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Der Spitzel war immer dabei - Kath.de

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Werner Kaltefleiter: <strong>Der</strong> <strong>Spitzel</strong> w ar <strong>immer</strong> <strong>dabei</strong>. Über <strong>de</strong>n Kirchenkampf im Kalten Krieg<br />

befasst mit <strong>de</strong>r Aufgabe die Abwehrabteilung <strong>de</strong>s MfS (HA II) sowie die Abteilung für<br />

die internationalen Verbindungen (Abteilung X). Interessant ist, wer in diesem wohl<br />

letzten Befehl Mielkes in dieser Richtung zu <strong>de</strong>n „Freun<strong>de</strong>n“ zählte und wer nicht: Die<br />

Vereinbarung betraf nur noch <strong>de</strong>n sowjetischen KGB sowie die Staatsschutzabteilungen<br />

<strong>de</strong>r Innenministerien <strong>de</strong>r Tschechoslowakei, Polens, Bulgariens, Ungarns und Vietnams.<br />

Die Rumänen beispielsweise stehen nicht auf <strong>de</strong>r Liste.<br />

Dieser internationale Verbund <strong>war</strong> Ergebnis <strong>de</strong>s Kalten Krieges. Nationale Interessen<br />

sollten bei <strong>de</strong>n übergreifen<strong>de</strong>n nachrichtendienstlichen Aufgaben zurücktreten. Das galt<br />

auch für die „Bekämpfung“ <strong>de</strong>r Religion und ihrer Institutionen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n<br />

Vatikan betreffend, als einer Führungszentrale mit weltweitem diplomatischem Einfluss<br />

und entsprechen<strong>de</strong>n politischen Informationen. Dies kann beim Rückblick auf etwa drei<br />

Jahrzehnte dieser tschekistischen Internationalen an einigen Beispielen erläutert wer<strong>de</strong>n:<br />

▪ 1960: In einer Analyse stellt das Ministerium für Staatssicherheit fest: Es fehlen gemeinsame<br />

Konzepte <strong>de</strong>r Zusammenarbeit unter <strong>de</strong>n Sicherheitsorganen <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Staaten. Z<strong>war</strong> gibt es Absprachen zwischen <strong>de</strong>n einzelnen „Staatsämtern<br />

für Kirchenfragen <strong>de</strong>r Volks<strong>de</strong>mokratien“. Aber diese sind nicht ausreichend,<br />

eher mangelhaft. Vermisst wird <strong>de</strong>r Austausch von Erfahrungen und Abstimmungen<br />

zu <strong>de</strong>r Frage, welche „großen Möglichkeiten zur Festlegung<br />

einer einheitlichen, gemeinsamen Linie“ mit Inoffiziellen Mitarbeitern<br />

zu erzielen <strong>war</strong>en. 40<br />

▪ 1963: Besprechung <strong>de</strong>r sozialistischen Nachrichtendienste: „Festlegung gemeinsamer<br />

operativer Maßnahmen während <strong>de</strong>r Fortsetzung <strong>de</strong>s<br />

II. Vatikanischen Konzils“. Es wird gefragt, welche Agenturen und sonstige<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Ausforschung eingesetzt wer<strong>de</strong>n können. Wie können die<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kirchen<strong>de</strong>legationen hinsichtlich politischer und kirchenpolitischer<br />

Fragen beeinflusst wer<strong>de</strong>n?<br />

Mit <strong>de</strong>n Jahren wächst die Informationsflut an. Man mag sich fragen, wer die Papierberge,<br />

die sich da auf manchen Schreibtischen auftürmten, überhaupt noch erstiegen<br />

hat, o<strong>de</strong>r ob dieser Ausstoß eben nichts an<strong>de</strong>res <strong>war</strong> als das Ergebnis einer Anweisung,<br />

die nun einmal „von oben“ auf die einzelnen Büros nie<strong>de</strong>rging. <strong>Der</strong> Apparat versorgte<br />

sich entsprechend selbst, wie in je<strong>de</strong>r Bürokratie <strong>de</strong>r Welt, die Stasi nicht ausgenommen.<br />

Zwei Beispiele <strong>de</strong>s „Plansolls“, das in <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Fällen wohl übererfüllt wur<strong>de</strong> –<br />

ob zur Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Empfänger, ist in <strong>de</strong>n Unterlagen nicht dokumentiert.<br />

▪ Am 15. September 1966 übermittelt die HA XX/4 (die MfS-Kirchenabteilung) an<br />

die „Sicherheitsorgane <strong>de</strong>r VR Ungarn“ eine 156seitige Dokumentation „über<br />

feindliche Konzeptionen und an<strong>de</strong>re revanchistische katholische<br />

Organisationen in West<strong>de</strong>utschland“.<br />

▪ Am 4. August 1967 erhält die HA XX/4 von <strong>de</strong>r Abteilung X (für internationale<br />

Verbindungen) „Material über einige Fragen <strong>de</strong>r operativen Aufklärungstätigkeit<br />

in Bezug auf die Einrichtungen <strong>de</strong>s Vati-<br />

40 Vgl. <strong>de</strong>n Plan für die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Volks<strong>de</strong>mokratien v. 11.5.1960: BStU: ZA, HA XX/4,<br />

Nr. 315.<br />

Seite 30

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