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Vechtaer fachdidaktische Forschungen und Berichte, Heft 16.

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2. Es finden sich kollektive Verschiedenheiten (wie etwa<br />

Mädchen, Türke, Rollstuhlfahrerin).<br />

3. Es gibt gleichzeitig eine individuell je einzigartige<br />

Perspektive, jeder Mensch ist einzigartig (vgl. ebd.).<br />

Die eben beschriebenen Konflikte finden sich auf der kollektiven<br />

Ebene. Hier wird es immer wieder schwierig sein eine<br />

Zugehörigkeit zu betonen, ohne dabei zu etikettieren. Das gilt<br />

nicht nur für die Kategorie Geschlecht, sondern auch für viele<br />

andere wie etwa kulturelle Identität, Behinderung, aber auch die<br />

Begriffe Kindheit <strong>und</strong> Jugend werden dieser kritischen Analyse<br />

unterworfen.<br />

Eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage ist, wie ich schon erwähnt habe, dass<br />

erstens Gleichheit für alle gilt <strong>und</strong> gleichzeitig jede Person als<br />

einzigartiges Individuum anerkannt wird. Die Kenntnisse über<br />

bestimmte Gruppen, die u.a. die Wissenschaft liefert, können<br />

dabei als Vorinformation, Fachwissen genutzt werden (vgl. ebd.).<br />

Dieses Regelwissen ist aber nur sinnvoll, wenn es für ein<br />

individualisierendes Fallverstehen genutzt wird. Wenn ich in<br />

meiner Klasse ein blindes Kind, Schüler/innen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> verschiedene Altersstufen habe,<br />

macht es Sinn, mich über die jeweiligen Forschungsergebnisse,<br />

auch über die der Geschlechterforschung zu informieren. Diese<br />

Ergebnisse kann ich jedoch nicht direkt auf meine Klasse<br />

übertragen. Ich habe es ja nicht mit statistischen Mittelwerten<br />

zu tun, sondern mit je individuell einzigartigen Kindern. Das<br />

Fachwissen kann die Gr<strong>und</strong>lage bieten für die Eröffnung von<br />

Fragen <strong>und</strong> Hypothesen, die ich mir mache. Dabei gilt es sich<br />

bewusst zu machen, hier nicht in die Falle des Etikettierens zu<br />

geraten. Dazu ist es sinnvoll, sich an die Kinder heranzutasten,<br />

sie als einzigartig wahrzunehmen <strong>und</strong> neugierig auf sie zu<br />

bleiben. So eröffnen sich immer neue Perspektiven auf die<br />

Kinder (vgl. ebd.).<br />

Ich halte diese Vorschläge von Annedore Prengel deshalb für die<br />

Frage nach dem Umgang mit Heterogenität im Unterricht für<br />

fruchtbar, weil sie nicht das Spannungsverhältnis <strong>und</strong> das<br />

Paradoxe <strong>und</strong> das Unauflösbare leugnet. Gleichzeitig macht sie<br />

jedoch konkrete Vorschläge, wie mit dieser Spannung<br />

umgegangen werden kann. Und sie wirft nicht alles, was uns in<br />

unserem Alltagsbewußtsein so vertraut ist, über den Haufen,<br />

sondern setzt an diesem an. Sozialkonstruktivistische <strong>und</strong><br />

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