DAS ECHO | Sommer 2006 - Ferrostaal
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AUSGABE SOMMER <strong>2006</strong><br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong><br />
<strong>DAS</strong> MAGAZIN DER MAN FERROSTAAL GRUPPE
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Die Entwicklung der weltweiten Märkte hat in den vergangenen<br />
Jahren erheblich an Geschwindigkeit gewonnen. MAN möchte die<br />
Marktentwicklung aktiv mitgestalten. Einen wichtigen Teil dabei<br />
übernimmt MAN <strong>Ferrostaal</strong>: Wir werden die Internationalisierung<br />
des MAN Konzerns weiterhin stark vorantreiben.<br />
Unser Unternehmen hat traditionell eine starke internationale<br />
Präsenz. Wir sind in mehr als 60 Ländern weltweit vertreten, knapp<br />
die Hälfte unserer Mitarbeiter ist in den Tochtergesellschaften und<br />
Büros außerhalb Deutschlands beschäftigt. Diese globale Aufstellung<br />
wollen wir in Zukunft nutzen, um die Produkte der MAN<br />
und ihrer Teilkonzerne Kunden in aller Welt noch systematischer<br />
zur Verfügung zu stellen. Auch und besonders in Ländern, in denen<br />
der Zugang zu MAN Produkten heute nur schwer oder noch nicht<br />
möglich ist.<br />
Mit dieser Service- und Vertriebsplattform des MAN Konzerns<br />
intensivieren und systematisieren wir Aktivitäten, die die MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> zum Teil schon seit vielen Jahren wahrgenommen hat –<br />
bisher jedoch immer nur punktuell. Mit MAN Diesel arbeiten wir<br />
bereits seit vielen Jahren in ausgewählten Projekten zusammen: bei<br />
Kraftwerken und kommerziellen Schiffen. Für MAN Turbo unterhalten<br />
wir Vertretungen in 20 Ländern. Vereinzelt haben wir auch<br />
den Vertrieb von MAN Bussen übernommen.<br />
Den Vertrieb und Service von MAN Nutzfahrzeugen, Dieselmotoren<br />
und Turbomaschinen möchten wir zukünftig auf noch breiterer<br />
Basis durchführen. Schwerpunkte werden wir dabei auf die<br />
Regionen Südamerika, Nah- und Mittelost und Südostasien legen.<br />
Konkrete Beispiele dafür finden Sie in diesem Heft.<br />
Eng damit verbunden ist auch unsere Offset-Kompetenz, die wir<br />
künftig stärker für Konzernprojekte nutzen wollen. Überall dort, wo<br />
der MAN Konzern mit staatlichen Auftraggebern zusammenarbeitet,<br />
können wir Gegengeschäftsverpflichtungen, die häufig Teil dieser<br />
Aufträge sind, abarbeiten. Das Know-how für diese Dienstleistung,<br />
über das nur wenige Unternehmen verfügen, werden wir sowohl<br />
innerhalb des Konzerns wie auch außerhalb anbieten. Ein aktuelles<br />
Beispiel dafür finden Sie ebenfalls in dieser Echo-Ausgabe.<br />
Ihr<br />
Matthias Mitscherlich<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 3<br />
editorial<br />
Dr. jur. Matthias Mitscherlich,<br />
Vorsitzender des Vorstandes der<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG
4<br />
inhalt<br />
22<br />
14<br />
50<br />
42<br />
standards<br />
03 EDITORIAL<br />
04 INHALTV<br />
61 MESSEKALENDER<br />
61 IMPRESSUM<br />
61 LESERSERVICE
forum<br />
6 DREHSCHEIBE DER MAN<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> bündelt Konzernaktivitäten, um<br />
systematisch Marktpotenziale zu erschließen.<br />
14 „WIR BRINGEN SÜDAFRIKA EINE VERLOREN<br />
GEGANGENE INDUSTRIE ZURÜCK“<br />
Plattformen für Afrikas Öl- und Gasindustrie.<br />
projects & contracting<br />
18 GUTER START IM OMAN<br />
Das „Trinidad-Modell“ wird in den Oman transferiert.<br />
20 SAUBER UND EFFIZIENT<br />
Schlüsselfertiges Kraftwerksprojekt erstmals in<br />
Deutschland durchgeführt.<br />
22 ZELLSTOFF: EIN PRODUKT MIT ZUKUNFT<br />
Neue Impulse im Anlagenbau.<br />
26 ZWEITER FRÜHLING IN PERU<br />
Modernisierung eines Wasserkraftwerkes<br />
28 BEREIT ZUM ANBLASEN<br />
Neuer Hochofen für Arcelor-Mittal wird fertiggestellt.<br />
32 EISENERZPELLETS HEISS BEGEHRT<br />
Mauretanien bietet hohes Potential für MAN.<br />
34 SICHERHEIT AUF HOHER SEE<br />
Mit den sichersten Tankern der Welt bedient<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> die steigende Nachfrage nach<br />
Tankertonnage<br />
37 SCHIFFE AUS EIGENEM STAHL<br />
Bau eines Grobblechwalzwerkes in Vietnam.<br />
38 GIPS-BOOM IN ASIEN<br />
Produktionsanlagen für Gipskartonplatten<br />
40 EINSATZ IN DER WÜSTE<br />
Instandhaltung einer Erdgasanlage in Libyen<br />
services & logistics<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 5<br />
41 SIEBEN AUF EINEN STREICH<br />
Hightechmaschinen zur Produktion von Mehrschichtfolien<br />
42 BRAUNES GOLD AUS GHANA<br />
Investitionen in Kakaoverarbeitungsanlagen<br />
versprechen hohen Profit.<br />
44 GROSSFORMAT FÜR FÜHRENDES KOLUMBIANISCHES DRUCKHAUS<br />
Lateinamerika als starker Markt mit Perspektiven<br />
46 FÜR KLEINE AUFLAGEN UNSCHLAGBAR<br />
Technologischer Vorsprung durch ROLAND 500<br />
48 „WIR HELFEN PROFITBEL ZU WIRTSCHAFTEN“<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist der weltweit größte unabhängige<br />
Dienstleister in der Druckindustrie.<br />
finanzierung<br />
50 MODELL FÜR SÜDAMERIKA<br />
Auszeichnung für Finanzierung einer petrochemischen<br />
Anlage<br />
54 „WIR KOMBINIEREN FINANZIERUNG UND OPERATIVE<br />
VERANTWORTUNG“<br />
Finanzvorstand Jens Gesinn im Interview<br />
57 NIEDRIGERE ZINSEN BEI LIEFERANTENKREDITEN<br />
Einfach und günstig<br />
news<br />
58 KURZMELDUNGEN
6<br />
forum<br />
MAN FERROSTAAL HEBT SYNERGIEN IM MAN KONZERN<br />
DREHSCHEIBE DER MAN<br />
Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> baut derzeit eine Vertriebs- und Serviceplattform für den MAN Konzern auf. In Kooperation mit anderen<br />
MAN Teilkonzernen will das Unternehmen Kunden in aller Welt die Produkte des Konzerns leichter zugänglich machen – und bringt<br />
dazu sein internationales Vertriebs- und Servicenetzwerk und seine Finanzierungskompetenz ein.<br />
01
02<br />
„Der MAN Konzern hat phantastische Produkte. Aber in vielen<br />
Ländern haben die Kunden noch keinen Zugang dazu bekommen.<br />
Den wollen wir ihnen systematisch ermöglichen.“ So beschreibt<br />
Dr. Matthias Mitscherlich, CEO der MAN <strong>Ferrostaal</strong>, die wichtigste<br />
strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. Synergiepotenziale,<br />
über die der MAN Konzern verfügt, sollen damit<br />
erschlossen werden: Hochwertige Industrie-Produkte auf der<br />
einen Seite, Präsenz in vielen Ländern und solide Finanzierungsmöglichkeiten<br />
auf der anderen Seite – MAN <strong>Ferrostaal</strong> wird<br />
zukünftig beides systematisch zusammenbringen.<br />
„Wir werden unser internationales Vertriebs- und Servicenetzwerk<br />
nutzen, um in Kooperation mit anderen MAN Teilkonzernen weitere<br />
Marktpotenziale zu erschließen“, sagt Mitscherlich. „Vor allem in<br />
denjenigen Ländern, in denen wir über gute und langjährige<br />
Verbindungen verfügen.“ Dies ist insbesondere in Lateinamerika,<br />
Nah- und Mittelost und Südostasien der Fall.<br />
01. Nutzfahrzeuge: MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt Vertrieb und Service in<br />
ausgewählten Ländern Lateinamerikas und Südostasiens..<br />
02. Dieselmotoren: Mit MAN Diesel geht MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein Joint Venture<br />
zum Bau von Dieselkraftwerken ein.<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 7<br />
>>>Gute Ausgangsposition. MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet bereits seit<br />
vielen Jahren mit den anderen Konzerngesellschaften zusammen.<br />
In 20 europäischen und lateinamerikanischen Ländern unterhält<br />
das Unternehmen Vertretungen für MAN TURBO. Darüber hinaus<br />
verwendet es in seinen Großanlagen regelmäßig Turbinen und<br />
Kompressoren der Oberhausener Konzernschwester. Vertretungen<br />
für MAN Diesel unterhält MAN <strong>Ferrostaal</strong> beispielsweise<br />
in Chile, Mexiko, Venezuela, Peru, Kolumbien und Ecuador.<br />
Obwohl das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder<br />
sporadisch Nutzfahrzeuge von MAN verkauft hat, ist die tiefer<br />
gehende Zusammenarbeit mit MAN Nutzfahrzeuge noch relativ<br />
neu. Erst in den vergangenen beiden Jahren ist der MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
in Kooperation mit MAN Nutzfahrzeuge der Eintritt in den mexikanischen<br />
Busmarkt gelungen.<br />
„Vorrangig geht es uns darum, unsere gemeinsamen Aktivitäten<br />
im Konzern zu bündeln, zu systematisieren und auszubauen,“<br />
sagt Mitscherlich. „Das Geschäft, das wir mit Produkten von anderen<br />
MAN-Teilkonzernen machen, wollen wir von heute 300 Mio. Euro bis<br />
2010 auf über eine Milliarde Euro pro Jahr anheben.“ Verantwortet<br />
wird die neue Service- und Vertriebsplattform von Dr. Klaus Lesker,<br />
seit Mai <strong>2006</strong> im Vorstand der MAN <strong>Ferrostaal</strong>.
8<br />
forum<br />
01<br />
02<br />
01. Turbinen und Kompressoren: Für<br />
MAN Turbo unterhält MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
Vertretungen in 20 europäischen und<br />
lateinamerikanischen Ländern..<br />
02. Druckmaschinen: MAN <strong>Ferrostaal</strong> führt<br />
Vertrieb und Service von MAN Roland<br />
in der südlichen Hemisphäre durch.
Zusammenarbeit mit MAN Diesel. Ein wichtiger Baustein der MAN<br />
Vertriebs- und Serviceplattform ist ein Joint Venture mit MAN<br />
Diesel, das noch in diesem Jahr gegründet werden soll. Das<br />
gemeinsame Unternehmen wird sich auf den Bau und Vertrieb<br />
von Diesel-Kraftwerken konzentrieren. Als Generalunternehmer<br />
im Großanlagenbau entwickelt und erstellt MAN <strong>Ferrostaal</strong> seit<br />
vielen Jahren Kraftwerke auf Basis von Gas- und Dampfturbinen<br />
im oberen Leistungsbereich. Das neue Joint Venture soll dazu<br />
beitragen, die Stärken der beiden Teilkonzerne – Produkt, internationale<br />
Vertriebsorganisation mit Projektentwicklungskompetenz<br />
und Projektmanagement – systematisch für die Erschließung<br />
neuer Märkte in diesem Bereich zu nutzen. Langfristiges Ziel des<br />
Joint Venture ist es, eine führende Marktposition bei stationären<br />
Dieselkraftwerken zu erreichen.<br />
>>>Im Ausland stark. Eine tragende Säule der neuen MAN<br />
Vertriebs- und Serviceplattform ist die starke internationale<br />
Präsenz der MAN <strong>Ferrostaal</strong>. „Wir sind mit Gesellschaften in<br />
60 Ländern vertreten, 40 Prozent unserer Mitarbeiter arbeiten<br />
im Ausland,“ sagt Mitscherlich. „Natürlich wollen wir unsere<br />
Geschäftsbeziehungen insbesondere in denjenigen Ländern einsetzen,<br />
in denen die anderen MAN-Gesellschaften nicht mit einer<br />
eigenen Auslandsorganisation vertreten sind.“<br />
Im Zusammenhang mit der neuen MAN Vertriebs- und<br />
Serviceplattform steht auch der Aufbau neuer MAN-Häuser, unter<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 9<br />
anderem in Peking, Dubai und Teheran, für die MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
verantwortlich ist. Die MAN-Häuser sollen den breiteren<br />
Markteinstieg mit MAN Konzernprodukten in den entsprechenden<br />
Regionen vorbereiten. Das MAN Haus in Dubai wird Anfang<br />
2007 eröffnet, die MAN Häuser in Peking und Teheran danach.<br />
>>>Vorreiter Grupo MAN en México. Die Tochtergesellschaft der MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> México vertritt alle Teilkonzerne der MAN in dem mittelamerikanischen<br />
Land: MAN Nutzfahrzeuge, MAN Diesel und<br />
MAN TURBO. Auch das Druckmaschinen-Geschäft von MAN<br />
Roland wird von MAN <strong>Ferrostaal</strong> México wahrgenommen. Stefan<br />
Deuster, Leiter der Tochtergesellschaft, spricht deshalb von der<br />
Grupo MAN en México: „Unser Handelsvolumen mit den<br />
Konzernprodukten betrug 2005 rund 135 Millionen Euro, wobei<br />
für den Nutzfahrzeugsektor das größte Wachstumspotential<br />
besteht. Bis 2010 soll der Umsatz in diesem Bereich auf etwa<br />
250 Millionen Euro steigen.“<br />
Seit 1904 ist die MAN – damals noch als Gutehoffnungshütte – im<br />
Land vertreten. Wichtige Projekte der MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Mexiko<br />
waren Transport- und Infrastrukturprojekte wie der Bau von
10<br />
forum<br />
01 02 03<br />
04<br />
01. MAN <strong>Ferrostaal</strong> México<br />
beschäftigt fast nur mexikanische<br />
Mitarbeiter.<br />
02. Stefan Deuster, Leiter der<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> México.<br />
03. Stefan Deuster über seine<br />
Mitarbeiter in der Bus-<br />
Produktion: „Ohne ihren<br />
enormen Einsatz wäre unser<br />
Erfolg nicht möglich.“<br />
04. Produktionsstätte in<br />
Qurétaro: Hier werden die<br />
Busse für den mexikanischen<br />
Markt montiert.
Leichtzügen in Mexico City, Monterrey und Guadalajara und die<br />
Errichtung von Anlagen für die Stahlindustrie. Später kamen<br />
Aktivitäten im Energie-, Maschinen- und Druckbereich dazu. Ein<br />
prominentes Projekt ist seit fünf Jahren die Lieferung von<br />
Kompressoranlagen von MAN TURBO, die bei der Ölförderung im<br />
Golf von Mexiko eingesetzt werden: Dabei wird Stickstoff in die<br />
Öl- und Gasfelder eingepresst, um das Öl und Erdgas leichter<br />
fördern zu können.<br />
>>>Einstieg ins Nutzfahrzeuggeschäft. Seit 2004 ist MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
Mexico auch im Bereich Montage und Vertrieb von MAN<br />
Nutzfahrzeugen aktiv. Mittlerweile hat die mexikanische MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong>-Tochter die Generalvertretung für MAN Nutzfahrzeuge<br />
übernommen. Das Unternehmen ist damit für Vertrieb,<br />
Ersatzteilversorgung und Service von LKWs und Bussen in Mexiko<br />
verantwortlich. Deuster: „Den Vertrieb und Service steuern wir<br />
von unseren bereits bestehenden Standorten in Mexico City,<br />
Querétaro und Guadalajara aus. Zusätzlich bauen wir in den kommenden<br />
eineinhalb Jahren das Vertriebs- und Servicenetzwerk auf<br />
landesweit 16 Stützpunkte aus und greifen dazu auch auf zertifizierte<br />
selbstständige Partner zurück.“<br />
Ausgangspunkt war die Montage von Bussen und Bus-Chassis,<br />
die MAN <strong>Ferrostaal</strong> 2004 in Querétaro aufgebaut und seitdem<br />
betrieben hat. Zukünftig werden die Busse unter der Regie von<br />
MAN Nutzfahrzeuge hergestellt und von MAN <strong>Ferrostaal</strong> vertrieben.<br />
Lkws werden bis auf weiteres als Teilesätze bzw. als Fertigprodukte<br />
importiert und im Land verkauft.<br />
„Nachdem wir den Markteintritt mit Bussen in Mexiko bereits<br />
2004 erreicht haben, befinden sich derzeit etwa 1000 MAN-<br />
Fahrzeuge im Land,“ sagt Deuster. „Die Nachfrage ist aufgrund der<br />
Gegebenheiten in Mexico hoch: Es gibt hier keine Eisenbahn.<br />
Deshalb wollen wir diese Zahl in den kommenden Jahren deutlich<br />
nach oben bringen. Bis 2010 streben wir ein Absatzziel von 1.000<br />
Bussen und 1.000 LKWs pro Jahr an. Langfristig wollen wir von<br />
Mexiko aus auch die Märkte anderer lateinamerikanischer Länder<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 11<br />
ZWEI JAHRE NACH DEM MARKT-<br />
EINTRITT BEFINDEN SICH BEREITS ÜBER<br />
1.000 MAN-FAHRZEUGE IM LAND<br />
erschließen.“ Die Voraussetzungen dafür sind gut. Das Unternehmen<br />
hält heute im oberen Segment bei Reisebusfahrgestellen<br />
einen Marktanteil von rund 40 Prozent der Neuzulassungen und<br />
ist damit bereits zwei Jahre nach Produktionsstart Marktführer in<br />
Mexiko. Anfang Juni eröffnete MAN <strong>Ferrostaal</strong> Mexico gemeinsam<br />
mit MAN Nutzfahrzeuge die neue Produktionsstätte in Querétaro,<br />
die eine Vervierfachung der Produktionskapazitäten zulässt.<br />
>>>MAN-Kunde par excellence. Das mittelständische mexikanische<br />
Druckerei-Unternehmen Papel, Cartón y Derivados (PCD) in Celaya,<br />
Mexiko, besteht seit 1997 und ist seitdem Kunde der MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> México – heute einer der wichtigsten. Das Unternehmen<br />
ist landesweit Marktführer im Bereich bedruckter Wellpappen und<br />
Flexo-Druck. Innerhalb kürzester Zeit hat sich PCD den Ruf sehr<br />
hoher Qualität und zuverlässiger Just-in-time-Lieferung erworben.<br />
Deshalb ist die Nachfrage nach PCD-Produkten hoch. Refugio<br />
Gonzalez, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, sieht<br />
die Chance, vom Mittelständler zum Großunternehmen im<br />
Bereich Offsetdruck zu wachsen. (Siehe Kasten „Nicht von Pappe“)<br />
Voraussetzung: PCD muss expandieren. Dies wiederum macht<br />
erhebliche Investitionen notwendig. Entsprechend verfolgt<br />
Gonzales einen ehrgeizigen Erweiterungsplan.<br />
Nachdem er bereits ein umfassendes Paket an Druckerei-<br />
Technologien mit maßgeschneiderter Kreditfinanzierung bei<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Auftrag gegeben hat, erweitert PCD seine heute<br />
schon 126 Lkws umfassende Flotte mit 20 TGA-Trucks von MAN.<br />
Verkauf und Abwicklung: MAN <strong>Ferrostaal</strong> Mexico. PCD wird damit
12<br />
forum<br />
01<br />
02 03<br />
der Pilot-Anwender von TGA Trucks in Mittelamerika. Zusätzlich<br />
plant Gonzalez, sein eigenes Papier herzustellen. Dazu wiederum<br />
braucht er viel Strom. Und den will er mit einem eigenen<br />
Dieselkraftwerk produzieren. Also benötigt Gonzales ein Dieselkraftwerk<br />
– am besten eines mit MAN Dieselmotoren. Verkauf und<br />
Abwicklung: MAN <strong>Ferrostaal</strong> México.<br />
>>>Finanzierungsleistungen machen’s möglich. Die umfangreiche<br />
Erweiterung fußt auf einer passenden Finanzierung. Aufgrund<br />
detaillierter Recherche und engem Kontakt mit PCD schaffte MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> eine Kredithistorie der PCD für Entscheider bei in- und<br />
ausländischen Kreditversicherungen und Banken. Verschiedene<br />
Kreditversicherungen waren von der Realisierung des breit gefächerten<br />
Druckerei-Paketes überzeugt. MAN <strong>Ferrostaal</strong> konzipierte<br />
eine maßgeschneiderte Kreditfinanzierung: ein „alles-aus-einer-<br />
Hand“-Paket, das die Bedarfe von PCD passgenau erfüllt.<br />
Daniel Reinhardt<br />
01. Bus-Produktion in Querétaro:<br />
Bis 2010 soll das Volumen auf<br />
1.000 Fahrzeuge pro Jahr angehoben<br />
werden.<br />
02. Das Verkehrsmittel Bus ist in<br />
Mexiko von zentraler Bedeutung.<br />
Nicht jeder hat einen Pkw und<br />
nachdem es keine Eisenbahn<br />
gibt, werden große Strecken<br />
zumeist mit dem Bus überbrückt.<br />
03. Der Lion’s Coach: Die Eigenmarke<br />
von MAN in Mexiko. Daneben<br />
werden zumeist Fahrgestelle<br />
für andere Aufbauhersteller produziert.
INTERVIEW<br />
NICHT VON PAPPE<br />
Gespräch mit Refugio Gonzales, Inhaber und Geschäftsführer<br />
des Verpackungsherstellers PCD in<br />
Mexico.<br />
Echo: Herr Gonzales, Sie haben PCD 1997 gegründet,<br />
heute sind Sie Marktführer für bedruckte Verpackungen<br />
in Mexiko. Wie schafft man das?<br />
Gonzales: Mein Vater hat mich aus seiner Firma rausgeworfen.<br />
Die hatte er gegründet, als ich 15 war. Mein<br />
Vater ist einfach sehr konservativ und ich war schon<br />
immer ein Revolutionär. Wir hatten ständig Streit. Und<br />
so habe ich 1997 meine eigene Firma aufgemacht. Ich<br />
stellte Produktverpackungen aus Wellpappe her. Nicht<br />
die braunen Schachteln, sondern richtig schicke und<br />
bunt bedruckte. Die gab es damals einfach nicht in<br />
Mexiko. Die Nachfrage danach war groß, deshalb rissen<br />
uns unsere Kunden die Sachen aus der Hand. Heute<br />
produzieren wir monatlich 8.000 Tonnen bedruckte<br />
Boxen – auf MAN-Maschinen.<br />
Sie haben also eine Nische entdeckt …<br />
Ja, aber das ist natürlich noch nicht alles. Worin wir<br />
uns stark vom Wettbewerb unterscheiden ist, dass wir<br />
unseren Kunden einen umfassenden Service rund um<br />
Verpackungen anbieten. Wir bringen die Boxen nicht<br />
nur just in sequence in die Werke unserer Kunden,<br />
sondern wir nehmen die fertig verpackten Produkte<br />
gleich wieder mit und bringen sie zu den Kunden<br />
unserer Kunden. Das kommt gut an, denn unsere<br />
Kunden können sich dann auf ihre Produkte konzentrieren<br />
und müssen sich nicht mit Logistik befassen.<br />
Das übernehmen wir.<br />
Dann betreiben Sie nicht nur Druckereien, sondern<br />
auch noch ein Logistik-Unternehmen.<br />
Korrekt. Oder vielmehr: nicht ganz. Unsere Logistikfirma<br />
wird von meiner Tochter Larissa geleitet. Das hat<br />
sich inzwischen verselbständigt. Wir transportieren<br />
nicht nur unsere eigenen Produkte und die unserer<br />
Kunden, sondern auch die Waren anderer Unternehmen<br />
– zum Beispiel auch Bus-Teile für die MAN-<br />
Busproduktion in Querétaro.<br />
Refugio Gonzales, Tochter Larissa.<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 13<br />
Das klingt nach Wachstum.<br />
Ja, wir sind 1997 gestartet, haben heute 1.300 Mitarbeiter<br />
und wachsen weiter. Derzeit mit zwischen 30<br />
und 50 Prozent pro Jahr.<br />
Wie ist so starkes Wachstum möglich?<br />
Wir reinvestieren jeden Centimo unseres Gewinns wieder<br />
in unsere Firma. Und unsere Kunden und Lieferanten<br />
sind zu Freunden geworden. Sie brauchen Freunde,<br />
wenn Sie eine Firma aufbauen wollen. Aber unser Markt<br />
wächst auch. Mit etwa sieben Prozent jährlich. Aber<br />
unser größter Wachstumsfaktor ist, dass wir nicht nur<br />
Boxen verkaufen, sondern komplette Dienstleistungen.<br />
Wo geht’s als nächstes hin?<br />
Wir wollen unser eigenes Papier produzieren. Dazu<br />
brauchen wir allerdings entsprechende Anlagen –<br />
übrigens auch ein Kraftwerk. Vielleicht arbeiten wir<br />
da ja auch wieder zusammen. Langfristig möchte ich<br />
nicht nur in Mexiko wachsen, sondern auch darüber<br />
hinaus. Hier sehe ich das größte Wachstumspotenzial.
14<br />
forum<br />
WERFTEN FÜR REPARATUR UND NEUBAU VON ÖL- UND GASPLATTFORMEN<br />
„WIR BRINGEN SÜDAFRIKA EINE VERLOREN<br />
GEGANGENE INDUSTRIE ZURÜCK“<br />
Über 100 Milliarden Barrel Öl lagern in Afrika, häufig in größeren Meerestiefen vor den Küsten. Bei Erdgas sind auf dem Kontinent<br />
Vorkommen von 500 Billionen Kubikfuß (150 Bill. Kubikmeter) nachgewiesen. In vielen afrikanischen Ländern sollen deshalb die<br />
Förderkapazitäten ausgebaut werden. Doch wer heute eine neue Plattform bauen lassen will, muss Wartezeiten bis zu sechs Jahren<br />
in Kauf nehmen.
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 15<br />
Die Öl- und Gaslagerstätten in Afrika machen etwa 10 Prozent der<br />
weltweiten bekannten Vorkommen aus. Angesichts steigender<br />
Ölpreise wird es immer wirtschaftlicher, Öl und Gas auch in<br />
größeren Tiefen vor der Westküste Afrikas zu fördern, wo heute<br />
nur verhältnismäßig wenig oder gar nicht gefördert wird. Die<br />
großen Ölkonzerne jedenfalls haben Afrika längst entdeckt. Dank<br />
ausgereifter Technik ist der Betrieb von Offshore-Plattformen und<br />
die Förderung aus größeren Tiefen ohnehin kein Problem.<br />
Was fehlt, sind Förderplattformen. Angesichts der stark steigenden<br />
Nachfrage nach Öl sind alle Hersteller von Plattformen auf<br />
Jahre hin ausgebucht. „Wenn Sie sich heute als Ölgesellschaft eine<br />
Öl- oder Gasplattform bauen lassen wollen, müssen Sie bis zu<br />
sechs Jahre darauf warten,“ sagt Horst Weretecki, bei MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> verantwortlich für Offset. Bei der Förderung an den<br />
Küsten Afrikas kommt hinzu, dass jede neue Plattform über<br />
tausende von Kilometern mit Schleppern dort hingezogen werden<br />
muss. Werften für Öl- und Gasplattformen gibt es in Afrika derzeit<br />
nicht.<br />
Bei existierenden Plattformen sieht es nicht besser aus, sagt<br />
Weretecki: „Wenn eine Ölfirma, die an der westafrikanischen Küste<br />
fördert, eine größere Plattform zur Wartung bringen will, dann<br />
muss sie sie nach Europa, in die USA, nach Dubai oder Singapur<br />
ziehen und das dort erledigen lassen. In Afrika gibt es derzeit kein<br />
Unternehmen, das so etwas kann.“ Das sind im besten Fall 8.000<br />
Kilometer, im schlechtesten 16.000. Je nachdem, wo auf der Welt<br />
gerade Kapazitäten frei sind. „Aber nachdem auch hier die<br />
Werften ausgebucht sind, kann man froh sein, wenn man überhaupt<br />
einen freien Wartungsplatz bekommt. Das tut weh. Für<br />
jeden Tag, den so eine Plattform nicht fördert, müssen Sie etwa<br />
400.000 bis 500.000 US-Dollar an Mietausfallkosten rechnen.“<br />
Deshalb bringt MAN <strong>Ferrostaal</strong> gerade ein Projekt ins Laufen, das<br />
hier Abhilfe schaffen soll.<br />
In Südafrika sind die Voraussetzungen gut, um eine Industrie für<br />
den Bau und die Wartung von Ölplattformen aufzubauen. Alle<br />
wichtigen Partner für solch ein Projekt sind im Land gut verankert:<br />
Werften, die sich auf den Neubau von Schiffen konzentrieren,<br />
andere, die Schiffsreparaturen betreiben; Unternehmen aus der<br />
Öl- und Gasindustrie, Firmen, die technische Ausstattungen<br />
für Plattformen liefern bzw. warten können, Hoch- und<br />
Tiefbauunternehmen für die Infrastruktur an den Hafenanlagen.<br />
Partner für die Finanzierung gibt es im Land ebenfalls. Nicht
16<br />
forum<br />
01<br />
zuletzt sind die südafrikanische Regierung und die Behörden des<br />
Landes offen für ein solches Projekt. MAN <strong>Ferrostaal</strong> bringt sie<br />
derzeit alle zusammen.<br />
„Ironischerweise gab es in Südafrika vor 15 Jahren mal eine Werft,<br />
die eine große Gasplattform gebaut hat. Die Plattform ist heute<br />
noch in Betrieb in der Mossel Field Bay an der Ostküste<br />
Südafrikas. Mossgas, der Betreiber, war davon ausgegangen, dass<br />
sich außer in Mossel Field noch weitere Gasvorkommen in der<br />
Region befinden. Das hat sich aber nicht bewahrheitet,“ sagt<br />
Weretecki. Deshalb wurde die Werft nach dem Bau der ersten<br />
Plattform nicht weiter betrieben. „Heute bringen wir Südafrika<br />
eine verloren gegangene Industrie zurück.“<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet an zwei unterschiedlichen Projekten: In<br />
Saldanha Bay an der Ostküste entsteht eine Werft für den Umund<br />
Neubau von Offshore-Plattformen, in Kapstadt wird ein<br />
Service- und Reparaturzentrum für die Wartung von Plattformen<br />
gebaut. Neben MAN <strong>Ferrostaal</strong> und dem lokalen Projektentwickler<br />
Atlantis Marine Projects beteiligen sich nationale und interna-<br />
tionale Gesellschaften an der Finanzierung: die Deutsche<br />
Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und die<br />
Industrial Development Corporation of South Africa.<br />
Die Aufgabe, die MAN <strong>Ferrostaal</strong> bei diesen Projekten übernimmt,<br />
besteht neben der Projektentwicklung darin, als Generalunternehmer<br />
den Aufbau der beiden Werften zu steuern und diese<br />
anschließend der lokalen Industrie zur Verfügung zu stellen. Im<br />
Wesentlichen geht es dabei darum, verschiedene Unternehmen,<br />
die Leistungspakete bei den Projekten übernehmen, und die an<br />
verschiedenen Stellen im Land ansässig sind, in einer operativen<br />
Betreibergesellschaft zusammenzubringen. Die fünf wichtigsten<br />
Partner auf der technischen Seite sind Grinaker, DCD Dobyle<br />
Engineering, DCD Dorbyle Marine, Globe Engineering und SA Five<br />
Engineering.<br />
Direkt und indirekt investieren MAN <strong>Ferrostaal</strong> und ihre Partner<br />
rund 1,7 Milliarden Rand (160 Mio. Euro) in die beiden Projekte.<br />
Für die Regionen Western Cape und Saldanha Bay bringt dies<br />
einen wirtschaftlich wichtigen Schub: Insgesamt werden dabei
über 12.000 neue Arbeitsplätze entstehen, 1.500 davon direkt bei<br />
den beiden Werften, die übrigen im Umfeld.<br />
Für die südafrikanische Regierung bekommt das Projekt damit<br />
eine hohe Relevanz, denn die geschätzte Arbeitslosenquote liegt<br />
landesweit bei etwa 30 Prozent. Dies ist auch der Hintergrund, vor<br />
dem das Projekt von den Behörden mit offenen Armen empfangen<br />
wird. Die geplanten Investitionen sind gut geeignet, um die<br />
südafrikanische Wirtschaft zu unterstützen und die Armut weiter<br />
zurückzudrängen. MAN <strong>Ferrostaal</strong> baut mit dem Projekt Offset-<br />
Verpflichtungen ab, die das Unternehmen aus dem Verkauf von<br />
U-Booten vor acht Jahren übernommen hat.<br />
Brian Blackbeard, Managing Director von Atlantis Marine Projects,<br />
sagte bei der offiziellen Bekanntgabe des Projektes auf der Messe<br />
Oil Africa im März, die neu zu erschließenden Ölfelder an der<br />
afrikanischen Westküste brächten einen steigenden Bedarf an<br />
Plattformen und an Wartung für die bereits bestehenden<br />
Förderanlagen mit sich. Weil die existierenden Werften in Europa,<br />
Asien und Nordamerika mehr als ausgebucht sind, erwartet er,<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 17<br />
02 03<br />
dass es für die beiden neuen Werften in Südafrika sofort Aufträge<br />
gibt. Er rechnet anfänglich mit einem jährlichen Umsatzvolumen<br />
von rund 840 Millionen Rand (90 Mio. Euro). Die Fertigstellung ist<br />
für 2007 vorgesehen.<br />
Auch die langfristigen Aussichten für das Projekt sind gut: Die<br />
Vereinigten Staaten wollen vor dem Hintergrund der Spannungen<br />
im Mittleren Osten ihre Öleinfuhr aus dieser Region bis 2025 um<br />
75 Prozent reduzieren. Umgekehrt sind US-amerikanische Firmen<br />
im Augenblick dabei, ihre Lieferbeziehungen beim Einkauf von Öl<br />
weltweit zu diversifizieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf<br />
Afrika: Die amerikanischen Ölimporte aus dem schwarzen<br />
Kontinent sollen in den kommenden 10 Jahren von heute<br />
16 Prozent auf 25 Prozent steigen. Entsprechend hoch sind<br />
Investitionen, die in diesem Sektor erforderlich sind. Experten<br />
rechnen damit, dass amerikanische Ölfirmen kurz- und mittelfristig<br />
ca. 10 Milliarden US-Dollar in die afrikanische Ölwirtschaft<br />
investieren.<br />
Daniel Reinhardt<br />
01. Das A Berth im Hafen von Kapstadt:<br />
Hier soll eine Reparatur- und Service-<br />
Zentrum für Plattformen entstehen.<br />
02. Illustration des geplanten Reparatur- und<br />
Service-Zentrums.<br />
03. Der Transport eines Plattform-Aufbaus<br />
ist teuer.
18<br />
projects & contracting<br />
01<br />
METHANOLANLAGE IM OMAN<br />
GUTER START IM OMAN<br />
PROJEKTDATEN MO3000<br />
Projektgesellschaft: Oman Methanol Company LLC (OMC)<br />
Eigentümer:<br />
>> 50 % MHIL (Methanol Holdings International Ltd.)<br />
>> 30 % OMHC (Oman Methanol Holdings Company Ltd.)<br />
>> 20 % FMIL (MAN <strong>Ferrostaal</strong> Methanol International Ltd.)<br />
Anlagenkapazität: 3.000 Tonnen/Tag (1.050.000 Tonnen/Jahr)<br />
Verfahren/Lizenz: Johnsson Matthey/PLC<br />
Niederdruckmethanolsyntheseverfahren<br />
Hauptanlagenteile:<br />
>> Prozess-Einheit<br />
>> Betriebsmittelanlagen<br />
>> Methanoltanks<br />
>> Gebäude<br />
>> Erdgasmessstation<br />
Die Arbeiten für die erste Methanolanlage (M03000) im Oman<br />
laufen auf Hochtouren: MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist für das Engineering<br />
und die Beschaffung des 523 Millionen-US-Dollar-Projektes verantwortlich.<br />
Die fertige MO3000-Anlage im Oman soll, wenn sie<br />
fertig gestellt ist, über 1 Millionen Tonnen Methanol pro Jahr<br />
produzieren. Engineering, Beschaffung, Bau und Montage laufen<br />
genau nach Plan. Nach der Unterzeichnung der Finanzierungsverträge<br />
und Inkraftsetzung der Projektverträge im März 2005<br />
begann die heiße Phase der Beschaffung lieferkritischer Ausrüstungsteile<br />
für die Anlage. Die Voraussetzung für die pünktlichen<br />
Bestellungen war der vorzeitige Beginn des Engineerings<br />
durch das japanische Engineering Unternehmen Toyo.<br />
Im Einzelnen sind folgende Fortschritte im Frühsommer <strong>2006</strong> zu<br />
verzeichnen: Fertigstellung der Gebäude zu 80 Prozent, der<br />
Straßen zu 90 Prozent und der Fundamente für den Reformer,<br />
den Abhitzekessel, den Reaktor und die Raffinierkolonne zu<br />
100 Prozent. Die Installation der Hauptrohrbrücke sowie die<br />
Montage der Methanollager- und Wassertanks sind abgeschlossen.<br />
Die mechanische Fertigstellung der Anlage soll Anfang des<br />
3. Quartals 2007 erfolgen.
TRINIDAD-MODELL IN DEN OMAN ÜBERTRAGEN<br />
Der Oman bietet ausgezeichnete Vorraussetzungen für den Bau<br />
einer Methanolanlage: Ein gutes Investitionsklima, eine hervorragende<br />
Infrastruktur sowie Erdgas. Lokale Partner mit hohem<br />
Interesse an Investitionen in die Petrochemie gibt es im Sultanat<br />
ebenfalls. Hinter der Projektgesellschaft Oman Methanol Company<br />
stehen drei starke Partner: Die Methanol Holdings (Trinidad)<br />
Limited – der Eigentümer der Anlagen in Trinidad –, die omanische<br />
OMZEST-Gruppe und die MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG. Wie die Anlagen in<br />
Trinidad wird auch dieses Projekt weitestgehend durch HERMESgedeckte<br />
KfW-Kredite finanziert.<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist für den Offshore-Anteil des Projektes, Ingenieurleistungen<br />
und Einkauf für die Gesamtanlage verantwortlich. Der<br />
Onshore-Anteil, das sind im Wesentlichen die lokalen Bau- und<br />
Montageleistungen, werden von dem omanischen Unternehmen<br />
Oman Proman Contracting & Trading LLC (OPCT) durchgeführt.<br />
Zielmarkt des Methanols aus dem Oman ist die chemische<br />
Industrie in Europa und Asien.<br />
Holger Lexius<br />
02<br />
03<br />
01. Dienstleistungsgebäude,<br />
eine Hauptrohrbrücke und<br />
zwei Wassertanks für die<br />
MO3000-Anlage<br />
02. Das Verwaltungsgebäude.<br />
03. Schweißarbeiten an einem<br />
Wassertank.<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 19<br />
<strong>DAS</strong> TRINIDAD-MODELL<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> und ihre Partner haben sich in den vergangenen<br />
15 Jahren zum zweitgrößten Produzenten von Methanol<br />
mit einem Produktionsvolumen von über 4 Millionen Tonnen pro<br />
Jahr entwickelt. Das Unternehmen ist an fünf Methanolanlagen<br />
in Trinidad beteiligt, von denen sie vier als Generalunternehmer<br />
errichtet hat.<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> entwickelte vor einigen Jahren ein neues Finanzierungsmodell,<br />
bei dem das Unternehmen selbst Anteile am<br />
Eigenkapital und damit Investitionsrisiken übernahm. Zentraler<br />
Teil des Konzeptes ist, dass MAN <strong>Ferrostaal</strong> alle Teile der Wertschöpfungskette,<br />
von der Verarbeitung des Methanols über den<br />
Transport bis hin zur Vermarktung des Produkts, mitgestaltet.<br />
Im Jahr 2000 begann MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit den Planungen für<br />
die weltgrößte Methanolanlage M5000, ebenfalls auf Trinidad.<br />
Das dazu erforderliche Eigenkapital wurde aus dem Cashflow<br />
der bereits bestehenden Methanolanlagen finanziert. Gleichzeitig<br />
stellten die Vermögenswerte der weitestgehend schuldenfreien<br />
„Alt-Anlagen“ eine zusätzliche Sicherheit für die Fremdfinanzierung<br />
der neuen M5000-Anlage dar. Diese so genannte<br />
strukturierte Projektfinanzierung ist eine Kombination aus<br />
Elementen der Projektfinanzierung und der klassischen<br />
Unternehmensfinanzierung.<br />
Das Modell der Eigenbeteiligung des Generalunternehmers<br />
hatte sich beim Bau der vier Anlagen in Trinidad für den Kunden<br />
als vorteilhaft herausgestellt: Alle Anlagen wurden vor dem vereinbaren<br />
Termin und innerhalb des vorgesehenen Budgets fertig<br />
gestellt. Ebenso erreichen oder übertreffen alle Anlagen die<br />
vereinbarten Kapazitäten und produzieren spezifikationsgerecht<br />
mit sehr hoher Verfügbarkeit. Mit diesem Geschäftsmodell<br />
veränderte MAN <strong>Ferrostaal</strong> die Rolle des Generalunternehmers<br />
im Großanlagenbau: Die Ausrichtung bezieht sich nicht nur auf<br />
die schlüsselfertige Übergabe, sondern auch auf alle anderen<br />
Elemente, die für den Erfolg der Anlage entscheidend sind.<br />
METHANOL<br />
Der Markt für Methanol hat sich in den vergangenen Jahren<br />
stabil entwickelt. Während der Preis pro Tonne Methanol Anfang<br />
2002 noch bei 125 Euro lag, bewegt er sich derzeit aufgrund<br />
von Anlagenstilllegungen in den USA und Europa bei über<br />
250 Euro. Methanol kann als umweltfreundlicher Kraftstoff verwendet<br />
werden wie auch als Ausgangsstoff für die Weiterverarbeitung<br />
in der chemischen Industrie. So findet man Methanol in<br />
Kunststoffen, synthetischen Textilien, Farben, Beschichtungen<br />
und vielen anderen chemischen Produkten wieder. Methanol ist<br />
bei normalen Temperaturen und atmosphärischem Druck flüssig<br />
und kann daher per Schiff und per Lkw kostengünstig über<br />
große Strecken transportiert werden.
20<br />
projects & contracting<br />
HEIZKRAFTWERK IN WUPPERTAL MODERNISIERT<br />
SAUBER<br />
UND EFFIZIENT<br />
Die Modernisierung des Heizkraftwerk (HKW) Barmen war das<br />
erste schlüsselfertige Kraftwerksprojekt für MAN <strong>Ferrostaal</strong> in<br />
Deutschland. Der neue 60 Megawatt-Block 1 des HKW Barmen,<br />
der seit kurzem in Betrieb ist, wurde nach dem Prinzip der<br />
Kraft-Wärme-Kopplung gebaut und ist damit besonders effizient<br />
und sauber.<br />
Mit dem modernisierten Block 1 des Heizkraftwerks Wuppertal<br />
versorgen die Wuppertaler Stadtwerke seit kurzem die Stadt und<br />
das Umland mit Strom und Fernwärme. Für die Umwelt lohnt sich<br />
die Modernisierung. Die neue Anlage arbeitet nicht nur effizienter<br />
als die alte, sie reduziert auch die CO2-Emission um 200.ooo Tonnen<br />
pro Jahr und senkt den Ausstoß an Stickoxiden und Kohlenmonoxid<br />
auf 50 Prozent.<br />
In einer modernen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) wie im<br />
HKW Barmen wird mit Hilfe von Gasturbinen Strom erzeugt. Die<br />
heißen Abgase der Turbinen werden auf je einen Abhitze-Kessel<br />
geleitet, in dem Dampf erzeugt wird. Dieser Dampf treibt eine<br />
nachgeschaltete Dampfturbine an, in der ebenfalls Strom erzeugt<br />
wird und darüber hinaus noch Dampf zur Versorgung der Fernwärme<br />
ausgekoppelt wird.<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> war als Generalunternehmer verantwortlich<br />
für die schlüsselfertige Planung, Ausführung der Bauarbeiten,<br />
Beschaffung, Lieferung und Inbetriebnahme des Gas- und Dampfkraftwerkes.
Die neue 60 MW-Block 1 des Heizkraftwerk Wuppertal-Barmen verringert den Ausstoß<br />
von Luftschadstoffen um mehr als 50 Prozent.<br />
Die beengte Lage des Kraftwerksstandortes im Wuppertaler<br />
Stadtteil Barmen zwischen der Wupper und der ICE-Trasse Köln-<br />
Hannover stellte besondere Anforderungen an das Projekt: Das<br />
bestehende Kraftwerk liegt inmitten eines dicht besiedelten<br />
Wohngebiets. Das neue Kraftwerk wurde in den teils entkernten<br />
Gebäuden der bestehenden und während der Bauzeit weiter<br />
betriebenen Anlage unter sehr beengten Platzverhältnissen<br />
gebaut und an Teile der bestehenden Anlage angebunden.<br />
Der Bauablauf erfolgte nach einem sehr ehrgeizigen Zeitplan<br />
innerhalb von 17 Monaten. Dadurch konnte für die zeitintensive<br />
Phase vom erstmaligen Hochfahren der Gasturbine, Inbetriebnahme<br />
sämtlicher Komponenten, Funktionstest bis zur Optimierung<br />
ein Zeitpuffer aufgebaut werden. Der vereinbarte und<br />
aufgrund des KWK-Gesetzes (Kraft-Wärme-Kopplung) geforderte<br />
Fertigstellungstermin bis Ende 2005 blieb deshalb stets gesichert.<br />
Der vereinbarte Zeitrahmen von der Vertragsunterschrift bis zur<br />
kommerziellen Nutzung betrug 22 Monate. Bereits im Dezember<br />
2004 erfolgte die Abnahme für die Phase 1 des Projektes, die<br />
Einbindung der existierenden Dampfturbine DT 23 in die neue<br />
Elektro- und Leittechnik. Im Dezember 2004 und Januar 2005<br />
wurden Gasturbinen, Generatoren und Kesselmodule für die<br />
Montage geliefert. Im Juni 2005 wurde die erste Gasturbine<br />
hochgefahren und im Dezember 2005 nahmen die Wuppertaler<br />
Stadtwerke die komplette Anlage ab.<br />
Helmut Wolff<br />
LIEFER- UND LEISTUNGSUMFANG<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 21<br />
>> Zwei Gasturbinen der 30 MW Klasse von Hitachi, Japan,<br />
einschließlich Generatoren und zwei Abhitzekesseln von<br />
Innovative Steam Technology (IST), Kanada<br />
>> Komplette Elektro- und Leittechnik<br />
>> Verrohrung des Wasser/Dampf-Kreislaufes inklusive<br />
Pumpen und Wärmetauscher<br />
>> Installation aller erforderlichen Hilfssysteme wie<br />
Kühlwasserversorgung, Luftansaugung, Brandschutzeinrichtungen,<br />
Heizung/Klimatisierung/Lüftung<br />
>> Sämtliche erforderlichen Hoch- und Tiefbauleistungen<br />
>> Erstellung des architektonischen Konzeptes<br />
>> Auslegung der gesamten Verfahrenstechnik<br />
>> Detailengineering<br />
>> Auswahl aller Anlagenkomponenten<br />
>> Konfiguration der Elektro-, Leit- und Sicherheitstechnik<br />
>> Bauleistungen für den Anbau des neuen Kesselhauses,<br />
Fundamentplatten für Kessel und Gasturbinen<br />
>> Koordination und Bauleitung<br />
>> Montage aller Komponenten<br />
>> Inbetriebnahme und Probebetrieb<br />
>> Dokumentation und Schulung
22<br />
projects & contracting
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 23<br />
MAN FERROSTAAL ÜBERNIMMT GESCHÄFTSBEREICH „PULP AND PAPER“ VON RWE<br />
ZELLSTOFF: EIN PRODUKT MIT ZUKUNFT<br />
Im April <strong>2006</strong> hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> den Geschäftsbereich Zellstoff und Papier der RWE Industrielösungen GmbH mit 25 Mitarbeitern<br />
übernommen und gibt damit dem Anlagenbau im Haus einen weiteren Impuls.<br />
Zellstoff ist neben Altpapier der wichtigste Rohstoff für Papier.<br />
Der Bedarf wächst um etwa fünf Millionen Tonnen pro Jahr.<br />
Geeignete Standorte für neue Anlagen befinden sich in Lateinamerika<br />
und Südostasien – Märkte, in denen MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
traditionell stark vertreten ist. Für den Bau derartiger Anlagen<br />
kommen nur wenige Anbieter weltweit in Frage, MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
nicht zuletzt wegen des soliden finanziellen Hintergrunds und<br />
aufgrund der Erfahrung in der Projektfinanzierung.<br />
LANGJÄHRIGE ZUSAMMENARBEIT<br />
Von RWE hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> im April <strong>2006</strong> deshalb den<br />
Geschäftsbereich „Pulp and Paper“ (Zellstoff und Papier) übernommen.<br />
Bei der Übernahme gingen außer den 25 RWE Mitarbeitern<br />
auch Know-how, Referenzen und Projekte über, sowie Vertriebsbüros<br />
in Thailand und Vietnam. MAN <strong>Ferrostaal</strong> kann sich zusätzlich<br />
auf die KSH Solutions Inc., Montreal, stützen, eine auf Zellstoff<br />
und Papier spezialisierte Engineeringgesellschaft in Kanada, die<br />
ebenfalls zu RWE gehörte und jetzt im wesentlichen auf das<br />
Management übergegangen ist. Mit KSH hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine<br />
langfristige, exklusive Zusammenarbeit vereinbart.<br />
Der Start der MAN <strong>Ferrostaal</strong> in dieses Geschäft trifft auf günstige<br />
Rahmenbedingungen. Das weltweite Wachstum hat eine starke<br />
Rohstoff Holz, Zellstoffanlage Stendal (Deutschland), fertig verpackter Zellstoff<br />
globale Nachfrage nach Zellstoff zur Folge: Um diese zu decken,<br />
müssen jährlich ein bis zwei neue große Anlagen in Produktion<br />
gehen.<br />
Der weltweite Verbrauch von Papierprodukten wächst jährlich um<br />
ca. zwei bis drei Prozent – am stärksten in Asien (China, Indien,<br />
ASEAN Staaten). Damit einher geht eine steigende Nachfrage nach<br />
Zellstoff als dem Rohstoff für Papiere aller Art, ebenso mit<br />
ca. 2,5 Prozent Wachstum jährlich. Die Nachfrage nach frischem<br />
Zellstoff steigt weltweit jährlich um rund 10 Millionen Tonnen<br />
(2005: 230 Millionen Tonnen). Ein stark steigender Teil des<br />
jährlichen Zuwachses entfällt auf „Marktzellstoff,“ also Zellstoff,<br />
der nicht im Rahmen integrierter Werke in die Weiterverarbeitung<br />
von Papier geht, sondern den die Hersteller frei auf dem<br />
Weltmarkt absetzen.<br />
Eine solide Basis für den zukünftigen Erfolg, meint Wolfgang<br />
Marschewski, verantwortlich bei der MAN <strong>Ferrostaal</strong> für das<br />
Zellstoffanlagengeschäft: „Neue Zellstoffanlagen werden sich erst<br />
ab einer gewissen Mindestgröße rentieren und die Projektfinanzierung<br />
spielt dabei eine entscheidende Rolle. Bei solchen<br />
Vorhaben kommt nur ein finanziell solider Anlagenbaupartner,<br />
wie MAN <strong>Ferrostaal</strong> es ist, als Generalunternehmer in Frage.“
24<br />
projects & contracting<br />
01 02<br />
01. Zellstoffanlage Stendal, Deutschland<br />
02./03. Zellstoffanlage Estonian Cell, Estland<br />
GROSSE POTENZIALE<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> sieht die größten Potenziale für den Bau neuer<br />
Zellstoffanlagen in feucht-warmen Klimazonen in Brasilien,<br />
Uruguay und Chile sowie in Indonesien, Malaysia, Thailand und<br />
Vietnam. Dort wächst der Rohstoff Holz auf großflächigen<br />
Plantagen (ca. 250.000 ha) in etwa sieben bis zehn Jahren nach.<br />
Ganz anders in Europa: Bis zur „Ernte“ vergehen in Deutschland<br />
etwa 35, in Finnland sogar 60 Jahre.<br />
Es gab Zeiten, in denen Zellstoffwerke in den waldreichen<br />
Gebieten nach Belieben abholzten. Deshalb zog die gesamte<br />
Branche regelmäßig Kritik der Umweltschützer auf sich. Das hat<br />
sich grundlegend geändert. Heute kann ein Investor eine neue<br />
Anlage nur noch bauen, wenn er Holz aus nachhaltig betriebener<br />
Forstwirtschaft einsetzt. Er muss also eine nachhaltige Rohstoff-<br />
bewirtschaftung nachweisen. Erst dann ziehen die Banken in aller<br />
Welt eine Finanzierung in Betracht. Bei allen aussichtsreichen<br />
Projekten, die RWE übertragen hat, trifft MAN <strong>Ferrostaal</strong> diese<br />
Voraussetzung an.<br />
MODERNE WERKE<br />
Am Beispiel eines modernen Werks wie etwa dem in Stendal,<br />
Sachsen-Anhalt, lassen sich die Grundzüge der Herstellung von<br />
Zellstoff illustrieren. Im Mittelpunkt steht die „Faserlinie.“ Auf<br />
diesen Teil entfällt ein Drittel der Gesamtkosten eines neuen<br />
Werks. Die dort eingesetzten Maschinen und Anlagen lösen<br />
aus dem Faserrohstoff Holz (Laub- oder Nadelholz) den größten<br />
Teil des Lignins heraus; Lignin sorgt für die Härte und Druckfestigkeit<br />
eines Baums. Am Ende des Prozesses – nach dem<br />
Reinigen/Sieben, dem Bleichen und Entwässern – kommt das
fertige Vorprodukt Zellstoff heraus, das für die Weiterverarbeitung<br />
zu Papier verwendet wird.<br />
Die restlichen zwei Drittel der Kosten einer neuen Anlage entfallen<br />
im Wesentlichen auf die Energieversorgung, die Rückgewinnung<br />
von Chemikalien, die Aufbereitung von Wasser und die<br />
Abwasserreinigung. Diese Nebenanlagen schützen die Umwelt<br />
und spielen beim Bau eines neuen Werks eine große Rolle. Der<br />
Investor muss nachweisen, dass sein Werk Schäden vermeidet,<br />
dass er Chemierückstände aus dem Faseraufschluss umweltschonend<br />
verwertet und dass er das Brauchwasser sauber und<br />
geklärt in die Flüsse zurückleitet.<br />
Diese Anforderungen hat RWE in den zuletzt abgewickelten<br />
Aufträgen voll erfüllt. Das stellen die Werke Musi (Indonesien),<br />
03<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 25<br />
Stendal (Sachsen-Anhalt) und Estonian Cell, Estland, unter Beweis.<br />
Das Wasser der Anlage in Stendal wird insgesamt sauberer an die<br />
Elbe wieder abgegeben als es entnommen wird.<br />
RWE, in deren Fußstapfen MAN <strong>Ferrostaal</strong> nun tritt und deren<br />
Referenzen sie mit übernommen hat, konnte stets auf das<br />
Know-how der KSH zurückgreifen. KSH gehört zu den wenigen<br />
Engineeringgesellschaften weltweit, die eine Gesamtanlage mit<br />
Kernkomponenten und Nebenanlagen planen und optimieren<br />
können. Mit ihr als Engineeringpartner wird MAN <strong>Ferrostaal</strong> auch<br />
in Zukunft zusammenarbeiten und diese Kooperation mit einer<br />
Beteiligung und einem Sitz in den Leitungsgremien der KSH<br />
stärken.<br />
Ulrich Bange
26<br />
projects & contracting<br />
MODERNISIERUNG IN PERU BEI LAUFENDEM BETRIEB<br />
ZWEITER FRÜHLING IN PERU<br />
Nach 60 Jahren Betriebszeit ohne Überholung beauftragte das internationale Energieunternehmen Edegel/Endesa Voith Siemens<br />
Hydro Power Generation in Brasilien und MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit der Modernisierung des Wasserkraftwerkes Callahuance in Peru. So<br />
erhielt die Anlage eine „zweite Lebensdauer“ mit hoher Betriebsverlässlichkeit, Disponierbarkeit und einer Leistungssteigerung<br />
von 25 Prozent.<br />
01<br />
Endesa ist das größte Energieunternehmen<br />
Spaniens und hat einen großen Anteil an<br />
der Stromherstellung in Lateinamerika,<br />
unter anderem durch Wasserkraft, thermische<br />
Anlagen, hauptsächlich jedoch<br />
durch Gasturbinenkraftwerke. In Peru ist<br />
Endesa Mehrheitsanteileigner (63 %) der<br />
Edegel S.A.A.<br />
Das 60 Jahre alte Wasserkraftwerk von<br />
Endesa in Callahuanca ist heute technisch<br />
auf dem höchsten Niveau. Es erfüllt die<br />
technischen Voraussetzungen, um die<br />
diversen Anlagen von einer zentralen<br />
Kontrollstelle führerlos zu betreiben.<br />
Edegel/Endesa forderte vertraglich eine<br />
Garantie für eine nur sehr kurze Gesamtbetriebsunterbrechung<br />
während der Arbeiten:<br />
Die Überholung jeder der drei Einheiten<br />
musste bei laufendem Betrieb, innerhalb<br />
einer shut-down Zeit von nur 90 Tagen,<br />
einschließlich der kommerziellen Inbetriebnahme,<br />
durchgeführt werden.<br />
Dies erforderte einen hohen Grad an Abstimmung<br />
zwischen Voith Siemens und<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong>.
HOHE ANFORDERUNGEN<br />
Der Auftrag war der erste seiner Art für Voith<br />
Siemens Hydro außerhalb Brasiliens und der<br />
erste in Südamerika für eine integrale<br />
Modernisierung, die einen Importanteil und<br />
einen lokalen Anteil beinhaltete.<br />
Das Projekt stellte höchste Anforderungen an<br />
das technische und kaufmännische Projektmanagement.<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> nutzte ihre<br />
intensive Kenntnis der Angebotspalette im<br />
Inlandsmarkt für den sehr hohen lokalen<br />
Teil an Lieferungen und Leistungen: Lokale<br />
Fertigungsmöglichkeiten, Materialeinkauf,<br />
Serviceleistungen im Transport- und Logistikbereich,<br />
Verzollung, Bau und Montage. Bei<br />
allen internationalen Investitionen in Peru ist<br />
ein hoher lokaler Teil an Leistungen von<br />
strategischer Bedeutung.<br />
Der Offshore Anteil lag hauptsächlich in<br />
den Bereichen Engineering, Maschinenbau<br />
und Komponenten des elektromechanischen<br />
Importteils, Bauleitung, sowie<br />
Montage- und Bauüberwachung. Am<br />
Ende der Abwicklung umfassten die<br />
Offshore und Onshore Teile je 50 Prozent.<br />
Trotz einiger Überraschungen während der<br />
Überholungsarbeiten wurde der Gesamt-<br />
02<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 27<br />
Die Gesamtinvestition des neuen 220 MW-<br />
Wasserkraftwerkes El Platanal liegt bei<br />
180 Millionen US-Dollar mit einem elektromechanischen<br />
Teil von etwa 23 Prozent. El<br />
Platanal wird das drittgrösste Wasserkraftwerk<br />
in Peru und soll 2009 ans Netz<br />
gehen.<br />
Goetz Truebenbach Wolff<br />
01. Das Wasserkraftwerk Callahuance liegt am Fuß<br />
der peruanischen Anden<br />
02. Turbinenkrafthaus nach der Modernisierung<br />
03. Neues Kontrollzentrum<br />
laufplan am Ende der Vertragslaufzeit<br />
ohne Produktionsausfall erfüllt.<br />
NEUES WASSERKRAFTWERK GEPLANT<br />
Das Konsortium Voith Siemens Hydro/<br />
Siemens and MAN <strong>Ferrostaal</strong> unterschrieb<br />
im April <strong>2006</strong> den Vertrag über die<br />
Lieferung des elektromechanischen Ausrüstungsteils<br />
mit der Gruppe Rizo Patrón.<br />
03
28<br />
projects & contracting<br />
01
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 29<br />
NEUER HOCHOFEN FÜR ARCELOR FERTIG GESTELLT<br />
BEREIT ZUM<br />
ANBLASEN<br />
Stahl gehört zu den wichtigsten Exportgütern Brasiliens.<br />
Aufgrund der großen Eisenerzvorkommen im Land wird die<br />
Roheisenproduktion weiter ausgebaut. Im <strong>Sommer</strong> wird der<br />
Hochofen 3 der CST Compania Siderúrgica Tubarão, heute<br />
Arcelor-Mittal, zum „Anblasen“ fertig gestellt. Verantwortlich für<br />
den schlüsselfertigen Bau des Projekts zeichnet ein Konsortium<br />
bestehend aus MAN <strong>Ferrostaal</strong>, Voest Alpine Industries UK und<br />
Paul Wurth.<br />
Der brasilianische Stahlriese Compania Siderúrgica Tubarão (CST)<br />
erhöht derzeit seine Gesamtproduktion von 5 auf 7,5 Millionen<br />
Tonnen Roheisen pro Jahr. In Vitória wurde mittlerweile der dritte<br />
Hochofen gebaut. Jetzt wird er schrittweise für den Betrieb<br />
getestet; die maximale Produktionsleistung der Anlage beträgt<br />
drei Millionen Tonnen Roheisen pro Jahr.<br />
Das Projekt bringt der Region erhebliche wirtschaftliche Vorteile:<br />
Die Arbeitslosenquote in Vitória und im Bundesstaat Espírito<br />
Santo ist gefallen, die Investitionen tragen viel zum lokalen<br />
Wirtschaftsaufschwung bei.<br />
Während der Hauptmontagezeiten arbeiteten 12.500 Menschen<br />
auf den unterschiedlichen Baustellen der CST in Vitória. Trotz<br />
Widrigkeiten – Wetter und Streiks – ist die Fertigstellung des<br />
Hochofens 3 im Zeitplan geblieben. Für die Leistungen des<br />
Konsortiums waren allein in der Endphase 2.500 Mann rund um<br />
die Uhr im Einsatz. So konnten die Tests und die Inbetriebnahmephase<br />
des Hochofens wie geplant im April beginnen.<br />
LANGJÄHRIGE ZUSAMMENARBEIT<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> hat den Expansionskurs der CST in den letzten<br />
zehn Jahren intensiv begleitet. Bereits 1996 beauftragte CST das<br />
Konsortium aus MAN <strong>Ferrostaal</strong>, MAN GHH und DME mit dem<br />
schlüsselfertigen Bau des Hochofens 2, der eine Roheisenproduktion<br />
von 1,4 Mio Jahrestonnen erlaubte.
30<br />
projects & contracting<br />
02 03<br />
01. Seite 28/29: Gesamtansicht des Hochofens kurz vor der<br />
Fertigstellung.<br />
02. Hochofen 3 bei der Endmontage: Einheben der letzten<br />
Bandbrücke an den Oberofen.<br />
03. Nach brasilianischem Design wird die Hochofen-Möllerung<br />
in Beton ausgeführt.<br />
04. Die Wasserkühlung des Hochofens wird aufgrund der<br />
engen Platzverhältnisse sehr kompakt ausgeführt.<br />
05. Der mittlere Schuss (Ring) des Ofenpanzers wird vor der<br />
Verschweißung genau positioniert.<br />
Im April 2004 erhielten MAN <strong>Ferrostaal</strong> und ihre Konsortialpartner<br />
Voest Alpine Industries UK und Paul Wurth samt ihren operativen<br />
Tochterfirmen in Brasilien den Auftrag zum Bau eines weiteren<br />
schlüsselfertigen Hochofens. Auf Grund der guten Kontakte zu<br />
KfW/Euler-Hermes und der positiven Erfahrung mit dem<br />
Hochofen 2 konnte MAN <strong>Ferrostaal</strong> die gesamte Finanzierung für<br />
den Import-Anteil des Projektes organisieren und die finanzielle<br />
Abwicklung übernehmen.<br />
In enger Zusammenarbeit mit den europäischen Konsortialpartnern<br />
erarbeitete MAN <strong>Ferrostaal</strong> das Basic Engineering und die<br />
04<br />
05<br />
Aufstellungspläne, darunter auch die Konzepte für die Materialwirtschaft<br />
und die Möllerung sowie der übergeordneten Energieversorgung.<br />
Das lokale Tochterunternehmen MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
do Brasil war im Wesentlichen für den MAN-Anteil des Detail-<br />
Engineering und für die Lieferungen verantwortlich.<br />
SCHWERE KRÄNE IM EINSATZ<br />
Während der Bauzeit waren 16 Kräne mit Hebe-Kapazitäten von<br />
22 bis 600 Tonnen unter sehr beengten Platzverhältnissen im<br />
Einsatz, um den schweren Stahlbau des Hochofens mit allen dazu
gehörigen Arbeiten zu bewältigen. Dazu zählten das Auskleiden des<br />
Hochofens ebenso wie der Bau der Wasseraufbereitungsanlage und<br />
die Errichtung diverser Elektrogebäude, Rohrleitungen und die<br />
Montage zahlreicher Komponenten.<br />
Der größte Kran mit einer Hublast von 600 Tonnen wurde aus<br />
Trinidad geholt. Nach der Montage der letzten schweren<br />
Komponenten auf über 100 m Höhe (u. a. Gichtgasventile, Gichtgasventilplattform,<br />
das 100 Tonnen schwere oberste Modul des<br />
Hauptförderbandes) wurde er wieder demontiert und zur nächsten<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 31<br />
Baustelle verschifft. Nachdem bis April/Mai <strong>2006</strong> die wichtigsten<br />
Ausrüstungen und Rohrleitungen montiert waren, wurden auch<br />
die Elektrifizierungen der Anlagen mit besonderem Einsatz von<br />
ALSTOM erfolgreich ausgeführt.<br />
Zurzeit laufen die Testreihen der einzelnen Komponenten und Anlagenbereiche<br />
als Sequenztests. Die Kaltinbetriebnahme und somit<br />
die Übergabe des gesamten Hochofens ist für Juli <strong>2006</strong> geplant.<br />
Walter Offner, Thomas Lehmann<br />
MAN LIEFERUNGEN UND LEISTUNGEN FÜR<br />
DEN CST HOCHOFEN 3:<br />
>> Möllerungsanlage<br />
>> Hauptförderband<br />
>> Wasseraufbereitungsanlage nach<br />
Gasreinungsystem<br />
>> Gichtgas- und Hochofengiesshalle-<br />
Entstaubungsanlage<br />
>> Entstaubungsanlagen des<br />
Möllergebäudes<br />
>> Ofenkühlung einschl. Kühltürme,<br />
Pumpen, Wärmetauscher und<br />
Rohrleitungen<br />
>> Rohrbrücken und Gasrohrleitungen<br />
>> Elektro- und Schaltanlagen<br />
>> Transformatoren<br />
>> Klimatisierung aller Räume<br />
PROJEKTKENNZAHLEN HOCHOFEN<br />
Lokale Aufträge in Brasilien: ~ 150<br />
Beton: ~ 36.462 m 3<br />
Feuerfestes Material: ~ 19.850 t<br />
Stahlbau: ~ 8.800 t<br />
Maschinen/Equipment ~ 6.800 t<br />
Rohleitungsmaterial: ~ 3.600 t<br />
Kabel: 500 km<br />
Gesamtarbeitsstunden: 4,9 Mio<br />
Bau und Montagepersonal: 2 500 Pers.
32<br />
projects & contracting<br />
WACHSTUMSMARKT MAURETANIEN<br />
EISENERZPELLETS HEISS BEGEHRT<br />
Das westafrikanische Land Mauretanien verfügt über umfangreiche Eisenerzvorkommen. MAN <strong>Ferrostaal</strong> prüft die Wirtschaftlichkeit<br />
des Aufschlusses einer neuen Eisenerzmine der staatlichen Eisenerzgesellschaft SNIM, Société Nationale Industrielle et Minière.<br />
Das Eisenerz soll in Konzentrat aufbereitet werden und weiter zu hochwertigen Eisenerzpellets veredelt werden. Eisenerzpellets werden<br />
in Direktreduktionsanlagen weltweit für die Stahlherstellung eingesetzt.<br />
Im Auftrag der mauretanischen Projektgesellschaft<br />
EL AOUJ S.A. erstellt<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine Durchführbarkeitsstudie,<br />
die die Wirtschaftlichkeit einer<br />
neuen Eisenerzmine untersucht. In die<br />
Investitions- und Betriebskostenrechnung<br />
werden vor allem die Eisenerz-Aufbereitung,<br />
Pelletanlage, Fördertechnik, Kraftwerk,<br />
Elektrik, Montage und Infrastruktur<br />
einbezogen.<br />
Das neue Vorkommen liegt in der Nähe<br />
bereits existierender Minen im Gebiet<br />
Zouérate. Das Eisenerzvorkommen dort<br />
wird auf ca. 650 Millionen Tonnen geschätzt.<br />
Bei einer jährlichen Abbaurate von<br />
ca. 15 Millionen Tonnen könnten rund<br />
sieben Millionen Tonnen Eisenerzpellets<br />
hergestellt werden. Für den Transport des<br />
Fertigproduktes wird die bestehende<br />
Eisenbahnlinie zur Küste ausgebaut.<br />
VERTRAUTER MARKT<br />
Mauretanien ist für MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein<br />
vertrauter Markt: Die ersten Geschäfte<br />
wurden getätigt, als das Unternehmen vor<br />
40 Jahren 142 schwere Eisenbahnwaggons<br />
für den Transport von Eisenerzkonzentrat<br />
an die ehemalige französische Kolonie<br />
lieferte. Die Eisenbahnwaggons wurden auf<br />
der damals neu gebauten 700 Kilometer<br />
langen Eisenbahnstrecke zwischen der<br />
Mine Zouérate mitten in der Sahara und<br />
dem Seehafen in Nouadhibou eingesetzt.<br />
Der langjährige Kontakt zu der staatlichen<br />
Eisenerzgesellschaft SNIM führte unter<br />
anderem 1998 zu einem Anlagenauftrag<br />
im Bereich der Erzaufbereitung. MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> lieferte Rollenpressen, Förderanlagen,<br />
Stahlkonstruktion, Elektrik, sowie<br />
Montage- und Inbetriebnahmeüberwachung<br />
für die Eisenerzzerkleinerung.<br />
HOHES POTENTIAL<br />
Die industrielle Entwicklung Mauretaniens<br />
bietet zahlreiche Möglichkeiten für MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong>. In der Planung sind unter<br />
anderem Dieselkraftwerke, der Ausbau<br />
des Eisenerzhafens in Nouadhibou, die<br />
Instandhaltung und Erweiterung der<br />
bestehenden Eisenbahnlinie der SNIM, der<br />
Neubau einer Eisenbahnstrecke zur<br />
Entwicklung des südlichen Korridors des<br />
Landes, die Entwicklung von qualitativ<br />
sehr hochwertigen Phosphaterzen und die<br />
Modernisierung und Erweiterung der<br />
bestehenden Eisenerzproduktion.<br />
Durch die Ende Februar <strong>2006</strong> aufgenommene<br />
Erdölförderung (75.000 Barrel<br />
pro Tag) und viel versprechende Offshore<br />
Erdgasvorkommen Mauretaniens ergeben<br />
sich Perspektiven für potentielle Gasnutzungprojekte.<br />
Burkhard Willems
03<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 33<br />
01./02. Das Eisenerz wird vom Lagerplatz zur<br />
Schiffsverladung im Hafen von Nouadhibou<br />
gefördert.<br />
03. 80-Tonnen-Güterwaggons für<br />
Eisenerzkonzentrat auf der Strecke<br />
von Zouérate nach Nouadhibou.<br />
01<br />
02
34<br />
projects & contracting<br />
SCHIFFBAU<br />
SICHERHEIT AUF HOHER SEE<br />
Große Ölkatastrophen wie der Untergang der „Prestige“ im Jahre 2002, bei dem 64.000 Tonnen Öl vor Spaniens Küste ausliefen,<br />
führten dazu, dass die geltenden Sicherheitsmaßnahmen auf See erhöht wurden. So verschärfte die International Maritime<br />
Organization (IMO) ihre Regelungen. Vorgesehen ist, den Einsatz von Einhüllentankern für den Transport von Ölprodukten ab 2015<br />
zu verbieten und die bis dahin auf See fahrenden Schiffe dieser Bauart verschärft zu kontrollieren.<br />
In den kommenden sieben Jahren werden rund 2.000 alte Öl- und<br />
Chemikalientanker durch neue ersetzt. In der Größenklasse der<br />
Tanker mit einer Ladekapazität zwischen 5.000 und 10.000 tdw<br />
(tons dead weight) fuhren 2003 über 1.000 Schiffe. Bis 2015 sollen<br />
die Einhüllen-Schiffe dieser Klasse aus dem Markt genommen<br />
werden. Ersetzt werden sie durch Doppelhüllentanker wie die im<br />
Auftrag von MAN <strong>Ferrostaal</strong> gebaute SCOT-Serie.<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> übergab in den letzten vier Jahren acht<br />
SCOT 8000 Tanker an die Wappen-Reederei, Folgeaufträge für<br />
vier weitere liegen vor. Die Entwicklung des Konzeptes kommt<br />
von dem Hamburger Reeder Günther Kordts, Gründer der<br />
Wappen-Reederei, in Zusammenarbeit mit der Kieler Lindenau<br />
Werft und MAN <strong>Ferrostaal</strong>.<br />
Ausschlaggebend für die Idee war die erhöhte Umweltgefahr, die<br />
Einhüllentanker und Einschraubenschiffe mit sich bringen. Das<br />
Team unter der Leitung von Günther Kordts entwarf einen<br />
Produkten- und Chemikalientanker, der ein Optimum an<br />
Sicherheit und eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit gewähr-
leistet. Die Doppelhülle, die auch die Bunkertanks einschließt, verringert<br />
die Gefahr einer Beschädigung der Lade- und Bunkertanks<br />
und somit ein Auslaufen der Fracht, wie es bei der „Prestige“ der<br />
Fall war, erheblich. Ein redundantes Antriebssystem mit zwei vollständig<br />
voneinander getrennten Antriebs- und Ruderanlagen<br />
garantiert die volle Manövrierfähigkeit des Schiffes bei Ausfall<br />
einer Anlage.<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> konnte die Schwestergesellschaft MAN B&W<br />
Diesel als Partner für den Zulieferanteil der kompletten<br />
Antriebsanlagen einbinden. Darin eingeschlossen sind die<br />
Viertakt-Hauptmotoren 6L27/38, Getriebe und Wellenanlagen.<br />
Die ebenfalls doppelt vorhandene Kesselanlage sichert die<br />
geforderte Heizleistung, die je nach Beladung variabel für die verschiedenen<br />
Tanks reguliert werden kann. Vorteilhaft für den<br />
Einsatz sind SCOT 8000 durch ihre 16 beschichteten Ladetanks<br />
TECHNISCHE DATEN (WAPPEN VON FRANKFURT)<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 35<br />
>> Schiffstyp Öl- und Chemikalientanker<br />
mit Doppelhüllenrumpf<br />
>> Tragfähigkeit 8.000 tdw (tons dead weight)<br />
>> Hauptmaschine<br />
Antriebsanlage 2 MAN B&W Motoren mit einer<br />
Leistung von je 1.800 kW incl.<br />
Getriebe und Wellenanlage<br />
>> Geschwindigkeit 14,5 Knoten<br />
>> Besatzung 11–13 Personen<br />
>> Tankvolumen 9.100 cbm<br />
>> Länge über alles 116,40 Meter<br />
>> Breite 18 Meter<br />
>> Seitenhöhe bis<br />
Hauptdeck 9,40 Meter<br />
>> Tiefgang 7,40 Meter<br />
>> Tanks 16 Tanks (12 –1.185 cbm)<br />
zzgl. 2 Decktanks<br />
>> Separierung 16 verschiedene Ladungsarten<br />
gleichzeitig möglich<br />
>> Tankheizung Jeder Tank individuell bis 80 °C<br />
>> Pumpen 16 Pumpen<br />
>> Bauwerft Damen Shipyards, Galatz<br />
>>> GREENPEACE BEZEICHNET<br />
SCOT-TANKER ALS „DIE SICHERSTEN<br />
TANKER DER WELT“.<br />
und zwei Decktanks mit einer Gesamtkapazität von 9.000 Kubikmetern.<br />
Ein unabhängiges Rohrleitungssystem lässt eine gleichzeitige<br />
Beladung von bis zu 16 verschiedenen Gütern zu. Die<br />
Spezifikation der Tanks ermöglicht den Transport von über 500<br />
verschiedenen Gütern und einen flexiblen Einsatz in allen<br />
Märkten.<br />
Aufgrund der Sicherheit und des flexiblen Beladungssystems sind<br />
die Chemikalientanker begehrte Charterschiffe für große
36<br />
projects & contracting<br />
Befrachter wie Esso, BP, Shell, und BASF und sind wegen ihrer<br />
kompakten Größe (Small-Handysize-Tanker) in der Lage, auch<br />
kleinere Häfen weltweit anzusteuern.<br />
DER GENERALUNTERNEHMER<br />
Analog zum Industrieanlagenbau laufen alle Fäden bei den<br />
Schiffbau-Projekten bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Essen zusammen.<br />
Alle bisher abgelieferten Schiffe wurden unter Aufsicht des<br />
Auftraggebers, der Wappen-Reederei, und der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />
auf der Werft Damen Shipyards Galatz in Rumänien gebaut. Als<br />
Generalunternehmer ist MAN <strong>Ferrostaal</strong> verantwortlich für die<br />
Materialbeschaffung inklusive High-Tech-Ausrüstung, just-intime<br />
Zulieferung von Komponenten sowie die Abwicklung und<br />
Koordination der einzelnen Neubauprojekte und die planmäßige<br />
Übergabe der Tanker. Weitere Kooperationspartner sind das<br />
Emissionshaus Hansa Hamburg Shipping und die KfW-Bankengruppe<br />
für die finanzielle Realisierung der Projekte mit einem<br />
Auftragsvolumen von insgesamt 214 Millionen Euro.<br />
Die ausgebuchten Charterbücher für SCOT Tanker sind der Hintergrund<br />
für den Bau von vier weiteren Schiffen, die 2007 und 2008<br />
durch die gleichen Kooperationspartner fertig gestellt werden.<br />
Der Transport von Ölen und Fetten bietet langfristig weitere<br />
Chancen für die Chemikalientanker, denn dieser ist nie ohne<br />
Risiko abzuwickeln. Die IMO kündigte auf Grund dieser Tatsache<br />
verschärfte Transportvorschriften für 2007 an, die zurzeit die<br />
wenigsten Tanker erfüllen können. Petra Kapp, Projektleiterin der<br />
SCOT-Tanker-Geschäfte der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG, äußert sich zuversichtlich<br />
über die Marktentwicklung: „Die SCOT Tanker MT<br />
„Wappen von Frankfurt“ und MT „Wappen von Stuttgart“ erfüllen<br />
alle heute bekannten Sicherheitsvorschriften, und sind schon<br />
denen der Zukunft angepasst. Mit diesen Schiffen und den vier<br />
neuen Tankern sehen wir eine große Chance, die steigende<br />
Nachfrage nach hochwertiger Tankertonnage zu bedienen.“<br />
Anna Fontaine<br />
Höchste Sicherheit: Dank der Doppelhülle wird die Gefahr<br />
einer Leckage bei den Wappen-Tankern minimiert.<br />
LADUNGEN DER SCOT 8000 TANKER:<br />
Paraffine: gesättigte Kohlenwasserstoffe, Hauptbestandteile<br />
von Rohöl, Slack Wax<br />
Schmieröl-Additive: Wirkstoffe, die Grundölen zugemischt<br />
werden, um schmierungstechnische<br />
Eigenschaften zu erreichen<br />
Melasse: bei der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr<br />
und Zuckerrüben gewonnene,<br />
zähflüssige Masse mit gesundheitsförderlicher<br />
Wirkung<br />
Chemikalien/<br />
Ölprodukte: Kerosin, Benzine, Schmieröl<br />
Speiseöle: Sonnenblumen-, Erdnuss-, Rhizinusöle
VINASHIN BAUT NEUES GROBBLECHWALZWERK IN VIETNAM<br />
SCHIFFE AUS EIGENEM STAHL<br />
Vietnam ist auf dem Weg zur Industrienation. Wegen der aufstrebenden<br />
Industrie und den zahlreichen Infrastruktur-Projekten im<br />
Land wächst stetig die Nachfrage nach Stahl. In den letzten zehn<br />
Jahren ist der vietnamesische Stahlbedarf um durchschnittlich<br />
20 Prozent pro Jahr gestiegen. Der derzeitige Jahresbedarf von<br />
sechs Millionen Tonnen wird bis 2015 auf ca. 15 Millionen Tonnen<br />
anwachsen. 2005 lagen die Stahlimporte bei 5,5 Millionen Tonnen,<br />
das sind über 90 Prozent des Bedarfs. Durch umfangreiche<br />
Neuinvestitionen will Vietnam die starke Importabhängigkeit, insbesondere<br />
von warm- und kaltgewalzten Flachprodukten,<br />
reduzieren.<br />
Das neue Walzwerk von Vinashin wird Grobbleche, maximal 3 m breit<br />
und bis 18 m lang bei einer Stärke von 5 bis 50 mm, produzieren. Als<br />
Vormaterial werden importierte Stahlbrammen eingesetzt. Die<br />
Stahlbauhallen sind ca. 600 m lang. Da der gesamte Untergrund<br />
aufgeschwemmt ist und dem Meer abgerungen wurde, mussten<br />
die Hallenstützenfundamente und die schweren Maschinen auf<br />
Betonpfähle gesetzt werden. Die Fundamente und Hallen werden<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 37<br />
Der staatliche vietnamesische Schiffsbaukonzern Vinashin wird zukünftig die für den Schiffsbau benötigten schweren Bleche selbst<br />
produzieren. Im Norden Vietnams in der Provinz Quang Ninh nahe der Hafenstadt Cai Lan errichtet Vinashin ein neues Warmwalzwerk<br />
mit einer anfänglichen Jahreskapazität von 350.000 Tonnen. MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist für Engineering und Projektmanagement verantwortlich.<br />
von vietnamesischen Firmen erstellt, die Walzwerkmaschinen<br />
werden von chinesischen Herstellern geliefert.<br />
SPEZIALISTEN VOR ORT<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> wird mit einem großen Team von Spezialisten die<br />
Ingenieurarbeiten vor Ort überwachen und koordinieren. Das<br />
Team erhält Verstärkung durch vietnamesische Techniker und<br />
wird durch das MAN <strong>Ferrostaal</strong> Büro in Hanoi unterstützt.<br />
In unmittelbarer Nähe des Walzwerkes entsteht gleichzeitig<br />
eine Stahlbaufertigung. Die Produktionsanlagen stammen aus<br />
Deutschland und wurden im Auftrag von MAN <strong>Ferrostaal</strong> demontiert<br />
und im <strong>Sommer</strong> 2005 verschifft. Beim Wiederaufbau in<br />
Vietnam werden Überwachungsarbeiten geleistet.<br />
Wilhelm Bruckmann<br />
Die ersten Betonpfähle<br />
wurden im Januar <strong>2006</strong><br />
in den Boden getrieben.<br />
Das Kernstück der<br />
Walzwerksanlage: das<br />
Grobblechgerüst.
38<br />
projects & contracting<br />
01<br />
PRODUKTIONSANLAGEN FÜR GIPSKARTONPLATTEN IN INDIEN UND MALAYSIA<br />
GIPS-BOOM IN ASIEN<br />
Der Markt für Gipskartonplatten in Asien boomt. Die British Plaster Board (BPB) erhöht deshalb ihre Kapazität durch zwei neue<br />
Produktionsanlagen in Indien und Malaysia. Kaum hat das Konsortium MAN <strong>Ferrostaal</strong>/Grenzebach/BSH die ersten Gips- und<br />
Gipskartonplattenanlagen an BPB übergeben, sind zwei weitere Anlagen in Indien in der Planung.
Im Mai 2004 unterschrieb ein Konsortium<br />
aus MAN <strong>Ferrostaal</strong> und Grenzebach<br />
BSH die Verträge über die Lieferung.<br />
Montage und Inbetriebnahme der Prozess-<br />
Ausrüstung für Gips- und Gipskartonplattenanlagen<br />
in Mumbai, Indien und<br />
Port Klang, Malaysia. Die Kunden sind die<br />
jeweiligen Landesgesellschaften der British<br />
Plaster Board plc. (BPB), England. Die<br />
Montage und Inbetriebnahme für beide<br />
Anlagen wurde mit einem Zeitversatz von<br />
drei Monaten geplant und realisiert.<br />
Die Anlagen dienen der Herstellung von<br />
Gipskartonplatten für den Innenausbau<br />
von privaten und gewerblichen Immobilien.<br />
In der Gipsanlage wird Natur- oder<br />
Chemiegips durch Kalzinierung (Wasserentzug)<br />
in Stukkogips umgewandelt.<br />
Stukkogips ist der Ausgangsstoff für die<br />
Gipskartonplattenherstellung und kann<br />
durch die Vermischung mit Zusatzstoffen<br />
zu Putzgips weiterverarbeitet werden. In<br />
der Gipskartonplattenanlage wird der<br />
02 03<br />
04<br />
Stukkogips unter Vermischung von Wasser<br />
und diversen Additiven in eine Hülle aus<br />
Spezialkarton zu einem Endlosstrang vergossen.<br />
Die Vortrocknung des Endlosstranges<br />
erfolgt auf einem Abbindeband<br />
an dessen Ende mittels einer elektronisch<br />
gesteuerten Schere der Strang zu Gipskartonplatten<br />
beliebiger Länge geschnitten<br />
und anschließend in einem 10-Etagentrockner<br />
mit ca. 90 m Länge im Durchlaufverfahren<br />
getrocknet werden. Am Trocknerauslauf<br />
werden die Gipskartonplatten<br />
adjustiert und in einer Stapelanlage zu versandfertigen<br />
Paketen gebunden.<br />
Die Anlage in Indien hat eine Kapazität von<br />
12,8 t/h Stukkogips und 1.610 m 2 /h Gipskartonplatten.<br />
In Malaysia werden 14.2 t/h<br />
Stukkogips und 2.343m 2 /h Gipskartonplatten<br />
hergestellt.<br />
Die Prozess-Ausrüstungen wurden aus<br />
Europa, China und von lokalen Herstellern<br />
geliefert. Für die reibungslose Einfuhr der<br />
05<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 39<br />
Maschinen und Ausrüstungen war eine<br />
genaue Planung und Abstimmung mit<br />
dem Kunden und den Behörden erforderlich.<br />
Die mechanische Montage begann in<br />
Indien im Januar 2005 und in Malaysia im<br />
April 2005. Beide Montagen verliefen planmäßig,<br />
wobei sich die Baustelle in Indien<br />
während der Abwicklung aufgrund der<br />
Wetterbedingungen (die schwersten Regenfälle<br />
seit Jahrzehnten) und der ländlich<br />
isolierten Lage als nicht unproblematisch<br />
erwies. Die Provisional Acceptance (Take<br />
Over) der beiden Anlagen erfolgte termingerecht<br />
im Dezember 2005 bzw. im<br />
Februar <strong>2006</strong>.<br />
Jan Uder, Walter Sante<br />
01. Montage der Kalzinieranlage in Indien<br />
02. Gipskarton-Plattenanlage, Malaysia<br />
03. Kalzinieranlage, Malaysia<br />
04. Trocknerauslauf, Indien<br />
05. Querförderer und Trocknereinlauf für<br />
Gipskarton-Platten, Malaysia
40<br />
projects & contracting<br />
INSTANDHALTUNGSPERSONAL IN LIBYEN MOBILISIERT<br />
EINSATZ IN DER WÜSTE<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt Instandhaltungsarbeiten bei der „Wafa Desert Plant“ des libyschen Gasversorgers ENI Gas B.V..<br />
Über einen Zeitraum von 23 Monaten werden ThyssenKrupp Uhde und MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine Gas- und Ölförderungsanlage, eine<br />
Aufbereitungsanlage, eine Kompressorstation und die zugehörigen Pipelines über eine Strecke von 530 km in der Sahara warten.<br />
Anfang <strong>2006</strong> erhielt Uhde den Auftrag für die Instandhaltungsarbeiten<br />
der libyschen Erdgasanlage „Wafa Desert Plant“ und beauftragte<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> als Subunternehmer, gewerbliches Personal<br />
zur Durchführung von Instandhaltungsarbeiten einschließlich<br />
Reparaturen und Umbauten innerhalb der Anlage vorzuhalten.<br />
Daneben stellt MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein komplettes Camp einschließlich<br />
der zugehörigen Infrastruktur für das eigene und das Uhde-Personal<br />
bereit und betreibt es. Bis Ende April war ein Großteil des Personals<br />
vor Ort. Seitdem laufen die Wartungsaktivitäten planmäßig.<br />
Der Auftrag läuft über 23 Monate, wobei ENI Gas anschließend<br />
eine vorgesehene Verlängerungsoption für die Fortsetzung der<br />
Arbeiten in Anspruch nehmen kann. MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist seit<br />
30 Jahren auf dem libyschen Markt aktiv, zumeist im Rahmen von<br />
Montageprojekten und nun auch für Instandhaltungsarbeiten.<br />
Entsprechend flexibel kann das Unternehmen auf Anforderungen<br />
in beiden Bereichen reagieren.<br />
Anna Fontaine
MEHRSCHICHTFOLIENPRODUKTION IN ARGENTINIEN<br />
SIEBEN AUF<br />
EINEN STREICH<br />
Lebensmittel frisch auf dem Tisch – das ist Wunsch des Verbrauchers<br />
und Ziel des Herstellers – auch wenn er seine Waren<br />
aus Argentinien auf Europas Marktplätze bringt. Um das möglich<br />
zu machen, lieferte MAN <strong>Ferrostaal</strong> vor kurzem europäische<br />
Hightech-Maschinen zur Produktion von Mehrschichtfolien an<br />
IPESA, einen der größten lateinamerikanischen Hersteller von<br />
Kunststoff-Folie.<br />
Die argentinische IPESA – RIO CHICO S.A., einer der größten<br />
lateinamerikanischen Hersteller flexibler Kunststoff-Folien für<br />
den Agrar- und Lebensmittelbereich, will 7-schichtige Folien mit<br />
einer Liegebreite von 200 cm produzieren. Die 7-schichtige Folie<br />
schützt Lebensmittel äußert effektiv: Sauerstoff und andere gasförmige<br />
Stoffe werden von dem verpackten Gut ferngehalten. Ein<br />
hoher „Lichtschutzfaktor“ ist in der Folie mit eingebaut.<br />
Bei der Suche nach einem erfahrenen Maschinenbauer, dessen<br />
Anlagen die Herstellung von mehrschichtigen Folien ermöglichen,<br />
wurde IPESA – RIO CHICO bei KIEFEL Extrusion, Deutschland und<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> Argentinien fündig.<br />
ZIELMARKT ARGENTINIEN<br />
Im Januar <strong>2006</strong> wurde in der Fertigungsstätte in Feuerland die<br />
komplette 7-Schichtanlage abgenommen und umgehend die<br />
Produktion angefahren. Seitdem stellt die Anlage aus Worms<br />
stündlich etwa 350 kg Folien her. Die gesamte Kapazität ist für<br />
den heimischen Markt bestimmt. Wegen der mehr als erfolgreichen<br />
Einführung der neuen Anlage und der hohen Nachfrage<br />
nach diesen Folien denkt das Management des Kunststoffverarbeiters<br />
an neue Märkte auch jenseits der Grenzen<br />
Argentiniens.<br />
Helen Vollrath<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 41<br />
services & logistics<br />
Produktion von hochwertiger 7-Schicht-Kunststoff-Folie mit deutscher Technik.
42<br />
01<br />
KAKAOFABRIK AUSGEBAUT<br />
BRAUNES GOLD AUS GHANA<br />
Kakao und Gold sind die wichtigsten Wirtschaftsgüter Ghanas. Das kleine Land im Westen Afrikas ist weltweit der zweitgrößte<br />
Kakaoproduzent. Ziel der ghanaischen Regierung ist es, bis zu 40 Prozent der Kakaobohnen im eigenen Land zu verarbeiten.<br />
Das schafft nicht nur Arbeitsplätze. Eine größere Wertschöpfungstiefe erhöht auch den Profit. Die Industrie investiert deshalb<br />
in Kakaoverarbeitungsanlagen.<br />
02<br />
03
Mit Partnern erweitert und modernisiert MAN <strong>Ferrostaal</strong> in<br />
mehreren Phasen eine bereits bestehende Kakaofabrik der Cocoa<br />
Processing Company Ltd. (CPC) in Tema im Süden Ghanas. CPC<br />
gehört zu den Brachenführern in der Region und ist Marktführer<br />
der Kakao verarbeitenden Industrie in Ghana. Das Unternehmen<br />
produziert unter anderem Kakaomasse, Kakaobutter, Schokolade<br />
und Kakaogetränke und vermarktet diese Produkte zu 95 Prozent in<br />
den USA, Europa und Asien. Fünf Prozent bleiben im lokalen Markt.<br />
In der ersten Phase wurde eine komplette Anlage zur Herstellung<br />
von Kakaomasse errichtet. Die Produktionslinie wurde im<br />
November 2005 in Anwesenheit des ghanaischen Präsidenten<br />
John Agyekum Kufuor feierlich eingeweiht. Mit dieser Anlage<br />
verfügt die Cocoa Processing Company Ltd. jetzt über eine der<br />
modernsten und größten Anlagen ihrer Art in Ghana. Die neue<br />
Linie arbeitet äußerst effektiv: Aus 30.000 Tonnen Kakaobohnen<br />
werden jährlich 24.900 Tonnen Kakaomasse (cocoa liquor) in<br />
bester Qualität hergestellt.<br />
In der bereits gestarteten zweiten Phase wird der Rest der Fabrik<br />
komplett modernisiert und mit neuen Maschinen aufgerüstet,<br />
um die Produktion von Kakaobutter und Kakaopulver weiter zu<br />
erhöhen. Das Ziel des Unternehmens nach Abschluss dieser<br />
zweiten Phase ist, die Gesamtkapazität von 25.000 auf 65.000<br />
Jahrestonnen zu steigern. Zwei Kakaobutterpressen sind bereits<br />
montiert und die Maschinen und Einrichtungen für die<br />
Modernisierung der bestehenden Fabrik sind vor Ort. Die<br />
Inbetriebnahme ist für August <strong>2006</strong> vorgesehen.<br />
WIRTSCHAFTSFAKTOR NR. 1<br />
Kakao ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor des Landes, der regelmäßig<br />
30 bis 40 Prozent der Exporterlöse stellt. 13 Prozent des<br />
Bruttoinlandproduktes hängt an der Kakaobohne. Der Anteil<br />
Ghanas an der Weltkakaoproduktion beträgt 20 Prozent. Es gibt<br />
etwa 1,5 Millionen Kakaofarmer in Ghana, zumeist in Familienbetrieben.<br />
In der Saison 2003/2004 wurden ca. 750.000 Tonnen<br />
Kakaobohnen geerntet, ein Rekordergebnis in der über 100-jährigen<br />
Geschichte der Kakaoproduktion in Ghana. Die Kakaobohne wird<br />
am Soft-Commodities Market gehandelt. Der Preis pro Tonne<br />
beträgt zurzeit rund 1. 500 US-Dollar.<br />
Renate Matthes<br />
04<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 43<br />
services & logistics<br />
01. Straßenszene in Accra<br />
02. Verpackungsabteilung der Cocoa Processing Co.<br />
03. Abfüllung von Kakaomasse,<br />
im Vordergrund J.A. Danso, Production Manager von CPC<br />
04. Entladen von Kakaobohnen bei CPC<br />
ERWEITERUNG UND MODERNISIERUNG DER COCOA PROCESSING<br />
COMPANY LTD, TEMA, GHANA<br />
Auftragswert: 21 Mio. Euro<br />
Leistungsumfang der MAN <strong>Ferrostaal</strong>:<br />
>> Umbau und Modernisierung der bestehenden Fabrik<br />
>> Planung und Lieferung von Maschinen und Ausrüstungen<br />
zur Herstellung von Kakaomasse inklusive der notwendigen<br />
Infrastruktur wie Wasseraufbereitung,<br />
Notstromaggregate, Dampf und Druckluft<br />
>> Lieferung eines Ersatzteilpaketes<br />
>> Montageüberwachung<br />
>> Inbetriebnahmeüberwachung<br />
>> Schulung des Personals<br />
>> Technologiepartner: Bühler AG (Schweiz),<br />
F.B. Lehmann Maschinenfabrik GmbH (Deutschland),<br />
B.V. Machinefabriek P.M. Duyvis (Niederlande)
44<br />
services & logistics<br />
01<br />
GROSSFORMAT FÜR FÜHRENDES<br />
KOLUMBIANISCHES DRUCKHAUS<br />
Printer Colombiana, führender Hersteller von qualitativ hochwertigen Büchern und Zeitschriften in Kolumbien, vertraut Teile seiner<br />
Druckproduktion der Großformattechnologie von MAN an. Zum Einsatz kommt die MAN Roland 904-7B XXL.<br />
Wenn Juan Guillermo Giraldo, CEO von<br />
Printer Colombiana, sich an sein Vorstellungsgespräch<br />
mit Gerhard Schropp<br />
vor 30 Jahren erinnert, hat er eine vollständig<br />
leere Lagerhalle vor Augen. Der<br />
deutsche Geschäftsmann führte den<br />
jungen Ingenieur durch die Räumlichkeiten,<br />
in denen seine Maschinen in Kürze<br />
Tausende von Büchern und Zeitschriften<br />
drucken sollten, um die gewaltige Nachfrage<br />
nach Lektüre zu befriedigen, die<br />
damals in vielen lateinamerikanischen<br />
Ländern herrschte.<br />
Gerhart Schropp war mit dem Aufbau<br />
von Printer Colombiana in Kolumbien betraut,<br />
einem Unternehmen, das vor allem<br />
Bücher produzieren sollte. Die damals im<br />
Besitz der Bertelsmann-Gruppe befindliche<br />
Verkaufsplattform „Círculo de Lectores“,<br />
bei der Bücher in Raten bezahlt werden<br />
konnten, löste in der gesamten Region ein<br />
enormes Leseinteresse aus. Kolumbien<br />
wurde als strategischer Standort für den<br />
Druck zur Deckung dieser Nachfrage ausgewählt.<br />
Der Eindruck der einst leeren Räumlichkeiten<br />
in einem Industriegebiet von<br />
Bogotá ist dem Geruch von Farbe und<br />
Papier, den niemals endenden Geräuschen<br />
von Druckmaschinen und der beharrlichen<br />
Arbeit eines Teams von Fachleuten gewichen.
Sie sind es, die Printer Colombiana zum<br />
führenden Hersteller von Büchern und<br />
Zeitschriften in Kolumbien und zum<br />
sechstgrößten des gesamten lateinamerikanischen<br />
Marktes machen.<br />
Das mittlerweile im Besitz von Bertelsmann<br />
und El Tiempo, der größten Zeitung des<br />
Landes, befindliche kolumbianische Druckhaus<br />
hat nach drei Jahrzehnten seine<br />
Technologien und Verfahren modernisiert.<br />
Durch Exporte von knapp 70 Prozent der<br />
Produktion in andere Länder der Region<br />
will man dort zum Marktführer aufsteigen.<br />
EIN DAUERHAFTES BÜNDNIS<br />
Über IPP Colombia, eine Tochtergesellschaft<br />
von MAN <strong>Ferrostaal</strong>, hat MAN<br />
Roland Printer Colombiana seit den<br />
Firmenanfängen begleitet und dabei durch<br />
technische Beratung und Unterstützung<br />
sowie Finanzierung zu einer Modernisierung<br />
der Produktionsanlagen des Unternehmens<br />
beigetragen. 1981 erwarb das<br />
Unternehmen eine MAN Roland Rekord<br />
4-Farben-Druckmaschine zur Herstellung<br />
von Büchern, und „später, in den 90er<br />
Jahren gelang uns die Umstellung auf<br />
LITHOMAN und ROTOMAN Rollenoffset-<br />
Drucksysteme für unsere Zeitschriftenproduktion.<br />
Mit dem Kauf einer neuen Roland<br />
904-7B XXL Druckmaschine, der ersten<br />
ihrer Art in Lateinamerika und innerhalb<br />
der Arvato-Gruppe, dem Druckgeschäftsbereich<br />
von Bertelsmann, wagen wir nun<br />
den Sprung zu großformatigen Bogenoffsetmaschinen,“<br />
sagt der CEO von Printer<br />
Colombiana und fasst damit die technische<br />
Entwicklung seines Unternehmens<br />
zusammen.<br />
Printer Colombiana plant den Einsatz<br />
dieser neuen Druckmaschine vor allem für<br />
die Produktion qualitativ hochwertiger<br />
Bücher. Mit ihren Möglichkeiten für<br />
Farben und Großformate kann sie jedoch<br />
auch für den Druck verschiedener kommerzieller<br />
Produkte verwendet werden. „Es<br />
handelt sich um eine der modernsten<br />
Maschinen. Mit ihr können wir große<br />
Formate und Auflagen verarbeiten und<br />
dabei hohe Geschwindigkeit und Qualität<br />
gewährleisten,“ betont Giraldo.<br />
WACHSTUMSTECHNOLOGIE<br />
In Kolumbien und anderen Ländern der<br />
Region, wie z. B. Peru, Ecuador und den<br />
meisten mittelamerikanischen Staaten,<br />
findet derzeit eine Neuorganisation der<br />
Wirtschaft und die Umsetzung von Freihandelsabkommen<br />
mit den Vereinigten<br />
Staaten statt. Führende Unternehmen der<br />
Region, wie Printer Colombiana, haben die<br />
Notwendigkeit erkannt, diese Abkommen<br />
für ein Vordringen in den nordamerikanischen<br />
Markt zu nutzen und ihre Absatzmöglichkeiten<br />
zu erweitern. Eine der<br />
Strategien dabei ist die Durchführung von<br />
Modernisierungsmaßnahmen zur „Sanierung<br />
von Ausrüstung und Maschinen, um technologisch<br />
mit den Anforderungen internationaler<br />
Märkte Schritt zu halten,“ wie<br />
Giraldo es ausdrückt.<br />
Der Kauf der Großformat-Druckmaschine<br />
stellt für Printer Colombiana den Eintritt<br />
in die Welt der MAN Roland-Technologie für<br />
02<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 45<br />
großformatigen Bogenoffsetdruck (129 x 162<br />
cm) dar und stärkt die Position des Unternehmens<br />
als eines der führenden Buchdruckhäuser<br />
Lateinamerikas.<br />
Die Investition in diese Technologie zeigt<br />
das deutliche Bewusstsein für Markttendenzen<br />
und die von MAN Roland und<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> gebotenen Serviceoptionen<br />
und deren Qualität. „Unsere Entscheidung<br />
gründete sich auf das anhaltende Vertrauensverhältnis<br />
zum Hersteller und IPP<br />
Colombia. Wir bilden unsere Mitarbeiter in<br />
Deutschland aus und verlassen uns bei<br />
eventuell auftretenden Problemen mit der<br />
Druckmaschine auf die unmittelbare,<br />
ununterbrochene und sofortige Unterstützung<br />
durch den Hersteller,“ sagt<br />
Giraldo.<br />
Heute, nach 30 Jahren bei Printer<br />
Colombiana, sind die leeren Räumlichkeiten,<br />
die er einst mit Gerhart Schropp<br />
betrachtete, für Giraldo die Stätte, an der<br />
seine Karriere begann und von der aus<br />
er das Unternehmen in seine aktuelle<br />
Marktposition gebracht hat. Eine Führungsposition,<br />
die durch das Zusammenwirken<br />
von Kunden, Angestellten und Lieferanten<br />
erreicht wurde.<br />
Germán Gonzáles<br />
01. Roland 904 XXL bei Printer<br />
Colombiana<br />
02. Juan Guillermo Giraldo,<br />
CEO von Printer Colombiana,<br />
setzt bei der Produktion<br />
qualitativ hochwertiger<br />
Bücher im Vollfarbdruck<br />
auf die Roland 904-7B XXL.
46<br />
services & logistics<br />
BRASILIANISCHE DRUCKER INVESTIEREN IN ROLAND 500<br />
FÜR KLEINE AUFLAGEN UNSCHLAGBAR<br />
Die 5-Farben-Druckmaschine von MAN Roland lässt den Drucker leicht auf spontane Kundenwünsche reagieren. Die flexible<br />
Bogenmaschine druckt 18.000 Exemplare pro Stunde.
Die Druckerei „Intergraf“ aus Pernambuco<br />
druckt als erste in der Region im Nordosten<br />
Brasiliens mit einer ROLAND 500.<br />
Intergraf wurde im Jahr 1995 gegründet und<br />
ist dafür bekannt, ihren Kunden Drucklösungen<br />
zu präsentieren, die Kunst, Erneuerungen<br />
und Spitzentechnologie beinhalten.<br />
Intergraf ist eine der modernsten<br />
und leistungsfähigsten Akzidenzdruckereien<br />
des Landes.<br />
Vor dem Kauf der 5-Farben Bogen Offset<br />
Druckmaschine von MAN Roland konnte<br />
Direktor Eduardo Mendonça Filho die<br />
ROLAND 500 in Produktion sehen. „Mein<br />
Sohn besuchte Druckereien in São Paulo und<br />
in Rio de Janeiro, die genau die gleiche<br />
Bogendruckmaschine wie unsere haben,“<br />
erklärt Eduardo Mendonça. „Wir kaufen<br />
niemals eine Anlage in dieser Größenordnung,<br />
ohne vorher eine gründliche<br />
Analyse gemacht zu haben,“ sagt er. „Wir<br />
haben Technologie, Leistungsfähigkeit,<br />
Kundendienst und den Preis in Betracht<br />
gezogen.“<br />
PRODUKTION STEIGERN<br />
Kleine und mittlere Auflagen sind ein<br />
Faktor im grafischen Geschäft, der bei der<br />
Investitionsentscheidung stark berücksichtigt<br />
werden muss. Der kommerzielle Direktor<br />
der auf das Verpackungssegment spezialisierten<br />
Druckerei „Gráfica e Editora<br />
Sarapuí Ltda,“ Danilo Storti Garcia, weiß<br />
das. Um ihre Position als eine der<br />
Referenzdruckereien auf dem Markt zu<br />
erhalten, hat die Familie Storti Garcia auf<br />
Qualität und Modernität bestanden. „Wir<br />
suchten Agilität, Effizienz und schnelle<br />
Antworten,“ erklärt Danilo. Im Februar<br />
dieses Jahres ging die ROLAND 500 in der<br />
Druckerei Sarapuí in Betrieb. Sarapuí will<br />
ihre Produktion mit der neuen Maschine<br />
um 40 Prozent steigern.<br />
Die Nachfrage an verschiedenen Produkten<br />
mit kleinen Auflagen wächst auch im<br />
Verpackungssegment sehr stark. „Als wir<br />
früher Aufträge mit kleinen Auflagen<br />
annahmen, hatten wir Kostenprobleme.“<br />
Danilo erklärt, dass sein erster Kontakt mit<br />
einer ROLAND 500 auf der internationalen<br />
Fachmesse Drupa 2004 entstand. Am<br />
Ende desselben Jahres reiste er nach<br />
Deutschland, um MAN und europäische<br />
Druckereien, die mit der ROLAND 500 produzieren,<br />
kennen zu lernen.<br />
TECHNOLOGIE-VORSPRUNG<br />
„Danach schlossen wir den Kauf ab.“ Er<br />
erklärt, dass die Direktion der Sarapuí auch<br />
andere Lieferanten im Auge hatte. „Es gab<br />
Konkurrenten im Wettbewerb, aber wir<br />
haben uns für MAN Roland entschieden, da<br />
wir einen technologischen Vorsprung<br />
gegenüber anderen Maschinen derselben<br />
Klasse erkannten.“<br />
Die neue Maschine hat bereits ihr<br />
Potenzial gezeigt. „Wir haben den Unterschied<br />
gemerkt: Unbestritten ist die<br />
Technologie und die Schnelligkeit in der<br />
Einrichtung,“ sagt Danilo. „Sie ist voll computerunterstützt<br />
und bedienerfreundlich.“<br />
Und die guten Noten hören hier nicht auf.<br />
Der Direktor sagt, dass die produktive<br />
Kapazität der Druckerei aufgrund der<br />
neuen Anlage bis zu 40 Prozent optimiert<br />
wird. „Zuerst wollen wir unsere schon<br />
vorhandenen Kunden noch besser bedienen,<br />
was Qualität und Preise anbelangt. Nachher<br />
erweitern wir unsere Grenzen,“ sagt<br />
Danilo. „Unsere kommerzielle Abteilung<br />
hat in Bezug auf die Akzeptanz bei Kunden<br />
gute Arbeit geleistet und wir fangen an,<br />
diese Früchte jetzt zu ernten, genau in dem<br />
Moment, in dem die Druckerei Verstärkung<br />
durch die der ROLAND 500 bekommen<br />
hat.“ Heute bedient die Druckerei Kunden<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 47<br />
VIELSEITIG EINZUSETZEN<br />
Die Roland 500 eignet sich besonders<br />
für den Markt von mittleren und kleinen<br />
Auflagen. Ihr Format 59 x 74 cm ist<br />
ein Sonderformat, womit eine bessere<br />
Ausnutzung der Arbeiten gewährleistet<br />
ist. Das Einrichten basiert auf hoher<br />
Präzision. Die Makulatur wird im Druckprozess<br />
reduziert.<br />
Die Roland 500 vereinigt Produktivität<br />
und Qualität und ist mit dem neuesten<br />
Stand der Automationstechnologie<br />
ausgerüstet, einschließlich Einstellungen<br />
vom Leitstand, der mit der Printnet-<br />
Vernetzungssoftware PECOM verbunden<br />
ist.<br />
Die Druckmaschine hat eine Geschwindigkeit<br />
von 18.000 Bogen/Stunde.<br />
Der neue Plattenwechsel des Lackwerks<br />
reduziert die Wechselzeit erheblich.<br />
in der Hauptstadt São Paulo, im Innern des<br />
Staates São Paulo und in den Regionen Süd<br />
und Nordost des Landes. Die größten<br />
Kunden von Sarapuí kommen aus der<br />
Pharmaindustrie und lasten 60 Prozent<br />
der Produktion aus.<br />
Dr. Thomas Kaup
48<br />
services & logistics<br />
INTEGRIERTE SERVICEDIENSTLEISTUNGEN IM DRUCKBEREICH<br />
„WIR HELFEN PROFITABEL<br />
ZU WIRTSCHAFTEN“<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist mit ihrem Geschäftsbereich Intergrafica Print und Pack (IPP) der größte unabhängige Dienstleister für die<br />
graphische Industrie weltweit. Mit über 50 Stützpunkten in Lateinamerika, Afrika, Zentral- und Südost-Asien stellt IPP eine<br />
Vertriebsplattform für die Druckindustrie dar.
MAN <strong>Ferrostaal</strong> bietet im Druckbereich integrierte<br />
Serviceleistungen entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette an: Von der<br />
Prozessanalyse bis zur Maschinenoptimierung.<br />
Zusammen mit MAN Roland Druckmaschinen<br />
führt der Geschäftsbereich IPP eine<br />
weltweite „3S Service Strategie“ – vor allem<br />
im Bereich der Bogenmaschinen – in großen<br />
Märkten wie Brasilien, Mexiko, Südafrika,<br />
Türkei und Malaysia durch. Die 3S-Strategie<br />
konzentriert sich auf Service, Ersatzteile<br />
und Verbrauchsmaterialien. Mit Hilfe des<br />
Maschinensupportprogramms soll der<br />
Kunde möglichst kurze Einrichtezeiten und<br />
höchste Qualität der Produkte erreichen.<br />
All diese Services gehen Hand in Hand<br />
über den kompletten Lebenszyklus der<br />
Druckerei-Anlage. Dieses so genannte<br />
LifeCycleManagement (LCM) bedeutet, dass<br />
die Kosten für den Betrieb eines Drucksystems<br />
über die gesamte Lebensdauer hinweg<br />
durch individuelle Maßnahmenpakete<br />
optimiert und reduziert werden.<br />
Von den über 700 IPP-Mitarbeitern ist die<br />
Hälfte im Service tätig. Ihr Leistungsspektrum:<br />
Beratung, Projektmanagement,<br />
Installation, Instruktion, Schulung, Nachrüstungen,<br />
Wartung und Instandhaltung,<br />
Reparaturen, Versorgung mit Ersatzteilen,<br />
Chemikalien und Verbrauchsmaterialien bis<br />
hin zur Finanzierung. Kunden haben nur<br />
einen Kontakt in Vorstufe, Druck und<br />
Weiterverarbeitung.<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 49<br />
„Im Fokus unserer Aktivitäten stehen<br />
Geschäftsmodelle, die unseren Kunden<br />
helfen profitabel zu wirtschaften. Wichtig ist<br />
es uns, einen Mehrwert für unsere Kunden<br />
zu schaffen, damit sie Produktivität und<br />
Qualität steigern können. Dabei müssen wir<br />
uns am direkten Kundennutzen orientieren,“<br />
sagt Dr. Thomas Kaup, Geschäftsführer der<br />
Intergrafica Print & Pack GmbH.<br />
LEISTUNGSSPEKTRUM ERWEITERN<br />
Die gesamte Wertschöpfungskette wird<br />
unter die Lupe genommen und optimiert:<br />
die Produktion wird effizienter gestaltet, die<br />
Druckleistung wird nachhaltig gesteigert,<br />
die Einrichtezeiten für den Druck werden<br />
verkürzt, die Prozesse werden mit Inline-<br />
Lösungen integriert, wertsteigernde Zusatzanwendungen<br />
werden in die Maschine integriert,<br />
die Qualität wird umfassend kontrolliert,<br />
die Produktionskosten werden gesenkt<br />
(weniger Personaleinsatz, niedrige Anlaufmakulatur<br />
und große Qualitätskonstanz).<br />
Durch die datentechnische Vernetzung der<br />
Automatisierungsmodule wird der Produktionsprozess<br />
effizienter.<br />
Kaup: „Das Ziel ist, dass der Kunde<br />
sein Produkt- und Dienstleistungsspektrum<br />
erweitert und sich so noch deutlicher von<br />
seinem Wettbewerb abhebt. Schnellere<br />
Durchlaufzeiten und geringere Rüstkosten<br />
im Fortdruck erweitern die ökonomische<br />
Elastizität der Drucksysteme.“<br />
Helen Vollrath
50<br />
finanzierung<br />
ANLAGENFINANZIERUNG IN CHILE<br />
MODELL FÜR SÜDAMERIKA<br />
Vor sechs Jahren verhandelte MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit der chilenischen Gesellschaft EMPRESA NACIONAL DE PETROLEO (ENAP)<br />
einen Vertrag zur Lieferung einer Di-IsoPropyl-Ether-Anlage. Das Vorhaben war der Beginn einer Reihe von gemeinsamen<br />
Projekten mit außergewöhnlichen Finanzierungskonzepten. Die Finanzierung der jüngsten Anlage wurde vom Finanzmagazin<br />
„Project Finance International“ als das bedeutendste projektbezogene Finanzgeschäft im Jahr 2005 in Lateinamerika ausgezeichnet.<br />
Als die staatliche chilenische Ölgesellschaft<br />
ENAP 2000 den Bau einer Di-IsoPropyl-<br />
Ether-Anlage (DIPE) auf den Weg brachte,<br />
suchte sie einen Generalunternehmer,<br />
der zu einer langfristigen Investition bereit<br />
war und eine sehr anspruchsvolle<br />
Finanzierungskonstruktion umsetzen<br />
konnte. Edzard zu Knyphausen, Leiter<br />
der MAN <strong>Ferrostaal</strong> Chile, beschreibt die<br />
Ausgangssituation so: „Direkt nach den<br />
ersten Gesprächen waren ENAP und MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> sich einig, dass es Potential für<br />
weitere gemeinsame Projekte gab. Die<br />
Finanzierungsstruktur des DIPE-Projektes<br />
passte in keine der bekannten Finanzie-<br />
rungsschubladen, weder Project Finance<br />
noch Corporate Finance. Auf der einen Seite<br />
sollte Privatkapital ins Investment einbezogen<br />
werden, auf der anderen Seite<br />
aber ENAP allein die volle operative und<br />
unternehmerische Kontrolle behalten.“<br />
Um die langfristige Finanzierung zu<br />
sichern, gründeten ENAP, MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
und andere Partner eine Projektgesellschaft,<br />
die als Eigentümer, Kreditnehmer<br />
und Betreiber der Anlage agiert. Nach der<br />
erfolgreichen Umsetzung der Projekt- und<br />
Finanzierungskonzeption wurde die DIPE-<br />
Anlage termingerecht in September 2003<br />
fertig gestellt. Es folgten bald weitere<br />
Aufträge gleichen Strickmusters: Zwei<br />
Entschwefelungsanlagen (2002), ein Mild<br />
Hydrocracker (2004) und 2005 der Auftrag<br />
für einen Delayed Coker, eine Raffinerieanlage<br />
zur Umwandlung sehr schwerer<br />
Kohlenwasserstoffmoleküle in leichtere<br />
Produkte.<br />
LANGFRISTIGE BETEILIGUNG<br />
Die Verträge zwischen ENAP und MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> im Konsortium mit den spanischen<br />
Partnern Foster Wheeler Iberia S.A. und<br />
Técnicas Reunidas S.A. und ENAP zur schlüsselfertigen<br />
Lieferung eines Delayed Coker<br />
samt Nebeneinrichtungen wurden im Juli<br />
2005 unterzeichnet und in Kraft gesetzt.<br />
Wie bei den Vorprojekten handelt es sich<br />
nicht nur um die Lieferung einer Anlage,<br />
sondern um die Implementierung eines<br />
in sich geschlossenen Projekt- und Finanzierungskonzeptes<br />
einschließlich einer langfristigen,<br />
auf über 20 Jahre angelegten<br />
Beteiligung an dem Eigenkapital der gegründeten<br />
Projektgesellschaft. Diese Projektgesellschaft<br />
nimmt die Funktion des Eigentümers,<br />
Betreibers und Kreditnehmers wahr<br />
und stellt die Produktionskapazität der Anlage<br />
dem Endabnehmer ENAP im Rahmen<br />
eines Financial-Lease-Konzeptes zur Verfügung.
Alle ENAP-Aufträge folgen in ihrer Struktur<br />
diesem Konzept. Während das Gesamtinvestitionsvolumen<br />
des DIPE-Projekts<br />
noch weniger als 30 Millionen US-Dollar<br />
betrug, überschritt die Investition beim<br />
Bau des Mild Hydrocracker bereits die<br />
100-Millionen-US-Dollar-Grenze. Für die<br />
Errichtung des Delayed Coker konzipierten<br />
die Partner ein Finanzierungskonzept für<br />
ein Investitionsvolumen von 430 Millionen<br />
US-Dollar.<br />
Die Finanzierungen des Mild Hydrocracker<br />
und des Delayed Coker wurden mit einem<br />
Gesamtvolumen von über 540 Mio. US-Dollar<br />
in New York arrangiert und international<br />
syndiziert. Beide Finanzierungen wurden<br />
deutlich überzeichnet; dies zeigt die<br />
Attraktivität des Geschäftsmodells und des<br />
Wirtschaftsstandortes Chile. Die Finanzierung<br />
des Delayed Coker wurde im<br />
49%<br />
ENAP-Gruppe<br />
Dezember 2005 vom international renommierten<br />
Finanzierungsmagazin „Project<br />
Finance International“ mit dem Titel „Latin<br />
America Deal of the Year 2005“ ausgezeichnet.<br />
Das Projekt wurde bewertet als „das<br />
bedeutendste projektbezogene Finanzgeschäft,<br />
das im Jahr 2005 in Lateinamerika<br />
abgeschlossen wurde.“<br />
TASK-FORCE IN MADRID<br />
Verfahrensgeber für den Delayed Coker ist<br />
Foster Wheeler, ein bekannter Anlagenbauer<br />
aus den USA. Foster Wheeler Iberia,<br />
Madrid, und Técnicas Reunidas, Madrid,<br />
sind für das komplette Engineering verantwortlich.<br />
Die Lieferung der Ausrüstungen<br />
wird von Foster Wheeler, Técnicas<br />
Reunidas und MAN <strong>Ferrostaal</strong> durchgeführt.<br />
Zu diesem Zweck wurde in Spanien<br />
eine temporäre Projektgesellschaft (Union<br />
Temporal de Empresas), gegründet, an der<br />
EIGENKAPITAL – INVESTOREN<br />
PROCESSING SERVICES VERTRAG<br />
ENAP Refineria Aconcagua<br />
BETRIEBS- UND WARTUNGSVERTRAG<br />
ENAP Refineria Aconcagua<br />
PACHTVERTRAG<br />
ENAP Refineria Aconcagua<br />
FINANZIERUNG<br />
51%<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> 17%<br />
Foster Wheeler Iberia 17%<br />
Técnicas Reunidas 17%<br />
ENERCON S.A.<br />
PROJEKTGESELLSCHAFT<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 51<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> zu einem Drittel beteiligt<br />
ist. Diese Gesellschaft wickelt den nichtchilenischen<br />
Teil des Auftrags von Madrid<br />
aus ab. Bei Foster Wheeler Madrid wurde<br />
eine Task-Force eingerichtet, in die auch<br />
das MAN-<strong>Ferrostaal</strong>-Projektteam delegiert<br />
wurde. Von dort aus erfolgt die Projektleitung<br />
und werden sämtliche Einkäufe der<br />
Ausrüstungen durchgeführt.<br />
Für die lokalen Aufgaben in Chile haben<br />
die Konsortialpartner ein gemeinsames<br />
Unternehmen in Santiago de Chile gegründet.<br />
Für Bau und Montage der Gesamtanlage<br />
ist die Tochtergesellschaft der MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> in Chile, die DSD Chile, verantwortlich.<br />
Helmut Mühlemeier<br />
FREMDKAPITAL<br />
Kredit internationales<br />
Bankensyndikat<br />
ANLAGEN-LIEFERVERTRAG (SCHLÜSSELFERTIG)<br />
Konsortium Foster Wheeler,<br />
Técnicas Reunidas, MAN <strong>Ferrostaal</strong>
52<br />
finanzierung<br />
01<br />
ENAP: GRÖSSTE RAFFINERIEKAPAZITÄT<br />
AN DER PAZIFIKKÜSTE<br />
Die staatliche Firma ENAP ist mit einem<br />
Jahresumsatz von ca. 6,7 Mrd. US-Dollar<br />
und einem Profit von ca. 200 Mio. US-<br />
Dollar (2005) eine der großen chilenischen<br />
Gesellschaften. Als strategisch wichtiges<br />
Unternehmen befindet sie sich vollständig<br />
im Besitz des Staates. ENAP betreibt<br />
Anlagen an drei Hauptstandorten: Punta<br />
Arenas, Talcahuano (Concepción) und<br />
Concón und hat in Chile einen Anteil von<br />
ca. 90 % am Markt der Erdölprodukte<br />
(Benzin, Diesel, Flugbenzin, Asphalt). Die<br />
Raffinerie in Concón ist mit einer Verarbeitungskapazität<br />
von über 100.000<br />
Barrel Rohöl pro Tag der Hauptversorger<br />
der Region Santiago. Mit ihren Raffinerien<br />
verfügt ENAP über die größte Raffineriekapazität<br />
an der Pazifikküste.<br />
Santiago leidet unter einer hohen, verkehrbedingten<br />
Emissionsbelastung, nicht zuletzt<br />
verursacht durch die Lage in einem<br />
geschlossenen Talkessel, die den Luftaus-<br />
tausch bei bestimmten Wetterlagen erschwert.<br />
Vor diesem Hintergrund verfolgt<br />
die chilenische Regierung eine strikte Umweltpolitik<br />
mit sich ständig verschärfenden<br />
Anforderungen an Emissionsreduzierungen.<br />
Die Installation des Delayed Coker sowie<br />
auch die vorherigen Projekte, bei denen<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> Investitionspartner der<br />
ENAP ist, wurden als Teil eines langfristigen<br />
Ausbau- und Modernisierungsprogramms<br />
realisiert. Dieses hat zum Ziel, sauberere,<br />
emissionsärmere Kraftstoffe herzustellen,<br />
um die Lebensqualität in der Metropole<br />
weiter zu verbessern.<br />
Beim Delayed Coker Prozess werden<br />
Ölschlämme und andere bei der Vakuumdestillation<br />
(Prozessschritt in der Erdölaufbereitung)<br />
entstehende zähflüssige<br />
Rückstände durch schnelle Erhitzung auf<br />
ca. 540 °C und anschließende Einbringung<br />
in spezielle Behälter (Coke Drums) in<br />
die Wertstoffe LPG, Gas, Naphta, Diesel<br />
und Petrolkoks umgewandelt. Petrolkoks<br />
ist ein fester Wertstoff, der im Kraftwerk<br />
Arbeiten beim Bau der<br />
Di-IsoPropyl-Ether-Anlage in Chile:<br />
01. Verlegung von Untergrundrohrleitung<br />
02. Vermessungsarbeiten<br />
03. Erdarbeiten<br />
04. Pfählungsarbeiten<br />
02<br />
zur Energieerzeugung verbrannt oder bei<br />
geeigneter Qualität in der Aluminiumindustrie<br />
zur Anodenproduktion verwendet<br />
werden kann.<br />
Schwere Erdöle haben im Raffinerieprozess<br />
aufgrund ihres geringeren Anteils an<br />
kurzkettigen Kohlenwasserstoffen eine<br />
geringere Ausbeute an hochwertigen<br />
Produkten als leichte Erdöle. Sie hinterlassen<br />
mehr Rückstände; deshalb ist der<br />
Preis schwerer Erdöle auf dem Weltmarkt<br />
niedriger als der Preis leichter Erdöle.<br />
Der Delayed Coker wandelt diese Rückstände<br />
in werthaltige Produkte um, erhöht<br />
gleichzeitig die Ausbringung an leichten<br />
Erdölprodukten und erhöht somit die<br />
Effizienz und Rentabilität der Raffinerie.
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 53<br />
AUFTRAGGEBER:<br />
Energía Concón S.A. – ENERCON<br />
AUFTRAGSWERT:<br />
300 Million USD<br />
AUFTRAGSUMFANG:<br />
Hauptanlage:<br />
>> Delayed Coker 20.000 bpd<br />
Nebenanlagen:<br />
>> Petrolkoks Transporteinrichtung<br />
>> Amine Aufbereitungsanlage<br />
>> Wäscher zur Abscheidung von<br />
schwefelhaltigen Gasen<br />
>> Schwefelrückgewinnungsanlage<br />
>> Abwasserbehandlungsanlage<br />
>> Fackel<br />
>> Betriebsmedien<br />
>> Anlagenverbindungen<br />
>> Kontrollraum<br />
STANDORT DER ANLAGE:<br />
Concón, ca. 2,5 Autostunden nordwestlich<br />
von Santiago de Chile<br />
AUSFÜHRUNGSZEIT:<br />
28 Monate<br />
03 04
54<br />
finanzierung<br />
„WIR KOMBINIEREN FINANZIERUNG<br />
UND OPERATIVE VERANTWORTUNG“<br />
Für die Abwicklung von Geschäften bietet MAN <strong>Ferrostaal</strong> ihren Kunden eine Reihe von Finanzierungsmöglichkeiten an.<br />
Im Gespräch nennt Jens Gesinn, Vorstand Finanzen, Rechnungswesen, Controlling und IT des Unternehmens, Beispiele für die<br />
wesentlichen Finanzierungsarten und skizziert deren Grundzüge.
Herr Gesinn, für die Finanzierung einer petrochemischen Anlage<br />
in Chile [siehe Artikel S. 50] ist MAN <strong>Ferrostaal</strong> vor kurzem zusammen<br />
mit ihren Partnern ausgezeichnet worden. Was war das<br />
besondere an dieser Finanzierung und warum wurde sie ausgezeichnet?<br />
Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war, in eine neu zu<br />
bauende Anlage, die von der chilenischen Staatsgesellschaft ENAP<br />
[Empresa Nacional del Petroleo] gehalten und betrieben wird,<br />
privates Kapital mit einzubinden. Das erforderte ein komplett auf<br />
den Kunden und die Situation zugeschnittenes Finanzierungskonzept.<br />
Und das hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> leisten können.<br />
Ja, zusammen mit unseren Partnern haben wir das möglich gemacht.<br />
Allerdings hatten wir Vorläufer-Projekte mit demselben<br />
Kunden, die ähnlich liefen und die wir von Projekt zu Projekt immer<br />
weiter verfeinert und verbessert haben. Wir haben viel Übung darin,<br />
unseren Kunden individuelle Finanzierungskonzepte anzubieten.<br />
Wie sehen solche Finanzierungskonzepte typischerweise aus?<br />
Es gibt nicht das typische Finanzierungskonzept der MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong>. Das ist ja gerade die wesentliche Eigenschaft unserer<br />
Finanzierungen: Sie sind jeweils auf unsere Kunden und deren<br />
spezifischen Bedarf zugeschnitten. Unsere Finanzierungsangebote<br />
nehmen je nach Branche, Region und Projekt ganz unterschiedliche<br />
Formen an. Allen gemeinsam ist aber, dass sie eine wesentliche<br />
Grundlage unserer Geschäfte bilden.<br />
Starten Sie dann mit jedem neuen Finanzierungsprojekt bei Null?<br />
Nein, natürlich nicht. Es gibt schon Muster. Ganz grob lassen sich<br />
drei Arten von Finanzierungen unterscheiden, die unsere Kunden<br />
von uns in Anspruch nehmen: Die Projektfinanzierung für große<br />
Anlagen, die Exportfinanzierung für Maschinen und die Vorfinanzierung<br />
in der Stahllogistik. Die Finanzierung von Produktionsanlagen<br />
in unserem Automobilgeschäft wollen wir im Moment<br />
mal ausklammern, denn hier investieren wir in unsere eigenen<br />
Produktionsmittel.<br />
Im Anlagengeschäft dürfte die individuellste Art der<br />
Finanzierung liegen.<br />
Richtig. Das Anlagengeschäft ist ja sehr komplex. Unser<br />
Schwerpunkt liegt auf dem Großanlagenbau und ganz klar in der<br />
Projektfinanzierung, wo wir eine ganz wesentliche Rolle spielen<br />
können. Als verfahrensunabhängiger Großanlagenbauer und<br />
Ingenieurgesellschaft mit dem Focus auf Projektentwicklung<br />
haben wir eine gewisse Alleinstellung im Markt. Unsere wichtigste<br />
Leistung in diesem Bereich ist, dass wir Projekte entwickeln, wo es<br />
noch nichts gibt und hierbei sind gute Finanzierungsmodelle ein<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 55<br />
wesentlicher Teil. Darin liegt genau unsere Stärke, die für Kunden<br />
attraktiv ist: Wir kombinieren Finanzierungskompetenz und<br />
operative Verantwortung, und verfügen deshalb über eine gewisse<br />
Urteilsfähigkeit bezüglich der Frage, was ein gutes Projekt ist und<br />
wie man es am besten zum Laufen bringt.“<br />
Wer sind die Partner, mit denen MAN <strong>Ferrostaal</strong> solche<br />
Projekte stemmt?<br />
Wir arbeiten seit Jahren sehr gut mit der KfW [Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau] und Hermes zusammen. Alle Methanloanlagen<br />
auf Trinidad mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden sind<br />
beispielsweise mit diesen Partnern gelaufen. Aber auch viele andere<br />
Projekte haben wir zusammen mit diesen Partnern auf die Beine<br />
gestellt. Der Bau solcher Anlagen ist ohne entsprechende Finanzierung<br />
nicht denkbar. Wir arbeiten aber auch mit einer Reihe ausländischer<br />
Kreditinstitute und Kreditversicherungen zusammen,<br />
je nachdem, was im Einzelfall die günstigste Kombination ist.<br />
Dann muss der Track Record entsprechend lang sein.<br />
Ja klar. Wir machen das ja seit etwa 25 Jahren. Aber wir gehen<br />
flexibel an dieses Thema heran. Finanzierungsmodelle, die gestern<br />
und heute funktioniert haben, sind nicht notwendigerweise das<br />
Erfolgsrezept für morgen. Hier ist Innovation gefordert, und mit<br />
unseren neuen Vorständen Dr. Knothe [Projects and Contracting]<br />
und Dr. Lesker [Service und Vertrieb], die beide in der Vergangenheit<br />
sehr intensiv in finanzierten Projekten tätig waren, sind wir klar<br />
nach vorne gerichtet, um über neue Finanzierungsmodelle nachzudenken.<br />
In welchen Bereichen sind neue Finanzierungsmodelle<br />
erforderlich?<br />
Beispielsweise bei neuen Technologien, sehr stark zum Beispiel bei<br />
Biodiesel und erneuerbaren Energien, aber auch bei Kraftwerken sind<br />
immer wieder neue Finanzierungsmodelle gefragt. Hier gibt es sehr<br />
viele Projekte, aber auch einen hohen Bedarf an Finanzierung. Gerade<br />
bei diesen neuen Technologien, die noch nicht am Markt bewährt<br />
sind, spielt die Finanzierung eine entscheidende Rolle. Das Risiko, so<br />
eine Anlage mit neuer Technologie hinzustellen, erfordert auch neue<br />
Marktmechanismen. Das übernimmt nicht mal jemand so mit seinem<br />
privaten Kapital. Bei solchen Projekten sucht man Finanzierungsmodelle,<br />
um das Risiko der Finanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen.<br />
Das ist ja das Wesen der Projektfinanzierung, dass man das<br />
Risiko auf so viele Schultern verteilt, dass es für jeden akzeptabel ist<br />
und jeder Spaß daran hat. Allerdings werden wir bei neuen Technologien<br />
nicht alles machen, sondern uns diejenigen Möglichkeiten raussuchen,<br />
bei denen wir das Risiko abschätzen können und die sich<br />
erkennbar lohnen.
56<br />
finanzierung<br />
Was unterscheidet die MAN <strong>Ferrostaal</strong> bei der Projektfinanzierung<br />
von ihren Wettbewerbern?<br />
Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist nach der strengen Definition des VDMA<br />
[Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbau] kein<br />
Großanlagenbauer. Nach VDMA ist ein Großanlagenbauer eine<br />
Gesellschaft, die mehrere Millionen Ingenieurstunden pro Jahr<br />
leistet. Das ist bei uns nicht der Fall. Das heißt, wir sind nach der<br />
strengen Definition kein Großanlagenbauer, sondern wir sind ein<br />
Projektentwickler und Arranger. Das ist unsere Aufgabe. Wir haben<br />
ja keine eigenen Verfahren. Insoweit haben wir gegenüber den bekannten<br />
Anlagenbauern einen Wettbewerbsnachteil, wenn es um<br />
Vergaben geht, bei denen die Finanzierung bereits steht und die<br />
per Tender ausgeschrieben werden. Hier sind uns die Inhaber der<br />
Verfahren überlegen. Wo ein Unternehmen sagt: ‚ich habe das Geld<br />
für meine nächste Chemieanlage schon verdient und mit meinem<br />
Gewinn baue ich diese Anlage’, da bringen wir keinen Mehrwert<br />
gegenüber Wettbewerbern. Überall dort aber, wo potenzielle<br />
Industrieprojekte neu entwickelt werden, liegt unser Geschäft.<br />
Dieser Projektentwicklungsmarkt ist riesig und neue potenzielle<br />
Anlagen sind auf der ganzen Welt reichhaltig vorhanden. Hier<br />
haben wir den Vorteil, dass wir eine höhere Flexibilität haben als<br />
unsere Wettbewerber. Überall dort, wo ein Projekt möglich ist und<br />
wo ein Businessplan vorliegt und die Feasibility klar ist, da können<br />
wir das optimale Paket aus Technik und Finanzierung anbieten.<br />
Und wer sagt, ob ein Projekt sinnvoll ist oder nicht?<br />
Das prüfen sowohl wir selbst als auch die Kreditinstitute, mit denen<br />
wir zusammen arbeiten. Wir prüfen die wirtschaftlichen Grundlagen<br />
unabhängig voneinander und erfreulicherweise kommen wir<br />
in der Regel zu sehr ähnlichen Einschätzungen. Diese Einschätzung<br />
hängt immer sehr stark von den jeweiligen Parametern ab, die vor<br />
Ort gegeben sind. Nehmen Sie beispielsweise petrochemische Anlagen<br />
im Bereich Erdgas. Die Zusammensetzung des Gases im Boden<br />
kann sehr entscheidend sein, ob das eine technische Verfahren<br />
besser für die Weiterbearbeitung ist oder das andere Verfahren.<br />
Wenn ich als Anlagenbauer nur das eine Verfahren habe, scheidet<br />
das für mich schon aus, weil das falsche Gas vorliegt. Hier haben<br />
wir als MAN <strong>Ferrostaal</strong> mehr Flexibilität, weil wir die jeweils besten<br />
Partner zusammenbringen können und dann mit einem intelligenten<br />
Finanzierungsmodell das Projekt zum Laufen bringen. Die<br />
Großanlagenbauer sind technikgetrieben, versuchen ihren Vertrieb<br />
aus der Technik heraus zu entwickeln, wir dagegen versuchen<br />
unsere Vertriebserfolge über die Finanzierung zu triggern. Dass<br />
wir hier sehr gut aufgestellt sind, das bestätigen uns auch die<br />
Banken.<br />
Sind Finanzierungen im Maschinen- und Transportgeschäft<br />
auch so wichtig?<br />
Ja, wenngleich nicht im gleichen Maß. Mit Finanzierung ermöglichen<br />
wir nur knapp die Hälfte unseres Maschinengeschäfts. Wir<br />
treten dabei als Exporteur auf und finanzieren für unsere Kunden<br />
Maschinen und Transporteinrichtungen über einen Zeitraum bis<br />
zu fünf Jahren. Gefragt sind unsere Finanzierungen vor allem in<br />
Südamerika und in Asien. Hier finanzieren wir primär in Euro,<br />
Dollar, mitunter aber auch in Yen.<br />
Warum finanzieren unsere Kunden mit uns und nicht mit lokal<br />
ansässigen Kreditinstituten?<br />
Wir können die besseren Konditionen anbieten: Für unsere Kunden<br />
erhalten wir eine Versicherungsdeckung und auf Basis dieser<br />
Deckung geben wir den Kunden einen Kredit – dann aber mit Zinssätzen,<br />
die für die Kunden äußerst attraktiv sind. Im Augenblick<br />
können wir ca. 6 Prozent anbieten. Für Südamerika beispielsweise,<br />
wo Zinssätze von 15 bis 30 Prozent üblich sind, sind das traumhafte<br />
Zinsen.<br />
Was passiert, wenn Kunden in einem Land arbeiten, dessen<br />
Währung nicht stabil ist?<br />
Natürlich gibt es dann ein Währungsrisiko, das der Kunde zu tragen<br />
hat. Aber das haben wir in der Regel gut im Griff: In diesen Fällen<br />
können Prolongationen dem Kunden aus temporären Engpässen<br />
helfen. Wenn die Währung eines Landes verfällt und dadurch die<br />
Verbindlichkeiten in Landeswährung nach oben gehen, wird die Rückzahlung<br />
prolongiert, solange bis die Inflation wieder den Währungsverfall<br />
ausgeglichen hat, und damit im Grunde genommen ein<br />
Kaufkraftausgleich stattfindet. Das Risiko des Währungsverfalls hat<br />
sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verringert, nicht zuletzt,<br />
weil sich die Steuerungsmittel der Weltbank wesentlich verbessert<br />
haben. Die uferlose Verschuldung von Staaten läuft heute nicht mehr<br />
so wie früher. Mit unseren Exportkrediten, die wir in sorgfältig<br />
geprüften Einzelfällen auch ohne Versicherungsdeckung gewähren,<br />
haben wir sicherlich einen sehr starken Wettbewerbsvorteil, denn<br />
das machen im Maschinengeschäft nicht viele Anbieter.<br />
Ist das auch der Grund, warum MAN <strong>Ferrostaal</strong> so ein breites<br />
Portfolio anbieten kann – speziell im Druckmaschinenbereich?<br />
Das eine ist die Finanzierung, die wir anbieten können, eben nicht<br />
nur für MAN Roland-Maschinen, sondern auch für Einzelmaschinen<br />
von anderen Anbietern und aus anderen Ländern. Das andere ist<br />
natürlich die Fähigkeit, viele Hersteller unter einen Hut zu bringen.<br />
Die ist bei uns traditionell stark ausgeprägt, weil wir das seit vielen<br />
Jahren tun. Wir haben ja keine eigenen Produkte, sondern vertreten<br />
seit jeher andere Unternehmen.
NIEDRIGERE ZINSEN BEI LIEFERANTENKREDITEN<br />
EINFACH UND GÜNSTIG<br />
Besonders in Lateinamerika sind Lieferantenkredite sehr verbreitet und werden oft von Kunden im Rahmen von Maschinenlieferungen<br />
angefragt. Bei einem Lieferantenkredit räumt der Lieferant dem ausländischen Abnehmer ein Zahlungsziel ein. Der<br />
Kunde belastet seine Kreditlinie bei seiner Hausbank nicht und genießt erheblich günstigere Zinssätze.<br />
Lieferantenkredite bieten für Abnehmer von Waren oder Dienstleistungen<br />
gleich mehrere Vorteile. Die Euro- und US-Dollar-<br />
Zinssätze sind signifikant günstiger als die bis zu 30 Prozent<br />
hohen Jahres-Zinssätze für lokale Währungen, zum Beispiel in<br />
Brasilien. Darüber hinaus fällt die schriftliche Vereinbarung<br />
des Zahlungsziels im Vergleich zur Dokumentation einer<br />
Bankenfinanzierung deutlich kürzer aus. Bei Absicherung der<br />
Forderung durch eine Kreditversicherung sorgt MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
dafür, dass der Abnehmer bei normalem Geschäftsverlauf mit der<br />
Forderung nicht in Berührung kommt.<br />
Ganz ohne Verwaltungsaufwand kommt der Kunde doch auch<br />
beim Lieferantenkredit nicht aus. So muss er zwecks Bonitäts-<br />
prüfung aktuelle, testierte Bilanzen sowie die Gewinn- und<br />
Verlustrechnung dem Lieferanten vorlegen und bei der Einräumung<br />
von (dinglichen) Sicherheiten zugunsten des Lieferanten<br />
für die Laufzeit des Kredites mitwirken.<br />
Barzahlungsvereinbarungen sind immer zu bevorzugen. Für MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> sind Lieferantenkredite wenig vorteilhaft, denn es<br />
entsteht durch die Krediteinräumung und das Nachhalten der<br />
Forderung ein hoher Verwaltungsaufwand. Ferner werden durch<br />
den Lieferantenkredit die Bilanzrelationen bei MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
negativ beeinflusst.<br />
Karl-Heinz Schröter<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 57
58<br />
news<br />
>ESSEN: SCHÜLER TREFFEN MATTHIAS MITSCHERLICH<br />
IM DIALOG MIT DEM VORSTANDSVORSITZENDEN<br />
Am 14. Februar <strong>2006</strong> bot sich für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen<br />
Oberstufe zum zweiten Mal die Gelegenheit, Dr. Matthias<br />
Mitscherlich zu beruflichen und privaten Themen zu befragen.<br />
Die Veranstaltungsreihe „Dialog mit der Jugend“ wird jährlich vom<br />
Initiativkreis Ruhrgebiet organisiert. Ziel ist es, Abiturienten wirtschaftliche<br />
Zusammenhänge und Berufseinstiegsmöglichkeiten praxisnah<br />
durch den persönlichen Kontakt mit Vorständen international tätiger<br />
Unternehmen zu vermitteln. Mitscherlich stellte sich den Fragen der<br />
Schüler, die sich hauptsächlich auf Ausbildungs- und Berufschancen<br />
bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> bezogen. Großes Interesse fand die Internationalität<br />
des Unternehmens. Viele Fragen zielten auf Wege und Möglichkeiten<br />
für einen beruflichen Auslandsaufenthalt. Insbesondere fragten<br />
die Schüler, nach welchen Kriterien Mitarbeiter für das Ausland ausgewählt<br />
werden und welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen.<br />
Wichtige Eigenschaften zukünftiger Mitarbeiter, so Dr. Mitscherlich,<br />
sind sehr gute Kenntnisse in mindestens einer Fremdsprache sowie<br />
das Verständnis und Interesse für kulturelle Unterschiede. Auf die<br />
Frage, ob eher ein Studium oder eine Ausbildung vorzuziehen sei,<br />
empfahl er deutlich den Abschluss eines Hochschulstudiums.<br />
Die Internationalität und Vielseitigkeit des Unternehmens erfordern<br />
bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine verstärkte Konzentration auf Bewerber mit<br />
Hochschulstudium. Neueinsteiger werden bestärkt, ihre Fähigkeiten<br />
in allen Bereichen zu entwickeln: Im Ingenieurwesen, Management,<br />
Finanzwesen, Vertrieb und in der logistischen Planung.<br />
Anna Fontaine<br />
>ABSOLVENTENKONGRESS:<br />
IMAGESTEIGERUNG BEI HOCHSCHULABSOLVENTEN<br />
MAN nutzte den Absolventenkongress am 23./24. November 2005<br />
in Köln, Europas größte Jobmesse für Studenten, um qualifizierte<br />
Hochschulabsolventen anzusprechen. Im neuen Corporate Design<br />
präsentierte sich die MAN Gruppe und zog bei den jungen Absolventen<br />
mit ihrem Stand großes Interesse auf sich.<br />
Auch die MAN <strong>Ferrostaal</strong>, die ihre Mitarbeiter als eine ihrer wertvollsten<br />
Ressourcen und als Grundlage ihres Erfolges sieht, nutzte<br />
die Absolventenmesse als Plattform zur Imagesteigerung und zur<br />
gezielten Nachwuchskräfte-Ansprache.<br />
KASACHISCHER MINISTER SETZT AUF<br />
STRATEGISCHE ALLIANZEN<br />
An Direktinvestitionen ausländischer Partner interessiert<br />
zeigte sich Aset Issekeshev, Vize-Minister für Industrie und<br />
Handel der Republik Kasachstan bei einem Besuch der<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Essen. In Begleitung einer Wirtschaftsdelegation<br />
aus Kasachstan erläuterte er die Ziele der<br />
kasachischen Wirtschaftspolitik.<br />
Im Vordergrund stehen dabei die Reduzierung der Abhängigkeit<br />
von der Rohstoffindustrie, sowie Diversifikation und<br />
Entwicklung der kasachischen Wirtschaft. Schwerpunkte<br />
sind Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, Öl- und<br />
Gas-Ausrüstungen, Tourismus, Textilindustrie, Metallurgie,<br />
Transport und Logistik sowie Baumaterialien. Dabei setzt der<br />
Minister auf strategische Allianzen mit namhaften Großunternehmen,<br />
die einen Technologie-Transfer nach Kasachstan<br />
ermöglichen.<br />
Neben dem Einzelmaschinengeschäft der MAN <strong>Ferrostaal</strong>, ist<br />
insbesondere der Abschluss für eine Gaskompressorstation<br />
„Opornaya“ in Westkasachstan mit MAN TURBO hervorzuheben.<br />
Bei dem Ausbau der Öl- und Gasindustrie sind Piping<br />
Materials stark nachgefragt: MAN <strong>Ferrostaal</strong> Piping Supply<br />
hat bereits einen Liefervertrag über Armaturen für eine Seewasserkühlleitung<br />
für das Kraftwerk Aktau abgeschlossen.<br />
Udo Völker
MAN AG<br />
MAN VERKAUFT DIE TAKRAF FÖRDERTECHNIK<br />
Die MAN AG veräußert die bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> geführte und<br />
konsolidierte Takraf Fördertechnik GmbH. Käufer ist die VTC<br />
Industrieholding GmbH, München. Über den Kaufpreis haben<br />
die beiden Unternehmen Stillschweigen vereinbart.<br />
Die in Leipzig ansässige Takraf hat im Geschäftsjahr 2005 mit<br />
485 Mitarbeitern einen Umsatz von 122 Millionen Euro<br />
erwirtschaftet und profitabel gearbeitet. Das Unternehmen<br />
baut Geräte, Systeme und komplette Anlagen für die<br />
Tagebautechnik, die Hafen- und Krantechnik sowie den<br />
Masengutumschlag. Das Unternehmen verfügt über ein<br />
Vertriebsnetz auf allen fünf Kontinenten und bietet von der<br />
Entwicklung und Konstruktion über die Herstellung und<br />
Montage bis zum Service alle Leistungen in diesem Bereich an.<br />
Bekannt sind die Produkte des Unternehmens insbesondere<br />
aus dem Tagebau: Fast die Hälfte aller Schaufelradbagger<br />
weltweit stammen von MAN Takraf.<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 59<br />
Das Unternehmen war 1994 in den MAN Konzern aufgenommen<br />
worden, als dieser seine eigenen Fördertechnikaktivitäten<br />
mit denen der TAKRAF Lauchhammer GmbH zusammenlegte.<br />
Mit der Veräußerung von Takraf setzt MAN <strong>Ferrostaal</strong> ihren<br />
Kurs der Konzentration auf Kerngeschäfte fort. Das Unternehmen<br />
hatte 2004 Randaktivitäten in einem Umfang von<br />
214 Mio. Euro und einer Belegschaftsstärke von 1.400<br />
Mitarbeitern veräußert. In diesem und dem kommenden Jahr<br />
plant das Unternehmen, weitere Randbereiche mit einem<br />
Umsatzvolumen von insgesamt 180 Mio. Euro und 800<br />
Mitarbeitern auszugliedern.<br />
Daniel Reinhardt
60<br />
>50 JAHRE MAN FERROSTAAL KOLUMBIEN:<br />
EIN LAND MIT BESONDEREN MÄRKTEN<br />
Lateinamerika ist die Region, in der sich die MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />
am stärksten positioniert hat und in der das Unternehmen am<br />
bekanntesten ist. Kolumbien gehört mit einer nunmehr 50-jährigen<br />
Präsenz des Unternehmens zu den „traditionellen“ Märkten des<br />
Unternehmens.<br />
In Kolumbien besetzt MAN <strong>Ferrostaal</strong> unter anderem ein<br />
Arbeitsgebiet, welches das Unternehmen in keinem anderen<br />
Land der Welt mit der gleichen Intensität verfolgt: das<br />
„Pumpengeschäft.“ Jahrzehntelang galt in Bogotá, der Hauptstadt<br />
Kolumbiens, der Spruch, dass jeder Tropfen Wasser, der aus einer<br />
Leitung floss, durch eine von MAN <strong>Ferrostaal</strong> gelieferte Pumpe<br />
kam – oder eben auch nicht kam, denn die Komplettierung und<br />
Instandhaltung der Wasserwirtschaft in einer Stadt mit fünf<br />
Millionen Einwohnern stellte Lieferanten und Techniker vor<br />
außergewöhnliche Herausforderungen.<br />
ERSTE NIEDERLASSUNG IN BOGOTA<br />
Am 2. Dezember 1955 eröffnete MAN <strong>Ferrostaal</strong> ihre erste Niederlassung<br />
in Bogotá in einem Büro in der Innenstadt. Geprägt und<br />
ausgebaut wurden die Aktivitäten von Herbert Jendrach, der als<br />
Geschäftsführer 24 Jahre das Unternehmens vertrat.<br />
Neben dem Verkauf von Eisenbahnwaggons an die nationale<br />
Eisenbahn und MAN Bussen an die Verkehrsbetriebe in Bogotá<br />
erschloss <strong>Ferrostaal</strong> de Colombia Ltda. den Markt für Pumpen,<br />
Ventile und große Schieber für Wasserwerke. Die Auslandsniederlassung<br />
betrieb den Verkauf und die Montage von großen<br />
Komponenten für tiefe Brunnen und wurde auf diesem Gebiet<br />
weltweit wichtigster Vertreter für den Hersteller KSB, einen<br />
führenden Anbieter von Pumpen, Armaturen und zugehörigen<br />
Systemen. Es wurden vier weitere Niederlassungen gegründet, in<br />
Cartagena, Cali, Medellin und Neiva.<br />
Mit dem Verkauf zweier U-Boote in den 70-er Jahren, gebaut bei<br />
HDW in Kiel, zeichnete das kolumbianische Büro seinen bis dato<br />
größten Auftrag. Die positive Abwicklung baute eine lange und<br />
gute Beziehung zur kolumbianischen Marine auf, aus der Aufträge<br />
über Fischereiforschungsschiffe, Korvetten und Küstenüberwachungssysteme<br />
hervorgingen. 1986 übernahm José Huerga die<br />
Leitung und führte die kolumbianische Niederlassung 16 Jahre<br />
erfolgreich weiter. Er setzte die Fusion mit „Intergrafica“ um, ein<br />
Unternehmen, das in Lateinamerika im Druckmaschinenbereich<br />
auf eine 35-jährige Erfahrung zurück blickt.<br />
40 MITARBEITER<br />
Seit 2002 leitet Camilo Martinez das Büro mit 40 Mitarbeitern<br />
und setzt Projekte in den Bereichen Verkauf und Montage von<br />
Maschinen und Komponenten, Industrial Systems and Transportation,<br />
Marine Systems, Materials und Printing & Packaging um. Zu den<br />
bedeutendsten Aufträgen gehören, wie schon vor 40 Jahren,<br />
Lieferungen von Pumpen, Ventilen und großen Schiebern für die<br />
Wasserwerke des Landes. Aktuell laufen Ersatzteilaufträge für<br />
U-Boote. An die kolumbianische Zentralbank lieferte MAN<br />
<strong>Ferrostaal</strong> de Colombia Ltda. Ende 2005 Schuler Pressen zur<br />
Münzprägung.<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
Bei der Umsetzung der Aufträge arbeitet die Landesgesellschaft<br />
eng mit den anderen Unternehmen der MAN Gruppe zusammen.<br />
Für ein aktuelles Projekt mit einem Auftragsvolumen von<br />
vier Millionen US-Dollar liefert und montiert MAN <strong>Ferrostaal</strong> de<br />
Colombia einen MAN B&W Motor mit einer Leistung von 3.000<br />
Kilowatt. Mit der Marine besteht ein Liefervertrag über fünf MAN<br />
B&W-Generatoren für zwei Schiffe.<br />
Frank Hoffmann
TEXTILE EXPO, UZBEKISTAN, TASCHKENT<br />
05. – 08.09.<strong>2006</strong><br />
> FIRST NATIONAL TECHNOLOGICAL ENCOUNTER OF THE<br />
OIL INDUSTRY, MEXICO, CANCUN<br />
30.08. – 03.09.<strong>2006</strong><br />
> ELECTRA MINING, SOUTH AFRICA, JOHANNESBURG<br />
11. – 15.09.<strong>2006</strong><br />
> INNO TRANS <strong>2006</strong>, GERMANY, BERLIN<br />
19. – 22.09.<strong>2006</strong><br />
> MINING WORLD CENTRAL ASIA, KASACHSTAN, ALMATY<br />
20. – 22.09.<strong>2006</strong><br />
> ITM, BULGARIA, PLOVDIV<br />
25. – 30.09.<strong>2006</strong><br />
> 48. INTERNATIONALE MASCHINENBAUMESSE BRNO,<br />
CZECH REPUBLIK, BRNO (BRÜNN)<br />
18. – 22.09.<strong>2006</strong><br />
> KIOGE, KASACHSTAN, ALMATY<br />
03. – 06.10.<strong>2006</strong><br />
> TIB <strong>2006</strong> TARGUL INTERNATIONAL TEHNIC BUCURESTI,<br />
ROMANIA, BUKAREST<br />
03. – 07.10.<strong>2006</strong><br />
> AGROPRODMASH, RUSSIA, MOSCOW<br />
09. – 13.10.<strong>2006</strong><br />
> EXPO TRANSPORTE <strong>2006</strong>, MEXICO, GUADALAJARA<br />
15. – 16.11.<strong>2006</strong><br />
> IMME, INDIA, KOLKATA<br />
22. – 25.11.<strong>2006</strong><br />
> ARGENTINA GRÁFICA, ARGENTINA, LA RURAL<br />
23. – 28.11.<strong>2006</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />
Hohenzollernstraße 24<br />
45128 Essen/Deutschland<br />
Verantwortlich für den Inhalt:<br />
Daniel Reinhardt<br />
Redaktion:<br />
Helen Vollrath<br />
Weitere Autoren dieser Ausgabe:<br />
Ulrich Bange<br />
Wilhelm Bruckmann<br />
Anna Fontaine<br />
Germán Gonzáles<br />
Frank Hoffmann<br />
Dr. Thomas Kaup<br />
Thomas Lehmann<br />
Holger Lexius<br />
Renate Matthes<br />
Helmut Mühlemeier<br />
Walter Offner<br />
Daniel Reinhardt<br />
Walter Sante<br />
Karl-Heinz Schröter<br />
Jan Uder<br />
Goetz Truebenbach Wolff<br />
Burkhard Willems<br />
Helmut Wolff<br />
Udo Völker<br />
Helen Vollrath<br />
<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 61<br />
Bildnachweis:<br />
Corbis: Umschlag, Seite 4, 14, 17, 41 und 57<br />
Getty Images: Seite 33 und 46<br />
Gestaltung und Realisation:<br />
Werbeagentur adtention, Essen<br />
Druckerei:<br />
Woeste Druck, Essen<br />
Gedruckt mit einer MAN-Roland-Vierfarben-<br />
Bogenoffsetmaschine<br />
auf Galaxi Supermat der Papier Union.<br />
Das Papier ist chlorfrei gebleicht.<br />
Erscheinungsweise:<br />
halbjährlich