P.T. MAGAZIN 06/2012
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Offizielles Magazin<br />
des Wettbewerbes<br />
„Großer Preis<br />
des Mittelstandes“<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong><br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
8. Jahrgang | Ausgabe 6 | <strong>2012</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
DER GROSSE PREIS DES<br />
MITTELSTANDES <strong>2012</strong><br />
DEMDIE<br />
DER STOFF<br />
AUS<br />
DIE<br />
SIEGER<br />
SIND<br />
Das Mephisto-Prinzip<br />
Hongkongs Aufstieg ist<br />
Ergebnis Staatlicher Zurückhaltung<br />
Der Teufel und die Hölle<br />
Prognosen zur Eurokrise<br />
haben sich – leider bestätigt<br />
„Pampern“ ist out<br />
Die Psychologisierung der<br />
Arbeitswelt führt in die Irre<br />
www.pt-magazin.de
Dr. Helfried Schmidt<br />
Der Stoff aus dem<br />
DIE SIEGER sind<br />
Zum 18. Mal wurden Finalisten und Preisträger<br />
im Wettbewerb „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ gekürt. Hunderte<br />
Berichte, vor allem in den regionalen<br />
Medien und der Fachpresse stellten die<br />
Sieger anschließend noch einmal in<br />
den Mittelpunkt. Das ist nicht selbstverständlich.<br />
Mittelständische Unternehmen<br />
stehen leider oft im Schatten<br />
der „Großen“. Doch große Unternehmen<br />
fallen nicht vom Himmel. Ursprung jedes<br />
großen Unternehmens ist ein kleines<br />
Unternehmen. Und wenn große Unternehmen<br />
wachsen, indem sie kleine<br />
übernehmen, entsteht volkswirtschaftlich<br />
betrachtet: Nichts. Volkswirtschaftliche<br />
Kapazitäten werden dann nur von<br />
einer Stelle zu einer anderen verschoben.<br />
Deshalb kommt es für die nachhaltige<br />
Erneuerbarkeit einer Gesellschaft weniger<br />
auf die TOP 100 an, sondern vielmehr<br />
auf die TOP 100.000. Die stehen im Fokus<br />
des Wettbewerbs. Und die zeichnen sich<br />
aus durch:<br />
LEIDENSCHAFT, WILLE, MUT, KRAFT, EIN-<br />
SATZ, KONSEQUENZ, HINGABE, VERANT-<br />
WORTUNG, QUALIFIKATION, FAIRNESS,<br />
INSTINKT, PASSION, ENERGIE, AUSDAUER,<br />
GLÜCK, PARTNER, VERSTÄNDNIS, DURCH-<br />
SETZUNGSVERMÖGEN, ZWEIFEL, FEUER,<br />
KONTROLLE, BISS, ERFAHRUNG, IDEEN,<br />
CHARISMA, SELBSTVERGESSENHEIT,<br />
HUMOR, KONTAKTE, EINFÜHLUNGS-<br />
VERMÖGEN, WISSEN, MACHT, ERFOLG,<br />
WACHSTUM, INNOVATION, NEUGIER,<br />
NACHHALTIGKEIT, UNABHÄNGIGKEIT,<br />
FREUDE, EMOTIONEN, DETAILVERSESSEN,<br />
PFLICHTGEFÜHL, PERFEKTION, ERFIN-<br />
DUNGSREICHTUM, PHANTASIE, EHRGEIZ,<br />
AKRIBIE, SELBSTBEWUSSTSEIN, INSPIRA-<br />
TION, BEGEISTERUNG, ÜBERZEUGUNGS-<br />
KRAFT, QUALITÄT, KREATIVITÄT, EFFIZIENZ,<br />
TIMING, VISION, IMPROVISATION, HOFF-<br />
NUNG, GENAUIGKEIT, MEINUNG, STREB-<br />
SAMKEIT, KLUGHEIT, VORBILD, TUGEND,<br />
VERTRAUEN, SCHNELLIGKEIT, ÜBERBLICK,<br />
DURCHBLICK, KONZENTRATION, STA-<br />
BILITÄT, DYNAMIK, FLEXIBILITÄT, HERZ-<br />
(Foto: OPS Netzwerk GmbH)<br />
BLUT, FREUNDE, TEAMPLAN, REALISMUS,<br />
FINGERSPITZENGEFÜHL, WEITSICHT,<br />
FRUSTRATIONSRESISTENZ, OFFENHEIT,<br />
VIELSEITIGKEIT, BEHUTSAMKEIT, MOBI-<br />
LITÄT, PRINZIPIEN, DEMUT, GLAUBWÜR-<br />
DIGKEIT, HANDLUNGSBEREITSCHAFT,<br />
ENTSCHLOSSENHEIT, VERLÄSSLICHKEIT,<br />
VERBUNDENHEIT, ANGRIFFSBEREIT-<br />
SCHAFT, FÜHRUNGSWILLEN, GEDULD,<br />
HILFSBEREITSCHAFT, RISIKOBEREIT-<br />
SCHAFT, ENGAGEMENT, GANZHEITLICH-<br />
KEIT, SORGFALT, PRÄSENZ, GROSSMUT,<br />
MITGEFÜHL, SPIELTRIEB, ZUVERSICHT,<br />
BALANCE, EHRE, VIRTUOSITÄT, WAND-<br />
LUNGSFÄHIGKEIT, LERNFÄHIGKEIT,<br />
ANPASSUNGSFÄHIGKEIT, FESTIGKEIT,<br />
SPONTANITÄT, HUNDERTPROZENTIGKEIT,<br />
UNVERDROSSENHEIT, WIRTSCHAFTLICH-<br />
KEIT, PLANUNG, TAKTIK, PRODUKTIVITÄT,<br />
SELBSTKONTROLLE, BEGABUNG, TOLE-<br />
RANZ, ANTRIEB, SPÜRSINN, VIELSEITIG-<br />
KEIT, BRILLANZ, UNKONVENTIONALITÄT,<br />
WAHRHAFTIGKEIT, AUTHENTIZITÄT, EIN-<br />
ZIGARTIGKEIT, VERBUNDENHEIT, OPFER-<br />
BEREITSCHAFT, SIEGESWILLE, PRAGMA-<br />
TISMUS, RHYTHMUS, EUPHORIE, TEMPO,<br />
GÜTE, STANDHAFTIGKEIT, POWER,<br />
SELBSTLOSIGKEIT, VERSCHWIEGENHEIT,<br />
TREUE, PÜNKTLICHKEIT, MENSCHLICH-<br />
KEIT, BILDUNG, UNBEUGSAMKEIT, AKTI-<br />
VITÄT, UNVOREINGENOMMENHEIT,<br />
SOUVERÄNITÄT, BEWEGLICHKEIT, VER-<br />
ÄNDERUNGSBEREITSCHAFT, KOMPRO-<br />
MISSLOSIGKEIT, LEISTUNG<br />
Im vorliegenden Heft sind die wichtigsten<br />
Informationen zum diesjährigen<br />
Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
zusammengetragen. Weitere<br />
Informationen und die komplette Neuausschreibung<br />
des Wettbewerbs für<br />
2013 finden Sie auf www.mittelstandspreis.com<br />
und www.kompetenznetzmittelstand.de.<br />
Dr. Helfried Schmidt<br />
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6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 3
Seite 6<br />
Seite 18<br />
Das Mephisto-Prinzip<br />
Hongkong verdankt seinen Aufstieg<br />
staatlichem Desinteresse<br />
(Foto: avlxyz/flickr.com)<br />
Seite 60<br />
Verklagt die EZB!<br />
In der Euro-Krise scheinen keine<br />
Regeln mehr zu gelten. Nur der<br />
Rechtsstaat kann Europa retten.<br />
(Foto: La-Liana/pixelio.de)<br />
Leistung mit Leidenschaft<br />
„Hier steht der Mittelstand im<br />
Mittelpunkt - und den ‚stillen<br />
Stars‘ der Wirtschaft wird eine<br />
eigene Bühne geboten.“<br />
(Cover: DAVIN TAYLOR/Fotos: Boris Löffert)<br />
In diesem Heft<br />
Gesellschaft<br />
6 Das Mephisto-Prinzip<br />
Hongkong verdankt seinen Aufstieg<br />
staatlichem Desinteresse<br />
10 „monstre de Frankfurt“<br />
Mit der Euroeinführung schien die<br />
Geschichte der Bundes bank besiegelt<br />
zu sein<br />
12 Unentrinnbare Präsenz?<br />
US-Drohnen kreisen über Pakistan.<br />
Bereit zum Zuschlagen. Jederzeit.<br />
14 Wenn der Teufel die Hölle ausmistet II<br />
Die Prognosen zur Eurokrise haben<br />
sich bestätigt<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
18 Leistung mit Leidenschaft<br />
Hier steht der Mittelstand im Mittelpunkt<br />
. Die Bühne für die „Hidden<br />
Champions“.<br />
20 Grußworte zur Preisverleihung<br />
22 Der Aufrechte<br />
Jens Weidmann ist „Wirtschaftsförderer<br />
<strong>2012</strong>“<br />
23 Der Entdecker<br />
Hermann Simon schreibt das „Mittelstands-Buch<br />
<strong>2012</strong>“<br />
28 Ehrenplaketten für Preisträger der<br />
Vorjahre<br />
36 Preisträger <strong>2012</strong><br />
3.589 erfolgreiche Unternehmen<br />
wurden für den „Großen Preis des<br />
Mittelstandes“ <strong>2012</strong> nominiert. Hier<br />
sind die Sieger.<br />
40 Finalisten <strong>2012</strong><br />
Wirtschaft<br />
46 100.000 Masterpläne<br />
Es sind die 100.000 besten, kleinen<br />
und mittelständischen Firmen, die<br />
dieses Land immer wieder voran<br />
bringen<br />
48 Perfekt auf Gewinn-Kurs<br />
Die neue Art der Zusammenarbeit in<br />
den Unternehmen<br />
50 Marketing auf dem Motorrad<br />
Der Motorradclub Fessler Mühle<br />
hat sich als Marketinginstrument<br />
bewährt<br />
52 Führungskräfte müssen nicht<br />
„Pampern“<br />
Burnout markiert den Gipfel der Psychologisierung<br />
der Arbeitswelt<br />
4 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Seite 80<br />
<br />
<br />
Opels Zukunft mal am Reißbrett<br />
einer UNI<br />
Eine Legende in einer zeitgemäßen<br />
Interpretation neu aufgelegt<br />
54 Lebenslanges Lernen<br />
Geistiger Input macht fit, öffnet den<br />
Geist und hält Menschen neugierig<br />
und kreativ<br />
56 Der Markt hat uns verdient<br />
Christian Kalkbrenner über mehr<br />
Erfolg am Markt<br />
58 Heldenreise zu sich selbst<br />
Was Erfolgreiche und Erfolglose<br />
wirklich unterscheidet<br />
60 Verklagt die EZB!<br />
Nur der Rechtsstaat kann Europa<br />
retten!<br />
62 Die Mär von den Megatrends<br />
Warum Trendanalysen vom gesunden<br />
Menschenverstand gegengeprüft<br />
werden müssen<br />
64 Autos leiten Fahrer durch die Stadt<br />
Fahrassistenten sollen Stadtverkehr<br />
sicher und effizient machen<br />
66 Europas Hightech-Industrie wird<br />
irrelevant<br />
Weniger als zehn Prozent der globalen<br />
ICT-Umsätze kommen aus Europa<br />
68 Wirtschaft verkennt Familie als Markt<br />
Wie der Wandel der Familien neue<br />
Chancen eröffnet<br />
70 Der falsche Feind<br />
Kultur und Wirtschaft sagen „Nein!“<br />
zur Frauenquote<br />
72 ALL-IN-ONE-Rasierer<br />
Neues kann immer noch verblüffen<br />
74 Betriebsrenten<br />
Warum Betriebsrenten durch Niedrigzinsen<br />
gefährdet sind<br />
Regional-Special<br />
76 MV kommt voran<br />
Harry Glawe, Wirtschaftsminister<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />
zur wirtschaftlichen Lage<br />
78 Die Tradition der Hanse<br />
Wohlstand und Gemeinschaft durch<br />
Handel<br />
Kultur | Lifestyle<br />
80 Opels Zukunft mal am Reißbrett<br />
einer UNI<br />
Leserbriefe | Impressum<br />
82 Lob und Kritik zum Heft<br />
(Grafik: Prof. Arnd J. Garth)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5
Gesellschaft<br />
Das Mephisto-Prinzip<br />
Hongkong verdankt seinen Aufstieg staatlichem Desinteresse<br />
Der junge britische Kolonialoffizier John<br />
Cowperthwaite machte sich kurz nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg auf den Weg<br />
nach Südostasien. Er war vom britischen<br />
Empire abgeordnet worden, die Beamten<br />
in Hongkong beim Aufbau einer Verwaltung<br />
zu beraten. Die Stadt empfing ihn<br />
mit schwüler, stinkender Hitze; auch was<br />
er sah, dämpfte seine Euphorie: Infrastruktur<br />
und Wirtschaftsleben waren<br />
von der japanischen Besatzungsmacht<br />
gründlich ruiniert worden. Zu allem<br />
Überfluss wurde die Stadt vom kommunistischen<br />
Festland her durch Flüchtlingswellen<br />
überrannt. Der Lebensstandard<br />
entsprach in etwa dem von Ghana.<br />
Doch Hoffnungen auf Entwicklungshilfe<br />
und Kredite brauchte sich niemand zu<br />
machen: England hatte mit sich selbst<br />
genug zu tun. Alle Weichen für Armut,<br />
Elend und Ausbeutungen waren somit<br />
gestellt. An den Aufbau eines Sozialsystems<br />
dachten die Engländer noch nicht<br />
einmal im Traum. Motto: Was geht uns die<br />
Armut von Chinesen an? Cowperthwaite<br />
unternahm in seinem neuen Amt, was<br />
ihm am einfachsten schien: nichts.<br />
Das Erfolgsrezept<br />
Doch alsbald machte er eine überraschende<br />
Feststellung: Die chinesische<br />
Bevölkerung wusste sich ganz gut ohne<br />
Ratschläge oder Vorschriften der Engländer<br />
zu helfen. Es ging wirtschaftlich deutlich<br />
bergauf. Cowperthwaite wurde dafür<br />
mit dem Aufstieg zum leitenden Sekretär<br />
für die Finanzen der Stadt belohnt. Er<br />
fasste den klugen Entschluss, sein Erfolgsrezept<br />
beizubehalten: Er tat auch weiterhin<br />
nichts. Nur die absolut nötigsten<br />
Rahmenbedingungen wurden geschaffen:<br />
ordentliche Gerichte, Vertragsrecht,<br />
ein paar einfache Gesetze, eine strenge,<br />
nicht allzu korrupte Polizei. Cowperthwaite<br />
vermied strikt bürokratische Einmischungen<br />
in das Wirtschaftsgeschehen.<br />
Er untersagte seinen Beamten sogar, das<br />
Bruttosozialprodukt zu ermitteln, weil<br />
er befürchtete, die Zahlen könnten Neid<br />
erwecken oder sonst wie Arbeit machen.<br />
Er verzichtete auf Zölle und interessierte<br />
sich nicht dafür, wie viel Geld ins Land<br />
kam oder hinausging.<br />
Glücksfall Desinteresse<br />
Weil er die Menschen einfach machen<br />
ließ, stieg Hongkong auf. Selbst die sich<br />
überlegen dünkende Kolonialmacht<br />
Großbritannien wurde von Hongkong<br />
abgehängt und folgt abgeschlagen. Die<br />
Leistung Hongkongs kann gar nicht<br />
hoch genug bewertet werden. Von seinen<br />
Bewohnern abgesehen, besitzt die<br />
6 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
(Foto: trvlto/flickr.com)<br />
Stadt keine Rohstoffe, selbst Wasser muss<br />
importiert werden. Es herrscht außerdem<br />
große Enge, in Hongkong leben auf<br />
einem Quadratkilometer rund 6.500<br />
Menschen. Das „Laisser-faire“ („Machenlassen“)<br />
der Engländer, ursprünglich aus<br />
schnödem Desinteresse geboren, erwies<br />
sich für die Hongkong-Chinesen somit als<br />
historischer Glücksfall. Für historisches<br />
Pech sorgten die Engländer bei sich<br />
selbst: Sie gingen nach dem Krieg mit großem<br />
Einsatz daran, ihre heimatliche Wirtschaft<br />
und Industrie durch staatliche und<br />
gewerkschaftliche Fürsorge zu vernichten,<br />
was weitgehend von Erfolg gekrönt war.<br />
Nur zwei einfache Steuern<br />
Ganz anders in Hongkong: Hier gab es<br />
nur zwei bescheidene und einfach zu<br />
erhebende Steuern: 15 Prozent auf das<br />
Bruttoeinkommen des Einzelnen und 16,5<br />
Prozent auf Unternehmensgewinne. In<br />
Hongkong gingen nicht einmal 18 Prozent<br />
des Bruttoinlandsproduktes durch staatliche<br />
Hände. Die Einnahmen genügten<br />
für den Bau von Straßen, eine bescheidene<br />
Infrastruktur und Schulen. Die Bildungseinrichtungen<br />
erfreuten sich größten<br />
Zuspruches, weil die Jugend wusste:<br />
Ohne Abschluss landest du auf der Straße.<br />
Hongkong gab nicht einmal 1,2 Prozent<br />
seines Staatshaushaltes für Sozialhilfe<br />
oder Subventionen nichtprofitabler<br />
Betriebe aus.<br />
Nicht erstrebenswert<br />
Die Stadt ist kein Hort der Gleichheit, die<br />
Unterschiede zwischen Arm und Reich<br />
sind sogar riesig. Die sozialen Verhältnisse<br />
in Hongkong erscheinen aus europäischer<br />
Sicht nicht unbedingt erstrebenswert.<br />
Ganz anders liegt der Fall aus<br />
der Sicht armer Länder, die 1950 in einer<br />
vergleichbaren Position starteten. Auch<br />
die untersten Schichten Hongkongs<br />
genießen verglichen mit anderen Entwicklungs-<br />
und Schwellenländern mehr<br />
Wohlstand und Freiheitsrechte. Die meisten<br />
mit hohem moralischem Anspruch<br />
gestarteten Favoriten der Dritte-Welt-<br />
Bewegung in Asien, Afrika und Lateinamerika<br />
hinterließen bestenfalls Armut,<br />
schlimmstenfalls sogar Hunger, Krieg und<br />
Völkermord - und dies trotz gigantischer<br />
Summen westlicher und östlicher Entwicklungshilfe.<br />
Liebe deinen Nächsten<br />
Fürsorge, die sich darin erschöpft, nichts<br />
zu tun, mag einen schlechten Ruf besitzen,<br />
aber sie funktioniert. Dies beweist<br />
der Vergleich der Hongkong-Chinesen<br />
mit ihren ebenso intelligenten,<br />
geschäftstüchtigen und fleißigen Brüdern<br />
und Schwestern auf dem chinesischen<br />
Festland.<br />
Getreu dem Motto „Liebe deinen<br />
Nächsten“ wurde diesen jegliche Eigeninitiative<br />
von einer bürokratischen Planwirtschaftsmaschinerie<br />
ausgetrieben.<br />
Allein die Kollektivierung der Landwirtschaft<br />
Ende der fünfziger Jahre, der so<br />
genannte „Große Sprung nach vorn“,<br />
endete mit über zwanzig Millionen<br />
Hungertoten.<br />
Das Nichtstun ist schwer<br />
Die Erfolgsgeschichte von Hongkong<br />
gilt heute als Lehrbuchbeispiel für<br />
die segensreiche Wirkung staatlichen<br />
„Laisser-faire“ und die Eigendynamik<br />
nur wenig regulierter Gesellschaften.<br />
Doch die Tugend des Machenlassens<br />
ist unter den Bürokraten und Politikern<br />
erstaunlich unterentwickelt. Gerade<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 7
(Foto: brandbook.de/flickr.com)<br />
Gesellschaft<br />
Johannes Gutenberg etwa war zu faul, um Bücher abzuschreiben<br />
in Deutschland müssen kluges Nichtstun<br />
und Nichteinmischung erst gelernt<br />
werden. „Den Abgeordneten gilt der<br />
Gesetzausstoß als Leistungsbeweis“,<br />
sagt der emeritierte Juraprofessor<br />
Ulrich Karpen über den Deutschen Bundestag.<br />
Und weil niemand als faul gelten<br />
will, sind die Ergebnisse verheerend: „In<br />
der Zeit von 1948 bis 1998 sind 5.500<br />
deutsche Gesetze sowie 18.000 Verordnungen<br />
entstanden, alles in allem<br />
etwa 85.000 Paragraphen.“ Im Steuerrecht<br />
kommen jedes Jahr 40 neue<br />
Erlasse, 200 Bundesfinanzhofurteile,<br />
1.000 Durchführungsverordnungen<br />
und 3.000 Finanzgerichtsurteile hinzu.<br />
Alle Versuche, dieser Hydra die Köpfe<br />
abzuschlagen, waren bislang vergebens.<br />
Wer lässt was am besten sein?<br />
Die Bewältigung der staatlichen Bürokratie<br />
kostet die Unternehmen immense<br />
Summen. Einer schiebt in Deutschland<br />
die Schubkarre und einer kontrolliert ihn<br />
dabei. Doch damit nicht genug: Nummer<br />
eins bezahlt Nummer zwei dafür, dass sie<br />
ihm im Weg steht. Im Wege stehen kann<br />
jeder, Nichtstun will gelernt sein. Teilen<br />
wir die Menschen einmal ganz grob<br />
in Fleißige und Faule, Intelligente und<br />
Dumme ein. Wer macht was am besten?<br />
Und wer lässt was am besten sein? Für<br />
die Produktion von Wohlstand (also für<br />
die Schubkarre) würde eine Gesellschaft<br />
selbstverständlich am liebsten nur auf<br />
intelligente und fleißige Menschen<br />
zurückgreifen. Doch die sind nun einmal<br />
eine Minderheit. Das macht aber nichts:<br />
Die intelligenten und faulen Zeitgenossen<br />
haben zwar einen schlechten Ruf,<br />
sind aber von nicht minder großem Nutzen.<br />
Der Hauptvorteil dieser Schlawiner<br />
liegt darin, dass sie ständig darüber nachdenken,<br />
wie sich Arbeit vermeiden lässt.<br />
Johannes Gutenberg etwa war zu faul,<br />
um Bücher abzuschreiben, Karl Benz war<br />
zu faul, zu Fuß zu gehen. Der Abakus, der<br />
Taschenrechner und der Computer wurden<br />
erfunden, weil intelligente Menschen<br />
zu faul zum Kopfrechnen waren.<br />
Nichtstun schafft Arbeitsplätze<br />
Intelligente, aber faule Menschen sind<br />
auch für Regierungen und Verwaltungen<br />
ein echter Segen, weil sie all die anderen,<br />
die ihre Arbeiten machen wollen, in<br />
Ruhe lassen. Als Fallbeispiel hierfür mag<br />
8 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
der schlecht beleumundete frühere EU-<br />
Kommissar Martin Bangemann fungieren.<br />
Dem guten Leben aufgeschlossen,<br />
förderte er in jeder Hinsicht die kreative<br />
Freizeitgestaltung seiner Mitarbeiter<br />
und seiner selbst. Seine üppige Barockfigur<br />
wurde abwechselnd in Brüsseler<br />
Fresstempeln, auf seiner spanischen Finca<br />
oder seinem Segelschiff gesichtet, so gut<br />
wie nie aber hinter seinem Schreibtisch.<br />
Seinem eigentlichen Aufgabengebiet, der<br />
Deregulierung der europäischen Telekommunikationslandschaft,<br />
tat Bangemanns<br />
Freizeitverhalten ausgesprochen gut.<br />
Er kontrollierte nichts und niemanden<br />
(wann denn auch?). Der Deregulierung<br />
des Telefongeschäftes in Europa stand<br />
der Dreizentner-Mann jedenfalls nicht im<br />
Wege. Das segensreiche Nichtwirken des<br />
schillernden und vorzeitig beurlaubten<br />
Faulpelzes kann heute jeder Bundesbürger<br />
auf seiner Telefonrechnung ablesen.<br />
Hinzu kommt: In gleichem Maße, wie die<br />
Gebührenrechnung sank, stieg die Zahl<br />
der Beschäftigten in der Telekommunikationsbranche.<br />
Auch wenn die Einsicht<br />
wehtut: Nichtstun schafft Arbeitsplätze.<br />
Martin Bangemann gab seiner Segelyacht<br />
übrigens einen hintergründigen<br />
Namen: »Mephisto«.<br />
Zu Faul für Krieg<br />
Nun gibt es nicht nur clevere, sondern<br />
auch eine Menge dummer Zeitgenossen,<br />
die in eine Gesellschaft eingebunden<br />
werden wollen. Sind sie dumm und<br />
zugleich faul, handelt es sich meist um<br />
nette und wenig gestresste Menschen,<br />
die vielfältig verwendbar sind. Beispielsweise<br />
als Präsidentendarsteller. Denken<br />
wir nur an Ronald Reagan. Ob er wirklich<br />
beschränkt war oder manchmal nur so<br />
tat, kann man bei einem Schauspieler<br />
natürlich nie wissen. Biographen aus seinem<br />
Umfeld beschreiben ihn jedenfalls<br />
als „uninteressiert“ und ziemlich faul.<br />
Reagan, so wird kolportiert, war der erste<br />
Präsident der USA mit Dienstzeiten von<br />
9 bis 17 Uhr (am Wochenende geschlossen).<br />
Doch die Amerikaner blicken auf<br />
seine Amtszeit mit Wohlwollen zurück.<br />
So prosperierte die Wirtschaft, und Reagan<br />
vermied - von einigen Scharmützeln<br />
abgesehen - jeglichen Krieg (wahrscheinlich,<br />
weil dann nach Feierabend so oft das<br />
Telefon klingelt).<br />
Den Fleiß entsorgen<br />
Ein wirklich bedrohliches Kaliber sind<br />
hingegen dumme Menschen, die obendrein<br />
zum Fleiß neigen. Kombiniert können<br />
sich diese beiden Eigenschaften<br />
zum Fleisch gewordenen GAU auswachsen.<br />
„Sie ruinieren alles, jede Firma, jede<br />
Organisation, jede Beziehung“, sagt der<br />
Unternehmensberater Otto Buchegger,<br />
„und sie sind kaum zu bremsen in ihrem<br />
Drang, alles zu vernichten.“ Die Anzahl<br />
der Dummen dürfte in Deutschland nicht<br />
größer sein als anderswo. Die Anzahl der<br />
Fleißigen wahrscheinlich auch nicht. Problematisch<br />
scheint uns aber die Tatsache,<br />
dass sich offensichtlich eine große<br />
Zahl fleißiger Menschen in Regierungsämtern,<br />
Behörden und Verwaltungen<br />
massiert, wo sie fleißig dumme Dinge<br />
tun. Wer käme sonst auf die Idee, die<br />
Bürger eines Landes mit 5.500 Gesetzen<br />
„Das Mephisto-Prinzip" ist als eBook auf<br />
Amazon erhältlich<br />
und 85.000 Paragraphen zu malträtieren?<br />
Vorschlag zur Weiterbildung: Da sich<br />
Dummheit nicht beseitigen lässt, sollte<br />
wenigstens der Fleiß entsorgt werden.<br />
Fleiß ohne Sinn und Verstand treibt ja die<br />
seltsamsten Blüten. Der Staat scheut keine<br />
Kosten, um unwirtschaftliche Unternehmen<br />
zu fördern, die irgendetwas tun,<br />
was die jeweilige Regierung gut findet. ■<br />
Der Beitrag entstammt dem 14. Kapitel<br />
des 2001 erschienen Buches.<br />
Über die Autoren<br />
■ Henryk Marcin Broder ist Journalist<br />
und Buchautor. Er schrieb bis<br />
2010 für das Magazin Der Spiegel<br />
und für die Berliner Tageszeitung<br />
Der Tagesspiegel. Seit 2011 ist er<br />
für Die Welt, die Welt am Sonntag<br />
und Welt Online tätig.<br />
(Foto: Wikimedia/CC-3.0/Sven Teschke)<br />
■ Michael Miersch verfasst<br />
gemeinsam mit Dirk Maxeiner<br />
eine wöchentliche Kolumne für<br />
Die Welt. Zusammen schrieben<br />
sie mehrere Sachbücher zu<br />
politischen und ökologischen<br />
Themen.<br />
(Foto: Wikimedia/CC-2.0/Dirk Maxeiner)<br />
■ Dirk Maxeiner war Redakteur<br />
beim Magazin Stern. Seit 1993<br />
arbeitet er als freier Publizist.<br />
■ Alle drei Autoren sind Mitglieder<br />
des Online-Tagebuchs www.achgut.com<br />
(Foto: Tim Maxeiner)<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 9
„monstre de Frankfurt“<br />
Mit der Euroeinführung schien die Geschichte der Bundesbank besiegelt zu sein.<br />
Doch Totgesagte leben manchmal länger.<br />
Gesellschaft<br />
Deutsche Bundesbank vom MAIN TOWER aus gesehen<br />
(Foto: Wikimedia/cc-3.0/Dontworry)<br />
1996 erlebte ich den damals 90-jährigen<br />
Börsenguru André Kostolany. Er konnte<br />
zwar nur noch langsam mit dem Stock<br />
zum Podium gehen, aber dann begeisterte<br />
er mit seinen markigen Sprüchen<br />
das Publikum. „Ich werde immer wieder<br />
gefragt, ob es einen Euro geben wird.<br />
Die Antwort ist: Nein! Und zwar deshalb,<br />
weil keiner der Banker in den nationalen<br />
Zentralbanken seinen Job verlieren will!“<br />
Der Guru irrte<br />
Wie so oft in seinem Leben irrte Kostolany.<br />
Noch in seinem Todesjahr 1999 wurde<br />
die Europäische Zentralbank gegründet.<br />
Damit war scheinbar die Existenz der<br />
nationalen Notenbanken besiegelt. Die<br />
Deutsche Bundesbank verlor ihre Gestaltungshoheit<br />
und die Deutungshoheit<br />
darüber, was eine gute Währungspolitik<br />
ist. Aber eben nur scheinbar. Der ehemalige<br />
Financial-Times-Korrespondent<br />
David Marsh, profunder Kenner der<br />
Materie, schrieb in einem Handelsblatt-<br />
Special am 7. September diesen Jahres:<br />
„Jetzt wird sich das alte, nur scheinbar<br />
auseinandergefallene Reich des deutschen<br />
Geldwesens wieder zurückmelden.<br />
Für die einen ist es ein Schreckgespenst,<br />
für die anderen ein Hoffnungsschimmer,<br />
vielleicht aber auch die logische Folge der<br />
jetzigen europäischen Geldpolitik: Die<br />
Bundesbank wird wieder auferstehen.“<br />
Das entspricht dem Selbstverständnis<br />
des 44-jährigen Chef-Bundesbankers<br />
Jens Weidmann. Im Bundesbank-Magazin<br />
im Sommer definierte er den eigenen<br />
Anspruch: „Ich [würde] nicht sagen,<br />
dass wir ,nur' eine von 17 Notenbanken<br />
sind. Wir sind die größte und wichtigste<br />
Notenbank im Euro-System und haben<br />
auch einen weiter gehenden Anspruch<br />
als manch andere Notenbank im Euro-<br />
System."<br />
Standhaftes „NEIN“<br />
Denn Weidmann hat sich mit seinem<br />
„NEIN“ zum Ankauf von Staatsanleihen<br />
kriselnder Euro-Länder durch die Europäische<br />
Zentralbank EZB zwar scheinbar<br />
in eine Minderheitenposition manövriert.<br />
Doch „Die Hauptcharakterzüge der von<br />
den Franzosen einst als "monstre de<br />
Frankfurt" gefürchteten Institution erweisen<br />
sich als erstaunlich widerstandsfähig.<br />
Die Zuspitzung der Euro-Krise, die Balkanisierung<br />
der europäischen Bankenmärkte<br />
und die Wiederentdeckung der<br />
Inflationsgefahr verleihen der Bundesbank<br />
neue Kraft.“ prognostiziert Marsh.<br />
Frankreich misstraute der Deutschen<br />
Bundesbank seit jeher. Marsh zitiert als<br />
Beleg den damaligen Vizepräsidenten der<br />
Bundesbank Otmar Emminger: „Die Franzosen<br />
[wollen] unter allen Umständen<br />
die ihnen unheimliche deutsche Währungspolitik<br />
möglichst bald an die Kette<br />
legen ... All dies wird letzten Endes in der<br />
Praxis doch darauf hinauslaufen, dass ...<br />
die Inflation monetaristisch harmonisiert<br />
wird.“ Offizielle Schriften der Banque de<br />
France polemisierten in den 70er-Jahren<br />
gegen „die Tyrannei der D-Mark“.<br />
Französischer Widerstand<br />
Die politische Unabhängigkeit der Bundesbank<br />
war weltweit einmalig. Ihre<br />
Erfolge bei der Stabilisierung der D-Mark<br />
konnten sich nach zwei Hyperinflationen<br />
im Deutschland des 20. Jahrhunderts<br />
sehen lassen. Der ehemalige Präsident<br />
der EU-Kommission Jacques Delors<br />
bewunderte: „Nicht alle Deutschen glauben<br />
an Gott, aber alle glauben an die<br />
Bundesbank.“ Das gefiel nicht jedem. Der<br />
französische Sozialist Francois Mitterand<br />
hatte seine Zustimmung zur deutschen<br />
Wiedervereinigung von der Einführung<br />
einer Gemeinschaftswährung abhängig<br />
gemacht. Aber er wollte sie nicht am<br />
Modell der Bundesbank ausgerichtet<br />
wissen: „Die Bundesbank ist gänzlich<br />
der Einflussnahme der Regierung entzogen<br />
... Dass die Notenbank in Ermangelung<br />
einer politischen Behörde über<br />
souveräne Macht verfügt, halte ich für<br />
gefährlich. Das Europäische Währungssystem<br />
ist bereits eine deutsche Zone. Über<br />
unsere Volkswirtschaft hat die Bundesrepublik<br />
Deutschland keine Verfügungsgewalt.<br />
Mit der [Europäischen] Zentralbank<br />
hätte sie sie.“ Mitterand hatte Recht.<br />
Wer das „Primat der Politik“ über das<br />
Grundgesetz stellen wollte, der konnte<br />
bei der Bundesbank nicht punkten. Für<br />
sie ging Geldwertstabilität immer über<br />
Regierungsstabilität. Wie Marsh schreibt,<br />
verloren drei Kanzler der Nachkriegszeit<br />
ihr Amt aufgrund kreditpolitischer oder<br />
geldwertstabilisierender Maßnahmen<br />
der Bundesbank: Ludwig Erhard (1966),<br />
Kurt-Georg Kiesinger (1969) sowie Helmut<br />
Schmidt (1982).<br />
Kohl contra Pöhl<br />
Natürlich konnte diese stete Auseinandersetzung<br />
zwischen Bundesbank und<br />
10 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
David Marsh<br />
■ Der ehemalige Financial-Times-<br />
Korrespondent David Marsh<br />
kennt alle Bundesbankpräsidenten<br />
der letzten 30 Jahre<br />
persönlich. Im Handelsblatt<br />
veröffentlichte er am 7.9.<strong>2012</strong> den<br />
mehrseitigen Essay „Aufstieg, Fall<br />
und Wiederaufstieg der Deutschen<br />
Bundesbank“.<br />
(Foto: Privat)<br />
Politik nicht immer erfolgreich sein. 1990,<br />
nachdem Frankreich und die anderen<br />
Alliierten der Wiedervereinigung zugestimmt<br />
hatten, ging es um die Frage<br />
der Einführung der D-Mark in der DDR.<br />
Bundeskanzler Helmut Kohl wollte Wählerstimmen<br />
und favorisierte daher einen<br />
„politisch korrekten“ Wechselkurs zwischen<br />
D-Mark und Ostmark. Bundesbankchef<br />
Karl Otto Pöhl und sein damaliger<br />
Vize Helmut Schlesinger wussten, dass<br />
damit zwar aktuell das Vermögen der<br />
Ostdeutschen „geschont“ würde, aber die<br />
Wirtschaft überfordert werden würde.<br />
Denn die Reste der DDR-Industrie würden<br />
zusammenbrechen. Auf den Westmärkten<br />
waren diese Betriebe meist wettbewerbsunfähig.<br />
Und ihre bisherigen<br />
Kunden in den osteuropäischen Märkten<br />
konnten nicht in harter D-Mark zahlen.<br />
Ohne Kunden mussten die Betriebe<br />
Pleite gehen. Dennoch setzte sich Kohl<br />
durch. Pöhl trat später zurück. Die<br />
Geschichte gab ihm Recht: Tausende vermeidbarer<br />
Konkurse mit circa eine Million<br />
zusätzlicher Arbeitsloser und volkswirtschaftlichen<br />
Folgekosten in Höhe<br />
von Dutzenden Milliarden D-Mark hätten<br />
in der ehemaligen DDR verhindert<br />
werden können, wäre die Politik damals<br />
dem Rat der Bundesbank gefolgt.<br />
Bezahlt werden muss immer<br />
„Es gehört zur Wahrheit“, schreibt Marsh<br />
im Handelsblatt, „dass die Bundesbank<br />
trotz glänzenden Prestiges verschiedentlich<br />
in die falsche Richtung gelaufen ist.<br />
Der ehemalige Bundesbankpräsident<br />
Hans Tietmeyer (1993-99) etwa hatte<br />
zwar in zahlreichen Reden vor der Einführung<br />
des Euros auf schwierige Anpassungen<br />
für Problemländer hingewiesen,<br />
die ihre Kosten nach dem Festlegen der<br />
einheitlichen Wechselkurse innerhalb der<br />
Euro-Staaten nicht unter Kontrolle halten<br />
könnten. Niemand in der Bundesbank<br />
besaß jedoch die notwendige Fantasie zu<br />
konstatieren, dass solche Entwicklungen<br />
zu Staatsbankrotten führen könnten, die<br />
das Schicksal Deutschlands als wichtigstes<br />
Gläubigerland direkt betreffen würden. …<br />
Die finanzpolitischen Risiken der<br />
wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen<br />
Staaten wie Griechenland und<br />
Spanien auf der einen Seite und Deutschland<br />
oder den Niederlanden auf der<br />
anderen Seite einer Währungsunion wurden<br />
lange Zeit auch von der Bundesbank<br />
und ihren leitenden Köpfen nicht für<br />
wichtig gehalten. Vergessen wurde, dass<br />
die Leistungsbilanzdefizite der Problemländer<br />
irgendwann und von irgendwem<br />
finanziert werden mussten. Otmar Issing<br />
… der als erster EZB-Chefökonom seine<br />
Stelle bereits 1998 antrat, verbarg einige<br />
Jahre seine naturgemäße Skepsis über<br />
das Experiment der Währungsunion und<br />
entdeckte sie erst wieder, nachdem er in<br />
den Ruhestand getreten war. Da war es<br />
zu spät.“<br />
Die Zukunft ist immer offen. Niemand<br />
weiß, welche heute unvorhersehbaren<br />
Ereignisse und Entwicklungen<br />
morgen schon den Lauf der Dinge<br />
ändern können. Doch für geldpolitische<br />
und währungsstabilisierende Maßnahmen,<br />
inflationäre wie deflationäre Entgleisungen<br />
der Wirtschaftssysteme zu<br />
vermeiden, ist eine starke Bundesbank<br />
mit einem mental in sich ruhenden,<br />
geradlinigen, wertkonservativen, top<br />
ausgebildeten und strategisch wie taktisch<br />
klugen Jens Weidmann an der Spitze<br />
eher eine Gewähr als ein gelddruckender<br />
politisch korrekter EZB-Chef. ■<br />
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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 11
Unentrinnbare Präsenz<br />
US-Drohnen kreisen über Pakistan. Bereit zum Zuschlagen. Jederzeit.<br />
(Foto: Wikimedia/U.S. Air Force photo by Lt Col Leslie Pratt)<br />
Gesellschaft<br />
Im Oktober veröffentlichten die Universitäten<br />
Stanford und New York eine<br />
größere Studie über den Einsatz von<br />
Drohnen in dem immer wieder auflodernden,<br />
aber nie endenden Krieg gegen<br />
den Terror. Leider begriffen viele Kommentatoren<br />
nicht die Schlüsselbotschaft<br />
der Studie: Drohnen terrorisieren eine<br />
gesamte zivile Bevölkerung.<br />
Ungenannte Opfer<br />
Ich gehörte zum Feldforschungsteam<br />
dieser Studie und verbrachte einige<br />
Wochen in Pakistan, wo ich mehr als<br />
60 Menschen aus Nordwaziristan interviewte.<br />
Viele von ihnen hatten Angriffe<br />
überlebt. Andere hatten geliebte Menschen<br />
und Familienmitglieder verloren.<br />
Alle von ihnen leben unter der ständigen<br />
Drohung der Auslöschung. Was meine<br />
Kollegen und ich von diesen ungenannten<br />
und unbekannten Opfern von Amerikas<br />
Drohnenkrieg erfuhren, gab der Studie<br />
ihren Titel: „Leben unter Drohnen.“<br />
Leute in den Vereinigten Staaten von<br />
Amerika stellen sich vor, dass Drohnen<br />
ein Ziel anfliegen, ihre tödlichen Raketen<br />
mit chirurgischer Präzision abfeuern und<br />
zu einer hunderte oder tausende Meilen<br />
entfernten Basis der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika zurück fliegen. Aber<br />
Drohnen sind ständig präsent am Himmel<br />
über dem nordwazirischen Stammesgebiet<br />
in Pakistan, wo bis zu sechs<br />
von ihnen gleichzeitig über den Dörfern<br />
kreisen. Die Menschen hören sie bei Tag<br />
und bei Nacht. Sie bilden eine unentrinnbare<br />
Präsenz, das drohende Gespenst<br />
des Todes, der von oben kommt.<br />
Ständig in Angst<br />
Diese Präsenz zerstört fortwährend ein<br />
Gemeinwesen, das zweimal so groß<br />
ist wie Rhode Island (d.i. 2x4.000 km).<br />
Eltern haben Angst, ihre Kinder in die<br />
Schule zu schicken.<br />
Frauen haben Angst, auf den Markt<br />
zu gehen. Familien haben Angst, zu<br />
Begräbnissen von Menschen zu gehen,<br />
die durch frühere Angriffe getötet wurden.<br />
Fahrer haben Angst, Lebensmittel<br />
aus anderen Teilen des Landes zu liefern.<br />
Das Alltagsleben wurde völlig über den<br />
Haufen geworfen. Zweifellos unschul-
Ein mittelständisches Unternehmen<br />
mit Blick in die Zukunft!<br />
dige Menschen verstecken sich in ihren<br />
Häusern, weil sie Angst haben, sich auf<br />
den Straßen zu versammeln.<br />
„Doppelschläge“ oder nachfolgende<br />
Angriffe auf das gleiche Ziel haben dazu<br />
geführt, dass die Bewohner den Verwundeten<br />
nicht mehr zu Hilfe kommen. Eine<br />
führende humanitäre Einrichtung wartet<br />
erstaunliche sechs Stunden bis zum<br />
Hilfs einsatz.<br />
Niemand weiß Rat<br />
Diese Situation wird noch dadurch<br />
erschwert, dass niemand den Menschen<br />
in diesen Gemeinwesen sagen kann, was<br />
sie tun können, um selbst in Sicherheit<br />
zu sein. Niemand weiß, wer auf<br />
der ameri kanischen Todesliste steht, niemand<br />
weiß, wie er auf diese gekommen<br />
ist und niemand weiß, was er tun kann,<br />
um von dieser herunterzukommen. Alles<br />
ist erschreckend dem Zufall überlassen.<br />
Plötzlich, und ohne Warnung, kommt<br />
eine Rakete daher und löscht jeden<br />
innerhalb eines Radius von 15 m aus.<br />
Natürlich behauptet die Obama-<br />
Administration, dass sie nur auf Militante<br />
schießt. Aber wenn wir irgendetwas<br />
seit dem 9/11 gelernt haben, dann,<br />
dass wir alle das Kleingedruckte lesen<br />
müssen. Was den Menschen gar nicht<br />
passt, ist dass die Administration alle<br />
Männer im Militäralter, typischerweise<br />
also die zwischen 18 und 65, als Militante<br />
definiert.<br />
Dazu kommt, dass dadurch, dass<br />
die Vereinigten Staaten von Amerika<br />
generell nicht die Namen von Menschen<br />
bekannt geben, die von ihnen getötet<br />
worden sind, wir nicht wissen können,<br />
ob die Opfer tatsächlich Militante waren<br />
oder einfach als Militante behandelt<br />
wurden, weil Washington sagt, dass sie´s<br />
waren.<br />
Falsch-Denunziationen<br />
In der Tat findet sich in dieser gesamten<br />
Angelegenheit das gleiche Schema,<br />
das schon das Inhaftierungsregime im<br />
militärischen Gefängnis in Guantánamo<br />
Bay, Kuba, gekennzeichnet hat. In Afghanistan<br />
zahlte die Bush-Administration<br />
enorme Prämien, um zu Informa tionen<br />
zu kommen. In Gebieten, in denen<br />
Stammes- und Familienstreitigkeiten<br />
grassierten, war das Ergebnis absehbar:<br />
hunderte unschuldige Menschen wurden<br />
fälschlich als Taliban oder al Qaeda<br />
denunziert, und viele von diesen verbrachten<br />
Jahre in Guantánamo oder<br />
anderen amerikanischen Gefängnissen<br />
in Übersee.<br />
Jetzt bieten die Vereinigten Staaten<br />
von Amerika ähnliche Anreize für Leute<br />
in Nordwaziristan, welche versprechen,<br />
Militante zu identifizieren. Die Häuser<br />
der angeblichen Militanten werden dann<br />
mit GPS-Geräten versehen und später,<br />
wenn der Informant weit genug entfernt<br />
ist, in Fetzen zerschossen. Und weil niemand<br />
weiß, wer die Informanten sind,<br />
getrauen sich die Menschen kaum noch,<br />
Nachbarn in ihre Häuser einzuladen. Die<br />
gesamte Gemeinschaft zieht sich aus<br />
dem öffentlichen Bereich zurück, aus<br />
Angst hinauszugehen, aber gleichermaßen<br />
auch aus Angst, die Außenwelt ins<br />
Haus zu bringen.<br />
Unter Drohnen leben<br />
Das ist es, was es bedeutet, unter Drohnen<br />
zu leben. Es hat Nordwaziristan in<br />
das größte Gefängnis der Welt verwandelt,<br />
eine massiv okkupierte Zone. Ein<br />
humanitärer Helfer, der am 9/11 in New<br />
York war und jetzt in Nordwaziristan<br />
arbeitet sagte uns, dass die Atmosphäre<br />
in den beiden Orten sich kaum unterscheidet.<br />
Das ständige Gefühl des Terrors<br />
ist ein Gefühl, das keine Grenzen<br />
kennt.<br />
Natürlich sollten wir fragen, ob<br />
Drohnen legal sind nach dem Internationalen<br />
Recht. Meine Ansicht ist, dass sie<br />
das nicht sind. Natürlich sollten wir fragen,<br />
ob Drohnen kontraproduktiv sind.<br />
Meine Ansicht ist, dass sie das sind.<br />
Keine Diskussion erfasst jedoch auch<br />
nur annähernd das Wesen dieser Sache,<br />
wenn wir nicht begreifen, was es bedeutet,<br />
unter Drohnen zu leben. ■<br />
(Beitrag erschien zuerst auf<br />
www.antikrieg.com)<br />
Jennifer Gibson<br />
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EN ISO 14644 Teil 3 und VDI 2083<br />
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6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 13<br />
2007 ausgezeichnet mit dem<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“
Gesellschaft<br />
Wenn der Teufel die Hölle ausmistet II<br />
Die Prognosen zur Eurokrise haben sich bestätigt<br />
Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, saniert die Währungsunion auf Kosten der Sparer: Durch schleichende Enteignung<br />
(Foto: (Wikimedia/CC-2.0/ World Economic Forum)<br />
Die Prognosen zur Eurokrise haben sich<br />
bestätigt<br />
Beim ersten Artikel mit dieser Überschrift<br />
(P.T.-Magazin 3/2009, Seite 6 ff)<br />
ging es um die Feststellung, dass diejenigen,<br />
die die Finanzkrise verursacht<br />
hatten, ungeeignet sein dürften, die sich<br />
daraus ergebenden Probleme zu lösen.<br />
Inzwischen hat sich diese Einschätzung<br />
bestätigt (dieselben Akteure wirken weiter)<br />
und verstärkt sich im Rahmen der<br />
Staatsschuldenkrise in den USA und der<br />
EU. Dabei beruht die Erhöhung der offiziellen<br />
Gesamtverschuldung innerhalb<br />
der EU weitgehend nicht auf „dem Euro“<br />
(in den USA ist sie weit höher), sondern<br />
der Subventionierung der künstlich am<br />
Leben gehaltenen Finanzwirtschaft und<br />
der staatlichen Misswirtschaft.<br />
Geldkanonen ineffizient<br />
Der frühere Vizepräsident der US-Investmentbank<br />
Goldman Sachs Mario Draghi<br />
hat nun am 6. September <strong>2012</strong> mit der EZB<br />
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CBV_<strong>2012</strong>_CS5.indd 1 19.04.<strong>2012</strong> 12:58:30
gesetzeswidrig das Recht beansprucht,<br />
verschuldete Staaten durch Staatsanleihekäufe<br />
vor den (hohen) Zinsen eines<br />
funktionierenden Anleihemarktes zu<br />
schützen und zusätzlich zu den Devisenmärkten<br />
die Anleihemärkte dauerhaft zu<br />
manipulieren. Die US-Notenbank wird die<br />
bis Ende 2014 versprochene Niedrigstzinspolitik<br />
auch über diesen Zeitraum<br />
hinaus fortzusetzen. Da die Geldkanonen<br />
bisher in ihren größten Einsatzgebieten<br />
(USA und Großbritannien) in der<br />
Realwirtschaft ineffizient waren, ist ihr<br />
Dauereinsatz gewiss. Das führt zu einer<br />
Potenzierung der seit 2008 betriebenen<br />
Geldmengenerhöhung sowie zur nachhaltigen<br />
Enteignung zunächst der Inhaber<br />
aller Asset-Klassen, dann der Steuerzahler.<br />
1. Die Dimension der Enteignung<br />
In der Welt am Sonntag vom 30. Oktober<br />
2011 formulierte ein Untertitel: „Europa<br />
feiert die Rettung des Euro. Doch<br />
saniert wird die Währungsunion auf<br />
Kosten der Sparer. Besonders hart trifft<br />
es Lebensversicherte“. Ein Jahr später hat<br />
die Draghi-Entscheidung der EZB diesen<br />
Befund bestätigt. Lagen nach dem EZB-<br />
Jahresbericht 2011 die Renditen langfris-<br />
Wichtige Akteure beim Bekämpfen der Auswirkungen der Finanzkrise<br />
Deutschland<br />
Welcher der folgenden Akteure ist am besten in der Lage, wirksame Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise zu<br />
ergreifen?<br />
Anteil der Befragten<br />
in %<br />
30<br />
26<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Die G20<br />
Die europäische Union<br />
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tiger Staatsanleihen im Januar noch bei<br />
3,3 Prozent, sanken Sie zum Jahresende<br />
auf zwei Prozent in den USA und<br />
24<br />
Die deutsche Regierung<br />
Quelle: Europäische Kommission, Standard Eurobarometer 72, Seite 32<br />
16<br />
Der InternationaleWährungsfond...<br />
10 10<br />
Weiß nicht<br />
Keiner der Rettungs-Kandidaten kann wirklich überzeugen<br />
Nichts davon (spontan)<br />
7 7<br />
Die USA<br />
Sonstige (spontan)<br />
2,6 Prozent in der Eurozone. Bereits im<br />
Juni <strong>2012</strong> lagen die Renditen 10-Jähriger<br />
Anleihen noch bei 1,57 Prozent in der USA<br />
0<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 11
Gesellschaft<br />
Der Euro steht unter Druck<br />
und 1,41 Prozent in der Eurozone sowie<br />
0,53 Prozent in der Schweiz. Anfang Juni<br />
<strong>2012</strong> ist die Umlaufrendite aller am Markt<br />
befindlichen Bundesanleihen auf das<br />
historische Tief von 0,92 Prozent gefallen<br />
(WamS 9.9.<strong>2012</strong>, Seite 45). Durch die<br />
Abgeltungssteuer sinkt diese Rendite<br />
netto um mehr als ein Viertel.<br />
(Foto: Lupo/pixelio.de)<br />
Rekordhalter nachhaltiger volkswirtschaftlicher<br />
Agonie<br />
Die deutschen Lebensversicherungen<br />
(91 Mio. Verträge) haben die Gelder der<br />
Versicherten zu einer Quote zwischen<br />
86 und 98 Prozent in Rentenpapieren<br />
angelegt. Mit der genannten Rendite<br />
ist nicht einmal mehr der abgesenkte<br />
Garantiezins zahlbar. In Japan, das bereits<br />
früher in eine solche Lage kam, wurden<br />
Versicherungen insolvenzreif, man ließ<br />
sie aber überleben. Japan ist nun Rekordhalter<br />
nachhaltiger volkswirtschaftlicher<br />
Agonie mit über 200 Prozent Staatsverschuldung<br />
und 0-Zins-Politik. Selbst<br />
wenn Lebensversicherungen, Pensionskassen<br />
und Versorgungswerke auf andere<br />
Assetklassen umsteigen sollten, wird das<br />
kaum zu einer Renditeerhöhung führen.<br />
Gold hat sich seit sieben Jahren im Preis<br />
vervierfacht, in Bezug auf Anlageimmobilien<br />
ist zutreffend von einer Immobilienblase<br />
die Rede. Der amerikanische<br />
Aktien-Leitindex Dow Jones liegt knapp<br />
unter Allzeithoch, die Technologiebörse<br />
Nasdaq darüber. Deutsche Anleger lei-<br />
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2. Keine Änderung in Sicht<br />
Mit der Münchhausenlösung, dass sich<br />
Staaten bei sich selbst verschulden,<br />
indem die Zentralbanken die Anleihen<br />
kaufen und die Zinsen künstlich niedrig<br />
halten, ist die Inflationierung aller Vermögenswerte<br />
seit vier Jahren in vollem<br />
Gang, auch wenn der Warenkorb der statistischen<br />
Inflation davon zuletzt erfasst<br />
wird. Dies geschieht, wenn Lohnerhöhungen<br />
und Steuergeschenke nach den<br />
Lehren von Paul Krugman & Co. erfolgen,<br />
um sodann von Preiserhöhungen vernichtet<br />
zu werden.<br />
Legende von den Auflagen<br />
Die mantrahafte Ankündigung, die Geldmengenausweitungen<br />
seien vorläufiger<br />
Natur, ist nicht ernst zu nehmen. Denn<br />
die Geldkanonen beheben die Krise nicht.<br />
Sie schütten im Kern Subventionen aus<br />
und verstärken die Fehlallokationen zu<br />
Gunsten der Finanzwirtschaft. Die Neuordnung<br />
Europas, selbst wenn sie gelänge,<br />
wäre ein Neustrukturierung von Bürokratie,<br />
Demokratie, etc., aber kein Ende<br />
der Staatsschulden. Wie die USA zeigen,<br />
sind auch Vereinigte Staaten nicht geeignet,<br />
eine übermäßige Verschuldung zu<br />
verhindern. Nicht ernst zu nehmen ist<br />
auch Draghis Legende von den Auflagen,<br />
die vor dem Anleiheankauf zu erfüllen<br />
seien. Die EZB wird das Instrument Anleihekauf<br />
gerade dann nutzen, wenn ein<br />
Land behauptet, wegen der Schwere der<br />
Krise Auflagen nicht erfüllen zu können.<br />
Politik und Zentralbanken agieren zudem<br />
in dem Irrtum, der staatliche Befehl<br />
„Wirtschaft wachse“ werde erfolgreich,<br />
wenn er als Geldgeschenk an die Finanzwirtschaft<br />
erfolgt.<br />
Retter der letzten Instanz<br />
Die Rechnung bezahlen die Inhaber aller<br />
Assetklassen zuerst. Die deutsche Rente<br />
ist keine Hilfe, sie bleibt eine Spekulation<br />
auf Vollbeschäftigung in Deutschland<br />
und 45 Jahre durchschnittliche Lebensarbeitszeit,<br />
rentabel ab dem 91. Lebensjahr.<br />
Die Leistungsfähigkeit des deutschen<br />
Steuerzahlers als „Retter der letzten<br />
Instanz“ Europas wird, nach dem enttäuschenden<br />
ESM-Urteil des Bundesverfassungsgerichts,<br />
rascher an ihre Grenzen<br />
stoßen als viele erwarten. Die Frage lautet<br />
jetzt nur noch: Kommt der Euro als<br />
Weichwährung (Post-Vietnam-Szenario<br />
der US-Staatsschulden)? Oder kommt<br />
die dauerhafte Rezession, eingeleitet von<br />
einem liquiditätsverzögerten Double Dip<br />
nach dem vergleichsweise kleinen Crash<br />
2008?<br />
Gravierende Umwälzungen<br />
Die geschilderten Verhältnisse werden<br />
zu gravierenden Umwälzungen führen<br />
und damit zu hoher Krisenanfälligkeit.<br />
Eine Exit-Strategie bestünde vermutlich<br />
nur noch in einem Austritt Deutschlands<br />
(als neue Schweiz mit der Option, die<br />
Mark an den Euro zu koppeln) oder in der<br />
Lösung von Olaf Henkel: Eine Eurozone<br />
mit stabilen Staaten, der Rest mit zwei<br />
Währungen. Ohne klare Lösung produziert<br />
das extrem teure staatliche Durchwursteln<br />
durch die Krise kein Vertrauen,<br />
so dass Investoren und Privatleute Geld<br />
zurückhalten, verstecken, ausgeben, usw.,<br />
nur nicht in den Wirtschaftskreislauf einführen.<br />
Niemand hat Planungssicherheit,<br />
solange die verschuldeten Staaten kippen<br />
können. Das im Moment laufende volkswirtschaftliche<br />
Experiment, die Finanzmärkte<br />
„ewig“ mit Geld zu fluten, bis die<br />
Wirtschaft dem Tagesbefehl „Wirtschaft<br />
wachse“ gehorcht, ist zum Scheitern verurteilt.<br />
(Vereinfacht: “Don`t fight the Fed,<br />
but Fed, don`t fight the market”). ■<br />
Volker Gallandi<br />
Über den Autor<br />
■ Dr. Volker Gallandi ist Rechtsanwalt<br />
für Wirtschaftsstrafrecht<br />
■ Seit 1988 führt er seine eigene<br />
Kanzlei mit heutigem Sitz in<br />
Gorxheimertal bei Mannheim<br />
(Foto: Volker Gallandi)<br />
• Maschinenbau<br />
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6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 17<br />
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Danke für die Unterstützung!<br />
Die Oskar-Patzelt-Stiftung bedankt sich bei allen Sponsoren der<br />
„18. Oskar-Patzelt- Stiftungstage“ und des Wettbewerbs „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ <strong>2012</strong><br />
Markenzeichen des Wettbewerbs sind<br />
seine vollständig ehrenamtliche Organisation<br />
und die ausschließlich private<br />
Finanzierung. Kein einziger Euro aus<br />
Steuermitteln wird für die ganzjährigen<br />
Aktivitäten ausgegeben.<br />
Nur mit ehrenamtlichem Engagement<br />
lässt sich der gesamte Aufwand<br />
nicht finanzieren. Und hier schlägt die<br />
Stunde der Sponsoren: Allein die Durchführung<br />
der vier Preisverleihungen mitsamt<br />
der glanzvollen Ballabende wäre<br />
ohne das große finanzielle Engagement<br />
der Deutschen Post AG nicht in dieser<br />
Qualität denkbar. Über 100 Unternehmen<br />
beteiligten sich in diesem Jahr. ■<br />
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Sponsoren <strong>2012</strong><br />
AFK Andreas Franke Kunststoff ver arbeitung<br />
GmbH & Co. KG ■ Air Berlin PLC & Co.<br />
Luftverkehrs KG ■ AMPELMANN GmbH ■ alfi<br />
GmbH ■ AKTUELL BAU GmbH ■ Apotheker<br />
Walter Bouhon GmbH ■ Aschenbrenner<br />
Werkzeug- und Maschinenbau GmbH ■ ASI<br />
Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH ■<br />
Autohaus HOPP GmbH ■ ABZ Handels GmbH<br />
"Anschlagen- Bewegen- Zurren" ■ Analytik<br />
Jena AG, NL Eisfeld ■ Arno Barthelmes<br />
Spezialwerkstatt für Stimmgabeln, ZellaMed<br />
Instrumente<br />
BRUDER Spielwaren GmbH + Co. KG ■ BERA<br />
GmbH ■ Bibliothekseinrichtungen Lenk GmbH<br />
■ BERENTZEN-Gruppe AG ■ Berghotel Betriebs<br />
GmbH & Co. KG ■ Bäckerei Exner ■ Bremer<br />
HACHEZ Chocolade GmbH & Co. KG<br />
CBV Blechbearbeitung GmbH ■ Campingplatz<br />
Pommernland GmbH ■ Cutting Crew ■ Curt<br />
Bauer GmbH ■ Colak GmbH ■ cdVet Naturprodukte<br />
GmbH<br />
Die p.A.- GmbH ■ Deutsche Post AG ■ DR.<br />
BUTZE GmbH & Co. KG ■ DISCHER Technik<br />
GmbH ■ DREISTERN-Konserven GmbH & Co. KG<br />
■ Druckerei Vetters GmbH & CO. KG<br />
Edur-Pumpenfabrik Eduard Redlien GmbH &<br />
Co. KG ■ ELMO-Elektromontagen Leipzig GmbH<br />
■ Erzgebirgssparkasse ■ espas GmbH ■ EROGLU<br />
Präzisionswerkzeuge GmbH ■ Etuis Duggert<br />
GmbH ■ Erlebnis-Bauernhof Kliewe ■ ET blue<br />
chip GmbH<br />
fit GmbH ■ FingerHaus GmbH ■ F.W. Klever<br />
GmbH ■ FELUWA Pumpen GmbH ■ Franken<br />
Brunnen GmbH & Co. KG / BT Ileburger Sachsen<br />
Quelle ■ folian gmbh ■ Funke Stickerei Eibenstock<br />
GmbH ■ Fachin & Friedrich Systems and<br />
Services KG<br />
Grenzwald-Destillation Otto Ficker GmbH ■<br />
Greifen Fleisch GmbH ■ Goldeck Süßwaren<br />
GmbH, NL Zeitz "Zetti"<br />
Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik<br />
GmbH ■ HENKA Werkzeuge + Werkzeugmaschinen<br />
GmbH ■ Henkell u. Söhnlein Sektkellereien<br />
KG<br />
Keunecke Feinkost GmbH ■ K&S Anlagenbau<br />
GmbH ■ Kappus Seifen GmbH Riesa & Co ■<br />
Kneipp-Werke<br />
Lampenwelt GmbH & Co. KG ■ LUSH GmbH<br />
42 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong><br />
Maritim Hotelgesellschaft mbH ■ Mauser<br />
Sitzkultur GmbH & Co. KG ■ Melitta Haushaltsprodukte<br />
GmbH & Co. KG ■ Merschbrock-Wiese<br />
Gewürz GmbH ■ Merkur Bank KGaA ■ Matthias<br />
Wetzel INDUSTRIEBESCHRIFTUNGEN GmbH<br />
■ Mathias Normann GmbH & Co. KG Spedition<br />
- Logistik - Lagerung ■ Mühle und Bäckerei<br />
Bärenhecke Raiffeisengenossenschaft e.G.<br />
NATURA-CLOU-KOSMETIK<br />
Obstland Dürrweitzschen AG ■ ONI-Wärmetrafo<br />
GmbH ■ Oelkers Betriebe OHG SPA & WELL-<br />
NESS RESORT Romantischer Winkel<br />
Paracelsus-Klinik Reichenbach GmbH ■<br />
Peter Kölln KGaA ■ Pollin Electronic GmbH ■<br />
PRT Rohrtechnik Thüringen GmbH ■ Pilzhof<br />
Pilzsubs trat Wallhausen GmbH ■ Pralinenclub<br />
GmbH ■ Primavera Life GmbH<br />
Quintessence Naturprodukte GmbH & Co. KG<br />
Rohloff - Moden Binz ■ Raiffeisenlandesbank<br />
Oberösterreich AG/Zweignierlassung Süddeutschland<br />
■ Roger Rankel Schloß Possenhofen<br />
Schuberth GmbH ■ Sächsische Porzellan-Manufaktur<br />
Dresden GmbH ■ Stendaler Landbäckerei<br />
GmbH ■ SSL Maschinenbau GmbH ■ Schoeller<br />
Arca Systems GmbH ■ Seramun Diagnostica<br />
GmbH ■ siebental GmbH ■ SACHSENKÜCHEN<br />
Hans-Joachim Ebert GmbH ■ Serumwerk Bernburg<br />
AG ■ Schoepe Display GmbH ■ Spindelund<br />
Lagerungstechnik Fraureuth GmbH ■ Stephan<br />
Pellegrini GmbH ■ SCHILKIN GmbH & Co.<br />
KG BERLIN ■ Strandhotel Kurhaus Juist ■ Segl<br />
Bauzentrum GmbH ■ Sweet Tec GmbH<br />
Telefonanschluss.mobi ■ THÜROS GmbH<br />
VKK Standartkessel Köthen GmbH ■ Volksbank<br />
Mittweida ■ VARIOTEC GmbH & Co. KG ■ Vollmar<br />
GmbH Werk Salzwedel<br />
Waldheimer Gewürze GmbH ■ WEL Fonds<br />
GmbH & Co. KG ■ Werkmeister GmbH + Co. KG<br />
■ Wärmetechnik Wilkau-Haßlau GmbH ■ Werbekoch<br />
GmbH ■ Wolfram Bürokommunikation<br />
GmbH & Co. KG ■ Werner & Rosel Lieb GmbH<br />
Coiffeur und Kosmetikpraxis ■ Winzergenossenschaft<br />
Oberbergen im Kaiserstuhl eG<br />
Hauptsponsoren
KOLUMNE<br />
Nur mit Leidenschaft!<br />
Im Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
messen und bewerten wir<br />
unternehmerische Erfolge und deren<br />
Bedeutung für die Gesellschaft. Niemand<br />
kann Erfolg abonnieren. Erfolge<br />
sind stets nur Etappensiege, denn niemand<br />
kann wissen, was die Zukunft<br />
bringt. In allen Fällen war der Weg zum<br />
Ziel steinig. Tausende Entscheidungen<br />
mussten unter einen Hut gebracht<br />
werden. Tausende Gespräche mussten<br />
geführt werden. Tausende Aktivitäten<br />
mussten organisiert werden. Stress,<br />
Zeitdruck, plötzlich auftauchende Fehlplanungen,<br />
unvorhergesehene Widrigkeiten<br />
waren tägliche Begleiter. Unternehmen,<br />
die diesen Kampf letztlich<br />
gewonnen haben, stehen beim „Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ im Mittelpunkt.<br />
Es gibt keinen Fahrstuhl zum Erfolg. Wir<br />
müssen schon die Treppe nehmen. Stufe<br />
für Stufe. Und Sie wissen: Die ist steil.<br />
Immer wieder gibt es Menschen, die aus<br />
dem Nichts heraus Leistungen vollbringen,<br />
die ursprünglich niemand für möglich<br />
hielt. Sie wurden anfangs verlacht.<br />
Niemand bürgte für sie. Und dennoch<br />
schafften sie es Schritt für Schritt, aus<br />
Träumen Wirklichkeit werden zu lassen.<br />
Sie haben Lebenswerke aufgebaut, weil<br />
sie trotz aller Belastung nie ihre Leidenschaft<br />
verloren. Mit dem Erfolg ist es ein<br />
wenig wie mit der Liebe oder dem Glück.<br />
Man kann Erfolg nicht kaufen. Man kann<br />
ihn auch nicht erzwingen. Aber man<br />
kann auf ihn vorbereitet sein. Tatsächlich<br />
gibt es keinen Erfolg ohne Hingabe,<br />
ohne Leidenschaft, ohne Begeisterung.<br />
Das ist eine Lebenseinstellung. Sie muss<br />
von klein auf vorgelebt werden. Sie muss<br />
belohnt werden. Sie muss sich gegen<br />
andere Lebensentwürfe bewähren.<br />
Irgend jemand hat einmal gesagt: „Egal<br />
ob Du glaubst, dass Du es kannst, oder<br />
ob Du glaubst, dass Du es nicht kannst<br />
– Du wirst immer recht behalten!“ Recht<br />
hatte er! Die Zukunft hängt immer von<br />
denen ab, die sie wirklich ändern wollen<br />
und bereit sind, sich dafür bis zum Letzten<br />
einzusetzen. Nur leidenschaftliche<br />
Optimisten verändern die Welt tatsächlich<br />
zum Besseren. "Sei Du selbst die Veränderung,<br />
die Du Dir wünschst für diese<br />
Welt." sagte Mahatma Gandhi. Denn nur<br />
mit Leidenschaft erreichen wir Erfolge. ■<br />
Ihre<br />
Petra Tröger<br />
Wir gratulieren allen Preisträgern!<br />
Auch einige unserer Kunden wurden bei der Preisverleihung<br />
für den „Großen Preis des Mittelstandes“ geehrt – das freut<br />
uns ganz besonders. Wir sagen danke für die erfolgreiche<br />
Partnerschaft und wollen auch weiterhin Ihr verlässlicher,<br />
sicherer und gestaltender Partner sein.<br />
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PARAVAN ist Erfi nder, Entwickler und<br />
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das Unternehmen Weltmarktführer in<br />
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seit 1927. Innovative Kreisel- und<br />
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Netzwerk<br />
Betreibt das Kompetenznetz-Mittelstand,<br />
verlegt das bundesweite P.T. Magazin<br />
und ist Hauptsponsor des Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“.<br />
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Im Jahre 2008 wurde die vollständig ehrenamtlich<br />
arbeitende Oskar-Patzelt-Stiftung mit dem<br />
Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2010<br />
gelangte der Wettbewerb im isw-Ranking der<br />
deutschen Wirtschaftswettbewerbe auf Platz 1,<br />
2011 wurde das QMS der Stiftung nach DIN<br />
ISO 9001:2008 zertifi ziert.<br />
Gesunder Mittelstand –<br />
Starke Wirtschaft – Mehr Arbeitsplätze<br />
„Mittelstand schafft Sicherheit“<br />
„Mittelstand schafft Sicherheit“<br />
Die WELT schreibt, der „Große Preis des Mittelstandes“<br />
sei „deutschlandweit die begehrteste<br />
Wirtschaftsauszeichnung“. Mehr als 40 Bücher,<br />
100 Youtube-Videos, 40 Wikipedia-Artikel und<br />
mehrere hunderttausend Google-Fundstellen im<br />
Netz berichten über den Wettbewerb „Großer<br />
Preis des Mittelstandes“, bzw. seine Teilnehmer.<br />
Die nominierenden Institutionen schätzen die<br />
Möglichkeit, durch Vorschläge zum Wettbewerb<br />
die Wirtschaftsförderung vor Ort (durch Motivation)<br />
und bundesweites Regionalmarketing auf<br />
einfachste, kostengünstigste Weise zu verbinden.<br />
(Satz und Layout: © OPS Netzwerk GmbH, Foto: © Andres Rodriguez/Fotolia.com)
100.000 Masterpläne<br />
Es sind die 100.000 besten, kleinen und mittelständischen Firmen, die dieses<br />
Land immer wieder voran bringen<br />
Wirtschaft<br />
Sind es ausschließlich die DAX-30-Unternehmen, die Deutschland nach der Krise im internationalen Vergleich so gut dastehen lassen?<br />
(Foto: Wikimedia/CC-3.0/Dontworry)<br />
Wenn man danach fragt, warum<br />
Deutschland international betrachtet<br />
trotz der Wirtschaftskrisen der letzten<br />
Jahre so gut dasteht, dann denken viele<br />
an die berühmten Großunternehmen<br />
wie Volkswagen, Siemens oder Lufthansa.<br />
Aber: So bedeutend sind die Unterschiede<br />
zwischen unseren DAX-30-Unternehmen<br />
und den Großunternehmen<br />
anderer Länder nicht wirklich.<br />
Der Letzte seiner Zunft<br />
Den Unterschied machen auch nicht die<br />
Masterpläne von Behörden und Institutionen<br />
in Berlin oder Brüssel aus. Egal ob<br />
hier eher technokratisch, bürokratisch<br />
oder neosozialistisch gedacht wird:<br />
Es bleiben planwirtschaftliche<br />
Masterpläne mit allen Vor- und Nachteilen<br />
zentralistischer Perspektiven und<br />
Instrumentarien. Wir haben großes<br />
Glück, dass unter all den Planwirtschaftlern<br />
in unseren Regierungsebenen<br />
wenigstens an der Spitze der Bundesbank<br />
mit Jens Weidmann jemand steht,<br />
der unerschütterlich an der Geldwertstabilität<br />
des Euro festhält.<br />
Er, der nahezu Letzte seiner Zunft,<br />
wurde deshalb als „Wirtschaftsförderer<br />
des Jahres“ <strong>2012</strong> ausgezeichnet.<br />
Die Macht der 100.000 Masterpläne<br />
Den wirklichen Unterschied zwischen<br />
Deutschland im Verhältnis zu Frankreich,<br />
Griechenland, Italien und auch zu den<br />
USA macht der unternehmerische Mittelstand:<br />
Es ist die Macht der 100.000<br />
Masterpläne, der 100.000 besten kleinen<br />
und mittelständischen Firmen, die dieses<br />
Land immer wieder voran bringen. Diese<br />
unternehmerische Tradition gehört zum<br />
kulturellen Erbe dieses Landes, sie ist ein<br />
Gemeingut im Sinne der „Commons“ der<br />
jüngst verstorbenen Nobelpreisträgerin<br />
Elinor Ostrom.<br />
International und Heimat verbunden<br />
Diese Tradition muss – wie alle Traditionen<br />
– gepflegt werden, wenn sie<br />
erhalten bleiben soll, wenn sie nachhaltig<br />
über Generationen hinweg<br />
Nutzen stiften soll.<br />
Diese „industrial heritage“ wird in<br />
den Familienunternehmen von Generation<br />
zu Generation weiter gegeben. In<br />
den letzten 120 Jahren überstand der<br />
deutsche Mittelstand auf diese Weise<br />
zwei katastrophale Weltkriege, Staatszusammenbrüche,<br />
Regierungswechsel<br />
einschließlich des Wechsels von Demokratie<br />
zur Diktatur und zurück, Weltwirtschafts-<br />
und Finanzkrisen und auch<br />
die mit der Globalisierung der letzten<br />
30 Jahre verbundenen Herausforderungen.<br />
Stets entwickelte er sich weiter,<br />
hochinnovativ, flexibel, risikobewusst,<br />
bei aller internationalen Ausrichtung<br />
stets der heimatlichen Region fest verbunden<br />
und dort verwurzelt.<br />
Die „Hidden Champions“<br />
Prof. Hermann Simon hat mit dem<br />
Begriff der „Hidden Champions“ die<br />
internationale „Klasse“ dieses deutschen<br />
Mittelstandes beschrieben und in zahlreichen<br />
Fallstudien und Büchern analysiert.<br />
Er ist deshalb vor drei Wochen mit<br />
dem Titel „Mittelstands-Buch <strong>2012</strong> der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung“ ausgezeichnet<br />
worden. Doch nicht nur die globalen<br />
Wirtschaftskreisläufe, auch die nationalen<br />
und sogar die regionalen und<br />
lokalen Wirtschaftskreisläufe hängen<br />
viel weniger von einzelnen starken Großunternehmen<br />
oder kompetenten und<br />
sachkundigen Behörden und Institutionen<br />
ab, sondern vor allem von einem<br />
sich immer wieder erneuernden unternehmerischen<br />
Mittelstand.<br />
Nicht die Großunternehmen, nicht<br />
die Ministerien und Großbanken, sondern<br />
der unternehmerische Mittelstand<br />
trägt in Wahrheit dieses Land und seine<br />
Fähigkeit zur Wohlfahrtsgesellschaft.<br />
Die Flamme unternehmerischen Geistes<br />
Dazu gehören Unternehmen, die in ein<br />
oder zwei Generationen Hunderte oder<br />
sogar Tausende von Arbeitsplätzen aufgebaut<br />
haben:<br />
Erwähnt seien beispielhaft die<br />
Lindner Group, Iloxx oder die Heiligenfeld-Kliniken<br />
in Bayern, Solarworld und<br />
ONI in Nordrhein-Westfalen, Schoepe in<br />
Brandenburg, die Marburger Tapetenfabrik<br />
in Hessen oder die Jenaer ASI aus<br />
Thüringen. Dazu gehören altehrwürdige<br />
kleinere Firmen, die die Flamme unternehmerischen<br />
Geistes nie ausgehen<br />
ließen: Die älteste jemals ausgezeichnete<br />
Firma in diesem Wettbewerb<br />
ist die Fessler Mühle in Baden-Württemberg,<br />
deren Gründung ins 14. Jahrhundert<br />
zurückgeht, und die heute am<br />
selben Standort noch immer Korn mahlt,<br />
auch wenn sie davon allein heute nicht<br />
46 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
(Foto: iloxx AG)<br />
(Foto: Solarworld)<br />
Unternehmen, die in ein oder zwei Generationen Hunderte oder sogar Tausende von Arbeitsplätzen aufgebaut haben:<br />
Solarworld oder die iloxx AG<br />
mehr leben könnte und daher Fitness,<br />
Lifestyle und andere Geschäftsgebiete<br />
erobert haben.<br />
Es kommt auf die Nachhaltigkeit an<br />
Dazu gehören genossenschaftliche<br />
Rechtsformen, die als Hilfe zur Selbsthilfe<br />
auf die berühmten Namen Raiff eisen<br />
und Schulze-Delitzsch zurückgehen und<br />
in zahlreichen kleineren und auch größeren<br />
Strukturen oder in der regionalen<br />
Bankenstruktur fortleben.<br />
Dazu gehören nicht zuletzt Hightech-Schmieden<br />
wie die Urenco aus<br />
Gronau, deren Kapitalbedarf mitunter<br />
jenseits der Möglichkeiten von Einzelunternehmen,<br />
Gesellschaften oder<br />
Genossenschaften liegt. Es kommt<br />
im unternehmerischen Mittelstand<br />
weniger darauf an, wer Kapitaleigner ist.<br />
Es kommt vielmehr darauf an, dass mit<br />
einem hohen Maß an Nachhaltigkeitsund<br />
Risikobewusstsein unternehmerisch<br />
flexibel vor Ort entscheiden und gehandelt<br />
werden kann.<br />
Das ist in der Regel dort am ehesten<br />
gewährleistet, wo die Eigentümer- und<br />
die Geschäftsführungsfunktionen zu -<br />
sammenfallen: bei den Familienunternehmen,<br />
egal ob sie als eingetragene<br />
Kaufleute, als Genossenschaft, als<br />
Personen- oder als Kapitalgesellschaft<br />
firmieren.<br />
Viele Stunden diskutiert<br />
Der Wettbewerb „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ trägt dazu bei, diese<br />
Funktion des Mittelstandes für die<br />
Gesellschaft, für die Gemeinschaft, zu<br />
popularisieren, zu präsentieren, Mut zu<br />
machen, Mut für Existenzgründer, für<br />
Unternehmer, für die Beschäftigten im<br />
Mittelstand, für die Partnerstrukturen<br />
des unternehmerischen Mittelstandes<br />
bei den regionalen Kreditinstituten und<br />
den regionalen Behörden.<br />
Die Oskar-Patzelt-Stiftung meint,<br />
dass eigentlich alle Mittelständler einen<br />
Preis, eine Auszeichnung verdient hätten.<br />
Eigentlich gehören sie alle auf die<br />
Bühne und vor die Foto- und Fernsehkameras.<br />
Die Juroren haben sich in den<br />
vergangenen 18 Wettbewerbsjahren<br />
die Entscheidung nie einfach gemacht.<br />
Manches Mal wurde viele Stunden lang<br />
diskutiert, bevor man sich auf eine einheitliche<br />
Final-Entscheidung festlegen<br />
konnte.<br />
Seien Sie stolz!<br />
All denen, die bisher nicht als Finalist<br />
oder als Preisträger ausgezeichnet<br />
wurden, sei ausdrücklich gesagt: Seien<br />
Sie nicht enttäuscht!<br />
Im Gegenteil! Seien Sie stolz! Sie<br />
gehören zu den Besten! Sie gehören<br />
zu denen, die dieses Land tragen. Sie<br />
gehören zu denen, die anderen positiv<br />
aufgefallen sind, die deshalb von Dritten<br />
zu diesem – wichtigsten – deutschen<br />
Mittelstandswettbewerb nominiert<br />
wurden. Sie gehören zur Elite der Unternehmer<br />
in diesem Land.<br />
Es gibt für niemanden unter den<br />
Nominierten einen Grund, nicht stolz<br />
zu sein auf die eigenen und gemeinsam<br />
vollbrachten Leistungen. Die für den<br />
18. Wettbewerb <strong>2012</strong> nominierten 3 589<br />
Unternehmen beschäftigen zusammen<br />
rund 629.000 Mitarbeiter, was einer<br />
Steigerung in den letzten fünf Jahren -<br />
trotz Krise!! - von 28,3 Prozent entspricht.<br />
Ihre Ausbildungsquote beträgt 7,6<br />
Prozent. Sie realisierten doppelt so viele<br />
Investitionen wie der Durchschnitt der<br />
KMU in Deutschland und verstärkten<br />
in vielen Fällen die Investitionen antizyklisch<br />
- gerade im Krisenjahr 2009.<br />
Sie erwirtschaften Steuer- und Abgabenzahlungen<br />
von 30 Mrd. Euro p.a.<br />
Opwerken!<br />
Der Wettbewerb und die Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung, verstehen sich als Plattform<br />
nicht nur zur Präsentation von Erfolgen,<br />
sondern auch zum Kontakten, zur<br />
Geschäftsanbahnung, zum Netzwerken.<br />
In den achtzehn Jahren des Wettbewerbs<br />
gab es keinen Galaabend, zu<br />
dem sich nicht Menschen getroffen<br />
hätten, die sich zuvor nicht kannten,<br />
die einander plötzlich als Ergänzung, als<br />
Partner erkannten, die mit dem Anstoß<br />
dieses Abends miteinander nicht nur<br />
zu Bekannten, zu Freunden wurden,<br />
sondern auch Geschäfte miteinander<br />
machen konnten: im vier-, fünf-, sechsund<br />
siebenstelligen Bereich. Dafür hat<br />
sich ein eigenes Wort entwickelt:<br />
Opwerken. Christian Kalkbrenner<br />
macht in seinem neuen Buch darauf<br />
aufmerksam. Bei der Reflektion über<br />
Erreichtes und neue Aufgaben, bei<br />
der Kontaktpflege und –anbahnung<br />
wünscht die Stiftung Zielklarheit, viel<br />
Erfolg und das immer nötige Quäntchen<br />
Glück! n<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 47
Perfekt auf Gewinn-Kurs<br />
Die Macht des Social Web für Umsatz und Reputation<br />
bruch - und der Weg zum Online-Shop<br />
ist am kürzesten. Ein Mal produziert,<br />
dient ein Film vielfältig in der weiteren<br />
Kommunikation, beispielsweise auf<br />
Messen oder in der regionalen Kinowerbung.<br />
Das spart Kosten und ermöglicht<br />
eine sehr hohe Werbewirkung.<br />
Wirtschaft<br />
Großes Umsatz-Potenzial schlummert<br />
auch für mittelständische Firmen im<br />
Internet. Schon mit kleinem Budget, als<br />
Ergänzung der klassischen „Offline“-<br />
Vermarktung, kann „Online“-Werbung<br />
sehr viel bewirken und neue Zielgruppen<br />
erreichen.<br />
Im World Wide Web wirklich gefunden<br />
werden<br />
Für die meisten Betriebe ist eine eigene<br />
Homepage längst selbstverständlich,<br />
doch viele klagen über geringe<br />
Zugriffszahlen. Die häufigste Ursache:<br />
Die Unternehmensseite geht in den Weiten<br />
des World Wide Webs einfach unter<br />
und wird nicht gefunden. Der Bekanntheitsgrad<br />
der Website muss also erhöht<br />
werden.<br />
Eine gute Option im lokalen Bereich<br />
des eigenen Geschäfts ist bewusste<br />
Werbung, zum Beispiel durch Angabe<br />
der URL auf Visitenkarten, Broschüren<br />
und Anzeigen. Auf breiterer Ebene direkt<br />
im Internet sind die sozialen Netzwerke<br />
eine optimale Möglichkeit, das eigene<br />
Unternehmen zu präsentieren.<br />
Kleiner Einsatz – Großer Nutzen mit<br />
Social Media<br />
Längst haben die Unternehmen die<br />
Kontrolle im Internet nicht mehr in der<br />
Hand, denn die Nutzer tauschen sich<br />
selbständig über Netzwerke miteinander<br />
aus. Darum sind die Firmen gefragt,<br />
sich der Herausforderung Social Media<br />
zu stellen. „Die sozialen Plattformen im<br />
Internet bieten besonders dem Mittelstand<br />
eine sehr gute Möglichkeit, ihren<br />
Bekanntheitsgrad zu steigern und neue<br />
Zielgruppen zu gewinnen. Vor allem kleine<br />
und mittlere Betriebe können durch<br />
gezielte Maßnahmen mit verhältnismäßig<br />
kleinem Aufwand schon ein enormes<br />
Nutzenpotenzial erwirtschaften“, weiß<br />
Elisabeth Decker von der Bonner Agentur<br />
Meavision Media, um die Profit-<br />
Chancen in diesem Bereich.<br />
Zum Online-Star mit preisgünstigen<br />
Imagefilmen<br />
Mittelständler, die schon auf Facebook,<br />
Xing und Co. aktiv sind, nutzen die<br />
Plattformen in erster Linie für Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Dreh- und Angelpunkt<br />
ist hier aber die Kommunikation, der<br />
direkte Dialog mit den Kunden über das<br />
Posten von reiner Werbung hinaus, denn<br />
die Nutzer wollen unterhalten werden<br />
und sich aktiv beteiligen können.<br />
Ein guter Weg zur direkten Interaktion<br />
mit der Zielgruppe sind Online-<br />
Videos. Bewegte Bilder im Internet ziehen<br />
viel mehr Aufmerksamkeit auf sich<br />
als reine Texte, und auch die gängigen<br />
Suchmaschinen bewerten dies positiv.<br />
Das sollten auch Mittelständler für sich<br />
nutzen. Film ist heute ein bezahlbares<br />
Medium geworden, das sich auch kleinere<br />
Firmen leisten können. Ein aussagekräftiger<br />
Imagefilm, der Werbebotschaften<br />
und Informationen kreativ verpackt<br />
und Neugierde weckt ist bereits mit<br />
kleinem Budget realisierbar. Auf der<br />
eigenen Website, auf Videoportalen und<br />
verknüpft mit Facebook und co. ermöglicht<br />
ein Werbefilm die direkte Kommunikation<br />
mit den Nutzern ohne Medien-<br />
Den guten Firmenruf auch online<br />
schützen<br />
Doch auch Unternehmer, die den Sprung<br />
in die digitale Welt noch nicht wagen,<br />
sollten die Macht des Internets, und die<br />
möglichen Folgen für ihren Betrieb, nicht<br />
unterschätzen. „Ob eine Firma online<br />
aktiv ist oder nicht, spielt keine große<br />
Rolle. Man spricht über Sie, ob Sie wollen<br />
oder nicht. Diesen Faktor dürfen<br />
Sie nicht unterschätzen“, rät Elisabeth<br />
Decker. Schutz bietet dabei professionelles<br />
Online- Reputationsmanagement.<br />
Dabei wird die Darstellung von Firmen<br />
im Internet kontinuierlich überwacht<br />
und ausgewertet. Denn Meinungen<br />
verbreiten sich online rasant schnell<br />
wie ein Lauffeuer über Blogs, Foren, soziale<br />
Netzwerke und Bewertungsportale.<br />
Handelt es sich dabei um negative<br />
Kommentare, kann im schlimmsten Fall<br />
der gute Ruf, den ein Betrieb sich über<br />
Jahre hinweg aufgebaut hat, mit wenigen<br />
Klicks zerstört werden. Kritische<br />
Bewertungen bei qype oder abfällige<br />
Kommentare auf Facebook können sich<br />
negativ auf das Image auswirken.<br />
Reputationsmanagement 2.0 greift<br />
hier schon im Vorfeld ein und versucht,<br />
Missverständnisse auszuräumen. Meavision:<br />
„Ist das Kind bereits in den virtuellen<br />
Brunnen gefallen, steuern wir mit<br />
einem ausgeklügelten, praxiserprobten<br />
Maßnahmen-Katalog gegen, um das<br />
Ausmaß der Rufschädigung in Grenzen<br />
zu halten.“ Gerade bei den ersten Gehversuchen<br />
im Bereich Online Marketing<br />
sollten Mittelständler darum auf professionelle<br />
Unterstützung setzen, um<br />
sich gemeinsam mit ihrem persönlichen<br />
Berater eine individuelle, auf das eigene<br />
Unternehmen perfekt zugeschnittene<br />
Online-Strategie zu erarbeiten. ■<br />
Simone Conen<br />
48 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Hier werden Sie kompetent beraten:<br />
Rolf Gröber<br />
Vertriebsleiter München,<br />
Leiter des Direkt Marketing<br />
Centers München<br />
Direkt Marketing Center<br />
Die Deutsche Post AG betreibt bundesweit<br />
28 Direkt Marketing Center. Ihre<br />
Aufgabe ist es, ca. drei Mio. mittelständische<br />
Firmen zu allen Fragen rund um<br />
Kommunikation und Werbung zu beraten.<br />
Rolf Gröber, Vertriebsleiter der Deutschen<br />
Post AG und Leiter des Direkt-<br />
Marketing Centers in München, erläutert<br />
den Nutzen der Direkt Marketing Center<br />
für mittelständische Unternehmen.<br />
Was können die DM-Center für einen<br />
Mittelständler tun?<br />
Die Kommunikationsexperten der Post<br />
können Sie in Ihrer Zielsetzung unterstützen,<br />
neue Kunden zu gewinnen,<br />
Bestandskunden zu erhalten und weiterzuentwickeln<br />
oder schlichtweg professionell<br />
zu kommunizieren.<br />
Wie sieht die Beratung konkret aus?<br />
Stellen Sie sich folgendes vor. Ein Dachdecker<br />
kommt in ein DM-Center und<br />
interessiert sich für eine Werbeaktion zur<br />
Gewinnung neuer Kunden. Er erläutert,<br />
dass er sich hauptsächlich mit der Neueindeckung<br />
schadhafter Dächer befasst.<br />
Anhand unserer Datenbank identifizieren<br />
wir Ein- und Zweifamilienhäuser,<br />
die mindestens 20 Jahre alt sind und<br />
in denen die Bewohner schon mindestens<br />
15 Jahre leben. Die Objekte sollen<br />
in einem Umkreis von 25 km um den<br />
Firmensitz des Dachdeckers liegen. Als<br />
zusätzlichen Filter scheiden wir Empfänger<br />
mit geringem Einkommen aus. Auf<br />
diese Weise erreichen wir ganz überwiegend<br />
solvente Gebäudeeigentümer.<br />
Insgesamt können wir dem Dachdecker<br />
ein Potenzial von Adressen anbieten, die<br />
seiner Zielgruppe entsprechen.<br />
Da der Dachdecker die Werbeaktion<br />
nicht selbst organisieren will, beauftragt<br />
er das Direkt Marketing Center damit,<br />
die Werbemittel nach seinen Wünschen<br />
durch eine Partneragentur zu entwickeln,<br />
nach Freigabe durch ihn zu drucken,<br />
einzuliefern und zuzustellen. Natürlich<br />
zum zuvor vereinbarten Festpreis. Zwei<br />
Wochen später liegen die Werbemittel<br />
im Briefkasten der Adressaten. Einen Tag<br />
später treffen bei dem Dachdecker die<br />
ersten Anfragen ein.<br />
Funktioniert das auch bei anderen<br />
Dienstleistungen oder Waren?<br />
Natürlich! Voraussetzung ist, dass Sie<br />
wissen, wer Ihre Kunden sind. Nur dann<br />
kann die Post entsprechende „Zwillinge“<br />
suchen. Wenn Sie ganz sicher sein wollen,<br />
wie Ihre Kunden aussehen, dann können<br />
Sie sich auch durch eine detaillierte Analyse<br />
Klarheit verschaffen. Damit haben<br />
Sie eine gute Grundlage, Streuverluste<br />
für die Zukunft deutlich zu reduzieren.<br />
Und was ist, wenn Sie Ihre Bestandskunden<br />
anschreiben wollen?<br />
Auch dann lohnt sich der Besuch<br />
eines Direkt Marketing Centers! Durch<br />
Umzug, Todesfälle und Heirat veralten<br />
jährlich mindestens zehn Prozent der<br />
Adressen in Ihrer Kundendatenbank.<br />
Wir können Ihnen sagen, ob und wie<br />
viele Ihrer Adressen noch aktuell sind.<br />
Dadurch sparen Sie sinnlose Ausgaben<br />
für Ihre Werbemittel und Porto. Die neue<br />
Adresse können Sie kaufen, so dass Sie<br />
den Kunden auch künftig nutzen können.<br />
Jetzt haben wir über das Thema „Werben<br />
per Post“ gesprochen. Was tut sich<br />
denn bei Briefen?<br />
Vor zwei Jahren sind wir mit dem<br />
E-Postbrief gestartet. Inzwischen haben<br />
wir weit über eine Million Kunden. Zur Zeit<br />
sind wir dabei, weitere Leistungsmerkmale<br />
zu realisieren, die den E-Postbrief<br />
noch attraktiver machen. Für 2,50 Euro<br />
monatlich richten wir für Geschäftskunden<br />
bis zu 13 Postfächer ein, so dass<br />
sie kostenlos E-Postbriefe empfangen<br />
und archivieren können. Für Privatkunden<br />
ist die Einrichtung eines Postfaches<br />
sogar kostenlos. Wir sind davon überzeugt,<br />
dass der E-Postbrief in wenigen<br />
Jahren das sichere und moderne Kommunikationsmittel<br />
der Zukunft sein wird.<br />
Was kostet die Beratung durch die Experten<br />
der Direkt Marketing Center?<br />
Die Beratung ist nie umsonst, aber<br />
stets kostenlos. Wenn durch die Einschaltung<br />
von Partnerfirmen Kosten entstehen,<br />
weisen wir im Beratungsgespräch<br />
darauf hin.<br />
Und wie erreiche ich das für mich nächstgelegene<br />
Direkt-Marketing-Center?<br />
Gehen Sie im Internet auf die Seite<br />
www.direktmarketingcenter.de. Dort finden<br />
Sie nicht nur Ihr Direkt-Marketing-<br />
Center, sondern auch ein Verzeichnis<br />
unserer Profiseminare für unsere Kunden.
Marketing auf dem Motorrad<br />
Der Motorradclub Fessler Mühle hat sich als Marketinginstrument bewährt<br />
Bei Hackberry, einem Urgestein der Route 66, Wolfgang Fessler ganz links<br />
Wirtschaft<br />
Route 66, eine Tour des Motorradclubs<br />
der Fessler Mühle zum Nachahmen und<br />
vielleicht als Anreiz für andere Unternehmen.<br />
Der MC-Fessler Mühle ist ein<br />
Motorradclub der Fessler Mühle, zum<br />
Kundenerhalt gegründet und hat sich<br />
sehr bewährt. Die fast eintausend Mitglieder<br />
kommen aus ganz Deutschland,<br />
nun war eine limitierte Gruppe von zwölf<br />
Personen zum 40-jährigen Jubiläum auf<br />
der historischen Route 66.<br />
5.000 Kilometer auf der Harley<br />
Vor vierzig Jahren wurde der MC Fessler<br />
Mühle in der Sersheimer Fessler Mühle<br />
im Landkreis Ludwigsburg gegründet.<br />
Für das Jubiläumsjahr hatte sich Wolfgang<br />
Fessler, gleichzeitig Präsident des<br />
Clubs, etwas Besonderes ausgedacht. Es<br />
ging auf die historische Route 66 und<br />
Western Classic Tour über den großen<br />
Teich nach Amerika in die Staaten Kalifornien,<br />
Arizona, Utah und Nevada. Knapp<br />
5.000 Kilometer legten die aus gesamt<br />
Deutschland stammenden zwölf Clubmitglieder<br />
in 17 Tagen zurück, standesgemäß<br />
natürlich auf der Harley Davidson.<br />
Gottverlassene Straßen<br />
So hatte Tourguide Ulli Kowalzik von<br />
American Motorcycle Tours aus Ludwigsburg<br />
alle Hände voll zu tun, um die<br />
Sersheimer Gruppe heil über die Runden<br />
zu bringen. Flug von Frankfurt nach<br />
Los Angeles. Übernahme der Motorräder<br />
bei Eaglerider California und los ging es<br />
in Richtung Palm Springs. Gemütlicher<br />
Fahrt auf der US 62, das Yucca Valley über<br />
Needles durch die Mojave Wüste auf<br />
gottverlassenen Straßen ohne Tankstellen<br />
zu dem legendären Roy’s Cafe und<br />
auf die Route 66. Weiter auf der Route<br />
66 und endlose Wüstenlandschaft an die<br />
Grenze zu Arizona.<br />
Benebelt von den Eindrücken<br />
Am nächsten Tag dann nach Seligman<br />
zum berühmten Barbershop<br />
von Angel Delgadillo und Essen bei<br />
Lilos Cafe, Köchin deutscher Abstammung<br />
und stets freundlich zu Scherzen<br />
aufgelegt. Am nächsten Morgen<br />
wurde die Harley gegen einen Helikopter<br />
getauscht und ein imposanter Flug<br />
über den Grand Canyon begann.<br />
Ärger mit dem weiblichen Sheriff<br />
Am nächsten Tag donnerten die Maschinen<br />
durch den Zion Nationalpark und<br />
prompt gibt es Ärger mit dem weiblichen<br />
Sheriff: falsch geparkt. Die Autorität<br />
der Männer und Frauen mit dem<br />
stets an der Brust hervorstechenden<br />
goldenen Stern änderte sich aber, als die<br />
Gruppe sich als Deutsche zu erkennen<br />
gaben, man hatte steht’s ein Einsehen<br />
mit den Fremden.
(Fotos: FESSLER MÜHLE)<br />
On the road: auf den heißen Wüstenstraßen<br />
Weit über 50 Grad<br />
Nach knapp 400 Tageskilometern nun<br />
Las Vegas, die Stadt der Spieler und<br />
lüsternen Gelüste. Am Eingang ein Foto<br />
zur Erinnerung, einen Tag zum ausruhen,<br />
spielen und schauen. Mit donnerndem<br />
Geräusch ging es den Strip hinunter und<br />
zu Abend gegessen wurde ganz traditionell<br />
im Harley-Davidson Cafe. Ein harter<br />
Tag stand bevor. Death Valley, das Tal des<br />
Todes, trotz des frühen Starts am nächsten<br />
Morgen die Überraschung, Hitze pur,<br />
selbst Führer Ulli staunte, Temperaturen<br />
weit über 50 Grad, das habe ich hier noch<br />
nie erlebt, sein Kommentar.<br />
Wie die amerikanische Kavallerie<br />
San Francisco. Plötzlich eisige Kälte von<br />
teilweise fünf Grad um San Francisco bei<br />
rasanter Fahrt auf den Interstate 580,<br />
bei so manchem fangen die Zähne an zu<br />
klirren an der Pazifikküste. 75 Meilen Reisegeschwindigkeit.<br />
Formationsfahrt wie<br />
einst die amerikanische Kavallerie und<br />
dichter Verkehr. Plötzlich schanzte eine<br />
Harley der Gruppe in die Luft, ein 20 cm<br />
großer Holzklotz auf der Fahrbahn hatte<br />
die Maschine aus der Bahn gebracht, ein<br />
leichtes Schlendern, die anderen Fahrer<br />
drifteten auseinander und Tobias Fessler<br />
brachte seine Heritage Softail wieder in<br />
geordnete Bahnen - es hätte auch ganz<br />
anders ausgehen können. ■<br />
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Elektroinstallation<br />
• Energieanlagen<br />
Steuerungs- und Kommunikationstechnik<br />
•<br />
2008 Premier-Finalist,<br />
2007 Ehrenplakette,<br />
1995 Preisträger<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Elektromontagen Leipzig GmbH | Heiterblickstraße 42<br />
04347 Leipzig | kontakt@elmo-leipzig.de<br />
(Satz und Layout OPS Netzwerk GmbH/Fotos: eventDiary)
Wirtschaft<br />
Teamarbeit lässt sich nur mit mündigen Erwachsenen organisieren, nicht mit schutzbefohlenen<br />
Kindern<br />
Führungskräfte müssen<br />
nicht „Pampern“<br />
Burnout markiert den Gipfel der Psychologisierung<br />
der Arbeitswelt. Doch „Pampern“ von Mitarbeitern<br />
ist weder unerlässlich noch alternativlos.<br />
(Foto: Carsten Kruse/CC)<br />
ob man Prozesse etc. am Arbeitsplatz so<br />
ändern kann, dass ein Mitarbeiter weniger<br />
Druck verspürt?“<br />
Erfundene Situationen? Mitnichten!<br />
In meinen über 20 Jahren Beratungspraxis<br />
versammeln sich weit dramatischere<br />
Fälle. Die beiden Exempel zeigen<br />
mehrerlei. Für Mitarbeitende ist es zur<br />
Selbstverständlichkeit geworden, Führende<br />
(bzw. das Unternehmen) für das<br />
eigene Wohlbefinden und die berühmte<br />
Work-Life-Balance einzuspannen. Für<br />
Legitimität sorgen Experten, insbesondere<br />
Psychologen, Psychosomatiker,<br />
Mediziner sowie Personaler und Berater<br />
aus der Weiterbildungsszene.<br />
Dass Führende genötigt werden, auf<br />
sach- und fachfremdem Gebiet (schein-)<br />
professionell zu agieren, ist eine Zumutung<br />
und praktisch nicht leistbar. Dennoch<br />
haben zahlreiche Führende die<br />
Zumutung angenommen – und geraten<br />
regelmäßig in Dilemmata, aus denen sie<br />
kaum herauskommen, ohne an einem<br />
schlechten Gewissen oder an Versagen<br />
zu leiden oder aber mit Vorwürfen von<br />
Mitarbeitenden und Personalern, unfähig<br />
zu sein, zugedeckt zu werden.<br />
Burnout ist chic. Die Ausgebranntsein-<br />
Welle hat etwas an die Oberfläche<br />
gespült, das seit einigen Jahrzehnten<br />
vom Meeresgrund nach oben treibt:<br />
Führungskräfte werden dazu verpflichtet,<br />
psychologisch und ganzheitlich<br />
zu führen. Sie erhalten den Status<br />
von Eltern und die Macht von Psychologen<br />
und Psychotherapeuten. Der pädagogische<br />
Aspekt zielt auf erzieherische<br />
Pflichten; der psychologische Aspekt<br />
auf eine Fürsorgepflicht, die Innerseelisches,<br />
Persönlichkeitsbildung und die<br />
gesamte Lebensführung der Gesamtpersönlichkeit<br />
umgreift.<br />
Zwei Beispiele: „Seit einigen Monaten<br />
läuft Mitarbeiterin X mit einem<br />
mürrischen Gesicht herum. Bereits zwei<br />
Mal habe ich sie gefragt, ob sie mit<br />
irgendetwas unzufrieden sei, ob ich<br />
oder ein anderer sie verletzt hätten<br />
und was ich tun könne, um ihr wieder<br />
mehr Freude an der Arbeit zu ermöglichen.<br />
Beide Male: keine Antwort. Nur<br />
ein mucksches Gesicht und Schweigen.<br />
– Ja, was soll ich denn noch machen?“<br />
Problemfall Handauflege-Kurs<br />
„Als es um die Frage nach Schulungen<br />
ging, wollte ein Mitarbeiter unbedingt<br />
einen Handauflege-Kurs buchen.<br />
Begründung: Freunde von ihm hätten<br />
den Kurs empfohlen, weil das Handauflegen<br />
beruhigende und heilende Wirkung<br />
entfalte und somit eine effektive<br />
Vorbeugung für Burnout sei. Ich fragte,<br />
inwiefern er sich als Burnout-gefährdet<br />
einstufe und was wir in der Arbeitsorganisation<br />
ändern könnten, um ihn zu<br />
entlasten. – Du meine Güte! Da hatte<br />
ich etwas gesagt! Ich musste mir dann<br />
anhören, meiner Fürsorgepflicht nicht<br />
nachzukommen, ihn auszubeuten, mich<br />
nicht für sein Wohlbefinden zu interessieren,<br />
obwohl er doch besser arbeite,<br />
wenn es ihm gut gehe und so weiter.<br />
– Sagen Sie, was ist eigentlich ‚ausbeuterisch‘<br />
daran, gemeinsam zu prüfen,<br />
Überforderte Chefs<br />
Das Pendel zwischen Selbst- und<br />
Fremdfürsorge ist bei letzterer stehen<br />
geblieben. Den Preis zahlen Führende.<br />
Als Nieten, Idioten, Narzissten, Alpha-<br />
Tiere beschimpft, werden sie zugleich<br />
zu Heilsbringern emporgehoben und zu<br />
Erziehern und Therapeuten gemacht.<br />
Irgendetwas kann nicht stimmen.<br />
„Mein Feind, der Chef“ titelt die Süddeutsche<br />
Zeitung (29.09.12) und stützt<br />
sich auf einen der eifrigsten Mitarbeiter-<br />
Streichler in der Beraterszene, Martin<br />
Wehrle. Das Zitat pointiert die Summe<br />
seiner Mitarbeiterbefragungen. Auf<br />
Führungskräfte einzudreschen, ist zwar<br />
schwer in Mode und sorgt für Sympathiegewinn,<br />
geht indes an den Realitäten<br />
vorbei. Die Behauptung etwa, in<br />
Unternehmen herrschten Kommandieren<br />
und Gehorchen vor, ist nicht einmal<br />
mehr gestrigen, sondern vor-vorgestrigen<br />
Datums und seit Jahrzehnten in<br />
deutschen Unternehmen nicht mehr<br />
52 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Das Buch zum<br />
Thema<br />
■ Unternehmen in der Psychofalle.<br />
Wege hinein. Wege hinaus - Mein<br />
Coach. Mein Therapeut. Mein<br />
Chef. BusinessVillage <strong>2012</strong>, ISBN<br />
978-3-86901872, 24.80 Euro<br />
(Foto: Business Village)<br />
konsensfähig. Im Angebot des Artikels<br />
ist auch ein „Idioten-Test“. Mit seiner<br />
Hilfe können Mitarbeitende „prüfen“, ob<br />
– wer denn sonst? – eigene Vorgesetzte<br />
Idioten sind – wahlweise auch „wahnsinnig“<br />
oder „irre“.<br />
Um- und Befragungen dieser Art<br />
kreiden regelmäßig an, Chefs und Chefinnen<br />
würden zu wenig loben und<br />
wertschätzen, seien keine Charismatiker<br />
und kümmerten sich zu wenig um das<br />
umfassende Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden.<br />
„Streichelzoo“ Büro?<br />
Man mache sich klar: Da antworten<br />
erwachsene Menschen, die einerseits<br />
„auf Augenhöhe“ mit Führenden interagieren,<br />
bei unternehmerischen Entscheidungen<br />
mitreden wollen und sich<br />
gleichzeitig danach sehnen, von einem<br />
hierarchisch höher Gestellten Streicheleinheiten<br />
zu erhalten, und zwar häufig,<br />
persönlich und keineswegs nur für<br />
außergewöhnliche Leistungen, sondern<br />
dafür, dass sie das tun, was zu tun sie<br />
sich verpflichtet haben.<br />
„Burnout“ markiert den vorläufigen<br />
Gipfel der Psychologisierung.<br />
Die Psychologisierung der Arbeitswelt<br />
wird seit Jahrzehnten durch eine<br />
Gemengelage begünstigt, deren Kennzeichen<br />
das Anwachsen von Komplexität<br />
ist. Insbesondere die Zunahme von Spezialisierung<br />
und Internationalisierung<br />
veränderte das Verständnis von Führen<br />
und Geführten. „Untergebene“ werden<br />
„Mitarbeiter“, und „Vorgesetzte“ werden<br />
„Führungskräfte“ bzw. Coaches, Leader,<br />
Kulturmanager, Mentoren, Moderatoren<br />
und ähnliches. Das psychologische<br />
Moment erhält zunehmendes Gewicht.<br />
Beispielsweise reüssierte das Modell von<br />
der partizipatorischen Führung. Es fordert<br />
unter anderem, dass Führende „auf<br />
Augenhöhe“ und zugleich psychologisch<br />
reflektiert und in heiklen Führungssituationen<br />
in quasitherapeutischer Manier<br />
mit Mitarbeitenden sprechen und ihnen<br />
„das Gefühl“ geben, an Entscheidungen<br />
maßgeblich beteiligt zu sein. Oder die<br />
Rolle des Coaches, dessen Hauptaufgabe<br />
darin liegt, sich jedem Mitarbeitenden<br />
empathisch, individuell, feinfühlig und<br />
hellhörig zu widmen.<br />
Retter wider Willen<br />
Der Gipfel von Psychologisierung und<br />
Therapeutisierung ist mit dem Thema<br />
Burnout erklommen. Führungskräfte<br />
werden als Verursacher verunglimpft<br />
und Mitarbeitende als Opfer unfähiger,<br />
kaltherziger, narzisstischer Führung<br />
gehätschelt. Gleichzeitig werden Führende<br />
von einer Allianz aus Psychoexperten,<br />
Medizinern, Personalern und<br />
Weiterbildnern zu Rettern auserkoren.<br />
Das ist konsequent. Denn gerade weil<br />
sie Schuld am Leid von Mitarbeitenden<br />
sind, müssen sie für Besserung sorgen:<br />
psychologisch, präventiv, kurativ, ganzheitlich.<br />
Unabhängig von der Frage, ob sich<br />
Führungskräfte (und Unternehmen)<br />
als Adressaten für die Forderung nach<br />
gesamthafter Arbeits- und Lebenszufriedenheit<br />
eignen, übersteigt dieses<br />
Pensum qualitativ und quantitativ das<br />
Leistungsvermögen. Folglich stellt sich<br />
die Frage, wie Führende aus den Fängen<br />
psychologischer Zumutungen herauskommen.<br />
Zwei Optionen liegen nahe: die Konzentration<br />
auf Verhalten und Folgen<br />
und die Beschränkung auf die berufliche<br />
Rolle. Die Konzentration auf Handeln,<br />
Verhalten und Folgen fußt auf verhaltenspsychologischen<br />
Erkenntnissen,<br />
verbindet sich mit Pragmatismus und<br />
ist Basis für Verhaltensökonomie. Ihr<br />
Vorteil liegt darin, dass sich alle Beteiligten<br />
darauf einigen können, dass das<br />
zählt, was offenkundig ist und Auswirkungen<br />
von Handlungen im Blick stehen.<br />
Damit ist der Abschied von psychologischen<br />
Imperativen eingeleitet, die<br />
Innerseelisches, Selbstverwirklichung<br />
und Unbewusstes anvisieren. Führende<br />
können darauf verzichten, aus Mimik,<br />
Gestik, Sprachmelodie und anderen nonund<br />
verbalen Anzeichen oder Andeutungen<br />
Bedeutung „herauszulesen“ und<br />
psychologische Vermutungen über innere<br />
Befindlichkeiten, mögliche Motive etc.<br />
anzustellen.<br />
Konzentriert Euch!<br />
Die Reduktion auf Rollen ist noch handfester.<br />
Die Rollen Führungskraft und Mitarbeiter<br />
haben einen allgemeingültigen<br />
Kern an Pflichten und Rechten, an legitimen<br />
Erwartungen und Anforderungen;<br />
sie stellen zudem ein Set an Inhalten<br />
bereit, die Gegenstand von Kommunikation<br />
werden können, weil sie zu den<br />
Rollen gehören.<br />
Beispiel: Verlangt eine Führungskraft<br />
von Mitarbeitenden, dass diese im<br />
Bedarfsfall in der Kinderbetreuung assistieren,<br />
bewegt sie sich außerhalb der<br />
definierten Rolle und legitimer Anforderungen.<br />
Erwartet eine Mitarbeiterin,<br />
die durch familiäre Konflikte belastet<br />
ist, dass die Führungskraft moderativ<br />
interveniert, bewegt sie sich ebenfalls<br />
außerhalb des Legitimen. Das Gleiche<br />
gilt, wenn eine Führungskraft entscheidet,<br />
für Konflikte im Team grundsätzlich<br />
nicht zur Verfügung zu stehen, weil<br />
Konflikte für sie zu bedrückend seien.<br />
Oder wenn ein Mitarbeiter sich weigert,<br />
Routineaufgaben zu erledigen, weil er<br />
meint, damit würge er seine kreative<br />
Lebensenergie ab.<br />
Fazit: Psychologisiertes Führen im<br />
Sinn des „Pamperns“ ist weder ein unerlässliches<br />
Gebot noch alternativlos. ■<br />
Dr. Regina Mahlmann<br />
Über die Autorin<br />
■ Dr. Regina Mahlmann, promovierte<br />
Soziologin und Philosophin,<br />
arbeitet als Coach, Beraterin und<br />
Referentin in und für Unternehmen<br />
– als Sparringpartnerin für<br />
das Topmanagement und als<br />
Impulsgeberin und Begleiterin<br />
von Gruppen, insbesondere in<br />
veränderungsreichen und daher<br />
spannungsreichen Phasen eines<br />
Unternehmens.<br />
www.dr-mahlmann.de<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 53
Lebenslanges Lernen<br />
Geistiger Input macht fit, öffnet den Geist und hält<br />
Menschen neugierig und kreativ. In der Arbeitswelt,<br />
aber auch im Privatleben ist es wichtig.<br />
Wirtschaft<br />
Inzwischen ist die Feststellung bei der<br />
breiten Bevölkerung angekommen: Wissen<br />
und Fertigkeiten aus der Berufsausbildung<br />
und den ersten Berufsjahren<br />
genügen in den meisten Fällen nicht<br />
mehr. In den letzten Jahrzehnten hat<br />
sich nicht nur im technischen Sektor<br />
unheimlich viel getan. Weiterbildungen<br />
sind also auch für Karrieren elementar!<br />
Den Angestellten ein Vorbild sein<br />
Jedoch geht es hier jetzt nicht mehr<br />
nur um das Erlernen neuer Computerprogramme<br />
oder Maschinenfunktionen.<br />
Es geht darum den Kopf frei und offen<br />
zu halten für frische Ideen, innovative<br />
Geschäftsmodelle oder neue Unternehmensstrukturen.<br />
Nicht nur die Angestellten<br />
müssen weiter lernen, auch die<br />
Chefs und leitenden Angestellten haben<br />
die Aufgabe sich geistig fit zu halten.<br />
Schon allein um ihren Angestellten ein<br />
Vorbild zu sein. Der Mangel an Innovationen<br />
ist heutzutage eine der größten<br />
Erfolgsbremsen für Unternehmen und<br />
macht in den schlimmsten Fällen konkurrenzunfähig.<br />
Ideenlosigkeit mit vielen Ursprüngen<br />
Nicht nur mangelnde Kreativität des<br />
Teams sind ein Grund für Ideenlosigkeit;<br />
auch so genannte Killerphrasen mit<br />
denen Chefs neue Ideen gerne niederknüppeln.<br />
Zu oft ausgeübter Sarkasmus wird<br />
einen Angestellten davon abhalten ein<br />
weiteres Mal eine Idee zu äußern, die<br />
dann vielleicht ein echter Erfolg für<br />
das Unternehmen gewesen wäre. Eine<br />
weitere Bremse für Ideen und Innovationen<br />
sind starre Strukturen oder auch<br />
fortschrittsängstliche Kollegen, die eine<br />
angesprochene Idee nicht mittragen<br />
wollen.<br />
Zerspanungswerkzeuge für Ihren Erfolg<br />
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Sieben einfache Botschaften<br />
Vielleicht fühlt sich der Angestellte<br />
seiner Firma einfach nicht so verbunden,<br />
dass er Ideen äußern möchte. Eine<br />
Bindung zwischen Unternehmen und<br />
Angestellten, die sich meist aus einem<br />
angenehmen Arbeitsklima entwickelt,<br />
führt dazu, dass Angestellte sich auch<br />
einbringen möchten.<br />
Nicht wenige Unternehmer, gerade<br />
erfolgreiche Mittelständler, haben die<br />
Zeichen der Zeit erkannt und halten mit<br />
ihren Erkenntnissen nicht hinter dem<br />
Berg. In dem Buch „Die Lösung bist DU!<br />
- Was uns wirklich voranbringt“ skizziere<br />
ich sieben einfache Botschaften, die<br />
sowohl beruflich, als auch privat helfen<br />
können sich stets neu zu motivieren und<br />
zu begeistern und zum Erfolg führen.<br />
Es geht um Begeisterung<br />
Dieses Werk könnte man als ein Roman<br />
„getarntes“ Sachbuch bezeichnen. In<br />
eine emotionale Rahmengeschichte<br />
eingeflochten werden die sieben Botschaften<br />
praxisnah erklärt. So sind sie<br />
54 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
(FotoS: Krieger + Schramm)<br />
Passen zum Thema lebenslanges Lernen:<br />
Die Lehr-DVD "Empfehlungsmanagement"<br />
und das Buch "Die Lösung bist<br />
DU!" (ISBN: 978-3-86980-081-3). Informationen<br />
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finden Sie unter<br />
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gut verständlich und lassen sich auf<br />
die persönlichen Bedürfnisse des Lesers<br />
übertragen. Kein starrer Weg, der Erfolg<br />
garantieren will, wird vorgegeben. Es<br />
werden Schritte aufgezeigt, mit denen<br />
jeder seine persönlichen Erfolge definieren<br />
und erreichen kann. Es geht um<br />
Begeisterung, Nachhaltigkeit und Orientierung<br />
an Werten wie Verantwortung<br />
und Integrität - nicht um Erfolg um<br />
jeden Preis.<br />
Wir Europäer sind stolz auf unsere<br />
Geschichte der Innovationen. Welt<br />
verändernde Erfindungen wurden hier<br />
entwickelt. Um weiter erfolgreich, kreativ<br />
und voller Ideenreichtum zu sein,<br />
brauchen wir eine Unternehmenskultur<br />
die Innovationen fördert und fordert,<br />
statt sie nieder zu reden. ■<br />
Matthias Krieger<br />
7 Schritte zum Erfolg<br />
Botschaft 1: Nutze Deine<br />
Charaktereigenschaften!<br />
Stärken wie Leidenschaft, Optimismus,<br />
Belastbarkeit, Mut und Ausdauer sind die<br />
Schlüssel, das gesteckte Ziel zu erreichen.<br />
Botschaft 2:<br />
Gestalte Ziele als Wegweiser! Jeder Erfolg<br />
braucht eine Vision, eine Straßenkarte als<br />
Rahmen.<br />
Botschaft 3:<br />
Sei offen für Neues! Lebenslanges Lernen<br />
ist bedeutend für stetige Veränderung.<br />
Botschaft 4:<br />
Begeistere Dein Team! Teambildung und<br />
das daraus entstehende „Wir-Gefühl“<br />
sind essentiell für das Erreichen der<br />
gesetzten Ziele.<br />
Botschaft 5:<br />
Begeistere Deine Kunden! Erfülle nicht<br />
nur die Erwartungen, übertreffe Sie. Versetze<br />
Dich in Deine Kunden und verblüffe<br />
sie mit Selbstverständlichem.<br />
Botschaft 6:<br />
Lebe und handele werteorientiert! Ethik<br />
und Moral sollten die gesunde Basis jeder<br />
(Geschäfts-)Beziehung sein. Gewinn,<br />
Erfolg und Tugenden müssen vereinbar<br />
sein.<br />
Botschaft 7:<br />
Jeder kann Erfolg haben! Erfolg ist mehr,<br />
als die Summe seiner Teile. Jede einzelne<br />
Botschaft muss umgesetzt und weiterentwickelt<br />
werden.<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 55<br />
1<br />
Sportgeräte<br />
2<br />
Stadtmobiliar<br />
3<br />
Bodensysteme<br />
4<br />
Federspielgeräte<br />
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Wirtschaft<br />
Der Markt hat uns verdient<br />
Christian Kalkbrenner über mehr Erfolg am Markt<br />
Zwei Drittel aller Unternehmen<br />
könnten ihre Umsätze und Gewinne<br />
nachhaltig steigern. Doch anstatt ihre<br />
Möglichkeiten zu nutzen, verharren sie<br />
im Status Quo. Christian Kalkbrenner,<br />
mehrfacher Buchautor und autorisierter<br />
Berater der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Schraub-und Verbindungstechnik<br />
w w w . b l i n d n i e t e . o r g<br />
zeigt in seinem neuen Buch „Der Markt<br />
hat uns verdient“, wie Unternehmen<br />
dieser Lethargie entkommen und die<br />
Weichen auf Erfolg stellen.<br />
P.T.: Zwei Drittel aller Unternehmen<br />
sind ein großer Anteil. Woher nehmen<br />
Sie diese Zahlen?<br />
C. Kalkbrenner: Die Statistiken der<br />
Branchenverbände belegen, dass für<br />
alle Branchen in etwa die Gesetze der<br />
Normalverteilung gelten: 15 Prozent der<br />
Unternehmen sind ganz vorne, 15 Prozent<br />
ganz hinten und die restlichen 70<br />
Prozent, im Mittelfeld. Die Unternehmen<br />
auf den mittleren Plätzen haben keine<br />
schlechteren Produkte als die führenden,<br />
sie nutzen nur ihre Chancen nicht im<br />
gleichen Maße. So erlebe ich auch in<br />
meiner Arbeit immer wieder, wie überrascht<br />
meine Mandanten sind über die<br />
Fülle an ungenutzten Möglichkeiten, sich<br />
noch besser und rascher in die Märkte<br />
hineinzubewegen als bisher, um mehr<br />
Nachfrage zu schaffen.<br />
P.T.: Wie erklären Sie sich das?<br />
C. Kalkbrenner: Diese Unternehmen<br />
kämpfen täglich, um an den anderen vorbeizukommen.<br />
Dabei drehen sie sich wie<br />
in einem Hamsterrad. Zwar sehr schnell,<br />
aber ohne große Veränderungen und<br />
ohne den gesamten Prozess von außen<br />
zu betrachten. Nach meiner Erfahrung<br />
ist der folgende Zusammenhang sehr<br />
bedeutsam: „Wer immer nur drei Prozent<br />
besser werden will, wird immer nur um<br />
drei Prozent anders denken.“ Neue Durchbrüche<br />
erzielen Unternehmen jedoch erst,<br />
wenn sie um 100 Prozent anders denken.<br />
VERBINDUNGEN<br />
DIE PASSEN<br />
Mühlenstr. 2-4 * 4<strong>06</strong>99 Erkrath<br />
Tel: +49-(0)211-24-5000-0<br />
Fax: +49-(0)211-24-5000-250<br />
info@blindniete.org
P.T.: Wie kann das gelingen?<br />
C. Kalkbrenner: Mit neuen Sichtweisen<br />
und anderen Tools. Das strategische<br />
Verfahren „Bambus-Code®“, das ich in<br />
den letzten zehn Jahren entwickelt habe,<br />
basiert auf dieser 100 Prozent anderen<br />
Denkweise. Es betrachtet Unternehmen<br />
aus sieben verschiedenen Blickwinkeln<br />
und findet deshalb ganz systematisch<br />
mehr Wege, auf denen Unternehmen<br />
neue Kunden gewinnen.<br />
P.T.: Können Sie den Bambus-Code noch<br />
ein wenig genauer erläutern?<br />
C. Kalkbrenner: Der Bambus-Code® ist<br />
ein der Praxis entsprungenes Verfahren.<br />
Es ist kein Allheilmittel, aber es hilft<br />
dabei, innerhalb kurzer Zeit strukturiert<br />
vorzugehen, dabei nichts zu vergessen,<br />
zahlreiche sinnvolle Maßnahmen<br />
herauszuarbeiten, die passenden<br />
auszuwählen und zu kombinieren und<br />
so einen einzigartigen Weg zu finden.<br />
Wie konsequent dieser anvisierte Weg<br />
anschließend umgesetzt wird, beeinflusst<br />
den Erfolg ganz erheblich.<br />
Über den<br />
Interviewpartner:<br />
n Christian Kalkbrenner, Dipl.-Kfm.<br />
(univ.) verhilft Unternehmen mit<br />
seinem prämierten Strategieansatz<br />
„Bambus-Code“ zu neuen<br />
Kunden und mehr Nachfrage. Er<br />
ist Strategieberater, Autor mehrerer<br />
Fachbücher und Redner.<br />
(Foto: Christian Kalkbrenner)<br />
P.T.: Der Markt hat uns verdient. Ist das<br />
eine neue Sichtweise?<br />
C. Kalkbrenner: Ja! Es ist eine ganz<br />
bestimmte Haltung und eine neue Sichtweise.<br />
Die meisten Unternehmen bleiben<br />
unter ihren Möglichkeiten, weil sie<br />
zu wenig an sich und Ihre Fähigkeiten<br />
glauben. Doch das ist inkonsequent! n<br />
Das Buch zum<br />
Beitrag<br />
n Christian Kalkbrenner: „Der<br />
Markt hat uns verdient - Mit<br />
dem Bambus-Code zu neuen<br />
Kunden und mehr Nachfrage“,<br />
BusinessVillage Verlag Göttingen<br />
<strong>2012</strong>.<br />
(Foto: BusinessVillage)<br />
P.T.: In Ihrem Buch haben Sie 16 Unternehmen<br />
porträtiert. Was sind das für<br />
Unternehmen?<br />
C. Kalkbrenner: Die Bandbreite reicht<br />
vom Kleinunternehmen bis zur im S-Dax<br />
notierten Aktiengesellschaft. Alle Unternehmen<br />
eint dabei eine Gemeinsamkeit:<br />
sie befinden sich in einem ausgeprägten<br />
Wettbewerb und müssen sich täglich<br />
beweisen. Wie das Beispiel der Osianderschen<br />
Buchhandlung zeigt, die seit 1596<br />
existiert und auch in den letzten Jahren<br />
eine steigende Nachfrage verzeichnete,<br />
während die Branche stagnierte.<br />
P.T.: Was ist das Besondere an diesen<br />
Unternehmen?<br />
C. Kalkbrenner: Die strukturellen<br />
Gemeinsamkeiten sind sehr groß. Alle<br />
Firmen sind inhabergeführte Familienunternehmen.<br />
Das bedeutet rasche<br />
Entscheidungen, denn man kennt sich<br />
untereinander. Das wechselseitige Vertrauen<br />
ist hoch. Die Unternehmensleitung<br />
hat eine klare Vision und ein fest<br />
verankertes Werteverständnis.<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 57<br />
Wir gratulieren<br />
allen Gewinnern<br />
des Großen Preis des<br />
Mittelstandes<br />
Stahlbau Nägele GmbH<br />
Gutenbergstr. 3<br />
73054 Eislingen<br />
Tel. 07161 8500-0<br />
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Focussing life<br />
Der Technologiekonzern Analytik Jena<br />
AG entwickelt, produziert und vertreibt<br />
unter der Marke DOCTER ® einzigartige<br />
Consumer-Produkte für den weltweiten<br />
Markt. Die innovativen Beobachtungs-<br />
und Zielgeräte, aber auch<br />
Lichttechnik „Made in Germany“ basieren<br />
auf jahrzehntelanger Erfahrung<br />
in Optik, Mechanik und Elektronik.<br />
Analytik Jena AG | Niederlassung Eisfeld<br />
Seerasen 2 | 98673 Eisfeld | Deutschland<br />
Tel.: 03686 371-115 | Fax: 03686 322037<br />
info@docter-germany.com | www.docter-germany.de
Heldenreise zu sich selbst<br />
Was Erfolgreiche und Erfolglose wirklich unterscheidet<br />
Wirtschaft<br />
Schneidwerkzeugmechaniker Fabian Kopp (Mitte), Sohn von Heike und Achim Kopp, verstärkt<br />
ab sofort das Team der Kopp Schleiftechnik GmbH.<br />
Hunderollleinen, Tunnelbohrmaschinen<br />
und Orgeln: es sind Produkte wie diese,<br />
die die deutsche Wirtschaft international<br />
voranbringen. Das klingt seltsam?<br />
Keineswegs. Hidden Champions, Weltmarktführer<br />
aus dem Mittelstand, leisten<br />
für die Gesamtwirtschaft mehr als<br />
Großunternehmen. Sie haben in den<br />
letzten Jahren Millionen neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen – ganz im Gegensatz<br />
(Foto: Kopp Schleiftechnik GmbH)<br />
zu den ‚Big Playern‘, in deren Schatten<br />
sie stehen. Hermann Simon, Autor des<br />
jüngst als „Mittelstands-Buch <strong>2012</strong>“ der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichneten<br />
Buches Hidden Champions – Aufbruch<br />
nach Globalia, hat den Begriff der Hidden<br />
Champions geprägt. Hidden Champions<br />
machen alles anders als die im<br />
Rampenlicht stehenden Großunternehmen,<br />
und das mit großem Erfolg.<br />
Gesunder Menschenverstand zählt<br />
Deutschlands Erfolg als Exportnation<br />
gründet auf den Mittelstand. „Wir<br />
machen nur eine Sache, aber die machen<br />
wir spitze“, so das Credo.<br />
Erst die starke Spezialisierung in Produkt<br />
und Know-how ermöglicht globalen<br />
Vertrieb und weltweite Vermarktung.<br />
Auch ihre ungebremste Innovationsfähigkeit<br />
erlaubt eine starke Position am<br />
Markt. Wo Großunternehmen schwerfällig<br />
sind, melden die Hidden Champions<br />
ein Patent nach dem anderen an und<br />
sind so Plagiatoren aus Fernost immer<br />
einen Schritt voraus.<br />
„Kleine Dinge immer etwas besser<br />
machen als andere“, „wir erfinden Kundennähe<br />
neu“, „gesunder Menschenverstand<br />
zählt“, „wir sind ein Bonsai-Global<br />
Player“, „nur das tun, was man am<br />
besten kann“, „wir haben von Anfang an<br />
global gedacht“ – so die Reflektion.<br />
Jeder besitzt unendlich viele Kraftquellen<br />
Doch woher nehmen die Hidden Champions<br />
die Kraft in einer Zeit, die vor lauter<br />
Burnout-Wehklagen ans Leid des 30-jährigen<br />
Krieges erinnert? Die Kraft kommt<br />
C<br />
Mit unserem hochmotivierten Konstruktionsteam entwickeln<br />
wir Sondermaschinen zum Bearbeiten, Schweißen und<br />
Verarbeiten von Kunststoffen im Bereich Automobilindustrie<br />
sowie für die Pharmaindustrie weltweit.<br />
Durch unseren umfangreichen Maschinenpark sind wir in<br />
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Ersatzteile oder komplexe Baugruppen komplett zu fertigen<br />
und somit alles aus einer Hand zu liefern.<br />
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Das Buch zum<br />
Thema<br />
■ Karl Werner Ehrhardt, Thomas<br />
Schneider: Erlebe Deine Kraft.<br />
ISBN: 978-3-517-08816-7<br />
(Foto: Südwest Verlag)<br />
von innen. „Jeder Mensch besitzt unendlich<br />
viele Kraftquellen“ sagen der Psychotherapeut<br />
und Trainer Werner Ehrhardt<br />
und der Philosoph und Journalist<br />
Thomas Schneider. „Wir haben alle Kraft<br />
dieser Welt, alles zu schaffen, wir müssen<br />
uns nur unserer Kraft bewusst werden,<br />
sie abrufen und einsetzen.“. „Erlebe<br />
Deine Kraft“ heißt ihr neues Buch, das<br />
bei dem zur RandomHouse-Gruppe<br />
gehörenden südwest-Verlag erschien.<br />
Das Buch erklärt, wie man seine eigenen<br />
Kraftquellen im Alltag entdeckt, abruft<br />
und einsetzt und nie wieder unter negativem<br />
Stress steht.<br />
Der Autopilot im Unterbewusstsein<br />
Die Autoren analysieren Hunderte von<br />
Kraftfressern in unserem Alltag und<br />
beschreiben, wie man sie los wird. Und<br />
sie zeigen ebenso viele Wege auf, wie<br />
man jeden Tag ohne Anstrengung,<br />
ganz nebenbei neue Kraft tankt. Ehrhardt<br />
und Schneider nennen das eine<br />
„Heldenreise zu sich selbst“. Diese Reise<br />
führt durch das Unterbewusstsein, das<br />
gigantische Archiv von allem, was man<br />
jemals gefühlt, erlebt und gelernt hat.<br />
Sie zeigen Wege auf, Strukturen in das<br />
Chaos des Unterbewusstseins einzuziehen,<br />
und am Ende der Reise kann sich der<br />
Held auf ein hoch effizientes System seines<br />
Unterbewusstseins stützen. Hierzu<br />
nutzen die Autoren Techniken des mentalen<br />
Trainings, wie sie auch bei Hochleistungssportlern<br />
angewendet werden.<br />
Diese Fähigkeiten wird in Familienunternehmen<br />
oft „automatisch“<br />
weitergegeben. Aber es ist mit diesen<br />
Fähigkeiten wie mit anderen Talenten.<br />
Musikalisch sein allein genügt nicht.<br />
Man muss üben, wenn man Erfolg haben<br />
will. Bei der 1970 gegründeten Kopp<br />
Schleiftechnik GmbH aus Lindenfels-<br />
Winterkasten hat Fabian Kopp jüngst<br />
vor der Handwerkskammer Unterfranken<br />
seine Gesellenprüfung erfolgreich<br />
abgelegt und ist damit das vierte Mitglied<br />
der Familie Kopp, das derzeit aktiv<br />
das Firmengeschehen mitbestimmt.<br />
„Mit Fabians Abschluss freuen wir uns,<br />
ein weiteres Familienmitglied in unser<br />
Unternehmen aufzunehmen“, so Achim<br />
Kopp, Gründer und Geschäftsführer der<br />
Kopp Schleiftechnik GmbH.<br />
Fabian Kopp absolvierte zunächst<br />
eine kaufmännische Ausbildung bei<br />
einem mittelständischen, international<br />
agierenden Unternehmen, schnupperte<br />
als Praktikant „Industrieluft“ auch in den<br />
USA und begann 2009 die Ausbildung<br />
zum Schneidwerkzeugmechaniker.<br />
Breites Spektrum als optimale Grundlage<br />
Die Kombination macht den Unterschied:<br />
Beide abgeschlossenen Ausbildungen<br />
– die kaufmännische auf der<br />
einen, die technische auf der anderen<br />
Seite – bilden für Fabian Kopp die<br />
Basis, um als zuverlässiger und kompetenter<br />
Ansprechpartner für Kunden und<br />
Geschäftspartner agieren zu können.<br />
Derzeit arbeitet Fabian Kopp in der Auftragsabwicklung.<br />
Dort wird er die Kollegen sowohl<br />
in der Neuwerkzeug- als auch in der<br />
Nachschleifservice-Abteilung unterstützen.<br />
Zudem erhält er hier den idealen<br />
Einblick in das vielschichtige Zusammenspiel<br />
zwischen Kunden, Lieferanten,<br />
Abläufen, Technik, Organisation, Logistik<br />
und den Mitarbeitern. Fabian Kopp: „Ich<br />
freue mich schon jetzt auf die Herausforderungen,<br />
die unsere Kunden an mich<br />
stellen werden, und hoffe, sie ebenso gut<br />
wie schnell erfüllen zu können!“ ■<br />
Hauptlieferant für loses durchwachsenes Pilzsubstrat (Phase 3)<br />
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6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> P R EIS59<br />
T R Ä GER<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES
Verklagt die EZB!<br />
Nur der Rechtsstaat kann Europa retten!<br />
1. Die Bundesregierung wird nicht versuchen,<br />
die EZB-Geldpolitik durch eine<br />
Klage zu verhindern.<br />
Wie auch bei früheren Rechtsbrüchen<br />
wie der vertragswidrigen Aufnahme<br />
Griechenlands in die Währungsunion,<br />
der Missachtung der Maastricht-Schuldenkriterien<br />
durch Deutschland und<br />
Frankreich und dem Bruch der No-Bailout-Klausel<br />
im Jahr 2010. Letztlich waren<br />
und sind diese Rechtsbrüche politisch<br />
gewollt. Auch die europäischen Institutionen<br />
griffen, kaum verwunderlich,<br />
ihre eigene Politik nicht gerichtlich an.<br />
Wirtschaft<br />
2. Klagen kann nicht nur die Regierung.<br />
Klagen kann unter bestimmten<br />
Bedingungen jeder. Die EU ist eine<br />
Rechtsgemeinschaft, Deutschland<br />
ein Rechtsstaat. Zu den anerkannten<br />
Rechtsgrundsätzen gehört: Wer durch<br />
die öffentliche Gewalt in seinen Rechten<br />
verletzt wird, kann sich vor Gericht<br />
dagegen wehren. Das gilt auch bei<br />
Maßnahmen der EZB: Sie übt öffentliche<br />
Gewalt aus. Mit ihrer Geldpolitik<br />
benachteiligt sie durch Inflation massiv<br />
Geldvermögen gegenüber Sachvermögen<br />
und belastet über ihren Niedrigzins<br />
Sparer als Gläubiger zum Vorteil der<br />
Schuldner, vor allem der verschuldeten<br />
Staaten. Dadurch können Geldeigentümer<br />
und Sparer in ihren Rechten verletzt<br />
sein.<br />
In der Euro-Krise scheinen keine Regeln<br />
mehr zu gelten: Entgegen den EU-Verträgen<br />
werden Staatsschulden vergemeinschaftet,<br />
und die EZB (Europäische<br />
Zentralbank) finanziert Staatsschulden<br />
durch Anleihekäufe, Kreditvergabe und<br />
Niedrigzinsen. Jetzt wird gefordert, die<br />
EZB vor dem Gerichtshof der Europäischen<br />
Union zu verklagen. Kann das<br />
gehen? Wie kann das gehen? Und<br />
was könnte das Ergebnis sein? Dazu<br />
zunächst vier Feststellungen:<br />
(Foto: La-Liana/pixelio.de)<br />
3. Besteuerungsgleichheit – auf die<br />
Wirkung kommt es an:<br />
Inflation und Niedrigzins wirken wie<br />
eine Steuer. Ein Ansatzpunkt für eine<br />
Klage gegen die EZB wäre ein Verstoß<br />
gegen die Besteuerungsgleichheit:<br />
Für die Staatsfinanzierung gilt seit<br />
der französischen Erklärung der Menschen-<br />
und Bürgerrechte von 1789 die<br />
Besteuerungsgleichheit, und zwar für<br />
jede Form der Staatsfinanzierung, ob<br />
Steuern, Inflation oder Niedrigzins. Es<br />
kommt nicht auf die Bezeichnung der<br />
öffentlichen Last durch den Staat an,<br />
sondern auf seine tatsächliche Wirkung.<br />
Über Inflation und bewusst niedrig<br />
festgelegte Zinsen finanziert die<br />
EZB die Staaten und deren Schulden<br />
mit. Staatsfinanzierung über Inflation<br />
und Niedrigzins ist ungleich, willkürlich<br />
und unsozial und verstößt so gegen die<br />
Besteuerungsgleichheit.<br />
Die Besteuerungsgleichheit ist in<br />
Deutschland als Grundrecht nach Artikel<br />
3 GG geschützt, in der EU seit dem<br />
Lissabon-Vertrag über das Gleichheitsgrundrecht<br />
der Grundrechtscharta. Sie<br />
bietet grundrechtlichen Schutz gegen<br />
Rechtshandlungen der EU und damit<br />
auch der EZB.<br />
60 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
4. Wenn der Gerichtshof der EU eine Klage<br />
ablehnt…<br />
…kann das Bundesverfassungsgericht<br />
(BVerfG) angerufen werden. Schutz gegen<br />
die Verletzung der Besteuerungsgleichheit<br />
durch die EZB wegen verdeckter<br />
Staatsfinanzierung über Inflation und<br />
Niedrigzins ist primär vor dem Gerichtshof<br />
der EU zu suchen. Wenn der Gerichtshof<br />
der EU jedoch die Klagebefugnis des<br />
einzelnen Bürgers verneinen sollte, wäre<br />
eine Verfassungsbeschwerde vor dem<br />
BVerfG zulässig. Denn das BVerfG hat in<br />
seiner Maastricht-Entscheidung die Übertragung<br />
von Hoheitsrechten nur insoweit<br />
zugelassen, als auf europäischer Ebene<br />
effektiver Rechtsschutz auch gegenüber<br />
Grundrechtsverletzungen gewährleistet<br />
ist. Verletzen europäische Akte der<br />
öffentlichen Gewalt das Grundrecht der<br />
Besteuerungsgleichheit und gewährt<br />
der Gerichtshof der EU keinen effektiven<br />
Rechtsschutz, muss das BVerfG die<br />
Grundrechte schützen, auch gegen Akte<br />
der EZB.<br />
The Rule of Law<br />
Keine Demokratie ohne Rechtsstaat<br />
- der Rechtsstaat ist bei der Euro-Krise<br />
nicht das Problem, sondern die Lösung.<br />
Die Politik tut so, als ob das Recht der<br />
Lösung der Krise im Wege stünde. Dies ist<br />
grundfalsch. Die europäische Staatsschuldenkrise<br />
gäbe es nicht, wenn das Recht<br />
durchgesetzt worden wäre. The Rule of<br />
Law ist nicht nur im Selbstverständnis<br />
der westlichen Demokratien konstitutives<br />
Element der Ordnung, die im Westen<br />
als Moderne schlechthin und als universal<br />
geltendes Vorbild für den Rest der Welt<br />
gilt. The Rule of Law ist eine der Bedingungen<br />
für Aufstieg und Dominanz Europas<br />
in der Neuzeit. Denn ohne Rechtsstaat<br />
kann Demokratie nicht nachhaltig<br />
funktionieren.<br />
Staatsschuldenkrise ist Krise des<br />
Regierungssystems<br />
Letztlich alle westlichen Demokratien<br />
geben seit den Siebzigerjahren des letzten<br />
Jahrhunderts mehr Geld aus, als sie<br />
durch Steuern einnehmen, und lassen<br />
so die Schulden wachsen bis zur Staatsschuldenkrise.<br />
Diese Folge hat James<br />
Buchanan, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften,<br />
bereits damals<br />
aufgrund seiner Analyse sogenannter<br />
demokratischer Entscheidungen vorhergesagt.<br />
Die Staatsschuldenkrise ist damit<br />
letztlich eine Krise des Regierungssystems<br />
der westlichen Demokratien.<br />
Verlangen nach höheren<br />
Staatsausgaben<br />
Wie im vordemokratischen Europa ist<br />
auch in wohlfahrtsstaatlichen Demokratien<br />
das Verlangen der Herrschenden<br />
nach höheren Staatsausgaben grundsätzlich<br />
unbeschränkt. Ihre Grenze finden<br />
Staatsausgaben damals wie heute<br />
nur in den möglichen Staatseinnahmen.<br />
Da letztlich alle Staatseinnahmen von<br />
den Bürgern aufzubringen sind, hat<br />
sich der Grundsatz entwickelt, dass alle<br />
Staatseinnahmen die Zustimmung der<br />
Bürger benötigen – no taxation without<br />
representation. Damit wird der notwendige<br />
Zusammenhang zwischen Staatsausgaben<br />
und Staatseinnahmen hergestellt<br />
– nur wenn mit der Entscheidung<br />
über staatliche Wohltaten zugleich über<br />
deren Kosten mit entschieden werden<br />
muss, kommt es zu einer Begrenzung der<br />
Staatseinnahmen und damit der Staatsausgaben.<br />
Nur die offene Staatsfinanzierung<br />
über Steuern zwingt zur offenen<br />
Auseinandersetzung über den Zusammenhang<br />
zwischen Staatseinnahmen,<br />
Staatsaufgaben und Staatsausgaben<br />
und ermöglicht damit, was als politische<br />
Kontrolle bezeichnet wird.<br />
Bis zum Staatsbankrott<br />
Im Kampf um die Macht verspricht die<br />
Politik Wohltaten und versucht, damit<br />
verbundene Belastungen der Bürger zu<br />
verschleiern. Instrumente sind dabei<br />
etwa Inflation und Niedrigzinspolitik als<br />
Formen verdeckter Staatsfinanzierung.<br />
Die verdeckte Staatsfinanzierung über<br />
die Geldpolitik findet außerhalb der Parlamente<br />
statt. Ihr fehlt jede demokratische<br />
Legitimation. Wird die verdeckte<br />
Staatsfinanzierung zugelassen, stehen<br />
vermeintlich nur weitere Wohltaten –<br />
ohne weitere Kosten - zur politischen<br />
Entscheidung an, und das Wachstum der<br />
Staatsausgaben kennt keine Grenze – bis<br />
zum Staatsbankrott.<br />
Ungleich und willkürlich<br />
Verdeckte Staatsfinanzierung belastet<br />
die Bürger ungleich und willkürlich.<br />
Zudem ist sie völlig unsozial. Sie verletzt<br />
das individuelle Grundrecht auf Besteuerungsgleichheit<br />
und das Verbot von<br />
Sonderabgaben. Wenn sich der einzelne<br />
gegen die versteckte Staatsfinanzierung<br />
zur Wehr setzt, erzwingt er indirekt<br />
die offene Staatsfinanzierung mit politischer<br />
Auseinandersetzung über Staatsausgaben<br />
und Steuerlast. Er ermöglicht<br />
erst nachhaltige Demokratie.<br />
Untrennbar mit Rechtsstaat verbunden<br />
Das Modell westlicher Demokratie kann<br />
nur als Rechtsstaat überleben. Nur über<br />
den Rechtsstaat werden die Herrschenden<br />
gezwungen, die wirklichen Kosten<br />
ihrer Politik offenzulegen und so nachhaltige<br />
Entscheidungen herbeizuführen.<br />
Dies ist Bedingung für die Lern- und<br />
Anpassungsfähigkeit des demokratischen<br />
Herrschaftssystems und damit für<br />
sein Überleben. Der Aufstieg des Westens<br />
ist untrennbar mit dem Rechtsstaat verbunden.<br />
Gibt der Westen den Rechtsstaat<br />
auf, gibt er sich selbst auf, und es<br />
bleibt nur die Revolution.<br />
Bei dem Weg in die Staatsschuldenkrise<br />
haben BVerfG und EuGH versagt.<br />
Bei dem Weg aus der Staatsschuldenkrise<br />
heraus dürfen sie nicht wieder<br />
versagen. Es geht um das Überleben<br />
Europas. n<br />
Hans-Walter Forkel<br />
Über den Autor<br />
n Dipl.-Ökonom Prof. Dr. Hans-<br />
Walter Forkel, LL.M. (London), ist<br />
Rechtsanwalt und lehrt als Honorarprofessor<br />
an der Technischen<br />
Universität Dresden<br />
n radr.forkel@ddkom-online.de<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 61
Die Mär von den Megatrends<br />
Warum Trendanalysen vom gesunden Menschenverstand gegengeprüft<br />
werden müssen<br />
Wirtschaft<br />
Je mehr Feuerwehrleute bei einem Brand zum Einsatz kommen, umso höher ist Schaden.<br />
Es gibt vermutlich keinen anderen Begriff,<br />
den ich in den vergangenen zwölf Monaten<br />
so oft gehört habe wie: MEGATREND.<br />
Wenn einer meiner Gesprächspartner mir<br />
wieder einmal dieses Wort entgegenruft,<br />
kenne ich bereits sein Gesicht dazu: Entweder<br />
es strahlt in satter Zufriedenheit,<br />
denn der Rufer meint, sich fest im Megatrend<br />
zu bewegen. Oder es ist hoffnungsvoll<br />
aufgeregt, denn er glaubt gerade<br />
erkannt zu haben, was sein wichtigster<br />
Megatrend ist. Ich gebe zu: Ich habe bisher<br />
oft eine gute Miene zum bösen Spiel<br />
gemacht. Ich habe meine Gesprächspartner<br />
oftmals im Glauben gelassen, sie<br />
hätten den Schlüssel zur Zukunftsseligkeit<br />
entdeckt. Doch heute kann ich nicht<br />
mehr! Lassen Sie uns bitte das Geschwafel<br />
von den Megatrends beenden. Denn es<br />
gibt sie gar nicht! Dies klingt vielleicht<br />
für den einen oder anderen etwas überraschend.<br />
Immer wieder habe ich in Diskussionen<br />
gehört, dass diese Welt immer<br />
„unsicherer“ (ich sage lieber: „unprognostizierbarer“<br />
geworden) ist. Wir haben<br />
unsere Welt politisch, wirtschaftlich und<br />
technologisch so komplex gemacht, dass<br />
wir jede neue Konjunkturprognose schon<br />
mit dem Wissen zur Kenntnis nehmen,<br />
dass sie sowieso nicht stimmt.<br />
Sind Megatrends vorbestimmt? Nein!<br />
Lassen Sie mich das erklären. Bis 1982 kam<br />
die Welt ganz gut ohne Megatrends aus.<br />
Dann schrieb John Naisbitt, der Grandseigneur<br />
der Zukunftsforschung, sein Buch<br />
Megatrends. Es wurde in 57 Ländern veröffentlicht<br />
und millionenfach verkauft.<br />
Im deutschsprachigen Raum war es vor<br />
allem Matthias Horx, der die Idee der<br />
Megatrends aufgriff und seitdem offensiv<br />
in Büchern und Reden vertritt. So kam<br />
eins zum anderen:<br />
Die Trendforscher packten die Zukunft<br />
in einfache Mega-Päckchen, behaupteten<br />
angebliche Gesetzmäßigkeiten und<br />
machten Zukunft damit verkaufbar. Dies<br />
ist die Wahrheit hinter Trends: Trends<br />
sind Entwicklungen, die von marktbeherrschenden<br />
Akteuren aufgrund deren<br />
Interessenlage getrieben oder blockiert<br />
(Foto: Wikimedia/CC-3.0/Sylvain Pedneault)<br />
matthias krieger<br />
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werden. Diese Interessenlagen verändern<br />
sich ab und zu, dann ändern sich auch die<br />
Trends. Trends sind keine Naturgesetze.<br />
Auch Megatrends nicht!<br />
Zwei Schritte anstatt der<br />
Megatrend-Doktrin<br />
In den vergangenen Jahren hat es in vielen<br />
Branchen noch gereicht, die Megatrends<br />
als Götzen und ihre Erfinder als<br />
Führer anzubeten. Das war schön einfach!<br />
Man kam mit der Kenntnis der angeblich<br />
wichtigsten Megatrends ganz gut durch<br />
Vorstandsmeetings und Interviews.<br />
Wo man nicht hinkam? Zu einem<br />
neuen Geschäftsmodell oder gar zu einer<br />
Markteroberung. Doch dies war ja auch<br />
nicht nötig, solange das Wachstum durch<br />
Produktivitätssteigerung und Marktexpansion<br />
erreicht wurde. Nun könnte es<br />
aber sein, dass in verschiedenen Branchen<br />
genau diese Phase zu Ende geht.<br />
Möglicherweise ist <strong>2012</strong> ein Jahr, in dem<br />
wirklich einige herkömmliche Geschäftsmodelle<br />
durch neue ersetzt werden. Aus<br />
Sicht des Trendforschers spricht einiges<br />
dafür. Was also tun? Im ersten Schritt<br />
gilt es für jeden, der sich auf diesen Weg<br />
macht, zu erkennen, welche Menschen<br />
die trendbeeinflussenden Akteure für das<br />
eigene Geschäftsmodell sind. Die Liste<br />
dieser Akteure ist von Unternehmen zu<br />
Unternehmen unterschiedlich, selbst<br />
innerhalb derselben Branche. Im zweiten<br />
Schritt muss von jedem einzelnen dieser<br />
Akteure analysiert werden, welche Trends<br />
und Technologien er treibt oder blockiert.<br />
Wie geht das? Ganz einfach: Man muss<br />
mit ihnen reden!<br />
Von der Megatrend- zur<br />
ThinkTank-Denke<br />
Das Handeln von Menschen - und damit<br />
auch deren Entscheidungen für Investitionen<br />
- folgt immer deren Interessen,<br />
Wünschen und Zwängen. Wir Trendforscher<br />
können dieses Verhalten der Entscheidungsträger<br />
beobachten. In der<br />
Wissenschaft nennen wir das: qualitative<br />
Forschung.<br />
Die Vorstellungen aber, dass die<br />
Mechanismen der Naturgesetze auch<br />
auf unser menschliches Zusammenleben<br />
anzuwenden seien und entsprechend allgemeingültige<br />
Megatrends oder Gesetze<br />
der Innovation gefunden werden können,<br />
ist ähnlich abstrus wie jene Anekdote,<br />
mit der sich qualitative Forscher gern<br />
über ihre quantitativ arbeitenden Kollegen<br />
lustig machen: Da wurde in einer<br />
Studie die Effektivität von Feuerwehreinsätzen<br />
untersucht. Das reale Ergebnis<br />
dieser realen Studie:<br />
Je mehr Feuerwehrleute bei einem<br />
Einsatz dabei sind, desto höher ist der<br />
Schaden! Die abgeleitete, allgemeine<br />
Gesetzmäßigkeit und Empfehlung an<br />
den Auftraggeber: „Setzen Sie weniger<br />
Feuerwehrleute ein!“ Ich bitte Sie: Tun Sie<br />
es nicht! ■<br />
Sven Gabor Janszky<br />
Über den Autor<br />
■ Sven Gábor Jánszky, Trendforscher<br />
und Managementtrainer, ist<br />
Leiter des 2b AHEAD ThinkTank<br />
in Leipzig. Er hat Lehraufträge u.<br />
a. an den Universitäten in Berlin,<br />
Leipzig und Greifswald.<br />
(Foto: Sven Gabor Janszky)<br />
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Autos leiten Fahrer durch die Stadt<br />
Fahrassistenten sollen Stadtverkehr sicher und effizient machen<br />
Wirtschaft<br />
(Foto: UR:BAN)<br />
In der Stadt müssen Autofahrer besonders<br />
viele Reize und komplexe Situationen<br />
bewältigen. Wissenschaftler und Unternehmen<br />
wollen nun im Projekt UR:BAN<br />
neue Techniken entwickeln, die sicher und<br />
effizient durch den Stadtverkehr helfen.<br />
Im Mittelpunkt der Forschung an der<br />
Technischen Universität München (TUM)<br />
steht die Frage: Wie können Autos den<br />
Fahrern sinnvolle Informationen bieten,<br />
ohne sie zu überfordern?<br />
Ständig abgelenkt<br />
Hektisches Gewimmel auf großen Kreuzungen,<br />
unübersichtliche Fahrspuren,<br />
plötzlich auftauchende Fußgänger: Autofahrer<br />
müssen in der Stadt eine große<br />
Menge Informationen verarbeiten, viele<br />
Entscheidungen treffen und werden dabei<br />
auch noch ständig abgelenkt. Techniken,<br />
die Fahrern assistieren und den Verkehr<br />
managen, sind bislang jedoch vor allem<br />
für Autobahnen und Landstraßen ausgelegt.<br />
Das wollen 30 Forschungseinrich-
tungen, Unternehmen und Kommunen<br />
nun ändern. Im Projekt „Urbaner Raum:<br />
Benutzergerechte Assistenzsysteme und<br />
Netzmanagement (UR:BAN)“ entwickeln<br />
sie Systeme, die Autofahrern eine sichere,<br />
effiziente und stressfreie Fahrt durch die<br />
Stadt ermöglichen.<br />
Auf der grünen Welle bleiben<br />
Die Unterstützung beginnt beim Vorschlag<br />
der besten Route. Im Gegensatz<br />
zu bisherigen Navigationsgeräten soll die<br />
neue Technik die Antriebsart des Autos<br />
und davon ausgehend den Verbrauch<br />
pro Strecke berücksichtigen. Unterwegs<br />
hilft das Assistenzsystem, auf der grünen<br />
Welle zu bleiben. Besonders schwierig<br />
ist dies für Lastwagen, da sie langsamer<br />
anfahren. Verkehrstechniker der TUM entwickeln<br />
deshalb die Ampelschaltungen<br />
entsprechend weiter. An Kreuzungen,<br />
beim Spurwechsel und an engen Stellen<br />
soll der Assistent Hinweise liefern, wie<br />
sich die Fahrer am besten verhalten. Bei<br />
Gefahr könnten die Autos selbstständig<br />
bremsen oder ausweichen.<br />
Auf den ersten Blick einfach zu bedienen<br />
Wie aber müssen diese Techniken gestaltet<br />
sein, dass sie den Fahrern wirklich<br />
helfen und sie nicht im Gegenteil noch<br />
mehr ablenken? Welche Hinweise sind<br />
wirklich wichtig? Und wie müssen diese<br />
präsentiert werden? „Manche Systeme<br />
scheinen auf den ersten Blick einfach zu<br />
bedienen. Das heißt aber noch nicht, dass<br />
die Fahrer sie auch in komplexen Situationen<br />
beherrschen“, sagt Prof. Klaus<br />
Bengler vom Lehrstuhl für Ergonomie, der<br />
das UR:BAN-Projekt „Mensch im Verkehr“<br />
leitet. Die Forscher nehmen deshalb die<br />
verschiedenen Möglichkeiten genauer<br />
unter die Lupe, zum Beispiel akustische<br />
und optische Signale oder Vibrationen<br />
der Pedale.<br />
Verhalten vorhersagen<br />
Gleichzeitig gehen sie noch einen Schritt<br />
weiter: Die Autos sollen so intelligent<br />
werden, dass sie das Verhalten der Fahrer<br />
vorhersagen können. So könnten die<br />
Assistenten noch besser helfen, vorausschauend<br />
zu fahren sowie Kollisionen<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 65<br />
und andere Gefahren zu vermeiden.<br />
„Erkennt beispielsweise das System an<br />
der Geschwindigkeit, dass der Fahrer<br />
wahrscheinlich eine Vorfahrt missachten<br />
wird, kann es ihn frühzeitig warnen“,<br />
erklärt Bengler.<br />
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Um diese Techniken entwickeln zu können,<br />
analysieren die Forscher das Verhalten<br />
der verschiedenen Verkehrsteilnehmer.<br />
Zu diesem Zweck wollen sie erstmals<br />
Simulatoren für Pkw, Lkw und Fußgänger<br />
miteinander verbinden. „Bislang ist es<br />
noch nicht gelungen, drei Testpersonen<br />
gleichzeitig in einer Fahrsimulation einzusetzen“,<br />
betont Prof. Fritz Busch vom<br />
Lehrstuhl für Verkehrstechnik. „Wir würden<br />
so besser untersuchen können, wie<br />
sich die Personen in unterschiedlichen<br />
Situationen gegenseitig beeinflussen<br />
und welche Wirkungen die neuen Assistenzsysteme<br />
auf die einzelnen Fahrer und<br />
auf den gesamten Verkehr haben.“<br />
40 Millionen Förderung<br />
Vorgestellt wurde das Projekt UR:BAN in<br />
Berlin von Anne Ruth Herkes, Staatssekretärin<br />
im Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie (BMWi). Das 3.<br />
Verkehrsforschungsprogramm der Bundesregierung<br />
fördert UR:BAN bis 2016 mit<br />
rund 40 Millionen Euro. Erste Ergebnisse<br />
wollen die Partner im Frühjahr 2014 vorstellen.<br />
Die anschließenden Feldversuche<br />
finden in Düsseldorf und Kassel statt. ■<br />
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6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 65
Europas Hightech-Industrie irrelevant<br />
Weniger als zehn Prozent der globalen ICT-Umsätze der 100 weltweit führenden<br />
Unternehmen kommen aus Europa<br />
Wirtschaft<br />
Asien hat insbesondere die produktionsorientierten Jobs für elektronische Geräte übernommen<br />
(Foto: Wikimedia/CC-2.0/Steve Jurvetson)<br />
Die Hightech-Industrie in Europa verzeichnet<br />
in allen wichtigen Segmenten<br />
rückläufige Zahlen. So steuern europäische<br />
Unternehmen weniger als zehn<br />
Prozent zu den globalen Umsätzen für<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(ICT) der weltweit führenden<br />
100 Hightech-Unternehmen bei. Spitzenreiter<br />
sind hingegen die USA mit einer<br />
großen Innovationskraft sowie Asien mit<br />
seinen günstigen Produktionsstandorten.<br />
Keine nationalen Alleingänge<br />
Aus diesem Grund verlagern sich auch die<br />
Jobs in der Hightech-Branche zunehmend<br />
in das nicht-europäische Ausland. Europa<br />
verliert an Relevanz im globalen ICT-<br />
Markt, dabei ist die makroökonomische<br />
Bedeutung der europäischen Hightech-<br />
Industrie nicht gering: Kernindustrien wie<br />
die Automobilindustrie oder der Maschinenbau<br />
bedürfen einer agilen und innovativen<br />
europäischen Hightech-Industrie.<br />
Eine aktuelle Studie von A.T. Kearney zeigt<br />
auf, welche Erfolgsfaktoren der europäischen<br />
Hightech-Branche dabei helfen<br />
können, wieder größere globale Relevanz<br />
zu erreichen. Dazu zählt insbesondere<br />
eine Europa-Hightech-Strategie, die auf<br />
langfristig attraktive und neue Hightech-<br />
Segmente setzt, die Investments der EU<br />
besser koordiniert und die Stärken von<br />
Europa ausnutzt. Mit nationalen Alleingängen<br />
wird man es dagegen gegen<br />
die globalen Wettbewerber nicht mehr<br />
schaffen.<br />
Auf nicht-europäische Anbieter<br />
angewiesen<br />
Ein gut funktionierender Hightech-Sektor<br />
ist eine wesentliche Grundlage für<br />
eine moderne Wirtschaft. Viele Industrien<br />
basieren heute auf Informationsund<br />
Kommunikationstechnologien (ICT)<br />
und gerade die europäischen Unternehmen<br />
nutzen diese Technologien, um<br />
sich Alleinstellungsmerkmale im globalen<br />
Wettbewerb zu erarbeiten. Eine<br />
Untersuchung von A.T. Kearney zeigt<br />
nun jedoch, dass bereits weniger als<br />
zehn Prozent der globalen ICT-Umsätze<br />
der Top 100 ICT-Unternehmen durch<br />
europäische Unternehmen generiert<br />
werden. Lediglich 15 der Top 100 ICT-<br />
Unternehmen haben ihren Hauptsitz<br />
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64 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
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in Europa. Viele wichtige europäische<br />
Industrien sind daher auf nicht-europäische<br />
Hightech-Anbieter angewiesen.<br />
Nur 24 Prozent des globalen Umsatzes<br />
Rückläufige Zahlen bezüglich Jobs und<br />
Umsatz Zu den neun untersuchten Segmenten<br />
gehören: IT-Dienstleistungen,<br />
IT-Hardware, Computer und Notebooks,<br />
Software, Telekommunikationsequipment,<br />
mobile Telefongeräte, Unterhaltungselektronik,<br />
Halbleitertechnologie<br />
und elektronische Bauelemente.<br />
Die Umsätze dieser Segmente beliefen<br />
sich 2011 global auf 2,8 Billionen<br />
US-Dollar. Davon entfallen 815 Milliarden<br />
US-Dollar auf das größte Segment,<br />
die IT-Dienstleis tungen, gefolgt von der<br />
Unterhaltungselektronik (378 Milliarden<br />
US-Dollar), der Halbleitertechnologie<br />
(317 Milliarden US-Dollar) und Software<br />
(297 Milliarden US-Dollar). Aufgrund der<br />
sinkenden Relevanz des europäischen<br />
ICT-Marktes im Vergleich zum asiatischen<br />
und nordamerikanischen Markt, sind<br />
dessen Anteile an den globalen Umsätzen<br />
entsprechend gesunken.<br />
„Wir gehen davon aus, dass in<br />
Europa 2011 nur 24 Prozent des globalen<br />
Umsatzes generiert wurden, und dass<br />
diese Zahl weiter sinken wird“, sagt<br />
Studien autoren Axel Freyberg, Partner<br />
bei A.T. Kearney im Bereich Telekommunikation<br />
und Hightech.<br />
Zulieferer, Stundenlohn und Studenten<br />
Mehr als drei Millionen Europäer arbeiten<br />
in der ICT-Industrie Diese Zahl ist jedoch<br />
rückläufig: Asien hat insbesondere die<br />
produktionsorientierten Jobs für elektronische<br />
Geräte übernommen. Dieses lag<br />
zum einen daran, dass sich das Ökosystem<br />
an Zulieferern und Abnehmern<br />
nach Asien verlagert hat, aber auch an<br />
einem durchschnittlichen Stundenlohn<br />
eines Produktionsmitarbeiters in China.<br />
2011 lag er dort bei 2,11 US-Dollar, in Ost-<br />
Europa bei 8,04 US-Dollar und in West-<br />
Europa bei 40,25 US-Dollar. Kann sich<br />
Europa nicht wieder stärker im ICT-Markt<br />
positionieren, besteht die Gefahr, dass<br />
neben den produktionsorientierten Jobs<br />
auch Forschung und Entwicklung sowie<br />
Services noch stärker nach Asien verlagert<br />
werden – denn die Zahlen zeigen,<br />
dass die asiatische Ausbildung erfolgreich<br />
auf die Entwicklung einer Wissenschaftler-<br />
und Ingenieurs-Elite gesetzt<br />
hat: Während in Europa nur 17 Prozent<br />
der Studenten für Ingenieurs-, Mathematik-<br />
oder IT-Kurse eingeschrieben sind,<br />
sind es in China 31 Prozent.<br />
An globaler Relevanz gewinnen<br />
Trotz der Rückschritte im europäischen<br />
ICT-Markt, gibt es viele ungenutzte Potenziale,<br />
die wieder zu einem Auftrieb führen<br />
könnten. „Zwar werden sich die Segmente<br />
wie die Unterhaltungselektronik, die<br />
Produkte für eine breite Masse in hoher<br />
Stückzahl produziert, weiter hauptsächlich<br />
auf den asiatischen Markt konzentrieren,<br />
Hightech hat in Europa aber eine<br />
Zukunft in Segmenten mit hohem lokalen<br />
Service-Anteil sowie in Segmenten mit<br />
komplexen B2B-Prozessen“, sagt Jan<br />
Stenger, ebenfalls Autor der Studie und<br />
Principal bei A.T. Kearney im Bereich Telekommunikation<br />
und Hightech. In den konsumentennäheren<br />
Bereichen hat Europa<br />
es aufgrund der langsameren Skalierung<br />
in einem inhomogenen europäischen<br />
Markt weiterhin schwerer als zum Beispiel<br />
ein amerikanischer Hightech-Start-<br />
Up in den USA. Hightech hat in Europa<br />
eine Zukunft und kann wieder wachsen,<br />
wenn bestimmte Probleme gelöst werden<br />
und Industrie und Politik in die gleiche<br />
Richtung gehen. n<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 67
Wirtschaft<br />
(Foto: dwhartwig/Flickr.com)<br />
Wirtschaft verkennt Familie als Markt<br />
Wie der Wandel der Familien neue Chancen eröffnet<br />
Es gibt sie noch, die klassische Familie<br />
bestehend aus Mama, Papa, Kind(ern)<br />
und Hund. Aber Familie ist längst zu<br />
einem Gestaltungsraum geworden, der<br />
sehr unterschiedlich definiert wird. Die<br />
Codierungen von Intimität und Romantik<br />
haben sich verschoben und neue<br />
Arrangements für Sexualität und Partnerschaft<br />
drängen aus den Nischen<br />
in den Mainstream. In einer repräsentativen<br />
Online-Erhebung hat das<br />
Zukunftsinstitut in Zusammenarbeit<br />
mit Karmasin Motivforschung 1.000<br />
Menschen in Deutschland und 800<br />
Menschen in Österreich zu ihrer ge- und<br />
erlebten Familiensituation interviewt. In<br />
der aktuellen Studie „Familienmärkte“<br />
zeigen die Autoren auf, welche Chancen<br />
die „Familie als Markt“ Wirtschaftsunternehmen<br />
eröffnet und welcher gesellschaftspolitische<br />
Nutzen damit verbunden<br />
ist.<br />
Treiber der Dienstleistungsgesellschaft<br />
Familien wenden im Schnitt 3.017 Euro<br />
im Monat für privaten Konsum auf.<br />
Damit geben sie deutlich mehr aus<br />
als Singles (1.418 Euro) und Paare ohne<br />
Kinder (2.622 Euro). Es lohnt sich also<br />
für Wirtschaftsunternehmen, einen<br />
genaueren Blick auf die Zielgruppe<br />
Familie zu werfen. Die zunehmende<br />
Erwerbstätigkeit von Frauen, die gestiegene<br />
Mobilität und Flexibilität lassen<br />
die Zeitressourcen von Familien weiter<br />
schrumpfen und werden zu einer Vielzahl<br />
an neuen Produkten, Services und<br />
Dienstleistungen führen.<br />
Zeit wird zum wichtigsten Gut<br />
Die Autoren der Studie gehen der Frage<br />
nach, in welchen Bereichen des Alltags<br />
Elternwünsche unerfüllt bleiben. Welche<br />
Angebote fehlen, um den Alltag<br />
besser, stressfreier und sorgenfreier zu<br />
meistern? Und die wichtigste Frage: Wie<br />
lässt sich Zeit einsparen? Familienmärkte<br />
sind Zeitmärkte. Hatten Familien früher<br />
einen zentralen, ja definierten Platz,<br />
findet heute Familienleben an jedem<br />
Ort und zu jeder Zeit statt. Die Nachfragebedürfnisse<br />
werden damit stark vom<br />
situativen Zeitkontingent der jeweiligen<br />
Familie beeinflusst.<br />
Neun Familienmärkte<br />
Auf Grundlage verschiedener Lebenssituationen<br />
entwickeln die Autoren der<br />
Studie insgesamt neun verschiedene<br />
Familienmärkte. Jedes Kapitel führt<br />
kurz und prägnant in die Lebenswelt<br />
des jeweiligen Familienmarktes ein. Ein<br />
Steckbrief zu einer fiktiven, aber lebensnahen<br />
Familie, entführt den Leser in<br />
die Welt dieser Familie und gewährt<br />
einen Einblick in ihren Alltag. Anhand<br />
von Best-Practice-Beispielen wird aufgezeigt,<br />
welche innovativen Dienstleistungsangebote,<br />
Services und Produkte<br />
auf den Markt kommen und wo noch<br />
großer Nachholbedarf vorliegt. Es wird<br />
deutlich, wo Unternehmen und Dienstleister<br />
Chancen für sich ergreifen können<br />
und neue Märkte im Entstehen sind.<br />
Early-Bird-Märkte:<br />
Familie beginnt im Kopf. Als Traumbild<br />
und Eckpfeiler der Orientierung im<br />
Leben. Wenn Familie aus dem Reich der<br />
Vorstellung (erste Verliebtheit) in die<br />
Realität (gemeinsame Wohnung, Verlobung,<br />
Heirat, Kind) überführt wird,<br />
dann greift der Early-Bird-Markt und der<br />
„Konsum der Romantik“. Es sind Märkte<br />
der Vorfreude und der Simulation.<br />
Socialware-Märkte:<br />
Spezifische Angebote für die moderne<br />
Netzwerkfamilie oder auch Distanzfamilie<br />
(bedingt durch verschiedene<br />
Wohnorte) werden nur rudimentär<br />
angeboten. Lösungen rund um zeitgemäße<br />
Mobilität gibt es wenige. Sich<br />
68 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Was ist für Sie eine Familie? (Umfrage 2010)<br />
Anteil der Befragten in %<br />
120<br />
100<br />
99<br />
89 88<br />
80<br />
73<br />
71<br />
68<br />
60<br />
40<br />
als Individuum zu entfalten und dabei<br />
zugleich einem Familienplan zu folgen,<br />
wird durch moderne Technologie darstellbar.<br />
Chaos-Märkte:<br />
Viele Familien scheitern an der Überforderung<br />
durch die komplexe, moderne Welt<br />
und dem Fehlen von Bildungszugängen.<br />
Hier entsteht ein Markt für Unterstützungsleistungen<br />
und Services. In diesem<br />
Marktfeld finden sich heute vornehmlich<br />
karitative und staatliche Institutionen,<br />
in Zukunft aber auch Startups aus dem<br />
Umfeld Microjobbing, Microvolunteering<br />
und Nachbarschaftsportale.<br />
MommaDaddy-Märkte:<br />
Viele Menschen gehen heute als Alleinerziehende<br />
durchs Leben. Trennungen<br />
werden zum Motor der boomenden<br />
Beziehungsmärkte (Dating-Portale). Stark<br />
wachsend ist auch der Markt der zweiten<br />
Infrastruktur, des doppelten Zuhauses.<br />
Dem Kind soll es schließlich an nichts fehlen,<br />
wenn es beim Ex-Partner zu Besuch<br />
ist – vor allem nicht an Normalität. So<br />
kommt es, dass es zwar immer weniger<br />
Kinder gibt, aber noch nie soviel für Spielwaren<br />
ausgegeben wurde.<br />
High-Professional-Märkte:<br />
Früher wurden Kinder quasi nebenbei<br />
großgezogen. Heute wird das Projekt<br />
Kind professionell gemanagt. Eltern stellen<br />
deutlich höhere Ansprüche an ihre<br />
eigene Rolle als Erziehungsverantwortliche.<br />
Nachgefragt werden Dienstleistungen<br />
und Services, die Zeitersparnis<br />
bieten. Wachstumspotenzial verspricht<br />
vor allem das in Deutschland unterentwickelte<br />
Online-Shopping von Lebensmitteln.<br />
Burn-Out-Märkte:<br />
Burnout als Markt zu begreifen, geht<br />
davon aus, dass die reale Situation vieler<br />
Familienmitglieder, vornehmlich der<br />
20<br />
0<br />
Ein verheiratetes Paar<br />
mit Kind<br />
Eltern, von Faktoren geprägt ist, die von<br />
Psychologen zur Definition des Burnout-Syndroms<br />
herangezogen werden.<br />
Aus dieser Situation entstehen massive<br />
Knappheiten an Zeit, Regeneration und<br />
innerer Gelassenheit. An diesen Leerstellen<br />
werden in Zukunft familiale Dienstleistungen<br />
ansetzen.<br />
Happy-Go-Lucky-Märkte:<br />
Familie heute heißt auch, ein Leben ohne<br />
Kinder zu führen. Gerade in den besser<br />
gestellten Einkommensschichten<br />
begründet keineswegs das Kind die Familie,<br />
sondern primär die Hochzeit oder das<br />
Zusammenleben. Auf der anderen Seite<br />
des Modells ist es nicht weniger interessant:<br />
Explizit kinderreiche Familien sind<br />
heute ebenso Gutverdienende. Dieser<br />
Markt ist geprägt von einer kaufkräftigen,<br />
aber sehr heterogen Klientel.<br />
Savoir-Vivre-Märkte:<br />
Wissen, wie man leben möchte und was<br />
man tun muss, um dieses zu erreichen.<br />
Das ist die Kunst des Lebens. Als Familie<br />
Über die Autoren<br />
Familie ist da, wo<br />
Menschen sich<br />
umeinander kümmern<br />
n Andreas Steinle ist Dipl.-Kommunikationswirt<br />
und, neben seiner<br />
Tätigkeit als Geschäftsführer<br />
des Zukunftsinstitut, einer der<br />
gefragtesten Redner auf internationalen<br />
Kongressen.<br />
Ein unverheiratetes Paar<br />
mit Kind<br />
Ein verheiratetes Paar<br />
Alleinerziehende/-r mit<br />
Kind<br />
gut zu leben, ohne Panik, ohne Fremdbestimmung,<br />
das gelingt den meisten<br />
erst in der zweiten Lebenshälfte. Wenn<br />
die biologischen Faktoren sich parallel<br />
zur wirtschaftlichen Verortung entkrampfen.<br />
Sehr oft führt das zu neuen<br />
Lebenszielen in einer neuen Intensität<br />
und zu neuen Familien-Partnern.<br />
Chillout-Märkte:<br />
Der Chillout-Markt ist ein Markt der<br />
freiwilligen Reduzierer. Reduktion<br />
führt zu einem besseren Lebensgefühl.<br />
Weglassen von allem, was ablenkt<br />
und belastet. Ziel ist es, einen Zustand<br />
des „Glücklichseins“ zu erlangen. Eine<br />
Gesellschaft auf dem Weg in Richtung<br />
Reduktion mit dem Ziel eines verbesserten<br />
Lebensgefühls wird erhebliche<br />
Veränderungen in allen Lebensbereiche<br />
mit sich bringen – somit auch auf den<br />
Familienmärkten. Familienmärkte sind<br />
viel größer als sie scheinen und wachsen<br />
rasant. n<br />
Andreas Steinle, Thomas Huber<br />
n Thomas Huber ist ausgebildeter<br />
Kommunikationsdesigner und<br />
leitet die Redaktion des Zukunftsinstituts.<br />
(Fotos: Zukunftsinstitut)<br />
Ein lesbisches oder<br />
schwules Paar mit Kind<br />
(Grafik: Chrismon.de/statista)<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 69
Wirtschaft<br />
(Fotos: IHK)<br />
Der falsche Feind<br />
Kultur und Wirtschaft sagen „Nein!“ zur Frauenquote<br />
Carola Schaar, Präsidentin der IHK Halle-Dessau: „Eine mögliche Ungerechtigkeit<br />
durch eine andere korrigieren zu wollen, führt meist in die Irre“<br />
Die Bundesratsinitiative zur gesetzlichen<br />
Frauenquote sieht sich immer<br />
mehr Kritik ausgesetzt. Nun äußerte<br />
sich die Industrie- und Handelskammer<br />
Halle-Dessau (IHK) zu dem Vorhaben,<br />
das unter anderem von der Landesregierung<br />
Sachsen-Anhalts unterstützt<br />
wird. Eine Quote bedeute faktisch eine<br />
geschlechtsspezifische Diskriminierung,<br />
mit der man Gefahr laufe, das Leistungsprinzip<br />
außer Kraft zu setzen. Insbesondere<br />
kritisiert die IHK den Eingriff in die<br />
unternehmerische Selbstbestimmung,<br />
den eine gesetzliche Quote darstelle.<br />
Winzergenossenschaft Oberbergen<br />
»Oberbergener Baßgeige<br />
Musik für Ihre Sinne...«<br />
Wehret den Anfängen!<br />
„Wir lehnen eine Quote strikt ab. Eine<br />
mögliche Ungerechtigkeit durch eine<br />
andere korrigieren zu wollen, führt meist<br />
in die Irre. So auch bei der Frauenquote:<br />
Ich empfinde es als zutiefst ungerecht,<br />
Menschen aufgrund ihres Geschlechts<br />
zu privilegieren oder zu diskriminieren.<br />
Und es betrübt mich, dass manche Politiker<br />
es offenbar für ihre Aufgabe halten,<br />
uns Unternehmern unsere Personalpolitik<br />
zu diktieren. Auch wenn es zunächst<br />
‚nur’ um die Aufsichtsräte börsennotierter<br />
Aktiengesellschaften gehen soll<br />
– wehret den Anfängen!“, kritisiert IHK-<br />
Präsidentin Carola Schaar die Initiative.<br />
Zusammenhalt der Gesellschaft bedroht<br />
Auch die Buchautorin Christine Bauer-<br />
Jelinek sagt: „Halbe-Halbe ist gescheitert<br />
– die zwanghafte Gleichverteilung<br />
überfordert Frauen wie Männer.“<br />
Als renommierter Wirtschaftscoach<br />
für Topkarrieren hat sie im Oktober ihr<br />
neues Buch „Der falsche Feind – Schuld<br />
sind nicht die Männer“ veröffentlicht<br />
und sieht in der Debatte um die Quotenregelung<br />
eine große Gefahr: „Der aktuelle<br />
Feminismus ist ein Rückschritt – er<br />
bedroht den Zusammenhalt in unserer<br />
Gesellschaft.“<br />
Der „Allmachts-Feminismus“ habe<br />
es geschafft, die Frau als bevorzugte<br />
Gruppe zu positionieren. Die Gleichberechtigung<br />
sei bereits zum Vorteil der<br />
Frauen gekippt worden. In der öffentlichen<br />
Debatte wagte niemand mehr, sich<br />
gegen die Forderungen zu stellen, aus<br />
Angst vor dem Gegenschlag.<br />
Winzergenossenschaft Oberbergen<br />
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F I N A L I S T<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
Ein starkes Argument gegen Quoten<br />
Dabei brauchen Mann und Frau sich<br />
gegenseitig. Es ist beispielsweise erwiesen,<br />
dass gemischte Führungsmannschaften<br />
in der Wirtschaft von Vorteil<br />
sind. Diese dürften aber nicht durch<br />
„Zwangsquoten“ künstlich erzeugt werden.<br />
Carola Schaar: „Dass gemischte<br />
Teams oft besonders gute Ergebnisse<br />
liefern, ist in Wahrheit ein starkes Argument<br />
gegen Quoten. Unternehmen<br />
stehen im Wettbewerb und können es<br />
70 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
sich schlicht nicht leisten, Mitarbeiter<br />
anhand anderer Kriterien als ihrer Leistung<br />
zu befördern.“<br />
Schlechterer Börsenwert<br />
Eine kürzlich im Quartely Journal of Economics<br />
erschienene Studie zeigt, dass<br />
sich der Börsenwert norwegischer Aktiengesellschaften,<br />
die von der Einführung<br />
einer Frauenquote besonders stark<br />
betroffen waren, in einem Fünf-Jahres-<br />
Zeitraum im Schnitt um 17 Prozent<br />
schlechter entwickelt hat als der Wert<br />
nicht betroffener Unternehmen.<br />
Der Grund hierfür sei, dass die<br />
Unternehmen, um die Quote erfüllen zu<br />
können, gezwungen waren, über Jahre<br />
hinweg sämtliche freiwerdenden Aufsichtsratsposten<br />
nach Geschlecht und<br />
nicht nach Eignung zu besetzen.<br />
Nicht ständig als Opfer fühlen<br />
In den Zentren der Macht befinden sich<br />
vor allem diejenigen, die sich gegenseitig<br />
fördern und nutzen, meint Bauer-<br />
Jelinek. Unabhängig vom Geschlecht.<br />
Der Feminismus drängt die Frauen<br />
durch die Forderung nach Quoten in<br />
eine Opferrolle: „Die Unterdrückung der<br />
Frauen durch die Männer ist ein Mythos<br />
– Frauen müssen sich nicht ständig als<br />
Opfer fühlen.“ Bauer-Jelinek argumentiert,<br />
dass Frauen der westlichen Welt<br />
heute alles erreicht haben:<br />
Gleichberechtigung und Chancengleichheit<br />
sind in nahezu jedem Lebensbereich<br />
umgesetzt – doch das ist offensichtlich<br />
nicht genug. Nun muss alles<br />
einer zwanghaften Gleichverteilung<br />
unterworfen werden: für Frauen die<br />
Hälfte der Einkommen und für Männer<br />
die Hälfte der Familienarbeit. Der<br />
Rechenstift regiert vom Arbeitsplatz bis<br />
in die Ehebetten.<br />
Dabei sind die Unterschiede INNER-<br />
HALB der Geschlechter um ein Vielfaches<br />
größer als zwischen den Geschlechtern.<br />
Eine 20-jährige Berliner Hartz-IV-Empfängerin<br />
verbindet viel mehr mit tausenden<br />
Männern in ähnlicher Lage als mit<br />
der Berufspolitikerin Andrea Nahles, der<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der<br />
Yahoo-Chefin Marissa Mayer.<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 71<br />
Die ständige offene oder subtile Schuldzuweisung<br />
an die Männer bei gleichzeitiger<br />
Idealisierung der Frauen schwächt<br />
den existentiellen Zusammenhalt der<br />
Geschlechter und damit auch ihre Kraft.<br />
Ein Sieg des einen über das andere<br />
Geschlecht ist unmöglich. Wir würden<br />
einfach aussterben. Die einseitige Konzentration<br />
auf Frauenfragen verschleiert<br />
die tatsächlichen Spannungsfelder<br />
der Gesellschaft. Frauen allein können<br />
die Gesellschaft nicht ändern, indem<br />
sie ohne Rücksicht auf Verluste nur ihre<br />
Interessen durchsetzen.<br />
Das gelang übrigens auch Männern<br />
zu keiner Zeit. Bauer-Jelinek ruft die<br />
Frauen nicht zur Rückkehr an den Herd<br />
auf, sondern kritisiert den Allmachts-<br />
just like the real thing<br />
Finalist <strong>2012</strong><br />
Modellspielzeug<br />
Made in Germany<br />
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Feminismus in seiner heutigen Form. Ein<br />
neuer Riss durch die Gesellschaft könnte<br />
die Folge sein. ■<br />
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Das Buch zum<br />
Thema<br />
Christine Bauer Jelinek:<br />
Der falsche Feind – Schuld sind<br />
nicht die Männer.<br />
Ecowin-Verlag, EUR 19,95.<br />
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ALL-IN-ONE-Rasierer<br />
Neues kann immer noch verblüffen<br />
Wirtschaft<br />
Heute noch steht die Frage nach Nassoder<br />
Trockenrasur? Jahrhundertelang<br />
hatten sich Männer mit allen möglichen<br />
scharfkantigen Dingen oder Messern<br />
durchs Gesicht geschabt, um sich von den<br />
W Lonar<br />
Bei uns dreht sich<br />
alles um Rinder<br />
lästigen Barthaaren an Kinn und Wangen<br />
zu befreien. Erst das 20. Jahrhundert<br />
revolutionierte die Rasur. Die Erfindung<br />
auswechselbarer Klingen am Nassrasierer<br />
war und ist die moderne Lösung.<br />
Body-Grooming<br />
Mittlerweile gibt es trotz Trockenrasur<br />
einen großen Anteil Männer, die sich nicht<br />
nur im Gesicht nass rasieren, sondern<br />
die Ganzkörperrasur ist ein ganz großes<br />
Thema geworden. Sofort ruft das Denglishmacher<br />
auf den Plan: "Body-Grooming"<br />
heißt das neue Schlagwort. Hinzu<br />
kommt auch das vermehrte Bedürfnis<br />
einer Intimrasur bei den Männern sowohl<br />
auch bei Frauen.<br />
Nun braucht der Markt Neuheiten<br />
Nicht nur ein Gerät für die Bartrasur, sondern<br />
auch für die Ganzkörperrasur, das<br />
auch unter der Dusche verwendet werden<br />
kann und das mit Unreinheiten der<br />
Haut fertig wird, ist gefragt. Die Lösung<br />
heißt ALL-IN-ONE. Das Rasier- und Haarschneidegerät<br />
mit stufenlos einstellbarer<br />
Schnittkantenhöhe. Frisch patentiert ist<br />
der All-In-One-Nassrasierer mit stufenlos<br />
verstellbarer und abspeicherbarer<br />
Schnittkantenhöhe, sogar weniger als<br />
1mm, zur Universalpflege für Kopf-, Bartund<br />
Körperhaar.<br />
Im Millimeterbereich<br />
Der Produktentwickler und Designer Eric<br />
Mieth sagt dazu: „Durch eine Höhenverstellung<br />
im Millimeterbereich erlaubt<br />
dieser Rasierer auch Menschen, mit empfindlicher<br />
Haut oder pathologischem<br />
Hautbild eine nahezu glatte Rasur, ohne<br />
die Haut zu reizen oder zu verletzen, d.h.<br />
der Klingenabstand zur Haut ist auch<br />
über eine Einstelltaste regulierbar. Natürlich<br />
mit Memoryfunktion.“<br />
Diese Erfindung ermöglicht erstmalig,<br />
sowohl die Glattrasur, als auch<br />
das Bart-Trimming und die Drei-Tage-<br />
Bartpflege mit nur einem Produkt. Ein<br />
Drei-Tage-Bart wird durch stufenloses<br />
Einstellen der gewünschten Klingenhöhe<br />
während der Rasur auf eine gleichmäßige<br />
Haarlänge gestutzt.<br />
Das Alleinstellungsmerkmal<br />
Die Alleinstellung ergibt sich aus der<br />
Kombination von Nassrasur-Wechselklingen,<br />
stufenlos verstellbarer Schnittkantenhöhe<br />
und einer präzise geführten<br />
Klingenkonstruktion mit Haaraufrichter,<br />
um das Rasieren gegen die Bartwuchsrichtung<br />
zu ersparen. Der Designer und<br />
Produktentwickler Eric Mieth hat seine<br />
Erfindung mit Unterstützung des Projektmanagers<br />
Elmar Maria Balzer zur<br />
Patentreife weiterentwickelt und patentieren<br />
lassen.<br />
Marktchancen geprüft<br />
Unternehmensberater Wolf-Helmut Sieg<br />
hat die Marktchancen geprüft. Sieg ist<br />
der Berater, Wirtschaftsförderer und Botschafter<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung, der<br />
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aus Brandenburg für Brandenburg,<br />
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(Fotos: Prof. Arnd J. Garth)<br />
v.l.n.r.: Produktdesigner Eric Mieth, Unternehmensberater Wolf-Helmut Sieg, Projektmanagers Elmar Maria Balzer und Marketingprofessors Arnd<br />
Joachim Garth<br />
über ein exzellentes Netzwerk verfügt<br />
und diese Erfindung mit den notwendigen<br />
In-und Outputs versehen hat. Sieg<br />
Consulting entwickeln Lösungen für das<br />
gesamte Spektrum der Betriebs-, Produkt-<br />
und Markenführung. Der Zusammenschluss<br />
der Netzwerker unter der<br />
SIEG-GRUPPE umfasst auch die Mitarbeit<br />
des Marketingprofessors Arnd Joachim<br />
Garth, der unter anderem auch für seine<br />
Strategieberatungen in Markenführung<br />
in der deutschen Wirtschaft bekannt ist.<br />
Siegeszug der Rasur<br />
„Als nächstes bereiten wir nun die Vermarktung<br />
dieses Patentes vor, um es innovativen<br />
Unternehmen in Deutschland<br />
vorzustellen. Wir sind also offen für alle<br />
Arten von Gesprächen und Angeboten“,<br />
so der Originalton von Wolf-Helmut Sieg.<br />
Sicher wird dies ein SIEGeszug der Rasur,<br />
zumal dieses Patent geradezu sämtliche<br />
Hautprobleme, wie beispielsweise Akne<br />
oder Schuppenflechte, zu einer problemlosen<br />
Rasur werden lassen. ■<br />
Liz Geithner<br />
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Betriebsrenten<br />
Warum sie durch Niedrigzinsen gefährdet sind<br />
und wer für sie haftet<br />
Wirtschaft<br />
Arbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen in der<br />
Zeitschrift „Betriebliche Altersversorgung 5/<strong>2012</strong>“:<br />
„Die betriebliche Altersversorgung ist attraktiv und<br />
wird als zweite Säule unseres Alterssicherungssystems<br />
mehr denn je gebraucht.“<br />
ENSINGER<br />
IST SPORT<br />
DIE Calcium-Magnesium-POWER-QUELLE<br />
(Foto: Wikimedia/CC-3.0/Dirk Vorderstraße)<br />
Ein neues Urteil des Bundesarbeitsgerichts<br />
(BAG) bestätigt, dass Arbeitgeber<br />
haften, wenn ein Träger der betrieblichen<br />
Altersversorgung (bAV) seine Leistungen<br />
satzungsgemäß herabsetzt. Durch das<br />
anhaltende Niedrigzinsniveau, spätestens<br />
seit Einführung des Euro, muss bald<br />
so gut wie jeder Arbeitgeber mit bAV-<br />
Zusagen damit rechnen.<br />
Rechtliches Risiko des Arbeitgebers<br />
Vermittler behaupten gerne, dass die<br />
Auslagerung einer Versorgungszusage<br />
auf externe Träger der bAV (z.B. Unterstützungskasse,<br />
Pensionskasse, Pensionsfonds)<br />
den Arbeitgeber aus seiner<br />
Verantwortung entlässt. Das Gegenteil<br />
ist richtig, wie das Urteil des BAG zeigt.<br />
Bleibt der Kapitalertrag unter den in der<br />
Breite meist kalkulatorisch hoch angesetzten<br />
ca. vier Prozent zurück oder verlängert<br />
sich die Lebenserwartung über<br />
die rechnungsmäßigen Ansätze hinaus,<br />
kann dies zu einer Herabsetzung von<br />
Anwartschaften und sogar schon laufenden<br />
Rentenleis tungen bei einem Träger<br />
der bAV führen. Derartige Kürzungen<br />
sind regelmäßig in den Satzungen vorgesehen.<br />
Die allermeisten Arbeitgeber vermeiden<br />
eine Honorarberatung, und<br />
lassen sich von Vermittlern und Beratern<br />
in Beispielsrechnungen sagenhafte<br />
Renditen vorrechnen. Jene Arbeitgeber,<br />
die es ihren Mitarbeitern und oft sich<br />
selbst eigentlich nur gut meinen, zielen<br />
darauf ab, bei einem Träger der bAV das<br />
Geld anzulegen, welcher eine möglichst<br />
hohe - und damit unsicherere - Rente<br />
zusagt. Dieses Ausblenden der Arbeitgeberrisiken<br />
wird noch dadurch verstärkt,<br />
dass die eingeschalteten Steuerberater<br />
oder Wirtschaftsprüfer keine Bilanzen<br />
einschließlich aller potentiellen Risiken<br />
aufstellen. So geraten Arbeitgeber<br />
immer häufiger in die Situation einer<br />
Überschuldung, ohne es zu bemerken.<br />
Die bei bAV-Zusagen eingerechneten<br />
Zinserträge, Steuervorteile und<br />
Zuschüsse der Arbeitgeber sind keine<br />
zusätzlichen Sicherheiten, sondern sind<br />
bereits in den zugesagten Renten eingerechnet.<br />
Sie werden für die gegebenen<br />
Zusagen bereits in voller Höhe benötigt<br />
und erhöhen damit die Arbeitgeberhaftung.<br />
Dass es bisher bei einigen Trägern<br />
der bAV irgendwie meist gut gegangen<br />
ist, oder die wahren bereits eingefahrenen<br />
Verluste bisher geschickt kaschiert<br />
oder überbrückt wurden, ist kein Beweis<br />
für die Haftungsfreiheit der Arbeitgeber<br />
und die Sicherheit der dortigen Kapitalanlagen.<br />
Denn das niedrige Zinsniveau<br />
hat eine zeitverzögerte Wirkung, die<br />
dafür umso stärker wirkt.<br />
Ein enormes Haftungspotential<br />
Die heute vorhandenen Deckungsmittel<br />
in der bAV, rund 480 Mrd. Euro als bAV-<br />
Kapitalanlagen sind nicht obendrein zu<br />
den Beiträgen übrig, sondern sind als<br />
74 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Über die Autoren<br />
n Dr. Johannes Fiala, Rechtsanwalt<br />
(München), MBA Finanzdienstleistungen<br />
(Univ.), MM (Univ.), Geprüfter<br />
Finanz- und Anlageberater<br />
(A.F.A.), Bankkaufmann<br />
(www.fiala.de)<br />
n Dipl.-Math. Peter A. Schramm,<br />
Sachverständiger für Versicherungsmathematik<br />
(Diethardt), Aktuar DAV,<br />
öffentlich bestellt und vereidigt von<br />
der IHK Frankfurt am Main<br />
(www.pkv-gutachter.de)<br />
Kapitaldeckung für die Finanzierung der<br />
Zusagen erforderlich, samt bis zu vier bis<br />
sechs Prozent Zinsen jährlich darauf für<br />
die Zukunft.<br />
Es handelt sich um Deckungsmittel<br />
für Schulden (Passiva), die lebenslang<br />
mit einer hohen Zinsgarantie verzinst<br />
werden müssen. Werden nur zwei Prozent<br />
erwirtschaftet, fehlen also jährlich<br />
rund 10 bis 20 Mrd. Euro steigend, da sie<br />
auch auf die Zinseszinsen und weiteren<br />
Beiträge fehlen. Die EU möchte über<br />
die Solvency-II-Regelung das Eigenkapital<br />
bzw. Risikokapital bei den externen<br />
Trägern der bAV erhöhen, wie auch bei<br />
den Versicherern. Damit würde sich<br />
das Risiko einer Insolvenz, von Pensionsfonds<br />
und Pensionskassen in etwa<br />
halbieren. Die Bundesvereinigung der<br />
Arbeitgeberverbände wendet sich dagegen,<br />
weil dies die Arbeitgeber zusätzliche<br />
Beiträge kosten würde und mindestens<br />
die künftigen Rentenzusagen<br />
stärker vermindert werden müssten.<br />
Auch der DGB ist dagegen.<br />
Nichts Unangemessenes<br />
Konsequent und richtig ist hingegen,<br />
heute schon die neuen Zusagen zu<br />
vermindern – und mit ihnen das Haftungsrisiko<br />
der Arbeitgeber. Solvency II<br />
verlangt nichts Unangemessenes, sondern<br />
schlicht nur, dass die Anbieter<br />
sich mit ihren eigenen Risiken für die<br />
Erfüllbarkeit ihrer Zusagen frühzeitig<br />
auseinandersetzen sollen. Bei den DAX-<br />
30-Konzernen besteht eine Deckungslücke<br />
bei dafür vorgesehenen Kapitalvermögen<br />
in Höhe von 107 Mrd. Euro für<br />
die Erfüllung von Versorgungszusagen in<br />
Höhe von 281 Mrd. Euro. Lebt ein Unternehmen<br />
über seine Verhältnisse, so wird<br />
es insolvent. Das statistische Risiko dafür<br />
liegt bei etwa einem Prozent pro Jahr<br />
– ein großer Anteil der Arbeitnehmer<br />
und Betriebsrentner wird also davon<br />
betroffen sein. Die Betriebsrentner, also<br />
normale Arbeitnehmer, erhalten dann<br />
jedoch vom „Pensionssicherungsverein<br />
aG“ oft weitaus weniger, als vom eigenen<br />
Arbeitgeber einmal fürs Alter zugesagt<br />
und geplant – auch hier also eine<br />
Leistungskürzung. n<br />
Johannes Fiala, Peter A. Schramm<br />
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MV kommt voran<br />
Harry Glawe, Wirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />
zur wirtschaftlichen Lage<br />
Wirtschaft<br />
Wirtschaftsminister Harry Glawe: "Die Wirtschaft<br />
des Landes ist auf gutem Kurs"<br />
(Foto: Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus/MV)<br />
Mecklenburg-Vorpommern hat die 2008<br />
ausgelöste Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
gemeistert. „Die Wirtschaft des Landes<br />
ist auf gutem Kurs“, sagte Wirtschaftsminister<br />
Harry Glawe im Schweriner Landtag.<br />
„Betrachtet man den Abschwung<br />
im Jahr 2009 und den Aufschwung der<br />
Jahre 2010 und 2011 zusammen, so hat<br />
Mecklenburg-Vorpommern diese Phase<br />
in Ostdeutschland am besten gemeistert.<br />
Das Vor-Krisen-Niveau von 2008<br />
wurde bereits wieder erreicht.“<br />
Veränderter Arbeitsmarkt<br />
Bundesweit lag das Land damit auf<br />
dem 7. Platz – vor allen anderen neuen<br />
Bundesländern und z. B. auch vor<br />
Baden-Würt temberg, Hessen und<br />
Schleswig-Holstein. Der Arbeitsmarkt in<br />
Mecklenburg-Vorpommern hat sich in<br />
den letzten Jahren tiefgreifend verändert.<br />
Die Zahl der Erwerbstätigen ist<br />
zwischen 2005 und 2011 von jahresdurchschnittlich<br />
622.200 auf 644.100<br />
gestiegen. Die Arbeitslosigkeit verringerte<br />
sich von 160.800 (und einer Quote<br />
von 18,2 Prozent) im September 2005 auf<br />
90.400 (10,7 Prozent) im September <strong>2012</strong>,<br />
das sind rund 70.000 Arbeitslose weniger.<br />
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsplätze liegt aktuell<br />
(Juli <strong>2012</strong>) in Mecklenburg-Vorpommern<br />
bei 532.500, das sind rund 20.000 mehr<br />
als im Juli 2007 (512.200). Auch die Entwicklung<br />
im Verarbeitenden Gewerbe<br />
zwischen 2005 bis 2011 verdeutlicht die<br />
insgesamt positive Entwicklung:<br />
Hersteller von<br />
wiederverwendbaren<br />
Kunststoffverpackungen<br />
- Zahl der Betriebe (ab 50 Beschäftigte):<br />
plus 17 Prozent,<br />
- Zahl der Tätigen Personen: plus<br />
23 Prozent,<br />
- Höhe der gezahlten Entgelte: plus<br />
34 Prozent,<br />
- Umsatzsteigerung: plus 40 Prozent,<br />
- Auslandsumsatz: plus 75 Prozent.<br />
Aktuelle Umsatzentwicklung im Verarbeitenden<br />
Gewerbe:<br />
2009: minus 14,3 Prozent; 2010: plus<br />
2,9 Prozent; 2011: plus 10,6 Prozent.<br />
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Konjunkturmotor<br />
Das Verarbeitende Gewerbe in MV war<br />
2011 der Konjunkturmotor. Positiv haben<br />
sich auch Handel, Gastgewerbe und Verkehr<br />
sowie die Bauwirtschaft entwickelt.<br />
Die Konjunkturumfragen zeigen eine<br />
Fortsetzung der guten Geschäftslage<br />
und der optimistischen Stimmung der<br />
Unternehmen. Das Bruttoinlandsprodukt<br />
in Mecklenburg-Vorpommern stieg im<br />
1. Halbjahr <strong>2012</strong> preisbereinigt um 1,1 Prozent<br />
und damit im Bundesdurchschnitt.<br />
Im Durchschnitt der neuen Länder (ohne<br />
Berlin) stieg das Bruttoinlandsprodukt<br />
dagegen nur um 0,4 Prozent. Gleichwohl<br />
bestehen zwei große Fragezeichen: Zum<br />
einen das Risiko einer weltweiten Abkühlung<br />
der Konjunktur, auch vor dem Hintergrund<br />
der nicht gelösten Finanz- und<br />
76 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Schwierige Situation im Schiffbau:<br />
Der Stellenabbau in den<br />
Werften wie zuletzt in Rostock<br />
und Wismar trifft das Land<br />
schwer<br />
(Foto: yetdark/Flickr.com)<br />
Schuldenkrise. Zum anderen die schwierige<br />
Situation im Schiffbau. Der Stellenabbau<br />
in den Werften wie zuletzt<br />
in Rostock und Wismar trifft das Land<br />
schwer. Dies ist auch der Grund, warum<br />
die Beschäftigungszahl im Verarbeitenden<br />
Gewerbe des Landes in den letzten<br />
Jahren insgesamt stagniert ist. Zur Jahresmitte<br />
2011 war die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten im<br />
Schiffbau MV um rund 2.300 geringer als<br />
im Juni 2009 bedingt durch die Umstrukturierung<br />
bei den Wadan-Werften.<br />
Standortqualitäten, die überzeugen<br />
Im gleichen Zeitraum haben die übrigen<br />
Industriebranchen im Land rund 2.300<br />
zusätzliche SV-Beschäftigte im Saldo<br />
hinzugewonnen, allen voran in der Ernährungswirtschaft.<br />
Insgesamt konnten also<br />
die Arbeitsplatzverluste im Schiffbau<br />
durch die Zuwächse in anderen Industriebranchen<br />
ausgeglichen werden. Weitere<br />
Investitionen und neue Arbeitsplätze<br />
sind zu erwarten. Zum Beispiel durch<br />
die Ansiedlung von Nestlé am Standort<br />
Schwerin. Bis 2013 entstehen in dem Kaffeekapselwerk<br />
rund 450 neue Arbeitsplätze,<br />
die auf über 800 anwachsen<br />
sollen. Die Entscheidung setzt Schwerin<br />
als Standort auf die europäische Landkarte<br />
für Großinvestitionen. Eine solche<br />
Ansiedlung ist beste Werbung für Folgeinvestitionen.<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat Standortqualitäten, die überzeugen<br />
und die Wirtschaftspolitik setzt<br />
darauf, die industrielle Wertschöpfung<br />
im Land zu erhöhen, die Innovationsfähigkeit<br />
zu stärken und wissensbasierte<br />
Arbeitsplätze zu schaffen, sowie Mittelstand<br />
und Handwerk zu unterstützen:<br />
1. Industrielle Wertschöpfung im<br />
Land erhöhen<br />
2. Innovationsfähigkeit der Unternehmen<br />
stärken<br />
3. Vorhandene Stärken der Wirtschaft<br />
ausbauen<br />
4. Mittelstand und Handwerk unterstützen<br />
5. Standortmarketing<br />
6. Städtebau- und Wohnraumförderung<br />
7. Den Fachkräftebedarf sichern n<br />
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Die Tradition der Hanse<br />
Wohlstand und Gemeinschaft durch Handel<br />
Wirtschaft<br />
(Foto: Günter Schüttauf/pixelio.de)<br />
Soziale Ungerechtigkeit, große Einkommensunterschiede,<br />
unsicherer Arbeitsplätze,<br />
Ausbeutung, Egoismus und Ellbogenmentalität.<br />
So lauten die großen<br />
Vorwürfe unserer Zeit der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrisen. Adressat ist die Wirtschaft.<br />
Wie konnte es so weit kommen?<br />
Und warum steht die Wirtschaft im Verdacht,<br />
für das Übel in unserer Gesellschaft<br />
verantwortlich zu sein? Können<br />
nur soziale Einrichtungen, wohltätige<br />
Vereine und Umweltschutzorganisationen<br />
für den notwendigen Ausgleich<br />
sorgen?<br />
Für den Handel erschlossen<br />
Ein Blick in die Geschichte lohnt sich in<br />
diesem Fall. Ein Blick in eine Zeit, in der<br />
die Wirtschaft Europas zum Machtfaktor<br />
erwuchs. Im 12. Jahrhundert, der Zeit des<br />
tiefsten Mittelalters, entstand in Norddeutschland<br />
die Hanse. Sie war zunächst<br />
eine Gemeinschaft von Händlern an<br />
Ost- und Nordsee. Der Ostseezugang<br />
ermöglichte einen Handel zwischen<br />
den rohstoffreichen Gebieten Nordrusslands<br />
(z.B. Getreide, Holz, Wachs, Felle,<br />
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78 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
Pelze usw.) und den Ländern Westeuropas<br />
mit seinen Fertigprodukten (z. B.<br />
Tuche, Wein). Der Ostseeraum wurde<br />
im Zuge dessen dichter besiedelt und<br />
Ostsiedlung zunehmend für den Handel<br />
erschlossen.<br />
Wohlstand und Gemeinschaftssinn<br />
Der Stand des Kaufmannes etablierte<br />
sich gut in der europäischen Gesellschaft<br />
und die Handelswege wurden zunehmend<br />
sicherer. Die Ostsee wurde zum<br />
Hauptumschlagspunkt für Waren. Mit<br />
wachsendem Erfolg wurden die Kaufleute<br />
sesshaft, vor allem an der deutschen<br />
Ostseeküste wuchsen die Siedlungen.<br />
Durch ihre erfolgreichen Bürger gewannen<br />
die jungen, schnell wachsenden<br />
Städte im Deutschen Reich an Selbstvertrauen.<br />
Sie begannen ihre Interessen<br />
zu koordinieren und im Verbund<br />
den örtlichen Machthabern Privilegien<br />
und Rechte abzutrotzen. Wohlstand und<br />
Gemeinschaftssinn verbreiteten sich.<br />
Ein wichtiger Faktor<br />
Die Organisation der Hanse entwickelte<br />
demokratische Strukturen. Der Hansetag<br />
wurde einmal jährlich abgehalten.<br />
Nur wenn alle Hansestädte einstimmig<br />
für Vorhaben stimmten, wurden diese<br />
umgesetzt. Europa wurde befriedet.<br />
Weil die Kaufleute Interesse an sicheren<br />
Handelswegen hatten, wurde die Kriminalität<br />
bekämpft. Die Piraterie erlitt<br />
herbe Niederlagen durch die Hanse.<br />
Die Koggen benötigten sichere<br />
Gewässer von Novgorod bis London. Die<br />
Hansestadt Rostock stand Mitte des 14.<br />
Jahrhunderts auf dem Gipfel ihrer Autonomie.<br />
Stralsund war im 14. Jahrhundert<br />
nach Lübeck die bedeutendste Hansestadt<br />
im südlichen Ostseeraum. Rostock,<br />
Wismar, Greifswald und Stralsund und<br />
einige weitere Städte sorgten für sichere<br />
Handelswege zu Land und zu Wasser.<br />
Die Hanse war auf wirtschaftlichem,<br />
politischem und kulturellem Gebiet ein<br />
wichtiger Faktor. Der wachsende Handel<br />
sorgte für die Einführung schriftlicher<br />
Dokumente. Verträge und Buchführung<br />
waren für die umfangreichen Geschäfte<br />
nötig. Die Kaufleute setzten sich deshalb<br />
für die Errichtung von Schulen ein.<br />
Inoffizielles Gütesiegel<br />
Zum Ende der Hanse im 17. Jahrhundert<br />
verloren auch die Städte an der Ostsee<br />
an Bedeutung und Einfluss. Doch<br />
der Hanse werden die positiven Erscheinungen<br />
der Geschichte zugerechnet. Wo<br />
immer eine Stadt einst der Hanse angehört<br />
hat, scheint dies ihr Ansehen zu<br />
heben und es lässt sich damit werben.<br />
Erst nachdem die Ära der Hanse bereits<br />
beendet war, schmückten sich einige<br />
Städte wieder mit dem Titel „Hansestadt“.<br />
Die Hanse ist zu einem inoffiziellen<br />
Gütesiegel geworden. 1980 wurde<br />
in Zwolle in den Niederlanden die „neue<br />
Hanse“ als Lebens- und Kulturgemeinschaft<br />
der Städte über die Grenzen hinweg<br />
gegründet.<br />
Das Ziel: Gemeinschaft und Wohlstand<br />
– die Errungenschaften mutiger<br />
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Jeder Automobilhersteller hat Fahrzeuge<br />
in seiner Geschichte, die prägend und<br />
zugleich legendär sind. Der Flügeltürer<br />
von Mercedes, der Käfer von VW, der<br />
Mustang von Ford.<br />
Dies ließe sich ausgiebig fortsetzen.<br />
Opel kann diese außergewöhnlichen<br />
Wagen auch aufweisen: der Opel GT und<br />
der Opel Manta 2. Viele der Autofirmen<br />
haben inzwischen ihre Legenden in einer<br />
zeitgemäßen Interpretation neu aufgelegt.<br />
Opel nicht. Der Versuch, den GT<br />
wiederzubeleben, scheiterte. Den Manta<br />
neu aufzulegen, wünschen sich tausende<br />
Opel-Fans, vergeblich bisher.<br />
Umso mehr war dies Herausforderung<br />
für Studenten im Medienmanagement,<br />
die Kreation ihres Professors aufleben<br />
zu lassen.<br />
Besser als ihr Ruf<br />
Opel war eine Marke, die für Solidität<br />
stand. Ab dem Opel GT sorgte diese<br />
Marke für Überraschungen und mit dem<br />
Manta für Legenden. Nach schweren<br />
Jahren hat die Marke mit dem Insignia<br />
und dem neuen Astra zurück zu<br />
guten Werten gefunden, allerdings fehlen<br />
der Marke noch immer Emotionalität<br />
und Strahlkraft.<br />
Betrachten wir dabei die Marktgeschehnisse,<br />
so sind viele Parallelen zum<br />
Mutterkonzern GM zu bemerken. Der<br />
Untergang der amerikanischen Autoindustrie<br />
ist nur an Ford vorüber gegangen<br />
und hat Opel mit in den Sumpf von<br />
Fehlentscheidungen geführt. Als wir uns<br />
noch die Sprüche von Bob Lutz anhören<br />
mussten, waren die Amerikaner im eigenen<br />
Land bereits durch die japanische<br />
Autoindustrie besiegt.<br />
Die zahlreichen Diskussionen um<br />
den Fortbestand der Marke Opel ist<br />
immer nur ein Schielen auf amerikanische<br />
Entscheidungen, was die Marke,<br />
die ebenfalls von deutscher Ingenieursleistung<br />
lebt, nicht verdient hat, denn sie<br />
ist besser als ihr Ruf.<br />
Tradition und Innovation<br />
Grund genug, mal in der Uni über ein<br />
neues Traummodell nachzudenken,<br />
das ein echter Rüsselsheimer werden<br />
könnte. Der Idee einer crossmedialen<br />
Inszenierung lag eine Designstudie von<br />
Professor Arnd Joachim Garth, Mediendesign-Hochschule<br />
Berlin, zu Grunde.<br />
Diese basiert auf der Plattform des<br />
neuen Camaro von Chevrolet, also Konzernkonform.<br />
Bereits 2010 ging diese<br />
Skizze unter dem Namen Adam an den<br />
damaligen Europavertriebler der Opelianer,<br />
Alain Visser, nach Belgien. Keine<br />
Antwort ist auch eine Antwort, aber vielleicht<br />
heißt deshalb das neue Miniauto<br />
von Opel „Adam“. Der von Garth entworfene<br />
Adam jedenfalls ist ein Opel<br />
Manta-Nachfolger. Gemeinsam mit dem<br />
Masterstudiengang Medien-Kommunikations-Management<br />
wurden die Produkteigenschaften<br />
eines solchen Fahrzeuges<br />
im Zusammenhang mit einer<br />
crossmedialen Inszenierung untersucht.<br />
80 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong>
(Grafik: Prof. Arnd J. Garth)<br />
Strahlkraft eines Produktes<br />
Die Untersuchung der Sinusmilieus<br />
europaweit ergaben bestimmte Produktanforderungen.<br />
Außen hat der neue<br />
Manta die Gene der Vorfahren, gepaart<br />
mit den Eigenschaften der Muscelcar-<br />
Ära und innen gleicht er einem spacigen<br />
Apple-Store mit blauen LEDs und<br />
Internet-Technik. Ein Kriterienkatalog für<br />
Markenstrahlkraft entstand.<br />
Die Farben zum Beispiel tragen<br />
Ahnennamen wie Senatorschwarz,<br />
Admiralsblau, Rekordrot usw. Die Inszenierungsansätze<br />
für das Comeback einer<br />
Legende, die die Studenten erarbeiteten,<br />
gleichen einem Feuerwerk der Sinne.<br />
Zwischen Legende und iRobot, von<br />
Manfred mit Fuchsschwanz bis Marvin<br />
mit iPad, von Uschi bis Gaga, bis hin<br />
zu ganz pragmatischen Überlegungen<br />
wie Probefahrten nur mit vollausgestatteten<br />
Vorführwagen, um „Lust auf<br />
Alles“ zu offerieren. „Dein Auto stellt<br />
sich Dir vor“ – ein Tutorial , ähnlich des<br />
hyperintelligenten K.I.T.T. von Knight<br />
Rider, nur mit Gänsehautstimme. „...Und<br />
nun drehen Sie an dem Chrom-Knopf<br />
an der Mittelarmlehne.“ Das Auto hat<br />
kein dickes Handbuch mehr, sondern<br />
ist sprechend selbsterklärend durch das<br />
Opel-Pilot-System.<br />
In den Schubladen sterben<br />
Dennoch wird dieser Opel Manta samt<br />
seines Adam-Konzeptes in den Schubladen<br />
sterben, denn solange die Amerikaner<br />
den Opel-Automobilen bestimmte<br />
Märkte wie China und den USA verbieten,<br />
damit die Absatz-Interessen der<br />
Marke Chevrolet gewahrt bleiben, wird<br />
es keine Legenden geben, auch neu<br />
Geborene nicht. Der Versuch, die GT-<br />
Legende neu zu beleben, war in den Händen<br />
der Manager von General Motors<br />
ein todgeborenes Kind. Die Produktion<br />
wurde eingestellt und der amerikanische<br />
Bruder von Saturn galt bei den Amis<br />
im eigenen Lande auch als „terrible Car.“<br />
Das Preisargument ist der Ruintreiber<br />
Was bleibt, ist Europa und da macht<br />
Opel Chevrolet das Leben schwer. Die<br />
günstigeren Modelle von GM teilen sich<br />
die Technik mit ihrem Pendant bei Opel.<br />
Bei den Kompakten finden sich die Ingenieurs-Gene<br />
des Opel Astra auch beim<br />
Chevrolet Cruze, in der Mittelklasse sind<br />
der Insignia und der Malibu weitestgehend<br />
baugleich. Beim Kompakt-SUV<br />
Opel Mokka gibt es künftig den baugleichen,<br />
günstigeren Chevrolet Trax.<br />
Während Chevrolet im ersten Halbjahr<br />
<strong>2012</strong> für Europa einen Absatzrekord<br />
vermelden konnte, geht der Marktanteil<br />
von Opel weiter zurück. Das Preisargument<br />
im eigenen Haus ist der Ruintreiber.<br />
Hoffen wir alle auf einen unamerikanischen<br />
Deal für Opel zum Erhalt der<br />
Marke, der Werke und damit auch der<br />
Arbeitsplätze. ■<br />
Liz Geithner<br />
6/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 81
Offizielles Magazin<br />
des Wettbewerbes<br />
„Großer Preis<br />
des Mittelstandes“<br />
www.pt-magazin.de<br />
8. Jahrgang | Ausgabe 5 | <strong>2012</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Leserbriefe | Impressum<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong><br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Blühende Landschaften<br />
Scheinheiliger Aufstand<br />
Wer beschließt eigentlich die<br />
Gesetze?<br />
Unter den TOP 10<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
in Bestenliste aufgenommen<br />
Die wertvollsten Städte<br />
Wo die stärksten Unternehmen<br />
sitzen<br />
Fern ab der Masse<br />
Der VOLVO C70<br />
Mit der Headquarterstrategie Erfolg ernten<br />
Leserbrief<br />
Zum P.T. Magazin<br />
Mit altem Slogan punkten?<br />
In der Ausgabe 5 des P.T. Magazins springt<br />
mir die Überschrift „Blühende Landschaften“<br />
entgegen und das Bild mit den drei<br />
Blumentöpfen macht mich neugierig. Im<br />
Beitrag auf Seite 28 lese ich die aufschlussreiche<br />
Erklärung. Überhaupt fällt<br />
mir auf, dass das PT Magazin mit provokanten<br />
Überschriften („Wer beschließt<br />
die Gesetze“, „Verbietet Werbung“, „Hitler<br />
war doch Demokrat, oder?“ die Aufmerksamkeit<br />
des Lesers weckt und zum<br />
Nachdenken anregt. In der werbeüberfluteten<br />
Landschaft zu fordern „Verbietet<br />
Werbung“ ruft je nach Sichtweise<br />
Zustimmung oder Ablehnung hervor –<br />
angenehm kontrovers.<br />
Experten-Feder<br />
Die Beiträge im Magazin geben dem<br />
Leser tiefe Einblicke in gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge, die so konzentriert<br />
nur schwer woanders zu finden sind.<br />
Ohne den erhobenen Zeigefinger lese ich<br />
gesellschaftskritische Auseinandersetzungen<br />
zu Wirtschaft und Politik. Trotz<br />
der langen Beiträge kommen die Autoren<br />
Absatz für Absatz schnell auf den Punkt.<br />
Menschen für Menschen<br />
Der Beitrag über das Desaster im Bundestag<br />
am 28.<strong>06</strong>.<strong>2012</strong> zeigt das Ausmaß<br />
der Misere der gesamten Bundesregierung.<br />
Frei nach dem Motto: Jeder ist<br />
sich selbst der Nächste. Welche Pflichten<br />
haben überhaupt Politiker? Mit welchen<br />
Konsequenzen müssen sie bei Pflicht-<br />
Verstößen rechnen? Da spendet ein<br />
Bäcker Lebensmittel für die Tafel und<br />
wird anschließend der Steuerhinterziehung<br />
beschuldigt. Einfach erbärmlich.<br />
Das Magazin deckt soziale Schicksale auf.<br />
Hier schreiben Menschen für Menschen.<br />
Grundsätzliche Lösungen<br />
Sehr interessant zu lesen der Beitrag von<br />
Prof. Ulrich Blum über die Analyse der<br />
Leser-Telefon: 0341 24<strong>06</strong>1-00 | Leser-Fax: 0341 24<strong>06</strong>1-66<br />
Leserbriefe auch unter www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />
82 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2012</strong><br />
Zu Ausgabe: 5/<strong>2012</strong><br />
Blühende Landschaften<br />
Mit der Headquarterstrategie Erfolg ernten<br />
Wirtschaftsstruktur in den neuen und<br />
alten Bundesländern. Beim aufmerksamen<br />
Lesen finden pfiffige Kommunalpolitiker<br />
interessante Ansätze für ihre<br />
Region. Kennen Sie die Stadt Herzogenaurach<br />
mit seinen 23.000 Einwohnern?<br />
Ich bis dahin nicht. Sportbekleidungs-<br />
Hersteller Puma und Adidas verhelfen<br />
der kleinen Stadt auf Platz 14 der Börsenliga<br />
deutscher Städte <strong>2012</strong> – interessante<br />
Anregungen.<br />
Das P.T. Magazin zeigt deutlich direkt<br />
und indirekt Lösungsansätze für wirtschaftliches<br />
Wachstum auf. Wenn im<br />
Beitrag „China geht einkaufen“ auf die<br />
Gefahren für die Nischenmärkte hingewiesen<br />
wird, die Solar-Industrie einbricht,<br />
aber Müllberge Goldgruben der<br />
Zukunft sind (Matthias Horx), so könnte<br />
ein Brainstorming helfen.<br />
Falsche Werbung am richtigen Platz<br />
Das Magazin bietet den Firmen ausreichend<br />
Platz um Werbung zu schalten.<br />
Warum wird diese Möglichkeit von Firmen<br />
inhaltlich so schlecht genutzt? Die<br />
meisten Anzeigen sind eine reine Darstellung<br />
der Firma, wie beispielsweise<br />
„Wir bieten“ oder „Service wird bei uns<br />
groß geschrieben“ – selbstverständlich,<br />
schließlich ist Service ein Substantiv.<br />
„Wir bieten“ interessiert keinen Kunden.<br />
Im Mittelteil des P.T. Magazins (Seite<br />
38/39) präsentieren sich 25 Firmen mit<br />
ihren Anzeigen. In nur einer Anzeige<br />
wird der Nutzen für den Kunden dargestellt.<br />
Den Leser interessiert nicht, ob die<br />
Firma Hersteller, Marktführer, Berater,<br />
Spezialist oder Dienstleister ist, sondern<br />
der Leser fragt sich „Was ist für mich<br />
drin“. Wenn Firmen dies in ihrer Kernaussage<br />
kommunizieren, werden sie mehr<br />
Aufmerksamkeit und Neugier erregen<br />
und neue Kunden gewinnen.<br />
Holger Tiegel, Rackwitz<br />
Werbetexter<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong><br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Impressum<br />
ISSN 1860-501x | 8. Jahrgang<br />
Ausgabe 5/<strong>2012</strong><br />
Verlag: OPS Netzwerk GmbH,<br />
Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />
Tel. 0341 24<strong>06</strong>1 - 00, Fax 0341 24<strong>06</strong>1 - 66,<br />
info@op-pt.de | www.pt-magazin.de<br />
Das P.T. Magazin ist das offizi elle Maga zin<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung, eingetragen<br />
im Stiftungsregister des Re gierungs<br />
be zir kes Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />
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Redaktion:<br />
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Fiala, Hans-Walter Forkel, Volker Gallandi,<br />
Liz Geithner, Jennifer Gibson, Thomas<br />
Huber, Sven Gabor Jánszky, Christian Kalkbrenner,<br />
Matthias Krieger, Boris Kunofski,<br />
Regina Mahlmann, Dirk Maxeiner, Michael<br />
Miersch, Peter A. Schramm, Helfried<br />
C<br />
Schmidt, Andreas Steinle, Petra Tröger<br />
Korrespondenten:<br />
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Wirtschaft<br />
Grundlohn ist nicht alles<br />
Die Post<br />
im Internet:<br />
®<br />
Der<br />
.<br />
„Wir können nur das verteilen, was wir erwirtschaften“<br />
Neben dem Grundlohn erhalten alle Beschäftigten Leistungszulagen, Prämien und viele<br />
soziale Leistungen, erläuterte TMP-Geschäftsführer Bernhard Helbing (re) dem Thüringer<br />
Wirtschaftsminister Matthias Machnig während eines Rundganges.<br />
Gewinne im Unternehmen lassen und<br />
Arbeitnehmer, die begeistert sind – das<br />
seien zwei wichtige Eckpunkte in der Philosophie<br />
von TMP Fenster + Türen, welche<br />
Geschäftsführer Bernhard Helbing<br />
Mitte August vorstellte. Anlass war ein<br />
Besuch von Matthias Machnig, Minister<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Technologie<br />
in Thüringen bei dem Fensterhersteller<br />
in Bad Langensalza. „Gute-Arbeit-Tour“<br />
– unter diesem Motto besuchte Machnig<br />
verschiedene Unternehmen im Norden<br />
des Freistaates.<br />
Jetzt kostenlos registrieren unter:<br />
von diesem System und kritisiert in diesem<br />
Zusammenhang mit Nachdruck, dass<br />
sich die Gesellschaft Schritt für Schritt<br />
vom Leistungsprinzip verabschiede.<br />
„Gerade im globalen Wettbewerb, in dem<br />
wir uns alle befinden, ist Leistungsbereitschaft<br />
ein wichtiges Kriterium, um auch<br />
in der Zukunft wahre Wertschöpfungsprozesse<br />
in Deutschland zu erhalten.“<br />
Man könne nicht auf der einen Seite<br />
Mindestlöhne fordern und andererseits<br />
gerade im öffentlichen Bereich immer<br />
nur den billigsten Anbieter favorisieren,<br />
www.epost.de<br />
„Wir können nur das verteilen, was so Helbing.<br />
wir erwirtschaften“, sagte Helbing zu „Lohnzuwächse müssen mit der<br />
der Debatte zum Mindestlohn, welche Ertragsfähigkeit übereinstimmen und<br />
vom Minister angestoßen wurde und kaufmännisch verantwortbar sein“, präzisierte<br />
Helbing. Hätte TMP von der hier mindestens 8,50 Euro fordert.<br />
Anfang<br />
Alles, was einen Brief ausmacht – ganz bequem im Internet. Ob Sie eine<br />
Nur so könne man Fachkräfte halten und an 50 Cent pro Stunde mehr gezahlt,<br />
Versicherung deren Fortgang abschließen stoppen, oder lautete einen seine<br />
Handwerker wären das beauftragen in 22 Jahren wollen fünf Millionen<br />
– der<br />
E-POSTBRIEF Argumentation. ist so sicher 2011 hätte und das verbindlich Abwan-<br />
wie Euro ein mehr klassischer Lohnkosten Brief. gewesen. Denn dank<br />
Das<br />
persönlicher derungssaldo Identifizierung in Thüringen wissen bei minus<br />
Sie immer, hätte mit in wirtschaftlich wem Sie kommunizieren.<br />
schwierigen Zeiten<br />
Außerdem<br />
5.000 gelegen. erreichen<br />
„Das Sie<br />
Lohnsystem zuverlässig<br />
bei TMP<br />
jeden Adressaten.<br />
auch das Aus Und<br />
bedeuten derjenige,<br />
können. der<br />
Wichtig<br />
noch<br />
besteht aus dem Grundlohn, einem Prämienlohnanteil<br />
E-POSTBRIEF<br />
ist dem Geschäftsführer ebenfalls die<br />
keine<br />
und Adresse einem hat, leistungsbe-<br />
bekommt Ihre Eigenkapitalquote Nachricht auf von dem aus gewohnten<br />
seiner Sicht<br />
Postweg. zogenen Registrieren Verdienstbestandteil. Sie sich jetzt Letzterer unter beachtlichen www.epost.de<br />
52 Prozent. Das verschaffe<br />
wird auf der Basis der erwirtschafteten dem Unternehmen Sicherheit – auch<br />
Rohertragsquote berechnet.“ Bernhard gegenüber den Banken. Helbing betonte<br />
Helbing ist ein konsequenter Verfechter an dieser Stelle, dass TMP bisher alle<br />
(Foto: Presseagentur Fakt/Michael Schlutter)<br />
erhaltenen Zuschüsse in Form von Körperschafts-<br />
und Gewerbesteuer mit einer<br />
Quote von 150 Prozent zurückgezahlt<br />
habe. „Was ist der Politik wichtiger - Bittsteller<br />
oder Steuerzahler“, lautete hier die<br />
Fragestellung an den Minister.<br />
Unternehmer und Politiker - jeder<br />
solle auf seinem Gebiet die an ihn<br />
gestellten Aufgaben erfüllen. So hafte der<br />
Unternehmer beispielsweise mit seinen<br />
Einlagen und dem zu Buche stehenden<br />
Unternehmensvermögen. In der Politik<br />
gestalte sich das leider etwas anders.<br />
Man kann nicht mit Pauschalforderungen<br />
von der eigentlichen Kernaufgabe der<br />
Politik ablenken, formulierte Helbing mit<br />
einem deutlichen Fingerzeig in Richtung<br />
Verschuldung des Landes- und des Bundeshaushaltes<br />
seine Auffassung.<br />
Die vom Minister ebenfalls kritisierte<br />
ausufernde Leiharbeit mit Billiglöhnen sei<br />
kein Thema bei TMP. Die Quote betrage<br />
hier vier Prozent und die Einsatzdauer<br />
dieser Mitarbeiter liegt bei vier bis sechs<br />
Monaten, um Spitzen in der Saison abzufangen.<br />
Der Lohn dieser Beschäftigten<br />
läge nur geringfügig unter dem der<br />
Stammbelegschaft. Auch brauchte TMP<br />
seit 1994 keine Kurzarbeit mehr beantragen.<br />
Das liege vorrangig an der seit 1993<br />
im Unternehmen eingeführten Jahresarbeitszeitregelung.<br />
Diese trage mit dazu<br />
bei, das in den Frühjahrsmonaten, wo die<br />
Kapazitätsauslastung teilweise nur bei<br />
60 Prozent liege, dennoch 90 Prozent der<br />
Stammbelegschaft gehalten würden.<br />
Selbst mit neuen Auszubildenden<br />
habe man kein Problem, so Helbing. TMP<br />
habe in der Region einen guten Ruf.<br />
Entgegen dem allgemein negativen Trend<br />
hätten sich genügend junge Leute beworben.<br />
Zehn neue Auszubildende, davon<br />
zwei Studenten, werden im August <strong>2012</strong><br />
bei TMP anfangen. Viele soziale Leitungen<br />
wie Sonderurlaub, Arbeitsplatzanpassungen<br />
und Arbeitszeitverlagerungen<br />
sowie Anerkennungen in Form von<br />
Gutscheinen für Kino, Essen oder Tanken<br />
hätten sich herum gesprochen. Dazu<br />
komme, dass TMP als Vorbereitung enge<br />
Kooperationen mit Schulen in der Region<br />
pflege und jährlich 20 Praktikumsplätze<br />
zur Verfügung stelle. Der Geschäftsfüh-<br />
64 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong>