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Es sind schon mehr als 10 Jahre vergangen, als ... - Heinz Kornemann

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„Dann wird das ja wieder nichts mit den Verhandlungen mit seriösen Partnern in den USA, wenn er<br />

hierbleiben muß“, meinte Frieda.<br />

Herbst und Winter 1996<br />

„Die Anschlußaufträge scheinen gesichert, es sollen vier Schiffe gebaut werden“, sagte Jan. „Zwei<br />

Fähren auf der Schichau-Seebeckwerft in Bremerhaven und zwei Containerschiffe hier in Vegesack.“<br />

„Glaubst du das?“ fragte Egon.<br />

„Wir wollen es glauben, aber sicher <strong>sind</strong> wir uns nicht. Schließlich sollen <strong>schon</strong> wieder 1.300<br />

Kollegen entlassen werden.“<br />

„Siehst du“, antwortete Egon, „so wird scheibchenweise, nach der Salamitaktik, abgebaut. Mit dem<br />

Bau der zwei Containerschiffe soll doch offiziell der Eindruck erweckt werden, daß vorerst die auf der<br />

Werft verbliebenen Arbeitsplätze gesichert <strong>sind</strong>. Dabei ist die Finanzierung noch völlig unklar, da die<br />

EU-Kommission die Subventionierung ablehnt.“<br />

„Und sollte der Vulkan hier in Bremen dichtgemacht werden, ist die Beschäftigungsgesellschaft<br />

Mypegasus finanziell überfordert, da sie die Kollegen nicht <strong>mehr</strong> ausleihen kann“, sagte Jan.<br />

„So ist es, das Geld ist endgültig weg“, gab Egon ihm recht. „Darum soll auch der Schiffsrumpf des<br />

Kreuzfahrtschiffes ‚Costa II‘ verkauft werden.“<br />

„<strong>Es</strong> gibt Optimisten“, ergänzte Jan, „die sagen, daß der Rumpf der ‚Costa II‘, für den Bremen mit 93<br />

Millionen Mark gebürgt hat, <strong>10</strong>0 Millionen einbringt. Aber ich glaube, am Ende können sie froh sein,<br />

wenn sie noch 50 Millionen erhalten.“<br />

„So traurig es ist“, wandte Frieda ein, „diese finanziellen Probleme können alle nicht <strong>mehr</strong> gelöst<br />

werden.“<br />

Die Vulkan-Arbeiter hofften, daß sich noch eine finanzielle Lösung finden würde, doch am Ende<br />

sollte sich Friedas Prophezeihung bewahrheiten.<br />

Der 16. Oktober war der Tag, an dem das bisher größte auf der Meyer-Werft in Papenburg mit<br />

schwarzen Zahlen gebaute Schiff, die ‚Galaxy‘, vorbei an Tausenden von Zuschauern auf der Ems in<br />

Richtung Nordsee fuhr. <strong>Es</strong> war auch der Tag, an dem der parlamentarische Untersuchungsausschuß in<br />

Bremen vor der Öffentlichkeit seine Arbeit aufnahm und Zeugen vernahm, die sich oft an nichts <strong>mehr</strong><br />

erinnern wollten.<br />

„Mal sehen, was bei dem Untersuchungsausschuß so alles ans Licht kommt“, sagte Egon. „Ich bin<br />

gespannt, welche Herren sich in dem Selbstbedienungsladen Bremer Vulkan persönlich bereichert<br />

haben.“<br />

Jan stellte kopfschüttelnd seine Kaffeetasse auf den Tisch zurück und legte die Zeitung beiseite. „Was<br />

ich hier gerade gelesen habe - unmöglich“, sagte er.<br />

„Mach uns nicht neugierig“, meinte Frieda. „Was hast du Unmögliches gelesen.“<br />

„Wenn wir beide das Geld hätten, Frieda“, sagte Jan, „und wollten verreisen, sagen wir mal in die<br />

Karibik. Was würden wir dann machen?“<br />

„Du stellst aber leichte Fragen“, antwortete Frieda. „Dann würden wir gemeinsam ins Reisebüro<br />

marschieren und die Reise buchen.“<br />

„Richtig“, sagte Jan. „Nur bei unseren Politikern, da scheint das anders zu sein. Die schreiben einen<br />

Brief.“<br />

„Wer schreibt da wem einen Brief?“ wollte Frieda wissen. „Der Freund unseres ehemaligen<br />

Finanzsenators Grobecker, der damalige Senatsdirektor für Finanzen, Herr Andreas Fuchs, der wählte<br />

einen anderen Weg. Er schrieb im April 1988 an den Vorstandschef der Bremer Vulkan AG.“<br />

Jan nahm wieder die Zeitung vom Tisch und sagte: „Ich les‘ mal seinen Brief vor: Lieber Herr<br />

Hennemann! Für Ihre freundliche Übersendung des Kreuzfahrtkalenders 1988 mit dem Hinweis auf<br />

die Ihnen befreundete Norwegian Caribbean Line bedanke ich mich herzlich. Ich habe mir aus dem<br />

Prospekt folgende Reise in der Karibik herausgesucht:<br />

18. bis 25. Dezember 1988 mit der Starward von und nach San Juan. Ich wäre Ihnen sehr dankbar,<br />

wenn Sie mir ein Angebot vermitteln könnten ... Für Ihre Mühewaltung bedanke ich mich sehr im<br />

voraus. Na, wie gefällt euch das?“<br />

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