Der Spitzel war immer dabei - Kath.de

Werner Kaltefleiter: Der Spitzel w ar immer dabei. Über den Kirchenkampf im Kalten Krieg
sition der ‚Theologie der Befreiung‘ und der so genannten
‚Volkskirche‘ aus auftreten und versucht, eine Teilnahme der
Katholiken dieser Region am revolutionären Prozess zu verhindern.“
„Er wirkt der internationalen Solidarität der Christen mit
der sandinistischen Revolution und den patriotischen Kräften
El Salvadors entgegen. Die Schritte der ‚Friedensstifter‘ unter-nimmt
der Vatikan lediglich aus taktischen Erwägungen heraus,
um die notwendigen Zugeständnisse von den sozialistischen
Staaten zugunsten der katholischen Kirche zu bekommen.“
Da ist also noch nichts von den Worten der Sympathie aus dem Munde eines Michael
Gorbatschow zu spüren, die ihn eines Tages bis in die obere Etage des Apostolischen
Palastes führen wird, wo zwei Slawen eine Art „Seelenverwandtschaft“ entdecken.
Im letzten Teil des Abschlussberichtes der Moskauer Konferenz werden die innerkatholischen
Auseinandersetzungen um die lateinamerikanische Version der „Theologie
der Befreiung“ angesprochen, die nach damaliger Auffassung ihres „geistigen Vaters“
Gustavo Gutierrez in praktischen Aktionen auch ein Zusammengehen mit Kommunisten
zulassen sollte, ohne sich mit den ideologischen Grundlagen zu identifizieren – eine
Auffassung, der „Rom“ scharf widersprach. Sowohl Johannes Paul II. erteilte dieser Linie
eine klare Absage, wie sein vielleicht engster theologischer Berater, der deutsche Kurienkardinal
Joseph Ratzinger, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre – inzwischen
als Benedikt XVI. der unmittelbare Nachfolger des Polen.
Die Ostberliner Stasi hat sich mit diesbezüglichen Hintergrundinformationen reichlich
eingedeckt, um sie gegebenenfalls für Zwecke der politisch-ideologischen Diversion –
im Klartext: zur Kompromittierung Ratzingers – einzusetzen. Das „solidarische“ Augenmerk
der europäischen Genossen richtete sich damals vor allem auf die Vorgänge in
El Salvador und in Nicaragua. Die öffentliche Zurechtweisung des Priesters Ernesto
Cardenal durch Johannes Paul II. während seines ersten Besuches in Managua (1983)
ging per Fernsehen um die Welt.
Das Protokoll des Moskauer Geheimdienst-Treffens enthält abschließend einen Katalog
von Vorschlägen „angesichts des feindlichen Kurses des Vatikans“
zur „Bekämpfung seiner subversiven Tätigkeit“ sowie die
„Hauptrichtungen der Abwehrarbeit“ betreffend.
1986: Der Rote Stern am kommunistischen Horizont beginnt zu verblassen. Untergangsstimmung
beeindruckt die Krieger an der unsichtbaren Front wenig. Wieder setzten
sie sich zusammen, diesmal nur die Genossen Offiziere aus Ostberlin und Moskau.
Auf der Tagesordnung: Ein weiterer Maßnahmeplan zur „Durchsetzung der 1984
multilateral festgelegten operativen Maßnahmen zur Organisation
der Abwehrtätigkeit gegen die subversive Tätigkeit des Vatikans.“
Beauftragt sind wiederum die Abteilungen für politisch-ideologische Diversion.
Schießt man nicht mit Raketen auf den Papstpalast?
Den „Plan für die Zusammenarbeit zwischen der Hauptabteilung
XX des Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demo-
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