Download - Gneisenau Gesellschaft
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Innere Führung braucht Führung<br />
Text:<br />
Brigadegeneral Heinrich-Wilhelm Steiner<br />
Die Einsatzarmee Bundeswehr ist fester Bestandteil der<br />
verteidigungs- und sicherheitspolitischen Wirklichkeit<br />
des 21. Jahrhunderts. Diese Realität liefert die Vorgabe für<br />
Planung, Struktur und Einsatz unserer Streitkräfte, sie ist<br />
aber auch Ausgangspunkt der diesbezüglichen Debatten<br />
in Parlament und Medien. Globalisierung, Kampf gegen<br />
den internationalen Terrorismus, demographischer Wandel<br />
und Weiterentwicklung von der Industrie- zur Informationsgesellschaft<br />
sind nur einige Aspekte des aktuellen<br />
Einsatzlagebildes und seiner Rahmenbedingungen. Sie<br />
prägen in vielfältiger Weise die Entwicklung der Bundeswehr<br />
und bedingen den kontinuierlichen Denk- und Anpassungsprozess,<br />
den wir als Transformation bezeichnet<br />
haben.<br />
Die Einsätze der Bundeswehr erfolgen auf hohem Niveau.<br />
Rund 6.300 Soldatinnen und Soldaten erfüllen in derzeit<br />
neun unterschiedlichen Missionen ihren Auftrag. Dabei<br />
steht der fordernde Einsatz am Hindukusch im dienstlichen<br />
und öffentlichen Fokus des Interesses. Die wachsende<br />
Bedrohung auch im Norden Afghanistans schmälert<br />
nicht den Erfolg des deutschen Bundeswehreinsatzes<br />
in dieser Region. Vielmehr hat es den Anschein, dass die<br />
wirkungsvolle Aufbauleistung im Lande unter dem Schutz<br />
und mit der Unterstützung durch unsere Soldatinnen<br />
und Soldaten offensichtlich zunehmend die hergebrachten<br />
Machtstrukturen und ideologischen Einflusssphären<br />
bedroht. Die Absicht der Gegner ist, Gewalt zu streuen<br />
und die afghanische Bevölkerung aktiv zu verunsichern.<br />
Damit steigen die Anforderungen, auch an die deutschen<br />
Einsatzkräfte. Dieses risikobehaftete Spektrum, aber auch<br />
andere Missionen, wie die laufenden Vorbereitungen für<br />
eine aktive Bekämpfung der Piraterie sowie die Beteiligung<br />
an der schwierigen Beobachtermission im Sudan<br />
zeigen darüber hinaus auf, dass die Intensität und die Variationsbreite<br />
möglicher Einsätze insgesamt weiter ansteigen.<br />
Höchste Belastungen sowie – das muss klar gesagt<br />
werden – Verwundungen und tödliche Verluste werden<br />
damit zunehmend wahrscheinlicher.<br />
Wenn sich nun die Einsatzrealität so darstellt, dann muss<br />
die Bundeswehr als Dienstherr dafür Sorge tragen, dass<br />
Heinrich-Wilhelm Steiner<br />
die Soldatinnen und Soldaten den Belastungen im Einsatz<br />
standhalten können. Wenn der risikoreiche Einsatz körperliche<br />
und/oder psychische Folgen haben kann, erwarten<br />
die Betroffenen zu recht breite Unterstützung. Und<br />
auch die Angehörigen daheim rücken in den Fokus des<br />
Dienstherrn. Deren Alltags- und sonstige Probleme entwickeln<br />
sich unverzüglich zu Belastungen der Soldaten<br />
und Soldatinnen im Einsatz, da sie aus der Ferne nur sehr<br />
begrenzt eingreifen und helfen können. Somit hängen –<br />
plakativ formuliert – Ausbildung, Einsatzversorgungsgesetz<br />
und Kindergartenplatz unmittelbar zusammen. Hier<br />
gilt es noch, Bewusstsein zu bilden und Hürden zu überwinden.<br />
Und der Blick muss über den Horizont des aktiven Personals<br />
hinaus gehen. Um zukunftsfähig zu bleiben muss<br />
auch weiterhin qualifiziertes und motiviertes Personal für<br />
den Dienst in den Streitkräften gewonnen werden. Dies<br />
wird zunehmend Kraft beanspruchen, denn der demographische<br />
Wandel mit der vorausgesagten Intensität wird<br />
bereits in kurzer Zeit auch die Bundeswehr erreichen. Im<br />
Wettbewerb mit einer weiterhin wachsenden und an ausgebildeten<br />
Fachkräften interessierten Wirtschaft wird sich<br />
die Bundeswehr in der Nachwuchsgewinnung sehr ernstzunehmenden<br />
Konkurrenten stellen müssen.<br />
Insgesamt verlangt das, in einer verschärften Arbeitsmarktsituation<br />
solche Anreize zu bieten, die es ermöglichen, ge-<br />
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