Wechsel - Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Lippe eV
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Bl ck<br />
Ausgabe: Sommer 2008/Nr. 25<br />
Thema: Biographiearbeit in der Sterbebegleitung<br />
<strong>Ambulanter</strong> <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
<strong>Wechsel</strong>
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 2
3<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Liebe Mitglieder <strong>und</strong> Förderer des AHPB`s,<br />
liebe <strong>Hospiz</strong>fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> -fre<strong>und</strong>innen,<br />
der Zug auf dem Titelbild der 25. Ausgabe<br />
der Vereinsbroschüre fliegt nur so dahin -<br />
ein Symbol der Schnelllebigkeit unserer<br />
Zeit! Während der Reise im Zug, der Sie<br />
vielleicht zum Sommerferienziel trägt, gibt<br />
es oft Zeit, Zeit zum Entspannen, Zeit zum<br />
Denken, zum Sinnieren.<br />
Nehmen Sie sich, liebe Leserinnen, lieber<br />
Leser, Zeit für diesen Blick<strong>Wechsel</strong>, Zeit<br />
für eine spannende Retrospektive 13 Jahre<br />
währender Redaktionsarbeit.<br />
Nehmen Sie sich Zeit, sich über Biographiearbeit<br />
zu informieren <strong>und</strong> Zeit für die<br />
Seite18, auf der zur Werbung von Mitgliedern<br />
aufgerufen wird.<br />
Die Mitglieder bilden die feste Basis des Ambulanten<br />
<strong>Hospiz</strong>dienstes <strong>und</strong> diese kann gar nicht<br />
breit genug ausgebaut werden! Natürlich sind<br />
die Mitgliedsbeiträge für die sich ausweitende<br />
<strong>Hospiz</strong>arbeit des Vereins (s.S.20: neue Aktivitäten<br />
in Bad Salzuflen) wichtig <strong>und</strong> lebensnotwendig,<br />
aber vor allem versteht sich die<br />
<strong>Hospiz</strong>bewegung als gesellschaftsrelevante<br />
Bürgerbewegung <strong>und</strong> diese muss in <strong>Lippe</strong><br />
noch größer werden, denn das Ziel der<br />
Bewegung ist ganz, ganz wichtig: kranke,<br />
sterbende <strong>und</strong> trauernde Menschen werden<br />
nicht allein gelassen, sondern mitmenschlich<br />
begleitet, <strong>und</strong> zwar ehrenamtlich!<br />
Alle Mitglieder des Vereins setzen<br />
sich als Teile dieser wachsenden Bewegung<br />
dafür ein, dass die <strong>Hospiz</strong>arbeit bekannt<br />
wird, dass die <strong>Hospiz</strong>idee in der<br />
Gesellschaft gelebt wird.<br />
Bitte fühlen Sie sich angesprochen!<br />
Die <strong>Hospiz</strong>bewegung in <strong>Lippe</strong> braucht<br />
Ihre Unterstützung!<br />
Werben Sie Mitglieder für den AHPB<br />
(s.S.18)!<br />
Wir brauchen Fre<strong>und</strong>e.<br />
Zurück zum Zug, in dem wir ja alle -<br />
bildlich gesprochen - durch unsere Lebenszeit<br />
rasen. In diesem nimmt sich<br />
auch Joachim Ringelnatz Zeit zum<br />
Sinnieren.<br />
Schweigende Fahrgäste<br />
Die Fremden, mit denen ich fahre,<br />
Gezwungen einander gesellt -:<br />
Aus jedem Augenpaare<br />
Träumt eine andere Welt.<br />
Doch wie ich mich allen verbinde<br />
In schweigender Rätselei,<br />
Irr ich vielleicht. Doch ich finde:<br />
Man wird versöhnend dabei.<br />
Joachim Ringelnatz (1883-1934)<br />
Aus: „Das Gesamtwerk in sieben Bänden“<br />
Genießen Sie, liebe Leser/innen, liebe<br />
Fahrgäste, in diesem versöhnenden Gefühl<br />
für andere den warmen Sommer, der<br />
bis in den Winter hineinwärmen muss.<br />
Herzliche Grüße von<br />
Ihrer<br />
Inge-Lore Brakemeier<br />
(1. Vorsitzende)<br />
4
5<br />
Was ist Biographiearbeit <strong>und</strong> wozu dient sie?<br />
von Ilse Böinghoff (verschiedene Quellen)<br />
Biographiearbeit ist Erinnerungsarbeit;<br />
sie ist die Einbeziehung der Vergangenheit<br />
in die augenblickliche Gegenwart<br />
<strong>und</strong> evtl. in die Zukunft.<br />
Die Frage nach der eigenen Identität -<br />
“Wer bin ich?” - begleitet uns das ganze<br />
Leben lang. Je älter wir werden <strong>und</strong> je<br />
mehr wir auf Erlebtes zurückschauen<br />
können, desto mehr wird die Frage mitbeantwortet<br />
durch die Frage „Wer war<br />
ich?“ <strong>und</strong> umso mehr wird die Frage<br />
nach unserer Identität durch die Erinnerung<br />
an unser gewesenes Leben beantwortet.<br />
Um das Ende unseres Lebens<br />
auszuhalten oder sogar annehmen<br />
zu können, ist es hilfreich für uns zu<br />
wissen, dass wir unserem Leben einen<br />
Sinn geben können. Die Erkenntnis,<br />
die, die ich bin oder der, der ich bin, bin<br />
ich durch meine Lebensgeschichte,<br />
kann zur Bewältigung des Sterbens<br />
außerordentlich hilfreich sein.<br />
In der Sterbebegleitung erleben wir,<br />
dass Menschen an unerledigten Dingen<br />
oder Erlebnissen festhalten, die es ih-<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
nen schwer machen zu sterben. Diese<br />
unbewältigte Vergangenheit ist keineswegs<br />
immer konkret greifbar. Umso wichtiger<br />
ist es, hilfreiche Menschen an der<br />
Seite zu haben, die hinhören <strong>und</strong> ernst<br />
nehmen, dass da noch etwas ist, was unbedingt<br />
gesagt <strong>und</strong> getan sein will. Durch<br />
das Einfühlen <strong>und</strong> das Nachspüren der<br />
Lebensgeschichte gelingt es manchmal,<br />
diese unerledigten Dinge noch einmal anders<br />
anzusehen <strong>und</strong> dadurch zu verarbeiten.<br />
Für Begleiter ist es notwendig, sich<br />
auch die eigene Lebensgeschichte anzuschauen,<br />
um nicht unerwartet von der<br />
eigenen Geschichte „überrollt“ zu werden.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />
dass das sich Einfühlen in das Leben eines<br />
sterbenden Menschen hilfreich dabei<br />
sein kann, dass er sein Leben abr<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> sich auf das Sterben einlassen kann.<br />
Manchmal gelingt es durch Biographiearbeit,<br />
dass Menschen sich ihr Leben<br />
noch einmal aneignen können, um es<br />
dann loslassen zu können.
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Reisebegleitung -<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
von Ilse Böinghoff<br />
Ich denke an einen Mann um die achtzig.<br />
Ich lerne ihn an einem Spätsommerabend<br />
im Jahr 2005 kennen. Seine<br />
Tochter bittet um Unterstützung, ihm zu<br />
ermöglichen, zuhause seine letzte Lebensphase<br />
verbringen zu können. Im<br />
Vorfeld bereitet sie mich vor: „Es ist<br />
schwierig mit meinem Vater. Er lebt nur<br />
noch in seiner Vergangenheit <strong>und</strong> wir -<br />
also die Familie - können seine sich ewig<br />
wiederholenden Geschichten vom Krieg<br />
<strong>und</strong> Flucht <strong>und</strong> Aufbauarbeit nach dem<br />
Krieg nicht mehr hören. Das haben wir<br />
ihm schon des Öfteren versucht<br />
deutlich zu machen, leider<br />
vergeblich. Also - es tut<br />
uns leid, wenn er Sie - was ich<br />
vermute - auch noch mit seinen<br />
alten Geschichten<br />
belastet.“…..<br />
Herr W. liegt im halbdunklen<br />
Raum <strong>und</strong> starrt an die Decke,<br />
als ich den Raum betrete.<br />
Langsam trete ich an sein Bett<br />
<strong>und</strong> stelle mich vor. „Ja, ja,<br />
meine Tochter hat schon gesagt,<br />
dass Sie kommen. Sie<br />
braucht ja auch Entlastung<br />
<strong>und</strong> muss mal etwas für sich<br />
tun. Dann setzen Sie sich mal<br />
<strong>und</strong> erzählen von sich. Sie<br />
sind noch jung, haben den<br />
Krieg wohl nicht erlebt?“<br />
Und dann erzählt er von seiner Jugend<br />
in Schlesien, von seinem kleinen Heimatdorf,<br />
von den Häusern <strong>und</strong> den<br />
Nachbarn dort. Seine erste große Liebe,<br />
die ersten Kriegstoten seines Dorfes -<br />
dann bekommt er seinen Einberufungsbefehl.<br />
Er feiert noch rasch Verlobung,<br />
dann geht es an die Front. In den Wirren<br />
der Kriegsmonate verliert er den Kontakt<br />
zu seiner Verlobten. Er hat sie nie wiedergesehen.<br />
Auf meine Frage: „Wie sah<br />
sie aus, Ihre Verlobte?“ erwidert er mit<br />
leuchtenden Augen: „Schön, sehr, sehr<br />
schön. Nie wieder habe ich so eine schöne<br />
Frau getroffen.“<br />
Nach dem Krieg landet er in <strong>Lippe</strong>, findet<br />
in Norddeutschland seine Familie<br />
wieder, die dann auch nach <strong>Lippe</strong> übersiedelt.<br />
Er findet Arbeit in einer Schreinerei<br />
<strong>und</strong> macht sich bald in diesem Metier<br />
selbständig, heiratet <strong>und</strong> bekommt<br />
4 Kinder.<br />
Sein ältester Sohn verunglückt als junger<br />
Mann tödlich. „Nie vergesse ich den<br />
Abend, als die Polizei vor der Tür steht<br />
<strong>und</strong> uns die schreckliche Botschaft überbringt“.<br />
Jetzt zeigt er tief betroffen die nie<br />
erzählten Gefühle. Er bricht in verzweifeltes<br />
Weinen aus, das nicht zu enden<br />
scheint. Er spricht von seiner Frau, die,<br />
wie er, den Tod des Ältesten nie verw<strong>und</strong>en<br />
hat. Ich spüre einen tiefen, nie zugelassenen<br />
Schmerz über das schreckliche<br />
Schicksal. Dabei hält er meine Hand<br />
ganz fest.<br />
Und zum Ende träumt er immer wieder<br />
von seiner ersten großen Liebe <strong>und</strong> ob er<br />
sie wohl bald wiedersieht? Er habe sie<br />
immer gesucht, sein ganzes Leben lang<br />
immer wieder an sie gedacht <strong>und</strong> wie es<br />
ihr wohl ergangen ist im Leben…<br />
„Jetzt ist genug. Meine Zeit ist gekommen,<br />
Und ich will auch nicht mehr. Ich<br />
habe so viel erlebt. Viel Gutes <strong>und</strong> viel<br />
Schlechtes. Ich hoffe, der liebe Gott holt<br />
mich bald zu sich.“ Er bedankt sich bei<br />
mir dafür, dass ich ihn auf seiner Reise<br />
durch sein Leben begleitet habe.<br />
Am nächsten Morgen verstirbt Herr W.<br />
Ich danke ihm dafür, dass er mich auf<br />
seiner Reise mitgenommen hat.<br />
6
7<br />
Facetten der Biographiearbeit<br />
von Helma Weidemann (verschiedene Quellen)<br />
Methodische Ansätze<br />
Biographisches Arbeiten, insbesondere<br />
auch mit alten Menschen, beinhaltet eine<br />
Reihe unterschiedlicher Methoden.<br />
Die gesprächsorientierte Biographie-<br />
arbeit:<br />
die Lebensgeschichte des einzelnen<br />
Menschen (biographisches Interview,<br />
Einzelgespräch) oder aber einer<br />
kleinen Gruppe (Erzählcafé) steht im<br />
Focus des autobiographischen Erzählens.<br />
Es wird eine Gesprächssituation kreiert,<br />
die zum Erzählen <strong>und</strong> Erinnern anregt.<br />
Die aktivitätsorientierte<br />
Biographiearbeit:<br />
anknüpfend an die<br />
jeweilige Lebensgeschichte kommen Singen,<br />
Kochen, Malen, frühere berufliche<br />
Tätigkeiten, frühere Hobbies etc. zum<br />
Einsatz.<br />
Für alle Formen der Biographiearbeit ist<br />
wichtig, dass mehrere Sinne angesprochen<br />
werden, d.h. es werden auch visuelle,<br />
taktile u.a. Anreize mit in die Arbeit<br />
einbezogen wie Fotos, „altes“ Handwerkszeug,<br />
Alltagsgegenstände, Musik, Musikinstrumente,<br />
besondere Stoffe, Gerüche<br />
u.a.m.. Für das individuelle Arbeiten, insbesondere<br />
auch mit an Demenz erkrankten<br />
Menschen, haben sich Erinnerungs-<br />
koffer bzw. Erinnerungstaschen <strong>und</strong><br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
auch individuell gestaltete Erinnerungs-<br />
ecken gut bewährt.<br />
Auf den Spuren des eigenen Lebens<br />
Gerade auch in anthroposophisch orientierten<br />
Einrichtungen wird häufig biographisch<br />
gearbeitet. In Gruppen- oder Einzelsitzungen<br />
werden Fragen gestellt wie<br />
z.B.: Welche Stationen waren in meinem<br />
Leben wichtig?, welches sind meine "Lebensfäden"?,<br />
wie lautet meine eigene<br />
Sinngebung <strong>und</strong> welches ist meine Verantwortung?<br />
Für Menschen, die ihren Tod vor Augen<br />
haben, hat Biographiearbeit besondere<br />
Formen.<br />
Ältere Menschen haben oft das Bedürfnis,<br />
vom Leben zu erzählen. Wer kennt nicht<br />
die Grossmutter oder den älteren Onkel,<br />
die uns Geschichten aus ihrer Jugendzeit<br />
erzählen?<br />
Silke Helwig, Ärztin an der Lukas Klinik<br />
mit einer Zusatzausbildung in Biographiearbeit,<br />
kennt diesen Erzählwunsch<br />
gut: “Auch jüngere Menschen haben dieses<br />
Bedürfnis, wenn es auf den Tod zugeht.<br />
Viele Schmerzen, die Sterbende<br />
durchmachen, haben mit ihren Lebens-<br />
stationen zu tun, mit Erlebnissen, an<br />
denen sie festhalten, oder mit einem<br />
Kummer, an dem sie hängen bleiben.”
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Auf diesem natürlichen Erzählbedürfnis<br />
wird an der Lukas Klinik aufgebaut mit<br />
Biographie- oder Erinnerungsarbeit, die<br />
ein fester Teil im Angebot der Sterbe-<br />
begleitung ist. Worüber ist es wichtig,<br />
jetzt zu reden? Was braucht die Patientin/der<br />
Patient jetzt? Welche Ansätze<br />
eignen sich, um auf den Lebensweg zu<br />
schauen? Das ist nicht immer ein einfacher<br />
Vorgang, denn schmerzhafte Erinnerungen<br />
liegen oft tief vergraben <strong>und</strong><br />
vielen Patienten fällt das Sprechen in der<br />
letzten Zeit des Lebens schwer.<br />
“Als Ärztin <strong>und</strong> Therapeutin ist es meine<br />
Aufgabe, zuzuhören <strong>und</strong> die Lebensrealitäten<br />
anzunehmen, die mir entgegenkommen”,<br />
erklärt Silke Helwig. “Wenn<br />
ich den Menschen in seiner Biographie<br />
wahrnehmen kann, bilde ich ein inneres<br />
Bild davon, ich setze ein Puzzle zusammen<br />
<strong>und</strong> versuche, ihn in mir objektiv<br />
“auferstehen” zu lassen.”<br />
Diese spirituelle Arbeit kann die Versöhnungsarbeit<br />
unterstützen. Zu ver-<br />
zeihen <strong>und</strong> sich zu versöhnen mit seinem<br />
eigenen Schicksal - das sind in der<br />
Biographiearbeit zentrale Vorgänge. Diese<br />
Begleitungsarbeit wirkt aus sich selber<br />
<strong>und</strong> hat oft erlösende <strong>und</strong> befreiende<br />
Auswirkungen, die Patienten können<br />
wieder durchatmen <strong>und</strong> Schmerzen<br />
lösen sich.<br />
Einige Merkmale der Biographiearbeit<br />
Biographiearbeit ist Arbeit an den<br />
Lebensspuren der Menschen.<br />
Die Darstellung des eigenen Lebens hat<br />
oft wenig mit der Realität zu tun. Filter<br />
blenden Unerwünschtes häufig aus.<br />
Menschen konstruieren ihre eigene<br />
Wirklichkeit. Erinnern ist keine sachliche<br />
Beschreibung der Vergangenheit,<br />
sondern kreiert eine für den Einzelnen<br />
tragbare Wirklichkeit. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
ist Biographiearbeit fragmentarisch. Der<br />
Erzählende entscheidet selbst, was er<br />
preisgibt. Daher ist weder Widerspruch<br />
noch Korrektur oder „Wahrheitsliebe“<br />
notwendig.<br />
Biographiearbeit ist Arbeit an <strong>und</strong> mit<br />
den Veränderungen.<br />
Körperliche Veränderungen machen es<br />
dem alten Menschen häufig schwer, die<br />
positiven Seiten des Älterwerdens anzunehmen.<br />
Biographiearbeit hilft, die<br />
Wahrnehmung des Tatsächlichen zu<br />
schärfen <strong>und</strong> kann zu der Einsicht führen,<br />
dass das eigene Leben nur begrenzt<br />
steuerbar ist <strong>und</strong> dass vieles als Schicksal<br />
hingenommen, wahrgenommen <strong>und</strong><br />
angenommen werden muss.<br />
8
9<br />
Biographiearbeit lebt vom Erzählen<br />
<strong>und</strong> Zuhören.<br />
Das verlangt vom Erzählenden die Fähigkeit,<br />
von sich <strong>und</strong> seinen Gefühlen reden<br />
zu können.<br />
Der Zuhörende begegnet dem Erzählenden<br />
aufmerksam, achtsam <strong>und</strong> wertfrei<br />
<strong>und</strong> geht auf das Erzählte ein, indem er<br />
offene Fragen stellt, die zum Weiter-Erzählen<br />
anregen.<br />
Biographiearbeit ist ganzheitlich <strong>und</strong><br />
enthält<br />
die individuelle Ebene<br />
(Lebensgeschichte, Erfahrungen,<br />
Begebenheiten, Erlebnisse),<br />
die gesellschaftliche Ebene<br />
(gesellschaftliche Ereignisse, die<br />
Lebenschancen bedingen <strong>und</strong> Biographie<br />
beeinflussen) <strong>und</strong><br />
die tiefenpsychologische Ebene<br />
(seelischen Schädigungen <strong>und</strong><br />
Heilungen)<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Das habe ich getan,<br />
sagt mein Gedächtnis.<br />
Das kann ich nicht getan<br />
haben,<br />
sagt mein Stolz <strong>und</strong> bleibt<br />
unerbittlich.<br />
Endlich - gibt das Gedächtnis<br />
nach.<br />
Spruch von Nietzsche zum Thema
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 10
11<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Spurensuche - Biographiearbeit in der letzten Lebensphase<br />
von Ute Kiel, Mitarbeiterin des Stationären <strong>Hospiz</strong>es<br />
Vor ungefähr einem Jahr lernte ich<br />
Herrn E. kennen, der seit sechs Wochen<br />
Bewohner in einem Altersheim war. Nach<br />
dem plötzlichen Tod seiner Frau war<br />
niemand zu Hause, der sich um ihn<br />
kümmern konnte. Gleich in den ersten<br />
Tagen seines Heimeinzuges erlitt der<br />
achtzigjährige Mann auch noch einen<br />
Schlaganfall. Seitdem lebte er sehr in<br />
sich gekehrt <strong>und</strong> vor allem stumm in<br />
dieser, für ihn fremden neuen Umgebung.<br />
Die Schülerin H. begab sich auf biographische<br />
Spurensuche.<br />
Herr E. hatte bis<br />
zu seiner Pensionierung<br />
als<br />
Schuster gearbeitet.<br />
Es gab<br />
seine Werkstatt<br />
noch <strong>und</strong> dort<br />
entdeckte sie ein<br />
großes Foto von<br />
Hernn E., das<br />
ihn mit Lederschürze<br />
<strong>und</strong><br />
Werkzeug abbildete.<br />
Sie bat<br />
den jetzigen<br />
Schuster um<br />
Unterstützung<br />
<strong>und</strong> richtete in<br />
einem Raum mit vielen Schusterutensilien<br />
eine Werkstatt ein. Ein Dreifuß,<br />
auf den die Schuhe gespannt wurden,<br />
durfte nicht fehlen. Sie stellte viele Schuhe<br />
auf <strong>und</strong> hatte auch verschiedene Ledersohlen<br />
auf Lager. Den bekannten<br />
Schusterleim strich sie auf ein Taschentuch<br />
<strong>und</strong> sofort hatte der ganze Raum<br />
ein typisches "Schusterwerkstattklima",<br />
an welches sich viele von uns noch erinnern<br />
werden.<br />
Herr E. wurde nun hereingeführt <strong>und</strong><br />
blieb ehrfürchtig stehen. Er sah sich um<br />
<strong>und</strong> hielt inne. "Meine Arbeit", war das<br />
Erste was er sagte. "Mein Brot, mein<br />
Leben", raunte er mit ungeübter Stimme.<br />
Anschließend nahm er jedes Werkzeug in<br />
die Hand, befühlte es <strong>und</strong> benannte es<br />
mit seinem Namen. Schülerin H. ließ sich<br />
dann von ihm beraten, ob es sich lohne,<br />
ihre Lieblingsschuhe noch einmal besohlen<br />
zu lassen, was er bejahte. Sie können<br />
sich vielleicht vorstellen, wie spannend,<br />
anrührend <strong>und</strong> herzergreifend diese<br />
St<strong>und</strong>e war. Wenn ich vorher gewusst<br />
hätte, was genau die Schülerin plante,<br />
hätte ich viele Bedenken gehabt, zumal<br />
es sich um eine Examensprüfung handelte.<br />
Aber nach diesem Ansatz der biographischen<br />
Arbeit hat sie es geschafft,<br />
dass der Bewohner sich erstmals aus<br />
seiner Starre lösen konnte. So schlummern<br />
bei vielen Menschen<br />
biographische<br />
Erinnerungen, die angestoßen,<br />
viel Verschütteteshervorbringen<br />
können.<br />
In der <strong>Hospiz</strong>arbeit ist<br />
es uns ein großes<br />
Ziel, die Menschen in<br />
ihrem Wohlbefinden<br />
<strong>und</strong> ihrer Lebensqualität<br />
so gut wie<br />
eben möglich zu unterstützen.<br />
Für einige<br />
gehört dazu die Lebensbewältigung<br />
<strong>und</strong><br />
Verarbeitung, auch<br />
oder gerade zum Lebensende<br />
hin. Durch vertraute Alltagsgegenstände,<br />
Bilder oder Stichworte können<br />
Erzählanlässe <strong>und</strong> Impulse zur Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Lebensgeschichte<br />
gegeben werden.<br />
Erlösend <strong>und</strong> befreiend kann es sein,<br />
sich eigene Fehler zu verzeihen <strong>und</strong> sich<br />
mit seinem Schicksal zu versöhnen. Uns<br />
Mitarbeitern im <strong>Hospiz</strong> ist es ein Anliegen,<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Situationen zu<br />
schaffen, die dieses ermöglichen. Ob <strong>und</strong><br />
mit wem der Gast diesen Weg geht, entscheidet<br />
er immer selbst. Oft können wir<br />
nur zuhören <strong>und</strong> ohne das Erzählte zu<br />
bewerten, dem Menschen auf seinem<br />
letzten Lebensweg zur Seite stehen.
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 12<br />
Bücher zum Thema<br />
von Christel Twellmann<br />
Erzähl mir dein Leben. Zuhören <strong>und</strong><br />
Reden in Beratung <strong>und</strong> Begleitung<br />
Monika Specht-Tomann<br />
Verlag: Walter-Verlag<br />
ISBN-10: 3530401439<br />
Leben erinnern. Biografiearbeit mit<br />
Älteren<br />
Sabine Sautter<br />
Verlag: Ag Spak<br />
ISBN-10: 3930830493<br />
Methoden der Biografiearbeit.<br />
Lebensspuren entdecken <strong>und</strong> verstehen<br />
Hans G. Ruhe<br />
Verlag: Juventa;<br />
ISBN-10: 3779920697<br />
Biografisches Arbeiten. Beispiele für die<br />
praktische Umsetzung)<br />
Anne Halbach<br />
Verlag: Vincentz Network<br />
ISBN-10: 3878706553<br />
Über den roten Faden im Lebenslauf des<br />
Menschen<br />
von Mathias Wais<br />
Verlag: Ges<strong>und</strong>heitspflege initiativ<br />
ISBN-10: 3932161025<br />
Biographie-Arbeit <strong>und</strong> Lebensberatung<br />
von MathiasWais<br />
Verlag: Urachhaus<br />
ISBN-10: 387838923X<br />
Am Boden - des Brunnens:<br />
Lebenskrisen, Schicksalsschläge<br />
meistern <strong>und</strong> das Sterben u.a.<br />
Biografische Krisen <strong>und</strong> Biografiearbeit<br />
Werner Burgheim<br />
Verlag: Shaker<br />
ISBN-10: 383223683X<br />
Bei besonderem Interesse am Thema empfehlen wir ein Stöbern in folgenden<br />
Internetseiten:<br />
www.alzheimerforum.de<br />
www.forum-seniorenarbeit.de<br />
www.biographie-arbeit.org<br />
www.katrin-student.de<br />
www.lebensmutig.de<br />
www.biographiearbeit.org<br />
www.biographie-arbeit.com<br />
www.biographiearbeit-wuerzburg.de<br />
Für diejenigen, die keinen Internetzugang haben, aber noch etwas zum Thema lesen wollen,<br />
halten wir die interessante Arbeit „Biographiearbeit zwischen Erinnerung <strong>und</strong> Therapie“<br />
(17 S.) von Prof. Rainer Hirt im Büro bereit.
13<br />
Die Geschichte vom Zündholz <strong>und</strong> der Kerze<br />
Verfasser unbekannt<br />
Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den Auftrag, Dich<br />
anzuzünden.“<br />
„Oh nein“, erschrak die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne, sind<br />
meine Tage gezählt. Niemand wird mehr meine Schönheit bew<strong>und</strong>ern.“<br />
Das Zündholz fragte: „Aber willst Du denn ein Leben lang kalt <strong>und</strong> hart<br />
bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“<br />
„Aber brennen tut doch weh <strong>und</strong> zehrt an meinen Kräften“,<br />
flüsterte die Kerze unsicher <strong>und</strong> voller Angst.<br />
„Es ist wahr“, entgegnete das Zündholz. „Aber<br />
das ist doch das Geheimnis unserer Berufung:<br />
wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun<br />
kann ist wenig. Zünde ich Dich aber nicht an,<br />
so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich<br />
bin dafür da, Feuer zu entfachen. Du bist eine<br />
Kerze. Du sollst für andere leuchten <strong>und</strong><br />
Wärme schenken. Alles, was Du an Schmerz<br />
<strong>und</strong> Leid <strong>und</strong> Kraft hingibst, wird verwandelt<br />
in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn Du<br />
Dich verzehrst. Andere werden Dein Licht<br />
weitertragen. Nur wenn Du Dich versagst,<br />
wirst Du sterben.“<br />
Da sprach die Kerze voller Erwartung:<br />
„Ich bitte Dich, zünde mich an...“<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 14<br />
<strong>Ambulanter</strong> <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Wer wir sind...<br />
Wir Mitarbeiter/innen des Ambulanten<br />
<strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong>es<br />
sind Frauen <strong>und</strong> Männer aus unterschiedlichen<br />
Berufen, Altersgruppen <strong>und</strong><br />
Konfessionen, die sich mit Krankheit,<br />
Leid, Sterben <strong>und</strong> Trauer intensiv<br />
befasst haben <strong>und</strong> Schwerkranken,<br />
Sterbenden <strong>und</strong> ihren Angehörigen in<br />
der Zeit des Sterbens <strong>und</strong> danach<br />
beistehen. Wir arbeiten ehrenamtlich<br />
<strong>und</strong> sind auf diese Aufgabe sorgfältig<br />
vorbereitet <strong>und</strong> werden von hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen unterstützt.<br />
Was wir wollen...<br />
Unser vorrangiges Ziel ist es, Menschen<br />
in ihrem Wunsch zu unterstützen, ihre<br />
letzte Lebensphase in vertrauter Umgebung<br />
zu verbringen, möglichst schmerzfrei,<br />
bewusst <strong>und</strong> selbstbestimmt.<br />
Darüber hinaus wollen wir dazu beitragen,<br />
dass Sterben, Tod <strong>und</strong> Trauer wieder<br />
als wichtige Bestandteile des Lebens<br />
verstanden werden <strong>und</strong> wir möchten<br />
helfen, diese Zeit tragbar zu machen. Wir<br />
wollen Menschen unterstützen, sich mit<br />
dem Sterben auseinander zu setzen,<br />
denn Sterben ist Leben bis zuletzt.<br />
Was wir Ihnen anbieten...<br />
Auf Wunsch besuchen <strong>und</strong> begleiten wir<br />
Schwerkranke zu Hause, im Stationären<br />
<strong>Hospiz</strong>, im Heim oder im Krankenhaus.<br />
Dabei richten wir uns ganz nach den<br />
Wünschen der Kranken <strong>und</strong> ihrer<br />
Angehörigen.<br />
Wir bieten Dienste an wie...<br />
Beratung bei der Organisation eines<br />
kompetenten Betreuungsteams.<br />
Anwesendsein,<br />
wenn Angehörige<br />
arbeiten oder sich ausruhen.<br />
Gespräche mit Patienten <strong>und</strong><br />
Angehörigen.<br />
Hilfe in der Zeit der Trauer.<br />
Seminare für Fachkräfte <strong>und</strong> Laien.<br />
Informationen über Patientenverfügungen.<br />
<strong>Palliativ</strong>e-Care-Beratung<br />
Wir stehen unter Schweigepflicht.<br />
Unser Dienst ist kostenfrei.<br />
Wir übernehmen keine Krankenpflege.<br />
Wie Sie uns erreichen<br />
können...<br />
Wenn Sie Verbindung zu uns aufnehmen,<br />
einen Besuch erbitten oder einfach<br />
unverbindlich Näheres wissen möchten,<br />
wenden Sie sich bitte an:<br />
<strong>Ambulanter</strong> <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Leopoldstr. 16<br />
32756 Detmold<br />
Tel.: 0 52 31 / 96 28 00<br />
Fax:05231/962801<br />
Öffnungszeiten:<br />
von montags bis freitags<br />
(außer mittwochs) 8.00 - 12.00 Uhr<br />
<strong>und</strong><br />
Kramerstr. 10<br />
32657 Lemgo<br />
Tel.: 0 52 61 / 77 73 83<br />
Fax:05261/668447<br />
Öffnungszeiten:<br />
von montags bis freitags<br />
(außer mittwochs) 8.00 - 12.00 Uhr<br />
<strong>und</strong><br />
Wenkenstr. 63<br />
32105 Bad Salzuflen<br />
Tel.: 0 52 22 / 36 39 310<br />
Fax:05222/3639315<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags <strong>und</strong> donnerstags<br />
10.00 - 12.00 Uhr
15<br />
Das moderne <strong>Hospiz</strong>konzept<br />
Die moderne <strong>Hospiz</strong>-Idee wurde in<br />
London von der britischen Ärztin Cicely<br />
Sa<strong>und</strong>ers begründet <strong>und</strong> basiert auf<br />
folgenden Gedanken:<br />
Sterben ist ein Teil des Lebens <strong>und</strong><br />
soll im Leben stattfinden können, wo<br />
<strong>und</strong> so, wie der Einzelne es möchte.<br />
Im Mittelpunkt der <strong>Hospiz</strong>-Arbeit<br />
stehen - unabhängig von Nationalität,<br />
Religion, Einkommen etc. - kranke,<br />
sterbende <strong>und</strong> trauernde Menschen<br />
mit ihren Bedürfnissen. Diesen<br />
gerecht zu werden, bedeutet vor allem<br />
mitmenschliche Begleitung auf dem<br />
letzten Stück des Lebensweges <strong>und</strong><br />
gute pflegerische <strong>und</strong> medizinische<br />
Betreuung.<br />
Die notwendige Hilfe wird durch ein<br />
interdisziplinäres Team geleistet.<br />
Freiwillige, ehrenamtliche<br />
Helfer/innen werden in den Dienst<br />
einbezogen.<br />
Wir brauchen Fre<strong>und</strong>e...<br />
damit unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen<br />
gut ausgebildet werden<br />
können,<br />
damit Hilfesuchende jederzeit<br />
kompetent beraten werden,<br />
damit stets aktuelle Informationen<br />
verfügbar sind.<br />
Sie können uns unterstützen<br />
durch aktive Mitarbeit in den <strong>Hospiz</strong>arbeitsgruppen,<br />
durch fördernde Mitgliedschaft in dem<br />
Ambulanten <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.,<br />
durch Spenden<br />
auf unser Konto-Nr. 47 47 47 47,<br />
Sparkasse Detmold (BLZ 476 501 30),<br />
<strong>und</strong><br />
Konto-Nr. 444 444 4<br />
Sparkasse Lemgo (BLZ 482 501 10)<br />
indem Sie in Ihrem Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />
Bekanntenkreis auf die <strong>Hospiz</strong>bewegung<br />
hinweisen.<br />
…<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Winter 2007/2008
Januar<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 16<br />
Chronik des Ambulanten <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong>es <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Teil 25<br />
Neben monatlichen Vorstandssitzungen, Regionalgruppentreffen, Trauergruppen,<br />
Blick<strong>Wechsel</strong>-Redaktionen, Vorträgen, Beratungen zur Patientenverfügung <strong>und</strong><br />
Dienstbesprechungen gab es Wichtiges im 1. Halbjahr 2008:<br />
Veränderte Öffnungszeiten in Lemgo<br />
7.1. MDB Jürgen Herrmann im<br />
Büro Detmold<br />
Start 3. Gr<strong>und</strong>kurs in Lemgo<br />
Benefiz-Konzert Lions Club<br />
Cherusker am 26.01.<br />
<strong>Wechsel</strong> in der Koordination in Bad<br />
Salzuflen: Verabschiedung von<br />
Doris Eversmeier,<br />
Begrüßung von Hella Hildebrandt-<br />
Wiemann<br />
Februar<br />
� 10.2. Tag der Kinderhospizarbeit mit<br />
Filmvorführung „Die Brüder<br />
Löwenherz“<br />
� Spendenübergabe Lions-Club Detmold<br />
Residenz<br />
� 21.2. Filmvorführung in Bad Salzuflen<br />
„Die Zeit, die bleibt“<br />
� Die Eheleute Brakemeier veranstalten<br />
in Lüdenhausen zugunsten<br />
des Trauercafés Lemgo eine Lesung<br />
März<br />
� Klausurtagung des Vorstandes <strong>und</strong><br />
der hauptamtlichen Koordinatorinnen<br />
� Start des Vertiefungsmoduls I<br />
„Gr<strong>und</strong>lagen <strong>Palliativ</strong>e Care“<br />
� Offener Abend im Extertal „Dem Tod<br />
begegnen <strong>und</strong> Hoffnung finden“<br />
(Inge Negt)<br />
� Start 55. Gr<strong>und</strong>kurs in Detmold<br />
� <strong>Hospiz</strong>ler der Regionalgruppe<br />
Extertal <strong>und</strong> dem <strong>Hospiz</strong>verein<br />
Rinteln fahren gemeinsam nach<br />
Bergisch Gladbach zu Fritz Roth<br />
<strong>und</strong> seinem “Haus der menschlichen<br />
Begleitung”<br />
April<br />
� Einstellung von Hella Hildebrandt-<br />
Wiemann als Koordinatorin für Bad<br />
Salzuflen<br />
� Start des 4. Gr<strong>und</strong>kurses im Extertal<br />
� Mitgliederversammlung am 8.4.<br />
� Offener Abend in Bad Salzuflen „Das<br />
Stationäre <strong>Hospiz</strong> stellt sich vor“<br />
(Brigitte Welton)<br />
� Offener Abend in Detmold „Wenn alte<br />
Menschen sterben“ ( Dr. Wedmann)<br />
� Kreispflegekonferenz in Bad Salzuflen<br />
� <strong>Hospiz</strong>ler der Regionalgruppe Extertal<br />
besuchen das Stationäre <strong>Hospiz</strong> in<br />
Bad Pyrmont<br />
Mai<br />
� Mitgliederversammlung des Dachverbandes<br />
<strong>Hospiz</strong> in NRW (früher LAG)<br />
� Mietvertragsunterzeichnung für das<br />
neue Büro in Bad Salzuflen,<br />
Wenkenstr. 63<br />
� 19.05. Pressetermin im neuen Büro<br />
� 20.05. offener Abend in Lemgo:<br />
„Wertschätzender Umgang mit Demenzerkrankten“<br />
(Peter Wendt)<br />
�<br />
Informationsstände am Samstag-<br />
Wochenmarkt:<br />
BS-Schötmar am 17.5<br />
Bad Salzuflen am 31.5.<br />
Juni<br />
� Sommerfest der Aktiven am 19.06. in<br />
Lemgo<br />
� Informationsstand im Bad Salzuflen<br />
am 8.6. zum Umwelttag in der „Heerser<br />
Mühle“
17<br />
Mitgliedserklärung<br />
______________________________________________________________________________________________<br />
Name/Vorname Geb.-Datum<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
z. Zt. ausgeübter Beruf<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Straße PLZ/Wohnort Telefon<br />
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum Ambulanten <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong><br />
<strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Ich bin bereit, folgenden Mitgliedsbeitrag zu zahlen (bitte ankreuzen bzw. ergänzen):<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
2,00 € / Monat (24,00 € Jahresbeitrag)<br />
3,00 € / Monat (36,00 € Jahresbeitrag)<br />
4,00 € / Monat (48,00 € Jahresbeitrag)<br />
_____ € / Monat (______ € Jahresbeitrag)<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Ort / Datum Unterschrift<br />
Mitgliedsbeiträge bitte überweisen auf das Konto Nr. 106 009 285,<br />
unser Spendenkonto 47 47 47 47 Sparkasse Detmold (BLZ 476 501 30),<br />
oder Spendenkonto 444 444 4 Sparkasse Lemgo (BLZ 482 501 10)<br />
oder<br />
Lastschriftauftrag auf Widerruf<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Hiermit ermächtige ich den Ambulanten <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong><br />
<strong>Lippe</strong> e.V.<br />
meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von _______________ € von meinem<br />
Konto einzuziehen.<br />
_______________________________________________________________________________<br />
Konto-Nr. Geldinstitut BLZ<br />
_______________________________________________________________________________<br />
Datum Unterschrift
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 18
19<br />
Worldwide Candlelighting im Extertal<br />
von Ralf Küssner<br />
Ein Kind verändert die Welt<br />
<strong>und</strong> im Lichtglanz seiner Augen<br />
wird das Leben neu geboren<br />
<strong>und</strong> ein Glück,<br />
das längst verloren<br />
wie aus heitrem Himmel fällt,<br />
ein Kind verändert die Welt.<br />
(Clemens Bittlinger)<br />
Erinnern Sie sich noch, was sie empfanden,<br />
als Sie wussten, dass Sie Mutter,<br />
Vater oder Großeltern werden?<br />
Hoffnungen, Wünsche, Pläne für das entstehende<br />
Leben beginnen zu reifen - ein<br />
Kind verändert die Welt <strong>und</strong> hinterlässt<br />
Spuren auf dieser Welt, macht sie vom ersten<br />
Tag an heller.<br />
Auch Kinder, deren Lebensweg nur kurz<br />
sein durfte, Kinder die das Licht der Welt<br />
gar nicht erst erblicken durften, oder die<br />
ganz plötzlich aus dem Leben abgerufen<br />
wurden, hinterlassen Spuren. Sicher sehr<br />
schmerzhafte - Abschied von Hoffnungen,<br />
Wünschen, Plänen, noch bevor diese Zeit<br />
fanden sich zu entwickeln. Sie hinterlassen<br />
aber auch Schätze in unseren Herzen.<br />
Schätze, die für einmalige Begegnungen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen stehen - unwiederbringlich<br />
zwar, <strong>und</strong> vielleicht gerade dadurch so<br />
wertvoll.<br />
1996 rief die Organisation „Compassionates<br />
Friends“ in den USA das Worldwide<br />
Candlelighting ins Leben. Immer am zweiten<br />
Sonntag im Dezember wird in der Zeit<br />
von 19.00 bis 20.00 Uhr in aller Welt der<br />
verstorbenen Kinder gedacht, in dem für<br />
sie ein Licht entzündet wird, als ein Zeichen,<br />
dass unsere verstorbenen Kinder<br />
nicht vergessen sind, dass ihre Lebenswege<br />
unser Leben heller gemacht haben. Durch<br />
die unterschiedlichen Zeitzonen der Welt<br />
zieht ein Lichtstreif um die Erde - wenn in<br />
der einen Zone die Lichter gelöscht werden,<br />
so werden sie in der nächsten entzündet -<br />
ein Lichtstreif, der von der Erinnerung an<br />
<strong>und</strong> von der Liebe zu den Kindern erzählt.<br />
Seit dem Jahr 2004 zieht dieser Lichtstreif<br />
auch über <strong>Lippe</strong>, seit die Regionalgruppe<br />
aus dem Extertal alle Betroffenen zu einem<br />
gemeinsamen Gedenken einlädt. Was 2004<br />
in Bösingfeld begann, setzte sich in den<br />
Folgejahren in Wendlinghausen, Barntrup<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
<strong>und</strong> Humfeld fort. Sich der Erinnerung<br />
<strong>und</strong> den Gefühlen zu stellen, ist kein<br />
leichter Schritt. Dennoch finden Jahr für<br />
Jahr andere Menschen den Weg in den<br />
Kreis zu der Gedenkst<strong>und</strong>e an die verstorbenen<br />
Kinder aus <strong>Lippe</strong>. Manche, die ihre<br />
Gefühle nicht mit der Gruppe teilen mögen,<br />
gedenken ihrer Kinder in stillem Rahmen,<br />
manche kommen jedes Jahr wieder in den<br />
Kreis, um die besondere St<strong>und</strong>e in der Begegnung<br />
mit ihren Kindern oder Enkelkindern<br />
zu erfahren. Manche reisen vom<br />
anderen Ende des Kreises an, viele sind<br />
aus der Nachbarschaft. Die St<strong>und</strong>e bietet<br />
kein Programm, sondern Zeit nachzuspüren,<br />
gehabte <strong>und</strong> entgangene Erlebnisse<br />
nachzuempfinden. Da sind viele Lichter,<br />
die eine St<strong>und</strong>e im Raum <strong>und</strong> danach ein<br />
ganzes Jahr in uns brennen. Da ist Zeit für<br />
Tränen, Zeit für ein Gedicht, einen Text,<br />
ein Wort. Oft sind Fotos <strong>und</strong> besondere<br />
Gegenstände dabei, die an einmalige Menschen<br />
erinnern. Begleitet waren die gemeinsamen<br />
St<strong>und</strong>en bislang von Flötenspiel,<br />
welches die Gedanken <strong>und</strong> Gefühle<br />
immer wieder auf eine kurze Reise einlud<br />
<strong>und</strong> durch Pausen immer wieder auch Zeit<br />
<strong>und</strong> Ruhe gab.<br />
So ist diese besondere St<strong>und</strong>e im Jahr zu<br />
einem wertvollen Ort der Begegnung geworden,<br />
der Begegnung von Menschen die<br />
ähnliches erlebt haben, die verstehen, wovon<br />
der Andere spricht. Einem Ort der Begegnung<br />
mit Menschen, die einmal bei uns<br />
waren, die wir so gerne noch festgehalten<br />
hätten, die wir aber nicht halten konnten.<br />
Das Worldwide Candlelighting, immer am<br />
zweiten Sonntag im Dezember von 19.00<br />
20.00 Uhr, ein besonderes Datum im<br />
Extertal, in <strong>Lippe</strong> <strong>und</strong> in der ganzen Welt.<br />
Eine St<strong>und</strong>e, die an einzigartige Menschen<br />
erinnert, an Menschen die diese Welt heller<br />
gemacht haben <strong>und</strong> sie einmal im Jahr<br />
heller erscheinen lassen.<br />
Ein Kind verändert die Welt,<br />
doch zu all den schönen Tagen,<br />
gesellt sich Angst um einen Menschen<br />
für den ich nur das Beste wünsche,<br />
dass ihn das Leben nicht verprellt<br />
ein Kind verändert die Welt.<br />
(Clemens Bittlinger)
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 20<br />
Es ist soweit! - Ein neues Beratungsbüro in Bad Salzuflen<br />
von Inge-Lore Brakemeier<br />
Auch in Bad Salzuflen ist ein Beratungsbüro<br />
für den Ambulanten <strong>Hospiz</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
gef<strong>und</strong>en worden,<br />
in der Wenkenstraße 63<br />
im 2. Stockwerk<br />
des „Salzufler Interdisziplinären<br />
Therapiehauses“.<br />
Die Salzufler Regionalgruppe des <strong>Hospiz</strong>dienstes,<br />
die seit Jahren <strong>Hospiz</strong>arbeit<br />
in der Stadt <strong>und</strong> ihrer Umgebung anbietet,<br />
freut sich sehr über die neue Anlaufstelle,<br />
wo ab 1. Juni die Beratung hilfesuchender<br />
Menschen angeboten wird. In<br />
den Räumen wird sich dann auch die<br />
Austauschgruppe der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter/innen treffen; ebenso werden<br />
die Gr<strong>und</strong>kurse dort stattfinden.<br />
Für den Vereinsvorstand ist ein Schritt<br />
zu einem neuen Büro immer ein Wagnis,<br />
das bereits 2001 in Detmold <strong>und</strong> 2006 in<br />
Lemgo eingegangen wurde. Mut gehört<br />
jedoch zur <strong>Hospiz</strong>bewegung, die eine große<br />
Bürgerbewegung geworden ist. Auch<br />
in <strong>Lippe</strong> ist die <strong>Hospiz</strong>bewegung mutig<br />
mit den Tabus um die Themen Sterben<br />
<strong>und</strong> Tod umgegangen <strong>und</strong> hat mit Mut<br />
die notwendigen Schritte zur Ausweitung<br />
<strong>und</strong> Intensivierung der <strong>Hospiz</strong>arbeit getan.<br />
Das gelang mit einer breiten Unter-<br />
stützung durch die Menschen in <strong>Lippe</strong>!<br />
Der<br />
Ambulante <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V. wünscht<br />
sich auch in Bad Salzuflen<br />
eine gute<br />
ideelle aber auch finanzielle Unter-<br />
stützung vieler Bürgerinnen <strong>und</strong> Bür-<br />
ger, damit das Risiko <strong>und</strong> die Belas-<br />
tung für den Verein geringer wird.<br />
Die bereits von unserer Vermieterin<br />
Dagmar Ludwig renovierten Büroräume<br />
müssen mit Möbeln <strong>und</strong> einem PC ausgestattet<br />
werden; die Miete muss aufgebracht<br />
werden; die Schulung von ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter/innen <strong>und</strong> die monatlich<br />
stattfindende wichtige Supervision<br />
der Ehrenamtlichen sind ebenfalls<br />
kostenträchtig.<br />
Hella Hildebrandt-Wiemann wird mit einigen<br />
hauptamtlich zu leistenden St<strong>und</strong>en<br />
die Einsätze der Ehrenamtlichen<br />
koordinieren <strong>und</strong> die <strong>Hospiz</strong>arbeit mit<br />
den Büros in Lemgo <strong>und</strong> Detmold vernetzen.<br />
Gemeinsam mit vielen engagierten<br />
<strong>Hospiz</strong>helfer/innen bereitet sie momentan<br />
das 10-jährige Jubiläum der<br />
Regionalgruppe am 30.08.2008 vor,<br />
denn bereits seit 10 Jahren wird in Bad<br />
Salzuflen die hospizliche Begleitung<br />
schwerkranker <strong>und</strong> sterbenden Menschen<br />
ehrenamtlich angeboten <strong>und</strong> vielfach<br />
in Anspruch genommen. 157 Menschen<br />
wurden insgesamt<br />
in <strong>Lippe</strong> im<br />
Jahr 2007 am Ende ihres Lebens durch<br />
den Verein begleitet, davon 28 Menschen<br />
in Bad Salzuflen von ca. 20 aktiven Hos-<br />
pizhelferinnen.<br />
Alle freuen sich nun auf mehr Kontakte<br />
durch die neue Anlaufstelle im Therapiehaus,<br />
wo nach den Jubiläumsveranstaltungen<br />
am 06.09.2008 ein „Tag der<br />
offenen Tür“ angeboten wird.<br />
Zu beiden Veranstaltungen wird herzlich<br />
eingeladen.
21<br />
Beziehungs-Weise<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser<br />
dieses Blickwechsels!<br />
Als neue Mitarbeiterin des Ambulanten<br />
<strong>Hospiz</strong>dienstes in <strong>Lippe</strong> möchte<br />
ich mich Ihnen gern kurz vorstellen.<br />
Seit Beginn 2008 koordiniere ich die<br />
Regionalgruppe in Bad Salzuflen <strong>und</strong><br />
habe damit in meiner Berufsbiografie<br />
einen neuen Aufgabenbereich übernommen.<br />
Meine beruflichen Wurzeln<br />
liegen in der Krankenpflege, viele Jahre<br />
später habe ich das Studium der<br />
Pflegepädagogik absolviert. Am Fachseminar<br />
für Altenpflege in Bethel unterrichte<br />
ich seit 7 Jahren als Honorardozentin<br />
in Teilzeit.<br />
Menschen in existentiellen Lebenskrisen<br />
zu begleiten erlebe ich immer wieder<br />
als eine besondere Anforderung<br />
<strong>und</strong> Herausforderung. Ethische Fragen<br />
<strong>und</strong> christliche Glaubenserfahrungen<br />
haben mich in diesen verschiedenen<br />
Begegnungen sehr bewegt<br />
<strong>und</strong> angerührt, mich zweifeln lassen,<br />
mir aber auch Kraft <strong>und</strong> Hoffnung<br />
gegeben.<br />
Ich empfinde es als sehr kostbar <strong>und</strong><br />
bereichernd, mit unterschiedlichen<br />
Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen<br />
zu begegnen, ein Stück Weg gemeinsam<br />
zu gehen, in Beziehung zu<br />
treten <strong>und</strong> diese Beziehung ganz individuell<br />
zu gestalten. Begleiten <strong>und</strong><br />
trösten heißt oft auch, die Traurigkeit<br />
<strong>und</strong> scheinbare Hoffnungslosigkeit<br />
auszuhalten <strong>und</strong> sich einem bedürftigen<br />
Menschen an die Seite zu stellen.<br />
Beziehung gestaltet sich in jeder Begegnung<br />
anders <strong>und</strong> einmalig: da gibt<br />
es kein routiniertes Handeln, sondern<br />
soziale Kompetenzen wie Achtsamkeit,<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Fürsorge im<br />
Sinne von „Sich - Sorgend - Zuwenden“.<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Aus diesen bewegenden <strong>und</strong> intensiven<br />
Begegnungen <strong>und</strong> Beziehungen<br />
ist bei mir in den vergangenen Jahren<br />
zunehmend der Wunsch erwachsen,<br />
mich im Ambulanten <strong>Hospiz</strong>dienst beruflich<br />
zu engagieren, mich mit meinen<br />
Berufs- <strong>und</strong> Lebenserfahrungen einzubringen.<br />
Mit meiner Familie lebe ich in der<br />
Salzestadt. Das Heranwachsen unserer<br />
beiden Kinder (13 <strong>und</strong> 15 Jahre<br />
alt) erfordert für meinen Mann <strong>und</strong><br />
mich täglich neu, miteinander <strong>und</strong> mit<br />
ihnen im Kontakt zu bleiben, die Beziehungen<br />
zueinander aktiv zu pflegen<br />
<strong>und</strong> verlässlich <strong>und</strong> kreativ zu gestalten.<br />
Ich wünsche Ihnen bereichernde <strong>und</strong><br />
beglückende Begegnungen sowie tragende<br />
Beziehungen für ein intensives<br />
Leben! In diesem Sinne grüße ich Sie<br />
herzlich,<br />
Ihre Hella Hildebrandt-Wiemann
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 22<br />
Guten Tag, mein Name ist...<br />
...Ilse Böinghoff, seit 13 Jahren bin ich im Ambulanten<br />
<strong>Hospiz</strong>dienst in <strong>Lippe</strong> tätig. Im Laufe der Jahre haben sich<br />
meine Funktionen <strong>und</strong> Aufgabenschwerpunkte im Verein<br />
verändert. Seit dem letzten Jahr bin ich Geschäftsführerin<br />
<strong>und</strong> Koordinatorin. Die Aufgaben der Geschäftsführung<br />
bestehen in erster Linie darin, in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Vorstand die erforderlichen Entwicklungen im<br />
Verein zu erkennen <strong>und</strong> umzusetzen. Da diese Aufgaben -<br />
nicht zuletzt auch durch den enormen Anstieg der Begleit-<br />
anfragen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Erweiterung des<br />
hauptamtlichen Teams - immer komplexer werden, wird<br />
der geschäftsführende Aufgabenbereich im Verein einen<br />
immer größeren Anteil meiner Arbeit einnehmen. Die Koor-<br />
dinationsaufgabe wird in der Zukunft für mich eher im Ver-<br />
tretungsbereich für meine Kolleginnen liegen. Nach wie vor<br />
kann ich auch nach 13 Jahren noch sagen, dass mein Herz<br />
für die Menschen <strong>und</strong> die Arbeit im Verein schlägt.<br />
... Adelheid Nadler, ich bin in Detmold am Telefon <strong>und</strong> beim<br />
ersten Informations- oder Beratungsgespräch Ihr<br />
Gegenüber. Ob es darum geht, eine Patientenverfügung zu<br />
erstellen oder ein Buch auszuleihen, sich für den nächsten<br />
Gr<strong>und</strong>-kurs anzumelden oder Termine für die diversen<br />
Trauer-gruppen einzuholen - ich bin Ihre<br />
Ansprechpartnerin. Daneben erledige ich die vielen<br />
administrativen Arbeiten, die in einer Hauptgeschäftsstelle<br />
anfallen. Ich habe hier einen Beruf, der sehr<br />
abwechslungsreich ist <strong>und</strong> mich täg-lich neu erfüllt.<br />
... Judith Meierjohann, ich gehöre seit 2006 zum hauptamtlichen<br />
Team des Ambulanten <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong>es<br />
<strong>Lippe</strong> e. V. In meinen ersten zwei Jahren hier im<br />
Verein lag der Schwerpunkt meiner Arbeit im Aufbau der<br />
ambulanten Kinderhospizarbeit. Seit Januar 2008 bin ich nun<br />
auch als Koordinatorin für den Erwachsenenbereich mit verantwortlich.<br />
Zu meinen Aufgaben gehört vor allem die Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
schwerstkranker Menschen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen,<br />
die Koordination der Begleiteinsätze der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
<strong>und</strong> auch „Netzwerkarbeit“ mit Ärzten, Pflege<strong>und</strong>/oder<br />
Sozialdiensten in aktuellen Begleitungen.<br />
Der regelmäßige Austausch mit den Ehrenamtlichen in den<br />
bestehenden Supervisionsgruppen, die Schulung neuer ehrenamtlicher<br />
MitarbeiterInnen, die Mitarbeit an Fortbildungsangeboten<br />
für aktive Vereinsmitglieder… in den letzten Monaten<br />
sind viele neue Aufgabenbereiche für mich dazugekommen<br />
<strong>und</strong> ich freue mich, Bestandteil dieses großen „Miteinanders“<br />
zu sein.
23<br />
Guten Tag, ich bin...<br />
...Stefanie Bebermeier <strong>und</strong> für die Büroorganisation<br />
<strong>und</strong> den reibungslosen Ablauf der anfallenden Ar-<br />
beiten in der Beratungsstelle Lemgo verantwortlich.<br />
Neben den täglich wechselnden PC-Arbeiten <strong>und</strong> den<br />
Beratungen zur Patientenverfügung erledige ich<br />
auch viele Routinearbeiten, wie die Buchhaltung<br />
<strong>und</strong> die Bearbeitung von Spendeneingängen.<br />
Ein ganz anderer Bereich meiner hauptamtlichen<br />
Tätigkeit liegt in der Trauerarbeit. Als ausgebildete<br />
Trauerbegleiterin gebe ich mein Wissen an die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen weiter <strong>und</strong> unterstütze<br />
das Team der Trauergruppenleiter. Ich habe<br />
schon viele Ideen für die Trauerarbeit in <strong>Lippe</strong>s Norden<br />
<strong>und</strong> hoffe, dass sie ebensoviel Anklang finden<br />
werden wie das Trauercafé, das sich seit einigen<br />
Monaten großer Beliebtheit erfreut.<br />
... Antje Schmidt <strong>und</strong> seit 2 Jahren hauptamtliche Koordi-<br />
natorin im Ambulanten <strong>Hospiz</strong>dienst <strong>Lippe</strong>. Durch das neue<br />
Büro in Lemgo haben sich meine Zuständigkeiten für die<br />
Region Nordlippe herauskristallisiert. Meine Hauptverant-<br />
wortlichkeit liegt natürlich in der <strong>Palliativ</strong>en Beratung ster-<br />
bender Menschen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen.<br />
So führe ich die<br />
ersten Gespräche mit Schwerstkranken <strong>und</strong> ihrer Naheste-<br />
henden. Der Einsatz der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in<br />
den Begleitungen wird von mir koordiniert. Ich bin im steten<br />
Austausch mit den Regionalgruppen in Nordlippe, Extertal<br />
<strong>und</strong> Bad Salzuflen. Des Weiteren baue ich die Regional-<br />
gruppe Lemgo immer weiter auf. Dazu<br />
gehören Eingliedern<br />
<strong>und</strong> Schulen der ehrenamtlichen (neuen) MitarbeiterInnen,<br />
sowie Kontaktknüpfung <strong>und</strong> Ausbau zu örtlichen Institu-<br />
tionen wie Ärzten, Pflegediensten, Sozialdiensten, Gemein-<br />
den, Heimen, Krankeneinrichtungen, Kirchen usw..., so dass<br />
der <strong>Hospiz</strong>gedanke immer weiter getragen wird.<br />
Die Aufgabenbereiche sind sehr vielschichtig <strong>und</strong> lassen<br />
mich mit meiner „ganzen“ Person in dieser Arbeit „sein“.<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 24<br />
DETMOLD:<br />
Termine 2. Halbjahr 2008<br />
für aktive Mitglieder<br />
Aktiven-Abende<br />
Donnerstag, 04.12.2008<br />
Weihnachtsfeier in Detmold<br />
Vertiefungskurse<br />
Bitte anmelden!<br />
Austausch- <strong>und</strong> Supervisionsgruppen<br />
jeden Dienstag: 19.15 - 21.00 Uhr<br />
jeden Donnerstag: 19.15 - 21.00 Uhr<br />
Seminarraum, Leopoldstr. 16, Detmold<br />
Gr<strong>und</strong>kurs 56<br />
(im Oktober 2008 schon belegt)<br />
Offene Veranstaltungen 2. Haljahr 2008<br />
� Offene Abende<br />
siehe Lemgo<br />
- ACHTUNG - ACHTUNG - ACHTUNG -<br />
“AKTIVENWOCHENENDE “<br />
-<br />
mehr darüber auf Seite 26<br />
Do. 23.10.2008 um 19.00 Uhr<br />
Ethik am Lebensende, Schwerpunk:<br />
<strong>Palliativ</strong>e Sedierung<br />
Dr. Fred Salonon (Klinikum <strong>Lippe</strong>)<br />
Haus der Immobilie,<br />
Bismarckstr. 10, Detmold<br />
� Informationen zur Patientenverfügung:<br />
jeden 1. Donnerstag im Monat<br />
von 10.00 - 12.00 Uhr<br />
� <strong>Palliativ</strong>e Beratung<br />
nach Terminabsprache<br />
� Trauergruppen:<br />
“Nachmittags-Trauergruppe”<br />
Mittwoch, vierzehntägig, 15.00 Uhr<br />
“Junge Witwen”<br />
Mittwoch, vierzehntägig, 19.15 Uhr<br />
“Abends-Trauergruppe”<br />
Donnerstag, vierzehntägig, 19.00 Uhr<br />
“Verwaiste Eltern”<br />
1. Gruppe jeden 1. Dienstag im Monat<br />
um 19.30 Uhr<br />
2. Gruppe jeden 3. Dienstag im Monat<br />
um 19.30 Uhr<br />
Männergruppe nach Absprache<br />
LEMGO:<br />
Termine 2. Halbjahr 2008<br />
für aktive Mitglieder<br />
Aktiven-Abende siehe Detmold<br />
Vertiefungskurse<br />
Modul lII: Verschiedenes<br />
Modul IV: Kinder, Tod <strong>und</strong> Trauer<br />
Termine <strong>und</strong> Veranstaltungsort bitte im<br />
Büro erfragen.<br />
Bitte anmelden!<br />
Austausch- <strong>und</strong> Supervisionsgruppen<br />
alle 14 Tage montags 19.00 - 20.30 Uhr<br />
<strong>Hospiz</strong>-Seminarraum, Kramerstr. 10, Lemgo<br />
Gr<strong>und</strong>kurs 4<br />
Sa., 09.08.2008<br />
7 x donnerstags 19.00 - 21.00 Uhr<br />
(letzter Termin 25.09.)<br />
<strong>Hospiz</strong>-Beratungsstelle, Kramerstr. 10, Lemgo<br />
Anmeldung erforderlich!<br />
Offene Veranstaltungen 2. Haljahr 2008<br />
� Offene Abende<br />
Di. 13.11.2008 um 19.00 Uhr<br />
Abschied <strong>und</strong> Tod in der Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendliteratur,<br />
Judith Meierjohann, Gabriele Kelle <strong>und</strong><br />
Birgit Krohn-Grimberghe<br />
Sparkasse Lemgo, Mittelstr. 73-79, Lemgo<br />
Trauer-Café<br />
jeden 3. Sonntag im Monat<br />
von 15.00 - 17.00 Uhr<br />
<strong>Hospiz</strong>-Beratungsstelle, Kramerstr. 10, Lemgo
25<br />
BAD SALZUFLEN<br />
Termine 2. Halbjahr 2008 für aktive<br />
Mitglieder<br />
Aktiven-Abende:<br />
Vertiefungskurse:<br />
siehe Detmold<br />
siehe Lemgo<br />
Austausch- <strong>und</strong> Supervisionsgruppe<br />
alle 14 Tage montags 19.15 - 21.15 Uhr<br />
Seminarraum, Wenkenstr. 63,<br />
Bad Salzuflen<br />
Offene Veranstaltungen 2. Halbjahr 2008<br />
JUBILÄUM<br />
10 Jahre Regionalgruppe Bad Salzuflen<br />
Samstag, 30.08.2008, ab 10.00 Uhr<br />
Sparkasse Bad Salzuflen<br />
Rudolf Brandes Allee 2<br />
32105 Bad Salzuflen<br />
Vormittags Vortrag von Dr. Daniela Tausch:<br />
”Jeder Tag ist kostbar”,<br />
nachmittags Vortrag von Dr. Herbert Kaiser,<br />
Gütersloh:<br />
”Ethische Entscheidungen am Ende des<br />
Lebens”.<br />
Angebote für alle<br />
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EXTERTAL<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Termine 2. Halbjahr 2008 für aktive<br />
Mitglieder<br />
Aktiven-Abende:<br />
Vertiefungskurse:<br />
siehe Detmold<br />
siehe Lemgo<br />
Austausch- <strong>und</strong> Supervisionsgruppe<br />
alle14 Tage donnerstags 19.00 - 20.30 Uhr<br />
Friedrich-Winter-Haus, Tagespflege,<br />
Pagenhelle 3, Extertal-Bösingfeld<br />
Offene Veranstaltungen 2. Halbjahr 2008<br />
Offene Abende<br />
Di., 28.10.2008 um 19.00 Uhr<br />
Das Stationäre <strong>Hospiz</strong><br />
Brigitte Welton<br />
Im großen Saal des Gemeindehauses<br />
der Ev. Kirche, Mittelstr. 43<br />
Extertal-Bösingfeld<br />
Beratungsbüros in der Detmold, Lemgo <strong>und</strong> Bad Salzuflen<br />
Öffnungszeiten:<br />
Detmold: montags bis freitags (außer mittwochs): 8.00 bis 12.00 Uhr<br />
Lemgo: montags bis freitags (außer mittwochs): 8.00 bis 12.00 Uhr<br />
Bad Salzuflen: dienstags <strong>und</strong> donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr (neu ab 01.07.2008)<br />
Sterbebegleitung:<br />
Ca. 110 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen, die je nach Bedarf zu Hause, in den Krankenhäusern,<br />
Altenheimen <strong>und</strong> im Stationären <strong>Hospiz</strong> begleiten.<br />
In 2007 wurden über 157 sterbende Menschen <strong>und</strong>/oder deren Angehörige begleitet,<br />
davon 84 zu Hause<br />
Gr<strong>und</strong>kurse “Sterbende begleiten”, in Detmold, Lemgo <strong>und</strong> im Extertal<br />
<strong>Palliativ</strong>beratung; Beratung für Schwerstkranke <strong>und</strong> ihre Angehörigen.<br />
Trauerbegleitungen <strong>und</strong> diverse Trauergruppen, z.B. auch für junge Witwen, ververwaiste<br />
Eltern, eine Männertrauergruppe <strong>und</strong> ein “Trauercafé” in Lemgo<br />
Ambulante Kinderhospizarbeit<br />
Beratung zur Patientenverfügung<br />
”Offene Abende”: Informationsveranstaltungen für alle Interessenten zu unterschiedlichen<br />
hospiznahen Themen<br />
Vortragsteam mit breiter Themenpalette<br />
Halbjährlich erscheinende Vereinszeitschrift “Blick<strong>Wechsel</strong>”. Auflage: 4.000 Exemplare<br />
- Sie halten die 25. Ausgabe in den Händen.
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 26<br />
Achtung - Achtung - Achtung<br />
„AKTIVENWOCHENENDE“<br />
Freitag, den 26.09.2008<br />
(Beginn: 15.30 Uhr)<br />
bis Samstag, den 27.09.2008<br />
(Ende: ca. 16.00 Uhr)<br />
Typisch Mensch!<br />
- sich <strong>und</strong> andere verstehen -<br />
Seminar mit<br />
Dipl.-Päd. Regine Brombach<br />
Ich lach mit!<br />
Lach-Yoga-Seminar mit<br />
Lachtrainer <strong>und</strong> Humortherapeut<br />
William Drucks<br />
Anmeldung für Ehrenamtliche<br />
im Büro Detmold!<br />
Im Schreibwarengeschäft<br />
HH: „Ich hätte gerne ein Klemmbrett<br />
oder eine Mappe.“<br />
Verkäuferin: „Oh, tut mir leid, da<br />
haben wir gar nicht mehr viel<br />
Auswahl. Nur noch dieses<br />
Schwarze da.“<br />
HH: „Na, macht ja nichts, passt ja<br />
prima, ist nämlich für ein Seminar<br />
über Sterbebegleitung.“<br />
Verkäuferin: „Oh, Entschuldigung.<br />
Das tut mir leid.“<br />
Gedanken zum 25. R<strong>und</strong>brief<br />
von Andreas Lüdeke<br />
Am Anfang waren es nur eine Handvoll<br />
Menschen, die mit einem ersten Treffen<br />
am 13.November 1993 den Startschuss<br />
für die organisierte <strong>Hospiz</strong>arbeit in <strong>Lippe</strong><br />
gaben. Nachdem 1994 der erste Gr<strong>und</strong>kurs<br />
“Sterbende begleiten” stattfand, erfolgte<br />
im Mai 1995 die Gründungsversammlung<br />
des Vereins. Da aus der<br />
Handvoll Leute immer mehr Menschen<br />
wurden <strong>und</strong> zudem das allgemeine Interesse<br />
der Öffentlichkeit an der <strong>Hospiz</strong>arbeit<br />
sehr groß war, benötigten wir bald<br />
ein neues Instrument der Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Sowohl Mitglieder als auch<br />
Fre<strong>und</strong>e, Förderer <strong>und</strong> die Öffentlichkeit<br />
wollten über die Aktivitäten <strong>und</strong> Fortschritte<br />
auf dem Laufenden gehalten<br />
werden.<br />
In der damaligen Pionierphase gab es<br />
weder hauptamtliche Mitarbeiter noch<br />
ein Büro, geschweige denn die notwendige<br />
Technik; für mich damals ein<br />
Gr<strong>und</strong>, mir selbst einen PC anzuschaffen.<br />
Der 1. R<strong>und</strong>brief erschien mit<br />
12 Seiten im Dezember 1995 - das<br />
„Redaktionsteam“ bestand damals nur<br />
aus mir <strong>und</strong> meinem PC. Die Texte wurden<br />
meist spät abends im Keller mit Ein-<br />
Finger-System geschrieben. Das Titelphoto<br />
stammte aus einem Kalender, wurde<br />
passend zurechtgeschnitten <strong>und</strong> aufgeklebt.<br />
Der Druck erfolgte im Landeskirchenamt.<br />
Es war damals ein tolles Gefühl, die<br />
1. Ausgabe in den Händen zu halten.<br />
Neben den noch mit der elektrischen<br />
Schreibmaschine gestalteten <strong>und</strong> anschließend<br />
kopierten grünen Infoblättchen<br />
über den Verein war nun etwas
27<br />
Neues geschaffen. Wenn ich mir heute<br />
die 1. Ausgabe anschaue, bin ich erschrocken<br />
über die „düstere“ Aufmachung<br />
- dicke schwarze Buchstaben mit<br />
dickem schwarzem Trauerrand <strong>und</strong> ein<br />
schönes Bild, das aber durch den Druck<br />
auch eher düster <strong>und</strong> deprimierend<br />
wirkte. So ist das halt in Pionierzeiten,<br />
nichts ist perfekt, man fängt irgendwie<br />
an <strong>und</strong> versucht das Beste draus zu<br />
machen. Ab der 3. Ausgabe (Dez. ´96)<br />
gab es dann endlich ein wirkliches Redaktionsteam<br />
aus immerhin 5 Leuten.<br />
Dass es Frau Haeder damals übernahm,<br />
alle Texte zu schreiben, hat mir deutlich<br />
Erleichterung gebracht, denn der Vereinsvorsitz<br />
allein forderte schon damals<br />
viel Kraft <strong>und</strong> Zeit, auch wenn er sicherlich<br />
nicht mit der heutigen Vorstandsarbeit<br />
<strong>und</strong> -verantwortung zu vergleichen<br />
ist.<br />
Mit der 4. Ausgabe (Sommer ´97) veränderte<br />
sich das Layout; erstmals tauchte<br />
das von Niels Bünemann gestaltete<br />
Vereinslogo auf - die Sonnenblume mit<br />
dem abfallenden Blütenblatt.<br />
Hildegard Rieping setzte sich mit ihrem<br />
Bemühen durch, die dicken schwarzen<br />
Rahmen wegzulassen <strong>und</strong> eine gefälligere<br />
Schriftart zu wählen - damals ein<br />
großer Fortschritt.<br />
Die 12. Ausgabe (Sommer ´01) war dann<br />
die letzte, an der ich beteiligt war. Mein<br />
Hauptberuf in der Krankenpflegeschule<br />
forderte mich immer mehr, sodass ich<br />
neben der Übergabe des Vereinsvorsitzes<br />
an Inge-Lore Brakemeier damals auch<br />
die verantwortliche Mitarbeit am R<strong>und</strong>brief<br />
aufgab. Von da an verfolgte ich die<br />
weitere Entwicklung des „Blättchens“<br />
mehr aus der Entfernung.<br />
Ab der 14. Ausgabe (Sommer ´02) wurden<br />
die Einschlagseiten farbig gestaltet.<br />
Nun erinnerte nichts mehr an die „düsteren“<br />
Anfänge 7 Jahre zuvor.<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Zum 10-jährigen Vereinsjubiläum 2005<br />
erschien die 20. Ausgabe in völlig neuem,<br />
jetzt professionellem Layout; das<br />
Logo wurde überarbeitet, auch im Inneren<br />
tauchten farbige Bilder auf <strong>und</strong> der<br />
„Arbeitstitel“ R<strong>und</strong>brief wurde durch<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> ersetzt.<br />
Es hat mir viel Freude gemacht, die 24<br />
bisherigen R<strong>und</strong>briefe nochmals durchzublättern.<br />
Mit der äußeren Veränderung<br />
vom düster wirkenden R<strong>und</strong>brief zum<br />
professionellen Mitteilungsblatt geht die<br />
Entwicklung des Vereins einher; von der<br />
damaligen Pionierphase, in der wenige<br />
Menschen viel improvisieren mussten,<br />
weil es kaum Strukturen gab, hin zu einem<br />
professionell geführten Verein, der<br />
sich <strong>und</strong> seine Strukturen stetig weiterentwickelt.<br />
Ich freue mich jedes Mal, eine neue Ausgabe<br />
des R<strong>und</strong>briefes in den Händen zu<br />
halten. Die Chronik des Vereins, die seit<br />
der 1. Ausgabe fester Bestandteil ist,<br />
lässt nicht nur die Vereinsgeschichte bis<br />
zu den Wurzeln zurückverfolgen, sondern<br />
auch teilhaben an der schrittweisen<br />
Weiterentwicklung der <strong>Hospiz</strong>idee hier in<br />
<strong>Lippe</strong>. Es ist für mich immer wieder faszinierend,<br />
wie viele unterschiedliche<br />
Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten<br />
auf so verschiedene Weise ihren<br />
Beitrag dazu leisten.<br />
Ich bin stolz darauf, dass ich die Anfänge<br />
mitgestalten durfte <strong>und</strong> wünsche den<br />
heutigen Aktiven ein gutes Händchen für<br />
die stetige Weiterentwicklung von Verein<br />
<strong>und</strong> Blick<strong>Wechsel</strong>.
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008 28<br />
Gedanken zum 25. R<strong>und</strong>brief - aus der Redaktion<br />
von Hannelore Bünemann<br />
Im Sommer 1996 stieß ich zum Redaktionsteam<br />
des R<strong>und</strong>briefes der <strong>Hospiz</strong>-<br />
Initiative Detmold, zusammen mit<br />
Andreas Lüdeke, Sigrid-Barbara Haeder,<br />
Hildegard Rieping <strong>und</strong> Herta Setzer.<br />
Mein Part in dem Team bestand u.a. darin,<br />
zu den vorhandenen Texten Bilder<br />
herauszusuchen, auszuschneiden <strong>und</strong><br />
an die vorgesehenen Stellen zu kleben.<br />
Gelegentlich korrigierte ich auch die<br />
Texte, je nach dem, wie die Zeit drängte.<br />
Im Sommer 1997, Ausgabe 4, bekam die<br />
<strong>Hospiz</strong>-Initiative ein neues Logo <strong>und</strong><br />
damit unser R<strong>und</strong>brief eine neue Titelseite.<br />
Geklebt <strong>und</strong> geschnippelt wurde<br />
weiterhin.<br />
2001 entschlossen wir<br />
uns, dem Heft etwas<br />
Farbe zu geben, jedoch<br />
nur dem Logo. Außerdem<br />
wurde die <strong>Hospiz</strong>-<br />
Initiative zum <strong>Ambulanter</strong><br />
<strong>Hospiz</strong>dienst-<br />
<strong>Lippe</strong> Detmold e.V.<br />
umbenannt. Frau<br />
Setzer, Herr Lüdeke<br />
<strong>und</strong> Frau Rieping<br />
konnten nicht mehr<br />
an den Redaktionssitzungen<br />
teilnehmen<br />
<strong>und</strong> verabschiedeten<br />
sich aus dem Team,<br />
dafür bekamen Frau<br />
Haeder <strong>und</strong> ich die<br />
Unterstützung von<br />
Frau Brakemeier <strong>und</strong><br />
Frau Böinghoff.<br />
Mittlerweile hatte ich auch herausbekommen,<br />
wie ich beim Layout die Bilder direkt<br />
über den PC in die Texte einfügen<br />
konnte. Wir wurden mutiger, fanden<br />
Sponsoren die uns ermöglichten, die Umschlagseiten<br />
farbig zu gestalten. Wir wa-<br />
ren so stolz! Außerdem bekamen wir noch<br />
einmal Verstärkung durch Frau Küpper.<br />
2005 konnte der Ambulante <strong>Hospiz</strong>dienst<br />
sein 10-jähriges Jubiläum feiern. Dafür<br />
sollte es einmal eine professionelle Zeitschrift<br />
geben. Als Team gab es für uns<br />
auch viel Arbeit, das Layout übernahm<br />
natürlich die Werbeagentur.<br />
Unser „R<strong>und</strong>brief“ wurde zum<br />
„Blick<strong>Wechsel</strong>“. Es war für<br />
mich eine gute Erfahrung<br />
zu sehen, wie angenehm es<br />
auch für die Augen ist,<br />
wenn die Texte nicht endlos<br />
sind, sondern von farbigen<br />
Bildern unterbrochen werden.<br />
Für die nächste Ausgabe<br />
nahm ich mir dann vor, die<br />
Gestaltung dem professionellem<br />
Layout etwas anzugleichen.<br />
Das Heft sollte<br />
gut aussehen, nicht so vollgestopft<br />
<strong>und</strong> unübersichtlich<br />
sein <strong>und</strong> - mit Rücksicht<br />
auf die Kosten - innen<br />
in schwarz-weiß gehalten<br />
werden, nur mit einer roten<br />
Schriftunterbrechung.
29<br />
Es ist spannend von der 1. Redaktionssitzung<br />
bis (ganz besonders) zum Erscheinen:<br />
Thema finden - wer kümmert<br />
sich um welche Artikel - erreichen uns die<br />
Artikel rechtzeitig zum Eingabeschluss<br />
(selten ja) - Bilderauswahl zu den Artikeln<br />
- Gestaltung - Korrekturlesen - korrigieren<br />
- zum Drucker bringen (zum Landeskirchenamt<br />
zu Herr Leister, der uns netterweise<br />
die Bilder noch „druckreif“ ausarbeitet<br />
<strong>und</strong> dafür sorgt, dass der Druckablauf<br />
klappt).<br />
Zwischenzeitlich hat sich das Team wieder<br />
etwas verändert. Es überlegen mit<br />
(natürlich ehrenamtlich): Inge-Lore<br />
Brakemeier, Greta Brakemeier, Heide<br />
Goroll, Sigrid-Barbara Haeder, Uwe<br />
Leister, Adelheid Nadler, Helma<br />
Weidemann <strong>und</strong> ich.<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Wir alle sind bei jeder Neuerscheinung<br />
des „Blick <strong>Wechsel</strong>“<br />
sehr gespannt. Wie<br />
wird er nach dem Druck aussehen?<br />
Haben sich noch viele Fehlerteufel<br />
eingeschlichen? Was kann man (als<br />
Laie) noch verbessern bei der nächsten<br />
Ausgabe?<br />
Die Arbeit der Gestaltung wird zum<br />
Ende immer stressiger (o je, der Name<br />
des Vereins hat sich schon wieder<br />
geändert <strong>und</strong> auch noch über zwei<br />
Zeilen!). Die Zeit läuft oft weg. Trotzdem<br />
bin ich froh, mich für die „Redaktion“<br />
entschieden zu haben <strong>und</strong> hoffe, auch<br />
in der Zukunft mit dem “Blick<strong>Wechsel</strong>”<br />
möglichst viele Menschen für die <strong>Hospiz</strong>arbeit<br />
in <strong>Lippe</strong> zu interessieren <strong>und</strong><br />
als Mitglieder „einzufangen“.
Blickwechsel Sommer 2008<br />
Geschenkt<br />
Ein alter Mann sitzt in einem Bus. In seinem Arm hält er einen<br />
w<strong>und</strong>ervollen Blumenstrauß. Eine junge Frau kann ihren Blick<br />
nicht von der Blumenpracht lassen. Immer wieder schaut sie zu<br />
den bunten Blüten <strong>und</strong> lächelt versonnen. Kurz vor der nächsten<br />
Haltestelle erhebt sich der Mann <strong>und</strong> geht zu der Frau. Er<br />
reicht ihr die Blumen <strong>und</strong> sagt: „ Gefällt Ihnen der Strauß? Er<br />
ist eigentlich für meine Frau. Aber ich denke, sie hätte es gern,<br />
dass Sie ihn bekommen. Ich gehe jetzt zu Ihr <strong>und</strong> erzähle ihr,<br />
dass ich die Blumen Ihnen geschenkt habe.“<br />
Erstaunt nimmt die Frau den Strauß entgegen. Als der alte<br />
Mann aussteigt, sieht sie ihm nach. Er verschwindet durch ein<br />
Tor, das zu einem kleinen Friedhof gehört.<br />
30
31<br />
Ausgabe: Sommer 2008/Nr. 25<br />
Bl ck<br />
Thema: Biographiearbeit in der Sterbebegleitung<br />
<strong>Ambulanter</strong> <strong>Hospiz</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
<strong>Wechsel</strong><br />
... ”<br />
Blick<strong>Wechsel</strong> Sommer 2008<br />
Blick<strong>Wechsel</strong>”
Wir danken der Firma Artesia Springbrunnentechnik <strong>und</strong> Anlagenbau GmbH für die<br />
fre<strong>und</strong>liche finanzielle Unterstützung dieses Blick<strong>Wechsel</strong>s.