9 Bemessung - Kalksandstein
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PLANUNG, KONSTRUKTION, AUSFÜHRUNG<br />
Kapitel 9: 9: <strong>Bemessung</strong>und Ausführung<br />
Stand: Stand: Januar Januar 2007 2007
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> *<br />
* Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner, Dipl.-Ing. Simon Glowienka, Dipl.-Ing. Thomas Kranzler, Dipl.-Ing. Lars Richter, Technische Universität Darmstadt<br />
Stand: Januar 2007<br />
1. EINFÜHRUNG UND STAND<br />
DER NORMUNG<br />
1.1 Geschichtliche Entwicklung von<br />
<strong>Kalksandstein</strong>-Mauerwerk<br />
Mauerwerk verfügt über eine lange Tradition<br />
und war schon im Altertum eine anerkannte<br />
Bauweise. Aufgrund der relativen<br />
hohen Druckfestigkeit wird Mauerwerk<br />
seit der Antike zum Abtrag von vertikalen<br />
Lasten und somit als Wandbaustoff verwendet.<br />
Durch die Entwicklung von bogenartigen<br />
Konstruktionen und Gewölben<br />
wurde Mauerwerk im römischen Reich<br />
zur Überspannung von Öffnungen oder<br />
Räumen erfolgreich eingesetzt, wenn der<br />
resultierende Bogenschub von angrenzenden<br />
Bauteilen aufgenommen werden<br />
konnte.<br />
Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde<br />
Mauerwerk hauptsächlich aus klein- und<br />
normalformatigen Steinen hergestellt, welche<br />
mit Normalmörtel (mittlere Schichtdicke<br />
12 mm) vermauert wurden. Aufgrund<br />
der hohen Maßhaltigkeit und der geschlossenen<br />
Steinoberseite der industriell hergestellten<br />
<strong>Kalksandstein</strong>e sowie der Weiterentwicklung<br />
der Mauermörtel konnte<br />
bereits 1973 erstmals die Anwendung von<br />
<strong>Kalksandstein</strong>en in Verbindung mit Dünnbettmörtel<br />
(mittlere Schichtdicke 2 mm)<br />
an einem 10-geschossigen Wohngebäude<br />
erprobt werden. Um die Erstellung von<br />
Mauerwerkswänden zu beschleunigen,<br />
wurde damals – wie heute – auf die Stoßfugenvermörtelung<br />
weitgehend verzichtet.<br />
Zusätzlich wurde für den Anschluss von<br />
Querwänden erstmals die Stumpfstoßtechnik<br />
angewendet. Durch die Verwendung von<br />
großformatigen <strong>Kalksandstein</strong>en (KS XL),<br />
die mit Hilfe von Versetzgeräten vermauert<br />
werden, konnte die Bauzeit erheblich<br />
verringert werden. Damit wurde den steigenden<br />
Lohnkosten entgegengewirkt und<br />
durch die resultierende körperliche Entlastung<br />
des Maurers zur Humanisierung der<br />
Mauerarbeiten beigetragen. Heutzutage<br />
sind <strong>Kalksandstein</strong>e in einer großen Vielzahl<br />
an Formaten erhältlich.<br />
1.2 Stand der Normung<br />
Während die Sicherstellung der Tragfähigkeit<br />
von Mauerwerksgebäuden in der<br />
Antike und im Mittelalter empirisch auf<br />
dem Erfahrungsschatz des Baumeisters<br />
beruhte, stehen heutzutage verschiedene<br />
Regelwerke zur Berechnung und Ausführung<br />
von Mauerwerk zur Verfügung.<br />
1.2.1 DIN 1053<br />
Bereits in der ersten Fassung der DIN<br />
1053 aus dem Jahre 1937 waren Tabellen<br />
zur Bestimmung der Druckfestigkeit<br />
von Mauerwerk in Abhängigkeit üblicher<br />
Steindruckfestigkeiten und Mörtelgruppen<br />
enthalten, wobei die maximal zulässige<br />
Wandschlankheit (Wandhöhe h / Wanddicke<br />
d) auf 12 begrenzt war. Die zulässigen<br />
Schubspannungen wurden generell auf<br />
1/10 der Mauerwerksdruckfestigkeit bzw.<br />
maximal 0,1 N/mm² begrenzt.<br />
Der erste Schritt in Richtung einer ingenieurmäßigen<br />
Betrachtung von Mauerwerk<br />
wurde 1965 mit der Einführung der<br />
SIA 113 in der Schweiz vollzogen. Damit<br />
stand erstmals eine Norm zur Berechnung<br />
von hoch belastetem Mauerwerk auf<br />
Grundlage der technischen Biegelehre zur<br />
Verfügung. Dadurch wurde dem Trend zur<br />
Reduzierung der Wanddicke und zur effizienteren<br />
Ausnutzung der Potentiale von<br />
industriell gefertigten <strong>Kalksandstein</strong>en<br />
Rechnung getragen.<br />
Der Standsicherheitsnachweis von Mauerwerk<br />
mit Hilfe von Tabellenwerken wurde<br />
in Deutschland auch nach der Überarbeitung<br />
der DIN 1053 in den Jahren<br />
1952, 1962 und 1974 beibehalten. Allerdings<br />
wurde in der Fassung von 1974<br />
die Mauerwerksdruckfestigkeit tabellarisch<br />
in Abhängigkeit von einer Ersatzwandschlankheit<br />
definiert. Die maximal<br />
zulässige Wandschlankheit betrug h/d =<br />
20, wobei ausmittig belastete Wände nur<br />
bis zu einer Schlankheit von maximal 14<br />
ausgeführt werden durften. Die maximal<br />
zulässige Schubspannung wurde 1974<br />
in DIN 1053-1 in Abhängigkeit von der<br />
Mörtelgruppe sowie der Auflast stark vereinfacht<br />
berechnet und durch eine Obergrenze<br />
von 0,3 N/mm² begrenzt. Die vorhandenen<br />
Schubspannungen wurden nach<br />
der Elastizitätstheorie berechnet.<br />
Motiviert durch den Erfolg der SIA 113<br />
in der Schweiz wurde in Deutschland die<br />
ingenieurmäßige Berechnung von tragendem<br />
Mauerwerk weiter vorangetrieben, um<br />
die Tragfähigkeit von Mauerwerk – insbesondere<br />
von <strong>Kalksandstein</strong>en – besser<br />
ausnutzen zu können. Auf Basis intensiver<br />
Forschungsarbeiten von Gremmel [1],<br />
Kirtschig [2] und Mann/Müller [3] stand<br />
mit Einführung der DIN 1053-2 im Jahre<br />
1984 erstmals eine Norm zur genaueren<br />
<strong>Bemessung</strong> von Mauerwerk zur Verfügung.<br />
DIN 1053-2 enthielt erstmals ein Berechnungsmodell<br />
zur Bestimmung der Wandtragfähigkeit<br />
unter Berücksichtigung der<br />
Wandschlankheit (h/d) sowie des nicht<br />
linearen Verhaltens von Mauerwerk. Darüber<br />
hinaus stand jetzt ein Modell zur<br />
Ermittlung der Schubfestigkeit unter Berücksichtigung<br />
der Steinzug- und Steindruckfestigkeit<br />
zur Verfügung. Allerdings<br />
erwiesen sich die in DIN 1053-2 angegebenen<br />
genaueren Berechnungsansätze<br />
für viele Praxisfälle als relativ kompliziert.<br />
Daher wurde DIN 1053-2 nur sehr eingeschränkt<br />
angewendet. Der Nachweis von<br />
Rezeptmauerwerk erfolgte in vielen Fällen<br />
nach wie vor stark vereinfacht mit Hilfe von<br />
Tabellen auf Basis von DIN 1053-1, was<br />
eine unwirtschaftliche Ausnutzung von<br />
Mauerwerk zur Folge hatte. Mit Einführung<br />
Bild 1: <strong>Kalksandstein</strong>e sind nicht nur Tragelement, sondern auch Gestaltungselement.<br />
125
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
der 1990 überarbeiteten DIN 1053-1<br />
zur Berechnung und Ausführung von Rezeptmauerwerk<br />
wurde deshalb ein vereinfachtes<br />
Berechnungsverfahren auf<br />
Grundlage des Teil 2 von DIN 1053 von<br />
1984 erarbeitet und damit eine rationellere<br />
<strong>Bemessung</strong> von typischen Mauerwerksbauteilen<br />
auf Basis von zulässigen<br />
Spannungen ermöglicht. Die Ermittlung<br />
der zulässigen Spannungen erfolgte dabei<br />
mit Hilfe von Abminderungsfaktoren,<br />
die den Einfluss der Wandschlankheit und<br />
der exzentrischen Lasteinleitung infolge<br />
einer Verdrehung von aufgelegten Stahlbetondecken<br />
berücksichtigten. 1984 erschien<br />
auch DIN 1053-3 zur Berechnung<br />
von bewehrtem Mauerwerk auf Basis der<br />
Stahlbetonnorm DIN 1045 aus dem Jahre<br />
1978.<br />
Im Jahr 1996 wurden die Teile 1 und 2 der<br />
DIN 1053 in einer gemeinsamen Norm zusammengefasst.<br />
Seither gilt DIN 1053-1<br />
[4] sowohl für Rezeptmauerwerk als auch<br />
für Mauerwerk nach Eignungsprüfung.<br />
Darüber hinaus enthält DIN 1053-1 wichtige<br />
Anforderungen für die Ausführung von<br />
Mauerwerk. DIN 1053-2 [5] regelt seither<br />
lediglich die Festlegung von Mauerwerksdruckfestigkeiten<br />
auf Basis von Eignungsprüfungen.<br />
DIN 1053-2 ist bauaufsichtlich<br />
nicht eingeführt und hat daher baupraktisch<br />
keine Bedeutung. Im Rahmen der<br />
Überarbeitung von DIN 1053-1 wurden die<br />
<strong>Bemessung</strong>sverfahren dem neuesten Erkenntnisstand<br />
angepasst. Bereits mit der<br />
Ausgabe 1990 wurde das Anwendungsgebiet<br />
auf Mauerwerk mit Dünnbettmörtel<br />
erweitert. Für die Mehrzahl der einfachen<br />
Gebäude aus Mauerwerk kann unter Beachtung<br />
gewisser Anwendungsgrenzen der<br />
statische Nachweis mit Hilfe eines vereinfachten<br />
Berechnungsverfahrens durch die<br />
Einhaltung zulässiger Spannungen erfolgen.<br />
Bei abweichenden Bedingungen oder<br />
Tafel 1: Wichtige Normen zur Berechnung von Mauerwerk (gültig ab 2007)<br />
Themengebiet<br />
Einwirkungen<br />
Mauerwerk<br />
Norm<br />
Inhalt<br />
DIN 1055-100 (2001) Grundlagen der Tragwerksplanung<br />
DIN 1055-1 (2002) Eigengewichte<br />
DIN 1055-3 (2006) Eigen- und Nutzlasten<br />
DIN 1055-4 (2006) Windlasten<br />
DIN 1055-5 (2005) Schnee- und Eislasten<br />
DIN 4149 (2005)<br />
Bauten in Erdbebengebieten<br />
DIN 1053-100 (2007) <strong>Bemessung</strong> nach dem Teilsicherheitskonzept (TSK)<br />
DIN EN 1996-1-1 (2006) <strong>Bemessung</strong> und Ausführung nach dem TSK 1)2)<br />
DIN EN 1996-3 (2006) Vereinfachte <strong>Bemessung</strong> nach dem TSK 1)2)<br />
DIN 1053-1 (1996) <strong>Bemessung</strong> 3) und Ausführung<br />
DIN 4103 (1984) Nicht tragende Wände 4)<br />
1)<br />
Die Arbeiten am NA sind derzeit noch nicht abgeschlossen.<br />
2)<br />
Bauaufsichtlich nicht eingeführt.<br />
3)<br />
Globales Sicherheitskonzept.<br />
4)<br />
Bauaufsichtlich nicht eingeführt aber Stand der Technik.<br />
zur rationelleren <strong>Bemessung</strong> von Mauerwerk<br />
ist es möglich, einzelne Bauteile mit<br />
Hilfe eines „genaueren Berechnungsverfahrens“<br />
nachzuweisen, wobei die Ausnutzung<br />
von plastischen Tragfähigkeitsreserven<br />
bei exzentrischer Druckbeanspruchung<br />
seit 1996 durch eine Erhöhung der maximal<br />
zulässigen Randspannung um den<br />
Faktor 4/3 gestattet wird. Die Sicherheit<br />
und Zuverlässigkeit von Mauerwerksgebäuden<br />
wird durch einen globalen Sicherheitsbeiwert<br />
von γ gl<br />
= 2,0 gewährleistet,<br />
der im vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
bereits in den angegebenen zulässigen<br />
Spannungen enthalten ist.<br />
1.2.2 DIN 1053-100<br />
Mit Einführung von DIN 1055-100 [6] ist<br />
auch in Deutschland für die <strong>Bemessung</strong><br />
von Baukonstruktionen das semiprobabilistische<br />
Teilsicherheitskonzept baustoffübergreifend<br />
vorgesehen. Dieses Vorgehen<br />
soll ein möglichst gleichmäßiges Zuverlässigkeitsniveau<br />
der Baukonstruktionen<br />
gewährleisten. Der statische Nachweis wird<br />
im Grenzzustand der Tragfähigkeit (Ultimate<br />
Limit State) durch die Gegenüberstellung<br />
einwirkender und widerstehender<br />
Schnittgrößen anstelle zulässiger<br />
Spannungen geführt. Daher wird auch in<br />
Deutschland seit Jahren an einer Anpassung<br />
von DIN 1053-1 [4] an das Teilsicherheitskonzept<br />
gearbeitet. Mit DIN 1053-<br />
100 [7] liegt seit kurzem ein deutsches<br />
Normenwerk vor, welches die Berechnung<br />
von Mauerwerk unter Verwendung von Teilsicherheitsbeiwerten<br />
regelt. DIN 1053-100<br />
beinhaltet – analog zu DIN 1053-1 – ein<br />
vereinfachtes und ein genaueres Berechnungsverfahren.<br />
Hinsichtlich der konstruktiven<br />
Ausbildung sowie der Ausführung von<br />
Mauerwerk wird in DIN 1053-100 auf DIN<br />
1053-1 verwiesen.<br />
DIN 1053-1 und DIN 1053-100 gelten<br />
bislang nicht für die <strong>Bemessung</strong> von großformatigen<br />
<strong>Kalksandstein</strong>en (KS XL) mit<br />
Schichthöhen > 250 mm. Für die Anwendung<br />
von KS XL (Schichthöhen bis 625 mm)<br />
sind die Angaben der allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassungen (abZ) zu beachten:<br />
Die <strong>Bemessung</strong> erfolgt nach den<br />
Grundsätzen der DIN 1053-1 bzw. DIN<br />
1053-100, insbesondere bei Überbindemaßen<br />
ü 0,4 ∙ h.<br />
Bild 2: Darstellung der Abhängigkeit verschiedener Normen zur Berechnung von Mauerwerk<br />
Das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />
darf abweichend von DIN 1053 auch<br />
bei einschaligen Außenwänden und<br />
Tragschalen zweischaliger Außenwände<br />
bereits ab Wanddicken 15 cm angewendet<br />
werden.<br />
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V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Die Mauerwerksdruckfestigkeiten sind<br />
mindestens die aus DIN 1053-100.<br />
Bei Vollelementen ohne Nut sind sie<br />
höher.<br />
Bei der <strong>Bemessung</strong> von KS XL darf ein<br />
Einfluss der Stoßfugenvermörtelung (sofern<br />
ausgeführt) nicht angesetzt werden.<br />
Drei- oder vierseitige Halterungen von<br />
Wänden dürfen nur angesetzt werden,<br />
wenn die aussteifenden Wände im Verband<br />
mit der auszusteifenden Wand<br />
aufgemauert werden.<br />
Bei verringerten Überbindemaßen<br />
(ü < 0,4 ∙ h) sind die zusätzlichen Bestimmungen<br />
der jeweiligen Zulassung<br />
einzuhalten.<br />
KS XL ist nur als Einstein-Mauerwerk<br />
(Steindicke = Wanddicke) zulässig.<br />
1.2.3 Eurocode 6<br />
Seit etwa 30 Jahren wird auch auf europäischer<br />
Ebene intensiv an einem einheitlichen<br />
Regelwerk, dem so genannten<br />
„Eurocode“, zur Berechnung von Bauwerken<br />
gearbeitet. Dieser soll für die verschiedenen<br />
Bauweisen bzw. Baustoffe<br />
eine einheitliche Normung in Europa gewährleisten<br />
und eine länderübergreifende<br />
Planung ermöglichen. Eine wesentliche<br />
Neuerung der Eurocodes besteht in der<br />
Anwendung des baustoffübergreifenden<br />
Sicherheitskonzeptes auf der Grundlage<br />
von Teilsicherheitsbeiwerten auf der Einwirkungs-<br />
und der Widerstandsseite, welches<br />
auch in DIN 1053-100 verwendet wird.<br />
2006 wurde der Weißdruck des Eurocode<br />
6 (DIN EN 1996-1-1 [8]) veröffentlicht, der<br />
die entsprechenden Regelungen für die<br />
Berechnung von Mauerwerksgebäuden<br />
enthält. Der Nachweis von Mauerwerk mit<br />
vereinfachten Methoden („vereinfachtes<br />
Berechnungsverfahren“) ist in DIN EN<br />
1996-3 [9] geregelt, welche seit 2006<br />
ebenfalls als Weißdruck vorliegt. Eine Besonderheit<br />
der Eurocodes besteht darin,<br />
dass jedes Land spezielle national festzulegende<br />
Parameter (NDP) eigenverantwortlich<br />
in einem nationalen Anhang (NA)<br />
definieren kann. Dies betrifft z.B. auch<br />
die zu verwendenden Sicherheitsbeiwerte.<br />
Der nationale Anhang zu Eurocode 6 für<br />
Deutschland wird derzeit erstellt.<br />
Langfristig sollen alle nationalen Normen,<br />
die den Eurocodes entgegenstehen, zurückgezogen<br />
werden oder durch inhaltlich<br />
entsprechende Normen ersetzt werden.<br />
Für den Mauerwerksbau soll daher zeitnah<br />
Tafel 2: Steinarten und -bezeichnungen nach DIN V 106<br />
a) Vollsteine (Lochanteil 15 % der Lagerfläche)<br />
Bezeichnung<br />
die Arbeit am nationalen Anhang abgeschlossen<br />
sein und der Wissensstand in<br />
eine – dem Eurocode 6 entsprechende –<br />
neue DIN 1053-1 eingearbeitet werden.<br />
normen. Die entsprechenden Regelungen,<br />
z.B. zur Berechnung von Wind- und Nutzlasten,<br />
werden weitestgehend im Jahre<br />
2007 bauaufsichtlich eingeführt. In Tafel<br />
1 sind die wesentlichen, ab 2007 gültigen<br />
Normen für den Standsicherheitsnachweis<br />
von Mauerwerksgebäuden zusammengestellt.<br />
Kurzzeichen<br />
Schichthöhe<br />
Eigenschaften und Anwendungsbereiche<br />
[cm]<br />
1 KS-Vollsteine KS 12,5 Für tragendes und nicht tragendes<br />
Mauerwerk in Normalmörtel versetzt.<br />
2 KS-R-Blocksteine KS-R > 12,5<br />
25<br />
3 KS-Plansteine<br />
KS-R-Plansteine<br />
KS P<br />
KS-R P<br />
25<br />
Wie Zeile 1, zusätzlich mit Nut-Feder-System an<br />
den Stirnseiten. Stoßfugenvermörtelung kann<br />
daher im Regelfall entfallen.<br />
Wie Zeile 2, auf Grund Einhaltung geringerer<br />
Grenzabmaße der Höhe *) ( h = ± 1,0 mm) zum<br />
Versetzen in Dünnbettmörtel.<br />
4 KS-Fasensteine KS F 25 Wie Zeile 3, jedoch mit beidseitig umlaufender<br />
Fase an der Sichtseite von ca. 7 mm.<br />
5 KS XL-Rasterelemente<br />
1) KS XL-RE 50<br />
62,5<br />
6 KS XL-Planelemente<br />
1) KS XL-PE 50<br />
62,5<br />
b) Lochsteine (Lochanteil > 15 % der Lagerfläche)<br />
Bezeichnung<br />
Wie Zeile 3. Lieferung von Regelelementen der<br />
Länge 498 mm (1/1) sowie Ergänzungselementen<br />
der Längen 373 mm (3/4) und 248 mm (1/2).<br />
Wie Zeile 3. Lieferung von werkseitig vorkonfektionierten<br />
Wandbausätzen mit Regelelementen der<br />
Länge 998 mm.<br />
Kurzzeichen<br />
Schichthöhe<br />
Eigenschaften und Anwendungsbereiche<br />
[cm]<br />
7 KS-Lochsteine KS L 12,5 Für tragendes und nicht tragendes<br />
Mauerwerk in Normalmörtel versetzt.<br />
8 KS-R-Hohlblocksteine<br />
9 KS-Plansteine<br />
KS-R-Plansteine<br />
KS L-R > 12,5<br />
25<br />
KS L P<br />
KS L-R P<br />
25<br />
c) frostwiederstandsfähige Steine (KS-Verblender) 3)<br />
Bezeichnung<br />
10 KS-Vormauersteine<br />
2)<br />
Kurzzeichen<br />
KS Vm<br />
oder<br />
KS VmL<br />
11 KS-Verblender 2)3) KS Vb<br />
oder<br />
KS VbL<br />
Wie Zeile 7, zusätzlich mit Nut-Feder-System an<br />
den Stirnseiten. Stoßfugenvermörtelung kann<br />
daher im Regelfall entfallen.<br />
Wie Zeile 8, auf Grund Einhaltung geringerer<br />
Grenzabmaße der Höhe *) ( h = ± 1,0 mm) zum<br />
Versetzen in Dünnbettmörtel.<br />
Schicht- Eigenschaften und Anwendungsbereiche<br />
höhe [cm]<br />
25<br />
≤ 25<br />
*)<br />
Maßtoleranzen<br />
1)<br />
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt.<br />
2)<br />
Als Oberbegriff für frostwiderstandsfähige<br />
Steine wird im Allgemeinen nur die Bezeichnung<br />
KS-Verblender verwendet.<br />
KS-Vormauersteine sind Mauersteine<br />
mindestens der Druckfestigkeitsklasse 10, die<br />
frostwiderstandsfähig sind (25facher Frost-Tau-<br />
Wechsel).<br />
KS-Verblender sind Mauersteine<br />
mindestens der Druckfestigkeitsklasse 16 mit<br />
geringeren Grenzabmaßen der Höhe *) als Zeile 10<br />
und erhöhter Frostwiderstandsfähigkeit (50facher<br />
Frost-Tau-Wechsel), die mit ausgewählten Rohstoffen<br />
hergestellt werden.<br />
3)<br />
KS-Verblender werden regional auch als bossierte<br />
Steine oder mit bruchrauer Oberfläche angeboten.<br />
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.<br />
Im Zuge der Erarbeitung der Euronormen<br />
(EN) erfolgte auch eine Überarbeitung<br />
der baustoffübergreifenden Einwirkungs<br />
127
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
1.3 Begriffe<br />
1.3.1 Steinarten<br />
<strong>Kalksandstein</strong>e werden in verschiedenen<br />
Eigenschaften für unterschiedliche Anwendungsbereiche<br />
angeboten. Die verschiedenen<br />
Steinarten lassen sich durch<br />
folgende Kriterien unterscheiden:<br />
Lochanteil gemessen an der Lagerfläche<br />
(Vollsteine/Lochsteine)<br />
Stoßfugenausbildung, z.B. R-Steine<br />
(mit Nut-Feder-System für Verarbeitung<br />
ohne Stoßfugenvermörtelung)<br />
Tafel 3: Übliche Steindruckfestigkeitsklassen (SFK) von <strong>Kalksandstein</strong><br />
Steindruckfestigkeitsklasse<br />
1) 10 2) 12 16 2) 20 28 2)<br />
Mittelwerte der<br />
Druckfestigkeit<br />
[N/mm 2 ]<br />
12,5 15,0 20,0 25,0 35,0<br />
1)<br />
Entspricht auch dem kleinsten zulässigen Einzelwert der jeweiligen SFK.<br />
2)<br />
Nur auf Anfrage regional lieferbar.<br />
Tafel 4: Übliche Steinrohdichteklassen (RDK) von <strong>Kalksandstein</strong><br />
Steinrohdichteklasse<br />
(RDK)<br />
1,2 2) 1,4 1,6 2) 1,8 2,0 2) 2,2 2)<br />
Schichthöhe<br />
Steinhöhe „Normalstein“ oder „Planstein“<br />
Kantenausbildung (Fase)<br />
in kg/dm 3<br />
1,01<br />
(Klassengrenzen) 3) bis<br />
1,20<br />
1,21<br />
bis<br />
1,40<br />
1,41<br />
bis<br />
1,60<br />
1,61<br />
bis<br />
1,80<br />
1)<br />
Steinrohdichteklassen werden jeweils ohne Bezeichnung (Einheit) angegeben.<br />
2)<br />
Nur auf Anfrage regional lieferbar.<br />
3)<br />
Einzelwerte dürfen darunter liegen.<br />
1,81<br />
bis<br />
2,00<br />
2,01<br />
bis<br />
2,20<br />
Frostwiderstand<br />
Für die statische <strong>Bemessung</strong> (Tragfähigkeit)<br />
von Mauerwerk sind die ersten beiden<br />
Punkte von großer Bedeutung.<br />
1.3.2 Formate<br />
Die <strong>Kalksandstein</strong>industrie bietet für jeden<br />
Anwendungsfall das richtige Steinformat<br />
an. Alle Steinformate entsprechen der DIN<br />
4172 „Maßordnung im Hochbau“ [10]. Sie<br />
werden i.d.R. als Vielfaches vom Dünnformat<br />
(DF) angegeben.<br />
Die regionalen Lieferprogramme sind<br />
zu beachten.<br />
1.3.3 Steindruckfestigkeitsklassen (SFK)<br />
Die Steindruckfestigkeit wird in N/mm² angegeben.<br />
<strong>Kalksandstein</strong>e sind in den SFK<br />
4 bis 60 genormt. Zu berücksichtigen sind<br />
die Anforderungen an die Steindruckfestigkeit<br />
der <strong>Kalksandstein</strong>e bei<br />
KS-Vormauersteinen: 10<br />
KS-Verblendern: 16<br />
In der Praxis werden im Wesentlichen<br />
die Steindruckfestigkeitsklassen (SFK)<br />
12 und 20 verwendet.<br />
Tafel 5: Stoßfugenausbildung von KS-Mauerwerkswänden<br />
Stoßfugenausbildung – Anforderungen<br />
(1) Ebene Stoßfugenausbildung<br />
Steine knirsch verlegt<br />
gesamte Stoßfuge vollfächig vermörtelt<br />
Stoßfugenbreite: 10 mm<br />
(2) Stoßfugenausbildung mit Mörteltaschen<br />
Steine knirsch verlegt,<br />
Mörteltasche mit Mörtel gefüllt<br />
Steinflanken vermörtelt<br />
(3) Stoßfugenausbildung mit Nut-Feder-System<br />
Steine knirsch verlegt<br />
Steinrandbereiche vermörtelt<br />
1.3.4 Steinrohdichteklassen (RDK)<br />
Die Steinrohdichte wird in kg/dm³ angegeben.<br />
Das Steinvolumen wird einschließlich<br />
etwaiger Lochungen und Grifföffnungen<br />
ermittelt. Die Steinrohdichte wird auf den<br />
bis zur Massenkonstanz bei 105 °C getrockneten<br />
Stein bezogen. Die Einteilung<br />
erfolgt in RDK für <strong>Kalksandstein</strong>e nach<br />
DIN V 106 in den RDK 0,6 bis 2,2. Vollund<br />
Blocksteine sind dabei den RDK 1,6<br />
zuzuordnen, Loch- und Hohlblocksteine<br />
den RDK 1,6. Ob Steine der RDK 1,6 zu<br />
den Voll- oder Lochsteinen zu zählen sind,<br />
ist abhängig von der Querschnittsminderung<br />
durch die Lochung.<br />
In der Praxis werden im Wesentlichen<br />
die Rohdichteklassen (RDK) 1,4 – 1,8 –<br />
2,0 verwendet.<br />
Schemaskizze (Aufsicht auf Steinlage)<br />
5 mm<br />
10 mm<br />
5 mm<br />
10 (20) mm<br />
5 mm<br />
10 (20) mm<br />
1.3.5 Lager- und Stoßfugen<br />
Aufgrund der produktionsbedingten Beschränkung<br />
der Steinabmessungen ergeben<br />
sich in Mauerwerkswänden zwangsläufig<br />
Fugen. Lagerfugen stellen in diesem<br />
Zusammenhang die horizontalen Mörtelfugen<br />
zwischen zwei Steinlagen dar, während<br />
die vertikalen Fugen zwischen den<br />
Einzelsteinen als Stoßfugen bezeichnet<br />
werden. Die Fugendicke ist an das Baurichtmaß<br />
angepasst, woraus sich folgende<br />
Sollmaße ergeben:<br />
Schichtmaß<br />
= Lagerfuge + Steinmaß<br />
= n · 12,5 cm (mit n = ganzzahliger Wert)<br />
128
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Die Sollmaße der Stoßfugenbreite betragen<br />
üblicherweise bei:<br />
Steinen mit Nut-Feder-System: 2 mm<br />
(i.d.R. ohne Stoßfugenvermörtelung)<br />
glatten Steinen (ohne Nut-Feder-System):<br />
10 mm (i.d.R. mit Stoßfugenvermörtelung)<br />
Stoßfugenbreiten > 5 mm sind nach DIN<br />
1053-1 beidseitig an der Wandoberfläche<br />
mit Mörtel zu schließen.<br />
Das Sollmaß der Lagerfugendicke beträgt<br />
üblicherweise bei Verwendung von:<br />
Dünnbettmörtel:<br />
Normalmörtel:<br />
2 mm<br />
12 mm<br />
Stoß- und Lagerfugen in Mauerwerkswänden<br />
dienen u.a. zum Ausgleich von herstellungsbedingten<br />
Toleranzen der Steine sowie<br />
zur gleichmäßigen Verteilung der Belastung<br />
auf die Einzelsteine. <strong>Kalksandstein</strong>e<br />
als Plansteine können aufgrund der<br />
herstellbedingten, hohen Maßhaltigkeit<br />
mit Dünnbettmörtel verarbeitet werden.<br />
Aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen wird<br />
<strong>Kalksandstein</strong>-Mauerwerk in der Regel mit<br />
so genannten Ratio-Steinen (mit Nut-Feder-<br />
System) und unvermörtelten Stoßfugen ausgeführt.<br />
Dabei muss berücksichtigt werden,<br />
dass sich – derzeit rechnerisch – bei<br />
unvermörtelten Stoßfugen Einbußen bei der<br />
Querkrafttragfähigkeit ergeben können.<br />
Im statischen Sinne als vermörtelt gilt<br />
eine Stoßfuge nach DIN 1053 [4] und<br />
[7], wenn mindestens die halbe Wanddicke<br />
vermörtelt ist.<br />
Bei Vermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung<br />
werden die Steine stumpf oder mit<br />
Verzahnung knirsch versetzt.<br />
Neben der Art der Stoßfugenausbildung ist<br />
die Überbindung der Einzelsteine innerhalb<br />
der Wand für den Abtrag von Querlasten<br />
und Querkräften von großer Bedeutung.<br />
Reduzierte Überbindemaße (ü < 0,4 · h)<br />
sind für großformatige <strong>Kalksandstein</strong>e<br />
(KS XL) in den jeweiligen Zulassungen<br />
geregelt.<br />
1.3.6 Mörtelart, Mörtelgruppe,<br />
Mörtelklasse<br />
Mörtelarten für KS-Mauerwerk werden<br />
nach ihren jeweiligen Eigenschaften und/<br />
oder dem Verwendungszweck unterschieden<br />
in:<br />
Dünnbettmörtel (DM)<br />
Normalmörtel (NM)<br />
Die Unterscheidung in Mörtelgruppen<br />
(seit 2004 nach der Anwendungsnorm<br />
DIN V 18580, bis 2004 nach DIN 1053-1)<br />
und Mörtelklassen (nach DIN EN 998-2) erfolgt<br />
in erster Linie durch ihre Festigkeit.<br />
Mörtelart und Mörtelgruppe werden für<br />
Wände entsprechend den jeweiligen Erfordernissen<br />
ausgewählt. Grundsätzlich<br />
können in einem Gebäude oder einem<br />
Geschoss verschiedene Mörtel verarbeitet<br />
werden. Aus wirtschaftlicher Sicht<br />
(einfache Disposition und keine Verwechselungsgefahr)<br />
ist die Beschränkung auf<br />
einen Mörtel sinnvoll.<br />
Dünnbettmörtel<br />
Dünnbettmörtel darf nur als Werk-Trockenmörtel<br />
nach DIN EN 998-2 hergestellt<br />
werden. Er ist aufgrund seiner Zusammensetzung<br />
für Plansteinmauerwerk mit<br />
Fugendicken von 1 bis 3 mm geeignet.<br />
Die Sollhöhe der Plansteine (123 mm, 248<br />
mm, 498 mm, 623 mm) entspricht dem<br />
Baurichtmaß (Vielfaches von 12,5 cm) abzüglich<br />
2 mm Lagerfugendicke.<br />
In DIN V 18580 werden folgende Anforderungen<br />
an Dünnbettmörtel gestellt:<br />
Größtkorn der Zuschläge 1,0 mm<br />
Charakteristische Anfangsscherfestigkeit<br />
(Haftscherfestigkeit) 0,20 N/mm²<br />
und Mindesthaftscherfestigkeit (Mittelwert)<br />
0,50 N/mm²<br />
Trockenrohdichte 1500 kg/m³<br />
Korrigierbarkeitszeit 7 Minuten<br />
Verarbeitungszeit 4 Stunden<br />
Der Festigkeitsabfall nach Feuchtlagerung<br />
darf 30 % nicht überschreiten.<br />
Die <strong>Kalksandstein</strong>industrie empfiehlt,<br />
bei der Herstellung von KS-Planstein-<br />
Mauerwerk ausschließlich Dünnbettmörtel<br />
mit Zertifikat zu verwenden.<br />
Die vom Dünnbettmörtel-Hersteller<br />
empfohlene Zahnschiene, üblicherweise<br />
auf dem Mörtelsack abgebildet, ist<br />
zu verwenden.<br />
Normalmörtel<br />
Die Trockenrohdichte von Normalmörtel<br />
beträgt mindestens 1500 kg/m³. In Abhängigkeit<br />
von der Druck- und Haftscherfestigkeit<br />
werden Normalmörtel in Mörtelgruppen<br />
(nach DIN V 18580) oder Mörtelklassen<br />
(nach DIN EN 998-2) unterschieden.<br />
Normalmörtel wird aus Gründen der<br />
Wirtschaftlichkeit im Regelfall als<br />
Werkmörtel (Trocken- oder Frischmörtel)<br />
verarbeitet.<br />
Tafel 6: Bezeichnungen von Dünnbettmörtel nach DIN EN 998-2 und zusätzliche Anforderungen nach<br />
DIN V 18580<br />
Dünnbettmörtel<br />
nach DIN EN 998-2<br />
zusätzliche Anforderungen an Dünnbettmörtel (DM) nach DIN V 18580<br />
Dünnbettmörtel (T)<br />
charakteristische<br />
Anfangsscherfestigkeit<br />
(Haftscherfestigkeit) 1)<br />
[N/mm 2 ]<br />
Mindesthaftscherfestigkeit<br />
(Mittelwert) 2)<br />
[N/mm 2 ]<br />
M 10 0,20 0,50<br />
Bild 3: Werk-Trockenmörtel ist vor Witterungseinflüssen<br />
zu schützen.<br />
1)<br />
maßgebende Verbundfestigkeit = charakteristische Anfangsscherfestigkeit x 1,2, geprüft nach<br />
DIN EN 1052-3<br />
2)<br />
maßgebende Verbundfestigkeit = Haftscherfestigkeit (Mittelwert) x 1,2, geprüft nach DIN 18555-5<br />
129
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
1.3.7 Tragendes und nicht tragendes<br />
Mauerwerk<br />
Tragendes Mauerwerk wird gemäß DIN<br />
1053-1 als Mauerwerk definiert, welches<br />
überwiegend auf Druck beansprucht ist<br />
und zum Abtrag von vertikalen Lasten,<br />
z.B. aus Decken, sowie von horizontalen<br />
Beanspruchungen, z.B. infolge Wind oder<br />
Erddruck, dient. Im Gegensatz dazu spricht<br />
man von nicht tragendem Mauerwerk,<br />
wenn entsprechende Wände nur durch ihr<br />
Eigengewicht und direkt auf sie wirkende<br />
Lasten beansprucht und nicht zur Aussteifung<br />
des Gebäudes oder anderer Wände<br />
herangezogen werden. Nicht tragende<br />
Wände, bei denen die Fugen zwischen Decke<br />
und Wandkopf vermörtelt wird, werden<br />
darüber hinaus als nicht tragende Wände<br />
mit Auflast bezeichnet, da die Decke sich<br />
aufgrund von Durchbiegungen auf die Wände<br />
absetzen kann.<br />
1.3.8 Aussteifende und<br />
auszusteifende Wände<br />
Aussteifende Wände sind scheibenartige,<br />
tragende Wände, die zur Aussteifung des<br />
Gebäudes oder zur Knickaussteifung anderer<br />
Bauteile dienen. Für tragende Wände<br />
aus Rezeptmauerwerk können die zur<br />
Berechung benötigten Eingangsgrößen<br />
DIN 1053-100 bzw. DIN 1053-1 entnommen<br />
werden.<br />
Auszusteifende Wände sind Wände, die als<br />
3- oder 4-seitig gehaltene Wände mit einer<br />
verminderten Knicklänge nachgewiesen<br />
werden. Ein derartiges Vorgehen ist jedoch<br />
nur zulässig, wenn die zur Aussteifung<br />
angesetzten Wände den Anforderungen<br />
gemäß DIN 1053-100 genügen.<br />
1.3.9 Einwirkungen und Lasten<br />
Als Einwirkungen werden alle Arten von auf<br />
ein Tragwerk einwirkenden Kraft- und Verformungsgrößen<br />
bezeichnet. Dies können<br />
sowohl Kräfte aus äußeren Lasten (direkte<br />
Einwirkungen) als auch induzierte Verformungen<br />
infolge Temperatur oder Stützenabsenkungen<br />
sein, die als indirekte Einwirkungen<br />
bezeichnet werden.<br />
1.3.10 Tragfähigkeit und Festigkeit<br />
Die Tragfähigkeit eines Bauteils ergibt sich<br />
aus den mechanischen und physikalischen<br />
Eigenschaften eines Baustoffes und den<br />
geometrischen bzw. statischen Randbedingungen<br />
des untersuchten Bauteils.<br />
Die Festigkeit (z.B. Druckfestigkeit) eines<br />
Baustoffes stellt dabei eine Materialeigenschaft<br />
dar, aus der die Tragfähigkeit eines<br />
Bauteils berechnet wird.<br />
Tafel 7: Bezeichnungen von Normalmörtel nach DIN EN 998-2 und zusätzliche Anforderungen nach<br />
DIN V 18580<br />
nach<br />
DIN V 18580<br />
nach<br />
DIN EN 998-2<br />
Fugendruckfestigkeit 1)<br />
nach Verfahren<br />
I II III<br />
Normalmörtel<br />
(NM)<br />
Normalmörtel<br />
(G)<br />
[N/mm 2 ]<br />
Mörtelgruppen nach nach DIN V 18580,<br />
zusätzliche Anforderungen<br />
[N/mm 2 ]<br />
[N/mm 2 ]<br />
Mörtelgruppen<br />
Mörtelklassen<br />
charakteristische<br />
Anfangsscherfestigkeit<br />
(Haftscherfestigkeit)<br />
2)<br />
[N/mm 2 ]<br />
Mindesthaftscherfestigkeit<br />
(Mittelwert) 3)<br />
[N/mm 2 ]<br />
MG II M 2,5 1,25 2,5 1,75 0,04 0,10<br />
MG IIa M 5 2,5 5,0 3,5 0,08 0,20<br />
MG III M 10 5,0 10,0 7,0 0,10 0,25<br />
MG IIIa M 20 10,0 20,0 14,0 0,12 0,30<br />
1)<br />
Prüfung der Fugendruckfestigkeit nach DIN 18555-9 mit KS-Referenzsteinen<br />
2)<br />
maßgebende Verbundfestigkeit = charakteristische Anfangsscherfestigkeit x 1,2, geprüft nach<br />
DIN EN 1052-3<br />
3)<br />
maßgebende Verbundfestigkeit = Haftscherfestigkeit (Mittelwert) x 1,2, geprüft nach DIN 18555-5<br />
1.3.11 Semiprobabilistisches und<br />
globales Sicherheitskonzept<br />
Durch die Einführung von Sicherheitsbeiwerten<br />
beim Nachweis der Standsicherheit<br />
von Konstruktionen werden statistische<br />
Streuungen der Einwirkungen und des<br />
Tragwiderstands bei der Berechnung von<br />
Gebäuden berücksichtigt. Während in der<br />
Vergangenheit diese Unsicherheiten mit<br />
einem globalen Sicherheitsbeiwert auf der<br />
Einwirkungs- oder der Widerstandsseite<br />
abgedeckt wurden, wird in den Normen der<br />
neueren Generation mit unterschiedlichen<br />
Sicherheitsfaktoren gearbeitet. Diese werden<br />
dabei auf die Einwirkungs- und Widerstandsseite<br />
verteilt. Dieses Vorgehen wird<br />
als semiprobabilistisch bezeichnet, da für<br />
die verschiedenen Materialien und Einwirkungen<br />
Teilsicherheitsbeiwerte unterschiedlicher<br />
Größe in Abhängigkeit ihrer<br />
spezifischen Streuungen definiert sind.<br />
1.3.12 Standsicherheit und<br />
Gebrauchstauglichkeit<br />
Die wichtigste Anforderung an bauliche<br />
Anlagen ist, dass sie über eine ausreichende<br />
Standsicherheit gegenüber den verschiedenen<br />
Einwirkungsszenarien verfügen,<br />
die während der geplanten Nutzungsdauer<br />
auftreten können. Diese Anforderung<br />
wird mit Hilfe von deterministischen<br />
Sicherheitsfaktoren in der praktischen<br />
<strong>Bemessung</strong> sichergestellt. Neben der<br />
Standsicherheit ist auch die Gebrauchstauglichkeit<br />
von Bauteilen und Bauwerken<br />
zu berücksichtigen. Dies betrifft bei mineralischen<br />
Baustoffen wie z.B. Mauerwerk<br />
vor allem die Vermeidung von übermäßiger<br />
Rissbildung oder klaffenden Fugen<br />
bei geringer Bauteilausnutzung (unter Gebrauchslasten).<br />
1.3.13 Definition: Charakteristischer Wert<br />
und repräsentativer Wert<br />
Der charakteristische Wert ist generell als<br />
Fraktilwert einer hypothetischen unbegrenzten<br />
Versuchsreihe definiert. Wenn<br />
die erforderlichen statistischen Grundlagen<br />
fehlen, werden charakteristische<br />
Werte auch als Nennwert definiert. Der<br />
charakteristische Wert einer Baustoffeigenschaft<br />
ist derjenige Wert, der mit<br />
einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit<br />
(bei Festigkeiten beträgt sie in der Regel<br />
5 %) nicht unterschritten wird. Der charakteristische<br />
Wert einer Einwirkung ist<br />
entweder als Mittelwert (Eigenlast) oder<br />
als Fraktilwert (oberer oder unterer) der<br />
zugrund gelegten Verteilungsfunktion definiert.<br />
Der repräsentative Wert einer Einwirkung<br />
ergibt sich durch Multiplikation<br />
des charakteristischen Wertes mit einem<br />
Kombinationsbeiwert . Genauere Angeben<br />
finden sich in DIN 1055-100.<br />
1.4 Tragverhalten von Bauteilen aus<br />
<strong>Kalksandstein</strong>-Mauerwerk<br />
Da Mauerwerk aufgrund seiner relativ geringen<br />
Zug- und Biegezugfestigkeit – insbesondere<br />
senkrecht zur Lagerfuge – Biegemomente<br />
nur unter gleichzeitiger Wirkung<br />
einer entsprechend großen Auflast<br />
aufnehmen kann, wird Mauerwerk fast<br />
ausschließlich als Wandbaustoff verwendet.<br />
Tragendes Mauerwerk kommt vorwiegend<br />
für den Abtrag von vertikalen Beanspruchungen<br />
wie z.B. Eigenlasten oder<br />
Nutzlasten zum Einsatz. Bei zentrischer<br />
bzw. nahezu zentrischer Beanspruchung<br />
können Wände aus <strong>Kalksandstein</strong> relativ<br />
hohe Normalkräfte aufnehmen, so dass<br />
der Standsicherheitsnachweis in vielen<br />
Fällen problemlos erbracht werden kann.<br />
Mit wachsender Schlankheit der Wände<br />
130
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
sind zusätzlich Einflüsse nach Theorie II.<br />
Ordnung zu berücksichtigen. Kurze Wände<br />
im Sinne von DIN 1053 sind Wände mit<br />
einer Querschnittsfläche von weniger als<br />
1000 cm², wobei die minimal zulässige<br />
Querschnittsfläche bei 400 cm² liegt.<br />
Mauerwerkspfeiler sollen möglichst aus<br />
ganzen Steinen hergestellt werden und<br />
nicht durch Schlitze oder Ähnliches geschwächt<br />
sein.<br />
Giebelwand<br />
Außenwand im<br />
Obergeschoss<br />
Lastkonzentration<br />
zwischen den<br />
Fenstern<br />
Giebelwand<br />
Neben dem Abtrag von Vertikallasten<br />
dient Mauerwerk auch zur Sicherstellung<br />
der Gebäudeaussteifung und somit<br />
zur Aufnahme von horizontalen Beanspruchungen<br />
– z.B. aus Wind, Erdbeben<br />
und Belastungen infolge einer ungewollten<br />
Gebäudeschiefstellung. Zu diesem<br />
Zweck müssen Mauerwerksgebäude über<br />
eine hinreichend große Anzahl von ungeschwächten<br />
Wandscheiben ausreichender<br />
Länge zur Aufnahme der resultierenden<br />
Horizontalbeanspruchung verfügen. Die<br />
Höhe der Scheibenbeanspruchung der<br />
aussteifenden Wände wird auf Basis der<br />
technischen Biegelehre für näherungsweise<br />
ungerissene Wände bestimmt,<br />
so dass sich eine Aufteilung der Kräfte<br />
entsprechend den vorhandenen Steifigkeiten<br />
ergibt. Darüber hinaus erlaubt DIN<br />
1053-100 eine Umlagerung von maximal<br />
15 % des Kraftanteils einer Wand auf die<br />
übrigen aussteifenden Wandscheiben.<br />
Schwierig ist häufig der Nachweis der<br />
Querkrafttragfähigkeit (Schub) von kurzen<br />
Wandabschnitten oder Wänden mit geringer<br />
Auflast und gleichzeitiger hoher horizontaler<br />
Scheibenbeanspruchung. Wenn<br />
die Gesamtsteifigkeit des Gebäudes zu<br />
gering ist und die Anforderungen der DIN<br />
1053-100 nicht erfüllt werden, muss ein<br />
genauer Nachweis der Aussteifung nach<br />
Theorie II. Ordnung erfolgen.<br />
Die auf das Gebäude senkrecht zur Wandebene<br />
wirkenden horizontalen Lasten<br />
werden von der Fassade auf die Decken-<br />
bzw. Dachscheiben übertragen und<br />
von dort zu den aussteifenden Wänden<br />
transportiert. Aufgrund der meist geringen<br />
Auflast kann die Standsicherheit von<br />
Giebelwänden unter Windeinwirkung nur<br />
mit Hilfe von entsprechenden Tabellen<br />
zur Festlegung der maximal zulässigen<br />
Ausfachungsfläche nach DIN 1053-1 nachgewiesen<br />
werden.<br />
In der Regel werden Mauerwerkswände<br />
als stabförmige Bauteile modelliert und<br />
auf Basis eines normalkraftbeanspruchten<br />
Ersatzstabs nachgewiesen. Wände<br />
aus Mauerwerk mit geringer Auflast bei<br />
gleichzeitig hoher Plattenbeanspruchung<br />
Bild 4: Wichtige Bauteile und wesentliche Nachweisstellen im Mauerwerksbau<br />
(z.B. Kellerwände unter Erddruck) können<br />
darüber hinaus mit Hilfe eines Bogenmodells<br />
nachgewiesen werden. Ein anderes<br />
Anwendungsgebiet des Bogenmodells<br />
sind Mauerwerkswände, bei denen der<br />
planmäßige Lastabtrag in waagerechter<br />
Richtung erfolgt. Die Anwendung des Bogenmodells<br />
ist jedoch nur möglich, wenn<br />
der resultierende Bogenschub von einem<br />
Bauteil mit hoher Steifigkeit aufgenommen<br />
werden kann.<br />
2. SICHERHEITSKONZEPT<br />
Hoch belasteter<br />
Wandabschnitt<br />
Hoch belastete<br />
Innenwand<br />
Kelleraußenwand<br />
2.1 Grundlagen des<br />
semiprobabilistischen<br />
Teilsicherheitskonzeptes (E d<br />
R d<br />
)<br />
Die wichtigste Anforderung an bauliche<br />
Anlagen ist, dass sie eine ausreichende<br />
Sicherheit bzw. Zuverlässigkeit sowie eine<br />
hinreichende Gebrauchstauglichkeit<br />
und Dauerhaftigkeit über die geplante<br />
Nutzungsdauer aufweisen. Dieser Anforderung<br />
wird durch die Einhaltung entsprechender<br />
technischer bzw. normativer<br />
Anforderungen, z.B. an die Tragfähigkeit,<br />
entsprochen. Durch die Einführung von<br />
Sicherheitsbeiwerten beim Nachweis der<br />
Standsicherheit von Konstruktionen können<br />
die stets vorhandenen Streuungen von<br />
Einwirkungen und Tragwiderstand bei der<br />
Berechnung von Gebäuden berücksichtigt<br />
werden. Eine hinreichende Tragwerkszuverlässigkeit<br />
kann beispielsweise erreicht<br />
werden, indem die einwirkenden Schnittgrößen<br />
E aus äußeren Lasten an jeder<br />
Stelle eines Tragwerks einen bestimmten<br />
Sicherheitsabstand gegenüber dem aufnehmbaren<br />
Tragwiderstand R (z.B. Querschnittstragfähigkeit)<br />
aufweisen. Dabei<br />
Kelleraußenwand<br />
bei voller<br />
Anschüttung<br />
gilt ein Gebäude als „sicher“, wenn der<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der Einwirkung E d<br />
den<br />
maximal aufnehmbaren <strong>Bemessung</strong>swert<br />
des Widerstandes R d<br />
zu keinem Zeitpunkt<br />
während der geplanten Nutzungsdauer<br />
überschreitet:<br />
(2.1)<br />
Da die Streuungen der Einwirkungen und<br />
des Widerstands unterschiedliche Größenordnungen<br />
aufweisen, hat man sich<br />
im Zuge der Erarbeitung der europäischen<br />
Normung darauf verständigt, die anzusetzenden<br />
Sicherheitsbeiwerte auf beide Seiten<br />
von Gleichung (2.1) zu verteilen, um<br />
eine möglichst gleichmäßige Versagenswahrscheinlichkeit<br />
unter verschiedenen<br />
Beanspruchungssituationen zu erreichen.<br />
Dieses so genannte Teilsicherheitskonzept<br />
liegt auch den <strong>Bemessung</strong>sansätzen von<br />
DIN 1053-100 im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
zu Grunde. Die benötigten Größen<br />
für die Einwirkung E d<br />
und den Widerstand<br />
R d<br />
auf <strong>Bemessung</strong>swertniveau ergeben<br />
sich aus den charakteristischen Größen<br />
von E k<br />
und R k<br />
durch Beaufschlagung mit<br />
entsprechenden Teilsicherheitsfaktoren.<br />
Definitionsgemäß kennzeichnet der Index<br />
d generell, dass es sich um einen<br />
<strong>Bemessung</strong>swert handelt, während der<br />
Index k für eine charakteristische Größe<br />
steht. Im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
lässt sich Gleichung (2.1) folgendermaßen<br />
formulieren:<br />
(2.2)<br />
Auf der Einwirkungsseite wird zwischen<br />
zeitlich veränderlichen Einwirkungen Q, wie<br />
z.B. Wind oder Nutzlasten, und ständigen<br />
131
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Einwirkungen G, wie z.B. dem Konstruktionseigengewicht,<br />
unterschieden. Während<br />
das Eigengewicht eine vergleichsweise<br />
geringe Streuung aufweist, variieren veränderliche<br />
Einwirkungen sehr stark, weshalb<br />
sie mit einem deutlich höheren Teilsicherheitsbeiwert<br />
zu beaufschlagen sind. Für<br />
den Nachweis der Standsicherheit unter<br />
einer sehr selten auftretenden außergewöhnlichen<br />
Einwirkungskombination (z.B.<br />
Brand) oder unter Erdbebeneinwirkung<br />
dürfen die Teilsicherheitsbeiwerte auf der<br />
Einwirkungs- und der Widerstandsseite<br />
reduziert werden.<br />
2.2 <strong>Bemessung</strong>swert der Einwirkungen<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert einer Einwirkung<br />
ergibt sich aus der Multiplikation des charakteristischen<br />
Wertes der Einwirkung mit<br />
dem anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwert<br />
in Abhängigkeit der <strong>Bemessung</strong>ssituation.<br />
Wenn mehrere unabhängige zeitlich veränderliche<br />
Einwirkungen, wie z.B. Wind<br />
und Nutzlast, für die <strong>Bemessung</strong> eines<br />
Bauteils zu berücksichtigen sind, ist es<br />
unwahrscheinlich, dass alle Einwirkungen<br />
zeitgleich ihren maximalen <strong>Bemessung</strong>swert<br />
erreichen. Daher wird beim semiprobabilistischen<br />
Teilsicherheitskonzept zwischen<br />
einer so genannten Leiteinwirkung<br />
und den zugehörigen Begleiteinwirkungen<br />
differenziert. Gemäß DIN 1055-100 bzw.<br />
DIN 1053-100 dürfen bei mehreren voneinander<br />
zeitlich unabhängigen Verkehrslasten<br />
im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
die Begleiteinwirkungen mit einem Kombinationsbeiwert<br />
0<br />
abgemindert werden.<br />
Da die Größe des Kombinationsbeiwertes<br />
von der Art der Einwirkung abhängig ist,<br />
müssen verschiedene Einwirkungskombinationen<br />
(Variation von Leit- und Begleiteinwirkungen)<br />
untersucht werden. Damit<br />
ergibt sich die Einwirkungskombination<br />
für ständige und vorübergehende <strong>Bemessung</strong>ssituationen<br />
gemäß Gleichung (2.3).<br />
Das Symbol steht dabei für „zu kombinieren<br />
mit“, wobei günstig wirkende veränderliche<br />
Einwirkungen nicht berücksichtigt<br />
werden dürfen (γ Q<br />
= 0).<br />
(2.3)<br />
Aus ähnlichen Überlegungen dürfen die<br />
charakteristischen Werte der veränderlichen<br />
Einwirkungen für den Nachweis unter<br />
gleichzeitiger Wirkung einer außergewöhnlichen<br />
Einwirkung A d<br />
(<strong>Bemessung</strong>swert)<br />
mit entsprechenden Kombinationsbeiwerten<br />
abgemindert werden. Für die außergewöhnliche<br />
<strong>Bemessung</strong>ssituation gilt:<br />
Tafel 8: Teilsicherheitsfaktoren auf der Einwirkungsseite gemäß DIN 1055-100<br />
Einwirkung<br />
ständige Einwirkung (G)<br />
z.B. Eigengewicht, Ausbaulast,<br />
Erddruck<br />
veränderliche Einwirkung (Q)<br />
z.B. Wind-, Schnee-,<br />
Nutzlasten<br />
Einwirkung<br />
ungünstige<br />
Wirkung<br />
günstige<br />
Wirkung<br />
außergewöhnliche<br />
<strong>Bemessung</strong>ssituation<br />
γ G<br />
= 1,35 γ G<br />
= 1,0 γ GA<br />
= 1,0<br />
γ Q<br />
= 1,5 γ Q<br />
= 0 γ Q<br />
= 1,0<br />
Tafel 9: Kombinationsbeiwerte für Einwirkungen gemäß DIN 1053-100 Anhang A<br />
Kombinationsbeiwert<br />
ψ ψ ψ<br />
0 1<br />
Ψ<br />
2<br />
Nutzlast auf Decken<br />
Wohnräume, Büroräume 0,7 0,5 0,3<br />
Versammlungsräume,<br />
Verkaufsräume<br />
0,7 0,7 0,6<br />
Lagerräume 1,0 0,9 0,8<br />
Windlasten 0,6 0,5 0<br />
Schneelast bis 1000 m über NN 0,5 0,2 0<br />
über 1000 m über NN 0,7 0,5 0,2<br />
(2.4)<br />
Für den Nachweis unter Erdbebeneinwirkung<br />
A Ed<br />
(<strong>Bemessung</strong>swert) darf gemäß<br />
DIN 1055-100 bzw. DIN 1053-100 folgende<br />
Einwirkungskombination angewendet<br />
werden:<br />
(2.5)<br />
Im vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
der DIN 1053-100 darf auf der sicheren<br />
Seite liegend auch bei mehr als einer veränderlichen<br />
Einwirkung auf die Möglichkeit<br />
einer derartigen Abminderung der charakteristischen<br />
Einwirkungsgrößen verzichtet<br />
werden.<br />
(2.6)<br />
Mit Ausnahme des Nachweises von Aussteifungsscheiben<br />
unter horizontaler<br />
Beanspruchung gelten im vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren alle vertikalen Einwirkungen<br />
als ungünstig wirkend. Daher<br />
erlaubt Anhang 1 von DIN 1053-100 für<br />
den Nachweis der maximal aufnehmbaren<br />
Normalkraft im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
eine vereinfachte Berechnung des<br />
<strong>Bemessung</strong>swertes der einwirkenden Normalkraft<br />
N Ed<br />
.<br />
(2.7)<br />
In Hochbauten mit Stahlbetondecken, die<br />
mit einer charakteristischen Nutzlast von<br />
q k<br />
2,5 kN/m² belastet sind, darf gemäß<br />
DIN 1053-100, Abschnitt 8.9.1.1 die im<br />
Grenzzustand der Tragfähigkeit einwirkende<br />
Normalkraft N Ed<br />
vereinfachend bestimmt<br />
werden:<br />
(2.8)<br />
Für den Nachweis von Wandscheiben unter<br />
Horizontallasten in Scheibenrichtung<br />
wird häufig die minimale Auflast bemessungsmaßgebend.<br />
Daher muss hier auch<br />
im vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
die Möglichkeit einer günstigen Wirkung<br />
der Normalkräfte beachtet werden. In diesem<br />
Fall muss zusätzlich zu den bereits<br />
beschriebenen Einwirkungskombinationen<br />
folgende Lastkombination analysiert werden:<br />
(2.9)<br />
Die anzusetzenden charakteristischen<br />
Einwirkungen, aus denen sich die benötigten<br />
Schnittgrößen ergeben, können den<br />
verschiedenen Teilen der DIN 1055 entnommen<br />
werden. Die dort angegebenen<br />
charakteristischen Werte stellen gemäß<br />
der Definition in DIN 1055-100 im Falle der<br />
ständigen Einwirkungen Mittelwerte und<br />
im Fall der veränderlichen Einwirkungen<br />
98-%-Fraktile (für einen Bezugszeitraum<br />
von einem Jahr) der zugehörigen statistischen<br />
Verteilungsfunktionen dar.<br />
132
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
2.3 Charakteristische Werte der<br />
wesentlichen Einwirkungen im<br />
Mauerwerksbau<br />
2.3.1 Konstruktionseigengewicht<br />
Ständige Einwirkungen ergeben sich für<br />
Mauerwerkswände vor allem aus dem<br />
Konstruktionseigengewicht, welches mit<br />
Hilfe von DIN 1055-1 bestimmt werden<br />
kann. Das Gewicht von Stahlbetondecken<br />
resultiert dabei aus dem Gewicht des Betons<br />
und des Deckenaufbaus. Für übliche<br />
Deckenaufbauten kann der charakteristische<br />
Wert des Deckeneigengewichtes folgendermaßen<br />
bestimmt werden:<br />
mit h Decke<br />
= Deckendicke [m]<br />
(2.10)<br />
Das Flächengewicht von Mauerwerkswänden<br />
aus <strong>Kalksandstein</strong>en kann in Abhängigkeit<br />
von der Steinrohdichte und der<br />
Wanddicke Tafel 10 und für das Putzgewicht<br />
Tafel 11 entnommen werden.<br />
2.3.2 Nutzlasten<br />
Nutzlasten auf Stahlbetondecken stellen<br />
im Mauerwerksbau die wichtigste Form von<br />
vertikal gerichteten veränderlichen Lasten<br />
dar. Die Größe der anzusetzenden Nutzlasten<br />
ist in DIN 1055-3 angegeben.<br />
Die Lasten nicht tragender Trennwände auf<br />
Decken dürfen vereinfachend über einen<br />
flächig anzusetzenden Zuschlag auf die<br />
charakteristische Nutzlast berücksichtigt<br />
werden. Die in Tafel 12 angegebenen Werte<br />
gelten dabei für leichte Trennwände mit<br />
einem zulässigen Gesamtgewicht von bis<br />
zu 5,0 kN/m.<br />
Schwerere Trennwände müssen gemäß<br />
DIN 1055-3 als Linienlasten in der statischen<br />
Berechnung der Decken berück<br />
Tafel 10: Wandeigenlast ohne Putz und Aufbau gemäß DIN 1055-1<br />
Steinrohdichteklasse<br />
(RDK) 1)<br />
Wichte<br />
[kN/m 3 ]<br />
Wandeigenlast (ohne Putz) [kN/m 2 ]<br />
für Wanddicke d [cm]<br />
7 10 11,5 15 17,5 20 24 30 36,5<br />
1,2 14 – 1,40 1,61 2,10 2,45 2,80 3,36 4,20 5,11<br />
1,4 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84<br />
1,6 16 – – 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84<br />
1,8 18 1,26 1,80 2,07 2,70 3,15 3,60 4,32 5,40 6,57<br />
2,0 20 1,40 2,00 2,30 3,00 3,50 4,00 4,80 6,00 7,30<br />
2,2 22 – – 2,53 3,30 3,85 4,40 5,28 6,60 8,03<br />
1)<br />
Bei Verwendung von Mauersteinen der RDK 1,4 in Dünnbettmörtel reduziert sich das rechnerische Wandflächengewicht<br />
um 1,0 kN/m 3 · d [m]<br />
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.<br />
Tafel 11: Flächenlasten von Putzen nach DIN 1055-1<br />
Putz<br />
Flächenlast je cm Dicke [kN/m²]<br />
Gipsputz 0,12<br />
Kalk-, Kalkgips- und Gipssandputz 0,175<br />
Kalkzementputz 0,20<br />
Leichtputz nach DIN 18550 0,15<br />
Zementputz 0,21<br />
Tafel 12: Wesentliche charakteristische Werte für Nutzlasten gemäß DIN 1055-3 für den Nachweis von Mauerwerksgebäuden<br />
Nutzung Kategorie q k<br />
[kN/m²]<br />
Wohnräume mit ausreichender Querverteilung A2 1,5<br />
Wohnräume ohne ausreichende Querverteilung A2 2,0<br />
Büroräume B1 2,0<br />
Treppen und Podeste in Kategorie A und B1 T1 3,0<br />
Balkone Z 4,0<br />
Trennwandzuschlag bei einem Gesamtwandgewicht 3,0 kN/m - 0,8<br />
Trennwandzuschlag bei einem Gesamtwandgewicht 5,0 kN/m - 1,2<br />
Kalkzementputz als Dünnlagenputz (2 x 5 mm)<br />
Kalkzementputz (2 x 10 mm)<br />
Bild 5: Grenzhöhen typischer nicht tragender KS-Wandkonstruktionen bei einem zulässigen Gesamtgewicht von max. 5 kN/m<br />
133
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
sichtigt werden. Ersatzweise wurde ein<br />
Berechnungsverfahren zur Ermittlung<br />
einer äquivalenten Gleichlast q, die in<br />
Form eines Trennwandzuschlages wirkt,<br />
entwickelt [11]. Die Berechnung dieses<br />
Zuschlags erfolgt dabei nach folgender<br />
Beziehung:<br />
(2.11)<br />
mit<br />
n Einflussfaktor für die Anzahl und Stellung<br />
der Wände gemäß Bild 6<br />
f Faktor für das statische System gemäß<br />
Tafel 13<br />
h Wandhöhe<br />
g Wandeigengewicht einschließlich Putz<br />
l Stützweite 4,00 m l 6,00 m<br />
2.3.3 Windlasten<br />
Wenn eine offensichtlich hinreichende Anzahl<br />
von Wandscheiben die Gebäudeaussteifung<br />
gewährleistet (DIN 1053-100,<br />
Abschnitt 8.4), ist kein rechnerischer<br />
Nachweis erforderlich. Anderenfalls stellen<br />
Windlasten für den Nachweis der Gebäudeaussteifung<br />
und der aussteifenden<br />
Wandscheiben aus Mauerwerk die wichtigste<br />
Form von horizontal gerichteten<br />
Einwirkungen dar. Darüber hinaus ist eine<br />
unplanmäßige Gebäudeschiefstellung zu<br />
berücksichtigen, aus der zusätzliche Horizontalbeanspruchungen<br />
resultieren. Windeinwirkungen<br />
auf Außenwände senkrecht<br />
zur Wandebene dürfen bei der <strong>Bemessung</strong><br />
mit dem vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
gemäß DIN 1053-100 unberücksichtigt<br />
bleiben, da ihr Einfluss in den verwendeten<br />
Modellen zur Berechnung der maximal aufnehmbaren<br />
Normalkraft bereits enthalten<br />
ist. Dies gilt jedoch nicht für Windlasten<br />
in Scheibenrichtung.<br />
System<br />
A<br />
einachsig<br />
gespannt<br />
B<br />
einachsig<br />
gespannt<br />
C<br />
zweiachsig<br />
gespannt,<br />
gelenkig<br />
D<br />
zweiachsig<br />
gespannt,<br />
Endfeld<br />
Tafel 13: Faktor f für das statische System<br />
Faktor f [-] Lagerung Einspannung<br />
1,0 einachsig gespannte Platte gelenkig gelagert<br />
1,4 zweiachsig gespannte Platte<br />
l x<br />
l y<br />
= 1,0<br />
1,3 zweiachsig gespannte Platte<br />
l x<br />
l y<br />
= 1,5<br />
1,6 zweiachsig gespannte Platte<br />
l x<br />
l y<br />
= 1,0<br />
1,45 zweiachsig gespannte Platte<br />
l x<br />
l y<br />
= 1,5<br />
Wandstellung W1 Wandstellung W2 Wandstellung W3<br />
n = 1,0 n = 1,3<br />
n = 2,25<br />
Wandstellung W1 Wandstellung W2 Wandstellung W3<br />
n = 1,0 n = 1,4<br />
n = 2,35<br />
Wandstellung W1 Wandstellung W2 Wandstellung W3<br />
n = 1,0<br />
Wandstellung W1<br />
n = 1,0<br />
n = 1,3<br />
Wandstellung W2<br />
Bild 6: Einflussfaktor n für Anzahl und Stellung der Trennwände<br />
n = 1,2<br />
n = 2,45<br />
allseitig gelenkig<br />
allseitig gelenkig<br />
einseitig eingespannt<br />
einseitig eingespannt<br />
Die anzusetzende charakteristische<br />
Windeinwirkung w k<br />
nach DIN 1055-4 ergibt<br />
sich aus dem Produkt des charakteristischen<br />
Windgeschwindigkeitsdrucks q k<br />
in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe h ges<br />
sowie der geografischen Lage und einem<br />
aerodynamischen Formbeiwert c p<br />
:<br />
(2.12)<br />
Der c p<br />
-Wert ist von der Geometrie des betrachteten<br />
Bauteils und der Position der<br />
nachzuweisenden Wand in der Gebäudehülle<br />
abhängig, da die Windwirkung auf<br />
Außenwände an verschiedenen Stellen<br />
eines Gebäudes eine unterschiedliche Intensität<br />
aufweist.<br />
Für die Berechnung der Windeinwirkung auf<br />
die aussteifenden Mauerwerkswandschei<br />
Zwischenwerte können interpoliert werden.<br />
ben können vereinfacht die in Tafel 15<br />
angegebenen c p<br />
-Werte angenommen werden,<br />
welche bereits die Summe von Windsog<br />
und Winddruck berücksichtigen.<br />
2.4 Tragwiderstand von<br />
Mauerwerkswänden<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert des Tragwiderstandes<br />
R d<br />
ergibt sich nach DIN 1053-100<br />
unter Verwendung von charakteristischen<br />
Werten der Festigkeiten dividiert durch den<br />
Teilsicherheitsbeiwert g M<br />
für das Material.<br />
Allgemein bezeichnet R d<br />
den <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der aufnehmbaren Schnittgröße<br />
(2.13)<br />
Die anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwerte<br />
zur Berechnung des <strong>Bemessung</strong>swertes<br />
des Tragwiderstandes sind in Tafel 16<br />
in Abhängigkeit von der jeweiligen <strong>Bemessung</strong>ssituation<br />
aufgeführt. Der Faktor k 0<br />
in Tafel 16 berücksichtigt unter anderem<br />
den Einfluss von Fehlstellen bzw. Steinen<br />
geringerer Festigkeit, die für den Nachweis<br />
gemauerter Pfeiler (wegen des fehlenden<br />
Lastumlagerungspotentials) eine größere<br />
Auswirkung haben als bei der <strong>Bemessung</strong><br />
von Wandquerschnitten.<br />
134
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Tafel 14: Charakteristischer Geschwindigkeitsdruck q k<br />
in Abhängigkeit von Lage und Höhe des Gebäudes<br />
4<br />
3<br />
Windzone Geschwindigkeitsdruck q k<br />
[kN/m 2 ]<br />
bei einer Gebäudehöhe h ges<br />
in den Grenzen von<br />
h ges<br />
10 m<br />
10 m < h ges<br />
18 m 18 m < h ges<br />
25 m<br />
2<br />
1 Binnenland 0,50 0,65 0,75<br />
2 Binnenland 0,65 0,80 0,90<br />
1<br />
2<br />
Windzone 4<br />
Windzone 3<br />
Windzone 2<br />
Windzone 1<br />
Küste 1) und Inseln<br />
der Ostsee<br />
0,85 1,00 1,10<br />
3 Binnenland 0,80 0,95 1,10<br />
Küste 1) und Inseln<br />
der Ostsee<br />
1,05 1,20 1,30<br />
4 Binnenland 0,95 1,15 1,30<br />
1)<br />
Zur Küste gehört ein 5 km breiter Streifen,<br />
der entlang der Küste verläuft und landwärts<br />
gerichtet ist.<br />
Küste 1) der Nord- und Ostsee<br />
und Inseln der Ostsee<br />
1,25 1,40 1,55<br />
Inseln der Nordsee 1,40 – –<br />
Tafel 15: Aerodynamischer Formbeiwert c p<br />
für Aussteifungsscheiben<br />
h ges<br />
/b<br />
c p<br />
5 1,3<br />
1 1,3<br />
0,25 1,0<br />
Wird Mauerwerk senkrecht zu den Lagerfugen<br />
durch Druckspannungen beansprucht,<br />
entstehen im Stein Querzugspannungen,<br />
welche bei Erreichen der Grenzlast zum<br />
Mauerwerksversagen führen. Diese Querzugspannungen<br />
resultieren aus dem unh<br />
ges<br />
= Gebäudehöhe über OK Fundament<br />
b = Wandabmessung parallel zum Wind<br />
Der charakteristische Wert einer Baustofffestigkeit<br />
ergibt sich in Abhängigkeit vom<br />
zu führenden Nachweis. Der <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der Druckfestigkeit f d<br />
nach DIN 1053-<br />
100 bestimmt sich zu:<br />
Tafel 16: Teilsicherheitsbeiwert im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
M<br />
Teilsicherheitsbeiwert γ M<br />
normale Einwirkungen außergewöhnliche<br />
Einwirkungen<br />
Mauerwerk 1,5 ∙ k 0<br />
1,3 ∙ k 0<br />
Verbund-, Zug- und Druckwiderstand<br />
2,5 2,5<br />
von Wandankern und Bändern<br />
k 0<br />
Faktor zur Berücksichtigung von kurzen Wänden<br />
k 0<br />
= 1,0 für Wände<br />
k 0<br />
= 1,0 für „kurze Wände“ (400 cm² A < 1000 cm²), die aus einem oder mehreren ungetrennten<br />
Steinen oder aus getrennten Steinen mit einem Lochanteil von weniger als 35 % bestehen<br />
und nicht durch Schlitze oder Aussparrungen getrennt sind<br />
k 0<br />
= 1,25 für alle anderen „kurze Wände“ (400 cm² A < 1000 cm²)<br />
(2.14)<br />
Der Beiwert η berücksichtigt festigkeitsmindernde<br />
Langzeiteinflüsse auf das Mauerwerk<br />
und wird im Allgemeinen zu 0,85<br />
gesetzt. Für den Nachweis außergewöhnlicher<br />
Einwirkungen gilt η = 1,0.<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert der Schubfestigkeit<br />
f vd<br />
wird nach DIN 1053-100 folgendermaßen<br />
ermittelt:<br />
(2.15)<br />
Der charakteristische Wert der Schubfestigkeit<br />
f vk<br />
ist abhängig von der Beanspruchungsart<br />
(Platten- oder Scheibenbeanspruchung).<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert der zentrischen Zugfestigkeit<br />
f xd<br />
parallel zur Lagerfuge nach<br />
DIN 1053-100 lautet:<br />
(2.16)<br />
Mit Gleichung (2.16) ergibt sich der <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der Zugkraft n Rd<br />
pro lfm<br />
zu:<br />
(2.17)<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert der Biegezugfestigkeit<br />
parallel zur Lagerfuge darf gemäß<br />
DIN 1053-100 vereinfachend mit der zentrischen<br />
Zugfestigkeit angesetzt werden.<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert des zugehörigen<br />
Biegemomentes m Rd<br />
parallel zur Lagerfuge<br />
pro lfm nach DIN 1053-100 lautet:<br />
(2.18)<br />
Die rechnerische Berücksichtigung einer<br />
Zugfestigkeit bzw. Biegezugfestigkeit senkrecht<br />
zur Lagerfuge ist nach DIN 1053-100<br />
generell nicht zulässig.<br />
3. FESTIGKEITS- UND<br />
VERFORMUNGSEIGENSCHAFTEN<br />
3.1 Druckfestigkeit<br />
Die Druckfestigkeit von Mauerwerk ist von<br />
zentraler Bedeutung für die Charakterisierung<br />
der Materialeigenschaften sowie der<br />
Tragfähigkeit von gemauerten Bauteilen.<br />
Andere bemessungsrelevante Parameter,<br />
wie z.B. der E-Modul, werden in DIN 1053-<br />
100 auf die Druckfestigkeit bezogen. Die<br />
Druckfestigkeit von Mauerwerk ergibt sich<br />
allgemein aus der Festigkeit der Ausgangsstoffe<br />
Stein und Mörtel.<br />
135
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
terschiedlichen Verformungsverhalten von<br />
Stein und Mörtel. Während sich der Mörtel<br />
aufgrund seines im Allgemeinen geringeren<br />
E-Moduls und der höheren Querdehnzahl<br />
unter Druckbeanspruchung stärker<br />
quer verformen will als der Stein, wird<br />
diese Verformung durch den Stein behindert.<br />
Aus dieser Tatsache resultiert eine<br />
dreidimensionale Druckbeanspruchung im<br />
Mörtel, während der Stein auf Druck und<br />
Zug beansprucht wird.<br />
Die Dicke der Mörtelfuge hat einen signifikanten<br />
Einfluss auf die erzielbare Mauerwerksdruckfestigkeit.<br />
Daher ist gemäß<br />
DIN 1053-100 bei gleicher Steindruckfestigkeitsklasse<br />
die charakteristische<br />
Druckfestigkeit von Mauerwerk mit Dünnbettmörtel<br />
höher als die von Mauerwerk<br />
mit Normalmörtel. Die in DIN 1053-100<br />
angegebenen charakteristischen Druckfestigkeiten<br />
für Rezeptmauerwerk sind<br />
nur gültig, wenn die in DIN 1053-1 festgelegten<br />
Mörtelschichtdicken eingehalten<br />
sind.<br />
Für Rezeptmauerwerk kann der benötigte<br />
charakteristische Wert der Druckfestigkeit<br />
direkt DIN 1053-100 entnommen werden.<br />
In der Norm finden sich jedoch keine<br />
Angaben über die Druckfestigkeit von<br />
großformatigem Mauerwerk. Diese Werte<br />
sind in der jeweiligen bauaufsichtlichen Zulassung<br />
festgelegt. Im Allgemeinen verfügt<br />
großformatiges Mauerwerk jedoch über eine<br />
vergleichsweise hohe Druckfestigkeit,<br />
weshalb es sich auch für die Realisierung<br />
von mehrgeschossigen Gebäuden sehr gut<br />
eignet. In Tafel 17 sind für Mauerwerk aus<br />
<strong>Kalksandstein</strong>en (einschließlich großformatigen<br />
<strong>Kalksandstein</strong>en, KS XL) übliche<br />
Werte der charakteristischen Druckfestigkeit<br />
f k<br />
zusammengefasst.<br />
3.2 Zugfestigkeit und Biegezugfestigkeit<br />
Unter bestimmten Beanspruchungen erfährt<br />
Mauerwerk Zug- und Biegezugbeanspruchungen<br />
senkrecht und/oder parallel<br />
zur Lagerfuge. Zugspannungen parallel zur<br />
Lagerfuge treten beispielsweise bei der<br />
Berechnung von Silos oder bei Zwangsbeanspruchungen<br />
infolge Verformungsbehinderung<br />
im Mauerwerk auf. Eine Zug- und<br />
Biegezugfestigkeit von Mauerwerk senkrecht<br />
zur Lagerfuge darf bei der <strong>Bemessung</strong><br />
nach DIN 1053-100 rechnerisch nicht<br />
angesetzt werden. Die Biegezugfestigkeit<br />
parallel zu den Lagerfugen wird häufig für<br />
den Nachweis von horizontal abtragenden<br />
Kellerwänden in Rechnung gestellt. Die genannten<br />
Festigkeiten dürfen rechnerisch<br />
jedoch nur berücksichtigt werden, wenn<br />
das Mauerwerk im Verband mit einem aus-<br />
Bild 7: Zweidimensionale Darstellung des Versagensmechanismus von Mauerwerk unter Druckbeanspruchung<br />
Tafel 17: Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeiten f k<br />
[N/mm 2 ] gemäß DIN 1053-100 und Zulassungen<br />
Stein-<br />
KS-Voll-, KS-Loch-,<br />
KS-Plansteine KS XL nach abZ<br />
festig-<br />
KS-Block- und<br />
Voll-<br />
Loch-<br />
ohne mit mit durchgehendekeitsklassnne<br />
Lochung<br />
KS-Hohlblocksteine<br />
stei-<br />
stei-<br />
Nut Nut<br />
(SFK)<br />
MG II MG IIa MG III MG IIIa DM DM DM DM DM<br />
10 3,4 4,4 5,0 – 6,6 5,0 – – –<br />
12 3,7 5,0 5,6 6,0 6,9 5,6 9,4 6,9 6,9<br />
16 4,4 5,5 6,6 7,7 8,5 6,6 11,0 8,5 8,5<br />
20 5,0 6,0 7,5 9,4 10,0 7,5 12,6 10,7 10,0<br />
28 5,6 7,2 9,4 11,0 11,6 7,5 12,6 11,6 11,6<br />
Bild 8: Mögliche Versagensmechanismen von unbewehrtem Mauerwerk unter Zugbeanspruchung und zugehöriges<br />
Berechnungsmodell<br />
reichendem Überbindemaß (ü 0,4 ∙ h)<br />
gemäß DIN 1053-1 ausgeführt ist. Der<br />
Maximalwert der Zugfestigkeit parallel zur<br />
Lagerfuge wird durch zwei Versagensmechanismen<br />
begrenzt: dem Steinversagen<br />
und dem Versagen der Lagerfuge, wie<br />
Bild 8 verdeutlicht.<br />
Die Zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge<br />
wird von der vorhandenen Druckspannung<br />
σ D<br />
senkrecht zur Lagerfuge und der<br />
vorhandenen Haftscherfestigkeit f vk0<br />
des<br />
verwendeten Mörtels beeinflusst, d.h.<br />
der Maximalwert der in der Lagerfuge aufnehmbaren<br />
Schubfestigkeit f vk<br />
ergibt sich<br />
aus der Überlagerung von Reibung und<br />
Haftscherfestigkeit. Dabei kann eine Übertragung<br />
von Spannungen zwischen den Einzelsteinen<br />
nur erfolgen, wenn diese über<br />
eine ausreichende Überbindung verfügen.<br />
Die Schubfestigkeit in der Lagerfuge kann<br />
wie folgt ermittelt werden:<br />
(3.1)<br />
Darüber hinaus können Spannungen zwischen<br />
den Steinen nur übertragen werden,<br />
wenn diese nicht zuvor auf Zug versagen,<br />
weshalb die maximale Zugfestigkeit durch<br />
die Steinzugfestigkeit begrenzt ist (siehe<br />
Bild 8).<br />
136
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Aus dem dargestellten Modell ergibt sich<br />
mit ü = 0,4 · h und µ = 0,6 der charakteristische<br />
Wert der Zugfestigkeit f x2<br />
parallel zur<br />
Lagerfuge gemäß DIN 1053-100, welcher<br />
auch näherungsweise für die Berechnung<br />
der Biegezugfestigkeit verwendet wird:<br />
(3.2)<br />
σ Dd<br />
bezeichnet dabei den <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der vorhandenen Druckspannung senkrecht<br />
zur Lagerfuge in der jeweiligen <strong>Bemessung</strong>ssituation.<br />
Tafel 18 und Tafel 19<br />
enthalten die benötigten Eingangsgrößen<br />
zur Berechnung von f x2<br />
gemäß DIN 1053-<br />
100.<br />
Bei Verwendung von großformatigen <strong>Kalksandstein</strong>en<br />
(KS XL) mit reduziertem Überbindemaß<br />
(ü < 0,4 ∙ h) dürfen nach der<br />
jeweiligen Zulassung keine Zug- und Biegezugfestigkeiten<br />
angesetzt werden.<br />
3.3 Schubfestigkeit<br />
Die Schubfestigkeit f vk<br />
ist eine wichtige<br />
Einflussgröße zur Beurteilung der maximalen<br />
Querkrafttragfähigkeit von Mauerwerk,<br />
die vor allem für den Standsicherheitsnachweis<br />
von Aussteifungswänden<br />
und Kellerwänden von großer Bedeutung<br />
ist. Generell ist dabei zwischen Scheibenschub-<br />
und Plattenschubbeanspruchung<br />
zu unterscheiden.<br />
3.3.1 Scheibenschub<br />
Die Schubfestigkeit von Mauerwerk unter<br />
Scheibenbeanspruchung ergibt sich aus<br />
der maximalen Tragfähigkeit der Steine<br />
oder der Lagerfuge, wobei unterschiedliche<br />
Versagensmechanismen (Reibungsversagen,<br />
Steinzugversagen, Steindruckversagen)<br />
zu berücksichtigen sind.<br />
Tafel 18: Abgeminderte Haftscherfestigkeit f vk0<br />
[N/mm 2 ]<br />
Mörtelgruppe,<br />
Mörtelart<br />
NM II NM IIa NM III / DM MG IIIa<br />
f vk0<br />
1)<br />
0,08 0,18 0,22 0,26<br />
1)<br />
Für Mauerwerk mit unvermörtelten Stoßfugen sind die Werte f vk0<br />
zu halbieren. Als vermörtelt in<br />
diesem Sinne gilt eine Stoßfuge, bei der etwa die halbe Wanddicke oder mehr vermörtelt ist.<br />
Tafel 19: Höchstwert der Zugfestigkeit max f x2<br />
parallel zur Lagerfuge [N/mm 2 ]<br />
Steindruckfestigkeitsklasse<br />
10 12 16 20 28<br />
max f x2<br />
0,15 0,20 0,25 0,30 0,40<br />
Die Schubfestigkeit unter Scheibenbeanspruchung<br />
bestimmt sich nach dem von<br />
Mann/Müller [3] entwickelten Versagensmodell<br />
aus dem Gleichgewicht an einem<br />
aus der Wand herausgelösten (kleinen)<br />
Einzelstein. Dabei wird eine Übertragung<br />
von Schubspannungen über die Stoßfuge<br />
generell ausgeschlossen, da diese entweder<br />
unvermörtelt ausgeführt wird oder<br />
der Mörtel infolge Schwinden vom Stein<br />
abreißen kann. Aufgrund der fehlenden<br />
Spannungen an den Stoßfugen müssen zur<br />
Einhaltung des Momentengleichgewichtes<br />
am Einzelstein an der Steinober- und der<br />
Steinunterseite unterschiedlich gerichtete<br />
Normalspannungen wirken.<br />
Der Reibungsbeiwert zwischen Stein<br />
und Mörtel liegt bei µ = 0,6. Für die Bestimmung<br />
der Schubfestigkeit von Mauerwerkswänden<br />
nach Gleichung (3.3)<br />
wird grundsätzlich von einer über die<br />
überdrückte Querschnittsfläche gemittelten<br />
vorhandenen Normalspannung σ Dd<br />
ausgegangen. Zur Berücksichtigung der<br />
ungleichmäßigen Spannungsverteilung<br />
in den Lagerfugen wird in DIN 1053-100<br />
bei Scheibenbeanspruchung ersatzweise<br />
ein abgeminderter Reibungsbeiwert von<br />
µ = 0,4 und eine abgeminderte Haftscherfestigkeit<br />
f vk0<br />
angesetzt. Bei größeren<br />
Normalspannungen ist zusätzlich ein Versagen<br />
der Steine auf Zug oder auch auf<br />
Druck möglich. Letzteres wird nur in sehr<br />
seltenen Fällen maßgebend und daher im<br />
vereinfachten Berechnungsverfahren von<br />
DIN 1053-100 durch eine Begrenzung<br />
der maximalen Schubfestigkeit berücksichtigt.<br />
Bild 9: Versagensarten von Mauerwerk unter Querkraftbeanspruchung<br />
(Scheibenschub)<br />
Bild 10: Modell zur Berechnung der Schubfestigkeit unter Scheibenschubbeanspruchung nach Mann/Müller [3]<br />
137
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Die Schubfestigkeit unter Scheibenbeanspruchung<br />
gemäß DIN 1053-100, Abschnitt<br />
8.9.5.2 ergibt sich im vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren unter Verwendung<br />
von Gleichung (3.3) und (3.4) in Verbindung<br />
mit den Materialparametern gemäß<br />
Tafel 18 und Tafel 20, wobei der jeweils<br />
kleinere Wert maßgebend ist.<br />
(3.3)<br />
(3.4)<br />
Das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />
von DIN 1053-100 beinhaltet hinsichtlich<br />
der Festlegung der Schubfestigkeit<br />
im Falle des Steinzugversagens stark auf<br />
der sicheren Seite liegende Ansätze. Bei<br />
Anwendung des genaueren Berechnungsverfahrens<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt<br />
9.9.5 können bei Steinzugversagen signifikant<br />
höhere Schubfestigkeiten für den<br />
Nachweis der maximalen Querkraft ohne<br />
nennenswerten Mehraufwand ausgenutzt<br />
werden (siehe Bild 11).<br />
Die entsprechenden Gleichungen des genaueren<br />
Berechnungsverfahrens basieren<br />
ebenfalls auf dem zuvor beschriebenen<br />
Modell und ermöglichen eine wirtschaftlichere<br />
<strong>Bemessung</strong> für das Steinzugversagen<br />
(Gleichung (3.6)).<br />
(3.5)<br />
(3.6)<br />
(3.7)<br />
Mit f bk<br />
wird der charakteristische Wert<br />
der Steindruckfestigkeit (Steindruckfestigkeitsklasse)<br />
bezeichnet, während f bz<br />
die Steinzugfestigkeit gemäß Tafel 20<br />
kennzeichnet. Der jeweils kleinste Wert<br />
von Gleichung (3.5) bis (3.7) ist maßgebend.<br />
Es ist zu beachten, dass diese Beziehungen<br />
nur für das nach DIN 1053-1<br />
zulässige Überbindemaß von ü ≥ 0,4 ∙ h<br />
gültig sind. Bei reduzierten Überbindemaßen<br />
(ü < 0,4 · h) müssen die ermittelten<br />
Schubfestigkeiten abgemindert werden.<br />
Entsprechende Angaben finden sich in der<br />
jeweiligen Zulassung.<br />
Tafel 20: Höchstwert der Schubfestigkeit max f vk<br />
im vereinfachten Berechnungsverfahren und zugehörige<br />
Steinzugfestigkeit<br />
max f vk<br />
KS-Lochsteine 0,012 · f bk<br />
0,025 · f bk<br />
KS-Loch- oder KS-Vollsteine mit Grifflöchern oder<br />
Grifföffnungen<br />
f bz<br />
0,016 · f bk<br />
0,033 · f bk<br />
KS-Vollsteine ohne Grifflöcher oder Grifföffnungen 0,020 · f bk<br />
0,040 · f bk<br />
f vk<br />
f bk<br />
f bz<br />
Schubfestigkeit<br />
charakteristischer Wert der Steindruckfestigkeit (Steindruckfestigkeitsklasse)<br />
Steinzugfestigkeit<br />
3.3.2 Plattenschub<br />
Bei Plattenschubbeanspruchung ist im<br />
Allgemeinen nicht mit einem Versagen der<br />
Steine infolge Überschreitung der Steinzug-<br />
oder Steindruckfestigkeit zu rechnen,<br />
weshalb diese Versagensarten für den<br />
Nachweis unter Plattenschubbeanspruchung<br />
unberücksichtigt bleiben können.<br />
Zur Ermittlung der Schubfestigkeit findet<br />
daher lediglich das Kriterium Reibungsversagen<br />
Berücksichtigung. Des Weiteren treten<br />
bei Plattenschub ungleichmäßige Normalspannungen<br />
in der Lagerfuge nicht auf,<br />
so dass mit dem tatsächlichen Reibungs<br />
Genaueres Berechnungsverfahren<br />
Vereinfachtes Berechnungsverfahren<br />
[N/mm 2 ]<br />
Bild 11: Vergleich der Schubfestigkeit zwischen dem vereinfachten Verfahren und dem genaueren Berechnungsverfahren<br />
gemäß DIN 1053-100<br />
Tafel 21: Verformungskennwerte für <strong>Kalksandstein</strong>-Mauerwerk gemäß DIN 1053-100<br />
Material<br />
Wertebereich<br />
<strong>Kalksandstein</strong><br />
Endwert der Feuchtdehnung<br />
ε<br />
Wärmedehnungskoeffizient<br />
a<br />
2)<br />
1) Endkriechzahl<br />
∞<br />
f∞ T<br />
Elastizitätsmodul<br />
E 3)<br />
Rechenwert<br />
Wertebereich<br />
Rechenwert<br />
Wertebereich<br />
Rechenwert<br />
Wertebereich<br />
Rechenwert<br />
[mm/m] [mm/m] [–] [–] [10 -6 /K] [10 -6 /K] [MN/m²] [MN/m²]<br />
-0,2 -0,1 ÷ -0,3 1,5 1,0 ÷ 2,0 8 7 ÷ 9 950 · f k<br />
4) 800 · f k<br />
÷<br />
1300 · f k<br />
4)<br />
1)<br />
Verkürzung (Schwinden): Vorzeichen minus; Verlängerung (chem. Quellen): Vorzeichen plus<br />
2) = ε /ε ; ε Endkriechdehnung; ε = σ/E<br />
∞ k∞ el k∞ el<br />
3)<br />
E Sekantenmodul aus Gesamtdehnung bei etwa 1/3 der Mauerwerksdruckfestigkeit<br />
4)<br />
f k<br />
charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit<br />
beiwert zwischen Stein und Mörtel von µ =<br />
0,6 gerechnet werden kann. Basierend auf<br />
dieser Grundlage ermittelt sich der Maximalwert<br />
der charakteristischen Schubfestigkeit<br />
bei Plattenbeanspruchung gemäß<br />
DIN 1053-100 folgendermaßen:<br />
(3.8)<br />
Diese Schubfestigkeit gilt einheitlich für<br />
die Nachweise im vereinfachten und im<br />
genaueren Berechnungsverfahren nach<br />
DIN 1053-100.<br />
138
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
3.4 Verformungseigenschaften<br />
Zur Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit<br />
von Gebäuden aus Mauerwerk werden die<br />
zugehörigen Verformungseigenschaften<br />
benötigt. Aufgrund unterschiedlicher Last-,<br />
Feuchte-, und Temperatureigenschaften<br />
kann es bei bestimmten Wänden zu unerwünschten<br />
Rissen infolge Zwangbeanspruchung<br />
kommen, welche in der Regel<br />
für die Standsicherheit des Gebäudes als<br />
unkritisch angesehen werden können, jedoch<br />
die Gebrauchstauglichkeit und das<br />
optische Erscheinungsbild von Mauerwerk<br />
negativ beeinflussen können.<br />
Die zur Berechnung von KS-Wandkonstruktionen<br />
benötigten Eingangsgrößen<br />
gemäß DIN 1053-100 zur Berechnung<br />
von Verformungen infolge von Schwindoder<br />
Temperaturbeanspruchung oder auch<br />
Lasteinwirkung sind in Tafel 21 zusammengefasst.<br />
4. SCHNITTGRÖSSENERMITTLUNG UND<br />
AUSSTEIFUNG VON GEBÄUDEN<br />
4.1 Räumliche Steifigkeit<br />
Nach DIN 1053-100, Abschnitt 8.4 müssen<br />
alle horizontalen Einwirkungen sicher<br />
in den Baugrund weitergeleitet werden.<br />
Dabei kann auf einen rechnerischen<br />
Nachweis verzichtet werden, wenn die Geschossdecken<br />
als steife Scheiben ausgebildet<br />
sind bzw. statisch nachgewiesene,<br />
ausreichend steife Ringbalken vorliegen<br />
und wenn in Längs- und Querrichtung<br />
des Gebäudes eine offensichtlich ausreichende<br />
Anzahl von genügend langen<br />
Wänden vorhanden ist, die ohne größere<br />
Schwächungen und Versprünge bis auf die<br />
Fundamente geführt werden. Ist bei einem<br />
Bauwerk nicht von vornherein erkennbar,<br />
dass Steifigkeit und Stabilität gesichert<br />
sind, ist ein rechnerischer Nachweis der<br />
Gesamtaussteifung erforderlich.<br />
Bild 13: Günstige und ungünstige Anordnung von Wandscheiben im Grundriss (nach [12])<br />
Die räumliche Steifigkeit von Bauwerken<br />
und deren Stabilität ist hinsichtlich der<br />
Standsicherheit von besonderer Bedeutung.<br />
Dies gilt insbesondere für die Aufnahme<br />
und Weiterleitung der horizontalen<br />
Einwirkungen durch das Bauwerk. Dabei<br />
muss nicht nur die Standsicherheit der<br />
einzelnen Wände, sondern auch die Stabilität<br />
des Gesamtbauwerkes gewährleistet<br />
sein. Ist ein Bauwerk durch Fugen unterteilt,<br />
muss jeder Gebäudeabschnitt für sich<br />
ausgesteift sein.<br />
Die wesentlichen horizontalen Einwirkungen<br />
auf Mauerwerksgebäude sind:<br />
Winddruck und Windsog<br />
Erddruck<br />
Seismizität/Erdbeben (je nach geographischer<br />
Lage)<br />
Imperfektionen<br />
Hierunter versteht man eine ungewollte<br />
Abweichung vom planmäßigen Zustand,<br />
z.B. durch Lotabweichungen von<br />
vertikalen Bauteilen, Vorkrümmungen<br />
von Stabachsen, Eigenspannungen<br />
und strukturellen Imperfektionen durch<br />
Toleranzen der Querschnittsabmessungen.<br />
Ihr Einfluss darf nach DIN<br />
1053-100, Abschnitt 8.4 näherungsweise<br />
durch den Ansatz geometrischer<br />
Ersatzimperfektionen in Form einer<br />
Schiefstellung aller lotrechten Bauteile<br />
erfasst werden. Gegenüber der<br />
Sollachse ist hierfür eine Schiefstellung<br />
um den Winkel in Abhängigkeit<br />
der Gebäudehöhe anzusetzen, aus der<br />
zusätzliche Horizontallasten auf die<br />
aussteifenden Bauteile resultieren.<br />
Für die Aussteifung eines Gebäudes sind<br />
stets mindestens drei Wandscheiben,<br />
deren Wirkungslinien sich nicht in einem<br />
Punkt schneiden und die nicht alle parallel<br />
angeordnet sind, sowie eine schubsteife<br />
Deckenscheibe (oder ein statisch nachgewiesener<br />
Ringbalken) erforderlich. Lage<br />
und Richtung der Wandscheiben sollten<br />
zudem so gewählt werden, dass die Verdrehung<br />
des Gebäudes um seine vertikale<br />
Achse gering bleibt. Ferner sollten Wandscheiben<br />
derart angeordnet werden, dass<br />
Zwangbeanspruchungen der Geschossdecken<br />
vermieden werden. Bild 13 zeigt einige<br />
Beispiele für günstige und ungünstige<br />
Anordnungen von Wandscheiben. Vereinbarungsgemäß<br />
nehmen dabei Wandscheiben<br />
nur Lasten in Richtung ihrer starken<br />
Achse auf, da ihre Biegesteifigkeit bei der<br />
<strong>Bemessung</strong> um die schwache Achse vernachlässigt<br />
wird. Ferner wird angenommen,<br />
dass Stützen aufgrund ihrer geringen<br />
Biegesteifigkeit ebenfalls nicht zur Aussteifung<br />
beitragen.<br />
Bild 12: Lotabweichung für den Nachweis der Gebäudeaussteifung<br />
Werden mehrere Wandscheiben schubfest<br />
miteinander verbunden (z.B. durch<br />
Aufmauerung im Verband), so entstehen<br />
139
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
L- oder U-förmige Aussteifungselemente,<br />
die sich durch höhere Steifigkeiten auszeichnen.<br />
Der Nachweis dieser Aussteifungselemente<br />
muss nach dem genaueren<br />
Berechnungsverfahren gemäß DIN 1053-<br />
100, Abschnitt 9 erfolgen. Mit dem vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren dürfen nur<br />
rechteckförmige Mauerwerksquerschnitte<br />
bemessen werden. Zusammengesetzte<br />
torsionssteife Querschnitte aus Wänden<br />
bezeichnet man als Aussteifungskerne.<br />
Bei großer Nachgiebigkeit der aussteifenden<br />
Bauteile müssen deren Formänderungen<br />
bei der Schnittgrößenermittlung<br />
berücksichtigt werden. Für vertikale Tragglieder<br />
ist nach DIN 1053-100, Abschnitt<br />
8.4 ein Nachweis nach Theorie II. Ordnung<br />
(Knicksicherheitsnachweis) erforderlich,<br />
wenn der Schnittgrößenzuwachs infolge<br />
der Tragwerksverformungen größer ist als<br />
10 % der Schnittgrößen nach Theorie I.<br />
Ordnung. Dieser Nachweis darf entfallen,<br />
wenn die lotrechten aussteifenden Bauteile<br />
in der betrachteten Richtung die folgenden<br />
Bedingungen erfüllen:<br />
(4.1)<br />
mit<br />
h ges<br />
Gebäudehöhe ab der rechnerischen<br />
Einspannebene<br />
N k<br />
Summe aller charakteristischen Vertikallasten<br />
(g k<br />
+ q k<br />
) des Gebäudes<br />
in Höhe der rechnerischen Einspannebene<br />
(γ F<br />
= 1,0)<br />
EI<br />
n<br />
Summe der Biegesteifigkeit aller lotrechten<br />
aussteifenden Bauteile im<br />
Zustand I, nach der Elastizitätstheorie,<br />
die in der betrachteten Richtung wirken<br />
Anzahl der Geschosse ab der rechnerischen<br />
Einspannebene<br />
Bei der räumlichen Steifigkeit ist darauf zu<br />
achten, dass alle tragenden und aussteifenden<br />
Wände mit den Decken kraftschlüssig<br />
verbunden sind. Nach DIN 1053-1, die<br />
für Ausführung und Konstruktionsdetails<br />
von Mauerwerk weiterhin gilt, müssen die<br />
Wandscheiben entweder durch Reibung<br />
(Stahlbetondecken) oder Zuganker (z.B.<br />
bei Holzbalkendecken) an die Deckenscheibe<br />
angeschlossen sein.<br />
Der Einsatz von Pappen und Folien ist im<br />
Allgemeinen bei KS-Mauerwerk (am Wandkopf<br />
unter den Decken) nicht erforderlich.<br />
Ausnahmen können sein: das Deckenauflager<br />
in Eckbereichen (Aufschüsseln)<br />
und/oder unter der obersten Geschossdecke.<br />
Verformungsunterschiede sind<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt 8.5 zu berücksichtigen.<br />
Mauerwerksbauten üblicher Abmessungen<br />
besitzen im Allgemeinen eine Vielzahl von<br />
aussteifenden Wandscheiben. Bei einer<br />
kraftschlüssigen Verbindung der Wände<br />
mit einer schubsteifen Deckenscheibe<br />
bildet sich gegenüber einer horizontalen<br />
Einwirkung ein formstabiles System. Ist<br />
die Scheibenwirkung der Geschossdecke<br />
nicht gewährleistet (z.B. bei Holzbalkendecken<br />
oder nicht verbundenen Fertigteildecken),<br />
verschieben sich die Wandscheiben<br />
infolge der horizontalen Einwirkungen. Da<br />
dann die erforderliche räumliche Steifigkeit<br />
nicht gegeben ist, müssen Ringanker bzw.<br />
-balken vorgesehen werden, die sich zum<br />
Beispiel mit ausbetonierten KS-U-Schalen<br />
herstellen lassen.<br />
4.2 Schnittgrößen in aussteifenden<br />
Bauteilen infolge horizontaler<br />
Einwirkungen<br />
Erfolgt die Gebäudeaussteifung durch<br />
Wandscheiben, L- oder U-Querschnitte<br />
und/oder Kerne, werden für die Schnittgrößenermittlung<br />
generell folgende idealisierenden<br />
Annahmen getroffen:<br />
Die Decken werden in Horizontalrichtung<br />
als starre Scheiben aufgefasst<br />
und übertragen die horizontalen Lasten<br />
ohne wesentliche Formänderung<br />
auf die lotrechten aussteifenden Bauteile.<br />
Verformungen der Wandscheiben infolge<br />
Querkraftbeanspruchung können in<br />
der Regel unberücksichtigt bleiben.<br />
Die auf das Gebäude einwirkenden Horizontallasten<br />
werden zunächst über die Fassade<br />
in die steifen Deckenscheiben eingeleitet<br />
und von dort auf die aussteifenden<br />
Wände abgetragen, welche die Lastweiterleitung<br />
in die Fundamente sicherstellen<br />
müssen (siehe Bild 15). Experimentelle<br />
und theoretische Forschungsergebnisse<br />
sowohl an Versuchswänden als auch mit<br />
Hilfe der Finite-Elemente-Methode weisen<br />
darauf hin, dass eine gewisse Einspannwir-<br />
Bild 14: Formstabilität durch Anordnung von Ringbalken (nach [13])<br />
140
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
kung zwischen den Decken und den Wandscheiben<br />
vorhanden ist, welche sich erheblich<br />
günstiger auf die Tragfähigkeit der aussteifenden<br />
Wandscheiben auswirken kann.<br />
In der Praxis werden dagegen stark vereinfachende<br />
Annahmen getroffen (siehe<br />
Bild 16), die zwar sehr auf der sicheren<br />
Seite liegen können, den Rechenaufwand<br />
allerdings erheblich reduzieren:<br />
gelenkige Kopplung der Deckenscheiben<br />
an die aussteifenden Bauteile<br />
Modellierung der Wandscheiben als im<br />
Fundament eingespannte Kragarme<br />
Bild 15: Lastabtrag von Horizontallasten<br />
Stützen und Wände quer zur Beanspruchungsrichtung<br />
wirken wegen ihrer im<br />
Vergleich zu den Wandscheiben geringen<br />
Biegesteifigkeit bei der Aussteifung<br />
nicht mit.<br />
Die Torsionssteifigkeit der einzelnen<br />
Wandscheiben und die Biegesteifigkeit<br />
um die schwache Achse der Wandscheiben<br />
werden vernachlässigt.<br />
Bei der Aufteilung der Horizontallasten<br />
auf die Wandscheiben unterscheidet<br />
man hinsichtlich der Anzahl der anzusetzenden<br />
Wandscheiben zwischen statisch<br />
bestimmten und statisch unbestimmten<br />
Systemen.<br />
Bild 16: Vereinfachte Modellierung der Wandscheibe als Kragarm<br />
4.2.1 Statisch bestimmte<br />
Aussteifungssysteme<br />
Bei statisch bestimmten Aussteifungssystemen<br />
mit 3 Wandscheiben und einer<br />
Deckenscheibe kann die Aufteilung der<br />
Kräfte allein über die Gleichgewichtsbedingungen<br />
erfolgen:<br />
(4.2)<br />
(4.3)<br />
(4.4)<br />
Bild 17 verdeutlicht das Vorgehen an<br />
einem einfachen Beispiel.<br />
Bild 17: Lastaufteilung bei statisch bestimmten Aussteifungssystemen<br />
4.2.2 Statisch unbestimmte<br />
Aussteifungssysteme<br />
Wenn mehr als drei Wandscheiben vorhanden<br />
sind, müssen wegen der statischen<br />
Unbestimmtheit zusätzlich die Verträglichkeitsbedingungen<br />
berücksichtigt werden,<br />
um die Lastverteilung auf die einzelnen<br />
Scheiben bestimmen zu können. Bei im<br />
Grundriss symmetrisch angeordneten<br />
Aussteifungselementen gleicher Biegesteifigkeit<br />
treten bei gleichzeitig symmet<br />
rischer Belastung nur Verschiebungen des<br />
Systems in der jeweils betrachteten Richtung<br />
auf (Translation). Die resultierende<br />
Beanspruchung infolge Translation wird<br />
dann entsprechend der Biegesteifigkeit<br />
der Einzelelemente verteilt.<br />
In vielen Fällen ist es ausreichend, die<br />
gesamten Horizontalkräfte unter Berücksichtigung<br />
der Gleichgewichtsbedingungen<br />
den Bauteilen mit großer Steifigkeit zuzuweisen.<br />
Falls erforderlich, dürfen nach DIN 1053-<br />
100, Abschnitt 8.4 bis zu 15 % des jeweils<br />
ermittelten horizontalen Kraftanteiles einer<br />
Wand auf andere Wände umverteilt<br />
werden, wodurch der Steifigkeitsverlust<br />
infolge von Rissbildung berücksichtigt<br />
wird.<br />
141
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
4.3 Schnittgrößen infolge vertikaler<br />
Lasten auf tragende Bauteile<br />
Generell sind die Schnittgrößen für die<br />
maßgebenden Lastfälle, die während des<br />
Errichtens und der Nutzung auftreten, unter<br />
Berücksichtigung der Teilsicherheitsund<br />
Kombinationsbeiwerte sowie der<br />
ungünstigsten Anordnung der Nutzlasten<br />
zu berechnen. Die Bestimmung der auf<br />
die Wand wirkenden Normalkräfte und<br />
Biegemomente infolge Eigenlasten und<br />
Nutzlasten und erfolgt dabei auf der Grundlage<br />
der technischen Biegelehre, wobei<br />
DIN 1053-100 im vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
starke Vereinfachungen<br />
bei der Schnittgrößenermittlung zulässt,<br />
wenn gewisse Randbedingungen eingehalten<br />
werden. Der wesentliche Vorteil<br />
des vereinfachten Berechnungsverfahrens<br />
besteht darin, dass die Einspannung der<br />
Decken in die Wände und die daraus resultierenden<br />
Knotenmomente nicht explizit<br />
berechnet werden müssen. Bei Anwendung<br />
des genaueren Berechnungsverfahrens<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt 9 ist demgegenüber<br />
eine aufwendige wirklichkeitsnähere<br />
Bestimmung der einwirkenden<br />
Schnittgrößen erforderlich, um die höheren<br />
Querschnittstragfähigkeiten ausnutzen zu<br />
können. Gewisse Vereinfachungen sind<br />
auch im genaueren Berechnungsverfahren<br />
bei bestimmten Randbedingungen zulässig<br />
(z.B. die so genannte 5-%-Regel).<br />
1 2 3 4 5<br />
Auflager Lage im System Berücksichtigung der Durchlaufwirkung<br />
1 und 5 Außenwand NEIN<br />
2 und 4 Erste Innenwand JA<br />
3 Innenwand JA, wenn l 2<br />
< 0,7 · l 3<br />
Bild 18: Ermittlung der Deckenauflagerkräfte bei einachsig gespannten Decken nach DIN 1053-100, Abschnitt<br />
8.2.1<br />
Bei der Ermittlung der Stützkräfte, die<br />
von einachsig gespannten Platten- und<br />
Rippendecken sowie von Balken und Plattenbalken<br />
auf das Mauerwerk übertragen<br />
werden, ist die Durchlaufwirkung bei der<br />
ersten Innenstütze stets und bei den übrigen<br />
Innenstützen dann zu berücksichtigen,<br />
wenn das Verhältnis benachbarter<br />
Stützweiten kleiner als 0,7 ist. Alle übrigen<br />
Stützkräfte dürfen ohne Berücksichtigung<br />
einer Durchlaufwirkung unter der Annahme<br />
berechnet werden, dass die Tragstrukturen<br />
über allen Innenstützen gelenkig verbunden<br />
sind.<br />
Tragende Wände unter einachsig gespannten<br />
Decken, die parallel zur Deckenspannrichtung<br />
verlaufen, sind mit einem<br />
Deckenstreifen angemessener Breite zu<br />
belasten, um einen möglichen Lastabtrag<br />
in Querrichtung zu berücksichtigen (siehe<br />
Bild 19).<br />
Die Auflagerkräfte aus zweiachsig gespannten<br />
Decken sind der Deckenberechnung<br />
zu entnehmen, oder können überschlägig<br />
aus den Einflussflächen nach<br />
Bild 20 ermittelt werden. Zweiachsig ge<br />
Bild 19: Lastermittlung für eine Wand, die parallel zu<br />
einachsig gespannten Decken verläuft – a) Grundriss<br />
mit Einflussflächen, b) Breite des Ersatzstreifens für<br />
die Wandbelastung<br />
spannte Decken tragen den Hauptteil ihre<br />
Belastung über die kurze Spannweite ab.<br />
4.4 Aussteifung tragender Wände<br />
Bei schlanken Mauerwerkswänden kann<br />
neben dem Überschreiten der Querschnittstragfähigkeit<br />
ein Spannungsversagen<br />
nach Theorie II. Ordnung (Knicken) für die<br />
<strong>Bemessung</strong> maßgebend sein. Die bezogene<br />
Wandschlankheit (Knicklänge h k<br />
/ Wanddicke<br />
d) einer Mauerwerkswand ist ein<br />
Maß für ihre Knickgefahr und neben der<br />
Geschosshöhe auch davon abhängig, ob<br />
und wie die Wand an ihren Rändern durch<br />
Deckenscheiben und/oder Querwände gehalten<br />
ist. Je nach Anzahl der rechtwinklig<br />
zur Wandebene unverschieblich gehaltenen<br />
Ränder unterscheidet man zwischen<br />
zwei-, drei-, und vierseitig gehaltenen sowie<br />
frei stehenden Wänden.<br />
Bild 20: Lastermittlung für Wände bei zweiachsig<br />
gespannten Decken – a) Grundriss mit Einflussflächen,<br />
b) Belastung der Wand in Achse A<br />
<strong>Kalksandstein</strong>-Wände werden im Regelfall<br />
zweiseitig gehalten bemessen.<br />
Nur bei sehr ungünstigen Lastfällen<br />
ist ggf. der Ansatz weiterer (seitlicher)<br />
Halterungen erforderlich.<br />
Überschreiten die Abstände der aussteifenden<br />
Querwände ein gewisses Maß, so<br />
geht ihre aussteifende Wirkung verloren.<br />
Daher ist eine Begrenzung dieser Abstände<br />
zur Sicherstellung einer zweiachsigen<br />
Tragwirkung erforderlich (siehe Bild 21):<br />
b‘ 15 · d bei dreiseitig gehaltenen<br />
Wänden<br />
b 30 · d bei vierseitig gehaltenen<br />
Wänden<br />
142
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
beidseitig angeordnete Querwand einseitig angeordnete Querwand<br />
Bild 21: Einfluss der Wandbreite auf die Halterung<br />
Die aussteifenden Wände müssen darüber<br />
hinaus folgende Anforderungen erfüllen:<br />
Wandlänge l w<br />
1/5 · h s<br />
(h s<br />
= lichte<br />
Geschosshöhe)<br />
Mindestdicke der aussteifenden Wände<br />
1/3 der Dicke der auszusteifenden<br />
Wand, mindestens aber 11,5 cm<br />
Im Bereich von Tür- und Fensteröffnungen<br />
gelten für die Länge der aussteifenden<br />
Wände die Bedingungen<br />
nach Bild 22 c, d<br />
Sollen Wände durch Querwände ausgesteift<br />
werden, so darf nach DIN 1053-<br />
100, Abschnitt 8.7.1 eine unverschiebliche<br />
Halterung nur dann angenommen<br />
werden, wenn:<br />
die Wände aus Baustoffen gleichen<br />
Verformungsverhaltens bestehen und<br />
gleichzeitig im Verband hochgeführt<br />
werden oder<br />
die zug- und druckfeste Verbindung<br />
durch andere Maßnahmen gesichert<br />
ist. Unter diesen anderen Maßnahmen<br />
ist z.B. der Wandanschluss in Stumpfstoßtechnik<br />
zu verstehen.<br />
Querwand mit einer Öffnung<br />
Bild 22: Bedingungen für aussteifende Wände<br />
Querwand mit zwei Öffnungen<br />
Stumpf gestoßene Wände sind als zweiseitig<br />
gehalten zu bemessen. Falls in<br />
Ausnahmefällen die auszusteifende Wand<br />
Bild 23: KS-Stumpfstoßtechnik, Regelausführung bei Annahme einer drei- oder vierseitigen Halterung der<br />
tragenden Wand (Schichthöhe 25 cm)<br />
143
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
drei- oder vierseitig gehalten bemessen<br />
werden soll, ist die in Bild 23 angegebene<br />
Regelausführung zu beachten. Ein genauer<br />
Nachweis ist möglich [14]. KS XL-Mauerwerk<br />
ist jedoch grundsätzlich als zweiseitig<br />
gehalten zu bemessen. Dies stellt aufgrund<br />
der höheren Druckfestigkeiten von<br />
KS XL kein Problem dar. Beim Bauen in<br />
erdbebengefährdeten Gebieten ist örtlich<br />
zu klären, ob ein Stumpfstoß ohne rechnerischen<br />
Nachweis zulässig ist.<br />
Grundsätzlich können alle Wandanschlüsse<br />
stumpf gestoßen werden. Es wird jedoch<br />
empfohlen, die Außenecken von<br />
Kelleraußenwänden – auch unter Annahme<br />
zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven<br />
Gründen immer miteinander zu verzahnen.<br />
Alle übrigen Wandanschlüsse (auch Außenecken<br />
von Wänden ohne Erddruck) können<br />
stumpf gestoßen werden.<br />
5. BEMESSUNG NACH DEM VEREINFACH-<br />
TEN BERECHNUNGSVERFAHREN<br />
5.1 Allgemeines und<br />
Anwendungsgrenzen<br />
Grundlage jeder Tragwerksbemessung ist<br />
es, die Einwirkungen, die auf ein Bauwerk<br />
und seine Bauteile wirken, wirklichkeitsnah<br />
zu erfassen und deren sicheren Abtrag in<br />
den Baugrund nachzuweisen. Dabei ist<br />
je nach Beanspruchungsart der Wände<br />
zwischen Platten- und Scheibenbeanspruchung<br />
zu unterscheiden. Einwirkungen in<br />
Richtung der Wandebene erzeugen eine<br />
Scheibenbeanspruchung, wohingegen Einwirkungen<br />
quer zur Mittelfläche zu einer<br />
Plattenbeanspruchung führen.<br />
Für die <strong>Bemessung</strong> von Mauerwerkswänden<br />
stehen innerhalb von DIN 1053-100<br />
zwei Berechnungsverfahren zur Verfügung:<br />
das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt 8<br />
das genauere Berechnungsverfahren<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt 9<br />
Die Grundlagen beider Berechnungsverfahren<br />
sind identisch. Die gleichzeitige<br />
Verwendung beider Berechnungsverfahren<br />
in einem Bauteil ist zulässig. Zum Beispiel<br />
kann der Nachweis für eine zentrische<br />
Druckbeanspruchung einer Wand nach<br />
dem vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
erfolgen, während der Nachweis der<br />
Querkrafttragfähigkeit derselben Wand unter<br />
Zuhilfenahme des genaueren Berechnungsverfahrens<br />
durchgeführt wird.<br />
Bild 24: Beanspruchung von Mauerwerkswänden<br />
Das genauere Berechnungsverfahren nach<br />
DIN 1053-100, Abschnitt 9 hat gegenüber<br />
dem vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
zwei wesentliche Vorteile. Zum einen kann<br />
es auch angewendet werden, wenn die<br />
Randbedingungen zur Anwendung des vereinfachten<br />
Berechnungsverfahrens nicht<br />
eingehalten sind, zum anderen können<br />
teilweise erheblich höhere rechnerische<br />
Tragfähigkeiten bei Biegebeanspruchung<br />
(hier insbesondere bei schlanken Wänden,<br />
z.B. [15]) und Querkraftbeanspruchung<br />
[16] erzielt werden. Demgegenüber<br />
steht allerdings eine ggf. recht aufwändige<br />
Schnittgrößenermittlung, da sowohl die Berechnung<br />
der Knotenmomente als auch die<br />
rechnerische Berücksichtigung von Windlasten<br />
erforderlich ist. Allerdings dürfen<br />
Momente aus Windlasten rechtwinklig zur<br />
Wandebene im Regelfall bis zu einer Höhe<br />
von 20 m über Gelände vernachlässigt<br />
werden, wenn die Wanddicke 24 cm und<br />
die lichte Geschosshöhe 3,0 m sind. In<br />
Wandebene sind die Windlasten jedoch<br />
stets zu berücksichtigen.<br />
Das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt 8 ermöglicht<br />
den statischen Nachweis eines Großteils<br />
aller im Mauerwerksbau auftretenden<br />
Problemstellungen innerhalb kürzester Zeit<br />
und ohne großen Aufwand. Wesentlicher<br />
Vorteil des vereinfachten Berechnungsverfahrens<br />
ist, dass die auf die Wand einwirkenden<br />
Biegebeanspruchungen aus<br />
Lastexzentrizität und Windeinwirkungen in<br />
stark vereinfachter Form bei der <strong>Bemessung</strong><br />
Berücksichtigung finden, so dass auf<br />
die Ermittlung dieser Einwirkungen verzichtet<br />
werden kann.<br />
Bei der <strong>Bemessung</strong> nach dem vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren werden folgende<br />
Vereinfachungen getroffen:<br />
Die Einspannung zwischen Wand und<br />
Decke wird nicht gesondert ermittelt;<br />
die hieraus entstehenden Momente<br />
und Lastexzentrizitäten werden pauschal<br />
über Abminderungsfaktoren der<br />
zulässigen Traglast und den Sicherheitsbeiwert<br />
erfasst.<br />
Für die Bestimmung der Tragfähigkeit<br />
unter zentrischer oder exzentrischer<br />
Normalkraftbeanspruchung wird zunächst<br />
von der Querschnittstragfähigkeit<br />
(h k<br />
/d = 0) ausgegangen. Die<br />
Traglastabminderungen infolge des<br />
Einflusses der Verformung (Theorie II.<br />
Ordnung) werden näherungsweise über<br />
eine Abminderung der Querschnittstragfähigkeit<br />
berücksichtigt.<br />
Unplanmäßige Lastexzentrizitäten<br />
(Imperfektionen) sowie Windlasten<br />
auf Außenwände brauchen nicht betrachtet<br />
werden, da die entstehenden<br />
Zusatzbeanspruchungen bereits über<br />
das Berechnungsmodell und den Sicherheitsbeiwert<br />
abgedeckt sind. Bei<br />
größeren planmäßigen Lastexzentrizitäten<br />
muss der Tragfähigkeitsnachweis<br />
unbedingt mit dem genaueren Berechnungsverfahren<br />
geführt werden.<br />
144
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Aufgrund der genannten Vereinfachungen<br />
ist die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens<br />
nur unter bestimmten<br />
Randbedingungen zulässig. Ist eine<br />
dieser Bedingungen nicht erfüllt, so ist<br />
eine genauere Berechnung nach DIN<br />
1053-100, Abschnitt 9 zwingend erforderlich.<br />
Die zur Anwendung des vereinfachten<br />
Berechnungsverfahrens notwendigen<br />
Randbedingungen lauten:<br />
Die Nutzlast auf den Decken darf höchstens<br />
q k<br />
= 5,0 kN/m² betragen.<br />
Diese Begrenzung erfolgt, um zu große<br />
Lastexzentrizitäten mit entsprechend<br />
hoher Kantenpressung bei feldweise<br />
wechselnden Laststellungen zu vermeiden.<br />
Die Deckenstützweite darf höchstens<br />
l = 6,0 m betragen.<br />
Bei größeren Stützweiten treten infolge<br />
der Einspannungen der Decken in den<br />
Wänden erhöhte Kantenpressungen<br />
gegenüber einer zentrischen Belastung<br />
auf, die über die im vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren beinhalteten<br />
Traglastminderungen nicht mehr abgedeckt<br />
sind. Bei zweiachsig gespannten<br />
Decken darf für die Länge l die kürzere<br />
der beiden Stützweiten angesetzt werden.<br />
Begrenzung der maximalen Geschosshöhe.<br />
Diese Bedingung begrenzt mögliche Zusatzmomente<br />
aus Windeinwirkungen<br />
und infolge der Theorie II. Ordnung.<br />
Tafel 22: Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN 1053-100,<br />
Abschnitt 8<br />
Bauteil<br />
Innenwände<br />
einschalige<br />
Außenwände<br />
Tragschale<br />
zweischaliger<br />
Außenwände und<br />
zweischalige<br />
Haustrennwände<br />
Wanddicke<br />
d<br />
[cm]<br />
11,5<br />
< 24<br />
24<br />
lichte Geschosshöhe<br />
h s<br />
[m]<br />
2,75<br />
keine<br />
Einschränkung<br />
Nutzlast<br />
der Decke 3)<br />
q k<br />
[kN/m 2 ]<br />
5,0<br />
Gebäudehöhe<br />
/<br />
Geschosszahl<br />
1)<br />
20 m 1)<br />
11,5<br />
2)<br />
< 17,5 4) 2,75<br />
17,5 4)<br />
< 24 20 m 1)<br />
24<br />
12 · d<br />
11,5<br />
< 17,5 4) 2,75<br />
3,0<br />
inkl. Trennwandzuschlag<br />
aussteifende<br />
Querwände<br />
Abstand e q<br />
[m]<br />
keine<br />
Einschränkung<br />
e q<br />
4,5<br />
Randabstand<br />
von einer<br />
Öffnung<br />
e 2,0<br />
2 Vollgeschosse<br />
+ ausgebautes<br />
Dachgeschoss<br />
17,5 4)<br />
< 24 5,0 20 m 1) keine<br />
Einschränkung<br />
24 12 · d<br />
1)<br />
Bei geneigten Dächern Mittel zwischen First- und Traufhöhe.<br />
2)<br />
Nur für eingeschossige Garagen und vergleichbare Bauwerke, die nicht dem dauernden Aufenthalt von<br />
Menschen dienen.<br />
3)<br />
Deckenstützweite l 6,0 m, sofern nicht die Biegemomente aus Deckendrehwinkel durch konstruktive<br />
Maßnahmen begrenzt werden.<br />
4)<br />
15 cm entsprechend [17] und allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen für Mauerwerk aus großformatigen<br />
<strong>Kalksandstein</strong>en (KS XL)<br />
Die Gebäudehöhe über Gelände darf<br />
höchstens 20 m betragen. Bei geneigten<br />
Dächern gilt als Gebäudehöhe<br />
das Mittel von First- und Traufhöhe.<br />
Bei Gebäudehöhen 20 m darf die<br />
senkrecht zur Wandebene wirkende<br />
Windlast bei der <strong>Bemessung</strong> der Außenwände<br />
vernachlässigt werden.<br />
Festlegung der Mindestwanddicke<br />
nach Tafel 22 in Abhängigkeit von der<br />
Wandart, der Geschosshöhe sowie der<br />
Verkehrslast.<br />
Durch diese Forderung werden die Auswirkungen<br />
nicht berücksichtigter Biegemomente<br />
aus Wind, Lastexzentrizität<br />
und Theorie II. Ordnung begrenzt.<br />
Bild 25: Vorraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN 1053-100,<br />
Abschnitt 8 ‐ a) Innenwände, b) Tragschale von zweischaligen Außenwänden, c) einschalige Außenwände, d)<br />
zweischalige Haustrennwände<br />
Bild 25: Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN 1053-100, Abschnitt 8<br />
145
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
5.2 Knicklänge von Mauerwerkswänden<br />
Für den Knicksicherheitsnachweis von<br />
Druckstäben ist es im Allgemeinen üblich,<br />
die Lagerungsbedingungen an den<br />
Stabenden über die Knicklänge h k<br />
zu erfassen<br />
und damit das Knickproblem auf<br />
den so genannten Eulerfall II des gelenkig<br />
gelagerten Ersatzstabes zurückzuführen.<br />
Dieses Prinzip lässt sich auch auf mehrseitig<br />
gehaltene Wände übertragen. Da<br />
im Mauerwerksbau das Ausknicken der<br />
Wände im Allgemeinen nur zwischen den<br />
Geschossdecken erfolgen kann, genügt es,<br />
dem Knicksicherheitsnachweis die lichte<br />
Geschosshöhe h s<br />
zwischen den Decken<br />
zugrunde zu legen.<br />
Bei zweiseitig gehaltenen Wänden beträgt<br />
die Knicklänge im Regelfall:<br />
Tafel 23: Knicklängenbeiwert für zweiseitig gehaltene Mauerwerkswände im vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren<br />
Wanddicke d<br />
[cm]<br />
β<br />
[–]<br />
Mindestauflagertiefe a<br />
[cm]<br />
d 17,5 0,75 d<br />
17,5 < d 25 0,90 d<br />
d > 25 1,00 17,5<br />
in den entsprechenden bauaufsichtlichen<br />
Zulassungen.<br />
Für dreiseitig gehaltene Wände gilt:<br />
(5.1)<br />
Ist die Wand in flächig aufgelagerte Massivdecken<br />
eingespannt, so kann bei Anwendung<br />
des vereinfachten Berechnungsverfahrens<br />
die Einspannwirkung der Decke in<br />
Abhängigkeit von der Auflagertiefe und der<br />
Wanddicke nach Tafel 23 durch die Abminderung<br />
der Knicklänge erfasst werden:<br />
(5.2)<br />
Als flächig aufgelagerte Massivdecken in<br />
diesem Sinn gelten auch Stahlbetonbalken-<br />
und Rippendecken nach DIN 1045-1<br />
mit Zwischenbauteilen, bei denen die Auflagerung<br />
durch Randbalken erfolgt (siehe<br />
Bild 26).<br />
Die Berechnung der Knicklänge von dreiund<br />
vierseitig gehaltenen Wänden kann mit<br />
Hilfe der Gleichungen (5.3) und (5.4) er<br />
Bild 27: Abstände der aussteifenden Wände bei dreiund<br />
vierseitig gehaltenen Wänden<br />
folgen. In Tafel 24 sind diese Gleichungen<br />
für verschiedene lichte Geschosshöhen<br />
ausgewertet. Überschreitet der Abstand<br />
der aussteifenden Wände den zulässigen<br />
Grenzwert (b bzw. b‘), muss die Wand als<br />
rechnerisch zweiseitig gehalten nachgewiesen<br />
werden. Für großformatige <strong>Kalksandstein</strong>e<br />
mit reduzierten Überbindemaßen<br />
(ü < 0,4 ∙ h) sollte auf den Ansatz<br />
einer mehrseitigen Halterung verzichtet<br />
werden. Die von DIN 1053-100 abweichenden<br />
Regelungen zur Berechnung der<br />
Knicklänge in solchen Fällen finden sich<br />
Für vierseitig gehaltene Wände gilt:<br />
(5.3)<br />
(5.4)<br />
b, b‘ Abstand des freien Randes von der<br />
Mitte der aussteifenden Wand bzw.<br />
Mittenabstand der aussteifenden<br />
Wand nach Bild 27<br />
β Abminderungsfaktor der Knicklänge<br />
wie bei zweiseitig gehaltenen Wänden<br />
Bild 26: Einspannwirkung von Geschossdecken und deren Auswirkung auf die Knicklänge<br />
146
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Tafel 24: Knicklängen h k<br />
für dreiseitig und vierseitig gehaltene Wände mit flächig aufgelagerten Massivdecken (a ≥ d bzw. a ≥ 17,5 cm) in Abhängigkeit vom Abstand b<br />
der aussteifenden Wände bzw. vom Randabstand b‘ und der Dicke d der auszusteifenden Wand<br />
Lichte Geschosshöhe h s<br />
= 2,25 m<br />
Dreiseitig gehaltene Wand<br />
Vierseitig gehaltene Wand<br />
Wanddicke [mm] b’ b<br />
Wanddicke [mm]<br />
240 175 150 115 [m] [m] 115 150 175 240<br />
0,97 0,97 0,96 0,96 0,65 2,00 1,00 1,00 1,00 1,00<br />
1,13 1,12 1,08 1,08 0,75 2,25 1,08 1,08 1,12 1,13<br />
1,27 1,24 1,17 1,17 0,85 2,50 1,16 1,16 1,22 1,24<br />
1,39 1,35 1,25 1,25 0,95 2,75 1,23 1,23 1,31 1,35<br />
1,49 1,43 1,31 1,31 1,05 3,00 1,28 1,28 1,39 1,44<br />
1,58 1,51 1,36 1,36 1,15 3,25 1,33 1,33 1,46 1,52<br />
1,65 1,57 1,40 1,40 1,25 3,45 1,36 1,36 1,51 1,58<br />
1,75 1,64 1,45 1,45 1,40 3,60 1,38 1,54 1,62<br />
1,84 1,72 1,50 1,50 1,60 3,80 1,41 1,58 1,67<br />
1,89 1,76 1,53 1,53 1,725 4,00 1,43 1,61 1,71<br />
1,92 1,78 1,54 1,80 4,25 1,46 1,65 1,76<br />
1,97 1,82 1,56 2,00 4,50 1,48 1,68 1,80<br />
2,03 1,86 1,59 2,25 4,75 1,71 1,84<br />
2,05 1,88 2,40 5,00 1,74 1,87<br />
2,06 1,89 2,50 5,25 1,76 1,90<br />
2,08 1,90 2,625 5,50<br />
1,93<br />
2,10<br />
2,80 6,00 1,97<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
2,12 3,00 6,50<br />
gehalten<br />
gehalten<br />
2,01<br />
2,16 3,60 7,20 2,05<br />
> 3,60 > 7,20<br />
Lichte Geschosshöhe h s<br />
= 2,50 m<br />
Dreiseitig gehaltene Wand<br />
Vierseitig gehaltene Wand<br />
Wanddicke [mm] b’ b<br />
Wanddicke [mm]<br />
240 175 150 115 [m] [m] 115 150 175 240<br />
0,95 0,97 0,97 0,97 0,65 2,00 1,00 1,00 1,00 1,00<br />
1,12 1,13 1,11 1,11 0,75 2,25 1,13 1,13 1,13 1,13<br />
1,27 1,27 1,22 1,22 0,85 2,50 1,20 1,20 1,24 1,25<br />
1,41 1,39 1,31 1,31 0,95 2,75 1,28 1,28 1,35 1,37<br />
1,53 1,49 1,38 1,38 1,05 3,00 1,35 1,35 1,44 1,48<br />
1,64 1,58 1,45 1,45 1,15 3,25 1,41 1,41 1,52 1,57<br />
1,73 1,65 1,50 1,50 1,25 3,45 1,45 1,45 1,58 1,64<br />
1,85 1,75 1,56 1,56 1,40 3,60 1,47 1,62 1,69<br />
1,97 1,84 1,63 1,63 1,60 3,80 1,51 1,67 1,74<br />
2,03 1,89 1,66 1,66 1,725 4,00 1,54 1,71 1,80<br />
2,06 1,92 1,67 1,80 4,25 1,57 1,76 1,86<br />
2,13 1,97 1,71 2,00 4,50 1,60 1,80 1,91<br />
2,20 2,03 1,74 2,25 4,75 1,84 1,96<br />
2,23 2,05 2,40 5,00 1,87 2,00<br />
2,25 2,06 2,50 5,25 1,90 2,04<br />
2,27 2,08 2,625 5,50<br />
2,07<br />
2,30<br />
2,80 6,00 2,13<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
2,32 3,00 6,50<br />
gehalten<br />
gehalten<br />
2,18<br />
2,37 3,60 7,20 2,23<br />
> 3,60 > 7,20<br />
Lichte Geschosshöhe h s<br />
= 2,75 m<br />
Dreiseitig gehaltene Wand<br />
Vierseitig gehaltene Wand<br />
Wanddicke [mm] b’ b<br />
Wanddicke [mm]<br />
240 175 150 115 [m] [m] 115 150 175 240<br />
0,92 0,95 0,97 0,97 0,65 2,00 1,00 1,00 1,00 1,00<br />
1,10 1,12 1,12 1,12 0,75 2,25 1,13 1,13 1,13 1,13<br />
1,27 1,27 1,25 1,25 0,85 2,50 1,25 1,25 1,25 1,25<br />
1,42 1,41 1,35 1,35 0,95 2,75 1,32 1,32 1,37 1,38<br />
1,56 1,53 1,44 1,44 1,05 3,00 1,40 1,40 1,47 1,49<br />
1,68 1,63 1,52 1,52 1,15 3,25 1,47 1,47 1,57 1,60<br />
1,79 1,72 1,58 1,58 1,25 3,45 1,52 1,52 1,63 1,68<br />
1,92 1,84 1,66 1,66 1,40 3,60 1,55 1,68 1,74<br />
2,07 1,96 1,74 1,74 1,60 3,80 1,59 1,74 1,80<br />
2,14 2,01 1,78 1,78 1,725 4,00 1,63 1,79 1,87<br />
2,18 2,05 1,80 1,80 4,25 1,67 1,85 1,94<br />
2,27 2,12 1,84 2,00 4,50 1,70 1,90 2,00<br />
2,36 2,18 1,89 2,25 4,75 1,95 2,06<br />
2,40 2,21 2,40 5,00 1,99 2,11<br />
2,42 2,23 2,50 5,25 2,02 2,16<br />
2,45 2,25 2,625 5,50<br />
2,20<br />
2,48<br />
2,80 6,00 2,27<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
2,52 3,00 6,50<br />
gehalten<br />
gehalten<br />
2,33<br />
2,58 3,60 7,20 2,40<br />
> 3,60 > 7,20<br />
Lichte Geschosshöhe h s<br />
= 2,88 m<br />
Dreiseitig gehaltene Wand<br />
Vierseitig gehaltene Wand<br />
Wanddicke [mm] b’ b<br />
Wanddicke [mm]<br />
240 175 150 115 [m] [m] 115 150 175 240<br />
0,91 0,94 0,97 0,97 0,65 2,00 1,00 1,00 1,00 1,00<br />
1,09 1,11 1,12 1,12 0,75 2,25 1,13 1,13 1,13 1,13<br />
1,27 1,27 1,26 1,26 0,85 2,50 1,25 1,25 1,25 1,25<br />
1,42 1,42 1,37 1,37 0,95 2,75 1,38 1,38 1,38 1,38<br />
1,57 1,55 1,47 1,47 1,05 3,00 1,42 1,42 1,48 1,50<br />
1,70 1,66 1,55 1,55 1,15 3,25 1,50 1,50 1,58 1,61<br />
1,81 1,75 1,62 1,62 1,25 3,45 1,55 1,55 1,66 1,70<br />
1,96 1,88 1,71 1,71 1,40 3,60 1,59 1,71 1,76<br />
2,12 2,01 1,80 1,80 1,60 3,80 1,63 1,77 1,83<br />
2,20 2,07 1,84 1,84 1,725 4,00 1,67 1,83 1,90<br />
2,24 2,11 1,86 1,80 4,25 1,72 1,89 1,97<br />
2,34 2,18 1,91 2,00 4,50 1,76 1,95 2,04<br />
2,44 2,26 1,96 2,25 4,75 2,00 2,11<br />
2,48 2,29 2,40 5,00 2,04 2,16<br />
2,51 2,32 2,50 5,25 2,08 2,21<br />
2,54 2,34 2,625 5,50<br />
2,26<br />
2,58<br />
2,80 6,00 2,34<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
rechnerisch zweiseitig<br />
2,61 3,00 6,50<br />
gehalten<br />
gehalten<br />
2,41<br />
2,69 3,60 7,20 2,48<br />
> 3,60 > 7,20<br />
147
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
5.3 Nachweis bei zentrischer und exzentrischer<br />
Druckbeanspruchung<br />
5.3.1 Grundlagen der <strong>Bemessung</strong><br />
Die Tragfähigkeit von Wänden und Pfeilern<br />
bei zentrischer und exzentrischer<br />
(vertikaler) Druckbeanspruchung gilt nach<br />
DIN 1053-100, Abschnitt 8.9.1 als nachgewiesen,<br />
wenn die einwirkende <strong>Bemessung</strong>snormalkraft<br />
N Ed<br />
den <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der aufnehmbaren Normalkraft N Rd<br />
nicht überschreitet:<br />
Tafel 25: <strong>Bemessung</strong>swerte der Druckfestigkeit f d<br />
= η · f k<br />
/γ M<br />
für Wände (η = 0,85; γ M<br />
= 1,5)<br />
Steinfestig- Mörtelgruppe (Normalmörtel) Dünnbettmörtel für Plansteine<br />
keitsklasse II IIa III IIIa Vollsteine Lochsteine<br />
[N/mm 2 ] [N/mm 2 ] [N/mm 2 ] [N/mm 2 ] [N/mm 2 ]<br />
[N/mm 2 ]<br />
10 1,93 2,49 2,83 - 3,74 2,83<br />
12 2,10 2,83 3,17 3,40 3,91 3,17<br />
16 2,49 3,12 3,74 4,36 4,82 3,74<br />
20 2,83 3,40 4,25 5,33 5,67 4,25<br />
28 3,17 4,08 5,33 6,23 6,57 4,25<br />
(5.5)<br />
Der Ermittlung der <strong>Bemessung</strong>snormalkraft<br />
N Ed<br />
erfolgt unter Berücksichtigung<br />
der Einwirkungen und des Sicherheitskonzeptes.<br />
Im Allgemeinen genügt der<br />
Ansatz:<br />
(5.6)<br />
Vereinfachend darf in Hochbauten mit<br />
Decken aus Stahlbeton, die mit charakteristischen<br />
Nutzlasten von maximal<br />
2,5 kN/m 2 belastet sind, angesetzt werden:<br />
(5.7)<br />
Abminderungsfaktor<br />
Bild 28: Ansatz des Spannungsblocks und Abminderungsfaktor Φ 1<br />
bei Scheibenbeanspruchung<br />
Für den Fall, dass eine exzentrische Normalkraftbeanspruchung<br />
nachgewiesen<br />
werden muss, z.B. bei Aussteifungsscheiben,<br />
ist zusätzlich die Lastfallkombination<br />
M Ed,max<br />
N Ed,min<br />
zu untersuchen. N Ed,min<br />
ergibt<br />
sich in diesem Fall aus:<br />
(5.8)<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert der aufnehmbaren<br />
Normalkraft N Rd<br />
wird auf Grundlage eines<br />
rechteckigen Spannungsblocks ermittelt,<br />
dessen Schwerpunkt mit dem Angriffspunkt<br />
der Lastresultierenden übereinstimmt. Die<br />
Abminderung der Traglast infolge Knicken<br />
und/oder Lastexzentrizitäten erfolgt dabei<br />
über den Abminderungsfaktor Φ:<br />
(5.9)<br />
Φ: Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung<br />
der Wandschlankheit oder von<br />
Lastexzentrizitäten in Abhängigkeit von<br />
der Beanspruchungsart und der Nachweisstelle<br />
Φ = Φ (Φ 1<br />
, Φ 2<br />
, Φ 3<br />
), siehe<br />
Bild 31.<br />
A: Gesamtfläche des Querschnitts. Mindestquerschnittsfläche<br />
A min<br />
= 400 cm²<br />
f d<br />
: <strong>Bemessung</strong>swert der Druckfestigkeit<br />
des Mauerwerks. Für Wände unter<br />
üblichen Einwirkungen kann f d<br />
nach<br />
Tafel 25 verwendet werden.<br />
5.3.2 Abminderungsfaktor Φ 1<br />
für<br />
überwiegende Biegebeanspruchung<br />
Der Abminderungsfaktor Φ 1<br />
berücksichtigt<br />
die Traglastabminderung infolge der auf<br />
die Querschnittslänge l bezogenen Exzentrizität<br />
e der resultierenden Einwirkung in<br />
Wandscheibenrichtung (z.B. bei Einwirkungen<br />
infolge Wind oder Erdbeben) unter<br />
Zugrundelegung eines Spannungsblocks<br />
(siehe Bild 28). Einflüsse nach Theorie II.<br />
Ordnung (Knicken) werden durch Φ 1<br />
nicht<br />
erfasst. Mit zunehmender Exzentrizität<br />
e = M Ed<br />
/N Ed<br />
reduziert sich die überdrückte<br />
Querschnittsfläche und dementsprechend<br />
die aufnehmbare Normalkraft, wie Bild 28<br />
darstellt.<br />
(5.10)<br />
5.3.3 Abminderungsfaktor Φ 2<br />
zur<br />
Berücksichtigung des Einflusses der<br />
Wandschlankheit<br />
Der Abminderungsfaktor Φ 2<br />
dient zur Berücksichtigung<br />
des Schlankheitseinflusses<br />
(Momente nach Theorie II. Ordnung). Er<br />
entspricht in seiner Wirkung dem Abminderungsfaktor<br />
k 2<br />
nach DIN 1053-1. Schlankheiten<br />
h k<br />
/d > 25 sind unzulässig:<br />
(5.11)<br />
Bild 29 zeigt den Verlauf der Traglastminderung<br />
von Mauerwerkswänden in Abhängigkeit<br />
der Schlankheit.<br />
Eine sehr wichtige Vorraussetzung bei<br />
Anwendung des Abminderungsfaktors<br />
Φ 2<br />
ist, dass in halber Geschosshöhe nur<br />
geringe Biegemomente aus Knotenmomenten<br />
infolge Deckeneinspannung und<br />
aus Windlasten vorhanden sind. Greifen<br />
größere horizontale Lasten (z.B. infolge<br />
Fahrzeuganprall oder Menschengedränge)<br />
an oder werden vertikale Lasten am Wandkopf<br />
mit größerer planmäßiger Exzentrizität<br />
(um die schwache Achse) eingeleitet, ist<br />
der Knicksicherheitsnachweis stets mit<br />
dem genaueren Berechnungsverfahren<br />
zu führen.<br />
5.3.4 Abminderungsfaktor Φ 3<br />
zur<br />
Berücksichtigung des Einflusses der<br />
Deckenverdrehung<br />
Bei der Bestimmung der aufnehmbaren<br />
Normalkraft wird im vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
von einem annähernd<br />
zentrischen Lastangriff am Wandkopf<br />
ausgegangen. Der Abminderungsfaktor<br />
Φ 3<br />
berücksichtigt eine exzentrische Lasteinleitung<br />
infolge einer Deckenverformung<br />
bei Endauflagern auf Außen- oder Innenwänden<br />
und wird in Abhängigkeit von der<br />
Deckenstützweite l und der charakteristischen<br />
Mauerwerksdruckfestigkeit f k<br />
be<br />
148
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Abminderungsfaktor<br />
nach Theorie II. Ordnung, werden – solange<br />
man die Anwendungsgrenzen des vereinfachten<br />
Berechnungsverfahrens einhält<br />
– durch die Abminderungsfaktoren Φ 2<br />
und<br />
Φ 3<br />
erfasst. Daher ergibt sich für die Wandbemessung<br />
der maßgebende Wert für den<br />
Abminderungsfaktor Φ bei annähernd gleicher<br />
Normalkraftbeanspruchung über die<br />
Wandhöhe aus dem kleineren der beiden<br />
Abminderungsfaktoren Φ 2<br />
und Φ 3<br />
:<br />
(5.15)<br />
Bild 29: Abminderungsfaktor Φ 2<br />
in Abhängigkeit von der Schlankheit (h k<br />
/d)<br />
Abminderungsfaktor<br />
Bild 30: Abminderungsfaktor Φ 3<br />
für Zwischendecken (ZD) und Dachdecken (DD) in Abhängigkeit von der<br />
Deckenstützweite<br />
Eine gleichzeitige Berücksichtigung von Φ 2<br />
und Φ 3<br />
ist aufgrund der unterschiedlichen<br />
Nachweisstellen (Wandmitte, Wandkopf/-<br />
fuß) nicht erforderlich.<br />
Gemäß DIN 1053-100, Abschnitt 8.9.1.4<br />
ist bei zweiseitig gehaltenen Wänden mit<br />
Wanddicken d < 17,5 cm, einer Schlankheit<br />
von h k<br />
/d > 12 und einer Wandbreite<br />
l < 2,0 m zu beachten, dass zusätzlich<br />
ein Nachweis infolge einer ungewollten<br />
horizontalen Einzellast H = 0,5 kN (außergewöhnliche<br />
Einwirkung A d<br />
in halber<br />
Geschosshöhe) erforderlich ist. Diese<br />
darf als Linienlast über die Wandbreite<br />
gleichmäßig verteilt werden. Der <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der Einwirkung für diese außergewöhnliche<br />
<strong>Bemessung</strong>ssituation ist<br />
nach Gleichung (2.4) zu ermitteln. Der<br />
Nachweis darf jedoch entfallen, wenn Gleichung<br />
(5.16) eingehalten ist:<br />
(5.16)<br />
rechnet. Er entspricht dem Abminderungsfaktor<br />
k 3<br />
nach DIN 1053-1.<br />
Für Deckenstützweiten<br />
l 4,20 m gilt:<br />
Für Deckenstützweiten<br />
4,20 m < l 6,0 m gilt:<br />
(5.12)<br />
(5.13)<br />
Für Decken über dem obersten Geschoss,<br />
insbesondere Dachdecken, gilt unabhängig<br />
von der Deckenstützweite:<br />
(5.14)<br />
Den Verlauf der Traglastminderung von<br />
Mauerwerkswänden in Abhängigkeit der<br />
Deckenstützweite für Decken in einem<br />
Zwischengeschoss zeigt Bild 30.<br />
Wird die Deckenverdrehung durch konstruktive<br />
Maßnahmen verhindert (z.B.<br />
durch eine Zentrierung), so kann unabhängig<br />
von der Deckenstützweite Φ 3<br />
= 1,0<br />
gesetzt werden.<br />
5.3.5 Nachweisführung bei zentrisch<br />
belasteten Wänden und Pfeilern<br />
Bei zentrisch belasteten Wänden und<br />
Pfeilern liegt im Regelfall keine planmäßige<br />
Exzentrizität infolge von Beanspruchungen<br />
um die starke Achse vor, wie<br />
dies zum Beispiel bei Windscheiben und/<br />
oder Wänden der Fall ist, die als Auflager<br />
von Unterzügen dienen (siehe Bild 31a).<br />
Die vorhandenen Exzentrizitäten um die<br />
schwache Achse, zum Beispiel durch Deckeneinspannungen<br />
und Verformungen<br />
H<br />
A<br />
0,5 kN, die horizontale Einzellast<br />
Wandquerschnitt l · d für Wände mit<br />
einer Wandbreite l < 2,0 m<br />
5.3.6 Nachweisführung bei exzentrisch<br />
belasteten Wandscheiben<br />
Im Gegensatz zu zentrisch belasteten<br />
Wandscheiben liegen bei exzentrischer Belastung<br />
per Definition planmäßige Exzentrizitäten<br />
infolge von Beanspruchungen um<br />
die starke Achse des Bauteils vor (siehe<br />
Bild 31b), deren Einfluss auf die Traglast<br />
durch den Abminderungsfaktor Φ 1<br />
(siehe<br />
Gleichung (5.17)) zu berücksichtigen ist. In<br />
der Regel wird dabei der Nachweis am Wandfuß<br />
maßgebend. Dieser Nachweis ist für<br />
unterschiedliche Lastfallkombinationen<br />
ggf. unter Berücksichtigung von Kombinationsbeiwerten<br />
zu führen (z.B. N min<br />
, N max<br />
).<br />
(5.17)<br />
Des Weiteren ist auch eine kombinierte<br />
Beanspruchung aus Biegung um die starke<br />
Achse (Abminderungsfaktor Φ 1<br />
) und<br />
149
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Knicken um die schwache Achse (Abminderungsfaktor<br />
Φ 2<br />
) für die maßgebende<br />
<strong>Bemessung</strong>ssituation zu untersuchen. In<br />
diesem Fall darf der Abminderungsfaktor<br />
Φ in Wandhöhenmitte mit Hilfe von Gleichung<br />
(5.18) bestimmt werden.<br />
V Ed<br />
(5.18)<br />
Eine gleichzeitige Berücksichtigung von Φ 1<br />
und Φ 3<br />
ist dagegen nicht notwendig.<br />
Bei exzentrischer Belastung ist nach DIN<br />
1053-100, Abschnitt 5.4 zusätzlich nachzuweisen,<br />
dass die Exzentrizität der resultierenden<br />
vertikalen Normalkraft am<br />
Wandfuß unter charakteristischen Einwirkungen<br />
rechnerisch höchstens 1/3 der<br />
Wandlänge beträgt:<br />
(5.19)<br />
Auf die Überprüfung dieser Bedingung<br />
kann bei Windscheiben und zentrisch angreifender<br />
Vertikallast (e Kopf<br />
= 0) verzichtet<br />
werden, da bei exzentrischer Druckbeanspruchung<br />
stets auch der Nachweis am<br />
Wandfuß mit dem Abminderungsfaktor<br />
Φ = Φ 1,Fuß<br />
unter Berücksichtigung der Lastfallkombination<br />
M Max<br />
N Min<br />
zu führen ist,<br />
welcher dann maßgebend wird.<br />
Zusätzlich ist bei Scheibenbeanspruchung<br />
und klaffender Fuge (e l/6) der<br />
Nachweis der zulässigen rechnerischen<br />
Randdehnung gemäß DIN 1053-100, Abschnitt<br />
8.9.1.2 zu erbringen. In diesem<br />
Fall ist nachzuweisen, dass unter Annahme<br />
eines linear-elastischen Materialverhaltens<br />
(siehe Bild 32) die maximale Randdehnung<br />
am Wandende ε Z,R<br />
den zulässigen<br />
Grenzwert von 10 -4 nicht überschreitet:<br />
(5.20)<br />
mit A c<br />
= überdrückte Querschnittsfläche<br />
nach Gleichung (5.26)<br />
Dieser Nachweis ist im Grenzzustand der<br />
Gebrauchstauglichkeit zu führen. Dabei<br />
darf die häufige <strong>Bemessung</strong>skombination<br />
nach DIN 1055-100, Abschnitt 10.4 verwendet<br />
werden (Gleichung (5.21)), wenn<br />
Bild 31: Abminderungsfaktoren in Abhängigkeit von der Beanspruchungsart und Nachweisstelle<br />
V k<br />
Bild 32: Zulässige rechnerische Randdehnung bei<br />
Scheibenbeanspruchung und klaffender Fuge<br />
N k<br />
auf die Berücksichtigung einer Haftscherfestigkeit<br />
f vk0<br />
beim Nachweis der Schubtragfähigkeit<br />
verzichtet wird.<br />
Die häufige <strong>Bemessung</strong>skombination im<br />
Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit<br />
ist wie folgt definiert:<br />
(5.21)<br />
Wird die Haftscherfestigkeit beim Nachweis<br />
der Schubtragfähigkeit in Ansatz gebracht,<br />
so ist der Nachweis der Randdehnung unter<br />
der seltenen Einwirkungskombination<br />
zu führen (Gleichung (5.22)):<br />
(5.22)<br />
5.4 Nachweis bei<br />
Querkraftbeanspruchung<br />
Grundsätzlich wird beim Nachweis der<br />
Querkraftbeanspruchung zwischen Scheibenschub<br />
infolge von Kräften, die parallel<br />
zur Wandebene wirken, und Plattenschub<br />
infolge von Kräften, die senkrecht dazu<br />
wirken, unterschieden (siehe Bild 24). Ist<br />
eine hinreichende Aussteifung des Gebäudes<br />
durch Scheiben in Längs- und Querrichtung<br />
nicht sichergestellt, ist die Verteilung<br />
der Horizontallasten auf die aussteifenden<br />
Wände zu bestimmen und deren Aufnahme<br />
nachzuweisen (Scheibenschub). Der<br />
Nachweis des Plattenschubes quer zur<br />
Wandebene kann dagegen bei Einhaltung<br />
der Randbedingungen des vereinfachten<br />
Berechnungsverfahrens im Allgemeinen<br />
entfallen.<br />
Unabhängig von der Beanspruchungsart<br />
dürfen mit dem vereinfachten Berechnungsverfahren<br />
nur Rechteckquerschnitte<br />
nachgewiesen werden, d.h. die günstige<br />
Wirkung von zusammengesetzten Querschnitten<br />
(zum Beispiel bei im Verband<br />
gemauerten Längs- und Querwänden) auf<br />
die Abtragung von Horizontallasten und<br />
die zugehörige Querkraftbeanspruchung<br />
muss unberücksichtigt bleiben. Für die Ermittlung<br />
der aufnehmbaren Querkraft V Rd<br />
bei kombinierter Beanspruchung aus Querkraft<br />
und Biegung um die starke Achse darf<br />
nur die überdrückte Querschnittsfläche A c<br />
angesetzt werden. Soll die günstige Wirkung<br />
zusammengesetzter Querschnitte berücksichtigt<br />
werden, so ist dies nur durch<br />
Anwendung des genaueren Berechnungsverfahrens<br />
nach DIN 1053-100, Abschnitt<br />
9.9.5 möglich.<br />
Analog zum Nachweis bei zentrischer und<br />
exzentrischer Druckbeanspruchung ist<br />
150
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
auch für den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit<br />
der <strong>Bemessung</strong>swert der einwirkenden<br />
Querkraft V Ed<br />
dem aufnehmbaren Wert<br />
der Querkraft V Rd<br />
gegenüberzustellen:<br />
(5.23)<br />
Resultiert die <strong>Bemessung</strong>squerkraft in<br />
Scheibenrichtung aus Windbeanspruchung,<br />
so ergibt sich für V Ed<br />
:<br />
(5.24)<br />
Zusätzlich sind ggf. Horizontallasten infolge<br />
Schiefstellung des Gebäudes sowie<br />
evtl. vorhandene Exzentrizitäten der<br />
Normalkraft in Kombination zu berücksichtigen.<br />
Der <strong>Bemessung</strong>swert der aufnehmbaren<br />
Querkraft V Rd<br />
ergibt sich im Allgemeinen zu:<br />
c<br />
(5.25)<br />
Bei Wänden mit einer großer Schubschlankheit<br />
(Wandhöhe/Wandlänge<br />
2) ist der Beiwert c entsprechend<br />
einer parabolischen Verteilung der<br />
Schubspannungen mit c = 1,5 anzusetzen,<br />
während bei gedrungenen Wänden<br />
(Wandhöhe/Wandlänge 1) von einer<br />
annähernd rechteckigen Spannungsverteilung<br />
mit c = 1,0 ausgegangen<br />
wird (siehe Bild 33). Zwischenwerte<br />
dürfen linear interpoliert werden. Bei<br />
Plattenschub gilt stets c = 1,5<br />
Bild 33: Nachweis bei Querkraftbeanspruchung<br />
Tafel 26: Abgeminderte Haftscherfestigkeit f vk0<br />
[N/mm 2 ]<br />
KS-Lochsteine<br />
KS-Loch- oder KS-Vollsteine mit Grifflöchern oder Grifföffnungen<br />
KS-Vollsteine ohne Grifflöcher oder Grifföffnungen<br />
f bk<br />
Mörtelgruppe,<br />
Mörtelart<br />
Tafel 27: Steinzugfestigkeit f bz<br />
von <strong>Kalksandstein</strong>-Mauerwerk<br />
NM II NM IIa NM III / DM NM IIIa<br />
f vk0<br />
1)<br />
0,08 0,18 0,22 0,26<br />
1)<br />
Für Mauerwerk mit unvermörtelten Stoßfugen sind die Werte f vk0<br />
zu halbieren. Als vermörtelt in<br />
diesem Sinne gilt eine Stoßfuge, bei der etwa die halbe Wanddicke oder mehr vermörtelt ist.<br />
charakteristischer Wert der Steindruckfestigkeit (Steindruckfestigkeitsklasse)<br />
Es ist zu beachten, dass diese Beziehung<br />
nur für das nach DIN 1053-1 zulässige<br />
Überbindemaß von ü ≥ 0,4 · h<br />
gültig ist. Gleichung (5.31) wird bei der<br />
Verwendung von normalformatigem<br />
Mauerwerk in der Regel nicht maßf<br />
bz<br />
0,025 · f bk<br />
0,033 · f bk<br />
0,040 · f bk<br />
A c<br />
überdrückte Querschnittsfläche unter<br />
Ansatz einer linear-elastischen Spannungs-Dehnungs-Beziehung,<br />
vgl. Bild<br />
33:<br />
A Gesamtquerschnittsfläche<br />
(5.26)<br />
(5.27)<br />
f vd<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der Schubfestigkeit<br />
für normale Einwirkungen<br />
(5.28)<br />
f vk<br />
Charakteristische Schubfestigkeit als<br />
Minimum der Gleichungen (3.3) und<br />
(3.4). Da sich das genauere und das<br />
vereinfachte Berechnungsverfahren<br />
nach DIN 1053-100 ausschließlich in<br />
der Berechnung der charakteristischen<br />
Schubfestigkeit unterscheiden, sollten<br />
zur Ausnutzung höherer rechnerischer<br />
Querkrafttragfähigkeiten stets die<br />
Gleichungen (5.29) und (5.30) bzw.<br />
deren Minimum in Verbindung mit den<br />
Festigkeitswerten aus den Tafeln 27<br />
und 28 verwendet werden. Hinsichtlich<br />
der Haftscherfestigkeit f vk0<br />
ist dabei<br />
der Nachweis der zulässigen rechnerischen<br />
Randdehnung (Gleichung<br />
(5.20)) zu beachten.<br />
(5.29)<br />
(5.30)<br />
(5.31)<br />
gebend. Bei reduzierten Überbindemaßen<br />
(ü < 0,4 · h) müssen die rechnerisch<br />
ermittelten Schubfestigkeiten<br />
abgemindert werden. Entsprechende<br />
Angaben finden sich in der jeweiligen<br />
Zulassung.<br />
σ Dd<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der zugehörigen minimalen<br />
Druckspannung. Für Rechteckquerschnitte<br />
gilt im Regelfall:<br />
(5.32)<br />
Für den Nachweis von Windscheiben (ohne<br />
Einwirkung infolge Erddrucks) darf wegen<br />
der kurzen Einwirkungsdauer des Windes<br />
der <strong>Bemessung</strong>swert der Querkrafttragfähigkeit<br />
anstelle von Gleichung (5.25) wie<br />
folgt erhöht werden:<br />
(5.33)<br />
151
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
5.5 Einzellasten und Teilflächenpressung<br />
5.5.1 Teilflächenpressung in der<br />
Wandebene<br />
Werden Wände und Pfeiler vertikal auf<br />
Druck beansprucht und erfolgt dabei die<br />
Einleitung der Belastung punktuell und<br />
nicht über den gesamten Wandquerschnitt<br />
verteilt, so kann man bei der <strong>Bemessung</strong><br />
den günstigen Effekt des mehrachsigen<br />
Spannungszustands über eine Erhöhung<br />
der zulässigen Teilflächenpressung in<br />
Rechnung stellen. Die Erhöhung der Tragfähigkeit<br />
ist bei Mauerwerk mit reduziertem<br />
Überbindemaß (ü < 0,4 · h) unzulässig.<br />
Die rechnerische Vergrößerung der zulässigen<br />
Teilflächenpressung ist nur gestattet,<br />
wenn sichergestellt ist, dass die<br />
auftretenden Spaltzugkräfte innerhalb<br />
der Wand aufgenommen werden können.<br />
In der Regel kann davon bei einem Überbindemaß<br />
von ü 0,4 · h ausgegangen<br />
werden. Falls erforderlich, darf der höher<br />
beanspruchte Wandbereich mit Mauerwerk<br />
höherer Druckfestigkeit ausgeführt<br />
werden.<br />
Wird nur die Teilfläche A 1<br />
(siehe Bild 34)<br />
eines Mauerwerksquerschnittes durch eine<br />
Einzellast F d<br />
(z.B. unter Balken, Unterzügen,<br />
Stützen usw.) mittig belastet, so darf<br />
die zulässige Teilflächenpressung in A 1<br />
mit<br />
einem um 30 % erhöhten <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der Druckfestigkeit nach Gleichung (2.14)<br />
oder Tafel 25 (für Wände) berechnet werden,<br />
wenn die in Bild 34 formulierten Bedingungen<br />
eingehalten sind.<br />
Dieser Nachweis ersetzt nicht den Nachweis<br />
der gesamten Wand, weshalb zusätzlich<br />
noch der Nachweis der Knicksicherheit<br />
in der Wandmitte zu führen ist.<br />
Bei Mauerwerk mit Überbindemaß nach<br />
DIN 1053-1 (ü 0,4 · h) darf ein Lastausbreitwinkel<br />
unter α = 60° angesetzt<br />
werden. Wird Mauerwerk mit reduziertem<br />
Überbindemaß (ü < 0,4 · h) ausgeführt,<br />
sind nach der jeweiligen Zulassung geringere<br />
Lastausbreitungswinkel in Abhängigkeit<br />
von Steinhöhe und Überbindemaß<br />
anzusetzen, vgl. Tafel 28.<br />
Tafel 28: Lastausbreitung in Abhängigkeit vom Überbindemaß<br />
Bild 34: Lastausbreitung unter Einzellasten<br />
(Teilflächenpressung)<br />
5.5.2 Teilflächenpressung rechtwinklig<br />
zur Wandebene<br />
Für die Teilflächenpressung rechtwinklig zur<br />
Wandebene gelten gemäß DIN 1053-100,<br />
Abschnitt 8.9.3.3 folgende Bedingungen:<br />
σ 1d<br />
1,3 · f d<br />
Bei horizontalen Einzellasten F d<br />
> 4,0 kN<br />
ist zusätzlich die Schubspannung in<br />
den Lagerfugen der belasteten Steine<br />
nach Gleichung (3.4) nachzuweisen.<br />
Bei Loch- und Kammersteinen ist z.B.<br />
durch Verteilungsplatten sicherzustellen,<br />
dass die Druckkraft auf mindestens<br />
2 Stege übertragen wird.<br />
Bei <strong>Kalksandstein</strong>en nach DIN V 106,<br />
auch Lochsteinen, sind die Anforderungen<br />
hinsichtlich Verteilungsplatten<br />
und Stegen immer eingehalten.<br />
Überbindemaß Steinhöhe Lastausbreitwinkel α<br />
ü 0,4 · h (nach DIN 1053-1) alle Höhen 60°<br />
ü 0,25 · h (nach abZ) 498 mm / 623 mm 76°<br />
ü 0,2 · h (nach abZ) 498 mm / 623 mm 79°<br />
Der Tangens des Lastausbreitungswinkels ist als das Verhältnis von Steinhöhe zu Überbindemaß definiert.<br />
6. BEMESSUNG VON KELLERWÄNDEN,<br />
GEWÖLBEN UND SONSTIGEN BAUTEILEN<br />
6.1 Kelleraußenwände<br />
6.1.1 Beanspruchung und Tragverhalten<br />
von Kellerwänden<br />
Kellerwände tragen die vertikalen Lasten<br />
aus den Geschossdecken und den aufgehenden<br />
Wänden über die Fundamente in<br />
den Baugrund ab. Durch die Erdanschüttung<br />
ergibt sich zusätzlich eine horizontale<br />
Beanspruchung der Kelleraußenwände.<br />
Eine ungünstige Einwirkungskombination<br />
mit hohen Horizontallasten und geringen<br />
Vertikallasten tritt z.B. bei Einfamilienhäusern<br />
(wenn im Wohnzimmer des Erdgeschosses<br />
zur Terrasse hin große Fensterflächen<br />
angeordnet sind) oder bei<br />
leichten Fertighäusern auf. Ungünstige<br />
Verhältnisse entstehen vor allem im Bauzustand,<br />
wenn nach dem Betonieren der<br />
Geschossdecke bereits mit der Bodenverfüllung<br />
des Arbeitsraumes begonnen<br />
wird.<br />
Aufgrund der vielfach zu geringen Auflast<br />
und der kleinen Biegezugfestigkeit von<br />
Mauerwerk senkrecht zur Lagerfuge ist ein<br />
einachsiger Lastabtrag über Biegung mit<br />
Normalkraft bei Kellerwänden rechnerisch<br />
häufig nicht möglich. Das Tragverhalten von<br />
erddruckbelasteten Kellerwänden muss<br />
daher über eine Bogenwirkung modelliert<br />
werden. Zur Ausbildung eines in der Wand<br />
liegenden Druckbogens zwischen dem Fundament<br />
und der aufliegenden Geschossdecke<br />
muss dem Bogenschub eine hinreichende<br />
Auflast entgegenwirken. Gerade<br />
bei Kellerwänden mit geringen Auflasten<br />
und hoher Erdanschüttung kann diese<br />
Forderung maßgebend werden.<br />
Um die zur Sicherstellung der Bogentragwirkung<br />
erforderliche Auflast am Wandkopf<br />
zu reduzieren, kann z.B. die Dicke der Kellerwand<br />
erhöht und somit der Bogenstich<br />
vergrößert werden. Weitere konstruktive<br />
Maßnahmen zur Änderung des Lastabtragungssystems<br />
für Kelleraußenwände können<br />
Tafel 29 entnommen werden.<br />
Das Verfüllen des Erdreiches an die<br />
Kelleraußenwand darf erst nach Fertigstellung<br />
der Kellerdecke und bei<br />
dem durch den Planer vorgegebenen<br />
Baufortschritt zur Gewährleistung der<br />
minimal erforderlichen Auflast auf die<br />
Kellerwand erfolgen. Beim Verfüllen<br />
sind Verdichtungsgeräte mit geringer<br />
Verdichtungsenergie zu verwenden. Es<br />
ist lagenweise zu verdichten oder es<br />
sind zusätzliche Abstützungen der Wand<br />
für den Bauzustand auszuführen.<br />
152
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Zum Schutz der Mauerwerkswände gegen<br />
aufsteigende Feuchtigkeit sind waagerechte<br />
Abdichtungen unter den Wänden<br />
(Querschnittsabdichtungen) erforderlich.<br />
Neben den bahnförmigen Querschnittsabdichtungen<br />
mit z.B. Bitumendachdichtungsbahnen<br />
können auch durch Zementschlämmen<br />
Abdichtungen hergestellt<br />
werden. Beide Abdichtungsarten müssen<br />
insbesondere bei Anordnung am Wandfuß<br />
die auftretenden Horizontalkräfte aus Erddruckbeanspruchung<br />
in der Wand sicher<br />
weiterleiten. Bei höheren seitlich belasteten<br />
Wänden empfiehlt sich aufgrund des<br />
guten Haftscherverbundes die Anwendung<br />
von Dichtschlämmen.<br />
6.1.2 <strong>Bemessung</strong> von<br />
Kelleraußenwänden<br />
Grundsätzlich ist für Wände ein Nachweis<br />
im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
für exzentrische Druckbeanspruchung<br />
und für Querkraftbeanspruchung unter<br />
den gegebenen Einwirkungen zu führen.<br />
Bei Kelleraußenwänden kann gemäß<br />
DIN 1053-100 auf einen Nachweis unter<br />
Berücksichtigung des Erddruckes verzichtet<br />
werden, wenn folgende Bedingungen<br />
erfüllt sind:<br />
Wanddicke d 240 mm<br />
lichte Höhe der Kellerwand h s<br />
2,60 m<br />
Die Kellerdecke wirkt als Scheibe und<br />
kann die aus dem Erddruck entstehenden<br />
Kräfte aufnehmen.<br />
Im Einflussbereich des Erddrucks auf<br />
Kellerwände beträgt die charakteristische<br />
Nutzlast q k<br />
auf der Geländeoberfläche<br />
nicht mehr als 5 kN/m².<br />
Die Geländeoberfläche steigt nicht an.<br />
Die Anschütthöhe h e<br />
ist nicht größer<br />
als die lichte Wandhöhe h s<br />
.<br />
Der jeweils maßgebende <strong>Bemessung</strong>swert<br />
der Wandnormalkraft N Ed<br />
je lfdm<br />
der Wand innerhalb der zulässigen<br />
Grenzen.<br />
Der untere Grenzwert N lim,d<br />
dient zur Gewährleistung<br />
der Aufnahme des Bogenschubs.<br />
Der obere Grenzwert N R,d<br />
entspricht<br />
dem Nachweis im Grenzzustand<br />
der Tragfähigkeit für eine exzentrisch angreifende<br />
Normalkraft.<br />
Zur Bestimmung der Grenzwerte der Auflast<br />
können gemäß DIN 1053-100 die<br />
Tafel 29: Lastabtragungssysteme bei Kellerwänden<br />
Statisches System<br />
1)<br />
1)<br />
1)<br />
2)<br />
2)<br />
1)<br />
2)<br />
3)<br />
3) 2)<br />
3)<br />
4)<br />
4) 3)<br />
4)<br />
5)<br />
5)<br />
4)<br />
5)<br />
5)<br />
hoch<br />
mittel<br />
keine<br />
keine<br />
beiden folgenden Berechnungsverfahren<br />
angewendet werden:<br />
Berechnungsverfahren 1<br />
Überprüfung der Wandnormalkraft N 1,Ed<br />
in halber Höhe der Anschüttung mit Hilfe<br />
folgender Gleichungen (Druckkraft ist<br />
positiv):<br />
(6.1)<br />
(6.2)<br />
mit<br />
N 1,Ed,inf<br />
unterer <strong>Bemessung</strong>swert der Wandnormalkraft<br />
N 1,Ed,sup<br />
oberer <strong>Bemessung</strong>swert der Wandnormalkraft<br />
N 1,Rd<br />
<strong>Bemessung</strong>swert des Tragwiderstandes<br />
des Querschnitts<br />
N 1,lim,d<br />
Grenzwert der Normalkraft als Voraussetzung<br />
für die Gültigkeit des<br />
Bogenmodells<br />
h s<br />
h e<br />
d<br />
γ e<br />
f d<br />
Erforderliche<br />
Auflast am<br />
Wandkopf<br />
lichte Höhe der Kellerwand<br />
Höhe der Anschüttung<br />
Wanddicke<br />
Wichte der Anschüttung<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der Druckfestigkeit<br />
in Lastrichtung<br />
Bemerkungen<br />
Einachsige, lotrechte Lastabtragung<br />
Zweiachsige Lastabtragung<br />
(nur bei ü ≥ 0,4 · h)<br />
Lotrechte Lastabtragung über Gewölbewirkung<br />
in Zugglieder<br />
Horizontale Lastabtragung über Gewölbewirkung;<br />
Gewölbeschub an Endstützen beachten;<br />
die um ca. 1/ 3 reduzierte Druckfestigkeit<br />
von Loch- und Hohlblocksteinen<br />
in Richtung der Steinlänge bzw. -breite ist<br />
zu beachten;<br />
Stoßfugenvermörtelung erforderlich.<br />
N 0,Ed<br />
Bild 35: Bedingungen für das Entfallen des<br />
Nachweises von Kellerwänden auf Erddruck nach<br />
DIN 1053-100, Abschnitt 10<br />
153
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Berechnungsverfahren 2<br />
Überprüfung der Wandnormalkraft N 0,Ed<br />
am<br />
Wandkopf mit Hilfe folgender Gleichungen<br />
(Druckkraft ist positiv):<br />
Tafel 30: Werte für die erforderliche minimale Auflast der Kellerwand nach DIN 1053-100, Tabelle 10<br />
Wanddicke<br />
d<br />
N 0,lim,d<br />
[kN/m]<br />
bei einer Höhe der Anschüttung h e<br />
von<br />
mit N 0,lim,d<br />
nach Tafel 30<br />
(6.3)<br />
(6.4)<br />
[mm]<br />
1,0 m 1,5 m 2,0 m 2,5 m<br />
240 6 20 45 75<br />
300 3 15 30 50<br />
365 0 10 25 40<br />
Für den unteren Grenzwert N 0,lim,d<br />
wurde die<br />
Gleichung (6.1) für übliche Abmessungen<br />
und Randbedingungen ausgewertet und<br />
die Ergebnisse in Tafel 30 zusammengestellt.<br />
Ein wesentlicher Unterschied der beiden<br />
Berechnungsverfahren besteht in den verschiedenen<br />
Nachweisstellen der anzusetzenden<br />
Normalkraft N 1,Ed<br />
bzw. N 0,Ed<br />
. Verwendet<br />
man Gleichung (6.1), kann zusätzlich<br />
die Eigenlast der Wand mit berücksichtigt<br />
werden. Beim Nachweis von Kellerwänden<br />
mit geringen Auflasten kann dieser günstig<br />
wirkende Lastanteil von großer Bedeutung<br />
sein, so dass ein Nachweis mit Berechnungsverfahren<br />
1 zu empfehlen ist.<br />
490 0 5 15 30<br />
Zwischenwerte sind geradlinig zu interpolieren.<br />
Bild 36: Abminderung von N lim,d<br />
bei zweiachsig gespannten Kelleraußenwänden<br />
6.1.3 Zweiachsige Lastabtragung in der<br />
Kelleraußenwand<br />
Ist die dem Erddruck ausgesetzte Kellerwand<br />
durch Querwände oder statisch nachgewiesene<br />
Bauteile, z.B. Aussteifungsstützen<br />
aus ausbetonierten KS-U-Schalen,<br />
im Abstand b ausgesteift, so dass eine<br />
zweiachsige Lastabtragung (vertikal und<br />
horizontal) in der Wand stattfinden kann,<br />
dürfen die unteren Grenzwerte N 0,lim,d<br />
und<br />
N 1,lim,d<br />
wie folgt abgemindert werden:<br />
für b ≤ h s<br />
(6.5)<br />
(6.6)<br />
für b ≥ 2 ∙ h s<br />
(6.7)<br />
Bild 37: Aussteifende Stahlbetonstützen in 24 cm dicken Kelleraußenwänden unter Verwendung von<br />
KS-U-Schalen<br />
(6.8)<br />
Zwischenwerte sind geradlinig zu interpolieren.<br />
6.2 Bögen und Gewölbe<br />
6.2.1 Tragverhalten<br />
Bögen und Gewölbe kommen bei der Planung<br />
neuer Bauwerke relativ selten vor,<br />
jedoch trifft man auf derartige Konstruktionen<br />
bei der Sicherung und Sanierung historischer<br />
Bauten. Von den Beanspruchungsarten<br />
Druck, Zug, Biegung und Schub kann<br />
Mauerwerk Druckbeanspruchungen am<br />
besten aufnehmen. Will man daher mit<br />
Mauerwerk Öffnungen oder Räume überspannen,<br />
so muss das abfangende Bauteil<br />
derart geformt sein, dass überwiegend<br />
Druckbeanspruchungen auftreten. Dies<br />
gelingt, wenn sich innerhalb von Stab- und<br />
Flächentragwerken die von der Einwirkung<br />
abhängige Stützlinie ausbilden kann. Als<br />
Stützlinie wird die Form eines statischen<br />
Systems bezeichnet, für die eine bestimmte<br />
Belastung nur Längskräfte im Bogen<br />
hervorruft (M = 0 und V = 0). Die Stützlinie<br />
entspricht einer umgedrehten Kettenlinie<br />
154
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Bild 39: Tragverhalten eines Gewölbes<br />
Bild 38: Bestandteile eines Gewölbes<br />
(Katenoide) und kann bei einer gleichmäßig<br />
verteilten Belastung näherungsweise<br />
als eine quadratische Parabel (genaue<br />
Form: Cosinus Hyperbolicus) angenommen<br />
werden.<br />
6.2.2 Konstruktive Ausbildung<br />
Da die Form der Stützlinie abhängig von<br />
der Einwirkung ist, sollten Bögen und<br />
Gewölbe nach der Stützlinie für ständige<br />
Lasten geformt werden. Dies ist allerdings<br />
nur möglich, wenn der Anteil der ständigen<br />
Lasten erheblich größer ist als der Anteil<br />
der Nutzlasten. Die auf Druck beanspruchten<br />
Fugen müssen dann rechtwinklig zu<br />
dieser Stützlinie angeordnet sein.<br />
Für Bögen und Gewölbe ist die Aufnahme<br />
des Gewölbeschubes eine notwendige<br />
Voraussetzung. Hierbei dürfen keine horizontalen<br />
Verschiebungen auftreten, da bereits<br />
bei geringen Auflagerverschiebungen<br />
(wegen Verminderung des Stiches) eine erhebliche<br />
Vergrößerung der Beanspruchung<br />
des Mauerwerks resultiert.<br />
6.2.3 <strong>Bemessung</strong><br />
Bögen und Gewölbe mit günstigen Stichverhältnissen<br />
(f/l > 1/10) und voller Übermauerung<br />
oder großer Überschüttungshöhe<br />
können bei kleineren Stützweiten nach<br />
dem Stützlinienverfahren berechnet werden.<br />
Bei größeren Stützweiten und stark<br />
wechselnden Lasten ist eine Berechnung<br />
nach der Elastizitätstheorie unter Berücksichtigung<br />
der Verformungen und der Stabilität<br />
des Bogens durchzuführen.<br />
Bei Verwendung der Bezeichnungen aus<br />
Bild 39 ergeben sich für ein Gewölbe folgende<br />
Zusammenhänge:<br />
(6.9)<br />
(6.10)<br />
(6.11)<br />
Bei horizontal abtragenden Kellerwänden<br />
kann sich ebenfalls zwischen zwei Stahlbetonstützen<br />
(starres Widerlager) ein Bogen<br />
ausbilden. Die sich in der Wand einstellende<br />
Bogenform wird hier im Gegensatz<br />
zu einem gemauerten Gewölbe durch die<br />
Dicke und die Länge der Wand sowie durch<br />
die Einwirkung bestimmt. Bild 40 zeigt für<br />
unterschiedliche Stichmaße unter Annahme<br />
eines linear-elastischen Materialverhaltens<br />
die Bogenform und die entstehenden<br />
Beanspruchungen.<br />
Alternativ ist in DIN 1053-100 der Ansatz<br />
eines Spannungsblocks beim Nachweis<br />
der maximalen Druckspannungen im<br />
Grenzzustand der Tragfähigkeit gestattet.<br />
Durch die horizontale Gewölbewirkung wird<br />
das Mauerwerk auf Druck parallel zu den<br />
Lagerfugen beansprucht. Bei der Verwendung<br />
von Vollsteinen können 60 % der in<br />
der DIN 1053-100 angegebenen Druckfestigkeiten<br />
auch für die Festigkeit parallel<br />
zur Lagerfuge angesetzt werden. Demgegenüber<br />
sollten die Druckfestigkeiten von<br />
Hohlblocksteinen in Steinlängsrichtung nur<br />
zu 1/3 der Werte aus DIN 1053-100 angenommen<br />
werden. Bei horizontalem Lastabtrag<br />
ist das Mauerwerk mit Stoßfugenvermörtelung<br />
auszuführen.<br />
Zur Sicherstellung der Ausbildung des<br />
Gewölbes ist die Aufnahme des Gewölbeschubes<br />
durch die angrenzenden Bauteile<br />
nachzuweisen. Die konstruktive Ausbildung<br />
kann z.B. nach Bild 41 oder Bild 42<br />
erfolgen.<br />
a) b)<br />
Bild 40: Bogen bei einem Stich von a) f = 2/3 · d und b) f = 1/2 · d<br />
155
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Bild 41: Aussteifende Stahlbetonstützen unter Verwendung von KS-U-Schalen<br />
Bild 42: Aussteifende Stahlstützen<br />
6.3 Vorgefertigte Stürze<br />
6.3.1 KS-Flachstürze nach Zulassung<br />
Flachstürze dienen zur Überspannung von<br />
kleinen Öffnungen (z.B. Fenster etc.) in<br />
Wänden und bestehen aus einem vorgefertigten<br />
Zuggurt und einer örtlich hergestellten<br />
Druckzone aus Mauerwerk oder<br />
Beton. Oberhalb des Flachsturzes bildet<br />
sich ein Druckbogen aus (siehe Bild 43).<br />
Der Bogenschub wird durch die im Flachsturz<br />
liegende Bewehrung (Zuggurt) aufgenommen.<br />
Konstruktive Hinweise<br />
Flachstürze dürfen nur als Einfeldträger<br />
mit einer Stützweite l 3 m und nur bei<br />
vorwiegend ruhender Belastung verwendet<br />
werden. Eine unmittelbare Belastung des<br />
Zuggurtes mit Einzellasten ist nicht zulässig.<br />
Die auf den Flachsturz maximal wirkende<br />
Belastung unter Berücksichtigung<br />
einer Gewölbewirkung im Mauerwerk zeigt<br />
Bild 44. Falls oberhalb des Flachsturzes<br />
eine Stahlbetondecke aufliegt, so ist die<br />
Auflagerkraft der Decke im dargestellten<br />
Einzugsbereich zu berücksichtigen. Entsprechendes<br />
gilt für Einwirkungen aus<br />
Einzellasten.<br />
Flachstürze (h 12,5 cm) bestehen aus<br />
KS-U-Schalen mit Stahlbetonkern. Die Zuggurte<br />
müssen mindestens 11,5 cm breit<br />
und 6 cm hoch sein. Es dürfen mehrere<br />
Flachstürze nebeneinander angeordnet<br />
werden, wenn die Druckzone in ihrer Breite<br />
sämtliche Zugglieder erfasst. Je Zugglied<br />
Bild 43: Tragwirkung eines Flachsturzes<br />
ist eine Bewehrung von mindestens 1 Stab<br />
∅ 8 mm erforderlich. Der maximale Stabdurchmesser<br />
ist auf 12 mm begrenzt. Für<br />
die Betondeckung der Bewehrung gelten<br />
die Regelungen in der DIN 1045-1. Auf eine<br />
Schubbewehrung darf in Flachstürzen<br />
verzichtet werden.<br />
156
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Die Auflagertiefe von Flachstürzen auf dem<br />
Mauerwerk muss mindestens 11,5 cm<br />
betragen. Die Auflagerpressungen sind<br />
nachzuweisen. Die Oberseite von Flachstürzen<br />
ist rau auszubilden und vor dem<br />
Aufmauern sorgfältig von Schmutz zu reinigen.<br />
Die Druckzone aus Mauerwerk ist<br />
im Verband mit vermörtelten Stoß- und<br />
Lagerfugen, mit Steinen mindestens der<br />
Festigkeitsklasse 12 sowie mindestens<br />
mit Mörtelgruppe II herzustellen.<br />
Nachweis mit <strong>Bemessung</strong>stafeln<br />
Die <strong>Bemessung</strong> des Flachsturzes erfolgt<br />
aufgrund von Typenstatiken der Hersteller.<br />
Die <strong>Bemessung</strong> erfolgt durch einen<br />
Vergleich zwischen der vorhandenen<br />
Einwirkung und der in Abhängigkeit der<br />
Sturzgeometrie (Stützweite und der Sturzhöhe)<br />
angegebenen zulässigen Gleichstreckenlast:<br />
Bild 44: Ermittlung der Belastung von Flachstürzen für ü 0,4 ∙ h<br />
(6.12)<br />
Streng genommen ist die Anwendung der<br />
<strong>Bemessung</strong>stafeln für Flachstürze nur für<br />
eine Gleichstreckenlast zulässig. Sie kann<br />
jedoch auch für eine dreieckförmige Belastung<br />
bei Ausbildung eines Druckbogens gemäß<br />
Bild 43 herangezogen werden, wenn<br />
man q v<br />
ersatzweise aus der tatsächlichen<br />
Auflagerkraft A zurückgerechnet:<br />
(6.13)<br />
<strong>Bemessung</strong> von vor Ort hergestellten<br />
Stürzen<br />
Werden Stürze vor Ort aus KS-U-Schalen<br />
bewehrt und mit Ortbeton verfüllt hergestellt,<br />
z.B. bei Sichtmauerwerk mit Sturzhöhe<br />
24 cm, so erfolgt die <strong>Bemessung</strong><br />
nach DIN 1045-1.<br />
6.3.2 KS-Fertigteilstürze nach Zulassung<br />
Als Alternative zu Flachstürzen kommen im<br />
Hintermauerbereich KS-Fertigteilstürze zur<br />
Anwendung, deren Nennlängen zwischen<br />
1 m und 2 m liegen. Bei diesen Stürzen<br />
ist im Vergleich zu den Flachstürzen die<br />
Übermauerung aus KS XL (Druckzone mit<br />
vermörtelter Stoßfuge) Bestandteil des<br />
Sturzes.<br />
Die KS-Fertigteilstürze werden im Herstellwerk<br />
so gefertigt, dass der gesamte<br />
Zwischenraum zwischen der Oberkante<br />
der Wandöffnung und der Decke bereits<br />
ausgefüllt ist. Eine Anpassung der Sturzhöhe<br />
an die örtlichen Gegebenheiten auf<br />
der Baustelle, beispielsweise durch eine<br />
weitere Übermauerung, ist nicht mehr erforderlich.<br />
Die Montage der Stürze erfolgt<br />
Bild 45: Bezeichnung bei Flachstürzen<br />
im Zuge des Versetzens der KS XL mit<br />
einem Versetzgerät gleich mit, so dass es<br />
zu keiner Unterbrechung des Arbeitsablaufes<br />
kommt. Hierdurch kann auch im Wandöffnungsbereich<br />
die rationelle Herstellung<br />
von KS XL-Mauerwerk erreicht werden.<br />
7. BAULICHE DURCHBILDUNG<br />
7.1 Vorbemerkungen<br />
DIN 1053-100 regelt ausschließlich die<br />
Berechnung von Mauerwerk unter Verwendung<br />
des semiprobabilistischen Teilsicherheitskonzeptes.<br />
Für alle konstruktiven<br />
Regelungen zur baulichen Durchbildung<br />
sowie zur Bauausführung ist weiterhin<br />
DIN 1053-1 zu beachten. Dies bedeutet,<br />
dass bis auf weiteres DIN 1053-1 und<br />
DIN 1053-100 parallel gelten und auch<br />
bauaufsichtlich eingeführt bleiben.<br />
7.2 Schlitze und Aussparungen<br />
Als Schlitze werden längliche Einschnitte<br />
in flächigen Bauteilen verstanden. Handelt<br />
es sich dabei um kleine gedrungene Einschnitte,<br />
spricht man von Aussparungen.<br />
Schlitze und Aussparungen können während<br />
der Herstellung des Bauteils oder<br />
nachträglich hergestellt werden.<br />
Grundsätzlich ist bei Schlitzen und Aussparungen<br />
zu unterscheiden, ob ein maßgebender<br />
Einfluss auf das Tragverhalten des<br />
Bauteils vorliegt, der in der <strong>Bemessung</strong> der<br />
Tragkonstruktion gesondert zu berücksichtigen<br />
ist. Ohne zusätzlichen Nachweis dürfen<br />
Schlitze und Aussparungen nur ausgeführt<br />
werden, wenn die Bedingungen nach<br />
DIN 1053-1 eingehalten werden.<br />
Vertikale Schlitze und Aussparungen sind<br />
auch dann ohne Nachweis zulässig, wenn<br />
157
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Tafel 31: Zulässige Schlitze und Aussparungen in tragenden Wänden ohne rechnerischen Nachweis (siehe DIN 1053-1, Tab. 10)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Wanddicke<br />
Horizontale und schräge<br />
Schlitze 1)<br />
nachträglich hergestellt<br />
Schlitzlänge<br />
unbeschränkt<br />
Tiefe 3) 1,25 m lang 2)<br />
Tiefe<br />
Vertikale Schlitze und Aussparungen<br />
nachträglich hergestellt<br />
Tiefe 4)<br />
Abstand der<br />
Schlitze und<br />
Aussparungen<br />
von Öffnungen<br />
Einzelschlitzbreite<br />
5)<br />
Breite 5)<br />
von<br />
Öffnungen<br />
Vertikale Schlitze und Aussparungen in<br />
gemauertem Verband<br />
Mindestabstand der<br />
Schlitze und Aussparungen<br />
Restwanddicke<br />
untereinander<br />
115 – – 10 100 – –<br />
175 0 25 30 100 260 115<br />
240 15 25 30 150 115 385 115<br />
300 20 30 30 200 385 175<br />
365 20 30 30 200 385 240<br />
zweifache<br />
Schlitzbreite<br />
bzw. 240<br />
Schlitzbreite<br />
1) <br />
Horizontale und schräge Schlitze sind nur zulässig in einem Bereich<br />
< 0,4 m ober- oder unterhalb der Rohdecke sowie jeweils an einer<br />
Wandseite. Sie sind nicht zulässig bei Langlochziegeln.<br />
2)<br />
Mindestabstand in Längsrichtung von Öffnungen 490 mm, vom<br />
nächsten Horizontalschlitz zweifache Schlitzlänge<br />
3)<br />
Die Tiefe darf um 10 mm erhöht werden, wenn Werkzeuge verwendet<br />
werden, mit denen die Tiefe genau eingehalten werden kann. Bei<br />
Verwendung solcher Werkzeuge dürfen auch in Wänden 240 mm<br />
gegenüber liegende Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe ausgeführt werden.<br />
4)<br />
Schlitze, die bis maximal 1 m über den Fußboden reichen, dürfen bei Wanddicken<br />
240 mm bis 80 mm Tiefe und 120 mm Breite ausgeführt werden.<br />
5)<br />
Die Gesamtbreite von Schlitzen nach Spalte 5 und Spalte 7 darf je 2 m<br />
Wandlänge die Maße in Spalte 7 nicht überschreiten. Bei geringeren<br />
Wandlängen als 2 m sind die Werte in Spalte 7 proportional zur Wandlänge zu<br />
verringern.<br />
die Querschnittsschwächung (bezogen auf<br />
1 m Wandlänge) weniger als 6 % beträgt<br />
und die Wand nur in vertikaler Richtung<br />
zweiseitig gehalten nachgewiesen wird.<br />
Hierbei müssen eine Restwanddicke nach<br />
Tafel 31, Spalte 8 und ein Mindestabstand<br />
von Öffnungen von mindestens der<br />
doppelten Schlitzbreite bzw. 240 mm<br />
eingehalten werden. Die Festlegungen gelten<br />
nur für tragende Wände. Schlitze und<br />
Aussparungen in Schornsteinwangen sind<br />
unzulässig. Längere horizontale Schlitze<br />
am Wandkopf sollten zur Vermeidung von<br />
Rissbildung und Abplatzungen nicht unmittelbar<br />
unter dem Deckenauflager angeordnet<br />
werden, dürfen aber nur 40 cm<br />
unterhalb Wandkopf und 40 cm oberhalb<br />
Wandfuß angeordnet werden. Alle übrigen<br />
Schlitze und Aussparungen sind bei der<br />
<strong>Bemessung</strong> des Mauerwerks zu berücksichtigen.<br />
Wenn die Restwanddicke bei vertikalen<br />
Schlitzen und Aussparungen kleiner als<br />
die halbe Wanddicke oder kleiner als<br />
11,5 cm ist, so ist in der statischen Berechnung<br />
an dieser Stelle ein freier Rand<br />
anzunehmen.<br />
Bei horizontalen Schlitzen ist zur Einschätzung<br />
der Größe der Tragfähigkeitsminderung<br />
die Lage der Schlitze über die<br />
Wandhöhe zu beachten. Bei Schlitzen am<br />
Wandkopf bzw. Wandfuß tritt im Allgemeinen<br />
ein proportionaler Zusammenhang<br />
Tafel 32: Nachträglich hergestellte horizontale und<br />
schräge Schlitze nach DIN 1053-1, Tab. 10 (Fußnoten<br />
siehe Tafel 31)<br />
Schlitz mit unbegrenzter<br />
Länge<br />
400<br />
keine Horizontal- oder<br />
Schrägschlitze<br />
400<br />
d<br />
1250<br />
Schlitzlänge<br />
unbeschränkt<br />
Tiefe 3)<br />
≥ 490<br />
Schlitzlänge<br />
Abstand zur<br />
Öffnung<br />
Öffnung<br />
1,25 m lang 2)<br />
Tiefe<br />
Tafel 33: Nachträglich hergestellte vertikale Schlitze<br />
und Aussparungen nach DIN 1053-1, Tab. 10 (Fußnoten<br />
siehe Tafel 31)<br />
Schlitzende maximal 1 m über Fußboden 3)<br />
d<br />
bei d 240<br />
B 1 120<br />
T 2 80<br />
Wanddicke<br />
Tiefe 4)<br />
[mm] [mm]<br />
[mm]<br />
[mm] [mm]<br />
115<br />
175<br />
240<br />
300<br />
365<br />
–<br />
0<br />
15<br />
20<br />
20<br />
–<br />
25<br />
25<br />
30<br />
30<br />
115<br />
175<br />
240<br />
300<br />
365<br />
10<br />
30<br />
30<br />
30<br />
30<br />
2)<br />
und 3) : Fußnoten siehe Tafel 31<br />
4)<br />
Fußnote siehe Tafel 31<br />
Schlitztiefe<br />
Schlitztiefe<br />
Schlitztiefe<br />
T 2<br />
Schlitzbreite<br />
B 1<br />
Wanddicke<br />
Einzelschlitzbreite<br />
[mm]<br />
100<br />
100<br />
150<br />
200<br />
200<br />
Öffnung<br />
Abstand<br />
115<br />
Abstand der<br />
Schlitze und<br />
Aussparungen<br />
von Öffnungen<br />
[mm]<br />
115<br />
158
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
zwischen Querschnittsschwächung und<br />
Tragfähigkeitsminderung auf, da hier der<br />
Grenzzustand der Tragfähigkeit durch das<br />
Materialversagen definiert wird. In Wandhöhenmitte<br />
wird bei horizontalen Schlitzen<br />
meistens Stabilitätsversagen maßgebend.<br />
Hier steigt die Abminderung der Tragfähigkeit<br />
quadratisch mit der Schwächung<br />
des Querschnitts an. Daher sind nach<br />
DIN 1053-1 ohne genauen Nachweis<br />
keine horizontalen Schlitze in Wandmitte<br />
gestattet.<br />
Die <strong>Kalksandstein</strong>industrie bietet für jede<br />
Wanddicke geeignete Steinformate<br />
für die Verarbeitung als Einsteinmauerwerk<br />
(Wanddicke = Steindicke) an. Mit<br />
der Ausweitung der Produktpalette hat<br />
die Bedeutung des Verbandsmauerwerks<br />
im Bereich des Neubaus nahezu keine<br />
Bedeutung mehr.<br />
Lediglich im Bereich von kleinteiligem<br />
Sichtmauerwerk oder bei der Sanierungen<br />
im Altgebäudebestand kommt diese Art<br />
des Mauerns weiterhin zur Anwendung.<br />
Bei Verbandsmauerwerk ist das Überbindemaß<br />
nicht nur in Wandlängsrichtung,<br />
sondern auch im Wandquerschnitt<br />
einzuhalten. In der Praxis sind<br />
hier oftmals Fehler festzustellen.<br />
Mauerwerk aus KS-XL ist nur als Einsteinmauerwerk<br />
(Wanddicke = Steindicke) zulässig.<br />
7.3 Überbindemaß<br />
Die Forderung nach der Einhaltung des<br />
Überbindemaßes gemäß DIN 1053-1 wird<br />
durch die Ausführung des Mauerwerks im<br />
Verband gewährleistet, wenn die Stoß- und<br />
Längsfugen übereinander liegender Schichten<br />
mindestens mit dem Überbindemaß<br />
ü 0,4 ∙ h bzw. ü 45 mm (der größere<br />
Wert ist maßgebend) angeordnet werden<br />
(siehe Bild 46). Gerade in Bereichen von<br />
Fensterbrüstungen, Öffnungen und dem<br />
Eintrag von Einzellasten in das Mauerwerk<br />
ist auf die Einhaltung des Überbindemaßes<br />
zu achten. Bei großformatigen <strong>Kalksandstein</strong>en<br />
sind nach Zulassung reduzierte<br />
Überbindemaße (ü < 0,4 ∙ h) zulässig. Bei<br />
reduzierten Überbindemaßen ergeben sich<br />
Auswirkungen auf die Querkrafttragfähigkeit<br />
in Scheibenrichtung:<br />
Unter Einzellasten dürfen keine erhöhten<br />
Teilflächenpressungen angesetzt<br />
werden.<br />
Die Lastausbreitwinkel ergeben sich<br />
aus dem Tangens von Überbindemaß<br />
und Steinhöhe.<br />
Bei der Ermittlung der Knicklänge darf<br />
keine drei- bzw. vierseitige Halterung<br />
der Wand angenommen werden.<br />
Auch bei großformatigen <strong>Kalksandstein</strong>en<br />
(KS XL) ist das Überbindemaß<br />
nach DIN 1053-1 (ü 0,4 ∙ h) der Regelfall.<br />
Da dies aber nicht an allen Stellen<br />
baupraktisch ausführbar ist, sind<br />
in den bauaufsichtlichen Zulassungen<br />
für die Anwendung von KS XL auch<br />
reduzierte Überbindemaße zulässig,<br />
siehe Tafel 34.<br />
Tafel 34: Überbindemaße in Abhängigkeit von der Steinhöhe<br />
Regelfall<br />
Steinhöhe ü = 0,4 x Steinhöhe Mindestüberbindemaß<br />
< 11,3 cm 5 cm ü 4,5 cm<br />
11,3 cm / 12,3 cm 5 cm ü 0,4 x Steinhöhe = 5,0 cm<br />
23,8 cm / 24,8 cm 10 cm ü 0,4 x Steinhöhe = 10,0 cm<br />
49,8 cm 20 cm ü 0,25 x Steinhöhe = 12,5 cm<br />
62,3 cm 25 cm ü 0,20 x Steinhöhe = 12,5 cm<br />
7.5 Deckenauflager<br />
Bei großen Deckenspannweiten kommt es<br />
insbesondere im Bereich von Endauflagern<br />
bei Decken zu großen Verdrehungen der<br />
horizontalen Tragglieder. Daraus ergibt<br />
sich eine exzentrische Lasteinleitung in<br />
die Mauerwerkswand, die nicht nur zu einer<br />
Traglastminderung führt, sondern auch<br />
Rissbildungen und Abplatzungen verursachen<br />
kann.<br />
Sind die Randbedingungen für die Anwendung<br />
des vereinfachten Berechnungsverfahrens<br />
nach DIN 1053-100 nicht eingehalten<br />
(z.B. Stützweite l > 6 m) oder<br />
führen die Lastexzentrizitäten zu großen<br />
Traglastminderungen (z.B. bei der obersten<br />
Geschossdecke), können entsprechend<br />
Bild 47 oder Bild 50 konstruktive Maßnahmen<br />
zur Zentrierung des Deckenauflagers<br />
genutzt werden, wobei entsprechende<br />
Einflüsse auf die Konstruktion zu beachten<br />
sind (z.B. Knicklänge, Übertragung<br />
horizontaler Lasten zur Gebäudeaussteifung<br />
etc.).<br />
7.4 Verbandsmauerwerk<br />
Verbandsmauerwerk ist Mauerwerk mit<br />
zwei oder mehr Steinreihen in jeder oder<br />
in jeder zweiten Schicht. In der Vergangenheit<br />
wurden vornehmlich die Formate 2 DF<br />
und 3 DF dafür verwendet.<br />
Bild 46: Überbindemaß ü nach DIN 1053 (oben) und<br />
Mindestüberbindemaße von KS XL (unten)<br />
Bild 47: Zentrierung mit weicher Platte<br />
Polystyrol<br />
159
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Bild 48: Kriterien für die Anordnung von Ringankern in tragenden und aussteifenden Wänden mit Öffnungen<br />
Bild 49: Ausbildung von Ringankern<br />
Bild 50: Konstruktive Maßnahmen zur Zentrierung der Deckenauflagerkraft am Beispiel der Außenwand unter einer Dachdecke –<br />
a) mit eingelegtem Styropor-Randstreifen an der Wandinnenseite, b) mit Zentrierstreifen zwischen Wand und Decke<br />
160
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
7.6 Ringanker und Ringbalken<br />
Bei Ringankern und Ringbalken handelt es<br />
sich um stabförmige Bauglieder, die der<br />
Aufnahme von Aussteifungskräften und<br />
Horizontallasten dienen. Sie werden z.B.<br />
mit ausbetonierten und bewehrten KS-U-<br />
Schalen hergestellt.<br />
Ringanker werden bei Massivdecken im<br />
Regelfall innerhalb der Decken oder kurz<br />
darunter angeordnet und halten die tragenden<br />
Wände zusammen. Sie übernehmen<br />
die in der Deckenscheibe auftretenden<br />
Randzugkräfte und leiten die<br />
angreifenden Aussteifungskräfte auf die<br />
Wandscheiben weiter. Gleichzeitig erhöhen<br />
sie die Stabilität von auf Scheibenschub<br />
beanspruchten Wänden mit großen Öffnungen.<br />
Ringanker sind also im Wesentlichen<br />
Zugglieder.<br />
Ringbalken sind stets anzuordnen, wenn<br />
Horizontallasten senkrecht zur Wandebene<br />
(z.B. aus Wind) einwirken und eine kontinuierliche<br />
Lagerung am Wandkopf (z.B.<br />
durch Deckenscheiben) nicht vorhanden<br />
ist. Gleichzeitig können Ringbalken auch<br />
die Funktion von Ringankern zur Ableitung<br />
von Aussteifungskräften übernehmen.<br />
Ringbalken sind überwiegend auf Biegung<br />
und weniger auf Zug beansprucht.<br />
7.6.1 Ringanker<br />
Nach DIN 1053-1 müssen alle Außenwände<br />
und Innenwände, die der Abtragung der<br />
Aussteifungskräfte dienen, Ringanker erhalten,<br />
wenn folgende Randbedingungen<br />
vorliegen:<br />
Bauten mit mehr als 2 Vollgeschossen<br />
Bauten mit Längen > 18 m<br />
Wände mit großen Öffnungen<br />
Bauwerke mit ungünstigen Baugrundverhältnissen<br />
Ringanker sind für eine aufzunehmende<br />
Zugkraft von mindestens F k<br />
= 30 kN zu<br />
dimensionieren bzw. mit mindestens 2 Bewehrungseisen<br />
∅ 10 mm zu bewehren.<br />
Die in einer Stahlbetondecke vorhandene<br />
Bewehrung darf dabei in bestimmten Grenzen<br />
angerechnet werden.<br />
Unterschiedliche Verformungen zwischen<br />
tragenden Wänden und der Dachdecke<br />
können nach DIN 18530:1987-03<br />
[18] abgeschätzt werden. Ist danach<br />
mit Rissen zu rechnen, so ist die Dachdecke<br />
möglichst reibungsfrei auf den<br />
Wänden zu lagern. In diesem Fall ist<br />
auch ein Ringbalken unter der Dachdecke<br />
erforderlich.<br />
7.6.2 Ringbalken<br />
Ringbalken dienen im Wesentlichen der<br />
Aufnahme von Horizontallasten und der horizontalen<br />
Halterung der Wände am Wandkopf,<br />
wenn eine entsprechende Lagerung<br />
statisch erforderlich ist (z.B. Ausfachungsflächen).<br />
Dies ist z.B. der Fall bei:<br />
Decken ohne Scheibenwirkung (Holzbalkendecken)<br />
Anordnung von Gleitschichten unter<br />
Deckenauflagern von Decken<br />
Ringbalken sind für die auf sie entfallenden<br />
Windlastanteile sowie zur Berücksichtigung<br />
von Lotabweichungen auf eine<br />
Horizontallast von 1/100 der Vertikallast<br />
zu bemessen. Bei Ringbalken unter<br />
Gleitschichten sind die verbleibenden<br />
Reibungskräfte aus der Decke zusätzlich<br />
als Zugkräfte zu berücksichtigen. Ringbalken<br />
müssen derart biegesteif ausgeführt<br />
werden, dass im auszusteifenden Mauerwerk<br />
keine unzulässigen Durchbiegungen<br />
und Rissbildungen auftreten. Die Weiterleitung<br />
der Auflagerkräfte der Ringbalken<br />
in die aussteifenden Wände ist statisch<br />
nachzuweisen.<br />
7.6.3 Zentrierung<br />
Bei größeren planmäßigen Ausmitten, z.B.<br />
Dachdecke mit wenig Auflast oder Decken<br />
mit großer Spannweite, sollten Stahlbetondecken<br />
zur Verringerung der exzentrischen<br />
Lasteinleitung durch konstruktive Maßnahmen<br />
zentriert werden.<br />
Werden konstruktive Maßnahmen zur Zentrierung<br />
der Lasteinleitung von Decken<br />
vorgesehen, darf auch bei Stützweiten von<br />
mehr als 6 m das vereinfachte Berechnungsverfahren<br />
angewendet werden.<br />
7.7 Wandanschlüsse<br />
Die Ausbildung der Verbindungen von<br />
Wänden und Decken oder von Wänden<br />
untereinander hängt von statischen und<br />
bauphysikalischen Gesichtspunkten ab.<br />
Zur Erzielung der räumlichen Steifigkeit<br />
müssen alle tragenden und aussteifenden<br />
Wände kraftschlüssig mit den Decken<br />
verbunden sein. Bei der Verwendung von<br />
Stahlbetondecken wird ein ausreichender<br />
Verbund über die Reibung in den Lagerfugen<br />
hergestellt. Weitere Konstruktionselemente<br />
zur Sicherstellung einer genügenden<br />
Standsicherheit können Ringanker<br />
und Ringbalken sein. Werden die Wände<br />
nicht durch einen Mauerwerksverband<br />
zug- und druckfest miteinander verbunden,<br />
können alternative Anschlusselemente,<br />
wie z.B. die Stumpfstoßtechnik, verwendet<br />
werden. Bei Ausfachungswänden oder<br />
nicht tragenden Wänden richten sich die<br />
Anschlüsse auch nach den Schall- und<br />
Brandschutzanforderungen.<br />
Es wird empfohlen, die Außenecken<br />
von Kelleraußenwänden – auch unter<br />
Annahme zweiseitiger Halterung<br />
– aus konstruktiven Gründen immer<br />
miteinander zu verzahnen. Alle übrigen<br />
Wandanschlüsse können stumpf<br />
gestoßen werden, soweit in der Statik<br />
nichts anderes gesagt wird.<br />
Die Kimmschicht am Wandfuß in Mörtel<br />
mindestens der Mörtelgruppe III dient<br />
primär zum Ausgleich von Unebenheiten<br />
der Rohdecke, zur Höhenanpassung der<br />
aufzumauernden Wandscheibe an das<br />
Baurichtmaß sowie zur Erstellung eines<br />
planebenen Niveaus in Wandlängs- und<br />
-querrichtung. Sie gewährleistet aber auch<br />
einen kraftschlüssigen Verbund zwischen<br />
Decke und Wand.<br />
Tafel 35: Maximale Höhe der Kimmschicht bei KS XL<br />
in DM [19]<br />
KS XL nach<br />
Zulassung,<br />
Druckfestigkeitsklasse<br />
maximale<br />
Höhe des<br />
Kimmschichtmörtels<br />
12 2 cm<br />
20 5 cm<br />
28 6 cm<br />
161
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Bei Verwendung von KS XL im Dünnbettmörtelverfahren<br />
ist die Kimmschicht in<br />
Normalmörtel der Gruppe III und bis zu einer<br />
maximalen Höhe nach Tafel 35 auszuführen,<br />
um die entsprechende Druckfestigkeit<br />
nach der jeweiligen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung ansetzen zu dürfen.<br />
Bild 51: Anwendung von Edelstahl-Flachankern bei der KS-Stumpfstoßtechnik<br />
7.8 Stumpfstoßtechnik<br />
Der KS-Stumpfstoß, ohne den Bauablauf<br />
störende Verzahnung der Wände, eröffnet<br />
für Planung und Ausführung Freiräume<br />
– auch bei Anwendung von mechanischen<br />
Versetzgeräten. Diese Bauweise hat sich<br />
seit mehr als 30 Jahren bewährt. Aus<br />
baupraktischen Gründen wird empfohlen,<br />
Edelstahl-Flachanker in die Lagerfugen<br />
einzulegen. Die Anschlussfugen sind aus<br />
schalltechnischen Gründen zu vermörteln.<br />
7.8.1 Anwendungsbereich<br />
Grundsätzlich können alle Wandanschlüsse<br />
stumpf gestoßen werden. Es wird jedoch<br />
empfohlen, die Außenecken von<br />
Kelleraußenwänden – auch unter Annahme<br />
zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven<br />
Gründen immer miteinander zu verzahnen.<br />
Alle übrigen Wandanschlüsse (auch Außenecken<br />
von Wänden ohne Erddruck) können<br />
stumpf gestoßen werden.<br />
7.8.2 Vorteile der Stumpfstoßtechnik:<br />
Stumpfstoß ist zwischen allen Wänden<br />
möglich (einfacher Bauablauf).<br />
Bild 52: KS-Stumpfstoßtechnik, Regelausführung bei Annahme einer drei- oder vierseitigen Halterung der<br />
tragenden Wand (Schichthöhe 25 cm) [3]<br />
Mehr Bewegungsspielraum und Lagerfläche<br />
auf der Geschossdecke.<br />
Vereinfachter Einsatz von mechanischen<br />
Versetzhilfen und Gerüsten.<br />
Die liegende Verzahnung bedeutet in vielen<br />
Fällen eine Behinderung beim Aufmauern<br />
der Wände, bei der Bereitstellung der Materialien<br />
und beim Aufstellen der Gerüste.<br />
Stumpf gestoßene Wände vermeiden diese<br />
Nachteile.<br />
Bild 53: Stumpfstoßtechnik mit durchlaufender<br />
Trennwand<br />
Bild 54: Prinzipielle Anordnung von aussteifender<br />
und auszusteifender Wand bei Anwendung des<br />
Stumpfstoßes<br />
162
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
Rechenbeispiel zur Randdehnung<br />
Aussteifungswand im Erdgeschoss (Bauwerksaussteifung)<br />
Berechnung nach dem vereinfachten Verfahren nach DIN 1053-100, Abschnitt 8.<br />
Pos.:<br />
q k<br />
q k<br />
EG<br />
d<br />
EG<br />
h s<br />
d b<br />
h<br />
N k,fuß<br />
l 2=l y<br />
Lastabtrag<br />
parallel zur<br />
Wand<br />
Abmessungen:<br />
Wanddicke d = 24,00 cm<br />
gesamte Wandbreite b = 2,500 m<br />
Abstand der Querwand b‘ = 2,50 m<br />
Geschosshöhe h = 2,75 m<br />
lichte Geschosshöhe h s = 2,59 m<br />
Geschosszahl der aussteifenden Wand n = 2<br />
vorhandene Halterung der Wand Art max<br />
= 3 -seitig<br />
Stoßfugen vermörtelt (Ja/Nein ) Sv = Nein<br />
Hohlblockstein = HB; Hochlochsteine und Steine mit Grifföffnungen oder Löchern = HL;<br />
Vollsteine = VL<br />
Steinart SA = HL<br />
Einwirkungen (charakteristische Werte):<br />
Decke:<br />
Belastung Decke q k<br />
= 2,75 kN/m²<br />
Wand:<br />
Normalkraft Wandfuß N Gk,Fuß<br />
= 750,00 kN<br />
Normalkraft Wandfuß N Qk,Fuß<br />
= 270,00 kN<br />
Ausmitte der Normalkraft e N<br />
= 0,50 m<br />
Die Ausmitte kann z.B. aus einer außermittigen Deckenauflagerung resultieren. Bei einer positiven Ausmitte wirkt<br />
das entstehende Moment um die starke Achse entsprechend dem Moment aus Windbeanspruchung.<br />
Horizontale Lasten aus Wind+Schiefstellung am Wandfuß<br />
V Wk<br />
= 22,00 kN<br />
M Wk<br />
= 120,00 kNm<br />
Baustoffe:<br />
Steinfestigkeitsklasse SFK = 20<br />
Mörtelgruppe M = DBM<br />
f k<br />
= TAB(„KS-100/fk-100“;fk; M g<br />
=M; Sfk=SFK) = 10,00 MN/m²<br />
η = 0,85<br />
γ M<br />
= 1,50<br />
163
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
a) <strong>Bemessung</strong>swerte der Einwirkung<br />
Für die Bildung der Lastfallkombination wird vereinfachend die Horizontalkraft aus Wind (W) und Schiefstellung<br />
(St) als ein Lastfall betrachtet! Normalerweise müsste unter Berücksichtigung der Anteile aus Eigen- und Nutzlast<br />
bei der Schiefstellung folgende Kombination gebildet werden:<br />
E D<br />
(W+St)= γ Q,1<br />
*E Wind + γ G,1<br />
*E Schief<br />
(G) + γ Q,2<br />
*ψ 0<br />
*E Schief<br />
(Q)<br />
Die Ermittlung der Momente erfolgt jeweils für den Wandfuß und für die Wandmitte. Die Änderung der Normalkraft<br />
wird vernachlässigt.<br />
Lastfallkombination 1 (min N):<br />
G+W<br />
N Ed,1<br />
= N Gk,Fuß<br />
= 750 kN<br />
M Ed,1<br />
= e N<br />
*N Gk,Fuß<br />
+1,50*M Wk<br />
= 555 kN/m<br />
V Ed,1<br />
= M Ed,1<br />
/N Ed,1<br />
= 0,74 m<br />
M Ed,1,Mitte<br />
= e N<br />
*N Gk,Fuß<br />
+1,50*(M Wk<br />
-V Wk<br />
*h/2) = 510 kN/m<br />
e 1,Mitte<br />
= M Ed,1,Mitte<br />
/N Ed,1<br />
= 0,68 m<br />
Lastfallkombination 2 (max N + zug M):<br />
1,35*G+1,5*Q+1,5*0,6*W<br />
(Nutzlast wirkt als Leiteinwirkung, Wind als Begleiteinwirkung)<br />
N Ed,2<br />
= 1,35*N Gk,Fuß<br />
+1,5*N Qk,Fuß<br />
= 1418 kN<br />
M Ed,2<br />
= e N<br />
*N Ed,2<br />
+1,50*0,6*M Wk<br />
= 817 kN/m<br />
V Ed,2<br />
= 1,50*0,6*V Wk<br />
= 20 kN/m<br />
e 2<br />
= M Ed,2<br />
/N Ed,2<br />
= 0,58 m<br />
M Ed,2,Mitte<br />
= e N<br />
*N Ed,2<br />
+1,50*0,6*(M Wk<br />
-V Wk<br />
*h/2) = 790 kN/m<br />
e 2,Mitte<br />
= M Ed,2,Mitte<br />
/N Ed,2<br />
= 0,56 m<br />
Lastfallkombination 3 (max M + zug N):<br />
1,35*G+1,5*W+1,5*0,7*Q<br />
(Wind wirkt als Leiteinwirkung, Nutzlast als Begleiteinwirkung)<br />
N Ed,3<br />
= 1,35*N Gk,Fuß<br />
+1,5*0,7*N Qk,Fuß<br />
= 1296 kN<br />
M Ed,3<br />
= e N<br />
*N Ed,3<br />
+1,50*M Wk<br />
= 828 kN/m<br />
V Ed,3<br />
= 1,50*V Wk<br />
= 33 kN/m<br />
e 3<br />
= M Ed,3<br />
/N Ed,3<br />
= 0,64 m<br />
M Ed,3,Mitte<br />
= e N<br />
*N Ed,3<br />
+1,50*(M Wk<br />
-V Wk<br />
*h/2) = 783 kN/m<br />
e 3,Mitte<br />
= M Ed,3,Mitte<br />
/N Ed,3<br />
= 0,60 m<br />
b) <strong>Bemessung</strong>swerte des Widerstandes für Querkraftbeanspruchung<br />
f vk0<br />
= TAB(„KS-100/f vk0<br />
-100“; f vk0<br />
; MG = M) = 0,22 N/mm²<br />
f vk0<br />
= WENN( S v<br />
=“Ja“ ; 1 ; 0,5 ) * f vk0<br />
= 0,110 N/mm²<br />
max.f vk<br />
= (TAB(„KS-100/max fvk<br />
-100“; v f<br />
; SA = SA))*SFK = 0,32 N/mm²<br />
f bz<br />
= (TAB("KS-100/max fvk<br />
-100"; v fgv<br />
; SA = SA))*SFK = 0,66 N/mm²<br />
Formfaktor c:<br />
c = WENN(n*h/b ≥2; 1,5;WENN(n*h/b >1;n*h/b*0,5+0,5;1)) = 1,5<br />
164
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
b1) Überprüfung der Randdehnung im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit:<br />
Bei Exzentrizitäten > b/6 ist zusätzlich ein Nachweis der Randdehnung zu führen ε R<br />
≤ 10 -4 .<br />
Seltene Lastfallkombination: G+W<br />
N d,rare<br />
= N Gk,Fuß<br />
= 750 kN<br />
M d,rare<br />
= e N<br />
*N Gk,Fuß<br />
+M Wk<br />
= 495,0 kNm<br />
e d,rare<br />
= M d,rare<br />
/N d,rare<br />
= 0,66 m<br />
e grenz<br />
= b/6 = 0,417 m<br />
Nachweis = TAB(„KS-100/ErgTxt-100“; Erg; v≥e d,rare<br />
/e grenz<br />
) = nicht erfüllt<br />
ε Rk<br />
=<br />
σ R · ( b – 3 · ( b – e k<br />
))<br />
2<br />
3 ·( b<br />
2<br />
– e k<br />
) · E<br />
σ R<br />
=<br />
4 · N<br />
( e ) k<br />
b · d · 3 – 6 ·<br />
b<br />
σ R<br />
= 4*N d,rare<br />
/1000/(b*d/100*(3-6*e d,rare<br />
/b)) = 3,53 N/mm²<br />
E = 1000*fk = 10000 N/mm²<br />
ε R,rare<br />
= (σ R<br />
*(b-3*(b/2-e d,rare<br />
)))/(3*(b/2-e d,rare<br />
)*E) = 1,5*10 -4<br />
Nachweis = TAB(“KS-100/ErgTxt-100”; Erg; v≥ε R,rare<br />
/0,0001 ) = nicht erfüllt<br />
f vk0<br />
= WENN(ε R,rare<br />
>0,0001;0;f vk0<br />
) = 0,00 N/mm²<br />
Ist der Nachweis erfüllt, kann die Haftscherfestigkeit f vk0<br />
für die Schubfestigkeit vollständig in Rechnung gestellt<br />
werden!<br />
Ist der Nachweis nicht erfüllt, darf die Haftscherfestigkeit f vk0<br />
für die Schubfestigkeit nicht angesetzt werden und<br />
der Randdehnungsnachweis ist unter der häufigen Einwirkungskombination zu führen!<br />
Häufige Lastfallkombination: G+0,5*W<br />
N d,frequ<br />
= N Gk,Fuß<br />
= 750 kN<br />
M d,frequ<br />
= e N *N Gk,Fuß<br />
+0,5*M Wk<br />
= 435,0 kNm<br />
e d,frequ<br />
= M d,frequ<br />
/N d,frequ<br />
= 0,58 m<br />
σ R,frequ<br />
= 4*N d,frequ<br />
/1000/(b*d/100*(3-6*e d,frequ<br />
/b)) = 3,11 N/mm²<br />
ε R,frequ<br />
= (σ R,frequ<br />
*(b-3*(b/2-e d,frequ<br />
)))/(3*(b/2-e d,frequ<br />
)*E) = 0,8* 10 -4<br />
Nachweis = TAB(„KS-100/ErgTxt-100“; Erg; v≥ε R,frequ<br />
/0,0001 ) = erfüllt<br />
b2) <strong>Bemessung</strong>swerte des Widerstandes im Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />
Lastfallkombination 1 (siehe Punkt b):<br />
e 1<br />
= e 1<br />
= 0,74 m<br />
Ermittlung der mittleren Spannung:<br />
überdrückte Fläche A 1<br />
= MIN(1,5*d/100*(b-2*e 1<br />
);d/100*b) = 0,37 m²<br />
σ D1<br />
= N Ed,1<br />
/1000/A 1<br />
= 2,03 N/mm²<br />
Versagen der Lagerfuge infolge Reibung:<br />
f vk1,a<br />
= f vk0<br />
+ 0,4*σ D1<br />
= 0,81 N/mm²<br />
Versagen der Steine infolge schräger Hauptzugspannungen:<br />
(Nach dem genaueren Berechnungsverfahren)<br />
f vk1,b<br />
= 0,45*f bz<br />
*√(1+σ D1<br />
/f bz<br />
) = 0,60 N/mm²<br />
165
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
Versagen der Steine infolge schräger Hauptdruckspannungen:<br />
f vk1,c<br />
= η*f k<br />
/γ M<br />
- σ D1<br />
= 3,64 N/mm²<br />
charakteristische Schubfestigkeit:<br />
f vk1<br />
= MIN(f vk1,a<br />
;f vk1,b<br />
;f vk1,c<br />
) = 0,60 N/mm²<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der Schubfestigkeit:<br />
f vd1<br />
= f vk1<br />
/γ M<br />
= 0,40 N/mm²<br />
Schubtragfähigkeit:<br />
α s,1<br />
MIN(1,333*1,5*(b-2*e 1<br />
);1,125*b) = 2,039 m<br />
V Rd,1<br />
= f vd1<br />
*d/100*α s,1<br />
/c*1000 = 130 kN<br />
Lastfallkombination 2:<br />
e 2<br />
= e 2<br />
= 0,58 m<br />
überdrückte Fläche A 2<br />
= MIN(1,5*d/100*(b-2*e 2<br />
);d/100*b) = 0,48 m²<br />
σ D2<br />
= N Ed,2<br />
/1000/A 2<br />
= 2,95 N/mm²<br />
f vk2,a<br />
= f vk0<br />
+ 0,4*σ D2<br />
= 1,18 N/mm²<br />
f vk2,b<br />
= 0,45*f bz<br />
*√(1+σ D2<br />
/f bz<br />
) = 0,69 N/mm²<br />
f vk2,c<br />
= η*f k<br />
/γ - σ M D2<br />
= 2,72 N/mm²<br />
f vk2<br />
= MIN(f vk2,a<br />
;f vk2,b<br />
;f vk2,c<br />
) = 0,69 N/mm²<br />
f vd2<br />
= f vk2<br />
/γ M<br />
= 0,46 N/mm²<br />
α s,2<br />
= MIN(1,333*1,5*(b-2*e 2<br />
);1,125*b) = 2,679 m<br />
V Rd,2<br />
= f vd2<br />
*d/100*α s,2<br />
/c*1000 = 197 kN<br />
Lastfallkombination 3:<br />
e 3<br />
= e 3<br />
= 0,64 m<br />
überdrückte Fläche A 3<br />
= MIN(1,5*d/100*(b-2*e 3<br />
);d/100*b) = 0,44 m²<br />
σ D3<br />
= N Ed,3<br />
/1000/A 3<br />
= 2,95 N/mm²<br />
f vk3,a<br />
= f vk0<br />
+ 0,4*σ D3<br />
= 1,18 N/mm²<br />
f vk3,b<br />
= 0,45*f bz<br />
*√(1+σ D3<br />
/f bz<br />
) = 0,69 N/mm²<br />
f vk3,c<br />
= η*f k<br />
/γ - σ M D3<br />
= 2,72 N/mm²<br />
f vk3<br />
= MIN(f vk3,a<br />
;f vk3,b<br />
;f vk3,c<br />
) = 0,69 N/mm²<br />
f vd3<br />
= f vk3<br />
/γ M<br />
= 0,46 N/mm²<br />
α s,3<br />
= MIN(1,333*1,5*(b-2*e 3<br />
);1,125*b) = 2,439 m<br />
V Rd,3<br />
= f vd2<br />
*d/100*α s,3<br />
/c*1000 = 180 kN<br />
c3) Nachweis auf Querkraft<br />
V Ed<br />
= V Ed,1<br />
= 33 kN/m<br />
V Rd,1<br />
= V Rd,1<br />
= 130 kN/m<br />
Nachweis = TAB(„KS-100/ErgTxt-100“; Erg; v≥V Ed<br />
/V Rd,1<br />
) = erfüllt<br />
V Ed<br />
= V Ed,2<br />
= 20 kN/m<br />
V Rd,2<br />
= V Rd,2<br />
= 197 kN/m<br />
Nachweis = TAB(“KS-100/ErgTxt-100”; Erg; v≥V Ed<br />
/V Rd,2<br />
) = erfüllt<br />
V Ed<br />
= V Ed,3<br />
= 33 kN/m<br />
V Rd,3<br />
= V Rd,3<br />
= 180 kN/m<br />
Nachweis = TAB(“KS-100/ErgTxt-100”; Erg; v≥V Ed<br />
/V Rd,3<br />
) = erfüllt<br />
166
V 01/2007<br />
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong><br />
FORMELZEICHEN UND VARIABLEN<br />
Lateinische Buchstaben:<br />
A Querschnittsfläche, Auflagerkraft<br />
A c<br />
überdrückte Querschnittsfläche<br />
b Wandbreite<br />
c Beiwert zur Berücksichtigung der<br />
Schubschlankheit<br />
d Wanddicke<br />
e Exzentrizität der einwirkenden<br />
Druckkraft bzw. Lastausmitte<br />
l Stützweite<br />
E Elastizitätsmodul<br />
f d<br />
; f k<br />
<strong>Bemessung</strong>swert und charakteristischer<br />
Wert der Druckfestigkeit<br />
f bk<br />
Charakteristische Steindruckfestigkeit<br />
(Steindruckfestigkeitsklasse)<br />
f bz<br />
Steinzugfestigkeit<br />
f x2d<br />
; f x2k<br />
<strong>Bemessung</strong>swert und charakteristischer<br />
Wert der Zug- und<br />
Biegezugfestigkeit parallel zur<br />
Lagerfuge<br />
f vd<br />
; f vk<br />
<strong>Bemessung</strong>swert und charakteristische<br />
Schubfestigkeit<br />
f vk0<br />
abgeminderte Haftscherfestigkeit<br />
g k<br />
; G k<br />
charakteristischer Wert der ständigen<br />
Einwirkung<br />
g d<br />
; G d<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der ständigen<br />
Einwirkung<br />
H Horizontalkraft, Bogenschub<br />
h Steinhöhe, Wandhöhe<br />
h s<br />
lichte Wandhöhe<br />
h e<br />
Anschütthöhe des Bodens<br />
h k<br />
Ersatzlänge bzw. Knicklänge einer<br />
Wand<br />
I Flächenträgheitsmoment 2. Grades<br />
in Wandquerrichtung<br />
l a<br />
Auflagerlänge<br />
l ; l Wandlänge, Deckenstützweite<br />
st<br />
l c<br />
überdrückte Querschnittslänge<br />
l w<br />
lichte Weite<br />
M Biegemoment<br />
M Ed<br />
<strong>Bemessung</strong>swert des einwirkenden<br />
Biegemomentes<br />
M I<br />
Biegemoment nach Theorie I.<br />
Ordnung<br />
M Rd<br />
<strong>Bemessung</strong>swert des aufnehmbaren<br />
Biegemomentes<br />
N Druckkraft bzw. Normalkraft<br />
(Druck positiv)<br />
N Gk<br />
charakteristischer Wert der ständigen<br />
Einwirkung<br />
N Qk<br />
charakteristischer Wert der veränderlichen<br />
Einwirkung<br />
N Ed<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der einwirkenden<br />
Normalkraft<br />
N Rd<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der aufnehmbaren<br />
Normalkraft<br />
q k, Qk<br />
q d, Qd<br />
Q k,1<br />
Q k,i<br />
q v<br />
ü<br />
V<br />
V Ed<br />
V Rd<br />
w<br />
charakteristischer Wert der veränderlichen<br />
Einwirkung<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der veränderlichen<br />
Einwirkung<br />
charakteristischer Wert der Leiteinwirkung<br />
charakteristischer Wert der veränderlichen<br />
Begleiteinwirkung<br />
Gleichstreckenlast<br />
Überbindemaß der Mauersteine<br />
Querkraft<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der einwirkenden<br />
Querkraft<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der aufnehmbaren<br />
Querkraft<br />
horizontale Wandverformung bzw.<br />
Durchbiegung der Wand<br />
Griechische Buchstaben:<br />
β Ersatz- bzw. Knicklängenbeiwert<br />
einer zweiseitig gehaltenen Wand<br />
γ Teilsicherheitsbeiwert<br />
γ e<br />
Wichte des Bodens<br />
γ F<br />
Teilsicherheitsbeiwert für Einwirkungen<br />
unter Berücksichtigung<br />
von Modellunsicherheiten<br />
und Maßabweichungen<br />
γ G<br />
; γ Q<br />
Teilsicherheitsbeiwert für ständige<br />
und veränderliche Einwirkungen<br />
γ Q1<br />
Teilsicherheitsbeiwert der veränderlichen<br />
Leiteinwirkungen<br />
γ Qi<br />
Teilsicherheitsbeiwert der veränderlichen<br />
Begleiteinwirkungen<br />
γ M<br />
Teilsicherheitsbeiwert für eine<br />
Bauteileigenschaft unter Berücksichtigung<br />
von Modellunsicherheiten<br />
und Maßabweichungen<br />
bzw. Materialsicherheitsbeiwert<br />
ε Dehnung (Stauchung positiv)<br />
ε Z,R<br />
Randdehnung am gezogenen<br />
Rand<br />
ε D,R<br />
Randdehnung am gedrückten<br />
Rand<br />
Φ Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung<br />
der Wandschlankheit<br />
und/oder von Lastexzentrizitäten<br />
Φ 1<br />
Abminderungsfaktor für Aussteifungsscheiben<br />
Φ 2<br />
Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung<br />
des Einflusses der<br />
Wandschlankheit<br />
Φ 3<br />
Abminderungsfaktor zur Berücksichtigung<br />
des Einflusses der<br />
Deckenverdrehung<br />
η Abminderungsbeiwert für Langzeiteinflüsse<br />
σ Normalspannung (Druck positiv)<br />
σ Dd<br />
<strong>Bemessung</strong>swert der Normalspannung<br />
(Druck positiv)<br />
σ D,R<br />
maximale Randdruckspannung<br />
eines klaffenden Querschnitts<br />
τ Schubspannung<br />
ψ 0<br />
;ψ 1<br />
;ψ 2<br />
Kombinationsbeiwert zur Berücksichtigung<br />
der Auftretenswahrscheinlichkeit<br />
von veränderlichen<br />
Einwirkungen<br />
Sonstiges:<br />
„zu kombinieren mit”: Die einwirkenden<br />
Lasten müssen ungünstigst<br />
miteinander kombiniert<br />
werden; günstig wirkende<br />
veränderliche Lasten sind z.B.<br />
zu vernachlässigen<br />
167
KALKSANDSTEIN – <strong>Bemessung</strong> V 01/2007<br />
LITERATUR<br />
[1] Gremmel, M.: Zur Ermittlung der Tragfähigkeit<br />
schlanker Mauerwerkswände<br />
an Bauteilen in wirklicher Größe,<br />
Dissertation Technische Universität<br />
Braunschweig, Braunschweig 1978<br />
[2] Kirtschig, K.: Zur Tragfähigkeit von<br />
Mauerwerk bei mittiger Druckbeanspruchung,<br />
Mitteilungen aus dem<br />
Institut für Baustoffkunde und Materialprüfung<br />
der Technischen Universität<br />
Hannover, Heft 31, Hannover 1975<br />
[3] Mann, W.; Müller, H.: Bruchkriterien für<br />
querkraftbeanspruchtes Mauerwerk<br />
und ihre Anwendung auf gemauerte<br />
Windscheiben, Die Bautechnik, Heft<br />
12, Berlin 1973<br />
[4] DIN 1053-1:1996-11 Mauerwerk. Teil<br />
1: Berechnung und Ausführung<br />
[5] DIN 1053-2:1996-11 Mauerwerk. Teil<br />
2: Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund<br />
von Eignungsprüfungen<br />
[6] DIN 1055-100:2001-03 Einwirkungen<br />
auf Tragwerke. Teil 100: Grundlagen<br />
der Tragwerksplanung – Sicherheitskonzept<br />
und <strong>Bemessung</strong>sregeln<br />
[7] DIN 1053-100:2007-09 Mauerwerk.<br />
Teil 100: Berechnung auf der Grundlage<br />
des semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts<br />
[8] DIN EN 1996-1-1:2006-01 Eurocode<br />
6: <strong>Bemessung</strong> und Konstruktion von<br />
Mauerwerksbauten. Teil 1-1: Allgemeine<br />
Regeln für bewehrtes und unbewehrtes<br />
Mauerwerk; Deutsche Fassung<br />
EN 1996-1-1:2005<br />
[9] DIN EN 1996-3:2006-04 Eurocode 6:<br />
<strong>Bemessung</strong> und Konstruktion von Mauerwerksbauten.<br />
Teil 3: Vereinfachte<br />
Berechnunsmethoden für unbewehrte<br />
Mauerwerksbauten; Deutsche Fassung<br />
EN 1996-3:2006<br />
[10] DIN 4172:1955-07 Maßordnung im<br />
Hochbau<br />
[11] Roeser, W.; Gusia, W.: Gutachten Deckenzuschläge<br />
für nicht tragende Wände<br />
aus <strong>Kalksandstein</strong>, Aachen 2005<br />
[12] Steinle, A.; Hahn, V.: Bauen mit Betonfertigteilen<br />
im Hochbau, Fachvereinigung<br />
Deutscher Betonfertigkeilbau<br />
e.V., Verlag Ernst & Sohn, Berlin<br />
1995<br />
[13] Leicher, G. W.: Tragwerkslehre in Beispielen<br />
und Zeichnungen, Werner Verlag,<br />
Düsseldorf 2002<br />
[14] Graubner, C.-A.: Gutachten <strong>Bemessung</strong><br />
der Stumpfstoßverankerung. Darmstadt<br />
2006<br />
[15] Graubner, C.-A.; Glock, C.: Effiziente<br />
<strong>Bemessung</strong> von schlanken Wänden<br />
aus Beton und Mauerwerk nach neuer<br />
Normengeneration. Mauerwerk, Heft 3,<br />
Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2005<br />
[16] Graubner, C.-A.; Kranzler, T.; Schubert,<br />
P.; Simon, E.: Schubfestigkeit von Mauerwerksscheiben.<br />
Mauerwerk-Kalender,<br />
Ausgabe 30, Verlag Ernst & Sohn,<br />
Berlin 2005<br />
[17] Reeh, H.: Gutachten zur Änderung der<br />
Mindestwanddicken beim vereinfachten<br />
Berechnungsverfahren der DIN<br />
1053-5, 15.04.2003<br />
[18] DIN 18530:1987-03 Massive Deckenkonstruktionen<br />
für Dächer; Planung<br />
und Ausführung<br />
[19] Kirtschig, K.: Gutachten zur Dicke von<br />
Ausgleichsschichten bei <strong>Kalksandstein</strong>mauerwerk<br />
mit Dünnbettmörtel,<br />
14.10.1996<br />
[20] Mathias, B.; Reeh, H.; Reeh, S.: <strong>Kalksandstein</strong>.<br />
DIN 1053-1 Mauerwerk. Teil<br />
1: Berechnung und Ausführung. 2. überarbeitete<br />
Auflage, Verlag Bau+Technik<br />
GmbH, Düsseldorf 2004.<br />
168
Beratung:<br />
Überreicht durch:<br />
<strong>Kalksandstein</strong>industrie Bayern e.V.<br />
Rückersdorfer Straße 18<br />
90552 Röthenbach a.d. Pegnitz<br />
Telefon: 09 11/54 06 03-0<br />
Telefax: 09 11/54 06 03-9<br />
info@ks-bayern.de<br />
www.ks-bayern.de<br />
<strong>Kalksandstein</strong>industrie Nord e.V.<br />
Lüneburger Schanze 35<br />
21614 Buxtehude<br />
Telefon: 0 41 61/74 33-60<br />
Telefax: 0 41 61/74 33-66<br />
info@ks-nord.de<br />
www.ks-nord.de<br />
<strong>Kalksandstein</strong>industrie Ost e.V.<br />
Kochstraße 6 - 7<br />
10969 Berlin<br />
Telefon: 0 30/25 79 69-30<br />
Telefax: 0 30/25 79 69-32<br />
info@ks-ost.de<br />
www.ks-ost.de<br />
Verein Süddeutscher<br />
<strong>Kalksandstein</strong>werke e.V.<br />
Heidelberger Straße 2 - 8<br />
64625 Bensheim/Bergstraße<br />
Telefon: 0 62 51/10 05 30<br />
Telefax: 0 62 51/10 05 32<br />
info@ks-sued.de<br />
www.ks-sued.de<br />
<strong>Kalksandstein</strong>industrie West e.V.<br />
Barbarastraße 70<br />
46282 Dorsten<br />
Telefon: 0 23 62/95 45-0<br />
Telefax: 0 23 62/95 45-25<br />
info@ks-west.de<br />
www.ks-west.de