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Lösungen der Aufgaben zur Vorlesung Analysis I von PD Dr. Rolf ...

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<strong>Lösungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Aufgaben</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong><br />

<strong>Analysis</strong> I<br />

<strong>von</strong> <strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Rolf</strong> Busam<br />

im SS 2006<br />

<strong>Dr</strong>. Michael Schraudner<br />

Internetbegleiter<br />

http://math.uni-heidelberg.de/studinfo/schraudner/anabusam1.html


Übungsblatt 1<br />

Aufgabe 1<br />

Zeigen Sie, dass für jede natürliche Zahl n gilt:<br />

(a) 2 ist ein Teiler <strong>von</strong> n 2 − n<br />

(b) 6 ist ein Teiler <strong>von</strong> n 5 − n<br />

(c) 8 ist ein Teiler <strong>von</strong> (2n + 1) 2 − 1<br />

Lösung:<br />

(a) Man kann die natürlichen Zahlen in folgende zwei Mengen aufteilen N = G ˙∪ U mit G := {2, 4, 6, . . .} =<br />

{2m | m ∈ N} und U := {1, 3, 5, . . .} = {2m − 1 | m ∈ N}.<br />

Nun faktorisiert man den Ausdruck n 2 − n = n(n − 1). Eine <strong>der</strong> beiden Zahlen n und n − 1 ist gerade,<br />

da n <strong>der</strong> Nachfolger <strong>von</strong> n − 1 ist. Folglich ist einer <strong>der</strong> beiden Faktoren durch 2 teilbar und damit auch<br />

<strong>der</strong> gesamte Ausdruck.<br />

(b) Faktorisiere den Ausdruck n 5 − n = n(n 4 − 1) = n(n 2 − 1)(n 2 + 1) = n(n − 1)(n + 1)(n 2 + 1) (hier<br />

wurde zwei mal die dritte Binomische Formel verwendet). Die weitere Faktorisierung des Terms (n 2 + 1)<br />

ist für die Lösung <strong>der</strong> Aufgabe nicht relevant.<br />

Wir wissen bereits, dass sich einer <strong>der</strong> beiden Terme n und (n−1) durch 2 teilen lässt, weiterhin überlegt<br />

man sich schnell und in völliger Analogie zum ersten <strong>Aufgaben</strong>teil, dass sich eine <strong>der</strong> drei aufeinan<strong>der</strong><br />

folgenden Zahlen (n − 1), n, (n + 1) durch 3 teilen lässt. Die beiden Teiler 2 und 3 multiplizieren sich<br />

zum Teiler 6 des gesamten Ausdrucks.<br />

(c) (2n + 1) 2 − 1 = (4n 2 + 4n + 1) − 1 = 4n 2 + 4n = 4(n 2 + n) = 4n(n + 1). n(n + 1) ist durch 2<br />

teilbar (siehe <strong>Aufgaben</strong>teil (a)). Der Teiler multipliziert sich mit <strong>der</strong> 4 aus dem faktorisierten Ausdruck<br />

zum Teiler 8 für den Gesamtausdruck.<br />

□<br />

Aufgabe 2<br />

Beweisen Sie folgende Regeln <strong>der</strong> Bruchrechnung:<br />

Für a, b, c, d ∈ R mit b ≠ 0 und d ≠ 0 gilt<br />

(a) a b = c d genau dann, wenn ad = bc gilt, speziell gilt a b = ax<br />

bx<br />

(b) a b ± c d = ad±bc<br />

bd<br />

(c) a b · c<br />

d = ac<br />

bd<br />

für alle x ∈ R, x ≠ 0<br />

(d) a b c<br />

d<br />

= ad<br />

bc<br />

, falls auch c ≠ 0 gilt.<br />

(e) 1 a<br />

b<br />

= ( )<br />

a −1<br />

b =<br />

b<br />

a<br />

, falls auch a ≠ 0 gilt.<br />

Lösung:<br />

1


(a) ’=⇒’: Multiplikation <strong>der</strong> ersten Gleichung mit bd ≠ 0 ergibt<br />

a<br />

b = c d =⇒ (ab−1 )bd = (cd −1 )bd ⇐⇒ a(b −1 b)d = c(d −1 d)b ⇐⇒ ad = cb = bc<br />

’⇐=’: Multiplikation <strong>der</strong> zweiten Gleichung mit (bd) −1 (b ≠ 0 ∧ d ≠ 0 =⇒ bd ≠ 0) ergibt<br />

ad = bc =⇒ ad<br />

bd = bc<br />

bd ⇐⇒ a b = c d<br />

Folgerung: Setze c = ax, d = bx, (x ≠ 0), so folgt aus ad = abx = bax = bc sofort a b = c d = ax<br />

bx<br />

(b)<br />

(c)<br />

(d)<br />

a<br />

b ± c (a)<br />

= ad<br />

d bd ± cb<br />

db = ad<br />

bd ± bc ad ± bc<br />

=<br />

bd bd<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

a<br />

b · c<br />

d = d−1 b −1 ac = (bd) −1 ac = ac<br />

bd<br />

= (d −1 c) −1 b −1 a = c −1 db −1 a = (bc) −1 ad = ad<br />

bc<br />

(Benutze x = d ≠ 0 bzw. x = b ≠ 0)<br />

mit c ≠ 0<br />

(e)<br />

( a<br />

b<br />

) −1<br />

=<br />

1<br />

a<br />

b<br />

= (b −1 a) −1 = a −1 b = b a<br />

mit a ≠ 0<br />

□<br />

Aufgabe 3<br />

Sei K := { x ∈ R; x = a + b √ 2, a, b ∈ Q } . Zeigen Sie, dass K mit <strong>der</strong> <strong>von</strong> R ’geerbten’ Addition bzw.<br />

Multiplikation ein Körper ist. Besitzt die Gleichung y 2 = 3 in K eine Lösung?<br />

Lösung: Es ist bei dieser Aufgabe nicht nötig, alle Körperaxiome einzeln nachzuweisen. Es genügt zu zeigen,<br />

dass es sich bei K um einen Unterkörper <strong>von</strong> R handelt. So gelten Kommutativ-, Assoziativ- und Distributivgesetze<br />

auf K als Teilmenge <strong>von</strong> R. Zu zeigen sind lediglich folgende sechs Punkte:<br />

(a) 0 ∈ K. Es gilt 0 = 0 + 0 · √2<br />

=⇒ 0 ∈ K.<br />

(b) Abgeschlossenheit <strong>von</strong> K bezüglich <strong>der</strong> Addition:<br />

Seien a + b √ 2, ã + ˜b √ 2 ∈ K, so ist (a + b √ 2) + (ã + ˜b √ 2) = (a + ã) + (b +<br />

} {{ } ˜b ) √ 2 ∈ K.<br />

} {{ }<br />

∈Q ∈Q<br />

(c) Additives Inverses zu a + b √ 2 ∈ K ist (−a) + (−b) √ 2 ∈ K wegen:<br />

(a + b √ 2) + ((−a) + (−b) √ 2) = (a − a) + (b − b) √ 2 = 0 + 0 · √2<br />

= 0 + 0 = 0<br />

(d) 1 ∈ K. Es gilt 1 = 1 + 0 · √2<br />

=⇒ 1 ∈ K.<br />

(e) Abgeschlossenheit <strong>von</strong> K bezüglich <strong>der</strong> Multiplikation: Seien a + b √ 2, ã + ˜b √ 2 ∈ K, so folgt:<br />

(a + b √ 2) · (ã + ˜b √ 2) = aã + a˜b √ 2 + ãb √ 2 + b˜b( √ 2) 2 = (aã + 2b˜b ) + (a˜b + ãb) √ 2 ∈ K<br />

} {{ } } {{ }<br />

∈Q<br />

∈Q<br />

2


(f) Liegt das multiplikative Inverse (a + b √ 2) −1 für alle a + b √ 2 ∈ K \ {0} wie<strong>der</strong> in K? Es gilt:<br />

(a + b √ 2) −1 =<br />

1<br />

a + b √ 2<br />

} {{ }<br />

≠0<br />

Daher ist (a + b √ 2) −1 ∈ K.<br />

=<br />

a − b √ 2<br />

(a + b √ 2)(a − b √ 2) = a − b√ 2<br />

a 2 − 2b 2 =<br />

a<br />

a 2 − 2b 2<br />

} {{ }<br />

∈Q<br />

b √<br />

− 2<br />

a 2 − 2b<br />

} {{ 2<br />

}<br />

∈Q<br />

Bemerkung: Wegen a + b √ 2 ≠ 0 ist auch a − b √ 2 ≠ 0 und die Erweiterung des Bruches ist erlaubt<br />

(Für a − b √ 2 = 0, wäre a = b √ 2 also entwe<strong>der</strong> b = 0 =⇒ a = 0 o<strong>der</strong> b ≠ 0 =⇒ √ 2 = a b ∈ Q<br />

). Der am Ende auftretende Nenner a 2 − 2b 2 = (a + b √ 2)(a − b √ 2) ist niemals null aufgrund <strong>der</strong><br />

Nullteilerfreiheit <strong>von</strong> R (a 2 − 2b 2 = 0 würde bereits (a + b √ 2) = 0 o<strong>der</strong> (a − b √ 2) = 0 implizieren).<br />

Besitzt die Gleichung y 2 = 3 in K eine Lösung?<br />

Nein! Die Gleichung besitzt keine Lösung in K.<br />

Beweis: [Wi<strong>der</strong>spruch] Wir nehmen an, obige Gleichung hätte eine Lösung y ∈ K <strong>der</strong> Form y = a + b √ 2 mit<br />

a, b ∈ Q \ {0} (also a · b ≠ 0). Man erhält:<br />

y 2 = 3 =⇒ (a + b √ 2) 2 = 3 =⇒ a 2 + 2ab √ 2 + 2b 2 = 3 =⇒ √ 2 = 3 − a2 − 2b 2<br />

Es bleiben die beiden Fälle a = 0 o<strong>der</strong> b = 0:<br />

}<br />

2ab<br />

{{ }<br />

∈Q<br />

=⇒ √ 2 ∈ Q <br />

b = 0 : y 2 = 3 =⇒ a 2 = 3 =⇒ √ 3 ∈ Q <br />

b ≠ 0, a = 0 : y 2 = 3 =⇒ b 2 · 2 = (b √ 2) 2 = 3 siehe nachfolgende Bemerkung<br />

Bemerkung: Sei b = m n ∈ Q \ {0} mit m, n teilerfremd, so gilt: 2m2 = 3n 2 =⇒ 2|3n 2 also 2|n 2 und somit<br />

2|n, d.h. 4|n 2 . Weiter folgt 4|3n 2 = 2m 2 also 2|m 2 d.h. 2|m <strong>zur</strong> Teilerfremdheit <strong>von</strong> n, m.<br />

□<br />

Also besitzt die Gleichung y 2 = 3 keine Lösung in K.<br />

□<br />

Aufgabe 4<br />

Seien a > 0 und b > 0 positive reelle Zahlen mit a ≤ b. Beweisen Sie die Ungleichungskette<br />

a 2 ≤<br />

( ) 2 2ab<br />

≤ ab ≤<br />

a + b<br />

Wann gilt jeweils das Gleichheitszeichen ?<br />

( ) 2 a + b<br />

≤ a2 + b 2<br />

2<br />

2<br />

≤ b 2<br />

Lösung: Aus <strong>der</strong> Voraussetzung a > 0 und b > 0 folgt ab > 0, a + b > 0, (a + b) 2 > 0.<br />

a ≤ b<br />

⇐⇒ a + b ≤ 2b<br />

• ⇐⇒ a(a + b) ≤ 2ab<br />

⇐⇒ a ≤ 2ab<br />

a+b<br />

⇐⇒ a 2 ≤ a( 2ab<br />

a+b ) ≤ ( 2ab<br />

a+b )2<br />

Addition <strong>von</strong> b<br />

Multiplikation mit a > 0 erhält die Ungleichung<br />

Division durch (a + b) > 0 erhält die Ungleichung<br />

2ab<br />

Multiplikation mit a > 0 bzw.<br />

a+b<br />

> 0 erhält die Ungleichung<br />

0 ≤ (a − b) 2 = a 2 − 2ab + b 2<br />

•<br />

⇐⇒ 4ab ≤ a 2 + 2ab + b 2 = (a + b) 2 Addition <strong>von</strong> 4ab<br />

⇐⇒<br />

4ab<br />

(a+b)<br />

≤ 1 2 Division durch (a + b) 2 > 0 erhält die Ungleichung<br />

⇐⇒ ( 2ab<br />

a+b )2 ≤ ab<br />

Multiplikation mit ab > 0 erhält die Ungleichung<br />

3


0 ≤ (a − b) 2 = a 2 − 2ab + b 2<br />

• ⇐⇒ 4ab ≤ a 2 + 2ab + b 2<br />

⇐⇒ ab ≤ a2 +2ab+b 2<br />

4<br />

= ( a+b<br />

2<br />

0 ≤ (a − b) 2 = a 2 − 2ab + b 2<br />

Addition <strong>von</strong> 4ab<br />

) 2<br />

Division durch 4 > 0 erhält die Ungleichung<br />

• ⇐⇒ a 2 + 2ab + b 2 ≤ 2a 2 + 2b 2 Addition <strong>von</strong> (a + b) 2 = a 2 + 2ab + b 2<br />

⇐⇒ ( )<br />

a+b 2<br />

2 ≤<br />

a 2 +b 2<br />

2<br />

Division durch 4 > 0 erhält die Ungleichung<br />

a ≤ b<br />

•<br />

⇐⇒ a 2 ≤ ab ≤ b 2 Multiplikation mit a > 0 bzw. b > 0 erhält die Ungleichung<br />

⇐⇒ a 2 + b 2 ≤ 2b 2 Addition <strong>von</strong> b 2<br />

⇐⇒ a2 +b 2<br />

2<br />

≤ b 2 Division durch 2 > 0 erhält die Ungleichung<br />

Alle Äquivalenzumformungen ergeben sich aus <strong>der</strong> Voraussetzung a, b > 0. Die Implikationen “=⇒” alleine<br />

beweisen die Ungleichungskette. Da sich alle Umformungsschritte auch umkehren lassen (d.h. betrachte die<br />

Rückrichtungen “⇐=”) und da (a − b) 2 = 0 einzig für a = b erfüllt ist, gilt Gleichheit jeweils nur für a = b. □<br />

Aufgabe 5<br />

Jäger Lustig kehrt nach erfolgreicher Jagd mit seinem Dackel Waldi vom Hochsitz auf einem schnurgeraden<br />

Waldweg zum Jagdhaus <strong>zur</strong>ück. Der Dackel läuft dabei dreimal so schnell wie <strong>der</strong> Jäger.<br />

Aus Vorfreude über die Wurst, die ihn im Jagdhaus erwartet, läuft Waldi zum Jagdhaus voraus, kehrt<br />

dort (blitzartig) um und läuft den Weg <strong>zur</strong>ück bis er seinen Herren wie<strong>der</strong> trifft, kehrt am Treffpunkt<br />

wie<strong>der</strong> um, läuft zum Jagdhaus etc. Als Jäger Lustig am Jagdhaus ankommt hat er eine Strecke <strong>von</strong><br />

einem Kilometer <strong>zur</strong>ückgelegt.<br />

Welche Strecke hat dabei <strong>der</strong> Dackel <strong>zur</strong>ückgelegt?<br />

Lösung: 0. Lösung (’intuitive Lösung’): Wenn <strong>der</strong> Hund 3mal so schnell läuft wie sein Herrchen und das<br />

Herrchen 1 km <strong>zur</strong>ücklegt, dann läuft sein Hund 3 km. fertig :-)<br />

1. Lösung (’physikalischer Ansatz’: s = v·t): Geschwindigkeit ist Weg pro Zeit; in gleichen Zeiträumen verhalten<br />

sich die <strong>zur</strong>ückgelegten Strecken also wie die jeweiligen (konstanten) Geschwindigkeiten. Die Laufzeit (t) <strong>von</strong><br />

Waldi und dem Jäger sind gleich (es wird ja angenommen, dass Waldi ’blitzartig’ umkehrt, dafür also keine Zeit<br />

benötigt). Waldi läuft dreimal so schnell wie sein Herrchen (v w = 3 · v j ). Die Strecke, die <strong>der</strong> Jäger <strong>zur</strong>ücklegt<br />

ist s j = 1 km. Insgesamt gilt also für die Strecke <strong>von</strong> Waldi:<br />

s w = v w · t = 3 · v j · sj<br />

v j<br />

= 3 · s j = 3 km<br />

2. Lösung (Analytische Lösung durch Aufsummieren <strong>der</strong> einzelnen Teilstrecken): Es sei A 0 <strong>der</strong> Startpunkt<br />

des Rückweges (<strong>der</strong> Hochsitz). A 1 sei <strong>der</strong> erste Treffpunkt <strong>von</strong> Jäger und Hund, bzw. allgemein A n <strong>der</strong><br />

n-te Treffpunkt und JH schließlich die Jagdhütte. Wie man nach kurzer Überlegung feststellt liegt <strong>der</strong> erste<br />

Treffpunkt A 1 genau in <strong>der</strong> Mitte zwischen dem Hochsitz A 0 und <strong>der</strong> Jagdhütte JH. Mit <strong>der</strong>selben Überlegung<br />

stellt man fest:<br />

A 1 liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Strecke A 0 JH<br />

A 2 liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Strecke A 1 JH<br />

A 3 liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Strecke A 2 JH<br />

bzw. allgemein:<br />

A n+1 liegt in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Strecke A n JH.<br />

JH A 8<br />

3 A 4<br />

2 A 2<br />

1 A<br />

0<br />

❳ ❳ ❳ ❳❳<br />

❳ ❳❳<br />

❳ ❳3<br />

. . .<br />

1<br />

❳ ❳ 1 +<br />

❳ 1 = 3 ❳❳3 1<br />

❳ ❳ ❳3 + 1 = 3 2 2<br />

1 + 1 = 2 3 4 4<br />

4 8 8<br />

1<br />

1<br />

4


Es bezeichne l(x) die Länge <strong>der</strong> Strecke x. Damit gilt für Jäger Lustig:<br />

1 km = l(A 0 JH) = l(A 0 A 1 ) + l(A 1 A 2 ) + l(A 2 A 3 ) + . . . =<br />

( 1<br />

2 + 1 4 + 1 8 + . . . )<br />

km<br />

Wobei 1 2 + 1 4 + 1 8 +. . . eine geometrische Reihe ∑ ∞<br />

i=1 qi darstellt, mit q := 1 2 und somit den Grenzwert q<br />

1−q = 1<br />

besitzt.<br />

Für Waldi gilt: Er legt im i-ten Schritt die Strecken A i−1 JH und JH A i <strong>zur</strong>ück, für <strong>der</strong>en Länge gilt:<br />

l(A i−1 JH) = 1<br />

2<br />

sowie l(JH A i−1 i ) = 1 1<br />

2<br />

. Insgesamt also die Länge i 2<br />

+ 1 i−1 2<br />

= 3 i 2<br />

: i<br />

( 3<br />

2 + 3 4 + 3 )<br />

( 1<br />

8 + . . . km = 3 ·<br />

2 + 1 4 + 1 )<br />

8 + . . . km = 3 km<br />

□<br />

Übungsblatt 2<br />

Aufgabe 6<br />

Bestimmen Sie explizit die folgenden Mengen<br />

L 1 := {x ∈ R; |3 − 2x| < 5} L 2 :=<br />

{<br />

x ∈ R, x ≠ 2;<br />

{<br />

L 3 := {x ∈ R; x(2 − x) > 1 + |x|} L 4 := x ∈ R;<br />

}<br />

x + 4<br />

x − 2 < x<br />

}<br />

1<br />

x + |x − 1| < 2<br />

und stellen Sie (wenn möglich) die Mengen L j (1 ≤ j ≤ 4) mit Hilfe <strong>von</strong> Intervallen dar.<br />

Lösung:<br />

• Zu L 1 :<br />

|3 − 2x| ist 3 − 2x, falls x < 3 2 bzw. −3 + 2x, falls x ≥ 3 2<br />

Fall 1: x < 3 2 ∧ 3 − 2x < 5 ⇐⇒ x < 3 2 ∧ x > −1 ⇐⇒ x ∈] − 1, 3 2 [<br />

Fall 2: x ≥ 3 2 ∧ −3 + 2x < 5 ⇐⇒ x ≥ 3 2 ∧ x < 4 ⇐⇒ x ∈ [ 3 2 , 4[<br />

Insgesamt ist L 1 = ] − 1, 3 2 [ ∪ [ 3 2<br />

, 4[ = ] − 1, 4[.<br />

• Zu L 2 :<br />

x + 4<br />

x − 2 < x ⇐⇒ −x2 + 3x + 4<br />

= x + 4<br />

x − 2 x − 2 − x < 0<br />

Fall 1: x > 2, d.h. (x − 2) > 0 und somit −x2 +3x+4<br />

x−2<br />

< 0 ⇐⇒ x 2 − 3x − 4 > 0.<br />

Die Nullstellen <strong>von</strong> x 2 −3x−4 sind offensichtlich −1 und 4. Für 2 < x < 4 ist x 2 −3x−4 < x 2 −3x−x =<br />

x(x − 4) < 0. Für x > 4 (d.h. −4 > −x) ist dagegen x 2 − 3x − 4 > x 2 − 3x − x = x(x − 4) > 0. Also<br />

gilt x ∈]4, ∞[.<br />

Fall 2: x < 2, d.h. (x − 2) < 0 und somit −x2 +3x+4<br />

x−2<br />

< 0 ⇐⇒ x 2 − 3x − 4 < 0.<br />

Wegen x 2 − 3x − 4 = x 2 − 2 3 2 x + 9 4 − 9 4 − 4 = ( x − 2) 3 2 (<br />

−<br />

5 2 ∣ 2)<br />

< 0 ⇐⇒ x − 3 ∣<br />

2<br />

< 5 2<br />

wird <strong>der</strong><br />

Ausdruck genau für −1 < x < 4 negativ, also gilt in diesem Fall x ∈] − 1, 2[.<br />

Insgesamt ist L 2 = ] − 1, 2[ ∪ ]4, ∞[.<br />

• Zu L 3 :<br />

x(2 − x) > 1 + |x| ⇐⇒ 0 > 1 + |x| − 2x + x 2 ⇐⇒ 0 > (x − 1) 2 + |x|<br />

Dies kann wegen (x − 1) 2 ≥ 0 und |x| ≥ 0 nie erfüllt sein. Also ist L 3 = ∅.<br />

5


• Zu L 4 :<br />

x+|x − 1| ≤ 0 ⇐⇒ |x − 1| ≤ −x. Für x ≥ 1 ist dies nie erfüllt, wegen x−1 ≤ −x ⇐⇒ x ≤ 1 2 .<br />

Für x < 1 ebenso, da −x + 1 ≤ −x ⇐⇒ 1 ≤ 0. Der Nenner x + |x − 1| ist also immer größer (und<br />

damit insbeson<strong>der</strong>e ungleich) 0.<br />

Somit darf man mit dem Nenner multiplizieren und die Ungleichung bleibt erhalten:<br />

1<br />

x + |x − 1| < 2 ⇐⇒ 1 < 2(x + |x − 1|) ⇐⇒ 1 < x + |x − 1|<br />

2<br />

Für x > 1 2<br />

ist letztere Ungleichung offensichtlich immer erfüllt, da |x − 1| ≥ 0. Das Gleiche gilt auch für<br />

x ≤ 1 2 < 1, wegen x + (−x + 1) = 1 > 1 2 .<br />

Damit ist L 4 = ] − ∞, ∞[ = R.<br />

□<br />

Aufgabe 7<br />

Bestimmen Sie – falls existent – jeweils Infimum und Supremum <strong>der</strong> folgenden Mengen und untersuchen<br />

Sie, ob diese Mengen jeweils ein Maximum bzw. Minimum besitzen:<br />

{ 1<br />

M 1 := {1 + (−1) n ; n ∈ N} M 2 :=<br />

n + 1 }<br />

m ; m, n ∈ N<br />

M 3 := { x ∈ R; x 2 + x + 1 ≥ 0 } M 4 := { x ∈ Q; x 2 < 9 }<br />

Lösung:<br />

• Sei a ∈ M 1 =⇒ ∃ n ∈ N so daß a = 1 + (−1) n .<br />

(a) Sei n gerade (n = 2 m, m ∈ N) =⇒ a = 1 + (−1) 2 m = 1 + 1 m = 2<br />

(b) Sei n ungerade (n = 2 m + 1, m ∈ N) =⇒ a = 1 + (−1) 2 m+1 = 1 + 1 m · (−1) = 1 − 1 = 0<br />

Wegen ∀ a ∈ M 1 : a = 2 ∨ a = 0 folgt M 1 = {0, 2} und daher min(M 1 ) = inf(M 1 ) = 0 und<br />

max(M 1 ) = sup(M 1 ) = 2<br />

• (a) Zeige max(M 2 ) = sup(M 2 ) = 2:<br />

Für alle n, m ∈ N gilt 1 n ≤ 1 und 1 m ≤ 1 also 1 n + 1 m<br />

≤ 1 + 1 = 2. Für m = n = 1 gilt<br />

1<br />

n + 1 m = 1 1 + 1 1 = 2. Damit ist 2 eine obere Schranke, die in M 2 sogar angenommen wird.<br />

(b) Zeige inf(M 2 ) = 0 aber 0 /∈ M 2 :<br />

∀ a ∈ M 2 : a = 1 m + 1 n mit m, n ∈ N. Wegen 1 m > 0, 1<br />

n<br />

> 0 folgt stets a > 0. Damit ist 0 eine<br />

untere Schranke für M 2 .<br />

Sei ε > 0, dann gibt es ein n ∈ N mit 2 n < ε (Archimedisches Prinzip). Also gilt ε > ( 1 n + 1 n ) ∈ M 2<br />

und ε ist keine untere Schranke für M 2 . Damit ist 0 die größte untere Schranke, also inf(M 2 ) = 0.<br />

Da es keine m, n ∈ N gibt mit 1 m + 1 n = 0 folgt, dass 0 /∈ M 2 und die Menge M 2 besitzt kein<br />

Minimum.<br />

• x 2 + x + 1 ≥ 0 ⇐⇒ ( x + 2) 1 2<br />

+<br />

3<br />

4 ≥ 0. Wegen ( )<br />

x + 1 2<br />

2 ≥ 0 und<br />

3<br />

4 > 0 gilt M 3 = R und M 3 hat<br />

we<strong>der</strong> Infimum noch Supremum (somit erst recht kein Minimum o<strong>der</strong> Maximum).<br />

• x 2 < 9 ⇐⇒ |x| < 3 =⇒ M 4 =] − 3, 3[ ∩ Q. Wir wissen: inf(] − 3, 3[) = −3 und sup(] − 3, 3[) = 3.<br />

Da Q dicht in R liegt, folgt sofort inf(M 4 ) = −3 und sup(M 4 ) = 3. Wegen −3, 3 /∈ M 4 ⊂ ] − 3, 3[ hat<br />

M 4 kein Minimum und kein Maximum.<br />

□<br />

6


Aufgabe 8<br />

Seien A und B nichtleere Teilmengen <strong>von</strong> R und es gelte a ≤ b für alle a ∈ A und alle b ∈ B. Zeigen<br />

Sie: Es gilt<br />

sup A = inf B<br />

genau dann, wenn die folgende Bedingung erfüllt ist:<br />

Zu jedem ε > 0 gibt es ein a ∈ A und ein b ∈ B, so dass b − a < ε gilt.<br />

Lösung: Vorbemerkung: Gilt für zwei nichtleere Mengen A, B ⊂ R für alle a ∈ A und alle b ∈ B die<br />

Ungleichung a ≤ b dann gilt auch sup A ≤ inf B (vgl. auch Beweis in <strong>der</strong> Zentralübung), denn jedes b ∈ B ist<br />

obere Schranke <strong>von</strong> A. Speziell muß für die kleinste obere Schranke sup A <strong>von</strong> A gelten:<br />

(∗)<br />

sup A ≤ b für jedes b ∈ B<br />

Nach (∗) ist sup A eine untere Schranke für B, daher gilt für die größte untere Schranke inf B <strong>von</strong> B<br />

(∗∗)<br />

sup A ≤ inf B<br />

Bemerkung: ”Zwischen” A und B liegt offenbar das abgeschlossene Intervall [sup A, inf B]. Es kann sein, daß<br />

dieses Intervall auf einen einzigen Punkt zusammenschrumpft, daß also sup A = inf B gilt. A und B liegen<br />

dann ”dicht” beieinan<strong>der</strong>. Die Frage, wann sup A = inf B gilt, ist z.B. in <strong>der</strong> Integrationstheorie <strong>von</strong> großer<br />

Bedeutung.<br />

Nun <strong>zur</strong> eigentlichen Aufgabe: Wie bei je<strong>der</strong> ”genau dann”-Aussage sind zwei Richtungen zu zeigen:<br />

”=⇒”: Es sei sup A = inf B.<br />

Dann ist zu zeigen: Zu jedem ε > 0 gibt es ein a ∈ A und ein b ∈ B mit b − a < ε. Wegen ε > 0 ist auch<br />

ε > 0. Wir wenden die ε-Charakterisierung <strong>von</strong> sup A (vgl. 1.3.1) mit ε/2 statt ε an und erhalten:<br />

1<br />

2<br />

Es gibt ein a ∈ A mit<br />

sup A − ε 2 < a (2.1)<br />

Wendet man die ε-Charakterisierung <strong>von</strong> inf B an (vgl. 1.3.1), wie<strong>der</strong> mit ε/2 statt ε, so erhält man die<br />

Existenz eines b ∈ B mit<br />

b < inf B + ε (2.2)<br />

2<br />

Setzt man s := sup A = inf B, so gilt wegen (2.1) und (2.2)<br />

−a < −s + ε 2<br />

und b < s + ε 2<br />

und hieraus durch Addition<br />

b − a < s + ε 2 − s + ε 2 = ε 2 + ε 2 = ε .<br />

”⇐=”: Umgekehrt gebe es zu jedem ε > 0 ein a ∈ A und ein b ∈ B mit b − a < ε.<br />

Dann ist die Gleichung sup A = inf B zu zeigen.<br />

Zunächst folgt aus <strong>der</strong> Vorbemerkung<br />

und hieraus durch Addition<br />

Wegen b − a < ε folgt inf B − sup A < ε<br />

a ≤ sup A ≤ inf B ≤ b<br />

also − sup A ≤ −a und inf B ≤ b<br />

inf B − sup A ≤ b − a<br />

Für die reelle Zahl x := inf B − sup A sind damit die Voraussetzungen des Fundamentallemmas (1.2.4)<br />

erfüllt. Es gilt also x ≤ 0. Wegen sup A ≤ inf B folgt x = inf B − sup A ≥ 0 und daher x = 0, d.h.<br />

sup A = inf B<br />

□<br />

7


Aufgabe 9<br />

In <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> wurde die Existenz <strong>von</strong> Quadratwurzeln aus nichtnegativen reellen Zahlen bewiesen<br />

(im Skript Satz 1.3.2).<br />

Zeigen Sie:<br />

(a) Für a, b ∈ R, a ≥ 0, b ≥ 0 gilt die Rechenregel √ ab = √ a √ b<br />

(b) Aus 0 ≤ a < b folgt √ a < √ b<br />

Lösung: Die Quadratwurzel √ a einer nicht-negativen reellen Zahl a ≥ 0 ist die eindeutige nicht-negative<br />

Lösung x ≥ 0 <strong>der</strong> Gleichung x 2 = a.<br />

(a) Sei x, y ∈ R, x, y ≥ 0 mit x 2 = a und y 2 = b (d.h. x = √ a und y = √ b).<br />

Es gilt (x · y) 2 = x 2 · y 2 = a · b. Da x · y ≥ 0 folgt √ a · √b<br />

= x · y = √ a · b wegen <strong>der</strong> Eindeutigkeit <strong>der</strong><br />

Wurzel (1.3.3 im Skript).<br />

(b) Indirekt: Sei x, y ∈ R, x, y ≥ 0 mit x 2 = a und y 2 = b (d.h. x = √ a, y = √ b).<br />

Sei weiter 0 ≤ a < b und wir nehmen an √ a ≥ √ b also x ≥ y. Durch Multiplikation dieser Ungleichung<br />

mit x = √ a ≥ 0 bzw. y = √ b ≥ 0 folgt<br />

a = x 2 = x · x ≥ x · y ≥ y · y = y 2 = b<br />

im Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zur</strong> Voraussetzung a < b. Die gemachte Annahme √ a ≥ √ b ist somit falsch und es gilt<br />

0 ≤ √ a < √ b wie gefor<strong>der</strong>t.<br />

□<br />

Aufgabe 10 [Zur Logik mit ”o<strong>der</strong>”]<br />

Für Carola, Friedrich, Michael, Kiki, Sarah und Thilo war das Ergebnis <strong>der</strong> letzten Mathe-Klausur<br />

recht unterschiedlich ausgefallen, weil die Noten 1,2,3,4,5 und 6 aufgetreten sind.<br />

Folgendes ist bekannt:<br />

(A) Michael hatte eine”3” o<strong>der</strong> Friedrich eine ”2”.<br />

(B) Entwe<strong>der</strong> Kiki o<strong>der</strong> Michael hatte die ”5” geschrieben.<br />

(C) Carola hatte eine ”1” o<strong>der</strong> eine ”3”.<br />

(D) Kiki hatte die ”4” o<strong>der</strong> Sarah die ”3” geschrieben.<br />

(E) Thilo erzielte die Traumnote ”1” o<strong>der</strong> Friedrich nicht die Note ”2”.<br />

Wer bekam welche Note?<br />

Sie sollen Ihre Antwort natürlich begründen.<br />

Lösung: Jede <strong>der</strong> 5 Klauseln (A) bis (E) muß wahr sein, d.h. mindestens eine <strong>der</strong> beiden mit ”o<strong>der</strong>”<br />

verknüpften Bedingungen muß wahr sein.<br />

Bei 6 Personen und genau 6 auftretenden Noten kommt jede Note genau einmal vor (Schubfachprinzip).<br />

Eine kurze Lösung benutzt eine Fallunterscheidung, nach <strong>der</strong> <strong>von</strong> Thilo erreichten Note (Wir benutzen die<br />

Anfangsbuchstaben <strong>der</strong> Vornamen als Variablen für die erzielten Noten):<br />

8


• Aus <strong>der</strong> Annahme T ≠ 1 folgt sofort:<br />

T ≠ 1<br />

(E)<br />

=⇒ F ≠ 2<br />

(A)<br />

=⇒ M = 3<br />

(B)<br />

=⇒ K = 5<br />

(D)<br />

=⇒ S = 3 <br />

Wir erhalten einen Wi<strong>der</strong>spruch, da sonst M und S beide die Note 3 haben würden, was nicht möglich<br />

ist, da jede Note genau einmal auftritt. Damit sind bereits alle 600 = 5 · 5 · 4 · 3 · 2 Variablenbelegungen<br />

mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung T ≠ 1 als unmöglich erkannt.<br />

• Es bleibt die Möglichkeit T = 1, aus <strong>der</strong> wir folgern:<br />

T = 1<br />

(C)<br />

=⇒ C = 3 =⇒ S ≠ 3<br />

(D)<br />

=⇒ K = 4<br />

(B)<br />

=⇒ M = 5<br />

(A)<br />

=⇒ F = 2<br />

Für Sarah bleibt nur die Belegung S = 6 (alle an<strong>der</strong>en Noten sind bereits einmal vergeben). Alle 6<br />

Variablen sind so festgelegt. Die Lösung ist daher (wenn überhaupt zulässig) eindeutig bestimmt.<br />

Schließlich muß die Zulässigkeit dieser einzig möglichen Variablenbelegung überprüft werden, indem die<br />

Wahrheitswerte aller (zumindest <strong>der</strong> noch nicht benutzten) Klauseln (A) bis (E) getestet werden: (A),<br />

(B), (C), (D) sind bereits nach Konstruktion erfüllt. (E) ist wahr, da ja T = 1 ist.<br />

Damit ist die Notenverteilung eindeutig bestimmt zu C = 3, F = 2, K = 4, M = 5, S = 6, T = 1.<br />

□<br />

Übungsblatt 3<br />

Aufgabe 11<br />

Zeigen Sie, dass <strong>der</strong> durch d(a, b) := |a − b| für a, b ∈ R definierte Abstand die folgenden Eigenschaften<br />

hat:<br />

dabei sind a, b, c beliebige reelle Zahlen.<br />

(M1): d(a, b) ≥ 0; d(a, b) = 0 ⇐⇒ a = b<br />

(M2): d(a, b) = d(b, a)<br />

(M3): d(a, c) ≤ d(a, b) + d(b, c)<br />

Zeigen Sie ferner, dass d(a, b) ≥ 0 aus den an<strong>der</strong>en angegebenen Eigenschaften gefolgert werden<br />

kann. Beim Beweis sollen sie nur die Eigenschaften (a), (b), (c) des Betrags aus Satz 1.2.8 benutzen,<br />

nicht aber auf seine Definition <strong>zur</strong>ückgreifen.<br />

Lösung: Nach Satz 1.2.8 gelten für die Betrags-Funktion folgende Rechenregeln:<br />

(a) |a| ≥ 0 und |a| = 0 ⇐⇒ a = 0<br />

(b) |ab| = |a| |b|<br />

(c) |a ± b| ≤ |a| + |b|<br />

Vorbemerkung: Wir zeigen zunächst |1| = |−1| = 1, ohne auf die Definition des Betrages <strong>zur</strong>ückzugreifen,<br />

d.h. wir verwenden nur die Eigenschaften (a),(b). Es gilt (da 1 ≠ 0):<br />

Die gleiche Rechnung für −1 ergibt:<br />

0 (a)<br />

< |1| = |1 · 1| (b)<br />

= |1| · |1| = |1| 2 ⇐⇒ 1 = |1|<br />

1 = |1| = |(−1) · (−1)| = |−1| · |−1| = |−1| 2<br />

Wegen |−1| ≥ 0 ist |−1| die eindeutige Quadratwurzel <strong>der</strong> Zahl 1, also gilt |−1| = 1.<br />

Mit Eigenschaft (b) folgt sofort: ∀ x ∈ R : |−x| = |−1 · x| (b)<br />

= |−1| · |x| = 1 · |x| = |x|<br />

9


(M1): Da die Betrags-Funktion nach (a) nur nicht-negative Werte annimmt, folgt sofort:<br />

d(a, b) = |a − b| ≥ 0 ∀ a, b ∈ R.<br />

Für a, b ∈ R gilt d(a, b) = 0 ⇐⇒ |a − b| = 0<br />

(a)<br />

⇐⇒ (a − b) = 0 ⇐⇒ a = b ebenfalls nach (a).<br />

(M2): Für alle x ∈ R gilt nach <strong>der</strong> Vorbemerkung |x| = |−x|. Setze x := (a − b) so folgt daraus d(a, b) =<br />

|a − b| = |x| = |−x| = |−(a − b)| = |b − a| = d(b, a)<br />

(M3): Für alle x, y ∈ R gilt die <strong>Dr</strong>eiecksungleichung |x + y| ≤ |x| + |y| nach (c). Setze x := (a − b) und<br />

y := (b − c), so folgt:<br />

d(a, b)+d(b, c) = |a − b|+|b − c| = |x|+|y| ≥ |x + y| = |a − b + b − c| = |a − c| = d(a, c)%quadnach (c)<br />

Zusatz: Es gilt nach (M3): d(a, a) ≤ d(a, a) + d(a, a) insbeson<strong>der</strong>e also 0 ≤ d(a, a). Weiter ist 0 ≤ d(a, a) ≤<br />

d(a, b) + d(b, a) = 2d(a, b) nach (M2) und somit 0 ≤ d(a, b) für beliebige a, b ∈ R.<br />

□<br />

Aufgabe 12<br />

Eine Teilmenge M ⊂ R heißt konvex, wenn für alle x, y ∈ M mit x ≤ y auch [x, y] ⊂ M gilt.<br />

Zeigen Sie, dass M ⊂ R genau dann konvex ist, wenn M ein Intervall (<strong>von</strong> irgendeinem Typ) ist.<br />

Lösung:<br />

”⇐=”: M ⊂ R ist ein Intervall =⇒ M ist konvex, d.h. ∀ x ≤ y ∈ M : [x, y] ⊂ M. Alle 11 Intervalltypen<br />

untersuchen (viele Fälle sind fast identisch, werden hier aber trotzdem aufgeführt):<br />

• Für M = ∅ ist nichts zu zeigen (x, y ∈ ∅ existieren nicht). Für M = R ist die Behauptung klar, da<br />

∀ x ≤ y ∈ R : [x, y] ⊂ R. Für M = {a} = [a, a] (a ∈ R) gilt ∀ x ≤ y ∈ {a} : x = y = a und<br />

[x, y] = [a, a] ⊂ [a, a].<br />

• Sei M = [a, b] (a < b ∈ R). Für alle x ≤ y ∈ [a, b] gilt a ≤ x ≤ y ≤ b. Sei nun z ∈ [x, y] beliebig,<br />

so gilt a ≤ x ≤ z ≤ y ≤ b, also z ∈ [a, b] und damit [x, y] ⊂ [a, b].<br />

• Sei M = ]a, b[ (a < b ∈ R). Für alle x ≤ y ∈ ]a, b[ gilt a < x ≤ y < b. Sei nun z ∈ [x, y] beliebig,<br />

so gilt a < x ≤ z ≤ y < b, also z ∈ ]a, b[ und damit [x, y] ⊂ ]a, b[.<br />

Lemma 1 Seien S i ⊂ R (beliebige) konvexe Mengen (i ∈ I), so ist auch <strong>der</strong> Durchschnitt S :=<br />

⋂<br />

i∈I S i konvex.<br />

S<br />

Beweis: Für alle x ≤ y ∈ S gilt: ∀ i ∈ I : x ≤ y ∈ S<br />

i konvex<br />

i =⇒ ∀ i ∈ I : [x, y] ⊂ S i =⇒<br />

[x, y] ⊂ ⋂ i∈I S i = S, also ist S konvex.<br />

□<br />

• Die Intervalle [a, b[ = [a, b]∩ ]a−1, b[ und ]a, b] = [a, b]∩ ]a, b+1[ (a < b ∈ R) sind als Durchschnitt<br />

zweier konvexer Intervalle nach obigem Lemma selbst konvex.<br />

• Sei M = ] − ∞, b]. Für x ≤ y ∈ ] − ∞, b] gilt x ≤ y ≤ b. Sei nun z ∈ [x, y] beliebig, so gilt<br />

x ≤ z ≤ y ≤ b, also z ∈ ] − ∞, b] und damit [x, y] ⊂ ] − ∞, b].<br />

• Sei M = ] − ∞, b[. Für x ≤ y ∈ ] − ∞, b[ gilt x ≤ y < b. Sei nun z ∈ [x, y] beliebig, so gilt<br />

x ≤ z ≤ y < b, also z ∈ ] − ∞, b[ und damit [x, y] ⊂ ] − ∞, b[.<br />

• Sei M = [a, ∞[. Für x ≤ y ∈ [a, ∞[ gilt a ≤ x ≤ y. Sei nun z ∈ [x, y] beliebig, so gilt a ≤ x ≤<br />

z ≤ y, also z ∈ [a, ∞[ und damit [x, y] ⊂ [a, ∞[.<br />

• Sei M = ]a, ∞[. Für x ≤ y ∈ ]a, ∞[ gilt a < x ≤ y. Sei nun z ∈ [x, y] beliebig, so gilt a < x ≤ z ≤ y,<br />

also z ∈ ]a, ∞[ und damit [x, y] ⊂ ]a, ∞[.<br />

10


”=⇒”: M ⊂ R ist konvex =⇒ M ist ein Intervall in R.<br />

Ohne Einschränkung sei ∅ ≠ M ≠ {a} = [a, a] (da ∅ und [a, a] Intervalle sind, ist die Behauptung in<br />

diesen Fällen trivial), d.h. ∃ x < y ∈ M.<br />

Da M konvex ist, gilt: ∀ z /∈ M ∀ x ≤ y ∈ M : z < x ∨ z > y (sonst wäre x ≤ z ≤ y und<br />

z ∈ [x, y] ⊄ M). Alle reellen Zahlen, die zwischen zwei Elementen aus M liegen, gehören also ebenfalls<br />

zu M.<br />

Ist M sowohl nach oben als auch nach unten unbeschränkt, so hat man zu je<strong>der</strong> reellen Zahl z ∈ R<br />

Elemente x, y ∈ M mit x < z < y. Somit gehört z zu M (z ∈ [x, y] ⊂ M wegen M konvex), d.h.<br />

M = R.<br />

Das Vollständigkeitsaxiom besagt, daß jede nicht leere, nach oben beschränkte Menge reeller Zahlen<br />

eine kleinste obere Schranke besitzt. Analog hat jede nicht leere, nach unten beschränkte Menge reeller<br />

Zahlen eine größte untere Schranke.<br />

Man unterscheidet folgende 3 Fälle (nach obigem ist M auf mindestens einer Seite beschränkt):<br />

(a) M ≠ ∅ ist nach oben und nach unten beschränkt. =⇒ Sei a := inf M, b := sup M. Zunächst zeigt<br />

man, daß für alle z ∈ R mit a < z < b bereits z ∈ M gilt. Sei dazu ε := min { 1<br />

2 (z − a), 1 2 (b − z)} ><br />

0, so folgt a + ε < z < b − ε. Nach <strong>der</strong> ε-Charakterisierung des Supremums/Infimums gibt es nun<br />

a ′ , b ′ ∈ M mit a ≤ a ′ < a + ε < z < b − ε < b ′ ≤ b. Dann ist z ∈ [a ′ , b ′ ] ⊂ M aufgrund <strong>der</strong><br />

Konvexität <strong>von</strong> M. Damit ist ]a, b[ ⊂ M. An<strong>der</strong>erseits ist M ⊂ [a, b] (da a eine untere Schranke<br />

und b eine obere Schranke zu M ist). Je nachdem, ob a = inf M ∈ M bzw. b = sup M ∈ M hat<br />

die Menge M die Gestalt [a, b], ]a, b], [a, b[ o<strong>der</strong> ]a, b[.<br />

(b) M ≠ ∅ ist nach oben beschränkt aber nach unten unbeschränkt. =⇒ Sei b := sup M. Wie<strong>der</strong> zeigt<br />

man ∀ z ∈ R : z < b =⇒ z ∈ M: Für ε := 1 2 (b−z) > 0 existiert ein b′ ∈ M mit z < b−ε < b ′ ≤ b<br />

(ε-Charakterisierung des Supremums) und wegen <strong>der</strong> Unbeschränktheit <strong>von</strong> M nach unten findet<br />

man a ′ ∈ M mit a ′ < z. Wie zuvor erzwingt dies z ∈ [a ′ , b ′ ] ⊂ M (Konvexität <strong>von</strong> M). Dann gilt<br />

] − ∞, b[ ⊂ M ⊂ ] − ∞, b] (b ist obere Schranke an M). Je nachdem, ob b = sup M ∈ M o<strong>der</strong><br />

nicht, hat M die Gestalt ] − ∞, b] o<strong>der</strong> ] − ∞, b[.<br />

(c) Völlig analog hat eine nach unten beschränkte, nach oben unbeschränkte Menge M ≠ ∅ die Form<br />

]a, ∞[ bzw. [a, ∞[ (Sei a := inf M. Zeige ∀ z ∈ R : a < z =⇒ z ∈ M: Zu ε := 1 2<br />

(z − a) > 0<br />

existiert a ′ ∈ M mit a ≤ a ′ < a + ε < z. Wegen Unbeschränktheit <strong>von</strong> M nach oben findet man<br />

b ′ ∈ M mit z < b ′ . Dies erzwingt z ∈ [a ′ , b ′ ] ⊂ M also ]a, ∞[ ⊂ M ⊂ [a, ∞[, da a untere Schranke<br />

an M).<br />

Wie<strong>der</strong> tauchen also alle 11 Intervalltypen in den einzelnen Fällen auf.<br />

□<br />

Aufgabe 13<br />

Zeigen Sie <strong>der</strong> Reihe nach:<br />

(a) M := {1} ∪ {x ∈ R; x ≥ 2} ist induktiv, also N ⊂ M<br />

(b) Es gibt kein m ∈ N mit 1 < m < 2<br />

(c) S := {n ∈ N; n − 1 ∈ N 0 } ist induktiv, also ist S = N<br />

(d) T := {n ∈ N; es gibt kein m ∈ N mit n < m < n + 1} ist induktiv, also ist T = N<br />

(e) Sind m, n ∈ N und gilt m < n, dann ist m + 1 ≤ n<br />

Lösung:<br />

(a) Es sei auf die Definition einer Zählmenge (2.1.1) verwiesen. Prüfe diese Eigenschaften für M nach:<br />

11


• M ⊂ R nach Definition <strong>von</strong> M.<br />

• 1 ∈ M ebenfalls nach Definition.<br />

• Sei x ∈ M, so ist entwe<strong>der</strong> x = 1 und daher x + 1 = 1 + 1 = 2 ≥ 2 o<strong>der</strong> x ≥ 2 und daher<br />

x + 1 ≥ 2 + 1 ≥ 2. In beiden Fällen liegt also x + 1 ∈ R wie<strong>der</strong> in M.<br />

Hieraus ergibt sich, dass die Menge M induktiv ist. Da die natürlichen Zahlen als Schnitt aller Zählmengen<br />

charakterisiert wurden und M als Zählmenge nachgewiesen wurde, folgt N ⊂ M.<br />

(b) Wie<strong>der</strong> benutzen wir die Charakterisierung <strong>von</strong> N als Schnitt aller Zählmengen. Die Menge M aus<br />

Teilaufgabe (a) ist eine Zählmenge und somit gilt N ⊂ M. Da es kein m ∈ M mit <strong>der</strong> Eigenschaft<br />

1 < m < 2 gibt (nach Definition <strong>von</strong> M), folgt, daß auch N keine solche Zahl enthalten kann. Also gibt<br />

es keine natürliche Zahl m mit 1 < m < 2.<br />

(c) Analog zu (a) sind wie<strong>der</strong>um die Eigenschaften einer Zählmenge zu zeigen:<br />

• S ⊂ R nach Definition <strong>von</strong> S wegen N ⊂ R.<br />

• 1 ∈ S gilt wegen 1 − 1 = 0 ∈ N 0 = N ∪ {0}.<br />

• Sei n ∈ S ⇐⇒ n ∈ N ∧ n−1 ∈ N 0 =⇒ n+1 ∈ N ∧ (n+1)−1 = n ∈ N ⊂ N 0 =⇒ (n+1) ∈ S.<br />

Also ist die Menge S induktiv. Wie in (a) erhält man N ⊂ S und aus <strong>der</strong> Definition <strong>von</strong> S auch sofort<br />

S ⊂ N, also S = N.<br />

(d) Vorbemerkung: Analog zu (a) kann man für jedes n ∈ N zeigen, dass die Menge M n := {1, 2, . . . , n} ∪<br />

{x ∈ R; x ≥ n + 1} induktiv ist. Analog zu (b) zeigt man dann für alle n ∈ N, dass kein m ∈ N existiert<br />

mit n < m < n + 1.<br />

Hieraus folgt sofort: T = N, da die erste Bedingung n ∈ N in <strong>der</strong> Definition <strong>von</strong> T bereits die zweite<br />

Bedingung impliziert.<br />

Da N induktiv ist, ist auch T induktiv (Alternativ kann man für T auch die Eigenschaften einer Zählmenge<br />

explizit nachweisen).<br />

(e) Wir führen einen kurzen Wi<strong>der</strong>spruchsbeweis: Sei m, n ∈ N mit m < n und nehme an, daß m + 1 > n.<br />

Dies würde sofort die Ungleichung m < n < m + 1 implizieren, die aber nach <strong>der</strong> Vorbemerkung in<br />

Teilaufgabe (d) für kein n ∈ N erfüllt sein kann. Damit ist m + 1 > n falsch und es gilt m + 1 ≤ n.<br />

□<br />

Aufgabe 14<br />

(a) Zeigen Sie: Für alle n ∈ N gilt:<br />

( n<br />

) n ( n<br />

) n<br />

3 ≤ n ! ≤ 2<br />

3<br />

2<br />

Hier können Sie die Ungleichungen 2 ≤ ( 1 + 1 n) n<br />

≤ 3 für n ∈ N o<strong>der</strong> die Bernoullische Ungleichung<br />

benutzen.<br />

(b) Finden Sie für die folgenden Summen (n ∈ N) jeweils einen expliziten Ausdruck und bestätigen<br />

Sie die erhaltene Formel durch Induktion o<strong>der</strong> direkt.<br />

i. 1 2 + 3 2 + 5 2 + · · · + (2n − 1) 2<br />

ii.<br />

1<br />

1·2 + 1<br />

2·3 + · · · + 1<br />

n(n+1)<br />

iii. 1 − 4 + 9 − · · · + (−1) n+1 n 2 12


(c) Sei f 1 := f 2 := 1 und f n+2 := f n+1 + f n für n ∈ N.<br />

Zeigen Sie: Für alle n ∈ N gilt<br />

f n = 1 √<br />

5<br />

((<br />

1 + √ ) n (<br />

5<br />

−<br />

2<br />

Welche Größenordnung hat f 100 , welche f 101 /f 100 ?<br />

1 − √ ) n )<br />

5<br />

2<br />

Lösung:<br />

(a) Führe Induktion über n für die Aussage A(n) :<br />

Induktionsanfang (n = 1):<br />

3 ( n<br />

3<br />

) n<br />

≤ n !<br />

Die Aussage A(1) gilt also.<br />

( ) 1 1<br />

3 ≤ 1 ! ⇐⇒ 1 ≤ 1<br />

3<br />

Es gelte die Induktionsannahme A(n) : 3 ( )<br />

n n<br />

3 ≤ n !<br />

Induktionsschritt (n n + 1): Wir beginnen mit <strong>der</strong> Induktionsannahme und <strong>der</strong> angegebenen Ungleichung<br />

( )<br />

1 + 1 n<br />

n ≤ 3:<br />

(<br />

1 +<br />

n) 1 n ( n<br />

) n ( n<br />

) n<br />

· ≤ 3 ≤ n !<br />

3 3<br />

Multiplikation dieser Ungleichung mit (n + 1) > 0 ergibt:<br />

( ) ((<br />

n + 1<br />

3 · · 1 + 1 )<br />

· n ) n (<br />

= (n + 1) · 1 + 1 n ( n<br />

) n<br />

· ≤ (n + 1) · n ! = (n + 1) !<br />

3<br />

n 3<br />

n)<br />

3<br />

Zusammenfassen <strong>der</strong> Terme auf <strong>der</strong> linken Seite ergibt<br />

( ) n+1 ( ) ( ) n n + 1<br />

n + 1 n + 1<br />

3 ·<br />

= 3 · ·<br />

≤ (n + 1) !<br />

3<br />

3 3<br />

die Gültigkeit <strong>der</strong> Aussage A(n + 1) und nach dem Prinzip <strong>der</strong> vollständigen Induktion die Gültigkeit <strong>von</strong><br />

A(n) für alle n ∈ N.<br />

Die Argumentation für die Aussage B(n) :<br />

Induktionsanfang (n = 1):<br />

n ! ≤ 2 ( n<br />

2<br />

) n<br />

verläuft ganz analog:<br />

( 1 1<br />

1! = 1 ≤ 1 = 2 ·<br />

2)<br />

Also gilt B(1).<br />

Es gelte die Induktionsannahme B(n) : n ! ≤ 2 ( )<br />

n n<br />

2<br />

Induktionsschritt (n n + 1): Wir verwenden die Induktionsvoraussetzung (IV) und die Ungleichung<br />

2 ≤ ( 1 + n) 1 n<br />

(*):<br />

(<br />

(n + 1)! = n! · (n + 1) (IV) n<br />

) n ( n<br />

) n n + 1<br />

≤ 2 · · (n + 1) = 2 · · 2 ·<br />

2<br />

2 2<br />

(*)<br />

( n<br />

) ( n<br />

≤ 2 · · 1 + 1 ) n<br />

· n + 1 ( ) n n + 1<br />

= 2 ·<br />

· n + 1 ( n + 1<br />

= 2 ·<br />

2 n 2<br />

2 2<br />

2<br />

) n+1<br />

Dies ergibt die Gültigkeit <strong>der</strong> Aussage B(n + 1) und nach dem Prinzip <strong>der</strong> vollständigen Induktion die<br />

Gültigkeit <strong>von</strong> B(n) für alle n ∈ N.<br />

13


(b)<br />

i. Der Ausdruck ist kompakter darstellbar als 1 2 + 3 2 + 5 2 + . . . + (2n − 1) 2 = ∑ n<br />

k=1 (2k − 1)2 . Eine<br />

kurze Rechnung ergibt:<br />

n∑<br />

n∑<br />

n∑<br />

n∑<br />

(2k − 1) 2 = (4k 2 − 4k + 1) = 4 k 2 − 4 k + %sum n k=11<br />

k=1<br />

k=1<br />

k=1 k=1<br />

Für die einzelnen Summen hat man folgende Ausdrücke (siehe Skript S.48-49):<br />

n∑<br />

k 2 =<br />

k=1<br />

n(n + 1)(2n + 1)<br />

6<br />

n∑<br />

k =<br />

k=1<br />

n(n + 1)<br />

2<br />

n∑<br />

1 = n<br />

k=1<br />

Wir fassen die 3 Terme zusammen und finden damit den expliziten Ausdruck für ∑ n<br />

k=1 (2k − 1)2 :<br />

n∑<br />

k=1<br />

(2k − 1) 2 n(n + 1)(2n + 1) n(n + 1) n(2n − 1)(2n + 1)<br />

= 4 − 4 + n = = %fracn3(4n 2 − 1)<br />

6<br />

2<br />

3<br />

Den gefundenen expliziten Ausdruck kann man durch vollständige Induktion bestätigen (Es wäre<br />

auch richtig – aber deutlich aufwendiger – die 3 Summenformeln einzeln per Induktion zu beweisen,<br />

was im Skript ja bereits teilweise ausgeführt ist.):<br />

Induktionsanfang (n = 1): ∑ 1<br />

k=1 (2k − 1)2 = (2 − 1) 2 = 1 = 1 3 (4 − 1) = 1 3 (4 · 12 − 1)<br />

Es gelte die Induktionsvoraussetzung ∑ n<br />

k=1 (2k − 1)2 = n 3 (4n2 − 1)<br />

Induktionsschritt (n n + 1):<br />

n+1<br />

∑<br />

(2k − 1) 2 =<br />

k=1<br />

wegen <strong>der</strong> Identität<br />

n∑<br />

k=1<br />

(2k − 1) 2 + (2(n + 1) − 1) 2 (IV)<br />

= n 3 (4n2 − 1) + (2n + 1) 2<br />

n<br />

3 (4n2 − 1) + (2n + 1) 2 = 4 3 n3 − n 3 + 4n2 + 4n + 1 = 1 3 (4n3 + 12n 2 + 11n + 3) =<br />

= 1 3 (n + (n + 1)<br />

1)(4n2 + 8n + 3) = (4(n 2 (n + 1)<br />

+ 2n + 1) − 1) = (4(n + 1) 2 − 1)<br />

3<br />

3<br />

folgt umgehend <strong>der</strong> Induktionsschluß und die Gültigkeit <strong>der</strong> gefundenen Formel für alle n ∈ N.<br />

1<br />

ii. Wir schreiben den Ausdruck zunächst mithilfe <strong>der</strong> Identität<br />

um:<br />

1<br />

1 · 2 + 1<br />

2 · 3 + . . . + 1<br />

n(n + 1) =<br />

n<br />

∑<br />

k=1<br />

=<br />

1<br />

k(k + 1) =<br />

)<br />

+<br />

(<br />

1 − 1 2<br />

n<br />

∑<br />

k=1<br />

k(k+1) = (k+1)−k<br />

( 1<br />

k − 1 )<br />

=<br />

k + 1<br />

( 1<br />

2 − 1 3)<br />

+<br />

k(k+1)<br />

= 1 k − 1<br />

k+1 etwas<br />

( 1<br />

3 − 1 4)<br />

+ . . . +<br />

( 1<br />

n − 1 )<br />

n + 1<br />

Durch Verschieben <strong>der</strong> Klammern (Assoziativität) heben sich die Ausdrücke paarweise auf (Teleskopsumme):<br />

(<br />

1 + − 1 2 + 1 ) (<br />

+ − 1 2 3 + 1 ) (<br />

+ − 1 3 4 + 1 ) (<br />

+ . . . + − 1 4<br />

n + 1 )<br />

− 1<br />

n n + 1 = 1 − 1<br />

n + 1 = n<br />

n + 1<br />

} {{ } } {{ } } {{ } } {{ }<br />

=0<br />

=0<br />

=0<br />

=0<br />

Wie<strong>der</strong> kann man den expliziten Ausdruck C(n) :<br />

bestätigen:<br />

Induktionsanfang (n = 1): ∑ 1<br />

k=1<br />

Es gelte die Induktionsvoraussetzung C(n).<br />

∑ n<br />

k=1<br />

1<br />

k(k+1) =<br />

1<br />

k(k+1) = 1<br />

1·(1+1) = 1 2 = 1<br />

1+1<br />

n<br />

n+1<br />

durch vollständige Induktion<br />

14


Induktionsschritt (n n + 1):<br />

n+1<br />

∑<br />

k=1<br />

1<br />

k(k + 1) =<br />

n ∑<br />

k=1<br />

1<br />

k(k + 1) + 1<br />

(IV)<br />

= n<br />

(n + 1) · ((n + 1) + 1) n + 1 + 1<br />

(n + 1) · (n + 2) =<br />

=<br />

n(n + 2) + 1<br />

(n + 1)(n + 2) = n2 + 2n + 1<br />

(n + 1)(n + 2) = (n + 1) 2<br />

(n + 1)(n + 2) = n + 1<br />

n + 2<br />

Somit ist die Aussage C(n + 1) wahr und die Formel ist für alle n ∈ N gültig.<br />

iii. Induktionsbeweis für<br />

1 − 4 + 9 − · · · + (−1) n+1 n 2 =<br />

n∑<br />

(−1) k+1 k 2 =<br />

k=1<br />

⌊ n<br />

2<br />

n∑<br />

k 2 − 2 ·<br />

k=1<br />

%floor<br />

∑<br />

n 2<br />

k=1<br />

(2k) 2 =<br />

⌋ ⌊<br />

n(n + 1)(2n + 1)<br />

( n<br />

⌋ ⌊<br />

2 + 1)(2 · n<br />

⌋<br />

2 + 1)<br />

= − 2 · 4 ·<br />

=<br />

6<br />

6<br />

{ n(n+1)(2n+1)−n(n+2)(2n+2)<br />

6<br />

falls n gerade<br />

= n(n+1)(2n+1)−8· n−1<br />

2 ( n−1<br />

n−1<br />

2 +1)(2· +1) 2<br />

6<br />

falls n ungerade<br />

{ n(n+1)(2n+1−2(n+2))<br />

6<br />

falls n gerade<br />

=<br />

n(2n 2 +3n+1−2n 2 +2)<br />

6<br />

falls n ungerade<br />

{<br />

− n(n+1)<br />

=<br />

2<br />

falls n gerade<br />

n(n + 1)<br />

n(n+1)<br />

= (−1)n+1<br />

2<br />

falls n ungerade 2<br />

Dieser explizite Ausdruck wird wie<strong>der</strong> durch vollständige Induktion bestätigt:<br />

Induktionsanfang (n = 1): ∑ 1<br />

k=1 (−1)k+1 k 2 = (−1) 1+1 1 2 = 1 = (−1) 1+1 1(1+1)<br />

2<br />

Es gelte die Induktionsvoraussetzung für n, d.h. ∑ n<br />

k=1 (−1)k+1 k 2 = (−1) n+1 n(n+1)<br />

2<br />

Induktionsschritt (n n + 1):<br />

n+1<br />

∑<br />

(−1) k+1 k 2 =<br />

k=1<br />

n∑<br />

k=1<br />

(−1) k+1 k 2 + (−1) n+2 (n + 1) 2 (IV) n+1 n(n + 1)<br />

= (−1) + (−1) n+2 (n + 1) 2 =<br />

2<br />

= (−1) n+1 n + 1 (n − 2(n + 1)) = (−1) n+1 n + 1<br />

n+2 (n + 1)(n + 2)<br />

· (−1)(n + 2) = (−1)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Damit gilt die explizite Formel für alle n ∈ N.<br />

(c) Es muß gezeigt werden, dass <strong>der</strong> explizite Ausdruck für f n konsistent <strong>zur</strong> Definition <strong>der</strong> f n mittels<br />

Rekursionsvorschrift ist (dies geschieht mit vollständiger Induktion):<br />

Induktionsanfang (n = 1, 2):<br />

⎛(<br />

f 1 = √ 1 ⎝<br />

5<br />

⎛(<br />

f 2 = √ 1 ⎝<br />

5<br />

(<br />

Seien a :=<br />

(<br />

= √ 1<br />

5<br />

1 + a = 1 +<br />

1 + √ ) 1 (<br />

5<br />

−<br />

2<br />

1 + √ ) 2 (<br />

5<br />

−<br />

2<br />

1 − √ ) ⎞ 1 (<br />

5<br />

⎠ = √ 1<br />

2<br />

5<br />

1 − √ ) ⎞ 2 (<br />

5<br />

⎠ = √ 1<br />

2<br />

5<br />

)<br />

(1 + 2 √ 5 + 5) − (1 − 2 √ 5 + 5)<br />

4<br />

1+ √ ) (<br />

5<br />

2<br />

und b :=<br />

(<br />

1− √ )<br />

5<br />

2<br />

, so gilt:<br />

1 + √ )<br />

5<br />

= 2 + 1 + √ 5<br />

= 3 + √ 5<br />

2<br />

2 2<br />

1 + √ 5 − (1 − √ ) (<br />

5)<br />

= √ 1<br />

2<br />

5<br />

(1 + √ 5) 2 − (1 − √ )<br />

5) 2<br />

=<br />

4<br />

(<br />

= √ 1 4 √ )<br />

5<br />

= 1<br />

5 4<br />

·<br />

2<br />

}{{}<br />

2<br />

=1<br />

= 1 + 2√ 5 + 5<br />

4<br />

=<br />

(<br />

2 √ )<br />

5<br />

= 1<br />

2<br />

1 + √ ) 2<br />

5<br />

= a 2<br />

2<br />

15


und analog ergibt sich für b die Identität 1 + b = b 2 (Nachrechnen).<br />

Induktionsschritt (n, n + 1 n + 2):<br />

f n + f n+1 = 1 √<br />

5<br />

((<br />

1 + √ ) n (<br />

5<br />

−<br />

2<br />

1 − √ ) n ) ⎛(<br />

5<br />

+ √ 1 ⎝<br />

2<br />

5<br />

⎛<br />

= √ 1 (<br />

(a n − b n ) + ( a n+1 − b n+1)) = √ 1 ⎝a n (1 + a<br />

5 5 } {{ }<br />

⎛<br />

= √ 1 (<br />

a n+2 − b n+2) = √ 1 ⎝<br />

5 5<br />

1 + √ ) n+1 (<br />

5<br />

−<br />

2<br />

⎞<br />

) − b n (1 + b)<br />

} {{ }<br />

=a 2 =b 2<br />

(<br />

1 + √ ) n+2 (<br />

5<br />

−<br />

2<br />

1 − √ ) ⎞ n+1<br />

5<br />

⎠<br />

2<br />

⎠ = 1 √<br />

5<br />

(<br />

a n a 2 − b n b 2) =<br />

1 − √ ) ⎞ n+2<br />

5<br />

⎠ = f n+2<br />

2<br />

Damit ist gezeigt, daß <strong>der</strong> explizite Ausdruck für f n auf den Startwerten f 1 , f 2 die korrekten Ergebnisse<br />

liefert und zudem die Rekursionsvorschrift erfüllt. Nach Dedekind’schem Rekursionssatz gilt deshalb die<br />

explizite Darstellung für alle n ∈ N.<br />

Da außerdem a > 1 und b < 1 ist, folgt für den Ausdruck f 100 , dass b 100 vernachlässigbar klein wird und<br />

deshalb für die Größenordnung <strong>von</strong> f 100 gilt:<br />

(<br />

f 100 ≈ √ 1 1 + √ ) 100<br />

5<br />

≈ 3, 54 · 10 20<br />

5 2<br />

Betrachtet man den Ausdruck fn+1<br />

f n<br />

für n ≫ 1 (sprich ’n groß gegenüber 1’), so können wie<strong>der</strong>um die<br />

Terme b n und b n+1 vernachlässigt werden:<br />

f n+1<br />

= an+1 − b n+1<br />

f n a n − b n ≈ an+1<br />

a n = a<br />

Für den ’hohen’ Wert n = 100 liegt f101<br />

f 100<br />

also in <strong>der</strong> Größenordnung a = 1+√ 5<br />

2<br />

≈ 1, 618.<br />

□<br />

Aufgabe 15<br />

Hieronymus B. Einbahn, nach dem in Heidelberg viele Straßen benannt sind, entdeckte im Jahr 1777<br />

die Einbahninsel TSUN-DEL mit n Orten (n ∈ N) und genau einem Weg zwischen je zwei Orten. Die<br />

Wege waren jedoch so schmal, dass man sie nur in einer Richtung befahren konnte. KRAO-SE, <strong>der</strong><br />

Herrscher <strong>der</strong> Einbahninsel, hat deshalb nur eine Fahrtrichtung zugelassen. Dennoch gelang es H. B.<br />

Einbahn unter Beachtung dieser Regel jeden Ort auf seiner Reise genau einmal zu besuchen. Wie hat<br />

er das angestellt?<br />

Lösung: Mathematisch ausgedrückt behauptet die Aufgabe folgendes:<br />

Gegeben seien n ∈ N verschiedene Orte v 1 , v 2 , . . . , v n , so daß zu je zwei Orten v i , v j (1 ≤ i ≠ j ≤ n) genau<br />

eine Verbindungsstraße mit Fahrtrichtung v i → v j o<strong>der</strong> v j → v i existiert. (Ob die Fahrtrichtung v i → v j o<strong>der</strong><br />

v j → v i zulässig ist, liegt an <strong>der</strong> nicht näher bekannten Festlegung des Herrschers KRAO-SE). Unabhängig <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Größe <strong>von</strong> n und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> erlaubten Fahrtrichtungen (Pfeilrichtungen) existiert stets ein Weg, <strong>der</strong><br />

alle Orte genau einmal enthält (Vornehm in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Graphentheorie ausgedrückt: In jedem Turniergraphen<br />

(gerichtete Version eines vollständigen Graphen) mit n ∈ N Ecken existiert ein gerichteter Hamiltonweg).<br />

Um diese Aussage zu zeigen, benutzt man einen Induktionsbeweis über die Anzahl n <strong>der</strong> Orte:<br />

16


Sei A(n) := “Zu n Orten in obiger Situation existiert eine zulässige Route” o<strong>der</strong> mathematisch:<br />

A(n) = “Zu einer Menge V := {v 1 , v 2 , . . . , v n } mit <strong>der</strong> Eigenschaft:<br />

Induktionsanfang:<br />

∀ 1 ≤ i ≠ j ≤ n gilt entwe<strong>der</strong> v i → v j o<strong>der</strong> v j → v i (nicht beides zugleich)<br />

existiert eine Kette v i1 → v i2 → . . . → v in−1 → v in mit {i 1 , i 2 , . . . , i n−1 , i n } = {1, 2, . . . , n}”<br />

n := 1: Hier ist V := {v 1 } und die eindeutige Route v 1 ist zulässig.<br />

=⇒ A(1) ist korrekt.<br />

Wir betrachten zunächst noch den Fall n = 2:<br />

n := 2: Hier ist V := {v 1 , v 2 } und entwe<strong>der</strong> v 1 → v 2 o<strong>der</strong> v 2 → v 1 . Im ersten Fall ist v 1 → v 2 eine zulässige<br />

Route, im zweiten Fall v 2 → v 1 . =⇒ A(2) ist korrekt.<br />

Für n := 3 gibt es 8 mögliche Verteilungen <strong>der</strong> Fahrtrichtungen auf die 3 Strecken zwischen v 1 und v 2 ; v 2 und<br />

v 3 sowie v 1 und v 3 . In allen 8 Fällen findet man eine zulässige Route (Übung).<br />

Induktionsschritt:<br />

Wir setzen A(n) als wahr voraus und zeigen A(n + 1).<br />

Zu V := {v 1 , v 2 , . . . , v n , v n+1 } sei V ′ := {v 1 , v 2 , . . . , v n } = V \ {v n+1 }. Dann gilt für die n elementige<br />

Menge V ′ bereits die Aussage A(n) und die zulässige Route sei v i1 → v i2 → . . . → v in−1 → v in mit<br />

{i 1 , i 2 , . . . , i n−1 , i n } = {1, 2, . . . , n − 1, n}<br />

Um A(n + 1) zu zeigen genügt es nun diese Route auf n Orten um den noch nicht besuchten Ort v n+1 zu<br />

erweitern. Abhängig <strong>von</strong> den durch KRAO-SE festgelegten Fahrtrichtungen geht das wie folgt:<br />

1. Fall: Die Straße zwischen v n+1 und v i1 hat die Fahrtrichtung v n+1 → v i1 =⇒ Man hängt v n+1 am<br />

Anfang <strong>der</strong> Route an: v n+1 → v i1 → v i2 → . . . → v in−1 → v in (es gilt {i 1 , i 2 , . . . , i n−1 , i n } ∪ {n + 1} =<br />

{1, 2, . . . , n − 1, n, n + 1}). Man hat damit eine zulässige Route durch alle n + 1 Orte in V gefunden.<br />

2. Fall: Die Straße zwischen v n+1 und v in hat die Fahrtrichtung v in → v n+1 =⇒ Man hängt v n+1 an<br />

das Ende <strong>der</strong> Route an: v i1 → v i2 → . . . → v in−1 → v in → v n+1 (wie<strong>der</strong> gilt {i 1 , i 2 , . . . , i n−1 , i n } ∪<br />

{n + 1} = {1, 2, . . . , n − 1, n, n + 1}). Man hat eine zulässige Route gefunden.<br />

3. Fall: We<strong>der</strong> v n+1 → v i1 noch v in → v n+1 sind zulässige Fahrtrichtungen (sonst Fall 1 o<strong>der</strong> Fall 2) =⇒<br />

Es gilt v i1 → v n+1 und v n+1 → v in<br />

Dann sei 1 ≤ j < n ein Index, an dem gilt v ij → v n+1 und v n+1 → v ij+1 (Ein solcher Index existiert, da ja<br />

irgendwann die Fahrtrichtung <strong>von</strong> “Straßen die nach v n+1 führen” zu “Straßen die <strong>von</strong> v n+1 wegführen”<br />

wechseln muß).<br />

Nun zerschneidet man die Route auf den n Orten aus V ′ genau zwischen v ij und v ij+1 und setzt dort<br />

den “Umweg” v ij → v n+1 → v ij+1 ein:<br />

v i1 → . . . → v ij → v ij+1 → . . . → v in<br />

v ij → v n+1 → v ij+1<br />

v i1 → . . . → v ij → v n+1 → v ij+1 → . . . → v in<br />

Auch hier hat man also (mit etwas Aufwand) eine zulässige Route konstruiert.<br />

Bemerkung: Tatsächlich sind die Fälle 1 und 2 Spezialfälle <strong>der</strong> Situation in Fall 3. Der zu wählende<br />

Index j wäre dabei 0 (Anfang) o<strong>der</strong> n (Ende).<br />

=⇒ A(n + 1) ist korrekt.<br />

Nach dem Prinzip <strong>der</strong> vollständigen Induktion gilt die Aussage A(n) für alle n ∈ N.<br />

□<br />

Übungsblatt 4<br />

Aufgabe 16<br />

Sei m ∈ N und A m := {1, 2, . . . , m}. Zeigen Sie, dass es für jede Abbildung f : A m → A n mit m > n ∈ N<br />

zwei verschiedene Zahlen m 1 , m 2 ∈ A m mit f(m 1 ) = f(m 2 ) gibt.<br />

17


Lösung: Beweis durch Wi<strong>der</strong>spruch:<br />

Offensichtlich gilt |A m | = m für alle m ∈ N. Wir nehmen an, dass die zu zeigende Behauptung falsch ist. Also<br />

gibt es eine Abbildung ˜f : A m → A n <strong>der</strong>art, dass für alle m i ≠ m j ∈ A m gilt: ˜f(m i ) ≠ ˜f(m j ). Nach Definition<br />

<strong>der</strong> Abbildung enthält A n dann (mindestens) die paarweise verschiedenen Elemente ˜f(1), ˜f(2), . . . , ˜f(m) =⇒<br />

|A n | ≥ m. zu |A n | = n und n < m. □<br />

Aufgabe 17<br />

Wieviele Teilmengen mit einer geraden bzw. ungeraden Anzahl <strong>von</strong> Elementen hat eine Menge mit<br />

n ∈ N Elementen?<br />

Lösung: Wir benutzen den Binomischen Satz: (a + b) n = ∑ n<br />

( n<br />

)<br />

k=0 k a n b n−k<br />

Für a = −1 und b = 1 gilt dann<br />

0 = (−1 + 1) n =<br />

n∑<br />

( ) n<br />

(−1) n =<br />

k<br />

k=0<br />

⌊ n−1<br />

2 ⌋<br />

= −<br />

∑<br />

k=0<br />

⌊ n−1<br />

2 ⌋<br />

∑<br />

k=0<br />

Also gilt y − x = 0. Weiter gilt 2 n = (1 + 1) n = ∑ n<br />

k=0<br />

( n<br />

k<br />

( ) n<br />

(−1) 2k+1 2k + 1<br />

} {{ }<br />

x<br />

⌊ n 2<br />

∑<br />

⌋<br />

+<br />

k=0<br />

( ) ⌊ n 2<br />

n ∑<br />

⌋ ( n<br />

+<br />

2k + 1 2k)<br />

k=0<br />

} {{ }<br />

y<br />

)<br />

=<br />

∑⌊ n−1<br />

2 ⌋<br />

k=0<br />

( n<br />

2k+1<br />

)<br />

+<br />

∑⌊ n 2 ⌋<br />

(−1) 2k ( n<br />

2k<br />

k=0<br />

)<br />

( n<br />

)<br />

2k = x + y<br />

Durch Einsetzen erhält man daher x = 2 n−1 und y = 2 n−1 . Da ( n<br />

k)<br />

die Anzahl <strong>der</strong> k-elementigen Teilmengen<br />

einer n-elementigen Menge angibt, ist x = ∑ ⌊ n−1<br />

2 ⌋ ( n<br />

k=0 2k+1)<br />

= 2 n−1 die gesuchte Anzahl <strong>der</strong> Teilmengen<br />

mit ungera<strong>der</strong> Anzahl <strong>von</strong> Elementen und y = ∑ ⌊ n 2 ⌋ )<br />

k=0 = 2 n−1 diejenige mit gera<strong>der</strong> Anzahl <strong>von</strong> Elementen.<br />

( n<br />

2k<br />

Spezialfall: Die leere Menge hat nur eine einzige Teilmenge (gera<strong>der</strong> Elementanzahl), nämlich die leere Menge<br />

selbst. Dies ist auch klar, da die Anzahl aller Teilmengen einer n-elementigen Menge wie oben gezeigt 2 n<br />

ist, was für n = 0 (die leere Menge) genau 2 0 = 1 Teilmenge ergibt, die aber entwe<strong>der</strong> eine gerade o<strong>der</strong> eine<br />

ungerade Elementanzahl haben muss (Je 2 n−1 = 1 2<br />

Teilmenge mit gera<strong>der</strong> und ungera<strong>der</strong> Elementanzahl ergibt<br />

hier keinen Sinn). Deshalb wurde die Behautpung nur für n ∈ N aufgestellt.<br />

□<br />

Aufgabe 18<br />

Auf n(∈ N) Orchester sollen k(∈ N 0 ) Musiker so verteilt werden, dass im j-ten Orchester genau<br />

k j (∈ N 0 ) Musiker sitzen, also k 1 + k 2 + · · · + k n = k .<br />

Zeigen Sie, dass es genau<br />

verschiedene Verteilungen gibt.<br />

k!<br />

k 1 ! k 2 ! · · · k n !<br />

Lösung: Es sei: n die Anzahl <strong>der</strong> Orchester und k die Anzahl <strong>der</strong> Musiker.<br />

Im j-ten Orchester sollen nun genau k j Musiker sitzen, so dass insgesamt k 1 + k 2 + . . . + k n = k gilt. Für<br />

jede Permutation <strong>der</strong> Menge aller Musiker plazieren wir daher die ersten k 1 Musiker dieser Permutation im<br />

18


ersten Orchester, die nächsten k 2 Musiker dieser Permutation im zweiten Orchester, und so weiter . . . und<br />

schließlich die letzten k n Musiker im letzten Orchester. Nun ist die Anzahl <strong>der</strong> möglichen Permutationen im<br />

i-ten Orchester unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> möglichen Permutationen im j-ten Orchester (für i ≠ j).<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Verteilungen auf das erste Orchester ist ( k<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Verteilungen auf das zweite Orchester ist ( k−k 1<br />

)<br />

k<br />

(wähle k 1 aus allen k Musikern)<br />

1<br />

)<br />

k<br />

(wähle k 2 aus den restlichen k − k 1 Musikern)<br />

2<br />

.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Verteilungen auf das i-te Orchester ist ( k−k 1−...−k i−1<br />

)<br />

k i<br />

.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Verteilungen auf das letzte Orchester ist ( k−k 1−...−k n−1<br />

)<br />

k n<br />

Die Gesamtzahl <strong>der</strong> Verteilungen ergibt sich wegen <strong>der</strong> Unabhängigkeit als Produkt <strong>der</strong> Anzahlen <strong>von</strong> Verteilungen<br />

in jedem Orchester (Teleskopisches Produkt):<br />

( ) ( ) ( ) ( )<br />

k k − k1 k − k1 − . . . − k i−1 k − k1 − . . . − k n−1<br />

· · . . . ·<br />

· . . . ·<br />

=<br />

k 1 k 2 k i k n<br />

=<br />

k!<br />

k 1 ! · (k − k 1 )! ·<br />

(k − k 1 )!<br />

k 2 ! · (k − k 1 − k 2 )! · . . . · (k − k 1 − . . . − k n−1 )!<br />

=<br />

k n ! · (k − k 1 − . . . − k n−1 − k n )<br />

} {{ }<br />

=0!<br />

k!<br />

k 1 !k 2 ! . . . k n !<br />

An<strong>der</strong>s ausgedrückt gibt es insgesamt k! mögliche Permutationen <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Musiker. Innerhalb des j-<br />

ten Orchesters gibt es genau k j ! mögliche Permutationen <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> entsprechenden k j Musiker. Da<br />

die Reihenfolge <strong>der</strong> Musiker innerhalb des jeweiligen Orchesters keine Rolle spielt (Permutationen innerhalb<br />

eines jeden Orchesters ergeben die gleiche Verteilung), muss durch die Anzahl entsprechen<strong>der</strong> Permutationen<br />

innerhalb jedes <strong>der</strong> n Orchester dividiert werden.<br />

□<br />

Aufgabe 19<br />

Die folgenden komplexen Zahlen schreibe man in <strong>der</strong> Normalform a + b i, a, b ∈ R und berechne ihren<br />

Betrag:<br />

(a)<br />

( ) 4 1 + i<br />

, (b) 2 + i<br />

1 − i<br />

2 − i , (c) (1 + i)n + (1 − i) n , n ∈ N, (d)<br />

(<br />

− 1 2 + i √<br />

3<br />

2<br />

) −1<br />

Lösung:<br />

(a) z = ( 1+i<br />

1−i )4 = (( 1+i<br />

1−i )2 ) 2 = ( 2i<br />

−2i )2 = (−1) 2 = 1 = 1 + 0 · i; |z| = 1<br />

√<br />

(b) z = 2+i<br />

2−i = (2+i)2<br />

4+1<br />

= 4+4i−1<br />

5<br />

= 3 5 + 4 5 i; |z| = 9<br />

25 + 16<br />

25 = 1<br />

(c) Durch Übergang in Polarkoordinaten erhält man: 1±i = √ 2(cos(± π 4 )+i sin(± π 4 )) = √ 2(cos π 4 ±i sin π 4 ).<br />

=⇒ z = (1+i) n +(1−i) n = ( √ 2) n( (cos π 4 +i sin π 4 )n +(cos π 4 −i sin π 4 )n ) ) = ( √ 2) n( cos nπ nπ<br />

4<br />

+i sin<br />

) √ 4 +<br />

cos nπ nπ<br />

4<br />

− i sin<br />

4 = ( 2) n+2 cos nπ<br />

4 + 0 · i<br />

|z| = ( √ 2) ∣ n+2 cos<br />

nπ ∣<br />

4 , wobei <strong>der</strong> Kosinus je nach n die Werte ±1, ±<br />

1<br />

2√<br />

2 o<strong>der</strong> 0 annimmt.<br />

Rest bei n durch 8 0 1 2 3 4 5 6 7<br />

cos( nπ<br />

4 ) 1 √ √ √<br />

1<br />

2 2 0 −<br />

1<br />

2 2 −1 −<br />

1<br />

2 2 0<br />

1<br />

2√<br />

2<br />

( √ 2) n+2 cos( nπ<br />

4 ) (√ 2) n+2 ( √ 2) n+1 0 ( √ 2) n+1 ( √ 2) n+2 ( √ 2) n+1 0 ( √ 2) n+1<br />

Die Werte in den letzten 4 Spalten <strong>der</strong> zweiten Zeile sind das Negative <strong>der</strong> Einträge in den ersten 4<br />

Spalten. Die Einträge <strong>der</strong> dritten Zeile (Betrag <strong>der</strong> komplexen Zahl) sind bereits periodisch modulo 4.<br />

19


(d) z = (− 1 2 + i √ 3<br />

2 )−1 2<br />

=<br />

−1+i √ = 2(1+i√ 3)<br />

3 −1−3<br />

= − 1 2 − i √ √<br />

3<br />

2 ; |z| = 1<br />

4 + 3 4 = 1 □<br />

Aufgabe 20<br />

Käpt’n Schwarzbart, <strong>der</strong> alte Haudegen, hinterließ bei seinem unerwarteten Ableben im Alter <strong>von</strong><br />

107 Jahren auch eine Schatzkarte mit einer Beschreibung, einen vergrabenen Schatz zu finden.<br />

• Gehe direkt vom Galgen <strong>zur</strong> Palme, dann gleich viele Schritte unter rechtem Winkel nach rechts<br />

– steck’ die erste Fahne!<br />

• Geh vom Galgen zu den drei Felsbrocken, genausoweit unter rechtem Winkel nach links – steck’<br />

die zweite Fahne!<br />

• Der Schatz steckt in <strong>der</strong> Mitte zwischen den beiden Fahnen.<br />

Die Erben starteten sofort eine Expedition auf die Schatzinsel.<br />

Die Palme und die markanten Felsbrocken waren sofort zu identifizieren. Vom Galgen war keine Spur<br />

mehr zu finden. Dennoch stieß man beim ersten Spatenstich auf die Schatztruhe, obwohl man die<br />

Schritte <strong>von</strong> einer (zufälligen und sehr wahrscheinlich) falschen Stelle aus gezählt hatte.<br />

Wie war das möglich? Wo lag <strong>der</strong> Schatz?<br />

Tipp: Rechnen Sie in C!<br />

Lösung: Einer <strong>der</strong> Erben ist Mathematiker und kommt auf die (geniale?) Idee, die Insel als Teil <strong>der</strong> Komplexen<br />

Zahlenebene C aufzufassen, wobei er den Ursprung beliebig wählt. Er überlegt sich die Position des Schatzes,<br />

also wo er graben müsste, in Abhängigkeit eines beliebigen Startpunktes Γ (potentieller Galgen). Die Palme (war<br />

ja hoffentlich die Einzige) liege in diesem Koordinatensystem an <strong>der</strong> Position P ∈ C, während die Felsbrocken<br />

(Rocks) an <strong>der</strong> Koordinate R ∈ C liegen. Der Weg vom Galgen <strong>zur</strong> Palme bzw. zu den Steinen ist dann (P −Γ)<br />

bzw. (R − Γ).<br />

In C entspricht eine <strong>Dr</strong>ehung nach rechts um 90 ◦ <strong>der</strong> Multiplikation mit −i und eine <strong>Dr</strong>ehung nach links um<br />

90 ◦ einer Multiplikation mit i.<br />

Die erste Fahne hat also die Koordinaten F 1 = Γ + (P − Γ) + (−i) (P − Γ) = P + (−i) (P − Γ) und die zweite<br />

die Koordinaten F 2 = Γ + (R − Γ) + i (R − Γ) = R + i (R − Γ). Die Mitte zwischen den Fahnen und damit<br />

die Position des Schatzes S ∈ C hat somit die Koordinaten (arithmetisches Mittel):<br />

S = F 1 + F 2<br />

2<br />

= R + P<br />

2<br />

+ i R − P<br />

2<br />

Käpt’n Schwarzbart war also so genial die Beschreibung invariant, d.h. unabhängig unter einer beliebigen<br />

Position des Galgens zu formulieren. An <strong>der</strong> Formel sieht man, dass die Wahl des Startpunktes völlig beliebig<br />

ist.<br />

Bemerkung: Man sieht an <strong>der</strong> Formel übrigens sehr schön, wo <strong>der</strong> Schatz liegen muss: R+P<br />

2<br />

ist <strong>der</strong> Mittelpunkt<br />

zwischen <strong>der</strong> Palme und den Steinen. (R − P ) Ist die Strecke <strong>von</strong> P nach R und i ist ja die <strong>Dr</strong>ehung um 90 ◦<br />

nach links. Der Schatz liegt damit an <strong>der</strong> Spitze des gleichschenkelig, rechtwinkligen (im Gegenuhrzeigersinn<br />

orientierten) <strong>Dr</strong>eiecks P RS.<br />

Schwarzbart hätte also auch schreiben können:<br />

Gehe <strong>von</strong> <strong>der</strong> Palme geradeaus zu den Felsbrocken. Auf halbem Wege drehe dich nach<br />

links und lege die gleiche Strecke (halbe Entfernung zwischen Palme und Felsen) <strong>zur</strong>ück.<br />

Dort liegt <strong>der</strong> Schatz.<br />

Aber vielleicht liegt ja ein Tümpel o<strong>der</strong> ein Vulkan o<strong>der</strong> ähnliches auf <strong>der</strong> direkten Verbindungslinie zwischen<br />

Palme und Felsen, <strong>der</strong> dieses direkte Vorgehen verhin<strong>der</strong>t.<br />

□<br />

20


Übungsblatt 5<br />

Aufgabe 21<br />

Bestimmen Sie für n = 3, 4 und 5 alle z ∈ C mit<br />

z n = 1<br />

Geben Sie die <strong>Lösungen</strong> jeweils in <strong>der</strong> Standardform a + b i, a, b ∈ R an und zeigen Sie, dass die<br />

<strong>Lösungen</strong> die Eckpunkte eines dem Einheitskreis einbeschriebenen regelmäßigen n-Ecks sind (n = 3, 4<br />

und 5).<br />

Tipp für den Fall n = 5:<br />

z 4 + z 3 + z 2 + z + 1 = (z 2 + gz + 1)<br />

(z 2 − 1 )<br />

g z + 1<br />

mit g := 1 + √ 5<br />

2<br />

.<br />

Lösung: Die n komplexen <strong>Lösungen</strong> <strong>der</strong> Gleichung z n = 1 lauten in Polarform:<br />

( ) ( )<br />

2π k 2π k<br />

ζ k = cos + i sin k = 0, 1, . . . , n − 1<br />

n<br />

n<br />

Diese <strong>Lösungen</strong> kann man für festes n mithilfe <strong>der</strong> bekannten Sinus- und Cosinuswerte direkt in die Standardform<br />

a + b i (a, b ∈ R) umrechnen. Alternativ kann man die Gleichung z n = 1 für kleine n faktorisieren und so die<br />

<strong>Lösungen</strong> direkt (in Standardform) bestimmen:<br />

n=3: z 3 = 1 ⇐⇒ 0 = z 3 − 1 = (z − 1) · (z 2 + z + 1), also z 1 = 1 = 1 + 0 · i mit |z 1 | = 1 und<br />

z 2/3 = −1 ± √ 1 − 4 · 1 · 1<br />

2<br />

= − 1 2 ± √ −3<br />

2<br />

= − 1 2 ± i √<br />

3<br />

2<br />

mit ∣ ∣ z2/3<br />

∣ ∣ =<br />

√<br />

1<br />

4 + 3 4 = 1<br />

z 1 , z 2 , z 3 liegen auf dem Einheitskreis (haben Betrag 1) und ihr gegenseitiger Abstand ist jeweils:<br />

|z 1 − z 2 | =<br />

√ ( ( (<br />

1 − − 1 2<br />

√ ) 2 √<br />

3 9<br />

+ 0 − =<br />

2))<br />

2 4 + 3 4 = √ 3<br />

|z 2 − z 3 | =<br />

√ (( − 1 ) (<br />

− − 1 2<br />

(√ ( √ )) 2<br />

3 3<br />

+<br />

2 2))<br />

2 − − = √ 0 + 3 = √ 3<br />

2<br />

|z 3 − z 1 | =<br />

√ (( − 1 ) (( 2<br />

√ ) 2 √<br />

3<br />

9<br />

− 1)<br />

+ − − 0)<br />

=<br />

2<br />

2<br />

4 + 3 4 = √ 3<br />

=⇒ z 1 , z 2 , z 3 bilden die Eckpunkte eines dem Einheitskreis einbeschriebenen gleichseitigen 3-Ecks.<br />

n=4: z 4 = 1 ⇐⇒ 0 = z 4 − 1 = (z 2 − 1) · (z 2 + 1) = (z − 1)(z + 1)(z − i)(z + i), also z 1 = 1 = 1 + 0 · i,<br />

z 2 = −1 = −1 + 0 · i, z 3 = i = 0 + 1 · i und z 4 = −i = 0 + (−1) · i mit |z j | = 1 für j = 1, 2, 3, 4 (alle z j<br />

liegen auf dem Einheitskreis). Der Abstand benachbarter <strong>Lösungen</strong> ist jeweils √ 2, d.h. z j (j = 1, 2, 3, 4)<br />

bilden die Ecken eines gleichseitigen 4-Ecks (Quadrats):<br />

|z 1 − z 3 | = √ (1 − 0) 2 + (0 − 1) 2 = √ 1 + 1 = √ 2<br />

|z 3 − z 2 | = √ (0 − (−1)) 2 + (1 − 0) 2 = √ 1 + 1 = √ 2<br />

|z 2 − z 4 | = √ ((−1) − 0) 2 + (0 − (−1)) 2 = √ 1 + 1 = √ 2<br />

|z 4 − z 1 | = √ (0 − 1) 2 + ((−1) − 0) 2 = √ 1 + 1 = √ 2<br />

21


n=5: z 5 = 1 ⇐⇒ 0 = z 5 − 1 = (z − 1) · (z 4 + z 3 + z 2 + z + 1) Tipp<br />

= (z − 1)(z 2 + g z + 1)(z 2 − 1 g z + 1).<br />

Der erste Faktor ergibt wie<strong>der</strong> die Lösung z 1 = 1, die √<strong>Lösungen</strong> <strong>der</strong> beiden quadratischen Faktoren<br />

bestimmt man mit <strong>der</strong> p-q-Formel zu z 2/3 = − 1+√ 5 10−2 √ 5<br />

4<br />

± i<br />

4<br />

sowie zu z 4/5 = √ √<br />

5−1 10+2 √ 5<br />

4<br />

± i<br />

4<br />

.<br />

Wie zuvor haben diese <strong>Lösungen</strong> den Betrag 1, liegen also auf dem Einheitskreis. Der gegenseitige<br />

√<br />

Abstand benachbarter <strong>Lösungen</strong> ist jeweils 2√ 1 10 + 2 5, so daß zj (j = 1, 2, 3, 4, 5) die Eckpunkte<br />

eines gleichseitigen 5-Ecks bilden.<br />

□<br />

Aufgabe 22<br />

Für z, w ∈ C sei<br />

δ(z, w) :=<br />

{<br />

|z − w| falls es ein λ ∈ R, λ > 0 mit z = λw gibt<br />

|z| + |w| sonst<br />

Zeigen Sie, dass durch δ : C × C → R eine Metrik auf C definiert wird.<br />

Warum nennt man wohl diese Metrik gelegentlich die ”Metrik des französischen Eisenbahnsystems”?<br />

Lösung: Es sind die Metrikeigenschaften nachzuweisen:<br />

(M1): δ(z, w) ≥ 0, da |z − w| ≥ 0 und |z| + |w| ≥ 0<br />

δ(z, w) = 0<br />

Definitheit<br />

⇐⇒<br />

{<br />

|z − w| = 0 für z = λw mit 0 < λ ∈ R<br />

⇐⇒<br />

|z| + |w| = 0 sonst<br />

{<br />

z = w also λ = 1 (sonst wäre |z − w| > 0)<br />

z = 0 = w da sonst |z| > 0 o<strong>der</strong> |w| > 0 und daher |z| + |w| > 0<br />

Dies zeigt die positive Definitheit <strong>von</strong> δ.<br />

⇐⇒<br />

z = w<br />

(M2): Seien z, w ∈ C, so daß ein 0 < λ ∈ R existiert mit z = λw. Dies ist äquivalent dazu, daß für λ ′ := 1 λ<br />

die Aussagen 0 < λ ′ ∈ R und w = 1 λ z = λ′ z gelten. Damit zeigt man die Symmetrie <strong>von</strong> δ für alle<br />

z, w ∈ C:<br />

{<br />

{<br />

|z − w| ∃ 0 < λ ∈ R : z = λw |w − z| ∃ 0 < λ ′ ∈ R : w = λ ′ z<br />

δ(z, w) =<br />

=<br />

= δ(w, z)<br />

|z| + |w| sonst<br />

|w| + |z| sonst<br />

Bemerkung: Die Bedingung ∃ 0 < λ ∈ R : z = λw induziert eine Äquivalenzrelation z ∼ w auf <strong>der</strong><br />

Menge <strong>der</strong> komplexen Zahlen (Reflexivität ist durch die Wahl λ = 1 gegeben, Symmetrie wurde oben<br />

für λ und λ ′ gezeigt. Transitivität folgt, da das Produkt zweier positiver reeller Zahlen 0 < λ ∈ R und<br />

0 < ˜λ ∈ R wie<strong>der</strong> eine positive reelle Zahl ergibt). Die Äquivalenzklassen dieser Relation bestehen genau<br />

aus den Punkten einer vom Ursprung ausgehenden Halbgeraden (ohne den Ursprung) in C, sowie einer<br />

Klasse, die nur den Ursprung selbst enthält. Wir schreiben deshalb z ∼ w falls 0 < λ ∈ R mit z = λw<br />

existiert (z, w liegen in <strong>der</strong>selben Äquivalenzklasse) und z ≁ w falls kein solches 0 < λ ∈ R existiert.<br />

(M3): Es seien v, w, z ∈ C drei beliebige Punkte. Wir unterscheiden zwei Fälle:<br />

1. Fall: z ∼ w, d.h. es existiert 0 < λ ∈ R mit z = λw. Entwe<strong>der</strong> es gilt v ∼ z und damit auch v ∼ w<br />

(wegen Transitivität <strong>der</strong> Relation ∼), o<strong>der</strong> v ≁ z und damit v ≁ w (wegen z ∼ w).<br />

{<br />

|z − v| + |v − w| (z ∼ v ∧ v ∼ w)<br />

δ(z, w) = |z − w| ≤ |z − v| + |v − w| ≤<br />

= δ(z, v) + δ(v, w)<br />

|z| + |v| + |v| + |w| (z ≁ v ∧ v ≁ w)<br />

22


2. Fall: z ≁ w, d.h. es existiert kein 0 < λ ∈ R mit z = λw. Da z ≁ w die Situation z ∼ v ∧ v ∼ w<br />

ausschließt, gilt wie<strong>der</strong> mithilfe <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>eiecksungleichung des Absolutbetrages:<br />

⎧<br />

⎪⎨ |z| + |v| + |w − v| (z ≁ v ∧ v ∼ w)<br />

δ(z, w) = |z| + |w| ≤ |z − v| + |v| + |w| (z ∼ v ∧ v ≁ w) = δ(z, v) + δ(v, w)<br />

⎪⎩<br />

|z| + |v| + |v| + |w| (z ≁ v ∧ v ≁ w)<br />

Damit erfüllt die Abbildung δ auch die <strong>Dr</strong>eiecksungleichung und hat so alle Eigenschaften einer Metrik.<br />

Identifiziert man die französische Landkarte mit einem Teil <strong>der</strong> komplexen Zahlenebene und legt den Ursprung<br />

nach Paris, so gibt es zwei Möglichkeiten den Abstand zweier Städte mit Hilfe des Eisenbahnnetzes zu beschreiben:<br />

Liegen beide Städte Z, W auf einer Halbgeraden die vom Ursprung (Paris) ausgeht, so sind ihre Richtungsvektoren<br />

kollinear und die Position <strong>der</strong> Stadt Z mit <strong>der</strong> komplexen Koordinate z lässt sich durch λ > 0 mal die<br />

Koordinate w <strong>der</strong> Stadt W beschreiben (es gilt z ∼ w). Dann gibt es eine direkte Schienenverbindung in dem<br />

sternförmigen französischen Eisenbahnnetz. Die Entfernung ist die Betragsdifferenz |z − w|.<br />

Liegen die Städte Z, W <strong>von</strong> Paris aus gesehen nicht auf einer Halbgeraden (also z ≁ w), so muss man, um<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> einen <strong>zur</strong> an<strong>der</strong>en zu kommen den Umweg über Paris fahren. Die Distanz per Eisenbahn zwischen den<br />

beiden Städten ist dann die Summe |z| + |w| ihrer Abstände vom Koordinatenursprung Paris.<br />

□<br />

Aufgabe 23<br />

Sei K = R o<strong>der</strong> K = C.<br />

Für z = (z 1 , · · · , z n ) ∈ K n , n ∈ N, sei<br />

n∑<br />

n∑<br />

‖z‖ 1<br />

:= |z j | , ‖z‖ 2<br />

:= √ |z j | 2 , ‖z‖ ∞<br />

:= max {|z j | | 1 ≤ j ≤ n}<br />

Beweisen Sie die Ungleichungen<br />

j=1<br />

j=1<br />

(a) ‖z‖ ∞<br />

≤ ‖z‖ 2<br />

≤ √ n ‖z‖ ∞<br />

(b) ‖z‖ ∞<br />

≤ ‖z‖ 1<br />

≤ n ‖z‖ ∞<br />

(c)<br />

1 √n ‖z‖ 1<br />

≤ ‖z‖ 2<br />

≤ ‖z‖ 1<br />

Lösung:<br />

‖z‖ 1<br />

:= ∑ n<br />

j=1 |z j| Summe über die Beträge aller Komponenten eines Vektors<br />

‖z‖ 2<br />

:=<br />

√ ∑n<br />

j=1 |z j| 2 Wurzel aus <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Betrags-Quadrate (euklidische Norm)<br />

‖z‖ ∞<br />

:= max 1≤j≤n |z j |<br />

Die betragsmäßig größte Komponente eines Vektors<br />

(a) Für z = (z 1 , · · · , z n ) ∈ K n , n ∈ N beliebig betrachte folgende Ungleichungskette. Dabei sei 1 ≤ k ≤ n<br />

ein Index, für den gilt |z k | = max 1≤j≤n |z j |:<br />

( ) 2<br />

‖z‖ 2 ∞<br />

= max |z j| ≤ |z k | 2 +<br />

1≤j≤n<br />

n∑<br />

j=1, j≠k<br />

|z j | 2 =<br />

} {{ }<br />

≥0<br />

n∑<br />

|z j | 2 = ‖z‖ 2 2<br />

= |z 1 | 2 + . . . + |z k | 2 + . . . + |z n | 2<br />

j=1<br />

≤ |z k | 2 + . . . + |z k | 2 + . . . + |z k | 2<br />

} {{ }<br />

= n ·<br />

da max 1≤j≤n |z j| = |z k | ≥ |z j| ∀ j = 1, . . . , n<br />

(<br />

) 2<br />

max |z 2<br />

j| = n · ‖z‖<br />

1≤j≤n ∞<br />

23


=⇒ ‖z‖ ∞ 2 ≤ ‖z‖ 2 2 ≤ n · ‖z‖ ∞<br />

2<br />

Setze x := ‖z‖ ∞<br />

∈ R und y := ‖z‖ 2<br />

∈ R, so ist x ≥ 0 und y ≥ 0. Wir wissen dass gilt x 2 ≤ y 2<br />

x ≤ y (für x, y ≥ 0), demnach folgt umgehend die Aussage ‖z‖ ∞<br />

≤ ‖z‖ 2<br />

≤ √ n · ‖z‖ ∞<br />

⇐⇒<br />

(b) Analog <strong>zur</strong> Betrachtungsweise in (a) findet man (wie<strong>der</strong> sei k <strong>der</strong> Index einer betragsmaximalen Komponente<br />

des Vektors z):<br />

‖z‖ ∞<br />

= max<br />

1≤j≤n |z j| ≤ |z k | +<br />

n∑<br />

j=1, j≠k<br />

|z j | =<br />

} {{ }<br />

≥0<br />

n∑<br />

|z j | = ‖z‖ 1<br />

= |z 1 | + . . . + |z k | + . . . + |z n |<br />

j=1<br />

≤ |z k | + . . . + |z k | + . . . + |z k |<br />

} {{ }<br />

= n · max j| = n · ‖z‖<br />

1≤j≤n ∞<br />

da max 1≤j≤n |z j| = |z k | ≥ |z j| ∀ j = 1, . . . , n<br />

damit folgt auch schon die Aussage ‖z‖ ∞<br />

≤ ‖z‖ 1<br />

≤ n · ‖z‖ ∞<br />

(c) Aus den beiden doppelten Ungleichungen in (a) und (b) folgt bereits:<br />

1<br />

n ‖z‖ 1 ≤ ‖z‖ ∞ ≤ ‖z‖ 2 ≤<br />

√ n ‖z‖∞ ≤ √ n ‖z‖ 1<br />

. Gesucht ist aber eine noch bessere (optimale) Abschätzung <strong>von</strong> ‖z‖ 2<br />

durch ‖z‖ 1<br />

nach oben und unten.<br />

Die Abschätzung nach unten folgt aus <strong>der</strong> Cauchy-Schwarzschen Ungleichung |〈v, w〉| ≤ ‖v‖ 2 · ‖w‖ 2<br />

:<br />

n∑<br />

n∑<br />

C.S.<br />

n∑<br />

‖z‖ 1<br />

= |z j | =<br />

1 · |z j |<br />

= |〈, ˜z〉| ≤ ‖‖ 2 · ‖˜z‖ 2<br />

= √ |1| 2 n∑<br />

· √ |z j | 2 = √ n · ‖z‖ 2<br />

∣ ∣<br />

j=1<br />

j=1<br />

wobei := (1, 1, . . . , 1) ∈ K n und ˜z := (|z 1 | , |z 2 | , . . . , |z n |) ∈ K n sind.<br />

Die Abschätzung nach oben folgt wie<strong>der</strong> elementar:<br />

n∑<br />

0 ≤ ‖z‖ 2<br />

≤ ‖z‖ 1<br />

⇐⇒ 0 ≤ √ |z j | 2 ≤<br />

⇐⇒<br />

0 ≤<br />

j=1<br />

n∑<br />

|z j | 2 ≤<br />

j=1<br />

j=1<br />

n∑<br />

|z j | ⇐⇒ 0 ≤<br />

j=1<br />

n∑<br />

|z j | 2 +<br />

j=1<br />

n∑<br />

i,j=1, i≠j<br />

|z i | · |z j | =<br />

} {{ }<br />

≥0<br />

j=1<br />

j=1<br />

⎛ ⎞<br />

n∑<br />

n∑<br />

|z j | 2 ≤ ⎝ |z j | ⎠<br />

i,j=1<br />

j=1<br />

⎛ ⎞<br />

n∑<br />

n∑<br />

|z i | · |z j | = ⎝ |z j | ⎠<br />

2<br />

j=1<br />

2<br />

□<br />

Aufgabe 24<br />

( )<br />

3n+1<br />

(a) Stellen Sie eine Vermutung über den Grenzwert <strong>der</strong> Folge (a n ) =<br />

5n−2<br />

auf und versuchen Sie<br />

dann, Ihre Vermutung durch Rückgriff auf die ε-N-Definition zu beweisen.<br />

(b) Ist die Folge (f n ) <strong>der</strong> Fibonacci-Zahlen (vgl. Blatt 3, Aufgabe 14) konvergent?<br />

(c) Untersuchen Sie die komplexe Zahlenfolge (c n ) mit c n := 1<br />

(1+i) n<br />

auf Konvergenz.<br />

Lösung:<br />

24


(a) Wir vermuten für die Folge (a n ) n∈N<br />

den Grenzwert 3 5<br />

. Zu zeigen: ∀ ε > 0 ∃ N ∈ N : ∀ n ≥ N :<br />

∣ an − 3 ∣<br />

5 < ε<br />

Beweis: ∣ ∣∣∣<br />

a n − 3 ∣ ∣∣∣ 5∣<br />

∣ = 3n + 1<br />

5n − 2 − 3 ∣ ∣∣∣ 5∣ = 11<br />

25n − 10∣ = 11<br />

25n − 10<br />

∀ n ∈ N<br />

Sei nun ε > 0 beliebig. Es gilt 0 < 11<br />

11<br />

25N−10<br />

< ε ⇐⇒ N ><br />

25ε + 2 5<br />

. Die letzte Ungleichung ist zugleich<br />

für alle natürlichen Zahlen n ≥ N erfüllt. Nach Archimedischem Axiom existiert zu jedem vorgegebenen<br />

ε > 0 eine natürliche Zahl N = N ε = ⌈ 11<br />

25ε + 5⌉ 2 + 1, so dass für alle n ≥ N gilt:<br />

∣ a n − 3 5∣ = 11<br />

25n − 10 ≤ 11<br />

25N − 10 < ε<br />

Die Folge konvergiert daher gegen den Grenzwert 3 5 .<br />

□<br />

(b) Wir zeigen per Induktion, dass für die Folge f n <strong>der</strong> Fibonacci-Zahlen folgendes gilt:<br />

∀ n ∈ N : A(n) : f n ≥ 1<br />

Induktionsanfang: Für n = 1, 2 gilt f 1 = f 2 = 1 ≥ 1, also sind A(1) und A(2) wahr.<br />

Induktionsannahme: Die Aussage A(m) sei richtig für alle natürlichen Zahlen m ≤ n.<br />

Induktionsschritt (n − 1, n n + 1): Da f n−1 ≥ 1 (A(n − 1) ist wahr) und f n ≥ 1 (A(n) ist wahr)<br />

folgt sofort<br />

f n+1 = f n + f n−1 ≥ 1 + 1 ≥ 1<br />

Also gilt A(n+1) und nach dem Prinzip <strong>der</strong> vollständigen Induktion ist A(n) damit für alle n ∈ N erfüllt.<br />

Für die Differenz zweier aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong> Fibonacci-Zahlen erhält man deshalb f n+2 −f n+1 = f n+1 +<br />

f n − f n+1 = f n ≥ 1<br />

Ab dem Index n = 2 wächst die Folge <strong>der</strong> Fibonacci-Zahlen damit in jedem Schritt um mindestens 1.<br />

Jede ε = 1 2-Umgebung um eine beliebige reelle Zahl kann daher höchstens 2 Folgenglie<strong>der</strong> enthalten. Sie<br />

enthält also niemals fast alle (alle bis auf endlich viele) Folgenglie<strong>der</strong> und die Folge (f n ) n∈N konvergiert<br />

nicht (tatsächlich wächst sie über alle Grenzen).<br />

(c) Wir zeigen, dass (c n ) n∈N eine komplexe Nullfolge ist und benutzen dabei, dass die Folge (q n ) n∈N für alle<br />

q ∈ R mit |q| < 1 eine Nullfolge bildet:<br />

∣ |c n − 0| =<br />

1 ∣∣∣ 1<br />

∣(1 + i) n =<br />

|1 + i| n = √ 1 ( ) n 1<br />

n = √2<br />

2<br />

n−→∞<br />

−−−−→ 0<br />

∣ da<br />

1 ∣∣∣<br />

∣√ < 1 2<br />

□<br />

Aufgabe 25<br />

Folgende 10 Informationen stehen Ihnen <strong>zur</strong> Verfügung:<br />

i. Die einzigen Tiere in diesem Haus sind Katzen.<br />

ii. Jedes Tier, das gern in den Mond starrt, ist als Schoßtier geeignet.<br />

iii. Wenn ich ein Tier verabscheue, gehe ich ihm aus dem Weg.<br />

iv. Es gibt keine fleischfressenden Tiere außer denen, die bei Nacht jagen.<br />

v. Es gibt keine Katze, die nicht Mäuse tötet.<br />

vi. Kein Tier mag mich, außer denen im Haus.<br />

25


vii. Kängurus sind nicht als Schoßtiere geeignet.<br />

viii. Nur fleischfressende Tiere töten Mäuse.<br />

ix. Ich verabscheue Tiere, die mich nicht mögen.<br />

x. Tiere, die bei Nacht jagen, starren gerne in den Mond.<br />

Wenn Sie nun diese Informationen verwenden, wie sollten Sie sich gegenüber Kängurus verhalten?<br />

Lösung: Es ist naheliegend mit Information (vii) zu beginnen.<br />

Das Känguru ist also nicht als Schoßtier geeignet.<br />

(ii)<br />

=⇒ Es starrt nicht gerne in den Mond.<br />

(x)<br />

=⇒ Das Känguru jagt also nicht bei Nacht.<br />

(iv)<br />

=⇒ Fleischfressend ist es auch nicht.<br />

(viii)<br />

=⇒ Kängurus töten also auch keine Mäuse.<br />

(v)<br />

=⇒ Erkenntnis aus dieser Information: Das Känguru kann keine Katze sein.<br />

(i)<br />

=⇒ Das Känguru kann also nicht in diesem Haus sein.<br />

(vi)<br />

=⇒ Es mag mich nicht.<br />

(ix)<br />

=⇒ Weil es mich nicht mag, verabscheue ich es.<br />

(iii)<br />

=⇒ Ich gehe Kängurus aus dem Weg!<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den zehn Informationen, sollte ich Kängurus also besser aus dem Weg gehen.<br />

Anmerkung: Entsprechend <strong>der</strong> Formulierung <strong>von</strong> Information (i) weiß man auch direkt, dass keine Kängurus<br />

im Haus sein können. Dann gelangt man entspechend schneller zu dem Ergebnis, Kängurus lieber aus dem Weg<br />

zu gehen. Allerdings muss man dann noch die nicht verwendeten Informationen überprüfen, ob sich aus ihnen<br />

weitere Verhaltensweisen ableiten lassen. Was hier natürlich nicht <strong>der</strong> Fall ist.<br />

□<br />

Übungsblatt 6<br />

Aufgabe 26<br />

Beweisen Sie folgende Grenzwertaussagen:<br />

(a)<br />

(c)<br />

lim<br />

n→∞<br />

lim<br />

n→∞<br />

n 2 + n + 2<br />

4n 3 + 1<br />

1 + 2 3 + 3 3 + · · · + n 3<br />

= 0 (b) lim<br />

n→∞<br />

n 4 = 1 4<br />

(d)<br />

lim<br />

n→∞<br />

(n + 1) 2 − n 2<br />

= 2<br />

n<br />

(<br />

∑ n<br />

)<br />

1<br />

= 1<br />

k(k + 1)<br />

k=1<br />

Lösung:<br />

(a) Zunächst kürzen wir Zähler und Nenner durch n 3 n<br />

. Wir erhalten: lim 2 +n+2<br />

n→∞ 4n 3 +1<br />

Nun einige Vorbemerkungen:<br />

• Die Folge (a n ) n∈N = ( 1<br />

n<br />

(vgl. auch Skript 7.8 (3)).<br />

)<br />

n∈N<br />

= lim n→∞<br />

1<br />

n + 1<br />

n 2 + 2<br />

n 3<br />

.<br />

4+ 1<br />

n 3<br />

ist eine Nullfolge. Dies ergibt sich aus dem Archimedischen Prinzip<br />

• Mit dem Sandwich-Lemma (Skript 8.3) identifiziert man auch (b n ) n∈N = ( 1<br />

n<br />

als Nullfolge: Es<br />

)n∈N 2<br />

gilt nämlich 0 ≤ 1 n<br />

≤ 1 2 n ∀ n ∈ N. Zudem sind die konstante Folge (0) n∈N und ( )<br />

1<br />

n<br />

Nullfolgen.<br />

n∈N<br />

26


(b)<br />

• Mit dem gleichen Argument ist auch (c n ) n∈N = ( 1<br />

n<br />

eine Nullfolge.<br />

)n∈N 3<br />

• Mit <strong>der</strong> Permanenzeigenschaft (Skript 8.5) identifiziert man die Folgen (d n ) n∈N = ( 2<br />

(e n ) n∈N = ( 4 + 1 n<br />

als konvergente Folgen mit den Grenzwerten 0 bzw. 4.<br />

)n∈N 3<br />

n 3 )n∈N und<br />

1<br />

n<br />

Unter mehrfacher Verwendung <strong>der</strong> Permanenzregeln ergibt sich insgesamt: lim + 1<br />

n 2 + 2<br />

n 3<br />

n→∞ = 0 4+ 1<br />

n 3 4 = 0<br />

(n + 1) 2 − n 2 n 2 + 2n + 1 − n 2 (<br />

lim<br />

= lim<br />

= lim 2 + 1 )<br />

= lim<br />

n→∞ n<br />

n→∞ n<br />

n→∞ n<br />

2 + lim 1<br />

n→∞ n→∞ n = 2 + 0 = 2<br />

(c) Aus <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> ist die Formel ∑ n<br />

k=1 k3 = n2 (n+1) 2<br />

4<br />

bekannt. Hieraus ergibt sich:<br />

∑<br />

1 + 2 3 + 3 3 + . . . + n 3<br />

n<br />

k=1<br />

lim<br />

n→∞ n 4 = lim<br />

k3<br />

n→∞ n 4 = lim<br />

n→∞<br />

wie<strong>der</strong>um mittels Permanenzregeln.<br />

(d) Nach Übungsaufgabe 14 gilt ∑ n<br />

k=1<br />

Permanenzregeln:<br />

lim<br />

n→∞<br />

( n<br />

∑<br />

k=1<br />

1<br />

k(k + 1)<br />

)<br />

= lim<br />

n→∞<br />

1<br />

k(k+1) =<br />

n 2 (n+1) 2<br />

4<br />

n 4<br />

= lim<br />

n→∞<br />

n 2 (n + 1) 2<br />

= lim<br />

n→∞ 4 · n 4 =<br />

n 2 + 2n + 1<br />

4 · n 2 = lim<br />

n→∞<br />

1 + 2 n + 1 n 2<br />

4<br />

= 1 4<br />

n<br />

n+1<br />

. Hiermit erhält man wie<strong>der</strong>um unter Benutzung <strong>der</strong><br />

(<br />

n<br />

n + 1 = lim 1 − 1 )<br />

= lim<br />

n→∞ n + 1<br />

1 − lim<br />

n→∞ n→∞<br />

1<br />

n + 1 = 1 − 0 = 1<br />

□<br />

Aufgabe 27<br />

Die Folge (x n ) sei rekursiv definiert durch x 0 := 1 und x n := √ 1 + x n−1<br />

(x n ) konvergiert und den Grenzwert g := 1+√ 5<br />

2<br />

besitzt.<br />

für n ∈ N. Zeigen Sie, dass<br />

Lösung: Wir zeigen, dass (x n ) n∈N0 beschränkt (i) und monoton wachsend (ii) ist. Daraus folgt die Existenz<br />

eines eindeutigen Grenzwertes nach Monotonieprinzip (Skript 9.3)! Danach nutzen wir die rekursive Definition<br />

<strong>der</strong> Folge aus und bestimmen den Grenzwert.<br />

(i) Beschränktheit:<br />

Behauptung: 1 ≤ x n ≤ 2 ∀ n ∈ N 0<br />

Induktionsanfang (n = 0): 1 ≤ x 0 = 1 ≤ 2<br />

Induktionsvoraussetzung: 1 ≤ x n ≤ 2 gilt bereits.<br />

Induktionsschritt (n n + 1): Benutze die Monotonie <strong>der</strong> Quadratwurzel (vgl. Aufgabe 9(b)).<br />

1 ≤ √ 2 = √ 1 + 1 (IV)<br />

≤ √ 1 + x n = x n+1 = √ 1 + x n<br />

(IV)<br />

≤ √ 1 + 2 = √ 3 ≤ 2<br />

=⇒ (x n ) n∈N0 ist also beschränkt.<br />

(ii) Die Folge (x n ) n∈N0 ist monoton wachsend:<br />

Behauptung : x n ≥ x n−1<br />

∀ n ∈ N<br />

Induktionsanfang (n = 1): x 1 = √ Def<br />

1 + x 0 = √ 1 + 1 = √ 2 ≥ 1 Def<br />

= x 0<br />

Induktionsvoraussetzung: x n ≥ x n−1 gilt bereits.<br />

Induktionsschluss (n n + 1): Benutze erneut die Monotonie <strong>der</strong> Quadratwurzel.<br />

=⇒ (x n ) n∈N0 ist monoton wachsend.<br />

x n+1 = √ 1 + x n<br />

(IV)<br />

≥ √ 1 + x n−1 = x n<br />

27


Nach dem Monotonieprinzip (Skript 9.3) konvergiert die Folge (x n ) n∈N0 . Da alle Folgenglie<strong>der</strong> im Intervall<br />

[1, 2] liegen, liegt auch <strong>der</strong> (eindeutige) Grenzwert in diesem Intervall (vgl. Satz 8.1 im Skript).<br />

Für den Grenzwert x ∈ [1, 2] gilt x = lim n→∞ x n . Aufgrund <strong>der</strong> rekursiven Definition erfüllt dieser folgende<br />

Gleichung (Permanenzregeln anwendbar, da (x n ) n∈N0 ja konvergiert; Limes und Quadratwurzel vertauschen,<br />

vgl. Zentralübung):<br />

x = lim x √ √<br />

n = lim 1 + xn−1 = 1 + ( lim x ) √<br />

n−1 = 1 + x<br />

n→∞ n→∞<br />

n→∞<br />

Der letzte Schritt ist gültig, da für m := n − 1, die Bedingung n → ∞ äquivalent zu m → ∞ ist und folglich<br />

Def<br />

lim n→∞ x n−1 = lim m→∞ x m = x gilt.<br />

Der Grenzwert x erfüllt daher die Gleichung x = √ 1 + x o<strong>der</strong> äquivalent x 2 = 1 + x. Mit <strong>der</strong> p-q-Formel findet<br />

man die <strong>Lösungen</strong> <strong>der</strong> quadratischen Gleichung x 2 − x − 1 = 0 zu x 1 := 1+√ 5<br />

2<br />

und x 2 := 1−√ 5<br />

2<br />

. Da x 2 negativ<br />

ist und x 1 in [1, 2] liegt, ist x 1 = 1+√ 5<br />

2<br />

= g <strong>der</strong> gesuchte Grenzwert. □<br />

Aufgabe 28<br />

Die komplexe Folge (c n ) konvergiere gegen c ∈ C.<br />

( ∑n )<br />

k=1<br />

(a) Zeigen Sie, dass dann auch die Folge (σ n ) =<br />

c k<br />

gegen c konvergiert.<br />

n<br />

(b) Gilt auch die Umkehrung <strong>von</strong> (a)? Beweis o<strong>der</strong> Gegenbeispiel!<br />

Lösung:<br />

(a) Sei ε > 0 beliebig. Da (c n ) n∈N gegen c ∈ C konvergiert, gibt es ein N 1 := N( ε 2<br />

) ∈ N, so dass für alle<br />

n ≥ N 1 die Abschätzungung |c n − c| < ε 2<br />

gültig ist.<br />

Somit gilt für alle n ≥ N 1 :<br />

∑ n<br />

|σ n − c| =<br />

k=1 c ∣∑ k<br />

∣∣∣ n<br />

∣ − c<br />

n ∣ = k=1 (c ∣<br />

k − c)<br />

∣∣∣∣ ∑ N1−1<br />

n ∣ = k=1 (c ∑ n k − c) k=N<br />

+<br />

1<br />

(c k − c)<br />

n<br />

n ∣ ≤<br />

∑ ∣ N1−1<br />

k=1<br />

≤<br />

(c k − c)<br />

∣∣∣∣ ∑ n ∣ ∣ n ∣ + k=N 1<br />

(c k − c)<br />

∣∣∣∣ ∑ N1−1<br />

n ∣ ≤ k=1 (c k − c)<br />

∑ n n ∣ + k=N 1<br />

|c k − c|<br />

<<br />

n<br />

∑ N1−1<br />

k=1<br />

<<br />

(c k − c)<br />

∣ n ∣ + (n − N 1 + 1) · ε<br />

∑ ∣ N1−1<br />

2<br />

k=1<br />

≤<br />

(c k − c)<br />

n ∣ n ∣ + n · ε ∣∣∣∣ ∑ N1−1<br />

2<br />

n<br />

= k=1 (c k − c)<br />

n ∣ + ε 2<br />

Da ∣ ∑ N 1−1<br />

k=1 (c k − c) ∣ ∈ R konstant ist, gibt es nach Archimedischem Axiom ein N 2<br />

∀ n ≥ N 2 :<br />

∑ ∣<br />

N1−1<br />

k=1 (c k − c)<br />

∣∣ ∑ N1−1<br />

∣ n ∣ = k=1 (c k − c) ∣<br />

< ε n 2<br />

∈ N, so dass<br />

Damit gilt für alle n ≥ N := max {N 1 , N 2 }: |σ n − c| < ε 2 + ε 2<br />

(σ n ) n∈N gegen den Grenzwert c bewiesen ist.<br />

= ε, womit die Konvergenz <strong>der</strong> Folge<br />

(b) Die Umkehrung ist falsch, wie folgendes Gegenbeispiel zeigt:<br />

Sei c n := (−1) n . Dann konvergiert (σ n ) n∈N gegen 0, während (c n ) n∈N offensichtlich nicht konvergent<br />

ist (vgl. Skript 7.8 (5)).<br />

Elementare Begründung für die Konvergenz <strong>von</strong> (σ n ) n∈N gegen 0:<br />

28


Die Summe ∑ n<br />

k=1 c k ist entwe<strong>der</strong> 0 (n gerade) o<strong>der</strong> −1 (n ungerade). Somit ist | ∑ n<br />

k=1 c k| ≤ 1 für alle<br />

n ∈ N. Daraus folgt aber zu jedem vorgegebenem ε > 0 sofort die Existenz <strong>von</strong> N ∈ N mit:<br />

∑ n<br />

|σ n − 0| =<br />

k=1 c k<br />

∣ n ∣ = |∑ n<br />

k=1 c k|<br />

≤ 1 n n ≤ 1 N < ε<br />

für alle n ≥ N := ⌈ ⌉<br />

1<br />

ε + 1.<br />

□<br />

Aufgabe 29<br />

Sei a ∈ C, a ≠ 0, und √ a eine ihrer beiden Wurzeln. Zeigen Sie, dass die mit einem beliebigen<br />

Startwert z 0 ∈ C − R i √ ( )<br />

a durch z n+1 := 1 2<br />

z n + a<br />

z n<br />

rekursiv definierte Folge (z n ) gegen eine Wurzel<br />

aus a konvergiert und zwar gegen diejenige, die in <strong>der</strong>selben durch die Gerade G := R i √ a bestimmten<br />

Halbebene liegt wie z 0 . Was passiert bei z 0 ∈ G?<br />

Lösung: Wir definieren ω n := zn √ a<br />

. Dann gilt:<br />

z n+1 = 1 2<br />

(<br />

z n + a<br />

z n<br />

)<br />

⇐⇒<br />

z<br />

√ n+1<br />

= 1 ( √ )<br />

zn a<br />

√ +<br />

a 2 a z n<br />

⇐⇒ ω n+1 = 1 2<br />

(<br />

ω n + 1<br />

ω n<br />

)<br />

Es ist wegen <strong>der</strong> Proportionalität natürlich klar, dass z n genau dann konvergiert, wenn ω n konvergiert (Permanenzregel).<br />

Weiter ist z 0 ∈ R i √ a ⇐⇒ ω 0 ∈ R i, d.h. wir starten mit ω 0 = z0 √ a<br />

∈ C \ R i.<br />

Zuerst zeigen wir, dass <strong>der</strong> mögliche Grenzwert <strong>von</strong> ω n in <strong>der</strong> selben Halbebene bezüglich <strong>der</strong> Geraden R i wie<br />

ω 0 liegen muss: Für ω n = Re(ω n ) + i Im(ω n ) gilt nämlich<br />

(<br />

(<br />

ω n + 1 ω n +<br />

Re(ω n+1 ) + i Im(ω n+1 ) = ω n+1 = 1 2<br />

(<br />

= 1 2<br />

(<br />

= 1 2<br />

ω n<br />

)<br />

= 1 2<br />

)<br />

ω n<br />

|ω n | 2 =<br />

Re(ω n ) + i Im(ω n ) + 1<br />

|ω n | 2 (<br />

Re(ωn ) − i Im(ω n ) )) =<br />

Re(ω n ) ( 1 + 1 )<br />

|ω n | 2 +i Im(ω n ) ( 1 − 1 ) )<br />

|ω n | 2 (6.1)<br />

} {{ }<br />

>0<br />

also Re(ω n+1 ) > 0 ⇐⇒ Re(ω n ) > 0 ⇐⇒ Re(ω 0 ) > 0 ∀ n ∈ N und Re(ω n+1 ) < 0 ⇐⇒ Re(ω n ) < 0 ⇐⇒<br />

Re(ω 0 ) < 0 ∀ n ∈ N. Startet man also mit ω 0 in <strong>der</strong> rechten/linken Hälfte <strong>der</strong> komplexen Ebene, so liegen alle<br />

Folgenglie<strong>der</strong> ω n (n ∈ N) in dieser Halbebene.<br />

Es bleibt also nur noch zu zeigen, dass die Folge im ersten Fall gegen 1 im zweiten Fall gegen (−1) konvergiert<br />

(denn genau dann konvergiert (z n ) n∈N gegen √ a bzw. − √ a). Hierfür geben wir zwei mögliche Beweise:<br />

(a) Beweis:<br />

• Wir betrachten zunächst den Fall Re(ω 0 ) > 0 (rechte Halbebene) und zeigen Konvergenz <strong>der</strong> Folge<br />

(ω n ) n∈N gegen +1:<br />

Sei |ω n | ≤ 2 3<br />

, so gilt nach (6.1):<br />

Re(ω n+1 ) = 1 2 Re(ω n) ( 1 + 1 ) 1 ≥<br />

|ω n | 2 2 Re(ω n) ( 1 + 9 ) 13 =<br />

4 8 Re(ω n) > 0<br />

29


d.h. <strong>der</strong> Realteil <strong>der</strong> Folge (ω n ) n∈N wächst in jedem Schritt (unabhängig vom Imaginärteil) mindestens<br />

auf das 13 8 -fache an, bis schließlich |ω n| > 2 3 ist (spätestens, wenn Re(ω n) > 2 3 ist).<br />

Umgekehrt führt die Bedingung |ω n | ≥ 3 2<br />

auf die Ungleichung:<br />

0 ≤ |ω n+1 | =<br />

1( ∣ ωn + 1 ) ∣ ∣∣ ≤ 1 (<br />

|ω n | + 1 )<br />

≤ 1 2 ω n 2 |ω n | 2 |ω n| + 2 3 = 3 |ω n| + 4<br />

≤ 17<br />

6 18 |ω n|<br />

d.h. <strong>der</strong> Betrag <strong>der</strong> Folgenglie<strong>der</strong> ω n schrumpft in jedem Schritt auf das 17<br />

18-fache, bis schließlich<br />

|ω n | < 3 2 ist.<br />

OE kann man daher annehmen, daß bereits 2 3 < |ω 0| < 3 2<br />

gilt (Weglassen <strong>der</strong> ersten Folgenglie<strong>der</strong>).<br />

Speziell gilt dann für alle n ∈ N die Abschätzung 2 3 < |ω n| < 3 2<br />

, da (induktiv):<br />

2<br />

3 = 1 2<br />

2 ∣3 + 1 3 ∣ < |ω n+1| =<br />

1( ∣ ωn + 1 ) ∣ ∣∣ = 1 2 ω n 2 ∣ ω n + 1 ∣ ∣∣∣<br />

< 1 3<br />

ω n 2 ∣2 + 1 2 ∣ = 3 2<br />

2<br />

Alle Folgenglie<strong>der</strong> liegen somit in dem Kreisring mit innerem Radius 2 3 und äußerem Radius 3 2 um<br />

den Ursprung <strong>der</strong> komplexen Zahlenebene (geschnitten mit <strong>der</strong> rechten Halbebene, da Re(ω n ) > 0).<br />

Nun zeigen wir, daß <strong>der</strong> Abstand <strong>von</strong> ω n zu 1 in jedem Schritt mindestens um den Faktor √ 13<br />

4<br />

< 1<br />

kleiner wird:<br />

|ω n+1 − 1| =<br />

1<br />

∣2<br />

(<br />

ωn + 1<br />

ω n<br />

)<br />

− 1<br />

∣ ∣∣∣<br />

= 1 2<br />

∣ ω n + 1<br />

− 2<br />

ω n<br />

∣ = 1<br />

2 |ω n |<br />

= 1<br />

2 |ω n |<br />

wobei <strong>der</strong> Faktor √ 13<br />

4<br />

aus folgen<strong>der</strong> Abschätzung stammt:<br />

2<br />

3 < |ω n| < 3 2<br />

∣ ωn 2 + 1 − 2ω n<br />

∣ ∣ =<br />

∣ (ωn − 1) 2∣ ∣<br />

|ω n − 1| = |ω n − 1| <<br />

2 |ω n |<br />

3<br />

√<br />

13<br />

4 |ω n − 1|<br />

=⇒ 4 9 < |ω n| 2 =⇒ 1 < 9 4 |ω n| 2 + 2 Re(ω n ) = 9 } {{ } 4 |ω n| 2 + 2 · ωn + ω n<br />

2<br />

>0<br />

⇐⇒ |ω n − 1| 2 = (ω n − 1) · (ω n − 1) = |ω n | 2 − ω n − ω n + 1 < 13 4 |ω n| 2<br />

⇐⇒ |ω n − 1| 2<br />

4 |ω n | 2 < 13<br />

16<br />

=⇒ |ω n − 1|<br />

2 |ω n |<br />

√<br />

13<br />

< < 1<br />

4<br />

( √13 ) n<br />

Damit gilt |ω n − 1| ≤ · |ω0 − 1| und die Folge (ω n ) n∈N mit Re(ω 0 ) > 0 konvergiert gegen<br />

4<br />

+1. Äquivalent hierzu konvergiert (z n ) n∈N mit z 0 ∈ {z ∈ C | z = λ √ a + i µ √ a mit λ, µ ∈ R, λ > 0}<br />

(i.e. die Halbebene in <strong>der</strong> √ a liegt) gegen √ a.<br />

• Der Fall Re(ω 0 ) < 0 (äquivalent z 0 ∈ {z ∈ C | z = λ √ a + i µ √ a mit λ, µ ∈ R, λ < 0}, i.e. die<br />

Halbebene in <strong>der</strong> − √ a liegt) folgt völlig analog. Gleiche Abschätzungen ergeben Konvergenz <strong>von</strong><br />

(ω n ) n∈N gegen −1, d.h. Konvergenz <strong>von</strong> (z n ) n∈N gegen − √ a.<br />

(b) Beweis: Wie<strong>der</strong> führen wir nur den Fall Re(ω 0 ) > 0 aus:<br />

Man betrachte die Folge<br />

α n := ω n − 1<br />

ω n + 1<br />

Nach (6.1) gilt Re(ω n ) > 0 ∀ n ∈ N und <strong>der</strong> Nenner wird niemals 0.<br />

(α n ) n∈N konvergiert offensichtlich genau dann gegen 0, wenn (ω n ) n∈N gegen 1 konvergiert (genau dann<br />

wenn (z n ) n∈N gegen √ a konvergiert). Der Witz an <strong>der</strong> Sache ist die rekursive Definition <strong>von</strong> α n :<br />

( )<br />

α n+1 = ω 1<br />

n+1 − 1<br />

ω n+1 + 1 = 2<br />

ω n + 1<br />

ω n<br />

− 1<br />

( ) = ωn + 1<br />

ω n<br />

− 2<br />

1<br />

2<br />

ω n + 1<br />

ω n<br />

+ 1 ω n + 1<br />

ω n<br />

+ 2 = ω n 2 + 1 − 2ω n<br />

=<br />

ω n2 + 1 + 2ω n<br />

= (ω n − 1) 2<br />

(ω n + 1) 2 = α n 2 = ( α 0<br />

) 2(n+1)<br />

□<br />

30


kurzes Rechnen zeigt:<br />

|α 0 | 2 = α 0 · α 0 = ω 0 − 1<br />

ω 0 + 1 · ω0 − 1<br />

ω 0 + 1 = |ω 0| 2 − 2 Re(ω 0 ) + 1<br />

|ω 0 | 2 = 1 − 4 Re(ω 0)<br />

+ 2 Re(ω 0 ) + 1 |ω 0 + 1| 2<br />

} {{ } } {{ }<br />

=|ω 0+1| 2 >0<br />

Also geht (α n ) n∈N gegen 0 (geometrische Folge) und die Aussage ist gezeigt.<br />

Im Fall Re(ω 0 ) < 0 betrachte man die Folge β n := ωn+1<br />

ω n−1<br />

(wie<strong>der</strong> wird <strong>der</strong> Nenner nach (6.1) niemals 0).<br />

Diese konvergiert genau dann gegen 0, wenn (ω n ) n∈N gegen −1 konvergiert (äquivalent dazu konvergiert<br />

(z n ) n∈N gegen − √ a). Erneut gilt<br />

β n+1 = ω n+1 + 1<br />

ω n+1 − 1 = ω n 2 + 1 + 2ω n<br />

ω n2 + 1 − 2ω n<br />

= (ω n + 1) 2<br />

(ω n − 1) 2 = β n 2 = ( β 0<br />

) 2(n+1)<br />

und |β 0 | 2 = 1 + 4 Re(ω 0)<br />

|ω 0 − 1| 2 < 1 □<br />

} {{ }<br />


(a) Wenn sich Q o<strong>der</strong> R als Täter herausstellen, dann ist P unschuldig.<br />

(b) Ist aber P o<strong>der</strong> R unschuldig, dann muss Q <strong>der</strong> Täter sein.<br />

(c) Ist R schuldig, dann ist P Mittäter.<br />

Wer also war(en) <strong>der</strong>/die Täter, wer ist unschuldig?<br />

Lösung: Zunächst wollen wir die drei Aussagen aus <strong>der</strong> Umgangssprache in die Sprache <strong>der</strong> Logik übersetzen.<br />

Dabei ist Vorsicht bei Aussage zwei geboten: Die Negation steht nicht vor <strong>der</strong> Klammer (d.h. ¬(p ∨ r) ⇒ q ist<br />

keine richtige Übersetzung).<br />

Definition <strong>der</strong> logischen Aussagen:<br />

p: P ist Täter (bzw. Mittäter, falls es mehrere Täter gibt)<br />

q: Q ist Täter (Mittäter)<br />

r: R ist Täter (Mittäter)<br />

Damit erhält man folgende Übersetzung <strong>von</strong> KHK K’s Ermittlungen:<br />

(a) q ∨ r ⇒ ¬p (b) ¬p ∨ ¬r ⇒ q (c) r ⇒ p<br />

Im Wesentlichen gibt es drei verschiedene Möglichkeiten die Aufgabe zu lösen. Sicherlich am einfachsten (aber<br />

auch etwas stupide) ist es, eine Wahrheitstabelle anzufertigen. Es gibt drei Variablen p, q, r, d.h. 2 3 = 8<br />

Zeilen in <strong>der</strong> Tabelle. Zu überprüfen ist die logische Und-Verknüpfung <strong>der</strong> obigen drei Aussagen. Stellt sich die<br />

Aussagenkombination bei genau einer Zeile als wahr heraus, ist die Aufgabe eindeutig gelöst.<br />

Die zweite Möglichkeit besteht darin, die logische Und-Verknüpfung <strong>der</strong> drei Aussagen äquivalent umzuformen,<br />

bis die Lösung offensichtlich ist. Dabei benutzt man die aussagenlogische Äquivalenz: (a ⇒ b) ⇐⇒ (¬a ∨ b)<br />

und formt die Und-Verknüpfung <strong>der</strong> drei Bedingungen aussagenlogisch äquivalent um (vgl. Proposition 1.1 auf<br />

den Folien <strong>der</strong> Zentralübung):<br />

(q ∨ r ⇒ ¬p) ∧ (¬p ∨ ¬r ⇒ q) ∧ (r ⇒ p)<br />

⇐⇒ ( ¬(q ∨ r) ∨ ¬p ) ∧ ( ¬(¬p ∨ ¬r) ∨ q ) ∧ ( ¬r ∨ p )<br />

⇐⇒ ( (¬q ∧ ¬r) ∨ ¬p ) ∧ ( (p ∧ r) ∨ q ) ∧ ( ¬r ∨ p )<br />

( ((¬q ) ( ) ( ) ( ) )<br />

⇐⇒ ∧ ¬r) ∧ (p ∧ r) ∨ (¬q ∧ ¬r) ∧ q ∨ ¬p ∧ (p ∧ r) ∨ ¬p ∧ q ∧ ( ¬r ∨ p )<br />

⇐⇒ ( (¬q ∧ ¬r ∧ p ∧ r)<br />

} {{ }<br />

falsche Aussage<br />

⇐⇒ (¬p ∧ q) ∧ (¬r ∨ p)<br />

∨ (¬q ∧ ¬r ∧ q)<br />

} {{ }<br />

falsche Aussage<br />

⇐⇒ (¬p ∧ q ∧ ¬r) ∨ (¬p ∧ q ∧ p)<br />

} {{ }<br />

falsche Aussage<br />

⇐⇒ (¬p ∧ q ∧ ¬r)<br />

d.h. Q ist Täter und we<strong>der</strong> P noch R sind (Mit-)Täter.<br />

∨ (¬p ∧ p ∧ r) ∨ (¬p ∧ q) ) ∧ ( ¬r ∨ p )<br />

} {{ }<br />

falsche Aussage<br />

Alternativ geben wir eine dritte Möglichkeit, die sicherlich am ehesten dem Vorgehen des KHK K. entsprechen<br />

würde. Er wird verschiedene Verdachte haben und diese durchspielen. Dabei muss jedoch neben <strong>der</strong> Eindeutigkeit<br />

auch die Existenz <strong>der</strong> Lösung gezeigt werden. Schließlich könnten schlampige Ermittlungen zu sich<br />

wi<strong>der</strong>sprechenden Aussagen geführt haben. Das Aussagensystem ist also auf Konsistenz zu prüfen.<br />

32


Zur Eindeutigkeit:<br />

p<br />

r<br />

¬q<br />

(1)<br />

=⇒ ¬(q ∨ r) ⇐⇒ ¬q ∧ ¬r<br />

(1)<br />

=⇒ ¬p ∧ r<br />

(2)<br />

=⇒ ¬(¬p ∨ ¬r) ⇐⇒ p ∧ r<br />

(2)<br />

=⇒ ¬q ∧ q <br />

(3)<br />

=⇒ ¬p ∧ p <br />

(1)<br />

=⇒ p ∧ ¬p <br />

Falls das Aussagensystem konsistent ist, heißt die Lösung also q ∧ (¬p) ∧ (¬r).<br />

Um die Existenz <strong>der</strong> Lösung nachzuweisen, sind alle möglichen Schlüsse aus ihr zu ziehen. Dabei darf kein<br />

Wi<strong>der</strong>spruch auftreten.<br />

(1)<br />

q =⇒ ¬p wahr<br />

¬p<br />

¬r<br />

(2)<br />

=⇒ ¬p ∧ q<br />

Damit ist wie<strong>der</strong> Q als <strong>der</strong> einzige Täter entlarvt.<br />

(3)<br />

=⇒ q ∧ ¬r wahr<br />

(2)<br />

=⇒ q wahr<br />

□<br />

Übungsblatt 7<br />

Aufgabe 31<br />

Sei a ∈ R, a > 0, und x 0 ∈ R, x 0 > 0, so gewählt, dass a x 0 < 2 gilt. Zeigen Sie, dass die mit dem<br />

Startwert x 0 und durch x n+1 := 2x n − ax n 2 , für n ≥ 0 rekursiv definierte Folge (x n ) ab n ≥ 1 monoton<br />

wächst und gegen 1 a konvergiert.<br />

Zeigen Sie ferner, dass die Konvergenz quadratisch ist, d.h. es gibt eine positive reelle Zahl C, so<br />

dass für alle n ∈ N gilt<br />

∣ x n+1 − 1 a∣ (x ≤ C n − 1 ) 2<br />

a<br />

Für a = 7 und x 0 = 0,1 berechne man x 1 , x 2 , x 3 , x 4 , x 5 .<br />

Lösung: Die Beschränktheit <strong>von</strong> (x n ) n∈N erhält man sofort aus<br />

∀ n ∈ N : x n = 2x n−1 − ax 2 n−1 = 1 (<br />

a − a x 2 n−1 − 2 x n−1<br />

+ 1 )<br />

a a 2 = 1 (<br />

a − a x n−1 − 1 ) 2<br />

a<br />

} {{ }<br />

≥0 (a>0)<br />

Wir zeigen die Monotonie <strong>der</strong> Folge (x n ) n∈N wie in <strong>der</strong> Aufgabe verlangt. Für n ≥ 1 sieht man sofort:<br />

(<br />

x n+1 = 2x n − ax 2 n = x n (2 − a x<br />

}{{} n ) ≥ x n 2 − a 1 )<br />

= x n<br />

a<br />

≤a −1<br />

Natürlich folgt die Konvergenz <strong>der</strong> Folge (x n ) n∈N nun aus Satz 9.3 (Skript).<br />

Der Grenzwert z := lim n→∞ x n erfüllt – aufgrund <strong>der</strong> Rekursionsvorschrift – notwendig folgende Gleichung:<br />

≤ 1 a<br />

z = 2z − az 2<br />

⇐⇒ 0 = z − az 2 = z · (1 − az) ⇐⇒ z = 0 ∨ z = 1 a<br />

Da aber x 1 = 2x 0 − ax 2 0 = x 0 (2 − ax<br />

}{{} 0 ) > 0 und die Folge (x n ) n∈N ab n ≥ 1 monoton wächst, ist auch ihr<br />

0 wie gefor<strong>der</strong>t.<br />

33


Die quadratische Konvergenz ergibt sich wie folgt:<br />

∣<br />

∣x n+1 − 1 ∣<br />

} {{<br />

a<br />

}<br />

≤0<br />

∣ = 1 a − x n+1 = 1 ( )<br />

1<br />

a − 2x n + ax 2 n = a ·<br />

a 2 − 2x 1<br />

n<br />

a + x n 2 =<br />

( 2 (<br />

1<br />

= a · n)<br />

a − x ≤ C · x n −<br />

a) 1 2<br />

mit C ≥ a > 0<br />

Damit ergibt sich zugleich noch ein alternativer Beweis <strong>der</strong> Konvergenz: Aus <strong>der</strong> Gleichungskette<br />

∣ x n+1 − 1 ∣ ∣∣∣ a∣ = a x n − 1 a∣<br />

2<br />

(<br />

= a a<br />

∣ x n−1 − 1 a∣<br />

2 ) 2<br />

= . . . = a·a 2·. . .·a 2n ·<br />

∣ x 0 − 1 ∣<br />

a∣2 n+1 = 1 (<br />

a<br />

a ∣ x 0 − 1 a∣<br />

) 2<br />

n+1<br />

und <strong>der</strong> Tatsache, daß<br />

a<br />

∣ x 0 − 1 a∣ = |ax 0 − 1| < 1 (wegen 0 < ax 0 < 2)<br />

folgt<br />

0 ≤<br />

∣ x n+1 − 1 a∣ = 1 (<br />

a<br />

a ∣ x 0 − 1 a∣<br />

) 2<br />

n+1<br />

= 1 a |ax 0 − 1|<br />

} {{ }<br />

Digits:=75;<br />

Digits := 75<br />

> a:=7:x[0]:=0.1:for i from 1 to 7 do x[i]:=2*x[i-1]-a*x[i-1]^2 od;<br />

x 1 := 0.13<br />

x 2 := 0.1417<br />

x 3 := 0.14284777<br />

x 4 := 0.1428571422421897<br />

x 5 := 0.14285714285714285449568544449737<br />

x 6 := 0.1428571428571428571428571428571428080902311386783930763164415817<br />

x 7 := 0.142857142857142857142857142857142857142857142857142857142857142857126014022<br />

> evalf(1/7);<br />

0.142857142857142857142857142857142857142857142857142857142857142857142857142<br />

Bei Vergleich mit dem exakten Wert 1 7<br />

= 0.142857 erkennt man, dass sich die Anzahl <strong>der</strong> korrekten Dezimalstellen<br />

in jedem Iterationsschritt verdoppelt. Das Verfahren konvergiert also sehr schnell.<br />

□<br />

Aufgabe 32<br />

Sei (a n ) eine Folge positiver reeller Zahlen. Zeigen sie, dass folgende Eigenschaften äquivalent sind:<br />

(a) Zu je<strong>der</strong> reellen Zahl C > 0 gibt es eine natürliche Zahl N, so dass für alle n ∈ N mit n ≥ N<br />

gilt a n > C. (Man sagt: ”Die Folge (a n ) wächst über alle Grenzen”).<br />

(<br />

1<br />

(b) Die Folge (b n ) := ist eine Nullfolge.<br />

a n<br />

)<br />

34


Lösung: Seien C, ε > 0 reell mit ε = 1 C<br />

(mit C durchläuft auch ε alle positiven reellen Zahlen, ebenso<br />

umgekehrt) so gelten folgende Äquivalenzen:<br />

(a) ⇐⇒ ∀ C > 0 ∃ N ∈ N : ∀ n ∈ N mit n ≥ N gilt: a n > C<br />

⇐⇒<br />

⇐⇒<br />

⇐⇒<br />

∀ ε > 0 ∃ N ∈ N : ∀ n ∈ N mit n ≥ N gilt: a n > 1 ε<br />

1<br />

∀ ε > 0 ∃ N ∈ N : ∀ n ∈ N mit n ≥ N gilt: < ε<br />

a<br />

( n<br />

1<br />

konvergiert gegen Null<br />

a n<br />

)n∈N<br />

⇐⇒ (b n ) n∈N<br />

ist Nullfolge<br />

⇐⇒<br />

(b)<br />

□<br />

Aufgabe 33<br />

Sei a eine positive reelle Zahl. Man wähle eine positive reelle Zahl x 0 mit x 0 3 > a als Startwert und<br />

definiere rekursiv (für n ∈ N 0 ):<br />

x n+1 := x n + a − x n 3<br />

3x n<br />

2<br />

= 2x n 3 + a<br />

3x n<br />

2<br />

Zeigen Sie: (x n ) konvergiert monoton fallend gegen die eindeutig bestimmte positive Lösung <strong>der</strong><br />

Gleichung x 3 = a.<br />

Bezeichnung: lim n→∞ x n =: 3√ a<br />

Man zeige wie<strong>der</strong> die quadratische Konvergenz:<br />

∣<br />

∣x n+1 − 3√ a ∣ ∣ ≤ C (x n − 3√ a) 2<br />

Für a = 2 und x 0 = 2 bestimme man x 1 , x 2 , x 3 , x 4 , x 5 .<br />

(für ein C > 0 geeignet)<br />

Lösung: Es gilt: x n+1 = 1 3 (3x n +<br />

a<br />

x 2 n<br />

− x n ) = 1 3 (2x n + a<br />

x 2 n<br />

).<br />

1. Induktiv zeigt man, dass x n > 0 für alle n ∈ N 0 gilt. Für n = 0 ist dies nach ) Voraussetzung erfüllt<br />

(x 0 > 0). Weiter folgt aus x n > 0 (und a > 0) sofort x n+1 = 3( 1 2xn + a<br />

x 2 n<br />

> 0. Damit ist die Folge<br />

nach unten beschränkt.<br />

2. Für alle n ∈ N 0 gilt x n 3 ≥ a.<br />

Beweis: Der Induktionsanfang ist klar: x 3 0<br />

x 3 n ≥ a sofort:<br />

> a nach Voraussetzung. Im Induktionsschritt impliziert<br />

x 3 n+1 = x n3 · xn+1 3 ( ) 3 xn+1<br />

3<br />

= x<br />

x<br />

3 n3 · = x n<br />

n x n<br />

(<br />

xn + a−xn3<br />

3x n<br />

2<br />

x n<br />

) 3<br />

=<br />

3<br />

= x n<br />

(1 + a − x n 3 ) 3<br />

3<br />

≥ x n<br />

(1 + a − x n 3 )<br />

= x n3 ·<br />

3x n<br />

3<br />

x n<br />

3<br />

a<br />

x n<br />

3 = a<br />

wobei bei <strong>der</strong> Abschätzung “≥” nach unten die Bernoullische Ungleichung (mit Exponent 3) verwendet<br />

wurde, was möglich ist, da −2x n 3 < 0 < a und damit −1 < a−xn3<br />

3x n<br />

3 ≤ 0. □<br />

35


3. Nun können wir zeigen, daß für alle n ∈ N 0 gilt x n+1 ≤ x n , d.h. die Folge (x n ) n∈N ist monoton fallend.<br />

Beweis:<br />

x n+1 = 1 3<br />

(<br />

2x n +<br />

a )<br />

≤ x<br />

x<br />

2 n ⇐⇒ 2x n + a<br />

n x<br />

2 ≤ 3x n ⇐⇒ a<br />

n x<br />

2 ≤ x 3<br />

n ⇐⇒ a ≤ x n<br />

n<br />

□<br />

Aus 1. 2. und 3. folgt nun, dass die Folge (x n ) n∈N insgesamt monoton fallend und (durch 0) nach unten<br />

beschränkt ist, d.h. sie konvergiert nach Satz 9.3 (Skript) gegen einen eindeutigen Grenzwert, für welchen gilt:<br />

0 ≤ x = x + a − x3<br />

3x 2 o<strong>der</strong> äquivalent x 3 = a ∧ x ≥ 0<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: (x n ) n∈N konvergiert nach 1. und 3. monoton fallend gegen die eindeutig bestimmte positive<br />

Lösung <strong>der</strong> Gleichung x 3 = a.<br />

Wir zeigen nun die quadratische Konvergenz. Da x n+1 ≥ 3√ a und x = lim n→∞ x n = 3√ a gilt:<br />

∣<br />

∣x n+1 − 3√ a ∣ = x n+1 − x = 1 (<br />

2x n +<br />

a )<br />

− 1 (2x + a )<br />

3 x<br />

2 n 3 x 2<br />

= 1 (<br />

( 1<br />

2(x n − x) + a<br />

3<br />

x<br />

2 − 1 ))<br />

n x 2<br />

= 1 (<br />

( 1<br />

2(x n − x) + a − 1 ) ( 1<br />

· + 1 ))<br />

3<br />

x n x x n x<br />

= 1 (<br />

2(x n − x) + a x − x (<br />

n 1<br />

+ 1 ))<br />

3<br />

x n x x n x<br />

= 1 (<br />

3 (x n − x) 2 − a ( 1<br />

+ 1 ))<br />

x n x x n x<br />

= 1 3 (x n − x)<br />

(1 − x2<br />

x<br />

2 + 1 − x )<br />

n x n<br />

= 1 3 (x n − x) ·<br />

(1 − x )<br />

·<br />

((1 + x ) )<br />

+ 1<br />

x n x n<br />

= 1 ( )<br />

3 (x xn − x<br />

n − x) ·<br />

·<br />

(2 + x )<br />

x n x n<br />

= 1 3 · 1<br />

·<br />

(2 + x )<br />

· (x n − x) 2<br />

x n x n<br />

≤ C · (x n − x) 2 mit C := 1 x = 1<br />

3√ a<br />

> 0<br />

Die letzte Abschätzung gilt, da wegen x n ≥ x = 3√ a für alle n ∈ N 0 sofort<br />

1<br />

∀ n ∈ N 0 :<br />

3 · 1<br />

·<br />

(2 + x )<br />

≤ 1 x n x n 3 · 1<br />

x · 3 = 1 x = 3√ 1 =: C a<br />

folgt.<br />

Die ersten 7 Iterationen zu a = 2 und x 0 = 2 lassen sich in MAPLE z.B. mit <strong>der</strong> folgenden Schleife berechnen:<br />

> Digits:=75;<br />

Digits := 75<br />

> a:=2:x[0]:=2:for i from 1 to 7 do<br />

> x[i]:=evalf((2*x[i-1]^3+a)/(3*x[i-1]^2)) od;<br />

36


x 1 := 1.5<br />

x 2 := 1.29629629629629629629629629629629629629629629629629629629629629629629629630<br />

x 3 := 1.26093222474174855127236079617031997984378936759889140841521793902746283699<br />

x 4 := 1.25992186056592625032709872756596163029388789602612678875139513200243373224<br />

x 5 := 1.25992104989539477442883227583580694702571309648689103069245140042551622368<br />

x 6 := 1.25992104989487316476721082322559990978283014226995650436345102336814342785<br />

x 7 := 1.25992104989487316476721060727822835057025146470154499293074625036063252767<br />

> evalf(2^(1/3));<br />

1.25992104989487316476721060727822835057025146470150798008197511215529967651<br />

Wie<strong>der</strong> hat man also eine sehr schnelle Konvergenz (hohe Genauigkeit schon nach wenigen Schritten).<br />

□<br />

Aufgabe 34<br />

Zeigen Sie, dass die folgenden Reihen konvergieren und die angegebenen Summen haben<br />

∑ ( )<br />

∞ 1<br />

(a)<br />

k=0<br />

+ (−1)k = 11 ∑ ∞ k+3<br />

2 k 3 k 4<br />

(b)<br />

k=1 k(k+1)(k+2) = 5 4<br />

(c)<br />

∑ ∞<br />

k=1<br />

1<br />

(2k−1)<br />

= 3 2 4 s mit s := ∑ ∞<br />

k=1 1<br />

k 2<br />

(d)<br />

∑ ∞<br />

k=1<br />

1<br />

f k f k+2<br />

= 1<br />

dabei ist f k die k-te Fibonacci-Zahl.<br />

Lösung:<br />

(a) Wir fassen die gegebene Reihe als Grenzwert <strong>der</strong> Folge ihrer (endlichen) Partialsummen mit oberem<br />

Summationsindex N auf und dürfen für jede Partialsumme die geometrische Summenformel ∑ N<br />

k=0 qk =<br />

1−q N+1<br />

1−q<br />

∀N ∈ N, q ≠ 1 anwenden :<br />

∞∑<br />

k=0<br />

(<br />

1<br />

2 k + (−1)k ∑ N<br />

3 k = lim<br />

N→∞<br />

k=0<br />

( (<br />

1 −<br />

1 N+1<br />

2)<br />

) + 1 − ( −1<br />

3<br />

= lim<br />

N→∞<br />

3<br />

= lim<br />

N→∞<br />

2 ·<br />

1 − ( 1<br />

2<br />

(<br />

4<br />

3 − 4 3 · ( 1<br />

2<br />

) (<br />

1<br />

2 k + (−1)k<br />

∑ N<br />

3 k = lim<br />

N→∞<br />

k=0<br />

(<br />

) N+1<br />

)<br />

1 − ( )<br />

−1<br />

3<br />

) N+1<br />

+<br />

1<br />

2 − 1 2 · ( −1<br />

3<br />

= lim<br />

N→∞<br />

) ) N+1<br />

1 − ( 1<br />

2<br />

= lim<br />

N→∞<br />

N<br />

1<br />

2 k + ∑<br />

(<br />

k=0<br />

) N+1<br />

)<br />

· 4<br />

3 + (<br />

( ) ) k −1<br />

=<br />

3<br />

1<br />

2 · 4<br />

3<br />

2 + 3 4 − 2 · ( 1<br />

2<br />

1 − ( −1<br />

3<br />

) N+1<br />

)<br />

· 1<br />

2<br />

=<br />

) N+1<br />

−<br />

3<br />

4 · ( ) )<br />

−1 N+1<br />

3<br />

Da ∣ ∣ ( 1∣ 2 < 1 und −1∣ 3 < 1 geht <strong>der</strong> jeweilige Subtrahend −2 · 1 N+1<br />

2)<br />

bzw. −<br />

3<br />

4 · ( )<br />

−1 N+1<br />

3 gegen 0.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Permanenzregeln ergibt sich nach Grenzwertbildung das Resultat:<br />

∞∑<br />

k=0<br />

(<br />

1<br />

2 k + (−1)k 3<br />

3 k = lim<br />

N→∞ 2 · 4<br />

3 − 4 ( 1<br />

3 · 2<br />

(<br />

= lim<br />

N→∞<br />

) N+1<br />

+ 1 2 − 1 2 ·<br />

2 + 3 4 − 2 · ( 1<br />

2) N+1<br />

− 3 4 ·<br />

( ) ) N+1 −1<br />

=<br />

3<br />

( ) ) N+1 −1<br />

= 2 + 3 3<br />

4 = 11<br />

4<br />

k+3<br />

(b) Mittels Partialbruchzerlegung<br />

k(k+1)(k+2) = 3 2<br />

k<br />

− 2<br />

k+1 + 1 2<br />

(k+2)<br />

findet man folgende Darstellung <strong>der</strong> Reihe:<br />

∞∑<br />

k=0<br />

k + 3<br />

∞<br />

k(k + 1)(k + 2) = ∑ 3<br />

2k − 2<br />

k + 1 + 1<br />

2(k + 2) = 1 2 ·<br />

k=0<br />

∞∑<br />

k=0<br />

3<br />

k − 4<br />

k + 1 + 1<br />

k + 2<br />

37


Nun bedienen wir uns abermals <strong>der</strong> obigen Technik (Reihe ist Grenzwert <strong>der</strong> Folge ihrer Partialsummen):<br />

∞∑<br />

k=0<br />

k + 3<br />

k(k + 1)(k + 2) = lim 1<br />

N→∞ 2 ·<br />

N∑<br />

k=0<br />

(<br />

3<br />

k − 4<br />

k + 1 + 1<br />

k + 2 = 1 N<br />

)<br />

2 · lim<br />

∑ 3<br />

N→∞ k − 4<br />

k + 1 + 1<br />

k + 2<br />

k=0<br />

Nun schreiben wir die Summe in den ersten Elementen aus um zu sehen welche Terme sich möglicherweise<br />

wegheben. Offensichtlich heben sich <strong>der</strong> letzte Term einer Klammer mit dem zweiten Term <strong>der</strong> nächsten<br />

Klammer, sowie dem ersten Term <strong>der</strong> darauffolgenden Klammer weg (Teleskopsumme), so dass wir<br />

folgende Formel für unsere endliche Summe finden:<br />

N∑<br />

k=0<br />

3<br />

k − 4<br />

k + 1 + 1<br />

k + 2 =<br />

( ) (<br />

3<br />

=<br />

1 − 4 2 + ✁3<br />

✁1 3<br />

+<br />

2 − ✁3 ✁4 + ❆ 1 4<br />

(<br />

3<br />

. . . +<br />

✚ ✚<br />

)<br />

N−2 −❩ 4<br />

N−1 ❩<br />

+ ✓ ✓❙ ❙ 1 N<br />

+<br />

) (<br />

+<br />

)<br />

✁3 − ❆ 4 4 + ✁ 1 5<br />

✁❆ ❆<br />

+<br />

) (<br />

+<br />

(<br />

❩ 3<br />

N−1 − ❩ ✓ ✓❙ ❙ 4 N + 1<br />

N+1<br />

(<br />

3<br />

❆4 − ✁ 4 5 ✁❆ ❆ + ∥ ) 1 6<br />

+ . . .<br />

)<br />

✓ ✓❙ ❙ 3 N − 4<br />

N+1 + 1<br />

N+2<br />

=<br />

= 3 1 − 4 2 + 3 2 + 1<br />

N+1 − 4<br />

N+1 + 1<br />

N+2 = 5 2 − 3<br />

N+1 + 1<br />

N+2<br />

Einsetzen dieser Formel, sowie Ausführen des Grenzprozeßes unter Benutzung <strong>der</strong> Permanenzregeln ergibt<br />

das Resultat:<br />

( N<br />

)<br />

1<br />

2 · lim<br />

∑ 3<br />

N→∞ k − 4<br />

k + 1 + 1 = 1 ( 5<br />

k + 2 2 · lim<br />

N→∞ 2 − 3<br />

N + 1 + 1 )<br />

= 1 N + 2 2 · 5<br />

2 = 5 4<br />

k=0<br />

(c) Wir nutzen die Defintion <strong>der</strong> ζ-Funktion ζ(2) = ∑ ∞<br />

k=1 1<br />

k<br />

=: s aus:<br />

2<br />

∞∑<br />

k>0 gerade<br />

Damit gilt sich bereits die Behauptung:<br />

∞∑<br />

k=1<br />

∞<br />

1<br />

(2k − 1) 2 = ∑<br />

∞<br />

1<br />

k 2 = ∑ 1<br />

(2k) 2 = 1 ∞∑ 1<br />

4 k 2 = s 4<br />

k>0 ungerade<br />

k=1<br />

∞<br />

1<br />

k 2 = ∑ 1<br />

k 2 −<br />

k=1<br />

k=1<br />

∞<br />

∑<br />

k>0 gerade<br />

1<br />

k 2 = s − s 4 = 3 4 s<br />

(d) Wir wollen wie<strong>der</strong> wie in Teilaufgabe (a) und (b) vorgehen. Dazu benötigen wir jedoch zunächst eine<br />

Formel für unsere endliche Summe ∑ N 1<br />

k=1 f k f k+2<br />

. Ein weißes Blatt und etwas Experimentieren ergibt die<br />

nicht offensichtliche Vermutung ∑ N 1<br />

1<br />

k=1 f k f k+2<br />

= 1 −<br />

f N+1 f N+2<br />

, die per Induktion zu beweisen ist:<br />

Induktionsanfang (N = 1): ∑ 1 1<br />

k=1 f k f k+2<br />

= 1<br />

f 1f 3<br />

= 1 2 = 1 − 1 2 = 1 − 1<br />

f 2f 3<br />

Da f 1 = f 2 = 1 und f 3 = 2 ist, gilt die Gleichheit.<br />

Induktionsvoraussetzung: Für N gilt die Aussage.<br />

Induktionsschritt (N N + 1):<br />

N+1<br />

∑<br />

k=1<br />

1<br />

f k f k+2<br />

=<br />

N∑<br />

k=1<br />

1<br />

f k f k+2<br />

+<br />

1<br />

f N+1 f N+3<br />

IV<br />

= 1 −<br />

1<br />

f N+1 f N+2<br />

+<br />

1<br />

f N+1 f N+3<br />

=<br />

= 1 − 1 ( 1<br />

− 1 )<br />

= 1 − 1 ( )<br />

fN+3 − f N+2<br />

=<br />

f N+1 f N+2 f N+3 f N+1 f N+2 f N+3<br />

= 1 − 1 ( )<br />

fN+1<br />

= 1 −<br />

f N+1 f N+2 f N+3<br />

1<br />

f N+2 f N+3<br />

Weiter wissen wir daß die Folge (f n ) n∈N divergiert (Nach Aufgabe 24 (b) wächst sie über jede Grenze).<br />

Per Induktion zeigt man f n ≥ n − 1 ∀ n ∈ N:<br />

38


Induktionsanfang (n = 1, 2): f 1 = 1 ≥ 0 = 1 − 1 und f 2 = 1 ≥ 1 = 2 − 1<br />

Induktionsvoraussetzung: Für n gilt die Aussage bereits.<br />

Induktionsschritt (n n + 1): n + 1 ist mindestens 3, da wir ja im Induktionsanfang die Aussage schon<br />

für n = 1 und n = 2 gezeigt haben. Zudem ist f n ≥ 1 ∀ n ∈ N (vgl. Aufgabe 24 (b)).<br />

IV<br />

f n+1 = f n + f n−1 ≥ (n − 1) + fn−1 = n + f n−1 − 1 ≥ n<br />

} {{ }<br />

≥0<br />

Nach diesen Vorbereitungen beginnen wir mit unserer Argumentation: Wenn die Reihe ∑ ∞<br />

k=1<br />

Wert 1 haben soll, muß die Folge ihrer Partialsummen gegen 1 konvergieren, also:<br />

N∑ 1<br />

0 ≤ lim<br />

− 1<br />

N→∞ ∣ f k f k+2 ∣ = lim<br />

N→∞<br />

∣ 1 − 1<br />

− 1<br />

f N+1 f N+2<br />

∣ = lim<br />

k=1<br />

N→∞<br />

1<br />

f k f k+2<br />

den<br />

1<br />

1<br />

≤ lim<br />

f N+1 f N+2 N→∞ N(N + 1) = 0<br />

Folglich konvergiert die Folge <strong>der</strong> Partialsummen gegen 1 und die gegebene Reihe hat den Wert 1.<br />

□<br />

Aufgabe 35<br />

Bei unserer Zeitreise durch die Geschichte <strong>der</strong> Mathematik verweilen wir auf unserem fliegenden<br />

Teppich in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Christenverfolgung über <strong>der</strong> Arena des Kolosseums in Rom und entdecken<br />

in <strong>der</strong> kreisförmigen Arena einen Christen und einen sehr hungrigen Löwen an verschiedenen Stellen<br />

<strong>der</strong> Arena, die aber beide gleich schnell laufen können. Zur Einfachheit denken wir uns beide jeweils<br />

zu einem Punkt geschrumpft.<br />

Was würden Sie an Stelle des Christen tun?<br />

(a) Ein Stoßgebet zum Himmel schicken und auf ein Wun<strong>der</strong> hoffen?<br />

(b) Was sonst? (Versuchen Sie eine Überlebensstrategie zu entwickeln.)<br />

Tipp: Die Reihe ∑ 1<br />

k 2 ist konvergent, die Reihe ∑ 1<br />

k<br />

ist divergent.<br />

Lösung: In <strong>der</strong> Literatur gibt es verschiedene Lösungsansätze zu diesem Problem. Eine erfolgreiche Überlebensstrategie<br />

funktioniert wie folgt – dabei leiten wir als “Gottesbote” auf unserem fliegenden Teppich den ehrfürchtigen<br />

Christen wie folgt an:<br />

Zunächst müssen wir sicherstellen, daß <strong>der</strong> Christ sich zumindest ein kleines Stück vom Rand <strong>der</strong> Arena<br />

wegbewegt. Dazu lassen wir ihn 1 3<br />

des Abstandes d > 0 zwischen ihm und dem Löwen direkt auf den Löwen zu<br />

laufen. Auf diese Weise stellen wir zudem sicher, daß <strong>der</strong> Christ gottesfürchtig genug ist und den unergründlichen<br />

– für ihn gefährlich anmutenden – Weisungen Gottes folgt. Natürlich kann währenddessen <strong>der</strong> Löwe höchstens<br />

1<br />

3<br />

des anfänglichen Abstandes auf den Christen zulaufen. Da die Arena kreisförmig (d.h. konvex) ist und<br />

sowohl Christ als auch Löwe an verschiedenen Punkten starten, befinden sie sich nach dieser Startphase noch<br />

mindestens 1 3 ·d <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Christ genau a > 0 vom Rand <strong>der</strong> Arena entfernt (elementargeometrische<br />

√<br />

Überlegung mit Pythagoras ergibt a ≥ R− R 2 − 2d2<br />

9<br />

, wobei R den Radius <strong>der</strong> Arena bezeichnet; Zeichnung).<br />

Nun haben wir den Christen lange genug auf die Probe gestellt. Wir wählen daher ε := d 3<br />

> 0 und weisen den<br />

Christ an, sich nach folgendem Algorithmus zu bewegen (die Position des Christen im n-ten Schritt sei C n , die<br />

des Löwen L n ):<br />

Die Verbindungsgerade C n L n teilt die Arena in zwei Teile.<br />

Liegt <strong>der</strong> Mittelpunkt in einem dieser Teile, so läuft <strong>der</strong> Christ senkrecht <strong>zur</strong> Verbindungsgeraden C n L n in eben<br />

diesen (größeren) Teil. Dabei überquert er im Punkt M n den Durchmesser <strong>der</strong> Arena, <strong>der</strong> parallel zu C n L n ist.<br />

Ab dieser Stelle läuft <strong>der</strong> Christ (in <strong>der</strong> gleichen Richtung) noch genau die Distanz ε n und erreicht damit C n+1.<br />

39


Liegt das Zentrum dagegen auf <strong>der</strong> Geraden C n L n (diese ist selbst <strong>der</strong> Durchmesser), so kann <strong>der</strong> Christ<br />

senkrecht zu C n L n beliebig in eine <strong>der</strong> beiden Hälften laufen und erreicht wie<strong>der</strong> nach einer Distanz <strong>von</strong> ε n den<br />

Punkt C n+1 .<br />

Wir müssen nun noch zeigen, daß <strong>der</strong> Christ auf diese Weise beliebig lange überleben kann, d.h. daß sich <strong>der</strong><br />

gesamte Vorgang innerhalb <strong>der</strong> Arena abspielt, er eine unendlich lange Wegstrecke <strong>zur</strong>ücklegt und <strong>der</strong> Abstand<br />

zum Löwen dabei stets (für alle n ∈ N und auf den Laufwegen dazwischen) positiv bleibt.<br />

• Behauptung: Der Abstand zwischen Christ und Löwe ist stets positiv.<br />

Dies zeigt man induktiv: Der Abstand ‖C 1 − L 1 ‖ 2<br />

<strong>von</strong> C 1 zu L 1 ist mindestens d 3<br />

> 0. Sei zu Beginn<br />

des n-ten Schrittes <strong>der</strong> Abstand ‖C n − L n ‖ 2<br />

Christ zu Löwe positiv. Für jeden Punkt p auf <strong>der</strong><br />

√<br />

Strecke C n C n+1 erhält man ein rechtwinkliges <strong>Dr</strong>eieck ∆(L n C n p), in dem nach Pythagoras ‖p − L n ‖ 2<br />

=<br />

‖p − C n ‖ 2 2 + ‖C n − L n ‖ 2 2 > ‖p − C n‖ 2<br />

gilt. Der Löwe kann den Christen also auch bei optimaler Strategie<br />

(kürzester Laufweg) nicht erreichen und <strong>der</strong> Abstand ist auch für p = C n+1 noch positiv. Für die<br />

Startpositionen des nächsten Schrittes gilt wie<strong>der</strong>:<br />

‖C n+1 − L n+1 ‖ 2<br />

≥ ‖C n+1 − L n ‖ 2<br />

− ‖L n+1 − L n ‖ 2<br />

≥ ‖C n+1 − L n ‖ 2<br />

− ‖C n+1 − C n ‖ 2<br />

> 0<br />

• Behauptung: Der gesamte Vorgang findet innerhalb <strong>der</strong> Arena statt.<br />

Wie<strong>der</strong> impliziert Pythagoras:<br />

‖C n+1 − O‖ 2 2 = ‖C n+1 − M n ‖ 2 2 + ‖M n − O‖ 2 2 ≤ ( ε<br />

n) 2<br />

+ ‖Cn − O‖ 2 2 ≤<br />

( ε<br />

≤<br />

n<br />

∑ n<br />

= ε 2<br />

j=1<br />

) ( 2 2 ε<br />

(<br />

+ + ‖C n−1 − O‖<br />

n − 1) 2 ε<br />

) ( 2 ε<br />

2 ≤ +<br />

n n − 1<br />

) 2 ( ε<br />

) 2<br />

+ . . . + + ‖C1 − O‖ 2 2<br />

1<br />

=<br />

1<br />

j 2 + ‖C 1 − O‖ 2 2 < ε2 · ζ(2) + ‖C 1 − O‖ 2 2 ≤ 2 · ε2 + ‖C 1 − O‖ 2 2 ≤ 2 9 d2 + (R − a) 2 ≤ R 2<br />

Für den Abstand jedes Punktes p auf <strong>der</strong> Strecke C n C n+1 zum Mittelpunkt O <strong>der</strong> Arena gilt damit:<br />

‖p − O‖ 2<br />

≤ max {‖C n − O‖ 2<br />

, ‖C n+1 − O‖ 2<br />

} < R<br />

und <strong>der</strong> gesamte Weg des Christen verläuft somit innerhalb <strong>der</strong> Arenamauern.<br />

• Behauptung: Der Christ kann eine unendlich lange Wegstrecke <strong>zur</strong>ücklegen.<br />

Im n-ten Schritt legt <strong>der</strong> Christ zumindest die Distanz ε n<br />

<strong>zur</strong>ück. Somit gilt für die Gesamtdistanz bis<br />

zum n-ten Schritt:<br />

n∑<br />

n∑<br />

n<br />

ε<br />

‖C j+1 − C j ‖ 2<br />

≥<br />

j = ε · ∑ 1 n→∞<br />

−−−→ ∞<br />

j<br />

j=1<br />

Da die harmonische Reihe divergiert, wächst die <strong>zur</strong>ückgelegte Distanz über alle Grenzen.<br />

j=1<br />

=⇒ Der Christ überlebt mit dieser Strategie unendlich lange (vielleicht hat er ja bereits das ewige Leben,<br />

während <strong>der</strong> “ungläubige” Löwe sicher nach endlicher Zeit stirbt).<br />

□<br />

j=1<br />

Übungsblatt 8<br />

Aufgabe 36<br />

Untersuchen Sie, für welche z ∈ C die folgenden Reihen konvergieren<br />

∑ ( z k<br />

k 2 )k≥1<br />

,<br />

∑ (<br />

k! z<br />

k ) k≥0 , ∑ ( k!<br />

k k zk )k≥1<br />

40


Lösung:<br />

(i) Behauptung: ∑ ∞<br />

k=1 zk<br />

k<br />

ist absolut konvergent für |z| ≤ 1 und sonst divergent.<br />

2<br />

Wir beweisen dies mit Hilfe des Wurzelkriteriums (im Skript 10.2.13):<br />

√ ∣∣∣∣ ∣ √<br />

k<br />

z k ∣∣∣ 1<br />

k 2 = |z| k k 2 = (<br />

|z|<br />

)<br />

k√ 2<br />

k<br />

k→∞<br />

−−−→ |z|<br />

denn aus <strong>der</strong> Ungleichung zwischen arithmetischem und geometrischem Mittel (Kapitel 6 im Skript)<br />

erkennt man<br />

1 = min {k, 1} ≤ k√ k · 1 = k√ k = (√ k · √k<br />

· 1<br />

}<br />

· .<br />

{{<br />

. . · 1<br />

}<br />

k−2 mal<br />

) 1<br />

k<br />

≤<br />

√<br />

k +<br />

√<br />

k + (k − 2)<br />

k<br />

=<br />

= 1 + 2 √<br />

k<br />

− 2 k<br />

k→∞<br />

−−−→ 1<br />

woraus folgt, dass k√ k k→∞<br />

−−−→ 1 (vgl. auch Beispiel 7.8 (11) im Skript).<br />

√ ∣∣∣ ∣<br />

k z<br />

Wir sehen, dass lim k ∣∣<br />

k→∞ k = |z| ist. Damit konvergiert die Reihe absolut, wenn |z| < 1 und<br />

2<br />

divergiert, falls |z| > 1. Im Fall |z| = 1 macht das Wurzelkriterium keine Aussage. Die Reihe ist in diesem<br />

Fall aber ebenfalls absolut konvergent, denn die Reihe <strong>der</strong> Absolutbeträge ∑ ∣<br />

∞<br />

∣∣ ∑<br />

k=1 ∣ zk ∞<br />

k =<br />

|z| k<br />

2 k=1 k<br />

=<br />

∑ 2 ∞<br />

k=1 1<br />

k<br />

= ζ(2) konvergiert unter <strong>der</strong> Voraussetzung |z| = 1.<br />

2<br />

(ii) Behauptung: Die Reihe ∑ ∞<br />

k=0 k!zk ist divergent für alle komplexen Zahlen z ≠ 0 (und trivialerweise<br />

konvergent für z = 0).<br />

Wir beweisen mit Hilfe des Quotientenkriteriums (im Skript 10.2.11):<br />

∀ z ≠ 0 :<br />

∣ a k+1 ∣∣∣<br />

∣ =<br />

a k<br />

∣<br />

∣<br />

(k + 1)! · z k+1 ∣∣∣ (k + 1)! · |z|k+1<br />

k! · z k =<br />

k! · |z| k = (k + 1) · |z| k→∞<br />

−−−→ ∞<br />

Daher muss die Reihe für alle z ≠ 0 divergieren. Für z = 0 ergibt sich mit <strong>der</strong> Konvention 0 0 := 1 die<br />

Reihe 1 + 0 + 0 + . . ., diese ist offensichtlich konvergent (ihr Wert ist 1).<br />

(iii) Behauptung: ∑ ∞<br />

k=1 k! z k ist absolut konvergent für |z| < e und divergent für |z| ≥ e.<br />

k k<br />

Wir ziehen für den Beweis wie<strong>der</strong> das Quotientenkriterium heran:<br />

∣ ∣ ∣ a k+1 ∣∣∣ ∣ =<br />

z k+1 · (k + 1)! · k k<br />

∣∣∣<br />

a k<br />

∣(k + 1) k+1 · z k · k! ∣ = z · k k ∣∣∣<br />

(k + 1) k =<br />

|z|<br />

(<br />

1 +<br />

1<br />

k<br />

k→∞<br />

) k<br />

−−−→ |z|<br />

e<br />

∣ ∣ ∣∣ a<br />

Damit ist lim k+1 ∣∣<br />

k→∞ a k<br />

=<br />

|z|<br />

e<br />

. Der Grenzwert ist kleiner 1 genau für |z| < e, d.h. die Reihe konvergiert<br />

absolut für |z| < e. Er ist größer 1 genau für |z| > e und die Reihe divergiert in diesem Fall.<br />

Im Fall |z| = e macht das Quotientenkriterium folgende Aussage:<br />

∀ |z| = e, k ∈ N :<br />

Die Reihe ist hier also divergent.<br />

∣<br />

a k+1<br />

a k<br />

∣ ∣∣∣<br />

=<br />

|z|<br />

) k<br />

=<br />

(<br />

1 +<br />

1<br />

k<br />

e<br />

(<br />

1 +<br />

1<br />

k<br />

) k<br />

≥ 1 da<br />

(<br />

1 + 1 k<br />

) k<br />

≤ e<br />

□<br />

41


Aufgabe 37<br />

Geben Sie die ersten 10 Summanden einer Umordnung <strong>der</strong> alternierenden harmonischen Reihe<br />

1 − 1 2 + 1 3 − 1 4 + · · · + (−1)n−1<br />

n<br />

+ · · · an, welche die Summe 1 hat.<br />

Lösung: Die alternierende harmonische Reihe ist bedingt konvergent (i.e. konvergent, aber nicht absolut<br />

konvergent). Die Existenz <strong>der</strong> gesuchten Umordnung ist sichergestellt durch den Riemannschen Umordnungssatz<br />

für bedingt konvergente Reihen ∑ a k (Satz 10.4.6). Das hier <strong>zur</strong> Lösung angegebene Verfahren funktioniert<br />

analog bei je<strong>der</strong> bedingt konvergenten Reihe und liefert zugleich einen konstruktiven Beweis des Riemannschen<br />

Umordnungssatzes. Der Notation des Skripts folgend, bezeichnen wir mit (a + k ) die Teilfolge <strong>von</strong> (a k) bestehend<br />

aus den positiven Folgenglie<strong>der</strong>n und mit (a − k<br />

) diejenige bestehend aus den Absolutbeträgen <strong>der</strong> negativen<br />

(Nullen werden weggelassen). In unserem Beispiel ist (a + k ) = (1, 1 3 , 1 5 , 1 7 , . . .) und (a− k ) = ( 1 2 , 1 4 , 1 6 , . . .).<br />

Man geht folgen<strong>der</strong>maßen vor: In einer Summe A 0 summiert man zunächst so viele positive Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Folge<br />

(a + k<br />

) auf, bis <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Summe erstmals größer gleich dem gewünschten Grenzwert c ist. In unserem Fall<br />

A 0 := 1. In einer zweiten Summe B 0 subtrahiert man <strong>von</strong> A 0 so viele Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Folge (a − k<br />

), bis <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong><br />

Summe gerade kleiner als c ist. Bei uns also B 0 := 1 − 1 2 .<br />

Daraus bestimmt man dann A 1 indem man zu B 0 so viele <strong>der</strong> nächsten, noch nicht benutzten Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Folge<br />

(a + k ) hinzuaddiert bis die Summe wie<strong>der</strong> gerade größer als c ist. Bei uns also A 1 := 1 − 1 2 + 1 3 + 1 5<br />

≈ 1, 033. Die<br />

Summe B 1 erhält man genau wie oben wie<strong>der</strong> aus A 1 durch Subtraktion so vieler <strong>der</strong> noch nicht benutzten<br />

Glie<strong>der</strong> <strong>von</strong> (a − k ), dass die Summe gera<strong>der</strong> kleiner als c ist. In unserem Fall brauchen wir dazu nur 1 4 <strong>von</strong> A 1<br />

zu subtrahieren. Also B 1 := 1 − 1 2 + 1 3 + 1 5 − 1 4<br />

≈ 0, 783.<br />

Jetzt bestimmt man A 2 aus B 1 genauso wie man oben A 1 aus B 0 gewonnen hat und B 2 aus A 2 genauso wie<br />

oben B 1 aus A 1 . Dann erhält man A 2 := 1 − 1 2 + 1 3 + 1 5 − 1 4 + 1 7 + 1 9 ≈ 1, 037 und B 2 := 1 − 1 2 + 1 3 + 1 5 −<br />

1<br />

4 + 1 7 + 1 9 − 1 6<br />

≈ 0, 871.<br />

Nun ist klar wie es weiter geht: Man bestimmt immer A i aus B i−1 und dann B i aus A i . Wir haben mit<br />

diesem Verfahren eine induktive Definition <strong>von</strong> A i und B i gegeben. Klarerweise ergibt sich eine Umordnung<br />

<strong>der</strong> ursprünglichen Reihe, da ja sukzessive (in jedem Schritt mindestens ein Glied hinzunehmen) alle Glie<strong>der</strong> aus<br />

(a + k ) bzw. (a− k<br />

) genau einmal verwendet werden. In unserem Fall erhält man die gesuchten zehn Summanden<br />

direkt aus A 3 := 1 − 1 2 + 1 3 + 1 5 − 1 4 + 1 7 + 1 9 − 1 6 + 1<br />

11 + 1<br />

13<br />

≈ 1, 038<br />

Die Konvergenz <strong>der</strong> so konstruierten Reihe definiert durch die Folge ihrer Partialsummen (A i ) gegen c folgt<br />

nun aus <strong>der</strong> Tatsache, dass (a + k ) als Teilfolge <strong>der</strong> Nullfolge (a k) (die Reihe ∑ a k konvergiert ja, d.h. (a k ) muss<br />

Nullfolge sein) selbst eine Nullfolge ist und sich (A i ) <strong>von</strong> c höchstens um das zuletzt hinzu addierte Folgenglied<br />

aus (a + k<br />

) unterscheiden kann.<br />

Zur Wohldefiniertheit <strong>der</strong> obigen Konstruktion ist es noch notwendig, dass auch stets genügend viele ”große”<br />

Glie<strong>der</strong> aus (a + k ) und (a− k ) <strong>zur</strong> Verfügung stehen um A i > c aus B i−1 < c bzw. B i < c aus A i > c konstruieren<br />

zu können. Das folgt aber direkt aus <strong>der</strong> Bemerkung (b) zu Satz 10.4.3, wonach für eine beliebige bedingt<br />

konvergente Reihe ∑ a k , die Reihen ∑ a + k und ∑ a − k<br />

divergent sind und also über alle Grenzen wachsen (alle<br />

ihre Glie<strong>der</strong> sind positiv).<br />

□<br />

Aufgabe 38<br />

(a) Stellen Sie die rationale Zahl 1 9<br />

für g = 10, g = 7 und g = 12 jeweils als g-al-Bruch dar.<br />

(b) Zeigen Sie: Hat die reelle Zahl r ∈ [0, 1[ die g-al-Entwicklung<br />

r = 0, z 1 z 2 z 3 . . .<br />

dann ist r genau dann rational, wenn es ein p ∈ N und N ∈ N gibt, so dass für alle n ∈ N mit<br />

n ≥ N gilt z n+p = z n (schließlich periodische g-al-Bruchentwicklung).<br />

Lösung:<br />

42


(a) Man arbeitet nach dem g-al-Algorithmus (Theorem 10.3.4 im Skript): Sei g = 10, z 0 := 0 und r 0 := r = 1 9<br />

z 1 := [10r 0 ] = [ ]<br />

10<br />

9 = 1, r1 := 10r 0 − z 1 = 10 9 − 1 = 1 9<br />

z 2 := [10r 1 ] = [ ]<br />

10<br />

9 = 1, r2 := 10r 1 − z 2 = 10 9 − 1 = 1 9<br />

z 1 = z 2 = z 3 = . . . = 1 r = 1 9<br />

= 0.1 = 0.1111 . . .<br />

Sei g = 7, z 0 := 0 und r 0 := r = 1 9<br />

z 1 := [7r 0 ] = [ 7<br />

9]<br />

= 0, r1 := 7r 0 − z 1 = 7 9 − 0 = 7 9<br />

z 2 := [7r 1 ] = [ ]<br />

49<br />

9 = 5, r2 := 7r 1 − z 2 = 49 9 − 5 = 4 9<br />

z 3 := [7r 2 ] = [ ]<br />

28<br />

9 = 3, r3 := 7r 2 − z 3 = 28 9 − 3 = 1 9<br />

z 4 := [7r 3 ] = [ 7<br />

9]<br />

= 0, r4 := 7r 3 − z 4 = 7 9 − 0 = 7 9<br />

z 3k+1 = 0, z 3k+2 = 5, z 3k+3 = 3 ∀ k ∈ N 0 r = 1 9<br />

= 0.053 = 0.053053053 . . .<br />

Sei g = 12, z 0 := 0 und r 0 := r = 1 9<br />

z 1 := [12r 0 ] = [ ]<br />

12<br />

9 = 1, r1 := 12r 0 − z 1 = 12 9 − 1 = 3 9<br />

z 2 := [12r 1 ] = [ ]<br />

36<br />

9 = 4, r2 := 12r 1 − z 2 = 36 9 − 4 = 0<br />

z 3 := [12r 2 ] = [0] = 0, r 3 := 12r 2 − z 3 = 0 − 0 = 0<br />

z 1 = 1, z 2 = 4, z 3 = z 4 = z 5 = . . . = 0 r = 1 9 = 0.14<br />

(b) ”=⇒”: Sei r ∈ [0, 1[ ∩ Q rational, r = a b mit a ∈ N 0, b ∈ N, a < b.<br />

Betrachtet man den g-al Algorithmus, so erkennt man sofort, daß mit r 0 = r = a b auch alle Reste r j (j ∈<br />

N 0 ) die Form 0 b , 1 b , . . . , b−1<br />

b<br />

haben. Man hat also nur endlich viele Möglichkeiten. Nach Schubfachprinzip<br />

existieren i < j ∈ N 0 mit r i = r j . Dies impliziert z i+1 = [g r i ] = [g r j ] = z j+1 und r i+1 = g r i − z i+1 =<br />

g r j − z j+1 = r j+1 und induktiv ∀ k ∈ N : z i+k = z j+k ∧ r i+k = r j+k .<br />

Die Reste und die Ziffern wie<strong>der</strong>holen sich daher ab <strong>der</strong> Stelle N := i + 1 mit Periode p := j − i > 0,d.h.<br />

∀ n ∈ N mit n ≥ N gilt:<br />

z n = z i+k = z j+k = z j−i+i+k = z p+i+k = z n+p<br />

und<br />

r n = r i+k = r j+k = r j−i+i+k = r p+i+k = r n+p (mit k := n − i ∈ N)<br />

Die g-al Entwicklung <strong>von</strong> r ist (schließlich) periodisch.<br />

”⇐=”: Sei die g-al Entwicklung r = 0, z 1 z 2 z 3 . . . <strong>von</strong> r ∈ [0, 1[ (schließlich) periodisch, i.e. ∃ N ∈<br />

N, p ∈ N : ∀ n ≥ N : z n+p = z n so gilt:<br />

r =<br />

∞∑<br />

j=1<br />

N−1<br />

z j<br />

g j = ∑<br />

=<br />

=<br />

N−1<br />

∑<br />

j=1<br />

N−1<br />

∑<br />

j=1<br />

j=1<br />

⎛<br />

∞<br />

z j<br />

g j + ∑<br />

⎝<br />

i=0<br />

N+p−1<br />

z j<br />

g j + ∑<br />

j=N<br />

N+(i+1)·p−1<br />

∑<br />

j=N+i·p<br />

⎞<br />

N−1<br />

z j<br />

∑<br />

N+p−1<br />

⎠<br />

z j<br />

g j =<br />

g j + ∑<br />

j=1<br />

z j<br />

g j + 1 N+p−1<br />

g p ·<br />

∑ z j+p<br />

g j + 1<br />

g 2p ·<br />

j=N<br />

(<br />

z j<br />

g j + 1 + 1 g p + 1 ) N+p−1<br />

g 2p + . . . ∑ z j<br />

·<br />

j=N<br />

j=N<br />

N+p−1<br />

∑<br />

j=N<br />

N−1<br />

gj =<br />

∑<br />

j=1<br />

N+2p−1<br />

z j<br />

g j + ∑<br />

N+3p−1<br />

z j<br />

g j + ∑<br />

z j+2p<br />

g j<br />

∞<br />

z j<br />

g j + ∑<br />

k=0<br />

=<br />

j=N+p<br />

j=N+2p<br />

+ . . . z j = z j+p = z j+2p<br />

=<br />

( ) k N+p−1<br />

1 ∑<br />

g p ·<br />

N−1<br />

∑<br />

j=1<br />

j=N<br />

z j<br />

g j =<br />

z j<br />

g j +. . . =<br />

z j<br />

g j + 1<br />

N+p−1<br />

∑ z j<br />

1 − 1 ·<br />

g<br />

g j<br />

p j=N<br />

43


wobei im letzten Schritt die Konvergenz <strong>der</strong> geometrischen Reihe ∑ ∞<br />

k=0<br />

benutzt wurde.<br />

Da ∑ N−1<br />

j=1<br />

z j<br />

g j<br />

∈ Q und ∑ N+p−1<br />

j=N<br />

z j<br />

g j ∈ Q ist auch r ∈ Q.<br />

(<br />

) k ∣ ∣<br />

1<br />

g =<br />

1 ∣∣ mit 1 ∣∣ p 1− 1<br />

g p g < 1<br />

p<br />

□<br />

Aufgabe 39<br />

Geben Sie eine Partialsumme an, welche die Summe <strong>der</strong> Reihe ∑ ∞<br />

approximiert.<br />

k=0 ik<br />

k!<br />

bis auf einen Fehler < 10 −8<br />

Lösung: Wir setzen exp(i) := ∑ ∞<br />

k=0 ik<br />

k!<br />

und S N (i) := ∑ N<br />

k=0 ik<br />

k!<br />

. Dann soll gelten:<br />

∣ ∞∑ i k<br />

∣∣∣∣ |exp(i) − S N (i)| =<br />

∣ k! ∣ = 1<br />

∞∑<br />

(N + 1)! · i k<br />

k! ∣ < 10−8 (8.1)<br />

Benutzung <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>eiecksungleichung ergibt:<br />

k=N+1<br />

k=0<br />

|exp(i) − S N (i)| ≤<br />

1<br />

(N + 1)! ·<br />

∞∑<br />

k=0<br />

|i| k<br />

k!<br />

=<br />

1<br />

(N + 1)! ·<br />

∞∑<br />

k=0<br />

1<br />

k! = 1<br />

(N + 1)! · e<br />

e<br />

Damit ist die obige Abschätzung (8.1) auf jeden Fall gültig, sobald<br />

(N+1)! < 10−8 ist. Man berechnet direkt,<br />

e<br />

daß dies für N ≥ 11 <strong>der</strong> Fall ist (<br />

(11+1)! = e<br />

12! = e<br />

479001600 ≈ 0.567489 · 10−8 ).<br />

Alternativ kann man die Aufgabe auch mithilfe <strong>der</strong> Abschätzung aus dem Leibniz-Kriterium (10.2.2 im Skript)<br />

lösen. Dazu zerlegt man die Reihe in zwei alternierende Teilreihen (Real- und Imaginärteil):<br />

∞∑<br />

k=0<br />

i k ∞<br />

k! = ∑<br />

k=0<br />

(−1) k<br />

(2k)!<br />

+ i ·<br />

und bestimmt N ∈ N so daß beide Partialsummen ∑ ⌊ N 2 ⌋<br />

k=0<br />

kleiner 10−8 √<br />

2<br />

haben:<br />

∣ ∞∑ i k N ∣∣∣∣∣∣ ∣ k! − ∑ i k<br />

∞ k! ∣ = ∑<br />

k=0<br />

k=0<br />

k=0<br />

=<br />

∞∑<br />

√<br />

∣k=0<br />

(−1) k<br />

(2k)!<br />

(−1) k<br />

(2k)!<br />

+ i ·<br />

∞∑<br />

k=0<br />

⌊ N 2<br />

∑<br />

⌋<br />

−<br />

k=0<br />

(−1) k ⌊ N 2 ⌋<br />

(2k + 1)! − ∑<br />

(−1) k<br />

(2k)!<br />

≤<br />

Leibniz<br />

k=0<br />

∞∑<br />

k=0<br />

(−1) k<br />

(2k)!<br />

(−1) k<br />

(2k)!<br />

(−1) k<br />

(2k + 1)!<br />

und ∑ ⌊ N−1<br />

2 ⌋<br />

k=0<br />

− i ·<br />

⌊ N−1<br />

2 ⌋<br />

∑<br />

k=0<br />

(−1) k<br />

(2k+1)!<br />

(−1) k<br />

=<br />

(2k + 1)!<br />

∣<br />

jeweils einen Fehler<br />

2<br />

2<br />

∞∑<br />

⌊ N−1<br />

(−1) +<br />

k<br />

2 ⌋<br />

(2k + 1)! − ∑ (−1) k<br />

≤<br />

(2k + 1)!<br />

∣ ∣k=0<br />

k=0 ∣<br />

(<br />

) 2 (<br />

) 2<br />

√ 1<br />

(2( ⌊ 1<br />

⌋ +<br />

N<br />

2 + 1))! (2( ⌊ ⌋ < 10 −8<br />

N−1<br />

2 + 1) + 1)!<br />

obige Fehler-<br />

Tatsächlich ist das gefundene N = 11 sogar die kleinste Zahl, so daß die Partialsumme ∑ N<br />

abschätzung in (8.1) erfüllt:<br />

k=0 ik<br />

k!<br />

> Digits:=15;<br />

Digits := 15<br />

> evalf(sum(I^k/k!,k=0..infinity));<br />

44


0.540302305868139 + 0.841470984807896 I<br />

> for i from 8 to 12 do print(i,‘<br />

> Partialsumme:‘,evalf(sum(I^k/k!,k=0..i)),‘<br />

> Fehler:‘,evalf(abs(sum(I^k/k!,k=i+1..infinity)))); od;<br />

8, Partialsumme :, 0.540302579365079 + 0.841468253968253 I, Fehler :, 0.274450099822461 10 −5<br />

9, Partialsumme :, 0.540302579365079 + 0.841471009700176 I, Fehler :, 0.274627386823100 10 −6<br />

10, Partialsumme :, 0.540302303791887 + 0.841471009700176 I, Fehler :, 0.249787193719885 10 −7<br />

11, Partialsumme :, 0.540302303791887 + 0.841470984648067 I, Fehler :, 0.208239525163158 10 −8<br />

12, Partialsumme :, 0.540302305879562 + 0.841470984648067 I, Fehler :, 0.160236215782242 10 −9 □<br />

Aufgabe 40<br />

Eine kleine Schnecke kriecht mit einer Geschwindigkeit <strong>von</strong> 10 Zentimetern pro Minute auf einem<br />

Gummiband entlang, das pro Minute vom Schneckenexperimentator um jeweils einen Meter weiter<br />

gedehnt wird. Vor Beginn des Experiments ist das Band einen Meter lang. An einem seiner Enden<br />

startet die Schnecke.<br />

Wir machen folgende Modellannahmen:<br />

• Der Dehnungsvorgang ist beliebig wie<strong>der</strong>holbar.<br />

• Der Schneckenexperimentator und die Schnecke leben beliebig lange.<br />

Schafft es die Schnecke, das an<strong>der</strong>e Ende des Bandes jemals zu erreichen und wenn sie es schafft,<br />

wie lange braucht sie dafür?<br />

Lösung: Das Gummiband wird in jedem Schritt gleichmäßig über seine ganze Länge gedehnt (sowohl das<br />

schon <strong>zur</strong>ückgelegte Wegstück hinter <strong>der</strong> Schnecke, als auch das noch vor ihr liegende Stück wächst). Seine<br />

Länge beträgt im n-ten Schritt, i.e. während <strong>der</strong> n-ten Minute des Experiments, genau b n = n Meter (rekursive<br />

Folge mit b 1 := 1 und b k+1 := b k + 1).<br />

Betrachten wir zunächst die relative Position <strong>der</strong> Schnecke auf dem Gummiband: Die Schnecke legt in je<strong>der</strong><br />

Minute genau 10 cm <strong>zur</strong>ück. Dies entspricht im ersten Schritt genau 1<br />

10<br />

<strong>der</strong> Bandlänge, im n-ten Schritt<br />

1<br />

dagegen nur<br />

10 · 1<br />

b n<br />

= 1<br />

10·n<br />

<strong>der</strong> Bandlänge. Durch den Dehnvorgang verän<strong>der</strong>t sich die relative Position auf<br />

dem Gummiband nicht.<br />

Nach dem n-ten Schritt hat die Schnecke daher <strong>von</strong> ihrem Startpunkt aus gemessen genau den relativen Anteil<br />

r n = 1<br />

10 + 1<br />

2 · 10 + 1<br />

3 · 10 + . . . + 1<br />

n · 10 =<br />

n ∑<br />

k=1<br />

1<br />

10 · k = 1<br />

10<br />

des Bandes <strong>zur</strong>ückgelegt. Die Schnecke erreicht (in endlicher Zeit) das Ende, falls r n ≥ 1 für ein n ∈ N.<br />

Genauer kommt sie in <strong>der</strong> n-ten Minute an, in <strong>der</strong> r n erstmals ≥ 1 wird.<br />

Alternativ betrachtet man die absolute Position <strong>der</strong> Schnecke: Diese wird durch folgende Rekursion beschrieben:<br />

s 1 := 1 10<br />

s n+1 := s n · bn+1 + 1<br />

b n 10 = s n · n + 1 + 1 n 10<br />

Mittels vollständiger Induktion beweist man die explizite Darstellung <strong>der</strong> Folge (s n ) n∈N : s n = n · 1<br />

Induktionsanfang (n = 1): s 1 = 1 · 1 ∑ 1<br />

10 k=1 1 k = 1<br />

10<br />

Induktionsvoraussetzung: Die explizite Darstellung für s n ist gültig.<br />

n∑<br />

k=1<br />

1<br />

k<br />

10<br />

∑ n<br />

k=1 1 k<br />

45


Induktionsschritt (n n + 1):<br />

s n+1 = s n · n + 1<br />

n<br />

+ 1 10 = (n ·<br />

1<br />

10<br />

n∑<br />

k=1<br />

)<br />

1<br />

· n + 1 + 1<br />

k n 10 =<br />

= (n + 1) ·<br />

( n<br />

)<br />

1<br />

10 ·<br />

∑ 1<br />

k + 1 = (n + 1) ·<br />

n + 1<br />

k=1<br />

n+1<br />

1 ∑ 1<br />

10 k<br />

k=1<br />

Wie<strong>der</strong> erreicht die Schnecke das Ende das Gummibandes, wenn ein n ∈ N existiert, so daß s n ≥ b n o<strong>der</strong><br />

äquivalent sn<br />

b n<br />

= 1 ∑ n<br />

10 k=1 1 k ≥ 1 ist.<br />

Da die harmonische Reihe ∑ ∞<br />

∑ k=1 1 k<br />

divergiert, existiert insbeson<strong>der</strong>e ein n ∈ N, so daß die Partialsumme<br />

n<br />

k=1 1 k<br />

≥ 10 ist. Das kleinste solche n findet man mit MAPLE zu n = 12367. Die Schnecke hat das Ende<br />

des Gummibandes während <strong>der</strong> 12367-ten Minute, i.e. nach 8 Tagen 14 Stunden und 7 Minuten erreicht<br />

(selbstverständlich ohne dabei jemals eine Pause eingelegt zu haben und unter ständiger Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

Schnecken-Turbo-Geschwindigkeit <strong>von</strong> 10 cm/min).<br />

> Digits:=25:for i from 12360 to 12370 do print<br />

> (‘i=‘,i,‘ Partialsumme=‘,evalf(sum(1/k,k=1..i))) od;<br />

i =, 12360, Partialsumme =, 9.999476848442164539226144<br />

i =, 12361, Partialsumme =, 9.999557748045756481625626<br />

i =, 12362, Partialsumme =, 9.999638641105131987207247<br />

i =, 12363, Partialsumme =, 9.999719527621349733708905<br />

i =, 12364, Partialsumme =, 9.999800407595468141991015<br />

i =, 12365, Partialsumme =, 9.999881281028545376119603<br />

i =, 12366, Partialsumme =, 9.999962147921639343449378<br />

i =, 12367, Partialsumme =, 10.00004300827580769470676<br />

i =, 12368, Partialsumme =, 10.00012386209210782407286<br />

i =, 12369, Partialsumme =, 10.00020470937159686926649<br />

i =, 12370, Partialsumme =, 10.00028555011533171162704<br />

□<br />

Übungsblatt 9<br />

Aufgabe 41<br />

Zeigen Sie: Ist (a k ) eine monoton fallende Folge nichtnegativer reeller Zahlen, dann ist die Reihe<br />

∑ (ak ) k≥1 genau dann konvergent, wenn die ”verdichtete Reihe” ∑ (2 j a 2 j ) j≥0 konvergiert.<br />

Zeigen Sie als Anwendung, dass die allgemeine harmonische Reihe ∑ ( 1<br />

k<br />

(mit s ∈ Q) genau dann<br />

)k≥1 s<br />

konvergiert, falls s > 1 gilt.<br />

Lösung:<br />

Beweis:<br />

Wir definieren:<br />

∞∑<br />

2 j · a 2 j = a 1 + 2a 2 + 4a 4 + 8a 8 + . . .<br />

j=0<br />

n∑<br />

n∑<br />

s n := a k t n := 2 j · a 2 j<br />

k=1<br />

j=0<br />

46


Da (a k ) n∈N eine monoton fallende Folge nichtnegativer Zahlen ist, gilt für n < 2 k+1 folgende Abschätzung:<br />

s n ≤ a 1 + (a 2 + a 3 ) + (a 4 + a 5 + a 6 + a 7 ) + . . . + (a 2 k + . . . + a 2 k+1 −1) ≤<br />

≤ a 1 + 2a 2 + 4a 4 + . . . + 2 k · a 2 k = t k<br />

Nach dem Satz über monotone Folgen ist die Konvergenz <strong>der</strong> Folge (s n ) n∈N gesichert, falls die verdichtete<br />

Folge (t k ) k∈N konvergiert (ihr Grenzwert liefert dann eine obere Schranke für die Folge <strong>der</strong> Partialsummen s n ).<br />

Umgekehrt gilt für n ≥ 2 k die Abschätzung:<br />

s n ≥ a 1 + a 2 + (a 3 + a 4 ) + . . . + (a 2 k−1 +1 + . . . + a 2 k) ≥ a 1 + a 2 + 2a 4 + . . . + 2 k−1 a 2 k = 1 2 a 1 + 1 2 t k<br />

Wenn also die verdichtete Reihe divergiert, i.e. t k<br />

k→∞<br />

−−−→ ∞, so ergibt sich s n<br />

n→∞<br />

−−−→ ∞.<br />

Die beiden Reihen ∑ a k und ∑ (2 j a 2 j ) sind somit entwe<strong>der</strong> beide beschränkt o<strong>der</strong> beide unbeschränkt. Ihr<br />

Konvergenzverhalten ist daher gleich.<br />

□<br />

Wir betrachten als Anwendung die allgemeine harmonische Reihe ∑ ∞<br />

k=1 1<br />

k<br />

mit einer rationalen Zahl s ∈ Q:<br />

s<br />

Wir sehen, dass die Reihe ∑ ∞<br />

k=1 1<br />

k<br />

für s > 1 konvergiert und für s ≤ 1 divergiert, denn aus dem Obigen folgt<br />

s<br />

für die verdichtete allgemeine harmonische Reihe:<br />

∞∑<br />

∞<br />

2 j 1<br />

(2 j ) s = ∑<br />

∞∑<br />

2 (1−s)j =<br />

j=0<br />

j=0<br />

mit q := 2 1−s > 0. Dies ist gerade die geometrische Reihe, welche genau dann konvergiert, wenn q = ( 1<br />

2) s−1<br />

<<br />

1 o<strong>der</strong> dazu äquivalent wenn s > 1. □<br />

j=0<br />

q j<br />

Aufgabe 42<br />

Sei K = R o<strong>der</strong> K = C und l 2 (K) :=<br />

{<br />

(a k ) k≥1 | a k ∈ K und ∑ }<br />

|a k | 2 ist konvergent . Zeigen Sie:<br />

(a) Für (a k ) ∈ l 2 (K) und (b k ) ∈ l 2 (K) ist auch die Reihe ∑ (|a k | · |b k |) konvergent.<br />

Tipp: Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung o<strong>der</strong> Ungleichung zwischen arithmetischem & geometrischem<br />

Mittel und Majorantenkriterium.<br />

(b) l 2 (K) ist ein K-Vektorraum.<br />

(c) Es gilt:<br />

∣ ∞∑ ∣∣∣∣<br />

2 ( ∞ 2<br />

∑<br />

∞∑ ∞∑<br />

a k b k ≤ |a k | |b k |)<br />

≤ |a k | 2 · |b k | 2<br />

∣<br />

k=1<br />

k=1<br />

k=1<br />

k=1<br />

Lösung:<br />

(a) Für alle Zahlen ( a k , b k aus K gilt bekanntlich 0 ≤ (|a k | − |b k |) 2 = |a k | 2 − 2 |a k | · |b k | + |b k | 2 also<br />

|a k | · |b k | ≤ 1 2<br />

|a k | 2 + |b k | 2) Da die Summanden <strong>der</strong> Reihe ∑ (|a k | · |b k |) alle nicht negativ sind, sind die<br />

Partialsummen automatisch größer gleich Null und wachsen monoton. Außerdem konvergiert die Folge<br />

<strong>der</strong> Partialsummen genau dann, wenn sie absolut konvergiert (macht bei nichtnegativen Glie<strong>der</strong>n keinen<br />

Unterschied) und die beiden Grenzwerte stimmen dann überein. Wenn wir also eine (monoton steigende)<br />

konvergente Majorante finden können, sind wir fertig. Das ist aber mit obiger Ungleichung einfach, denn:<br />

n∑<br />

|a k | · |b k | ≤<br />

k=1<br />

n∑<br />

k=1<br />

1<br />

2 (|a k| 2 + |b k | 2 ) = 1 2<br />

n∑<br />

|a k | 2 + 1 2<br />

k=1<br />

n∑<br />

|b k | 2<br />

k=1<br />

47


also wegen obigen Überlegungen und dem Permanenzprinzip:<br />

∞∑<br />

|a k | · |b k | ≤ 1 ∞∑<br />

|a k | 2 + 1 ∞∑<br />

|b k | 2<br />

2<br />

2<br />

k=1<br />

k=1<br />

wobei die beiden Reihen ∑ |a k | 2 und ∑ |b k | 2 ja nach Voraussetzung konvergieren, da (a k ) k∈N und<br />

(b k ) k∈N in l 2 (K) liegen.<br />

(b) Erst einmal benötigt man natürlich einen Kandidaten für eine Vektorraumstruktur. Es ist sinnvoll für zwei<br />

Folgen (a k ) k∈N und (b k ) k∈N die Addition zu definieren als:<br />

und die Skalarmultiplikation mit λ ∈ K als:<br />

k=1<br />

(c k ) k∈N = (a k ) k∈N ⊕ (b k ) k∈N := (a k + b k ) k∈N<br />

λ · (a k ) k∈N := (λ a k ) k∈N<br />

Diese beiden Operationen machen aus <strong>der</strong> Menge ALLER Folgen in K einen Vektorraum, was sich<br />

leicht nachprüfen lässt, denn die Summe zweier Folgen ist eine Folge, das Produkt einer Zahl und einer<br />

Folge ebenso und die Gruppeneigenschaften <strong>der</strong> Addition sowie die Verträglichkeiten zwischen Addition<br />

und Skalarmultiplikation folgen aus <strong>der</strong> Definition (Dies ist eine gute Übung, um nocheinmal explizit<br />

die Vektorraumaxiome nachzuweisen). Es handelt sich übrigens um ein Beispiel für einen unendlichdimensionalen<br />

Vektorraum. Wir zeigen im Folgenden, dass <strong>der</strong> l 2 (K) ein linearer Teilraum ist (Testfrage:<br />

welcher Dimension?):<br />

Es ist also zu zeigen, dass l 2 (K) abgeschlossen bezüglich <strong>der</strong> Addition und Skalarmultiplikation mit λ ∈ K<br />

ist. (Die Nullfolge ist natürlich ein Element <strong>von</strong> l 2 (K), da die Nullreihe ∑ 0 = ∑ |0| 2 konvergiert).<br />

Seien (a k ) k∈N ∈ l 2 (K), (b k ) k∈N ∈ l 2 (K) und λ ∈ K. Dann gilt:<br />

∞∑<br />

|λ a k | 2 = lim<br />

k=1<br />

n→∞<br />

k=1<br />

n∑<br />

|λ a k | 2 = |λ| 2 lim<br />

n→∞<br />

k=1<br />

n∑<br />

∑ ∞<br />

|a k | 2 = |λ| 2 |a k | 2<br />

d.h. mit ∑ |a k | 2 konvergiert auch ∑ |λ a k | 2 und die Folge (λ a k ) k∈N liegt in l 2 (K).<br />

Weiter gilt:<br />

∞∑<br />

|a k + b k | 2 = lim<br />

k=1<br />

(*)<br />

≤<br />

(a)<br />

≤ 2<br />

n→∞<br />

k=1<br />

lim<br />

n→∞<br />

k=1<br />

k=1<br />

n∑<br />

|a k + b k | 2 = lim<br />

n∑<br />

|a k | 2 + 2 lim<br />

n→∞<br />

k=1<br />

n→∞<br />

k=1<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

|a k | 2 + 2 |b k | 2<br />

k=1<br />

k=1<br />

n∑ (|a k | 2 + 2 Re(a k b k ) + |b k | 2)<br />

n∑<br />

|a k | |b k | + lim<br />

n→∞<br />

k=1<br />

n∑<br />

|b k | 2<br />

wobei in (*) die Eigenschaften des Betrages Re(a k b k ) ≤ ∣ ∣ ak b k<br />

∣ ∣ = |ak | · |b k | und das Permanenzprinzip<br />

benutzt wurden.<br />

(c) Die zu beweisenden Ungleichungen folgen daraus, dass für alle n ∈ N gilt (was wir unten zeigen):<br />

∣ n∑ ∣∣∣∣<br />

2 ( n 2 (<br />

∑<br />

n 2<br />

∑<br />

a k b k ≤ |a k b k |)<br />

= |a k | |b k |)<br />

≤<br />

∣<br />

k=1<br />

k=1<br />

k=1<br />

n∑ ∑<br />

n<br />

|a k | 2 |b k | 2 (9.1)<br />

Aufgrund <strong>der</strong> rechten Ungleichung existiert <strong>der</strong> Limes n → ∞ (beide Reihen rechts konvergieren). Durch<br />

diesen Grenzübergang ergibt sich aus obiger Ungleichungskette die Behauptung.<br />

Die linke Ungleichung in (9.1) gilt, nach <strong>Dr</strong>eiecksungleichung. Die Gleichheit in <strong>der</strong> Mitte folgt, weil<br />

bekanntlich für alle a, b ∈ K gilt |a b| = |a| |b| = |a| |b|. Die rechte Ungleichung ist nichts an<strong>der</strong>es als ein<br />

Spezialfall <strong>der</strong> Cauchy-Schwarz’schen Ungleichung für n-dimensionale K-Vektorräume!<br />

k=1<br />

k=1<br />

48


Man kann sie aber auch direkt nachweisen: Dazu sei bemerkt, dass die rechte Ungleichung auf jeden Fall<br />

gilt, wenn eine <strong>der</strong> beiden Folgen nur aus Nullen besteht (dann steht rechts und links des Ungleichheitszeichens<br />

jeweils 0). Wir nehmen daher an, dass die Folge (b k ) k∈N nicht nur aus Nullen besteht, i.e. es gibt<br />

ein N ∈ N, so daß b N das erste Folgenglied ungleich Null ist. Offensichtlich gilt die rechte Ungleichung<br />

in (9.1) für n < N (wie<strong>der</strong> ergibt sich 0 ≤ 0). Sei nun n ≥ N, so ist ∑ n<br />

k=1 |b k| 2 > 0. Weiter gilt für alle<br />

λ > 0 und µ ∈ R:<br />

0 ≤ 1 λ<br />

n∑<br />

(λ |a k | + µ |b k |) 2 = 1 λ<br />

k=1<br />

n∑<br />

k=1<br />

speziell für λ := ∑ n<br />

k=1 |b k| 2 > 0 und µ := − ∑ n<br />

k=1 |a k| · |b k | gilt:<br />

n∑<br />

0 ≤ 1 λ<br />

(<br />

= 1 λ<br />

=<br />

k=1<br />

λ 2<br />

(<br />

)<br />

λ 2 |a k | 2 + µ 2 |b k | 2 + 2λ · µ · |a k | · |b k |<br />

(<br />

)<br />

λ 2 |a k | 2 + µ 2 |b k | 2 + 2λ · µ · |a k | · |b k |<br />

n<br />

∑<br />

k=1<br />

n∑<br />

|b k | 2 ·<br />

k=1<br />

also die rechte Ungleichung in (9.1).<br />

|a k | 2 + µ 2 λ − 2λ µ µ<br />

)<br />

= λ<br />

(<br />

n∑ ∑ n<br />

|a k | 2 − |a k | · |b k |<br />

k=1<br />

k=1<br />

Mathematische Anmerkung:<br />

Man kann auf l 2 (K) wie folgt ein Skalarprodukt definieren:<br />

k=1<br />

) 2<br />

n∑<br />

|a k | 2 − µ 2<br />

〈(a k ) k∈N , (b k ) k∈N 〉 := ∑ ∞<br />

k=1 a k b k<br />

Solange diese Summe konvergiert (und das tut sie für alle Folgen (a k ) k∈N , (b k ) k∈N aus l 2 (K) sogar<br />

absolut, wie in (a) gezeigt) hat sie die selben algebraischen Eigenschaften wie im endlich-dimensionalen,<br />

woraus die Skalarprodukteigenschaften sofort folgen (eben genau so wie in n Dimensionen). Das wirft<br />

übrigens auch ein an<strong>der</strong>es Licht auf die Summe ∑ |a k | 2 : Es handelt sich bei l 2 (K) um den Raum aller<br />

Folgen, denen man eine Norm zuweisen kann, die <strong>von</strong> einem Skalarprodukt herkommt!<br />

Historische Anmerkung:<br />

Es handelt sich bei l 2 (K) um einen erstmals <strong>von</strong> David Hilbert untersuchten Raum. Die <strong>von</strong> Hilbert<br />

in seiner Veröffentlichung benutzten Methoden (wenn damals auch noch sehr rudimentär) bilden bis<br />

heute den Grundstein <strong>der</strong> Funktionalanalysis. Es handelt sich bei l 2 (K) um ein Beispiel eines vollständigen<br />

(i.e. jede Cauchy-Folge konvergiert) normierten unendlich-dimensionalen Vektorraumes, welche man<br />

heute Hilberträume nennt. Hilbert wollte damit ursprünglich nur Integralgleichungen lösen, das daraus<br />

entstandene Konzept des Hilbertraumes ist jedoch viel allgemeiner und hat sich rasant schnell entwickelt.<br />

Hilbert soll seinen Schüler Weyl nach einem Vortrag gefragt haben: ,,Herr Weyl, eine Sache müssen Sie<br />

mir erklären: Was ist das eigentlich, ein ≫Hilbert’scher Raum≪? Das habe ich nicht verstanden.”<br />

□<br />

Aufgabe 43<br />

Zeigen Sie:<br />

(a) Die Menge E(N) aller endlichen Teilmengen <strong>von</strong> N ist abzählbar.<br />

(b) Die Menge P(N) aller Teilmengen <strong>von</strong> N ist überabzählbar.<br />

Tipp zu (b): Nehmen Sie an, es gibt eine Bijektion f : N → P(N) und betrachten Sie dann die<br />

Menge A := {n ∈ N | n /∈ f(n)}.<br />

Lösung:<br />

49


(a) Sei A i := {1, 2, . . . , i} mit i ∈ N. Dann gilt: |P(A i )| = 2 i , für alle i ∈ N. P(A i ) ist also immer endlich.<br />

Offensichtlich ist ⋃ i∈N P(A i) = E(N) (Jede Menge M aus P(A i ) mit i beliebig ist als (endliche)<br />

Teilmenge <strong>von</strong> A i natürlich in E(N) enthalten. Umgekehrt existiert aber auch für jedes M aus E(N) ein<br />

i mit M ⊂ A i also M ∈ P(A i ).)<br />

Damit existiert folgendes Abzählschema über alle P(A i ):<br />

P(A 1 ) ∅ → {1}<br />

↘<br />

P(A 2 ) ∅ {1} {2} → {1, 2}<br />

↘<br />

P(A 3 ) ∅ {1} {2} {1, 2} {3} → {1, 3} → {2, 3} → {1, 2, 3}<br />

↘<br />

P(A 4 ) ∅ {1} {2} {1, 2} {3} {1, 3} {2, 3} {1, 2, 3} {4} → {1, 4} → . . .<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

E(N) ist also abzählbar.<br />

Alternativ kann man die Abbildung f : E(N) → N betrachten, die wie folgt definiert wird: Sei (p n ) n∈N :=<br />

∏<br />

(2, 3, 5, 7, . . .) die monoton wachsende Folge aller Primzahlen. Zu M ∈ E(N) definiert man f(M) :=<br />

n∈M p n. Da M eine endliche Menge ist gilt f(M) ∈ N (endliches Produkt <strong>von</strong> Primzahlen). Zudem<br />

ist die Abbildung ∣ f injektiv, denn zu M ≠ N ∈ E(N) gibt es oE n ∈ N mit n ∈ M aber n /∈ N. Dies<br />

impliziert p n f(M) aber pn ̸ ∣ f(N), also f(M) ≠ f(N).<br />

Schränkt man f auf sein Bild f(E(N)) ⊂ N ein, erhält man eine Bijektion zwischen E(N) und einer<br />

(höchstens abzählbaren) Teilmenge <strong>von</strong> N. Da E(N) die abzählbar vielen einelementigen Mengen {n} mit<br />

n ∈ N enthält, ist somit E(N) ∼ N also abzählbar.<br />

(b) Beweis: [Durch Wi<strong>der</strong>spruch] Angenommen es gäbe eine Bijektion f : N → P(N). Für jedes n ∈ N ist<br />

dann f(n) eine Teilmenge <strong>von</strong> N. Sei nun A die Menge A := {n ∈ N : n /∈ f(n)}<br />

Per Definition ist A eine Teilmenge <strong>von</strong> N, also ein Element <strong>der</strong> Potenzmenge P(N). Da f laut Annahme<br />

surjektiv ist, gibt es dann ein m ∈ N mit: f(m) = A<br />

Fallunterscheidung:<br />

• Sei m ∈ A. Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zur</strong> Konstruktion <strong>von</strong> A: m /∈ f(m) = A.<br />

• Sei m /∈ A. Daraus folgt nach Definition <strong>von</strong> A, daß m ∈ f(m) = A, was ebenfalls ein Wi<strong>der</strong>spruch<br />

ist.<br />

Die Annahme war also falsch, damit kann P(N) nicht abzählbar sein, ist also überabzählbar.<br />

□<br />

Alternativ kann man hier die in <strong>der</strong> Zentralübung gezeigte Überabzählbarkeit <strong>der</strong> Menge {0, 1} N aller 0/1-<br />

Folgen benutzen, indem man eine Bijektion{<br />

f : P(N) → {0, 1} N wie folgt konstruiert: Sei M ∈ P(N),<br />

1 falls n ∈ M<br />

so definiere f(M) := (x n ) n∈N mit x n :=<br />

0 falls n /∈ M ∀ n ∈ N. Die Folge (x n) n∈N ist also die<br />

charakteristische Funktion <strong>der</strong> Menge M ⊂ N (Man überlege sich, warum f bijektiv ist). Damit folgt<br />

P(N) ∼ {0, 1} N , also überabzählbar.<br />

□<br />

Aufgabe 44<br />

Untersuchen Sie die folgenden Funktionen auf Stetigkeit:<br />

50


(a) f : Q → R mit<br />

f(x) =<br />

{<br />

1, falls x > √ 5<br />

−1, falls x < √ 5<br />

Hier können Sie benutzen, dass es keine rationale Zahl r mit r 2 = 5 gibt.<br />

Gibt es eine stetige Funktion ˜f : R → R mit ˜f|Q = f ?<br />

(b) f : R → R mit<br />

f(x) =<br />

{<br />

x, falls x rational<br />

0, falls x irrational<br />

(c) f : R → R mit f(x) = ⌊x⌋ + √ x − ⌊x⌋.<br />

Skizzieren Sie im Fall (c) auch den Graphen <strong>von</strong> f. Ist f streng monoton wachsend? Beweis?<br />

Lösung:<br />

(a) Behauptung: f ist stetig in allen Punkten des Definitionsbereichs.<br />

Bei dieser Aufgabe liegt <strong>der</strong> Kniff in <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Funktion – insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Wahl des Definitionsbereiches.<br />

Die Aufgabe lässt sich sowohl mit <strong>der</strong> ε-δ-Definition <strong>der</strong> Stetigkeit als auch mit <strong>der</strong><br />

Folgenstetigkeit bearbeiten.<br />

• ε-δ-Charakterisierung: Sei a ∈ Q beliebig.<br />

Für ε > 2 ist die For<strong>der</strong>ung ”∃ δ > 0, dass aus |x − a| < δ die Relation |f(x) − f(a)| < ε folgt”<br />

trivial, wegen |f(x) − f(a)| ≤ 2 für alle möglichen Wahlen <strong>von</strong> x und a.<br />

Sei 0 < ε ≤ 2. Setze dann δ := |a−√ 5|<br />

2<br />

> 0 (da √ 5 /∈ Q, also ∣ √ ∣ a − 5 > 0). Dann ergibt sich<br />

f(x) − f(a) = 0 für alle x ∈ U δ (a), wobei U δ (a) := ]a − δ, a + δ[ ∩ Q und somit insbeson<strong>der</strong>e<br />

|f(x) − f(a)| < ε. Hiermit ist f nach Theorem 11.2.1 stetig.<br />

• Folgenstetigkeit:<br />

Sei a ∈ D = Q beliebig gewählt, also insbeson<strong>der</strong>e a ≠ √ 5. Hieraus ergibt sich für eine gegen<br />

a konvergierende Folge (x n ) n∈N und ε := ∣ ∣ a −<br />

√<br />

5<br />

∣ ∣ > 0: ∃ N ∈ N : ∀ n ≥ N : |xn − a| < ε.<br />

Nach <strong>der</strong> Definition <strong>von</strong> f folgt für alle n ≥ N: f(x n ) = f(a) und somit lim n→∞ f(x n ) = f(a).<br />

Also ist f nach Theorem 11.2.1 folgenstetig und man hat die Äquivalenz <strong>der</strong> beiden möglichen<br />

Stetigkeitsdefinitionen an diesem konkreten Beispiel verifiziert.<br />

Nein, es existiert keine stetige Funktion ˜f : R → R mit ˜f|Q = f.<br />

Beweis: Wir nehmen an, eine solche Funktion würde existieren. Dann wäre ˜f in allen Punkten des<br />

Definitionsbereiches stetig, also insbeson<strong>der</strong>e stetig im Punkt √ 5 ∈ R. Betrachten wir nun zwei verschiedene<br />

reelle (sogar rationale) Zahlenfolgen, die beide, einmal <strong>von</strong> rechts und einmal <strong>von</strong> links gegen √ 5<br />

konvergieren:<br />

• Sei a n := ⌊√ 5·10 n ⌋<br />

10 n . Insbeson<strong>der</strong>e sind alle a n ∈ Q, d.h. es gilt ˜f(a n ) = f(a n ) und a n < √ 5,<br />

d.h. f(a n ) = −1 ∀ n ∈ N. Nach Annahme ist ˜f stetig, somit insbeson<strong>der</strong>e folgenstetig und wegen<br />

lim n→∞ a n = √ 5 muss gelten ˜f( √ 5) = lim n→∞ ˜f(an ) = lim n→∞ f(a n ) = lim n→∞ −1 = −1.<br />

• Sei b n := ⌈√ 5·10 n ⌉<br />

10 n . Insbeson<strong>der</strong>e sind wie<strong>der</strong> alle b n ∈ Q mit b n > √ 5, d.h. ˜f(bn ) = f(b n ) = 1.<br />

Nach Annahme ist ˜f stetig, somit insbeson<strong>der</strong>e folgenstetig und wegen lim n→∞ b n = √ 5 muss<br />

gelten ˜f( √ 5) = lim n→∞ ˜f(bn ) = lim n→∞ 1 = 1.<br />

Dies ist jedoch ein Wi<strong>der</strong>spruch (zwei verschiedene (Grenz-)Werte für ˜f( √ 5))! Also gibt es keine stetige<br />

Fortsetzung <strong>von</strong> f auf R.<br />

□<br />

(b) Behauptung: Die gegebene Funktion ist nur stetig in 0.<br />

51


• 1. Schritt: f ist stetig in 0.<br />

Beweis: Am einfachsten zeigt man die Stetigkeit in 0 via Folgenstetigkeit. Sei (a n ) n∈N eine Nullfolge.<br />

Es existiert also für alle ε > 0 ein N ∈ N mit: ∀ n ≥ N : |a n | < ε. Dies impliziert sofort ∀ n ≥ N :<br />

|f(a n )| ≤ |a n | < ε und somit ist auch (f(a n )) n∈N eine Nullfolge, womit die Folgenstetigkeit wegen<br />

f(0) = 0 gezeigt ist.<br />

Alternativ mit <strong>der</strong> ε-δ-Stetigkeit: Sei ε > 0 vorgegeben. { Wähle δ := ε > 0, so gilt ∀ x ∈ R:<br />

|x| x rational<br />

|x| = |x − 0| < δ =⇒ |f(x) − f(0)| = |f(x) − 0| =<br />

0 x irrational ≤ |x| < δ = ε □<br />

• 2. Schritt: f ist nicht stetig in a ≠ 0.<br />

Beweis: Betrachte zunächst 0 ≠ a ∈ Q und wähle ε := |f(a)|<br />

2<br />

> 0. Dann existiert für alle<br />

δ > 0 ein b ∈ ]a − δ, a + δ[ mit b ∈ R \ Q (Q ist dicht in R). Insbeson<strong>der</strong>e ist f(b) = 0 und<br />

|f(a) − f(b)| = |f(a)| = 2ε > ε. Speziell kann für ε < |f(a)| die Eigenschaft aus <strong>der</strong> ε-δ-<br />

Charakterisierung <strong>der</strong> Stetigkeit nicht erfüllt werden und f ist unstetig in allen Punkten a ∈ Q\{0}.<br />

Sei nun a ∈ R \ Q. Zu a > 0 wähle 0 < s < t ∈ Q mit a ∈ [s, t] =: I. Die Wahl <strong>von</strong> 0 < s < t<br />

impliziert 0 /∈ I. Nun gilt für alle q ∈ I ∩ Q : |f(q)| = q ≥ s = |f(s)| > 0. Setzt man nun<br />

ε := |f(s)|<br />

2<br />

> 0, so gibt es für alle δ > 0 ein x ∈ I ∩ Q mit |x − a| < δ aber |f(x) − f(a)| =<br />

|f(x) − 0| = x ≥ s = |f(s)| = 2ε > ε und f ist nicht stetig bei a.<br />

Zu a < 0 wähle 0 > t > s ∈ Q mit a ∈ [s, t] =: I. Die Wahl <strong>von</strong> s < t < 0 impliziert 0 /∈ I. Nun<br />

gilt für alle q ∈ I ∩ Q : |f(q)| = |q| ≥ |t| = |f(t)| > 0. Setzt man nun ε := |f(t)|<br />

2<br />

> 0, so findet<br />

man wie<strong>der</strong> kein δ > 0 so daß für alle x ∈ R mit |x − a| < δ =⇒ |f(x) − f(a)| = |f(x)| < ε. □<br />

Damit ist f nur im Nullpunkt stetig.<br />

(c) Behauptung: Die Funktion f ist stetig schlechthin, d.h. stetig in allen Punkten des Definitionsbereiches.<br />

Die Funktion x ↦→ ⌊x⌋ ist konstant und somit stetig auf Intervallen <strong>der</strong> Form ]a, a + 1[ mit a ∈ Z (vgl.<br />

auch Skript 11.1.2 (c) o<strong>der</strong> 11.2.2 (d)). Nach den Rechenregeln für stetige Funktionen (Skript Kapitel<br />

12) ist somit auch die aus stetigen Funktionen zusammengesetzte Funktion f(x) = ⌊x⌋ + √ x − ⌊x⌋<br />

stetig auf Intervallen dieser Form (Dabei wird benutzt, daß die Identität x ↦→ x auf ganz R und die<br />

Wurzelfunktion x ↦→ √ x auf [0, ∞[ stetig ist – Skript 11.2.2 (b) und daß stets x ≥ ⌊x⌋ ist):<br />

R → R : x ↦→ ⌊x⌋<br />

stetig bei a /∈ Z<br />

=⇒ R → R : x ↦→ x − ⌊x⌋ stetig bei a /∈ Z (Summe zweier stetiger Funktionen)<br />

=⇒ R → R : x ↦→ √ x − ⌊x⌋ stetig bei a /∈ Z (Verknüpfung zweier stetiger Funktionen)<br />

=⇒ R → R : x ↦→ ⌊x⌋ + √ x − ⌊x⌋ stetig bei a /∈ Z (Summe zweier stetiger Funktionen)<br />

Es bleibt also die Stetigkeit an allen ganzzahligen Stellen zu zeigen. Dies macht man am Besten mit<br />

Folgenstetigkeit. Zu a ∈ Z gilt ⌊a⌋ = a und f(a) = ⌊a⌋ + √ a − ⌊a⌋ = a. Sei (x n ) n∈N eine gegen a<br />

konvergente Folge, d.h. ∀ ε > 0 ∃ N ∈ N : ∀ n ≥ N : |x n − a| < ε. OE nehmen wir an, daß <strong>der</strong> Abstand<br />

aller Folgenglie<strong>der</strong> x n zu a kleiner als 1 2 ist. Dann gilt ⌊x n⌋ = a falls x n ≥ a und ⌊x n ⌋ = a − 1 falls<br />

x n < a.<br />

Wir müssen zeigen, daß f(a) = lim n→∞ f(x n ) gilt. Betrachte dazu:<br />

∣<br />

|f(x n ) − f(a)| = ∣⌊x n ⌋ + √ { √ |a + xn − a − a| x n ≥ a<br />

x n − ⌊x n ⌋ − a∣ =<br />

∣<br />

∣a − 1 + √ x n − (a − 1) − a∣<br />

x n < a<br />

{ √ | xn − a| x n ≥ a<br />

=<br />

∣ √ x n − (a − 1) − 1∣<br />

x n < a<br />

{ √ε ε→0<br />

−−−→ 0<br />

<<br />

1 − √ 1 − ε −−−→ ε→0<br />

0<br />

n≥N<br />

x n ≥ a<br />

x n < a<br />

Für ε → 0 geht <strong>der</strong> Betrag |f(x n ) − f(a)| also gegen 0 (zu jedem ε > 0 hat man ein N ∈ N, so daß für<br />

alle n ≥ N die Differenz zwischen f(x n ) und f(a) kleiner als ε ist). Dies zeigt f(a) = lim n→∞ f(x n )<br />

wie gefor<strong>der</strong>t.<br />

52


Behauptung: f ist monoton wachsend.<br />

Die Funktion f ist monoton wachsend auf Intervallen <strong>der</strong> Form [a, a + 1[ mit a ∈ Z. Ist nämlich x < y<br />

(x, y ∈ [a, a + 1[ ) so gilt f(x) = ⌊x⌋ + √ x − ⌊x⌋ = a + √ x − a < a + √ y − a = f(y) aufgrund <strong>der</strong><br />

Monotonie <strong>der</strong> Quadratwurzel. Außerdem gilt für x ∈ [a, a + 1[ :<br />

f(x) = ⌊x⌋ + √ x − ⌊x⌋ = a + √ x − a < a + 1 = f(a + 1)<br />

} {{ }<br />

plot(floor(x)+sqrt(x-floor(x)),x=-5..5,numpoints=1000,thickness=2);<br />

4<br />

2<br />

–4 –2 0<br />

2 4<br />

x<br />

–2<br />

–4<br />

□<br />

Aufgabe 45<br />

Neues aus <strong>der</strong> Schneckenwelt:<br />

Nach einem wüsten Trinkgelage mit vergorenem Saft ist die chinesische Schnecke Ko-Shi in einen<br />

4 m tiefen Brunnenschacht gefallen. Beim Versuch aus dem Schacht herauszuklettern schafft sie<br />

am ersten Tag einen Meter. Den zweiten Tag teilt sie sich in zwei Etappen ein, schafft pro Etappe<br />

aber nur q Meter (0 < q < 1). Am dritten Tag schafft sie drei Etappen mit jeweils q 2 Metern, am<br />

vierten Tag vier Etappen <strong>von</strong> jeweils q 3 Metern etc. Die Schnecke will natürlich in endlicher Zeit am<br />

Brunnenrand ankommen. Wie groß muss dann q mindestens sein?<br />

Tipp: Die Schnecke hieß mit Nachnamen Plo-Dugd.<br />

Lösung: Wie bereits durch den chinesischen Namen <strong>der</strong> Schnecke angedeutet, läßt sich das Cauchy-Produkt<br />

zweier (geometrischer) Reihen benutzen, um die Aufgabe schnell zu lösen:<br />

Die vom Boden des Brunnenschachtes aus gemessene, bis zum n-ten Tag <strong>zur</strong>ückgelegte Wegstrecke beträgt:<br />

s n := 1 + (q + q) + (q 2 + q 2 + q 2 ) + . . . + n · q n−1 = ∑ n−1<br />

k=0<br />

(k + 1) · qk<br />

53


Dies läßt sich folgen<strong>der</strong>maßen darstellen:<br />

n−1<br />

∑<br />

s n = q 0 · q 0 + (q 0 · q 1 + q 1 · q 0 ) + (q 0 · q 2 + q 1 · q 1 + q 2 · q 0 ) + . . . + q j · q (n−1)−j =<br />

j=0<br />

⎛<br />

⎞<br />

n−1<br />

∑ k∑<br />

= ⎝ q j · q k−j ⎠<br />

Die Schnecke erreicht (und überquert) den Rand des Brunnens genau dann in endlicher Zeit, wenn ein n ∈ N<br />

existiert, so daß s n ≥ 4 ist.<br />

Für q ≥ 1 ist dies immer <strong>der</strong> Fall (die Schnecke überschreitet spätestens am dritten Tag den Rand).<br />

Die Folge (s n ) n∈N entspricht genau den Partialsummen des Cauchy-Produktes <strong>der</strong> geometrischen Reihe ∑ q k<br />

mit sich selbst. Aufgrund <strong>der</strong> absoluten Konvergenz <strong>von</strong> ∑ q k für |q| < 1 gilt nach Produktreihensatz (Skript<br />

10.4.7): ∑ ∞<br />

k=0 qk · ∑∞<br />

k=0 qk = ∑ (<br />

∞ ∑k<br />

)<br />

k=0 j=0 qj · q k−j<br />

Da mit q ≥ 0 (die Schnecke ist ja hoffentlich nicht so betrunken, daß sie in die falsche Richtung kriecht) alle<br />

Reihenglie<strong>der</strong> nicht-negativ sind, existiert ein n ∈ N mit s n ≥ 4 genau dann, wenn <strong>der</strong> Grenzwert <strong>der</strong> Folge<br />

(s n ) n∈N , d.h. das obige Produkt <strong>der</strong> geometrischen Reihe mit sich einen Wert > 4 hat.<br />

Für 0 ≤ q < 1 hat man:<br />

⎛<br />

⎞<br />

∞∑ k∑<br />

∞∑<br />

4 < ⎝ q j · q k−j ⎠ = q k ·<br />

k=0<br />

j=0<br />

k=0<br />

∞∑<br />

k=0<br />

q k = 1<br />

1 − q · 1<br />

1 − q<br />

⇐⇒ (1 − q) 2 < 1 4<br />

k=0<br />

j=0<br />

⇐⇒ q > 1 2<br />

Die Schnecke muß also q > 1 2 wählen, um in endlicher Zeit aus dem Brunnenschacht zu kommen (bei q = 1 2<br />

würde sie dem Rand beliebig nahe kommen, ihn aber in endlicher Zeit nie erreichen, bei q < 1 2<br />

bleibt sogar ein<br />

Wegstück übrig).<br />

□<br />

Übungsblatt 10<br />

Aufgabe 46<br />

Sei f : C → C definiert durch z ↦→ z 3 und sei a ∈ C beliebig.<br />

(a) Zeigen Sie mit Hilfe des ε-δ-Kriteriums, dass f in a stetig ist.<br />

(b) Finden sie zu ε := 10 −2 und a := 0, 2 bzw. a := 20 ein möglichst großes δ > 0, so dass<br />

|f(z) − f(a)| < ε für alle z mit |z − a| < δ gilt.<br />

Lösung: Unser Ziel ist es |f(z) − f(a)| = ∣ ∣z 3 − a 3∣ ∣ durch einen Term mit einer Abhängigkeit <strong>von</strong> a ∈ C und<br />

δ > 0 (aber keiner Abhängigkeit <strong>von</strong> z) nach oben abzuschätzen. Dabei soll laut Voraussetzung (für Stetigkeit)<br />

|z − a| < δ gelten.<br />

∣<br />

∣z 3 − a 3∣ ∣ = |z − a| · ∣∣z 2 + a · z + a 2∣ (<br />

∣ = |z − a| · ∣ z + 1 ) ∣ 2<br />

2 a + 3 ∣∣∣∣<br />

4 a2<br />

∣<br />

( (<br />

≤ |z − a| · |z| + 1 ) )<br />

2<br />

2 |a| 3 +<br />

4 |a|2<br />

Den auftretenden Term |z − a| können wir natürlich direkt durch δ nach oben abschätzen. Wir müssen uns<br />

also nur noch eine Abschätzung für |z| + 1 2<br />

|a| überlegen.<br />

|z| − |a| ≤ |z − a| < δ =⇒ |z| < δ + |a| =⇒ |z| + 1 2 |a| < δ + 3 2 |a|<br />

54


Jetzt for<strong>der</strong>n wir noch δ ≤ 1 und damit natürlich auch δ 2 ≤ 1 und erhalten:<br />

( (<br />

∣<br />

∣z 3 − a 3∣ ∣ < δ δ + 3 ) )<br />

2<br />

2 |a| + 3 4 |a|2<br />

= δ<br />

(δ 2 + 3 |a| δ + 9 4 |a|2 + 3 )<br />

4 |a|2<br />

= δ ( 3 |a| 2 + 3 |a| δ + δ 2)<br />

δ ≤ 1<br />

≤<br />

δ ( 3 |a| 2 + 3 |a| + 1 ) ≤ ! ε<br />

ε<br />

⇐⇒ δ ≤ 1 ∧ δ ≤<br />

3 |a| 2 + 3 |a| + 1<br />

{<br />

}<br />

ε<br />

Wir wählen also δ := min 1, > 0. Dann folgt aus |z − a| < δ mit obiger Rechnung ∣ 3|a| 2 +3|a|+1<br />

z 3 − a 3∣ ∣ < ε,<br />

also die Stetigkeit <strong>von</strong> f an <strong>der</strong> (je<strong>der</strong>) Stelle a ∈ C.<br />

Das Auffinden eines möglichst großen δ > 0 wird zunächst dadurch erschwert, dass es sich bei f um eine<br />

komplexe Funktion handelt. Dass beide zu untersuchenden Werte für a reell sind, vereinfacht die Aufgabe<br />

etwas. Mit einer kleinen Skizze kommt man schnell darauf, dass die Bedingung |z − a| < δ äquivalent ist<br />

zu z = a + δ ′ exp(iα) mit α ∈ ] − π, π] beliebig und 0 ≤ δ ′ < δ beliebig (alle Punkte z liegen innerhalb<br />

eines Kreises um a mit Radius δ). Nun folgt eine kleine Rechnung (man beachte die Rechenregeln für die<br />

Polarkoordinatendarstellung komplexer Zahlen), die schlimmer aussieht als sie ist:<br />

∣ z 3 − a 3∣ ∣<br />

∣ = ∣(a + δ ′ exp(iα)) 3 − a 3∣ ∣ ∣ ∣∣a = 3 + 3a 2 δ ′ exp(iα) + 3aδ ′ 2 exp(i2α) + δ<br />

′3 exp(i3α) − a<br />

3<br />

∣ =<br />

∣<br />

∣<br />

∣3a 2 + 3aδ ′ exp(iα) + δ ′ 2 ∣∣ exp(i2α) = δ<br />

′<br />

= δ ′ |exp(iα)|<br />

} {{ }<br />

=1<br />

∣<br />

∣3a 2 + 3aδ ′ exp(iα) + δ ′ 2 exp(i2α)<br />

∣ ∣∣<br />

In <strong>der</strong> folgenden kleinen Nebenrechnung benutzen wir |w| 2 = w · w, exp(iα) = exp(−iα) und cos(α) =<br />

Re(exp(iα)) = exp(iα)+exp(−iα)<br />

2<br />

um den Betrag (bzw. dessen Quadrat) möglichst optimal abzuschätzen:<br />

∣<br />

∣δ ′ 2 exp(i2α) + 3aδ ′ exp(iα) + 3a 2 ∣ ∣∣<br />

2<br />

=<br />

= (δ ′ 2 exp(i2α) + 3aδ ′ exp(iα) + 3a 2 )(δ ′ 2 exp(−i2α) + 3aδ ′ exp(−iα) + 3a 2 ) =<br />

= δ ′ 4 + 9a 2 δ ′ 2 + 9a 4 + 6aδ ′ 3 cos(α) + 18a 3 δ ′ cos(α) + 6a 2 δ ′ 2 cos(2α)<br />

Für beliebiges a > 0 und δ ′ > 0 ist dieser Term offensichtlich für α = 0 (d.h. cos(α) = cos(2α) = 1) maximal.<br />

Das ist dann sozusagen <strong>der</strong> ’worst case’ für unsere gesuchte Abschätzung. Für dieses α gilt nun natürlich<br />

∣ (a + δ ′ exp(iα)) 3 − a 3∣ ∣<br />

∣ = ∣(a + δ ′ ) 3 − a 3∣ ∣ . Da dieser Term ebenfalls monoton in δ ′ wächst und δ ′ beliebig<br />

nahe <strong>von</strong> unten an δ herankommt, kann in folgen<strong>der</strong> Abschätzung wie<strong>der</strong> das ungestrichene δ verwendet werden.<br />

sup {∣ ∣ (a + δ ′ ) 3 − a 3∣ ∣ : 0 ≤ δ ′ < δ } = ∣ ∣ (a + δ) 3 − a 3∣ ∣ = (a + δ) 3 − a 3 ! < ε ⇐⇒ δ < 3√ ε + a 3 − a<br />

Für die gegebenen Zahlenwerte wird für ε := 10 −2 und a := 0, 2 die obige Bedingung optimalerweise durch<br />

δ = 0, 0621 und für a := 20 durch δ = 8, 3 · 10 −6 erfüllt.<br />

□<br />

Aufgabe 47<br />

Sei f : R → R definiert durch<br />

⎧<br />

⎪⎨ 1 falls x ≥ 1 o<strong>der</strong> x ≤ −1<br />

f(x) = 0 falls x = 0<br />

⎪⎩ 1<br />

1<br />

k+1<br />

falls<br />

k+1 ≤ |x| < 1 k<br />

(k ∈ N)<br />

55


(a) Skizzieren Sie den Graphen <strong>von</strong> f im Intervall [−2, 2].<br />

(b) Zeigen Sie, dass f in a = 0 stetig ist.<br />

Tipp: Es gilt |f(x)| ≤ |x|<br />

Lösung:<br />

(a) Wir skizzieren den Graphen <strong>der</strong> Funktion f mit Maple. Um die Funktion (speziell den letzten Fall) einfach<br />

eingeben zu können, benutzen wir folgende Äquivalenz:<br />

1<br />

k + 1 ≤ |x| < 1 k<br />

⇐⇒ k < 1<br />

|x| ≤ k + 1<br />

1<br />

Für x ∈ R mit<br />

k+1 ≤ |x| < 1 k gilt somit ⌈ ⌉<br />

1<br />

|x| = k + 1 und daher<br />

1<br />

k+1 = ⌈ ⌉<br />

1 −1<br />

|x|<br />

> plot(piecewise(abs(x)>=1,1,x=0,0,1/ceil(1/abs(x))),x=-2..2,<br />

> discont=true,numpoints=1000,thickness=2);<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

–2 –1 0<br />

1 2<br />

x<br />

(b) Zunächst überlegt man sich anhand <strong>der</strong> Funktionsdefinition, daß für alle x ∈ R stets |f(x)| ≤ |x| gilt:<br />

Für x = 0 ist dies klar (|0| = 0 = |f(0)|). Für x ≥ 1 o<strong>der</strong> x ≤ −1 ebenfalls (|x| ≥ 1 = f(x) = |f(x)|).<br />

Für alle übrigen x gilt schließlich 1 k > |x| ≥ 1<br />

k+1<br />

= f(x) = |f(x)| (mit einem k ∈ N geeignet). Damit ist<br />

<strong>der</strong> Tipp explizit nachgewiesen.<br />

Die Funktion f ist in a = 0 stetig, wie man leicht mittels eines ε-δ-Arguments einsieht: Zu vorgegebenem<br />

ε > 0 setzt man δ := ε > 0. Für alle x ∈ R mit |x| = |x − 0| < δ gilt nun offenbar:<br />

und somit ist f in a = 0 stetig.<br />

|f(x) − f(0)| = |f(x) − 0| = |f(x)| ≤ |x| < δ = ε<br />

Bemerkung: Man beachte, daß f an allen Stellen a = 1 n<br />

(n ∈ Z \ {0}) unstetig ist. Die Unstetigkeitsstellen<br />

häufen sich also bei 0, i.e. die Menge { 1 ∣<br />

n<br />

n ∈ Z \ {0} } hat den Häufungspunkt 0. Trotzdem ist<br />

f bei a = 0 stetig.<br />

□<br />

56


Aufgabe 48<br />

(a) Geben sie ein Beispiel für ein Intervall [a, b] und eine Funktion f : [a, b] → R an, die auf [a, b] nicht<br />

stetig ist und die nicht jede zwischen f(a) und f(b) gelegene Zahl als Funktionswert annimmt.<br />

(b) Geben Sie ein Beispiel für ein Intervall [a, b] und eine Funktion f : [a, b] → R, die nicht auf [a, b]<br />

stetig ist, die aber jede zwischen f(a) und f(b) gelegene Zahl als Funktionswert annimmt.<br />

Lösung: Diese Aufgabe tangiert die Thematik des Zwischenwertsatzes. Dieser lautet:<br />

Satz 1 (ZWS) Sei D ⊂ R ein echtes Intervall, f : D → R stetig und a < b ∈ D. Ist c irgendeine reelle Zahl<br />

mit f(a) ≤ c ≤ f(b) o<strong>der</strong> f(b) ≤ c ≤ f(a), dann gibt es (mindestens) ein p ∈ [a, b] mit f(p) = c.<br />

Im <strong>Aufgaben</strong>teil (b) wird gezeigt, dass es auch nicht-stetige Funktionen gibt, die die Aussage des Zwischenwertsatzes<br />

erfüllen, wohingegen Teil (a) zeigt, dass <strong>der</strong> Zwischenwertsatz in seiner Allgemeinheit für unstetige<br />

Funktionen eben nicht gilt.<br />

(a) Wir definieren eine Funktion f : [0, 1] → R wie folgt: f(x) :=<br />

{<br />

0 falls x ≤ 1 2<br />

1 falls x > 1 2<br />

f ist nicht stetig in a = 1 2 . Betrachtet man nämlich die Folge (a n) n∈N gegeben durch a n = 1 2 + 1 n > 1 2 ,<br />

so gilt lim n→∞ f(a n ) = lim n→∞ 1 = 1 ≠ 0 = f( 1 2 ). Zudem existiert kein p ∈ [0, 1] mit f(p) = 1 2<br />

nach Konstruktion unserer Funktion. Damit wird nicht jede Zahl zwischen 0 = f(0) und 1 = f(1) als<br />

Funktionswert angenommen (tatsächlich liegen ja überhaupt nur 0 und 1 im Bild <strong>von</strong> f).<br />

{<br />

x falls x ≤ 1<br />

(b) Wie<strong>der</strong> definieren wir eine Funktion g : [0, 1] → R mit g(x) :=<br />

2<br />

x − 1 2<br />

falls x > 1 2<br />

Diese Funktion ist wie<strong>der</strong>um nicht stetig an <strong>der</strong> Stelle a = 1 2 , denn mit obiger Folge (a n) n∈N erhält man:<br />

( 1<br />

lim g(a n) = lim<br />

n→∞ n→∞ 2 + 1 )<br />

− 1 n 2 = lim 1<br />

n→∞ n = 0 ≠ 1 ( ) 1<br />

2 = g 2<br />

Die Funktion nimmt jedoch jede zwischen 0 = g(0) und 1 2<br />

= g(1) gelegene Zahl als Funktionswert<br />

an, denn bereits g| [0, 1<br />

2 ] ist surjektiv (sogar bijektiv) auf [ ] [<br />

0, 1 2 . Für c ∈ 0,<br />

1<br />

2]<br />

ist die Urbildmenge<br />

g −1 (c) = {x ∈ [0, 1] | g(x) = c} ⊇ {c} ≠ ∅<br />

□<br />

Aufgabe 49<br />

Sei f : R → R eine Funktion, die für alle x, y ∈ R die (Funktional-)Gleichung<br />

(∗)<br />

f(x + y) = f(x) + f(y) erfüllt.<br />

Zeigen Sie, dass für f folgende Eigenschaften äquivalent sind:<br />

(a) f ist in einer r-Umgebung <strong>von</strong> 0 beschränkt.<br />

(b) f ist in einem Punkt a ∈ R stetig.<br />

(c) f ist in jedem Punkt a ∈ R stetig.<br />

(d) Für alle x ∈ R gilt f(x) = c x mit c := f(1).<br />

Bestimmen Sie als Anwendung die stetigen <strong>Lösungen</strong> <strong>von</strong> (∗).<br />

57


Lösung: Man bemerkt zunächst, daß die Funktionalgleichung (∗) den Wert <strong>von</strong> f bei 0 eindeutig festlegt:<br />

f(0) = f(0 + 0) (∗)<br />

= f(0) + f(0) = 2 · f(0) =⇒ f(0) = 0<br />

Weiter folgt f(−x) = −f(x) ∀ x ∈ R, denn 0 = f(0) = f(x + (−x)) (∗)<br />

= f(x) + f(−x).<br />

Nun beweisen wir die Äquivalenz <strong>der</strong> angegebenen Eigenschaften durch einen Ringschluß:<br />

”(d) ⇒ (c)”: Nach Voraussetzung ist f : R → R mit x ↦→ f(x) = c · x = f(1) · x eine lineare Funktion.<br />

Diese sind stetig in allen Punkten a ∈ R ihres Definitionsbereiches (vgl. Skript 11.2.2(f)).<br />

”(c) ⇒ (b)”: Eine Funktion f : R → R, die in jedem Punkt a ∈ R stetig ist, ist insbeson<strong>der</strong>e in einem<br />

(speziellen) Punkt ã ∈ R stetig.<br />

”(b) ⇒ (a)”: Wir zeigen zunächst, daß aus <strong>der</strong> Stetigkeit <strong>von</strong> f an einem (speziellen) Punkt a ∈ R mithilfe<br />

<strong>der</strong> Funktionalgleichung die Stetigkeit <strong>von</strong> f bei 0 ∈ R folgt:<br />

Sei ε > 0 beliebig. Da f stetig bei a ∈ R ist, wählt man ein δ > 0, so daß ∀ y ∈ R : |y − a| < δ =⇒<br />

|f(y) − f(a)| < ε. Dieses δ ist auch an <strong>der</strong> Stelle 0 ∈ R gültig, d.h. ∀ x ∈ R : |x − 0| < δ gilt (man<br />

setzt y := x + a, dies impliziert |y − a| = |x + a − a| = |x − 0| < δ also |f(y) − f(a)| < ε aufgrund <strong>der</strong><br />

Stetigkeit bei a):<br />

|f(x) − f(0)| = |f(x) − 0| = |f(x) + f(a) − f(a)| (∗)<br />

= |f(x + a) − f(a)| = |f(y) − f(a)| < ε<br />

Damit ist f an <strong>der</strong> Stelle 0 stetig und somit insbeson<strong>der</strong>e beschränkt in einer Umgebung <strong>von</strong> Null, denn<br />

zu ε := M > 0 beliebig existiert ein r := δ > 0, so daß für alle x ∈ U r (0) (d.h. |x − 0| < r = δ) bereits<br />

|f(x)| = |f(x) − f(0)| < ε = M gilt.<br />

”(a) ⇒ (d)”: Äquivalent zu diesem Schritt zeigen wir die Kontraposition ”¬(d) ⇒ ¬(a)”:<br />

Da f nach Voraussetzung keine lineare Funktion ist (¬(a)), existiert ein y ∈ R \ {0} mit f(y) ≠ f(1) · y.<br />

Sei α := f(y) − f(1) · y ≠ 0. Aufgrund <strong>der</strong> Funktionalgleichung gilt dann:<br />

∀ n ∈ N :<br />

( 10 n<br />

∣ f y − ⌊10 n y⌋<br />

n<br />

=<br />

10 n y − ⌊10 n y⌋<br />

∣ n<br />

)∣ ∣∣∣ (∗)<br />

=<br />

f(1) + 10n<br />

n<br />

∣ f(10n n<br />

y) + y⌋<br />

f(−⌊10n )<br />

n ∣<br />

∣ ∣ ∣∣∣ α ≥<br />

10 n ∣∣∣<br />

∣ n<br />

α −<br />

∣<br />

Offensichtlich ist 0 ≤ 10 n y − ⌊10 n y⌋ ≤ 1 und die Folge<br />

(∗)<br />

=<br />

(<br />

10 n y−⌊10 n y⌋<br />

∣<br />

10 n<br />

n<br />

10 n y − ⌊10 n y⌋<br />

n<br />

f(y) − ⌊10n y⌋<br />

f(1)<br />

n ∣ =<br />

f(1)<br />

∣ =<br />

= 10n<br />

n<br />

|α| − 10n y − ⌊10 n y⌋<br />

|f(1)|<br />

n<br />

)<br />

ist deshalb nach Sandwich-<br />

Lemma (Skript 8.3) eine Nullfolge (0 ≤ 10n y−⌊10 n y⌋<br />

n<br />

≤ 1 n ∀ n ∈ N).<br />

Zu vorgegebenem Radius r > 0 existiert daher ein N ∈ N, so daß für alle n ≥ N zum einen<br />

10 n y−⌊10 n y⌋<br />

n<br />

∀ n ≥ N :<br />

< r und zum an<strong>der</strong>en 10n y−⌊10 n y⌋<br />

n<br />

∣<br />

∣f<br />

(<br />

10 n y−⌊10 n y⌋<br />

}<br />

n<br />

{{ }<br />

∈U r(0)<br />

)∣ ∣∣ ≥<br />

10 n<br />

n<br />

n<br />

n∈N<br />

|f(1)| < |α| ist. Damit gilt:<br />

( )<br />

|α| − 10 n y−⌊10 n y⌋<br />

n<br />

|f(1)| ><br />

} {{ }<br />


Alternativ kann man die stetigen <strong>Lösungen</strong> <strong>der</strong> Funktionalgleichung auch direkt bestimmen. Wir benutzen<br />

zunächst nur die Funktionalgleichung, um die Funktionswerte <strong>von</strong> f an allen rationalen Zahlen x ∈ Q festzulegen:<br />

∀ n ∈ N : f(n) = f(1 + . . . + 1<br />

} {{ }<br />

∀ n ∈ N :<br />

∀ m, n ∈ N :<br />

f(1) = f<br />

f ( n<br />

m<br />

)<br />

= f<br />

(<br />

n-mal<br />

(<br />

1<br />

n + . . . + 1 n<br />

} {{ }<br />

n-mal<br />

= f(1) + . . . + f(1) = n · f(1)<br />

} {{ }<br />

) (∗)<br />

) (∗)<br />

1<br />

m + . . . + 1 m<br />

} {{ }<br />

n-mal<br />

n-mal<br />

= f ( (<br />

1<br />

n)<br />

+ . . . + f<br />

1<br />

)<br />

n<br />

} {{ }<br />

) (∗)<br />

n-mal<br />

= f ( (<br />

1<br />

m)<br />

+ . . . + f<br />

1<br />

)<br />

m<br />

} {{ }<br />

n-mal<br />

= n · f ( )<br />

1<br />

n<br />

=⇒ f ( )<br />

1<br />

1<br />

n =<br />

n · f(1)<br />

= n · ( 1<br />

m · f(1)) = n m · f(1)<br />

Beachtet man noch die oben bewiesenen Resultate f(0) = 0 und f(−x) = −f(x), so ist <strong>der</strong> Wert <strong>von</strong> f<br />

auf allen rationalen Zahlen definiert und zumindest die Einschränkung f| Q hat die in (d) angegebene Gestalt<br />

f(x) = f(1) · x ∀ x ∈ Q.<br />

Die Zusatzfor<strong>der</strong>ung f sei stetig, impliziert f(x) = f(1) · x ∀ x ∈ R, da die rationalen Zahlen Q dicht<br />

in den reellen Zahlen R liegen und stetige Funktionen durch ihre Werte auf einer dichten Teilmenge des<br />

Definitionsbereiches bereits eindeutig festgelegt sind (vgl. Bemerkung 12.4 im Skript).<br />

□<br />

Aufgabe 50 [Das ”Sonnenaufgangslemma”]<br />

Sei f : R → R eine stetige Funktion. Ein Punkt x ∈ R heißt Schattenpunkt für f, wenn es ein y ∈ R<br />

mit y > x und f(y) > f(x) gibt. Die Punkte a < b ∈ R, seien keine Schattenpunkte für f, aber das<br />

Intervall ]a, b[ bestehe nur aus Schattenpunkten für f.<br />

Zeigen Sie: Es gilt dann f(x) < f(b) für alle x ∈ ]a, b[ und f(a) = f(b).<br />

Geben Sie ferner eine Begründung für den in <strong>der</strong> Überschrift genannten Namen.<br />

Tipp: Man betrachte eine Stelle in [x, b], in <strong>der</strong> f| [x,b] das Maximum annimmt.<br />

Lösung: Sei f : R → R stetig.<br />

Da a, b ∈ R keine Schattenpunkte sind, gilt: ∀ x ∈ R : x > a =⇒ f(x) ≤ f(a) und ∀ y ∈ R : y > b =⇒<br />

f(y) ≤ f(b)<br />

Speziell gilt ∀ x ∈ ]a, b] : f(x) ≤ f(a)<br />

Annahme: ∃ x ∈ ]a, b[ : f(x) = f(a)<br />

(∗)<br />

Da a kein Schattenpunkt ist, folgt ∀ y > a : f(y) ≤ f(a) = f(x) also speziell ∀ y > x (> a) : f(y) ≤ f(x) und<br />

x wäre kein Schattenpunkt alle Punkte in ]a, b[ sind Schattenpunkte. Damit gilt ∀ x ∈ ]a, b[ : f(x) < f(a)<br />

Wir zeigen nun noch, daß wie gefor<strong>der</strong>t f(a) = f(b) gilt. Dies impliziert sofort ∀ x ∈ ]a, b[ : f(x) < f(a) = f(b).<br />

Nach Gleichung (∗) wissen wir, daß f(b) ≤ f(a).<br />

Annahme: f(b) < f(a)<br />

{<br />

Sei M := x ∈ [a, b] ∣ }<br />

f(x) ≥<br />

f(a)+f(b)<br />

2<br />

. Wegen f(a) > f(a)+f(b)<br />

2<br />

ist die Menge M nicht leer (a ∈ M) und<br />

enthält wegen <strong>der</strong> Stetigkeit <strong>von</strong> f auch Punkte x > a (vgl. Satz 13.1.1 im Skript). Da f(b) < f(a)+f(b)<br />

2<br />

folgt b /∈ M und wie<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> Stetigkeit <strong>von</strong> f existiert ein δ > 0, so daß M ∩ [b − δ, b] = ∅ (vgl. Satz<br />

13.1.1). Setze c := sup M. Tatsächlich ist M abgeschlossen, da durch eine ≥-Bedingung <strong>der</strong> stetigen Funktion<br />

f definiert (vgl. 13.3.3 im Skript), und das Supremum ist ein Maximum. Es gilt: c ∈ ]a, b[ und f(c) ≥ f(a)+f(b)<br />

2<br />

aber ∀ y ∈]c, b] : f(y) < f(a)+f(b)<br />

2<br />

≤ f(c). Zudem gilt für alle y > b : f(y) ≤ f(b) < f(a)+f(b)<br />

2<br />

≤ f(c) (da<br />

b kein Schattenpunkt). Zusammen folgt ∀ y > c : f(y) < f(c), also c kein Schattenpunkt c ∈ ]a, b[ ist<br />

Schattenpunkt nach Voraussetzung.<br />

Damit gilt f(a) = f(b) und ∀ x ∈ ]a, b[ : f(x) < f(b).<br />

59


Der Name ”Sonnenaufgangslemma” läßt sich wie folgt veranschaulichen:<br />

Man faßt das Schaubild <strong>der</strong> Funktion f auf R als Relief einer Landschaft (Berge, Täler und Ebenen) auf. Nun<br />

geht die Sonne im Osten, d.h. bei <strong>der</strong> “fiktiven” Koordinate x = +∞ auf und bestrahlt diese Hügellandschaft<br />

(die Sonnenstrahlen sind dabei Geraden parallel <strong>zur</strong> x-Achse). Natürlich können die Strahlen sich nur durch<br />

die Luft (oberhalb des Graphen <strong>von</strong> f) ausbreiten. Die Erde (unterhalb des Graphen <strong>von</strong> f ist “sonnenundurchlässig”).<br />

Strahlen, die einen “Berggipfel” des Schaubildes <strong>von</strong> f treffen, i.e. das Schaubild <strong>von</strong> f nur<br />

berühren, laufen ungehin<strong>der</strong>t weiter.<br />

Ein Schattenpunkt ist nun ein Punkt (x, f(x)) <strong>der</strong> <strong>von</strong> den Sonnenstrahlen nicht erreicht wird (eben im Schatten<br />

liegt). Dies ist genau dann <strong>der</strong> Fall, wenn es (mindestens) einen Punkt (y, f(y)) mit y > x und f(y) > f(x)<br />

gibt.<br />

□<br />

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