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Mein Gewissen ist die Wahrheit - Kath.de

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Kirchenkampf in <strong>de</strong>r Tschechoslowakei VI.<br />

VI. Erlebte Kreuzwege<br />

„Am Gründonnerstag 1999 habe ich mit Zustimmung meines und unseres Bischofs Dominik<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Kath</strong>edrale <strong>de</strong>n Priestern und später auch schriftlich <strong>de</strong>r Bischofskonferenz unsere<br />

Absicht dargelegt, vor allem Gläubige und tschechische Chr<strong>ist</strong>en, <strong>die</strong> während <strong>de</strong>r<br />

kommun<strong>ist</strong>ischen Totalität verfolgt wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r etwas Positives für Freiheit und Wohl ihrer<br />

Heimat gele<strong>ist</strong>et haben dazu aufzufor<strong>de</strong>rn, wenigstens einen Teil ihrer Erfahrungen als Lehre<br />

für <strong>die</strong> kommen<strong>de</strong>n Generationen festzuhalten.“ Mit <strong>die</strong>sen Sätzen leitet <strong>de</strong>r frühere Bischof<br />

(jetzt emeritierte) Bischof von Hra<strong>de</strong>c Kralové, Karel Otcenasek <strong>de</strong>n ersten Band eines<br />

Kompendiums von Zeitzeugen-Berichten ein, <strong>die</strong> in fünf Bän<strong>de</strong>n, auch in <strong>de</strong>utscher Sprache<br />

vorliegen. (1). Die Reihe trägt <strong>de</strong>n Titel „Kaminky“, das tschechische Wort für „Mosaik<br />

steinchen“. Bischof Otcenasek erklärt, warum er sich für <strong>die</strong>sen Begriff entschie<strong>de</strong>n hat. Mit<br />

<strong>de</strong>n persönlichen Aussagen solle versucht wer<strong>de</strong>n, „wenigstens kleine Steinchen aus <strong>de</strong>m<br />

Mosaik <strong>de</strong>r erlebten Kreuzwege vieler Gläubiger festzuhalten, <strong>die</strong> sich nach 1948 plötzlich<br />

und für lange Jahre im gelebten Materialismus und in einer I<strong>de</strong>ologie <strong>de</strong>r Unversöhnlichkeit<br />

wie<strong>de</strong>rfan<strong>de</strong>n.“ (2)<br />

Der tschechische Oberhirte, selbst ein Opfer <strong>de</strong>s Prager Zwangsregimes, knüpft an zwei<br />

prominente Zeitgenossen an: 1. Papst Johannes Paul II, <strong>de</strong>r in seinem Apostolischen Brief<br />

„Tertio Millenio Adveniente“ (3) von 1994 dazu aufgerufen hatte, entsprechen<strong>de</strong>m<br />

Glaubenszeugnisse zu sammeln. („Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Jahrtausends <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Kirche erneut<br />

zu einer Kirche <strong>de</strong>r Märtyrer gewor<strong>de</strong>n“. Artikel 37). 2. Vaclav Havel, <strong>de</strong>n ehemaligen<br />

Staatspräsi<strong>de</strong>nten. („Wenn eine Nation ihr h<strong>ist</strong>orisches Gedächtnis verliert, geht sie neuen<br />

Katastrophen entgegen.“ (4)<br />

Dieses „h<strong>ist</strong>orische Gedächtnis“ spiegelt sich nicht nur in Berichten aus <strong>de</strong>n kommun<strong>ist</strong>ischen<br />

Lagern und Gefängnissen, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>n „Zeugnissen <strong>de</strong>s Glaubens“, <strong>die</strong> das „stille,<br />

verborgene Hel<strong>de</strong>ntum `gewöhnlicher´ Chr<strong>ist</strong>en im ganz normalen Alltag abgelegt hat“. Dies<br />

betreffe alle, „von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn bis zur ältesten Generation“, schreibt Altbischof Otcenasek in<br />

seinem Vorwort zu ersten Band. „Sollte jemand entgegnen, dass es sich doch nur um<br />

Alltagserfahrungen han<strong>de</strong>le, <strong>die</strong> je<strong>de</strong>r Bürger mehr o<strong>de</strong>r weniger so erlebt habe, dann<br />

antworte ich: Gera<strong>de</strong> in <strong>die</strong>sen Alltagserfahrungen verbirgt sich ein nicht alltägliches<br />

Hel<strong>de</strong>ntum. Es <strong>ist</strong> nämlich häufig einfacher, einmal eine große Tat zu vollbringen, als Tag für<br />

Tag und manchmal jahrelang `kleine´ Demütigungen zu ertragen, wie <strong>die</strong>s noch vor kurzer<br />

Zeit <strong>de</strong>r Fall gewesen <strong>ist</strong>. Und an <strong>die</strong>sen alltäglichen Unbillen, Erniedrigungen und Schikanen<br />

läuterten sich Charaktere und häufig wuchs <strong>de</strong>r Glaube bis hin zu wirklichem Bekennertum.“<br />

Das sei es, „was wir als Zeugnis für <strong>die</strong> Zukunft bewahren möchten“, betont <strong>de</strong>r<br />

Bekennerbischof, „da es auch <strong>die</strong> – bis in <strong>die</strong> verborgensten Winkel unmoralische (gera<strong>de</strong>zu<br />

abartige) und antireligiöse – I<strong>de</strong>ologie <strong>die</strong>ses Systems“ zeige. (5)<br />

Die Berichte, ob sachlich zusammenfassend o<strong>de</strong>r emotional, lesen sich wie ein Tagebuch aus<br />

<strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s Bösen. Stellvertretend können allein aus Platzgrün<strong>de</strong>n nur wenige Auszüge<br />

wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n. Zunächst ein Bericht aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r ersten Verfolgungsperio<strong>de</strong><br />

nach „stalin<strong>ist</strong>ischem“ Muster:<br />

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