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Zur Broschüre - ver.di Gute Arbeit

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»Ich will frühzeitig wissen, wann ich arbeite«<br />

– Dienstplangestaltung<br />

In Krankenhäusern wird an 365 Tagen<br />

24 Stunden täglich im Schicht<strong>di</strong>enst gearbeitet.<br />

Dass <strong>di</strong>es notwen<strong>di</strong>g ist, wird<br />

niemand in Frage stellen. Doch das<br />

heißt nicht, dass deshalb <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

immer und jederzeit zur Verfügung<br />

stehen müssen.<br />

Durch <strong>di</strong>e enorme <strong>Arbeit</strong>s<strong>ver</strong><strong>di</strong>chtung<br />

haben <strong>di</strong>e physischen, psychischen und<br />

sozialen Belastungen dramatisch zugenommen.<br />

Umso wichtiger ist es, durch<br />

<strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung gesundheitlichen<br />

Gefährdungen vorzubeugen. Wird das<br />

<strong>ver</strong>nachlässigt, sind krankheitsbe<strong>di</strong>ngte<br />

Ausfallzeiten und gesundheitliche Probleme<br />

<strong>di</strong>e Folge. Wer bis zur Rente<br />

durchhalten soll, muss gesunde <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen<br />

haben.<br />

Mit den Dienstplänen wird auch <strong>di</strong>e<br />

Lebensqualität in der privat <strong>ver</strong>fügbaren<br />

Zeit massiv beeinflusst. Eine <strong>ver</strong>lässliche<br />

Dienstplangestaltung steht in fast allen<br />

Umfragen unter Beschäftigten in Kliniken<br />

ganz oben. Kurzfristige Dienstpla-<br />

■20<br />

nung, häufige Planänderungen und das<br />

»Holen aus dem Frei« werden als besonders<br />

belastend angegeben.<br />

Das <strong>Arbeit</strong>szeitgesetz fordert Schichtpläne<br />

nach »gesicherten arbeitswissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen«. Dazu gehören<br />

nach den Leitlinien der Deutschen<br />

Gesellschaft für <strong>Arbeit</strong>sme<strong>di</strong>zin und<br />

Umweltme<strong>di</strong>zin zur Nacht- und Schichtarbeit:<br />

■ maximal drei aufeinander folgende<br />

Nachtschichten,<br />

■ Vorwärtswechsel der Schichten<br />

(Früh-/Spät-/Nachtschicht), Frühschichtbeginn<br />

nicht zu früh,<br />

■ Vermeidung zusätzlicher Schichten<br />

und ungünstiger Schichtfolgen,<br />

■ mehr als 8-stün<strong>di</strong>ge tägliche <strong>Arbeit</strong>szeiten<br />

nur bei (a) geringerer <strong>Arbeit</strong>sbelastung<br />

und (b) ausreichenden<br />

Pausen und (c) ohne zusätzliche Überstunden<br />

und (d) ausreichenden Erholungsphasen<br />

nach der <strong>Arbeit</strong>.<br />

Dienstplangestaltung<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

Bei der Dienstplangestaltung hat <strong>di</strong>e<br />

betriebliche Interessen<strong>ver</strong>tretung sehr<br />

starke Mitbestimmungsrechte. Doch<br />

nicht überall werden <strong>di</strong>ese auch genutzt.<br />

Was hindert eine betriebliche<br />

Interessen<strong>ver</strong>tretung eigentlich daran,<br />

ihr stärkstes Recht wahrzunehmen?<br />

■ Die Beschäftigten wollen Geld statt<br />

Zeit und Gesundheitsschutz.<br />

■ Dienstplangestaltung <strong>ver</strong>langt viel<br />

<strong>Arbeit</strong>saufwand und hohes Fachwissen.<br />

■ Die Ablehnung von Dienstplänen<br />

löst viel nachfolgende <strong>Arbeit</strong> aus.<br />

■ Gibt es viele Dienstpläne, fällt es<br />

schwer, den Überblick zu behalten.<br />

■ Durchwinken <strong>ver</strong>meidet Konflikte<br />

mit der Leitung.<br />

■ Das eigene Krankenhaus steht im<br />

Wettbewerb besser da, wenn <strong>di</strong>e Personalkosten<br />

gedrückt werden.<br />

Wir wollen, dass <strong>di</strong>e Betriebsräte, Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />

und Personalräte<br />

nach dem Motto handeln: Durchsetzen<br />

statt Durchwinken! Seit <strong>di</strong>e Krankenhäuser<br />

in Wettbewerb gebracht worden<br />

sind, geht bei vielen Leitungen Betriebswirtschaft<br />

vor Gesundheitsschutz. Bei<br />

den betrieblichen Interessen<strong>ver</strong>tretungen<br />

muss es umgekehrt sein. Je mehr<br />

<strong>di</strong>ese ihre Rechte – und <strong>di</strong>ese Rechte<br />

sind gleichzeitig eine Pflicht zum Schutz<br />

der Kolleg/innen – nutzen, desto eher<br />

können sie den Personalabbau begrenzen<br />

und <strong>di</strong>e Umkehr zum Personalaufbau<br />

erreichen.<br />

Dienstplangestaltung<br />

Dienstplangestaltung ist <strong>di</strong>e Königs<strong>di</strong>sziplin<br />

der betrieblichen Interessen<strong>ver</strong>tretung.<br />

Es gibt kein besseres Mittel,<br />

um Einfluss auf <strong>di</strong>e Zahl der Stellen zu<br />

nehmen.<br />

Die Qualität eines Dienstplans bemisst<br />

sich unter anderem daran:<br />

■ Ist der Dienstplan frühzeitig erstellt<br />

und ist er für <strong>di</strong>e Beschäftigten <strong>ver</strong>lässlich?<br />

Zeitliche Vorläufe von 8 bis 12 Wochen<br />

haben sich bewährt. Damit kann<br />

auch noch dem Abstimmungsbedarf<br />

zwischen <strong>Arbeit</strong>geber und Beschäftigten<br />

entsprochen werden.<br />

■ Kann mit den vorhandenen Kräften<br />

nach den bestehenden <strong>Arbeit</strong>szeitregelungen<br />

(Tarif<strong>ver</strong>trag, kirchliche <strong>Arbeit</strong>s<strong>ver</strong>tragsrichtlinien<br />

AVR, <strong>Arbeit</strong>sschutzgesetz)<br />

ein Vollschichtbetrieb 24 Stunden<br />

an 365 Tagen im Jahr gefahren werden,<br />

ohne dass Überstunden entstehen<br />

(24-365-Test)?<br />

■ Ein guter Dienstplan berücksichtigt<br />

Teilzeitbeschäftigte so, dass ihre <strong>ver</strong>traglichen<br />

<strong>Arbeit</strong>szeiten auch ihren tatsächlichen<br />

<strong>Arbeit</strong>szeiten entsprechen.<br />

■ Elektronische Systeme so einrichten,<br />

dass zeitliche Überbeanspruchung auf<br />

ein <strong>Arbeit</strong>sschutzkonto gebucht wird.<br />

■ Soziale Aspekte, wie <strong>di</strong>e Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf (Öffnungszeiten<br />

des Kindergartens, Besonderheiten<br />

bei Alleinerziehenden etc.), sollten<br />

ebenfalls beachtet werden.<br />

■ 21

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