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<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

-<br />

Wie <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling zur Gestaltung organisationalen<br />

Lernens beitragen können<br />

Hauptseminararbeit<br />

Vorgelegt<br />

bei<br />

Lars Albre<strong>ch</strong>t<br />

FH Nürtingen<br />

Daniel Fick, Möhringen<br />

Katrin Hohl, Jettingen<br />

Lars Ullri<strong>ch</strong>, Viersen<br />

Sommersemester 2002


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

1 Einleitung 6<br />

2 Organisationales Lernen 8<br />

2.1Hinführung und Zielsetzung 8<br />

2.1.1 Rahmenbedingungen 8<br />

2.1.2 „Organisationales Lernen“ als na<strong>ch</strong>haltiger<br />

<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> 9<br />

2.1.3 Zielsetzung und Aufbau 11<br />

2.2<strong>Wissen</strong> 11<br />

2.2.1 <strong>Wissen</strong> in Abgrenzung zu Zei<strong>ch</strong>en, Daten<br />

und Informationen 12<br />

2.2.2 Der <strong>Wissen</strong>sbegriff in der Arbeit 12<br />

2.2.3 <strong>Wissen</strong>ssystematisierung 13<br />

2.2.3.1 Implizites und explizites <strong>Wissen</strong> 13<br />

2.2.3.2 Individuelles und kollektives <strong>Wissen</strong> 14<br />

2.2.3.3 Intellectual capital und junk knowledge 15<br />

2.2.4 Die <strong>Wissen</strong>sbasis der Organisation 15<br />

2.3Organisationales Lernen 16<br />

2.3.1 Was heißt organisationales Lernen? 17<br />

2.3.2 Auslöser organisationalen Lernens 17<br />

2.3.3 Arten organisationalen Lernens 18<br />

2.3.4 Ablauf des organisationalen Lernprozesses 19<br />

2.3.4.1 Das Stufenmodell na<strong>ch</strong> Müller-Stewens/Pautzke 19<br />

2.3.4.2 Die <strong>Wissen</strong>sspirale na<strong>ch</strong> Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i 20<br />

2.3.4.3 Kritik an Stufenmodell und <strong>Wissen</strong>sspirale 22<br />

2.3.5 Lernhindernisse und Erfolgsförderer 23<br />

2.3.6 Spei<strong>ch</strong>erung der Ergebnisse organisationalen Lernens 24<br />

2.3.7 Ansatzpunkte zur Gestaltung des Lernprozesses 24<br />

2.4Fazit 25<br />

2.4.1 Überprüfung der Zielerrei<strong>ch</strong>ung 25<br />

2.4.2 Umsetzung der Ergebnisse im Managementprozess 25<br />

1


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

3 <strong>Wissen</strong>smanagement 27<br />

3.1Einleitung 27<br />

3.1.1 Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en organisationalem Lernen<br />

und <strong>Wissen</strong>smanagement 27<br />

3.1.2 Aufbau und Zielsetzung 27<br />

3.2Ganzheitli<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong>smanagement 28<br />

3.2.1 Te<strong>ch</strong>nikorientierte vs. Humanorientierte Auslegung 28<br />

3.2.2 Konzept eines ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements 29<br />

3.2.3 Kreislauf des <strong>Wissen</strong>smanagements 30<br />

3.3<strong>Wissen</strong>s<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Ansätze zum WM 31<br />

3.3.1 Die <strong>Wissen</strong>sspirale na<strong>ch</strong> Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i 31<br />

3.3.2 Das APQC/Anderson-Rahmenkonzept 31<br />

3.3.3 Die Bausteine des <strong>Wissen</strong>smanagements na<strong>ch</strong><br />

Probst, Raub und Romhardt 32<br />

3.3.4 Kritis<strong>ch</strong>e Würdigung der Ansätze 33<br />

3.4Kernprozesse des <strong>Wissen</strong>smanagements 34<br />

3.4.1 <strong>Wissen</strong>sgenerierung 35<br />

3.4.1.1 Erwerb von <strong>Wissen</strong> 35<br />

3.4.1.2 Entwicklung von <strong>Wissen</strong> 36<br />

3.4.1.3 Problemfelder 37<br />

3.4.2 <strong>Wissen</strong>slogistik 38<br />

3.4.2.1 Barrieren der <strong>Wissen</strong>sverteilung 38<br />

3.4.2.2 Instrumente der Umsetzung 39<br />

3.4.3 <strong>Wissen</strong>snutzung 40<br />

3.4.3.1 Barrieren der <strong>Wissen</strong>snutzung 40<br />

3.4.3.2 Formen der <strong>Wissen</strong>snutzung 40<br />

3.5S<strong>ch</strong>lussbetra<strong>ch</strong>tung 42<br />

4 <strong>Wissen</strong>scontrolling 43<br />

4.1Einleitung 43<br />

4.1.1 Einführung und Zielsetzung 43<br />

4.1.2 Vorgehensweise 44<br />

4.2<strong>Wissen</strong>sstrategie 44<br />

4.2.1 Controlling-Kreislauf 44<br />

4.2.2 <strong>Wissen</strong>sziele 46<br />

2


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.2.2.1 Marktbasierter Ansatz 46<br />

4.2.2.2 Ressourcenbasierter Ansatz 47<br />

4.2.2.3 Synthese der beiden Ansätze 48<br />

4.3<strong>Wissen</strong>smessung 48<br />

4.3.1 <strong>Wissen</strong>skapital 49<br />

4.3.2 Erfolgsmessung 51<br />

4.3.2.1 Balanced Scorecard 51<br />

4.3.2.1.1 Modell der Balanced Scorecard 51<br />

4.3.2.1.2 Kritik an der Balanced Scorecard 52<br />

4.3.2.2 <strong>Wissen</strong>sbilanz na<strong>ch</strong> North/Probst/Romhardt 52<br />

4.3.2.2.1 Modell der North/Probst/Romhardt 52<br />

4.3.2.2.2 Kritik an der North/Probst/Romhardt 54<br />

4.3.2.3 Ergebnisse aus der Betra<strong>ch</strong>tung der<br />

Erfolgsmessung 55<br />

4.3.3 Aufbau eines Indikatorensystems 56<br />

4.3.4 Unternehmensverglei<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>skapitalindex 57<br />

4.4Funktionen des <strong>Wissen</strong>scontrollings 58<br />

4.4.1 Koordinationsfunktion 58<br />

4.4.2 Integrationsfunktion 58<br />

4.4.3 Informations- und Innovationsfunktion 59<br />

4.5 Fazit 60<br />

5 S<strong>ch</strong>lussbetra<strong>ch</strong>tung 61<br />

Literatur- und Quellenverzei<strong>ch</strong>nis 62<br />

3


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Abkürzungsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Abb.<br />

Abbildung<br />

Aufl.<br />

Auflage<br />

bzw.<br />

beziehungsweise<br />

bzgl.<br />

bezügli<strong>ch</strong><br />

Diss.<br />

Dissertation<br />

f. folgende<br />

ff.<br />

fortfolgende<br />

Hrsg.<br />

Herausgeber<br />

IT<br />

Information Te<strong>ch</strong>nology, Informationste<strong>ch</strong>nologie<br />

I&K Te<strong>ch</strong>nologie Informations- und Kommunikationste<strong>ch</strong>nologie<br />

Nr.<br />

Nummer<br />

o.g.<br />

oben genannte(n)<br />

S. Seite<br />

u.a.<br />

und Andere<br />

usw.<br />

und so weiter<br />

vgl.<br />

verglei<strong>ch</strong>e<br />

vs.<br />

versus<br />

WM<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement<br />

z.B.<br />

zum Beispiel<br />

z.T.<br />

zum Teil<br />

4


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Abbildungsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Abb. 1 Strukturierung der Seminararbeit 7<br />

Abb. 2 Die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis 16<br />

Abb. 3 Die vier Wege der <strong>Wissen</strong>stransformation 21<br />

Abb. 4 Die <strong>Wissen</strong>sspirale na<strong>ch</strong> Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i 22<br />

Abb. 5 Der Kreislauf des <strong>Wissen</strong>smanagements 30<br />

Abb. 6 Das APQC/Anderson-Rahmenkonzept 32<br />

Abb. 7 Bausteine des <strong>Wissen</strong>smanagements 33<br />

Abb. 8 Verbindung von organisationalem <strong>Wissen</strong> und Lernen 41<br />

Abb. 9 Controllingkreislauf und Prozess der Planung der <strong>Wissen</strong>sziele 45<br />

Abb. 10 Die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>skapitalarten 50<br />

Abb. 11 <strong>Wissen</strong>sbilanz na<strong>ch</strong> North/Probst/Romhardt 53<br />

5


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

1 Einleitung<br />

Die vorliegende Seminararbeit wird si<strong>ch</strong> mit dem Thema „<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong>“<br />

bes<strong>ch</strong>äftigen. Unser Anliegen war es zu untersu<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten si<strong>ch</strong><br />

für Unternehmen ergeben, si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine zielgeri<strong>ch</strong>tete Nutzung der Ressource<br />

<strong>Wissen</strong> einen strategis<strong>ch</strong>en <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> zu vers<strong>ch</strong>affen.<br />

Na<strong>ch</strong> einer Einführung der Bedeutung von <strong>Wissen</strong> im heutigen Unternehmenswettbewerb<br />

wird Katrin Hohl si<strong>ch</strong> weiter mit dem Prozess des organisationalen Lernens<br />

- als Grundlage der <strong>Wissen</strong>sgenerierung – bes<strong>ch</strong>äftigen.<br />

Als nä<strong>ch</strong>stes wird erläutert werden, wie <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

als Instrument der zielgeri<strong>ch</strong>teten Gestaltung des Organisatoris<strong>ch</strong>en Lernens eingesetzt<br />

werden können. Dabei wird Daniel Fick aufzeigen, wie innerhalb des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

einzelne Teilprozesse des Lernens gestaltet werden können,<br />

während Lars Ullri<strong>ch</strong> abs<strong>ch</strong>ließend auf die Einbindung des <strong>Wissen</strong>smanagements in<br />

die Unternehmensstrategie im Rahmen eines <strong>Wissen</strong>scontrollings eingehen wird.<br />

Wir haben uns ents<strong>ch</strong>lossen, gemeinsam eine Seminararbeit zu s<strong>ch</strong>reiben, weil si<strong>ch</strong><br />

hierdur<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit ergibt, ein Thema ausführli<strong>ch</strong>er und gründli<strong>ch</strong>er zu behandeln,<br />

als es im Rahmen einer Einzelarbeit mögli<strong>ch</strong> wäre. Dur<strong>ch</strong> die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Perspektiven auf das Thema, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die gemeinsame Betra<strong>ch</strong>tung und Erarbeitung<br />

der Materie ergeben, besteht die Chance, si<strong>ch</strong> ein vertieftes, und vor allem<br />

kritis<strong>ch</strong>-reflektierendes Verständnis des Themengebiets zu erarbeiten.<br />

<strong>Wissen</strong> als Kernfaktor der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, Industrien oder<br />

ganzer Wirts<strong>ch</strong>aftssysteme gewinnt immer mehr an Bedeutung, und zunehmend<br />

au<strong>ch</strong> an Aufmerksamkeit, sowohl in der Unternehmenspraxis als au<strong>ch</strong> in der Lehre.<br />

Ni<strong>ch</strong>tsdestotrotz wird si<strong>ch</strong> zeigen, dass die Komplexität und der interdisziplinäre Charakter<br />

des Themas „<strong>Wissen</strong>smanagement“ es unmögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, sämtli<strong>ch</strong>e Facetten<br />

in ausrei<strong>ch</strong>endem Maße zu beleu<strong>ch</strong>ten. Wir hoffen aber, dass wir dem Leser einen<br />

groben Überblick über das Themengebiet vers<strong>ch</strong>affen und die Neugier zur weiteren<br />

Bes<strong>ch</strong>äftigung mit der Unternehmensressource <strong>Wissen</strong> wecken können.<br />

6


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Bedeutung der Ressource<br />

<strong>Wissen</strong> als <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

Organisationales Lernen<br />

als Mittel der <strong>Wissen</strong>sgenerierung<br />

Führungssystem zur zielgeri<strong>ch</strong>teten<br />

Gestaltung<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement<br />

<strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

Abb.1: Strukturierung der Seminararbeit<br />

Quelle: Die Verfasser<br />

7


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2 Organisationales Lernen<br />

2.1 Hinführung und Zielsetzung<br />

2.1.1 Rahmenbedingungen<br />

Der Druck auf die Unternehmen dur<strong>ch</strong> interne und externe Herausforderungen steigt.<br />

Externe Herausforderungen ergeben si<strong>ch</strong> aus zunehmender Komplexität und abnehmender<br />

Heterogenität der Wettbewerbslands<strong>ch</strong>aft:<br />

Wa<strong>ch</strong>sende Globalisierung ist für viele Unternehmen ni<strong>ch</strong>t nur ein vielgebrau<strong>ch</strong>tes<br />

S<strong>ch</strong>lagwort, sie spüren die Folgen dieser Entwicklung an vers<strong>ch</strong>iedenen Stellen: Vor<br />

allem für westli<strong>ch</strong>e Unternehmen führt das Zusammenwa<strong>ch</strong>sen der Märkte zu einer<br />

Verringerung der Gewinnmargen im operativen Berei<strong>ch</strong>, da sog. Billiglohnländer<br />

bei der Produktion einen Kostenvorteil haben; die größere Zahl der Anbieter vers<strong>ch</strong>ärft<br />

den Konkurrenzdruck 1 . Das Internet als Marktplatz gewinnt zunehmend an<br />

Bedeutung und steigert die Wettbewerbsdynamik dur<strong>ch</strong> mehr Markttransparenz sowie<br />

eine Verbesserung der Kommunikation. Die Konkurrenz ist nur den berühmten<br />

„einen Mausklick“ entfernt, kurz, das Internet fördert die Globalisierung zusätzli<strong>ch</strong>.<br />

Markteintrittsbarrieren fallen und erhöhen damit die Anzahl der Konkurrenten 2 .<br />

Neben dieser wa<strong>ch</strong>senden Komplexität der ökonomis<strong>ch</strong>en und sozio-politis<strong>ch</strong>en<br />

Rahmenbedingungen 3 zwingen verkürzte Produktlebens- und Innovationszyklen zu<br />

mehr Innovationskraft, Flexibilität und s<strong>ch</strong>nelleren Reaktionszeiten. 4<br />

Rahmenbedingungen, die es zunehmend ers<strong>ch</strong>weren, aber au<strong>ch</strong> immer bedeutsamer<br />

ers<strong>ch</strong>einen lassen, einen gewinnbringenden, na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

zu generieren.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig entstehen dur<strong>ch</strong> interne Herausforderungen weitere Problemfelder.<br />

Steigende Unternehmensgrößen führen zu einer in Ineffizienz abgleitenden Komplexität.<br />

Das tayloristis<strong>ch</strong>e Modell bedeutet ni<strong>ch</strong>t nur Arbeitsteilung, sondern glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

Kompetenz- und <strong>Wissen</strong>steilung, was zu verstärkten Segmentierungstendenzen des<br />

<strong>Wissen</strong>s im Unternehmen führen kann. Für viele Aufgabenstellungen ist aber eine<br />

Symbiose vers<strong>ch</strong>iedener Kompetenzen notwendig, die aufgrund der Komplexität und<br />

Intransparenz der Organisation kaum no<strong>ch</strong> zu errei<strong>ch</strong>en ist.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Vgl. Pawlowsky, P.: Integratives <strong>Wissen</strong>smanagement, in: Pawlowsky, P. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement: Erfahrung und Perspektiven,<br />

Wiesbaden 1998, S.10.<br />

Vgl. Porter, M.: What is strategy?, in: Harvard Business Review, Nov-Dec 1996, S.63.<br />

Vgl. Raub, S., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen und Unternehmensstrategie – „Core Capabilities“ als Ziel und Resultat organisationalen<br />

Lernens, in: zfo 1/1996, S.26.<br />

Vgl. Probst, G.; Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.6.<br />

8


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.1.2 „Organisationales Lernen“ als na<strong>ch</strong>haltiger <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

Vor dem Hintergrund der o.g. Herausforderungen sollte man ni<strong>ch</strong>t das eigentli<strong>ch</strong>e<br />

unternehmeris<strong>ch</strong>e Ziel aus den Augen verlieren, dur<strong>ch</strong> einen na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

eine marktführende Position zu erlangen, die zur Generierung eines<br />

größtmögli<strong>ch</strong>en Gewinns führt.<br />

Den Ansatzpunkt zur Zielerrei<strong>ch</strong>ung findet man, indem man si<strong>ch</strong> die Frage stellt, wie<br />

eigentli<strong>ch</strong> ein <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> entsteht.<br />

Da si<strong>ch</strong> die Beziehung zwis<strong>ch</strong>en Unternehmen und Kunden über ein Preis/Nutzen-<br />

Verhältnis definiert, ergibt si<strong>ch</strong> ein <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> entweder aus einer Erhöhung<br />

des Nutzens für den Kunden oder dur<strong>ch</strong> eine Preissenkung, die das eigene Unternehmen<br />

positiv von anderen Anbietern abhebt. 5<br />

Na<strong>ch</strong>haltig kann ein <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> nur dann sein, wenn das Unternehmen<br />

Kompetenzen entwickelt, die auf Grund ihrer komplexen Herleitung s<strong>ch</strong>wer imitierbar<br />

sind und daher über einen längeren Zeitraum in einen erhöhten Kundennutzen umgewandelt<br />

werden können.<br />

Den Nutzen eines Produktes kann man erhöhen, indem man es besser auf die Bedürfnisse<br />

des Kunden abstimmt, te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong> weiterentwickelt etc. Die Kompetenz,<br />

dies zu errei<strong>ch</strong>en, basiert auf der Ressource <strong>Wissen</strong>; <strong>Wissen</strong> über Kunden, <strong>Wissen</strong><br />

über Te<strong>ch</strong>nologie, <strong>Wissen</strong> über die Konkurrenz. Die Steigerung des Kundennutzens<br />

ist im Grunde genommen unbegrenzt mögli<strong>ch</strong> ist und kann somit zu einer ständigen<br />

Verbesserung der eigenen Werts<strong>ch</strong>öpfung führen.<br />

Den Preis kann man senken, in dem man Prozesse optimiert, bessere Herstellungsmethoden<br />

findet etc. Au<strong>ch</strong> um dieses Ziel zu errei<strong>ch</strong>en, kommt man ni<strong>ch</strong>t ohne <strong>Wissen</strong><br />

aus. Jede Kosteneinsparung kommt jedo<strong>ch</strong> irgendwann an ihre Grenzen und ist<br />

daher weniger geeignet, si<strong>ch</strong> von Wettbewerbern na<strong>ch</strong>haltig abzugrenzen.<br />

Halten wir also fest, dass <strong>Wissen</strong> auf Grund seiner herausragenden Bedeutung für<br />

die Generierung eines <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>s ein geeigneter Ansatzpunkt sein könnte.<br />

Dazu müsste <strong>Wissen</strong> aber, im Hinblick auf die Na<strong>ch</strong>haltigkeit und Zweckdienli<strong>ch</strong>keit,<br />

no<strong>ch</strong> folgende Eigens<strong>ch</strong>aften aufweisen:<br />

- Einzigartig sein<br />

- S<strong>ch</strong>wer imitierbar sein<br />

- Flexibel und multifunktional sein (so dass es au<strong>ch</strong> bei si<strong>ch</strong> verändernden<br />

Marktbedürfnissen no<strong>ch</strong> einem <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> darstellt.)<br />

5<br />

Vgl. Baum, H.G., Coenenberg A.C.; Günther, T.: Strategis<strong>ch</strong>es Controlling, 2. Aufl., Stuttgart, 1999, S.26-28.<br />

9


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

- Zielgeri<strong>ch</strong>tet nutzbar sein (<strong>Wissen</strong> an si<strong>ch</strong> ist zunä<strong>ch</strong>st nur Problemlösungspotential,<br />

es muss in Produkte und Prozesse umgewandelt werden)<br />

- Weiterentwicklungsfähig (um au<strong>ch</strong> in Zukunft no<strong>ch</strong> ein <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

sein zu können)<br />

Dass <strong>Wissen</strong> an si<strong>ch</strong> oder eine bestimmte <strong>Wissen</strong>sart einige dieser Kriterien erfüllen<br />

kann, wird si<strong>ch</strong> zeigen. Allerdings kann <strong>Wissen</strong> an si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t alle Kriterien erfüllen,<br />

zur Veränderung und Weiterentwicklung von <strong>Wissen</strong> bedarf es no<strong>ch</strong> eines Prozesses:<br />

des Lernens.<br />

Also könnte <strong>Wissen</strong> in Verbindung mit einem Lernprozess, der die Nutzung, Veränderung<br />

und Weiterentwicklung von <strong>Wissen</strong> bewirkt, geeignet sein, um einen na<strong>ch</strong>haltigen<br />

<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> zu generieren. Wäre dieser Lernprozess mit einem komplexen<br />

System, z.B. einem Unternehmen verwoben und dadur<strong>ch</strong> einzigartig und s<strong>ch</strong>wer<br />

imitierbar, würde er all diese Kriterien erfüllen. Diesen Lernprozess könnte man dann<br />

als einen organisationalen, weil an das System Unternehmen gebundenen, Lernprozess<br />

bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Do<strong>ch</strong> wie muss man si<strong>ch</strong> einen sol<strong>ch</strong>en „organisationalen Lernprozess“, bei dem<br />

ni<strong>ch</strong>t ein Individuum, sondern ein System 6 lernt, vorstellen?<br />

Nehmen wir das Beispiel des einfa<strong>ch</strong>en Systems „Symphonieor<strong>ch</strong>ester“. Die Leistung<br />

des Or<strong>ch</strong>esters, Interpretation einer Mahler-Symphonie, kann ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die<br />

Summe der Einzelleistungen der Or<strong>ch</strong>estermitglieder erklärt werden. Die Interpretations-<br />

und Koordinationsleistung basiert auf gemeinsam gelerntem und geteiltem <strong>Wissen</strong>,<br />

dass dur<strong>ch</strong> einen systemis<strong>ch</strong>en, einen organisationalen Lernprozess erworben<br />

wurde und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> ein Individuum errei<strong>ch</strong>t werden kann. Glei<strong>ch</strong>es gilt für die<br />

Spielstrategie einer Fußballmanns<strong>ch</strong>aft, für die Leistung einer S<strong>ch</strong>auspielgruppe<br />

oder eben für die eines Unternehmens. 7<br />

Halten wir also fest, dass organisationale Lernprozesse grundsätzli<strong>ch</strong> in der Lage<br />

sind, einen na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> zu generieren.<br />

Was no<strong>ch</strong> fehlt, um diese These zu vervollständigen, ist eine Verknüpfung des Lernprozesses<br />

mit den Unternehmenszielen, wel<strong>ch</strong>e dem Lernen ni<strong>ch</strong>t immanent ist.<br />

Dem organisationalen Lernen eine Zielri<strong>ch</strong>tung zu geben ist die Aufgabe des Managements.<br />

6<br />

7<br />

System: Menge von Elementen, die miteinander in Beziehung stehen. Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 172.<br />

Vgl. Pawlowsky, P.: Integratives <strong>Wissen</strong>smanagement, in: Pawlowsky, P. (Hrsg.), <strong>Wissen</strong>smanagement – Erfahrungen und Perspektiven,<br />

Wiesbaden 1998, S. 17.<br />

10


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Dies ges<strong>ch</strong>ieht dur<strong>ch</strong> die Formulierung von „<strong>Wissen</strong>szielen“, der Entwicklung einer<br />

„<strong>Wissen</strong>sstrategie“ als Teil der Unternehmensstrategie und deren Einbindung in den<br />

Managementzyklus (Planung-Umsetzung-Kontrolle).<br />

Dies erfordert die Betra<strong>ch</strong>tung des kompletten Unternehmens aus einer <strong>Wissen</strong>sperspektive.<br />

Dur<strong>ch</strong> diesen letzten S<strong>ch</strong>ritt der Zielbindung organisationalen Lernens wird<br />

aus dieser jedem System gegebenen Eigens<strong>ch</strong>aft ein na<strong>ch</strong>haltiger <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>.<br />

2.1.3 Zielsetzung und Aufbau<br />

In den vorangegangenen Abs<strong>ch</strong>nitten wurde die Notwendigkeit aufgezeigt, neue<br />

Wege zur Generierung eines na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>s zu gehen. Der zielgeri<strong>ch</strong>tete<br />

organisationale Lernprozess wurde dabei als geeigneter Lösungsweg vorges<strong>ch</strong>lagen.<br />

Im Folgenden soll ein Verständnis dafür entwickelt werden, wie organisationales Lernen<br />

funktioniert und wel<strong>ch</strong>e Voraussetzungen im Unternehmen ges<strong>ch</strong>affen werden<br />

müssen, um den Prozess zielgeri<strong>ch</strong>tet zu gestalten.<br />

Dafür wird zunä<strong>ch</strong>st erläutert, was unter <strong>Wissen</strong>, dem Ergebnis organisationalen<br />

Lernens, zu verstehen ist.<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend werden der Prozess des organisationalen Lernens anhand unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Lerntheorien erklärt und Ansatzpunkte für eine zielgeri<strong>ch</strong>tete Beeinflussung<br />

aufgezeigt.<br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wird kritis<strong>ch</strong> beleu<strong>ch</strong>tet, ob das Verständnis des organisationalen Lernens<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> so weit gediehen ist, dass es als Grundlage einer neuen Managementkonzeption<br />

dienen kann.<br />

2.2 <strong>Wissen</strong><br />

Die vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Wissen</strong>s<strong>ch</strong>aftsdisziplinen arbeiten mit ganz unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Definitionen<br />

von <strong>Wissen</strong>. Sie sind z.T. sehr gegensätzli<strong>ch</strong> und betra<strong>ch</strong>ten <strong>Wissen</strong> aus<br />

jeweils unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Blickwinkeln. Dies gilt ni<strong>ch</strong>t nur für die vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Wissen</strong>s<strong>ch</strong>aften,<br />

au<strong>ch</strong> innerhalb der BWL gibt es die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Definitionsversu<strong>ch</strong>e.<br />

Im Kontext der ökonomis<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung ist es jedo<strong>ch</strong> nötig, den <strong>Wissen</strong>sbegriff so<br />

zu fassen, dass er greifbar wird und glei<strong>ch</strong>zeitig objektiv umfassend und wahr ers<strong>ch</strong>eint,<br />

kurz, aus wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t haltbar ist.<br />

11


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.2.1 <strong>Wissen</strong> in Abgrenzung zu Zei<strong>ch</strong>en, Daten und Informationen<br />

Zei<strong>ch</strong>en (z.B. Ziffern und Bu<strong>ch</strong>staben) werden dur<strong>ch</strong> eine gewisse Syntax (Ordnungsregeln)<br />

zu Daten. Daten sind zunä<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t interpretierbare Symbole.<br />

Sie werden zu Informationen, wenn sie interpretierbar sind, das heißt, wenn sie in<br />

einen Kontext gestellt werden. Das Datum 10% wird erst im Zusammenhang zur Information,<br />

z.B. 10% Arbeitslosenquote im Januar 2002.<br />

<strong>Wissen</strong> entsteht erst dur<strong>ch</strong> den Prozess der zweckdienli<strong>ch</strong>en Verknüpfung, Verarbeitung<br />

und Verankerung von Informationen in unserem Gehirn. Altes, bereits gespei<strong>ch</strong>ertes<br />

<strong>Wissen</strong> dient dabei als Anknüpfungspunkt, um neues <strong>Wissen</strong> dur<strong>ch</strong> aufgenommene<br />

Informationen in die Struktur unseres Gehirns zu integrieren. 8 Dabei ist der<br />

Übergang von Informationen zu <strong>Wissen</strong> kein sprunghafter, sondern vielmehr ein kontinuierli<strong>ch</strong>er<br />

Prozess, der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Qualitätszunahme auszei<strong>ch</strong>net. 9<br />

Diese Definition von <strong>Wissen</strong> impliziert, dass <strong>Wissen</strong> immer personengebunden ist,<br />

das heißt zum Beispiel, dass si<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong> ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> in Unternehmensdatenbanken<br />

spei<strong>ch</strong>ern lässt. Was als <strong>Wissen</strong> in Datenbanken, aufbau- und ablauforganisatoris<strong>ch</strong>en<br />

Prozessen bezei<strong>ch</strong>net wird, sind eigentli<strong>ch</strong> Informationen von sehr hoher<br />

Qualität, die <strong>Wissen</strong> sehr nahe kommen. Somit sollte es au<strong>ch</strong> Ziel jeder informationste<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en<br />

Aktivität sein, eine mögli<strong>ch</strong>st hohe Qualität der gespei<strong>ch</strong>erten Informationen<br />

zu erzielen.<br />

2.2.2 Der <strong>Wissen</strong>sbegriff in der Arbeit<br />

Folgende Definition ergänzt die in Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1 vorgestellte Perspektive auf <strong>Wissen</strong><br />

und soll dieser Arbeit zu Grunde liegen:<br />

„<strong>Wissen</strong> bezei<strong>ch</strong>net die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen<br />

zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretis<strong>ch</strong>e Erkenntnisse<br />

als au<strong>ch</strong> praktis<strong>ch</strong>e Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. <strong>Wissen</strong> stützt si<strong>ch</strong><br />

auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedo<strong>ch</strong> immer an Personen<br />

gebunden. Es wird von Individuen konstruiert und repräsentiert deren Erwartungen<br />

über Ursa<strong>ch</strong>e-Wirkungs-Zusammenhänge in einem bestimmten Kontext.“ 10<br />

Vorteil dieser weit verbreiteten Definition ist ihre Orientierung an der unternehmeris<strong>ch</strong>en<br />

Praxis, glei<strong>ch</strong>zeitig ist sie dur<strong>ch</strong> die Bindung des <strong>Wissen</strong>s an Personen eher<br />

restriktiv.<br />

8<br />

Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 155.<br />

9<br />

Vgl. North, K..: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S.40.<br />

10 Vgl. Romhardt, K.: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive – Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Intervention, Genf, Diss. 2001, S.64f.<br />

12


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.2.3 <strong>Wissen</strong>ssystematisierung<br />

Au<strong>ch</strong> hier gibt es wiederum unzählige Versu<strong>ch</strong>e der Klassifizierung von <strong>Wissen</strong>.<br />

Eine saubere Systematisierung ist wi<strong>ch</strong>tig, da spätestens die Abbildung von organisationalen<br />

Lernprozessen in IT-Strukturen es erfordert, die Art des <strong>Wissen</strong>s zu kennen.<br />

Sonst besteht die Gefahr, <strong>Wissen</strong> abbilden zu wollen, das dazu gar ni<strong>ch</strong>t geeignet<br />

ist und diese Intervention wirkungslos bleibt. Glei<strong>ch</strong>es gilt für alle anderen Maßnahmen,<br />

die zum Ziel haben, <strong>Wissen</strong> zu generieren, weiterzugeben oder zu spei<strong>ch</strong>ern.<br />

Folgende Kategorisierung ist aus wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t haltbar und für diese Arbeit<br />

relevant:<br />

2.2.3.1 Implizites und explizites <strong>Wissen</strong><br />

Die Unters<strong>ch</strong>eidung von implizitem und explizitem <strong>Wissen</strong> ist diejenige, die in der<br />

Literatur am meisten Bea<strong>ch</strong>tung findet, und neben der Unters<strong>ch</strong>eidung in individuelles<br />

und kollektives <strong>Wissen</strong> au<strong>ch</strong> die Wi<strong>ch</strong>tigste ist.<br />

Unter explizitem <strong>Wissen</strong> versteht man das <strong>Wissen</strong>, das weniger kontextgebunden,<br />

lei<strong>ch</strong>t artikulierbar, transferierbar und somit relativ einfa<strong>ch</strong> imitierbar ist. Es lässt si<strong>ch</strong><br />

in formaler, systematis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e weitergeben, es ist also mehr Verstands- und<br />

„digitales <strong>Wissen</strong>“. 11 Daher sind <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e auf Basis von explizitem <strong>Wissen</strong><br />

au<strong>ch</strong> als eher kurzfristig anzusehen. 12 Explizites <strong>Wissen</strong> wird häufig als „disembodied<br />

knowledge“ bezei<strong>ch</strong>net. 13<br />

Implizites <strong>Wissen</strong> ist hingegen persönli<strong>ch</strong> („embodied knowledge“), kontextspezifis<strong>ch</strong><br />

und daher s<strong>ch</strong>wer kommunizierbar. Es ist Erfahrungswissen, stills<strong>ch</strong>weigendes oder<br />

au<strong>ch</strong> „analoges <strong>Wissen</strong>“. 14 Implizites <strong>Wissen</strong> ist ni<strong>ch</strong>t aufzei<strong>ch</strong>en- und daher s<strong>ch</strong>wer<br />

imitierbar. <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e, die auf diesem Typ <strong>Wissen</strong> basieren, sind demna<strong>ch</strong><br />

langfristig zu bewahren.<br />

Man muss si<strong>ch</strong> die Charakterisierung von <strong>Wissen</strong> als implizit oder explizit als<br />

graduelle Eigens<strong>ch</strong>aft vorstellen, verglei<strong>ch</strong>bar einer Skala, die zu einer Zuordnung<br />

von <strong>Wissen</strong> zur einen oder anderen Ausprägung führt.<br />

11 Vgl. Nonaka, I., Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar ma<strong>ch</strong>en,<br />

Frankfurt a.M. 1997, S.72.<br />

12 Vgl. S<strong>ch</strong>neider, U.: Management in der wissensbasierten Unternehmung, in: S<strong>ch</strong>neider, U. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement, die Aktivierung<br />

des intellektuellen Kapitals, Frankfurt a.M. 1996, S. 22.<br />

13 Vgl. S<strong>ch</strong>reyögg, G.: <strong>Wissen</strong>, <strong>Wissen</strong>s<strong>ch</strong>aftstheorie und <strong>Wissen</strong>smanagement. Oder: Wie die <strong>Wissen</strong>s<strong>ch</strong>aftstheorie die Praxis einholt., in:<br />

S<strong>ch</strong>reyögg, G. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong> im Unternehmen, Konzepte, Maßnahmen, Methoden, Berlin 2001, S.8.<br />

14 Vgl. Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar ma<strong>ch</strong>en,<br />

Frankfurt a.M. 1997, S.72.<br />

13


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.2.3.2 Individuelles und kollektives <strong>Wissen</strong><br />

Die Unters<strong>ch</strong>eidung in individuelles und kollektives <strong>Wissen</strong> ist die viellei<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>wierigste,<br />

wenn man davon ausgeht, dass <strong>Wissen</strong> immer personengebunden bleibt.<br />

Dabei werden drei Aspekte immer wieder hervorgehoben: zum einen, dass gewisse<br />

Fähigkeiten und das <strong>Wissen</strong> von Organisationen ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> die Summe der Fähigkeiten<br />

der Mitarbeiter erklärbar sind. 15 Zum anderen ist zu betonen, dass streng genommen<br />

nur Individuen lernen können. 16 Wie insbesondere Organisationen denno<strong>ch</strong><br />

lernen können, wird in Abs<strong>ch</strong>nitt 2.3 behandelt.<br />

Dritter, wesentli<strong>ch</strong>er Aspekt ist, dass der Begriff des organisationalen Lernens auf<br />

Grund der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en systemtheoretis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften ni<strong>ch</strong>t mit dem Begriff<br />

des kollektiven Lernens glei<strong>ch</strong>gesetzt werden darf, sondern eine eigenständige<br />

Qualität besitzt. 17<br />

Kollektives <strong>Wissen</strong> kann am besten wie folgt bes<strong>ch</strong>rieben werden: „Der Kern der<br />

Idee des kollektiven <strong>Wissen</strong>s ist die Beoba<strong>ch</strong>tung, dass der Gehalt dieses <strong>Wissen</strong>s<br />

ni<strong>ch</strong>t von den einzelnen <strong>Wissen</strong>spartikeln geprägt ist, wel<strong>ch</strong>e in den Köpfen von Personen<br />

oder sonst wie dokumentiert vorhanden sind, sondern von den Relationen und<br />

Verknüpfungsmustern zwis<strong>ch</strong>en diesen Elementen“ 18 . <strong>Wissen</strong> ist also so in ein Netz<br />

von Beziehungen eingebettet, dass es ni<strong>ch</strong>t in Einzelteile zerlegbar ist und damit als<br />

sol<strong>ch</strong>es s<strong>ch</strong>wer zu imitieren oder zu erwerben ist. 19<br />

Individuelles <strong>Wissen</strong> ist hingegen an einen einzelnen Mens<strong>ch</strong>en gebunden und steht<br />

zunä<strong>ch</strong>st keiner größeren Gruppe zur Verfügung.<br />

Da nur Individuen <strong>Wissen</strong> erzeugen können, ist die Transformation von individuellem<br />

in kollektives <strong>Wissen</strong> zentrale Komponente kollektiven und au<strong>ch</strong> organisationalen<br />

Lernens. 20 Darauf wird in Abs<strong>ch</strong>nitt 2.3 näher eingegangen werden.<br />

15 Vgl. Romhardt, K.: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive – Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Intervention, Genf, Diss. 2001, S.80<br />

16 Vgl. Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar ma<strong>ch</strong>en,<br />

Frankfurt a.M. 1997, S.71<br />

17 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 108<br />

18 Willke, H.: Inviting self-organization through organizational design: the case of the knowledge based enterprise, Bielefeld , Arbeitspapier<br />

1995, S.295<br />

19 Vgl. S<strong>ch</strong>neider, U.: Management in der wissensbasierten Unternehmung, in: S<strong>ch</strong>neider, U. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement, die Aktivierung<br />

des intellektuellen Kapitals, Frankfurt a.M. 1996, S.22<br />

19 Vgl. Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar ma<strong>ch</strong>en,<br />

Frankfurt a.M. 1997, S.86<br />

20 Vgl. Nonaka, I., Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar ma<strong>ch</strong>en,<br />

Frankfurt a.M. 1997, S.71<br />

14


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.2.3.3 Intellectual capital und junk knowledge<br />

Die Wertdimension berücksi<strong>ch</strong>tigt, dass ni<strong>ch</strong>t jedes <strong>Wissen</strong> automatis<strong>ch</strong> eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Ressource für das Unternehmen ist.<br />

Man kann zwis<strong>ch</strong>en werts<strong>ch</strong>öpfendem (intellectual capital) und ni<strong>ch</strong>twerts<strong>ch</strong>öpfendem<br />

<strong>Wissen</strong> (junk knowledge) unters<strong>ch</strong>eiden. 21 Diese Unters<strong>ch</strong>eidung ist wi<strong>ch</strong>tig, um<br />

die unternehmeris<strong>ch</strong>e Bemühungen auf jene <strong>Wissen</strong>steile zu bes<strong>ch</strong>ränken, die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

zur Zeilerrei<strong>ch</strong>ung (vgl. 1.2) führen.<br />

2.2.4 Die <strong>Wissen</strong>sbasis der Organisation<br />

Die <strong>Wissen</strong>sbasis umfasst sämtli<strong>ch</strong>e impliziten und expliziten <strong>Wissen</strong>sbestandteile<br />

auf individueller, kollektiver und organisatoris<strong>ch</strong>er Ebene, die einer Organisation zur<br />

Lösung ihrer Aufgaben grundsätzli<strong>ch</strong> zur Verfügung stehen. 22 Darüber hinaus umfasst<br />

sie die Daten- und Informationsbestände, auf wel<strong>ch</strong>em dieses <strong>Wissen</strong> aufbaut.<br />

23 Man kann sie plastis<strong>ch</strong> als das Gedä<strong>ch</strong>tnis des Unternehmens bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Dabei kann man na<strong>ch</strong> Pautzke fünf S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten von organisationalem <strong>Wissen</strong> unters<strong>ch</strong>eiden:<br />

24<br />

Die erste S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t umfasst in Anlehnung an Duncan/Weiss von allen Organisationsmitgliedern<br />

geteiltes, zwis<strong>ch</strong>en den Organisationsmitgliedern kommunizierbares,<br />

weitgehend konsentes und integriertes <strong>Wissen</strong>. 25 Bespiele sind Organisationskultur,<br />

Weltbilder, Sinnmodelle etc. Diese S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t umfasst das „eigentli<strong>ch</strong>e“ organisationale<br />

<strong>Wissen</strong>.<br />

Die zweite S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t der <strong>Wissen</strong>sbasis besteht aus dem individuellen <strong>Wissen</strong> der Organisationsmitglieder,<br />

dass sie der Organisation zur Verfügung stellen.<br />

S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t 1 und 2 bilden zusammen die aktuelle <strong>Wissen</strong>sbasis des Unternehmens.<br />

Die weiteren S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten beinhalten das individuelle <strong>Wissen</strong> der Mitglieder, das der<br />

Organisation ni<strong>ch</strong>t zu Verfügung steht; <strong>Wissen</strong>, über das zunä<strong>ch</strong>st nur Metawissen<br />

vorhanden ist, das allerdings dur<strong>ch</strong> gewissen Aufwand zu bes<strong>ch</strong>affen wäre, und sogenanntem<br />

sonstigen „kosmis<strong>ch</strong>en“ <strong>Wissen</strong>.<br />

Die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit, dass <strong>Wissen</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zur Problemlösung eingesetzt wird,<br />

nimmt von innen na<strong>ch</strong> außen kontinuierli<strong>ch</strong> ab. 26<br />

21 Vgl. Nohr, H.: Einführung in das <strong>Wissen</strong>smanagement, Hamburg, Arbeitspapier 2000, S.7<br />

22 Vgl. Pautzke, G.: Die Evolution der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis: Bausteine zu einer Theorie des organisatoris<strong>ch</strong>en Lernens, Herrs<strong>ch</strong>ing<br />

1989, S. 63.<br />

23 Vgl. Romhardt, K.: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive – Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Intervention, Genf, Diss. 2001, S.68.<br />

24 Vgl. Pautzke, G.: Die Evolution der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis: Bausteine zu einer Theorie des organisatoris<strong>ch</strong>en Lernens, Herrs<strong>ch</strong>ing<br />

1989, S.79ff.<br />

25 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 124.<br />

26 Vgl. Romhardt, K.: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive – Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Intervention, Genf, Diss. 2001, S.65.<br />

15


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Latente <strong>Wissen</strong>sbasis (3 und 4)<br />

Aktuelle <strong>Wissen</strong>sbasis (1 und 2)<br />

Von allen geteiltes <strong>Wissen</strong><br />

(1)<br />

Der Organisation zugängli<strong>ch</strong>es individuelles<br />

<strong>Wissen</strong> (2)<br />

Der Organisation ni<strong>ch</strong>t zugängli<strong>ch</strong>es individuelles<br />

<strong>Wissen</strong> (3)<br />

<strong>Wissen</strong> der Organisation, über das ein Metawissen in der Organisation<br />

vorhanden ist (4)<br />

Sonstiges kosmis<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong> (5)<br />

Abb. 2: Die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an Romhardt, K.: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive –<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Intervention, Genf, Diss. 2001, S.66.<br />

2.3 Organisationales Lernen<br />

Das Vorhandensein einer organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis impliziert, dass das Unternehmen<br />

gelernt hat. Do<strong>ch</strong> wie hat das Unternehmen gelernt? Und wie kann eine<br />

Organisation überhaupt als Ganzes wissen, wenn <strong>Wissen</strong> immer personengebunden<br />

bleibt?<br />

Antworten auf diese Fragen versu<strong>ch</strong>t die Theorie zur lernenden Organisation zu geben.<br />

Allerdings gibt es „die Theorie“ eigentli<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t, vielmehr muss man bis jetzt<br />

mit einer großen, unvollständigen Sammlung von Puzzlestücken unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Ansätze auskommen, die jeweils nur Teilerklärungen bieten können. 27<br />

Denno<strong>ch</strong> können sie eine Vorstellung vom organisationalen Lernen vermitteln, die<br />

Grundlage von Konzepten der zielgeri<strong>ch</strong>teten Nutzung des organisationalen Lernprozesses<br />

zur Generierung eines na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>s sind.<br />

27 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 113.<br />

16


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.3.1 Was heißt organisationales Lernen?<br />

„Unter organisationalem Lernen ist der Prozess der Erhöhung und Veränderung der<br />

organisationalen Wert- und <strong>Wissen</strong>sbasis, die Verbesserung der Problemlösungsund<br />

Handlungskompetenz sowie die Veränderung des gemeinsamen Bezugsrahmens<br />

von und für die Mitglieder innerhalb der Organisation zu verstehen.“ 28<br />

Organisationales Lernen erfolgt über Individuen und deren Interaktion, die ein verändertes<br />

Ganzes mit eigenen Fähigkeiten und Eigens<strong>ch</strong>aften s<strong>ch</strong>affen. Somit ist individuelles<br />

Lernen Voraussetzung institutionellen Lernens, da eine Organisation ohne<br />

Individuen kein <strong>Wissen</strong> erzeugen kann 29 .<br />

Das Lernen eines sozialen Systems ist ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> der Summe der individuellen<br />

Lernprozesse und Ergebnisse. Somit ist organisationales <strong>Wissen</strong> au<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>, das<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t alleine auf <strong>Wissen</strong> und Fähigkeiten der Organisationsmitglieder zurückführen<br />

lässt, und damit eine sog. emergente Eigens<strong>ch</strong>aft der Organisation 30 . Organisationales<br />

Lernen besitzt eine eigenständige Qualität, die si<strong>ch</strong> von der des individuellen<br />

Lernens unters<strong>ch</strong>eidet. Der Unters<strong>ch</strong>ied ergibt si<strong>ch</strong> aus den We<strong>ch</strong>selwirkungen zwis<strong>ch</strong>en<br />

den Organisationsmitgliedern und deren Beziehung zum Ganzen. 31<br />

2.3.2 Auslöser organisationalen Lernens<br />

Organisationales Lernen findet dann statt, wenn Organisationsmitglieder eine Aufgabenstellung<br />

mit ihrer bisherigen Herangehensweise ni<strong>ch</strong>t lösen können oder diese<br />

Handlungstheorie 32 ni<strong>ch</strong>t das gewüns<strong>ch</strong>te Ergebnis erzielt. 33 Umwelt- und Bequemli<strong>ch</strong>keitsstress,<br />

Zweifel, aber au<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>enmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Konflikte führen dazu, dass<br />

das Auseinanderklaffen von Erwartung und Ergebnis dur<strong>ch</strong> kritis<strong>ch</strong>e Betra<strong>ch</strong>tung der<br />

eigenen oder anderer Handlungstheorien zu Lernen führt. 34<br />

Eine weitere Gruppe an Triggern liegt im Ressourcenrei<strong>ch</strong>tum einer Organisation<br />

(organizational slack). Freie Kapazitäten s<strong>ch</strong>affen die Flexibilität und den Innovationsfreiraum<br />

für organisationales Lernen. 35 Allerdings muss zum Ressourcenrei<strong>ch</strong>tum<br />

die entspre<strong>ch</strong>ende Motivation der Organisationsmitglieder hinzukommen.<br />

28 Vgl. Probst, G.; Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.17.<br />

29 Vgl. Senge, P.: Die fünfte Disziplin, 3.Aufl, Stuttgart 1996, S. 171.<br />

30 Vgl. Raub, S.; Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen und Unternehmensstrategie – core capabilities als Ziel und Resultat organisationalen<br />

Lernens, in: zfo 1/1996, S.28.<br />

31 Probst, G.; Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994., S. 20.<br />

32 Handlungstheorie: verhaltensbezogene Hypothesen, die das mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Verhalten/Handeln prägen. Diese gehen von der eigenen Erkenntnis-<br />

bzw. <strong>Wissen</strong>sbasis aus. Vgl. Wahren, H.-K.: Das lernende Unternehmen; Berlin, New York 1996, S.46.<br />

33 Vgl. Wahren, H.-K.: Das lernende Unternehmen; Berlin, New York 1996, S.51.<br />

34 Vgl. Probst, G., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.49.<br />

35 Vgl. Probst, G., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.51.<br />

17


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.3.3 Arten organisationalen Lernens<br />

Es stellt si<strong>ch</strong> die Frage, auf wel<strong>ch</strong>e Arten eine Organisation lernt und wie si<strong>ch</strong> die Art<br />

des Lernens auf das daraus resultierende <strong>Wissen</strong> auswirkt.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> kann man hierbei Anpassungs-, Veränderungs- und Prozesslernen<br />

unters<strong>ch</strong>eiden. 36<br />

Anpassungs- und Prozesslernen lassen si<strong>ch</strong> am besten anhand des Ansatzes von<br />

Agyris und S<strong>ch</strong>ön erklären, wobei Anpassungslernen dem „single-loop learning“ entspri<strong>ch</strong>t<br />

und „double-loop learning“ als Synonym für Veränderungslernen zu verstehen<br />

ist.<br />

Während das single-loop learning nur auf die Behebung eines aktuellen Fehlers abzielt,<br />

werden beim double-loop learning Normen, Strategien, Handlungsroutinen oder<br />

grundsätzli<strong>ch</strong>e Annahmen über die Welt in Frage gestellt. Der Auslöser für doubleloop<br />

learning ist die Erkenntnis, dass das single-loop learning ni<strong>ch</strong>t zu umfassenden<br />

Veränderungen führt, und damit ein Problem ni<strong>ch</strong>t dauerhaft gelöst werden kann. 37<br />

Ein Beispiel für single-loop learning wäre, wenn bei der Qualitätskontrolle eines Produktes<br />

ein Fehler festgestellt wird, der daraufhin an diesem Produkt behoben wird.<br />

Double-loop learning findet statt, wenn si<strong>ch</strong> die Mitarbeiter über tieferliegende Ursa<strong>ch</strong>en<br />

des Produktfehlers Gedanken ma<strong>ch</strong>en und daraufhin das Produktionsverfahren,<br />

um zukünftige Fehler dieser Art zu vermeiden, modifizieren und damit bisherige<br />

Handlungsroutinen und Arbeitsanweisungen dauerhaft verändern.<br />

Anpassungs- und Veränderungslernen unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> im Umfang ihres Wirkungsberei<strong>ch</strong>es<br />

und in ihrer Na<strong>ch</strong>haltigkeit. Streng genommen könnte man sagen,<br />

dass eine Organisation beim single-loop learning ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong> gelernt hat, weil das<br />

Anpassungsgelernte ni<strong>ch</strong>t in Handlungstheorien, Organisations- oder IT-Strukturen<br />

gespei<strong>ch</strong>ert wird.<br />

Die dritte Art des Lernens, das Prozesslernen, ist als eine Art Metalernen zu sehen.<br />

„Prozesslernen ist die Einsi<strong>ch</strong>t über den Ablauf der Lernprozesse, in dem Lernen zu<br />

lernen der zentrale Bezugspunkt ist“ 38 . Es zielt auf die Bewusstma<strong>ch</strong>ung der Notwendigkeit<br />

der Reflektion der eigenen und der organisatoris<strong>ch</strong>en Handlungstheorien<br />

ab. Denn Lernprozesse werden dur<strong>ch</strong> die Erkennung von Fehlern und S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />

ausgelöst (vgl. 2.3.2), was nur dur<strong>ch</strong> die kritis<strong>ch</strong>e Wahrnehmung der Umwelt mögli<strong>ch</strong><br />

36 Vgl. Probst, G., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.35.<br />

37 Vgl. Wahren, H.-K.: Das lernende Unternehmen; Berlin, New York 1996, S.53.<br />

38 Probst, G., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.39.<br />

18


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

ist. Dieses Lernen zu lernen wird na<strong>ch</strong> Bateson au<strong>ch</strong> häufig als „Deutero-Lernen“<br />

bezei<strong>ch</strong>net. 39<br />

2.3.4 Ablauf des organisationalen Lernprozesses<br />

Dieser Abs<strong>ch</strong>nitt soll auf den Prozess des organisationalen Lernens eingehen, der<br />

eingangs, unter der Prämisse der Zielgeri<strong>ch</strong>tetheit, als Mögli<strong>ch</strong>keit bezei<strong>ch</strong>net wurde,<br />

dem Unternehmen einen na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> zu vers<strong>ch</strong>affen.<br />

Ebenso vage und umstritten, wie die individuelle Lerntheorie ist, gestalten si<strong>ch</strong> die<br />

theoretis<strong>ch</strong>en Modelle, die versu<strong>ch</strong>en, den organisationalen Lernprozess abzubilden.<br />

Im Folgenden soll das weitrei<strong>ch</strong>end akzeptierte Stufenmodell von Müller-<br />

Stewens/Pautzke, das si<strong>ch</strong> an Pautzkes <strong>Wissen</strong>sbasis-Modell (vgl. 2.4) anlehnt, sowie<br />

die <strong>Wissen</strong>sspirale von Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i vorgestellt werden. Während die <strong>Wissen</strong>sspirale<br />

mehr die Wege der <strong>Wissen</strong>sweitergabe beleu<strong>ch</strong>tet, geht das Stufenmodell<br />

eher auf die Ebenen des organisationalen Lernens ein.<br />

2.3.4.1 Das Stufenmodell von Müller-Stewens/Pautzke<br />

Das Stufenmodell von Müller-Stewens/Pautzke umfasst die vier Ebenen individuelles<br />

Lernen(1), individuelles Lernen als Bestandteil organisationalen Lernens(2), kollektives<br />

Lernen(3) und organisationales Lernen(4). 40<br />

Das lernende Individuum (Stufe 1 und 2) ist Ausgangspunkt des organisationalen<br />

Lernprozesses. Individuelles Lernen wird dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene kognitive und behavioristis<strong>ch</strong>e<br />

sowie soziale Lerntheorien erfasst, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in den Disziplinen<br />

Psy<strong>ch</strong>ologie, Humanbiologie und Medizin anzusiedeln sind. Darauf soll im Rahmen<br />

dieser Seminararbeit ni<strong>ch</strong>t eingegangen werden.<br />

Die Handlungen der Individuen innerhalb der Organisation beruhen zunä<strong>ch</strong>st auf individuellem<br />

<strong>Wissen</strong>. Der betreffende Mens<strong>ch</strong> kann sein Handeln kritis<strong>ch</strong> reflektieren<br />

und auf Grund der S<strong>ch</strong>lüsse, die er aus diesem Hinterfragen zieht, Verbesserungen<br />

oder Modifizierungen seines Handelns vornehmen. Stellt der Mens<strong>ch</strong> dieses<br />

Dazugelernte der (aktuellen (vgl. 2.2.4)) organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis zur<br />

Verfügung, liegt eine Veränderung der <strong>Wissen</strong>sbasis und damit per Definition ein<br />

organisationaler Lernprozess vor (vgl. 2.3.1).<br />

39 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 149.<br />

40 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 199.<br />

19


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Allerdings ist ni<strong>ch</strong>t gewährleistet, dass der <strong>Wissen</strong>sträger sein <strong>Wissen</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

dem Unternehmen zur Verfügung stellt. Zudem geht dieses <strong>Wissen</strong> verloren, sobald<br />

der <strong>Wissen</strong>sträger das Unternehmen verlässt.<br />

Die dritte Stufe, kollektives Lernen, findet statt, wenn si<strong>ch</strong> eine Gruppe gemeinsam<br />

mit einer Materie befasst und gemeinsam die Verbesserungs- und Modifizierungsprozesse<br />

wie beim individuellen Lernen dur<strong>ch</strong>laufen. Dur<strong>ch</strong> Dialoge ist eine Gruppe<br />

in der Lage, völlig neues <strong>Wissen</strong> hervorzubringen.<br />

Das <strong>Wissen</strong>, das dur<strong>ch</strong> einen kollektiven Lernprozess entsteht, ist in den Köpfen<br />

mehrerer <strong>Wissen</strong>sträger gespei<strong>ch</strong>ert; damit minimiert si<strong>ch</strong> das Risiko für ein Unternehmen,<br />

dur<strong>ch</strong> den Fortgang eines <strong>Wissen</strong>strägers <strong>Wissen</strong> ganz zu verlieren.<br />

Das neu erworbene kollektive <strong>Wissen</strong> kann außerdem weiteres, individuelles Lernen<br />

anregen und damit eine Art Lawineneffekt erzielen.<br />

Wie au<strong>ch</strong> beim individuellen Lernen ist hier ni<strong>ch</strong>t gewährleistet, dass dieses <strong>Wissen</strong><br />

in der organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis „konserviert“ wird.<br />

Ents<strong>ch</strong>eidend ist die vierte Stufe, die Institutionalisierung des organisationalen Lernens.<br />

Dies ges<strong>ch</strong>ieht dur<strong>ch</strong> Aufbereitung von Handlungswissen in einfa<strong>ch</strong>er und zugängli<strong>ch</strong>er<br />

Form, das dann jedem Mitarbeiter der Organisation zur Verfügung steht. Wird<br />

dieses <strong>Wissen</strong> wieder von den Mitarbeitern gelernt und in der Praxis erprobt, ist ein<br />

organisationaler Lernprozess abges<strong>ch</strong>lossen. Dieser Vorgang ist na<strong>ch</strong> Müller-<br />

Stewens/Pautzke der zentrale Punkt des organisationalen Lernens. 41<br />

2.3.4.2 Die <strong>Wissen</strong>sspirale na<strong>ch</strong> Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i<br />

Die <strong>Wissen</strong>sspirale bes<strong>ch</strong>reibt vier Wege der <strong>Wissen</strong>sweitergabe, wobei die Transformation<br />

von implizitem in explizites <strong>Wissen</strong> (Externalisierung) als der zentrale Prozess<br />

angesehen wird: 42<br />

- Sozialisation (Implizit – Implizit):<br />

Lernen dur<strong>ch</strong> den Austaus<strong>ch</strong> über gemeinsame Erfahrungen, Na<strong>ch</strong>ahmung<br />

und Übung.<br />

- Externalisierung (Implizit – Explizit):<br />

Zentraler Prozess der <strong>Wissen</strong>stransformation, da er implizites <strong>Wissen</strong> für die<br />

Organisation nutzbar ma<strong>ch</strong>t. Externalisierung ges<strong>ch</strong>ieht dur<strong>ch</strong> Dokumentation,<br />

41 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 200-205.<br />

42 Vgl. Vgl. Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar<br />

ma<strong>ch</strong>en, Frankfurt a.M. 1997, S.85.<br />

20


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Dialog der Mitarbeiter, kollektives Na<strong>ch</strong>denken 43 und funktioniert am besten<br />

unter Zuhilfenahme von Symbolen, Analogien, Metaphern und Bildern. 44<br />

- Kombination (Explizit – Explizit)<br />

Bereits externalisiertes <strong>Wissen</strong> wird zusammengefügt, um dur<strong>ch</strong> die Synergie<br />

bzw. das Zusammenfassen einen größeren Nutzen zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

- Internalisierung (Explizit – Implizit):<br />

Internalisierung erfolgt dur<strong>ch</strong> die Prozesse der Aufnahme, Ergänzung und<br />

Neuordnung erhaltenen <strong>Wissen</strong>s im Gehirn des Empfängers. 45<br />

Zielpunkt<br />

Implizites <strong>Wissen</strong> Explizites <strong>Wissen</strong><br />

Implizites<br />

<strong>Wissen</strong><br />

Sozialisation<br />

Austaus<strong>ch</strong><br />

erlebten<br />

<strong>Wissen</strong>s<br />

Externalisierung<br />

Konzeptuelles <strong>Wissen</strong><br />

entsteht dur<strong>ch</strong><br />

Kodifizierung/Dokumentation<br />

Ausgangspunkt<br />

Explizites<br />

<strong>Wissen</strong><br />

Internalisierung<br />

<strong>Wissen</strong> wird individuell<br />

operationalisiert<br />

Kombination<br />

Systemis<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong><br />

dur<strong>ch</strong> Zusammenfügen<br />

bekannten <strong>Wissen</strong>s<br />

Abb.3: Die vier Wege der <strong>Wissen</strong>stransformation<br />

Quelle: der Verfasser in Anlehnung an North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden<br />

1999, S. 50 und Nonaka, Takeu<strong>ch</strong>i: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s S.85<br />

Die Dimension, auf die Müller-Stewens/Pautzke eher ihren S<strong>ch</strong>werpunkt gelegt haben,<br />

bezei<strong>ch</strong>nen Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i als die ontologis<strong>ch</strong>e Dimension.<br />

Sie besteht aus den Stufen Individuum, Gruppe, Organisation (Unternehmen) und<br />

Unternehmensinteraktion (über Unternehmensgrenzen hinweg gehendes Lernen). 46<br />

43 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1999, S.51.<br />

44 Vgl. Wahren, H.-K.: Das lernende Unternehmen, Berlin, New York 1996, S.174.<br />

45 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1999, S.51.<br />

46 Vgl. Vgl. Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s - Wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar<br />

ma<strong>ch</strong>en, Frankfurt a.M. 1997, S.86.<br />

21


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Die <strong>Wissen</strong>sspirale s<strong>ch</strong>raubt si<strong>ch</strong> bei der Abfolge der Transformationsprozesse (Sozialisation,<br />

Externalisierung, Kombination und Internalisierung) 47 immer eine ontologis<strong>ch</strong>e<br />

Stufe höher.<br />

Ontologis<strong>ch</strong>e Dimension<br />

Sozialisation<br />

Externalisierung<br />

Internalisierung<br />

Kombination<br />

Abb.4: Die <strong>Wissen</strong>sspirale na<strong>ch</strong> Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i<br />

Quelle: Kai Heyler, in Anlehnung an die Ausführungen von Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation<br />

des <strong>Wissen</strong>s: wie japanis<strong>ch</strong>e Unternehmen eine bra<strong>ch</strong>liegende Ressource nutzbar ma<strong>ch</strong>en, Frankfurt<br />

1997, S. 86 ff.<br />

2.3.4.3 Kritik an Stufenmodell und <strong>Wissen</strong>sspirale<br />

Das Stufenmodell von Müller-Stewens/Pautzke weist einige logis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en auf.<br />

Der zentrale Aspekt des Modells ist die Stufe 4: organisationales Lernen dur<strong>ch</strong> Aufbereitung<br />

und Bereitstellung für alle Organisationsmitglieder. Sie setzt die Spei<strong>ch</strong>erung<br />

von <strong>Wissen</strong> in einfa<strong>ch</strong>er und jedem Mitarbeiter zugängli<strong>ch</strong>er Form voraus. Abgesehen<br />

davon, dass die Spei<strong>ch</strong>erung trotz ihrer augens<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Bedeutung für<br />

dieses Modell ni<strong>ch</strong>t angespro<strong>ch</strong>en wird, muss diese Spei<strong>ch</strong>erung und Verfügbarma<strong>ch</strong>ung,<br />

vor allem in einer großen Organisation, dur<strong>ch</strong> Dokumentation in digitaler<br />

Form erfolgen. Das heißt, sie ist ni<strong>ch</strong>t mehr personengebunden. Ni<strong>ch</strong>t nur, dass dieses<br />

Gespei<strong>ch</strong>erte per <strong>Wissen</strong>sdefinition (die au<strong>ch</strong> bei Müller-Stewens/Pautzke explizit<br />

personengebunden ist) ni<strong>ch</strong>t mehr <strong>Wissen</strong>, sondern ledigli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Information<br />

sein kann. Damit s<strong>ch</strong>ließt dieses Modell für si<strong>ch</strong> implizites <strong>Wissen</strong> als Gegenstand<br />

organisationalen Lernens aus, da implizites <strong>Wissen</strong> ni<strong>ch</strong>t auf diese Weise spei<strong>ch</strong>er-<br />

47 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1999, S.52.<br />

22


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

und kommunizierbar ist. Wie in Abs<strong>ch</strong>nitt 2.3.1 bes<strong>ch</strong>rieben, ist aber gerade das implizite<br />

<strong>Wissen</strong> besonders geeignet, um einen kaum imitierbaren <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

zu generieren, dementspre<strong>ch</strong>end wäre derartiges organisationales <strong>Wissen</strong> von größeren<br />

Interesse als das hier bes<strong>ch</strong>riebene explizite <strong>Wissen</strong>.<br />

Die <strong>Wissen</strong>sspirale von Nonaka/Takeu<strong>ch</strong>i weißt zwar derartige S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t auf,<br />

bes<strong>ch</strong>reibt den Prozess des organisationalen Lernens aber nur sehr vage und abstrakt.<br />

2.3.5 Lernhindernisse und Erfolgsförderer<br />

Zentrales Hemmnis für organisationales Lernen ist, so paradox es klingt, die Unfähigkeit<br />

zu Verlernen. Lernen verändert und zerstört bisherige <strong>Wissen</strong>sstrukturen und<br />

wird verhindert dur<strong>ch</strong> krampfhaftes Festhalten an Altbewährtem. Verlernen heißt, alte<br />

Denkweisen und altes Handlungsrepertoire zugunsten von Neuem über Bord zu werfen<br />

und in Kauf zu nehmen, dass Lernen bisheriges <strong>Wissen</strong> und damit bisheriges<br />

Handeln verändern kann. Normen, Privilegien und Tabus, die keinen Wandel zulassen,<br />

können diesen Prozess ebenso hemmen wie die fehlende Bereits<strong>ch</strong>aft einzelner,<br />

ihre bisherigen Handlungsmuster zu verändern. 48<br />

Diese fehlende Bereits<strong>ch</strong>aft kann mehrere Ursa<strong>ch</strong>en haben, wie zum Beispiel die<br />

Angst, Veränderungen ni<strong>ch</strong>t gewa<strong>ch</strong>sen zu sein oder die Glei<strong>ch</strong>setzung des Eingeständnisses<br />

eigener Lernbedürftigkeit mit S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e oder Inkompetenz. Ursa<strong>ch</strong>e kann<br />

aber au<strong>ch</strong> ganz einfa<strong>ch</strong> die mangelnde Fähigkeit sein, den Nutzen des eigenen <strong>Wissen</strong>s<br />

für andere zu erkennen und es deshalb ni<strong>ch</strong>t dem organisationalen Lernprozess<br />

zugängli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en (Ressortblindheit). Glei<strong>ch</strong>e Konsequenzen bringt die Befür<strong>ch</strong>tung<br />

von Ma<strong>ch</strong>tverlust dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>sweitergabe („<strong>Wissen</strong> ist für mi<strong>ch</strong> nur dann<br />

Ma<strong>ch</strong>t, wenn i<strong>ch</strong> es allein besitze“). 49<br />

Förderli<strong>ch</strong> für organisationales Lernen ist eine Unternehmenskultur, die die strategis<strong>ch</strong>e<br />

Bedeutung von Lernen kommuniziert und die Mitarbeiter zu „<strong>Wissen</strong>sarbeitern“<br />

ma<strong>ch</strong>t, indem sie zum einen Prozesswissen (vgl. 2.3.3) fördert und zum anderen Mitarbeitern<br />

Zeit und Ressourcen für Kreativität , Reflektion und Innovation (vgl. 2.3.2)<br />

gibt und Lernen belohnt. Zudem fördert eine geeignete Kommunikationsinfrastruktur<br />

den gedankli<strong>ch</strong>en Austaus<strong>ch</strong> und begünstigt damit die in 2.3.4.2 bes<strong>ch</strong>riebenen Prozesse<br />

der <strong>Wissen</strong>sweitergabe/-generierung 50 .<br />

48 Vgl. Probst, G., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen, Wiesbaden 1994, S.73.<br />

49 Vgl. Güldenberg, S., Es<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong>, R.: Organisatoris<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong> und Lernen – erste Ergebnisse einer qualitativ-empiris<strong>ch</strong>en Erhebung, in<br />

zfo 1/1996, S.5.<br />

50 Vgl. Zack, M.: Developing a knowledge strategy, in: California Management Review No. 3, Spring 1999, S. 127.<br />

23


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

2.3.6 Spei<strong>ch</strong>erung der Ergebnisse organisationalen Lernens<br />

Hat das Unternehmen gelernt, stellt si<strong>ch</strong> die Frage, wie und wo die Ergebnisse des<br />

organisationalen Lernprozesses gespei<strong>ch</strong>ert werden.<br />

Wenn individuelle Fähigkeiten ihre Entspre<strong>ch</strong>ung auf organisationaler Ebene finden,<br />

so tun sie das in Gestalt von organisatoris<strong>ch</strong>en Routinen. Organisatoris<strong>ch</strong>e Routinen<br />

können also als Integration individueller Fähigkeiten in den Gestaltungsrahmen komplexer<br />

organisationaler Abläufe verstanden werden. 51<br />

Implizites <strong>Wissen</strong>, das in Handlungsroutinen gespei<strong>ch</strong>ert ist, ist ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> fixiert.<br />

Es findet si<strong>ch</strong> in den in den Köpfen der Mitarbeiter verankerten Kommunikations- und<br />

Handlungsabläufen. 52<br />

Explizites <strong>Wissen</strong> kann relativ einfa<strong>ch</strong> kodifiziert und weitergegeben werden (vgl.<br />

2.3.1 und 3.4.2) und eignet si<strong>ch</strong> daher für die Spei<strong>ch</strong>erung in Form von ho<strong>ch</strong>wertiger<br />

Information, beispielsweise dur<strong>ch</strong> Dokumentation von Unternehmensnormen und<br />

–werten, Organigrammen und Arbeitsanweisungen. Diese Informationen können<br />

dann auf informationste<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>er Ebene abgebildet werden.<br />

Aufbau-, sowie ablauforganisatoris<strong>ch</strong>e und informationste<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>e Strukturen<br />

sind wiederum bloße Spei<strong>ch</strong>er von ho<strong>ch</strong>wertigen Informationen, die erst dur<strong>ch</strong> die<br />

Verbindung mit den Mitarbeitern tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es organisationales <strong>Wissen</strong> ausma<strong>ch</strong>en.<br />

2.3.7 Ansatzpunkte zur Gestaltung des Lernprozesses<br />

Bisher wurde bes<strong>ch</strong>rieben, wel<strong>ch</strong>e Prozesse beim organisationalen Lernen ablaufen.<br />

Zu klären ist no<strong>ch</strong>, ob und wie der organisationale Lernprozess beeinflusst werden<br />

kann. 53<br />

Fest steht, dass Träger tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>s immer Individuen sind und si<strong>ch</strong> der<br />

eigentli<strong>ch</strong>e mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Lernprozess der Kontrolle von Außen entzieht. 54 Was allerdings<br />

gestaltet werden kann, sind die Rahmenbedingungen, unter denen si<strong>ch</strong> die<br />

individuellen Lernprozesse im Unternehmen und die Überführung des daraus entstandenen<br />

<strong>Wissen</strong>s in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis vollziehen. So können<br />

S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stellen im organisationalen Lernprozess lokalisiert und dur<strong>ch</strong> unterstützende<br />

Maßnahmen eingedämmt werden, um Lernen im Unternehmen insgesamt zu fördern.<br />

51 Vgl. Raub, S., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen und Unternehmensstrategie – core capabilities als Ziel und Resultat organisationalen<br />

Lernens, in: zfo 1/1996, S.27.<br />

52 Vgl. Raub, S., Bü<strong>ch</strong>el, B.: Organisationales Lernen und Unternehmensstrategie – core capabilities als Ziel und Resultat organisationalen<br />

Lernens, in: zfo 1/1996, S.28.<br />

53 Vgl. Sonntag, K.H., Wege zur Lernkultur und organisationalen Effizienz, in: Dr. Wieselhuber & Partner (Hrsg.), Handbu<strong>ch</strong> Lernende<br />

Organisation, Wiesbaden 1997, S.51.<br />

54 Vgl. Sattelberger, T., Personalentwicklung neuer Qualität dur<strong>ch</strong> Renaissance helfender Beziehungen, in: Sattelberger, T. (Hrsg.), Die<br />

lernende Organisation, Wiesbaden 1991, S. 212.<br />

24


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Vor allem gilt es aber, die Generierung und Nutzung desjenigen <strong>Wissen</strong>s zu fördern,<br />

das Bestandteil der Kernkompetenzen des Unternehmens ist und dadur<strong>ch</strong> der Erlangung<br />

eines na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> dienen kann. S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ist die Förderung<br />

von organisationalem Lernen mit Aufwand verbunden und sollte deshalb zielgeri<strong>ch</strong>tet<br />

und erfolgsorientiert erfolgen<br />

In knappen Worten sind die Ansatzpunkte im Setzen von Lernimpulsen (vgl. 2.3.4.1),<br />

dem Abbau von lernhemmenden und dem Aufbau von erfolgsfördernden Faktoren<br />

(vgl. 2.3.5) sowie der S<strong>ch</strong>affung der Infrastrukturen zur Spei<strong>ch</strong>erung (vgl. 2.3.6) zu<br />

sehen.<br />

2.4 Fazit<br />

2.4.1 Überprüfung der Zielerrei<strong>ch</strong>ung<br />

Zielsetzung der Abhandlung über <strong>Wissen</strong> und organisationales Lernen war, die theoretis<strong>ch</strong>en<br />

Grundlagen zu legen, um das organisationale Lernen zielgeri<strong>ch</strong>tet beeinflussen<br />

zu können. Dieses Ziel ist dann errei<strong>ch</strong>t , wenn es gelungen ist, den Prozess<br />

des organisationalen Lernens in seiner Funktionsweise verständli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Die<br />

bisherigen organisationalen Lerntheorien stehen zwar auf dem Fundament langjähriger<br />

Erfahrungen in der Individual- und Systemtheorie, zei<strong>ch</strong>nen aber no<strong>ch</strong> ein eher<br />

vages Bild und erfüllen dieses Ziel damit ni<strong>ch</strong>t in vollem Umfang. Aufgrund mangelnder<br />

praktis<strong>ch</strong>er Verifizierung der organisationalen Lerntheorien ist es zudem ni<strong>ch</strong>t<br />

auszus<strong>ch</strong>ließen, dass sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bewahrheiten werden.<br />

Erst dur<strong>ch</strong> eine Umsetzung von Managementkonzepten, die auf diesen Ansätzen<br />

des organisationalen Lernens beruhen, werden si<strong>ch</strong> die Wirkungsweisen der Lernprozesse<br />

im Unternehmen klarer herausstellen und die organisationale Lerntheorie<br />

empiris<strong>ch</strong> überprüfbar.<br />

2.4.2 Umsetzung der Ergebnisse im Managementprozess<br />

Bisher wurde aufgezeigt, wel<strong>ch</strong>e Lernprozesse si<strong>ch</strong> im Unternehmen abspielen, die<br />

individuelles <strong>Wissen</strong> in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis überführen und zum Bestandteil<br />

der Unternehmenskompetenzen ma<strong>ch</strong>en können.<br />

Die theoretis<strong>ch</strong>en Modelle organisationalen Lernens müssen Eingang in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Ebenen und Aufgaben des Managements finden, um den organisationalen<br />

Lernprozess zielgeri<strong>ch</strong>tet und erfolgbringend zu beeinflussen (vgl. 1.1.2).<br />

Auf strategis<strong>ch</strong>er und operativer Ebene muss das theoretis<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong> über organisationales<br />

Lernen in wirksame Konzepte und Instrumente zur Steuerung des Lern-<br />

25


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

prozesses umgesetzt werden (vgl. 2.3.7). Dies ist die Aufgabe des „<strong>Wissen</strong>smanagements“<br />

und soll in Abs<strong>ch</strong>nitt 2 der Arbeit bes<strong>ch</strong>rieben werden. Existierende Konzepte<br />

und Instrumente des „<strong>Wissen</strong>smanagements“ müssen anhand der Kenntnisse<br />

über <strong>Wissen</strong> und Lernen auf ihre Einsetzbarkeit überprüft werden.<br />

Das <strong>Wissen</strong> über <strong>Wissen</strong> und Lernen ist au<strong>ch</strong> dann notwendig, wenn es darum geht,<br />

geeignete Instrumente/Indikatoren zur Überprüfung von <strong>Wissen</strong>serfolgen zu entwickeln.<br />

Die organisationale Lerntheorie findet somit au<strong>ch</strong> Eingang in das „<strong>Wissen</strong>scontrolling“<br />

und den strategis<strong>ch</strong>en Managementkreislauf. Darauf soll in Abs<strong>ch</strong>nitt 3<br />

der Arbeit eingegangen werden.<br />

Im weiteren Verlauf der Arbeit gilt es also, auf Basis der theoretis<strong>ch</strong>en Grundlagen<br />

die Betra<strong>ch</strong>tung des Unternehmens aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive zu komplettieren.<br />

26


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

3 <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

3.1 Einleitung<br />

3.1.1 Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en organisationalem Lernen und <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

Um Verwe<strong>ch</strong>slungen zu vermeiden, ist es notwendig, die Begriffe des organisationalen<br />

Lernens und des <strong>Wissen</strong>smanagements, die in der Literatur häufig synonym verwendet<br />

werden, voneinander abzugrenzen.<br />

Probst, Gilbert und Romhardt grenzen das <strong>Wissen</strong>smanagement in erster Linie anhand<br />

seiner Anwendungsorientierung vom organisationalen Lernen ab. Das Modell<br />

des organisationalen Lernens bes<strong>ch</strong>reibt und erklärt Veränderungsprozesse der organisationalen<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis 55 . Ziel des <strong>Wissen</strong>smanagements ist es hingegen,<br />

dur<strong>ch</strong> Interventionen in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis, <strong>Wissen</strong> in <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e<br />

umzusetzen, die ans<strong>ch</strong>ließend als Ges<strong>ch</strong>äftserfolge messbar werden 56 . Gegenstand<br />

des <strong>Wissen</strong>smanagements ist also die Gestaltung und Lenkung der Veränderungsprozesse<br />

der organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis 57 .<br />

Organisationales Lernen bzw. das Konzept der lernenden Organisation und <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

bauen demna<strong>ch</strong> aufeinander auf, organisationales Lernen ist als<br />

Voraussetzung für <strong>Wissen</strong>smanagement zu verstehen 58 .<br />

3.1.2 Aufbau und Zielsetzung<br />

Im Rahmen der vorliegenden Seminararbeit wird <strong>Wissen</strong>smanagement als Instrument<br />

zur Umsetzung von <strong>Wissen</strong>szielen verstanden.<br />

Zunä<strong>ch</strong>st soll theoretis<strong>ch</strong> hergeleitet werden, wel<strong>ch</strong>e Aspekte zu bea<strong>ch</strong>ten sind,<br />

wenn ein ganzheitli<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong>smanagementkonzept erfolgrei<strong>ch</strong> im Unternehmen<br />

implementiert werden soll. Ans<strong>ch</strong>ließend werden einige wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Ansätze<br />

vorgestellt und unter dem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt der Praxisrelevanz miteinander vergli<strong>ch</strong>en.<br />

Darauf aufbauend werden Kernprozesse des <strong>Wissen</strong>smanagements identifiziert sowie<br />

Instrumente, die bei deren Umsetzung hilfrei<strong>ch</strong> sind, vorgestellt und kritis<strong>ch</strong> beurteilt.<br />

55 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 44f.<br />

56 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S.149.<br />

57 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 59.<br />

58 Vgl. Nohr, H.: Einführung in das <strong>Wissen</strong>smanagement, in: Arbeitspapiere <strong>Wissen</strong>smanagement Nr. 5/2000, S. 8.<br />

27


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Abs<strong>ch</strong>ließend soll kurz auf die aktuelle Situation der Unternehmen im Hinblick auf die<br />

Einführung bzw. Umsetzung eines ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements eingegangen<br />

werden.<br />

3.2 Ganzheitli<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

3.2.1 Te<strong>ch</strong>nikorientierte vs. humanorientierte Auslegung<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> kann man zwis<strong>ch</strong>en zwei extremen Ausprägungen der Umsetzung von<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement im Unternehmen unters<strong>ch</strong>eiden. Viele Konzepte beziehen si<strong>ch</strong><br />

entweder auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf eine te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e oder eine humanorientierte Auslegung<br />

des <strong>Wissen</strong>smanagements.<br />

Im Rahmen einer te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Auslegung des <strong>Wissen</strong>smanagements wird <strong>Wissen</strong><br />

weitgehend mit Informationen glei<strong>ch</strong>gesetzt, also als Objekt betra<strong>ch</strong>tet, und kann<br />

somit wie Kapital, Material oder Betriebsmittel bewirts<strong>ch</strong>aftet werden 59 . <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> in diesem Fall auf den Einsatz von Informations- und<br />

Kommunikationste<strong>ch</strong>nologien zur Datenverarbeitung, -spei<strong>ch</strong>erung, -distribution<br />

usw., unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> daher kaum vom Informationsmanagement 60 . Sämtli<strong>ch</strong>e<br />

Maßnahmen bes<strong>ch</strong>ränken si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf die Verwaltung expliziten <strong>Wissen</strong>s,<br />

während der gesamte Berei<strong>ch</strong> des impliziten <strong>Wissen</strong>s ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt wird.<br />

Eine humanorientierte Auslegung des <strong>Wissen</strong>smanagements ist dadur<strong>ch</strong> gekennzei<strong>ch</strong>net,<br />

dass der Mens<strong>ch</strong> als <strong>Wissen</strong>sträger im Zentrum der Betra<strong>ch</strong>tung steht 61 .<br />

Diese Si<strong>ch</strong>tweise betont den Prozess<strong>ch</strong>arakter des <strong>Wissen</strong>s und die Elemente der<br />

Selbstorganisation. Sämtli<strong>ch</strong>e Aktivitäten im Rahmen des <strong>Wissen</strong>smanagements bes<strong>ch</strong>ränken<br />

si<strong>ch</strong> daher auf die Gestaltung von Rahmenbedingungen und Kontexten,<br />

dur<strong>ch</strong> die der Prozess der <strong>Wissen</strong>sgenerierung und -nutzung gefördert bzw. unterstützt<br />

werden soll. 62 Na<strong>ch</strong>teilig ist, dass die prozessunterstützenden Instrumente der<br />

Informationste<strong>ch</strong>nologie ni<strong>ch</strong>t genutzt werden.<br />

Legt man si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf eine dieser Auslegungen fest, werden die We<strong>ch</strong>selwirkungen,<br />

die si<strong>ch</strong> im Gesamtbild eines Unternehmens in Zusammenhang mit<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement ergeben, verna<strong>ch</strong>lässigt 63 . Gefordert wird daher ein ganzheitli<strong>ch</strong>es<br />

<strong>Wissen</strong>smanagementkonzept, das sowohl Aspekte der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en als au<strong>ch</strong><br />

der humanorientierten Auslegung des <strong>Wissen</strong>smanagements berücksi<strong>ch</strong>tigt, - wenn<br />

59 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S.150.<br />

60 Vgl. Mandl, H.; Reinmann-Rothmeier, G.: <strong>Wissen</strong>smanagement, Mün<strong>ch</strong>en 2000, S. 9.<br />

61 Vgl. Bullinger, H.-J. u.a.: Mit <strong>Wissen</strong>smanagement neue Potentiale ers<strong>ch</strong>ließen, in: S<strong>ch</strong>eer, A.-W. (Hrsg.): Electronic Business und<br />

Knowledge Management – Neue Dimensionen für den Unternehmenserfolg, Heidelberg 1999, S. 57.<br />

62 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S.151.<br />

63 Vgl. Bullinger, H.-J. u.a.: Mit <strong>Wissen</strong>smanagement neue Potentiale ers<strong>ch</strong>ließen, in: S<strong>ch</strong>eer, A.-W. (Hrsg.): Electronic Business und<br />

Knowledge Management – Neue Dimensionen für den Unternehmenserfolg, Heidelberg 1999, S. 57.<br />

28


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

erforderli<strong>ch</strong> - um bestimmte Aspekte ergänzt, und in den klassis<strong>ch</strong>en Managementprozess<br />

einbindet.<br />

3.2.2 Konzept eines ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

Die im Unternehmen stattfindenden Lernprozesse sind der direkten Beeinflussung<br />

dur<strong>ch</strong> Managementaktivitäten weitgehend entzogen, da Träger von <strong>Wissen</strong> stets<br />

Mens<strong>ch</strong>en sind, in deren Köpfen si<strong>ch</strong> die Lernprozesse vollziehen. <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

kann si<strong>ch</strong> daher nur auf die S<strong>ch</strong>affung optimaler Rahmenbedingungen, innerhalb<br />

derer diese Lernprozesse ungehindert stattfinden können, bes<strong>ch</strong>ränken (vgl.<br />

2.3.7).<br />

Von Interesse ist vor diesem Hintergrund zunä<strong>ch</strong>st die Gestaltung der informationste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Dimension. Ziel ist es, die Mitarbeiter bei der Generierung und Anwendung<br />

von <strong>Wissen</strong> dur<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ende te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Infrastrukturen zu unterstützen.<br />

Da dur<strong>ch</strong> die Organisation sowohl die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander als<br />

au<strong>ch</strong> des Unternehmens als Ganzes zu seiner Umwelt gestaltet werden, muss im<br />

Rahmen eines ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements jederzeit gewährleistet werden,<br />

dass die internen Kommunikationswege im Hinblick auf den Transfer zwis<strong>ch</strong>en individuellem<br />

und organisationalem <strong>Wissen</strong> optimiert werden (vgl. 2.3.5). S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />

müssen Humanressourcen als dritte Gestaltungsdimension miteinbezogen werden,<br />

da der gesamte Prozess des <strong>Wissen</strong>smanagements in hohem Maße von der Akzeptanz<br />

und frühzeitigen Einbindung der Mitarbeiter abhängt, deren <strong>Wissen</strong> in der Gesamtheit<br />

den maßgebli<strong>ch</strong>en Teil der organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis eines Unternehmens<br />

darstellt. 64<br />

Kann man die Mitarbeiter von der Bedeutung des <strong>Wissen</strong>smanagements für den Unternehmenserfolg<br />

ni<strong>ch</strong>t überzeugen, sind sämtli<strong>ch</strong>e Maßnahmen im Rahmen des<br />

<strong>Wissen</strong>smanagements von Anfang an zum S<strong>ch</strong>eitern verurteilt 65 . Ziel des sogenannten<br />

Human Ressource Management ist es daher, eine Unternehmenskultur zu<br />

s<strong>ch</strong>affen, die einen kontinuierli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>stransfer unterstützt 66 .<br />

64 Vgl. Bullinger, H.-J. u.a.: Mit <strong>Wissen</strong>smanagement neue Potentiale ers<strong>ch</strong>ließen, in: S<strong>ch</strong>eer, A.-W. (Hrsg.): Electronic Business und Knowledge<br />

Management – Neue Dimensionen für den Unternehmenserfolg, Heidelberg 1999, S. 58.<br />

65 Vgl. Bullinger, H.-J.; Prieto, J.: <strong>Wissen</strong>smanagement: Paradigma des intelligenten Wa<strong>ch</strong>stums – Ergebnisse einer Unternehmensstudie in<br />

Deuts<strong>ch</strong>land, in Pawlowsky, P. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement: Erfahrung und Perspektiven, Wiesbaden 1998, S. 88.<br />

66 Vgl. Mühleck, K.; Dörner, A.: Nutzung der Informationste<strong>ch</strong>nologie für die Gestaltung eines ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements, in<br />

S<strong>ch</strong>eer, A.-W. (Hrsg.): Electronic Business und Knowledge Management – Neue Dimensionen für den Unternehmenserfolg, Heidelberg<br />

1999, S. 136.<br />

29


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

3.2.3 Kreislauf des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

Der S<strong>ch</strong>lüssel für ein erfolgrei<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong>smanagement liegt im Verständnis von<br />

<strong>Wissen</strong> als Prozess. Ausgangspunkt sind <strong>Wissen</strong>sziele, die auf den einzelnen Ebenen<br />

aus den Unternehmenszielen abgeleitet werden. Alle Aktivitäten im Rahmen des<br />

<strong>Wissen</strong>smanagements sollen dabei helfen, diese <strong>Wissen</strong>sziele zu verwirkli<strong>ch</strong>en.<br />

Hauptziel ist die Umsetzung von <strong>Wissen</strong> in na<strong>ch</strong>haltige <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e, die als<br />

Ges<strong>ch</strong>äftserfolge messbar werden 67 .<br />

Die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ansätze zum <strong>Wissen</strong>smanagement, auf die im nä<strong>ch</strong>sten Kapitel<br />

näher eingegangen wird, bes<strong>ch</strong>äftigen si<strong>ch</strong> mit Interventionsmögli<strong>ch</strong>keiten, die<br />

innerhalb der drei Gestaltungsdimensionen Te<strong>ch</strong>nik, Organisation und Human Ressource<br />

Management eingeordnet werden können und zur Errei<strong>ch</strong>ung der <strong>Wissen</strong>sziele<br />

führen sollen.<br />

Im Rahmen der <strong>Wissen</strong>sbewertung findet abs<strong>ch</strong>ließend ein Abglei<strong>ch</strong> des Errei<strong>ch</strong>ten<br />

mit der ursprüngli<strong>ch</strong>en Zielsetzung statt, daraus können Maßnahmen abgeleitet werden,<br />

dur<strong>ch</strong> die der gesamte Kreislauf erneut angestoßen wird.<br />

<strong>Wissen</strong>sziele<br />

Maßnahmen im Rahmen eines<br />

ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

Organisation<br />

<strong>Wissen</strong>sbewertung<br />

IT<br />

Human<br />

Abb. 5: Der Kreislauf des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

Quelle: Der Verfasser.<br />

67 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S. 136.<br />

30


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

3.3 <strong>Wissen</strong>s<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Ansätze zum WM<br />

In der Literatur existiert eine Vielzahl von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ansätzen zum <strong>Wissen</strong>smanagement.<br />

Diese abs<strong>ch</strong>ließend zu behandeln würde den Rahmen dieser<br />

Seminararbeit sprengen. Stattdessen sollen in knapper Form einige der interessantesten<br />

Ansätze beleu<strong>ch</strong>tet werden. Es geht dabei weniger um eine detaillierte Darstellung<br />

der Inhalte als eine mögli<strong>ch</strong>st knappe Vorstellung der Konzeptionen.<br />

Dana<strong>ch</strong> geht es darum zu überprüfen, ob die ausgewählten Ansätze den Ansprü<strong>ch</strong>en<br />

eines ganzheitli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>smanagements, auf die in Kapitel 3.2.2 eingegangen<br />

wurde, genügen. Außerdem soll kurz auf deren Praxistaugli<strong>ch</strong>keit im Hinblick auf<br />

die Errei<strong>ch</strong>ung der <strong>Wissen</strong>sziele eingegangen werden.<br />

3.3.1 Die <strong>Wissen</strong>sspirale von Nonaka und Takeu<strong>ch</strong>i<br />

Da das Modell der <strong>Wissen</strong>sspirale eher im Berei<strong>ch</strong> des organisationalen Lernens<br />

anzusiedeln ist, wurde darauf bereits im ersten Teil der vorliegenden Arbeit eingegangen<br />

(vgl. 2.3.4.2).<br />

Das Modell der <strong>Wissen</strong>sspirale bes<strong>ch</strong>reibt den Prozess der <strong>Wissen</strong>ss<strong>ch</strong>affung dur<strong>ch</strong><br />

Zusammenwirken von implizitem und explizitem <strong>Wissen</strong>. Nonaka und Takeu<strong>ch</strong>i unterteilen<br />

diesen Prozess in vier S<strong>ch</strong>ritte der <strong>Wissen</strong>sumwandlung:<br />

• von implizitem zu implizitem <strong>Wissen</strong>: Sozialisation<br />

• von implizitem zu explizitem <strong>Wissen</strong>: Externalisierung<br />

• von explizitem zu explizitem <strong>Wissen</strong>: Kombination<br />

• von explizitem zu implizitem <strong>Wissen</strong>: Internalisierung<br />

Kernprozess ist die Umwandlung von implizitem <strong>Wissen</strong> in explizites <strong>Wissen</strong> im<br />

Rahmen der Externalisierung. 68<br />

3.3.2 Das APQC/Anderson-Rahmenkonzept<br />

Abbildung 2 stellt das APQC/Anderson-Rahmenkonzept dar. Es beinhaltet ein Phasenkonzept<br />

des <strong>Wissen</strong>smanagements, das an den Managementprozess angelehnt<br />

ist. Unterstützt wird dieses Phasenkonzept dur<strong>ch</strong> sogenannte Enabler, darunter sind<br />

wissensfördernde Rahmenbedingungen zu verstehen. Als Enabler werden Führung,<br />

Unternehmenskultur, Te<strong>ch</strong>nologie (insbesondere Informations- und Kommunikationste<strong>ch</strong>nologie)<br />

sowie die Messung bzw. Messbarkeit der Ergebnisse des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

angesehen. 69<br />

68 Vgl. Nonaka, I.; Takeu<strong>ch</strong>i, H.: Die Organisation des <strong>Wissen</strong>s, Frankfurt/Main 1997, S. 75ff.<br />

69 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S. 163f.<br />

31


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Führung<br />

Messung<br />

Sammeln<br />

Anwenden<br />

Teilen<br />

Erzeugen<br />

Organisationales <strong>Wissen</strong><br />

Identifizieren<br />

Kultur<br />

Organisieren<br />

Anpassen<br />

Te<strong>ch</strong>nologie<br />

Abb. 6: Das APQC/Anderson-Rahmenkonzept<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden<br />

1998, S. 164.<br />

3.3.3 Die Bausteine des <strong>Wissen</strong>smanagements von Probst, Raub und<br />

Romhardt<br />

Probst, Raub und Romhardt identifizieren im Rahmen ihres Ansatzes - siehe Abbildung<br />

7 - einzelne Bausteine als Kernprozesse des <strong>Wissen</strong>smanagements: Im Rahmen<br />

des Bausteins der <strong>Wissen</strong>sidentifikation geht es um die S<strong>ch</strong>affung von interner<br />

und externer Transparenz über vorhandenes <strong>Wissen</strong>. Ans<strong>ch</strong>ließend stehen im Rahmen<br />

der Bausteine des <strong>Wissen</strong>serwerbs bzw. der <strong>Wissen</strong>sentwicklung die Bes<strong>ch</strong>affung<br />

von externem <strong>Wissen</strong> bzw. der Aufbau von neuem <strong>Wissen</strong> im Mittelpunkt. Die<br />

<strong>Wissen</strong>s(ver)teilung betrifft den Prozess der Verbreitung von bereits vorhandenem<br />

<strong>Wissen</strong> innerhalb des Unternehmens. Ziel und Zweck des <strong>Wissen</strong>smanagements ist<br />

die <strong>Wissen</strong>snutzung, darunter versteht man den produktiven Einsatz des im Unternehmen<br />

vorhandenen <strong>Wissen</strong>s. Die <strong>Wissen</strong>sbewahrung bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> mit der<br />

dauerhaften Si<strong>ch</strong>erung des unternehmensinternen <strong>Wissen</strong>s. 70<br />

<strong>Wissen</strong>sziele sind ri<strong>ch</strong>tungsweisend für sämtli<strong>ch</strong>e Aktivitäten im Rahmen des <strong>Wissen</strong>smanagements.<br />

Gemeinsam mit der <strong>Wissen</strong>sbewertung, also der Beurteilung<br />

des Erfolgs der <strong>Wissen</strong>smanagementaktivitäten, wird dur<strong>ch</strong> die Bestimmung von<br />

<strong>Wissen</strong>szielen das gesamte vorliegende Konzept zu einem Managementregelkreis<br />

70 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 51ff.<br />

32


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

ausgebaut. 71 Zu bea<strong>ch</strong>ten ist, dass dabei die einzelnen Bausteine ni<strong>ch</strong>t isoliert betra<strong>ch</strong>tet<br />

werden sollten, sondern in Abhängigkeit zueinander stehen 72 .<br />

Feedback<br />

<strong>Wissen</strong>sbewahrung<br />

<strong>Wissen</strong>sbewertung<br />

<strong>Wissen</strong>sentwicklung<br />

<strong>Wissen</strong>sziele<br />

<strong>Wissen</strong>serwerb<br />

<strong>Wissen</strong>snutzung<br />

<strong>Wissen</strong>sidentifikation<br />

<strong>Wissen</strong>s-<br />

(ver)teilung<br />

Abb. 7: Bausteine des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl.,<br />

Wiesbaden 1998, S. 56.<br />

3.3.4 Kritis<strong>ch</strong>e Würdigung der Ansätze<br />

Na<strong>ch</strong>dem drei re<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong>smanagementansätze vorgestellt wurden,<br />

geht es nun darum, diese miteinander zu verglei<strong>ch</strong>en.<br />

Der Ansatz von Nonaka und Takeu<strong>ch</strong>i geht auf die personellen Aspekte der <strong>Wissen</strong>sgenerierung<br />

ein, er kann daher den humanorientierten Ansätzen des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

zugeordnet werden. Ziel ist es aufzuzeigen, wie der Prozess der Generierung<br />

organisationalen <strong>Wissen</strong>s vom einzelnen Mitarbeiter hin zum gesamten<br />

Unternehmen verläuft. Die Organisation kann dabei ledigli<strong>ch</strong> den kreativen Prozess<br />

einzelner Personen unterstützen bzw. Rahmenbedingungen s<strong>ch</strong>affen, die der <strong>Wissen</strong>ss<strong>ch</strong>affung<br />

förderli<strong>ch</strong> sind. Ents<strong>ch</strong>eidender Na<strong>ch</strong>teil ist die auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>e Konzentration<br />

auf die Funktion der <strong>Wissen</strong>sgenerierung, alle anderen Aspekte des <strong>Wissen</strong>smanagements,<br />

wie z.B. die <strong>Wissen</strong>sspei<strong>ch</strong>erung oder die ans<strong>ch</strong>ließende <strong>Wissen</strong>sanwendung,<br />

bleiben unberücksi<strong>ch</strong>tigt. 73 Das Modell der <strong>Wissen</strong>sspirale ist in<br />

71 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 54ff.<br />

72 Vgl. Bullinger, H.-J.; Wörner, K.; Prieto, J.: <strong>Wissen</strong>smanagement – Modelle und Strategien für die Praxis, in Bürgel, H. D. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

– S<strong>ch</strong>ritte zum intelligenten Unternehmen, Heidelberg 1998, S. 24.<br />

73 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 234.<br />

33


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

erster Linie dazu geeignet, die einzelnen Prozesse des organisationalen Lernens zu<br />

bes<strong>ch</strong>reiben, auf konkrete Instrumente zur Umsetzung und Implementierung wird<br />

ni<strong>ch</strong>t eingegangen. Besonders hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Kernprozesses der Externalisierung,<br />

also der Umwandlung von implizitem <strong>Wissen</strong> in explizites <strong>Wissen</strong>, bleiben die Ausführungen<br />

von Nonaka und Takeu<strong>ch</strong>i sehr wage.<br />

Das APQC/Anderson-Rahmenkonzept stellt ebenfalls kein ges<strong>ch</strong>lossenes Implementierungsmodell<br />

dar. Es ist eher als Checkliste hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dessen zu verstehen, was<br />

bea<strong>ch</strong>tet werden muss, um erfolgrei<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong>smanagement betreiben zu können.<br />

74 Eine der Stärken des Modells ist die Betonung der Bedeutung wissensfördernder<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Probst, Raub und Romhardt erheben den Anspru<strong>ch</strong>, einen ganzheitli<strong>ch</strong>en Ansatz zur<br />

Umsetzung von <strong>Wissen</strong>smanagement entwickelt zu haben. Die Idee der Gliederung<br />

des <strong>Wissen</strong>smanagements in logis<strong>ch</strong> aufeinanderfolgende Phasen bietet eine Reihe<br />

von Vorteilen:<br />

• Der Managementprozess wird in logis<strong>ch</strong>e Phasen strukturiert,<br />

• Ansätze für Interventionen werden geboten,<br />

• und ein erprobtes Raster für die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den Ursa<strong>ch</strong>en von „<strong>Wissen</strong>sproblemen“<br />

wird geliefert. 75<br />

Außerdem wird auf eine Vielzahl von Instrumenten zur Implementierung im Hinblick<br />

auf die Errei<strong>ch</strong>ung der <strong>Wissen</strong>sziele eingegangen, die innerhalb der in Kapitel 3.2.2<br />

vorgestellten Gestaltungsdimensionen eingeordnet werden können und direkten Praxisbezug<br />

haben. Damit entspri<strong>ch</strong>t das Bausteinmodell am ehesten den Anforderungen,<br />

die an ein ganzheitli<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong>smanagementkonzept gestellt werden.<br />

3.4 Kernprozesse des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

Orientiert man si<strong>ch</strong> an den Bausteinmodellen des <strong>Wissen</strong>smanagements, wie z.B.<br />

dem von Probst, Raub und Romhardt, ist es mögli<strong>ch</strong>, <strong>Wissen</strong>smanagement in Kernprozesse<br />

zu unterteilen. Im Rahmen der Kernprozesse <strong>Wissen</strong>sgenerierung, <strong>Wissen</strong>slogistik<br />

und <strong>Wissen</strong>snutzung soll auf einige konkrete Instrumente zur Umsetzung,<br />

die innerhalb der drei Gestaltungsdimensionen Informationste<strong>ch</strong>nologie, Organisation<br />

und Human Ressource Management eingeordnet werden können, eingegangen<br />

werden. Außerdem sollen au<strong>ch</strong> die damit verbundenen Problemstellungen<br />

beleu<strong>ch</strong>tet werden.<br />

74 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S. 164.<br />

75 Vgl. Bullinger, H.-J.; Wörner, K.; Prieto, J.: <strong>Wissen</strong>smanagement – Modelle und Strategien für die Praxis, in Bürgel, H. D. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

– S<strong>ch</strong>ritte zum intelligenten Unternehmen, Heidelberg 1998, S. 24.<br />

34


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Zu erwähnen ist, dass si<strong>ch</strong> diese Betra<strong>ch</strong>tung aufgrund der Komplexität der Thematik<br />

auf wesentli<strong>ch</strong>e Aspekte bes<strong>ch</strong>ränken wird.<br />

3.4.1 <strong>Wissen</strong>sgenerierung<br />

Der Begriff der <strong>Wissen</strong>sgenerierung bezieht si<strong>ch</strong> auf sämtli<strong>ch</strong>e Aktivitäten eines Unternehmens,<br />

deren Zielsetzung darin besteht, die eigenen <strong>Wissen</strong>sbestände zu erhöhen<br />

76 .<br />

Logis<strong>ch</strong>e Voraussetzung der <strong>Wissen</strong>sgenerierung ist die S<strong>ch</strong>affung eines hinrei<strong>ch</strong>enden<br />

Maßes an Transparenz hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des intern und extern verfügbaren <strong>Wissen</strong>s<br />

77 .<br />

Erst wenn man si<strong>ch</strong> Klarheit über die verfügbaren <strong>Wissen</strong>sbestände eines Unternehmens<br />

vers<strong>ch</strong>afft hat, kann man in Abstimmung mit den <strong>Wissen</strong>szielen feststellen,<br />

wel<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong> auf wel<strong>ch</strong>e Weise extern erworben oder intern entwickelt werden<br />

muss. Außerdem kann bereits die bessere Nutzung des innerhalb des Unternehmens<br />

verteilten <strong>Wissen</strong>s zu beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Produktivitäts- und Qualitätssteigerungen<br />

führen 78 .<br />

Transparenz hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der internen <strong>Wissen</strong>sbestände eines Unternehmens kann<br />

dur<strong>ch</strong> die Spei<strong>ch</strong>erung großer Datenmengen in Datenbanken und deren Verwaltung<br />

dur<strong>ch</strong> den Einsatz von Dokumentenverwaltungssystemen ges<strong>ch</strong>affen werden 79 . Darüber<br />

hinaus erlei<strong>ch</strong>tern z.B. <strong>Wissen</strong>skarten als graphis<strong>ch</strong>e Verzei<strong>ch</strong>nisse von <strong>Wissen</strong>strägern,<br />

<strong>Wissen</strong>sbeständen und <strong>Wissen</strong>squellen das Auffinden und die Vernetzung<br />

von relevantem <strong>Wissen</strong> innerhalb des Unternehmens 80 .<br />

Eine Mögli<strong>ch</strong>keit zur S<strong>ch</strong>affung von Transparenz hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der externen <strong>Wissen</strong>sbestände<br />

liegt in der sinnvollen Nutzung des Internets. Voraussetzung dafür sind Instrumente,<br />

die es den Benutzern erlei<strong>ch</strong>tern, genau diejenigen Informationen bzw.<br />

<strong>Wissen</strong>sträger aufzufinden, die sie für die Bewältigung ihrer Aufgaben benötigen. In<br />

diesem Zusammenhang sind z.B. intelligente Su<strong>ch</strong>mas<strong>ch</strong>inen, die das Netz selbstständig<br />

na<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong>en Informationen dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>en, von großem Nutzen. 81<br />

3.4.1.1 Erwerb von <strong>Wissen</strong><br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> kann man zwis<strong>ch</strong>en zwei Mögli<strong>ch</strong>keiten des <strong>Wissen</strong>serwerbs unters<strong>ch</strong>eiden:<br />

<strong>Wissen</strong> kann erworben werden, indem man externe <strong>Wissen</strong>sträger bzw.<br />

76 Vgl. Davenport, T. H.; Prusak L.: Wenn ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß..., Landsberg/Le<strong>ch</strong> 1998, S. 115.<br />

77 Vgl. Romhardt, K.: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive – Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Intervention, Diss. Genf 1998, S. 129.<br />

78 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S. 9.<br />

79 Vgl. Frank, U.; S<strong>ch</strong>auer, H.: Software für das <strong>Wissen</strong>smanagement, in: WISU-Kompakt, S. 721.<br />

80 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 107ff.<br />

81 Vgl. Meyer, J.: IT-gestütztes <strong>Wissen</strong>smanagement, in: WISU-Kompakt Nr. 1/02, S. 63.<br />

35


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

deren <strong>Wissen</strong> in das Unternehmen integriert, oder indem aus fremden <strong>Wissen</strong>sbasen<br />

„angezapft“ werden.<br />

Externe <strong>Wissen</strong>sträger werden im Rahmen des Prozesses der Personalbes<strong>ch</strong>affung<br />

selektiert und - dur<strong>ch</strong> die Einstellung - in das Unternehmen integriert. In bestimmten<br />

Fällen kann es sogar dazu kommen, dass Unternehmen versu<strong>ch</strong>en, ho<strong>ch</strong>qualifizierte<br />

<strong>Wissen</strong>sträger gezielt abzuwerben. 82 Zeitli<strong>ch</strong> befristet ist die Anstellung von Beratern,<br />

die für bestimmte Projekte hinzugezogen werden und Teile ihres <strong>Wissen</strong>s an das<br />

Unternehmen verkaufen 83 . Eine weitere Mögli<strong>ch</strong>keit des <strong>Wissen</strong>serwerbs stellt die<br />

Integration des <strong>Wissen</strong>s der Stakeholder dar. Als Stakeholder werden alle Gruppen<br />

im Umfeld eines Unternehmens bezei<strong>ch</strong>net, die besonderes Interesse an dessen<br />

Ges<strong>ch</strong>icken haben. So verfügen z.B. Kunden als Nutzer bestimmter Produkte eines<br />

Unternehmens über wertvolles <strong>Wissen</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Stärken und S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en dieser<br />

Produkte. 84<br />

Darüber hinaus kann <strong>Wissen</strong> au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das direkte „Anzapfen“ fremder <strong>Wissen</strong>sbasen<br />

erworben werden. Kooperationen aller Art bieten einem Unternehmen die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> Zugang zu den <strong>Wissen</strong>sbasen ihrer Mitbewerber zu vers<strong>ch</strong>affen 85 .<br />

Eine häufig anzutreffende Kooperationsform stellen <strong>Wissen</strong>sallianzen dar. Darunter<br />

sind grundsätzli<strong>ch</strong>e Vereinbarungen zwis<strong>ch</strong>en zwei Unternehmen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der<br />

gemeinsamen Entwicklung und Nutzung organisationaler <strong>Wissen</strong>sbasen zu verstehen<br />

86 . S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> bietet si<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit einer Akquisition an, also des Aufkaufs<br />

jenes Unternehmens, dessen <strong>Wissen</strong>sbeständen eine große Bedeutung hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

der eigenen Zielerrei<strong>ch</strong>ung beigemessen wird 87 .<br />

3.4.1.2 Entwicklung von <strong>Wissen</strong><br />

Im Rahmen der Entwicklung von <strong>Wissen</strong> geht es um die Produktion von unternehmensintern<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bestehenden Fähigkeiten bzw. um die Generierung weder unternehmensintern<br />

no<strong>ch</strong> –extern existierender Fähigkeiten 88 .<br />

Traditionell wird <strong>Wissen</strong> in Fors<strong>ch</strong>ungs- und Entwicklungsabteilungen konzipiert 89 .<br />

Da diese neue Fähigkeiten häufig ni<strong>ch</strong>t mehr aus eigener Kraft entwickeln können,<br />

sind Unternehmen verstärkt auf sogenannte Fors<strong>ch</strong>ungskooperationen angewiesen:<br />

Universitäten oder andere Fors<strong>ch</strong>ungseinri<strong>ch</strong>tungen werden materiell unterstützt, im<br />

82 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 153ff.<br />

83 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 248.<br />

84 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 164.<br />

85 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 159.<br />

86 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S. 108.<br />

87 Vgl. Davenport, T. H.; Prusak L.: Wenn ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß..., Landsberg/Le<strong>ch</strong> 1998, S. 117.<br />

88 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 177.<br />

89 Vgl. Davenport, T. H.; Prusak L.: Wenn ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß..., Landsberg/Le<strong>ch</strong> 1998, S. 125.<br />

36


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Gegenzug verpfli<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> diese, vielverspre<strong>ch</strong>ende Ergebnisse ihrer Arbeit dem<br />

unterstützenden Unternehmen für kommerzielle Zwecke zur Verfügung zu stellen 90 .<br />

Neues <strong>Wissen</strong> kann au<strong>ch</strong> innerhalb sogenannter <strong>Wissen</strong>sgemeins<strong>ch</strong>aften entwickelt<br />

werden. Unter <strong>Wissen</strong>sgemeins<strong>ch</strong>aften versteht man über einen längeren Zeitraum<br />

bestehende Personengruppen, die Interesse an einem gemeinsamen Thema haben<br />

und <strong>Wissen</strong> gemeinsam aufbauen und austaus<strong>ch</strong>en wollen. Dieses Konzept ist in der<br />

Theorie au<strong>ch</strong> unter dem Begriff „Communities of Practice“ bekannt. 91 Beim Automobilhersteller<br />

DaimlerChrysler wird die Idee der <strong>Wissen</strong>sgemeins<strong>ch</strong>aft in sogenannten<br />

Te<strong>ch</strong>-Clubs umgesetzt. Darunter sind Gruppen von Experten zu verstehen, die si<strong>ch</strong><br />

um Disziplinen wie Elektronik, Chassis und Innenausstattung formieren und die Verantwortung<br />

für die Weiterentwicklung bereits vorhandenen <strong>Wissen</strong>s bzw. für die Entwicklung<br />

neuer Fähigkeiten übernehmen (vgl. au<strong>ch</strong> 2.2.3.2). 92<br />

3.4.1.3 Problemfelder<br />

Obwohl si<strong>ch</strong> viele Prozesse der <strong>Wissen</strong>sentwicklung einer direkten Steuerung entziehen,<br />

ist es denno<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tig, die Kopplung zentraler Prozesse der <strong>Wissen</strong>sentwicklung<br />

an die <strong>Wissen</strong>sziele der Organisation si<strong>ch</strong>erzustellen, um ni<strong>ch</strong>t Zeit und Geld in<br />

überflüssigen Entwicklungsprojekte fehl zu investieren 93 .<br />

Auf die Bedeutung der frühzeitigen Einbindung und Akzeptanz der Mitarbeiter im<br />

Hinblick auf den gesamten Prozess des <strong>Wissen</strong>smanagements wurde bereits in Kapitel<br />

3.2.2 eingegangen. Voraussetzung für die erfolgrei<strong>ch</strong>e Umwandlung von implizitem<br />

in explizites <strong>Wissen</strong>, wie au<strong>ch</strong> im Modell der <strong>Wissen</strong>sspirale bes<strong>ch</strong>rieben, ist die<br />

Kommunikation bzw. Interaktion der Mitarbeiter untereinander (vgl. 2.3.4.2) 94 . In der<br />

Realität wird dieser notwendige Kommunikationsprozess von behindernden Organisationsstrukturen<br />

oder einem verzerrten Verständnis von <strong>Wissen</strong> als Ma<strong>ch</strong>tinstrument,<br />

dass daher unter Vers<strong>ch</strong>luss gehalten wird, gestört bzw. findet ni<strong>ch</strong>t statt 95 .<br />

Ursa<strong>ch</strong>e für Kommunikationsprobleme dieser Art kann ebenfalls sein, dass sowohl<br />

Organisationen als au<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>en über einen Grundstock von relativ gesi<strong>ch</strong>ertem<br />

<strong>Wissen</strong> verfügen, der die Orientierung im Alltag erlei<strong>ch</strong>tert und Si<strong>ch</strong>erheit stiftet.<br />

90 Vgl. Davenport, T. H.; Prusak L.: Wenn ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß..., Landsberg/Le<strong>ch</strong> 1998, S. 123.<br />

91 Vgl. Probst, G.; Wiedemann, C.; Armbruster, H.: <strong>Wissen</strong>smanagement umsetzen: drei Instrument in der Praxis, in: Information Management<br />

3/1999, S. 38f.<br />

92 Vgl. Probst, G.; Wiedemann, C.; Armbruster, H.: <strong>Wissen</strong>smanagement umsetzen: drei Instrument in der Praxis, in: Information Management<br />

3/1999, S. 39.<br />

93 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 182.<br />

94 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 196f.<br />

95 Vgl. North, K.: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden 1998, S. 12.<br />

37


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Neues <strong>Wissen</strong> destabilisiert diese Si<strong>ch</strong>erheit und ruft daher starke Emotionen und<br />

Abwehrreaktionen seitens der Mitarbeiter hervor (vgl. 2.3.5). 96<br />

3.4.2 <strong>Wissen</strong>slogistik<br />

Kurz und prägnant ausgedrückt geht es im Rahmen der <strong>Wissen</strong>slogistik darum, das<br />

ri<strong>ch</strong>tige <strong>Wissen</strong> zur ri<strong>ch</strong>tigen Zeit an der ri<strong>ch</strong>tigen Stelle innerhalb des Unternehmens<br />

zur Verfügung zu stellen 97 . Es geht also darum, bestimmte isoliert vorhandene Informationen<br />

oder Erfahrungen denjenigen Individuen oder Gruppen innerhalb des Unternehmens<br />

zur Verfügung zu stellen, die diese zur Errei<strong>ch</strong>ung ihrer spezifis<strong>ch</strong>en<br />

Aufgaben benötigen. Dadur<strong>ch</strong> können die Ges<strong>ch</strong>windigkeit und Qualität der betriebli<strong>ch</strong>en<br />

Leistungserstellung und die Kundenzufriedenheit verbessert werden, da z.B.<br />

Anfragen vor Ort s<strong>ch</strong>nell und kompetent beantwortet werden können. 98 Die effektive<br />

Verteilung des im Unternehmen vorhandenen <strong>Wissen</strong>s ist vor allem im Hinblick auf<br />

den Aspekt der <strong>Wissen</strong>snutzung von Relevanz, da nur verfügbares <strong>Wissen</strong> in Produkte<br />

oder Ents<strong>ch</strong>eidungen einfließen kann 99 .<br />

Befasst man si<strong>ch</strong> näher mit den Aspekten der <strong>Wissen</strong>slogistik, stößt man auf si<strong>ch</strong><br />

ständig verändernde Rahmenbedingungen. Die rasante Verbreitung und Weiterentwicklung<br />

moderner Informations- und Kommunikationste<strong>ch</strong>nologien führt zu einer<br />

exponentiell ansteigenden Flut von Daten, die im Unternehmen verarbeitet werden<br />

müssen. Das Problem der zunehmenden Unübersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>keit wird dur<strong>ch</strong> das Vers<strong>ch</strong>wimmen<br />

von Unternehmensgrenzen, z.B. dur<strong>ch</strong> sogenannte virtuelle Unternehmen,<br />

weiter verstärkt. 100 Glei<strong>ch</strong>zeitig wird der Aspekt der Verteilung von <strong>Wissen</strong> - vor<br />

allem wegen des Trends zur Kollektivierung der Arbeit, der si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

vermehrte Teamarbeit ausdrückt - zu einem immer zentraleren Erfolgsfaktor 101 .<br />

3.4.2.1 Barrieren der <strong>Wissen</strong>sverteilung<br />

Die effektive Verteilung des unternehmensinternen <strong>Wissen</strong>s wird dur<strong>ch</strong> eine Reihe<br />

natürli<strong>ch</strong>er Grenzen ers<strong>ch</strong>wert. So kann es z.B. vorkommen, dass bestimmte <strong>Wissen</strong>sbestandteile<br />

der Geheimhaltungspfli<strong>ch</strong>t unterliegen bzw. vor einer Imitation<br />

dur<strong>ch</strong> Wettbewerber ges<strong>ch</strong>ützt werden müssen, oder Mitarbeiter gewisse Berei<strong>ch</strong>e<br />

96 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 149.<br />

97 Vgl. Aulinger, A.; Fis<strong>ch</strong>er, D.: Einige Daten und Informationen zu <strong>Wissen</strong>smanagement, in: Die Betriebswirts<strong>ch</strong>aft 60 (2000) 5, S. 645.<br />

98 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 227ff.<br />

99 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 230.<br />

100 Vgl. Aulinger, A.; Fis<strong>ch</strong>er, D.: Einige Daten und Informationen zu <strong>Wissen</strong>smanagement, in: Die Betriebswirts<strong>ch</strong>aft 60 (2000) 5, S. 645.<br />

101 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 226.<br />

38


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

ihres persönli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>s als ihre Privatangelegenheit bzw. ihre unternehmensinterne<br />

Ma<strong>ch</strong>tbasis betra<strong>ch</strong>ten. 102<br />

3.4.2.2 Instrumente zur Umsetzung<br />

Spontaner, unstrukturierter <strong>Wissen</strong>stransfer ist für den Erfolg eines Unternehmens<br />

von enormer Bedeutung 103 . Eine mögli<strong>ch</strong>e Strategie bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> daher damit,<br />

Rahmenbedingungen zu s<strong>ch</strong>affen, die den spontanen <strong>Wissen</strong>stransfer unterstützen.<br />

In diesem Zusammenhang stellt ein wi<strong>ch</strong>tiges Instrument die Einri<strong>ch</strong>tung innerbetriebli<strong>ch</strong>er<br />

Begegnungsstätten dar; im Rahmen persönli<strong>ch</strong>er Gesprä<strong>ch</strong>e diskutieren<br />

Mitarbeiter über unternehmensspezifis<strong>ch</strong>e Probleme und taus<strong>ch</strong>en Ideen zu deren<br />

Lösung aus. In japanis<strong>ch</strong>en Unternehmen gehören gemeinsame Abendessen und<br />

Besu<strong>ch</strong>e in Bars, die den informellen <strong>Wissen</strong>saustaus<strong>ch</strong> fördern, zur Unternehmenskultur.<br />

Persönli<strong>ch</strong>e Begegnungen werden der elektronis<strong>ch</strong>en Kommunikation, z.B.<br />

per E-Mail, vorgezogen. 104<br />

Direkt kann <strong>Wissen</strong>stransfer dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>smultiplikation oder dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>affung<br />

sogenannter <strong>Wissen</strong>snetzwerke gefördert werden.<br />

<strong>Wissen</strong>smultiplikation ermögli<strong>ch</strong>t die s<strong>ch</strong>nelle Verbreitung von <strong>Wissen</strong>sbeständen auf<br />

eine größere Anzahl von Personen. Dies ges<strong>ch</strong>ieht z.B. im Rahmen diverser Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

105<br />

Ein weiteres Instrument, dur<strong>ch</strong> das die Verteilung des Mitarbeiterwissens ermögli<strong>ch</strong>t<br />

wird, sind sogenannte <strong>Wissen</strong>snetzwerke. Unter <strong>Wissen</strong>snetzwerken kann man im<br />

Allgemeinen eine Anzahl von Personen, Ressourcen und Beziehungen verstehen,<br />

wel<strong>ch</strong>e zusammengezogen werden, um <strong>Wissen</strong> zu sammeln, zu generieren, zu teilen<br />

und zu nutzen. 106 Grundlage von <strong>Wissen</strong>snetzwerken sind häufig elektronis<strong>ch</strong>e<br />

Netzwerke. In diesem Zusammenhang kann z.B. das Intranet als unternehmensinternes<br />

Netzwerk, basierend auf den Prinzipien und Standards des Internet, zu einem<br />

zentralen Medium für den Austaus<strong>ch</strong> von Informationen ausgebaut werden. 107 Am<br />

Ende dieser Entwicklung kann das Intranet als Informationsdrehs<strong>ch</strong>eibe unternehmensweit<br />

alle vorhandenen <strong>Wissen</strong>sressourcen ers<strong>ch</strong>ließen und bereitstellen,<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig aber au<strong>ch</strong> den Zugriff auf externe Ressourcen ermögli<strong>ch</strong>en 108 . In der<br />

102 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 231f.<br />

103 Vgl. Davenport, T. H.; Prusak L.: Wenn ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß..., Landsberg/Le<strong>ch</strong> 1998, S. 183.<br />

104 Vgl. Davenport, T. H.; Prusak L.: Wenn ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß..., Landsberg/Le<strong>ch</strong> 1998, S. 184ff.<br />

105 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 233.<br />

106 Vgl. Seufert, A.; Back, A. ; Krogh, G.: <strong>Wissen</strong>snetzwerke: Vision – Referenzmodell – Ar<strong>ch</strong>etypen und Fallbeispiele, in Götz, K. (Hrsg.):<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement – Zwis<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong> und Ni<strong>ch</strong>twissen, Mering 1999, S. 140.<br />

107 Vgl. Kuppinger, M.; Woyode, M.: Vom Intranet zum Knowledge Management, Wien 200, S. 104.<br />

108 Vgl. Grossmann, S.: Intranets – neue Aufgaben und Chancen für klassis<strong>ch</strong>e IuD-Stellen, dargestellt am Beispiel einer sozialen<br />

Organisation, in S<strong>ch</strong>mitt, R. (Hrsg.): <strong>Wissen</strong> in Aktion, Frankfurt am Main 2000, S. 98.<br />

39


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Realität s<strong>ch</strong>eitert die Umsetzung häufig daran, dass der einzelne Nutzer nur mit hohem<br />

Su<strong>ch</strong>aufwand auf die für ihn relevanten Informationen zugreifen kann. Außerdem<br />

sollte jeder Mitarbeiter die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, Informationen einfa<strong>ch</strong> bereitstellen<br />

zu können; stattdessen werden Informationen jedo<strong>ch</strong> häufig zentral ins Intranet<br />

eingestellt. 109<br />

3.4.3 <strong>Wissen</strong>snutzung<br />

Alle Anstrengungen im Rahmen des <strong>Wissen</strong>smanagements ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> nur dann<br />

bezahlt, wenn das neu erworbene bzw. neu entwickelte <strong>Wissen</strong> produktiv angewendet<br />

wird. Ein wesentli<strong>ch</strong>er Aspekt des <strong>Wissen</strong>smanagements besteht daher darin,<br />

Bedingungen zu s<strong>ch</strong>affen, in denen das mühsam erarbeitete <strong>Wissen</strong> au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

genutzt wird. 110<br />

3.4.3.1 Barrieren der <strong>Wissen</strong>snutzung<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> kann man zwis<strong>ch</strong>en psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en und strukturellen Barrieren der<br />

Nutzung von neuem organisationalem <strong>Wissen</strong> unters<strong>ch</strong>eiden.<br />

Ursa<strong>ch</strong>e psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Nutzungsbarrieren ist häufig die Übers<strong>ch</strong>ätzung der eigenen<br />

Fähigkeiten oder die Angst vor dem Verlust des eigenen Expertenstatus. Je routinierter<br />

die Arbeitsabläufe sind, desto s<strong>ch</strong>werer fällt es, neue Erkenntnisse zu akzeptieren<br />

und die einzelnen Abläufe dementspre<strong>ch</strong>end anzupassen. Neues <strong>Wissen</strong> anzufordern<br />

und zu nutzen wird als S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e ausgelegt, da dadur<strong>ch</strong> eine <strong>Wissen</strong>slücke<br />

eingestanden wird.<br />

Eine strukturelle Barriere der <strong>Wissen</strong>snutzung stellt z.B. die Bequemli<strong>ch</strong>keit seitens<br />

der Mitarbeiter dar, eigenständig Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> relevantem <strong>Wissen</strong> in einer Bibliothek<br />

oder Datenbank zu betreiben. 111<br />

3.4.3.2 Formen der <strong>Wissen</strong>snutzung<br />

Man kann grob zwis<strong>ch</strong>en zwei Formen der <strong>Wissen</strong>snutzung unters<strong>ch</strong>eiden, der <strong>Wissen</strong>sverwertung<br />

und der <strong>Wissen</strong>sanwendung.<br />

Der Prozess der <strong>Wissen</strong>sverwertung ist dadur<strong>ch</strong> gekennzei<strong>ch</strong>net, dass organisationales<br />

<strong>Wissen</strong> als Produkt betra<strong>ch</strong>tet wird, aus dem finanzieller Nutzen gezogen werden<br />

kann. Direkt ges<strong>ch</strong>ieht dies im Rahmen der Gewährung von Re<strong>ch</strong>ten, wie z.B.<br />

Lizenzen oder Fran<strong>ch</strong>iseverträgen; indirekt fließt organisationales <strong>Wissen</strong> zunä<strong>ch</strong>st<br />

109 Vgl. Kuppinger, M.; Woyode, M.: Vom Intranet zum Knowledge Management, Wien 2000, S. 104f.<br />

110 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 265f.<br />

111 Vgl. Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: <strong>Wissen</strong> managen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 269.<br />

40


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

in Produkte bzw. Dienstleistungen ein, die ans<strong>ch</strong>ließend in finanziellen Nutzen umgewandelt<br />

werden. 112<br />

Unter <strong>Wissen</strong>sanwendung versteht man die Umsetzung des gelernten organisationalen<br />

<strong>Wissen</strong>s in Aktionen, wie z.B. Kommunikationsprozesse, Handlungen oder Ents<strong>ch</strong>eidungen.<br />

Folge dieser Aktionen sind Reflexionsprozesse, dur<strong>ch</strong> die wiederum<br />

neue individuelle, kollektive und organisationale Lernprozesse in Gang gesetzt werden.<br />

113<br />

Zur Verdeutli<strong>ch</strong>ung wird dieser Prozess graphis<strong>ch</strong> in Abbildung 8 dargestellt.<br />

<strong>Wissen</strong>sanwendung<br />

Reflektieren<br />

(Feedback)<br />

Verankern<br />

(Handel)<br />

Organisationales<br />

Lernen<br />

Individuell.<br />

und<br />

kollektives<br />

Lernen<br />

<strong>Wissen</strong>stransfer<br />

<strong>Wissen</strong>sgenerierung<br />

Institutionalisieren<br />

<strong>Wissen</strong>sspei<strong>ch</strong>erung<br />

Abb. 8: Verbindung von organisationalem <strong>Wissen</strong> und Lernen<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an: Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 299.<br />

112 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 293f.<br />

113 Vgl. Güldenberg, S.: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 294.<br />

41


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

3.5 S<strong>ch</strong>lussbetra<strong>ch</strong>tung<br />

Die Betra<strong>ch</strong>tung der Maßnahmen und Instrumente, die im Rahmen der Kernprozesse<br />

des <strong>Wissen</strong>smanagements zum Einsatz kommen, hat ergeben, dass die geforderte<br />

Ganzheitli<strong>ch</strong>keit des <strong>Wissen</strong>smanagements no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vollständig realisiert ist. Die<br />

überwiegende Mehrheit der Unternehmen konzentriert si<strong>ch</strong> im Rahmen ihrer Aktivitäten<br />

bezügli<strong>ch</strong> der Einführung von <strong>Wissen</strong>smanagement auf Aspekte der Informations-<br />

und Kommunikationste<strong>ch</strong>nologie sowie organisatoris<strong>ch</strong>e Aspekte.<br />

Organisatoris<strong>ch</strong>e Maßnahmen bes<strong>ch</strong>ränken si<strong>ch</strong> in der Regel auf den Aufbau von<br />

Netzwerken und die Etablierung von Communities of Practice. Bezügli<strong>ch</strong> I&K Te<strong>ch</strong>nologien<br />

konzentrieren si<strong>ch</strong> die meisten Unternehmen auf die Bereitstellung einer<br />

geeigneten Infrastruktur zum Aufbau und Transfer von <strong>Wissen</strong>. Hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wird<br />

dies dur<strong>ch</strong> den Ausbau des Intranet sowie die Implementierung von Datenbanken,<br />

<strong>Wissen</strong>slandkarten etc. realisiert. 114<br />

Aktivitäten im Rahmen des <strong>Wissen</strong>smanagements sollten von der Überlegung geprägt<br />

sein, dass der Erfolg von <strong>Wissen</strong>smanagement zu 80% organisatoris<strong>ch</strong>en und<br />

kulturellen und nur zu 20% te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en Faktoren zuzus<strong>ch</strong>reiben ist 115 .<br />

Für die Unternehmen bedeutet dies konkret, dass si<strong>ch</strong> Erfolge nur erzielen lassen,<br />

wenn die Einführung von <strong>Wissen</strong>smanagement einen ganzheitli<strong>ch</strong>en Ansatz verfolgt,<br />

langfristig angelegt ist und sowohl von Führungskräften als au<strong>ch</strong> von den Mitarbeitern<br />

getragen wird. Nur diejenigen Unternehmen werden na<strong>ch</strong>haltige <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e<br />

erlangen können, die in der Lage sind, neues <strong>Wissen</strong> zu generieren und es<br />

dort, wo es benötigt wird, zur Verfügung zu stellen und effektiv zu nutzen, indem es<br />

in neue Dienstleistungen und Produkte transformiert wird oder in Ents<strong>ch</strong>eidungsprozesse<br />

einfließt.<br />

Innerhalb der vorliegenden Seminararbeit wurde auf Aktivitäten und Instrumente eingegangen,<br />

die dem Unternehmen zur Errei<strong>ch</strong>ung der <strong>Wissen</strong>sziele dienen.<br />

Im folgenden Teil wird aufgezeigt werden, wie ein <strong>Wissen</strong>scontrolling die bes<strong>ch</strong>riebenen<br />

Managementmaßnahmen in die allgemeine Unternehmensstrategie einbinden<br />

kann, und wie si<strong>ch</strong> eine Erfolgsmessung von <strong>Wissen</strong>smanagement dur<strong>ch</strong>führen<br />

lässt.<br />

114 Vgl. North, K.; Papp, A.: Wie deuts<strong>ch</strong>e Unternehmen <strong>Wissen</strong>smanagement einführen - Verglei<strong>ch</strong>sstudie 1998-2000, Wiesbaden, S. 2.<br />

115 Vgl. Bullinger, H.-J.; Wörner, K.; Prieto, J.: <strong>Wissen</strong>smanagement – Modelle und Strategien für die Praxis, in Bürgel, H. D. (Hrsg.):<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement – S<strong>ch</strong>ritte zum intelligenten Unternehmen, Heidelberg 1998, S. 38.<br />

42


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4 <strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

4.1 Einleitung<br />

4.1.1 Einführung und Zielsetzung<br />

Die Darstellung der <strong>Wissen</strong>smanagement-Ansätze und der zur Verfügung stehenden<br />

Instrumentarien im vorangehenden Teil hat gezeigt, wel<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

zielgeri<strong>ch</strong>tete Interventionen in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis und eine Steuerung<br />

des Prozesses des organisationalen Lernens zur Generierung eines na<strong>ch</strong>haltigen,<br />

strategis<strong>ch</strong>en <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>s ergeben.<br />

Was no<strong>ch</strong> fehlt, ist aufzuzeigen, wie ein <strong>Wissen</strong>scontrolling dazu beitragen kann,<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement mit der jeweiligen Unternehmensstrategie und –zielen abzustimmen<br />

und die Informationen zu liefern, die eine Kontrolle und ständige Verbesserung<br />

des Managementprozesses ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Ein sol<strong>ch</strong>es Konzept müsste folgende Komponenten beinhalten:<br />

§ Es muss zum einen festgestellt werden können, wel<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong> überhaupt<br />

für das Unternehmen von Bedeutung ist und Objekt von Interventionen in die<br />

organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis sein sollte. Neben der Identifikation des ents<strong>ch</strong>eidenden<br />

<strong>Wissen</strong>s muss eine Mögli<strong>ch</strong>keit aufgezeigt werden, dieses <strong>Wissen</strong><br />

bewerten zu können, sei es dur<strong>ch</strong> eine interne Beurteilung oder einen externen<br />

Marktwert.<br />

§ Weiterhin sollte neben diesem „Statusberi<strong>ch</strong>t“ au<strong>ch</strong> der Prozess der Veränderung<br />

der organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis abbildbar sein, insbesondere da si<strong>ch</strong><br />

nur aus einer „Bewegungsbilanz“ die Errei<strong>ch</strong>ung der gesetzten <strong>Wissen</strong>sziele<br />

ableiten lässt 116 .<br />

§ Neben dieser Erfolgsmessung im engeren Sinne müssen Kausalverknüpfungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem Unternehmenswissen, Interventionen in die organisationale<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis und dem Unternehmenserfolg visualisiert werden, um den Erfolg<br />

von <strong>Wissen</strong>smanagementmaßnahmen im Hinblick auf die Unternehmensstrategie<br />

si<strong>ch</strong>tbar zu ma<strong>ch</strong>en. Zusätzli<strong>ch</strong> könnte dadur<strong>ch</strong> geklärt werden, ob<br />

die jeweiligen Investitionen in <strong>Wissen</strong>smanagement au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

waren 117 .<br />

116 Vgl. Picot, Arnold und S<strong>ch</strong>euble, Sven: Die Rolle des <strong>Wissen</strong>smanagements in erfolgrei<strong>ch</strong>en Unternehmen, in:<br />

Mandl, Heinz und Reinmann-Rothmeier, Gabi (Hrsg.) : <strong>Wissen</strong>smanagement, Mün<strong>ch</strong>en/Wien 2000, S.22ff.<br />

117 Vgl. Reinhardt, Rüdiger: Das Management von <strong>Wissen</strong>skapital, in: Pawlowsky, Peter (Hrsg.):<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement: Erfahrungen und Perspektiven, Wiesbaden 1998, S.151ff.<br />

43


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

§ Und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> könnte darauf aufbauend ein Controlling-System entwickelt<br />

werden, dass eine kontinuierli<strong>ch</strong>e Unterstützung dur<strong>ch</strong> Analysen und Koordinierung<br />

für die einzelnen <strong>Wissen</strong>smanagement-Aktivitäten bietet, eingebettet<br />

in einen Zielsetzungs- und Kontrollprozess, mit dem <strong>Wissen</strong>smanagement in<br />

die Unternehmensstrategie implementiert werden kann 118 .<br />

4.1.2 Vorgehensweise<br />

Anlehnend an die zuvor aufgeführten Problemstellungen wird diese Arbeit versu<strong>ch</strong>en,<br />

in drei S<strong>ch</strong>ritten ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie <strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

dazu beitragen kann, dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>smanagement eine zielgeri<strong>ch</strong>tete Gestaltung der<br />

organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Im ersten S<strong>ch</strong>ritt wird aufgezeigt, wie der Kontrollprozess der Zielerrei<strong>ch</strong>ung des<br />

<strong>Wissen</strong>smangements aussieht, und wie <strong>Wissen</strong>sziele und Unternehmensziele zusammenhängen.<br />

Ans<strong>ch</strong>ließend werden Mögli<strong>ch</strong>keiten aufgezeigt, wie eine Messung von <strong>Wissen</strong>, eine<br />

Erfolgmessung von <strong>Wissen</strong>smanagement sowie der Verglei<strong>ch</strong> der organisationalen<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis vers<strong>ch</strong>iedener Unternehmen zu bewerkstelligen sind.<br />

Im letzten S<strong>ch</strong>ritt wird aufgezeigt werden, um wel<strong>ch</strong>e Funktionen das klassis<strong>ch</strong>e<br />

Controlling-Instrumentarium erweitert werden muss, um das <strong>Wissen</strong>smanagement in<br />

seiner Gestaltungsarbeit des organisationalen Lernprozesses hinrei<strong>ch</strong>end unterstützen<br />

zu können.<br />

Am S<strong>ch</strong>luss dieser Arbeit soll ein grober Eindruck dessen entstanden sein, wie <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

und <strong>Wissen</strong>scontrolling als Führungsinstrumente dazu beitragen<br />

können, ein Unternehmen in eine lernende Organisation zu verwandeln und si<strong>ch</strong><br />

damit na<strong>ch</strong>haltige <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e zu si<strong>ch</strong>ern.<br />

4.2 <strong>Wissen</strong>sstrategie<br />

4.2.1 Controlling-Kreislauf<br />

Aus der Grundfunktion des Controllings - der Koordination und Integration von Managementprozessen<br />

- ergeben si<strong>ch</strong> als Hauptaufgabe eines wissensbasierten Controllings<br />

die Si<strong>ch</strong>erstellung eines rationalen, effizienten Umgangs mit <strong>Wissen</strong> 119 .<br />

Rational kann ein Umgang mit <strong>Wissen</strong> aber nur dann sein, wenn <strong>Wissen</strong>sziele gebildet<br />

werden können und ans<strong>ch</strong>ließend die Errei<strong>ch</strong>ung dieser Ziele analysiert wird.<br />

118 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.325ff.<br />

119 Vgl. Weber, Jürgen und S<strong>ch</strong>äffer, Utz: Balanced Scorecard & Controlling, 3.Aufl..Wiesbaden 2000, S.282.<br />

44


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Dies bedeutet, dass zum einen Transparenz über das bereits verfügbare <strong>Wissen</strong><br />

gewonnen, d.h. der „Ist“-Zustand ermittelt wird, und ans<strong>ch</strong>ließend der <strong>Wissen</strong>sbedarf,<br />

das „Soll“, festgestellt wird.<br />

Darauf aufbauend können dann aus der Betra<strong>ch</strong>tung der Differenz zwis<strong>ch</strong>en „Soll“<br />

und „Ist“ <strong>Wissen</strong>sziele auf normativer, strategis<strong>ch</strong>er sowie operativer Ebene<br />

gebildet werden. Die Planung des zukünftig angestrebten <strong>Wissen</strong>sstandes kann vereinfa<strong>ch</strong>t<br />

dargestellt werden als Addition des gegenwärtigen <strong>Wissen</strong>s und des zukünftig<br />

zusätzli<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>s, das si<strong>ch</strong> aus einer Analyse des kritis<strong>ch</strong>en Erfolgswissens<br />

ergibt, abzügli<strong>ch</strong> des zukünftig ni<strong>ch</strong>t mehr erforderli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>s 120 .<br />

Ergebnisse<br />

fließen in<br />

neuen Planungsprozess<br />

ein<br />

Abwei<strong>ch</strong>ungsanalyse<br />

gegenwärtiger <strong>Wissen</strong>sstand<br />

= „Ist“<br />

+<br />

zukünftig erforderli<strong>ch</strong>es<br />

<strong>Wissen</strong><br />

-<br />

zukünftig ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

erforderli<strong>ch</strong>es <strong>Wissen</strong><br />

=<br />

zukünftig angestrebter<br />

<strong>Wissen</strong>sstand<br />

= „Soll“<br />

neues „Ist“<br />

Anwenden,<br />

Verbessern<br />

Generieren<br />

Verlernen,<br />

Verkaufen<br />

Anwenden,<br />

Verbessern<br />

Abb.9: Controllingkreislauf und Prozess der Planung der <strong>Wissen</strong>sziele<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an: Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling<br />

in lernenden Organisationen, 2.Aufl.,Wiesbaden 1998, S.337.<br />

Ein effizienter Umgang mit der Ressource <strong>Wissen</strong> kann demna<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>t<br />

werden, dass ständige Abwei<strong>ch</strong>ungsanalysen zwis<strong>ch</strong>en dem angestrebten „Soll“ und<br />

dem neuen Ist-Zustand dur<strong>ch</strong>geführt werden. Abwei<strong>ch</strong>ungen müssen begründet und<br />

Defizite der Gestaltung der organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis als au<strong>ch</strong> Mängel im <strong>Wissen</strong>szielbildungsprozess<br />

aufgezeigt werden. 121<br />

120 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.337.<br />

121 Vgl. Romhardt, Kai: Die Organisation aus der <strong>Wissen</strong>sperspektive, Wiesbaden 1998, S.116ff.<br />

45


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.2.2 <strong>Wissen</strong>sziele<br />

Der Aufbau von <strong>Wissen</strong> ist kein Selbstzweck, sondern dient der Umsetzung der Unternehmensziele.<br />

<strong>Wissen</strong>sziele werden daher immer aus den Unternehmenszielen<br />

abgeleitet. Abhängig von der Unternehmensstrategie ergeben si<strong>ch</strong> dabei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Wissen</strong>sziele. Dabei geht es immer darum, dasjenige <strong>Wissen</strong> zu identifizieren,<br />

zu generieren und ans<strong>ch</strong>ließend zu verteilen und anzuwenden, das als kritis<strong>ch</strong><br />

zur Umsetzung der jeweiligen Unternehmensstrategie angesehen werden<br />

muss.<br />

Es können grundsätzli<strong>ch</strong> zwei polarisierende Ansätze von Unternehmensstrategien<br />

unters<strong>ch</strong>ieden werden, der ressourcenbasierte sowie der marktbasierte Ansatz 122 .<br />

4.2.2.1 Marktbasierter Ansatz<br />

Der marktbasierte Strategieansatz geht davon aus, dass ein na<strong>ch</strong>haltiger <strong>Wettbewerbsvorteil</strong><br />

niemals aus der operationalen Effizienz, sondern stets aus der Unternehmensstrategie<br />

entspringt. <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e können nur entstehen, wenn si<strong>ch</strong><br />

ein Unternehmen von seinen Wettbewerbern differenzieren kann. Eine sol<strong>ch</strong>e Differenzierung<br />

kann nur innerhalb der am Markt si<strong>ch</strong>tbaren Aktivitäten eines Unternehmens,<br />

d.h. in erster Linie dur<strong>ch</strong> die Beziehung zu den Kunden gelingen.<br />

Eine strategis<strong>ch</strong>e Positionierung des Unternehmens setzt na<strong>ch</strong> Porter voraus, dass<br />

die ri<strong>ch</strong>tige Auswahl an Produkten angeboten wird, versu<strong>ch</strong>t wird, einzelne Kundensegmente<br />

mögli<strong>ch</strong>st in der Gesamtheit ihrer Kundenbedürfnisse zu befriedigen und<br />

jede Kundengruppe zielgenau anzuspre<strong>ch</strong>en 123 .<br />

Das bedeutet, dass ein Unternehmen zur Befriedigung von aktuellen Marktbedürfnissen<br />

jederzeit in neuen Ges<strong>ch</strong>äftsfeldern oder Bran<strong>ch</strong>en aktiv werden muss.<br />

<strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e resultieren na<strong>ch</strong> diesem Modell immer aus der Fähigkeit, auf die<br />

jeweiligen Bedürfnisse des Marktes zu reagieren und Ansatzpunkte für eine Differenzierung<br />

von den Wettbewerbern zu finden 124 . Im Hinblick auf die Gestaltung und Erfassung<br />

des dazu erforderli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>s innerhalb der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

bedeutet dies, dass eine Vielzahl unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er <strong>Wissen</strong>sbestände – im Idealfall<br />

gerade au<strong>ch</strong> externes <strong>Wissen</strong> – erfasst werden, die einer wettbewerbsstrategis<strong>ch</strong>en<br />

Differenzierung dienli<strong>ch</strong> sein können.<br />

Aus einer sol<strong>ch</strong>en marktorientierten Positionierung eines Unternehmens ergibt si<strong>ch</strong><br />

122 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.333.<br />

123 Vgl. Porter, Mi<strong>ch</strong>ael E.: What is Strategy?, in: Harvard Business Review 11/12 1996, S.65f.<br />

124 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.333ff.<br />

46


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

ein S<strong>ch</strong>werpunkt der <strong>Wissen</strong>sziele auf der Identifikation und dem Erwerb von <strong>Wissen</strong>.<br />

Si<strong>ch</strong> Transparenz über Kundenbedürfnisse und Wettbewerber zu vers<strong>ch</strong>affen,<br />

potentielles Erfolgswissen außerhalb des Unternehmens zu lokalisieren sowie komplette<br />

<strong>Wissen</strong>sbasen zu akquirieren, sind Voraussetzung, um für den We<strong>ch</strong>sel in andere<br />

Produktberei<strong>ch</strong>e oder gar Bran<strong>ch</strong>en gerüstet zu sein. Dabei spielt die <strong>Wissen</strong>sentwicklung<br />

und insbesondere die <strong>Wissen</strong>sverteilung keine hervorste<strong>ch</strong>ende Rolle,<br />

da eine erhöhte Fragmentierung des Produktportfolios Synergieeffekte einer unternehmensweiten<br />

Nutzung der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis ers<strong>ch</strong>wert oder gar<br />

unmögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t und Eigenentwicklungen häufig zu viel Zeit in Anspru<strong>ch</strong> nehmen. 125<br />

4.2.2.2 Ressourcenbasierter Ansatz<br />

Angelpunkt für den ressourcenbasierten Ansatz ist die Vorstellung, dass Unternehmen<br />

na<strong>ch</strong>haltige <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e in erster Linie dur<strong>ch</strong> den Aufbau strategis<strong>ch</strong><br />

bedeutsamer Unternehmensressourcen erzielen können. Kriterium dabei ist vor allem<br />

der Grad der S<strong>ch</strong>wierigkeit, in dieser Ressource von Konkurrenten imitiert zu<br />

werden, und somit den <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> mögli<strong>ch</strong>st lange halten zu können 126 .<br />

Eine Erweiterung dieses Ansatzes ist das Konzept der Kernkompetenzen na<strong>ch</strong> Pralahad/Hamel.<br />

Anstelle der Unternehmensressourcen stehen hier Kernkompetenzen,<br />

die in eine Reihe von Kernprodukten einfließen, wel<strong>ch</strong>e wiederum innerhalb unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster<br />

Ges<strong>ch</strong>äftsfelder in viele Produkte aufgehen können. Als Kernkompetenzen<br />

eines Unternehmens werden die stärksten Unternehmensberei<strong>ch</strong>e des organisationalen<br />

Lernens angesehen, insbesondere die Fähigkeit zur Verknüpfung von<br />

Innovationen, resultierend aus der Zusammenführung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster Te<strong>ch</strong>nologien,<br />

und den besonderen Produktionsmethoden 127 .<br />

Kernkompetenzen – von denen die Autoren behaupten, dass jedes Unternehmen nur<br />

über einige wenige verfüge - haben die Eigenheit, dass sie Anwendung in einer<br />

Großzahl von Märkten finden können. Wegen der komplexen Herleitung dieser Kompetenzen<br />

aus <strong>Wissen</strong>sbasen quer dur<strong>ch</strong> das ganze Unternehmen sind sie kaum imitierbar,<br />

da ihre Entwicklung s<strong>ch</strong>wierig, kostspielig und langwierig ist.<br />

Im Gegensatz zum marktbasierten Ansatz würden si<strong>ch</strong> die <strong>Wissen</strong>sziele ni<strong>ch</strong>t nur<br />

na<strong>ch</strong> der Unternehmensstrategie ri<strong>ch</strong>ten, sondern umgekehrt die Strategie au<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> den bereits hervorragend ausgebildeten Teilen der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>s-<br />

125 Vgl. Raub, Steffen und Romhardt, Kai: Interventionen in die organisatoris<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong>sbasis im unternehmensstrategis<strong>ch</strong>en Kontext,<br />

in: zfo 3/1998, S.154.<br />

126 Vgl. Raub, Steffen und Romhardt, Kai: Interventionen in die organisatoris<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong>sbasis im unternehmensstrategis<strong>ch</strong>en Kontext,<br />

zfo 3/1998, S.155.<br />

127 Vgl. Prahalad, C.K. und Hamel, Gary: The Core Competence of the Corporation, in: Harvard Business Review 5/6 1990, S.81f.<br />

47


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

basis. Am Anfang steht eine Identifikation des bereits intern bestehenden <strong>Wissen</strong>s;<br />

<strong>Wissen</strong>sentwicklung und –erwerb konzentrieren si<strong>ch</strong> auf das <strong>Wissen</strong>, was zur Ausbildung<br />

oder Erweiterung der Kernkompetenzen benötigt wird.<br />

<strong>Wissen</strong>sverteilung und –bewahrung spielt eine weitaus größere Rolle als beim<br />

marktorientierten Ansatz, da für die Ausbildung der Kernkompetenzen ein koordiniertes<br />

Zusammenspiel sämtli<strong>ch</strong>er Teile der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis erforderli<strong>ch</strong><br />

ist. 128<br />

4.2.2.3 Synthese der beiden Ansätze<br />

Beide Ansätze zur Bildung einer Unternehmensstrategie befinden si<strong>ch</strong> in entgegengesetzten,<br />

extremen Positionen. Im Idealfall sollte keine der extremen Positionen<br />

vertreten werden, sondern versu<strong>ch</strong>t werden, eine Synthese zwis<strong>ch</strong>en den Gegensätzen<br />

zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

So sollte Kernpunkt einer jeden Unternehmensstrategie sein, mögli<strong>ch</strong>st effizient auf<br />

die Bedürfnisse des Marktes zu reagieren – was au<strong>ch</strong> einen We<strong>ch</strong>sel der Unternehmensausri<strong>ch</strong>tung<br />

beinhalten kann - und einen Großteil des jeweiligen Marktpotentials<br />

für si<strong>ch</strong> in Anspru<strong>ch</strong> zu nehmen. Glei<strong>ch</strong>zeitig muss aber im Auge behalten werden,<br />

dass die Fähigkeit, über einen langen Zeitraum innovative, am Kundennutzen orientierte<br />

Produkte zu entwickeln und zu vermarkten, in erster Linie von den Kernkompetenzen<br />

eines Unternehmens abhängt. Ein Verlust dieser Kompetenzen bedeutet<br />

unwiederbringli<strong>ch</strong> den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. 129 Übertragen auf die <strong>Wissen</strong>sstrategie<br />

lässt si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lussfolgern, dass der Versu<strong>ch</strong>, kurzfristig neues <strong>Wissen</strong><br />

extern zu erwerben ni<strong>ch</strong>t darüber hinwegtäus<strong>ch</strong>en darf, dass die organisationale<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis letztli<strong>ch</strong> nur von innen heraus wa<strong>ch</strong>sen kann, und somit auf dem aufgebaut<br />

werden sollte, was bereits vorhanden ist und si<strong>ch</strong> bewährt hat.<br />

4.3 <strong>Wissen</strong>smessung<br />

Um feststellen zu können, wel<strong>ch</strong>es und wie viel <strong>Wissen</strong> bereits im Unternehmen vorhanden<br />

ist und in wel<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>en die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis no<strong>ch</strong> ausgebaut<br />

werden soll, muss eine Mögli<strong>ch</strong>keit gefunden werden, <strong>Wissen</strong> messbar ma<strong>ch</strong>en.<br />

Dies ist problematis<strong>ch</strong>, da <strong>Wissen</strong> im Gegensatz zu materiellen Werten oftmals weder<br />

einen Marktwert hat, no<strong>ch</strong> direkte Bes<strong>ch</strong>affungs- und sonstige Kosten zu verzei<strong>ch</strong>nen<br />

wären, mit deren Hilfe si<strong>ch</strong> ein Bu<strong>ch</strong>wert feststellen ließe.<br />

128 Vgl. Raub, Steffen und Romhardt, Kai: Interventionen in die organisatoris<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong>sbasis im unternehmensstrategis<strong>ch</strong>en Kontext,<br />

in: zfo 3/1998, S.155.<br />

129 Vgl. Raub, Steffen und Romhardt, Kai: Interventionen in die organisatoris<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong>sbasis im unternehmensstrategis<strong>ch</strong>en Kontext,<br />

in: zfo 3/1998, S.156.<br />

48


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.3.1 <strong>Wissen</strong>skapital<br />

Ein erster S<strong>ch</strong>ritt, <strong>Wissen</strong> einer Bewertung zugängli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en, besteht in der Einteilung<br />

der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis in vers<strong>ch</strong>iedene <strong>Wissen</strong>skategorien, die<br />

ans<strong>ch</strong>ließend anhand bestimmter Indikatoren gemessen werden.<br />

Frühere Ansätze, deren ursprüngli<strong>ch</strong>es Ziel die Ermittlung der s<strong>ch</strong>wer erfassbaren<br />

immateriellen Vermögenswerte eines Unternehmens war, versu<strong>ch</strong>ten den Wert der<br />

organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis über den Unters<strong>ch</strong>iedsbetrag zwis<strong>ch</strong>en Marktwert<br />

und Bu<strong>ch</strong>wert eines Unternehmens zu beziffern 130 . So ließ si<strong>ch</strong> zwar ein konkreter<br />

Wert des <strong>Wissen</strong>skapitals ermitteln, dieser Wert ist aber nur von begrenzter Aussagefähigkeit,<br />

da sowohl der Bu<strong>ch</strong>- als au<strong>ch</strong> der Marktwert von vielen Faktoren abhängig<br />

sind, die ni<strong>ch</strong>t mit der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis eines Unternehmens zusammenhängen.<br />

Da <strong>Wissen</strong> si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> nur teilweise in finanziellen Größen ausdrücken lässt, ers<strong>ch</strong>eint<br />

es sinnvoller, qualitative Indikatoren für dessen Bewertung zu bilden und zwis<strong>ch</strong>en<br />

Finanz- und <strong>Wissen</strong>skapital eines Unternehmens zu trennen 131 .<br />

Gemeinhin wird bei der Bewertung von <strong>Wissen</strong>skapital zwis<strong>ch</strong>en Human- und Strukturkapital<br />

unters<strong>ch</strong>ieden. Humankapital bezei<strong>ch</strong>net die Kompetenz, Bereits<strong>ch</strong>aft und<br />

Lernfähigkeit der Mitarbeiter und ist nur teilweise dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>smanagement beeinflussbar.<br />

Demgegenüber ist Strukturkapital immer zweckgeri<strong>ch</strong>tet und verändert si<strong>ch</strong><br />

nur dur<strong>ch</strong> gezielte Interventionen. Strukturkapital ist das <strong>Wissen</strong>, was si<strong>ch</strong> aus dem<br />

Zusammenspiel aller Mitarbeiter als <strong>Wissen</strong>sträger ergibt 132 . Unterteilbar in Marktoder<br />

Beziehungs-, Organisations- sowie Innovationskapital, bedarf es zielgeri<strong>ch</strong>teter<br />

Interventionen, um es zu gestalten 133 . Als Marktkapital wird die Fähigkeit eines Unternehmens,<br />

seine Stakeholder zu befriedigen angesehen 134 , während das Organisationskapital<br />

die Infrastruktur, Prozesse und Unternehmenskultur auszei<strong>ch</strong>net, und<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> das Innovationskapital auf die Fähigkeit zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

abzielt 135 .<br />

130 Vgl. North, Klaus: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung, Wiesbaden, 2.Aufl. 1999, S.188.<br />

131 Vgl. Romhardt, Kai: <strong>Wissen</strong> managen – Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource nutzen, 2.Aufl., Wiesbaden 1999, S.320.<br />

132 Vgl. Edvinsson, Leif und Brünig, Gisela: Aktivposten <strong>Wissen</strong>skapital, Wiesbaden 2000, S.29.<br />

133 Vgl. Reinhardt, Rüdiger: Das Management von <strong>Wissen</strong>skapital, in: Pawlowsky, Peter (Hrsg.):<strong>Wissen</strong>smanagement:<br />

Erfahrungen und Perspektiven, Wiesbaden 1998, S.155.<br />

134 Vgl. Polterauer, Andrea; Zwicknagel, Wolfgang; Wagner, Kristina und Hauss, Ilja: <strong>Wissen</strong> bewerten ist Kapital verwerten,<br />

in: io management Nr.10/2000, S.27.<br />

135 Vgl. Reinhardt, Rüdiger: Das Management von <strong>Wissen</strong>skapital, in: Pawlowsky, Peter (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement:<br />

Erfahrungen und Perspektiven, Wiesbaden, 1998, S.156.<br />

49


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Unternehmenskapital<br />

Finanzkapital<br />

<strong>Wissen</strong>skapital<br />

Humankapital<br />

Strukturkapital<br />

Kompetenz Bereits<strong>ch</strong>aft Lernfähigkeit Beziehungen Organisation Innovation<br />

Abb.10: Die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>skapitalarten<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an: Reinhardt, Rüdiger: Das Management von <strong>Wissen</strong>skapital,<br />

in: Pawlowsky, Peter: <strong>Wissen</strong>smanagement : Erfahrungen und Perspektiven, Wiesbaden 1998, S.158.<br />

Für jede dieser <strong>Wissen</strong>skapitalarten wird nun eine Reihe von aussagekräftigen und<br />

mögli<strong>ch</strong>st abs<strong>ch</strong>ließenden Indikatoren gebildet – z.B. Anzahl der Weiterbildungsstunden<br />

pro Mitarbeiter im Humankapital, oder Zufriedenheitsgrad der Kunden im<br />

Marktkapital, die eine Bewertung der einzelnen <strong>Wissen</strong>skapitalarten und damit des<br />

gesamten <strong>Wissen</strong>skapitals eines Unternehmens ermögli<strong>ch</strong>en. Die Bewertung erfolgt<br />

in der Regel in Form einer Prozentzahl, die si<strong>ch</strong> an der Errei<strong>ch</strong>ung der gesetzten Ziele<br />

für den jeweiligen Indikator orientiert.<br />

Bekannteste Vertreter dieser Form von induktiv-analytis<strong>ch</strong>en Ansätze sind der „Intangible<br />

Assets Monitor“ von Sveiby sowie der „Intellectual Capital Navigator“ von<br />

Stewart.<br />

Dur<strong>ch</strong> diese Methode der <strong>Wissen</strong>smessung lässt si<strong>ch</strong> die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

re<strong>ch</strong>t gut einteilen und den einzelnen <strong>Wissen</strong>spositionen im Unternehmen<br />

dur<strong>ch</strong> einen Verglei<strong>ch</strong> von „Ist“- und „Soll“-Positionen mit den gesetzten Zielen ein<br />

relativer Wert der Zielerei<strong>ch</strong>ung zuweisen. Dadur<strong>ch</strong> kann eine Sensibilisierung des<br />

Unternehmens für S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en und Stärken der organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis erfolgen.<br />

Was jedo<strong>ch</strong> die induktiv-analytis<strong>ch</strong>en Ansätze ni<strong>ch</strong>t leisten können, ist eine Verbindung<br />

herzustellen zwis<strong>ch</strong>en Interventionen in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

und deren Auswirkungen auf den Ges<strong>ch</strong>äftserfolg 136 , no<strong>ch</strong> lässt si<strong>ch</strong> der Erfolg einzelner<br />

Interventionen auf die entspre<strong>ch</strong>enden <strong>Wissen</strong>skapitalkomponenten messen.<br />

Somit ist es unmögli<strong>ch</strong>, eine Verbindung zwis<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>szielen und Unternehmenszielen<br />

herzustellen.<br />

136 Vgl. North, Klaus; Probst, Gilbert und Romhardt, Kai: <strong>Wissen</strong> messen – Ansätze, Erfahrungen und kritis<strong>ch</strong>e Fragen, zfo 3/1998, S.163.<br />

50


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.3.2 Erfolgsmessung<br />

Da <strong>Wissen</strong>smanagement als Teilberei<strong>ch</strong> des Unternehmensmanagements und die<br />

organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis als Erfolgsfaktor für na<strong>ch</strong>haltige <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>e<br />

zu sehen ist, gilt es ein Modell zu erstellen, das die <strong>Wissen</strong>spositionen eines Unternehmens,<br />

Interventionen in diese organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis sowie den Ges<strong>ch</strong>äftserfolg<br />

eines Unternehmens bzw. die Errei<strong>ch</strong>ung der Unternehmensziele zu<br />

einer Kette von Ursa<strong>ch</strong>e-Wirkungsbeziehungen verknüpft.<br />

Dies Ziel zu errei<strong>ch</strong>en bemühen si<strong>ch</strong> zwei theoretis<strong>ch</strong>e Ansätze: Die Balanced Scorecard<br />

von Kaplan/Norton sowie das Modell einer <strong>Wissen</strong>sbilanz von<br />

Probst/North/Romhardt.<br />

4.3.2.1 Balanced Scorecard<br />

4.3.2.1.1 Modell der Balanced Scorecard<br />

Die Balanced Scorecard, ursprüngli<strong>ch</strong> von Kaplan/Norton als Ansatz zur Verbesserung<br />

des herkömmli<strong>ch</strong>en, allein auf finanzielle Kennzahlen ausgeri<strong>ch</strong>teten Controllingsystems<br />

geplant, wird mittlerweile als ideales Instrument zur Implementierung und<br />

Kontrolle der Unternehmensstrategie angesehen 137 .<br />

Idee der Balanced Scorecard ist es, das Unternehmen aus mindestens vier unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Perspektiven zu betra<strong>ch</strong>ten, der Finanzperspektive, der Perspektive der<br />

internen Ges<strong>ch</strong>äftsprozesse, der Kunden- und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> der Lern- und Entwicklungsperspektive<br />

138 - weitere Perspektiven können je na<strong>ch</strong> Bedarf zusätzli<strong>ch</strong> implementiert<br />

werden. Das Innovative an dieser Planungsmethode ist, dass neben die<br />

herkömmli<strong>ch</strong>en finanziellen nun au<strong>ch</strong> qualitative Ziele innerhalb der anderen drei<br />

Perspektiven errei<strong>ch</strong>t werden sollen. Innerhalb jeder Perspektive werden strategis<strong>ch</strong>e<br />

Ziele gesetzt, die si<strong>ch</strong> auf die Hauptwerttreiber bes<strong>ch</strong>ränken sollen, Kennzahlen<br />

zur Kontrolle gebildet, Planzahlen festgelegt und die entspre<strong>ch</strong>enden Maßnahmen<br />

zur Umsetzung der Ziele festgelegt 139 .<br />

Kernpunkt der Balanced Scorecard ist es, Verknüpfungen in Form von Ursa<strong>ch</strong>e-<br />

Wirkungs-Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en den Hauptwerttreibern der einzelnen Perspektiven<br />

zu bilden, bis si<strong>ch</strong> ein Netz von Kausalverknüpfungen von der Lern- und Entwicklungs-<br />

bis zur finanziellen Perspektive gebildet hat.<br />

137 Vgl. Weber, Jürgen und S<strong>ch</strong>äffer, Utz: Balanced Scorecard & Controlling, Wiesbaden, 3.Aufl. 2000, S.15f.<br />

138 Vgl. Kaplan, Robert und Norton, David: The Balanced Scorecard – Measures That Drive Performance,<br />

in: Harvard Buiness Review 1/2 1992, S.72.<br />

139 Vgl. Horvath, Peter: <strong>Wissen</strong>smanagement steuern: Die Balanced Scorecard als innovatives Controllinginstrument,<br />

in: C.H. Antoni und T. Sommerlatte (Hrsg.): Report <strong>Wissen</strong>smanagement, 2.Aufl., Düsseldorf 1999, S.58f.<br />

51


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Dabei wird davon ausgegangen, dass organisatoris<strong>ch</strong>es Lernen in verbesserte Prozessen<br />

resultiert, diese für einen gesteigerten Kundennutzen sorgen, und ein sol<strong>ch</strong><br />

gesteigerter Kundennutzen si<strong>ch</strong> letztendli<strong>ch</strong> immer in der finanziellen Perspektive<br />

des Unternehmens nieders<strong>ch</strong>lägt 140 .<br />

Die Identifikation der Korrelationen unterliegt einem ständigen Feedback- und Lernprozess,<br />

bis si<strong>ch</strong> die Art und Stärke der jeweiligen Beziehungen herausgestellt hat 141 .<br />

Mit Hilfe einer Balanced Scorecard kann somit festgestellt werden, wie si<strong>ch</strong> die<br />

Hauptwissenskomponenten sowie Interventionen in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

auf das finanzielle Ergebnis des Unternehmens auswirken.<br />

4.3.2.1.2 Kritik an der Balanced Scorecard<br />

Die größte Stärke der Balanced Scorecard stellt in bezug auf die Messung des <strong>Wissen</strong>s<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig eine erhebli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e dar. Da die Ursa<strong>ch</strong>e-Wirkungs-<br />

Beziehungen innerhalb eines Unternehmens unendli<strong>ch</strong> komplex sind, muss si<strong>ch</strong> die<br />

Balanced Scorecard auf die Korrelationen zwis<strong>ch</strong>en den Hauptwerttreibern bes<strong>ch</strong>ränken.<br />

Dadur<strong>ch</strong> wird sie aber dem Anspru<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr gere<strong>ch</strong>t, die organisationale<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis in ihrer Gesamtheit darzustellen.<br />

Anzumerken bleibt au<strong>ch</strong>, dass die Beziehungen innerhalb der Balanced Scorecard<br />

immer von der Lern- und Entwicklungsperspektive hin zur Finanzperspektive verlaufen.<br />

Es ist aber dur<strong>ch</strong>aus vorstellbar, dass Verknüpfungen in die andere Ri<strong>ch</strong>tung<br />

existieren, was aber für die ursprüngli<strong>ch</strong>e Aufgabe der Umsetzung der Unternehmensstrategie<br />

ni<strong>ch</strong>t angeda<strong>ch</strong>t war und deshalb au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt wurde.<br />

4.3.2.2 <strong>Wissen</strong>sbilanz na<strong>ch</strong> North/Probst/Romhardt<br />

4.3.2.2.1 Modell der <strong>Wissen</strong>sbilanz na<strong>ch</strong> North/Probst/Romhardt<br />

North/Probst/Romhardt s<strong>ch</strong>lagen ein Modell von vier Indikatorenklassen vor, dass<br />

aus Indikatoren für Bestandsgrößen der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis, Interventionen<br />

in die <strong>Wissen</strong>sbasis, aus den Interventionen resultierenden Zwis<strong>ch</strong>enerfolgen<br />

sowie den finanziellen und qualitativen Ergebnissen der Ges<strong>ch</strong>äftstätigkeit besteht<br />

142 .<br />

140 Vgl. Weber, Jürgen und S<strong>ch</strong>äffer, Utz: Balanced Scorecard & Controlling, 3.Aufl., Wiesbaden 2000, S.78f.<br />

141 Vgl. Kaplan, Robert und Norton, David: Using the Balanced Scorecard as a Strategic Management System, in:<br />

Harvard Business Review Jan/Feb 1996, S.83.<br />

142 Vgl. North/Probst/Romhardt: <strong>Wissen</strong> messen, in zfo 3/1998, S.163.<br />

52


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Eröffnungs-<br />

Bilanz<br />

Zeitpunkt t0<br />

Unternehmensziele<br />

Erfüllungsgrad messen<br />

S<strong>ch</strong>luss-<br />

Bilanz<br />

Zeitpunkt<br />

Wis-<br />

in t0<br />

Größere<br />

Marktdur<strong>ch</strong>dringung<br />

Finanzbilanz<br />

in t0<br />

<strong>Wissen</strong>sziele<br />

Veränderung<br />

des Anreizsystems<br />

zur<br />

<strong>Wissen</strong>sgenerierung,<br />

-teilung<br />

Transferiere<br />

Best Practices<br />

Implementiere<br />

eine IT-<br />

Struktur mit<br />

e-mail und<br />

Groupware<br />

Mitarbeiter<br />

motiviert,<br />

<strong>Wissen</strong> anzuwenden<br />

Verbesserte<br />

Nutzung von<br />

Te<strong>ch</strong>nologien<br />

Geringere<br />

operative<br />

Kosten<br />

S<strong>ch</strong>nellere<br />

Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

Besseres Verständnis<br />

von<br />

Kundenbedürfnissen<br />

Verbesserter<br />

Kundennutzen<br />

dur<strong>ch</strong>Produkte<br />

Höhere Qualität<br />

von Produkten<br />

S<strong>ch</strong>nellere<br />

Antwortzeiten<br />

Erhöhter<br />

Kundennutzen<br />

Steigende<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Mehr Aufträge<br />

G<br />

E<br />

S<br />

C<br />

H<br />

Ä<br />

F<br />

T<br />

S<br />

E<br />

R<br />

G<br />

E<br />

B<br />

N<br />

I<br />

S<br />

S<br />

E<br />

<strong>Wissen</strong>sbilanz<br />

in t1<br />

sens-<br />

bilanz<br />

Finanzbilanz<br />

in t1<br />

Intervention<br />

Zwis<strong>ch</strong>enerfolge und Übertragungseffekte<br />

Bewegungsbilanz: Veränderung t1-t0<br />

Abb. 11: <strong>Wissen</strong>sbilanz na<strong>ch</strong> North/Probst/Romhardt<br />

Quelle: Der Verfasser, in Anlehnung an: North, Klaus; Probst, Gilbert und Romhardt, Kai: <strong>Wissen</strong><br />

messen – Ansätze, Erfahrungen und kritis<strong>ch</strong>e Fragen, zfo 3/1998, S.164.<br />

Ausgangspunkt ist eine <strong>Wissen</strong>sbilanz, die anhand von geeigneten Indikatoren die<br />

organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis so vollständig wie mögli<strong>ch</strong> abzubilden versu<strong>ch</strong>t – Indikatoren<br />

könnten z.B. das akademis<strong>ch</strong>e Ausbildungsniveau der Mitarbeiter, Kenntnisse<br />

in Office-Anwendungen oder Kompetenz im Umgang mit dem Internet sein - sowie<br />

eine herkömmli<strong>ch</strong>e Finanzbilanz. Die zweite Indikatorenklasse misst nun Interventionen<br />

in die <strong>Wissen</strong>sbasis, indem für jede Intervention der jeweilige Aufwand/Input<br />

dur<strong>ch</strong> Indikatoren dargestellt wird – so könnte als Intervention in die Internet-Kompetenz<br />

der Mitarbeiter eine Aufrüstung der PC´s dur<strong>ch</strong> Soft- und Hardware<br />

sowie eine S<strong>ch</strong>ulung der Mitarbeiter erfolgen, messbar dur<strong>ch</strong> Indikatoren wie<br />

Kosten für S<strong>ch</strong>ulungen und Aufrüstung.<br />

53


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Diese Interventionen führen nun in der dritten Indikatorklasse zu messbaren Zwis<strong>ch</strong>enerfolgen<br />

und Übertragungseffekten. So könnte dur<strong>ch</strong> die erhöhte Internet-<br />

Kompetenz die Beantwortungszeit von Kunden-Emails verringert worden sein, was<br />

zu einer erhöhten Kundenzufriedenheit mit einem höheren Auftragseingang führen<br />

könnte. Die Zwis<strong>ch</strong>enerfolge werden ans<strong>ch</strong>ließend wieder zu einer Finanzbilanz, die<br />

sämtli<strong>ch</strong>e monetäre Größen zusammenfasst, sowie einer <strong>Wissen</strong>sbilanz, die qualitative<br />

Bestandteile enthält, aggregiert 143 . Aus der Differenz zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>luss- und Eröffnungsbilanz<br />

lässt si<strong>ch</strong> nun eine Bewegungsbilanz erstellen, die für jeden dur<strong>ch</strong><br />

Indikatoren erfassten Bestandteil der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis die Veränderung<br />

im Bilanzierungszeitraum erfasst 144 .<br />

4.3.2.2.2 Kritik an der <strong>Wissen</strong>sbilanz na<strong>ch</strong> North/Probst/Romhardt<br />

Das Modell enthält von si<strong>ch</strong> aus keine Einteilung in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Kapitalarten. Da<br />

zusätzli<strong>ch</strong> keine einheitli<strong>ch</strong> Maßgröße für die Bestandteile der organisatoris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis vorgegeben wird und somit nur absolute Werte in die <strong>Wissen</strong>sbilanz<br />

aufgenommen werden, ist die Aussagefähigkeit einer sol<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbilanz – zumindest<br />

für Außenstehende – eher bes<strong>ch</strong>ränkt. Dies könnte teilweise dadur<strong>ch</strong> kompensiert<br />

werden, dass man über die Bewegungsbilanz eine prozentuale Veränderung<br />

der Bestandsgrößen ermitteln kann. Zudem kann dur<strong>ch</strong> einen Verglei<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>lussbilanz<br />

mit dem geplanten <strong>Wissen</strong>stand festgestellt werden, inwieweit die angestrebte<br />

Veränderung der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis au<strong>ch</strong> realisiert werden konnte.<br />

Dur<strong>ch</strong> Analyse der kausalen Interventionen und deren jeweiligen Kosten lässt si<strong>ch</strong><br />

sogar teilweise ein finanzieller Erfolg einzelner <strong>Wissen</strong>smanagement-Maßnahmen<br />

zurückverfolgen.<br />

Problematis<strong>ch</strong> ist allerdings, dass die Kausalbeziehungen zwis<strong>ch</strong>en Interventionen<br />

und Ges<strong>ch</strong>äftsergebnissen auf die <strong>Wissen</strong>sbestandteile des Unternehmens bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

sind und ni<strong>ch</strong>t sämtli<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e-Wirkungs-Gefle<strong>ch</strong>te innerhalb des Unternehmens<br />

enthalten. Dadur<strong>ch</strong> können die Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en Strategie und Umsetzung<br />

ni<strong>ch</strong>t vollständig abgebildet werden, und es wird si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>er klären lassen,<br />

worauf der Ges<strong>ch</strong>äftserfolg zurückzuführen ist, auf Interventionen in die organisationale<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis, oder auf sonstige Einflussfaktoren innerhalb des Unternehmens.<br />

143 Vgl. Romhardt, Kai: <strong>Wissen</strong> managen – Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource nutzen, 2.Aufl., Wiesbaden, 1999, S.331.<br />

144 Vgl. North, Klaus: <strong>Wissen</strong>sorientierte Unternehmensführung – Werts<strong>ch</strong>öpfung dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>, 1.Aufl., Wiesbaden 1998, S.198.<br />

54


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

S<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> wird eine Erfolgsmessung au<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>wert, dass Auswirkungen<br />

von <strong>Wissen</strong>smanagementaktivitäten immer mit zeitli<strong>ch</strong>er Verzögerung auftreten, was<br />

eine Zure<strong>ch</strong>nung der Erfolge weiter ers<strong>ch</strong>wert.<br />

4.3.2.3 Ergebnisse aus der Betra<strong>ch</strong>tung der Erfolgsmessung<br />

Während die Balanced Scorecard geeignet ist, Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en Unternehmens-,<br />

<strong>Wissen</strong>szielen, Interventionen zur Zielerei<strong>ch</strong>ung und den Ges<strong>ch</strong>äftserfolgen<br />

aufzuzeigen, vermag sie ni<strong>ch</strong>t die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis in der hinrei<strong>ch</strong>enden<br />

Breite abzubilden und messbar zu ma<strong>ch</strong>en. Das Modell von North/Probst/Romhardt<br />

dagegen ist zwar geeignet, um eine <strong>Wissen</strong>sbilanz zu erstellen, hat aber S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en<br />

bei der Darlegung der Kausalbeziehungen, insbesondere da es die Ursa<strong>ch</strong>e-<br />

Wirkungs-Zusammenhänge auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf das Zusammenwirken zwis<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbestandteile<br />

der Unternehmung und dem Ges<strong>ch</strong>äftserfolg reduziert.<br />

Beide Konzepte haben s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e darin, dass sie die Ursa<strong>ch</strong>e-<br />

Wirkungsbeziehungen nur in eine Ri<strong>ch</strong>tung gelten lassen – in der Regel vom Besonderen<br />

zum allgemeinen Ges<strong>ch</strong>äftserfolg – mögli<strong>ch</strong> ist aber au<strong>ch</strong> ein gegenläufiger,<br />

si<strong>ch</strong> selbst verstärkender Prozess. Zudem könnten die Interventionen au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

ihre Ergebnisse beeinflusst werden. Aufgrund der Komplexität der betriebli<strong>ch</strong>en Wirkungszusammenhänge<br />

wird es wohl niemals vollkommen gelingen, alle Ursa<strong>ch</strong>e-<br />

Wirkungszusammenhänge in Art und Gewi<strong>ch</strong>tung ri<strong>ch</strong>tig darzustellen 145 .<br />

Trotzdem s<strong>ch</strong>afft es der Ansatz von North/Probst/Romhardt, die Veränderung der<br />

organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis sowie den Erfolg einzelner <strong>Wissen</strong>smanagement-<br />

Maßnahmen aufzuzeigen. Ergänzt dur<strong>ch</strong> eine Einbettung in die Kausalbeziehungen<br />

aller Unternehmensberei<strong>ch</strong>e im Sinne einer Balanced Scorecard ers<strong>ch</strong>eint er als ein<br />

geeignetes Modell zur Erfolgsmessung im <strong>Wissen</strong>smanagement.<br />

Damit lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur die Errei<strong>ch</strong>ung der <strong>Wissen</strong>sziele analysieren, sondern au<strong>ch</strong><br />

der Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en einzelnen <strong>Wissen</strong>smanagementmaßnahmen und dem<br />

Erfüllen der Unternehmensziele aufzeigen.<br />

Was freili<strong>ch</strong> nur sehr unzurei<strong>ch</strong>end gelingt, ist eine Gegenüberstellung der Kosten<br />

einzelner <strong>Wissen</strong>smanagementmaßnahmen mit ihrem finanziellen Nutzen anhand<br />

von Ges<strong>ch</strong>äftserfolgen oder einer Zunahme des Wertes der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis.<br />

Hier sind die Instrumente und das Verständnis der betriebli<strong>ch</strong>en Zusammenhänge<br />

einfa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ausgereift, um diese komplexen Interaktionen detailgetreu<br />

darzustellen.<br />

145 Vgl. Weber, Jürgen und S<strong>ch</strong>äffer, Utz: Balanced Scorecard & Controlling, 3.Aufl., Wiesbaden 2000, S.76.<br />

55


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.3.3 Aufbau eines Indikatorensystems<br />

Während es zur Messung der finanziellen Situation eines Unternehmens ein hinrei<strong>ch</strong>endes<br />

System von bewährten Kennzahlen gibt, stellt si<strong>ch</strong> die Frage, wel<strong>ch</strong>e und<br />

wie viele Indikatoren notwendig sind, um die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis abzubilden.<br />

Dabei sollte ebenso wie bei herkömmli<strong>ch</strong>en Finanzkennzahlen die goldene Mitte<br />

zwis<strong>ch</strong>en zu wenig <strong>Wissen</strong>sindikatoren und der Überlastung dur<strong>ch</strong> Informationsüberflutung<br />

gefunden werden.<br />

Es sollte nur dasjenige <strong>Wissen</strong> erfasst werden, dass ents<strong>ch</strong>eidend für den Unternehmenserfolg<br />

ist und in die strategis<strong>ch</strong>e Planung einbezogen werden muss sowie<br />

Objekt von gezielten Interventionen in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

sein sollte 146 .<br />

Das ist in erster Linie das <strong>Wissen</strong>, was in ents<strong>ch</strong>eidendem Maße für die Erfüllung der<br />

kritis<strong>ch</strong>en Erfolgsfaktoren - derjenigen Determinanten im Unternehmen, die zur Erlangung<br />

eines na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>s unbedingt gegeben sein müssen -<br />

verantwortli<strong>ch</strong> ist. Die Frage, wel<strong>ch</strong>e Faktoren für den Erfolg des Unternehmens kritis<strong>ch</strong><br />

sind, ist abhängig von der jeweiligen Unternehmensstrategie (vgl. 3.2.2 ).<br />

Diese kritis<strong>ch</strong>en Erfolgsfaktoren müssen nun im nä<strong>ch</strong>sten S<strong>ch</strong>ritt in <strong>Wissen</strong>sindikatoren<br />

heruntergebro<strong>ch</strong>en werden, indem überlegt wird, wel<strong>ch</strong>e Teile der organisatoris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis wesentli<strong>ch</strong> zur Errei<strong>ch</strong>ung des Erfolges sind 147 – hier könnte die<br />

Balanced Scorecard eine große Hilfe sein, um die Korrelationen zwis<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong><br />

und Zielerrei<strong>ch</strong>ung aufzuzeigen.<br />

Zu bea<strong>ch</strong>ten ist, dass <strong>Wissen</strong>sindikatoren meistens qualitativer Natur sind, was ni<strong>ch</strong>t<br />

nur unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Bewertungsmaßstäbe zur Folge hat, sondern au<strong>ch</strong> die Problematik<br />

der Subjektivität des Bewertenden impliziert. In einigen Fällen wird man dieses<br />

Problem umgehen können, indem man <strong>Wissen</strong>spositionen einen monetären Wert<br />

zuweist, sei es dur<strong>ch</strong> entstandene Kosten, oder no<strong>ch</strong> besser, indem man einen mögli<strong>ch</strong>en<br />

Marktwert des <strong>Wissen</strong>s ermittelt.<br />

Vorstellbar ist, dass die Bewertung dur<strong>ch</strong> neutrale Instanzen, z.B. das Controlling,<br />

dur<strong>ch</strong>geführt wird. Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>er ist jedo<strong>ch</strong>, dass der jeweilige <strong>Wissen</strong>sträger<br />

bzw. diejenigen Mitarbeiter, die das Potential von Informationen als mögli<strong>ch</strong>e Kernwissensquellen<br />

eins<strong>ch</strong>ätzen können, au<strong>ch</strong> die Bewertung vornehmen.<br />

146 Vgl. Reinhardt, Rüdiger: Das Management von <strong>Wissen</strong>skapital, in: Pawlowsky, Peter (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement:<br />

Erfahrungen und Perspektiven, Wiesbaden 1998, S.161.<br />

147 Vgl. Polterauer, Andrea; Zwicknagl, Wolfgang; Wagner, Kristina und Hauss, Ilja: <strong>Wissen</strong> bewerten ist Kapital verwerten,<br />

in: io management Nr.10 2000, S.27.<br />

56


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Um die Bewertung so ni<strong>ch</strong>t zu einer Frage der jeweiligen Persönli<strong>ch</strong>keit und Stimmungslage<br />

des Bewertenden werden zu lassen, müssen hier Standardisierungen<br />

folgen sowie Anreize für eine „neutrale“ Bewertung ges<strong>ch</strong>affen werden.<br />

4.3.4 Unternehmensverglei<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> einen <strong>Wissen</strong>skapitalindex<br />

Bisher wurde gezeigt, wie Unternehmen ihre organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis messen<br />

und den Erfolg von <strong>Wissen</strong>smanagement-Maßnahmen bewerten können.<br />

Was damit no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>t wurde, ist eine Verglei<strong>ch</strong>barkeit des <strong>Wissen</strong>skapitals<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Unternehmen zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Dies zu leisten ist Ziel eines <strong>Wissen</strong>skapitalindexes.<br />

Voraussetzung ist zweierlei. Es müssten für die zu verglei<strong>ch</strong>enden Unternehmen die<br />

selben Indikatoren zur Messung und glei<strong>ch</strong>zeitig die selbe Maßgröße verwendet werden.<br />

Ein sol<strong>ch</strong>er <strong>Wissen</strong>skapitalindex bietet je na<strong>ch</strong> Perspektive unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Vorteile.<br />

Aus unternehmensinterner Si<strong>ch</strong>t bietet si<strong>ch</strong> die Chance, Entwicklungen der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

<strong>Wissen</strong>skapitalarten über einen längeren Zeitraum genau zu verfolgen, um<br />

eventuelle Korrelationen zwis<strong>ch</strong>en den Kapitalarten ausma<strong>ch</strong>en zu können – was<br />

wiederum Rücks<strong>ch</strong>lüsse auf die gegenläufige Wirkung einzelner Interventionen in die<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis zulassen würde. Ergänzt dur<strong>ch</strong> die Darstellung des Finanzkapitals lassen<br />

si<strong>ch</strong> zudem die Kosten, die eine Erhöhung des <strong>Wissen</strong>skapitals mit si<strong>ch</strong> bringt,<br />

ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>ten. Damit könnte si<strong>ch</strong> grob valuieren lassen, ob si<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>smanagement-Initiativen<br />

gelohnt haben.<br />

Aus unternehmensexterner Perspektive kann ein <strong>Wissen</strong>skapitalindex eine Ergänzung<br />

zu herkömmli<strong>ch</strong>en Finanzkennzahlen bieten, um den bisherigen und zukünftigen<br />

Erfolg des Unternehmens besser eins<strong>ch</strong>ätzen zu können und eine bessere Bewertung<br />

des Marktpreises vornehmen zu können. Verglei<strong>ch</strong>e mit anderen Unternehmen<br />

können dazu anregen, Teilen der eigenen organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis größere<br />

Aufmerksamkeit zu widmen 148 .<br />

Denno<strong>ch</strong> darf dies ni<strong>ch</strong>t darüber hinwegtäus<strong>ch</strong>en, dass ein sol<strong>ch</strong>er Index au<strong>ch</strong> mit<br />

einigen Problemen behaftet ist. Zum einen gibt ein <strong>Wissen</strong>skapitalindex nur einen<br />

relativen Wert wieder und gibt au<strong>ch</strong> keine Auskunft über den realen Wertzuwa<strong>ch</strong>s.<br />

Und zum anderen ist die Messung von <strong>Wissen</strong> anhand qualitativer Indikatoren immer<br />

eine sehr subjektive Angelegenheit, was den Verglei<strong>ch</strong> von Unternehmen etwas ers<strong>ch</strong>wert.<br />

148 Vgl. Reinhardt, Rüdiger: Das Management von <strong>Wissen</strong>skapital, in: Pawlowsky, Peter (Hrsg.): <strong>Wissen</strong>smanagement:<br />

Erfahrungen und Perspektiven, Wiesbaden 1998, S.167.<br />

57


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.4 Funktionen des <strong>Wissen</strong>scontrollings<br />

Na<strong>ch</strong>dem dargestellt wurde, wie der Prozess der Bildung und Kontrolle von <strong>Wissen</strong>szielen<br />

aussieht, soll no<strong>ch</strong> kurz anhand der Kernaufgaben des Controllings, Koordination,<br />

Integration und Information/Innovation auf die Herausforderungen eingegangen<br />

werden, die si<strong>ch</strong> an das Controlling lernender Organisationen stellen.<br />

4.4.1 Koordinationsfunktion<br />

In seiner Koordinationsfunktion hat das Controlling die Aufgabe, das Zusammenwirken<br />

der einzelnen Unternehmens-Ressorts zu optimieren, indem Systementwicklungsbedarf<br />

aufgezeigt, Koordinationsmängel abgebaut sowie aktuelle Koordinationsprobleme<br />

behoben werden 149 .<br />

Ein koordinierendes <strong>Wissen</strong>scontrolling hätte demna<strong>ch</strong> die Verbesserung organisationaler<br />

Lernfähigkeit zum Inhalt, indem einer zu starken <strong>Wissen</strong>szerklüftung entgegengewirkt<br />

und das Zusammenwirken der dezentralen <strong>Wissen</strong>sbasen unterstützt<br />

wird.<br />

Voraussetzung des Aufbaus organisationaler Lernkompetenzen ist die S<strong>ch</strong>affung von<br />

Strukturen, die Synergieeffekte zwis<strong>ch</strong>en den einzelnen Teilen der organisatoris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis ermögli<strong>ch</strong>en, mit dem Ziel, das organisatoris<strong>ch</strong>e <strong>Wissen</strong> über die<br />

Summe der dezentralen Intelligenzen zu heben.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig müssen leistungsfähige Kommunikationsbeziehungen zwis<strong>ch</strong>en den einzelnen<br />

Organisationsberei<strong>ch</strong>en zur zielgeri<strong>ch</strong>teten Anwendung organisationalen<br />

<strong>Wissen</strong> ges<strong>ch</strong>affen werden; hierdur<strong>ch</strong> wird überhaupt erst die organisationale Lernfähigkeit<br />

ermögli<strong>ch</strong>t.<br />

Und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> muss innerhalb der Koordinationsfunktion eine Abstimmung der organisatoris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis auf den Bedarf an Handlungswissen si<strong>ch</strong>ergestellt<br />

werden. 150<br />

4.4.2 Integrationsfunktion<br />

Ziel der Integrationsfunktion des Controllings ist es, jeden Führungsprozess als einen<br />

ges<strong>ch</strong>lossenen Regelkreis – bestehend aus Zielsetzung, Umsetzung und Kontrolle –<br />

abzubilden und die Ermittlung von Zielabwei<strong>ch</strong>ungen im Sinne eines iterativen Prozesses<br />

zur Verbesserung des Zielbildungsprozesses wieder in den Kreislauf einfließen<br />

zu lassen. Als Ergebnis lassen si<strong>ch</strong> dann Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en Ursa<strong>ch</strong>e und<br />

Wirkung aufzeigen.<br />

149 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.325f.<br />

150 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.329f.<br />

58


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Die Integration innerhalb eines <strong>Wissen</strong>scontrollings besteht demna<strong>ch</strong> darin, den Regelkreis<br />

des organisatoris<strong>ch</strong>en Lernens aufre<strong>ch</strong>tzuerhalten und Störfaktoren, wie sie<br />

bei der Institutionalisierung von individuellem <strong>Wissen</strong> in die organisationale <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

oder mangelnder Motivation der Mitarbeiter zur Umsetzung von <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

auftreten können, zu beseitigen. Besondere Bea<strong>ch</strong>tung muß dabei der Tatsa<strong>ch</strong>e<br />

ges<strong>ch</strong>enkt werden, dass der Kreislauf des organisatoris<strong>ch</strong>en Lernens na<strong>ch</strong><br />

einmaligem Dur<strong>ch</strong>lauf ni<strong>ch</strong>t beendet werden darf, sondern im Sinne eines ständigen<br />

Feedback-Prozesses weiter verbessert wird. 151<br />

4.4.3 Informations- und Innovationsfunktion<br />

Bei der Informationsfunktion des Managements dur<strong>ch</strong> das Controlling geht es darum,<br />

den optimalen Informationsinhalt und –umfang zu gestalten, eine Erfolgsmessung<br />

von <strong>Wissen</strong>smanagement dur<strong>ch</strong> Gegenüberstellung der Kosten zum Unternehmensnutzen<br />

zu bewerkstelligen und eine Analyse der organisatoris<strong>ch</strong>en Wahrnehmungsme<strong>ch</strong>anismen,<br />

z.B. das Aufzeigen von sog. blinden Flecken, vorzunehmen 152 .<br />

Darunter fällt au<strong>ch</strong> die Erfolgsmessung von <strong>Wissen</strong>smanagementsystemen, indem<br />

die Qualität dieser Systeme in Bezug auf Systemnutzung und Nutzerzufriedenheit<br />

gesetzt und hierüber die Auswirkungen auf die Organisation gemessen wird 153 .<br />

Zusätzli<strong>ch</strong> geht es darum, das Management darüber aufzuklären, wel<strong>ch</strong>er Teil der<br />

organisationalen <strong>Wissen</strong>sbasis potentielle Innovationen birgt, z.B. indem<br />

<strong>Wissen</strong>sbestandteile dur<strong>ch</strong> <strong>Wissen</strong>sattraktivitätsportfolios in ihrer<br />

„Innovationsfähigkeit“ beurteilt werden.<br />

151 Vgl. Küpper, Hans-Ulri<strong>ch</strong>: Controlling, Wiesbaden, 2000, S.13ff.<br />

152 Vgl. Güldenberg, Stefan: <strong>Wissen</strong>smanagement und <strong>Wissen</strong>scontrolling in lernenden Organisationen, 2.Aufl., Wien 1998, S.357 .<br />

153 Vgl. Maier, Ronald und Hädri<strong>ch</strong>, Thomas: Modell für die Erfolgsmessung von <strong>Wissen</strong>smanagementsystemen,<br />

in: Wirts<strong>ch</strong>aftsinformatik 2001, S.500.<br />

59


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

4.5 Fazit<br />

Die Arbeit hat versu<strong>ch</strong>t zu zeigen, wie <strong>Wissen</strong>scontrolling zusammen mit <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

ein Führungssystem zur Gestaltung der organisatoris<strong>ch</strong>en <strong>Wissen</strong>sbasis<br />

bilden kann. Die Verwandlung des herkömmli<strong>ch</strong>en Managements und Controllings<br />

hin zu einem wissensbasierten Führungssystem kann mit dafür sorgen, dass<br />

ein Unternehmen in eine kontinuierli<strong>ch</strong> und zielgeri<strong>ch</strong>tet lernende Organisation transformiert<br />

wird - Grundlage für das Generieren eines na<strong>ch</strong>haltigen <strong>Wettbewerbsvorteil</strong>s<br />

gegenüber der Konkurrenz.<br />

Klar ist jedo<strong>ch</strong> geworden, auf wel<strong>ch</strong> unsi<strong>ch</strong>eren wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnissen<br />

eine sol<strong>ch</strong>e Transformation no<strong>ch</strong> steht. Gerade im Controlling zeigen si<strong>ch</strong> die Probleme<br />

einer angemessenen Bewertung von <strong>Wissen</strong>, und vor allem das Erkennen der<br />

Auswirkungen von <strong>Wissen</strong>smanagementaktivitäten auf den Erfolg des Unternehmens.<br />

Nur das Aufzeigen der Kosten im Verhältnis zum finanziellen Nutzen, die <strong>Wissen</strong>smanagement<br />

bringen kann, wird langfristig den Erfolg dieses neuen Managementkonzepts<br />

bringen. Dann aber werden si<strong>ch</strong> neue und ungeahnte Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

für Unternehmen bieten.<br />

60


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

5 S<strong>ch</strong>lussbetra<strong>ch</strong>tung<br />

Die Arbeit hat versu<strong>ch</strong>t aufzuzeigen, wie aus dem rationalen Umgang mit der Unternehmensressource<br />

<strong>Wissen</strong> ein na<strong>ch</strong>haltiger <strong>Wettbewerbsvorteil</strong> entstehen kann.<br />

Fest steht, dass die Fähigkeit eines Unternehmens, Lernen zu können, ents<strong>ch</strong>eidend<br />

dazu beitragen kann, neue Impulse aus der Unternehmensumwelt aufzunehmen und<br />

Innovationen zu entwickeln. Irgendwie zu lernen rei<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aus, das Lernen<br />

sollte no<strong>ch</strong> zielgeri<strong>ch</strong>tet sein und so zur Umsetzung der Unternehmensstrategie dienen.<br />

Problematis<strong>ch</strong> ist allerdings, dass der komplexe Prozess des organisationalen Lernens<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t genug erfors<strong>ch</strong>t wurde, um über die Ebene eines vagen Verständnisses<br />

hinaus zu gelangen.<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e Instrumente, die versu<strong>ch</strong>en, den Lernprozess des Unternehmens zu gestalten,<br />

sind mit der Unsi<strong>ch</strong>erheit des unzurei<strong>ch</strong>enden Verständnisses behaftet.<br />

Was daher bis jetzt ledigli<strong>ch</strong> gelingen kann, ist innerhalb des <strong>Wissen</strong>smanagements<br />

einzelne Aspekte des Lernens aufzugreifen und dort gezielt zu intervenieren.<br />

<strong>Wissen</strong>scontrolling versu<strong>ch</strong>t, diese Interventionen zu bewerten und deren Auswirkungen<br />

auf den Lernprozess, das organisationale <strong>Wissen</strong> sowie den Unternehmenserfolg<br />

zu bestimmen. Aber au<strong>ch</strong> hier muss eingestanden werden, dass die komplexen<br />

Kausalbeziehungen innerhalb des Unternehmens ein komplettes Verständnis<br />

der We<strong>ch</strong>selbeziehungen unmögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en.<br />

<strong>Wissen</strong>smanagement leistet jedo<strong>ch</strong> Pionierarbeit im Berei<strong>ch</strong> der Gestaltung der organisationalen<br />

<strong>Wissen</strong>sbasis. Kein Unternehmen kann es si<strong>ch</strong> über kurz oder lang<br />

leisten, diese Ressource zu verna<strong>ch</strong>lässigen, stellt sie do<strong>ch</strong> das einzige Potential<br />

dar, das theoretis<strong>ch</strong> unbegrenzt verfügbar ist.<br />

Die Zukunft wird zeigen, ob es <strong>Wissen</strong>smanagement tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gelingen wird, über<br />

den Lernprozess und die Gestaltung der <strong>Wissen</strong>sbasis so etwas wie organisationale<br />

Intelligenz aufzubauen.<br />

61


<strong>Wettbewerbsvorteil</strong> <strong>Wissen</strong><br />

Literaturverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Einzelwerke:<br />

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