Der Spitzel war immer dabei - Kath.de
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Werner Kaltefleiter: <strong>Der</strong> <strong>Spitzel</strong> w ar <strong>immer</strong> <strong>dabei</strong>. Über <strong>de</strong>n Kirchenkampf im Kalten Krieg<br />
Linie die <strong>de</strong>utschen Fragen, sowie die NATO.“ Was „die ND-Tätigkeit 25 in Richtung<br />
Vatikan“ betroffen habe, „<strong>war</strong> das bei uns kein Schwerpunkt“.<br />
Die „<strong>de</strong>utschen Fragen“: Diese betrafen zunächst das hartnäckige und mit propagandistischem<br />
Aufwand betriebene Festhalten an <strong>de</strong>r „staatlichen Souveränität“ <strong>de</strong>r DDR<br />
statt Wie<strong>de</strong>rvereinigung. Offizielle Beziehungen zum Heiligen Stuhl, mit einem Apostolischen<br />
Nuntius in Ostberlin und selbständigen Bistümern innerhalb <strong>de</strong>r Staatsgrenzen,<br />
stan<strong>de</strong>n ganz oben auf <strong>de</strong>r Wunschliste, um die internationale Reputation aufzupolieren.<br />
Die Verhandlungen mit <strong>de</strong>m vatikanischen „Chefdiplomaten“ und „Architekten <strong>de</strong>r<br />
Ostpolitik“ <strong>war</strong>en nicht nach Wunsch Ostberlins verlaufen. Papst Johannes Paul II. hatte<br />
die Linie seines Vorgängers Paul VI. korrigiert und die Uhr auf langsam gestellt. Für<br />
<strong>de</strong>n Polen auf <strong>de</strong>m Papstthron stand <strong>de</strong>r Ausgang <strong>de</strong>r Geschichte, als er sein Pontifikat<br />
aufnahm, wahrscheinlich vorhersehbar fest.<br />
<strong>Der</strong> Ostblock begann sich zu <strong>de</strong>stabilisieren. Es kam nur noch darauf an, welches <strong>de</strong>r<br />
erste Dominostein sein wür<strong>de</strong>. Die Bischöfe in Ost- und West<strong>de</strong>utschland könnten<br />
wohl etwas <strong>de</strong>utlicher wer<strong>de</strong>n und nicht auf hun<strong>de</strong>rt Jahre <strong>war</strong>ten. Für <strong>de</strong>n Ostberliner<br />
Auslandsnachrichtendienst saßen die härteren Gegner, die man wohl ernster nahm,<br />
nicht in <strong>de</strong>r „Ortskirche“, son<strong>de</strong>rn in Rom: <strong>de</strong>r Pole an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Kirche, <strong>de</strong>r Deutsche<br />
an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Glaubensbehör<strong>de</strong>: das Team Wojtyla-Ratzinger. Man ist versucht,<br />
gewisse Parallelen zur Zeit <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges zu ziehen.<br />
Versuche, in die Gedanken und Worte <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n hereinzuhören, scheiterten mehr<br />
o<strong>de</strong>r weniger. Ost<strong>de</strong>utsche Kleriker, die bei Hofe vorgelassen wur<strong>de</strong>n, kehrten mit Informationen<br />
zurück, die je<strong>de</strong>r katholischen Nachrichtenagentur zu entnehmen <strong>war</strong>en<br />
o<strong>de</strong>r faselten etwas zusammen, <strong>immer</strong> auf <strong>de</strong>m schmalen Grad, die eigene Kirche zu<br />
verraten und es sich nicht mit <strong>de</strong>n Staatsorganen zu verscherzen, auf <strong>de</strong>ren Wohlwollen<br />
man in <strong>de</strong>r Heimatgemein<strong>de</strong> angewiesen <strong>war</strong>. <strong>Der</strong> Autor dieser Arbeit will es bei allgemeinen<br />
Bemerkungen aus vertraulichen Gesprächen belassen. Die Kluft zwischen wahr<br />
und unwahr und „nichts gewusst und nichts gesagt“ ist in manchen Punkten unüberbrückbar.<br />
Deckeln, Schweigen und an<strong>de</strong>re Verfahren, <strong>de</strong>n Mantel <strong>de</strong>r Vergebung über<br />
alte Sün<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>cken, bekommt zu spüren, wer sich in die Materie vertieft.<br />
In <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahrzehnten hat sich <strong>de</strong>r Verfasser <strong>immer</strong> wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Situation<br />
<strong>de</strong>r Kirchen „hinter <strong>de</strong>m Eisernen Vorhang“ beschäftigt, <strong>de</strong>n Leidtragen<strong>de</strong>n eine<br />
Stimme zu geben. Wenn das Visum verweigert wur<strong>de</strong>, <strong>war</strong> man auf Informationen aus<br />
zweiter Hand angewiesen. Auf <strong>de</strong>n Veranstaltungen in „Königstein“, im „Haus <strong>de</strong>r Begegnung“,<br />
<strong>de</strong>m „Vaterhaus <strong>de</strong>r katholischen Vertriebenen aus <strong>de</strong>m Osten“, von „Kirche<br />
in Not“ und <strong>de</strong>r „Ostpriesterhilfe“, für die <strong>de</strong>r legendäre „Speckpater Werenfried van<br />
Straaten“ steht, liefen die Nachrichten <strong>de</strong>s „Samisdat“ zusammen. Ebenso in Zürich bei<br />
„Glauben in <strong>de</strong>r Zweiten Welt“. Polen, die baltischen Sowjetrepubliken, Ungarn, die<br />
Ukraine bil<strong>de</strong>ten Schwerpunkte, und ganz beson<strong>de</strong>rs die Nachbarn auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
<strong>de</strong>s Bayerischen und <strong>de</strong>s Böhmerwal<strong>de</strong>s.<br />
Die Kirche in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei musste, von Albanien vielleicht abgesehen, seit<br />
<strong>de</strong>r stalinistischen Zeit die rü<strong>de</strong>ste Form <strong>de</strong>r Verfolgung ertragen. Gelegentlich gelang<br />
25 ND: Nachrichtendienst.<br />
Seite 20