arbeitslichter<br />

und Umfeldbeleuchtung.<br />

TIEFGANG<br />

Der Bootskörper benötigt<br />

(beladen) nur 0,45 Meter Wasser<br />

unter dem Kiel. Der Tiefgang<br />

bei voller Schubleistung beträgt<br />

0,55 Meter. Damit kann das<br />

Boot auch in seichten Gewässern<br />

eingesetzt werden.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I N F O G R A F I K<br />

ET IM CHECK<br />

len etwa durchgeführt werden, im<br />

Falle eines Hochwassers auch Evakuierungs-<br />

und Versorgungsaufgaben.<br />

Bislang wurden dafür vor allem die<br />

veralteten Pionierboote oder das<br />

Motorboot M-80 eingesetzt. Ab sofort<br />

kommen in solchen Situationen<br />

die neuen und mehrzweckfähigen<br />

Arbeits- und Transportboote des<br />

Bundesheeres zum Einsatz, von<br />

denen im März die ersten in Dienst<br />

gestellt wurden. Insgesamt wurden<br />

vom Bundesheer 18 Boote beschafft,<br />

die Gesamtinvestitionssumme dafür<br />

liegt bei 3,6 Millionen Euro.<br />

BREITE<br />

2,45 Meter<br />

INTERVIEW<br />

„Wir verfügen nun<br />

über ein leistungsstarkes<br />

Boot!“<br />

Vizeleutnant Kurt Hölzl, Kommandant<br />

des III. Übersetzzugs und Wasserfahrlehrer<br />

bei den Melker Pionieren<br />

LÄNGE<br />

8,6 Meter<br />

EINSATZ<br />

Die Kernaufgaben des<br />

Bootes sind Transportund<br />

Arbeitsaufträge<br />

am Wasser – beispielsweise<br />

als Arbeitsbasis<br />

für Pioniertaucher,<br />

beim Brückenbau oder<br />

bei Sprengtätigkeiten.<br />

Wie würden Sie das neue<br />

Boot charakterisieren?<br />

Es handelt sich um eine<br />

maßgeschneiderte Konstruktion<br />

zur Erfüllung<br />

<strong>militär</strong>ischer Kernkompetenzen.<br />

Mit seinem Jetantrieb, der Bugklappe,<br />

der hervorragenden Manövrierfähigkeit<br />

und dem geringen Tiefgang<br />

schließt es eine Lücke bei unseren Wasserfahrzeugen<br />

und ist perfekt für Hilfsund<br />

Unterstützungseinsätze geeignet.<br />

FOTO : B U N D E S H E E R<br />

MANÖVRIERBARKEIT<br />

Aufgrund seiner Bauweise und des Jetantriebs<br />

hat das Arbeitsboot sehr gute<br />

Fahreigenschaften bei allen möglichen<br />

Strömungsgeschwindigkeiten oder<br />

Witterungsverhältnissen. Das Boot ist<br />

dabei einfach zu steuern, bleibt auch<br />

bei hoher Geschwindigkeit stabil im<br />

Wasser und ist durch seine hohe<br />

Wendigkeit sicher zu manövrieren.<br />

FACTBOX<br />

Arbeits- und Transportboot<br />

Hersteller ÖSWAG Werft Linz AG<br />

Besatzung 2 Mann (Schiffsführer & Bugmann)<br />

Antrieb Steyr Marine Innenbord-Dieselmotor,<br />

Hamilton Jet Antrieb<br />

Leistung 196 kW (266 PS)<br />

Geschwindigkeit max. 70 km/h<br />

Eigengewicht 2.550 kg<br />

Zuladung max. 1.800 kg oder 12 Personen<br />

Verdrängung etwa 4,4 Tonnen<br />

Stationierung Pionierbataillone in Melk,<br />

Salzburg und Villach<br />

Wie werden die Boote eingesetzt?<br />

Zuletzt unterstützten Melker Pioniere<br />

damit die Arbeiten zum Einbau einer<br />

Strömungsturbine bei Ybbs/Persenbeug.<br />

Die Besatzungen mussten dabei<br />

die Unterwasser-Montage-Konstruktion<br />

positionieren und die Rahmenbedingungen<br />

sicherstellen. Dabei konnten<br />

wir wichtige Erfahrungen bezüglich der<br />

Fahreigenschaften und der Ladungssicherung<br />

sammeln. Im November nehmen<br />

wir mit den Booten an der Übung<br />

„Netzwerk <strong>2014</strong>“ teil.<br />

Wie wird man Kapitän?<br />

Voraussetzung für die Bedienung des<br />

Bootes ist die abgeschlossene Wasserfahrbefugnis<br />

Klasse II. Die Schulung<br />

am Arbeitsboot gliedert sich dann in<br />

zwei Abschnitte: den praktischen Fahrbetrieb<br />

und die technische Ausbildung<br />

an den Geräten.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


I N F O G R A F I K<br />

ET IM CHECK<br />

len etwa durchgeführt werden, im<br />

Falle eines Hochwassers auch Evakuierungs-<br />

und Versorgungsaufgaben.<br />

Bislang wurden dafür vor allem die<br />

veralteten Pionierboote oder das<br />

Motorboot M-80 eingesetzt. Ab sofort<br />

kommen in solchen Situationen<br />

die neuen und mehrzweckfähigen<br />

Arbeits- und Transportboote des<br />

Bundesheeres zum Einsatz, von<br />

denen im März die ersten in Dienst<br />

gestellt wurden. Insgesamt wurden<br />

vom Bundesheer 18 Boote beschafft,<br />

die Gesamtinvestitionssumme dafür<br />

liegt bei 3,6 Millionen Euro.<br />

BREITE<br />

2,45 Meter<br />

INTERVIEW<br />

„Wir verfügen nun<br />

über ein leistungsstarkes<br />

Boot!“<br />

Vizeleutnant Kurt Hölzl, Kommandant<br />

des III. Übersetzzugs und Wasserfahrlehrer<br />

bei den Melker Pionieren<br />

LÄNGE<br />

8,6 Meter<br />

EINSATZ<br />

Die Kernaufgaben des<br />

Bootes sind Transportund<br />

Arbeitsaufträge<br />

am Wasser – beispielsweise<br />

als Arbeitsbasis<br />

für Pioniertaucher,<br />

beim Brückenbau oder<br />

bei Sprengtätigkeiten.<br />

Wie würden Sie das neue<br />

Boot charakterisieren?<br />

Es handelt sich um eine<br />

maßgeschneiderte Konstruktion<br />

zur Erfüllung<br />

<strong>militär</strong>ischer Kernkompetenzen.<br />

Mit seinem Jetantrieb, der Bugklappe,<br />

der hervorragenden Manövrierfähigkeit<br />

und dem geringen Tiefgang<br />

schließt es eine Lücke bei unseren Wasserfahrzeugen<br />

und ist perfekt für Hilfsund<br />

Unterstützungseinsätze geeignet.<br />

FOTO : B U N D E S H E E R<br />

MANÖVRIERBARKEIT<br />

Aufgrund seiner Bauweise und des Jetantriebs<br />

hat das Arbeitsboot sehr gute<br />

Fahreigenschaften bei allen möglichen<br />

Strömungsgeschwindigkeiten oder<br />

Witterungsverhältnissen. Das Boot ist<br />

dabei einfach zu steuern, bleibt auch<br />

bei hoher Geschwindigkeit stabil im<br />

Wasser und ist durch seine hohe<br />

Wendigkeit sicher zu manövrieren.<br />

FACTBOX<br />

Arbeits- und Transportboot<br />

Hersteller ÖSWAG Werft Linz AG<br />

Besatzung 2 Mann (Schiffsführer & Bugmann)<br />

Antrieb Steyr Marine Innenbord-Dieselmotor,<br />

Hamilton Jet Antrieb<br />

Leistung 196 kW (266 PS)<br />

Geschwindigkeit max. 70 km/h<br />

Eigengewicht 2.550 kg<br />

Zuladung max. 1.800 kg oder 12 Personen<br />

Verdrängung etwa 4,4 Tonnen<br />

Stationierung Pionierbataillone in Melk,<br />

Salzburg und Villach<br />

Wie werden die Boote eingesetzt?<br />

Zuletzt unterstützten Melker Pioniere<br />

damit die Arbeiten zum Einbau einer<br />

Strömungsturbine bei Ybbs/Persenbeug.<br />

Die Besatzungen mussten dabei<br />

die Unterwasser-Montage-Konstruktion<br />

positionieren und die Rahmenbedingungen<br />

sicherstellen. Dabei konnten<br />

wir wichtige Erfahrungen bezüglich der<br />

Fahreigenschaften und der Ladungssicherung<br />

sammeln. Im November nehmen<br />

wir mit den Booten an der Übung<br />

„Netzwerk <strong>2014</strong>“ teil.<br />

Wie wird man Kapitän?<br />

Voraussetzung für die Bedienung des<br />

Bootes ist die abgeschlossene Wasserfahrbefugnis<br />

Klasse II. Die Schulung<br />

am Arbeitsboot gliedert sich dann in<br />

zwei Abschnitte: den praktischen Fahrbetrieb<br />

und die technische Ausbildung<br />

an den Geräten.<br />

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GLOCK<br />

Safe Action ® Pistols<br />

www.glock.com

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