Die Renaissance der Hausbank
Die Renaissance der Hausbank
Die Renaissance der Hausbank
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />
lichen Aspekte das Verhältnis zwischen beiden Seiten stark<br />
prägen wird. Am Ende werden sich beide besser verstehen.<br />
Beil: Wir werden eine <strong>Renaissance</strong> des traditionellen <strong>Hausbank</strong>prinzips<br />
erleben. Das hat ja Deutschland lange Zeit von<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n unterschieden. Ich hoffe, dass in Zukunft<br />
mehr Stetigkeit in das Verhältnis zwischen Unternehmen und<br />
Banken kommt. Außerdem sollten wir Extreme vermeiden in<br />
dem Sinne, dass nicht alles aus einem Überfl uss an Liquidität<br />
heraus fi nanziert werden darf und <strong>der</strong> Preis das alleinige Entscheidungskriterium<br />
bei <strong>der</strong> Finanzierung ist.<br />
Averbeck-Schiwon: Das Kreditgeschäft ist im Grund genommen<br />
sehr einfach. Ich glaube daher auch, dass das bewährte<br />
<strong>Hausbank</strong>prinzip weiter an Bedeutung gewinnen<br />
wird, nachdem insbeson<strong>der</strong>e ausländische Banken im deutschen<br />
Firmenkundengeschäft für ein reines Konditionen-<br />
Hopping gesorgt und sich im Zuge <strong>der</strong> Krise wie<strong>der</strong> aus dem<br />
Markt verabschiedet haben. <strong>Die</strong> Lehre aus <strong>der</strong> Krise wird<br />
sein, dass das Verständnis zwischen Bank und Unternehmer<br />
besser wird. Trotzdem werden Themen wie Mezzanine-<br />
Finanzierung und Private Equity wie<strong>der</strong> eine <strong>Renaissance</strong><br />
erleben.<br />
Lütkenhaus: Das Kreditgeschäft für sich betrachtet wird nicht<br />
wesentlich an<strong>der</strong>s sein. Aber die Kunden-Bank-Beziehung<br />
wird von beiden Seiten wesentlich bewusster gestaltet werden.<br />
<strong>Die</strong> Kunden werden sehr viel deutlicher darüber nachdenken<br />
und fragen, wer ihr Partner ist und was <strong>der</strong> Gesprächspartner,<br />
dem er gegenüber sitzt, zu entscheiden hat.<br />
Ist das <strong>Hausbank</strong>prinzip bei den Unternehmern auch willkommen?<br />
Emmrich: Ich glaube, ja. Je<strong>der</strong> Unternehmer will bei <strong>der</strong> Bank<br />
einen Ansprechpartner und einen Entschei<strong>der</strong> haben, dem er<br />
in die Augen schauen kann. Das heißt aber: Sie wollen auch<br />
denjenigen sehen, <strong>der</strong> über den Kredit entscheidet, und nicht<br />
nur den Ansprechpartner aus dem Vertrieb. Schön wäre es<br />
außerdem, wenn die Unternehmer in Deutschland weniger<br />
margenorientiert denken würden. Bei <strong>der</strong> Finanzierung geht<br />
es nämlich nicht nur darum, Kosten zu senken. Unternehmer<br />
sollten sich stattdessen bewusst sein, dass höhere Risiken<br />
mehr Geld kosten.<br />
Zum Schluss zu den Banken: Sind stärkere Kontrollen nötig?<br />
Ramacher: Ich glaube nicht, dass wir im Firmenkundengeschäft<br />
mehr Regulierung brauchen. Insgesamt sollten sich<br />
die Politik und die Banken zusammensetzen und sich nicht<br />
unter Zeitdruck setzen lassen. Denn in einigen Bereichen ist<br />
das Bankgeschäft schon heute eher überreguliert. Aus meiner<br />
Sicht muss die Transparenz <strong>der</strong> Geschäftsmodelle und <strong>der</strong><br />
vorhandenen Risiken erhöht werden.<br />
Averbeck-Schiwon: Mehr Regulierung würde uns in den<br />
Geschäften einschränken. Das werden die Kunden zu spüren<br />
bekommen, weil Regulierung bei bestimmten Kreditvergabekriterien<br />
nicht haltmachen wird. Wichtiger ist das Bewusstsein<br />
bei den Beteiligten, dass an bestimmten Stellen Schluss<br />
sein muss, was die Erwartungen an Renditen anbelangt.<br />
Lütkenhaus: Das Bankgeschäft lebt wie alle an<strong>der</strong>en Geschäfte<br />
von unterschiedlichen Einschätzungen und unterschiedlichen<br />
Marktteilnehmern. Mehr Regulierung bedeutet, dass das<br />
Spiel <strong>der</strong> Kräfte am Markt, was ja gut ist im Hinblick auf eine<br />
vernünftige und möglichst rentable Kapitalallokation, behin<strong>der</strong>t<br />
wird. Realistisch ist jedoch, dass es mehr Regulierung<br />
geben wird. Aber die sollte dann tatsächlich mit Augenmaß<br />
angewendet werden<br />
Beil: Ich glaube auch, dass es mehr Regulierung geben wird.<br />
Wir müssen sie per se nicht fürchten. Es kommt nur darauf an,<br />
dass man dabei den gesunden Menschenverstand walten lässt<br />
und die Regeln zusammen mit Finanzinstitutionen entwickelt<br />
werden. Dann ließen sich Aufwand und Nutzen besser abschätzen.<br />
Wenn man aber das feingliedrige deutsche Steuerrecht<br />
o<strong>der</strong> die Regelungen zur Abgeltungsteuer betrachtet,<br />
die in den Banken einen enormen Aufwand verursachen, ist<br />
Skepsis angebracht.<br />
Emmrich: Wir brauchen nicht mehr Kontrolle, son<strong>der</strong>n mehr<br />
Eigenverantwortung. Außerdem müssen die bestehenden Gesetze<br />
und die Bestimmungen konsequenter angewendet werden.<br />
Mit ständig neuen Instrumenten wird man die Probleme<br />
nicht beseitigen können.<br />
„Das Gespräch mit <strong>der</strong> Bank sollte<br />
nicht erst stattfi nden, wenn die<br />
Liquiditätskrise da ist.“<br />
STEFAN BEIL,<br />
DEUTSCHE BANK AG, FRANKFURT<br />
56 ProFirma 05 2009