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Wintersemester 2005/2006 - Universität Stuttgart

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Kommentare zu den Lehrangeboten<br />

Prof. Dr. Günther Bien<br />

Vorlesung: Kant und Knigge oder Moralphilosophie und Klugheitslehre.<br />

Zeit:<br />

Donnerstag, 17:30-19:00 Uhr<br />

Raum: M 2.11<br />

Beginn: 20.Oktober <strong>2005</strong><br />

Zuordnung: A1, A2, H2<br />

Die Grundelemente des sittlich-praktischen Lebensvollzuges, die in der traditionellen<br />

Ethik, etwa derjenigen vom Typ der Aristotelischen, noch in ungetrennter Einheit zusammengedacht<br />

waren, die Ansprüche hoher Moralität und anspruchsvoller Tugend<br />

einerseits und einer klugen und gesellschaftlich erfolgreichen Lebensführung andererseits,<br />

sind in der Neuzeit auseinandergetreten. Die Moralphilosophie Immanuel Kants<br />

und die Anleitungen zu einer klugen gesellschaftlichen Selbstdarstellung und Lebensführung<br />

des Freiherrn Adolph von Knigge sind Dokumente dieser Entzweiung. Während<br />

Kants Moralphilosophie vor allem in Deutschland nach wie vor des höchsten Interesses<br />

sicher ist und daher in immer neuen Interpretationsbemühungen erschlossen wird,<br />

wurden Knigges Darlegungen „Über den Umgang mit Menschen“ (zuerst 1788) das<br />

Schicksal zuteil, daß dieses Werk nach dem Tode des Autors aus Verlegerinteresse aufgrund<br />

seiner großen Popularität sofort von fremder Hand „aktualisiert“ und mehrfach<br />

überarbeitet und ediert wurde. Hierbei degenerierte es bald zu einem bloßen Benimmbuch<br />

und einer Anleitung zum Erlernen gesellschaftlicher Umgangsformen. Das Werk<br />

ist heute zumeist nur in diesem Verständnis bekannt. Es traf andererseits schon bei zeitgenössischen<br />

Rezensenten das Verdikt, Anweisungen zu unmoralischem Verhalten zu<br />

enthalten. - Die Vorlesung diskutiert - neben der Darlegung gesellschaftsethischer Informationen<br />

über das 18. Jhd.- die folgenden theoretischen Probleme: 1. In welchem<br />

Verhältnis stehen Moralität und Lebensführungskunst zueinander? 2. Welche Rolle<br />

spielt die Klugheit in der Moralphilosophie und Lebensführung? Ist die Klugheit - wie<br />

bei Aristoteles und Thomas von Aquin - die Voraussetzung und unabdingbare Konstitutionsbedingung<br />

von Tugend, oder ist sie deren Widerspiel? Ist die Klugheit, wie Kants<br />

Texte bisweilen nahelegen, nur eine Fähigkeit zur Befriedigung der Selbstliebe und des<br />

Glücksstrebens eines animalisch-sinnlichen Lebewesens in materiellen Genüssen?<br />

Die in der Vorlesung zugrundegelegten Textausgaben werden in der ersten Stunde genannt.<br />

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