P.T. MAGAZIN 01/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Gesellschaft 39<br />
Anteil Kommunalschulden am BIP 2007 in %<br />
Baden-Württemberg<br />
8,6<br />
Bayern<br />
6,8<br />
Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-Vorpom.<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
7,7<br />
10,5<br />
10,3<br />
16,8<br />
14,4<br />
13,6<br />
15,4<br />
14,4<br />
19,4<br />
15,6<br />
22,7<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />
Keine Eintagsfliege<br />
So entstand unter Beteiligung der<br />
Bürgerschaft ein Programm (siehe<br />
Info-Kasten „Langenfelder Programm“)<br />
zur Haushaltssanierung,<br />
das im Oktober 1995 beschlossen<br />
wurde. Darin ging es nicht nur um<br />
Ausgabenkürzungen und Belastungen<br />
für die Bürger.<br />
Entscheidend ist vielmehr die<br />
Selbstverpflichtung der Verantwortlichen<br />
in Politik und Verwaltung,<br />
eigene Beschränkungen auch<br />
für die Zukunft verbindlich (!)<br />
festzuschreiben:<br />
„Dahinter stand die erklärte Absicht,<br />
keine Eintagsfliege in die Welt zu<br />
setzen, sondern auch für spätere,<br />
schwierigere Zeiten gerüstet zu<br />
sein“, kommentiert Bürgermeister<br />
Staehler in seinem Buch.<br />
Genau in diesem Punkt, der Nachhaltigkeit<br />
kommunaler Finanzpolitik,<br />
unterscheidet sich der Langenfelder<br />
Weg von dem zahlreicher<br />
vergleichbarer deutscher Städte. In<br />
jener Zeit nämlich, Mitte der 90er<br />
Jahre, entdeckten Bürgermeister<br />
und Stadtkämmerer quer durch die<br />
Bundesrepublik eine neue und bis<br />
dahin völlig unbekannte sprudelnde<br />
Geldquelle, die alle Probleme zu<br />
lösen schien. Das Zauberwort hieß<br />
„Cross-Border-Leasing“.<br />
Schnelles, faules Geld<br />
Während sich die Langenfelder<br />
Bürger und Politiker einvernehmlich<br />
selbst einen harten Sparzwang<br />
verordneten, verschleuderten Kommunalpolitiker<br />
bundesweit das<br />
Tafelsilber ihrer Bürger – und zwar,<br />
ohne sie vorher zu fragen: Wasserleitungen,<br />
Kläranlagen, Kanalisationen,<br />
Müllverbrennungsanlagen, Schienennetze,<br />
Straßenbahnen, U-Bahnen,<br />
Busse, Messehallen, Bahnhöfe, Schulen<br />
und andere öffentliche Gebäude.<br />
Wie das funktionierte, erklärt der<br />
Publizist Werner Rügemer gegenüber<br />
TELEPOLIS:<br />
„Offiziell ist das wie folgt vorgestellt<br />
worden: Eine Stadt verkauft für 30<br />
Jahre Teile ihrer Infrastruktur…an<br />
einen amerikanischen Investor,<br />
mietet sie für den gleichen Zeitraum<br />
und kauft sie nach 30 Jahren wieder<br />
zurück. Die Stadt macht das, weil der<br />
Investor in den USA einen erheblichen<br />
Steuervorteil für diese sog.<br />
steuerbegünstigten Auslandsinvestition<br />
bekommt und weil der Investor<br />
von diesem großen Steuervorteil, der<br />
über 30 Jahre fließen soll, der Kommune<br />
einen kleinen Teil abgibt. Das<br />
ist der sog. Barwertvorteil: eine einmalige<br />
Cash-Zahlung in Höhe etwa<br />
von vier Prozent der Kaufsumme.“<br />
Pressestimmen<br />
„Stähler macht in seinem Buch deutlich, was eine Kommune<br />
erreichen kann, wenn sie eine langfristige Strategie verfolgt<br />
und einen langen Atem hat.“<br />
(Welt am Sonntag)<br />
„Dass die Entschuldung Langenfelds…nichts mit Hexerei zu<br />
tun hat, sondern das Ergebnis von gut 22 Jahren Kurshaltens…<br />
ist, das skizziert Staehler auf 192 Seiten ebenso wie die sich<br />
jetzt einstellenden Früchte des Durchhaltevermögens.“<br />
(WAZ)<br />
„Dieses Buch…enthält…die knallharten Spar-Wahrheiten von<br />
‚Schulden-Terminator’ Magnus Staehler.“<br />
(BILD)<br />
Dadurch erhielten die Städte „leicht“<br />
bis zu zweistellige Millionenbeträge<br />
und könnten ihre überschuldeten<br />
Haushalte entlasten.<br />
Die Blase ist geplatzt<br />
Doch ganz so einfach ist es eben<br />
nicht, wie Rügemer dem Online-<br />
Portal berichtet: „Die Realität sieht<br />
so aus, dass die eigentlichen Akteure<br />
und Profiteure insgesamt fünf<br />
Banken sind…Der Investor hat erst<br />
einmal nur geringes Eigenkapital<br />
und muss sich den größten Teil der<br />
Kaufsumme, etwa 85 Prozent, von<br />
Banken leihen.“<br />
Dabei gehe es mitunter um Milliardenbeträge,<br />
die von einer Darlehensbank<br />
ausgereicht werden:<br />
„Die Stadt durfte aber nur den sog.<br />
Barwertvorteil von vier Prozent der<br />
Kaufsumme behalten. Die restlichen<br />
96 Prozent wurden an weitere drei<br />
Banken durchgereicht“, erklärt Rügemer<br />
und führt weiter aus:<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>