militär 03 2014
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WELTGESCHEHEN<br />
Aktuelle Konflikte,<br />
Krisen und<br />
Analysen — S. 8<br />
SCHWEDEN INVESTIERT<br />
Rüstungs-Reaktion auf<br />
russisches Vorgehen<br />
in der Ukraine — S. 14<br />
<strong>militär</strong><br />
HEERES-REPORT<br />
Zu Besuch bei der<br />
Heeresbekleidungsanstalt<br />
— S. 52<br />
DAS NEUE<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
MILITÄRMAGAZIN<br />
AUSGABE 3|14<br />
EURO 3,80<br />
AKTUELL<br />
VERTEIDIGUNGSMINISTER GERALD KLUG:<br />
„Wir müssen rasch mit der<br />
Umsetzung der Strukturpläne<br />
beginnen!“ — S. 30<br />
HGM-DIREKTOR M. CHRISTIAN ORTNER:<br />
„Wir sind kein Disneyland –<br />
bei uns wird nichts verniedlicht<br />
oder geschönt!“ — S. 62<br />
REFORMKURS: ZAHLEN & FAKTEN<br />
Warum das Bundesheer<br />
trotz Strukturreform mehr<br />
Geld braucht? Wie hart<br />
sind die Einschnitte wirklich?<br />
Und wie präsentiert sich das<br />
Bundesheer am Nationalfeiertag?<br />
Wir haben die Antworten!<br />
Der große<br />
Bundesheer<br />
Report
Foto: Bundesheer/Harald Minich<br />
Unser<br />
Heer<br />
sorgt für Ihre<br />
Sicherheit!<br />
Von der <strong>militär</strong>ischen Landesverteidigung<br />
und dem Schutz unserer Infrastruktur<br />
über die Hilfe bei Katastrophen bis zum<br />
humanitären Engagement im Ausland<br />
– unser Heer sorgt für Ihre Sicherheit.<br />
www.facebook.com/bundesheer
E D I T O R I A L<br />
0 0 3<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER<br />
K<br />
ein Geld für Sprit und Reparaturen, an<br />
Ersatz für ausgeschiedene Fahrzeuge ist<br />
nicht zu denken, die Luftraumüberwachung<br />
musste eingeschränkt werden und<br />
mit der Einsatzbereitschaft vieler Truppenteile<br />
soll es nicht mehr weit her sein. Die<br />
Nachrichten der vergangenen Wochen lassen kaum Zweifel:<br />
Das Bundesheer ist an einem Tiefpunkt angelangt. Und<br />
zwar an einem, der dank verpasster Reformen von Vorgängerregierungen<br />
durchaus hausgemacht ist, letztlich aber<br />
vor allem eine logische Konsequenz des Jahr für Jahr (teils<br />
drastisch) schrumpfenden Budgets darstellt. Ohne Geld<br />
spielt eben auch beim Bundesheer keine Musi.<br />
Um aber trotzdem für die Herausforderungen der Zukunft<br />
gerüstet zu sein, hat Verteidigungsminister Gerald Klug<br />
Anfang Oktober das gemeinsam mit der <strong>militär</strong>ischen Führung<br />
ausgearbeitete Strukturpaket der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
„Die Einschnitte sind schmerzhaft“, sagte Klug zu<br />
Beginn der Präsentation in der Sala Terrena im Amtsgebäude<br />
Stiftgasse und bekräftigte diese Aussage wenige Tage<br />
später im Interview mit Militär Aktuell (ab Seite 30), „aber<br />
der einzige Weg, um die Handlungsfähigkeit des Bundesheeres<br />
aufrechtzuerhalten.“ Der Verteidigungsminister erwartet<br />
sich durch die geplanten Kasernenschließungen und<br />
die Ausrichtung der Truppe auf die „einsatzwahrscheinlichsten<br />
Aufgaben“ jährliche Einsparungen von 200 Millionen<br />
Euro. Damit sollten einerseits die harten Budgetvorgaben<br />
des Finanzministeriums erfüllbar sein, andererseits<br />
aber auch die notwendigsten Ausgaben getätigt werden<br />
können. Darüber hinaus brauche es aber auch zusätzliches<br />
Geld für Sonderinvestitionen, etwa zur Modernisierung<br />
der Black Hawk-Hubschrauber. Oberst Dieter Muhr und<br />
Politologe Heinz Gärtner teilen diese Forderung in ihren<br />
Kommentaren in unserer Kontroverse (ab Seite 34) prinzipiell,<br />
fordern aber auch interne Reformen etwa des Dienstrechts<br />
ein. Auch Generalleutnant Franz Leitgeb, Leiter der<br />
Sektion II, betont die Notwendigkeit zusätzlicher Finanzmittel,<br />
andernfalls würden die vorgestellten Reformen<br />
„immer noch zu kurz greifen“ (Interview ab Seite 40).<br />
Was es abseits der Budgetdiskussionen im Bundesheer in<br />
dieser Ausgabe zu entdecken gibt? Etwa eine Analyse der<br />
Terrororganisation Islamischer Staat (IS) von IFK-Experte<br />
Lukas Wank (ab Seite 10), einen Bericht über die schwedischen<br />
Rüstungsbemühungen (ab Seite 14) und ein Pro &<br />
Contra mit der Frage: Steuern wir auf einen Dritten Weltkrieg<br />
zu? (Seite 20). Zudem zeigen wir auf acht Seiten<br />
die Highlights des Nationalfeiertags-Auftritts des Bundesheers<br />
am Heldenplatz (ab Seite 42), lassen uns von M.<br />
Christian Ortner, Direktor des Heeresgeschichtlichen<br />
Museums, durch die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in<br />
seinem Haus führen (Bericht ab Seite 62) und beschreiben<br />
in unserer großen Infografik die technischen Funktionen<br />
der neuen Pionierboote (ab Seite 67).<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht die Redaktion<br />
COV E R FOTO : P I C T U R E D E S K FOTO S : P E T R A R AU T E N ST R AU C H<br />
Gewinnspiel<br />
Am 16. Jänner 2015 laden die Offiziere des<br />
Bundesheeres und die Absolventenvereinigung<br />
Alt-Neustadt traditionell zum Ball der<br />
Offiziere in die Festräume der Wiener Hofburg.<br />
Mittendrin statt nur dabei wird als Kooperationspartner<br />
auch wieder Militär Aktuell<br />
sein. Schon vorab verlosen wir unter allen<br />
neuen Abonnenten (bis Stichtag 30. November<br />
<strong>2014</strong>) zwei Eintrittskarten für den Ballabend.<br />
Abobestellung über abo@qmm.at.<br />
Militär Aktuell startet im Web 2.0 durch<br />
Beim Start unseres Magazins vor zwei Jahren war<br />
klar: In einem ersten Schritt wollen wir uns auf<br />
dem Printmarkt etablieren, danach dann konsequent<br />
auch in den neuen Medien Fuß fassen. Mit<br />
Anfang August war es nun so weit und Militär<br />
Aktuell ist mit einer eigenen Facebook-Seite online<br />
gegangen. Rund zwei Monate später dürfen<br />
wir uns nicht nur über viele spannende Diskussionen<br />
und tolles Feedback freuen, sondern<br />
auch über rund 5.000 Fans. Gefällt uns!<br />
impressum<br />
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m i l i t ä r a k t u e l l
0 0 4 I N H A L T<br />
060<br />
Bundesheer-Lehrling<br />
Patrick Wankmüller:<br />
„Ich wollte immer<br />
schon Mechaniker werden.<br />
Nun repariere ich eben<br />
Flugzeuge.“<br />
056<br />
Heeresschule: Das Bundesheer bildet<br />
aktuell rund 230 Lehrlinge in mehr<br />
als 30 Berufen aus. Wir haben drei<br />
von ihnen bei ihrer Arbeit besucht.<br />
INHALT<br />
0<strong>03</strong> EDITORIAL, IMPRESSUM<br />
006 MOMENTUM<br />
Der Erste Weltkrieg von<br />
Kinderhand gezeichnet.<br />
008 WELTGESCHEHEN<br />
Aktuelle Kurzmeldungen<br />
aus aller Welt.<br />
010 TERRORGRUPPE IM FOKUS<br />
Die Killermiliz Islamischer<br />
Staat (IS) und ihre fast schon<br />
unheimliche „Erfolgsgeschichte“.<br />
014 MEHR GELD FÜR WAFFEN<br />
Schweden schraubt seinen<br />
Verteidigungshaushalt nach<br />
oben und investiert in neue<br />
Kampfjets und U-Boote.<br />
021 PRESSESCHAU<br />
Internationale Medien über<br />
den schwelenden Inselstreit<br />
zwischen China und Japan<br />
und seine überregionalen<br />
Auswirkungen.<br />
022 US-POLITIK IM NAHEN OSTEN<br />
Schlechte Freunde oder<br />
ziemlich beste Feinde?<br />
024 RÜSTUNGSNEWS<br />
Neuheiten aus der Welt der<br />
Rüstungs- und Sicherheitstechnik.<br />
025 UHREN-HERSTELLER<br />
KHS Tactical Watches ist mit<br />
Premium-Zeitmessern erfolgreich.<br />
028 NEUES AUS DEM HEER<br />
Aktuelle Kurzmeldungen aus<br />
dem Bundesheer.<br />
<strong>03</strong>0 INTERVIEW<br />
Verteidigungsminister Gerald<br />
Klug über die neuen Strukturpläne<br />
und die Zukunft der<br />
österreichischen Streitkräfte.<br />
<strong>03</strong>4 KONTROVERSE<br />
Wollen wir auch in Zukunft ein<br />
starkes Bundesheer?<br />
040 INTERVIEW<br />
Generalleutnant Franz Leitgeb,<br />
Leiter der Sektion II (Planung)<br />
im Gespräch mit Militär Aktuell.<br />
042 NATIONALFEIERTAG <strong>2014</strong><br />
So präsentiert sich das<br />
Bundesheer bei seiner<br />
Leistungsschau von 24. bis 26.<br />
Oktober am Heldenplatz.<br />
FOTO S : G E T T Y I M AG E S , S E B AST I A N F R E I L E R , B U B U D U J M I C , G E O R G M A D E R , I L LU ST R AT I O N : C L AU D I A M O L I TO R I S<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
I N D I E S E M H E F T<br />
052 TRUPPENBESUCH<br />
Profis auf ihrem Gebiet: Wir<br />
haben den Textilexperten der<br />
Heeresbekleidungsanstalt in<br />
Brunn am Gebirge über die<br />
Schulter geschaut.<br />
055 WO GEHT ES HIER NACH …?<br />
Jäger der Benedek-Kaserne<br />
zeigen uns, wie man sich im<br />
Gelände richtig orientiert.<br />
056 ORDENTLICHE AUSBILDUNG<br />
Drei Bundesheer-Lehrlinge<br />
über ihre ganz individuellen<br />
Karrierewege in der Armee.<br />
060 SPANNENDER ALLTAG<br />
Wir haben den angehenden<br />
Luftfahrzeugtechiker Patrick<br />
Wankmüller in Zeltweg besucht.<br />
062 MUSEUMSRUNDGANG<br />
M. Christian Ortner, Direktor des<br />
Heeresgeschichtlichen Museums,<br />
führt uns exklusiv durch die<br />
Saalgruppe „Erster Weltkrieg“.<br />
066 SCHLUSSPUNKT<br />
Im Krieg gegen den Islamischen<br />
Staat scheint ein alter Feind zum<br />
neuen Freund zu werden. Rainer<br />
Sollich über die Annäherung des<br />
Westens an Baschar al-Assad.<br />
067 INFOGRAFIK<br />
Die Leistungsmerkmale der<br />
neuen Arbeits- und Transportboote<br />
des Bundesheeres.<br />
Klein, aber fein: Trotz ihrer kompakten Abmessungen sind die neuen<br />
067 Arbeits- und Transportboote des Bundesheeres überaus leistungsfähig.<br />
„Ich verstehe den Aufschrei<br />
in der Truppe gut. Die<br />
Situation ist aktuell in der<br />
Tat eine sehr ernste!“<br />
Verteidigungsminister Gerald Klug<br />
im Gespräch mit Militär Aktuell.<br />
<strong>03</strong>0<br />
010<br />
Dschihadisten<br />
im Vormarsch: Die arabische Welt kann der Terrororganisation<br />
Islamischer Staat (IS) kaum etwas entgegensetzen<br />
und droht sich weiter in der Gewaltspirale zu verfangen.<br />
014<br />
Angst vor Russland: Schweden stockt<br />
nach Russlands aggressivem Vorgehen<br />
in der Ukraine sein Militärbudget auf und<br />
erhöht seine Verteidigungsbereitschaft.<br />
M I L I T ä R A K T U E L L
0 0 6 P A N O R A M A<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
M O M E N T U M<br />
Unter Feuer<br />
Noch bis 2. November<br />
ist im Prunksaal der<br />
Österreichischen Nationalbibliothek<br />
die ausstellung<br />
„an meine Völker! Der<br />
erste Weltkrieg 1914–<br />
1918“ zu sehen. kuratiert<br />
von Historiker manfried<br />
rauchensteiner, rufen<br />
rund 250 exponate das<br />
millionenfache Sterben<br />
an der Front, das entbehrungsreiche<br />
leben in der<br />
Heimat und das langsame<br />
auseinanderbrechen<br />
des Vielvölkerstaats<br />
Österreich-ungarn in<br />
erinnerung. Zu sehen<br />
sind dabei auch kinderzeichnungen<br />
wie dieses<br />
1916 in Graz entstandene<br />
Werk, das den Beschuss<br />
durch ein österreichisches<br />
kriegsschiff zeigt.<br />
FOTO : Ö ST E R R E I C H I S C H E N AT I O N A L B I B L I OT H E K<br />
m i l i t ä r a k t u e l l
0 0 8 W E L T & S T R A T E g I E<br />
ISRAEL:<br />
KRIEG ZAHLT SICH<br />
NICHT<br />
AUS<br />
Der Krieg gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas<br />
wirkt sich auf viele Bereiche der israelischen Wirtschaft nicht<br />
gerade belebend aus. Während zwar die Rüstungsindustrie von den<br />
Kämpfen profitiert (siehe Bericht auf Seite 24), leiden darunter viele<br />
andere Sparten – allen voran der Tourismus. Aktuellen Zahlen<br />
zufolge dürften die Tourismuseinnahmen im laufenden Jahr<br />
infolge der Kämpfe um 3,2 Prozent unter denen von 2013 liegen,<br />
was das Wirtschaftswachstum auf zwei Prozent und damit den<br />
niedrigsten Wert seit der Wirtschaftskrise 2009 drücke.<br />
IM FOKUS<br />
STREITKRÄFTE<br />
POLENS<br />
IM ÜBERBLICK<br />
96.000<br />
Soldaten<br />
901<br />
Kampfpanzer<br />
100<br />
Kampfflugzeuge<br />
POLEN<br />
Nachdem Russland im Konflikt um die Ostukraine<br />
Zähne gezeigt hat, geht in vielen osteuropäischen<br />
Ländern die Angst vor einer weiteren Eskalation um.<br />
So auch in Polen, das als Reaktion auf die jüngsten<br />
Entwicklungen eine Aufstockung seines Verteidigungshaushalts<br />
um 25 Prozent beschlossen hat. Demnach will<br />
Warschau im kommenden Jahr rund zehn Milliarden<br />
Euro in seine Streitkräfte investieren, im laufenden Jahr<br />
liegt das Budget noch bei acht Milliarden Euro. „Unsere<br />
Armee kauft Waffen wie noch nie“, jubilierte die polnische Newsweek nach Bekanntwerden der Budgetaufstockung.<br />
Für Jubel im Land sorgte auch der NATO-Beschluss einer 3.000 bis 5.000 Mann starken<br />
schnellen Eingreiftruppe, deren Führung in Polen stationiert werden soll. „Damit beginnt die <strong>militär</strong>ische<br />
Verstärkung unseres Gebiets“, war auch der polnische Außenminister Radek Sikorski zufrieden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
W E LT G E S C H E H E N<br />
BASTELT DIE TÜRKEI AN DER ATOMBOMBE?<br />
vor einigen Wochen wurde bekannt, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst<br />
(kurz BND) die türkei ausspionierte. Die aufregung war groß, tat sich Deutschland<br />
doch als einer der größten Kritiker der Nsa-machenschaften hervor, während<br />
man selbst ähnlich agierte. Im Zuge der aufregung gingen in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung die Gründe für die Bespitzelung ein wenig unter. Wollte man<br />
Informationen über militante Kurden gewinnen? oder islamistische Kämpfer<br />
ausspähen, die auf dem Weg nach syrien waren? In Wahrheit könnte es um ein<br />
noch weit brisanteres thema<br />
gegangenen sein; bei westlichen<br />
Geheimdiensten mehren<br />
sich nämlich anzeichen dafür,<br />
dass der türkische präsident<br />
recep tayyip erdoğan sein<br />
Land atomar aufrüsten will. Zu<br />
diesem Gerücht passt eine<br />
aufforderung erdoğans aus<br />
dem Jahr 2011, wonach die<br />
türkische rüstungsindustrie<br />
rasch Langstreckenraketen<br />
entwickeln soll.<br />
TOP 3<br />
DIE GRÖSSTEN<br />
WAFFENIMPORTEURE<br />
1 Kein Land der Welt investierte in den<br />
vergangenen Jahren mehr Geld für<br />
Waffen aus dem ausland als Indien.<br />
Laut dem stockholm International<br />
peace research Institute ließ sich der<br />
subkontinent den ankauf <strong>militär</strong>ischer<br />
Güter zwischen 2009 und 2013 satte<br />
14,5 milliarden euro kosten – 14 prozent<br />
aller Waffenimporte weltweit.<br />
2 mit respektabstand dahinter folgt<br />
China mit einem Importvolumen von<br />
insgesamt 5,1 milliarden euro.<br />
3 platz drei in dieser rangliste geht an<br />
Indiens erzfeind pakistan. Das Land gab<br />
zwischen 2009 und 2013 insgesamt fünf<br />
milliarden euro für Waffenkäufe aus.<br />
US-GEHEIMDIENST WARNT:<br />
KHORASAN NOCH SCHLIMMER ALS IS<br />
Im Jänner sprach James Clapper eine erste Warnung aus: Laut dem obersten<br />
Geheimdienstkoordinator der USA haben in Syrien einstige al-Qaida-<br />
Kader eine neue Terrororganisation gegründet, um Anschläge im Westen<br />
zu verüben. Im Laufe der Monate wurden die Warnungen eindringlicher,<br />
und mittlerweile ist auch der Name der neuen Gruppe bekannt, die sich<br />
nach der historischen Region Khorasan benannt hat und es in erster Linie<br />
auf medienwirksame Anschläge<br />
wie 9/11 (Bild) abgesehen<br />
haben dürfte. Laut<br />
Clapper wolle Khorasan<br />
speziell Flugzeuge und die<br />
Luftfahrt ins Visier nehmen.<br />
Um das zu vermeiden,<br />
haben die USA bei ihrer<br />
Luftoffensive gegen den IS<br />
auch Ziele der Terrorgruppe<br />
ins Visier genommen.<br />
„Die Austrocknung des<br />
Tschadsees destabilisiert<br />
die gesamte Region.“<br />
Ulrich Ladurner<br />
In seinem Blog auf der Website der Wochenzeitung Zeit gibt<br />
Journalist Ulrich Ladurner unregelmäßig Einblicke in globale<br />
Konfliktherde. Jüngst widmete sich Ladurner dem austrocknenden<br />
Tschadsee und dessen Auswirkung auf die Terrorgruppe Boko Haram. Laut Ladurner<br />
würde die im Nordosten Nigerias entstandene Organisation vor allem dadurch befeuert,<br />
dass die Wasseroberfläche des einst 25.000 Quadratmeter großen Gewässers immer<br />
weitere zurückgehe und damit viele Menschen in der Region perspektivlos zurücklasse.<br />
Diese Leute würden sich dann vermehrt Boko Haram anschließen, was mittlerweile<br />
nicht nur Nigeria, sondern auch viele andere Länder der Region destabilisiere.<br />
Foto s : G e t t y I m aG e s , 1 2 3 r F, p r I vat<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />
IS<br />
ISLAMISTISCHE<br />
BEDROHUNG<br />
In den vergangenen Monaten<br />
überraschte der Islamische Staat<br />
(IS) mit Geschwindigkeit, Effizienz<br />
und unglaublicher Brutalität<br />
Weltöffentlichkeit wie Experten<br />
gleichermaßen. Wie konnte die<br />
Terrororganisation derart<br />
erfolgreich sein? Und was<br />
macht den Islamischen<br />
Staat so speziell?<br />
Text: LUKAS WANK<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
I S L A M I S C H E R S T A A T<br />
FOTO : G E T T Y I M AG E S<br />
D<br />
ie Meldung kam unerwartet.<br />
Nach einer<br />
Blitzoffensive im<br />
Irak, die auf eine lange<br />
Tätigkeit im Untergrund<br />
folgte und<br />
die strategische Tiefe Syriens ausnutzte,<br />
rief der Islamische Staat im Irak und<br />
Großsyrien (ISIS) zu Beginn des Ramadan<br />
am 29. Juni ein Kalifat aus. Die<br />
Städte Mossul und Tikrit wurden eingenommen,<br />
Banken geplündert, zurückgelassene<br />
Ausrüstung der Irakischen<br />
Armee (IA) beschlagnahmt, Infrastruktur<br />
und Erdölfelder übernommen.<br />
Im Zuge dessen macht sich der<br />
Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zum<br />
„Imam und Kalif für die Muslime überall“.<br />
Zugleich benannte die Organisation<br />
sich von ISIS in Islamischer Staat<br />
(IS) um. Al-Baghdadi nennt sich seitdem<br />
selbst Kalif Ibrahim und fordert<br />
alle Muslime zur Gefolgschaft und Unterstützung<br />
auf. Alle anderen Emirate,<br />
Organisationen und Staaten verlieren<br />
mit der Ausdehnung des Kalifates auf<br />
ihr Gebiet ihre Legitimation, so die offizielle<br />
Linie des IS.<br />
Auf einer vom IS veröffentlichten Karte<br />
(siehe nächste Seite) wurden die endgültigen<br />
Grenzen des Kalifats festgelegt:<br />
das Gebiet erstreckt sich von Spanien<br />
und Portugal über Serbien, Kroatien<br />
und Ungarn bis hinüber nach Indien.<br />
Die Hälfte Afrikas, Indonesiens<br />
und Sibiriens sind laut dieser Karte<br />
auch Teil des Kalifats. Zurzeit kontrolliert<br />
der IS jedoch erst einen großen<br />
Teil des östlichen Syriens sowie des<br />
nordwestlichen Iraks. Die Größe des IS<br />
ist damit grob mit jener Ungarns vergleichbar.<br />
Der IS begründet sein Vorgehen<br />
auch damit, dass sie die Grenzen<br />
des Sykes-Picot-Abkommens von 1916<br />
durchbrechen wollen. Dieses Abkommen<br />
war ein heimlich ausgehandelter<br />
Pakt zwischen Großbritannien und<br />
Frankreich, in dem deren koloniale Interessensgebiete<br />
in der Levante bereits<br />
vor dem Ende des Ersten Weltkriegs<br />
festgelegt wurden. Die damals entstandene<br />
Grenze zwischen Syrien und dem<br />
Irak wurde teilweise durch den IS „aufgehoben“,<br />
indem Grenzposten nach ihrer<br />
Übernahme durch den IS schlichtweg<br />
gesprengt wurden. Seine Wurzeln<br />
hat der IS im irakischen Widerstand,<br />
wo zunächst eine Gruppe unter dem<br />
Namen al-Qaida im Irak (AQI) bekannt<br />
wurde. Im Chaos des Syrien-<br />
Krieges wurde AQI 2013 gemeinsam<br />
mit einem syrischen AQI-<br />
Ableger schlussendlich zum ISIS<br />
und zerstritt sich kurz darauf<br />
schließlich mit der al-Qaida-Führung.<br />
Geprägt von dieser Genese stellt<br />
der IS ein bislang unbekanntes <strong>militär</strong>isches<br />
Hybridkonzept dar. Der <strong>militär</strong>ische<br />
Arm des IS hat drei wesentliche<br />
Komponenten, von denen jeder eigene<br />
Aspekte in die Kampfführung überträgt:<br />
konventionelle Kriegsführung<br />
und Stabsarbeit durch sunnitische Offiziere<br />
der alten irakischen Armee unter<br />
Saddam Hussein, Guerilla-Kriegsführung<br />
und terroristische Elemente. Letztere<br />
zwei Elemente zählen zu den charakteristischen<br />
Komponenten dschihadistischer<br />
Gruppen. Wesentlich dabei<br />
ist das Element „Stabsarbeit“, die es<br />
Gruppen, die unter dem Schirm des IS<br />
antreten, erlaubt, komplexe Manöver<br />
koordiniert durchzuführen.<br />
Die diesem Hybridmodell zugrunde<br />
liegenden Allianzen stehen aber auf<br />
einem wackeligen Fundament. Erstens<br />
bauen sie auf stetigen <strong>militär</strong>ischen Zugewinnen<br />
auf, auf denen der Führungsanspruch<br />
des IS unter Teilen der Sunniten<br />
ruht. Diese Zugewinne sind aber<br />
nur möglich, solange reguläre Sicherheitskräfte<br />
keinen maßgeblichen Widerstand<br />
leisten. So beruht der Erfolg<br />
des IS zweitens auf dem Versagen der<br />
staatlichen Sicherheitsapparate in Syrien<br />
und im Irak. Demzufolge stützt<br />
sich das Kalifat – wenn auch nicht<br />
gänzlich, so zumindest zu großen Teilen<br />
– auf <strong>militär</strong>ische Überlegenheit.<br />
Die (<strong>militär</strong>isch gerahmte) ideologische<br />
Komponente der Machtbasis des IS<br />
stellt historisch gesehen keinen Sonderfall<br />
dar, jedoch ist sie der westlichen<br />
Welt nach zwei Jahrhunderten Moderne<br />
fremd, so ein Kommentator in der<br />
deutschen Zeitung Welt: „Es geht um<br />
Massenhypnose, um etwas gänzlich<br />
anderes als Vernunft. Die Ereignisse<br />
um den IS ähneln dabei einer Geschichtslektion.<br />
Die Welt, die der IS<br />
entstehen lässt, muss eine der permanenten<br />
Verzückung sein“, sonst zerbröselt<br />
das Kalifat gleich schnell, wie es<br />
entstanden ist.<br />
Zu den staatlichen Sicherheitskräften<br />
des Irak muss erwähnt werden, dass<br />
ihre gängige Darstellung in den Medien<br />
als „von den USA hochgerüstete und<br />
top-ausgebildete Armee“ die Realität<br />
größtenteils nicht widerspiegelt. Die<br />
US-Truppen haben im Zuge ihres<br />
Abzugs aus dem Irak der IA zwar viel<br />
Ausrüstung überlassen und zahlreiche<br />
Soldaten ausgebildet, Schlagkraft und<br />
Zusammenhalt konnten dadurch aber<br />
nicht etabliert werden. Wird also berichtet,<br />
dass IS-Kämpfer die IA geradezu<br />
hinwegfegten, wird dabei übersehen,<br />
dass die meisten irakischen Soldaten in<br />
einer fremden, vom US-Militär geprägten<br />
Struktur organisiert wurden, in der<br />
nur wenige davon je Einsatzerfahrung<br />
sammeln konnten. Die Darstellung, dass<br />
Anfang Juli an die 30.000 Soldaten der<br />
IA aus der nordirakischen Stadt Mossul<br />
(von welcher die IS-Kämpfer ihre Offensive<br />
starteten) flohen, muss demnach<br />
kritisch beurteilt werden. Da Vorläuferorganisationen<br />
des IS wesentliche Ämter<br />
in Politik und Wirtschaft seit 2013<br />
in der Stadt übernahmen oder „kauften“,<br />
ist es wahrscheinlicher, dass auch<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />
WUNSCHVORSTELLUNG<br />
Auf dieser Karte sind große<br />
Gebiete zu sehen, die der<br />
Islamische Staat (IS) für<br />
sich beansprucht. Auch<br />
Österreich, Spanien und<br />
Portugal gehören dazu.<br />
die zentralen Kommandanten der<br />
IA-Truppen in Mossul korrumpiert<br />
wurden.<br />
Unterm Strich stellen die Neuartigkeit<br />
und die Wucht des blitzschnellen Vorankommens<br />
des IS eine Gefahr für die<br />
ohnehin auf wackeligem Fundament<br />
stehenden sicherheitspolitischen Herausforderungen<br />
der Region dar. Bestes<br />
Beispiel dafür sind die Wellen, die<br />
der IS-Vormarsch in den kurdischen<br />
Gebieten Syriens in Richtung Türkei<br />
schlägt. Dass der IS obendrein eine<br />
starke Anziehungskraft für potenzielle<br />
Kämpfer auf der ganzen Welt – nicht<br />
nur in der Region – hat, die sich ihm<br />
in großer Zahl anschließen, kratzt am<br />
gesellschaftlichen Gefüge westlicher<br />
Staaten. Die Rekrutierung von Kämpfern<br />
im öffentlichen wie im virtuellen<br />
Raum wird von massiver Propaganda<br />
begleitet, die Sicherheitsdienste in<br />
Europa und anderswo auf den Plan<br />
ruft. Zudem ist bisher nur wenig über<br />
die internen Strukturen und die Hierarchien<br />
des IS bekannt, weshalb der Umgang<br />
mit den durch ihn hervorgebrachten<br />
Herausforderungen und Problemen<br />
vor Ort wie in den Herkunftsländern<br />
der Kämpfer von Ad-hoc-Maßnahmen<br />
geprägt ist. Es wird sich erst herausstellen,<br />
wie belastungsfähig der IS wirklich<br />
ist, wenn eine breite Opposition kontinuierlich<br />
Druck auf ihn ausübt. Bis dahin<br />
ist die Gefahr hoch, dass kurzfristig<br />
wirksame Maßnahmen (Luftschläge,<br />
Kriminalisierung von heimkehrenden<br />
Kämpfern, …) auf lange Sicht mehr<br />
negative Auswirkungen haben, als<br />
positive Effekte erzielt werden können.<br />
Der Autor ist Leiter des<br />
Syrien-Analysezentrums am IFK.<br />
„Islamischer Staat oder Krieg gegen den Terror 2.0“<br />
Brigadier Walter<br />
Feichtinger ist seit<br />
2002 Leiter des Instituts<br />
für Friedenssicherung und<br />
Konfliktmanagement (IFK)<br />
an der Landesverteidigungsakademie.<br />
Die Hoffnungen, dass der Irak nach dem<br />
Abzug der US-Soldaten stabil bleibt und<br />
dass Syriens Präsident Baschar al-Assad<br />
durch eine wackelige Allianz oppositioneller<br />
Kräfte gestürzt werden kann, haben sich<br />
in Luft aufgelöst. Das halbherzige Engagement<br />
Europas, das verzweifelte Bemühen<br />
US-Präsident Obamas, sich aus dem Nahen<br />
und Mittleren Osten zurückzuziehen und<br />
das russische Festhalten am syrischen<br />
Präsidenten haben das Entstehen und<br />
den raschen Aufwuchs des Islamischen<br />
Staats gefördert.<br />
Viele „Gönner“ aus dem arabischen Raum<br />
haben über Jahre hinweg die sunnitischen<br />
Extremisten mit Geld, Waffen und Kämpfern<br />
unterstützt. Nunmehr müssen sie erkennen,<br />
dass sie über kurz oder lang selber in das Visier<br />
der Extremisten geraten könnten, weil<br />
sie in deren Augen nicht dem wahren Glauben<br />
folgen. Die USA wollen jetzt mit einer<br />
neu formierten Allianz, die sich vor allem auf<br />
Staaten der Region stützt, den Kampf gegen<br />
den IS aufnehmen – Global War on Terror<br />
Teil 2 sozusagen. Um erfolgreich zu sein,<br />
werden allerdings viele über den eigenen<br />
Schatten springen müssen. Dazu gehört<br />
eine pragmatische Einbeziehung des Assad-Regimes<br />
in diesen Kampf gegen den IS,<br />
eine politische Abstimmung mit Teheran<br />
und eine ernsthafte politische Auseinandersetzung<br />
mit den ursprünglich IS-freundlichen<br />
Katar und Saudi Arabien, dem NATO-<br />
Partner Türkei sowie den politischen Kräften<br />
im Irak inklusive Kurden.<br />
Je länger sich der IS behaupten kann, desto<br />
größer wird die Gefahr der Ausbreitung,<br />
der weltweiten Radikalisierung von Sympathisanten,<br />
von Terroranschlägen und einer<br />
dauerhaften Destabilisierung weiterer Staaten<br />
wie Libanon und Jordanien. Waffenlieferungen<br />
und Luftschläge werden nicht reichen,<br />
um die islamistischen Fanatiker<br />
zurückzudrängen oder gar zu vernichten.<br />
Über kurz oder lang werden daher auch<br />
wieder (westliche) Bodentruppen zur Diskussion<br />
stehen. Der gemeinsame Feind IS<br />
könnte aber auch zu einer starken internationalen<br />
Koalition über bisherige Schranken<br />
hinweg führen. Aus westlicher Perspektive<br />
wäre es dabei dringend erforderlich, eine<br />
zukunftstaugliche Gesamtstrategie gegenüber<br />
der gesamten Region und den politischen<br />
Akteuren zu entwickeln.<br />
FOTO S : N A D J A M E I ST E R , 1 2 3 R F<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
Eurofighter: Garant für Sicherheit und Verteidigung<br />
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0 1 4 W E L T & S T R A T E G I E<br />
SCHWEDEN<br />
RÜSTET AUF<br />
Russlands Vorgehen im Ukraine-Konflikt sorgt in ganz Europa für<br />
erhöhte Spannung. So auch in Schweden, das als Reaktion auf die<br />
aktuellen Ereignisse seinen Verteidigungshaushalt aufgestockt hat.<br />
Investiert wird vor allem in neue U-Boote, wie Autor Georg Mader bei<br />
einem Besuch bei der schwedischen Marine in Karlskrona herausfand.<br />
ohin steuert<br />
WRussland? Diese<br />
Frage treibt derzeit<br />
Staatschefs<br />
von Washington<br />
über Berlin bis<br />
London um. Eine klare Antwort kann<br />
aber weder da noch dort jemand geben<br />
– Wladimir Putin ist in den Augen<br />
westlicher Regierungschefs alles zuzutrauen.<br />
Und aus Kalkül oder Weltmachtsfantasien<br />
heraus unterstreicht<br />
der russische Präsident diese Einschätzung<br />
in regelmäßigen Abständen: Seine<br />
Truppen könnten in zwei Wochen<br />
in Kiew sein, so Putin Ende August.<br />
Mitte September verschärfte er in einem<br />
Gespräch mit dem ukrainischen<br />
Staatschef Petro Poroschenko seine<br />
Drohung und kündigte an, in nur zwei<br />
Tagen nicht nur Kiew, sondern auch<br />
Riga, Vilnius, Tallinn, Warschau oder<br />
Bukarest einnehmen zu können. Kein<br />
Wunder also, dass sich die dortigen<br />
Regierungen zunehmend Gedanken<br />
um ihre Sicherheit machen und eine<br />
Aufstockung ihres Verteidigungshaushalts<br />
diskutieren.<br />
Eine entsprechende Entscheidung bereits<br />
getroffen hat vor Monaten die<br />
schwedische Regierung mit einer Erhöhung<br />
des Wehrbudgets um jährlich<br />
U-BOOT-WAFFE Die Schiffe der Gotland-Klasse<br />
(großes Bild im Hafen von Karlskrona) werden aktuell<br />
modernisiert, Kommendörkapten Fredrik S. Lindén<br />
ist Chef der 1. U-Boot-Flottille.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
S C H W E D E N<br />
FOTO S : G E O R G M A D E R<br />
600 Millionen Euro (zuletzt lag der<br />
Etat laut SIPRI bei 5,<strong>03</strong> Milliarden<br />
Euro). Daran konnte auch ein zwischenzeitlicher<br />
Wechsel zu einer rotgrünen<br />
Minderheitsregierung nichts<br />
ändern. Im Gegenteil, die Grünen billigten<br />
im Gegenzug für die Einführung<br />
„humanitärer Visa“ für Flüchtlinge<br />
die Anschaffung von 60 Gripen-<br />
Kampfjets und zwei neuen U-Booten,<br />
mit denen Stockholm auf die neue Sicherheitslage<br />
regieren will. Und die ist<br />
mittlerweile allenthalben spürbar:<br />
Etwa durch die seit Monaten erhöhte<br />
Aktivität der russischen Balten-Flotte<br />
in Kaliningrad und Kronstadt. Oder<br />
durch die gestiegene Zahl russischer<br />
Schiffe und Flugzeuge vor den Küsten<br />
Finnlands und Polens. Auch die<br />
NATO-Luftraumüberwachung in<br />
Siauliai (Litauen) und Ämeri (Estland)<br />
meldete zuletzt mehr russische Flugzeuge,<br />
die – und das kommt verschärfend<br />
hinzu – meist ohne Transponder<br />
unterwegs sind, und die finnische<br />
Luftwaffe bestätigte jüngst gleich<br />
mehrere russische Luftraumverletzungen.<br />
Zu den aktuellen Sicherheitsbedenken<br />
trug auch ein Vorfall vom<br />
Karfreitag 2013 entscheidend bei, als<br />
russische Tu-22M-Bomber nachts<br />
vor der Küste Gotlands einen<br />
Marschflugkörperangriff auf Ziele um<br />
Stockholm übten. Als Reaktion darauf<br />
wurden mittlerweile Gripen-Jäger auf<br />
die östlich der Hauptstadt gelegene<br />
Insel verlegt, und auch sonst haben<br />
die schwedischen Streitkräfte viele<br />
neue Vorsichtsmaßnahmen und Vorkehrungen<br />
getroffen. Als verantwortlicher<br />
Taktik-Offizier weiß natürlich<br />
auch Kommendörkapten (Commander)<br />
Fredrik S. Lindén über all das Bescheid.<br />
Nur sagen darf oder möchte<br />
der Operations-Chef der 1. U-Boot-<br />
Flottille dazu nicht viel. Ein paar wesentliche<br />
Details konnten wir ihm bei<br />
einem Interview während unseres Besuchs<br />
bei der schwedischen Marine in<br />
Karlskrona dennoch entlocken.<br />
Welche Auswirkungen hat die aktuelle<br />
Situation in der Ukraine auf<br />
Schwedens Verteidigungspolitik?<br />
Wir nehmen nicht erst seit Beginn<br />
des Ukraine-Konflikts eine deutlich<br />
veränderte Situation in unserem littoralen<br />
Operationsgebiet (Anm.: Im<br />
Wesentlichen handelt es sich dabei<br />
um das Baltikum und die Ostsee)<br />
wahr. Als Folge davon gibt es nun<br />
wieder eine erfrischende mediale sowie<br />
politische Diskussion, um die zuletzt<br />
stets sinkenden Verteidigungsausgaben<br />
und um eine Wiederaktivierung<br />
der Wehrpflicht. Im Unterschied<br />
zu noch vor fünf Jahren ist<br />
nun auch wieder eine offene Diskussion<br />
über einen NATO-Beitritt möglich.<br />
Und natürlich haben wir die<br />
Situation in der Marine und bei den<br />
U-Booten auch bereits auf die veränderte<br />
Sicherheitslage adaptiert.
0 1 6 W E L T & S T R A T E G I E<br />
INVESTITIONSPLÄNE Wegen der aggressiven Vorgangsweise Russlands in Osteuropa hat die schwedische Regierung eine Aufstockung des Verteidigungshaushalts<br />
beschlossen. Mit dem zusätzlichen Geld werden neben zwei U-Booten auch 60 Kampfflugzeuge vom Typ Saab Gripen-E angeschafft.<br />
Inwiefern reagiert?<br />
Unsere politische Führung legt sehr<br />
viel Wert auf das strategische Asset der<br />
U-Boote. Man hat daher auch – ohne<br />
als Soldat in industriepolitische Details<br />
zu gehen – alles unternommen, um<br />
unsere Werft (Anm.: KOCKUMS)<br />
heuer im April vom deutschen Eigner<br />
zurückzukaufen, damit Schweden wieder<br />
eigenständig modernste U-Boote<br />
bauen kann. Das hat aktuell oberste<br />
Priorität. Dabei sind vorerst zwei sogenannte<br />
A26 (Anm.: auch NGU genannt,<br />
Abkürzung für Nästa Generations<br />
Ubåt; nächste U-Boot-Generation)<br />
für uns geplant. Die werden aber erst<br />
nach 2020 in Dienst gestellt. Inzwischen<br />
werden unsere drei Gotland-<br />
Klasse-Boote aus den 1990er-Jahren<br />
modernisiert.<br />
Auch in anderen Streitkräften erfreuen<br />
sich nicht-atomare U-Boote<br />
wieder steigender Beliebtheit. Was<br />
ist dafür ausschlaggebend?<br />
U-Boote sind die einzige Waffe im<br />
Marinearsenal, die zwar taktisch ist,<br />
aber auch entscheidend strategisch<br />
wirken kann. Das liegt einerseits an<br />
ihrem Abschreckungspotenzial,<br />
andererseits aber auch an ihrem<br />
Potenzial als verdecktes Signal- und<br />
Kommunikations-Überwachungs- sowie<br />
Aufklärungsinstrument.<br />
Mit welcher Bewaffnung werden die<br />
Boote ausgestattet?<br />
Als Waffenträger kann man heute zwischen<br />
Langstrecken-Marschflugkörpern,<br />
Seezielflugkörpern gegen Schiffe<br />
oder – wie in unserem Fall – schweren<br />
drahtgelenkten Torpedos wählen. Ich<br />
werde Ihnen nichts zu deren Reichweite<br />
sagen, nur so viel: Sie können leicht<br />
eine halbe Stunde unterwegs sein. Es<br />
gibt zudem leichte und wendige Torpedos<br />
für den Einsatz gegen andere<br />
U-Boote. Unabhängig von der Bewaffnung<br />
sollen moderne U-Boote heute<br />
immer weniger autonom und isoliert<br />
wirken, sondern vermehrt als Teil eines<br />
Datenlink-Bildes und -Netzwerks.<br />
Man muss den Einsatz von U-Booten<br />
daher heute völlig neu andenken.<br />
Aber ein U-Boot zeichnet sich doch<br />
durch seine „Unsichtbarkeit“ aus?<br />
Durch die Kommunikation mit<br />
anderen, eigenen Kräften in einem<br />
Datenlink-Verbund steigt doch die<br />
Gefahr, entdeckt zu werden?<br />
Exakt, und das ist auch die große Herausforderung.<br />
Ziel muss es sein, ein<br />
Lagebild weiterzugeben und trotzdem<br />
unentdeckt zu bleiben. Und dabei geht<br />
es um das aktive Einbringen von Erkenntnissen<br />
ebenso wie um das Empfangen<br />
von Informationen. Moderne<br />
Boote verfügen über entsprechende<br />
Mittel, etwa in Form von modularen<br />
Aufsätzen auf den Masten oder konformen<br />
Sensoren.<br />
Bleibt das Problem, dass U-Boote –<br />
zumindest laut den Aussagen der<br />
Crews von U-Bootabwehr-Hubschraubern<br />
und Marinepatrouillenflugzeugen<br />
– gegen heutige Ortungs-<br />
FOTO S : G E O R G M A D E R<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
S C H W E D E N<br />
mittel und die stetig steigende<br />
Signalverarbeitung kaum<br />
noch eine Chance hätten?<br />
Das gibt es viele Variablen,<br />
so generell lässt sich das<br />
nicht sagen. In unserem sogenannten<br />
„brown water“-<br />
Umfeld hier in der Ostsee<br />
sind die Voraussetzungen<br />
etwa ganz andere als im Ozean.<br />
Das haben wir 2006 deutlich<br />
gemerkt, als ich als<br />
Kommandant der HMS Gotland<br />
im Pazifik mit der US-<br />
Navy trainiert habe und US-<br />
Flugzeugträger ins Sehrohr<br />
bekam. Unabhängig davon sollte<br />
man natürlich nichts aus dem<br />
Wasser stecken, wenn ein Marinepatrouillenflugzeug<br />
in der Nähe ist.<br />
Und mit den modernen Algorithmen<br />
der Signalverarbeitung und dem Millimeterwellen-Radar<br />
ist – seegangabhängig<br />
– auch der Mastkopf rasch<br />
erfasst. In so einem Fall ist Geduld<br />
eine Tugend.<br />
GEMEINSAME ÜBUNG Immer wieder übt die schwedische Marine auch gemeinsam mit den<br />
Streitkräften anderer Länder. Hier im Bild die HMS Gotland und im Hintergrund der US-Flugzeugträger<br />
USS Ronald Reagan 2007 in San Diego.<br />
Sie sitzen die Situation einfach aus?<br />
Genau. Wir können viel länger als<br />
ein Suchhubschrauber warten und<br />
das „Ping“ seines Tauchsonars können<br />
wir meilenweit hören. Je nach<br />
Salzgehalt und der Temperatur diverser<br />
Wasserschichten kann man sogar<br />
unter einem Sonar durchtauchen,<br />
ohne bemerkt zu werden. Auch in<br />
Küstengewässern tun sich die Suchenden<br />
schwer, weil dort meist viel<br />
Schiffsverkehr und damit auch Lärm<br />
ist. Außerdem kann auch die Topografie<br />
des Seebodens ein Schutzfaktor<br />
sein. In Summe geben wir uns daher<br />
ganz gute Chancen, schließlich bleibt<br />
auch bei uns die Technologie nicht<br />
stehen.<br />
Als entscheidend für das Comeback<br />
der diesel-elektrischen U-Boote gilt<br />
auch deren neuartiger Außenluft-unabhängiger<br />
Antrieb (AIP). Schweden<br />
setzt dabei auf den sogenannten<br />
Stirling-Motor, der Sauerstoff als<br />
Arbeitsgas braucht …<br />
… und damit unser operationelles<br />
Konzept geändert und zu einer revolutionären<br />
Erweiterung des Missionsprofiles<br />
geführt hat. Statt alle zwei bis<br />
drei Tage aufzutauchen, um aufzuladen,<br />
kann man nun Wochen tauchen,<br />
und das noch dazu sehr leise. Man ist<br />
jetzt eigentlich nur noch durch den<br />
Sauerstoffvorrat und die Menge der<br />
Verpflegung limitiert. Auch deshalb<br />
haben diese U-Boot-Typen in den<br />
vergangenen Jahren wieder extrem<br />
an Wert gewonnen.<br />
Das gilt für China, das mit entsprechenden<br />
Booten der Seeherrschaft<br />
der USA etwas entgegensetzen<br />
möchte, ebenso wie für die schwedische<br />
Marine, die sich damit vor allem<br />
gegen eine mögliche Aggression<br />
Russlands rüsten will. Auch wenn uns<br />
das Kommendörkapten Lindén bei<br />
unserem Besuch in Schweden so offen<br />
nicht bestätigen wollte.
0 1 8 A D V E R T O R I A L<br />
NEUE STRUKTUR<br />
FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Mit einem umfassenden Strukturpaket und klaren<br />
Schwerpunken in den Bereichen Infanterie, Spezialeinsatzkräfte,<br />
Pioniere und ABC-Abwehr spart das<br />
Bundesheer insgesamt 200 Millionen Euro pro Jahr.<br />
o kein Geld da<br />
W<br />
ist, kann man<br />
auch kein Geld<br />
ausgeben. Getreu<br />
dieser<br />
Volksweisheit<br />
passt das Bundesheer in den kommenden<br />
Jahren seine Struktur den<br />
geänderten Budgetbedingungen an.<br />
Anders als von vielen Seiten befürchtet,<br />
bedeutet das aber keinen<br />
Kahlschlag durch alle Institutionen<br />
und Einrichtungen, sondern eine<br />
Konzentration auf die „einsatzwahrscheinlichsten<br />
Aufgaben“, zu denen<br />
neben der Luftraumüberwachung<br />
beispielsweise auch die Abwehr von<br />
Bedrohungen aus dem Cyberspace,<br />
die Katastrophenhilfe, die Friedenssi-<br />
cherung im Ausland und die Sicherung<br />
kritischer Infrastruktur zählt.<br />
Kleine Standorte werden aufgelöst,<br />
Kompetenzen gebündelt und konzentriert,<br />
Waffensysteme in ihrem<br />
Umfang reduziert oder verwertet.<br />
Dabei kommt es aber nicht wie befürchtet<br />
zu einer Auflösung oder<br />
Stilllegung ganzer Waffengattungen;<br />
sondern das Bundesheer behält sich<br />
in allen Bereichen Kernkompetenzen,<br />
um im Bedarfsfall rasch neue Kapazitäten<br />
aufbauen zu können. Die Wehrdienstreform,<br />
die Auslandseinsätze<br />
und die Katastrophenhilfe sind unabhängig<br />
davon sichergestellt, zudem<br />
wird ein neues Kompetenzzentrum<br />
für Cyber Defense aufgebaut. Und<br />
auch für die Pionierbataillone und die<br />
ABC-Abwehrkompanien gibt es gute<br />
Nachrichten: Sie werden in den kommenden<br />
Jahren an Bedeutung gewinnen,<br />
verstärkt spezialisiert und mit<br />
modernem Gerät ausgerüstet. Darüber<br />
hinaus wird man sich auch verstärkt<br />
auf die Infanterie und Spezialeinsatzkräfte<br />
konzentrieren und die<br />
Bedeutung der Miliz stärken. Diese<br />
erhält einen verstärkten regionalen<br />
Bezug und einen klaren <strong>militär</strong>ischen<br />
Auftrag, bis 2018 sollen insgesamt<br />
zwölf Miliz-Kompanien neu aufgestellt<br />
werden. Mit den Einsparungen<br />
beim Personal (bis 2018 werden<br />
durch Pensionierungen, Reduktion<br />
von Aufnahmequoten und Personalfluktuation<br />
1.400 Posten eingespart)<br />
ergibt sich dadurch in Summe eine<br />
Kostenreduktion von 200 Millionen<br />
Euro pro Jahr. Darüber hinaus wären<br />
für die Anschaffung moderner Ausrüstung<br />
und Updates vorhandener<br />
Gerätschaften aber auch Sonderinvestitionen<br />
nötig.<br />
Zukunfts-Pläne Der Standort Güssing<br />
wird aufgewertet, das dort stationierte<br />
Jägerbataillon 19 personell aufgestockt und<br />
mit Mannschaftstransportpanzern verstärkt.<br />
m i l i t ä r a k t u e l l
E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />
DIE WICHTIGSTEN PUNKTE<br />
NEUE SCHWERGEWICHTE<br />
die Bereiche infanterie, spezialeinsatzkräfte, pioniere und<br />
aBc-abwehr werden aufgewertet.<br />
EINSPARUNGEN BEI KASERNEN<br />
Konzentration auf weniger standorte; insgesamt 13 kleine<br />
Kasernen und Garnisonen werden geschlossen.<br />
REDUKTION SCHWERER WAFFEN<br />
die anzahl der artilleriegeschütze, Kampfpanzer, Granatwerfer<br />
und panzerabwehrlenkwaffen wird deutlich reduziert.<br />
NEUORDNUNG VON VERBÄNDEN<br />
das panzerbataillon 33 in Zwölfaxing wird in ein Jägerbataillon<br />
umgewandelt. auch bei anderen einheiten gibt es umstrukturierungen.<br />
Aufwertung & Spezialisierung Im Zuge der Strukturreform<br />
steigt die Bedeutung der ABC-Abwehrkompanien und der<br />
Pionierbataillone. Sie verbleiben an ihren Standorten und<br />
werden weiter spezialisiert.<br />
PERSONALREDUKTION<br />
Bis 2018 wird der personalstand durch pensionierungen, reduktion<br />
von aufnahmequoten und personalfluktuation um 5,9 prozent<br />
auf 1.400 reduziert – Kündigungen wird es keine geben.<br />
AUFWERTUNG DER MILIZ<br />
die Miliz erhält mit dem schutz kritischer infrastruktur einen klaren<br />
<strong>militär</strong>ischen auftrag und einen verstärkten regionalen Bezug. insgesamt<br />
werden bis 2018 zwölf Milizkompanien neu aufgestellt.<br />
Foto s : H B F/ J u l i a n s c H a r p F, B u n d e s H e e r<br />
BILDUNGS-REFORM<br />
die Bildungseinrichtungen des Bundesheeres werden neu ausgerichtet,<br />
u. a. wird die offiziersausbildung an der theresianischen<br />
Militärakademie zusammengezogen.<br />
MEHR SPEZIALISIERUNG<br />
die drei pionierbataillone und die fünf aBc-abwehrkompanien<br />
werden spezialisiert und verstärkt auf „einsatzwahrscheinliche“<br />
aufgaben und inlandseinsätze ausgerichtet.<br />
www.bundesheer.at/strukturpaket<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 0 W e l t & s t r a t e g i e<br />
Steuern wir auf einen<br />
DRITTEN WELTKRIEG zu?<br />
Papst Franziskus sprach bei einer Messe auf dem Weltkriegsdenkmal<br />
Fogliano Redipuglia in Friaul kürzlich davon, dass zurzeit ein Dritter Weltkrieg<br />
mit verschiedenen parallel laufenden Konflikten im Gange sei. Übertreibt<br />
er damit, oder könnte es tatsächlich zu einem neuen Weltenbrand kommen?<br />
PRO<br />
HAN XUDONG<br />
ist Professor und<br />
Militärstratege an der<br />
PLA National Defense<br />
University der chinesischen<br />
Volksbefreiungsarmee.*<br />
KLAUS HEIDEGGER<br />
ist Vorsitzender der Kommission<br />
„Pazifismus und<br />
Antimilitarismus“ von Pax<br />
Christi Austria und veröffentlicht<br />
regelmäßig Essays<br />
zu Friedensfragen u. a. auf<br />
seinem Blog www.klausheidegger.blogspot.co.at.<br />
CONTRA<br />
in der menschheitsgeschichte kam es immer<br />
wieder zu größeren und kleineren kriegerischen<br />
auseinandersetzungen. in einer ersten großen<br />
Phase bekämpften sich nomadische und sesshafte<br />
gesellschaften, in einer zweiten Phase wurden<br />
Kämpfe vor allem zwischen den großen Kolonialmächten<br />
ausgefochten, und die dritte Phase ist<br />
durch die beiden Weltkriege gekennzeichnet.<br />
nun scheinen wir auf eine weitere, neue Phase<br />
und eine neue Form globaler Kriege zuzusteuern,<br />
bei denen vor allem um die vorherrschaft zu see,<br />
im internet und auch im Weltraum gekämpft werden<br />
wird, bei denen es aber auch vermehrt um globale<br />
machtansprüche und einfluss geht.<br />
ganz deutlich zeigt sich das aktuell gerade auch in<br />
der ukraine, wo sich immer mehr internationale<br />
beobachter besorgt darüber zeigen, dass sich die<br />
anhaltende rivalität zwischen den usa und russland<br />
zu einer direkten <strong>militär</strong>ischen auseinandersetzung<br />
entwickeln könnte. sollte das der Fall sein, würden<br />
sich die Kämpfe wohl sehr wahrscheinlich bald auch<br />
auf die übrige Welt ausdehnen und es könnte tatsächlich<br />
zu einem dritten Weltkrieg kommen. die<br />
Zahl der beteiligten länder wäre dann wohl beispiellos<br />
und der schlüssel zum erfolg würde ganz klar in<br />
moderner <strong>militär</strong>technologie liegen. auch deshalb<br />
ist es für China so wichtig, weiter in die Kampfkraft<br />
seiner see- und luftstreitkräfte zu investieren, um<br />
seine eigenen interessen durchsetzen zu könnnen.<br />
vom irak über syrien bis in die ukraine und den<br />
Kongo: die Welt ist im griff von Kriegsherren<br />
und Profiteuren des Krieges, die sich mit ihrem<br />
Hunger nach Öl und rohstoffen und ihren anteilen an<br />
den Kriegsindustrien die Hände blutig machen. sorgen<br />
macht dabei insbesondere der nahe osten, wo<br />
die türkei gerade eine bodenoffensive plant. sollte<br />
das land zuvor angegriffen werden, wäre die nato<br />
zur beistandspflicht aufgerufen und würden sich halb<br />
europa und nordamerika in einen Krieg verstricken.<br />
sind wir daher schon am rande eines dritten Weltkrieges<br />
angekommen, oder kann die summe der vielen<br />
brandherde als dritter Weltkrieg gezählt werden?<br />
nein, denn zugleich erheben sich überall mahnende<br />
stimmen. Waren über Jahrhunderte Päpste jene, die<br />
Kriege rechtfertigten oder gar zum Krieg aufriefen,<br />
so ist heute Papst Franziskus wider das Kriegsgeheul<br />
der generäle ein Fürsprecher all jener Kräfte, die<br />
Kriegslegitimationen ihren boden entziehen. interpretationen,<br />
die das oberhaupt der Katholiken zum befürworter<br />
der jüngsten <strong>militär</strong>schläge im nahen osten<br />
machten, sind falsch. der Papst selbst sagte klar, dass<br />
die Pflicht, den Jesiden und anderen minderheiten gegen<br />
den is zu helfen, nicht <strong>militär</strong>isch sein müsste.<br />
„ich spreche nicht von bomben oder Kriegführen!“<br />
Ähnlich haben sich weltweit fast alle islamischen instanzen<br />
gegen das Wüten der terrormiliz gewandt<br />
und sich klar gegen Kriege gestellt. das müsste doch<br />
genügen, um Kriege ins museum der geschichte zu<br />
verbannen, wo sie nie wieder ausgelassen werden.<br />
Foto s : b e i g e st e l lt, * Z u sa m m e n Fass u n g e i n e s Ko m m e n ta r s vo n H a n X u d o n g i n d e r G LO B A L T I M E S<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
P R E S S E S C H A U<br />
0 2 1<br />
SPR E NGK R A F T<br />
Auch wenn die Ukraine und der Islamische<br />
Staat sie etwas aus dem Fokus gedrängt haben:<br />
Die Senkaku-Inseln im Südchinesischen<br />
Meer sorgen immer noch für große Spannungen.<br />
FOTO S : G E T T Y I M AG E S , B E I G E ST E L LT<br />
hina und Japan werden<br />
so schnell wohl keine<br />
Freunde. Zu tief wirkt<br />
nach wie vor die Kluft<br />
der gemeinsamen kriegerische<br />
Vergangenheit<br />
und zu brisant entwickelt sich das<br />
Ringen um eine kleine Inselgruppe im<br />
Südchinesischen Meer: die Senkakus.<br />
Unter deren karger Oberfläche sollen<br />
zwar weit weniger Rohstoffe schlummern<br />
als ursprünglich angenommen,<br />
Machtdenken und das Fehlen jedweder<br />
Kompromissbereitschaft in Tokio wie<br />
in Peking halten den Konflikt trotzdem<br />
seit Jahren am Brodeln. Und das aktuell<br />
dramatischer denn je: Nach Angaben<br />
des japanischen Magazins The<br />
Diplomat sind bis Mitte September im<br />
laufenden Jahr bereits 207 chinesische<br />
Fischerboote in die Gewässer der zu<br />
Japan gehörenden Eilande eingedrungen.<br />
Vor zwei Jahren lag diese Zahl<br />
noch bei 39, im vergangenen Jahr war<br />
sie auf 88 gestiegen. Tokio vermutet<br />
Y-PUNKT (D)<br />
Am Cover lässt es Motörhead-<br />
Frontman Lemmy Kilmister<br />
krachen, im Heft geht es ruhiger<br />
zu. U. a. mit Berichten zur<br />
Lage im Südsudan und zu den<br />
Sparzwängen der US-Armee.<br />
www.y-punkt.de<br />
hinter dieser Hausse provokante<br />
Machtspielchen Chinas, in Peking<br />
sieht man das naturgemäß anders.<br />
Aber auch dort ist die Stimmung<br />
angespannt, erst recht, seit Anfang des<br />
Jahres der chinesische Botschafter in<br />
Island der Spionage für Japan überführt<br />
wurde. Ma Jisheng soll laut<br />
The Diplomat während seiner Zeit in<br />
QUERGELESEN<br />
Was schreiben andere Militärmagazine?<br />
TRUPPENDIENST (Ö)<br />
Die fünfte Ausgabe <strong>2014</strong><br />
steht ganz im Zeichen der<br />
Übung „Schutz <strong>2014</strong>“, die<br />
nach einem Hubschrauberabsturz<br />
abgebrochen werden<br />
musste. www.bmlvs.gv.at/<br />
truppendienst<br />
K-ISOM (D)<br />
Das Special Operations Magazine<br />
hat für die Coverstory<br />
seiner September/Oktober-<br />
Ausgabe die Scharfschützen<br />
der Luftlandebrigade 26 der<br />
Bundeswehr besucht.<br />
www.k-isom.com<br />
der Botschaft in Tokio Mitte der Nullerjahre<br />
den Japanern „allerlei brisante<br />
Dokumente“ zugespielt haben.<br />
Das anhaltende Säbelrasseln der beiden<br />
größten asiatischen Wirtschaftsmächte<br />
spiegelt sich auch in einer<br />
aktuellen Umfrage wieder: Derzufolge<br />
erwartet mehr als jeder zweite Chinese<br />
eine bevorstehende <strong>militär</strong>ische<br />
Auseinandersetzung mit Japan. Dort<br />
ist der Glaube daran geringer ausgeprägt,<br />
mit 29 Prozent aber immer<br />
noch beunruhigend hoch. Selbst das<br />
chinesische Staatsblatt China Daily<br />
spricht von einer „besorgniserregenden<br />
Entwicklung“ und apelliert an die<br />
Politiker, „ein Spitzentreffen abzuhalten,<br />
um die sich verschlechternden<br />
Beziehungen umzukehren“. Allerdings<br />
müsse „der erste Schritt von Japan<br />
kommen“. Dort würde man den<br />
Schritt aber gerne an China vorbei<br />
machen. Laut The Times of India bemühte<br />
sich Japan in den vergangenen<br />
Monaten vehement, gemeinsam mit<br />
Indien ein Gegengewicht zu China zu<br />
schaffen. Japan ist im Inselstreit also<br />
auf der Suche nach strategischen Partnern,<br />
Ministerpräsident Narendra<br />
Modi habe den Wünschen Japans laut<br />
The Times of India aber eine Absage<br />
erteilt. Er versuche nämlich seinerseits<br />
„zum beidseitigen Wohle“ eine Annäherung<br />
an China.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />
AMERIKAS UNHEILVOLLE<br />
NAHOST-BEZIEHUNG<br />
Die USA haben sich in den vergangenen mehr als 200 Jahren im Nahen Osten<br />
viele Freunde, aber noch mehr Feinde gemacht. Wie sie das geschafft haben?<br />
Der Graphic-Novel-Zweiteiler Die besten Feinde liefert darauf gleich mehrere<br />
Antworten. Eine Rezension. Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
D<br />
ie aktuellen Entwicklungen<br />
im Nahen<br />
Osten zeigen es ganz<br />
deutlich: Die USA<br />
haben in der Region<br />
massiv an Einfluss verloren.<br />
Zwar fühlen sich die Amerikaner<br />
zwischen Kairo, Bagdad, Beirut,<br />
Tel Aviv, Teheran und Ankara immer<br />
noch als machtpolitischer Hauptdarsteller,<br />
und beweisen sie wie aktuell<br />
mit den Militärschlägen gegen die<br />
Dschihadisten des Islamischen<br />
Staats (IS) auch vereinzelt Stärke,<br />
längst liegt das Heft des Handelns<br />
aber in anderen Händen. Und der<br />
Fokus der Amerikaner auf anderen<br />
Regionen: Auf dem pazifischen<br />
Raum beispielsweise. Oder neuerdings<br />
auch wieder auf Osteuropa.<br />
Macht wollen die USA da wie dort<br />
auch durch die Entsendung von<br />
Kriegsschiffen demonstrieren – ganz<br />
ZWEITEILER Die besten Feinde ist in zwei<br />
Bänden erschienen. Der erste Teil behandelt<br />
die Zeit von 1783 bis 1953, der zweite Teil<br />
den Zeitraum von 1953 bis 1984.<br />
Avant-Verlag, 2012 & <strong>2014</strong><br />
GELEBTE US-AUSSENPOLITIK Eine Seite aus dem zweiten Band von Die besten Feinde.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
U S - A U S S E N P O L I T I K<br />
KURZ & PRÄGNANT Die Graphic<br />
Novel erzählt mit klarer Bildsprache<br />
und auf das Wesentliche zugespitzten<br />
Texten die außenpolitischen Bemühungen<br />
der USA im Nahen Osten.<br />
so wie zu Beginn ihres Nahost-Engagements<br />
Ende des 18. Jahrhunderts,<br />
als die gerade entstandene amerikanische<br />
Nation gegen muslimische Piraten<br />
im Mittelmeer zu Wasser zog.<br />
Und ihre Kriegsziele nicht erreichte.<br />
Die Freibeuter trieben weiter ihr Unwesen<br />
und die gegen den Pascha von<br />
Tripolis entsandten Marinegeschwader<br />
mussten mit Verlusten an Schiffen<br />
und Mannschaften unverrichteter<br />
Dinge die Heimreise antreten.<br />
Der französische Historiker und Islamwissenschaftler<br />
Jean-Pierre Filiu<br />
zeichnet dieses anfängliche Scheitern<br />
amerikanischer Außenpolitik gleich<br />
zu Beginn des ersten Bands seiner<br />
zweiteiligen Graphic Novel Die besten<br />
Feinde (die Bilder dafür stammen<br />
vom französischen Comic-Star David<br />
B.) nach. In weiterer Folge aber auch,<br />
wie die USA später mit einer mehrgleisigen<br />
Strategie in ihrem Kampf<br />
gegen die Piraten durchschlagenden<br />
Erfolg haben und diesen Ansatz als<br />
Blaupause für ihr weiteres Handeln<br />
in der Region verstehen.<br />
sche Achse Mitte der 1980er-Jahre.<br />
In Summe sind die zwei Bände von<br />
Die besten Feinde damit „ein faszinierendes<br />
Panoptikum der von Machtinteressen<br />
und Missverständnissen<br />
geprägten Beziehung zwischen den<br />
USA und dem Nahen Osten“ wie das<br />
der Tagesspiegel in einer Rezension<br />
formulierte. Und wir wollen uns diesem<br />
Urteil gerne anschließen.<br />
IM FOKUS<br />
Neuerscheinungen am Buchmarkt<br />
FOTO S : DAV I D B . / AVA N T-V E R L AG , B E I G E ST E L LT<br />
Wechselnde Liaisonen und Bündnisse<br />
sind die Folge. Wer heute noch<br />
von den USA hofiert wird, kann<br />
schon morgen ihr größter Feind sein.<br />
Weil er wie der iranische Premierminister<br />
Mossadegh etwa Anfang der<br />
1950er-Jahre eine Verstaatlichung<br />
der Ölindustrie anregt (wir befinden<br />
uns mittlerweile im zweiten Band<br />
von Die besten Feinde) und damit die<br />
CIA auf den Plan ruft. Oder weil er<br />
zu stark mit traditionellen US-Rivalen<br />
anbandelt oder andere geostrategische<br />
Interessen der Amerikaner zu<br />
gefährden droht. Das Buch spannt<br />
mit pointiertern Worten und kreativer<br />
Bildsprache den Bogen dann gekonnt<br />
über den Sechs-Tage-Krieg<br />
zwischen Ägypten und Israel bis hin<br />
zur neueren Geschichte und dem<br />
US-Versuch einer Neuordnung der<br />
Region um eine israelisch-libanesi-<br />
KRIEG – MIT DEN<br />
ALLIIERTEN IN EUROPA<br />
Mit ihren eindrücklichen<br />
Reportagen und Fotografien<br />
aus den Kriegsjahren 1944 bis<br />
1945 gilt das einstige Supermodel<br />
Lee Miller heute als<br />
eine der begnadetsten Kriegsreporterinnen<br />
der Geschichte.<br />
Und die Gestaltung dieses<br />
tollen Bands wird diesem Ruf<br />
mehr als nur gerecht. Lee<br />
Miller, Edition Tiamat, 2013<br />
TARGETS<br />
Wie sehen die Schießziele in<br />
verschiedenen Streitkräften<br />
aus? Herlinde Koelbl gibt in<br />
ihrem Bildband rund 200<br />
Antworten auf diese Frage.<br />
So viele Fotos hat sie nämlich<br />
auf <strong>militär</strong>ischen Ausbildungsplätzen<br />
in knapp 30 Ländern<br />
weltweit gesammelt und dabei<br />
auch so manche Kuriosität<br />
entdeckt. Herlinde Koelbl,<br />
Prestel Verlag, <strong>2014</strong><br />
MODERN ISRAELI<br />
AIR POWER<br />
Die israelische Luftwaffe ist<br />
aufgrund des aktuellen Gaza-<br />
Konflikts derzeit in aller Munde.<br />
Dieses – auf Englisch verfügbare<br />
– Buch zeigt, wie sie<br />
aktuell im Detail aufgebaut ist<br />
und auf welche Flugzeugund<br />
Hubschraubertypen sie<br />
setzt. Thomas Newdick &<br />
Ofer Zidon, Harpia Publishing,<br />
2013<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 4 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
MADE IN I SR A E L<br />
Mit dem Etikett „kampf -<br />
erprobt“ werben israelische<br />
Waffenschmieden<br />
weltweit um Kundschaft.<br />
Durchaus erfolgreich, wie<br />
die vergangenen Jahre<br />
zeigen. Und so ist für Israel<br />
der Gaza-Krieg auch<br />
zu einem lukrativen<br />
Geschäft geworden.<br />
SCHWEDEN<br />
Das skandinavische Land hat<br />
kürzlich seinen Verteidigungshaushalt<br />
deutlich aufgestockt<br />
(siehe auch Seite 14). Schon<br />
davor wurde die Anschaffung<br />
von drei Leguan Brückenlegern<br />
auf Leopard 2-Fahrgestellen<br />
beschlossen, die von<br />
Krauss-Maffei Wegmann<br />
geliefert werden. Auftrags -<br />
volumen: 34 Millionen Euro.<br />
www.kmweg.de<br />
ürzlich sorgte ein<br />
K<br />
Video der israelischen<br />
Streitkräfte auf<br />
YouTube für Aufsehen.<br />
Unterlegt mit<br />
drängenden Elektrobeats<br />
waren darauf im schnellen<br />
Wechsel Bilder tödlicher Angriffe<br />
auf Stellungen und Einheiten der<br />
Hamas im Gazastreifen zu sehen.<br />
So verstörend die Aufmachung, so<br />
klar war die Botschaft: Seht her, wir<br />
verfügen über eine der schlagkräftigsten<br />
Streitkräfte der Welt und<br />
können jederzeit und schnell mit<br />
beispielloser Präzision gegen unsere<br />
Feinde vorgehen. Ein ähnliches Bild<br />
versucht seit Jahren auch die israelische<br />
Waffenindustrie zu vermitteln,<br />
wenn sie auf Rüstungsmessen, bei<br />
Präsentationen und im direkten<br />
Gespräch mit Generälen ihre Leistungsfähigkeit<br />
anpreist. Und die ist<br />
durchaus bemerkenswert: Angetrieben<br />
von den immer neuen Wünschen<br />
der israelischen Militärs und<br />
IM FOKUS<br />
Militärische Beschaffungen weltweit<br />
USA<br />
Die US Navy hat beim<br />
Rüstungskonzern Northrop<br />
Grumman um rund 3 Milliarden<br />
Euro 25 neue Aufklärungsflugzeuge<br />
vom Typ E-2D<br />
Advanced Hawkeye bestellt.<br />
Dabei handelt es sich um die<br />
vierte und umfassend modernisierte<br />
(u. a. neuer Turboprop-Antrieb<br />
und neues<br />
360°-Radar) Version des Jets.<br />
www.northropgrumman.com<br />
KANADA<br />
Satte 1,3 Milliarden Euro (und<br />
weitere 4 Milliarden Euro für<br />
den Long-Term in-Service<br />
Support) lässt sich Kanada die<br />
Anschaffung von insgesamt<br />
28 Sikorsky CH-148 Cyclone<br />
kosten. Die Hubschrauber<br />
sollen ab dem kommenden<br />
Jahr ausgeliefert werden und<br />
die aktuelle Sikorsky Sea King-<br />
Flotte ersetzen.<br />
www.sikorsky.com<br />
eng verzahnt mit den überdurchschnittlichen<br />
Forschungskapazitäten<br />
des Landes wurden zwischen Tel<br />
Aviv und Haifa in den vergangenen<br />
Jahren Hightech-Waffen wie die<br />
Kampfroboter Guardium und<br />
Avantguard, das Scharfschützen -<br />
gewehr Dan, die Drohnen Harop<br />
und Heron, die Kampfpanzerserie<br />
Merkava oder das Raketen-Abwehrsystem<br />
Iron Dome (siehe Bild oben)<br />
entwickelt. In Zusammenarbeit mit<br />
den israelischen Streitkräften wurden<br />
diese Produkte anschließend<br />
perfektioniert und auf ihre Praxistauglichkeit<br />
getestet.<br />
Und genau das macht die israelischen<br />
Produkte für potenzielle Kunden vor<br />
allem in Asien und Afrika auch so<br />
interessant: Was könnte die Zuverlässigkeit<br />
eines Waffensystems schließlich<br />
besser unterstreichen als direkte<br />
Kampfeinsätze? Kein Wunder also,<br />
dass sich Generäle weltweit „Made in<br />
Israel“ und das Mascherl „kampferprobt“<br />
einiges kosten lassen. Laut<br />
dem britischen Militärfachverlag<br />
Jane’s ist Israel in den vergangenen<br />
Jahren zum sechstgrößten Waffenexporteur<br />
der Welt aufgestiegen und<br />
hat im Jahr 2012 Waffensysteme im<br />
Wert von rund zwei Milliarden Euro<br />
exportiert. Seitdem dürfte das Auslandsgeschäft<br />
nochmals deutlich<br />
Fahrt aufgenommen haben. In Folge<br />
der jüngsten Kämpfe in und um den<br />
Gazastreifen ist schon bald von einem<br />
neuen Exportrekord israelischer<br />
Waffensysteme auszugehen.<br />
FOTO S : G E T T Y I M AG E S , R C A F, K M W, B E I G E ST E L LT<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
R Ü S T U N G S N E W S<br />
SPEZIALUHREN<br />
SPEZIALEINHEITEN<br />
KHS Tactical Watches<br />
hat sich mit Militär- und<br />
Einsatzuhren global<br />
einen Namen gemacht.<br />
Wir haben mit Marketingleiter<br />
Frank Klatt<br />
über diese Entwicklung,<br />
das weitere Produktportfolio<br />
und geplante<br />
Innovationen gesprochen.<br />
FOTO S : K H S TAC T I C A L WATC H E S<br />
Wie kam es, dass<br />
KHS heute Militär -<br />
uhren entwickelt<br />
und produziert?<br />
Die Wurzeln der<br />
Marke KHS liegen<br />
in der Weiterentwicklung der legendären<br />
Militäruhr Navigator P6500 zur<br />
KHS Navigator MKII. Dies geschah damals<br />
in Zusammenarbeit mit Spezialeinheiten<br />
aus verschiedenen behördlichen<br />
Bereichen. Danach entwickelten wir,<br />
stets in Zusammenarbeit mit Angehörigen<br />
aus diversen Spezialeinheiten, weitere<br />
Swiss-Made-Premium-Einsatzuhren<br />
wie die Missiontimer und die Platoon,<br />
welche schnell eine große Beliebtheit erlangten<br />
und mittlerweile in vielen Varianten,<br />
beispielsweise als Chronograph<br />
und Automatikuhr, erhältlich sind.<br />
Wie groß ist die entsprechende<br />
Produktbandbreite?<br />
Unser Portfolio umfasst heute eine große<br />
Auswahl an Militär- und Einsatzuhren<br />
vom Einstiegs- bis zum Highendbereich.<br />
Daneben haben wir im Sortiment<br />
aber auch zahlreiche andere Produkte<br />
wie etwa Patches oder taktische Kappen.<br />
Letztere können durch die Erweiterung<br />
mit Nackenschutz oder Moskitonetz<br />
ganz den individuellen Bedürfnissen angepasst<br />
werden. Sehr beliebt sind auch<br />
unsere Ringe aus Wolframcarbid. Dieses<br />
extrem harte Marterial kommt in der<br />
modernen Militärtechnologie vorrangig<br />
als Kernmaterial panzerbrechender Geschoße<br />
oder als Neutronenreflektoren in<br />
Kernwaffen zum Einsatz.<br />
Sie sagten zuvor, KHS Produkte werden<br />
gemeinsam mit Spezialeinheiten<br />
entwickelt. Kommen die entsprechenden<br />
Produkte dann auch dort und in<br />
Streitkräften zum Einsatz?<br />
Natürlich, KHS Produkte werden weltweit<br />
von vielen Streitkräften und <strong>militär</strong>ischen<br />
sowie polizeilichen Spezialeinsatzkräften<br />
verwendet. Das ist ganz klar<br />
unser Hauptabsatzmarkt und in diesem<br />
Bereich sind wir auch auf allen Kontinenten<br />
vertreten. In der Regel werden<br />
wir aber dazu verpflichtet, unsere Kunden<br />
nicht zu benennen. Das liegt auch<br />
daran, dass teilweise Spezialanfertigungen<br />
im Spiel sind, welche im regulären<br />
Handel nicht erhältlich sind und über<br />
die wir auch in Interviews nicht öffentlich<br />
sprechen dürfen.<br />
Was ist dabei das Alleinstellungsmerkmal<br />
von KHS? Wieso setzen<br />
Streitkräfte auf Ihre Produkte?<br />
Das ist sicherlich die Kombination aus<br />
Zuverlässigkeit und Zweckdienlichkeit.<br />
Unser Anspruch ist es, stets ein gut<br />
durchdachtes Produkt zu entwickeln.<br />
Dass uns das gelingt, zeigt neben der<br />
großen Akzeptanz unserer Produkte vor<br />
allem das positive Kunden-Feedback.<br />
Wir haben uns damit in Summe ein sehr<br />
hohes Ansehen erarbeitet.<br />
Klingt ganz so, als wäre bei KHS alles<br />
eitel Wonne. Wie soll vor diesem Hintergrund<br />
die weitere Entwicklung<br />
ausschauen? Was ist für die Zukunft<br />
geplant?<br />
Wir haben aktuell einige innovative Produkte<br />
in der Entwicklung, die wir bis<br />
Mitte 2015 auf den Markt bringen werden<br />
und mit denen wir uns langfristig<br />
etwas breiter aufstellen wollen. Unabhängig<br />
davon sind wir aber auch im laufenden<br />
Jahr schon eine starke Innovationsschiene<br />
gefahren und haben unserem<br />
Modell Sentinel DC mit der Sentinel<br />
A etwa eine Variante mit analoger<br />
Zeitanzeige zur Seite gestellt. Ebenfalls<br />
neu am Markt sind die Missiontimer 3<br />
XITAC-Modelle aus ultraleichtem Titan<br />
und der Dual-Timer Striker MKII aus<br />
Edelstahl mit Analog-Digitalanzeige. Im<br />
vierten Quartal kommt außerdem noch<br />
ein spannendes neues Modell mit der<br />
Zusatzbezeichnung „LDR“ für Leader.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 6 A d V e r t o r i A l<br />
TOP-HEERESSPORTLER<br />
AUF DER BÜHNE<br />
Ehre, wem Ehre gebührt. Getreu diesem Motto hat<br />
das Bundesheer im Rahmen des Tags des Sports am<br />
Wiener Heldenplatz seine besten Athleten mit<br />
dem Military Sports Award ausgezeichnet.<br />
as Bundesheer gilt als<br />
D<br />
größter Förderer im<br />
heimischen Spitzensport.<br />
Pro Jahr rücken<br />
rund 150 Heeresleistungssportler<br />
ein und absolvieren ihren Grundwehrdienst<br />
nach der Basisausbildung<br />
in insgesamt elf Leistungszentren.<br />
Dazu kommen noch Frauen im<br />
Ausbildungsdienst und 192 Fixplätze<br />
für Leistungssportler, sogenannte<br />
„Militärpersonen auf Zeit“.<br />
Und sie sind mehr als nur erfolgreich.<br />
Unzählige Weltcupsiege,<br />
Olympiatriumphe und Weltmeistertitel<br />
konnten in den vergangenen<br />
Jahren und Jahrzehnten von Heeressportlern<br />
errungen werden und auch<br />
das aktuelle Team feiert regelmäßig<br />
große Erfolge. So durfte sich Zugsführer<br />
Julia Dujmovits im Februar<br />
beispielsweise über Olympiagold im<br />
Snowboard-Parallelslalom <strong>2014</strong> freuen,<br />
Korporal Janine Flock wurde Europameisterin<br />
im Skeleton, Korporal<br />
Thomas Diethart errang mit dem<br />
Skisprung-Team (dem auch Korporal<br />
Michael Hayböck angehörte) Olympia-Silber<br />
und konnte die Vierschanzentournee<br />
für sich entscheiden und<br />
Zugsführer Amer Hrustanovic gewann<br />
bei den Ring-Europameisterschaften<br />
Bronze.<br />
Um diese hervorragenden Leistun-<br />
gen zu würdigen, zeichnete der Verteidigungs-<br />
und Sportminister Ende<br />
September beim Tag des Sports am<br />
Wiener Heldenplatz die erfolgreichsten<br />
Heeressportler mit dem<br />
„Military Sports Award“ aus. In der<br />
Kategorie Sportler des Jahres beziehungsweise<br />
Sportlerin des Jahres<br />
wurden Zugsführer Dominik Landertinger<br />
(Biathlon) und Zugsführer<br />
Julia Dujmovits (Snowboard) geehrt.<br />
Die Kategorie Newcomer des Jahres<br />
konnte Korporal Thomas Diethart<br />
für sich entscheiden, ebenso wie die<br />
Kategorie Mannschaft des Jahres gemeinsam<br />
mit Michael Hayböck (Skisprung).<br />
Als Trainer des Jahres wurden<br />
Reinhold Scherer und Rupert<br />
Messner ausgezeichnet. Sie betreuen<br />
die Heeresleistungssportler Korporal<br />
Kilian Fischhuber, Korporal Anna<br />
Stöhr und Korporal Jakob Schubert<br />
in der Sportart Wettklettern.<br />
Der Verteidigungs- und Sportminister<br />
sprach den Athleten im Rahmen<br />
der Preisverleihung auf der großen<br />
Show-Bühne seine Hochachtung aus,<br />
betonte aber auch, dass beim Sport<br />
nicht immer der Leistungsgedanke<br />
im Vordergrund steht: „Mir persönlich<br />
ist es auch wichtig, dass wir beim<br />
Tag des Sports Freude an der Bewegung<br />
vermitteln können und damit<br />
Jung und Alt dazu bringen, aktiv ihre<br />
Freizeit zu verbringen.“<br />
Foto s : B u n d e s h e e r / G e PA P i c t u r e s - dA n i e l G o e tz h A B e r ,<br />
B u n d e s h e e r , w e t t k l e t t e r n . At, B e i G e st e l lt<br />
SPORTLER <strong>2014</strong><br />
SIEGER<br />
zugsführer dominik landertinger,<br />
silbermedaille Biathlon sprint bei<br />
olympia <strong>2014</strong><br />
NOMINIERT<br />
zugsführer Benjamin karl,<br />
Bronzemedaille beim<br />
snowboard-Parallelslalom<br />
olympia <strong>2014</strong><br />
zugsführer Amer hrustanovic,<br />
Bronzemedaille bei der ringeuropameisterschaft<br />
<strong>2014</strong><br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />
MILITARY SPORTS AWARD <strong>2014</strong><br />
SPORTLERIN <strong>2014</strong><br />
NEWCOMER <strong>2014</strong><br />
MANNSCHAFT <strong>2014</strong><br />
TRAINER <strong>2014</strong><br />
SIEGERIN<br />
Julia Dujmovits,<br />
Goldmedaille<br />
Snowboard-Parallelslalom<br />
Olympia <strong>2014</strong><br />
SIEGER<br />
Korporal Thomas Diethart, Silbermedaille<br />
im Skisprung-<br />
Team bei Olympia <strong>2014</strong><br />
SIEGER<br />
Skispringen (Korporal Thomas<br />
Diethard & Korporal Michael<br />
Hayböck), Silber bei Olympia<br />
<strong>2014</strong><br />
SIEGER<br />
Reinhold Scherer & Rupert<br />
Messner (Wettklettern)<br />
NOMINIERT<br />
Korporal Janine Flock,<br />
Skeleton-Europameisterin <strong>2014</strong><br />
Zugsführer Jördis Steinegger,<br />
8. Platz in der 4 x 100 Meter<br />
Mixed Staffel der Schwimmeuropameisterschaft<br />
NOMINIERT<br />
Korporal David Komatz,<br />
3. Platz bei der Biathlon-<br />
Europameisterschaft in der<br />
Sprint-Staffel<br />
Korporal Philipp Eibl,<br />
7. Platz Team bei der WM 2013<br />
im <strong>militär</strong>ischen Mehrkampf<br />
NOMINIERT<br />
Biathlon (Korporal David Komatz,<br />
Korporal Michael Reiter<br />
und Korporal Peter Brunner),<br />
Europameister Staffel <strong>2014</strong><br />
Militärischer Mehrkampf (Korporal<br />
Markus Weber, Korporal<br />
Christian Hofer, Korporal Philipp<br />
Eibl und Zugsführer Severin<br />
Faiman), Sieger CISM <strong>2014</strong><br />
NOMINIERT<br />
Hauptmann Marco Wolf<br />
(Schwimmen)<br />
Vizeleutnant Alfred Schütz<br />
und Oberstabswachtmeister<br />
Günter Kaiser (Militärischer<br />
Mehrkampf)<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 8 h E E r & M E h r<br />
ERFOLGREICHE<br />
TERROR-ABWEHR<br />
Das mit Sprengfallen abgesicherte Bio-Kampfstofflabor der Terroristen wurde von österreichischen ABC-<br />
Abwehrspezialisten ausgehoben und die Gefahr damit gebannt. Mit diesem erfreulichen Ergebnis endete die im<br />
August in Kanada abgehaltene internationale Übung „Precise Response“. 17 Soldaten der ABC-Abwehrkompanie<br />
des Panzerstabsbataillons 4 aus Linz verbesserten gemeinsam mit Teilnehmern aus neun Nationen an der<br />
„Canadian Forces Base“ in Suffield ihre Fähigkeiten in der Terrorismusabwehr. Die Schwerpunkte des Trainings,<br />
das zusammen mit Spezialisten zur Bombenentschärfung und Experten der Militärpolizei abgehalten wurde,<br />
lagen auf der Verhinderung von Anschlägen sowie in der Abwehr chemischer und biologischer Kampfstoffe.<br />
In einer abschließenden Bewertung durch die kanadischen Experten landete das österreichische Team im<br />
internationalen Spitzenfeld.<br />
WM IM ORIENTIERUNGSLAUF:<br />
TOLLE ERGEBNISSE<br />
Die 47. Militärweltmeisterschaft im Orientierungslauf,<br />
die im August im Südburgenland stattfand, war für das<br />
Bundesheer ein großer Erfolg: Zugsführer Gernot Kerschbaumer<br />
gewann die Silbermedaille in der Disziplin Mitteldistanz,<br />
und das österreichische Team durfte sich über<br />
Bronze im Mannschaftswettbewerb freuen. Die Organisation<br />
des vom internationalen Militärsportverband CISM<br />
veranstalteten Großereignisses wurde vom Militärkommando<br />
Burgenland durchgeführt. Die 386 Teilnehmer<br />
aus 31 Nationen wurden im Wettkampfzentrum in der<br />
neuen Montecuccoli-Kaserne in Güssing untergebracht.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
N E W S A U S D E N S T R E I T K R Ä F T E N<br />
„UNSERE MILITÄRBEOBACHTER<br />
SIND WELTWEIT IM EINSATZ!“<br />
Foto S : B u N D E S h E E R / C A R I N A KA R loV I tS , B u N D E S h E E R /<br />
K E R S C h B Au m m Ay R , B u N D E S h E E R<br />
BUNDESHEER<br />
GOES FACEBOOK<br />
Das Bundesheer geht neue Wege bei der<br />
Präsentation im Internet und hat noch vor<br />
dem Sommer eine offizielle Facebook-<br />
Seite gestartet. Die vielen Verbände und<br />
Einheiten der rot-weiß-roten Streitkräfte<br />
berichten darauf tagesaktuell und mit<br />
vielen Fotos über Einsätze, Übungen,<br />
Jubiläen und Neuerungen. Zudem wird<br />
über die neue Seite, die auch Interviews<br />
und Rätsel präsentiert, auf aktuelle You-<br />
Tube-Videos verlinkt. Dass die Inhalte<br />
auch gut ankommen, beweisen mittlerweile<br />
mehr als 9.000 Fans, die sich auch<br />
immer wieder an lebhaften Diskussionen<br />
beteiligen. Web-Adresse:<br />
www.facebook.com/bundesheer<br />
Das Austrian Armed Forces International Centre (AUTINT) führt<br />
als Kompetenzzentrum für Auslandseinsätze des Bundesheeres<br />
international renommierte Ausbildungen und Kurse – wie etwa<br />
jenen zum Militärbeobachter – durch. Wir haben mit Oberst Claus<br />
Amon, dem Kommandanten des AUTINT, gesprochen.<br />
Seit wann gibt es das AUTINT in Götzendorf<br />
und wie ist es entstanden?<br />
Die Auslandseinsatzbasis, international als<br />
Austrian Armed Forces International Centre<br />
etabliert und seit 1999 mit dem Status eines<br />
Partnership Training and Education Centres<br />
versehen, wurde am 1. Dezember 2010 aus<br />
der Taufe gehoben – als Nachfolgeorganisation<br />
des Zentrums Einsatzvorbereitung in Götzendorf<br />
zusammen mit Teilen des Zentrums<br />
Internationale Kooperation in Graz. Als Kompetenzzentrum<br />
für Friedensunterstützende<br />
Operationen des Bundesheeres steht das AU-<br />
TINT unter direkter Führungsverantwortung<br />
des Streitkräfteführungskommandos.<br />
OBERST CLAUS AMON<br />
ist Kommandant des<br />
AUTINT in Götzendorf.<br />
Welche Inhalte werden im Kurs zum Militärbeobachter vermittelt?<br />
Militärbeobachter sind <strong>militär</strong>ische, aber unbewaffnete Experten.<br />
Ihre Hauptaufgabe ist das Beobachten von <strong>militär</strong>ischen Aktivitäten<br />
nach einem Waffenstillstandsabkommen oder einem Friedensschluss.<br />
Ziel ihres Einsatzes ist vor allem die Überwachung der Einhaltung<br />
des humanitären Völkerrechts und der Bestimmungen von<br />
Waffenstillstands- oder Friedensverträgen durch die Konflikt- bzw.<br />
Vertragsparteien. Tätigkeiten von Militärbeobachtern sind beispielsweise<br />
das Beobachten und Überwachen von Truppenbewegungen<br />
oder Materialverlegungen sowie die Unterstützung der Kommunikation<br />
zwischen den verschiedenen Konfliktparteien. Weitere wichtige<br />
Aufgaben sind die Befragung der Zivilbevölkerung und die Überwachung<br />
der Versorgungslage sowie das Protokollieren ihrer Beobachtungen<br />
und die Übermittlung an das Hauptquartier der Vereinten<br />
Nationen in New York. Diese Aufgaben werden im Kurs gezielt gelehrt<br />
und vermittelt. International ist dieser Kurs gleichgeschaltet, sodass<br />
es zu einer Harmonisierung und Standardisierung der Lehrinhalte<br />
gekommen ist.<br />
Wo kommen die Absolventen dieses Kurses dann zum Einsatz?<br />
Weltweit. Aktuell befinden sie sich bei der UNTSO im Libanon und in<br />
Israel, in Georgien, in der Westsahara und in Westafrika im Einsatz.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 0<br />
H E E R & M E H R<br />
WIR MARSCHIEREN IN DIE<br />
RICHTIGE<br />
ein Geld für Treibstoff,<br />
dringend be-<br />
K<br />
nötigte Investitionen<br />
können nicht<br />
getätigt werden<br />
und Angelobungen<br />
finden nur noch in Kasernen<br />
statt. Im Bundesheer scheint es<br />
derzeit an allen Ecken und Enden<br />
zu kriseln. Wie schlimm ist die<br />
Situation wirklich?<br />
Die aktuelle Lage ist tatsächlich angespannt<br />
und in vielen Bereichen<br />
für die Soldaten leider sehr<br />
schmerzhaft. Das ergibt sich einerseits<br />
aus der Tatsache, dass uns in<br />
den vergangenen zehn Jahren insgesamt<br />
zwei Milliarden Euro – also<br />
ein volles Jahresbudget – aus der<br />
Substanz herausgezogen wurden,<br />
andererseits aber auch aus dem sehr<br />
engen Doppelbudget <strong>2014</strong> und<br />
2015. Außerdem wurde der neuerliche<br />
Sparbedarf sehr kurzfristig bekannt<br />
und so konnten wir nur mehr<br />
mit teils sehr harten Sofortmaßnahmen<br />
die Budgetvorgaben einhalten.<br />
Ich verstehe daher den Aufschrei<br />
in der Truppe gut, die Situation ist<br />
aktuell in der Tat eine sehr ernste.<br />
Glauben Sie, in Zukunft zumindest<br />
die größten Härtefälle durch<br />
Budgetumschichtungen, die Sie<br />
im Zuge der Präsentation der<br />
Strukturpläne angekündigt haben,<br />
vermeiden zu können?<br />
Durch gemeinsame Kraftanstrengung<br />
ist es uns gelungen, 1,5 Millionen<br />
Euro so umzuschichten, dass es<br />
RICHTUNG<br />
Verteidigungsminister Gerald Klug will dem<br />
Bundesheer mit dem neuen Strukturpaket ein<br />
modernes Gesicht verpassen und gleichzeitig<br />
Millionen sparen. Wie dieser Spagat gelingen soll,<br />
verrät der Minister im Gespräch mit Militär Aktuell.<br />
Interview: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
in den Bereichen Mobilität, Zuführung<br />
von Fahrzeugen und Fahrzeugservices<br />
tatsächlich zu einer Entspannung<br />
kommen sollte. Auch hat<br />
es Vorschläge gegeben, dass man<br />
Angelobungen nur mehr in Kasernen<br />
durchführt, aber da das Bundesheer<br />
eine Armee aus dem Volk ist,<br />
müssen gerade solche Dinge wie der<br />
feierliche Akt rund um Angelobungen<br />
auch mitten in der Bevölkerung<br />
stattfinden …<br />
… um Präsenz und Flagge zu zeigen?<br />
Ganz genau, das ist gerade in Zeiten<br />
wie diesen wichtig, soll aber nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass das<br />
laufende Jahr und auch 2015 noch<br />
sehr herausfordernd für uns alle sein<br />
werden.<br />
Danach soll dann langsam das<br />
jüngst präsentierte Strukturpaket<br />
greifen?<br />
Spätestens! Wir müssen so rasch wie<br />
möglich mit der Umsetzung beginnen!<br />
Jeder Tag Verzögerung kostet<br />
dem Heer Geld, das es de facto nicht<br />
hat. Bis auf einige Adaptierungen in<br />
der Teilstrategie Verteidigungspolitik<br />
sehe ich da auch keine großen Bereiche,<br />
die noch zu klären wären. Im<br />
Gegenteil, sind alle maßgeblichen<br />
Voraussetzungen – von der österreichischen<br />
Cyberstrategie, die 2013 im<br />
Ministerrat beschlossen wurde, bis<br />
hin zu der im Vorjahr im Parlament<br />
beschlossenen Sicherheitsstrategie –<br />
bereits geschaffen. Was noch gefehlt<br />
hat, war das Konzept „Österreichisches<br />
Bundesheer 2018“, mit dem<br />
ich den Generalstab im Frühjahr beauftragt<br />
habe und das wir nun präsentiert<br />
haben. Wir haben unsere<br />
Hausaufgaben damit gemacht.<br />
FOTO : B U B U D U J M I C<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
I N T E R V I E W<br />
„In den vergangenen<br />
zehn Jahren wurden uns<br />
zwei Milliarden Euro – also<br />
ein volles Jahresbudget –<br />
aus der Substanz<br />
herausgezogen!“<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 2 H E E R & M E H R<br />
Ich verstehe diese Sorgen und dass die<br />
Einschnitte, die wir jetzt und 2015<br />
durchführen müssen, für die gesamte<br />
Truppe schmerzhaft sind. Aber ich bin<br />
sehr zuversichtlich, dass wir mit dem<br />
neuen Konzept in die richtige Richtung<br />
marschieren und wir die Armee<br />
für die aktuellen Herausforderungen<br />
fit machen.<br />
Blick in die Zukunft „Wir müssen so rasch wie möglich mit der Umsetzung der Strukturpläne<br />
beginnen. Jeder Tag Verzögerung kostet dem Heer Geld, das es de facto nicht hat.“<br />
Die Soldaten können also trotz allem<br />
Ärger über aktuelle Einsparungen<br />
zuversichtlich in die Zukunft<br />
blicken?<br />
Definitiv!<br />
Wie tief sind die vorgestellten<br />
Einschnitte in der Realität?<br />
Die sind sehr tief greifend, weil wir<br />
damit nicht nur Geld sparen und eine<br />
Standortkonzentration vornehmen,<br />
sondern auch eine Anpassung hinsichtlich<br />
der <strong>militär</strong>ischen Bedrohungslage.<br />
Stand vor Jahren die klassische<br />
Landesverteidigung mit Panzern<br />
und schweren Waffen im Fokus, sind<br />
es heute die Luftraumüberwachung,<br />
die Abwehr von Bedrohungen aus<br />
dem Cyberraum und vor allem der<br />
Schutz kritischer Infrastruktur.<br />
Das Bundesheer bekommt damit<br />
also eine völlig neue Orientierung?<br />
Und zwar eine, die auf die aktuell<br />
einsatzwahrscheinlichsten Aufgaben<br />
fokussiert. Die Herausforderungen in<br />
diesem Zusammenhang sind enorm,<br />
nehmen wir auf der einen Seite im<br />
breiten Spektrum unserer Fähigkeiten<br />
doch neue Schwerpunktsetzungen wie<br />
etwa die Stärkung der Pioniere, der<br />
Miliz und der ABC-Abwehr vor,<br />
gleichzeitig müssen wir aber nicht<br />
mehr so einsatzwahrscheinliche Fähigkeiten<br />
auf einen sogenannten Rekonstruktionskern<br />
runterfahren.<br />
Gerade im Bereich der schweren<br />
Waffen wird der Aderlass im Zuge<br />
dessen groß sein. War es vor diesem<br />
Hintergrund schwierig, einen Konsens<br />
für das Strukturpaket in der<br />
<strong>militär</strong>ischen Führung zu finden?<br />
Nein, dieser Konsens war von Anfang<br />
an gegeben, weil die Notwendigkeit<br />
der Anpassung an die budgetären Vorgaben<br />
und an die aktuellen <strong>militär</strong>ischen<br />
Bedrohungsszenarien allen Beteiligten<br />
klar war. Trotzdem möchte<br />
ich dem Generalstabschef und der<br />
<strong>militär</strong>ischen Führungsspitze meinen<br />
ausdrücklichen Dank aussprechen.<br />
Sie haben unglaublich viel <strong>militär</strong>ische<br />
Expertise und Professionalität in das<br />
Konzept einfließen lassen, wir haben<br />
dabei eng zusammengearbeitet und<br />
werden das jetzt auch Schulter an<br />
Schulter gemeinsam umsetzen.<br />
Wie kann es nun gelingen, das Konzept<br />
auch der Truppe schmackhaft<br />
zu machen? Dort ist die Aufregung<br />
in vielen Bereichen sehr groß.<br />
Aufgabe einer politischen Führung ist<br />
es, seriöse Politik zu machen und ein<br />
Teil davon besteht meines Erachtens<br />
darin, dass man neue Maßnahmen auf<br />
vernünftige Art und Weise der Truppe<br />
kommuniziert, bevor man sie der Öffentlichkeit<br />
präsentiert. Daher haben<br />
wir auch hausintern auf breiter Ebene<br />
Kommandantenbesprechungen abgehalten,<br />
in denen wir über die wesentlichen<br />
Eckpunkte und Zielrichtungen<br />
informiert haben. Und soweit ich die<br />
Stimmung aus diesem Bereich heraushöre,<br />
war das nicht nur die richtige<br />
Vorgehensweise, sondern konnten wir<br />
auf diesem Weg auch viel Verständnis<br />
gewinnen.<br />
Trotzdem: Gerade in den unteren<br />
Rängen ist die Sorge groß, dass immer<br />
weiter gespart wird, es langfristig<br />
aber zu keiner Besserung<br />
kommt.<br />
Wie können Sie sicherstellen, dass<br />
die Einsparungen – im Endausbau<br />
sollen es 200 Millionen Euro jährlich<br />
sein – auch tatsächlich im Ressort<br />
verbleiben und nicht Begehrlichkeiten<br />
etwa des Finanzministers<br />
wecken?<br />
Es wird meine Aufgabe in kommenden<br />
Gesprächen mit dem Finanzminister<br />
sein, dieses haushaltsrechtliche<br />
Thema anzusprechen, damit so eine<br />
Situation nicht eintreten kann. Wenn<br />
wir aus eigener Kraft Beiträge leisten,<br />
um Geld für dringend benötigte Investitionen<br />
freizumachen, muss das Geld<br />
auch dem Bundesheer zugutekommen.<br />
Darüber hinaus ist es aber trotzdem<br />
notwendig, für ganz bestimmtes<br />
Gerät Sonderinvestitionen zu tätigen,<br />
das muss Hand in Hand gehen, damit<br />
dieses Strukturpaket in sich stimmig<br />
ist und umgesetzt werden kann.<br />
Werden laufende Kosten, die aus<br />
solchen Sonderinvestitionen entstehen,<br />
dann aus dem normalen<br />
Budget abgedeckt, oder werden dafür<br />
Sonderbudgets notwendig sein?<br />
Wir haben das Konzept so aufgestellt,<br />
dass dann der laufende Betrieb aus<br />
unserem normalen Budget abgedeckt<br />
ist. Wir wollen nicht mehr in dieselbe<br />
Situation wie damals beim Ankauf der<br />
Eurofighter in der Ära Schüssel-Grasser<br />
kommen, als dem Verteidigungsressort<br />
zugesagt wurde, dass auch die<br />
Kosten für den laufenden Betrieb zur<br />
Verfügung gestellt werden und diese<br />
Vereinbarung dann nicht eingehalten<br />
wurde.<br />
FOTO : B U B U D U J M I C<br />
m i l i t ä r a k t u e l l
0<br />
3<br />
4 K O N T R O V<br />
Wollen wir ein<br />
starkes Bundesheer<br />
SO WURDE DAS<br />
BUNDESHEER IN<br />
DEN VERGANGENEN<br />
JAHREN<br />
AUSGEHUNGERT<br />
KASERNENVERKÄUFE Seit 2007 werden<br />
dem Bundesheer pro Jahr 50 Millionen<br />
Euro aus dem Budget gestrichen – mit<br />
dem Argument, es könne dieses Geld<br />
durch den Verkauf von Kasernen selbst<br />
lu k rie ren. Aber nur 2012 lagen die Einnahmen<br />
mit 56,4 Millionen Euro darüber. Die<br />
restlichen Jahre summieren sich auf ein fettes<br />
Minus, alleine 2013 liegt der Verlust des<br />
Heeres bei 44,6 Millionen Euro.<br />
FLÄCHENMANAGEMENT Die vom<br />
Finanzministerium zur Verfügung gestellten<br />
Finanzmittel sind auch vom Verhältnis<br />
der genutzten Flächen zum Personalstand<br />
abhängig. Da das Heer beträchtliche Flächen<br />
etwa für Flugzeughangars benötigt,<br />
stimmt das Verhältnis nicht. Die Mittel für<br />
2015 und 2016 wurden kurzerhand um<br />
35 Millionen Euro gestrichen.<br />
KOSTENFAKTOR EUROFIGHTER Der<br />
Ankauf der Jets wurde unter der Voraussetzung<br />
beschlossen, dass es für Anschaffung<br />
und Betriebskosten mehr Geld gibt.<br />
Daraus wurde aber nichts, die Kosten belasten<br />
seitdem das Heeresbudget.<br />
E R S E<br />
Kaum ein anderes Land in Westeuropa hat die<br />
Budgetmittel seines Heeres in den vergangenen<br />
Jahren derart radikal gekürzt wie Österreich.<br />
Nun scheint aber der Boden des Fasses erreicht;<br />
es müssen dringend nötige Investitionen her.<br />
?<br />
Text: HANS SCHNEEWEISS & JÜRGEN ZACHARIAS<br />
HEERESSPITÄLER Diese hätten auf<br />
Wunsch des Finanzministeriums 2012<br />
geschlossen werden sollen, wodurch sich<br />
ein Einsparungspotenzial von 7,6 Millionen<br />
Euro im ersten Jahr und 15,3 Millionen<br />
Euro in den Folgejahren ergäbe. Die Maßnahmen<br />
konnten nicht im gewünschten<br />
Ausmaß umgesetzt werden, die Mittel<br />
wurden trotzdem gestrichen.<br />
FALSCHE SYNERGIEEFFEKTE In einer<br />
Zusammenlegung des Heeresgeschicht -<br />
lichen Museums mit dem Staatsarchiv sah<br />
das Finanzministerium Synergieeffekte in<br />
Höhe von 600.000 Euro jährlich. Im<br />
Verteidigungsministerum konnte man<br />
diese Entscheidung nicht nachvollziehen,<br />
die Maßnahmen wurden daher nicht<br />
umgesetzt – das Budget wurde trotzdem<br />
reduziert.<br />
SCHLUSSLICHT Österreichs Verteidigungsbudget ist mit einem Anteil von 0,6 Prozent<br />
des BIP im internationalen Vergleich deutlich unterbewertet.<br />
D<br />
ie Situation ist alles andere<br />
als leicht. Auf der einen<br />
Seite sollen die Budgetvorgaben<br />
der Regierung umgesetzt<br />
werden, auf der anderen Seite<br />
wünschen sich Öffentlichkeit wie Politik<br />
ein modernes Heer, das neben<br />
der Katastrophenhilfe und Auslandseinsätzen<br />
im Anlassfall auch alle anderen<br />
ihm zugedachten Aufgaben<br />
schnell und effizient bewältigen und<br />
für Sicherheit sorgen kann. Der<br />
Widerspruch ist offensichtlich – und<br />
wird bei einem Blick auf die Details<br />
noch größer. Denn wie soll die Truppe<br />
an Vitalität gewinnen, wenn<br />
gleichzeitig kein dringend benötigtes<br />
Frischblut zugeführt wird? Mehr<br />
FOTO S : B U N D E S H E E R / D R AG A N TAT I C<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
M E I N U N G<br />
noch, wenn die Finanzmittel für das<br />
Bundesheer sogar Jahr für Jahr weiter<br />
zurückgefahren werden (siehe<br />
Kasten links) und sich die Kürzungen<br />
durch das Finanzminsterium alleine<br />
seit 2006 auf ein Jahresbudget<br />
in Höhe von knapp zwei Milliarden<br />
Euro summieren? Darin noch gar<br />
nicht eingerechnet sind die Budgetreduktion<br />
von 42,5 Millionen Euro<br />
im laufenden Jahr und weiterer 38<br />
Millionen Euro im kommenden Jahr.<br />
Trotz des Aderlasses soll aber in einen<br />
neuen Fuhrpark investiert und<br />
die Grundwehrdienstreform umgesetzt<br />
werden? Das kann sich auch<br />
mit den Sparbemühungen des Verteidigungsministeriums<br />
und den<br />
kürzlich präsentierten Reformplänen<br />
nicht ausgehen.<br />
Es braucht daher parteiübergreifend<br />
ein deutliches Bekenntnis zu einem<br />
starken Bundesheer. Ein klares Ja zu<br />
A und zu einem sicheren Österreich,<br />
das den Umwälzungen unserer Zeit<br />
in Osteuropa, im Nahen Osten und<br />
in Afrika zuversichtlich begegnen<br />
kann und diesen auch gewachsen ist.<br />
Länder wie Polen und Schweden sind<br />
in diesem Umdenkprozess bereits<br />
einen Schritt weiter und haben ihre<br />
Verteidigungsbudgets aktiv den neuen<br />
Bedrohungsszenarien angepasst.<br />
Österreich muss nun nachziehen,<br />
wie Außenpolitik-Journalist Florian<br />
JETZT<br />
AUCH AUF<br />
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FACEBOOK-KOMMENTARE<br />
ZEIT INS HEER ZU INVESTIEREN!<br />
Die schwierige Budgetsituation unseres Bundesheeres ist auch auf unserer<br />
neuen Facebook-Seite WWW.FACEBOOK.COM/MILITAERAKTUELL<br />
ein heißes Thema. In welche Richtung die Diskussion geht, zeigt eine kleine<br />
Auswahl der interessantesten Postings.<br />
Marina Amy In einer Zeit, in der es Probleme gibt und in manchen<br />
Regionen Krieg herrscht, ist es sehr mutig und auch naiv, beim<br />
Bundesheer zu sparen! Ein Land muss eine Verteidigung haben!<br />
Maximilian Kern … da die IS keine unwesentliche Bedrohung darstellt,<br />
wäre es doch besser, das Heer als Rückversicherung zu haben. Für alle<br />
Fälle!<br />
Helmut Eigelsreiter Für die Zukunft würde ich mir für das Bundesheer<br />
ein Budget von 1,2 Prozent des BIP wünschen!<br />
Mike Boller Ja, es muss gespart werden und ja, dabei sollte es keine<br />
Tabus geben, aber das Bundesheer hat da in den letzten Jahren schon<br />
mehr als genug dazu beigetragen! Jetzt wird es Zeit, endlich auch<br />
wieder ins Heer zu investieren!<br />
Philip Gerauer Die einzige Lösung ist 1 Prozent des BIP fürs Wehrbudget!<br />
Manuel Schiemer In Zeiten wie diesen gehört mehr Geld denn je in<br />
unsere Landesverteidigung investiert!<br />
Florian Engelsberger Das Bundesheer muss bleiben, für manche ist<br />
es ja mehr Leidenschaft als nur Beruf!<br />
Spannende<br />
Diskussionen<br />
rund um<br />
die Uhr!<br />
Gehen Sie noch heute<br />
online und drücken Sie<br />
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militaeraktuell
0<br />
3<br />
6 k o n t r o V<br />
e r s e<br />
Horcicka im Format schon vor Monaten<br />
betonte: „Niemand will sich einen<br />
Krieg in Europa vorstellen, so<br />
wie sich niemand einen Autounfall<br />
vorstellen will – trotzdem schließt<br />
man eine Versicherung ab. Österreich<br />
hat derzeit keine.“ Hans Rauscher<br />
sieht das in seiner Kolumne im<br />
Standard ähnlich: „Das Bundesheer<br />
ist in der Zweiten Republik nie recht<br />
ernst genommen worden. Das mag<br />
eine sympathische oder auch verständliche<br />
Seite haben, wenn man<br />
davon ausgeht, dass vermutlich eine<br />
große Mehrheit der Bevölkerung nie<br />
ernstlich eine <strong>militär</strong>ische Verteidigung<br />
gegen einen übermächtigen<br />
Feind (Warschauer Pakt) wollte und<br />
Österreich seit 20 Jahren keiner konventionellen<br />
<strong>militär</strong>ischen Bedrohung<br />
ausgesetzt war. Doch die Zeiten<br />
ändern sich, und wenn man etwa<br />
Wladimir Putins hybride Kriegsführung<br />
in der Ostukraine (und vorher<br />
auf der Krim) mit ihren Soldaten<br />
ohne Hoheitsabzeichen, unterstützten<br />
Freischärlern etc. betrachtet,<br />
wäre eine halbwegs einsatzfähige<br />
Truppe vielleicht doch nicht so<br />
schlecht. Manche erinnern sich<br />
noch, wie die Bevölkerung nach dem<br />
Bundesheer gerufen hat, als 1991<br />
hinter der Grenze zu Slowenien<br />
plötzlich gekämpft wurde und ein<br />
jugoslawischer Kampfjet ungestört<br />
über Graz flog.“<br />
Brigadier a. D. Gerald Karner verweist<br />
in der Diskussion rund um die<br />
fehlenden Finanzmittel in einem Artikel<br />
in der Zeit auf historische Versäumnisse:<br />
„Vor nunmehr zehn Jahren<br />
stellte eine politisch-<strong>militär</strong>ische<br />
Reformkommission ihre Empfehlungen<br />
für eine Neuausrichtung des<br />
Bundesheeres vor. Der damalige Verteidigungsminister<br />
Günter Platter<br />
meinte bei der Übergabe vollmundig,<br />
,die Bundesregierung werde diese<br />
Empfehlungen eins zu eins umsetzen‘<br />
... Indes, es geschah fast nichts.“ Und<br />
GASTKOMMENTAR<br />
WEDER „KAPUTTSPAREN“<br />
NOCH „KAPUTTREDEN“<br />
HEINZ GÄRTNER ist wissenschaftlicher<br />
Direktor des Instituts für Internationale<br />
Politik (oiip).*<br />
das österreichische Bundesheer steht vor einem<br />
unauflösbaren dilemma. einerseits wirft man ihm<br />
vor, dass es „kaputtgespart“ wird, andererseits<br />
verwehrt man ihm mehr finanzielle mittel. die ständig<br />
anhaltende kritik am Bundesheer hat dazu geführt, dass<br />
seine Funktionsfähigkeit infrage gestellt wird. das ist<br />
nicht der Fall und wird von den offizieren des Bundesheeres<br />
zu recht als eine Beleidigung empfunden.<br />
trotz einsparungen nimmt das Bundesheer seine wichtigsten<br />
aufgaben wahr. das sind die Bereitschaft, Österreichs<br />
unabhängigkeit zu schützen, und die ausübung<br />
internationaler solidarität. die ständigen klagen über<br />
das „totsparen“ können dazu führen, dass man das Bundesheer<br />
„kaputtredet“. schon werden stimmen laut,<br />
dass man es ohnehin abschaffen könne und das neutralitätsgesetz<br />
gleich mit dazu. richtig ist, dass die mittel<br />
begrenzt sind und man wege finden muss, dennoch die<br />
sicherheitsaufgaben zu erfüllen und dementsprechende<br />
reformen durchzuführen. das trifft aber nicht nur auf das<br />
österreichische Bundesheer, sondern auf fast alle armeen<br />
europas und auch jene der usa zu. es müssen<br />
Prioritäten gesetzt und ziele neu definiert werden.<br />
in der eu und der nato spricht man schon lange davon,<br />
bestimmte aufgaben gemeinsam zu lösen („pooling“)<br />
und sich auf das wichtigste zu konzentrieren („smart<br />
defense“). die bisherigen Fortschritte sind eher bescheiden.<br />
nun verlangt man vom Bundesheer, dessen finanzieller<br />
anteil am Bruttonationalprodukt geringer ist als<br />
jener der genannten streitkräfte, dieser anforderung<br />
schneller und besser gerecht zu werden. das Bundesheer<br />
hat mit einer modernen sicherheitsstrategie die<br />
künftigen herausforderungen aufgelistet<br />
und entsprechende ziele formuliert.<br />
das sind unter anderem: stabilität<br />
und sicherheit; krisenfrüherkennung,<br />
konfliktprävention, krisenbewältigung<br />
und krisennachsorge; demokratie und<br />
menschenrechte und rechtsstaatlichkeit.<br />
das neutralitätsgesetz von 1955 trägt der möglichen<br />
Veränderung von Bedrohungslagen rechnung, indem es<br />
dem Bundesheer ermöglicht, „mit allen zu Gebote stehenden<br />
mitteln“ flexibel darauf zu reagieren. die situationen<br />
im irak, in Gaza und in der ostukraine zeigen,<br />
dass die europäische sicherheit ständig vor neuen herausforderungen<br />
steht. Österreich kann sich einerseits<br />
nicht heraushalten, andererseits muss es Prioritäten bei<br />
den zu übernehmenden aufgaben definieren.<br />
während sich die nato-mitglieder wieder auf ihre<br />
aufgaben zur Verteidigung des Bündnisgebietes (artikel<br />
V des nato-Vertrages) zu konzentrieren scheinen, sind<br />
krisenmanagementoperationen und Friedensmissionen<br />
etwas, wo Österreich komparative Vorteile anbieten<br />
kann. immerhin sind rund 1.000 österreichische soldaten<br />
in internationalen missionen tätig. das ist mehr, als<br />
jedes andere mitglied der nato-Partnerschaft für den<br />
Frieden einsetzt.<br />
wenn man ein international relevanter Partner bleiben<br />
will, ist aber angemessene Finanzierung und ausrüstung<br />
erforderlich. wer mehr europa und internationale<br />
solidarität einfordert, kann nicht weniger Bundesheer<br />
sagen. weder „kaputtsparen“ noch „kaputtreden“ sind<br />
die lösung.<br />
Foto s : B u n d e s h e e r / G ü n t e r F i l z w i e s e r , B e i G e st e l lt , * der kommentar erschien erstmals in der WIENER ZEITUNG<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
M E I N U N G<br />
EINSATZ OHNE RESERVEN Das Bundesheer leidet aktuell auch unter den<br />
verschobenen Investitionen und verpassten Reformen der vergangenen Jahrzehnte.<br />
weiter: „Sparen statt reformieren<br />
war angesagt, viele erforderliche<br />
Investitionen wurden aufgeschoben.<br />
Und in dieser Situation verordnet<br />
der mittlerweile zurückgetretene<br />
Finanzminister durch umfangreiche<br />
Budgetkürzungen erneut ein Sparpaket<br />
und hat gleichzeitig die Chuzpe,<br />
vom Verteidigungsministerium zu<br />
fordern, ,das Bundesheer nicht auszuhungern‘“.<br />
Streitkräftekommandant Franz<br />
Reißner stieß nach der Forderung<br />
Spindeleggers ins selbe Horn und<br />
verwies im Standard auf „arge Fehlentscheidungen<br />
der ÖVP-Verteidigungsminister<br />
der vergangenen Jahrzehnte“,<br />
die aus seiner Sicht „zur Situation<br />
des Bundesheeres beigetragen<br />
haben.“ Der Kärntner Militärkommandant<br />
Walter Gitschthaler,<br />
der steirische Militärkommandant<br />
Heinz Zöllner und ihr Wiener Kollege<br />
Kurt Wagner konterten die Kritik<br />
Spindeleggers unisono: „Uns fehlen<br />
nicht Konzepte, sondern Geld.“<br />
Mit ihrer Forderung stehen die Führungskader<br />
des Heeres längst nicht<br />
mehr alleine da. Im Gegenteil, werden<br />
auch in der Truppe quer durch<br />
alle Ränge und Waffengattungen, in<br />
Online-Foren und Diskussionsplattformen<br />
sowie in der Öffentlichkeit<br />
die Rufe nach mehr Geld und dringend<br />
benötigten Investitionen immer<br />
lauter. Letztere fanden auch auf<br />
unserer neuen Facebook-Seite auf<br />
www.facebook.com/militaeraktuell<br />
Niederschlag (siehe auch gesammelte<br />
Kommentare im Kasten auf Seite 35).<br />
Mike Boller fordert dort im Rahmen<br />
einer angeregten Diskussion etwa<br />
„endlich mehr Investitionen für das<br />
Heer“, Marina Amy meint, dass es<br />
gerade in solch unsicheren Zeiten
0<br />
3<br />
8 K O N T R O V<br />
E R S E<br />
wie jetzt, „naiv“ wäre, „beim Bundesheer<br />
zu sparen“, und Helmut Eigelsreiter<br />
wünscht sich eine Erhöung des<br />
Verteidigungsbudgets „auf 1,2 Prozent<br />
des BIP“.<br />
Aktuell bewegen wir uns bei rund<br />
der Hälfte dieses Wertes: Das Heeresbudget<br />
ist damit im internationalen<br />
Vergleich deutlich unterdotiert<br />
und liegt im Bereich der Wehrausgaben<br />
El Salvadors, Jamaikas oder Nicaraguas.<br />
Mit Österreich vergleichbare<br />
Länder wie die Schweiz (1 Prozent<br />
des BIP), Dänemark und Belgien<br />
(1,3 Prozent), Slowenien (1,7 Prozent)<br />
und Finnland (2 Prozent) lassen<br />
sich ihr Heer deutlich mehr Geld<br />
kosten. Und selbst dort werden die<br />
Forderungen nach mehr Budgetmitteln<br />
für die Streitkräfte immer lauter.<br />
UNSICHERE ZUKUNFT Aktuell ist unklar, ob das Heer in den kommenden Jahren – wie auch<br />
von Verteidigungsminster Gerald Klug gefordert – mit mehr Finanzmitteln rechnen darf.<br />
GASTKOMMENTAR<br />
SCHWERES ERBE FÜR DEN MINISTER<br />
OBERST DIETER MUHR war zuletzt als National Contingent Commander und Chief Joint<br />
Military Affairs bei AUTCON/EUFOR in Bosnien und Herzegowina.<br />
Mobilitätskrise, Stilllegung von Fahrzeugflotten, zu<br />
wenig Sprit, Diskussion um Sicherstellung von<br />
Katastropheneinsätzen, zu teure Luftraumüberwachung,<br />
Kasernenverkäufe – das Bundesheer auf dem<br />
Weg in die Insolvenz? Wen würde es wundern? Bei einem<br />
Anteil am BIP knapp über 0,6 Prozent angelangt, wurde<br />
das Bundesheer jahrelang konsequent kaputtgespart. Ein<br />
schweres Erbe für den Verteidigungsminister. Die Kosten<br />
für Betrieb und Personal fressen längst die Investitionen<br />
auf. Zwar hat das Bundesheer jahrelang gespart – doch das<br />
Problem blieb bestehen.<br />
Wie konnte es so weit kommen? Einsätze, Personal, Betrieb<br />
und Anschaffungen werden teurer, Eurofighter-Raten<br />
und Attraktivierung des Wehrdienstes belasten das Budget,<br />
Erlöse aus Kasernenverkäufen bleiben hinter den<br />
Erwartungen zurück. Hat der Generalstab zu lange geschwiegen<br />
und versucht, aus der Situation das Beste zu<br />
machen? Hat er politisch opportun an falsche Versprechungen<br />
geglaubt? Manche werfen genau das dem Generalstab<br />
vor. Doch wie immer man dazu steht: Fakt ist, dass das<br />
Heer jahrelang eklatant unterdotiert wurde. Und so wird<br />
es bleiben. Obwohl die Einschläge immer näher kommen<br />
(Dschihad, Ukraine, Naher Osten etc.) und europäische<br />
Länder deshalb ihre Wehrbudgets erhöhen, bleibt Österreich<br />
konsequent und kürzt dem Bundesheer weiter die<br />
Mittel. Mit dem Zusammenhang Sicherheit – Wirtschaft –<br />
Wohlstand können die Menschen in Österreich<br />
zwar etwas anfangen. Dennoch verbinden<br />
weder Bevölkerung noch Politik<br />
dies gleichzeitig mit <strong>militär</strong>ischer Landesverteidigung<br />
– schon gar nicht, wenn es<br />
um eine nachhaltige Finanzierung geht.<br />
Das Bundesheer tut sich seit jeher schwer, von Geld zu<br />
reden. Der Generalstab geht traditionell vom Auftrag des<br />
Bundesheeres aus und wartet darauf, dass die Politik die<br />
Mittel bereitstellt, die dann vom Generalstab in zentralistischer<br />
Planwirtschaft verteilt und eingesetzt werden. Das ist<br />
so nicht mehr akzeptabel. Es ist längstens Zeit für einen<br />
Paradigmenwechsel. Der Generalstab muss die Auftragserfüllung<br />
genauso von den budgetären Mitteln her denken.<br />
Und die Mittel wollen plausibel und transparent eingesetzt<br />
werden. Dann sollten die Vorgänge für Bevölkerung und<br />
Politik erklärbar werden.<br />
Ein vernünftiges Militär muss auf absehbare Zeit vor allem<br />
eines sein: leistbar! Vor dem Hintergrund beschränkter<br />
Ressourcen leitet sich ab, dass das Bundesheer finanziell<br />
saniert werden muss – und zwar ausgabenseitig. Da wird<br />
es keine Tabus mehr geben können, auch nicht vor dem<br />
Beamtendienstrecht. Das Bundesheer bedarf professioneller<br />
Hilfe, vermutlich auch von außen. Eine wirklich neue<br />
Form des Managements muss her, das neue Methoden<br />
anwendet. Je eher, desto besser.<br />
FOTO S : B U N D E S H E E R / G ü N T E R F I L Z W I E S E R , B E I G E ST E L LT<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
INTERVIEW<br />
Herr Schiller, Sie fordern in<br />
einem 7-Punkte-Programm zur<br />
Rettung des Bundesheeres vor<br />
allem mehr finanzielle Mittel?<br />
Wird das genügen?<br />
Das wäre schon einmal ein entscheidender<br />
Schritt, denn der<br />
wirkt sich auch auf unsere weiteren<br />
Forderungen aus. Wenn<br />
die finanziellen Mittel dem Auftrag<br />
des Heeres angepasst werden,<br />
können unsere Verbände<br />
auch wieder ihre Mobilität erlangen.<br />
Infolgedessen müssen<br />
dann die Unterkünfte der<br />
Soldaten auf einen neuen<br />
Standard gebracht werden,<br />
brauchen die Berufs- und Zeitsoldaten<br />
ein neues Dienstrechts-<br />
und Gehaltsgesetz und<br />
müssen die Wehrpflichtigen so<br />
entlohnt werden, dass keiner<br />
mehr im Wehrdienst in die<br />
Schuldenfalle gerät. Außerdem<br />
müssen die erforderlichen<br />
Mittel für die Ausbildung und<br />
Übungstätigkeit gegeben sein<br />
und die Politik wieder zu ihrem<br />
Instrument der Landesverteidigung<br />
stehen.<br />
Derzeit werden viele Rufe<br />
nach einem klaren Bekenntnis<br />
zum Bundesheer laut. Wie<br />
würden Sie vor diesem Hintergrund<br />
aktuell den Zustand des<br />
Bundesheeres beschreiben?<br />
Das Bundesheer ist zurzeit ein<br />
nicht mehr bewegliches, einsatzfähiges<br />
Heer. Es kann sechs<br />
Monate lang die Wehrpflichtigen<br />
ausbilden, aber kaum<br />
mehr in eine Einsatzorganisation<br />
überführen. Die angestrebte<br />
Attraktivitätssteigerung<br />
des Grundwehrdienstes ist in<br />
vielen Bereichen dem Sparstift<br />
zum Opfer gefallen. Wir sehen<br />
hier also dringenden Handlungsbedarf.<br />
Welche Ursachen sind dafür<br />
aus ihrer Sicht hauptverantwortlich?<br />
M E I N U N G<br />
„Brauchen mehr finanzielle Mittel“<br />
Vizeleutnant Christian Schiller,<br />
Präsident der Unteroffiziersgesellschaft<br />
Salzburg<br />
Seit Auflösung der Strukturen<br />
der Raumverteidigung (1994)<br />
gibt es im Bereich der Landesverteidigung<br />
einen Reformstau,<br />
an dem die politische Halbherzigkeit,<br />
mit der an jeden Reformschritt<br />
herangegangen<br />
wurde, schuld ist.<br />
Wo spüren Sie die Einsparungen<br />
derzeit am meisten?<br />
Leider wieder einmal bei der<br />
Truppe. Dabei müsste unbedingt<br />
wieder einmal etwas in<br />
der Verwaltung geschehen und<br />
endlich das heikle Thema<br />
Dienstrecht in Angriff genommen<br />
werden. Unsere Berufssoldaten<br />
überaltern, dadurch<br />
haben wir für die aufstrebenden<br />
Jungen keine Arbeitsplätze.<br />
Inwiefern spüren Sie bei dieser<br />
Diskussion Rückendeckung<br />
durch die österreichische<br />
Bevölkerung?<br />
Nach dem eindeutigen Ausgang<br />
der Volksbefragung über<br />
die Beibehaltung der Wehrpflicht<br />
hat es einen anfangs<br />
guten Diskussionsprozess in der<br />
Politik und Bevölkerung über<br />
die Landesverteidigung gegeben.<br />
Heute ist es der Bevölkerung<br />
aber leider wieder<br />
weitgehend egal, was mit dem<br />
Bundesheer passiert.<br />
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M<br />
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KURS<br />
K<br />
ürzlich wurden die<br />
Strukturpläne des<br />
Bundesheeres präsentiert.<br />
Wie viel Arbeit<br />
war hinter den Kulissen<br />
notwendig, um zu<br />
diesem Ergebnis zu kommen?<br />
Der Schwergewichtszeitraum der Bearbeitung<br />
war zwar im heurigen Jahr, mit<br />
wesentlichen Vorarbeiten haben wir<br />
bei uns in der Planungssektion aber<br />
schon 2011 begonnen. Damals haben<br />
wir aus dem Entwurf der Sicherheitsstrategie<br />
unterschiedliche Varianten in<br />
einen sogenannten fähigkeitsbasierten<br />
Planungsprozess eingebracht. Abgeleitet<br />
von <strong>militär</strong>ischen Aufträgen fand<br />
dann eine Detaillierung statt, welche<br />
Fähigkeiten die Truppe dafür in den<br />
Generalleutnant Franz Leitgeb war in seiner Funktion<br />
als Leiter der Sektion II (Planung) maßgeblich an der<br />
Erarbeitung der neuen Strukturpläne beteiligt. Wir<br />
haben mit ihm über die Notwendigkeit dieser Reformen<br />
gesprochen und wieso Veränderungen beim Bundesheer<br />
immer etwas länger dauern. Interview: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
unterschiedlichsten Ausprägungen aufweisen<br />
muss und welche Strukturelemente<br />
es dafür braucht.<br />
Der erste Schritt bestand also in einer<br />
Zusammenfassung, was das Heer<br />
können muss, und in einem zweiten<br />
Schritt hat man sich angesehen, wel-<br />
che Fähigkeiten es dazu braucht?<br />
Ganz genau. Ausgehend davon kam<br />
dann mit den konkreten Budgetvorgaben<br />
für das heurige und das nächste<br />
Jahr sowie mit dem Bundesfinanzrahmen<br />
für die Jahre bis 2018 ein ressourcenbedingter<br />
Einschnitt. Unsere eigentliche<br />
Zukunftsplanung lag mar-<br />
FOTO S : H B F/ M I N I C H<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
I N T E R V I E W<br />
kant über der Ressourcentangente,<br />
und daher mussten wir hier für eine<br />
Synchronisation sorgen, Ausprägungen<br />
verschieben und an dem einen<br />
oder anderen Zahnrad drehen.<br />
Nun wird im Bundesheer aber seit<br />
Jahrzehnten an den unterschiedlichsten<br />
Zahnrädern gedreht. Gibt es<br />
da überhaupt noch welche, mit denen<br />
Einsparungen realisierbar sind?<br />
Ja – erstens, weil man muss und zweitens,<br />
weil sich auch die Aufgabenstellungen<br />
und das Bedrohungsumfeld<br />
ändern. Aber, und das sieht man letztlich<br />
am Ergebnis des jetzigen Prozesses,<br />
die Rädchen, an denen man drehen<br />
kann, werden immer kleiner.<br />
Es wurde schon in vielen Bereichen<br />
auf ein Mindestmaß reduziert, und<br />
darunter wird es bei einigen Waffengattungen<br />
nicht gehen. Im Fall der<br />
Fälle stünde man also vor der Entscheidung,<br />
ganze Waffengattungen<br />
oder auch ganze Fähigkeiten wegzulassen.<br />
Wie groß war das Verständnis innerhalb<br />
der <strong>militär</strong>ischen Führung, dass<br />
es tiefe Einschnitte wie Kasernenschließungen<br />
und Waffenreduktionen<br />
braucht, um das Bundesheer<br />
wieder auf Schiene zu bringen?<br />
Die gemeinsame Bearbeitung war in<br />
jedem Moment von der Erkenntnis<br />
getragen, dass die Auftragslage und die<br />
zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />
nicht mehr im Einklang stehen. Es war<br />
daher allen klar, dass wir eine Veränderung<br />
herbeiführen müssen, auch wenn<br />
es natürlich einzelne Bereiche gab, in<br />
denen die individuellen Meinungen<br />
auseinandergingen.<br />
Aber grundsätzlich gab es einen<br />
Konsens darüber, dass sich etwas<br />
ändern muss?<br />
Daran gab es keine Zweifel.<br />
Unterscheidet sich in diesem Punkt<br />
das aktuelle Strukturpaket von den<br />
vielen Reformplänen der vergangenen<br />
Jahrzehnte, die nicht immer von<br />
der gesamten <strong>militär</strong>ischen Führungsspitze<br />
mitgetragen wurden?<br />
Es ist diesmal jedenfalls nach<br />
„ÖBH2010“ wieder erstmals gelungen,<br />
auch die politische Ressortleitung davon<br />
zu überzeugen, dass an tatsächlichen<br />
strukturellen Veränderungen kein<br />
Weg vorbeiführt. Natürlich gibt es auch<br />
an den aktuellen Plänen Kritik, aber generell<br />
und vonseiten der Landeshauptleute<br />
fällt diese in meinen Augen weit<br />
schaumgebremster aus, als das bei früheren<br />
Reformvorschlägen der Fall war.<br />
Wie tief sind die strukturellen<br />
Einschnitte aus Ihrer Sicht?<br />
Die Maßnahmen sind natürlich insbesondere<br />
dort schmerzlich, wo Menschen<br />
direkt betroffen sind. Bei kaum<br />
einer Maßnahme, kaum einer Fähigkeit<br />
oder Dienststelle oder auch kaum einen<br />
Standort wären nicht auch gute<br />
Gründe zur Fortsetzung gegeben. Aber<br />
die Notwendigkeit zu kürzen ist da,<br />
und es ist in diesem Fall auch gelungen,<br />
das ein oder andere Tabu zu brechen,<br />
um uns für die nächsten Jahre entsprechend<br />
aufzustellen. Vorausgesetzt …<br />
… es gibt auch Sonderinvestitionen<br />
über das Budget hinaus?<br />
Richtig, wenn man jetzt von vornherein<br />
sagen würde, dass hier keine zusätzlichen<br />
Finanzmittel möglich sind,<br />
dann würden unsere Maßnahmen immer<br />
noch zu kurz greifen – das muss<br />
man auch so deutlich sagen.<br />
Ist das realistisch? Warum soll die<br />
Landesverteidigung nun plötzlich<br />
doch mehr Geld bekommen?<br />
Weil wir unser Bestmögliches tun, um<br />
die harten Budgetvorgaben umzusetzen<br />
und wir im internationalen Vergleich<br />
weit unterdotiert sind. Bestimmte außergewöhnliche<br />
Investitionen in neues<br />
Gerät sind vor diesem Hintergrund einfach<br />
nicht umsetzbar, hier sehe ich also<br />
ganz klar die Politik gefordert.<br />
Wie lange wird es dauern, bis das<br />
Strukturpaket dann im Endausbau<br />
umgesetzt sein wird?<br />
Alles, was möglich ist, werden wir jetzt<br />
raschest umsetzen und einleiten und<br />
davon abhängige Schritte werden dann<br />
entsprechend zeitnah umgesetzt. Die<br />
vollständige Gesamtanpassung wird<br />
aber trotzdem bis 2018 hinein dauern.<br />
Das mag jetzt für viele vielleicht nach<br />
einem sehr langen Zeitraum klingen,<br />
aber dabei darf man nicht außer Acht<br />
lassen, dass das Bundesheer eine sehr<br />
komplexe Organisation mit einem vielfältigen<br />
Aufgabenspektrum ist und so<br />
gesehen einem großen Tanker gleicht,<br />
der nicht so abrupt anhalten und manövrieren<br />
kann, wie das kleine Sportboote<br />
können.<br />
Veränderungen dauern beim<br />
Bundesheer also immer seine Zeit?<br />
Ja, weil ein ausgewogenes Wechselspiel<br />
mit den strategischen und politischen<br />
Vorgaben erforderlich und auch während<br />
der Veränderung die Aufgabenerfüllung<br />
sicherzustellen ist.<br />
Um beim Bild zu bleiben: Hat der<br />
Tanker jetzt schon auf den neuen<br />
Kurs gedreht, oder befindet man<br />
sich noch in der Kursfindung?<br />
Wir haben die Richtungsänderung in<br />
jedem Fall schon eingeleitet, dafür<br />
auch Fahrt rausgenommen und können<br />
nun, wenn der neue Kurs anliegt,<br />
auch wieder Gas geben.<br />
Aber der Kurs, auf den der Tanker<br />
schwenken soll, der ist bekannt?<br />
Ja, der ist bestimmt. Den Kurs kennen<br />
wir.<br />
ZUR PERSON<br />
Franz Leitgeb nahm nach seiner Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie verschiedene<br />
Kommandanten- und Stabsfunktionen beim Jagdpanzerbataillon 1 ein. Von 1988 bis 1991 absolvierte der Steirer den<br />
12. Generalstabskurs, danach wurde Leitgeb Stabschef der 9. Panzergrenadierbrigade. Er sammelte in Folge Auslandserfahrungen<br />
in Zypern, absolvierte das Royal College of Defence Studies und war internationaler Stabsoffizier<br />
beim Allied Command Transformation in den USA. Von 2002 bis 2004 war Leitgeb Kommandant des Zentrums Einsatzvorbereitung,<br />
ab 2008 übernahm er die Leitung der Gruppe Strukturen und Organisation im Verteidigungsministerium<br />
und 2013 wurde er zum Leiter der Sektion II (Planung) bestellt und zum Generalleutnant befördert.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
DA SCHAU<br />
0 4 2 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
HEE<br />
FOTO : H B F/ ST E P H A N I E ST R O B L<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />
Am Nationalfeiertag gewährt das Bundesheer<br />
bei seiner großen Leistungsschau auf dem<br />
H<br />
Wiener Heldenplatz interessante Einblicke<br />
Rin sein Aufgabenspektrum.<br />
Text: HANS SCHNEEWEISS<br />
& STEFAN DRACHSLER<br />
abt Acht! Seit dem<br />
Jahr 1995 begeht das<br />
Bundesheer den<br />
Nationalfeiertag mit<br />
Angelobungen auf<br />
dem Wiener Heldenplatz.<br />
Damals wurde dem Bundesheer<br />
von der Politik nämlich die traditionelle<br />
Parade auf dem Ring untersagt,<br />
und als Ersatz sollte eben nur<br />
eine Angelobung stattfinden. Um für<br />
einen passenden Rahmen zu sorgen,<br />
nahm das Bundesheer damals aber<br />
auch einige Fahrzeuge mit ins<br />
Zentrum Wiens und landete damit<br />
einen enormen und ziemlich überraschenden<br />
Publikumserfolg. Davon<br />
beflügelt ist der Nationalfeiertag seitdem<br />
nicht mehr ohne Bundesheer<br />
auf dem Heldenplatz vorstellbar. Das<br />
zeigen alleine schon die Besucherzahlen,<br />
die in den vergangenen Jahren<br />
immer weiter gestiegen sind und<br />
2013 in einem neuen Besucherrekord<br />
gipfelten: 1,3 Millionen Österreicher<br />
besuchten die Leistungsschau und<br />
informierten sich vor Ort über die<br />
Aufgaben, Abläufe und Truppenteile<br />
des Bundesheeres.<br />
All diese Einblicke gewährt das Bundesheer<br />
auch heuer auf seinen verschiedenen<br />
Themeninseln. Auf den<br />
folgenden Seiten haben wir einige der<br />
Aufgabenbereiche herausgegriffen –<br />
wie jene der ADFRU, der Austrian<br />
Forces Disaster Relief Unit, die zur<br />
Rettung von Verschütteten nach Erdbeben<br />
oder zur Trinkwasseraufbereitung<br />
ins Ausland entsandt wird.<br />
Auch werden die Aufgaben der Kräfte<br />
für Internationale Einsätze beleuchtet,<br />
die etwa in Bosnien und<br />
Herzegowina eingesetzt sind. Zum<br />
Thema Attraktivierung des Grundwehrdienstes<br />
haben wir eine Spitzen<br />
sportlerin interviewt, die mit den<br />
Rekruten trainiert.<br />
Im Mittelpunkt der Leistungsschau<br />
auf dem Heldenplatz stehen wohl<br />
auch heuer wieder die Luftstreitkräfte,<br />
die sich mit ihren vier verschiedenen<br />
Hubschraubertypen präsentieren.<br />
Aufgrund der engen Budgetmit-<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 44<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 4 H E E R & M E H R<br />
Stationen 4 und 5<br />
Interviews zu den Themeninseln<br />
„Schutz und Hilfe“<br />
und „Attraktivierung<br />
des Grundwehrdienstes“<br />
finden Sie auf den Seiten<br />
46 und 47.<br />
Hofburg<br />
4<br />
5<br />
2<br />
3<br />
1<br />
PROGRAMM-ÜBERSICHT<br />
24. Oktober<br />
8.00–15.00 Uhr Tag der Schulen<br />
17.00–19.00 Uhr Konzert der<br />
Gardemusik im Festzelt<br />
19.00–21.30 Uhr Live-Auftritt der<br />
Gardecombo im Festzelt<br />
25. Oktober<br />
11.00–18.00 Uhr Dynamische<br />
Informations- und Leistungsschau<br />
11.00–18.00 Uhr Live-Auftritt von<br />
„Team X-Dream“ im Festzelt<br />
18.00–20.00 Uhr Live-Auftritt<br />
von „Falco forever“ im Festzelt<br />
20.00–22.30 Uhr Live-Auftritt<br />
von „Die 3“ im Festzelt<br />
26. Oktober<br />
7.30 Uhr Gottesdienst in der Krypta<br />
9.00 Uhr Kranzniederlegung durch<br />
den Bundespräsidenten in der<br />
Krypta<br />
9.30 Uhr Kranzniederlegung durch<br />
die Bundesregierung in der Krypta<br />
10.00 Uhr Dynamische<br />
Informations- und Leistungsschau<br />
10.30 Uhr Angelobung der Rekruten<br />
in Anwesenheit des Bundespräsidenten<br />
und der Bundesregierung<br />
12.00–17.00 Uhr Live-Auftritte im<br />
Festzelt von „Die Edlseer“ und<br />
„Echt Stark“<br />
12.30 Uhr Auszeichnung der<br />
Preisträger „Militär des Jahres<br />
<strong>2014</strong>“ auf der Hauptbühne<br />
17.00 Uhr Ende der großen<br />
Leistungsschau<br />
FOTO S : B U N D E S H E E R , B U N D E S H E E R / G U N T E R P U S C H<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />
Katastrophenhilfe im Ausland<br />
Die Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) gilt als eine der spezialisiertesten<br />
Einheiten des Bundesheeres und beweist das auch am Heldenplatz.<br />
Im Ernstfall unter Beweis stellen konnte AFDRU seine hohe Funktionstauglichkeit bereits<br />
mehrfach. Zuletzt im vergangenen Sommer, als die Einheit mehr als drei Millionen Liter<br />
Trinkwasser in dem von einer Hochwasserkatastrophe heimgesuchten Bosnien aufbereitete.<br />
Experten der ABC-Abwehrtruppe konnten täglich rund 50.000 Menschen mit sauberem<br />
Wasser versorgen. Die Katastrophenhilfseinheit war dafür zwei Monate im<br />
Dauereinsatz. Neben der Trinkwasseraufbereitung und -analyse zählten zu den Aufgaben<br />
der AFDRU in Bosnien auch die Minenbeseitigung, der Brückenbau und wichtige Verteilungsaufträge.<br />
Einmal mehr zeigte sich dabei, dass der modulartige Aufbau der AFDRU-<br />
Kontingente für die Flexibilität und die Zusammenarbeit mit anderen internationalen<br />
Hilfskräften von entscheidender Bedeutung war. „Call the Austrians!“ – der Ruf, der zum<br />
Qualitätssiegel der AFDRU geworden ist, wird wohl noch oft in internationalen Krisenregionen<br />
ertönen. Bei der Leistungsschau am Heldenplatz werden sich die Soldaten der<br />
Eliteeinheit mit Rettungs- und Bergegerät sowie Wasseraufbereitungselementen<br />
präsentieren.<br />
1<br />
Spektakuläre Hubschrauberbergung<br />
Am Heldenplatz sind alle vier verfügbaren Hubschraubertypen des<br />
Bundesheeres – vom Black Hawk bis zur Bell OH-58 Kiowa zu sehen.<br />
2<br />
Mit einem Hubschrauber des Bundesheeres wurde im August mitten in der Nacht ein verletzter<br />
polnische Höhlenforscher vom Eingang der „Jack-Daniels-Höhle“ in 2.100 Metern<br />
Seehöhe ins Tal geflogen. Ein spektakulärer Einsatz, wie er aber eher selten vorkomme, stellt<br />
Hauptmann Anton Diewok, Black Hawk-Pilot des Bundesheeres, klar. „Die häufigsten Assistenzflüge<br />
im Inland sind Hochwasser einsätze, Einsätze nach Muren, Lawinenabgängen und<br />
Verklausungen. Auch bei Waldbränden und Windschäden kommen wir oft zum Einsatz“,<br />
sagt der 33-jährige Pilot im Gespräch mit Militär Aktuell. Das sogenannte Holzlogging, also<br />
der Außenlasttransport von Baumstämmen mit dem Helikopter, stelle die mit Abstand<br />
größte Herausforderung für einen Hubschrauberpiloten dar, da hier in besonderem Maße<br />
auf die Sicherheit der Bodenmannschaft geachtet werden müsse, erläutert Diewok. Bei<br />
Hilfseinsätzen werden alle vier im Bundesheer verfügbaren Hubschraubertypen, Agusta<br />
Bell 212, Alouette III, Bell OH-58 Kiowa und S-70 Black Hawk eingesetzt.<br />
Internationale Einsätze<br />
In den vergangen Jahren hat sich Österreich mit überdurchschnittlich vielen<br />
Soldaten an Auslandsmissionen beteiligt. Informationen rund um das Thema<br />
gibt es am Heldenplatz bei einer eigenen Themeninsel.<br />
Österreich hat sich mit Tausenden Soldaten bei den unterschiedlichsten internationalen<br />
Friedensmissionen engagiert. Seit Dezember 2004 sind auch in Bosnien und Herzegowina<br />
österreichische Soldaten stationiert. Unter EU-Kommando leisten sie dort in der Operation<br />
EUFOR ALTHEA einen wichtigen Beitrag, um die Sicherheit im Land aufrechtzuerhalten.<br />
Hauptmann Jürgen Bartl war schon drei Mal im Auslandseinsatz in Bosnien, zuletzt als Stabsoffizier<br />
der AUTNE im Hauptquartier Camp Butmir. Der Ausbildungsleiter an der Auslandseinsatzbasis<br />
Götzendorf konnte in Bosnien viel für seine Laufbahn lernen. Die <strong>militär</strong>ische<br />
Struktur in einer internationalen Kompanie war ein ebenso wertvolles Berufserlebnis wie die<br />
persönliche Erfahrung der gegenseitigen Motivation und Zusammenarbeit im Team. „Am<br />
meisten hat mich die Hilfsbereitschaft der Leute in Bosnien beeindruckt, auch die Offenheit<br />
und Ehrlichkeit. Ich hatte es mir trister vorgestellt“, sagt Hauptmann Bartl im Gespräch mit<br />
Militär Aktuell. „Wenn sowohl die dienstlichen als auch die privaten Signale auf Grün stehen“,<br />
könne er interessierten Soldaten nur raten, sich zu einem Auslandseinsatz zu melden.<br />
3<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 6 H E E R & M E H R<br />
„Das Bundesheer bietet mir perfekte Rahmenbedingungen!“<br />
Korporal Jennifer Wenth gilt als<br />
große Leichtathletik-Hoffnung. Die<br />
23-jährige Niederösterreicherin hat<br />
bereits einige Staatsmeistertitel erlaufen,<br />
daneben trainiert sie auch mit<br />
Grundwehrdienern und erfüllt damit<br />
einen wichtigen Punkt zur Attraktivierung<br />
des Grundwehrdienstes.<br />
4<br />
Frau Korporal, Sie sind Leichtathletin.<br />
Wie unterstützt Sie das Bundesheer<br />
bei Ihrem Trainingsprogramm?<br />
Das Bundesheer bietet mir die perfekten<br />
Rahmenbedingungen, um meinen<br />
Sport professionell auszuüben. Im Heeresleistungssportzentrum<br />
<strong>03</strong> in der<br />
Südstadt habe ich gute Trainingsmöglichkeiten<br />
etwa auf der Bahn, aber auch<br />
in der Kraftkammer.<br />
Was waren Ihre bisherigen größten<br />
Erfolge?<br />
Ich habe bei der Junioren-Weltmeisterschaft<br />
2010 den siebenten und neunten<br />
Platz erreicht, bei der Crosslauf Europameisterschaft<br />
2011 wurde es der elfte<br />
Platz – wie auch heuer bei der Europameisterschaft<br />
über 5.000 Meter. Dazu<br />
habe ich bereits einige Staatsmeistertitel<br />
gewonnen und konnte einige<br />
Nachwuchsrekorde aufstellen.<br />
Ein Teil der Grundwehrdienstreform<br />
umfasst auch das gemeinsame Training<br />
von Grundwehrdienern mit<br />
Spitzensportlern. Wie oft konnten<br />
Sie dafür neben Ihrem umfangreichen<br />
Trainingsprogramm Zeit<br />
opfern?<br />
Heuer habe ich bereits zwei Mal mit<br />
Grundwehrdienern trainiert.<br />
Was ist der Unterschied vom Training<br />
alleine zum Training gemeinsam mit<br />
Grundwehrdienern?<br />
Wenn ich alleine trainiere, bin ich voll<br />
und ganz in meiner Rolle als Athletin,<br />
trainiere ich aber mit Grundwehrdienern,<br />
übernehme ich eher die Rolle der<br />
Trainerin. Dann erkläre ich den Grundwehrdienern<br />
Übungen, zeige ihnen,<br />
wie sie diese möglichst perfekt ausführen<br />
können, mache Verbesserungsvorschläge<br />
und biete ihnen auch<br />
Variationsmöglichkeiten an.<br />
Was sind Ihre nächsten sportlichen<br />
Ziele?<br />
Mein nächstes Ziel ist eine gute Platzierung<br />
bei der Crosslauf-Europameisterschaft<br />
im Dezember und darüber hinaus<br />
natürlich die Teilnahme an den Olympischen<br />
Spielen 2016 in Rio de Janeiro.<br />
Ich GELoBE Die Angelobung der Rekruten<br />
gilt als einer der Programmhöhepunkte,<br />
Beginn ist am 26. Oktober um 10.30 Uhr.<br />
tel kann allerdings jeweils nur ein<br />
Transporthubschrauber S-70 Black<br />
Hawk, eine Alouette III, eine Agusta<br />
Bell 212 und eine Bell OH-58 Kiowa<br />
gezeigt werden. Darüber hinaus präsentiert<br />
das Bundesheer am Heldenplatz<br />
aber auch die Komponenten der<br />
aktiven und passiven Luftraumüberwachung,<br />
wie beispielsweise mobile<br />
Radaranlagen. Diese Geräte werden<br />
mit geländegängigen Schwerfahrzeugen<br />
transportiert, sind innerhalb einiger<br />
Stunden einsatzbereit und verdichten<br />
mit ihrer Reichweite von 300<br />
Kilometern den Beobachtungsbereich<br />
der drei ortsfesten Mittelbereichsradarstationen.<br />
Die von den<br />
mobilen Stationen gesammelten<br />
Daten werden dann mit einem eigenen<br />
mobilen Fernmeldesystem in die<br />
Luftraumüberwachungszentrale<br />
übertragen und dort mit den Radardaten<br />
anderer Stationen zu einem<br />
Gesamtradarbild für den österreichischen<br />
Luftraum verarbeitet.<br />
Die Landstreitkräfte sind mit ihrem<br />
schweren Gerät, wie dem Kampfpanzer<br />
Leopard, dabei. Der 55 Tonnen<br />
schwere Stahlkoloss ist seit Jahren ein<br />
Publikumsmagnet am Heldenplatz.<br />
Wenn er nicht gerade seine Wendigkeit<br />
oder das Schwenken des Turmes<br />
(360 Grad in nur neun Sekunden) in<br />
einer rasanten Vorführung zur Schau<br />
stellt, ist er allerdings schwer auszumachen,<br />
da meist ein Berg Kinder auf<br />
ihm herumklettert. Für ein perfektes<br />
Foto sollte man sich beim Leopard<br />
also ein bisschen Zeit nehmen. Einstweilen<br />
kann man ja die Schützenpanzer<br />
– wie etwa den Ulan – und auch<br />
m I L I T ä r a K T U E L L
H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />
„Die gesammelten Erfahrungen werden hilfreich sein!“<br />
Herr Gressenberger, wie waren Ihre<br />
Erfahrungen im Modul „Katastrophenhilfe“<br />
in der Grundausbildung?<br />
Der erste Teil des Unterrichtes fand bei<br />
einer Lagerhalle der Feuerwehr des mobilen<br />
Hochwasserschutzes statt. Der<br />
zweite noch ausstehende Teil des Modules<br />
wird sich mit dem Thema Brandschutz<br />
beschäftigen. Ich bin der Meinung, dass<br />
die Erfahrungen, die ich dabei sammeln<br />
kann, sicher einmal hilfreich sein werden.<br />
Was waren die interessantesten<br />
Inhalte der Katastrophenschutz-<br />
Ausbildung?<br />
Wir verlegten für das Modul extra nach<br />
Weißenkirchen, zu einer Lagerhalle der<br />
Feuerwehr. Nach einer kurzen Vorstellung<br />
wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt,<br />
um den Unterricht für die ganze<br />
Kompanie leichter zu gestalten. Ein<br />
Teil der Kompanie lernte, Sandsäcke zu<br />
befüllen, diese über einer Kette aus Soldaten<br />
zu befördern und daraus einen<br />
stabilen Damm zu bauen. Zum Staunen<br />
brachte uns, dass nach einer Stunde<br />
Arbeit erst das Fundament stand. Da<br />
wurde einigen bewusst, wie anstrengend<br />
dies ist und welche Menge an Sandsäcken<br />
man dazu benötigt. Währenddessen<br />
bekam der zweite Teil der Kompanie<br />
eine Einschulung in die Funktion und<br />
den Aufbau des mobilen Hochwasserschutzes.<br />
Dabei wurden wir auch mit den<br />
verschiedenen Aufbauvarianten vertraut<br />
gemacht, die sich je nach Wasserstand in<br />
der Höhe unterscheiden.<br />
Welche Verbesserungen halten Sie<br />
beim Modul „Katastrophenhilfe“ für<br />
zielführend?<br />
Nachdem keine Möglichkeit bestand, zu<br />
wählen, ob man dieses Modul machen<br />
möchte, wäre es sehr praktisch gewesen,<br />
dies schon während der Grundausbildung<br />
zu haben, bevor der Einrückungstermin<br />
in diverse verschiedene<br />
Funktionen wie beispielsweise Wache,<br />
Stabskompanie oder Garde eingeteilt<br />
wird. Somit würde jeder Grundwehrdiener<br />
lernen, wie er helfen kann. Wir hatten<br />
diese Ausbildung erst in der 13. Woche,<br />
die Kameraden anderer Funktionen hatten<br />
diese Ausbildung überhaupt nicht.<br />
Auch wäre es sehr praktisch gewesen,<br />
wenn wir zudem gelernt hätten, mit einer<br />
Pumpe bei Hochwasser umzugehen<br />
oder verunglückte Personen und Tiere<br />
mittels Rettungsboot oder dergleichen<br />
zu bergen.<br />
Rekrut Thomas Gressenberger<br />
hat im Rahmen der Attraktivierung<br />
des Grundwehrdienstes den ersten Teil<br />
seiner Katastrophenschutz-Ausbildung<br />
bereits hinter sich. Wir haben mit<br />
ihm über seine Erfahrungen<br />
dabei gesprochen.<br />
5<br />
FoTo S : H B F/ J U L I A N S c H A R P F, B U N D E S H E E R / H A R A L D M I N I c H , B E I G E ST E L LT<br />
schweres Pioniergerät, das auch bei<br />
Assistenzeinsätzen nach Naturkatastrophen<br />
zum Einsatz kommt,<br />
bestaunen.<br />
Auch Spezialeinsatzkräfte wie das<br />
Jagdkommando zeigen ihre Sonderausrüstung<br />
und Bewaffnung und<br />
stellen in dynamischen Vorführungen<br />
ihre Leistungsfähigkeit zu Land,<br />
zu Wasser und in der Luft unter<br />
Beweis. Ein Highlight dabei: Die<br />
Kampfschwimmer des Jagdkommandos<br />
werden vor den Augen des Publikums<br />
in einem speziellen Tauchtruck<br />
ihr Können vorführen. Fallschirmjäger<br />
beweisen ein Stück weiter ihre<br />
Fähigkeiten beim Absprung vom<br />
Sprungturm. Vergangenes Jahr<br />
sprang übrigens ein Jagdkommandosoldat<br />
am Heldenplatz von einem<br />
ALLES UNTER KONTROLLE Entscheidend für einen geordneten Ablauf des Megaevents<br />
am Wiener Heldenplatz ist auch der Einsatz der Militärstreife/Militärpolizei.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 8 H E E r & M E H r<br />
„Wir sind ein Bundesheer für die Bevölkerung!“<br />
Brigadier Kurt Wagner<br />
hat als Wiener Militärkommandant<br />
die Schirmherrschaft über<br />
die Veranstaltung am Heldenplatz.<br />
Welche Bedeutung hat die Veranstaltung<br />
am Heldenplatz für das Bundesheer<br />
und was nimmt das Bundesheer<br />
von dieser Veranstaltung mit?<br />
Die traditionelle Informations- und Leistungsschau<br />
des Bundesheeres gehört<br />
seit vielen Jahren zu den größten und eindrucksvollsten<br />
Veranstaltungen in ganz<br />
Österreich. Für das Bundesheer ist es dadurch<br />
einerseits möglich, die eigene Leistungsfähigkeit<br />
darzustellen, und<br />
andererseits mit vielen Besuchern direkt<br />
in Kontakt zu treten. Vor allem das Feedback<br />
im Zuge dieser Gespräche ist für<br />
das Militärkommando Wien als Veranstalter<br />
ein sehr großer Gewinn.<br />
Wie präsentiert sich das Bundesheer<br />
dieses Jahr am Heldenplatz?<br />
Diese Großveranstaltung ist nur möglich,<br />
weil sich hier das ganze Bundesheer präsentiert.<br />
Unser diesjähriges Motto lautet<br />
„Schutz und Hilfe für Staat und Bevölkerung“,<br />
und das gilt sowohl zu Land als auch<br />
in der Luft und im Cyberspace. Heuer<br />
zeigen wir dabei erstmalig die „Attraktivierung<br />
des Grundwehrdienstes“ als eigene<br />
Themeninsel. Auszüge dieser Maßnahmen<br />
können so live am Heldenplatz miterlebt<br />
werden.<br />
Und was gibt es dabei aus Ihrer Sicht<br />
noch zu verbessern?<br />
Wünschen würde ich mir, dass sich die Politik<br />
klar zur Bedeutung der Sicherheitspolitik<br />
im Allgemeinen und der Landesverteidigung<br />
im Besonderen bekennt und dies<br />
auch im dafür notwendigen Budget seinen<br />
Niederschlag findet.<br />
Mit den Sparmaßnahmen ist für das<br />
Bundesheer eine schwierige Zeit angebrochen.<br />
Für wie wichtig bewerten Sie<br />
die Präsentation des Bundesheeres am<br />
Heldenplatz gerade heuer?<br />
Es wäre aus meiner Sicht falsch, sich in dieser<br />
prekären budgetären Situation in den<br />
Kasernen zu verstecken. Wir sind ein<br />
Bundesheer aus der Bevölkerung, für die<br />
Bevölkerung und präsentieren unsere Leistungen,<br />
unsere Ausrüstung und unser<br />
Gerät auch in der Bevölkerung. Deshalb<br />
sind wir auch heuer wieder am Heldenplatz<br />
ein Bundesheer zum Anfassen.<br />
FoTo S : B U N D E S H E E r / H A r A L D M I N I C H , B U N D E S H E E r / J U L I A W E I C H S E L B AU M<br />
mobilen Kran aus 192 Metern zu einem<br />
neuen Bungee-Jump-Weltrekord.<br />
Als absolute Neuheit bringt das<br />
Bundesheer heuer auch eines der<br />
modernsten Zeltsysteme auf den<br />
Heldenplatz. Das sogenannte COL-<br />
PRO-Zeltsystem bietet den Soldaten<br />
im Einsatz nicht nur Schutz vor Witterung,<br />
sondern ist auch in den verschiedenen<br />
Modulen als Gefechtsstand,<br />
als Unterkunft oder sogar als<br />
Feldspital – abseits jeglicher zivilen<br />
Infrastruktur – autark einsetzbar.<br />
Das weitere Rahmenprogramm ist<br />
musikalisch. Und startet bereits am<br />
24. Oktober. Im Festzelt konzertieren<br />
die Gardemusik und die Gardecombo.<br />
Am Tag darauf musiziert dort das<br />
„Team X-Dream“ den ganzen Tag<br />
lang. Abends gibt es dann Live-Auftritte<br />
von „Falco forever“ und „Die 3“.<br />
Am Nationalfeiertag ist das Programm<br />
dann naturgemäß gedrängt.<br />
Nach dem Gottesdienst in der Krypta<br />
und Kranzniederlegungen durch den<br />
Bundespräsidenten und die Bundesregierung<br />
steht die dynamische Informations-<br />
und Leistungsschau des<br />
Bundesheeres auf dem Plan. Um<br />
10.30 Uhr werden bei der feierlichen<br />
Angelobung 1.400 Rekruten vereidigt,<br />
danach wird der „Militär des<br />
Jahres <strong>2014</strong>“ auf der Haupttribüne<br />
ausgezeichnet. Und im Festzelt spielen<br />
am 26. Oktober mit „Die Edelseer“<br />
und „Echt Stark“ zwei echte<br />
Highlights.<br />
TEST-SITZEN Am Heldenplatz können die<br />
Besucher auch auf und in den unterschiedlichsten<br />
Gerätschaften des Bundesheeres<br />
Platz nehmen.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
H E L D E N P L A T Z 2 0 1 4<br />
„Wir zeigen das volle Spektrum!“<br />
Die Leistungsschau am Heldenplatz<br />
ist die größte Veranstaltung des<br />
Bundesheeres. Wann wird mit den<br />
Vorbereitungen dazu begonnen?<br />
Die ersten Planungen und Vorbereitungen<br />
für diesen Event beginnen<br />
bereits im Dezember nach dem<br />
Nationalfeiertag, also beinahe ein<br />
Jahr vor der Veranstaltung.<br />
REGES INTERESSE<br />
Jahr für Jahr kommen Hunderttausende<br />
Österreicher zur<br />
Leistungsschau auf den Heldenplatz<br />
– der Besucherrekord<br />
stammt mit 1,3 Millionen<br />
aus dem Vorjahr.<br />
Wie viele Leute sind in die Planung<br />
involviert?<br />
Das Kernteam von sechs Personen bildet<br />
die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kommunikation des Militärkommandos<br />
Wien. Nachdem die Planungsgrundlagen<br />
durch den Generalstab<br />
vorgegeben wurden, wird durch mich<br />
ein Projektteam für die Planung und<br />
Durchführung dieses Events zusammengestellt.<br />
Und wie viele Soldaten und Material<br />
sind dann am Nationalfeiertag vor<br />
Ort am Heldenplatz?<br />
Auf allen Themeninseln wird das Spektrum<br />
des Bundesheeres von A bis Z<br />
gezeigt. Beispielsweise A wie Ausbildung<br />
über M wie Militärstreife/Militärpolizei<br />
bis Z wie Zielzuweisungsradar.<br />
Alles in allem sind heuer mehr<br />
als 500 Soldaten sowie Zivilbedienstete<br />
bei diesem Event, bei den verschiedenen<br />
Themeninseln, in der<br />
Organisation sowie im Pressezentrum<br />
im Einsatz.<br />
Oberst Stefan Koutnik,<br />
Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Militärkommandos Wien,<br />
plant und organisiert mit seinem<br />
Team den Großevent<br />
am Heldenplatz.<br />
Was ist bei der Organisation einer<br />
Veranstaltung dieser Größenordung<br />
die größte Herausforderung?<br />
Die Herausforderungen beginnen<br />
bereits bei der Planung eines solchen<br />
Events. Vermeintliche Kleinigkeiten,<br />
die man anfangs nicht berücksichtigt,<br />
können die Performance einer Veranstaltung<br />
kippen. Dass dies in den<br />
neun Jahren, in denen ich die operative<br />
Gesamtverantwortung über diese<br />
Veranstaltung habe, nicht passiert ist,<br />
verdanke ich der hohen Professionalität<br />
und dem herausragendem Engagement<br />
meines Kernteams sowie dem<br />
Einsatz aller Soldaten und Zivilbediensteten,<br />
die an dieser Veranstaltung<br />
mitwirken. Die größte Herausforderung<br />
für Events dieser Größenordnung ist<br />
meines Erachtens nicht die Planung,<br />
die Logistik oder die Durchführung,<br />
sondern sicherlich die Frage nach der<br />
Kundenzufriedenheit. Erreichen wir mit<br />
unserem Motto „Schutz und Hilfe für<br />
Staat und Bevölkerung“ die Österreicher<br />
und bieten wir ihnen auch die<br />
Möglichkeit, „ihr“ Bundesheer hautnah<br />
zu erleben? Die Antwort darauf gaben<br />
uns voriges Jahr mehr als 1,3 Millionen<br />
Besucher.<br />
Und was ist heuer neu?<br />
Trotz des verringerten Budgeteinsatzes<br />
können wir in diesem Jahr zwei neue<br />
Themeninseln präsentieren. Bei der<br />
einen handelt es sich um die Themen -<br />
insel „Attraktivierung des Grundwehrdienstes“,<br />
bei der wir die Neuerungen<br />
in der Grundausbildung vorstellen. Die<br />
andere neue Themeninsel zeigt unsere<br />
Kompetenz in der internationalen<br />
Katastrophenhilfe. Die ABC-Abwehrschule<br />
präsentiert dort die verschie -<br />
densten Geräte zur Rettung von<br />
Verschütteten nach Erdbeben sowie<br />
modernste Anlagen und Verfahren zur<br />
Trinkwasseraufbereitung.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 5 0 A D V E R T O R I A L<br />
ATTRAKTIV<br />
ABHEBEN<br />
Du bist fliegertauglich, jünger als 23 Jahre und<br />
scharf auf einen fordernden Job? Dann erfülle<br />
dir beim Bundesheer den Traum vom Fliegen<br />
und werde Hubschrauberpilot.<br />
s<br />
chon von Weitem ist<br />
der monotone Klang<br />
eines Propellers zu<br />
hören. Dann wird das<br />
Geräusch immer lauter.<br />
Ein Bundesheer-<br />
Hubschrauber nähert sich dem<br />
Bergkamm und zieht über ihn hinweg.<br />
Er dreht eine große Runde,<br />
kommt zurück und hält über dem<br />
Kamm inne. Nur kurz, dann beginnt<br />
er mit dem Sinkflug und nähert sich<br />
Meter für Meter seinem geplanten<br />
Landeplatz. Geschafft! Trotz der<br />
widrigen Bedingungen hier im<br />
Hochgebirge konnte der Pilot seine<br />
Alouette III sicher landen und damit<br />
einmal mehr die hohe Qualität der<br />
Pilotenausbildung im Bundesheer<br />
bestätigen. Um hier landen zu können,<br />
muss man nämlich einiges an<br />
Erfahrung mitbringen. Die Oberflächenbeschaffenheit<br />
und die Windbedingungen<br />
sind bei fast jedem<br />
Landeanflug anders, darüber hinaus<br />
erschweren die Wetterverhältnisse<br />
und mögliche Hindernisse in der<br />
Umgebung wie Bäume oder Gesteinsbrocken<br />
den Landevorgang.<br />
Aber warum dann all der Aufwand?<br />
Weil auch im Hochgebirge <strong>militär</strong>ische<br />
Aufträge erledigt werden müssen.<br />
Dazu zählen Truppentransporte,<br />
Erkundungs- und Versorgungsflüge<br />
sowie Materialtransporte. Nicht sel-<br />
lässliche Rückgrat zahlreicher Bundesheer-Einsätze<br />
und sind heute aus<br />
dem <strong>militär</strong>ischen Alltag in Österreich<br />
nicht mehr wegzudenken. Kein<br />
Wunder daher, dass der Beruf des<br />
Hubschrauberpiloten zu den angeseten<br />
kommen die Hubschrauber des<br />
Bundesheeres auch bei Hilfseinsätzen<br />
im Gebirge zum Einsatz. Bei Lawinenabgängen<br />
etwa oder auch bei<br />
Personenbergungen wie zuletzt der<br />
eines verunglückten Höhlenforschers<br />
im Tennengebirge im August. Darüber<br />
hinaus gehören auch der Transport<br />
von Mensch und Material in<br />
einfacherem Gelände, die Luftunterstützung<br />
von Bodeneinheiten und<br />
Assistenzeinsätze etwa bei Überschwemmungen,<br />
Waldbränden oder<br />
Vermurungen zum überaus breiten<br />
Aufgabenspektrum von Hubschrauberpiloten<br />
beim Bundesheer.<br />
Damit tragen sie nicht nur entscheidend<br />
zum Gelingen unterschiedlichster<br />
Missionen bei, sondern bilden<br />
mit ihren Maschinen das ver-<br />
voraussetzungen*<br />
zukünftige Hubschrauberpiloten müssen folgende voraussetzungen erfüllen:<br />
Freiwilligenmeldung zum ausbildungsdienst<br />
schulkenntnisse englisch<br />
einwandfreier Leumund<br />
Positive stellungsuntersuchung<br />
(Wertungsziffer 7-9)<br />
zu Beginn der praktischen fliegerischen eignungsfeststellung darf das<br />
23. Lebensjahr noch nicht vollendet sein. ausnahme: offiziere ab dem<br />
Dienstgrad Leutnant und unteroffiziere ab dem Dienstgrad Wachtmeister<br />
dürfen das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.<br />
Farbtauglichkeit<br />
reifeprüfung<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
E N T G E L T L I C H E E I N S C H A L T U N G<br />
Top-Ausbildung<br />
die Hubschrauberpiloten des<br />
Bundesheeres brauchen keinen<br />
Vergleich mit den Piloten anderer<br />
Streitkräfte zu scheuen. Im gegenteil,<br />
bekommen sie während<br />
ihrer Ausbildung sogar überdurchschnittlich<br />
viel Wissen<br />
(wie im Bild rechts unten zu<br />
sehen etwa während eines Hochgebirgslandekurses)<br />
vermittelt.<br />
KONTAKTDATEN<br />
Weiterführende Informationen bekommen<br />
Sie beim Heerespersonalamt oder direkt<br />
über die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />
unter der E-Mail-Adresse<br />
piloteninfo@bmlvs.gv.at<br />
Interessenten bewerben sich bei:<br />
Oberst Mag. Josef Pargger<br />
Tel. 050201/6026402 oder<br />
0664/6221271<br />
josef.pargger@bmlvs.gv.at<br />
Major Mag. Adolf Bachler<br />
Tel. 050201/6026402 oder<br />
0664/6222710<br />
Amtsgebäude Feldmarschall Conrad<br />
Köldererstraße 4, 6020 Innsbruck<br />
Fragen zum Aufnahme- und<br />
Auswahlverfahren beantwortet das<br />
Heerespersonalamt über die E-Mail-<br />
Adresse hpa.piloteninfo@bmlvs.gv.at<br />
FOTO S : B u n d E S H E E r / M A r C E l PA I l , * VO r Au SS E Tz u n g E n , Au SWA H lV E r FA H r E n<br />
u n d Au S B I l d u n g g E lT E n Au C H F Ü r A l l E A n d E r E n P I lOT E n I M B u n d E S H E E r<br />
hensten im Bundesheer gehört. Und<br />
zu den attraktivsten: abwechslungsreiche<br />
und herausfordernde Einsätze<br />
kombiniert mit einer verantwortungsvollen<br />
Position und guter Bezahlung.<br />
AuswAhlverfAhren*<br />
das Auswahlverfahren bis einschließlich fliegerisches Assessment wird<br />
in verantwortung des heerespersonalamtes durchgeführt und umfasst:<br />
eignungsprüfung für den Ausbildungsdienst: dabei wird die medizinische,<br />
psychologische und sportliche eignung überprüft.<br />
fliegertauglichkeitsuntersuchung: es werden die besondere medizinische<br />
(detaillierte screenings) und psychologische Tauglichkeit<br />
(u. a. Merkfähigkeit, Konzentrationsvermögen und räumliches vorstellungsvermögen)<br />
überprüft.<br />
fliegerisches Assessment: dabei werden besondere psychologische<br />
Anforderungen überprüft (soziale Kompetenz und Teamfähigkeit).<br />
Praktische fliegerische eignungsfeststellung: dieser Abschnitt beinhaltet<br />
die praktische Überprüfung auf die tatsächliche eignung<br />
für den <strong>militär</strong>ischen flugdienst, wird am fliegerhorst in Zeltweg<br />
abgehalten und dauert etwa drei Monate.<br />
Ausbildung*<br />
die basisausbildung dauert jeweils etwa<br />
ein Jahr, die Ausbildung zur einsatzpilotin/zum<br />
einsatzpiloten je nach flugzeugtyp<br />
weitere zwei bis vier Jahre. dabei sind<br />
Ausbildungen auf folgenden Abfangjägern,<br />
Transport-, schul- und verbindungsflugzeugen<br />
sowie hubschraubern möglich:<br />
düsenflugzeuge: eurofighter ef 2000 und<br />
saab 1050e<br />
hubschrauber: s-70 „black hawk“, Agusta<br />
bell 212, Alouette iii und bell Oh-57„Kiowa“<br />
Transport-, schul-, beziehungsweise<br />
verbindungsflugzeuge: Pilatus PC-7, PC-6<br />
und C-130 „hercules“<br />
www.piloten.bundesheer.at<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 5 2 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
TEXTILE<br />
ALLES<br />
KÖNNER<br />
In Brunn am Gebirge bei Wien laufen bei der<br />
Heeresbekleidungsanstalt sämtliche Fäden<br />
des Bundesheeres zusammen. Die Einrichtung gilt<br />
als Schnittstelle für Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände;<br />
sie entwickelt, forscht und prüft die<br />
unterschiedlichsten Materialien. Und das seit mehr<br />
als 100 Jahren. Text: JOHANNES LUXNER Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />
Auf die Beregnungskammer<br />
ist Hans Mitterecker<br />
besonders stolz.<br />
Der Leiter des textiltechnischen<br />
und chemischen<br />
Prüfzentrums<br />
der Heeresbekleidungsanstalt (kurz<br />
HBA) hat das Prüfgerät selbst mitentwickelt.<br />
„In ganz Europa gibt es nur<br />
eine Handvoll dieser Geräte. Eines<br />
steht etwa in München bei der Firma<br />
Gore-Tex. Und ein weiteres hier bei<br />
uns.“ Diese Tatsache spricht bereits<br />
Bände über den Grad an Spezialisierung<br />
der Heeresbekleidungsanstalt.<br />
Aber nicht nur deshalb ist die HBA<br />
mit anderen Einrichtungen des österreichischen<br />
Bundesheeres kaum zu<br />
vergleichen. Sowohl die Tätigkeit als<br />
auch die generelle Struktur unterscheiden<br />
sich deutlich.<br />
Das zeigt ein Blick in die Beregnungskammer,<br />
in der ein mit zahlreichen<br />
Sensoren ausgestatteter Kunststoff-<br />
Dummy strammsteht. Die technische<br />
Wunderkammer simuliert computergestützt<br />
und mittels verschiedener<br />
Wasserdüsen Regenszenarien aller<br />
Art. Etwa 30 Minuten Platzregen, um<br />
die Dichtheit der Bekleidung an sämtlichen<br />
Körperstellen zu testen. Sobald<br />
der Stoff oder die Nahtverklebungen<br />
undicht werden, erhalten die Mitarbeiter<br />
eine exakte Analyse der sensiblen<br />
BEKLEIDUNGS-SPEZIALISTEN Ob Ausrüstungsgegenstände,<br />
Kampfanzüge, Uniformen oder bloß Kleinteiliges<br />
wie Abzeichen: Alles, was beim Heer getragen<br />
wird, kommt aus Brunn am Gebirge. Leiter der Heeresbekleidungsanstalt<br />
ist Amtsdirektor Hans Mitterecker.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
HEERESBEKLEIDUNGS-<br />
ANSTALT (HBA)<br />
VIELFÄLTIGE AUFGABEN Die Logistik im Lager verlangt ebenso viel Genauigkeit wie die<br />
Entwicklungstätigkeit der HBA. Textil- und Bekleidungstechniker entwickeln hier Prototypen.<br />
Stellen. Sei es unter der linken Achsel<br />
oder im Brustbereich – alle Schwachstellen<br />
werden mit diesem Verfahren<br />
exakt lokalisiert. Das schützt später<br />
nicht nur die Soldaten vor Nässe, sondern<br />
langfristig auch das Heeresbudget.<br />
„Eine ständige Qualitätskontrolle<br />
ist in einer globalisierten Textilindustrie<br />
sehr wichtig“, erklärt HBA-Kommandant<br />
Eduard Nagel die Ausgangsbedingungen.<br />
Damit spielt Nagel auf<br />
den generellen Wandel der Textilindustrie<br />
an. Die Produktion hat sich<br />
längst in alle Welt verlagert, hierzulande<br />
gibt es keine bedeutenden Hersteller<br />
für die Bedürfnisse des Heeres<br />
mehr. Viele Produkte kommen daher<br />
aus Asien, wie die Zippverschlüsse aus<br />
Japan. Nur noch in wenigen europäischen<br />
Ländern wie etwa Belgien sind<br />
entsprechende Textilzweige zu finden,<br />
die Schuhe kommen aus Deutschland.<br />
Je verzweigter die Strukturen, desto<br />
größer die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
die Industrie nicht das liefert, was das<br />
Bundesheer ordert. Halten die Bekleidungsstücke<br />
weniger lang als vom<br />
Heer veranschlagt, kostet das über die<br />
Jahre aber sehr viel Geld. Nagel: „Wir<br />
weisen gelieferte Materialien immer<br />
wieder zurück, weil die Qualität nicht<br />
unseren Anforderungen entspricht.“<br />
Angesichts der Geldsummen, die hier<br />
für alle Beteiligten im Spiel sind, gilt<br />
die Beweisführung als sehr heikle Sache.<br />
Deshalb war das textiltechnische<br />
und chemische Prüfzentrum der Heeresbekleidungsanstalt<br />
anno 2001 die<br />
erste Dienststelle des Bundesheeres,<br />
die extern ISO 9001 zertifiziert wurde.<br />
Die korrekte Qualitätskontrolle muss<br />
von der HBA lückenlos nachgewiesen<br />
werden können. Sie hat noch kein<br />
Einspruchsverfahren jemals verloren.<br />
Dabei ist das Labor nur ein Teilsegment<br />
der HBA. Von großer Bedeutung<br />
ist auch die Produktentwicklung. „Wir<br />
schaffen die Bauanleitung für die Industrie“,<br />
erklärt Oberst Eduard Nagel.<br />
Hier werden Prototypen für zukünftige<br />
Bekleidungsstücke entwickelt. In<br />
jüngerer Vergangenheit bedeutete die<br />
Entwicklung der modularen Kugelschutzweste<br />
einen hohen Entwicklungsaufwand.<br />
Die Mitarbeiter der<br />
HBA tüftelten fast zwei Jahre daran.<br />
Dabei ging es weniger um ballistische<br />
Herausforderung als um eine universelle<br />
Anwendbarkeit. Die Weste<br />
wurde so konzipiert, dass sie je<br />
nach individuellem Bedarf mit un-<br />
Gegründet im Jahr<br />
1913 als k.u.k. Monturdepot<br />
Nr. 5 befindet<br />
sich die HBA nach wie<br />
vor am ursprünglichen<br />
Standort in<br />
Brunn am Gebirge. Die<br />
Versorgung der Truppen<br />
mit Heeresbekleidung aller Art fällt<br />
ebenso in ihren Aufgabenbereich<br />
wie die Logistik hinsichtlich der persönlichen<br />
Ausrüstung und auch die<br />
Versorgung des Heeres mit diversen<br />
Wirtschaftsgütern. Insgesamt sind<br />
am Standort Brunn um die 120 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Aufgrund der<br />
vielfältigen Tätigkeit sind bei der<br />
HBA die diversesten Professionen zu<br />
finden: Chemiker und Textiltechniker<br />
ebenso wie Sattler, Schneider<br />
oder Schuster. Produktentwicklung<br />
und technische Grundlagenforschung<br />
wird in der HBA genauso betrieben,<br />
wie sie für die Beschaffung<br />
und Qualitätssicherung zuständig<br />
ist, und auch die Lagerung und Disposition<br />
wird von Brunn am Gebirge<br />
aus abgewickelt. Die HBA weist darüber<br />
hinaus einige Besonderheiten<br />
auf: So war das Labor 2001 die erste<br />
Dienststelle des Heeres, die extern<br />
ISO 9001 zertifiziert wurde. Im Jahr<br />
2007 folgte dann die externe Zertifizierung<br />
der gesamten HBA. Nur wenige<br />
Dienststellen des Bundesheeres<br />
mit Öffentlichwirksamkeit besitzen<br />
diese. Außerdem war die HBA die<br />
erste Dienststelle im Heer, die Verwaltungsübereinkommen<br />
mit anderen<br />
Bundesdienststellen abschloss.<br />
Seit 2002 zeichnet sie für die Entwicklung,<br />
Erprobung, Beschaffung<br />
und Qualitätssicherung sowie die<br />
Verteilung von Uniformen für Polizei,<br />
Zoll, Finanzpolizei, Stromaufsicht<br />
und Hochgebirgstechniker verantwortlich.<br />
Niederösterreich<br />
Steiermark<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 5 4 H E E R & M E H R<br />
SPEZIAL-KONSTRUKTION In ganz Europa gibt<br />
es nur wenige dieser Beregnungskammern. Eine<br />
steht in München bei der Firma Gore-Tex, eine<br />
weitere als eines von insgesamt 150 Prüfgeräten<br />
bei der HBA in Brunn am Gebirge.<br />
terschiedlichen Schutzmodulen behängt<br />
werden kann. Eine Weste für<br />
alle – das spart auch Kosten. Generell<br />
muss die HBA hinsichtlich der angespannten<br />
budgetären Lage des Heeres<br />
mit minimalen Mitteln maximale Effizienz<br />
schaffen. So wurde die Lebensdauer<br />
der Heereszelte um zehn Jahre<br />
verlängert, indem ein spezielles Nachrüstverfahren<br />
erdacht wurde. Vor vielen<br />
Jahren verlängerte die HBA in Zusammenarbeit<br />
mit Partnern aus der<br />
Industrie die Lebensdauer der Saab<br />
Draken-Kampfflieger. Sie entwickelte<br />
ein Verfahren, das die durch intensive<br />
UV-Bestrahlung abgenutzten Sicherheitsgurte<br />
sehr kostengünstig wieder<br />
funktionstauglich machte. Hans Mitterecker:<br />
„Die Draken waren nach<br />
drei Wochen wieder in der Luft. Die<br />
Kosten beliefen sich auf ein Hundertstel<br />
der im Normalfall dafür nötigen<br />
Summe.”<br />
Auch aufgrund solch spektakulärer Erfolge<br />
reicht der Ruf der HBA auch<br />
über die Landesgrenzen hinaus. Die<br />
tschechische Armee etwa lässt in<br />
Brunn am Gebirge Teile ihrer Bekleidung<br />
und Ausrüstung testen, und auf<br />
die Beregnungskammer greifen in<br />
Form eines Verwaltungsübereinkommens<br />
auch andere österreichische<br />
Bundesdienststellen zurück. Mitterecker:<br />
„Erst vor Kurzem testete die Polizei<br />
bei uns ihre neuen Mehrzweckjacken.<br />
Die HBA ist damit in ihrer<br />
Struktur und Aufgabe eine einzigartige<br />
Einrichtung und diesbezüglich das<br />
einzige fachspezifische Institut in der<br />
Republik, dessen sich auch andere öffentliche<br />
Bedarfsträger wie BMI, BMF<br />
und BMVIT bedienen.“<br />
„Exakte Bestimmungen sind oft sehr aufwendig!“<br />
Amtsrat Robert Freudenberger<br />
arbeitet im textiltechnischen und<br />
chemischen Prüfzentrum der<br />
Heeresbekleidungsanstalt: „Es ist<br />
nicht selbstverständlich, dass wir<br />
das Material geliefert bekommen,<br />
das wir auch bestellt haben.“<br />
Herr Freudenberger, Sie tragen ganz<br />
heeresuntypisch einen weißen Labormantel.<br />
Worin besteht Ihre Aufgabe?<br />
Meine Haupttätigkeit sind chemische<br />
Materialanalysen jeglicher Art. Stofffasern<br />
der Heeresbekleidung gehören hier<br />
ebenso dazu wie die Bestimmung von<br />
Kunststoffkleinteilen, aber auch diverse<br />
Beschichtungen müssen genau geprüft<br />
werden. Im Grunde genommen also alles,<br />
was es an Heeresausrüstungsartikel gibt.<br />
Konkret geht es etwa um Analysen der<br />
genauen Beschaffenheit von Baumwoll-<br />
Polyester-Mischungen. Aber ich bin aufgrund<br />
der Innovationsgeschwindigkeit in<br />
der Textilindustrie ständig mit neuen Materialien<br />
konfrontiert. Dabei sind exakte<br />
Bestimmungen oft sehr aufwendig und<br />
die Verfahren sehr unterschiedlich. Mikroskopie<br />
kann ebenso im Spiel sein wie<br />
die Analyse mittels Brennproben.<br />
Warum all der Aufwand?<br />
Eine wichtige Aufgabe der Heeresbekleidungsanstalt<br />
ist die ständige Qualitätskontrolle.<br />
Denn es ist nicht selbstverständlich,<br />
dass wir exakt das Material geliefert bekommen,<br />
das wir auch bestellt haben. Und<br />
wenn etwa das Material der Schuhe den<br />
Belastungen nicht standhält, wäre das nicht<br />
nur für die Soldaten schlecht. Erreichen die<br />
Bekleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände<br />
nicht die Lebensdauer, die wir uns<br />
von ihnen erwarten, wird das bei den<br />
Mengen an Bekleidung, die das Bundesheer<br />
benötigt, rasch auch zu einem Kostenfaktor.<br />
Welche Ausbildung ist notwendig, um<br />
Ihre Tätigkeit zu verrichten?<br />
Ich habe ursprünglich die Fachschule für<br />
Textiltechnik in der HTL Spengergasse<br />
absolviert – bin aber über Umwege im<br />
chemischen Bereich gelandet. Beim<br />
Bundesheer habe ich zunächst im Lagerbereich<br />
begonnen, in der Folge machte<br />
ich die Abendmatura in der HAK Baden<br />
und habe dann das Abendkolleg Rosensteingasse<br />
für Biochemie und Lebensmitteltechnologie<br />
absolviert.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
S E R V I C E<br />
WO SIND WIR EIGENTLICH?<br />
Gute Orientierung ist für einen Soldaten von existenzieller Bedeutung. Wie<br />
diese geübt wird, konnte Militär Aktuell bei einem Besuch bei den Jägern in<br />
der Benedek-Kaserne hautnah miterleben. Text: HANS SCHNEEWEISS Fotos: GELI GOLDMANN<br />
1 2<br />
3 4<br />
m den eigenen Standort<br />
U<br />
bestimmen zu können, die<br />
Marschrichtung festzulegen<br />
und einzuhalten, muss ein<br />
Soldat jederzeit in der Lage sein, sich im<br />
Gelände, abseits von Straßen und Wegen,<br />
bei Dunkelheit, im Wald oder in Ortschaften<br />
richtig zu orientieren. Das ist<br />
ohne GPS-Hilfsmittel (die beim Bundesheer<br />
natürlich auch zum Einsatz kommen)<br />
allerdings gar nicht so einfach.<br />
Und erfordert Übung.<br />
Bevor man mit der Karte (1) zu arbeiten<br />
beginnt, sollte man diese richtig lesen<br />
und die verschiedenen Farben und<br />
Zeichen auch richtig erkennen können.<br />
Außerdem muss man wissen: Beim<br />
Militär wird nicht mit Grad, sondern mit<br />
Strich gearbeitet und die Welt in 100 mal<br />
100 Kilometer große Quadrate unterteilt.<br />
Da bei Strich die Unterteilung von 0 bis<br />
6.400 reicht, sind die Angaben genauer<br />
als bei den zivilen 0 bis 360 Grad. Gemessen<br />
werden diese mit einer Bussole<br />
(2), die wie ein Kompass eine Magnetnadel<br />
und darüber hinaus auch Kimme,<br />
Korn sowie einen schräg herausklappbaren<br />
Spiegel besitzt. Die Umrechnung in<br />
Grad erleichtert eine Tabelle auf der<br />
Rückseite der Bussole (3).<br />
Die Bussole wird anschließend auch dazu<br />
verwendet, die geografische Nordrichtung<br />
in der Karte mit jener des Geländes<br />
in Übereinstimmung zu bringen (4)<br />
und um den eigenen Standpunkt oder<br />
den eines unbekannten Geländepunktes<br />
zu bestimmen. Die Bussolenzahl, auch<br />
Marschzahl genannt, ist dabei der Winkel<br />
zwischen der Nordrichtung und einer<br />
beliebigen anderen Richtung.<br />
Mit dem Planzeiger (5), einer durchsichtigen<br />
kleinen Plastikkarte, lassen<br />
sich die Koordinaten angeben. Zur Kommandantenausrüstung<br />
gehört außerdem<br />
ein Feldstecher (6). Dieser hat auf den<br />
Linsen Markierungen in Strich. Damit<br />
lassen sich Entfernungen berechnen.<br />
5<br />
6<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 5 6 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
LEHR’<br />
BEIM HEER<br />
Beim Bundesheer kann man nicht nur schießen lernen. Sondern auch kochen,<br />
kellnern, Flugzeuge warten, fotografieren und vieles mehr. Ein Überblick.<br />
Text: JÜRGEN ZACHARIAS Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
L E H R L I N G S - A U S B I L D U N G<br />
Marcus Rubel, 20<br />
Ausbildung zum Werkstofftechniker<br />
3. Lehrjahr<br />
Ich bin eher der experimentelle Typ<br />
und habe mich immer schon dafür<br />
interessiert, was einzelne Materialien<br />
und Gegenstände aushalten. Jetzt hab<br />
ich mein Interesse quasi zum Beruf<br />
gemacht, als zukünftiger Werkstofftechniker<br />
mache ich nämlich genau<br />
das: Materialien wie Metalle und<br />
Kunststoffe auf ihre Eigenschaften<br />
überprüfen. Wir schauen uns an, ob<br />
Messinstrumente noch genau messen,<br />
ob Handwerkzeuge wie Drehmomentschlüssel<br />
noch funktionsfähig<br />
sind oder welche Härtegrade einzelne<br />
Metalle aufweisen. Auch die Altersüberwachung<br />
von Hubschrauber-<br />
Transportnetzen passiert hier bei uns.<br />
In Summe decken wir damit ein sehr<br />
breites Feld ab und stehen vor immer<br />
neuen Herausforderungen. Parallel<br />
zu meiner Ausbildung hier mache<br />
ich auch noch in einer Abendschule<br />
meine Matura nach, eventuell möchte<br />
ich hinterher dann studieren gehen.<br />
Neben der Werkstofftechnik würde<br />
mich dabei auch noch Physik interessieren.<br />
Grundsätzlich könnte ich mir<br />
auch eine Zukunft hier beim Bundesheer<br />
vorstellen, aktuell ist es aber<br />
leider sehr schwierig, als Vertragsbediensteter<br />
übernommen zu werden.<br />
Mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln.<br />
as Heereslogistikzen-<br />
St. Johann in Dtrum<br />
Tirol ist aktuell auf<br />
der Suche nach einem<br />
Tischler-Lehrling, das<br />
Militärische Immobilien<br />
Management Zentrum Salzburg<br />
nimmt einen bautechnischen Zeichner<br />
auf und das Sanitätszentrum Wien-<br />
Stammersdorf einen zahnärztlichen<br />
Fachassistenten. Knapp 100 Lehrstellen<br />
hat das Bundesheer mit Anfang<br />
September neu ausgeschrieben – und<br />
m i L i t ä r A k t u e L L
0 5 8 H E E R & M E H R<br />
das Angebot reicht quer durch alle<br />
Heeresbereiche. In den Ausschreibungsunterlagen<br />
des Heerespersonalamts<br />
finden sich Chemielabortechniker<br />
und Elektroniker ebenso wie<br />
Hotel- und Gastgewerbeassistenten,<br />
Mechatroniker und Maschinenbautechniker.<br />
Selbst Fotografen, Chemielaboranten,<br />
Fahrzeugtapezierer,<br />
Berufsjäger und Baggerfahrer bildet<br />
das Bundesheer aktuell aus.<br />
„In Summe haben wir derzeit rund<br />
230 Lehrlinge, mit denen wir mehr als<br />
30 Lehrberufe abdecken“, sagt Oberst<br />
Pargger, Referatsleiter im Heerespersonalamt<br />
in Innsbruck. „Damit sind wir<br />
einer der größten Lehrlingsausbildner<br />
im öffentlichen Dienst.“ Auch in der<br />
Privatwirtschaft gibt es nicht viele Unternehmen,<br />
die es mit dem Bundesheer<br />
aufnehmen können. Die Voestalpine<br />
natürlich, die großen Handelsunternehmen<br />
und der ein oder andere<br />
Bauriese, aber dann wird die Luft<br />
schon recht dünn. „Dabei könnten<br />
wir sogar noch viel mehr Lehrlinge<br />
aufnehmen“, sagt Oberst Pargger und<br />
verweist auf die rege Nachfrage nach<br />
Lehrstellen bei den rot-weiß-roten<br />
Streitkräften. Auf ausgeschriebene 102<br />
Stellen haben sich im Vorjahr rund<br />
450 Interessenten beworben.<br />
Stimmige Bewerbungsunterlagen vorausgesetzt,<br />
werden die Interessenten<br />
zu einem eintägigen theoretischen<br />
Eignungstest und in weiterer Folge<br />
auch zu einer praktischen Aufnahmeprüfung<br />
eingeladen. Bei Lukas Binder<br />
fand letztere im Rahmen einer einwöchigen<br />
Schnupperwoche statt. Dabei<br />
konnte sich der 22-jährige Niederösterreicher<br />
ein Bild von seiner zukünftigen<br />
Ausbildungsstätte machen –<br />
seine zukünftigen Ausbildner konnten<br />
sich aber auch ein Bild von ihm machen.<br />
Dabei scheint beiden Seiten<br />
gefallen zu haben, was sie gesehen<br />
haben; mit 1. September hat Binder<br />
seine Ausbildung zum Buchbinder im<br />
Heeresdruckzentrum begonnen. Viel<br />
auszusetzen hat er daran bislang nicht.<br />
„Im Gegenteil, ich kann mich nicht<br />
Manuel Schicho, 17<br />
Ausbildung zum<br />
Gastronomiefachmann<br />
3. Lehrjahr<br />
Am liebsten esse ich klassische österreichische<br />
Hausmannskost wie Schnitzel,<br />
Backhendl und Schweinsbraten, und die<br />
koche ich auch am liebsten. Glücklicherweise<br />
kriegen wir hier bei unserer Ausbildung<br />
in der Lehrküche der Vega-Payer-<br />
Weyprecht-Kaserne genügend Gelegenheit<br />
dazu, wir kochen jeden Tag zumindest<br />
für uns selbst. Oft aber auch für andere<br />
Veranstaltungen in der Kaserne oder beispielsweise<br />
im Heeresgeschichtlichen<br />
Museum. Dann werden die Speisen hier<br />
zubereitet und in der Kühlbox zugestellt.<br />
Die Ausbildung zum Gastronomiefachmann<br />
umfasst eigentlich zwei Ausbildungen<br />
in einer: die zum Koch und die zum<br />
Kellner. Weil all das nur schwer in drei Jahren<br />
unterzubringen ist, dauert unsere Ausbildung<br />
auch vier Jahre – insgesamt drei<br />
Monate davon verbringen wir im Rahmen<br />
eines Lehrverbunds auch im Hotel Bristol<br />
in Wien. Dort lernen wir das À-la-carte-<br />
Geschäft kennen, helfen in der Küche<br />
und im Service mit. Letzteres ist aber nicht<br />
so mein Fall, ich möchte mich in Zukunft<br />
eindeutig auf das Kochen konzentrieren.<br />
Das macht am meisten Spaß, der Beruf hat<br />
mir schon immer gefallen. Warum ich die<br />
Ausbildung hier beim Bundesheer mache?<br />
Weil mir das eine Bekannte, die bereits hier<br />
war, empfohlen hat – und bis jetzt bereue<br />
ich diesen Schritt auch nicht.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
L E H R L I N G S - A U S B I L D U N G<br />
beschweren. Es macht großen Spaß<br />
hier, ich lerne viel, die Kollegen sind<br />
nett und die Abteilungsleiterin ist<br />
recht geduldig mit mir.“ Alles eitel<br />
Sonnenschein also? „Nicht ganz.“ Lukas<br />
Binder lächelt. „Schon um 6 Uhr<br />
früh beginnen und dafür um halb 5<br />
Uhr früh aufstehen zu müssen, ist hart<br />
für mich. Ich bin eher der Langschläfer,<br />
aber daran werde ich mich wohl<br />
auch noch gewöhnen.“ Wie die Chancen<br />
stehen, nach der Ausbildung weiterhin<br />
beim Bundesheer bleiben zu<br />
können? „Aktuell nicht sehr gut“, sagt<br />
Marcus Rubel, der bereits im dritten<br />
Lehrjahr seiner Ausbildung zum<br />
Werkstofftechniker angekommen ist.<br />
Tatsächlich bekommen nur 20 bis 25<br />
Prozent der Bundesheer-Lehrlinge<br />
eine entsprechende Möglichkeit. Laut<br />
Christian Kemperle, Leiter der Zentralsektion<br />
und damit auch für das<br />
Personal des Bundesheeres verantwortlich,<br />
liege man mit diesem Wert<br />
aber auf einem ähnlichen Niveau wie<br />
die Privatwirtschaft. „Wir bewegen<br />
uns da sicherlich in einem guten Feld.<br />
Zudem sehen wir in der Ausbildung<br />
von jungen Menschen auch eine soziale<br />
Verantwortung, die wir als Bundesheer<br />
der Gesellschaft gegenüber<br />
wahrnehmen wollen.“<br />
JETZT<br />
AUCH AUF<br />
FACEBOOK<br />
Lukas Binder, 22<br />
Ausbildung zum Buchbinder<br />
1. Lehrjahr<br />
Ich habe vor Beginn meiner Lehrausbildung<br />
die HTL für chemische Industrie<br />
in der Rosensteingasse im 17.<br />
Bezirk in Wien besucht, aber bald festgestellt,<br />
dass ich eigentlich in einem<br />
anderen Bereich arbeiten möchte. Bei<br />
der Suche nach Alternativen ist mir<br />
eine Anzeige des Bundesheeres aufgefallen<br />
und ich habe mich für die<br />
Ausbildung zum Buchbinder beworben.<br />
Das Heerespersonalamt hat sich<br />
dann rasch mit mir in Verbindung gesetzt,<br />
ich habe die Aufnahmeprüfung<br />
positiv erledigt und dann war ich für<br />
eine Schnupperwoche hier im Heeresdruckzentrum<br />
in der Kaserne Arsenal.<br />
Recht schnell war mir dann klar, dass<br />
ich hier anfangen möchte, allerdings<br />
musste ich zuvor noch meinen Grundwehrdienst<br />
in der Auslandseinsatzbasis<br />
in Götzendorf absolvieren. Seit<br />
1. September bin ich nun fix hier und<br />
bislang ist für mich alles noch sehr<br />
spannend und interessant. Ich darf<br />
jetzt nach und nach in alle Bereiche<br />
hineinschnuppern und mithelfen,<br />
lerne die Abläufe kennen und wie man<br />
die einzelnen Maschinen bedient. In<br />
der Berufsschule lernen wir zusätzlich<br />
die handwerklichen Fähigkeiten des<br />
Buchbinders und dabei finde ich es<br />
sehr interessant, mit dabei zu sein,<br />
wenn ein Buch oder ein anderes<br />
Druckwerk entsteht.<br />
Spannende<br />
Diskussionen<br />
rund um<br />
die Uhr!<br />
Gehen Sie noch heute<br />
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militaeraktuell
0 6 0 H E E R & M E H R<br />
„Bei uns gibt es keinen<br />
typischen Arbeitsalltag.<br />
Wir sind permanent<br />
mit neuen<br />
Herausforderungen<br />
konfrontiert.“<br />
Patrick Wankmüller<br />
Patrick verleiht<br />
Flügel<br />
Aktuell sind 19 Lehrlinge zum Luftfahrzeugtechniker in der Fliegerwerft 2 in Zeltweg in<br />
Ausbildung. Wir haben mit Patrick Wankmüller einen davon einen Tag begleitet und mit<br />
ihm über seine Zukunftsperspektiven gesprochen. Text: EVA KAISERSEDER Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
T R U P P E N B E S U C H<br />
INTERVIEW<br />
„Den Fliegefimmel habe<br />
ich mir hier eingefangen“<br />
RUF DER FREIHEIT Die Pilatus PC-7 fungiert als<br />
Schulungsflugzeug. Hier zieht Patrick Wankmüller die<br />
Maschine mittels Schleppstange nach draußen, wo sie<br />
nach der Triebwerksreinigung in den Trockenlauf darf.<br />
TÄGLICHES BROT Reifendruck-Überprüfungen,<br />
Sichtkontrollen, die Reinigung der Triebwerke und<br />
viele andere Putz- und Wartungsarbeiten gehören<br />
zum A und O in Patrick Wankmüllers Job.<br />
Patrick Wankmüller befindet sich im<br />
dritten Lehrjahr zum Luftfahrzeugtechniker<br />
in der Fliegerwerft 2 in Zeltweg.<br />
Herr Wankmüller, wollten Sie immer<br />
schon beruflich mit Flugzeugen zu<br />
tun haben?<br />
Mechaniker wollte ich definitiv werden,<br />
aber eigentlich waren die Autos für mich<br />
anfangs interessanter. Nachdem ich aber<br />
diese Stelle ausgeschrieben gesehen habe<br />
und Flieger auch sehr spannend finde,<br />
habe ich umgesattelt. So richtig den Fliegerfimmel<br />
eingefangen habe ich mir dann<br />
hier während der Arbeit.<br />
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am<br />
meisten?<br />
Ziemlich genial ist, dass wir hier oft direkt<br />
am Flieger arbeiten. Schön ist auch, dass<br />
es bei uns keinen typischen „Arbeitsalltag“<br />
gibt, sondern permanent neue<br />
Herausforderungen zu bewältigen sind.<br />
Wenn ich ein paar alltäglichere Aufgaben<br />
nennen soll, dann sind das Putz- und<br />
Lackierarbeiten sowie Sichtkontrollen.<br />
Wohnen Sie direkt in der Kaserne, und<br />
wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />
mit Ihren Kollegen?<br />
Ich bin aus Zeltweg, also entfallen für mich<br />
lange Anfahrtsstrecken, ich habe nur ein<br />
paar Minuten her. Auch die meisten anderen<br />
wohnen in der Gegend oder sind extra<br />
hergezogen. Die Zusammenarbeit mit den<br />
anderen ist sehr in Ordnung. Dass es dabei<br />
auch einmal Spannungen gibt, ist wohl<br />
normal. Es gibt auch Jahrgänge, die wie<br />
Pech und Schwefel zusammenhalten und<br />
auch außerhalb der Arbeit alles gemeinsam<br />
machen. Das ist ganz unterschiedlich.<br />
Möchten Sie später im <strong>militär</strong>ischen<br />
Bereich bleiben, oder ist auch ein Wechsel<br />
in die zivile Luftfahrt eine Option?<br />
Mein Ziel wäre es schon, hier weiterzuarbeiten.<br />
Falls das nicht klappt, muss ich mir<br />
überlegen, wie es weitergeht. Auch ein<br />
Wechsel in die zivile Luftfahrt würde mich<br />
interessieren, ist aber in jedem Fall ein großer<br />
Sprung – alleine schon, was die Flugzeugtypen<br />
betrifft.<br />
TOOL TIME Ein Blick in die<br />
Werkzeugkiste – die klassische<br />
Mechanikerausrüstung in XL.<br />
ROUTINECHECK Eine PC-7 steht<br />
immer für Ausbildungszwecke<br />
bereit. Das Wartungshandbuch<br />
braucht man im dritten Lehrjahr<br />
nicht mehr zwingend – für unser<br />
Foto durfte es aber mit ins Cockpit.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 6 2 P A N O R A M A G E S C H I C H T E<br />
1914 –<br />
DEM UNTERGANG<br />
ENTGEGEN<br />
„Kriege gehören ins Museum” – wir folgen M. Christian<br />
Ortner, Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums, auf<br />
einem Rundgang durch die neu adaptierte Ausstellung<br />
zum Thema Erster Weltkrieg. Und erleben eine spannende<br />
Geschichtsstunde.<br />
Text: SUSANNE DRESSLER Fotos: NADJA MEISTER<br />
Der Soldat starrt ins Leere. Der Kopf und ein<br />
verdreckter Fuß sind mit unansehnlichen<br />
Lappen umwickelt. Sein Kollege stiert erschöpft in einen<br />
blechernen Napf, kann den Löffel kaum zum Mund führen.<br />
Ein Karren mit Leichenbergen und einer bis oben gefüllt<br />
mit verbrauchten Schuhen rollen vom Schlachtfeld. „Dieses<br />
Bild ,Nach der Schlacht‘ zeigt die Lage der k.u.k. Armee<br />
Ende 1914. 1,4 Millionen Soldaten sind tot oder verwundet,<br />
erkrankt, vermisst oder in Kriegsgefangenschaft, die Armee<br />
ist zu diesem Zeitpunkt bereits in einem schlimmen Zustand.“<br />
M. Christian Ortner spart bei unserer exklusiven<br />
Führung durch das Heeresgeschichtliche Museum nicht mit<br />
KUNST UND KRIEG „Die Namenlosen” von Albin Egger-Lienz, das erschütternde Kunstwerk<br />
schwebt über der Realität: Eine Panzerkuppel, mit einem mörderischen Treffer, der keine<br />
Überlebenden zuließ.<br />
drastischen Schilderungen. Und Fakten. Auf 1.400 Quadratmetern<br />
zeigen mehr als 2.000 Objekte aus dem<br />
Bestand des Heeresgeschichtlichen Museums vier Jahre<br />
Großer Krieg: Uniformen, Gewehre, Pistolen, Haubitzen,<br />
Kanonen, Mörser und ähnlich todbringendes Kriegswerkzeug.<br />
Doch darüber hinaus füllt noch mehr die Räume: das<br />
Leid und Elend der Soldaten, der Untergang einer Welt.<br />
Der Beginn der Ausstellung widmet sich dem Auslöser des<br />
Weltenbrandes, der mehr als neun Millionen Menschen<br />
das Leben kosten sollte: dem Attentat auf den österreichischen<br />
Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin<br />
Sophie am 28. Juni 1914 in Sarajewo.<br />
„Als Gavrilo Princip mit seiner<br />
9-mm-Browning losschießt, geht<br />
die Kugel links am Kopf des von ihm<br />
verhassten Landeschefs von Bosnien<br />
und Herzegowina Oskar Potiorek<br />
vorbei, schlägt durch die Bordwand<br />
des Autos und trifft Erzherzogin Sophie<br />
in den Unterleib, die sofort zusammensackt.<br />
Mit dem Kopf fällt sie<br />
auf die Knie ihres Gatten und hat<br />
damit die Schusslinie auf ihn freigegeben.“<br />
Direktor Ortner zeigt auf die<br />
hinter einer Glasvitrine ausgestellte<br />
blutbefleckte Uniform von Franz<br />
Ferdinand und auf das winzige Einschussloch<br />
– zu retten war der<br />
Thronfolger nicht mehr. Und damit<br />
auch ganz Europa nicht mehr.<br />
Ortner verweist auf eine Karte des<br />
damaligen Europas, darüber hängt<br />
das riesige Gemälde „Die Namenlosen“<br />
von Albin Egger-Lienz, der hier<br />
eine schaurige Metapher für die<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
H E E R E S G E S C H I C H T L I C H E S M U S E U M<br />
KRIEGSMASCHINE M. Christian<br />
Ortner, seit 2005 Direktor des Heeresgeschichtlichen<br />
Museums, vor einem<br />
zentralen Stück der Ausstellung: einer<br />
80 Tonnen schweren 38-cm-Haubitze.<br />
menschenverachtende Kriegsmaschinerie in Gestalt der<br />
gebückten Soldaten gefunden hat. „Serbien und Österreich<br />
sehen sich während der Juli-Krise 1914 im politischen Zentrum<br />
des Interesses. Ein fataler Irrtum. Es gibt längst keine<br />
Lokalisierung des Konflikts mehr. Plötzlich ist alles eine<br />
europäische Frage geworden, die Bündnisbildungen laufen.<br />
Hier können wir eindeutig eine Parallele zur derzeitigen<br />
ukrainischen Krise feststellen.“<br />
Der Start ist holprig. „1,5 Millionen Mann stehen in der Armee<br />
zur Verfügung, 3,2 Millionen werden mobilisiert, und<br />
diese unglaubliche Menschenmenge muss ausgerüstet werden.<br />
Von Anfang an zeigen sich Mängel, es fehlt zum Beispiel<br />
an einheitlichen Uniformstoffen. Die Kavallerie zieht<br />
mit blitzenden Helmen los, was sich als fatal erwies, denn<br />
die russischen Kosaken auf der anderen Seite waren bereits<br />
gut getarnt, konnten daher die weit sichtbaren Gegner<br />
schnell erledigen. Die Truppen versuchen sich nun auch zu<br />
tarnen und überziehen ihre glitzernden Helme mit grauer<br />
Farbe, um ihr Leben zu retten.“ Erzählt Ortner über einen<br />
tragischen Start in den Krieg.<br />
„Das Thema Kriegsbegeisterung ist sehr heikel. Man darf<br />
nicht der Propaganda auf den Leim gehen. Auf dem Land<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 6 4 P A N O R A M A G E S C H I C H T E<br />
hatte man schrecklich darunter zu leiden, dass die Söhne<br />
eingezogen und die Pferde beschlagnahmt wurden.“<br />
Eine Panzerkuppel mit der Wunde eines 30,5-cm-Mörsers,<br />
System Skoda, dominiert einen weiteren Ausstellungsraum<br />
und verdeutlicht Tod und Elend, kein Besatzungsmitglied<br />
überlebte den Einschlag. „Kein General interessierte sich damals<br />
für menschliche Verluste, in keiner Armee. Als stark<br />
galt der Kommandant, der bereit war, 30 Prozent seiner<br />
Truppen zu opfern,“ so Ortner und führt uns weiter zum Bereich<br />
Vertreibung, Flüchtlinge und Militärjustiz. „Was heute<br />
ein Kriegsverbrechen ist, muss 1914 nicht unbedingt eines<br />
gewesen sein und umgekehrt. Im ersten Kriegsjahr wurde<br />
am Balkan das Standrecht sehr rigoros angewandt. Man weiß<br />
nicht genau, wie viele Menschen tatsächlich hingerichtet<br />
wurden, weil es gar keine Akten gibt oder diese verschwunden<br />
sind. Mehrere Tausend sind aber wahrscheinlich exekutiert<br />
worden. Hier gibt es noch viel Arbeit für Historiker.“<br />
Der nächste Raum beschäftigt sich unter anderem mit der<br />
Rolle des Flugzeuges im Ersten Weltkrieg. „30 bis 35 Stück<br />
INTERVIEW<br />
DER MILITÄRHISTORIKER<br />
OBERST M. CHRISTIAN<br />
ORTNER ÜBER DAS HGM<br />
Wie erfolgreich ist das Heeresgeschichtliche<br />
Museum?<br />
Ich bin sehr stolz auf unsere Zahlen.<br />
200.000 Besucher werden es in<br />
diesem Jahr werden. Auch wegen des<br />
großen Erfolges der Ausstellung anlässlich<br />
des Gedenkjahres 1914.<br />
Worauf führen Sie diesen großen Erfolg zurück?<br />
Unsere Vermittlungsarbeit funktioniert hervorragend.<br />
Wir betreiben ein Heeresgeschichtliches Museum.<br />
Punkt. Hier wird nichts verniedlicht oder geschönt,<br />
aber es ist uns auch nicht peinlich, was wir sind. Wir<br />
unterscheiden uns von anderen Museen klar durch die<br />
Art unserer Objekte, aber genau das macht uns auch<br />
erfolgreich.<br />
Wie können Sie die Jugend erreichen?<br />
Mittels Workshops zum Beispiel. Wir laden etwa ehemalige<br />
Kindersoldaten zum Gespräch ein. Das beeindruckt.<br />
Ich möchte mit Objekten Fakten vermitteln.<br />
Wir sind kein Disneyland, das Originalobjekt muss im<br />
Vordergrund stehen. Und wenn es gut erklärt oder<br />
beschrieben wird, dann weiß es der Besucher richtig<br />
einzuordnen. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben<br />
Anfragen von ausländischen Museen, zum Beispiel<br />
von Direktoren aus Großbritannien. Dort rückt man<br />
mittlerweile vom allzu großen Eventcharakter im<br />
Ausstellungsbereich wieder ab und beobachtet<br />
interessiert, wie wir das hier ohne meistern.<br />
AUSLÖSER Der Thronfolger Franz Ferdinand stirbt auf diesem Sofa in<br />
seiner blutbefleckten Uniform. Gattin Sophie ist bereits vor ihm tot. Die<br />
Schüsse des Attentäters Princip beenden eine Weltenordnung.<br />
standen vor Kriegsbeginn zur Verfügung, aber ohne Bewaffnung.<br />
Flugzeuge wurden anfangs vor allem für die Aufklärung<br />
eingesetzt. Abschüsse eines feindlichen Flugzeugs<br />
gestalteten sich noch lange als sehr kompliziert. 1917 benötigte<br />
man noch 14.000 Schuss vom Boden aus für einen einzigen<br />
Abschuss! Um es zur Landung zu zwingen, reichten<br />
3.000 Schuss, zur Umkehr 50 bis 100.“<br />
Ortner verweist nun auf eine Vitrine, die den Freiwilligen-<br />
Legionen auf österreichischer Seite gewidmet ist, den Albanern,<br />
Polen und Ukrainern. „Hier gibt es eine Besonderheit:<br />
Der Uniformrock der Ukrainer ist nämlich unisex, denn<br />
auch Frauen zogen hier in den Krieg. Es werden mehr als<br />
100 Frauen gewesen sein, die sich nicht auf Tätigkeiten in<br />
Hilfsdiensten beschränken wollten.“<br />
Das Model eines Schützengrabens gibt ein Stück weiter einen<br />
Einblick, was die Soldaten im Stellungskrieg erwartete.<br />
„Wir haben ihn hier etwas breiter gestaltet, als er tatsächlich<br />
war.“ Die Vorstellungskraft reicht aus, kein Ort zum Verweilen.<br />
„Übrigens, großer Massenkiller im Ersten Weltkrieg<br />
war das Maschinengewehr. Es entspricht mit seiner Kampfkraft<br />
40 Mann und ersetzt gegen Kriegsende das fehlende<br />
Personal.“ Ortner führt zu einem weiteren Kernstück des<br />
Heeresgeschichtlichen Museums, einer 38-cm-Haubitze,<br />
die mit unglaublichen 80 Tonnen seit 1936 an ihrem Platz<br />
steht. „Das Transportsystem war durchaus beeindruckend.<br />
Die Waffe konnte in vier Teillasten zerlegt werden. Weiters<br />
wurde ein benzinelektrischer Zug verwendet, den Ferdinand<br />
Porsche als Chef von Austro-Daimler mitentwickelt hat. Für<br />
den Zusammenbau inklusive Ausgraben der Bettung benötigte<br />
man nur sechs Stunden.“ Die Waffen zur Zerstörung<br />
werden effektiver, das Leid der Soldaten immer größer.<br />
„Den höchsten Verpflegsstand hatte sie 1917 mit fünf<br />
Millionen Mann. Alttextilien wurden gesammelt, zerrissen<br />
und neu versponnen. Diese Reißwolle streckte man mit<br />
Brennesselfasern, dessen Grundprodukt auf Plantagen im<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
H E E R E S G E S C H I C H T L I C H E S M U S E U M<br />
FAHRT IN DEN TOD Der offene Wagen, Marke<br />
Gräf & Stift, ist rechtsgesteuert und die Schaltung<br />
außen. Ein rasches Mannöver, um etwa vom<br />
Attentatsort zu fliehen, war damit ausgeschlossen.<br />
Marchfeld angelegt wurde. Der Tragekomfort<br />
war sehr schlecht, der Stoff<br />
scheuerte extrem und führte zu Abszessen.<br />
Es herrschte Mangel an Leder,<br />
also an Schuhen. Lebendvieh wurde<br />
zur Verpflegung an die Fronten geschickt,<br />
die Häute kamen aber nie zurück.<br />
So mussten die Schuhe der Toten<br />
wieder verwendet werden. Und dann<br />
der Hunger: Die Ration betrug 200 beziehungsweise<br />
360 Gramm Brot pro<br />
Tag, das sind drei Scheiben, dazu zehn<br />
Gramm Fett.“ Ortner zeigt auf eine weitere<br />
Vitrine. „Besonders hart war die<br />
Situation der Kriegsfangenen. Deren<br />
Kleidung wurde oft aus Papier angefertigt,<br />
ein Gemisch aus Holz und Zellulose,<br />
das die Gefangenen selbst herstellten.“<br />
Der Rundgang durch vier Jahre<br />
Kriegsgeschichte nähert sich dem<br />
Ende. Somit auch dem des Kriegs.<br />
1918 – die Monarchie löste sich auf,<br />
zurück blieb eine Generation traumatisierter<br />
Männer, denen niemand beistand,<br />
ihre Erlebnisse zu verarbeiten.<br />
Nährboden für das, was im Schrecken<br />
des Zweiten Weltkriegs gipfelte.<br />
GESCHICHTE ERLEBEN<br />
Mit dem Downloadtitel „Valiant Hearts“ wagte sich Spielehersteller<br />
Ubisoft in die Zeit des Ersten Weltkrieges .<br />
Zwar gibt es viele Videospiele, die den Zweiten Weltkrieg thematisieren, der<br />
Erste ist aber eine von Games bislang wenig beachtete historische Kulisse. Und<br />
genau deshalb ist Ubisofts animiertes Grafic-Novel-Action-Adventure „Valiant<br />
Hearts“ auch so interessant. Valiant heißt übrigens heldenhaft, was aber nicht<br />
bedeutet, dass der Spieler seine virtuellen Schützlinge mit Dauerfeuer durch<br />
die Schützengräben scheuchen muss. Im Gegenteil, erzählt das Spiel mit Liebe<br />
zum Detail die Schicksale unterschiedlichster Charaktere. Etwa das von Karl,<br />
einem Deutschen, der erst seit Kurzem in Frankreich lebt und der seine Frau<br />
und seinen Sohn verlassen muss, um seine neue Heimat anzugreifen, während<br />
sein Schwiegervater Emile von der französischen Armee einberufen wird. Die<br />
belgische Sanitäterin Anna wiederum sucht ihren verschollenen Vater, und der<br />
amerikanische Fremdenlegionär Eddie will den Tod an seiner Frau rächen. „Valiant<br />
Hearts“ verknüpft all diese Geschichten an authentischen Kriegsschauplätzen.<br />
Mit Eddie erleben wir die Schlacht an der Somme, mit Emile stolpern wir<br />
durch den Minenkrieg von Vauquois und Anna muss aus den Trümmern der<br />
Stadt Ypern gerettet werden. Spieltechnisch gilt es dabei, Kombinationsrätsel<br />
und Physik-Puzzles zu lösen oder die Gegend zu erkunden. In einigen Action-<br />
Szenen greift man auch feindliche Stellungen an oder muss mit dem Auto fliehen.<br />
Zwar kann das Spiel nicht mit echten Genregrößen mithalten, allerdings<br />
punktet die interaktive Geschichte mit Tiefgang und Einfühlungsvermögen und<br />
schafft es immer wieder zu berühren. (HS)<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 6 6 s c h l u s s p u n k t<br />
VOM FREUND ZUM FEIND<br />
UND WIEDER ZURÜCK?<br />
Im Vergleich zur Gewaltherrschaft der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) erscheint Bashar<br />
al-Assad vielen mittlerweile als das kleinere Übel. Dass aber ausgerechnet der syrische<br />
Diktator das dringend benötigte Bollwerk gegen den Terrorismus bilden soll, ist blanker<br />
Hohn, meint Rainer Sollich, Leiter der arabischen Online-Redaktion bei der Deutschen Welle.<br />
Der nahe osten brennt an vielen<br />
orten: Israel bombardiert Gaza,<br />
die hamas feuert Raketen auf Israel<br />
– und im schatten dieser entwicklung<br />
sorgt die radikalislamische terrorgruppe<br />
Is unter ihrem selbsternannten „kalifen“<br />
abu bakr al-bagdadi im Irak und in syrien<br />
für angst und schrecken. Die Dschihadisten<br />
kontrollieren in beiden ländern inzwischen<br />
ein Gebiet, das um ein mehrfaches<br />
größer ist als der libanon. sie terrorisieren<br />
dort die bevölkerung und „bestrafen“<br />
jeden, der sich ihnen in den Weg<br />
stellt, brachial mit erschießungen oder<br />
kreuzigungen. sie werden ihre schreckensherrschaft<br />
wohl weiter ausweiten,<br />
wenn ihnen niemand einhalt gebietet.<br />
aber wer könnte das sein? Die reguläre<br />
armee des Irak hat bereits hinlänglich<br />
bewiesen, dass ihr die nötigen mittel<br />
und vor allem die moral fehlen, um Is zu<br />
stoppen. sie hat die stadt mossul völlig<br />
kampflos aufgegeben. Die kurdischen<br />
peschmerga-milizen sind besser organisiert,<br />
verfolgen jedoch offensichtlich<br />
allein das Ziel, kurdische sowie angrenzende<br />
Gebiete abzusichern, um für den<br />
Fall eines völligen Zusammenbruchs der<br />
staatlichen strukturen das terrain für<br />
einen möglichen kurdischen staat zu<br />
ebnen. auch die schiitischen milizen im<br />
Irak verfolgen eher partikularinteressen.<br />
Wer also könnte den Is stoppen? noch<br />
spricht es, abgesehen von einigen westlichen<br />
nahost-experten, niemand laut aus:<br />
Die Frage liegt auf der hand, ob unter<br />
veränderten Vorzeichen auch veränderte<br />
allianzen notwendig sein könnten – etwa<br />
eine Zusammenarbeit westlicher länder<br />
mit dem international weitgehend isolierten<br />
Regime von baschar al-assad in syrien.<br />
Der Diktator hat nach einer pseudo-<br />
Wahl in den ausschließlich von ihm kontrollierten<br />
Gebieten eben erst eine neue<br />
„Die Frage liegt auf<br />
der Hand, ob unter<br />
veränderten Vorzeichen<br />
auch veränderte<br />
Allianzen notwendig<br />
sein könnten.“<br />
amtszeit als präsident angetreten und<br />
geriert sich schon länger als vermeintliches<br />
bollwerk gegen radikale Islamisten<br />
sunnitischer prägung.<br />
Die amerikaner machen am beispiel<br />
Ägypten gerade vor, dass sich die beziehungen<br />
zu schlüsselstaaten der Region<br />
aus realpolitischen erwägungen durchaus<br />
ändern können, wenn der ernst der<br />
lage es ihnen zu gebieten scheint. Der<br />
ägyptische präsident abdelfatah al-sisi<br />
wird in Washington plötzlich nicht mehr<br />
primär als ex-<strong>militär</strong> gesehen, der im eigenen<br />
lande demokratische Reformen<br />
zurückschraubt, menschenrechte und<br />
meinungsfreiheit unterdrückt. Washington<br />
sieht in ihm nun wieder viel stärker<br />
einen Vermittler zwischen Israel und der<br />
radikalislamischen hamas, auch wenn<br />
der erste ägyptische Vermittlungsversuch<br />
gescheitert ist.<br />
klar ist, dass Washington partner im nahen<br />
osten benötigt. alles andere wird im<br />
Zweifelsfalle diesem realpolitischen Interesse<br />
untergeordnet. und ebenso klar ist,<br />
dass der Westen sich die partner in dieser<br />
Region nicht nach belieben aussuchen<br />
kann – das ölreiche saudi-arabien mit seinen<br />
permanenten menschenrechtsverletzungen<br />
ist das beste und zugleich zynischste<br />
beispiel dafür. auch die Regime<br />
von saudi-arabien und Ägypten sind für<br />
zahlreiche schwerwiegende menschenrechtsverletzungen<br />
verantwortlich. Doch<br />
weder saudi-arabien noch Ägypten haben<br />
wie assad einen mehrjährigen krieg<br />
mit mehr als 170.000 toten zu verantworten,<br />
weder saudi-arabien noch Ägypten<br />
lassen kontinuierlich über Jahre hinweg<br />
ganze städte auf ihrem eigenen territorium<br />
samt der dort lebenden bevölkerung<br />
großflächig bombardieren. es ist dem<br />
neuen britischen außenminister philip<br />
hammond daher hoch anzurechnen,<br />
wenn er klarstellt, dass assad auch in Zeiten<br />
des IsIs-terrors kein partner des Westens<br />
sein kann. Wer wirksam gegen terrorismus<br />
vorgehen will, kann nicht mit<br />
machthabern kooperieren, die selbst systematisch<br />
einen Großteil ihrer eigenen<br />
bevölkerung terrorisieren!<br />
Foto s : G e t t y I m aG e s , b e I G e st e l lt<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 6 7 P A N O R A M A<br />
WASSERJ<br />
Die neuen Arbeits- und<br />
Transportboote des Bundesheeres<br />
sind schnell, lassen sich<br />
ausgezeichnet manövrieren<br />
und haben neuestes<br />
Equipment an Bord.<br />
Text: HANS SCHNEEWEISS<br />
Vor 100 Jahren verfügte die<br />
k.u.k. Marine über Schlachtschiffe,<br />
Panzerkreuzer, Torpedoboote,<br />
Zerstörer und sogar<br />
U-Boote. Heute hat Österreich zwar<br />
keinen Zugang mehr zum Meer, die<br />
Flüsse unseres Binnenlandes stellen<br />
aber trotzdem etliche Herausforderungen<br />
an das Bundesheer. Mannschafts-<br />
oder Gerätetransporte wol-<br />
I L LU ST R AT I O N E N : C L AU D I A M O L I TO R I S<br />
ANTRIEB<br />
Das Boot besitzt einen Jet -<br />
antrieb, vergleichbar dem<br />
eines Jetskis. Das auch als<br />
Wasserstrahl-, Pumpjetoder<br />
Waterjetantrieb bezeichnete<br />
Antriebsaggregat<br />
wird mit einem Impeller,<br />
einem ummantelten Propeller,<br />
bewegt. Dieser saugt<br />
unter dem Rumpf Wasser an<br />
und stößt dieses über bewegliche<br />
Düsen am Heck<br />
wieder aus. Durch den Jetantrieb<br />
anstelle einer verletzlichen<br />
Schiffsschraube<br />
kann das Boot nahe an unverbaute<br />
Ufer heranfahren.<br />
RUMPF<br />
Das Boot verfügt über einen verstärkten<br />
Aluminiumrumpf sowie<br />
über eine hydraulisch gesteuerte<br />
Bugklappe, um das Ein- und Aussteigen<br />
an unbefestigten Ufern<br />
oder beim Einsatz als Taucher-<br />
Plattform zu erleichtern.<br />
AUFTEILUNG<br />
Je drei Boote erhalten die Pionierbataillone<br />
Salzburg und Villach. Zwölf Boote<br />
werden bei den Melker Pionieren stationiert.<br />
Gemeinsam mit dem Institut Pionier<br />
der Heerestruppenschule wird in<br />
Melk auch das Wasserfahr-Kompetenz-<br />
Zentrum gebildet.<br />
AUSSTATTUNG<br />
An Bord sind umfangreiche<br />
Gerätschaften vorhanden: Ein<br />
Raymarine Multifunktionsdisplay<br />
mit GPS und Kartenmaterial,<br />
Radar, Echolot, Donaufunk<br />
und <strong>militär</strong>ische Funkgeräte.<br />
Das Boot verfügt zudem noch<br />
über Suchscheinwerfer, eine<br />
Bordsprechanlage, Arbeitslichter<br />
und Umfeldbeleuchtung.<br />
TIEFGANG<br />
Der Bootskörper benötigt<br />
(beladen) nur 0,45 Meter Wasser<br />
unter dem Kiel. Der Tiefgang<br />
bei voller Schubleistung beträgt<br />
0,55 Meter. Damit kann das<br />
Boot auch in seichten Gewässern<br />
eingesetzt werden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
I N F O G R A F I K<br />
ET IM CHECK<br />
len etwa durchgeführt werden, im<br />
Falle eines Hochwassers auch Evakuierungs-<br />
und Versorgungsaufgaben.<br />
Bislang wurden dafür vor allem die<br />
veralteten Pionierboote oder das<br />
Motorboot M-80 eingesetzt. Ab sofort<br />
kommen in solchen Situationen<br />
die neuen und mehrzweckfähigen<br />
Arbeits- und Transportboote des<br />
Bundesheeres zum Einsatz, von<br />
denen im März die ersten in Dienst<br />
gestellt wurden. Insgesamt wurden<br />
vom Bundesheer 18 Boote beschafft,<br />
die Gesamtinvestitionssumme dafür<br />
liegt bei 3,6 Millionen Euro.<br />
BREITE<br />
2,45 Meter<br />
INTERVIEW<br />
„Wir verfügen nun<br />
über ein leistungsstarkes<br />
Boot!“<br />
Vizeleutnant Kurt Hölzl, Kommandant<br />
des III. Übersetzzugs und Wasserfahrlehrer<br />
bei den Melker Pionieren<br />
LÄNGE<br />
8,6 Meter<br />
EINSATZ<br />
Die Kernaufgaben des<br />
Bootes sind Transportund<br />
Arbeitsaufträge<br />
am Wasser – beispielsweise<br />
als Arbeitsbasis<br />
für Pioniertaucher,<br />
beim Brückenbau oder<br />
bei Sprengtätigkeiten.<br />
Wie würden Sie das neue<br />
Boot charakterisieren?<br />
Es handelt sich um eine<br />
maßgeschneiderte Konstruktion<br />
zur Erfüllung<br />
<strong>militär</strong>ischer Kernkompetenzen.<br />
Mit seinem Jetantrieb, der Bugklappe,<br />
der hervorragenden Manövrierfähigkeit<br />
und dem geringen Tiefgang<br />
schließt es eine Lücke bei unseren Wasserfahrzeugen<br />
und ist perfekt für Hilfsund<br />
Unterstützungseinsätze geeignet.<br />
FOTO : B U N D E S H E E R<br />
MANÖVRIERBARKEIT<br />
Aufgrund seiner Bauweise und des Jetantriebs<br />
hat das Arbeitsboot sehr gute<br />
Fahreigenschaften bei allen möglichen<br />
Strömungsgeschwindigkeiten oder<br />
Witterungsverhältnissen. Das Boot ist<br />
dabei einfach zu steuern, bleibt auch<br />
bei hoher Geschwindigkeit stabil im<br />
Wasser und ist durch seine hohe<br />
Wendigkeit sicher zu manövrieren.<br />
FACTBOX<br />
Arbeits- und Transportboot<br />
Hersteller ÖSWAG Werft Linz AG<br />
Besatzung 2 Mann (Schiffsführer & Bugmann)<br />
Antrieb Steyr Marine Innenbord-Dieselmotor,<br />
Hamilton Jet Antrieb<br />
Leistung 196 kW (266 PS)<br />
Geschwindigkeit max. 70 km/h<br />
Eigengewicht 2.550 kg<br />
Zuladung max. 1.800 kg oder 12 Personen<br />
Verdrängung etwa 4,4 Tonnen<br />
Stationierung Pionierbataillone in Melk,<br />
Salzburg und Villach<br />
Wie werden die Boote eingesetzt?<br />
Zuletzt unterstützten Melker Pioniere<br />
damit die Arbeiten zum Einbau einer<br />
Strömungsturbine bei Ybbs/Persenbeug.<br />
Die Besatzungen mussten dabei<br />
die Unterwasser-Montage-Konstruktion<br />
positionieren und die Rahmenbedingungen<br />
sicherstellen. Dabei konnten<br />
wir wichtige Erfahrungen bezüglich der<br />
Fahreigenschaften und der Ladungssicherung<br />
sammeln. Im November nehmen<br />
wir mit den Booten an der Übung<br />
„Netzwerk <strong>2014</strong>“ teil.<br />
Wie wird man Kapitän?<br />
Voraussetzung für die Bedienung des<br />
Bootes ist die abgeschlossene Wasserfahrbefugnis<br />
Klasse II. Die Schulung<br />
am Arbeitsboot gliedert sich dann in<br />
zwei Abschnitte: den praktischen Fahrbetrieb<br />
und die technische Ausbildung<br />
an den Geräten.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
I N F O G R A F I K<br />
ET IM CHECK<br />
len etwa durchgeführt werden, im<br />
Falle eines Hochwassers auch Evakuierungs-<br />
und Versorgungsaufgaben.<br />
Bislang wurden dafür vor allem die<br />
veralteten Pionierboote oder das<br />
Motorboot M-80 eingesetzt. Ab sofort<br />
kommen in solchen Situationen<br />
die neuen und mehrzweckfähigen<br />
Arbeits- und Transportboote des<br />
Bundesheeres zum Einsatz, von<br />
denen im März die ersten in Dienst<br />
gestellt wurden. Insgesamt wurden<br />
vom Bundesheer 18 Boote beschafft,<br />
die Gesamtinvestitionssumme dafür<br />
liegt bei 3,6 Millionen Euro.<br />
BREITE<br />
2,45 Meter<br />
INTERVIEW<br />
„Wir verfügen nun<br />
über ein leistungsstarkes<br />
Boot!“<br />
Vizeleutnant Kurt Hölzl, Kommandant<br />
des III. Übersetzzugs und Wasserfahrlehrer<br />
bei den Melker Pionieren<br />
LÄNGE<br />
8,6 Meter<br />
EINSATZ<br />
Die Kernaufgaben des<br />
Bootes sind Transportund<br />
Arbeitsaufträge<br />
am Wasser – beispielsweise<br />
als Arbeitsbasis<br />
für Pioniertaucher,<br />
beim Brückenbau oder<br />
bei Sprengtätigkeiten.<br />
Wie würden Sie das neue<br />
Boot charakterisieren?<br />
Es handelt sich um eine<br />
maßgeschneiderte Konstruktion<br />
zur Erfüllung<br />
<strong>militär</strong>ischer Kernkompetenzen.<br />
Mit seinem Jetantrieb, der Bugklappe,<br />
der hervorragenden Manövrierfähigkeit<br />
und dem geringen Tiefgang<br />
schließt es eine Lücke bei unseren Wasserfahrzeugen<br />
und ist perfekt für Hilfsund<br />
Unterstützungseinsätze geeignet.<br />
FOTO : B U N D E S H E E R<br />
MANÖVRIERBARKEIT<br />
Aufgrund seiner Bauweise und des Jetantriebs<br />
hat das Arbeitsboot sehr gute<br />
Fahreigenschaften bei allen möglichen<br />
Strömungsgeschwindigkeiten oder<br />
Witterungsverhältnissen. Das Boot ist<br />
dabei einfach zu steuern, bleibt auch<br />
bei hoher Geschwindigkeit stabil im<br />
Wasser und ist durch seine hohe<br />
Wendigkeit sicher zu manövrieren.<br />
FACTBOX<br />
Arbeits- und Transportboot<br />
Hersteller ÖSWAG Werft Linz AG<br />
Besatzung 2 Mann (Schiffsführer & Bugmann)<br />
Antrieb Steyr Marine Innenbord-Dieselmotor,<br />
Hamilton Jet Antrieb<br />
Leistung 196 kW (266 PS)<br />
Geschwindigkeit max. 70 km/h<br />
Eigengewicht 2.550 kg<br />
Zuladung max. 1.800 kg oder 12 Personen<br />
Verdrängung etwa 4,4 Tonnen<br />
Stationierung Pionierbataillone in Melk,<br />
Salzburg und Villach<br />
Wie werden die Boote eingesetzt?<br />
Zuletzt unterstützten Melker Pioniere<br />
damit die Arbeiten zum Einbau einer<br />
Strömungsturbine bei Ybbs/Persenbeug.<br />
Die Besatzungen mussten dabei<br />
die Unterwasser-Montage-Konstruktion<br />
positionieren und die Rahmenbedingungen<br />
sicherstellen. Dabei konnten<br />
wir wichtige Erfahrungen bezüglich der<br />
Fahreigenschaften und der Ladungssicherung<br />
sammeln. Im November nehmen<br />
wir mit den Booten an der Übung<br />
„Netzwerk <strong>2014</strong>“ teil.<br />
Wie wird man Kapitän?<br />
Voraussetzung für die Bedienung des<br />
Bootes ist die abgeschlossene Wasserfahrbefugnis<br />
Klasse II. Die Schulung<br />
am Arbeitsboot gliedert sich dann in<br />
zwei Abschnitte: den praktischen Fahrbetrieb<br />
und die technische Ausbildung<br />
an den Geräten.<br />
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GLOCK<br />
Safe Action ® Pistols<br />
www.glock.com