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Heft 1 - LUGV - Land Brandenburg

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6 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (1) 2011<br />

be gekennzeichnet (Abb. 5). Die Nesthügel<br />

der oft ausgedehnten Kolonien bestehen aus<br />

relativ feinem Pflanzenmaterial. Eng verwandt<br />

mit der Großen Kerbameise sind zwei weitere,<br />

sehr seltene Arten (F. foreli, F. pressilabris),<br />

die über dem unterirdischen Nestteil<br />

kunstvolle, zierliche Kuppeln aus Gras bauen<br />

(Abb. 6).<br />

2.2 Rote Waldameisen und biologischer<br />

Waldschutz<br />

Abb. 6<br />

Nestkuppel der sehr seltenen Kerbameisenart Formica pressilabris<br />

Abb. 5<br />

Große Kerbameise<br />

(Formica exsecta)<br />

Foto: K. Möller<br />

Foto: K. Möller<br />

Waldameisen verdanken die Beachtung von<br />

Seiten des Waldschutzes insbesondere ihrer<br />

Jagd nach Insekten (Abb. 7). Da viele Individuen<br />

auf engem Raum leben – die Zahlen in<br />

der Literatur reichen von 100.000 bis zu<br />

mehreren Millionen – ist die Wirkung auf die<br />

Biozönose durch den hohen Nahrungsbedarf<br />

enorm. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung<br />

von 1-2 Jahren muss ein Volk mit<br />

600.000 Arbeiterinnen jährlich ca. 400.000<br />

Individuen aufziehen, um die natürlichen<br />

Verluste auszugleichen. Für deren Aufzucht<br />

sind hochgerechnet nach Experimenten bzw.<br />

Stichprobezählungen verschiedener Autoren<br />

ca. 3-10 Millionen Insektenlarven pro Jahr<br />

notwendig. Dabei macht der Anteil ausgesprochener<br />

Pflanzenschädlinge in kalamitätsfreien<br />

Jahren in Mischwäldern 10 % aus<br />

(OTTO 1966). Die Beschäftigung mit Waldschutzproblemen,<br />

insbesondere während der<br />

Massenvermehrung nadel- und blattfressender<br />

Insekten, führte Forstentomologen immer<br />

wieder auch zu der Frage, wie die räuberische<br />

Ernährungsweise der Waldameisen<br />

als biologisches Mittel gegen Forstschädlinge<br />

ausgenutzt werden kann.<br />

Die Beobachtung so genannter „Grüner<br />

Inseln“ untermauerte wiederholt die waldhygienische<br />

Bedeutung der Waldameisen.<br />

Grün gebliebene Baumgruppen inmitten von<br />

Fraßgebieten während der Massenvermehrung<br />

von Forstschadinsekten konnten auf<br />

die Anwesenheit von Waldameisenvölkern<br />

zurückgeführt werden (OTTO 1967). Auch<br />

während der letzten Massenvermehrung der<br />

Nonne in <strong>Brandenburg</strong> 2004 im Biosphärenreservat<br />

Schorfheide-Chorin, wo auf den<br />

Einsatz von Insektiziden verzichtet worden<br />

war und die Schmetterlingsraupen massive<br />

Fraßschäden an den Kiefern verursachten,<br />

wurden „Grüne Inseln“ nachgewiesen (MÖL-<br />

LER 2008). Auf dem Luftbild, wo von Kahlfraß<br />

bzw. starkem Fraß betroffene Kiefernbestände<br />

als braune Flächen sichtbar sind,<br />

konnten lokal grün gebliebene Bereiche dem<br />

Einzugsgebiet von Kolonien der Kahlrückigen<br />

Roten Waldameise (Formica polyctena)<br />

zugeordnet werden (Abb. 8).<br />

Vor dem Hintergrund bestehender Waldschutzprobleme<br />

hat der Gedanke des biologischen<br />

Waldschutzes nicht an Aktualität<br />

verloren. Im nordostdeutschen Tiefland sind<br />

diese auf Grund der standörtlichen, vor allem<br />

klimatischen Verhältnisse besonders gravierend.<br />

Die forstlichen Rahmenbedingungen<br />

bestimmen die Waldgefährdung in <strong>Brandenburg</strong><br />

mit: großflächige Kiefernbestände, ein<br />

geringer mittlerer Jahresniederschlag von<br />

569 mm und eine geringe Bodennährkraft.

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