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Standpunkt<br />
Soziale Arbeit –<br />
der Gerechtigkeit Genüge tun!<br />
Text: Prof. Josef Eckstein · Fotos: Juliane Zitzelsperger · fotolia © industrieblick<br />
Soziale Arbeit ist mehr als „nur“ wohltätige Hilfe für notleidende Menschen.<br />
Prof. Dr. Josef Eckstein, Präsident a. D. der Technischen Hochschule <strong>Regensburg</strong><br />
und Vorsitzender des Vereins „Zweites Leben e. V.“, sieht in Sozialer Arbeit<br />
eine tragende Säule für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. Soziale<br />
Arbeit ist nicht nur wichtig, sondern systemrelevant!<br />
Der Ausbau der Sozialen<br />
Arbeit gehört zu den positiven Errungenschaften<br />
der deutschen Sozialpolitik. Dies zeigt nicht zuletzt<br />
der Blick auf die aktuelle Situation in unseren europäischen<br />
Nachbarländern, in denen oft ähnlich gut<br />
ausgebaute Strukturen und Einrichtungen fehlen.<br />
Heute umfasst die Soziale Arbeit bei uns ein breites<br />
Spektrum von Arbeitsfeldern und Tätigkeiten, mit<br />
denen Menschen unterstützt, beraten, betreut und<br />
begleitet werden – Menschen, die sich schwer tun<br />
oder es schwer haben, mit ihrem Leben und dem<br />
Leben in der Gemeinschaft gut zurechtzukommen,<br />
die daran scheitern oder die Gefahr laufen, diese<br />
Eigenständigkeit und Souveränität über ihre Lebensgestaltung<br />
zu verlieren. Damit sind komplexe<br />
Problemlagen angesprochen, die Soziale Arbeit zu<br />
bearbeiten hat und die hohe Anforderungen an die<br />
fachliche Kompetenz und Professionalität der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter stellen.<br />
Die sozialen Problemlagen sind gerade in den letzten<br />
Jahren weiter gewachsen. Damit steigt auch<br />
der Bedarf an Sozialer Arbeit. Verantwortlich dafür<br />
sind sozialstrukturelle Veränderungen, die sich mit<br />
Begriffen wie Individualisierung der Lebensformen,<br />
demografischer Wandel (mit der Zunahme<br />
hilfebedürftiger alter Menschen), Fortsetzung und<br />
Verschärfung sozialer Ungleichheit und der Kluft<br />
zwischen den sozialen Schichten, Verstetigung von<br />
Armut etc. beschreiben lassen. Gleichzeitig kollidiert<br />
dieser steigende Bedarf mit dem Spardiktat<br />
der öffentlichen Haushalte. Die Folge: Mittel zur Bekämpfung<br />
sozialer Probleme fehlen, der Druck zur<br />
betriebswirtschaftlichen<br />
„Optimierung“ steigt, soziale Dienstleistungen<br />
sind als preiswerte Handelsware anzubieten (unter<br />
Inkaufnahme von Qualitätsverlust). „Auszubaden“<br />
haben dies letztlich die betroffenen Menschen, denen<br />
Hilfeleistungen vorenthalten werden; auszubaden<br />
haben es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit höheren Belastungen und verstärkt anfallenden<br />
Kontrollaufgaben.<br />
Es ist an der Zeit, die<br />
gesellschaftliche Bedeutung<br />
und den Wert Sozialer Arbeit<br />
neu und deutlich ins<br />
Bewusstsein der Politik und<br />
der Gesellschaft zu rücken.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es an der Zeit, die gesellschaftliche<br />
Bedeutung und den Wert Sozialer Arbeit<br />
neu und deutlich ins Bewusstsein der Politik und<br />
der Gesellschaft zu rücken. Hilfreich könnte dafür<br />
ein Vorschlag wie der von Matthias Möhring-Hesse<br />
sein, der fordert, Soziale Arbeit als ein „öffentliches<br />
Gut“ zu betrachten. Damit würden wichtige Arbeitsbereiche<br />
der Sozialen Arbeit die Beliebigkeit der so<br />
genannten „freiwilligen Leistungen“ verlieren und<br />
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Kontakte 1/2013