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Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

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13 Netzhaut und Glaskörper<br />

178<br />

A. Zentralvenenverschluss (ZVV)<br />

Der Zentralvenenverschluss (ZVV) ist die zweithäufigste<br />

vaskuläre Erkrankung der Netzhaut<br />

nach der diabetischen Retinopathie. Netzhautblutungen<br />

sowie eine Erweiterung und vermehrte<br />

Schlängelung der Netzhautvenen zeigen<br />

sich in allen 4 Quadranten.<br />

Ätiologie/Pathogenese. Die arterielle Hypertonie<br />

ist die wichtigste prädisponierende<br />

Systemerkrankung. Diabetes mellitus, kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen, Hyperviskositätssyndrome<br />

und ein erhöhter Augeninnendruck sind<br />

weitere Risikofaktoren. Histopathologisch zeigen<br />

sich Thrombosen innerhalb der Vena centralis<br />

retinae auf Höhe der Lamina cribrosa.<br />

Epidemiologie. Der ZVV zeigt sich gehäuft zwischen<br />

der 5. und 7. Lebensdekade.<br />

Klinik. Die Perfusion der Netzhaut bestimmt<br />

die Klinik des ZVV (s. unten).<br />

Nichtischämischer ZVV (venöse Stase- Retinopathie,<br />

nichthämorrhagischer ZVV, perfundierter<br />

ZVV, Aa u. b). Das kapilläre Nicht-Perfusionsareal<br />

der Netzhaut ist kleiner als 10 Papillenflächen.<br />

Die Visusminderung wird durch das Ödem oder<br />

Hämorrhagien in der Makula verursacht. Wenn<br />

die zentrale Sehschärfe bei der Erstpräsentation<br />

0,5 oder besser ist, ist die Visusprognose<br />

bei über 67 % der Patienten günstig. Dennoch<br />

können bis zur 34 % der nichtischämischen ZVV<br />

innerhalb von 32 Monaten in einen ischämischen<br />

ZVV konvertieren.<br />

Ischämischer ZVV (hämorrhagischer ZVV, nichtperfundierter<br />

ZVV, Ac). Das kapilläre Nicht-Perfusionsareal<br />

ist größer als 10 Papillenflächen. Es<br />

finden sich ausgedehnte Netzhautblutungen,<br />

Cotton-Wool-Herde am Papillenrand und im<br />

Bereich des hinteren Pols. Eine ausgeprägte Papillenschwellung<br />

ist im akuten Stadium häufig.<br />

Ursachen für die Visusminderung sind Ödeme,<br />

Blutungen und eine Ischämie in der Makula,<br />

das Neovaskularisationsglaukom, die Glaskörperblutung<br />

und eine exsudative oder traktive<br />

Netzhautablösung.<br />

Zwei schwerwiegende Komplikationen eines<br />

ischämischen ZVV sind die Rubeosis iridis und<br />

das Neovaskularisationsglaukom.<br />

Diagnostik. Das klinische Bild ist für die Diagnose<br />

oft ausreichend. Die Fluoreszenzangiographie<br />

ermöglicht die Messung des Ischämieareals<br />

der Netzhaut, sodass die Einteilung des<br />

ZVV möglich wird. Afferente Pupillenstörung<br />

und die Elektroretinographie sind zusätzliche<br />

diagnostische Methoden zur Beurteilung der<br />

Netzhautischämie im akuten Stadium des ZVV.<br />

Therapie.<br />

Beobachten: Bei nichtischämischem ZVV ohne<br />

Makulaödem monatliche Kontrollen, um das<br />

Auftreten oder die Zunahme einer Netzhautischämie<br />

früh zu diagnostizieren. Neben der<br />

Ophthalmoskopie unbedingt Spaltlampenuntersuchung<br />

des vorderen Segments und<br />

Tonometrie, um die am meisten gefürchteten<br />

Komplikationen (Rubeosis iridis, Kammerwinkelneovaskularisation,<br />

Neovaskularisationsglaukom)<br />

rechtzeitig zu erkennen.<br />

Medikamentös: Die Regulierung eines erhöhten<br />

Blutdrucks und die Behandlung von Risikofaktoren<br />

wirken sich günstig auf die Prognose aus.<br />

Die Anwendung von Thrombozytenaggregationshemmern,<br />

isovolemische Hämodilution<br />

und systemische Kortikosteroidgabe finden<br />

unterschiedliche Akzeptanz.<br />

Laserfotokoagulation: Eine panretinale Laserfotokoagulation<br />

wird nach der „Central Retinal<br />

Vein Occlusion Study Group“ bei folgenden Befunden<br />

empfohlen:<br />

● Netzhautischämie über 10 Papillenflächen,<br />

● Neovaskularisationen der Netzhaut,<br />

● Neovaskularisation der Iris über 2 Stunden,<br />

● Kammerwinkelneovaskularisation.<br />

Chirurgisch: Radiäre Optikusneurotomie, intravitreale<br />

Kortisoninjektion. Diese neuen chirurgischen<br />

Verfahren sind bis jetzt nicht durch<br />

prospektive randomisierte Studien evaluiert<br />

worden.<br />

B. Venenastverschluss (VAV)<br />

Es finden sich Hämorrhagien und ein Ödem der<br />

Retina im Bereich der betroffenen Netzhautvenen<br />

(Ba). Die okkludierte Netzhautvene ist<br />

peripher der arteriovenösen Kreuzungsstelle<br />

dilatiert. Visusminderung und sektorielle Gesichtsfeldausfälle<br />

resultieren aus Hämorrhagien,<br />

Ödem oder Netzhautischämie (Bb, c). Bei<br />

perfundierter Makula mit Ödem ist die Gridlaserfotokoagulation<br />

indiziert. Eine sektorielle<br />

Laserkoagulation wird bei retinaler Neovaskularisation,<br />

einer Ischämie über 5 Papillenflächen<br />

oder bei Rubeosis iridis empfohlen.<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

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