P.T. MAGAZIN 05/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Wirtschaft<br />
Cash, aber wie?<br />
(Foto: © Peter Kirchhoff/PIXELIO)<br />
Ungenutzte Liquiditätsreserven<br />
kommen Unternehmen teuer zu stehen<br />
(Treuenfels/eigBer.) - Schön, wenn<br />
es in schlechten Zeiten auch ein<br />
paar gute Nachrichten gibt: In vielen<br />
Unternehmen schlummern deutlich<br />
unterschätzte Cash-Potenziale, und<br />
diese lassen sich zumeist sehr kurzfristig<br />
aktivieren. Der Schlüssel zu<br />
diesen internen Geld-Quellen liegt<br />
in der Optimierung des Working<br />
Capital, der Differenz aus Umlaufvermögen<br />
und kurzfristigen Verbindlichkeiten.<br />
Working Capital liefert eine wichtige<br />
Kennzahl zur Beurteilung der Liquiditätssituation<br />
eines Unternehmens:<br />
Ist der Wert zu hoch, ist zu viel Kapital<br />
im Unternehmen gebunden, das<br />
anderweitig finanziert werden muss.<br />
Bei einem zu niedrigen Wert hingegen<br />
kann ein Liquiditätsengpass die<br />
Folge sein, der im schlimmsten Fall<br />
in die Insolvenz führt.<br />
Drei Themen<br />
Es geht im Kern um die drei Themen<br />
Vorratsmanagement, Forderungsund<br />
Verbindlichkeitsmanagement.<br />
Dazu gehören u. a. die Reduzierung<br />
der Lagerbestände, das Strecken von<br />
Verbindlichkeiten gegenüber Lieferan<br />
ten und die Realisierung von kürzeren<br />
Zahlungsfristen der Kunden.<br />
Alles mit dem Ziel, das gebundene<br />
Kapital im Unternehmen zu reduzieren<br />
und die Cash-Situation zu<br />
verbessern.<br />
„In guten Zeiten war die Notwendigkeit<br />
eines effektiven Working Capital<br />
Managements weniger deutlich<br />
spür bar“, sagt Bernhard von Treuenfels,<br />
Geschäftsführer Treuenfels –<br />
Finance & Controlling Careers. „Die<br />
Einsicht allerdings, dass durch mangelhaftes<br />
Working Capital Management<br />
viel Geld verschenkt wird, kam<br />
mit Aufkommen der Krise und mit<br />
der Suche nach Liquiditäts-Reserven<br />
umso schneller.“<br />
Sein oder Nicht-Sein<br />
In Krisenzeiten spüren die Unternehmen<br />
die Tragweite des Leitsatzes<br />
„Liqui dität schlägt Rentabilität“<br />
umso mehr, denn für viele bedeutet<br />
Liquidität schlicht und ergreifend<br />
Sein oder Nicht-Sein. Martin<br />
Franssen, der als Interim Manager<br />
zahlreiche internationale Finance-<br />
Projekte leitete, fasst die Thematik<br />
wie folgt zusammen: „Ein schlechtes<br />
Working Capital Ma na ge ment ist oft<br />
nicht Symptom, sondern Ursache für<br />
eine Unternehmenskrise.“<br />
Optimierungsbedarf im Mittelstand<br />
Aus Sicht von Michael Ryll, der als<br />
Berater und Interim Manager vor<br />
allem für produzierende Unternehmen<br />
Restrukturierungsprojekte<br />
leitet, gibt es bei nahezu allen Mittelständlern<br />
Optimierungsbedarf:<br />
„Auch wenn das Potenzial sehr<br />
unterschiedlich ist, die Frage des<br />
Kosten-/Nutzen-Verhältnisses einer<br />
umsetzungsorientierten Beratung<br />
kann für den mittleren Mittelstand<br />
durchgehend positiv beantwortet<br />
werden.“<br />
Mehr Cash, weniger Zinsen und ein<br />
besseres Rating – was in der Theorie<br />
verlockend und einfach klingt, stellt<br />
sich in der Praxis allerdings deutlich<br />
problematischer dar, so Michael Ryll:<br />
„Zwischen den Abteilungen Finanzen,<br />
Vertrieb und dem technischen<br />
Bereich mit Produktion sowie Forschung<br />
& Entwicklung besteht ein<br />
immerwährendes Spannungsverhältnis,<br />
das die Höhe des Working<br />
Capital beeinflusst. Jeder vertritt<br />
dabei seine eigenen Interessen.“<br />
Abteilungsinteressen hinderlich<br />
Michael Ryll erläutert dies anhand<br />
eines Beispiels: „Der Vertrieb ist an<br />
hochinnovativen Produkten interessiert,<br />
möchte seine Kunden grundsätzlich<br />
sofort beliefern können und<br />
will sie nicht durch verschärfte Zahlungskonditionen<br />
verärgern. Stimmt<br />
er sich hinsichtlich der Produktionszeiten<br />
nicht rechtzeitig mit der Lei-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2009</strong>