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DIE ENTFALTUNG DES BEWUSSTSEINS ALS EIN WEG ZUR ...

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physikalischen Gesetzen des Makrokosmos den psychologischen Gesetzen des Mikrokosmos<br />

zuwandte, bis ich dann lernte, daß es sich in beiden Fällen zumindest in systemtheoretischer<br />

Hinsicht um gleiche Gesetzesarten handelt, weil die Mikrokosmen Teile des einen Makrokosmos<br />

sind, der von gleicher Natur wie diese ist, worauf im folgenden eingegangen werden wird.<br />

1.5 Das Gesetz der guten Gestalt<br />

Nach gestalttheoretischer Auffassung ist das wichtigste dynamische Grundprinzip im Bereich des<br />

Seelischen das Gesetz der guten Gestalt oder der Prägnanz. Dieses läßt sich in zahlreiche spezielle<br />

Gesetze untergliedern, die in allen Bereichen der Psychologie erfahrungsswissenschaftlich<br />

ermittelt wurden. Man denke etwa an die Gesetze der Einfachheit, der Regelmäßigkeit, der<br />

Symmetrie, der Geschlossenheit. Diese Gesetze sind u. a. dafür verantwortlich, daß wir in der<br />

Wahrnehmungswelt nicht ein 'Chaos von Empfindungen', sondern eine Ordnung vorfinden, die<br />

zwar manchmal zu Täuschungen führt, aber eine Orientierung in der Welt überhaupt erst möglich<br />

macht.<br />

Während man früher übernatürliche oder mechanistische Prinzipien für die Ordnung des<br />

Seelischen verantwortlich machte, zeigte der Gestalttheoretiker Wolfgang Köhler in seinem Buch<br />

über 'Physische Gestalten' (1920), daß sich solche Ordnungstendenzen immer dann zeigen, wenn<br />

eine Wechselwirkung zwischen den Teilen oder Bereichen eines umfassenden Systems möglich ist,<br />

wie dies z. B. für Feldsachverhalte jeglicher Art zutrifft. Man denke an die Ordnung der<br />

Planetenbahnen im Gravitationsfeld oder die Symmetrie in elektrischen Feldern. Köhler zeigte<br />

weiter, daß in der unbelebten Natur auch zielgerichtete Prozesse vorzufinden sind, die man zuvor<br />

nur den seelischen Vorgängen vorbehalten wollte.<br />

Schließlich wies Köhler nach, daß in offenen Systemen eine Höherentwicklung der Ordnung auf<br />

immer komplexerem Niveau möglich ist, womit auch eine Analogie zum schöpferischen Denken,<br />

Gestalten, Handeln sowie zur Selbstentfaltung des Menschen sowie der Menschheit gefunden<br />

wurde. Spinnt man diesen Gedanken weiter, so kommt man zu dem Begriff eines 'schöpferischen<br />

Universums', von dem heute sowohl Physiker wie Biologen sprechen.<br />

1.6 Zum Leib-Seele-Problem<br />

Die auffallende Ähnlichkeit zwischen seelischen Prozessen mit physikalischen Feldvorgängen<br />

führte zur Annahme der Isomorphie (d. h. der Übereinstimmung bezüglich der dynamischen<br />

Struktur) von psychischen Vorgängen und den zugeordneten hirnphysiologischen Prozessen. Diese<br />

Annahme ist nicht als rein spekulative Fiktion anzusehen, sondern als heuristisch fruchtbare<br />

Hypothese, die bereits zu vielen empirischen Untersuchungen Anlaß gab. Man beachte, daß die<br />

meisten Gestalttheoretiker zwar davon ausgehen, daß man nicht zwischen psychischen und<br />

physischen Gegebenheiten im PPN trennen kann, daß sie also in dieser Hinsicht eine monistische<br />

Identitätsthese vertreten, daß man aber bei der erfahrungswissenschaftlichen Überprüfung der<br />

Zusammenhänge zwischen Psychischem und Physischem ja nur das Psychische durch<br />

Erlebnisbeobachtung unmittelbar vorfindet, während [31] man über das Physische erst etwas auf<br />

dem Weg über Meßinstrumente und Sinnesprozesse erfahren kann, wobei natürlich die Buntheit<br />

und Fülle der phänomenalen Welt verloren geht. Deshalb kann man durch empirische<br />

Untersuchungen nur eine Isomorphie, aber keine Identität feststellen. Die Identitätsannahme ist<br />

aber die einfachste Auffassung zur Leib-Seele-Frage und sie enthält keine Begriffsverwirrungen,<br />

mit denen alle konkurrierenden Auffassungen belastet sind, auf die wir in dieser Zeitschrift noch<br />

zu sprechen kommen.

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