07.11.2014 Aufrufe

PDF Download - Artgerecht

PDF Download - Artgerecht

PDF Download - Artgerecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ernährung<br />

Kräuterwiesen<br />

Neueinsaat oder Erneuerung?<br />

Bis in die 60er Jahre des letzten<br />

Jahrhunderts wurde bei der Neuanlage<br />

oder der Wiesenerneuerung die<br />

sogenannte Selbstberasung praktiziert.<br />

Man brach also einen Acker oder eine<br />

lückige Weide um und wartete nach der<br />

Bodenbearbeitung auf das neue Grün.<br />

Das funktionierte so lange gut, wie Gras<br />

und Kräutersamen im Boden ausreichend<br />

vorkamen und aus der nahen Umgebung<br />

Sameneintrag zu erwarten war. Man<br />

bezeichnet diese Samenvorräte im Boden<br />

als Samen- oder Diasporenbank. Der<br />

Vorteil war, dass nur angepasste Arten<br />

aufkamen, der Nachteil, es dauerte lange<br />

und die Zusammensetzung war nicht<br />

vorauszusehen.<br />

Schon damals wusste man, dass nach<br />

längerem Getreide- und Hackfruchtanbau<br />

eine Neueinsaat notwendig war. Neben<br />

der Einsaat fertiger Saatmischungen<br />

praktizierte man auch noch die Heublumeneinsaat.<br />

Unter Heublumen versteht<br />

man die auf den Heuböden sich ansammelnden<br />

Kleinteile, Blüten, Samen und<br />

Blattteile. Sie bildeten früher eine dichte<br />

Schicht. Diese Heublumen wurden auf<br />

den Flächen wie eine lockere Mulchdecke<br />

ausgebracht und sorgten für die erwünschte<br />

Gras- und Kräuterzusammensetzung.<br />

Beurteilung der eigenen Flächen<br />

Wer heute seine Weiden und Heuwiesen<br />

kritisch betrachten und sie als artenarme<br />

Grasmonokulturen defi nieren muss, denkt<br />

immer wieder über Aushagern, Wildkräuteransiedeln,<br />

Kräuternachsaat oder sogar<br />

Neueinsaat nach. Viele haben damit<br />

schon ihre Erfahrungen gesammelt, die<br />

Ergebnisse waren meist frustrierend.<br />

Wenn man langfristig eine Verbesserung<br />

erreichen will, muss man sich zuerst<br />

einmal darüber klar werden, was dieses<br />

Stück Land leisten soll. Dann stellen sich<br />

diese Fragen:<br />

Was für ein Boden liegt vor?<br />

Für wie viele Pferde soll die Fläche<br />

Auslauf bieten?<br />

Wieviel Futter soll erzeugt werden?<br />

Wieviel Zeit können wir in das Projekt<br />

investieren?<br />

Wie lange kann ich auf die Nutzung<br />

der Fläche verzichten?<br />

Viele halten die vorhandenen<br />

Grasmischungen für ihr größtes Problem,<br />

die eigentliche Ursache liegt aber im<br />

Zeit- und Produktionsdruck, der auf den<br />

Flächen liegt. Wer große Flächen zur<br />

Verfügung hat, hat selten starke Schäden<br />

an der Narbe. Der kann durch Umtrieb<br />

die Weidekräuter auch immer wieder<br />

ausblühen lassen. Wer fl ächenmäßig<br />

beschränkt und auf den Futtererwerb<br />

angewiesen ist, wird allein durch seine<br />

intensive Bewirtschaftung mit der<br />

notwendigen Düngung immer wieder<br />

einen artenarmen Grasacker vorfi nden.<br />

Eigenschaften des Saatgutes<br />

Die eiweißreichen und starkwüchsigen<br />

Grasarten in den handelsüblichen<br />

Mischungen entsprechen hauptsächlich<br />

den Anforderungen für eine Milch- und<br />

Fleischproduktion der Hausrinder.<br />

Wer nun eine Blumen- oder Kräutermischung<br />

in offene Stellen, Lücken oder<br />

Furchen einsät, hat, wenn alles gut geht,<br />

im folgenden Jahr ein buntes Feld. Dann<br />

folgt die Enttäuschung, denn in den<br />

darauf folgenden Jahren dominieren<br />

wieder die Gräser. Dafür gibt es mehrere<br />

Gründe:<br />

Das Saatgut stammt aus Kulturen<br />

und erfüllt nicht die Anforderungen<br />

von Wildstandorten.<br />

Die etablierten Gräser sind zu dominant<br />

und lassen den Kräutern keine<br />

Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Die Kräuter sind ein- bis zweijährig<br />

und kommen durch Überweidung<br />

oder zu frühe Mahd nicht zur Wiederaussaat.<br />

Die Kräuter sind nicht standortgerecht.<br />

Aushagern, das Entziehen von Nährstoffen<br />

Der Entschluss, nicht mehr zu düngen,<br />

macht aus einer Turbowiese noch lange<br />

kein artenreiches Wiesenbiotop. Allein<br />

der Stickstoffeintrag aus der Luft genügt,<br />

dass sich die vorhandenen starkwüchsigen<br />

Gräser immer wieder durchsetzen und<br />

den Kräutern keine Chance geben. Wenn<br />

ein kompletter Umbruch mit Neueinsaat<br />

nicht in Frage kommt, kann man einen<br />

breiten Streifen umbrechen und mit Mais<br />

einsäen.<br />

6<br />

artgerecht 1/2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!