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HANS WERNER HENZE - Schott Music

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Der junge Pentheus hat von seinem Großvater<br />

die Herrschaft in Theben übernommen und<br />

verbietet sogleich den Kult um den Gott Dionysos<br />

und dessen Mutter Semele. Ein Fremder, den<br />

Pentheus nicht als Dionysos erkennt, erscheint in Theben<br />

und macht ihm die Herrschaft streitig, indem er<br />

das Volk zu rauschhaften Feiern und zur Hingabe an<br />

Vergnügen und Lust auf dem Berg Kytheron verführt.<br />

Auch der blinde Seher Teiresias und sogar die eigene<br />

Mutter Agaue folgen dem Kult. Pentheus glaubt, sich<br />

der Macht der Triebe mit den Mitteln der Vernunft<br />

entgegen stellen zu können. Er sucht das Gespräch<br />

mit dem Fremden; dieser überredet ihn, in Frauengewändern<br />

heimlich die nächtlichen Riten zu beobachten.<br />

Auf Kytheron treibt Dionysos seine Anhänger zu wilden<br />

Exzessen und hetzt sie schließlich auf den Eindringling<br />

Pentheus. Seine eigene Mutter erschlägt<br />

ihn in der Annahme, er sei ein wildes Tier. Erst am<br />

nächsten Morgen begreift sie, dass sie den Kopf ihres<br />

Sohnes in den Armen hält. Dionysos gibt sich allen<br />

zu erkennen, fordert Anbetung und erklärt seine Tat<br />

als Rache an Pentheus und all jenen, die seinem Kult<br />

nicht folgen wollten.<br />

The young Pentheus has been placed on the throne in<br />

Thebes by his grandfather and immediately bans the<br />

cult surrounding Dionysos and his mother Semele. A<br />

foreigner whom Pentheus does not recognise as Dionysos<br />

appears in Thebes and contests the sovereignty<br />

over the city through the seduction of its citizens, inciting<br />

them to hold intoxicating feasts and succumb<br />

to enjoyment and lust on Mount Cytheron. The blind<br />

prophet Tiresias and even Pentheus’ own mother<br />

Agave also follow the cult. Pentheus believes that he<br />

is able to resist the power of his instincts through rationality.<br />

He seeks contact with the stranger who persuades<br />

him to observe the nightly rituals concealed in<br />

the disguise of woman’s clothing.<br />

Dionysos drives his followers to wild excesses on<br />

Mount Cytheron and ultimately incites them to turn<br />

on the intruder Pentheus. He is torn to death by his<br />

own mother in the belief that he is a wild animal. It<br />

is not until the next morning that she realises that<br />

she is cradling the head of her own son in her arms.<br />

Dionysos reveals his identity to all present, demands<br />

devotion and declares his deed as his revenge on Pentheus<br />

and all those who refused to follow his cult.<br />

“ “<br />

Die Bassariden, die ich heute viel besser verstehe<br />

und die ich viel mehr liebe als damals,<br />

als ich sie schrieb – hektisch und in einer ungewöhnlich<br />

kurzen Zeit, in weniger als einem Jahr, in<br />

einer Protesthaltung ohne ausreichende theoretische<br />

Basis und in großer Vereinsamung –, für mich<br />

bedeuten sie heute mein wichtigstes Theaterwerk…<br />

Interessant und modern und uns angehend und<br />

eigentlich auch die Jahre um 1968 angehend sind<br />

eben die Fragen: Was ist Freiheit, was ist Unfreiheit?<br />

Was ist Repression, was ist Revolte, was ist Revolution?<br />

All das wird eigentlich bei Euripides gezeigt,<br />

angedeutet, angeregt. Die Vielzahl, der Reichtum<br />

der Beziehungen, der greifbar-sensuellen Beziehungen<br />

zwischen dieser Antike, dieser Archais, und uns<br />

wird durch den Auden’schen Text hergestellt, und<br />

Euripides wird herangezogen in unsere Zeit, und<br />

zwar in einer Weise, wie es auch die brillanteste<br />

Regie mit dem griechischen Original nicht machen<br />

könnte, bei dem eben immer die Distanz zu einer<br />

anderen und lang zurückliegenden Zivilisation sich<br />

manifestiert.<br />

The Bassarids which today I understand to<br />

a far greater degree and hold much dearer<br />

than when I was composing the work – a hectic and<br />

extraordinarily brief period of less than a year, in a<br />

form of protest lacking sufficient theoretical basis<br />

and in a state of utter loneliness – today I consider<br />

this to be my most important music theatre work…<br />

It is interesting and modern and still relevant for us<br />

and specifically addresses questions associated with<br />

the years around 1968: what is freedom and what<br />

is bondage? What is repression, what is revolt and<br />

what is revolution? This is all in fact displayed, insinuated<br />

and suggested by Euripides. The multiplicity<br />

and richness of relationships, the tangible sensual<br />

relationships between the ancient civilisation of this<br />

Archaic period and our time is created in Auden’s<br />

text; Euripides is transposed into our time in a manner<br />

which could not have been better achieved with<br />

the best possible stage production of the original<br />

Greek play: through the constant manifestation of<br />

the distance to a different civilisation from a time<br />

long past.<br />

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