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DAS ECHO | Sommer 2006 - Ferrostaal

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AUSGABE SOMMER <strong>2006</strong><br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong><br />

<strong>DAS</strong> MAGAZIN DER MAN FERROSTAAL GRUPPE


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Die Entwicklung der weltweiten Märkte hat in den vergangenen<br />

Jahren erheblich an Geschwindigkeit gewonnen. MAN möchte die<br />

Marktentwicklung aktiv mitgestalten. Einen wichtigen Teil dabei<br />

übernimmt MAN <strong>Ferrostaal</strong>: Wir werden die Internationalisierung<br />

des MAN Konzerns weiterhin stark vorantreiben.<br />

Unser Unternehmen hat traditionell eine starke internationale<br />

Präsenz. Wir sind in mehr als 60 Ländern weltweit vertreten, knapp<br />

die Hälfte unserer Mitarbeiter ist in den Tochtergesellschaften und<br />

Büros außerhalb Deutschlands beschäftigt. Diese globale Aufstellung<br />

wollen wir in Zukunft nutzen, um die Produkte der MAN<br />

und ihrer Teilkonzerne Kunden in aller Welt noch systematischer<br />

zur Verfügung zu stellen. Auch und besonders in Ländern, in denen<br />

der Zugang zu MAN Produkten heute nur schwer oder noch nicht<br />

möglich ist.<br />

Mit dieser Service- und Vertriebsplattform des MAN Konzerns<br />

intensivieren und systematisieren wir Aktivitäten, die die MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> zum Teil schon seit vielen Jahren wahrgenommen hat –<br />

bisher jedoch immer nur punktuell. Mit MAN Diesel arbeiten wir<br />

bereits seit vielen Jahren in ausgewählten Projekten zusammen: bei<br />

Kraftwerken und kommerziellen Schiffen. Für MAN Turbo unterhalten<br />

wir Vertretungen in 20 Ländern. Vereinzelt haben wir auch<br />

den Vertrieb von MAN Bussen übernommen.<br />

Den Vertrieb und Service von MAN Nutzfahrzeugen, Dieselmotoren<br />

und Turbomaschinen möchten wir zukünftig auf noch breiterer<br />

Basis durchführen. Schwerpunkte werden wir dabei auf die<br />

Regionen Südamerika, Nah- und Mittelost und Südostasien legen.<br />

Konkrete Beispiele dafür finden Sie in diesem Heft.<br />

Eng damit verbunden ist auch unsere Offset-Kompetenz, die wir<br />

künftig stärker für Konzernprojekte nutzen wollen. Überall dort, wo<br />

der MAN Konzern mit staatlichen Auftraggebern zusammenarbeitet,<br />

können wir Gegengeschäftsverpflichtungen, die häufig Teil dieser<br />

Aufträge sind, abarbeiten. Das Know-how für diese Dienstleistung,<br />

über das nur wenige Unternehmen verfügen, werden wir sowohl<br />

innerhalb des Konzerns wie auch außerhalb anbieten. Ein aktuelles<br />

Beispiel dafür finden Sie ebenfalls in dieser Echo-Ausgabe.<br />

Ihr<br />

Matthias Mitscherlich<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 3<br />

editorial<br />

Dr. jur. Matthias Mitscherlich,<br />

Vorsitzender des Vorstandes der<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG


4<br />

inhalt<br />

22<br />

14<br />

50<br />

42<br />

standards<br />

03 EDITORIAL<br />

04 INHALTV<br />

61 MESSEKALENDER<br />

61 IMPRESSUM<br />

61 LESERSERVICE


forum<br />

6 DREHSCHEIBE DER MAN<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> bündelt Konzernaktivitäten, um<br />

systematisch Marktpotenziale zu erschließen.<br />

14 „WIR BRINGEN SÜDAFRIKA EINE VERLOREN<br />

GEGANGENE INDUSTRIE ZURÜCK“<br />

Plattformen für Afrikas Öl- und Gasindustrie.<br />

projects & contracting<br />

18 GUTER START IM OMAN<br />

Das „Trinidad-Modell“ wird in den Oman transferiert.<br />

20 SAUBER UND EFFIZIENT<br />

Schlüsselfertiges Kraftwerksprojekt erstmals in<br />

Deutschland durchgeführt.<br />

22 ZELLSTOFF: EIN PRODUKT MIT ZUKUNFT<br />

Neue Impulse im Anlagenbau.<br />

26 ZWEITER FRÜHLING IN PERU<br />

Modernisierung eines Wasserkraftwerkes<br />

28 BEREIT ZUM ANBLASEN<br />

Neuer Hochofen für Arcelor-Mittal wird fertiggestellt.<br />

32 EISENERZPELLETS HEISS BEGEHRT<br />

Mauretanien bietet hohes Potential für MAN.<br />

34 SICHERHEIT AUF HOHER SEE<br />

Mit den sichersten Tankern der Welt bedient<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> die steigende Nachfrage nach<br />

Tankertonnage<br />

37 SCHIFFE AUS EIGENEM STAHL<br />

Bau eines Grobblechwalzwerkes in Vietnam.<br />

38 GIPS-BOOM IN ASIEN<br />

Produktionsanlagen für Gipskartonplatten<br />

40 EINSATZ IN DER WÜSTE<br />

Instandhaltung einer Erdgasanlage in Libyen<br />

services & logistics<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 5<br />

41 SIEBEN AUF EINEN STREICH<br />

Hightechmaschinen zur Produktion von Mehrschichtfolien<br />

42 BRAUNES GOLD AUS GHANA<br />

Investitionen in Kakaoverarbeitungsanlagen<br />

versprechen hohen Profit.<br />

44 GROSSFORMAT FÜR FÜHRENDES KOLUMBIANISCHES DRUCKHAUS<br />

Lateinamerika als starker Markt mit Perspektiven<br />

46 FÜR KLEINE AUFLAGEN UNSCHLAGBAR<br />

Technologischer Vorsprung durch ROLAND 500<br />

48 „WIR HELFEN PROFITBEL ZU WIRTSCHAFTEN“<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist der weltweit größte unabhängige<br />

Dienstleister in der Druckindustrie.<br />

finanzierung<br />

50 MODELL FÜR SÜDAMERIKA<br />

Auszeichnung für Finanzierung einer petrochemischen<br />

Anlage<br />

54 „WIR KOMBINIEREN FINANZIERUNG UND OPERATIVE<br />

VERANTWORTUNG“<br />

Finanzvorstand Jens Gesinn im Interview<br />

57 NIEDRIGERE ZINSEN BEI LIEFERANTENKREDITEN<br />

Einfach und günstig<br />

news<br />

58 KURZMELDUNGEN


6<br />

forum<br />

MAN FERROSTAAL HEBT SYNERGIEN IM MAN KONZERN<br />

DREHSCHEIBE DER MAN<br />

Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> baut derzeit eine Vertriebs- und Serviceplattform für den MAN Konzern auf. In Kooperation mit anderen<br />

MAN Teilkonzernen will das Unternehmen Kunden in aller Welt die Produkte des Konzerns leichter zugänglich machen – und bringt<br />

dazu sein internationales Vertriebs- und Servicenetzwerk und seine Finanzierungskompetenz ein.<br />

01


02<br />

„Der MAN Konzern hat phantastische Produkte. Aber in vielen<br />

Ländern haben die Kunden noch keinen Zugang dazu bekommen.<br />

Den wollen wir ihnen systematisch ermöglichen.“ So beschreibt<br />

Dr. Matthias Mitscherlich, CEO der MAN <strong>Ferrostaal</strong>, die wichtigste<br />

strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. Synergiepotenziale,<br />

über die der MAN Konzern verfügt, sollen damit<br />

erschlossen werden: Hochwertige Industrie-Produkte auf der<br />

einen Seite, Präsenz in vielen Ländern und solide Finanzierungsmöglichkeiten<br />

auf der anderen Seite – MAN <strong>Ferrostaal</strong> wird<br />

zukünftig beides systematisch zusammenbringen.<br />

„Wir werden unser internationales Vertriebs- und Servicenetzwerk<br />

nutzen, um in Kooperation mit anderen MAN Teilkonzernen weitere<br />

Marktpotenziale zu erschließen“, sagt Mitscherlich. „Vor allem in<br />

denjenigen Ländern, in denen wir über gute und langjährige<br />

Verbindungen verfügen.“ Dies ist insbesondere in Lateinamerika,<br />

Nah- und Mittelost und Südostasien der Fall.<br />

01. Nutzfahrzeuge: MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt Vertrieb und Service in<br />

ausgewählten Ländern Lateinamerikas und Südostasiens..<br />

02. Dieselmotoren: Mit MAN Diesel geht MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein Joint Venture<br />

zum Bau von Dieselkraftwerken ein.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 7<br />

>>>Gute Ausgangsposition. MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet bereits seit<br />

vielen Jahren mit den anderen Konzerngesellschaften zusammen.<br />

In 20 europäischen und lateinamerikanischen Ländern unterhält<br />

das Unternehmen Vertretungen für MAN TURBO. Darüber hinaus<br />

verwendet es in seinen Großanlagen regelmäßig Turbinen und<br />

Kompressoren der Oberhausener Konzernschwester. Vertretungen<br />

für MAN Diesel unterhält MAN <strong>Ferrostaal</strong> beispielsweise<br />

in Chile, Mexiko, Venezuela, Peru, Kolumbien und Ecuador.<br />

Obwohl das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder<br />

sporadisch Nutzfahrzeuge von MAN verkauft hat, ist die tiefer<br />

gehende Zusammenarbeit mit MAN Nutzfahrzeuge noch relativ<br />

neu. Erst in den vergangenen beiden Jahren ist der MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

in Kooperation mit MAN Nutzfahrzeuge der Eintritt in den mexikanischen<br />

Busmarkt gelungen.<br />

„Vorrangig geht es uns darum, unsere gemeinsamen Aktivitäten<br />

im Konzern zu bündeln, zu systematisieren und auszubauen,“<br />

sagt Mitscherlich. „Das Geschäft, das wir mit Produkten von anderen<br />

MAN-Teilkonzernen machen, wollen wir von heute 300 Mio. Euro bis<br />

2010 auf über eine Milliarde Euro pro Jahr anheben.“ Verantwortet<br />

wird die neue Service- und Vertriebsplattform von Dr. Klaus Lesker,<br />

seit Mai <strong>2006</strong> im Vorstand der MAN <strong>Ferrostaal</strong>.


8<br />

forum<br />

01<br />

02<br />

01. Turbinen und Kompressoren: Für<br />

MAN Turbo unterhält MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

Vertretungen in 20 europäischen und<br />

lateinamerikanischen Ländern..<br />

02. Druckmaschinen: MAN <strong>Ferrostaal</strong> führt<br />

Vertrieb und Service von MAN Roland<br />

in der südlichen Hemisphäre durch.


Zusammenarbeit mit MAN Diesel. Ein wichtiger Baustein der MAN<br />

Vertriebs- und Serviceplattform ist ein Joint Venture mit MAN<br />

Diesel, das noch in diesem Jahr gegründet werden soll. Das<br />

gemeinsame Unternehmen wird sich auf den Bau und Vertrieb<br />

von Diesel-Kraftwerken konzentrieren. Als Generalunternehmer<br />

im Großanlagenbau entwickelt und erstellt MAN <strong>Ferrostaal</strong> seit<br />

vielen Jahren Kraftwerke auf Basis von Gas- und Dampfturbinen<br />

im oberen Leistungsbereich. Das neue Joint Venture soll dazu<br />

beitragen, die Stärken der beiden Teilkonzerne – Produkt, internationale<br />

Vertriebsorganisation mit Projektentwicklungskompetenz<br />

und Projektmanagement – systematisch für die Erschließung<br />

neuer Märkte in diesem Bereich zu nutzen. Langfristiges Ziel des<br />

Joint Venture ist es, eine führende Marktposition bei stationären<br />

Dieselkraftwerken zu erreichen.<br />

>>>Im Ausland stark. Eine tragende Säule der neuen MAN<br />

Vertriebs- und Serviceplattform ist die starke internationale<br />

Präsenz der MAN <strong>Ferrostaal</strong>. „Wir sind mit Gesellschaften in<br />

60 Ländern vertreten, 40 Prozent unserer Mitarbeiter arbeiten<br />

im Ausland,“ sagt Mitscherlich. „Natürlich wollen wir unsere<br />

Geschäftsbeziehungen insbesondere in denjenigen Ländern einsetzen,<br />

in denen die anderen MAN-Gesellschaften nicht mit einer<br />

eigenen Auslandsorganisation vertreten sind.“<br />

Im Zusammenhang mit der neuen MAN Vertriebs- und<br />

Serviceplattform steht auch der Aufbau neuer MAN-Häuser, unter<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 9<br />

anderem in Peking, Dubai und Teheran, für die MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

verantwortlich ist. Die MAN-Häuser sollen den breiteren<br />

Markteinstieg mit MAN Konzernprodukten in den entsprechenden<br />

Regionen vorbereiten. Das MAN Haus in Dubai wird Anfang<br />

2007 eröffnet, die MAN Häuser in Peking und Teheran danach.<br />

>>>Vorreiter Grupo MAN en México. Die Tochtergesellschaft der MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> México vertritt alle Teilkonzerne der MAN in dem mittelamerikanischen<br />

Land: MAN Nutzfahrzeuge, MAN Diesel und<br />

MAN TURBO. Auch das Druckmaschinen-Geschäft von MAN<br />

Roland wird von MAN <strong>Ferrostaal</strong> México wahrgenommen. Stefan<br />

Deuster, Leiter der Tochtergesellschaft, spricht deshalb von der<br />

Grupo MAN en México: „Unser Handelsvolumen mit den<br />

Konzernprodukten betrug 2005 rund 135 Millionen Euro, wobei<br />

für den Nutzfahrzeugsektor das größte Wachstumspotential<br />

besteht. Bis 2010 soll der Umsatz in diesem Bereich auf etwa<br />

250 Millionen Euro steigen.“<br />

Seit 1904 ist die MAN – damals noch als Gutehoffnungshütte – im<br />

Land vertreten. Wichtige Projekte der MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Mexiko<br />

waren Transport- und Infrastrukturprojekte wie der Bau von


10<br />

forum<br />

01 02 03<br />

04<br />

01. MAN <strong>Ferrostaal</strong> México<br />

beschäftigt fast nur mexikanische<br />

Mitarbeiter.<br />

02. Stefan Deuster, Leiter der<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> México.<br />

03. Stefan Deuster über seine<br />

Mitarbeiter in der Bus-<br />

Produktion: „Ohne ihren<br />

enormen Einsatz wäre unser<br />

Erfolg nicht möglich.“<br />

04. Produktionsstätte in<br />

Qurétaro: Hier werden die<br />

Busse für den mexikanischen<br />

Markt montiert.


Leichtzügen in Mexico City, Monterrey und Guadalajara und die<br />

Errichtung von Anlagen für die Stahlindustrie. Später kamen<br />

Aktivitäten im Energie-, Maschinen- und Druckbereich dazu. Ein<br />

prominentes Projekt ist seit fünf Jahren die Lieferung von<br />

Kompressoranlagen von MAN TURBO, die bei der Ölförderung im<br />

Golf von Mexiko eingesetzt werden: Dabei wird Stickstoff in die<br />

Öl- und Gasfelder eingepresst, um das Öl und Erdgas leichter<br />

fördern zu können.<br />

>>>Einstieg ins Nutzfahrzeuggeschäft. Seit 2004 ist MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

Mexico auch im Bereich Montage und Vertrieb von MAN<br />

Nutzfahrzeugen aktiv. Mittlerweile hat die mexikanische MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong>-Tochter die Generalvertretung für MAN Nutzfahrzeuge<br />

übernommen. Das Unternehmen ist damit für Vertrieb,<br />

Ersatzteilversorgung und Service von LKWs und Bussen in Mexiko<br />

verantwortlich. Deuster: „Den Vertrieb und Service steuern wir<br />

von unseren bereits bestehenden Standorten in Mexico City,<br />

Querétaro und Guadalajara aus. Zusätzlich bauen wir in den kommenden<br />

eineinhalb Jahren das Vertriebs- und Servicenetzwerk auf<br />

landesweit 16 Stützpunkte aus und greifen dazu auch auf zertifizierte<br />

selbstständige Partner zurück.“<br />

Ausgangspunkt war die Montage von Bussen und Bus-Chassis,<br />

die MAN <strong>Ferrostaal</strong> 2004 in Querétaro aufgebaut und seitdem<br />

betrieben hat. Zukünftig werden die Busse unter der Regie von<br />

MAN Nutzfahrzeuge hergestellt und von MAN <strong>Ferrostaal</strong> vertrieben.<br />

Lkws werden bis auf weiteres als Teilesätze bzw. als Fertigprodukte<br />

importiert und im Land verkauft.<br />

„Nachdem wir den Markteintritt mit Bussen in Mexiko bereits<br />

2004 erreicht haben, befinden sich derzeit etwa 1000 MAN-<br />

Fahrzeuge im Land,“ sagt Deuster. „Die Nachfrage ist aufgrund der<br />

Gegebenheiten in Mexico hoch: Es gibt hier keine Eisenbahn.<br />

Deshalb wollen wir diese Zahl in den kommenden Jahren deutlich<br />

nach oben bringen. Bis 2010 streben wir ein Absatzziel von 1.000<br />

Bussen und 1.000 LKWs pro Jahr an. Langfristig wollen wir von<br />

Mexiko aus auch die Märkte anderer lateinamerikanischer Länder<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 11<br />

ZWEI JAHRE NACH DEM MARKT-<br />

EINTRITT BEFINDEN SICH BEREITS ÜBER<br />

1.000 MAN-FAHRZEUGE IM LAND<br />

erschließen.“ Die Voraussetzungen dafür sind gut. Das Unternehmen<br />

hält heute im oberen Segment bei Reisebusfahrgestellen<br />

einen Marktanteil von rund 40 Prozent der Neuzulassungen und<br />

ist damit bereits zwei Jahre nach Produktionsstart Marktführer in<br />

Mexiko. Anfang Juni eröffnete MAN <strong>Ferrostaal</strong> Mexico gemeinsam<br />

mit MAN Nutzfahrzeuge die neue Produktionsstätte in Querétaro,<br />

die eine Vervierfachung der Produktionskapazitäten zulässt.<br />

>>>MAN-Kunde par excellence. Das mittelständische mexikanische<br />

Druckerei-Unternehmen Papel, Cartón y Derivados (PCD) in Celaya,<br />

Mexiko, besteht seit 1997 und ist seitdem Kunde der MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> México – heute einer der wichtigsten. Das Unternehmen<br />

ist landesweit Marktführer im Bereich bedruckter Wellpappen und<br />

Flexo-Druck. Innerhalb kürzester Zeit hat sich PCD den Ruf sehr<br />

hoher Qualität und zuverlässiger Just-in-time-Lieferung erworben.<br />

Deshalb ist die Nachfrage nach PCD-Produkten hoch. Refugio<br />

Gonzalez, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, sieht<br />

die Chance, vom Mittelständler zum Großunternehmen im<br />

Bereich Offsetdruck zu wachsen. (Siehe Kasten „Nicht von Pappe“)<br />

Voraussetzung: PCD muss expandieren. Dies wiederum macht<br />

erhebliche Investitionen notwendig. Entsprechend verfolgt<br />

Gonzales einen ehrgeizigen Erweiterungsplan.<br />

Nachdem er bereits ein umfassendes Paket an Druckerei-<br />

Technologien mit maßgeschneiderter Kreditfinanzierung bei<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Auftrag gegeben hat, erweitert PCD seine heute<br />

schon 126 Lkws umfassende Flotte mit 20 TGA-Trucks von MAN.<br />

Verkauf und Abwicklung: MAN <strong>Ferrostaal</strong> Mexico. PCD wird damit


12<br />

forum<br />

01<br />

02 03<br />

der Pilot-Anwender von TGA Trucks in Mittelamerika. Zusätzlich<br />

plant Gonzalez, sein eigenes Papier herzustellen. Dazu wiederum<br />

braucht er viel Strom. Und den will er mit einem eigenen<br />

Dieselkraftwerk produzieren. Also benötigt Gonzales ein Dieselkraftwerk<br />

– am besten eines mit MAN Dieselmotoren. Verkauf und<br />

Abwicklung: MAN <strong>Ferrostaal</strong> México.<br />

>>>Finanzierungsleistungen machen’s möglich. Die umfangreiche<br />

Erweiterung fußt auf einer passenden Finanzierung. Aufgrund<br />

detaillierter Recherche und engem Kontakt mit PCD schaffte MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> eine Kredithistorie der PCD für Entscheider bei in- und<br />

ausländischen Kreditversicherungen und Banken. Verschiedene<br />

Kreditversicherungen waren von der Realisierung des breit gefächerten<br />

Druckerei-Paketes überzeugt. MAN <strong>Ferrostaal</strong> konzipierte<br />

eine maßgeschneiderte Kreditfinanzierung: ein „alles-aus-einer-<br />

Hand“-Paket, das die Bedarfe von PCD passgenau erfüllt.<br />

Daniel Reinhardt<br />

01. Bus-Produktion in Querétaro:<br />

Bis 2010 soll das Volumen auf<br />

1.000 Fahrzeuge pro Jahr angehoben<br />

werden.<br />

02. Das Verkehrsmittel Bus ist in<br />

Mexiko von zentraler Bedeutung.<br />

Nicht jeder hat einen Pkw und<br />

nachdem es keine Eisenbahn<br />

gibt, werden große Strecken<br />

zumeist mit dem Bus überbrückt.<br />

03. Der Lion’s Coach: Die Eigenmarke<br />

von MAN in Mexiko. Daneben<br />

werden zumeist Fahrgestelle<br />

für andere Aufbauhersteller produziert.


INTERVIEW<br />

NICHT VON PAPPE<br />

Gespräch mit Refugio Gonzales, Inhaber und Geschäftsführer<br />

des Verpackungsherstellers PCD in<br />

Mexico.<br />

Echo: Herr Gonzales, Sie haben PCD 1997 gegründet,<br />

heute sind Sie Marktführer für bedruckte Verpackungen<br />

in Mexiko. Wie schafft man das?<br />

Gonzales: Mein Vater hat mich aus seiner Firma rausgeworfen.<br />

Die hatte er gegründet, als ich 15 war. Mein<br />

Vater ist einfach sehr konservativ und ich war schon<br />

immer ein Revolutionär. Wir hatten ständig Streit. Und<br />

so habe ich 1997 meine eigene Firma aufgemacht. Ich<br />

stellte Produktverpackungen aus Wellpappe her. Nicht<br />

die braunen Schachteln, sondern richtig schicke und<br />

bunt bedruckte. Die gab es damals einfach nicht in<br />

Mexiko. Die Nachfrage danach war groß, deshalb rissen<br />

uns unsere Kunden die Sachen aus der Hand. Heute<br />

produzieren wir monatlich 8.000 Tonnen bedruckte<br />

Boxen – auf MAN-Maschinen.<br />

Sie haben also eine Nische entdeckt …<br />

Ja, aber das ist natürlich noch nicht alles. Worin wir<br />

uns stark vom Wettbewerb unterscheiden ist, dass wir<br />

unseren Kunden einen umfassenden Service rund um<br />

Verpackungen anbieten. Wir bringen die Boxen nicht<br />

nur just in sequence in die Werke unserer Kunden,<br />

sondern wir nehmen die fertig verpackten Produkte<br />

gleich wieder mit und bringen sie zu den Kunden<br />

unserer Kunden. Das kommt gut an, denn unsere<br />

Kunden können sich dann auf ihre Produkte konzentrieren<br />

und müssen sich nicht mit Logistik befassen.<br />

Das übernehmen wir.<br />

Dann betreiben Sie nicht nur Druckereien, sondern<br />

auch noch ein Logistik-Unternehmen.<br />

Korrekt. Oder vielmehr: nicht ganz. Unsere Logistikfirma<br />

wird von meiner Tochter Larissa geleitet. Das hat<br />

sich inzwischen verselbständigt. Wir transportieren<br />

nicht nur unsere eigenen Produkte und die unserer<br />

Kunden, sondern auch die Waren anderer Unternehmen<br />

– zum Beispiel auch Bus-Teile für die MAN-<br />

Busproduktion in Querétaro.<br />

Refugio Gonzales, Tochter Larissa.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 13<br />

Das klingt nach Wachstum.<br />

Ja, wir sind 1997 gestartet, haben heute 1.300 Mitarbeiter<br />

und wachsen weiter. Derzeit mit zwischen 30<br />

und 50 Prozent pro Jahr.<br />

Wie ist so starkes Wachstum möglich?<br />

Wir reinvestieren jeden Centimo unseres Gewinns wieder<br />

in unsere Firma. Und unsere Kunden und Lieferanten<br />

sind zu Freunden geworden. Sie brauchen Freunde,<br />

wenn Sie eine Firma aufbauen wollen. Aber unser Markt<br />

wächst auch. Mit etwa sieben Prozent jährlich. Aber<br />

unser größter Wachstumsfaktor ist, dass wir nicht nur<br />

Boxen verkaufen, sondern komplette Dienstleistungen.<br />

Wo geht’s als nächstes hin?<br />

Wir wollen unser eigenes Papier produzieren. Dazu<br />

brauchen wir allerdings entsprechende Anlagen –<br />

übrigens auch ein Kraftwerk. Vielleicht arbeiten wir<br />

da ja auch wieder zusammen. Langfristig möchte ich<br />

nicht nur in Mexiko wachsen, sondern auch darüber<br />

hinaus. Hier sehe ich das größte Wachstumspotenzial.


14<br />

forum<br />

WERFTEN FÜR REPARATUR UND NEUBAU VON ÖL- UND GASPLATTFORMEN<br />

„WIR BRINGEN SÜDAFRIKA EINE VERLOREN<br />

GEGANGENE INDUSTRIE ZURÜCK“<br />

Über 100 Milliarden Barrel Öl lagern in Afrika, häufig in größeren Meerestiefen vor den Küsten. Bei Erdgas sind auf dem Kontinent<br />

Vorkommen von 500 Billionen Kubikfuß (150 Bill. Kubikmeter) nachgewiesen. In vielen afrikanischen Ländern sollen deshalb die<br />

Förderkapazitäten ausgebaut werden. Doch wer heute eine neue Plattform bauen lassen will, muss Wartezeiten bis zu sechs Jahren<br />

in Kauf nehmen.


<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 15<br />

Die Öl- und Gaslagerstätten in Afrika machen etwa 10 Prozent der<br />

weltweiten bekannten Vorkommen aus. Angesichts steigender<br />

Ölpreise wird es immer wirtschaftlicher, Öl und Gas auch in<br />

größeren Tiefen vor der Westküste Afrikas zu fördern, wo heute<br />

nur verhältnismäßig wenig oder gar nicht gefördert wird. Die<br />

großen Ölkonzerne jedenfalls haben Afrika längst entdeckt. Dank<br />

ausgereifter Technik ist der Betrieb von Offshore-Plattformen und<br />

die Förderung aus größeren Tiefen ohnehin kein Problem.<br />

Was fehlt, sind Förderplattformen. Angesichts der stark steigenden<br />

Nachfrage nach Öl sind alle Hersteller von Plattformen auf<br />

Jahre hin ausgebucht. „Wenn Sie sich heute als Ölgesellschaft eine<br />

Öl- oder Gasplattform bauen lassen wollen, müssen Sie bis zu<br />

sechs Jahre darauf warten,“ sagt Horst Weretecki, bei MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> verantwortlich für Offset. Bei der Förderung an den<br />

Küsten Afrikas kommt hinzu, dass jede neue Plattform über<br />

tausende von Kilometern mit Schleppern dort hingezogen werden<br />

muss. Werften für Öl- und Gasplattformen gibt es in Afrika derzeit<br />

nicht.<br />

Bei existierenden Plattformen sieht es nicht besser aus, sagt<br />

Weretecki: „Wenn eine Ölfirma, die an der westafrikanischen Küste<br />

fördert, eine größere Plattform zur Wartung bringen will, dann<br />

muss sie sie nach Europa, in die USA, nach Dubai oder Singapur<br />

ziehen und das dort erledigen lassen. In Afrika gibt es derzeit kein<br />

Unternehmen, das so etwas kann.“ Das sind im besten Fall 8.000<br />

Kilometer, im schlechtesten 16.000. Je nachdem, wo auf der Welt<br />

gerade Kapazitäten frei sind. „Aber nachdem auch hier die<br />

Werften ausgebucht sind, kann man froh sein, wenn man überhaupt<br />

einen freien Wartungsplatz bekommt. Das tut weh. Für<br />

jeden Tag, den so eine Plattform nicht fördert, müssen Sie etwa<br />

400.000 bis 500.000 US-Dollar an Mietausfallkosten rechnen.“<br />

Deshalb bringt MAN <strong>Ferrostaal</strong> gerade ein Projekt ins Laufen, das<br />

hier Abhilfe schaffen soll.<br />

In Südafrika sind die Voraussetzungen gut, um eine Industrie für<br />

den Bau und die Wartung von Ölplattformen aufzubauen. Alle<br />

wichtigen Partner für solch ein Projekt sind im Land gut verankert:<br />

Werften, die sich auf den Neubau von Schiffen konzentrieren,<br />

andere, die Schiffsreparaturen betreiben; Unternehmen aus der<br />

Öl- und Gasindustrie, Firmen, die technische Ausstattungen<br />

für Plattformen liefern bzw. warten können, Hoch- und<br />

Tiefbauunternehmen für die Infrastruktur an den Hafenanlagen.<br />

Partner für die Finanzierung gibt es im Land ebenfalls. Nicht


16<br />

forum<br />

01<br />

zuletzt sind die südafrikanische Regierung und die Behörden des<br />

Landes offen für ein solches Projekt. MAN <strong>Ferrostaal</strong> bringt sie<br />

derzeit alle zusammen.<br />

„Ironischerweise gab es in Südafrika vor 15 Jahren mal eine Werft,<br />

die eine große Gasplattform gebaut hat. Die Plattform ist heute<br />

noch in Betrieb in der Mossel Field Bay an der Ostküste<br />

Südafrikas. Mossgas, der Betreiber, war davon ausgegangen, dass<br />

sich außer in Mossel Field noch weitere Gasvorkommen in der<br />

Region befinden. Das hat sich aber nicht bewahrheitet,“ sagt<br />

Weretecki. Deshalb wurde die Werft nach dem Bau der ersten<br />

Plattform nicht weiter betrieben. „Heute bringen wir Südafrika<br />

eine verloren gegangene Industrie zurück.“<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> arbeitet an zwei unterschiedlichen Projekten: In<br />

Saldanha Bay an der Ostküste entsteht eine Werft für den Umund<br />

Neubau von Offshore-Plattformen, in Kapstadt wird ein<br />

Service- und Reparaturzentrum für die Wartung von Plattformen<br />

gebaut. Neben MAN <strong>Ferrostaal</strong> und dem lokalen Projektentwickler<br />

Atlantis Marine Projects beteiligen sich nationale und interna-<br />

tionale Gesellschaften an der Finanzierung: die Deutsche<br />

Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und die<br />

Industrial Development Corporation of South Africa.<br />

Die Aufgabe, die MAN <strong>Ferrostaal</strong> bei diesen Projekten übernimmt,<br />

besteht neben der Projektentwicklung darin, als Generalunternehmer<br />

den Aufbau der beiden Werften zu steuern und diese<br />

anschließend der lokalen Industrie zur Verfügung zu stellen. Im<br />

Wesentlichen geht es dabei darum, verschiedene Unternehmen,<br />

die Leistungspakete bei den Projekten übernehmen, und die an<br />

verschiedenen Stellen im Land ansässig sind, in einer operativen<br />

Betreibergesellschaft zusammenzubringen. Die fünf wichtigsten<br />

Partner auf der technischen Seite sind Grinaker, DCD Dobyle<br />

Engineering, DCD Dorbyle Marine, Globe Engineering und SA Five<br />

Engineering.<br />

Direkt und indirekt investieren MAN <strong>Ferrostaal</strong> und ihre Partner<br />

rund 1,7 Milliarden Rand (160 Mio. Euro) in die beiden Projekte.<br />

Für die Regionen Western Cape und Saldanha Bay bringt dies<br />

einen wirtschaftlich wichtigen Schub: Insgesamt werden dabei


über 12.000 neue Arbeitsplätze entstehen, 1.500 davon direkt bei<br />

den beiden Werften, die übrigen im Umfeld.<br />

Für die südafrikanische Regierung bekommt das Projekt damit<br />

eine hohe Relevanz, denn die geschätzte Arbeitslosenquote liegt<br />

landesweit bei etwa 30 Prozent. Dies ist auch der Hintergrund, vor<br />

dem das Projekt von den Behörden mit offenen Armen empfangen<br />

wird. Die geplanten Investitionen sind gut geeignet, um die<br />

südafrikanische Wirtschaft zu unterstützen und die Armut weiter<br />

zurückzudrängen. MAN <strong>Ferrostaal</strong> baut mit dem Projekt Offset-<br />

Verpflichtungen ab, die das Unternehmen aus dem Verkauf von<br />

U-Booten vor acht Jahren übernommen hat.<br />

Brian Blackbeard, Managing Director von Atlantis Marine Projects,<br />

sagte bei der offiziellen Bekanntgabe des Projektes auf der Messe<br />

Oil Africa im März, die neu zu erschließenden Ölfelder an der<br />

afrikanischen Westküste brächten einen steigenden Bedarf an<br />

Plattformen und an Wartung für die bereits bestehenden<br />

Förderanlagen mit sich. Weil die existierenden Werften in Europa,<br />

Asien und Nordamerika mehr als ausgebucht sind, erwartet er,<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 17<br />

02 03<br />

dass es für die beiden neuen Werften in Südafrika sofort Aufträge<br />

gibt. Er rechnet anfänglich mit einem jährlichen Umsatzvolumen<br />

von rund 840 Millionen Rand (90 Mio. Euro). Die Fertigstellung ist<br />

für 2007 vorgesehen.<br />

Auch die langfristigen Aussichten für das Projekt sind gut: Die<br />

Vereinigten Staaten wollen vor dem Hintergrund der Spannungen<br />

im Mittleren Osten ihre Öleinfuhr aus dieser Region bis 2025 um<br />

75 Prozent reduzieren. Umgekehrt sind US-amerikanische Firmen<br />

im Augenblick dabei, ihre Lieferbeziehungen beim Einkauf von Öl<br />

weltweit zu diversifizieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf<br />

Afrika: Die amerikanischen Ölimporte aus dem schwarzen<br />

Kontinent sollen in den kommenden 10 Jahren von heute<br />

16 Prozent auf 25 Prozent steigen. Entsprechend hoch sind<br />

Investitionen, die in diesem Sektor erforderlich sind. Experten<br />

rechnen damit, dass amerikanische Ölfirmen kurz- und mittelfristig<br />

ca. 10 Milliarden US-Dollar in die afrikanische Ölwirtschaft<br />

investieren.<br />

Daniel Reinhardt<br />

01. Das A Berth im Hafen von Kapstadt:<br />

Hier soll eine Reparatur- und Service-<br />

Zentrum für Plattformen entstehen.<br />

02. Illustration des geplanten Reparatur- und<br />

Service-Zentrums.<br />

03. Der Transport eines Plattform-Aufbaus<br />

ist teuer.


18<br />

projects & contracting<br />

01<br />

METHANOLANLAGE IM OMAN<br />

GUTER START IM OMAN<br />

PROJEKTDATEN MO3000<br />

Projektgesellschaft: Oman Methanol Company LLC (OMC)<br />

Eigentümer:<br />

>> 50 % MHIL (Methanol Holdings International Ltd.)<br />

>> 30 % OMHC (Oman Methanol Holdings Company Ltd.)<br />

>> 20 % FMIL (MAN <strong>Ferrostaal</strong> Methanol International Ltd.)<br />

Anlagenkapazität: 3.000 Tonnen/Tag (1.050.000 Tonnen/Jahr)<br />

Verfahren/Lizenz: Johnsson Matthey/PLC<br />

Niederdruckmethanolsyntheseverfahren<br />

Hauptanlagenteile:<br />

>> Prozess-Einheit<br />

>> Betriebsmittelanlagen<br />

>> Methanoltanks<br />

>> Gebäude<br />

>> Erdgasmessstation<br />

Die Arbeiten für die erste Methanolanlage (M03000) im Oman<br />

laufen auf Hochtouren: MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist für das Engineering<br />

und die Beschaffung des 523 Millionen-US-Dollar-Projektes verantwortlich.<br />

Die fertige MO3000-Anlage im Oman soll, wenn sie<br />

fertig gestellt ist, über 1 Millionen Tonnen Methanol pro Jahr<br />

produzieren. Engineering, Beschaffung, Bau und Montage laufen<br />

genau nach Plan. Nach der Unterzeichnung der Finanzierungsverträge<br />

und Inkraftsetzung der Projektverträge im März 2005<br />

begann die heiße Phase der Beschaffung lieferkritischer Ausrüstungsteile<br />

für die Anlage. Die Voraussetzung für die pünktlichen<br />

Bestellungen war der vorzeitige Beginn des Engineerings<br />

durch das japanische Engineering Unternehmen Toyo.<br />

Im Einzelnen sind folgende Fortschritte im Frühsommer <strong>2006</strong> zu<br />

verzeichnen: Fertigstellung der Gebäude zu 80 Prozent, der<br />

Straßen zu 90 Prozent und der Fundamente für den Reformer,<br />

den Abhitzekessel, den Reaktor und die Raffinierkolonne zu<br />

100 Prozent. Die Installation der Hauptrohrbrücke sowie die<br />

Montage der Methanollager- und Wassertanks sind abgeschlossen.<br />

Die mechanische Fertigstellung der Anlage soll Anfang des<br />

3. Quartals 2007 erfolgen.


TRINIDAD-MODELL IN DEN OMAN ÜBERTRAGEN<br />

Der Oman bietet ausgezeichnete Vorraussetzungen für den Bau<br />

einer Methanolanlage: Ein gutes Investitionsklima, eine hervorragende<br />

Infrastruktur sowie Erdgas. Lokale Partner mit hohem<br />

Interesse an Investitionen in die Petrochemie gibt es im Sultanat<br />

ebenfalls. Hinter der Projektgesellschaft Oman Methanol Company<br />

stehen drei starke Partner: Die Methanol Holdings (Trinidad)<br />

Limited – der Eigentümer der Anlagen in Trinidad –, die omanische<br />

OMZEST-Gruppe und die MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG. Wie die Anlagen in<br />

Trinidad wird auch dieses Projekt weitestgehend durch HERMESgedeckte<br />

KfW-Kredite finanziert.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist für den Offshore-Anteil des Projektes, Ingenieurleistungen<br />

und Einkauf für die Gesamtanlage verantwortlich. Der<br />

Onshore-Anteil, das sind im Wesentlichen die lokalen Bau- und<br />

Montageleistungen, werden von dem omanischen Unternehmen<br />

Oman Proman Contracting & Trading LLC (OPCT) durchgeführt.<br />

Zielmarkt des Methanols aus dem Oman ist die chemische<br />

Industrie in Europa und Asien.<br />

Holger Lexius<br />

02<br />

03<br />

01. Dienstleistungsgebäude,<br />

eine Hauptrohrbrücke und<br />

zwei Wassertanks für die<br />

MO3000-Anlage<br />

02. Das Verwaltungsgebäude.<br />

03. Schweißarbeiten an einem<br />

Wassertank.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 19<br />

<strong>DAS</strong> TRINIDAD-MODELL<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> und ihre Partner haben sich in den vergangenen<br />

15 Jahren zum zweitgrößten Produzenten von Methanol<br />

mit einem Produktionsvolumen von über 4 Millionen Tonnen pro<br />

Jahr entwickelt. Das Unternehmen ist an fünf Methanolanlagen<br />

in Trinidad beteiligt, von denen sie vier als Generalunternehmer<br />

errichtet hat.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> entwickelte vor einigen Jahren ein neues Finanzierungsmodell,<br />

bei dem das Unternehmen selbst Anteile am<br />

Eigenkapital und damit Investitionsrisiken übernahm. Zentraler<br />

Teil des Konzeptes ist, dass MAN <strong>Ferrostaal</strong> alle Teile der Wertschöpfungskette,<br />

von der Verarbeitung des Methanols über den<br />

Transport bis hin zur Vermarktung des Produkts, mitgestaltet.<br />

Im Jahr 2000 begann MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit den Planungen für<br />

die weltgrößte Methanolanlage M5000, ebenfalls auf Trinidad.<br />

Das dazu erforderliche Eigenkapital wurde aus dem Cashflow<br />

der bereits bestehenden Methanolanlagen finanziert. Gleichzeitig<br />

stellten die Vermögenswerte der weitestgehend schuldenfreien<br />

„Alt-Anlagen“ eine zusätzliche Sicherheit für die Fremdfinanzierung<br />

der neuen M5000-Anlage dar. Diese so genannte<br />

strukturierte Projektfinanzierung ist eine Kombination aus<br />

Elementen der Projektfinanzierung und der klassischen<br />

Unternehmensfinanzierung.<br />

Das Modell der Eigenbeteiligung des Generalunternehmers<br />

hatte sich beim Bau der vier Anlagen in Trinidad für den Kunden<br />

als vorteilhaft herausgestellt: Alle Anlagen wurden vor dem vereinbaren<br />

Termin und innerhalb des vorgesehenen Budgets fertig<br />

gestellt. Ebenso erreichen oder übertreffen alle Anlagen die<br />

vereinbarten Kapazitäten und produzieren spezifikationsgerecht<br />

mit sehr hoher Verfügbarkeit. Mit diesem Geschäftsmodell<br />

veränderte MAN <strong>Ferrostaal</strong> die Rolle des Generalunternehmers<br />

im Großanlagenbau: Die Ausrichtung bezieht sich nicht nur auf<br />

die schlüsselfertige Übergabe, sondern auch auf alle anderen<br />

Elemente, die für den Erfolg der Anlage entscheidend sind.<br />

METHANOL<br />

Der Markt für Methanol hat sich in den vergangenen Jahren<br />

stabil entwickelt. Während der Preis pro Tonne Methanol Anfang<br />

2002 noch bei 125 Euro lag, bewegt er sich derzeit aufgrund<br />

von Anlagenstilllegungen in den USA und Europa bei über<br />

250 Euro. Methanol kann als umweltfreundlicher Kraftstoff verwendet<br />

werden wie auch als Ausgangsstoff für die Weiterverarbeitung<br />

in der chemischen Industrie. So findet man Methanol in<br />

Kunststoffen, synthetischen Textilien, Farben, Beschichtungen<br />

und vielen anderen chemischen Produkten wieder. Methanol ist<br />

bei normalen Temperaturen und atmosphärischem Druck flüssig<br />

und kann daher per Schiff und per Lkw kostengünstig über<br />

große Strecken transportiert werden.


20<br />

projects & contracting<br />

HEIZKRAFTWERK IN WUPPERTAL MODERNISIERT<br />

SAUBER<br />

UND EFFIZIENT<br />

Die Modernisierung des Heizkraftwerk (HKW) Barmen war das<br />

erste schlüsselfertige Kraftwerksprojekt für MAN <strong>Ferrostaal</strong> in<br />

Deutschland. Der neue 60 Megawatt-Block 1 des HKW Barmen,<br />

der seit kurzem in Betrieb ist, wurde nach dem Prinzip der<br />

Kraft-Wärme-Kopplung gebaut und ist damit besonders effizient<br />

und sauber.<br />

Mit dem modernisierten Block 1 des Heizkraftwerks Wuppertal<br />

versorgen die Wuppertaler Stadtwerke seit kurzem die Stadt und<br />

das Umland mit Strom und Fernwärme. Für die Umwelt lohnt sich<br />

die Modernisierung. Die neue Anlage arbeitet nicht nur effizienter<br />

als die alte, sie reduziert auch die CO2-Emission um 200.ooo Tonnen<br />

pro Jahr und senkt den Ausstoß an Stickoxiden und Kohlenmonoxid<br />

auf 50 Prozent.<br />

In einer modernen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) wie im<br />

HKW Barmen wird mit Hilfe von Gasturbinen Strom erzeugt. Die<br />

heißen Abgase der Turbinen werden auf je einen Abhitze-Kessel<br />

geleitet, in dem Dampf erzeugt wird. Dieser Dampf treibt eine<br />

nachgeschaltete Dampfturbine an, in der ebenfalls Strom erzeugt<br />

wird und darüber hinaus noch Dampf zur Versorgung der Fernwärme<br />

ausgekoppelt wird.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> war als Generalunternehmer verantwortlich<br />

für die schlüsselfertige Planung, Ausführung der Bauarbeiten,<br />

Beschaffung, Lieferung und Inbetriebnahme des Gas- und Dampfkraftwerkes.


Die neue 60 MW-Block 1 des Heizkraftwerk Wuppertal-Barmen verringert den Ausstoß<br />

von Luftschadstoffen um mehr als 50 Prozent.<br />

Die beengte Lage des Kraftwerksstandortes im Wuppertaler<br />

Stadtteil Barmen zwischen der Wupper und der ICE-Trasse Köln-<br />

Hannover stellte besondere Anforderungen an das Projekt: Das<br />

bestehende Kraftwerk liegt inmitten eines dicht besiedelten<br />

Wohngebiets. Das neue Kraftwerk wurde in den teils entkernten<br />

Gebäuden der bestehenden und während der Bauzeit weiter<br />

betriebenen Anlage unter sehr beengten Platzverhältnissen<br />

gebaut und an Teile der bestehenden Anlage angebunden.<br />

Der Bauablauf erfolgte nach einem sehr ehrgeizigen Zeitplan<br />

innerhalb von 17 Monaten. Dadurch konnte für die zeitintensive<br />

Phase vom erstmaligen Hochfahren der Gasturbine, Inbetriebnahme<br />

sämtlicher Komponenten, Funktionstest bis zur Optimierung<br />

ein Zeitpuffer aufgebaut werden. Der vereinbarte und<br />

aufgrund des KWK-Gesetzes (Kraft-Wärme-Kopplung) geforderte<br />

Fertigstellungstermin bis Ende 2005 blieb deshalb stets gesichert.<br />

Der vereinbarte Zeitrahmen von der Vertragsunterschrift bis zur<br />

kommerziellen Nutzung betrug 22 Monate. Bereits im Dezember<br />

2004 erfolgte die Abnahme für die Phase 1 des Projektes, die<br />

Einbindung der existierenden Dampfturbine DT 23 in die neue<br />

Elektro- und Leittechnik. Im Dezember 2004 und Januar 2005<br />

wurden Gasturbinen, Generatoren und Kesselmodule für die<br />

Montage geliefert. Im Juni 2005 wurde die erste Gasturbine<br />

hochgefahren und im Dezember 2005 nahmen die Wuppertaler<br />

Stadtwerke die komplette Anlage ab.<br />

Helmut Wolff<br />

LIEFER- UND LEISTUNGSUMFANG<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 21<br />

>> Zwei Gasturbinen der 30 MW Klasse von Hitachi, Japan,<br />

einschließlich Generatoren und zwei Abhitzekesseln von<br />

Innovative Steam Technology (IST), Kanada<br />

>> Komplette Elektro- und Leittechnik<br />

>> Verrohrung des Wasser/Dampf-Kreislaufes inklusive<br />

Pumpen und Wärmetauscher<br />

>> Installation aller erforderlichen Hilfssysteme wie<br />

Kühlwasserversorgung, Luftansaugung, Brandschutzeinrichtungen,<br />

Heizung/Klimatisierung/Lüftung<br />

>> Sämtliche erforderlichen Hoch- und Tiefbauleistungen<br />

>> Erstellung des architektonischen Konzeptes<br />

>> Auslegung der gesamten Verfahrenstechnik<br />

>> Detailengineering<br />

>> Auswahl aller Anlagenkomponenten<br />

>> Konfiguration der Elektro-, Leit- und Sicherheitstechnik<br />

>> Bauleistungen für den Anbau des neuen Kesselhauses,<br />

Fundamentplatten für Kessel und Gasturbinen<br />

>> Koordination und Bauleitung<br />

>> Montage aller Komponenten<br />

>> Inbetriebnahme und Probebetrieb<br />

>> Dokumentation und Schulung


22<br />

projects & contracting


<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 23<br />

MAN FERROSTAAL ÜBERNIMMT GESCHÄFTSBEREICH „PULP AND PAPER“ VON RWE<br />

ZELLSTOFF: EIN PRODUKT MIT ZUKUNFT<br />

Im April <strong>2006</strong> hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> den Geschäftsbereich Zellstoff und Papier der RWE Industrielösungen GmbH mit 25 Mitarbeitern<br />

übernommen und gibt damit dem Anlagenbau im Haus einen weiteren Impuls.<br />

Zellstoff ist neben Altpapier der wichtigste Rohstoff für Papier.<br />

Der Bedarf wächst um etwa fünf Millionen Tonnen pro Jahr.<br />

Geeignete Standorte für neue Anlagen befinden sich in Lateinamerika<br />

und Südostasien – Märkte, in denen MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

traditionell stark vertreten ist. Für den Bau derartiger Anlagen<br />

kommen nur wenige Anbieter weltweit in Frage, MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

nicht zuletzt wegen des soliden finanziellen Hintergrunds und<br />

aufgrund der Erfahrung in der Projektfinanzierung.<br />

LANGJÄHRIGE ZUSAMMENARBEIT<br />

Von RWE hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> im April <strong>2006</strong> deshalb den<br />

Geschäftsbereich „Pulp and Paper“ (Zellstoff und Papier) übernommen.<br />

Bei der Übernahme gingen außer den 25 RWE Mitarbeitern<br />

auch Know-how, Referenzen und Projekte über, sowie Vertriebsbüros<br />

in Thailand und Vietnam. MAN <strong>Ferrostaal</strong> kann sich zusätzlich<br />

auf die KSH Solutions Inc., Montreal, stützen, eine auf Zellstoff<br />

und Papier spezialisierte Engineeringgesellschaft in Kanada, die<br />

ebenfalls zu RWE gehörte und jetzt im wesentlichen auf das<br />

Management übergegangen ist. Mit KSH hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine<br />

langfristige, exklusive Zusammenarbeit vereinbart.<br />

Der Start der MAN <strong>Ferrostaal</strong> in dieses Geschäft trifft auf günstige<br />

Rahmenbedingungen. Das weltweite Wachstum hat eine starke<br />

Rohstoff Holz, Zellstoffanlage Stendal (Deutschland), fertig verpackter Zellstoff<br />

globale Nachfrage nach Zellstoff zur Folge: Um diese zu decken,<br />

müssen jährlich ein bis zwei neue große Anlagen in Produktion<br />

gehen.<br />

Der weltweite Verbrauch von Papierprodukten wächst jährlich um<br />

ca. zwei bis drei Prozent – am stärksten in Asien (China, Indien,<br />

ASEAN Staaten). Damit einher geht eine steigende Nachfrage nach<br />

Zellstoff als dem Rohstoff für Papiere aller Art, ebenso mit<br />

ca. 2,5 Prozent Wachstum jährlich. Die Nachfrage nach frischem<br />

Zellstoff steigt weltweit jährlich um rund 10 Millionen Tonnen<br />

(2005: 230 Millionen Tonnen). Ein stark steigender Teil des<br />

jährlichen Zuwachses entfällt auf „Marktzellstoff,“ also Zellstoff,<br />

der nicht im Rahmen integrierter Werke in die Weiterverarbeitung<br />

von Papier geht, sondern den die Hersteller frei auf dem<br />

Weltmarkt absetzen.<br />

Eine solide Basis für den zukünftigen Erfolg, meint Wolfgang<br />

Marschewski, verantwortlich bei der MAN <strong>Ferrostaal</strong> für das<br />

Zellstoffanlagengeschäft: „Neue Zellstoffanlagen werden sich erst<br />

ab einer gewissen Mindestgröße rentieren und die Projektfinanzierung<br />

spielt dabei eine entscheidende Rolle. Bei solchen<br />

Vorhaben kommt nur ein finanziell solider Anlagenbaupartner,<br />

wie MAN <strong>Ferrostaal</strong> es ist, als Generalunternehmer in Frage.“


24<br />

projects & contracting<br />

01 02<br />

01. Zellstoffanlage Stendal, Deutschland<br />

02./03. Zellstoffanlage Estonian Cell, Estland<br />

GROSSE POTENZIALE<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> sieht die größten Potenziale für den Bau neuer<br />

Zellstoffanlagen in feucht-warmen Klimazonen in Brasilien,<br />

Uruguay und Chile sowie in Indonesien, Malaysia, Thailand und<br />

Vietnam. Dort wächst der Rohstoff Holz auf großflächigen<br />

Plantagen (ca. 250.000 ha) in etwa sieben bis zehn Jahren nach.<br />

Ganz anders in Europa: Bis zur „Ernte“ vergehen in Deutschland<br />

etwa 35, in Finnland sogar 60 Jahre.<br />

Es gab Zeiten, in denen Zellstoffwerke in den waldreichen<br />

Gebieten nach Belieben abholzten. Deshalb zog die gesamte<br />

Branche regelmäßig Kritik der Umweltschützer auf sich. Das hat<br />

sich grundlegend geändert. Heute kann ein Investor eine neue<br />

Anlage nur noch bauen, wenn er Holz aus nachhaltig betriebener<br />

Forstwirtschaft einsetzt. Er muss also eine nachhaltige Rohstoff-<br />

bewirtschaftung nachweisen. Erst dann ziehen die Banken in aller<br />

Welt eine Finanzierung in Betracht. Bei allen aussichtsreichen<br />

Projekten, die RWE übertragen hat, trifft MAN <strong>Ferrostaal</strong> diese<br />

Voraussetzung an.<br />

MODERNE WERKE<br />

Am Beispiel eines modernen Werks wie etwa dem in Stendal,<br />

Sachsen-Anhalt, lassen sich die Grundzüge der Herstellung von<br />

Zellstoff illustrieren. Im Mittelpunkt steht die „Faserlinie.“ Auf<br />

diesen Teil entfällt ein Drittel der Gesamtkosten eines neuen<br />

Werks. Die dort eingesetzten Maschinen und Anlagen lösen<br />

aus dem Faserrohstoff Holz (Laub- oder Nadelholz) den größten<br />

Teil des Lignins heraus; Lignin sorgt für die Härte und Druckfestigkeit<br />

eines Baums. Am Ende des Prozesses – nach dem<br />

Reinigen/Sieben, dem Bleichen und Entwässern – kommt das


fertige Vorprodukt Zellstoff heraus, das für die Weiterverarbeitung<br />

zu Papier verwendet wird.<br />

Die restlichen zwei Drittel der Kosten einer neuen Anlage entfallen<br />

im Wesentlichen auf die Energieversorgung, die Rückgewinnung<br />

von Chemikalien, die Aufbereitung von Wasser und die<br />

Abwasserreinigung. Diese Nebenanlagen schützen die Umwelt<br />

und spielen beim Bau eines neuen Werks eine große Rolle. Der<br />

Investor muss nachweisen, dass sein Werk Schäden vermeidet,<br />

dass er Chemierückstände aus dem Faseraufschluss umweltschonend<br />

verwertet und dass er das Brauchwasser sauber und<br />

geklärt in die Flüsse zurückleitet.<br />

Diese Anforderungen hat RWE in den zuletzt abgewickelten<br />

Aufträgen voll erfüllt. Das stellen die Werke Musi (Indonesien),<br />

03<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 25<br />

Stendal (Sachsen-Anhalt) und Estonian Cell, Estland, unter Beweis.<br />

Das Wasser der Anlage in Stendal wird insgesamt sauberer an die<br />

Elbe wieder abgegeben als es entnommen wird.<br />

RWE, in deren Fußstapfen MAN <strong>Ferrostaal</strong> nun tritt und deren<br />

Referenzen sie mit übernommen hat, konnte stets auf das<br />

Know-how der KSH zurückgreifen. KSH gehört zu den wenigen<br />

Engineeringgesellschaften weltweit, die eine Gesamtanlage mit<br />

Kernkomponenten und Nebenanlagen planen und optimieren<br />

können. Mit ihr als Engineeringpartner wird MAN <strong>Ferrostaal</strong> auch<br />

in Zukunft zusammenarbeiten und diese Kooperation mit einer<br />

Beteiligung und einem Sitz in den Leitungsgremien der KSH<br />

stärken.<br />

Ulrich Bange


26<br />

projects & contracting<br />

MODERNISIERUNG IN PERU BEI LAUFENDEM BETRIEB<br />

ZWEITER FRÜHLING IN PERU<br />

Nach 60 Jahren Betriebszeit ohne Überholung beauftragte das internationale Energieunternehmen Edegel/Endesa Voith Siemens<br />

Hydro Power Generation in Brasilien und MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit der Modernisierung des Wasserkraftwerkes Callahuance in Peru. So<br />

erhielt die Anlage eine „zweite Lebensdauer“ mit hoher Betriebsverlässlichkeit, Disponierbarkeit und einer Leistungssteigerung<br />

von 25 Prozent.<br />

01<br />

Endesa ist das größte Energieunternehmen<br />

Spaniens und hat einen großen Anteil an<br />

der Stromherstellung in Lateinamerika,<br />

unter anderem durch Wasserkraft, thermische<br />

Anlagen, hauptsächlich jedoch<br />

durch Gasturbinenkraftwerke. In Peru ist<br />

Endesa Mehrheitsanteileigner (63 %) der<br />

Edegel S.A.A.<br />

Das 60 Jahre alte Wasserkraftwerk von<br />

Endesa in Callahuanca ist heute technisch<br />

auf dem höchsten Niveau. Es erfüllt die<br />

technischen Voraussetzungen, um die<br />

diversen Anlagen von einer zentralen<br />

Kontrollstelle führerlos zu betreiben.<br />

Edegel/Endesa forderte vertraglich eine<br />

Garantie für eine nur sehr kurze Gesamtbetriebsunterbrechung<br />

während der Arbeiten:<br />

Die Überholung jeder der drei Einheiten<br />

musste bei laufendem Betrieb, innerhalb<br />

einer shut-down Zeit von nur 90 Tagen,<br />

einschließlich der kommerziellen Inbetriebnahme,<br />

durchgeführt werden.<br />

Dies erforderte einen hohen Grad an Abstimmung<br />

zwischen Voith Siemens und<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong>.


HOHE ANFORDERUNGEN<br />

Der Auftrag war der erste seiner Art für Voith<br />

Siemens Hydro außerhalb Brasiliens und der<br />

erste in Südamerika für eine integrale<br />

Modernisierung, die einen Importanteil und<br />

einen lokalen Anteil beinhaltete.<br />

Das Projekt stellte höchste Anforderungen an<br />

das technische und kaufmännische Projektmanagement.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> nutzte ihre<br />

intensive Kenntnis der Angebotspalette im<br />

Inlandsmarkt für den sehr hohen lokalen<br />

Teil an Lieferungen und Leistungen: Lokale<br />

Fertigungsmöglichkeiten, Materialeinkauf,<br />

Serviceleistungen im Transport- und Logistikbereich,<br />

Verzollung, Bau und Montage. Bei<br />

allen internationalen Investitionen in Peru ist<br />

ein hoher lokaler Teil an Leistungen von<br />

strategischer Bedeutung.<br />

Der Offshore Anteil lag hauptsächlich in<br />

den Bereichen Engineering, Maschinenbau<br />

und Komponenten des elektromechanischen<br />

Importteils, Bauleitung, sowie<br />

Montage- und Bauüberwachung. Am<br />

Ende der Abwicklung umfassten die<br />

Offshore und Onshore Teile je 50 Prozent.<br />

Trotz einiger Überraschungen während der<br />

Überholungsarbeiten wurde der Gesamt-<br />

02<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 27<br />

Die Gesamtinvestition des neuen 220 MW-<br />

Wasserkraftwerkes El Platanal liegt bei<br />

180 Millionen US-Dollar mit einem elektromechanischen<br />

Teil von etwa 23 Prozent. El<br />

Platanal wird das drittgrösste Wasserkraftwerk<br />

in Peru und soll 2009 ans Netz<br />

gehen.<br />

Goetz Truebenbach Wolff<br />

01. Das Wasserkraftwerk Callahuance liegt am Fuß<br />

der peruanischen Anden<br />

02. Turbinenkrafthaus nach der Modernisierung<br />

03. Neues Kontrollzentrum<br />

laufplan am Ende der Vertragslaufzeit<br />

ohne Produktionsausfall erfüllt.<br />

NEUES WASSERKRAFTWERK GEPLANT<br />

Das Konsortium Voith Siemens Hydro/<br />

Siemens and MAN <strong>Ferrostaal</strong> unterschrieb<br />

im April <strong>2006</strong> den Vertrag über die<br />

Lieferung des elektromechanischen Ausrüstungsteils<br />

mit der Gruppe Rizo Patrón.<br />

03


28<br />

projects & contracting<br />

01


<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 29<br />

NEUER HOCHOFEN FÜR ARCELOR FERTIG GESTELLT<br />

BEREIT ZUM<br />

ANBLASEN<br />

Stahl gehört zu den wichtigsten Exportgütern Brasiliens.<br />

Aufgrund der großen Eisenerzvorkommen im Land wird die<br />

Roheisenproduktion weiter ausgebaut. Im <strong>Sommer</strong> wird der<br />

Hochofen 3 der CST Compania Siderúrgica Tubarão, heute<br />

Arcelor-Mittal, zum „Anblasen“ fertig gestellt. Verantwortlich für<br />

den schlüsselfertigen Bau des Projekts zeichnet ein Konsortium<br />

bestehend aus MAN <strong>Ferrostaal</strong>, Voest Alpine Industries UK und<br />

Paul Wurth.<br />

Der brasilianische Stahlriese Compania Siderúrgica Tubarão (CST)<br />

erhöht derzeit seine Gesamtproduktion von 5 auf 7,5 Millionen<br />

Tonnen Roheisen pro Jahr. In Vitória wurde mittlerweile der dritte<br />

Hochofen gebaut. Jetzt wird er schrittweise für den Betrieb<br />

getestet; die maximale Produktionsleistung der Anlage beträgt<br />

drei Millionen Tonnen Roheisen pro Jahr.<br />

Das Projekt bringt der Region erhebliche wirtschaftliche Vorteile:<br />

Die Arbeitslosenquote in Vitória und im Bundesstaat Espírito<br />

Santo ist gefallen, die Investitionen tragen viel zum lokalen<br />

Wirtschaftsaufschwung bei.<br />

Während der Hauptmontagezeiten arbeiteten 12.500 Menschen<br />

auf den unterschiedlichen Baustellen der CST in Vitória. Trotz<br />

Widrigkeiten – Wetter und Streiks – ist die Fertigstellung des<br />

Hochofens 3 im Zeitplan geblieben. Für die Leistungen des<br />

Konsortiums waren allein in der Endphase 2.500 Mann rund um<br />

die Uhr im Einsatz. So konnten die Tests und die Inbetriebnahmephase<br />

des Hochofens wie geplant im April beginnen.<br />

LANGJÄHRIGE ZUSAMMENARBEIT<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> hat den Expansionskurs der CST in den letzten<br />

zehn Jahren intensiv begleitet. Bereits 1996 beauftragte CST das<br />

Konsortium aus MAN <strong>Ferrostaal</strong>, MAN GHH und DME mit dem<br />

schlüsselfertigen Bau des Hochofens 2, der eine Roheisenproduktion<br />

von 1,4 Mio Jahrestonnen erlaubte.


30<br />

projects & contracting<br />

02 03<br />

01. Seite 28/29: Gesamtansicht des Hochofens kurz vor der<br />

Fertigstellung.<br />

02. Hochofen 3 bei der Endmontage: Einheben der letzten<br />

Bandbrücke an den Oberofen.<br />

03. Nach brasilianischem Design wird die Hochofen-Möllerung<br />

in Beton ausgeführt.<br />

04. Die Wasserkühlung des Hochofens wird aufgrund der<br />

engen Platzverhältnisse sehr kompakt ausgeführt.<br />

05. Der mittlere Schuss (Ring) des Ofenpanzers wird vor der<br />

Verschweißung genau positioniert.<br />

Im April 2004 erhielten MAN <strong>Ferrostaal</strong> und ihre Konsortialpartner<br />

Voest Alpine Industries UK und Paul Wurth samt ihren operativen<br />

Tochterfirmen in Brasilien den Auftrag zum Bau eines weiteren<br />

schlüsselfertigen Hochofens. Auf Grund der guten Kontakte zu<br />

KfW/Euler-Hermes und der positiven Erfahrung mit dem<br />

Hochofen 2 konnte MAN <strong>Ferrostaal</strong> die gesamte Finanzierung für<br />

den Import-Anteil des Projektes organisieren und die finanzielle<br />

Abwicklung übernehmen.<br />

In enger Zusammenarbeit mit den europäischen Konsortialpartnern<br />

erarbeitete MAN <strong>Ferrostaal</strong> das Basic Engineering und die<br />

04<br />

05<br />

Aufstellungspläne, darunter auch die Konzepte für die Materialwirtschaft<br />

und die Möllerung sowie der übergeordneten Energieversorgung.<br />

Das lokale Tochterunternehmen MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

do Brasil war im Wesentlichen für den MAN-Anteil des Detail-<br />

Engineering und für die Lieferungen verantwortlich.<br />

SCHWERE KRÄNE IM EINSATZ<br />

Während der Bauzeit waren 16 Kräne mit Hebe-Kapazitäten von<br />

22 bis 600 Tonnen unter sehr beengten Platzverhältnissen im<br />

Einsatz, um den schweren Stahlbau des Hochofens mit allen dazu


gehörigen Arbeiten zu bewältigen. Dazu zählten das Auskleiden des<br />

Hochofens ebenso wie der Bau der Wasseraufbereitungsanlage und<br />

die Errichtung diverser Elektrogebäude, Rohrleitungen und die<br />

Montage zahlreicher Komponenten.<br />

Der größte Kran mit einer Hublast von 600 Tonnen wurde aus<br />

Trinidad geholt. Nach der Montage der letzten schweren<br />

Komponenten auf über 100 m Höhe (u. a. Gichtgasventile, Gichtgasventilplattform,<br />

das 100 Tonnen schwere oberste Modul des<br />

Hauptförderbandes) wurde er wieder demontiert und zur nächsten<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 31<br />

Baustelle verschifft. Nachdem bis April/Mai <strong>2006</strong> die wichtigsten<br />

Ausrüstungen und Rohrleitungen montiert waren, wurden auch<br />

die Elektrifizierungen der Anlagen mit besonderem Einsatz von<br />

ALSTOM erfolgreich ausgeführt.<br />

Zurzeit laufen die Testreihen der einzelnen Komponenten und Anlagenbereiche<br />

als Sequenztests. Die Kaltinbetriebnahme und somit<br />

die Übergabe des gesamten Hochofens ist für Juli <strong>2006</strong> geplant.<br />

Walter Offner, Thomas Lehmann<br />

MAN LIEFERUNGEN UND LEISTUNGEN FÜR<br />

DEN CST HOCHOFEN 3:<br />

>> Möllerungsanlage<br />

>> Hauptförderband<br />

>> Wasseraufbereitungsanlage nach<br />

Gasreinungsystem<br />

>> Gichtgas- und Hochofengiesshalle-<br />

Entstaubungsanlage<br />

>> Entstaubungsanlagen des<br />

Möllergebäudes<br />

>> Ofenkühlung einschl. Kühltürme,<br />

Pumpen, Wärmetauscher und<br />

Rohrleitungen<br />

>> Rohrbrücken und Gasrohrleitungen<br />

>> Elektro- und Schaltanlagen<br />

>> Transformatoren<br />

>> Klimatisierung aller Räume<br />

PROJEKTKENNZAHLEN HOCHOFEN<br />

Lokale Aufträge in Brasilien: ~ 150<br />

Beton: ~ 36.462 m 3<br />

Feuerfestes Material: ~ 19.850 t<br />

Stahlbau: ~ 8.800 t<br />

Maschinen/Equipment ~ 6.800 t<br />

Rohleitungsmaterial: ~ 3.600 t<br />

Kabel: 500 km<br />

Gesamtarbeitsstunden: 4,9 Mio<br />

Bau und Montagepersonal: 2 500 Pers.


32<br />

projects & contracting<br />

WACHSTUMSMARKT MAURETANIEN<br />

EISENERZPELLETS HEISS BEGEHRT<br />

Das westafrikanische Land Mauretanien verfügt über umfangreiche Eisenerzvorkommen. MAN <strong>Ferrostaal</strong> prüft die Wirtschaftlichkeit<br />

des Aufschlusses einer neuen Eisenerzmine der staatlichen Eisenerzgesellschaft SNIM, Société Nationale Industrielle et Minière.<br />

Das Eisenerz soll in Konzentrat aufbereitet werden und weiter zu hochwertigen Eisenerzpellets veredelt werden. Eisenerzpellets werden<br />

in Direktreduktionsanlagen weltweit für die Stahlherstellung eingesetzt.<br />

Im Auftrag der mauretanischen Projektgesellschaft<br />

EL AOUJ S.A. erstellt<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine Durchführbarkeitsstudie,<br />

die die Wirtschaftlichkeit einer<br />

neuen Eisenerzmine untersucht. In die<br />

Investitions- und Betriebskostenrechnung<br />

werden vor allem die Eisenerz-Aufbereitung,<br />

Pelletanlage, Fördertechnik, Kraftwerk,<br />

Elektrik, Montage und Infrastruktur<br />

einbezogen.<br />

Das neue Vorkommen liegt in der Nähe<br />

bereits existierender Minen im Gebiet<br />

Zouérate. Das Eisenerzvorkommen dort<br />

wird auf ca. 650 Millionen Tonnen geschätzt.<br />

Bei einer jährlichen Abbaurate von<br />

ca. 15 Millionen Tonnen könnten rund<br />

sieben Millionen Tonnen Eisenerzpellets<br />

hergestellt werden. Für den Transport des<br />

Fertigproduktes wird die bestehende<br />

Eisenbahnlinie zur Küste ausgebaut.<br />

VERTRAUTER MARKT<br />

Mauretanien ist für MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein<br />

vertrauter Markt: Die ersten Geschäfte<br />

wurden getätigt, als das Unternehmen vor<br />

40 Jahren 142 schwere Eisenbahnwaggons<br />

für den Transport von Eisenerzkonzentrat<br />

an die ehemalige französische Kolonie<br />

lieferte. Die Eisenbahnwaggons wurden auf<br />

der damals neu gebauten 700 Kilometer<br />

langen Eisenbahnstrecke zwischen der<br />

Mine Zouérate mitten in der Sahara und<br />

dem Seehafen in Nouadhibou eingesetzt.<br />

Der langjährige Kontakt zu der staatlichen<br />

Eisenerzgesellschaft SNIM führte unter<br />

anderem 1998 zu einem Anlagenauftrag<br />

im Bereich der Erzaufbereitung. MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> lieferte Rollenpressen, Förderanlagen,<br />

Stahlkonstruktion, Elektrik, sowie<br />

Montage- und Inbetriebnahmeüberwachung<br />

für die Eisenerzzerkleinerung.<br />

HOHES POTENTIAL<br />

Die industrielle Entwicklung Mauretaniens<br />

bietet zahlreiche Möglichkeiten für MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong>. In der Planung sind unter<br />

anderem Dieselkraftwerke, der Ausbau<br />

des Eisenerzhafens in Nouadhibou, die<br />

Instandhaltung und Erweiterung der<br />

bestehenden Eisenbahnlinie der SNIM, der<br />

Neubau einer Eisenbahnstrecke zur<br />

Entwicklung des südlichen Korridors des<br />

Landes, die Entwicklung von qualitativ<br />

sehr hochwertigen Phosphaterzen und die<br />

Modernisierung und Erweiterung der<br />

bestehenden Eisenerzproduktion.<br />

Durch die Ende Februar <strong>2006</strong> aufgenommene<br />

Erdölförderung (75.000 Barrel<br />

pro Tag) und viel versprechende Offshore<br />

Erdgasvorkommen Mauretaniens ergeben<br />

sich Perspektiven für potentielle Gasnutzungprojekte.<br />

Burkhard Willems


03<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 33<br />

01./02. Das Eisenerz wird vom Lagerplatz zur<br />

Schiffsverladung im Hafen von Nouadhibou<br />

gefördert.<br />

03. 80-Tonnen-Güterwaggons für<br />

Eisenerzkonzentrat auf der Strecke<br />

von Zouérate nach Nouadhibou.<br />

01<br />

02


34<br />

projects & contracting<br />

SCHIFFBAU<br />

SICHERHEIT AUF HOHER SEE<br />

Große Ölkatastrophen wie der Untergang der „Prestige“ im Jahre 2002, bei dem 64.000 Tonnen Öl vor Spaniens Küste ausliefen,<br />

führten dazu, dass die geltenden Sicherheitsmaßnahmen auf See erhöht wurden. So verschärfte die International Maritime<br />

Organization (IMO) ihre Regelungen. Vorgesehen ist, den Einsatz von Einhüllentankern für den Transport von Ölprodukten ab 2015<br />

zu verbieten und die bis dahin auf See fahrenden Schiffe dieser Bauart verschärft zu kontrollieren.<br />

In den kommenden sieben Jahren werden rund 2.000 alte Öl- und<br />

Chemikalientanker durch neue ersetzt. In der Größenklasse der<br />

Tanker mit einer Ladekapazität zwischen 5.000 und 10.000 tdw<br />

(tons dead weight) fuhren 2003 über 1.000 Schiffe. Bis 2015 sollen<br />

die Einhüllen-Schiffe dieser Klasse aus dem Markt genommen<br />

werden. Ersetzt werden sie durch Doppelhüllentanker wie die im<br />

Auftrag von MAN <strong>Ferrostaal</strong> gebaute SCOT-Serie.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> übergab in den letzten vier Jahren acht<br />

SCOT 8000 Tanker an die Wappen-Reederei, Folgeaufträge für<br />

vier weitere liegen vor. Die Entwicklung des Konzeptes kommt<br />

von dem Hamburger Reeder Günther Kordts, Gründer der<br />

Wappen-Reederei, in Zusammenarbeit mit der Kieler Lindenau<br />

Werft und MAN <strong>Ferrostaal</strong>.<br />

Ausschlaggebend für die Idee war die erhöhte Umweltgefahr, die<br />

Einhüllentanker und Einschraubenschiffe mit sich bringen. Das<br />

Team unter der Leitung von Günther Kordts entwarf einen<br />

Produkten- und Chemikalientanker, der ein Optimum an<br />

Sicherheit und eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit gewähr-


leistet. Die Doppelhülle, die auch die Bunkertanks einschließt, verringert<br />

die Gefahr einer Beschädigung der Lade- und Bunkertanks<br />

und somit ein Auslaufen der Fracht, wie es bei der „Prestige“ der<br />

Fall war, erheblich. Ein redundantes Antriebssystem mit zwei vollständig<br />

voneinander getrennten Antriebs- und Ruderanlagen<br />

garantiert die volle Manövrierfähigkeit des Schiffes bei Ausfall<br />

einer Anlage.<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> konnte die Schwestergesellschaft MAN B&W<br />

Diesel als Partner für den Zulieferanteil der kompletten<br />

Antriebsanlagen einbinden. Darin eingeschlossen sind die<br />

Viertakt-Hauptmotoren 6L27/38, Getriebe und Wellenanlagen.<br />

Die ebenfalls doppelt vorhandene Kesselanlage sichert die<br />

geforderte Heizleistung, die je nach Beladung variabel für die verschiedenen<br />

Tanks reguliert werden kann. Vorteilhaft für den<br />

Einsatz sind SCOT 8000 durch ihre 16 beschichteten Ladetanks<br />

TECHNISCHE DATEN (WAPPEN VON FRANKFURT)<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 35<br />

>> Schiffstyp Öl- und Chemikalientanker<br />

mit Doppelhüllenrumpf<br />

>> Tragfähigkeit 8.000 tdw (tons dead weight)<br />

>> Hauptmaschine<br />

Antriebsanlage 2 MAN B&W Motoren mit einer<br />

Leistung von je 1.800 kW incl.<br />

Getriebe und Wellenanlage<br />

>> Geschwindigkeit 14,5 Knoten<br />

>> Besatzung 11–13 Personen<br />

>> Tankvolumen 9.100 cbm<br />

>> Länge über alles 116,40 Meter<br />

>> Breite 18 Meter<br />

>> Seitenhöhe bis<br />

Hauptdeck 9,40 Meter<br />

>> Tiefgang 7,40 Meter<br />

>> Tanks 16 Tanks (12 –1.185 cbm)<br />

zzgl. 2 Decktanks<br />

>> Separierung 16 verschiedene Ladungsarten<br />

gleichzeitig möglich<br />

>> Tankheizung Jeder Tank individuell bis 80 °C<br />

>> Pumpen 16 Pumpen<br />

>> Bauwerft Damen Shipyards, Galatz<br />

>>> GREENPEACE BEZEICHNET<br />

SCOT-TANKER ALS „DIE SICHERSTEN<br />

TANKER DER WELT“.<br />

und zwei Decktanks mit einer Gesamtkapazität von 9.000 Kubikmetern.<br />

Ein unabhängiges Rohrleitungssystem lässt eine gleichzeitige<br />

Beladung von bis zu 16 verschiedenen Gütern zu. Die<br />

Spezifikation der Tanks ermöglicht den Transport von über 500<br />

verschiedenen Gütern und einen flexiblen Einsatz in allen<br />

Märkten.<br />

Aufgrund der Sicherheit und des flexiblen Beladungssystems sind<br />

die Chemikalientanker begehrte Charterschiffe für große


36<br />

projects & contracting<br />

Befrachter wie Esso, BP, Shell, und BASF und sind wegen ihrer<br />

kompakten Größe (Small-Handysize-Tanker) in der Lage, auch<br />

kleinere Häfen weltweit anzusteuern.<br />

DER GENERALUNTERNEHMER<br />

Analog zum Industrieanlagenbau laufen alle Fäden bei den<br />

Schiffbau-Projekten bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Essen zusammen.<br />

Alle bisher abgelieferten Schiffe wurden unter Aufsicht des<br />

Auftraggebers, der Wappen-Reederei, und der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />

auf der Werft Damen Shipyards Galatz in Rumänien gebaut. Als<br />

Generalunternehmer ist MAN <strong>Ferrostaal</strong> verantwortlich für die<br />

Materialbeschaffung inklusive High-Tech-Ausrüstung, just-intime<br />

Zulieferung von Komponenten sowie die Abwicklung und<br />

Koordination der einzelnen Neubauprojekte und die planmäßige<br />

Übergabe der Tanker. Weitere Kooperationspartner sind das<br />

Emissionshaus Hansa Hamburg Shipping und die KfW-Bankengruppe<br />

für die finanzielle Realisierung der Projekte mit einem<br />

Auftragsvolumen von insgesamt 214 Millionen Euro.<br />

Die ausgebuchten Charterbücher für SCOT Tanker sind der Hintergrund<br />

für den Bau von vier weiteren Schiffen, die 2007 und 2008<br />

durch die gleichen Kooperationspartner fertig gestellt werden.<br />

Der Transport von Ölen und Fetten bietet langfristig weitere<br />

Chancen für die Chemikalientanker, denn dieser ist nie ohne<br />

Risiko abzuwickeln. Die IMO kündigte auf Grund dieser Tatsache<br />

verschärfte Transportvorschriften für 2007 an, die zurzeit die<br />

wenigsten Tanker erfüllen können. Petra Kapp, Projektleiterin der<br />

SCOT-Tanker-Geschäfte der MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG, äußert sich zuversichtlich<br />

über die Marktentwicklung: „Die SCOT Tanker MT<br />

„Wappen von Frankfurt“ und MT „Wappen von Stuttgart“ erfüllen<br />

alle heute bekannten Sicherheitsvorschriften, und sind schon<br />

denen der Zukunft angepasst. Mit diesen Schiffen und den vier<br />

neuen Tankern sehen wir eine große Chance, die steigende<br />

Nachfrage nach hochwertiger Tankertonnage zu bedienen.“<br />

Anna Fontaine<br />

Höchste Sicherheit: Dank der Doppelhülle wird die Gefahr<br />

einer Leckage bei den Wappen-Tankern minimiert.<br />

LADUNGEN DER SCOT 8000 TANKER:<br />

Paraffine: gesättigte Kohlenwasserstoffe, Hauptbestandteile<br />

von Rohöl, Slack Wax<br />

Schmieröl-Additive: Wirkstoffe, die Grundölen zugemischt<br />

werden, um schmierungstechnische<br />

Eigenschaften zu erreichen<br />

Melasse: bei der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr<br />

und Zuckerrüben gewonnene,<br />

zähflüssige Masse mit gesundheitsförderlicher<br />

Wirkung<br />

Chemikalien/<br />

Ölprodukte: Kerosin, Benzine, Schmieröl<br />

Speiseöle: Sonnenblumen-, Erdnuss-, Rhizinusöle


VINASHIN BAUT NEUES GROBBLECHWALZWERK IN VIETNAM<br />

SCHIFFE AUS EIGENEM STAHL<br />

Vietnam ist auf dem Weg zur Industrienation. Wegen der aufstrebenden<br />

Industrie und den zahlreichen Infrastruktur-Projekten im<br />

Land wächst stetig die Nachfrage nach Stahl. In den letzten zehn<br />

Jahren ist der vietnamesische Stahlbedarf um durchschnittlich<br />

20 Prozent pro Jahr gestiegen. Der derzeitige Jahresbedarf von<br />

sechs Millionen Tonnen wird bis 2015 auf ca. 15 Millionen Tonnen<br />

anwachsen. 2005 lagen die Stahlimporte bei 5,5 Millionen Tonnen,<br />

das sind über 90 Prozent des Bedarfs. Durch umfangreiche<br />

Neuinvestitionen will Vietnam die starke Importabhängigkeit, insbesondere<br />

von warm- und kaltgewalzten Flachprodukten,<br />

reduzieren.<br />

Das neue Walzwerk von Vinashin wird Grobbleche, maximal 3 m breit<br />

und bis 18 m lang bei einer Stärke von 5 bis 50 mm, produzieren. Als<br />

Vormaterial werden importierte Stahlbrammen eingesetzt. Die<br />

Stahlbauhallen sind ca. 600 m lang. Da der gesamte Untergrund<br />

aufgeschwemmt ist und dem Meer abgerungen wurde, mussten<br />

die Hallenstützenfundamente und die schweren Maschinen auf<br />

Betonpfähle gesetzt werden. Die Fundamente und Hallen werden<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 37<br />

Der staatliche vietnamesische Schiffsbaukonzern Vinashin wird zukünftig die für den Schiffsbau benötigten schweren Bleche selbst<br />

produzieren. Im Norden Vietnams in der Provinz Quang Ninh nahe der Hafenstadt Cai Lan errichtet Vinashin ein neues Warmwalzwerk<br />

mit einer anfänglichen Jahreskapazität von 350.000 Tonnen. MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist für Engineering und Projektmanagement verantwortlich.<br />

von vietnamesischen Firmen erstellt, die Walzwerkmaschinen<br />

werden von chinesischen Herstellern geliefert.<br />

SPEZIALISTEN VOR ORT<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> wird mit einem großen Team von Spezialisten die<br />

Ingenieurarbeiten vor Ort überwachen und koordinieren. Das<br />

Team erhält Verstärkung durch vietnamesische Techniker und<br />

wird durch das MAN <strong>Ferrostaal</strong> Büro in Hanoi unterstützt.<br />

In unmittelbarer Nähe des Walzwerkes entsteht gleichzeitig<br />

eine Stahlbaufertigung. Die Produktionsanlagen stammen aus<br />

Deutschland und wurden im Auftrag von MAN <strong>Ferrostaal</strong> demontiert<br />

und im <strong>Sommer</strong> 2005 verschifft. Beim Wiederaufbau in<br />

Vietnam werden Überwachungsarbeiten geleistet.<br />

Wilhelm Bruckmann<br />

Die ersten Betonpfähle<br />

wurden im Januar <strong>2006</strong><br />

in den Boden getrieben.<br />

Das Kernstück der<br />

Walzwerksanlage: das<br />

Grobblechgerüst.


38<br />

projects & contracting<br />

01<br />

PRODUKTIONSANLAGEN FÜR GIPSKARTONPLATTEN IN INDIEN UND MALAYSIA<br />

GIPS-BOOM IN ASIEN<br />

Der Markt für Gipskartonplatten in Asien boomt. Die British Plaster Board (BPB) erhöht deshalb ihre Kapazität durch zwei neue<br />

Produktionsanlagen in Indien und Malaysia. Kaum hat das Konsortium MAN <strong>Ferrostaal</strong>/Grenzebach/BSH die ersten Gips- und<br />

Gipskartonplattenanlagen an BPB übergeben, sind zwei weitere Anlagen in Indien in der Planung.


Im Mai 2004 unterschrieb ein Konsortium<br />

aus MAN <strong>Ferrostaal</strong> und Grenzebach<br />

BSH die Verträge über die Lieferung.<br />

Montage und Inbetriebnahme der Prozess-<br />

Ausrüstung für Gips- und Gipskartonplattenanlagen<br />

in Mumbai, Indien und<br />

Port Klang, Malaysia. Die Kunden sind die<br />

jeweiligen Landesgesellschaften der British<br />

Plaster Board plc. (BPB), England. Die<br />

Montage und Inbetriebnahme für beide<br />

Anlagen wurde mit einem Zeitversatz von<br />

drei Monaten geplant und realisiert.<br />

Die Anlagen dienen der Herstellung von<br />

Gipskartonplatten für den Innenausbau<br />

von privaten und gewerblichen Immobilien.<br />

In der Gipsanlage wird Natur- oder<br />

Chemiegips durch Kalzinierung (Wasserentzug)<br />

in Stukkogips umgewandelt.<br />

Stukkogips ist der Ausgangsstoff für die<br />

Gipskartonplattenherstellung und kann<br />

durch die Vermischung mit Zusatzstoffen<br />

zu Putzgips weiterverarbeitet werden. In<br />

der Gipskartonplattenanlage wird der<br />

02 03<br />

04<br />

Stukkogips unter Vermischung von Wasser<br />

und diversen Additiven in eine Hülle aus<br />

Spezialkarton zu einem Endlosstrang vergossen.<br />

Die Vortrocknung des Endlosstranges<br />

erfolgt auf einem Abbindeband<br />

an dessen Ende mittels einer elektronisch<br />

gesteuerten Schere der Strang zu Gipskartonplatten<br />

beliebiger Länge geschnitten<br />

und anschließend in einem 10-Etagentrockner<br />

mit ca. 90 m Länge im Durchlaufverfahren<br />

getrocknet werden. Am Trocknerauslauf<br />

werden die Gipskartonplatten<br />

adjustiert und in einer Stapelanlage zu versandfertigen<br />

Paketen gebunden.<br />

Die Anlage in Indien hat eine Kapazität von<br />

12,8 t/h Stukkogips und 1.610 m 2 /h Gipskartonplatten.<br />

In Malaysia werden 14.2 t/h<br />

Stukkogips und 2.343m 2 /h Gipskartonplatten<br />

hergestellt.<br />

Die Prozess-Ausrüstungen wurden aus<br />

Europa, China und von lokalen Herstellern<br />

geliefert. Für die reibungslose Einfuhr der<br />

05<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 39<br />

Maschinen und Ausrüstungen war eine<br />

genaue Planung und Abstimmung mit<br />

dem Kunden und den Behörden erforderlich.<br />

Die mechanische Montage begann in<br />

Indien im Januar 2005 und in Malaysia im<br />

April 2005. Beide Montagen verliefen planmäßig,<br />

wobei sich die Baustelle in Indien<br />

während der Abwicklung aufgrund der<br />

Wetterbedingungen (die schwersten Regenfälle<br />

seit Jahrzehnten) und der ländlich<br />

isolierten Lage als nicht unproblematisch<br />

erwies. Die Provisional Acceptance (Take<br />

Over) der beiden Anlagen erfolgte termingerecht<br />

im Dezember 2005 bzw. im<br />

Februar <strong>2006</strong>.<br />

Jan Uder, Walter Sante<br />

01. Montage der Kalzinieranlage in Indien<br />

02. Gipskarton-Plattenanlage, Malaysia<br />

03. Kalzinieranlage, Malaysia<br />

04. Trocknerauslauf, Indien<br />

05. Querförderer und Trocknereinlauf für<br />

Gipskarton-Platten, Malaysia


40<br />

projects & contracting<br />

INSTANDHALTUNGSPERSONAL IN LIBYEN MOBILISIERT<br />

EINSATZ IN DER WÜSTE<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> übernimmt Instandhaltungsarbeiten bei der „Wafa Desert Plant“ des libyschen Gasversorgers ENI Gas B.V..<br />

Über einen Zeitraum von 23 Monaten werden ThyssenKrupp Uhde und MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine Gas- und Ölförderungsanlage, eine<br />

Aufbereitungsanlage, eine Kompressorstation und die zugehörigen Pipelines über eine Strecke von 530 km in der Sahara warten.<br />

Anfang <strong>2006</strong> erhielt Uhde den Auftrag für die Instandhaltungsarbeiten<br />

der libyschen Erdgasanlage „Wafa Desert Plant“ und beauftragte<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> als Subunternehmer, gewerbliches Personal<br />

zur Durchführung von Instandhaltungsarbeiten einschließlich<br />

Reparaturen und Umbauten innerhalb der Anlage vorzuhalten.<br />

Daneben stellt MAN <strong>Ferrostaal</strong> ein komplettes Camp einschließlich<br />

der zugehörigen Infrastruktur für das eigene und das Uhde-Personal<br />

bereit und betreibt es. Bis Ende April war ein Großteil des Personals<br />

vor Ort. Seitdem laufen die Wartungsaktivitäten planmäßig.<br />

Der Auftrag läuft über 23 Monate, wobei ENI Gas anschließend<br />

eine vorgesehene Verlängerungsoption für die Fortsetzung der<br />

Arbeiten in Anspruch nehmen kann. MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist seit<br />

30 Jahren auf dem libyschen Markt aktiv, zumeist im Rahmen von<br />

Montageprojekten und nun auch für Instandhaltungsarbeiten.<br />

Entsprechend flexibel kann das Unternehmen auf Anforderungen<br />

in beiden Bereichen reagieren.<br />

Anna Fontaine


MEHRSCHICHTFOLIENPRODUKTION IN ARGENTINIEN<br />

SIEBEN AUF<br />

EINEN STREICH<br />

Lebensmittel frisch auf dem Tisch – das ist Wunsch des Verbrauchers<br />

und Ziel des Herstellers – auch wenn er seine Waren<br />

aus Argentinien auf Europas Marktplätze bringt. Um das möglich<br />

zu machen, lieferte MAN <strong>Ferrostaal</strong> vor kurzem europäische<br />

Hightech-Maschinen zur Produktion von Mehrschichtfolien an<br />

IPESA, einen der größten lateinamerikanischen Hersteller von<br />

Kunststoff-Folie.<br />

Die argentinische IPESA – RIO CHICO S.A., einer der größten<br />

lateinamerikanischen Hersteller flexibler Kunststoff-Folien für<br />

den Agrar- und Lebensmittelbereich, will 7-schichtige Folien mit<br />

einer Liegebreite von 200 cm produzieren. Die 7-schichtige Folie<br />

schützt Lebensmittel äußert effektiv: Sauerstoff und andere gasförmige<br />

Stoffe werden von dem verpackten Gut ferngehalten. Ein<br />

hoher „Lichtschutzfaktor“ ist in der Folie mit eingebaut.<br />

Bei der Suche nach einem erfahrenen Maschinenbauer, dessen<br />

Anlagen die Herstellung von mehrschichtigen Folien ermöglichen,<br />

wurde IPESA – RIO CHICO bei KIEFEL Extrusion, Deutschland und<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> Argentinien fündig.<br />

ZIELMARKT ARGENTINIEN<br />

Im Januar <strong>2006</strong> wurde in der Fertigungsstätte in Feuerland die<br />

komplette 7-Schichtanlage abgenommen und umgehend die<br />

Produktion angefahren. Seitdem stellt die Anlage aus Worms<br />

stündlich etwa 350 kg Folien her. Die gesamte Kapazität ist für<br />

den heimischen Markt bestimmt. Wegen der mehr als erfolgreichen<br />

Einführung der neuen Anlage und der hohen Nachfrage<br />

nach diesen Folien denkt das Management des Kunststoffverarbeiters<br />

an neue Märkte auch jenseits der Grenzen<br />

Argentiniens.<br />

Helen Vollrath<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 41<br />

services & logistics<br />

Produktion von hochwertiger 7-Schicht-Kunststoff-Folie mit deutscher Technik.


42<br />

01<br />

KAKAOFABRIK AUSGEBAUT<br />

BRAUNES GOLD AUS GHANA<br />

Kakao und Gold sind die wichtigsten Wirtschaftsgüter Ghanas. Das kleine Land im Westen Afrikas ist weltweit der zweitgrößte<br />

Kakaoproduzent. Ziel der ghanaischen Regierung ist es, bis zu 40 Prozent der Kakaobohnen im eigenen Land zu verarbeiten.<br />

Das schafft nicht nur Arbeitsplätze. Eine größere Wertschöpfungstiefe erhöht auch den Profit. Die Industrie investiert deshalb<br />

in Kakaoverarbeitungsanlagen.<br />

02<br />

03


Mit Partnern erweitert und modernisiert MAN <strong>Ferrostaal</strong> in<br />

mehreren Phasen eine bereits bestehende Kakaofabrik der Cocoa<br />

Processing Company Ltd. (CPC) in Tema im Süden Ghanas. CPC<br />

gehört zu den Brachenführern in der Region und ist Marktführer<br />

der Kakao verarbeitenden Industrie in Ghana. Das Unternehmen<br />

produziert unter anderem Kakaomasse, Kakaobutter, Schokolade<br />

und Kakaogetränke und vermarktet diese Produkte zu 95 Prozent in<br />

den USA, Europa und Asien. Fünf Prozent bleiben im lokalen Markt.<br />

In der ersten Phase wurde eine komplette Anlage zur Herstellung<br />

von Kakaomasse errichtet. Die Produktionslinie wurde im<br />

November 2005 in Anwesenheit des ghanaischen Präsidenten<br />

John Agyekum Kufuor feierlich eingeweiht. Mit dieser Anlage<br />

verfügt die Cocoa Processing Company Ltd. jetzt über eine der<br />

modernsten und größten Anlagen ihrer Art in Ghana. Die neue<br />

Linie arbeitet äußerst effektiv: Aus 30.000 Tonnen Kakaobohnen<br />

werden jährlich 24.900 Tonnen Kakaomasse (cocoa liquor) in<br />

bester Qualität hergestellt.<br />

In der bereits gestarteten zweiten Phase wird der Rest der Fabrik<br />

komplett modernisiert und mit neuen Maschinen aufgerüstet,<br />

um die Produktion von Kakaobutter und Kakaopulver weiter zu<br />

erhöhen. Das Ziel des Unternehmens nach Abschluss dieser<br />

zweiten Phase ist, die Gesamtkapazität von 25.000 auf 65.000<br />

Jahrestonnen zu steigern. Zwei Kakaobutterpressen sind bereits<br />

montiert und die Maschinen und Einrichtungen für die<br />

Modernisierung der bestehenden Fabrik sind vor Ort. Die<br />

Inbetriebnahme ist für August <strong>2006</strong> vorgesehen.<br />

WIRTSCHAFTSFAKTOR NR. 1<br />

Kakao ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor des Landes, der regelmäßig<br />

30 bis 40 Prozent der Exporterlöse stellt. 13 Prozent des<br />

Bruttoinlandproduktes hängt an der Kakaobohne. Der Anteil<br />

Ghanas an der Weltkakaoproduktion beträgt 20 Prozent. Es gibt<br />

etwa 1,5 Millionen Kakaofarmer in Ghana, zumeist in Familienbetrieben.<br />

In der Saison 2003/2004 wurden ca. 750.000 Tonnen<br />

Kakaobohnen geerntet, ein Rekordergebnis in der über 100-jährigen<br />

Geschichte der Kakaoproduktion in Ghana. Die Kakaobohne wird<br />

am Soft-Commodities Market gehandelt. Der Preis pro Tonne<br />

beträgt zurzeit rund 1. 500 US-Dollar.<br />

Renate Matthes<br />

04<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 43<br />

services & logistics<br />

01. Straßenszene in Accra<br />

02. Verpackungsabteilung der Cocoa Processing Co.<br />

03. Abfüllung von Kakaomasse,<br />

im Vordergrund J.A. Danso, Production Manager von CPC<br />

04. Entladen von Kakaobohnen bei CPC<br />

ERWEITERUNG UND MODERNISIERUNG DER COCOA PROCESSING<br />

COMPANY LTD, TEMA, GHANA<br />

Auftragswert: 21 Mio. Euro<br />

Leistungsumfang der MAN <strong>Ferrostaal</strong>:<br />

>> Umbau und Modernisierung der bestehenden Fabrik<br />

>> Planung und Lieferung von Maschinen und Ausrüstungen<br />

zur Herstellung von Kakaomasse inklusive der notwendigen<br />

Infrastruktur wie Wasseraufbereitung,<br />

Notstromaggregate, Dampf und Druckluft<br />

>> Lieferung eines Ersatzteilpaketes<br />

>> Montageüberwachung<br />

>> Inbetriebnahmeüberwachung<br />

>> Schulung des Personals<br />

>> Technologiepartner: Bühler AG (Schweiz),<br />

F.B. Lehmann Maschinenfabrik GmbH (Deutschland),<br />

B.V. Machinefabriek P.M. Duyvis (Niederlande)


44<br />

services & logistics<br />

01<br />

GROSSFORMAT FÜR FÜHRENDES<br />

KOLUMBIANISCHES DRUCKHAUS<br />

Printer Colombiana, führender Hersteller von qualitativ hochwertigen Büchern und Zeitschriften in Kolumbien, vertraut Teile seiner<br />

Druckproduktion der Großformattechnologie von MAN an. Zum Einsatz kommt die MAN Roland 904-7B XXL.<br />

Wenn Juan Guillermo Giraldo, CEO von<br />

Printer Colombiana, sich an sein Vorstellungsgespräch<br />

mit Gerhard Schropp<br />

vor 30 Jahren erinnert, hat er eine vollständig<br />

leere Lagerhalle vor Augen. Der<br />

deutsche Geschäftsmann führte den<br />

jungen Ingenieur durch die Räumlichkeiten,<br />

in denen seine Maschinen in Kürze<br />

Tausende von Büchern und Zeitschriften<br />

drucken sollten, um die gewaltige Nachfrage<br />

nach Lektüre zu befriedigen, die<br />

damals in vielen lateinamerikanischen<br />

Ländern herrschte.<br />

Gerhart Schropp war mit dem Aufbau<br />

von Printer Colombiana in Kolumbien betraut,<br />

einem Unternehmen, das vor allem<br />

Bücher produzieren sollte. Die damals im<br />

Besitz der Bertelsmann-Gruppe befindliche<br />

Verkaufsplattform „Círculo de Lectores“,<br />

bei der Bücher in Raten bezahlt werden<br />

konnten, löste in der gesamten Region ein<br />

enormes Leseinteresse aus. Kolumbien<br />

wurde als strategischer Standort für den<br />

Druck zur Deckung dieser Nachfrage ausgewählt.<br />

Der Eindruck der einst leeren Räumlichkeiten<br />

in einem Industriegebiet von<br />

Bogotá ist dem Geruch von Farbe und<br />

Papier, den niemals endenden Geräuschen<br />

von Druckmaschinen und der beharrlichen<br />

Arbeit eines Teams von Fachleuten gewichen.


Sie sind es, die Printer Colombiana zum<br />

führenden Hersteller von Büchern und<br />

Zeitschriften in Kolumbien und zum<br />

sechstgrößten des gesamten lateinamerikanischen<br />

Marktes machen.<br />

Das mittlerweile im Besitz von Bertelsmann<br />

und El Tiempo, der größten Zeitung des<br />

Landes, befindliche kolumbianische Druckhaus<br />

hat nach drei Jahrzehnten seine<br />

Technologien und Verfahren modernisiert.<br />

Durch Exporte von knapp 70 Prozent der<br />

Produktion in andere Länder der Region<br />

will man dort zum Marktführer aufsteigen.<br />

EIN DAUERHAFTES BÜNDNIS<br />

Über IPP Colombia, eine Tochtergesellschaft<br />

von MAN <strong>Ferrostaal</strong>, hat MAN<br />

Roland Printer Colombiana seit den<br />

Firmenanfängen begleitet und dabei durch<br />

technische Beratung und Unterstützung<br />

sowie Finanzierung zu einer Modernisierung<br />

der Produktionsanlagen des Unternehmens<br />

beigetragen. 1981 erwarb das<br />

Unternehmen eine MAN Roland Rekord<br />

4-Farben-Druckmaschine zur Herstellung<br />

von Büchern, und „später, in den 90er<br />

Jahren gelang uns die Umstellung auf<br />

LITHOMAN und ROTOMAN Rollenoffset-<br />

Drucksysteme für unsere Zeitschriftenproduktion.<br />

Mit dem Kauf einer neuen Roland<br />

904-7B XXL Druckmaschine, der ersten<br />

ihrer Art in Lateinamerika und innerhalb<br />

der Arvato-Gruppe, dem Druckgeschäftsbereich<br />

von Bertelsmann, wagen wir nun<br />

den Sprung zu großformatigen Bogenoffsetmaschinen,“<br />

sagt der CEO von Printer<br />

Colombiana und fasst damit die technische<br />

Entwicklung seines Unternehmens<br />

zusammen.<br />

Printer Colombiana plant den Einsatz<br />

dieser neuen Druckmaschine vor allem für<br />

die Produktion qualitativ hochwertiger<br />

Bücher. Mit ihren Möglichkeiten für<br />

Farben und Großformate kann sie jedoch<br />

auch für den Druck verschiedener kommerzieller<br />

Produkte verwendet werden. „Es<br />

handelt sich um eine der modernsten<br />

Maschinen. Mit ihr können wir große<br />

Formate und Auflagen verarbeiten und<br />

dabei hohe Geschwindigkeit und Qualität<br />

gewährleisten,“ betont Giraldo.<br />

WACHSTUMSTECHNOLOGIE<br />

In Kolumbien und anderen Ländern der<br />

Region, wie z. B. Peru, Ecuador und den<br />

meisten mittelamerikanischen Staaten,<br />

findet derzeit eine Neuorganisation der<br />

Wirtschaft und die Umsetzung von Freihandelsabkommen<br />

mit den Vereinigten<br />

Staaten statt. Führende Unternehmen der<br />

Region, wie Printer Colombiana, haben die<br />

Notwendigkeit erkannt, diese Abkommen<br />

für ein Vordringen in den nordamerikanischen<br />

Markt zu nutzen und ihre Absatzmöglichkeiten<br />

zu erweitern. Eine der<br />

Strategien dabei ist die Durchführung von<br />

Modernisierungsmaßnahmen zur „Sanierung<br />

von Ausrüstung und Maschinen, um technologisch<br />

mit den Anforderungen internationaler<br />

Märkte Schritt zu halten,“ wie<br />

Giraldo es ausdrückt.<br />

Der Kauf der Großformat-Druckmaschine<br />

stellt für Printer Colombiana den Eintritt<br />

in die Welt der MAN Roland-Technologie für<br />

02<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 45<br />

großformatigen Bogenoffsetdruck (129 x 162<br />

cm) dar und stärkt die Position des Unternehmens<br />

als eines der führenden Buchdruckhäuser<br />

Lateinamerikas.<br />

Die Investition in diese Technologie zeigt<br />

das deutliche Bewusstsein für Markttendenzen<br />

und die von MAN Roland und<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> gebotenen Serviceoptionen<br />

und deren Qualität. „Unsere Entscheidung<br />

gründete sich auf das anhaltende Vertrauensverhältnis<br />

zum Hersteller und IPP<br />

Colombia. Wir bilden unsere Mitarbeiter in<br />

Deutschland aus und verlassen uns bei<br />

eventuell auftretenden Problemen mit der<br />

Druckmaschine auf die unmittelbare,<br />

ununterbrochene und sofortige Unterstützung<br />

durch den Hersteller,“ sagt<br />

Giraldo.<br />

Heute, nach 30 Jahren bei Printer<br />

Colombiana, sind die leeren Räumlichkeiten,<br />

die er einst mit Gerhart Schropp<br />

betrachtete, für Giraldo die Stätte, an der<br />

seine Karriere begann und von der aus<br />

er das Unternehmen in seine aktuelle<br />

Marktposition gebracht hat. Eine Führungsposition,<br />

die durch das Zusammenwirken<br />

von Kunden, Angestellten und Lieferanten<br />

erreicht wurde.<br />

Germán Gonzáles<br />

01. Roland 904 XXL bei Printer<br />

Colombiana<br />

02. Juan Guillermo Giraldo,<br />

CEO von Printer Colombiana,<br />

setzt bei der Produktion<br />

qualitativ hochwertiger<br />

Bücher im Vollfarbdruck<br />

auf die Roland 904-7B XXL.


46<br />

services & logistics<br />

BRASILIANISCHE DRUCKER INVESTIEREN IN ROLAND 500<br />

FÜR KLEINE AUFLAGEN UNSCHLAGBAR<br />

Die 5-Farben-Druckmaschine von MAN Roland lässt den Drucker leicht auf spontane Kundenwünsche reagieren. Die flexible<br />

Bogenmaschine druckt 18.000 Exemplare pro Stunde.


Die Druckerei „Intergraf“ aus Pernambuco<br />

druckt als erste in der Region im Nordosten<br />

Brasiliens mit einer ROLAND 500.<br />

Intergraf wurde im Jahr 1995 gegründet und<br />

ist dafür bekannt, ihren Kunden Drucklösungen<br />

zu präsentieren, die Kunst, Erneuerungen<br />

und Spitzentechnologie beinhalten.<br />

Intergraf ist eine der modernsten<br />

und leistungsfähigsten Akzidenzdruckereien<br />

des Landes.<br />

Vor dem Kauf der 5-Farben Bogen Offset<br />

Druckmaschine von MAN Roland konnte<br />

Direktor Eduardo Mendonça Filho die<br />

ROLAND 500 in Produktion sehen. „Mein<br />

Sohn besuchte Druckereien in São Paulo und<br />

in Rio de Janeiro, die genau die gleiche<br />

Bogendruckmaschine wie unsere haben,“<br />

erklärt Eduardo Mendonça. „Wir kaufen<br />

niemals eine Anlage in dieser Größenordnung,<br />

ohne vorher eine gründliche<br />

Analyse gemacht zu haben,“ sagt er. „Wir<br />

haben Technologie, Leistungsfähigkeit,<br />

Kundendienst und den Preis in Betracht<br />

gezogen.“<br />

PRODUKTION STEIGERN<br />

Kleine und mittlere Auflagen sind ein<br />

Faktor im grafischen Geschäft, der bei der<br />

Investitionsentscheidung stark berücksichtigt<br />

werden muss. Der kommerzielle Direktor<br />

der auf das Verpackungssegment spezialisierten<br />

Druckerei „Gráfica e Editora<br />

Sarapuí Ltda,“ Danilo Storti Garcia, weiß<br />

das. Um ihre Position als eine der<br />

Referenzdruckereien auf dem Markt zu<br />

erhalten, hat die Familie Storti Garcia auf<br />

Qualität und Modernität bestanden. „Wir<br />

suchten Agilität, Effizienz und schnelle<br />

Antworten,“ erklärt Danilo. Im Februar<br />

dieses Jahres ging die ROLAND 500 in der<br />

Druckerei Sarapuí in Betrieb. Sarapuí will<br />

ihre Produktion mit der neuen Maschine<br />

um 40 Prozent steigern.<br />

Die Nachfrage an verschiedenen Produkten<br />

mit kleinen Auflagen wächst auch im<br />

Verpackungssegment sehr stark. „Als wir<br />

früher Aufträge mit kleinen Auflagen<br />

annahmen, hatten wir Kostenprobleme.“<br />

Danilo erklärt, dass sein erster Kontakt mit<br />

einer ROLAND 500 auf der internationalen<br />

Fachmesse Drupa 2004 entstand. Am<br />

Ende desselben Jahres reiste er nach<br />

Deutschland, um MAN und europäische<br />

Druckereien, die mit der ROLAND 500 produzieren,<br />

kennen zu lernen.<br />

TECHNOLOGIE-VORSPRUNG<br />

„Danach schlossen wir den Kauf ab.“ Er<br />

erklärt, dass die Direktion der Sarapuí auch<br />

andere Lieferanten im Auge hatte. „Es gab<br />

Konkurrenten im Wettbewerb, aber wir<br />

haben uns für MAN Roland entschieden, da<br />

wir einen technologischen Vorsprung<br />

gegenüber anderen Maschinen derselben<br />

Klasse erkannten.“<br />

Die neue Maschine hat bereits ihr<br />

Potenzial gezeigt. „Wir haben den Unterschied<br />

gemerkt: Unbestritten ist die<br />

Technologie und die Schnelligkeit in der<br />

Einrichtung,“ sagt Danilo. „Sie ist voll computerunterstützt<br />

und bedienerfreundlich.“<br />

Und die guten Noten hören hier nicht auf.<br />

Der Direktor sagt, dass die produktive<br />

Kapazität der Druckerei aufgrund der<br />

neuen Anlage bis zu 40 Prozent optimiert<br />

wird. „Zuerst wollen wir unsere schon<br />

vorhandenen Kunden noch besser bedienen,<br />

was Qualität und Preise anbelangt. Nachher<br />

erweitern wir unsere Grenzen,“ sagt<br />

Danilo. „Unsere kommerzielle Abteilung<br />

hat in Bezug auf die Akzeptanz bei Kunden<br />

gute Arbeit geleistet und wir fangen an,<br />

diese Früchte jetzt zu ernten, genau in dem<br />

Moment, in dem die Druckerei Verstärkung<br />

durch die der ROLAND 500 bekommen<br />

hat.“ Heute bedient die Druckerei Kunden<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 47<br />

VIELSEITIG EINZUSETZEN<br />

Die Roland 500 eignet sich besonders<br />

für den Markt von mittleren und kleinen<br />

Auflagen. Ihr Format 59 x 74 cm ist<br />

ein Sonderformat, womit eine bessere<br />

Ausnutzung der Arbeiten gewährleistet<br />

ist. Das Einrichten basiert auf hoher<br />

Präzision. Die Makulatur wird im Druckprozess<br />

reduziert.<br />

Die Roland 500 vereinigt Produktivität<br />

und Qualität und ist mit dem neuesten<br />

Stand der Automationstechnologie<br />

ausgerüstet, einschließlich Einstellungen<br />

vom Leitstand, der mit der Printnet-<br />

Vernetzungssoftware PECOM verbunden<br />

ist.<br />

Die Druckmaschine hat eine Geschwindigkeit<br />

von 18.000 Bogen/Stunde.<br />

Der neue Plattenwechsel des Lackwerks<br />

reduziert die Wechselzeit erheblich.<br />

in der Hauptstadt São Paulo, im Innern des<br />

Staates São Paulo und in den Regionen Süd<br />

und Nordost des Landes. Die größten<br />

Kunden von Sarapuí kommen aus der<br />

Pharmaindustrie und lasten 60 Prozent<br />

der Produktion aus.<br />

Dr. Thomas Kaup


48<br />

services & logistics<br />

INTEGRIERTE SERVICEDIENSTLEISTUNGEN IM DRUCKBEREICH<br />

„WIR HELFEN PROFITABEL<br />

ZU WIRTSCHAFTEN“<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist mit ihrem Geschäftsbereich Intergrafica Print und Pack (IPP) der größte unabhängige Dienstleister für die<br />

graphische Industrie weltweit. Mit über 50 Stützpunkten in Lateinamerika, Afrika, Zentral- und Südost-Asien stellt IPP eine<br />

Vertriebsplattform für die Druckindustrie dar.


MAN <strong>Ferrostaal</strong> bietet im Druckbereich integrierte<br />

Serviceleistungen entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette an: Von der<br />

Prozessanalyse bis zur Maschinenoptimierung.<br />

Zusammen mit MAN Roland Druckmaschinen<br />

führt der Geschäftsbereich IPP eine<br />

weltweite „3S Service Strategie“ – vor allem<br />

im Bereich der Bogenmaschinen – in großen<br />

Märkten wie Brasilien, Mexiko, Südafrika,<br />

Türkei und Malaysia durch. Die 3S-Strategie<br />

konzentriert sich auf Service, Ersatzteile<br />

und Verbrauchsmaterialien. Mit Hilfe des<br />

Maschinensupportprogramms soll der<br />

Kunde möglichst kurze Einrichtezeiten und<br />

höchste Qualität der Produkte erreichen.<br />

All diese Services gehen Hand in Hand<br />

über den kompletten Lebenszyklus der<br />

Druckerei-Anlage. Dieses so genannte<br />

LifeCycleManagement (LCM) bedeutet, dass<br />

die Kosten für den Betrieb eines Drucksystems<br />

über die gesamte Lebensdauer hinweg<br />

durch individuelle Maßnahmenpakete<br />

optimiert und reduziert werden.<br />

Von den über 700 IPP-Mitarbeitern ist die<br />

Hälfte im Service tätig. Ihr Leistungsspektrum:<br />

Beratung, Projektmanagement,<br />

Installation, Instruktion, Schulung, Nachrüstungen,<br />

Wartung und Instandhaltung,<br />

Reparaturen, Versorgung mit Ersatzteilen,<br />

Chemikalien und Verbrauchsmaterialien bis<br />

hin zur Finanzierung. Kunden haben nur<br />

einen Kontakt in Vorstufe, Druck und<br />

Weiterverarbeitung.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 49<br />

„Im Fokus unserer Aktivitäten stehen<br />

Geschäftsmodelle, die unseren Kunden<br />

helfen profitabel zu wirtschaften. Wichtig ist<br />

es uns, einen Mehrwert für unsere Kunden<br />

zu schaffen, damit sie Produktivität und<br />

Qualität steigern können. Dabei müssen wir<br />

uns am direkten Kundennutzen orientieren,“<br />

sagt Dr. Thomas Kaup, Geschäftsführer der<br />

Intergrafica Print & Pack GmbH.<br />

LEISTUNGSSPEKTRUM ERWEITERN<br />

Die gesamte Wertschöpfungskette wird<br />

unter die Lupe genommen und optimiert:<br />

die Produktion wird effizienter gestaltet, die<br />

Druckleistung wird nachhaltig gesteigert,<br />

die Einrichtezeiten für den Druck werden<br />

verkürzt, die Prozesse werden mit Inline-<br />

Lösungen integriert, wertsteigernde Zusatzanwendungen<br />

werden in die Maschine integriert,<br />

die Qualität wird umfassend kontrolliert,<br />

die Produktionskosten werden gesenkt<br />

(weniger Personaleinsatz, niedrige Anlaufmakulatur<br />

und große Qualitätskonstanz).<br />

Durch die datentechnische Vernetzung der<br />

Automatisierungsmodule wird der Produktionsprozess<br />

effizienter.<br />

Kaup: „Das Ziel ist, dass der Kunde<br />

sein Produkt- und Dienstleistungsspektrum<br />

erweitert und sich so noch deutlicher von<br />

seinem Wettbewerb abhebt. Schnellere<br />

Durchlaufzeiten und geringere Rüstkosten<br />

im Fortdruck erweitern die ökonomische<br />

Elastizität der Drucksysteme.“<br />

Helen Vollrath


50<br />

finanzierung<br />

ANLAGENFINANZIERUNG IN CHILE<br />

MODELL FÜR SÜDAMERIKA<br />

Vor sechs Jahren verhandelte MAN <strong>Ferrostaal</strong> mit der chilenischen Gesellschaft EMPRESA NACIONAL DE PETROLEO (ENAP)<br />

einen Vertrag zur Lieferung einer Di-IsoPropyl-Ether-Anlage. Das Vorhaben war der Beginn einer Reihe von gemeinsamen<br />

Projekten mit außergewöhnlichen Finanzierungskonzepten. Die Finanzierung der jüngsten Anlage wurde vom Finanzmagazin<br />

„Project Finance International“ als das bedeutendste projektbezogene Finanzgeschäft im Jahr 2005 in Lateinamerika ausgezeichnet.<br />

Als die staatliche chilenische Ölgesellschaft<br />

ENAP 2000 den Bau einer Di-IsoPropyl-<br />

Ether-Anlage (DIPE) auf den Weg brachte,<br />

suchte sie einen Generalunternehmer,<br />

der zu einer langfristigen Investition bereit<br />

war und eine sehr anspruchsvolle<br />

Finanzierungskonstruktion umsetzen<br />

konnte. Edzard zu Knyphausen, Leiter<br />

der MAN <strong>Ferrostaal</strong> Chile, beschreibt die<br />

Ausgangssituation so: „Direkt nach den<br />

ersten Gesprächen waren ENAP und MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> sich einig, dass es Potential für<br />

weitere gemeinsame Projekte gab. Die<br />

Finanzierungsstruktur des DIPE-Projektes<br />

passte in keine der bekannten Finanzie-<br />

rungsschubladen, weder Project Finance<br />

noch Corporate Finance. Auf der einen Seite<br />

sollte Privatkapital ins Investment einbezogen<br />

werden, auf der anderen Seite<br />

aber ENAP allein die volle operative und<br />

unternehmerische Kontrolle behalten.“<br />

Um die langfristige Finanzierung zu<br />

sichern, gründeten ENAP, MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

und andere Partner eine Projektgesellschaft,<br />

die als Eigentümer, Kreditnehmer<br />

und Betreiber der Anlage agiert. Nach der<br />

erfolgreichen Umsetzung der Projekt- und<br />

Finanzierungskonzeption wurde die DIPE-<br />

Anlage termingerecht in September 2003<br />

fertig gestellt. Es folgten bald weitere<br />

Aufträge gleichen Strickmusters: Zwei<br />

Entschwefelungsanlagen (2002), ein Mild<br />

Hydrocracker (2004) und 2005 der Auftrag<br />

für einen Delayed Coker, eine Raffinerieanlage<br />

zur Umwandlung sehr schwerer<br />

Kohlenwasserstoffmoleküle in leichtere<br />

Produkte.<br />

LANGFRISTIGE BETEILIGUNG<br />

Die Verträge zwischen ENAP und MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> im Konsortium mit den spanischen<br />

Partnern Foster Wheeler Iberia S.A. und<br />

Técnicas Reunidas S.A. und ENAP zur schlüsselfertigen<br />

Lieferung eines Delayed Coker<br />

samt Nebeneinrichtungen wurden im Juli<br />

2005 unterzeichnet und in Kraft gesetzt.<br />

Wie bei den Vorprojekten handelt es sich<br />

nicht nur um die Lieferung einer Anlage,<br />

sondern um die Implementierung eines<br />

in sich geschlossenen Projekt- und Finanzierungskonzeptes<br />

einschließlich einer langfristigen,<br />

auf über 20 Jahre angelegten<br />

Beteiligung an dem Eigenkapital der gegründeten<br />

Projektgesellschaft. Diese Projektgesellschaft<br />

nimmt die Funktion des Eigentümers,<br />

Betreibers und Kreditnehmers wahr<br />

und stellt die Produktionskapazität der Anlage<br />

dem Endabnehmer ENAP im Rahmen<br />

eines Financial-Lease-Konzeptes zur Verfügung.


Alle ENAP-Aufträge folgen in ihrer Struktur<br />

diesem Konzept. Während das Gesamtinvestitionsvolumen<br />

des DIPE-Projekts<br />

noch weniger als 30 Millionen US-Dollar<br />

betrug, überschritt die Investition beim<br />

Bau des Mild Hydrocracker bereits die<br />

100-Millionen-US-Dollar-Grenze. Für die<br />

Errichtung des Delayed Coker konzipierten<br />

die Partner ein Finanzierungskonzept für<br />

ein Investitionsvolumen von 430 Millionen<br />

US-Dollar.<br />

Die Finanzierungen des Mild Hydrocracker<br />

und des Delayed Coker wurden mit einem<br />

Gesamtvolumen von über 540 Mio. US-Dollar<br />

in New York arrangiert und international<br />

syndiziert. Beide Finanzierungen wurden<br />

deutlich überzeichnet; dies zeigt die<br />

Attraktivität des Geschäftsmodells und des<br />

Wirtschaftsstandortes Chile. Die Finanzierung<br />

des Delayed Coker wurde im<br />

49%<br />

ENAP-Gruppe<br />

Dezember 2005 vom international renommierten<br />

Finanzierungsmagazin „Project<br />

Finance International“ mit dem Titel „Latin<br />

America Deal of the Year 2005“ ausgezeichnet.<br />

Das Projekt wurde bewertet als „das<br />

bedeutendste projektbezogene Finanzgeschäft,<br />

das im Jahr 2005 in Lateinamerika<br />

abgeschlossen wurde.“<br />

TASK-FORCE IN MADRID<br />

Verfahrensgeber für den Delayed Coker ist<br />

Foster Wheeler, ein bekannter Anlagenbauer<br />

aus den USA. Foster Wheeler Iberia,<br />

Madrid, und Técnicas Reunidas, Madrid,<br />

sind für das komplette Engineering verantwortlich.<br />

Die Lieferung der Ausrüstungen<br />

wird von Foster Wheeler, Técnicas<br />

Reunidas und MAN <strong>Ferrostaal</strong> durchgeführt.<br />

Zu diesem Zweck wurde in Spanien<br />

eine temporäre Projektgesellschaft (Union<br />

Temporal de Empresas), gegründet, an der<br />

EIGENKAPITAL – INVESTOREN<br />

PROCESSING SERVICES VERTRAG<br />

ENAP Refineria Aconcagua<br />

BETRIEBS- UND WARTUNGSVERTRAG<br />

ENAP Refineria Aconcagua<br />

PACHTVERTRAG<br />

ENAP Refineria Aconcagua<br />

FINANZIERUNG<br />

51%<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> 17%<br />

Foster Wheeler Iberia 17%<br />

Técnicas Reunidas 17%<br />

ENERCON S.A.<br />

PROJEKTGESELLSCHAFT<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 51<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> zu einem Drittel beteiligt<br />

ist. Diese Gesellschaft wickelt den nichtchilenischen<br />

Teil des Auftrags von Madrid<br />

aus ab. Bei Foster Wheeler Madrid wurde<br />

eine Task-Force eingerichtet, in die auch<br />

das MAN-<strong>Ferrostaal</strong>-Projektteam delegiert<br />

wurde. Von dort aus erfolgt die Projektleitung<br />

und werden sämtliche Einkäufe der<br />

Ausrüstungen durchgeführt.<br />

Für die lokalen Aufgaben in Chile haben<br />

die Konsortialpartner ein gemeinsames<br />

Unternehmen in Santiago de Chile gegründet.<br />

Für Bau und Montage der Gesamtanlage<br />

ist die Tochtergesellschaft der MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> in Chile, die DSD Chile, verantwortlich.<br />

Helmut Mühlemeier<br />

FREMDKAPITAL<br />

Kredit internationales<br />

Bankensyndikat<br />

ANLAGEN-LIEFERVERTRAG (SCHLÜSSELFERTIG)<br />

Konsortium Foster Wheeler,<br />

Técnicas Reunidas, MAN <strong>Ferrostaal</strong>


52<br />

finanzierung<br />

01<br />

ENAP: GRÖSSTE RAFFINERIEKAPAZITÄT<br />

AN DER PAZIFIKKÜSTE<br />

Die staatliche Firma ENAP ist mit einem<br />

Jahresumsatz von ca. 6,7 Mrd. US-Dollar<br />

und einem Profit von ca. 200 Mio. US-<br />

Dollar (2005) eine der großen chilenischen<br />

Gesellschaften. Als strategisch wichtiges<br />

Unternehmen befindet sie sich vollständig<br />

im Besitz des Staates. ENAP betreibt<br />

Anlagen an drei Hauptstandorten: Punta<br />

Arenas, Talcahuano (Concepción) und<br />

Concón und hat in Chile einen Anteil von<br />

ca. 90 % am Markt der Erdölprodukte<br />

(Benzin, Diesel, Flugbenzin, Asphalt). Die<br />

Raffinerie in Concón ist mit einer Verarbeitungskapazität<br />

von über 100.000<br />

Barrel Rohöl pro Tag der Hauptversorger<br />

der Region Santiago. Mit ihren Raffinerien<br />

verfügt ENAP über die größte Raffineriekapazität<br />

an der Pazifikküste.<br />

Santiago leidet unter einer hohen, verkehrbedingten<br />

Emissionsbelastung, nicht zuletzt<br />

verursacht durch die Lage in einem<br />

geschlossenen Talkessel, die den Luftaus-<br />

tausch bei bestimmten Wetterlagen erschwert.<br />

Vor diesem Hintergrund verfolgt<br />

die chilenische Regierung eine strikte Umweltpolitik<br />

mit sich ständig verschärfenden<br />

Anforderungen an Emissionsreduzierungen.<br />

Die Installation des Delayed Coker sowie<br />

auch die vorherigen Projekte, bei denen<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> Investitionspartner der<br />

ENAP ist, wurden als Teil eines langfristigen<br />

Ausbau- und Modernisierungsprogramms<br />

realisiert. Dieses hat zum Ziel, sauberere,<br />

emissionsärmere Kraftstoffe herzustellen,<br />

um die Lebensqualität in der Metropole<br />

weiter zu verbessern.<br />

Beim Delayed Coker Prozess werden<br />

Ölschlämme und andere bei der Vakuumdestillation<br />

(Prozessschritt in der Erdölaufbereitung)<br />

entstehende zähflüssige<br />

Rückstände durch schnelle Erhitzung auf<br />

ca. 540 °C und anschließende Einbringung<br />

in spezielle Behälter (Coke Drums) in<br />

die Wertstoffe LPG, Gas, Naphta, Diesel<br />

und Petrolkoks umgewandelt. Petrolkoks<br />

ist ein fester Wertstoff, der im Kraftwerk<br />

Arbeiten beim Bau der<br />

Di-IsoPropyl-Ether-Anlage in Chile:<br />

01. Verlegung von Untergrundrohrleitung<br />

02. Vermessungsarbeiten<br />

03. Erdarbeiten<br />

04. Pfählungsarbeiten<br />

02<br />

zur Energieerzeugung verbrannt oder bei<br />

geeigneter Qualität in der Aluminiumindustrie<br />

zur Anodenproduktion verwendet<br />

werden kann.<br />

Schwere Erdöle haben im Raffinerieprozess<br />

aufgrund ihres geringeren Anteils an<br />

kurzkettigen Kohlenwasserstoffen eine<br />

geringere Ausbeute an hochwertigen<br />

Produkten als leichte Erdöle. Sie hinterlassen<br />

mehr Rückstände; deshalb ist der<br />

Preis schwerer Erdöle auf dem Weltmarkt<br />

niedriger als der Preis leichter Erdöle.<br />

Der Delayed Coker wandelt diese Rückstände<br />

in werthaltige Produkte um, erhöht<br />

gleichzeitig die Ausbringung an leichten<br />

Erdölprodukten und erhöht somit die<br />

Effizienz und Rentabilität der Raffinerie.


<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 53<br />

AUFTRAGGEBER:<br />

Energía Concón S.A. – ENERCON<br />

AUFTRAGSWERT:<br />

300 Million USD<br />

AUFTRAGSUMFANG:<br />

Hauptanlage:<br />

>> Delayed Coker 20.000 bpd<br />

Nebenanlagen:<br />

>> Petrolkoks Transporteinrichtung<br />

>> Amine Aufbereitungsanlage<br />

>> Wäscher zur Abscheidung von<br />

schwefelhaltigen Gasen<br />

>> Schwefelrückgewinnungsanlage<br />

>> Abwasserbehandlungsanlage<br />

>> Fackel<br />

>> Betriebsmedien<br />

>> Anlagenverbindungen<br />

>> Kontrollraum<br />

STANDORT DER ANLAGE:<br />

Concón, ca. 2,5 Autostunden nordwestlich<br />

von Santiago de Chile<br />

AUSFÜHRUNGSZEIT:<br />

28 Monate<br />

03 04


54<br />

finanzierung<br />

„WIR KOMBINIEREN FINANZIERUNG<br />

UND OPERATIVE VERANTWORTUNG“<br />

Für die Abwicklung von Geschäften bietet MAN <strong>Ferrostaal</strong> ihren Kunden eine Reihe von Finanzierungsmöglichkeiten an.<br />

Im Gespräch nennt Jens Gesinn, Vorstand Finanzen, Rechnungswesen, Controlling und IT des Unternehmens, Beispiele für die<br />

wesentlichen Finanzierungsarten und skizziert deren Grundzüge.


Herr Gesinn, für die Finanzierung einer petrochemischen Anlage<br />

in Chile [siehe Artikel S. 50] ist MAN <strong>Ferrostaal</strong> vor kurzem zusammen<br />

mit ihren Partnern ausgezeichnet worden. Was war das<br />

besondere an dieser Finanzierung und warum wurde sie ausgezeichnet?<br />

Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war, in eine neu zu<br />

bauende Anlage, die von der chilenischen Staatsgesellschaft ENAP<br />

[Empresa Nacional del Petroleo] gehalten und betrieben wird,<br />

privates Kapital mit einzubinden. Das erforderte ein komplett auf<br />

den Kunden und die Situation zugeschnittenes Finanzierungskonzept.<br />

Und das hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> leisten können.<br />

Ja, zusammen mit unseren Partnern haben wir das möglich gemacht.<br />

Allerdings hatten wir Vorläufer-Projekte mit demselben<br />

Kunden, die ähnlich liefen und die wir von Projekt zu Projekt immer<br />

weiter verfeinert und verbessert haben. Wir haben viel Übung darin,<br />

unseren Kunden individuelle Finanzierungskonzepte anzubieten.<br />

Wie sehen solche Finanzierungskonzepte typischerweise aus?<br />

Es gibt nicht das typische Finanzierungskonzept der MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong>. Das ist ja gerade die wesentliche Eigenschaft unserer<br />

Finanzierungen: Sie sind jeweils auf unsere Kunden und deren<br />

spezifischen Bedarf zugeschnitten. Unsere Finanzierungsangebote<br />

nehmen je nach Branche, Region und Projekt ganz unterschiedliche<br />

Formen an. Allen gemeinsam ist aber, dass sie eine wesentliche<br />

Grundlage unserer Geschäfte bilden.<br />

Starten Sie dann mit jedem neuen Finanzierungsprojekt bei Null?<br />

Nein, natürlich nicht. Es gibt schon Muster. Ganz grob lassen sich<br />

drei Arten von Finanzierungen unterscheiden, die unsere Kunden<br />

von uns in Anspruch nehmen: Die Projektfinanzierung für große<br />

Anlagen, die Exportfinanzierung für Maschinen und die Vorfinanzierung<br />

in der Stahllogistik. Die Finanzierung von Produktionsanlagen<br />

in unserem Automobilgeschäft wollen wir im Moment<br />

mal ausklammern, denn hier investieren wir in unsere eigenen<br />

Produktionsmittel.<br />

Im Anlagengeschäft dürfte die individuellste Art der<br />

Finanzierung liegen.<br />

Richtig. Das Anlagengeschäft ist ja sehr komplex. Unser<br />

Schwerpunkt liegt auf dem Großanlagenbau und ganz klar in der<br />

Projektfinanzierung, wo wir eine ganz wesentliche Rolle spielen<br />

können. Als verfahrensunabhängiger Großanlagenbauer und<br />

Ingenieurgesellschaft mit dem Focus auf Projektentwicklung<br />

haben wir eine gewisse Alleinstellung im Markt. Unsere wichtigste<br />

Leistung in diesem Bereich ist, dass wir Projekte entwickeln, wo es<br />

noch nichts gibt und hierbei sind gute Finanzierungsmodelle ein<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 55<br />

wesentlicher Teil. Darin liegt genau unsere Stärke, die für Kunden<br />

attraktiv ist: Wir kombinieren Finanzierungskompetenz und<br />

operative Verantwortung, und verfügen deshalb über eine gewisse<br />

Urteilsfähigkeit bezüglich der Frage, was ein gutes Projekt ist und<br />

wie man es am besten zum Laufen bringt.“<br />

Wer sind die Partner, mit denen MAN <strong>Ferrostaal</strong> solche<br />

Projekte stemmt?<br />

Wir arbeiten seit Jahren sehr gut mit der KfW [Kreditanstalt für<br />

Wiederaufbau] und Hermes zusammen. Alle Methanloanlagen<br />

auf Trinidad mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden sind<br />

beispielsweise mit diesen Partnern gelaufen. Aber auch viele andere<br />

Projekte haben wir zusammen mit diesen Partnern auf die Beine<br />

gestellt. Der Bau solcher Anlagen ist ohne entsprechende Finanzierung<br />

nicht denkbar. Wir arbeiten aber auch mit einer Reihe ausländischer<br />

Kreditinstitute und Kreditversicherungen zusammen,<br />

je nachdem, was im Einzelfall die günstigste Kombination ist.<br />

Dann muss der Track Record entsprechend lang sein.<br />

Ja klar. Wir machen das ja seit etwa 25 Jahren. Aber wir gehen<br />

flexibel an dieses Thema heran. Finanzierungsmodelle, die gestern<br />

und heute funktioniert haben, sind nicht notwendigerweise das<br />

Erfolgsrezept für morgen. Hier ist Innovation gefordert, und mit<br />

unseren neuen Vorständen Dr. Knothe [Projects and Contracting]<br />

und Dr. Lesker [Service und Vertrieb], die beide in der Vergangenheit<br />

sehr intensiv in finanzierten Projekten tätig waren, sind wir klar<br />

nach vorne gerichtet, um über neue Finanzierungsmodelle nachzudenken.<br />

In welchen Bereichen sind neue Finanzierungsmodelle<br />

erforderlich?<br />

Beispielsweise bei neuen Technologien, sehr stark zum Beispiel bei<br />

Biodiesel und erneuerbaren Energien, aber auch bei Kraftwerken sind<br />

immer wieder neue Finanzierungsmodelle gefragt. Hier gibt es sehr<br />

viele Projekte, aber auch einen hohen Bedarf an Finanzierung. Gerade<br />

bei diesen neuen Technologien, die noch nicht am Markt bewährt<br />

sind, spielt die Finanzierung eine entscheidende Rolle. Das Risiko, so<br />

eine Anlage mit neuer Technologie hinzustellen, erfordert auch neue<br />

Marktmechanismen. Das übernimmt nicht mal jemand so mit seinem<br />

privaten Kapital. Bei solchen Projekten sucht man Finanzierungsmodelle,<br />

um das Risiko der Finanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen.<br />

Das ist ja das Wesen der Projektfinanzierung, dass man das<br />

Risiko auf so viele Schultern verteilt, dass es für jeden akzeptabel ist<br />

und jeder Spaß daran hat. Allerdings werden wir bei neuen Technologien<br />

nicht alles machen, sondern uns diejenigen Möglichkeiten raussuchen,<br />

bei denen wir das Risiko abschätzen können und die sich<br />

erkennbar lohnen.


56<br />

finanzierung<br />

Was unterscheidet die MAN <strong>Ferrostaal</strong> bei der Projektfinanzierung<br />

von ihren Wettbewerbern?<br />

Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist nach der strengen Definition des VDMA<br />

[Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbau] kein<br />

Großanlagenbauer. Nach VDMA ist ein Großanlagenbauer eine<br />

Gesellschaft, die mehrere Millionen Ingenieurstunden pro Jahr<br />

leistet. Das ist bei uns nicht der Fall. Das heißt, wir sind nach der<br />

strengen Definition kein Großanlagenbauer, sondern wir sind ein<br />

Projektentwickler und Arranger. Das ist unsere Aufgabe. Wir haben<br />

ja keine eigenen Verfahren. Insoweit haben wir gegenüber den bekannten<br />

Anlagenbauern einen Wettbewerbsnachteil, wenn es um<br />

Vergaben geht, bei denen die Finanzierung bereits steht und die<br />

per Tender ausgeschrieben werden. Hier sind uns die Inhaber der<br />

Verfahren überlegen. Wo ein Unternehmen sagt: ‚ich habe das Geld<br />

für meine nächste Chemieanlage schon verdient und mit meinem<br />

Gewinn baue ich diese Anlage’, da bringen wir keinen Mehrwert<br />

gegenüber Wettbewerbern. Überall dort aber, wo potenzielle<br />

Industrieprojekte neu entwickelt werden, liegt unser Geschäft.<br />

Dieser Projektentwicklungsmarkt ist riesig und neue potenzielle<br />

Anlagen sind auf der ganzen Welt reichhaltig vorhanden. Hier<br />

haben wir den Vorteil, dass wir eine höhere Flexibilität haben als<br />

unsere Wettbewerber. Überall dort, wo ein Projekt möglich ist und<br />

wo ein Businessplan vorliegt und die Feasibility klar ist, da können<br />

wir das optimale Paket aus Technik und Finanzierung anbieten.<br />

Und wer sagt, ob ein Projekt sinnvoll ist oder nicht?<br />

Das prüfen sowohl wir selbst als auch die Kreditinstitute, mit denen<br />

wir zusammen arbeiten. Wir prüfen die wirtschaftlichen Grundlagen<br />

unabhängig voneinander und erfreulicherweise kommen wir<br />

in der Regel zu sehr ähnlichen Einschätzungen. Diese Einschätzung<br />

hängt immer sehr stark von den jeweiligen Parametern ab, die vor<br />

Ort gegeben sind. Nehmen Sie beispielsweise petrochemische Anlagen<br />

im Bereich Erdgas. Die Zusammensetzung des Gases im Boden<br />

kann sehr entscheidend sein, ob das eine technische Verfahren<br />

besser für die Weiterbearbeitung ist oder das andere Verfahren.<br />

Wenn ich als Anlagenbauer nur das eine Verfahren habe, scheidet<br />

das für mich schon aus, weil das falsche Gas vorliegt. Hier haben<br />

wir als MAN <strong>Ferrostaal</strong> mehr Flexibilität, weil wir die jeweils besten<br />

Partner zusammenbringen können und dann mit einem intelligenten<br />

Finanzierungsmodell das Projekt zum Laufen bringen. Die<br />

Großanlagenbauer sind technikgetrieben, versuchen ihren Vertrieb<br />

aus der Technik heraus zu entwickeln, wir dagegen versuchen<br />

unsere Vertriebserfolge über die Finanzierung zu triggern. Dass<br />

wir hier sehr gut aufgestellt sind, das bestätigen uns auch die<br />

Banken.<br />

Sind Finanzierungen im Maschinen- und Transportgeschäft<br />

auch so wichtig?<br />

Ja, wenngleich nicht im gleichen Maß. Mit Finanzierung ermöglichen<br />

wir nur knapp die Hälfte unseres Maschinengeschäfts. Wir<br />

treten dabei als Exporteur auf und finanzieren für unsere Kunden<br />

Maschinen und Transporteinrichtungen über einen Zeitraum bis<br />

zu fünf Jahren. Gefragt sind unsere Finanzierungen vor allem in<br />

Südamerika und in Asien. Hier finanzieren wir primär in Euro,<br />

Dollar, mitunter aber auch in Yen.<br />

Warum finanzieren unsere Kunden mit uns und nicht mit lokal<br />

ansässigen Kreditinstituten?<br />

Wir können die besseren Konditionen anbieten: Für unsere Kunden<br />

erhalten wir eine Versicherungsdeckung und auf Basis dieser<br />

Deckung geben wir den Kunden einen Kredit – dann aber mit Zinssätzen,<br />

die für die Kunden äußerst attraktiv sind. Im Augenblick<br />

können wir ca. 6 Prozent anbieten. Für Südamerika beispielsweise,<br />

wo Zinssätze von 15 bis 30 Prozent üblich sind, sind das traumhafte<br />

Zinsen.<br />

Was passiert, wenn Kunden in einem Land arbeiten, dessen<br />

Währung nicht stabil ist?<br />

Natürlich gibt es dann ein Währungsrisiko, das der Kunde zu tragen<br />

hat. Aber das haben wir in der Regel gut im Griff: In diesen Fällen<br />

können Prolongationen dem Kunden aus temporären Engpässen<br />

helfen. Wenn die Währung eines Landes verfällt und dadurch die<br />

Verbindlichkeiten in Landeswährung nach oben gehen, wird die Rückzahlung<br />

prolongiert, solange bis die Inflation wieder den Währungsverfall<br />

ausgeglichen hat, und damit im Grunde genommen ein<br />

Kaufkraftausgleich stattfindet. Das Risiko des Währungsverfalls hat<br />

sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verringert, nicht zuletzt,<br />

weil sich die Steuerungsmittel der Weltbank wesentlich verbessert<br />

haben. Die uferlose Verschuldung von Staaten läuft heute nicht mehr<br />

so wie früher. Mit unseren Exportkrediten, die wir in sorgfältig<br />

geprüften Einzelfällen auch ohne Versicherungsdeckung gewähren,<br />

haben wir sicherlich einen sehr starken Wettbewerbsvorteil, denn<br />

das machen im Maschinengeschäft nicht viele Anbieter.<br />

Ist das auch der Grund, warum MAN <strong>Ferrostaal</strong> so ein breites<br />

Portfolio anbieten kann – speziell im Druckmaschinenbereich?<br />

Das eine ist die Finanzierung, die wir anbieten können, eben nicht<br />

nur für MAN Roland-Maschinen, sondern auch für Einzelmaschinen<br />

von anderen Anbietern und aus anderen Ländern. Das andere ist<br />

natürlich die Fähigkeit, viele Hersteller unter einen Hut zu bringen.<br />

Die ist bei uns traditionell stark ausgeprägt, weil wir das seit vielen<br />

Jahren tun. Wir haben ja keine eigenen Produkte, sondern vertreten<br />

seit jeher andere Unternehmen.


NIEDRIGERE ZINSEN BEI LIEFERANTENKREDITEN<br />

EINFACH UND GÜNSTIG<br />

Besonders in Lateinamerika sind Lieferantenkredite sehr verbreitet und werden oft von Kunden im Rahmen von Maschinenlieferungen<br />

angefragt. Bei einem Lieferantenkredit räumt der Lieferant dem ausländischen Abnehmer ein Zahlungsziel ein. Der<br />

Kunde belastet seine Kreditlinie bei seiner Hausbank nicht und genießt erheblich günstigere Zinssätze.<br />

Lieferantenkredite bieten für Abnehmer von Waren oder Dienstleistungen<br />

gleich mehrere Vorteile. Die Euro- und US-Dollar-<br />

Zinssätze sind signifikant günstiger als die bis zu 30 Prozent<br />

hohen Jahres-Zinssätze für lokale Währungen, zum Beispiel in<br />

Brasilien. Darüber hinaus fällt die schriftliche Vereinbarung<br />

des Zahlungsziels im Vergleich zur Dokumentation einer<br />

Bankenfinanzierung deutlich kürzer aus. Bei Absicherung der<br />

Forderung durch eine Kreditversicherung sorgt MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

dafür, dass der Abnehmer bei normalem Geschäftsverlauf mit der<br />

Forderung nicht in Berührung kommt.<br />

Ganz ohne Verwaltungsaufwand kommt der Kunde doch auch<br />

beim Lieferantenkredit nicht aus. So muss er zwecks Bonitäts-<br />

prüfung aktuelle, testierte Bilanzen sowie die Gewinn- und<br />

Verlustrechnung dem Lieferanten vorlegen und bei der Einräumung<br />

von (dinglichen) Sicherheiten zugunsten des Lieferanten<br />

für die Laufzeit des Kredites mitwirken.<br />

Barzahlungsvereinbarungen sind immer zu bevorzugen. Für MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> sind Lieferantenkredite wenig vorteilhaft, denn es<br />

entsteht durch die Krediteinräumung und das Nachhalten der<br />

Forderung ein hoher Verwaltungsaufwand. Ferner werden durch<br />

den Lieferantenkredit die Bilanzrelationen bei MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

negativ beeinflusst.<br />

Karl-Heinz Schröter<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 57


58<br />

news<br />

>ESSEN: SCHÜLER TREFFEN MATTHIAS MITSCHERLICH<br />

IM DIALOG MIT DEM VORSTANDSVORSITZENDEN<br />

Am 14. Februar <strong>2006</strong> bot sich für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen<br />

Oberstufe zum zweiten Mal die Gelegenheit, Dr. Matthias<br />

Mitscherlich zu beruflichen und privaten Themen zu befragen.<br />

Die Veranstaltungsreihe „Dialog mit der Jugend“ wird jährlich vom<br />

Initiativkreis Ruhrgebiet organisiert. Ziel ist es, Abiturienten wirtschaftliche<br />

Zusammenhänge und Berufseinstiegsmöglichkeiten praxisnah<br />

durch den persönlichen Kontakt mit Vorständen international tätiger<br />

Unternehmen zu vermitteln. Mitscherlich stellte sich den Fragen der<br />

Schüler, die sich hauptsächlich auf Ausbildungs- und Berufschancen<br />

bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> bezogen. Großes Interesse fand die Internationalität<br />

des Unternehmens. Viele Fragen zielten auf Wege und Möglichkeiten<br />

für einen beruflichen Auslandsaufenthalt. Insbesondere fragten<br />

die Schüler, nach welchen Kriterien Mitarbeiter für das Ausland ausgewählt<br />

werden und welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen.<br />

Wichtige Eigenschaften zukünftiger Mitarbeiter, so Dr. Mitscherlich,<br />

sind sehr gute Kenntnisse in mindestens einer Fremdsprache sowie<br />

das Verständnis und Interesse für kulturelle Unterschiede. Auf die<br />

Frage, ob eher ein Studium oder eine Ausbildung vorzuziehen sei,<br />

empfahl er deutlich den Abschluss eines Hochschulstudiums.<br />

Die Internationalität und Vielseitigkeit des Unternehmens erfordern<br />

bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> eine verstärkte Konzentration auf Bewerber mit<br />

Hochschulstudium. Neueinsteiger werden bestärkt, ihre Fähigkeiten<br />

in allen Bereichen zu entwickeln: Im Ingenieurwesen, Management,<br />

Finanzwesen, Vertrieb und in der logistischen Planung.<br />

Anna Fontaine<br />

>ABSOLVENTENKONGRESS:<br />

IMAGESTEIGERUNG BEI HOCHSCHULABSOLVENTEN<br />

MAN nutzte den Absolventenkongress am 23./24. November 2005<br />

in Köln, Europas größte Jobmesse für Studenten, um qualifizierte<br />

Hochschulabsolventen anzusprechen. Im neuen Corporate Design<br />

präsentierte sich die MAN Gruppe und zog bei den jungen Absolventen<br />

mit ihrem Stand großes Interesse auf sich.<br />

Auch die MAN <strong>Ferrostaal</strong>, die ihre Mitarbeiter als eine ihrer wertvollsten<br />

Ressourcen und als Grundlage ihres Erfolges sieht, nutzte<br />

die Absolventenmesse als Plattform zur Imagesteigerung und zur<br />

gezielten Nachwuchskräfte-Ansprache.<br />

KASACHISCHER MINISTER SETZT AUF<br />

STRATEGISCHE ALLIANZEN<br />

An Direktinvestitionen ausländischer Partner interessiert<br />

zeigte sich Aset Issekeshev, Vize-Minister für Industrie und<br />

Handel der Republik Kasachstan bei einem Besuch der<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> in Essen. In Begleitung einer Wirtschaftsdelegation<br />

aus Kasachstan erläuterte er die Ziele der<br />

kasachischen Wirtschaftspolitik.<br />

Im Vordergrund stehen dabei die Reduzierung der Abhängigkeit<br />

von der Rohstoffindustrie, sowie Diversifikation und<br />

Entwicklung der kasachischen Wirtschaft. Schwerpunkte<br />

sind Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, Öl- und<br />

Gas-Ausrüstungen, Tourismus, Textilindustrie, Metallurgie,<br />

Transport und Logistik sowie Baumaterialien. Dabei setzt der<br />

Minister auf strategische Allianzen mit namhaften Großunternehmen,<br />

die einen Technologie-Transfer nach Kasachstan<br />

ermöglichen.<br />

Neben dem Einzelmaschinengeschäft der MAN <strong>Ferrostaal</strong>, ist<br />

insbesondere der Abschluss für eine Gaskompressorstation<br />

„Opornaya“ in Westkasachstan mit MAN TURBO hervorzuheben.<br />

Bei dem Ausbau der Öl- und Gasindustrie sind Piping<br />

Materials stark nachgefragt: MAN <strong>Ferrostaal</strong> Piping Supply<br />

hat bereits einen Liefervertrag über Armaturen für eine Seewasserkühlleitung<br />

für das Kraftwerk Aktau abgeschlossen.<br />

Udo Völker


MAN AG<br />

MAN VERKAUFT DIE TAKRAF FÖRDERTECHNIK<br />

Die MAN AG veräußert die bei MAN <strong>Ferrostaal</strong> geführte und<br />

konsolidierte Takraf Fördertechnik GmbH. Käufer ist die VTC<br />

Industrieholding GmbH, München. Über den Kaufpreis haben<br />

die beiden Unternehmen Stillschweigen vereinbart.<br />

Die in Leipzig ansässige Takraf hat im Geschäftsjahr 2005 mit<br />

485 Mitarbeitern einen Umsatz von 122 Millionen Euro<br />

erwirtschaftet und profitabel gearbeitet. Das Unternehmen<br />

baut Geräte, Systeme und komplette Anlagen für die<br />

Tagebautechnik, die Hafen- und Krantechnik sowie den<br />

Masengutumschlag. Das Unternehmen verfügt über ein<br />

Vertriebsnetz auf allen fünf Kontinenten und bietet von der<br />

Entwicklung und Konstruktion über die Herstellung und<br />

Montage bis zum Service alle Leistungen in diesem Bereich an.<br />

Bekannt sind die Produkte des Unternehmens insbesondere<br />

aus dem Tagebau: Fast die Hälfte aller Schaufelradbagger<br />

weltweit stammen von MAN Takraf.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 59<br />

Das Unternehmen war 1994 in den MAN Konzern aufgenommen<br />

worden, als dieser seine eigenen Fördertechnikaktivitäten<br />

mit denen der TAKRAF Lauchhammer GmbH zusammenlegte.<br />

Mit der Veräußerung von Takraf setzt MAN <strong>Ferrostaal</strong> ihren<br />

Kurs der Konzentration auf Kerngeschäfte fort. Das Unternehmen<br />

hatte 2004 Randaktivitäten in einem Umfang von<br />

214 Mio. Euro und einer Belegschaftsstärke von 1.400<br />

Mitarbeitern veräußert. In diesem und dem kommenden Jahr<br />

plant das Unternehmen, weitere Randbereiche mit einem<br />

Umsatzvolumen von insgesamt 180 Mio. Euro und 800<br />

Mitarbeitern auszugliedern.<br />

Daniel Reinhardt


60<br />

>50 JAHRE MAN FERROSTAAL KOLUMBIEN:<br />

EIN LAND MIT BESONDEREN MÄRKTEN<br />

Lateinamerika ist die Region, in der sich die MAN <strong>Ferrostaal</strong><br />

am stärksten positioniert hat und in der das Unternehmen am<br />

bekanntesten ist. Kolumbien gehört mit einer nunmehr 50-jährigen<br />

Präsenz des Unternehmens zu den „traditionellen“ Märkten des<br />

Unternehmens.<br />

In Kolumbien besetzt MAN <strong>Ferrostaal</strong> unter anderem ein<br />

Arbeitsgebiet, welches das Unternehmen in keinem anderen<br />

Land der Welt mit der gleichen Intensität verfolgt: das<br />

„Pumpengeschäft.“ Jahrzehntelang galt in Bogotá, der Hauptstadt<br />

Kolumbiens, der Spruch, dass jeder Tropfen Wasser, der aus einer<br />

Leitung floss, durch eine von MAN <strong>Ferrostaal</strong> gelieferte Pumpe<br />

kam – oder eben auch nicht kam, denn die Komplettierung und<br />

Instandhaltung der Wasserwirtschaft in einer Stadt mit fünf<br />

Millionen Einwohnern stellte Lieferanten und Techniker vor<br />

außergewöhnliche Herausforderungen.<br />

ERSTE NIEDERLASSUNG IN BOGOTA<br />

Am 2. Dezember 1955 eröffnete MAN <strong>Ferrostaal</strong> ihre erste Niederlassung<br />

in Bogotá in einem Büro in der Innenstadt. Geprägt und<br />

ausgebaut wurden die Aktivitäten von Herbert Jendrach, der als<br />

Geschäftsführer 24 Jahre das Unternehmens vertrat.<br />

Neben dem Verkauf von Eisenbahnwaggons an die nationale<br />

Eisenbahn und MAN Bussen an die Verkehrsbetriebe in Bogotá<br />

erschloss <strong>Ferrostaal</strong> de Colombia Ltda. den Markt für Pumpen,<br />

Ventile und große Schieber für Wasserwerke. Die Auslandsniederlassung<br />

betrieb den Verkauf und die Montage von großen<br />

Komponenten für tiefe Brunnen und wurde auf diesem Gebiet<br />

weltweit wichtigster Vertreter für den Hersteller KSB, einen<br />

führenden Anbieter von Pumpen, Armaturen und zugehörigen<br />

Systemen. Es wurden vier weitere Niederlassungen gegründet, in<br />

Cartagena, Cali, Medellin und Neiva.<br />

Mit dem Verkauf zweier U-Boote in den 70-er Jahren, gebaut bei<br />

HDW in Kiel, zeichnete das kolumbianische Büro seinen bis dato<br />

größten Auftrag. Die positive Abwicklung baute eine lange und<br />

gute Beziehung zur kolumbianischen Marine auf, aus der Aufträge<br />

über Fischereiforschungsschiffe, Korvetten und Küstenüberwachungssysteme<br />

hervorgingen. 1986 übernahm José Huerga die<br />

Leitung und führte die kolumbianische Niederlassung 16 Jahre<br />

erfolgreich weiter. Er setzte die Fusion mit „Intergrafica“ um, ein<br />

Unternehmen, das in Lateinamerika im Druckmaschinenbereich<br />

auf eine 35-jährige Erfahrung zurück blickt.<br />

40 MITARBEITER<br />

Seit 2002 leitet Camilo Martinez das Büro mit 40 Mitarbeitern<br />

und setzt Projekte in den Bereichen Verkauf und Montage von<br />

Maschinen und Komponenten, Industrial Systems and Transportation,<br />

Marine Systems, Materials und Printing & Packaging um. Zu den<br />

bedeutendsten Aufträgen gehören, wie schon vor 40 Jahren,<br />

Lieferungen von Pumpen, Ventilen und großen Schiebern für die<br />

Wasserwerke des Landes. Aktuell laufen Ersatzteilaufträge für<br />

U-Boote. An die kolumbianische Zentralbank lieferte MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong> de Colombia Ltda. Ende 2005 Schuler Pressen zur<br />

Münzprägung.<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

Bei der Umsetzung der Aufträge arbeitet die Landesgesellschaft<br />

eng mit den anderen Unternehmen der MAN Gruppe zusammen.<br />

Für ein aktuelles Projekt mit einem Auftragsvolumen von<br />

vier Millionen US-Dollar liefert und montiert MAN <strong>Ferrostaal</strong> de<br />

Colombia einen MAN B&W Motor mit einer Leistung von 3.000<br />

Kilowatt. Mit der Marine besteht ein Liefervertrag über fünf MAN<br />

B&W-Generatoren für zwei Schiffe.<br />

Frank Hoffmann


TEXTILE EXPO, UZBEKISTAN, TASCHKENT<br />

05. – 08.09.<strong>2006</strong><br />

> FIRST NATIONAL TECHNOLOGICAL ENCOUNTER OF THE<br />

OIL INDUSTRY, MEXICO, CANCUN<br />

30.08. – 03.09.<strong>2006</strong><br />

> ELECTRA MINING, SOUTH AFRICA, JOHANNESBURG<br />

11. – 15.09.<strong>2006</strong><br />

> INNO TRANS <strong>2006</strong>, GERMANY, BERLIN<br />

19. – 22.09.<strong>2006</strong><br />

> MINING WORLD CENTRAL ASIA, KASACHSTAN, ALMATY<br />

20. – 22.09.<strong>2006</strong><br />

> ITM, BULGARIA, PLOVDIV<br />

25. – 30.09.<strong>2006</strong><br />

> 48. INTERNATIONALE MASCHINENBAUMESSE BRNO,<br />

CZECH REPUBLIK, BRNO (BRÜNN)<br />

18. – 22.09.<strong>2006</strong><br />

> KIOGE, KASACHSTAN, ALMATY<br />

03. – 06.10.<strong>2006</strong><br />

> TIB <strong>2006</strong> TARGUL INTERNATIONAL TEHNIC BUCURESTI,<br />

ROMANIA, BUKAREST<br />

03. – 07.10.<strong>2006</strong><br />

> AGROPRODMASH, RUSSIA, MOSCOW<br />

09. – 13.10.<strong>2006</strong><br />

> EXPO TRANSPORTE <strong>2006</strong>, MEXICO, GUADALAJARA<br />

15. – 16.11.<strong>2006</strong><br />

> IMME, INDIA, KOLKATA<br />

22. – 25.11.<strong>2006</strong><br />

> ARGENTINA GRÁFICA, ARGENTINA, LA RURAL<br />

23. – 28.11.<strong>2006</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

MAN <strong>Ferrostaal</strong> AG<br />

Hohenzollernstraße 24<br />

45128 Essen/Deutschland<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Daniel Reinhardt<br />

Redaktion:<br />

Helen Vollrath<br />

Weitere Autoren dieser Ausgabe:<br />

Ulrich Bange<br />

Wilhelm Bruckmann<br />

Anna Fontaine<br />

Germán Gonzáles<br />

Frank Hoffmann<br />

Dr. Thomas Kaup<br />

Thomas Lehmann<br />

Holger Lexius<br />

Renate Matthes<br />

Helmut Mühlemeier<br />

Walter Offner<br />

Daniel Reinhardt<br />

Walter Sante<br />

Karl-Heinz Schröter<br />

Jan Uder<br />

Goetz Truebenbach Wolff<br />

Burkhard Willems<br />

Helmut Wolff<br />

Udo Völker<br />

Helen Vollrath<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 61<br />

Bildnachweis:<br />

Corbis: Umschlag, Seite 4, 14, 17, 41 und 57<br />

Getty Images: Seite 33 und 46<br />

Gestaltung und Realisation:<br />

Werbeagentur adtention, Essen<br />

Druckerei:<br />

Woeste Druck, Essen<br />

Gedruckt mit einer MAN-Roland-Vierfarben-<br />

Bogenoffsetmaschine<br />

auf Galaxi Supermat der Papier Union.<br />

Das Papier ist chlorfrei gebleicht.<br />

Erscheinungsweise:<br />

halbjährlich

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