Der Beitrag des Maschinen - Roland Berger Strategy Consultants
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VDMA – Verband Deutscher <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau,<br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> <strong>Strategy</strong> <strong>Consultants</strong> (Hrsg.)<br />
Dr. Torsten Henzelmann, Ralph Büchele<br />
<strong>Der</strong> <strong>Beitrag</strong> <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus zur Energieeffizienz<br />
Ergebnisse der Studie vom Oktober 2009
Inhalt<br />
Vorwort.........................................................................................................................3<br />
Rahmen der Studie ......................................................................................................5<br />
1 Zusammenfassung ...............................................................................................6<br />
2 Aktualität und Bedeutung der Energieeffizienz .....................................................8<br />
3 Design der Studie ...............................................................................................12<br />
3.1 Zielsetzung und Umfang..............................................................................12<br />
3.2 Ausgangsdaten............................................................................................15<br />
3.3 Methodisches Vorgehen ..............................................................................17<br />
3.4 Struktur der Befragungsstichprobe ..............................................................23<br />
4 Energieeffizienz durch den <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau...................................26<br />
4.1 Technologieentwicklung ..............................................................................27<br />
4.1.1. Industrie .............................................................................................27<br />
4.1.2. Umwandlungssektor ..........................................................................34<br />
4.2 Technologieeinsatz......................................................................................35<br />
4.2.1 Industrie ..............................................................................................36<br />
4.2.2. Umwandlungssektor ..........................................................................37<br />
4.3 <strong>Beitrag</strong> der Anwenderseite zur weiteren Energieeinsparung.......................40<br />
5 Ökonomische und ökologische Effekte...............................................................44<br />
5.1 Einsparungen Energiebedarf und Energiekosten ........................................45<br />
5.1.1 Einsparpotenziale Endenergie in der Industrie ...................................45<br />
5.1.2 Einsparpotenziale Primärenergie Umwandlungssektor ......................53<br />
5.2 Ökonomische und ökologische Effekte........................................................55<br />
Anhang.......................................................................................................................59<br />
6.1 Detailinformationen und Berechnungsmethodiken ......................................59<br />
6.2 Glossar wichtiger Begriffe............................................................................63<br />
2
Vorwort<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,<br />
der <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau ist seit jeher „der Effizienz auf der Spur“. Die Frage,<br />
die wir lange Zeit nicht beantworten konnten, lautete: Wie groß ist der „Schatz“?<br />
Lohnt es sich für <strong>Maschinen</strong>bauunternehmen, auch und gerade in Zeiten der Krise<br />
auf das Thema Effizienz zu setzen? Und lohnt es sich auf der anderen Seite für<br />
Abnehmer unserer Branche, egal ob in der Industrie, im Energie-, im Verkehrs- oder<br />
im Dienstleistungssektor, effiziente <strong>Maschinen</strong>- und Anlagen einzusetzen, um sich<br />
damit Wettbewerbsvorteile zu erschließen? Und schließlich – mit politischer Brille<br />
betrachtet – welchen <strong>Beitrag</strong> kann der <strong>Maschinen</strong>bau leisten, die ambitionierten<br />
klima- und energiepolitischen Ziele auf nationaler, europäischer und internationaler<br />
Ebene zu erreichen?<br />
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat der VDMA zwei Institute – die Prognos<br />
AG und <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> <strong>Strategy</strong> <strong>Consultants</strong> – in die Spur geschickt, die ganz<br />
unterschiedliche Wege zu deren Beantwortung gegangen sind. Zwei Institute, um die<br />
gesamte Breite <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>baus wirklich zu erfassen, aber auch, um mit<br />
methodisch völlig verschiedenen Ansätzen eine wechselseitige Validierung der<br />
Untersuchungsergebnisse zu ermöglichen. Ob sich beide Ansätze ergänzen oder<br />
widersprechen war zu Beginn <strong>des</strong> Projekts offen. Umso mehr freut es uns, dass<br />
beide Institute die eingangs gestellten Fragen klar bejahen und die Schlüsselrolle <strong>des</strong><br />
<strong>Maschinen</strong>baus in Energie(effizienz)fragen erstmals auch quantifizieren können.<br />
Den Endbericht von <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> <strong>Strategy</strong> <strong>Consultants</strong> halten Sie nun in der Hand.<br />
Durch eine Befragung unter Unternehmen <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus hat<br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> ermittelt, welchen <strong>Beitrag</strong> die Branche in der Vergangenheit zur<br />
Energieeinsparung bei ihren Anwendern in Industrie, Verkehr, Energiesektor und<br />
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen geleistet hat, mit welchen Technologien diese<br />
Einsparungen erzielt worden sind und welche technologischen und prozessualen<br />
Optimierungshebel dabei zum Einsatz gekommen sind. Die Ergebnisse<br />
beeindrucken: Die durch Technologien <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus in den<br />
vergangenen 10 Jahren bereits realisierten Energieeinsparungen und die in den<br />
nächsten 10 Jahren möglichen Einsparpotenziale belaufen sich auf knapp 1800 PJ.<br />
Mit dieser Energiemenge können etwa 138 Millionen Haushalte – das entspricht<br />
80 Prozent aller Haushalte in Westeuropa – Jahr für Jahr mit Strom versorgt werden!<br />
3
Mit diesem ersten Vorgeschmack entlasse ich Sie in die weitere, aufschlussreiche<br />
Lektüre. Zur Ergänzung empfehle ich Ihnen den Bericht der Prognos AG, die mit<br />
einem methodisch einzigartigen top-down-Analyseansatz, der in ähnlicher Form auch<br />
zur Validierung der Effizienzziele der EU zum Einsatz kommen soll, ermittelt, welche<br />
Energieeinsparungen ausgewählte Anwenderbranchen der Industrie durch den<br />
Einsatz neuester <strong>Maschinen</strong> und Anlagen und durch Veränderungen im<br />
Produktionsprozess in den vergangenen 10 Jahren erzielt haben und welche<br />
technologiebasierten Einsparungen – unterstellt, dass Deutschland das EU-<br />
Effizienzziel bis 2020 erfüllt – künftig noch erreicht werden.<br />
Ihr<br />
Thorsten Herdan<br />
VDMA Energiepolitischer Sprecher<br />
4
Rahmen der Studie<br />
Projektpartner<br />
Die vorliegende Studie wurde vom Verband Deutscher <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau<br />
(VDMA) an die Unternehmensberatung <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> <strong>Strategy</strong> <strong>Consultants</strong><br />
beauftragt.<br />
Leitfragen<br />
� Welchen <strong>Beitrag</strong> zur Energieeinsparung hat der deutsche <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbau in der Vergangenheit geleistet? Welchen kann er künftig<br />
beisteuern?<br />
� Wie hat sich der Einsatz der effizientesten Technologien bei den<br />
Anwenderbranchen bisher entwickelt? Wie wird sich hier das Ausschöpfen von<br />
Energieeinsparpotenzialen in der Zukunft gestalten?<br />
� Welche technologischen und prozessualen Optimierungshebel treiben Energieeffizienzsteigerungen<br />
an?<br />
� Welche ökologischen und ökonomischen Effekte ergeben sich aus der<br />
Energieeffizienzsteigerung?<br />
Vorgehen<br />
Neben der Analyse relevanter Studien und Marktreports wurde eine online-gestützte<br />
Breitenbefragung von Anbieterunternehmen <strong>des</strong> deutschen <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus durchgeführt.<br />
Diese wurden zu Energieeffizienzsteigerungen ihrer Produkte und den relevanten<br />
technologischen Optimierungshebeln befragt. Dabei wurde zwischen den<br />
verschiedenen Einsatzbereichen der Produkte auf Anwenderseite entlang der<br />
Wertschöpfungskette detailliert unterschieden. Bei den Produktportfolien erfolgte<br />
zudem eine klare Abgrenzung zwischen der Energieeffizienzsteigerung bei<br />
Subsystemen und Endprodukten.<br />
Experten- und Fokusinterviews auf Anwenderseite dienten � neben der Reflexion der<br />
Online-Befragungsergebnisse – hauptsächlich dazu, weitere<br />
Energieeinsparpotenziale durch mögliche Maßnahmen der Anwender im<br />
Zusammenhang mit dem Einsatz der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen zu eruieren.<br />
Projektion und Ableitung <strong>des</strong> künftigen Energieeinsparpotenzials wurden<br />
f<br />
vorgenommen, wesentliche Treiber identifiziert sowie gesamtwirtschaftliche und<br />
ökologische Effekte berechnet.<br />
5
1 Zusammenfassung<br />
Energieeffizienz ist ein aus politischer wie aus wirtschaftlicher Sicht hochaktuelles<br />
und bedeuten<strong>des</strong> Thema: zum einen wegen ihres Potenzials, den Bedarf an Energie<br />
zu senken und somit Ressourcen schonen und CO2-Emissionen reduzieren zu<br />
können und zum anderen zur Senkung der Energiekosten im Unternehmen.<br />
Ökologische und ökonomische Effekte werden also in gleichem Maße adressiert. <strong>Der</strong><br />
deutsche <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.<br />
<strong>Der</strong> geografische Bezugsrahmen der Studie ist die Bun<strong>des</strong>republik Deutschland.<br />
Gleichwohl lassen sich die Ergebnisse auf alle anderen Länder beziehen, in welchen<br />
der deutsche <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau seine Produkte anbietet. Ein<br />
Weltmarktanteil von 20 Prozent und die starke Exportorientierung sind eine sehr gute<br />
Voraussetzung dafür. Bei der Untersuchung werden die Perspektiven der Anbieter<br />
von <strong>Maschinen</strong> und Anlagen sowie der Anwenderunternehmen im Produzierenden<br />
Gewerbe, Verkehr, Handel und Dienstleistungen betrachtet. Daneben wird<br />
untersucht, welche Potenziale zur Energieeffizienzsteigerung im Umwandlungssektor<br />
(Energieerzeuger, Raffinerien) vorhanden sind. Die Studie erzielt damit eine<br />
Abdeckung von 60 Prozent <strong>des</strong> Primärenergiebedarfs in Deutschland. Basis für die<br />
Berechnung der Energieeinsparungen bilden Verluste und Substitutionseffekte im<br />
Umwandlungssektor bzw. der Ist-Energieverbrauch von Sektoren bzw.<br />
Anwenderbranchen, in denen die Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Mehrere Treiber tragen zur Reduzierung <strong>des</strong> Energiebedarfes bei: Die Entwicklung<br />
von energieeffizienteren <strong>Maschinen</strong> und Anlagen durch die Anbieterunternehmen,<br />
deren verstärkter Einsatz bei den Kunden sowie die effizientere Nutzung durch den<br />
Endanwender.<br />
In allen Anwenderbranchen werden die realisierbaren Energieeffizienzsteigerungen<br />
der kommenden 10 Jahre im Vergleich zu den bereits realisierten Einsparungen der<br />
vergangenen 10 Jahre durch Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus zunehmen.<br />
Dies ist neben der gesteigerten Effizienz der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen im<br />
Wesentlichen auf einen verstärkten Einsatz auf der Anwenderseite zurückzuführen.<br />
So wird sich der Einsatz effizienter Technologien (Realisierungsgrad) in den<br />
Anwenderbranchen der Industrie übergreifend in den kommenden 10 Jahren<br />
deutlich von durchschnittlich 40 Prozent auf 67 Prozent erhöhen. Die<br />
Energieeffizienzsteigerungen werden in den nächsten 10 Jahren etwa je zur Hälfte<br />
auf Basis bestehender Technologien sowie durch neue Technologien realisiert. Die<br />
drei wichtigsten technologischen Hebel <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus werden –<br />
wie in der Vergangenheit auch – zukünftig die Verfahrensoptimierung, die<br />
Optimierung der Systemsteuerung und die Konstruktionsoptimierung bleiben. Die<br />
Energieeinsparungen im Umwandlungssektor r werden sich im Vergleich der<br />
vergangenen mit den kommenden 10 Jahren mehr als verdoppeln. Dies ist nur zum<br />
Teil mit Effizienzsteigerungen der Produkte, vor allem durch<br />
6
Konstruktionsoptimierung, und einer erhöhten Durchdringung zu begründen.<br />
Daneben sorgen Substitutionseffekte für beträchtliche Einsparungen.<br />
Neben der verbesserten Effizienz der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen werden durch<br />
Maßnahmen auf Anwenderseite weitere Effekte erwartet. Für alle Anwenderbranchen<br />
der Industrie werden insgesamt durchschnittlich 9 Prozent weitere<br />
Energieeinsparpotenziale genannt. Die wesentlichen Verbesserungshebel hierbei<br />
sind die Anpassung der installierten Leistung, die Prozessoptimierung in der<br />
Produktion, die Optimierung der maschinenübergreifenden Systemsteuerung in<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau sowie eine<br />
Verhaltensänderung von Mitarbeitern. Im Umwandlungssektor r können nach der<br />
Anlageninstallation hingegen keine zusätzlichen Einsparungen auf Anwenderseite<br />
erzielt werden.<br />
Im Vergleich zu vor 10 Jahren werden heute in allen betrachteten Sektoren in<br />
Deutschland durch effizientere <strong>Maschinen</strong> und Anlagen bereits 629 PJ (175 TWh)<br />
Endenergie pro Jahr eingespart. Zum Vergleich: Dies entspricht dem Strombedarf<br />
von rund 48 Millionen privaten Haushalten und einer Energiekosteneinsparung von<br />
6,7 Mrd. Euro. Insgesamt können durch Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus<br />
in 10 Jahren Endenergieeinsparungen in Höhe von 1169 PJ (325 TWh) jährlich<br />
erzielt werden. Dies entspricht dem Strombedarf von rund 90 Millionen privaten<br />
Haushalten und einer Energiekosteneinsparung von 12,5 Milliarden Euro bzw. fast 40<br />
Prozent der Energiekosten der im Rahmen dieser Studie betrachteten Branchen <strong>des</strong><br />
Produzierenden Gewerbes im Jahr 2005.<br />
In der Gesamtbetrachtung könnten mit den bis heute bereits realisierten<br />
Einsparungen und dem Einsparpotenzial bis in 10 Jahren über 80 Prozent aller<br />
privaten Haushalte in Westeuropa mit Strom versorgt werden.<br />
Die Energieeinsparung leistet parallel auch einen <strong>Beitrag</strong> zur Reduktion der CO2-<br />
Emissionen. Im Vergleich zu vor 10 Jahren werden heute in allen betrachteten<br />
Sektoren in Deutschland bereits 71 Millionen Tonnen CO2 eingespart. In 10 Jahren<br />
können darüber hinaus jährlich 198 Millionen Tonnen CO2, d.h. rund 25 Prozent der<br />
gesamten jährlichen CO2-Emissionen Deutschlands (Basisjahr 2007), zusätzlich<br />
eingespart werden. Den größten Anteil steuert mit rund 60 Prozent der<br />
Energieerzeugungssektor bei, in dem neben Effizienzfortschritten vor allem<br />
Substitutionseffekte zum Tragen kommen.<br />
7
2 Aktualität und Bedeutung der Energieeffizienz<br />
Energieeffizienz, die kluge Gewinnung, Umwandlung und intelligente Nutzung von<br />
Energie, wird immer wichtiger: Steigende Energiekosten, wachsen<strong>des</strong> öffentliches<br />
Bewusstsein und zunehmende Sensibilität für Umwelt- und Klimaschutz im<br />
Allgemeinen sowie notwendige Reduzierung von Kohlendioxid (CO2) und<br />
schonenderer Umgang mit Ressourcen im Besonderen bringen das Thema ganz<br />
nach oben auf die energie- und umweltpolitische Agenda von Unternehmen und<br />
Politik.<br />
Interessanter wird Energieeffizienz jedoch nicht nur wegen ihres Potenzials, den<br />
Bedarf an Energie senken und somit auch entsprechende Kosten und CO2-<br />
Emissionen reduzieren zu können. Für den deutschen <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau<br />
rückt sie darüber hinaus als Unterscheidungskriterium im internationalen Wettbewerb<br />
in den Vordergrund.<br />
Die Ergebnisse der Befragung zeigen deutlich, dass Energieeffizienz künftig für den<br />
Technologieanbieter eine viel größere Rolle spielen wird, wenn es darum geht, sich<br />
in besonders positivem Maße vom Wettbewerb abzugrenzen und<br />
Wettbewerbsvorteile zu realisieren.<br />
Energieeffi f zienzsteigerung als<br />
zentraler Differen f zierungsfaktor<br />
(USP1) ) bei ihren Kunden<br />
Life-Cycle-Costing als Entscheidungskriterium<br />
bei Neuanschaffungen<br />
derr Anwender<br />
Energieeffi f zienz als wesentliche<br />
Markteintrittsbarriere für neue<br />
Anbieter<br />
Heute In 10 Jahren<br />
2,5<br />
2,8<br />
2,8<br />
Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 5: 1 = sehr gering bis 5 = sehrr hoch<br />
1) Unique Selling Proposition<br />
Abbildung 1: Bedeutung Energieeffizienz f als Differenzierungsfaktor<br />
3,5<br />
4,1<br />
4,1<br />
Im Vergleich zu heute gewinnt die Steigerung der Energieeffizienz bei den Kunden<br />
deutlich an Relevanz. Dieses Thema wird sich aus Sicht der Anbieter in 10 Jahren zu<br />
einem zentralen Differenzierungsfaktor (Unique Selling Proposition, USP) <strong>des</strong><br />
Unternehmens entwickelt haben.<br />
Ebenso steigt in Zukunft die Bedeutung von Life-Cycle-Costing massiv an: Immer<br />
häufiger werden Kunden bei ihrer Kaufentscheidung neben dem Anschaffungspreis<br />
auch sämtliche über die Laufzeit anfallenden Kosten berücksichtigen. Somit werden<br />
8
auch jene Kosten verstärkt in Betracht gezogen, die für den Energieverbrauch<br />
anfallen.<br />
Darüber hinaus wird sich das Thema Energieeffizienz zunehmend als wesentliche<br />
und nachhaltige Markteintrittsbarriere für potenzielle Wettbewerber etablieren.<br />
Technologischer Fortschritt im Sinne höherer Energieeffizienz ist nur schwer<br />
nachzuahmen, so dass sich damit ein weiterer Baustein zur Bekämpfung der<br />
Produktpiraterie ergibt.<br />
Mit der wachsenden Bedeutung der Energieeffizienz in der Produktentwicklung<br />
wachsen jedoch auch die Anforderungen an die Qualifizierung der Mitarbeiter.<br />
Fähigkeit der Mitarbeiter,<br />
Beiträge zu leisten<br />
Qualifizierung<br />
der Mitarbeiter<br />
Ausbildung an<br />
Hochschulen<br />
Innerbetriebliche<br />
Weiterbildung<br />
3,1<br />
3,2<br />
3,0<br />
3,3<br />
Heute In 10 Jahren<br />
Auf einerr Bewertungsskala<br />
von 1 bis 5: 1= sehr gering bis 5 = sehr hoch<br />
3,7<br />
Abbildung 2: Bedeutung Mitarbeiterqualifikation für Energieeffizienzsteigerung<br />
4,0<br />
4,0<br />
3,9<br />
Um sicherzustellen, dass auch in Zukunft ausreichend kompetente Mitarbeiter für das<br />
Unternehmen zur Verfügung stehen, wird deren Qualifizierung noch stärkere<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Zwar werden die Hochschulen künftig hier eine größere<br />
Rolle spielen, noch stärker als heute ist jedoch die innerbetriebliche Weiterbildung<br />
gefordert. Vor allem hier besteht die Möglichkeit einer spezifischen Ausbildung, die<br />
von den Hochschulen häufig nicht ausreichend geleistet werden kann.<br />
Gelingt es den Unternehmen, sich am Markt beim Thema Energieeffizienz mit<br />
innovativen Produkten zu positionieren, so erwarten die Unternehmen sehr positive<br />
Effekte auf Umsatz und Beschäftigung. Durch stärkere Betonung <strong>des</strong> Themas<br />
werden im deutschen <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau in 10 Jahren zusätzliche<br />
Arbeitsplätze entstehen. Energieeffizienz wird damit zunehmend zum Job-Motor und<br />
steigert so auch die Attraktivität der gesamten Branche.<br />
9
Entstehung Arbeitsplätze<br />
im <strong>Maschinen</strong>bau<br />
Entstehung Arbeitsplätze<br />
im Unternehmen<br />
Attraktivitätsgewinn<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Attraktivitätsgewinn<br />
Unternehmen<br />
Heute In 10 Jahren<br />
2,5<br />
2,7<br />
3,0<br />
3,2<br />
3,0<br />
3,3<br />
Auf einerr Bewertungsskala<br />
von 1 bis 5: 1= sehr gering bis 5 = sehr hoch<br />
3,9<br />
3,8<br />
Abbildung 3: Bedeutung Energieeffizienz als Beschäftigungs- und Attraktivitätsfaktor<br />
Das Interesse an energieeffizienten Produkten und Leistungen wächst ebenso<br />
jenseits der Grenzen Deutschlands, vor allem bei Kunden in Ländern, die sich hier<br />
bisher nicht besonders hervorgetan haben.<br />
Nordamerika<br />
Asien<br />
Osteuropa<br />
Lateinamerika<br />
Westeuropa<br />
Deutschland<br />
Heute In 10 Jahren<br />
1,6<br />
1,8<br />
1,8<br />
1,8<br />
2,4<br />
2,7<br />
2,9<br />
2,8<br />
2,8<br />
3,1<br />
3,7<br />
Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 5: 1= sehr gering bis 5 = sehr hoch<br />
Abbildung 4: Bedeutung Energieeffizienz nach Regionen<br />
4,3<br />
Zwar führt im internationalen Vergleich Deutschland als Hochburg <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>und<br />
Anlagenbaus vor dem restlichen Westeuropa mit Abstand die Liste jener Länder<br />
an, die Energieeffizienz als sehr wichtig erachten. Andere Regionen wie Nordamerika<br />
und Asien werden in Zukunft jedoch nachziehen und dem Thema größere<br />
Aufmerksamkeit widmen – wird doch hier ein besonderer Druck, nicht zuletzt auf<br />
Grund veränderter politischer Einstellungen und vermehrter globaler Verpflichtungen,<br />
spürbar.<br />
10
Es zeigt sich sehr deutlich, dass Energieeffizienz für den deutschen <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbau und gesamtgesellschaftlich enorm an Bedeutung gewinnt, da das<br />
Thema aus vielen energie- wie umweltpolitischen, unternehmensstrategischen sowie<br />
arbeitsmarktrelevanten Überlegungen und Diskussionen nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang daher auch die Frage nach der umgekehrten<br />
Bedeutung, das heißt, welche Rolle der deutsche <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau beim<br />
Thema Energieeffizienz spielt und welchen <strong>Beitrag</strong> die Branche selbst zur<br />
Energieeffizienz leisten kann.<br />
11
3 Design der Studie<br />
3.1 Zielsetzung und Umfang<br />
Generelles Ziel der Studie ist es, den <strong>Beitrag</strong> der <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaubranche zur Energieeffizienz in Deutschland herauszuarbeiten und zu<br />
quantifizieren. Energieeffizienz ist eine prozentuale Reduktion <strong>des</strong><br />
Energieverbrauchs, durch die gleichzeitig Ressourcen geschont, Kosten gesenkt und<br />
CO2-Emissionen verringert werden. Möglichkeiten zur Energieeinsparung wiederum<br />
ergeben sich vor allem durch bessere Technologien und deren verstärkten sowie<br />
intelligenten Einsatz.<br />
Daher beschäftigt sich die Studie in erster Linie mit den Einsparpotenzialen durch<br />
Produkte <strong>des</strong> deutschen <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus und untersucht, in welchem<br />
Umfang die Abnehmerunternehmen künftig Energieeffizienzsteigerungen realisieren<br />
können. Besonders deutlich wird diese Steigerung der Energieeffizienz, wenn man<br />
zum Vergleich die jeweiligen Entwicklungen in der Vergangenheit heranzieht.<br />
Hieraus lassen sich folgende inhaltliche Ziele ableiten:<br />
� Detaillierte Ermittlung <strong>des</strong> zukünftigen Gesamtenergieeinsparpotenzials in<br />
verschiedenen Anwenderbranchen,<br />
� Identifikation der technologischen Hebel und Ableitung <strong>des</strong> Innovationsbedarfs,<br />
� Aufzeigen der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung von<br />
Energieeffizienztechnologien,<br />
� Ableiten der ökologischen und ökonomischen Effekte.<br />
Geografischer Bezugsrahmen der Studie ist die Bun<strong>des</strong>republik Deutschland.<br />
Gleichwohl lassen sich die Ergebnisse auf alle anderen Länder beziehen, in welchen<br />
der deutsche <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau seine Produkte anbietet.<br />
Im Rahmen der Studie werden der industrielle Bereich und der Umwandlungssektor<br />
analysiert. Dabei werden im industriellen Bereich die Perspektiven der Anbieter- und<br />
der Anwenderunternehmen betrachtet. Im Umwandlungssektor spielt die<br />
Anwenderbetrachtung hingegen keine Rolle, da die Effizienzsteigerung unmittelbar<br />
durch die Technologien der Anbieter realisiert wird.<br />
� Anbieterunternehmen: Dies sind alle Unternehmen <strong>des</strong> deutschen <strong>Maschinen</strong>und<br />
Anlagenbaus, die <strong>Maschinen</strong> bzw. Anlagen her- und bereitstellen, welche<br />
auf Seiten der Anwender in einem Produktionsprozess direkt oder in einem die<br />
Produktion unterstützenden Prozess zur Herstellung von Wirtschaftsgütern zum<br />
Einsatz kommen. Im Umwandlungssektor gehören hierzu u.a. die Anbieter von<br />
Energieerzeugungstechnologien.<br />
Für die vorliegende Studie orientierte man sich an den 25 Fachzweigen <strong>des</strong><br />
deutschen <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus, die energieverbrauchsrelevante<br />
12
Subsysteme oder Endprodukte herstellen. Die ausgewählten Fachzweige<br />
decken damit die relevante Anbieterlandschaft ab.<br />
Abfalltechnik<br />
Allgemeine Lufttechnik<br />
Antriebs- und<br />
Fluidtechnik<br />
Armaturen<br />
Aufzüge und Fahrtreppen<br />
Bau-, Baustofff und<br />
Bergbaumaschinen<br />
Bekleidungs- und Ledertechnik<br />
Druck- und Papiertechnik<br />
Fördertechnik und<br />
Logistiksysteme<br />
Gebäudeautomation<br />
Gießereimaschinen<br />
Holzbearbeitungsmaschinen<br />
Hütten und<br />
Walzwerkeinrichtungen<br />
Kompressoren, Druckluft f - und<br />
Vaku V umtechnik<br />
Kunststoff ff- und Gummimaschinen<br />
Motoren und Systeme<br />
Nahrungsmittel- und<br />
Verpacku V ngsmaschinen<br />
Power Systems<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Pumpen und Systeme<br />
Robotik<br />
Tex T tilmaschinen<br />
Thermoprozesstechnik<br />
Verfah V renstechnische <strong>Maschinen</strong>/<br />
Apparate<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Abbildung 5: Teilnehmende Fachzweige <strong>des</strong> deutschen <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus<br />
� Anwenderunternehmen: Hier wiederum sind alle Unternehmen in Deutschland<br />
aus den verschiedensten Branchen gemeint, welche die <strong>Maschinen</strong> bzw.<br />
Anlagen deutscher <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbauer entsprechend zum Einsatz<br />
bringen.<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe<br />
Glas- und<br />
Keramikerzeugnisse<br />
Nahrungs- und Genussmittel/Getränke/<br />
Ta T bakwaren<br />
Papier-/Pappeherstellung<br />
und Ve V rlag-/ Druckerzeugnisse<br />
Erzbergbau/Gewinnung<br />
von Steinen und Erden<br />
Kohlebergbau, TTo rfgewinnung<br />
und Gewinnung<br />
Erdöl/ Erdgas<br />
Fahrzeugbau<br />
Grundstoffchemie<br />
Holzverarbeitung<br />
Kokerei<br />
Kunststofff und Gummiwaren<br />
Lederwaren<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Mineralöl- und petrochemische<br />
Erzeugnisse<br />
Metallbearbeitung (Eisen- und<br />
Nicht-Eisen-Metalle)<br />
Metallerzeugung (Eisen- und Nicht-<br />
Eisen-Metalle)<br />
Sonstige Chemie/Pharma<br />
Te T xtil und Bekleidung<br />
Abbildung 6: Struktur der Anwenderbranchen in der Studie<br />
Ve V rarbeitung von<br />
Steinen und Erden<br />
Logistik/ Handel<br />
Logistik/Handel<br />
Baugewerbe<br />
Baugewerbe<br />
Verkehr<br />
Verkehr<br />
Umwandlungssektor<br />
Energieerzeugung<br />
Raff f inerien<br />
Diese Unternehmen gehören zu den drei Wirtschaftssektoren Verkehr,<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe und Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und wurden in<br />
13
21 Anwenderbranchen detailliert aufgeschlüsselt, wobei das Produzierende<br />
Gewerbe hier den Schwerpunkt bildet. <strong>Der</strong> ebenso untersuchte<br />
Umwandlungssektor wurde bei der Betrachtung in den Erzeugungsbereich und<br />
die Raffinerien untergliedert.<br />
Grundlage für die Berechnung bilden die Energieverbrauchszahlen für Deutschland,<br />
Ausgangspunkt der Studie wiederum ist der Gesamtenergieverbrauch der deutschen<br />
Wirtschaft <strong>des</strong> Jahres 2005. Diese Zahlen bildeten zum Zeitpunkt der Untersuchung<br />
den aktuellsten und umfassendsten Stand und waren in Abstimmung mit dem<br />
Auftraggeber VDMA und der Prognos AG ausgewählt und für die Studie aufbereitet<br />
worden.<br />
Mit der vorliegenden Energieeffizienzstudie werden die bereits in den vergangenen<br />
10 Jahren realisierten Energieeinsparungen und die in 10 Jahren möglichen<br />
Einsparpotenziale an Primär- und Endenergie betrachtet. Die Basis hierfür bildet der<br />
Ist-Energieverbrauch in den einzelnen Sektoren und Anwenderbranchen. Um die<br />
Einsparpotenziale im Umwandlungssektor vollständig abbilden zu können, müssen<br />
Substitutionseffekte in die Berechnung einbezogen werden. Hierfür wurde ein<br />
entsprechen<strong>des</strong> Energiemix-Szenario für die Zeit in 10 Jahren zugrunde gelegt (vgl.<br />
Kapitel 4.2.2).<br />
Primärenergie, wie Stein- und Braunkohle, Erdgas, Erdöl, und Erneuerbare Energien,<br />
wie Wasser- und Windkraft, Bio- und Sonnenenergie, werden von Raffinerien und<br />
Energieerzeugern wie Wärmekraftwerken, Kernkraftwerken, Heizkraftwerken,<br />
Wasser- und Windkraftanlagen o.Ä. in vom Endverbraucher nutzbare<br />
Sekundärenergieträger, wie Strom, Wärme, Mineralölprodukte oder Briketts,<br />
umgewandelt. Hierbei kommt es nicht nur zu Umwandlungs- sowie<br />
Leitungsverlusten, auch die Energieerzeuger und Raffinerien selbst verbrauchen<br />
einen Teil der Energie. Somit mussten im Erzeugungssektor und in Raffinerien in<br />
2005 13.095 Petajoule (PJ) Primärenergie aufgewendet werden, damit 8.920 PJ bzw.<br />
68 Prozent als Endenergie in industriellen, öffentlichen wie privaten Bereichen<br />
genutzt werden konnten.<br />
Im Fokus der Studie stehen jene Sektoren bzw. Anwenderbranchen, in denen<br />
schwerpunktmäßig Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus zum Einsatz<br />
kommen. Neben dem Sektor Verkehr liegt ein besonderer Fokus auf 18<br />
ausgewählten Wirtschaftszweigen <strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes. Aus dem<br />
Wirtschaftssektor Gewerbe/Handel/Dienstleistungen werden die Bedarfsstrukturen<br />
der Logistik, <strong>des</strong> (Einzel-)Handels und <strong>des</strong> Baugewerbes beleuchtet. Im<br />
Umwandlungssektor werden der Erzeugungsbereich und die Raffinerien untersucht.<br />
14
100% 28% 4% 68%<br />
13.095<br />
7.922<br />
(60%)<br />
5.173<br />
Primärenergiebedarf<br />
1)<br />
3.610<br />
Umwandlungsverluste<br />
2)<br />
565<br />
Verbrau V ch<br />
Umw. Sektor<br />
100% 29% 27% 15% 29%<br />
8.920<br />
4.312<br />
(48%)<br />
4.608<br />
Endenergiebedarf<br />
2.586<br />
1.622<br />
964 3)<br />
Verkehr<br />
1) Inklusive Erneuerbare Energien und exklusive nicht-energetischem Verbrauch (Verw r endung von Energieträgern als Rohstoff in chemischen Prozessen)<br />
2) Inklusive Leitungsverluste<br />
3) Privater Straßenverkehr<br />
4) Sonstige Wirt r schaft f szweige<br />
5) Landwirtschaft, Gesundheitswesen, öffentl. Verw r altung, sonst. private Dienstleistungen<br />
2.424<br />
2.354<br />
70 4)<br />
Produz.<br />
Gewerbe<br />
ersuchungsbereich der Studie Außerhalb Untersuchungsbereich derr Studie<br />
1.341<br />
336<br />
1.005 5)<br />
Gewerbe/<br />
Handel/<br />
Dienstleistungen<br />
2.569<br />
Private<br />
Haushalte<br />
Abbildung 7: Energiebedarf nach Sektoren 2005 [PJ], Untersuchungsbereich der Studie<br />
Quelle: AG Energiebilanzen, Prognos, BMWi<br />
Insgesamt wird im Industriebereich ein Endenergiebedarf von 4.312 PJ bzw. rund 50<br />
Prozent <strong>des</strong> gesamten jährlichen Endenergiebedarfs in Deutschland einer genauen<br />
Betrachtung unterzogen. Hierbei schlagen die Sektoren Verkehr mit 1.622 PJ und<br />
Gewerbe/Handel/Dienstleistungen mit 336 PJ zu Buche, den Löwenanteil jedoch<br />
trägt das Produzierende Gewerbe mit 2.354 PJ bei. Da die Studie auch alle<br />
wesentlichen Teile <strong>des</strong> Umwandlungssektors – mit Ausnahme von Geothermie und<br />
Photovoltaik – betrachtet, wird eine Abdeckung von 60 Prozent <strong>des</strong><br />
Primärenergiebedarfs erreicht.<br />
Nicht näher untersucht wird der Energiebedarf r <strong>des</strong> privaten (Straßen-)Verkehrs sowie<br />
der privaten Haushalte. Ebenso bleiben jene Teile <strong>des</strong> Energiebedarfs<br />
unberücksichtigt, die auf Landwirtschaft, Gastgewerbe, Gesundheitswesen,<br />
öffentliche Verwaltung und sonstige private Dienstleistungen, wie z.B.<br />
Finanzdienstleistungen oder das Vermietungs- und Grundstücksgewerbe, entfallen.<br />
3.2 Ausgangsdaten<br />
Um Energieeffizienzsteigerungen sowie die künftigen Einspareffekte bei<br />
Energiebedarf, Kosten und CO2-Emissionen berechnen zu können, ist es erforderlich,<br />
den Ist-Energiebedarf in den zu untersuchenden Sektoren Verkehr, Produzieren<strong>des</strong><br />
Gewerbe und Gewerbe/Handel/Dienstleistungen detailliert zu erfassen. Insbesondere<br />
für das Produzierende Gewerbe ist eine Einzelbetrachtung der verschiedenen<br />
15
Anwenderbranchen notwendig, da sich diese in Art und Umfang der genutzten<br />
Energien stark unterscheiden.<br />
Sektor Anwenderbranche Endenergiebedarf [PJ]<br />
GHD<br />
1) Papier/ r Pappe: 184 PJ, Druck/V / erlag: 36 PJ 2) Nahrungs-/Genussmittel: 172 PJ, Getränke: 26 PJ, Tabak; 3 PJ 3) Glas: 58 PJ, Keramik: 34 PJ<br />
4) Gewerbe/Handel/Dienstleistungen 5) Bezogen auff Endenergiebedarf<br />
r im Untersuchungsbereich = 4.312 PJ<br />
4)<br />
Verkehr Verkehr<br />
Metallerzeugung<br />
1.622<br />
677<br />
Grundstoff f chemie<br />
362<br />
Papier-/Pappeherstellung u. Verlags-/Druckerzeugnisse 220<br />
201<br />
185<br />
127<br />
Produz.<br />
Gewerbe<br />
104<br />
92<br />
79<br />
77<br />
77<br />
59<br />
46<br />
30<br />
17<br />
1<br />
53<br />
283<br />
1)<br />
Nahrungs- und Genussmittel/Getränke/Tabakwaren2) Verarbeitung von Steinen und Erden<br />
Fahrzeugbau<br />
Metallbearbeitung<br />
Glas- und Keramikerzeugnisse3) � 1.622<br />
(38%<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
� 2.354<br />
(54%)<br />
Kunststofff und Gummiwaren<br />
Sonstige Chemie/Pharma<br />
Holzverarbeitung<br />
Kohlebergbau/Gewinnung von Erdöl, Erdgas<br />
Textil und Bekleidung<br />
Erzbergbau/Gewinnung von Steinen und Erden<br />
Lederwaren<br />
Logistik/Handel<br />
Baugewerbe<br />
� 336<br />
(8%)<br />
5) )<br />
Abbildung 8: Ausgangsdaten Endenergiebedarf je Anwenderbranche (2005)<br />
Quelle: AG Energiebilanzen, Prognos, <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Bezogen auf den im Fokus stehenden Endenergiebedarf von 4.312 PJ beträgt der<br />
Anteil der Anwenderbranche Verkehr 38 Prozent (1.622 PJ), die beiden<br />
Anwenderbranchen Logistik/Handel und Bau steuern insgesamt 8 Prozent (336 PJ)<br />
bei und 54 Prozent (2.354 PJ) entfallen auf das Produzierende Gewerbe, das sich<br />
aus zahlreichen Anwenderbranchen zusammensetzt.<br />
Vor dem Hintergrund kontinuierlich steigender Energiepreise in den letzten fünf<br />
Jahren rücken in vielen Branchen auch die Energiekosten immer stärker in die<br />
Wahrnehmung <strong>des</strong> Managements. In einigen Branchen, wie z.B. der<br />
Metallerzeugung oder der Papierindustrie, beschäftigt man sich schon seit<br />
Jahrzehnten intensiv mit diesem Thema � Energie gehört hier quasi zum<br />
"Kerngeschäft". Eine erste Indikation, welche Bedeutung Energie in den einzelnen<br />
Anwenderbranchen einnimmt, zeigt der Energiekostenanteil – hier definiert als Anteil<br />
der Energiekosten am Bruttoproduktionswert einer Branche, d.h. dem Wert aller<br />
Sachgüter und Dienstleistungen zu Marktpreisen, die während eines Jahres im Inland<br />
produziert wurden.<br />
16
Anwenderbranche Energiekostenanteil 1) [%]<br />
Erzbergb r au/Gew. v. Steinen u. Erden<br />
Verarbeitung Steine und Erde r n<br />
Glas<br />
Keramik<br />
Papier<br />
Metallerzeugung<br />
Kohlebergb r au/Gew. v. Erdöl, Erdg r as<br />
Grundstoff f chemie<br />
Sonst. Chemie Pharma<br />
Holz<br />
Kunststoff<br />
Nahrung-/Genussmittel<br />
Getränke<br />
Textil<br />
Metallbearbeitung<br />
Druck-/Verlagserzeugnisse<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Lederw r aren<br />
Fahrzeugbau<br />
Tabak<br />
� Produziere r n<strong>des</strong> Gewerbe<br />
2,1<br />
2,0<br />
2,0<br />
1,7<br />
1,6<br />
1,1<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,2<br />
1) Anteil Energiekosten am Bruttoprodukt k ionswert (BPW)<br />
3,0<br />
3,0<br />
2,9<br />
3,3<br />
6,0<br />
6,0<br />
6,0<br />
5,7<br />
5,5<br />
5,1<br />
Abbildung 9: Energiekostenanteile im Produzierenden Gewerbe (2005)<br />
Quelle: BMWi, <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Den höchsten Energiekostenanteil im Produzierenden Gewerbe weist die<br />
Anwenderbranche Erzbergbau und Gewinnung von Steinen und Erden mit 8,6<br />
Prozent auf, gefolgt von der Verarbeitung von Steinen und Erden sowie Glas und<br />
Keramik mit jeweils 6 Prozent. Ebenso relevant sind die Energiekosten in der<br />
Kostenstruktur der Papierindustrie (5,7 Prozent) sowie in der Metallerzeugung (5,5<br />
Prozent). Für die hier betrachteten Branchen <strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes ergibt<br />
sich ein durchschnittlicher Energiekostenanteil von 3,3 Prozent, bei<br />
Gesamtenergiekosten in Höhe von 24,5 Milliarden Euro im Jahr 2005.<br />
Im Erzeugungssektor erfolgen alle Berechnungen naturgemäß in Primärenergie. Den<br />
Ausgangspunkt für die Einsparberechnungen im Erzeugungssektor bilden die<br />
Umwandlungsverluste sowie der bestehende Energiemix in Deutschland Ende 2007.<br />
3.3 Methodisches Vorgehen<br />
Das Befragungs<strong>des</strong>ign erfüllte alle wesentlichen Anforderungen an empirische<br />
Studien, der zweistufige methodische Ansatz gewährleistete eine umfangreiche<br />
Untersuchung sowie Reflexion und Ergänzung der Ergebnisse.<br />
Zunächst wurden die Hersteller der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen mittels eines Online-<br />
Fragebogens angesprochen, anschließend wurden Fokus- und Experteninterviews<br />
mit Anwenderunternehmen durchgeführt. Hierdurch konnte sichergestellt werden,<br />
8,6<br />
17
dass es sich bei den jeweils aufgeführten Energieeinspareffekten nicht um<br />
Doppelzählungen handelt, sondern um echte Effekte, die klar einer von beiden Seiten<br />
zugeordnet werden können.<br />
Online-gestützte Befragung der Anbieterseite<br />
Die online-gestützte Breitenbefragung von Anbieterunternehmen <strong>des</strong> deutschen<br />
<strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus diente zur detaillierten Ermittlung der Primärdaten, um<br />
den bisher erzielten <strong>Beitrag</strong> zur Energieeinsparung und das zukünftige<br />
Einsparpotenzial errechnen zu können. Darüber hinaus wurde die Bedeutung von<br />
Energieeffizienz als Differenzierungsfaktor ermittelt sowie untersucht, wie sich<br />
Energieeffizienz im <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau in makroökonomische Effekte<br />
niederschlägt.<br />
Insgesamt äußerten sich 264 Teilnehmer in der Online-Befragung darüber, wie sich<br />
die Energieeffizienzsteigerung <strong>des</strong> Produktportfolios ihres Anbieterunternehmens in<br />
den letzten Jahren entwickelt hat und welche weiteren Potenziale sie hier in Zukunft<br />
erwarten. Die Unternehmen gehören zu den 25 untersuchten Fachzweigen <strong>des</strong><br />
<strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus.<br />
Ausgehend von ihrem spezifischen Produktportfolio wurden die Hersteller nach<br />
konkret möglichen Energieeffizienzsteigerungen gefragt. Hierbei galt es zu<br />
berücksichtigen, dass die Steigerung der Energieeffizienz eine prozentuale<br />
Reduktion <strong>des</strong> Energieverbrauchs der angebotenen Produkte bezeichnet.<br />
Energieeffizienz bezieht sich auf das Verhältnis zwischen dem erzielten Nutzen und<br />
dem dafür notwendigen Energiebedarf. Energieeffizienzsteigerung (im Sinne einer<br />
Wirkungsgradverbesserung) bedeutet also die prozentuale Reduktion <strong>des</strong><br />
Energieeinsatzes, ohne den erzielten Nutzen zu verändern. Dies ist insofern wichtig,<br />
da damit verhindert wird, Energieeffizienzsteigerungen zu Lasten der<br />
Ausbringungsleistung einzukalkulieren.<br />
Basierend auf dem Energieeffizienzniveau ihrer heutigen Endprodukte sollten die<br />
Anbieter von <strong>Maschinen</strong> und Anlagen zunächst einschätzen, welche<br />
Energieeffizienzsteigerungen durch Technologieentwicklung in den vergangenen 10<br />
Jahren erreicht wurden bzw. welche weiteren Effizienzpotenziale in der kommenden<br />
Dekade bestehen. Die Effizienzeffekte durch veränderten Einsatz auf Anwenderseite<br />
blieben hierbei unberücksichtigt, sie wurden später abgefragt.<br />
18
METHODIK<br />
BEISPIEL-<br />
ZAHLEN<br />
(nur<br />
Methodik)<br />
1998<br />
AUSGANGSPUNKT<br />
2008<br />
2018<br />
• Energieeffi f zienzniveau<br />
der<br />
Endprodukte2) eines Unternehmens<br />
<strong>des</strong><br />
<strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus vor<br />
10 Jahren<br />
Einschätzung<br />
• Heutiges Energieeffi<br />
f zienzniveau<br />
Einschätzung<br />
• Energieeffizienzsteigerung<br />
bei<br />
Endprodukten in<br />
den vergangenen<br />
10 Jahren<br />
der Endprodukte<br />
eines Unternehmens<br />
<strong>des</strong><br />
<strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus<br />
1)<br />
• Energieeffizienzpotenzial<br />
bei<br />
Endprodukten in<br />
den kommenden<br />
10 Jahren1) 1) Ohne Berücksichtigung von Effizienzeff f ekten durch veränderten Einsatz auf der Anwenderseite<br />
2) Auch OEM-Produkte genannt, sind <strong>Maschinen</strong> und Anlagen, die der Nutzer direkt (d.h. ohne weitere Verarbeitung) verw r enden kann<br />
• Energieeffi f zienzniveau<br />
der<br />
Endprodukte2) eines Unternehmens<br />
<strong>des</strong><br />
<strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus in<br />
10 Jahren<br />
240 200<br />
180<br />
20% 10%<br />
Abbildung 10: Methodik Einschätzung Energieeffizienzsteigerung durch<br />
Technologieentwicklung<br />
Auf Grund der eher langfristigen Entwicklungszyklen war es notwendig, bei der<br />
Einschätzung von Effizienzen eine Zeitraumbetrachtung vorzugeben, die sich dann<br />
auf die erzielbaren Effekte nach Ablauf der hier gewählten Zeitspanne von 10 Jahren<br />
bezieht. Für den Umwandlungssektor wurde wegen der sehr langen<br />
Investitionszyklen ein Energiemixszenario für die Zeit in 10 Jahren hinterlegt, auf<br />
<strong>des</strong>sen Grundlage die zu erwartenden Effizienzsteigerungen und Substitutionseffekte<br />
gespiegelt wurden.<br />
Um die Methodik zu illustrieren, hier ein Beispiel: Konnte bei einem Produkt in den<br />
letzten 10 Jahren bei konstantem Nutzen der Energieverbrauch von 240 auf 200<br />
Energieeinheiten gesenkt werden, so entspricht dies einer bisherigen<br />
Energieeffizienzsteigerung von 20 Prozent bezogen auf den heutigen Verbrauch.<br />
Wurde angenommen, dass bei einem Produkt in den nächsten 10 Jahren bei<br />
konstantem Nutzen der Energieverbrauch von 200 auf 180 Energieeinheiten<br />
reduziert werden kann, so ergibt dies eine künftige Energieeffizienzsteigerung von 10<br />
Prozent.<br />
Um Energieeinsparpotenziale identifizieren zu können, gaben die<br />
Anbieterunternehmen als erstes ihr Produktportfolio an. Dabei sollten sie soweit wie<br />
möglich zwischen Endprodukten und Subsystemen unterscheiden und sich hier<br />
jeweils auf die fünf energieintensivsten Produkte in der Anwendung beim Abnehmer<br />
beschränken.<br />
Als Endprodukte (auch OEM-Produkte genannt) gelten alle <strong>Maschinen</strong> und Anlagen,<br />
die der Nutzer direkt, d.h. ohne weitere Verarbeitung, verwenden kann, z.B.<br />
Werkzeugmaschinen in seinem Produktionsprozess. Subsysteme (auch<br />
19
Zulieferprodukte genannt) werden dagegen in der Regel bei anderen Unternehmen,<br />
häufig auch <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbauern, in Endprodukte verbaut (z.B. Getriebe<br />
für einen Roboter).<br />
Diese Differenzierung ist notwendig, um Doppelzählungen bei der<br />
Energieeinsparungsberechnung zu vermeiden. Hintergrund ist, dass die<br />
Effizienzsteigerungen der Subsysteme bereits in den Energieeffizienzsteigerungen<br />
der Endprodukte enthalten sind. Die entsprechende Auswertung bezieht sich daher<br />
nur auf Endprodukte. Energieeinsparungen von Subsystemen, die als Endprodukt<br />
eingesetzt werden (z.B. Pumpen in der chemischen Industrie), wurden durch<br />
spezifische Kennzeichnung im Fragebogen erfasst.<br />
Im Anschluss daran folgte die Frage nach den drei umsatzmäßig wichtigsten<br />
Anwenderbranchen der Endprodukte für das Herstellerunternehmen. Dadurch wurde<br />
eine genaue Zuordnung der jeweiligen Anbieter zu den relevanten<br />
Anwenderbranchen gewährleistet. Hierbei sollte zwischen den Branchen <strong>des</strong><br />
Produzierenden Gewerbes, dem Bereich Logistik/Handel, dem Baugewerbe und dem<br />
Umwandlungssektor unterschieden werden. Innerhalb <strong>des</strong> Produzierenden<br />
Gewerbes erfolgte zusätzlich eine starke Differenzierung nach Wirtschaftszweigen.<br />
Dann wurden spezifische Angaben für alle Produkte, welche in die genannten<br />
Anwenderbranchen fließen, abgefragt. Zunächst ging es um den Einsatzbereich, also<br />
in welchen Prozessschritten die Endprodukte eingesetzt werden. Diese gründliche<br />
Abfrage war notwendig, da der Einsatzbereich der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen entlang<br />
der Wertschöpfungskette häufig einen starken Einfluss auf die möglichen<br />
Effizienzpotenziale besitzt.<br />
Für die Anwenderbranche Fahrzeugbau – diese stellt neben Fahrzeugen wie PKW,<br />
LKW, Lokomotiven und Flurförderzeugen auch Fahrzeugkomponenten wie Motoren,<br />
Achsen, Lenkungen und Getriebe her – wurde exemplarisch folgende detaillierte<br />
Wertschöpfungskette untersucht. Hierbei wurde zusätzlich immer zwischen den<br />
Produktionsprozessen und den unterstützenden Prozessen unterschieden.<br />
� Produktionsprozesse (Kernprozesse):<br />
� Gießerei<br />
� Presswerk<br />
- Pressen<br />
- Stanzen<br />
- Zuschneiden<br />
- Sonstiges<br />
� Wärmebehandlung<br />
- Härten<br />
- Wärmebehandlung<br />
- Sonstiges<br />
20
� Karosseriebau<br />
- Schweißen<br />
- Fügen<br />
- Nieten<br />
- Kleben<br />
- Sonstiges<br />
� Lackiererei<br />
- Reinigen<br />
- Schleifen<br />
- Auftragen<br />
- Trocknen<br />
- Sonstiges<br />
� Mechanische Fertigung (Kunststoff und Metall)<br />
- Drehen<br />
- Fräsen<br />
- Bohren<br />
- Schleifen<br />
- Sonstiges<br />
� Montage<br />
- Fügen (z.B. schrauben)<br />
- Handhaben (z.B. greifen, heben)<br />
- Kontrollieren (z.B. messen)<br />
- Justieren (z.B. einstellen)<br />
- Sonstiges<br />
� Unterstützende Prozesse:<br />
� Erzeugung von Raumwärme und -kälte<br />
� Lüftungstechnik (Aufbereitung und Förderung von Zu- und Abluft)<br />
� Aufbereitung und Förderung von Druckluft und Gasen<br />
� Aufbereitung und Förderung von Flüssigkeiten (Wasser und Fluide)<br />
� Antriebs- und Fördertechnik (Lasten und Personen)<br />
� Beleuchtung<br />
Entlang dieser Wertschöpfungsketten konnten nun – als ein wesentlicher Kern der<br />
Befragung – die spezifischen Einschätzungen zu den vergangenen und den künftig<br />
möglichen Energieeffizienzsteigerungen, bezogen auf das jeweilige Produktportfolio<br />
<strong>des</strong> Anbieters je Prozessschritt, erfasst werden.<br />
Anschließend wurde die Perspektive gewechselt, da mit den, von den Anbietern<br />
vorher angegebenen, Effizienzsteigerungen ihrer Produkte eine Energieeinsparung<br />
auf Kundenseite verbunden ist: Nun sollten die Anbieter einschätzen, in welchem<br />
prozentualen Umfang diese maximal möglichen Energieeinsparungen tatsächlich bei<br />
ihren Kunden realisiert werden. Hintergrund ist, dass wegen unterschiedlichen<br />
Investitionsverhaltens und verschiedener r Altersstrukturen der <strong>Maschinen</strong>parks der<br />
Kunden das maximal mögliche Einsparpotenzial nicht zu 100 Prozent ausgeschöpft<br />
21
wird. Ein hundertprozentiger Realisierungsgrad würde bedeuten, dass sämtliche<br />
<strong>Maschinen</strong> und Anlagen der Anwenderunternehmen mit der neusten<br />
Effizienztechnologie ausgestattet sind.<br />
Die gleichen Fragen nach Energieeffizienzsteigerung in der Vergangenheit wie in der<br />
Zukunft wurden in Abgrenzung zu den Endprodukten auch für die betreffenden<br />
Subsysteme gestellt. Sie bezogen sich auf den Anteil an Energieeinsparung, der erst<br />
durch den Einsatz <strong>des</strong> jeweiligen Subsystems im Gesamtsystem entstand bzw.<br />
entsteht und darauf, ob dieser Anteil mit bestehenden Technologien realisiert werden<br />
kann oder neue Technologien entwickelt werden müssen. Ebenso wurden für die<br />
Subsysteme analog zu den Endprodukten die derzeitigen Realisierungsgrade und die<br />
erwarteten Veränderungen in den nächsten 10 Jahren abgefragt.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Befragung war die Identifikation der technologischen<br />
Hebel, mit deren Hilfe das Herstellerunternehmen die genannten<br />
Energieeffizienzsteigerungen seines Produktportfolios in den nächsten 10 Jahren<br />
erreichen will. Dabei wurden fünf Optimierungshebel unterschieden und die Anbieter<br />
gaben an, zu wie viel Prozent die jeweiligen Hebel bisher zur Realisierung der<br />
Effizienzpotenziale beigetragen haben und wie viel sie künftig beitragen werden.<br />
Diese fünf technologischen Hebel sind:<br />
� Optimierung Systemsteuerung: betrifft das Zusammenwirken mehrerer<br />
Subsysteme,<br />
� Verfahrensoptimierung: betrifft die Änderung <strong>des</strong> Stoffstroms bei<br />
Produktionsprozessen und unterstützenden Prozessen,<br />
� Konstruktionsoptimierung: betrifft die Konstruktion von energieeffizienten<br />
Komponenten und Subsystemen,<br />
� Materialoptimierung: betrifft Qualitätsverbesserung bzw. Austausch <strong>des</strong><br />
verbauten Materials und<br />
� Substitution von Subsystemen: betrifft Ersatz von Subsystemen.<br />
Den Abschluss der Befragung bildeten die Analysen zur Bedeutung von<br />
Energieeffizienz heute und in den nächsten 10 Jahren: Wie wichtig ist das Thema als<br />
zentraler Differenzierungsfaktor (Unique Selling Proposition, USP) <strong>des</strong><br />
Anbieterunternehmens? Wie relevant sind für die Kunden neben dem<br />
Anschaffungspreis als Entscheidungskriterium auch die gesamten Nutzungskosten<br />
(Life-Cycle-Costing)? Wie stark wird die Beherrschung <strong>des</strong> Themas als eine<br />
wesentliche Markteintrittsbarriere für neue Anbieter betrachtet? Wie wichtig sind<br />
Fähigkeit und Qualifizierung der Mitarbeiter, um zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
der Produkte beizutragen? Und ist bei der Qualifizierung eher die Hochschule oder<br />
die innerbetriebliche Weiterbildung die Schlüsselinstitution?<br />
Ebenso wurde die heutige und künftige Rolle der Energieeffizienzsteigerung als<br />
treibender Beschäftigungsmotor und als Attraktivitätsfaktor für die gesamte<br />
22
<strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaubranche und die einzelnen Herstellerunternehmen<br />
abgefragt.<br />
Fokus- und Experteninterviews der Anwenderseite<br />
Im Anschluss an die Online-Befragung der Anbieterseite wurden per Telefon mithilfe<br />
eines Leitfadens semistrukturierte Fokus- und Experteninterviews mit über 20<br />
Unternehmen aus 14 verschiedenen Anwenderbranchen durchgeführt. Die Interviews<br />
wurden durch Befragungen weiterer Branchenexperten ergänzt. Die Interviewpartner<br />
stammten aus den jeweils für das Energiemanagement zuständigen<br />
Führungspositionen wie z.B. Vorstand Technik, Leiter Produktion, Leiter Facility<br />
Management bzw. Energie- und Umweltbeauftragter.<br />
Diese Interviews dienten dazu, die im Rahmen der Online-Untersuchung erzielten<br />
Ergebnisse zu reflektieren, also zur Abschätzung inwieweit die Einschätzungen der<br />
Anbieterseite bezogen auf Energieeffizienzsteigerungen durch<br />
Technologieentwicklung und -einsatz sich mit den Einschätzungen der<br />
Anwenderseite decken. Daneben sollten durch die Interviews für den industriellen<br />
Bereich � zusätzlich zu den technischen Potenzialen auf Basis der Anbieterprodukte<br />
– weitere Optimierungs- und Energieeinsparpotenziale aus anwendungsorientierter<br />
Perspektive aufgedeckt werden. Dies ist im Umwandlungssektor nicht relevant, weil<br />
nach der Anlageninstallation keine zusätzlichen Energieeinsparungen auf<br />
Anwenderseite erzielt werden können. Des Weiteren sollten die Interviews zu einem<br />
tief greifenden Verständnis führen, auff welche Weise Effizienzpotenziale in<br />
Anwenderunternehmen realisiert werden.<br />
3.4 Struktur der Befragungsstichprobe<br />
Im Rahmen der Studie wurden 1.676 Unternehmen der <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaubranche angeschrieben. Basis bildeten die Mitglieder <strong>des</strong> VDMA, die<br />
auch durch diesen kontaktiert wurden. Die Befragung war offen angelegt, d.h. auch<br />
Unternehmen, die nicht dem VDMA angehören, konnten an der Online-Befragung<br />
teilnehmen.<br />
Von den 1.676 angeschriebenen Herstellern nahmen 554 Unternehmen an der<br />
Befragung teil. Vollständig abgeschlossene Fragebögen lagen von 264 Unternehmen<br />
vor. Durch das direkte Anschreiben der r Mitgliedsunternehmen <strong>des</strong> VDMA und durch<br />
schriftliches wie telefonisches Nachfassen konnte somit eine hohe Rücklaufquote von<br />
16 Prozent erzielt werden. Die Möglichkeit, Einschätzungen für unterschiedliche<br />
Anwenderbranchen abzugeben, ergab schließlich 863 Datensätze zur Bestimmung<br />
der Energieeffizienzsteigerungspotenziale auf Ebene der Wertschöpfungsstufen.<br />
23
100% 16%<br />
1.676<br />
AngeschriebeneUnternehmen<br />
1.122<br />
Keine<br />
Reaktion<br />
554<br />
Besucher<br />
<strong>des</strong> Fragebogens<br />
1)<br />
290<br />
Unvoll-<br />
ständige<br />
Te T ilnahme<br />
264<br />
Vollständige<br />
Te T ilnahmen<br />
Nicht-Mitglieder<br />
3%<br />
97%<br />
VDMA-Mitglieder<br />
1) Entspricht Anzahl Klicks auf Fragebogen; Mehrf r achbesuche eines Unternehmens theoretischmöglich<br />
Abbildung 11: Unternehmensbefragung – Rücklaufquote<br />
Nach dem professionellen Hintergrund der Befragungsteilnehmer gegliedert, ergibt<br />
die Struktur der Stichprobe, dass hiervon 48 Prozent aus dem Bereich<br />
Technik/Entwicklung sowie 16 Prozent aus Produktion und Qualitätsmanagement<br />
kommen. Die Teilnehmer sind somit in der Lage, kompetente Aussagen zum<br />
Untersuchungsthema zu treffen und die Effizienzpotenziale ihrer Produkte realistisch<br />
einzuschätzen.<br />
Nach Hintergrund der Teilnehmer Nach Unternehmensgröße Nach regionaler Umsatzverteilung<br />
282 Tei T lnehmer Segmentspezifischer1) Umsatz 2008<br />
Sonstige<br />
Geschäftsleitung<br />
2%<br />
15%<br />
Produktion &<br />
Qualitätsmanagement<br />
16%<br />
19%<br />
Marketing &<br />
Vertrieb<br />
Technik &<br />
Entwicklung<br />
48%<br />
>=500 Mio. EUR<br />
19%<br />
36%<br />
>=50 Mio. EUR und<br />
Schnitt 59 Prozent in Deutschland bzw. im restlichen Westeuropa (38 Prozent bzw.<br />
21 Prozent), sind jedoch darüber hinaus durchaus stark international orientiert.<br />
Somit spiegeln die befragten Unternehmen die Struktur <strong>des</strong> deutschen <strong>Maschinen</strong>und<br />
Anlagenbaus sehr gut wider und bestätigen damit die Repräsentativität der<br />
Befragung.<br />
25
4 Energieeffizienz durch den <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau<br />
Bei der Bereitstellung von Effizienztechnologien spielen vor allem Produkte <strong>des</strong><br />
<strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus eine maßgebliche Rolle. Im Folgenden wird - mit<br />
Fokus auf die Einspareffekte in Deutschland - beschrieben, in welchem Umfang der<br />
<strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau in der Vergangenheit bereits einen <strong>Beitrag</strong> zur<br />
Energieeffizienz geleistet hat und welchen er in den nächsten Jahren noch leisten<br />
wird. Dabei werden Unterschiede in den verschiedenen Anwenderbranchen detailliert<br />
dargestellt und weitere Energieeinsparpotenziale aus Anwendersicht veranschaulicht.<br />
Neben dieser Betrachtung <strong>des</strong> industriellen Bereichs werden auch jene Möglichkeiten<br />
aufgezeigt, die der Umwandlungssektor (Energieerzeuger, Raffinerien) bereithält.<br />
Drei Kräfte treiben die Reduzierung <strong>des</strong> Energiebedarfs: Die Entwicklung von<br />
energieeffizienter Technologie durch die Herstellerunternehmen (Anbieter), der<br />
Realisierungsgrad sowie der intelligente Einsatz effizienter Technologien durch die<br />
Anwenderbranchen.<br />
I<br />
Te T chnologieentwicklung<br />
II<br />
Te T chnologieeinsatz<br />
III<br />
Te T chnologieverwendung<br />
• Entwicklung und Verfügbarkeit von Tec T hnologien und deren<br />
Einsatzz in eff f izienteren <strong>Maschinen</strong> und Anlagen<br />
• <strong>Beitrag</strong> von Optimierungshebeln zu den Eff f izienzpotenzialen auf<br />
Anwenderseite<br />
• Durchdringung der Anwenderbranchen mit den effizientesten<br />
Produkten (realer Einsatz der TTechnologien) • Realisierungsgrad von Eff f izienzpotenzialen<br />
• Energieeinsparungen auf Anwenderseite durch intelligenteren<br />
Einsatzz der <strong>Maschinen</strong><br />
• <strong>Beitrag</strong> durch Verhalt V ensänderung und Produktionsoptimierung<br />
Abbildung 13: Treiber der Effizienzsteigerung<br />
Beim Treiber Technologieentwicklung hängt die Energieeffizienzsteigerung von der<br />
Entwicklung und Verfügbarkeit energiesparender Technologien ab. Die Frage lautet<br />
hier an die Anbieter: Wie effizient wird eure Technologie in 10 Jahren sein?<br />
26
Auch sind in diesem Kontext jene technologischen Hebel interessant, mittels derer<br />
die Herstellerunternehmen beabsichtigen, die von ihnen genannten<br />
Energieeffizienzsteigerungen ihres Produktportfolios in den nächsten 10 Jahren zu<br />
erreichen, z.B. in dem sie Prozessschritte zusammenlegen. An dieser Stelle werden<br />
die Anbieter somit gefragt: Wie schafft ihr es, dass eure Technologie in 10 Jahren<br />
effizienter sein wird?<br />
Beim Treiber Technologieeinsatz wiederum ist für die Energieeffizienzsteigerung<br />
die Durchdringung der Anwenderunternehmen mit den besten <strong>Maschinen</strong> und<br />
Anlagen wichtig. Das heißt, wie viele Unternehmen besitzen bereits die<br />
entsprechenden Technologien und schöpfen so durch den realen Einsatz die<br />
Einsparpotenziale auch tatsächlich aus. Gestellt wird den Anbietern daher die Frage:<br />
Wie viel von eurer effizienten Technologie läuft wirklich beim Anwender?<br />
Die Technologieverwendung spiegelt den <strong>Beitrag</strong> der Anwenderseite wider.<br />
Zusätzliche signifikante Einsparungen werden hauptsächlich einem veränderten<br />
Einsatz von <strong>Maschinen</strong> und Anlagen auf Seiten der Anwenderunternehmen<br />
zugeschrieben. Dabei ergeben sich weitere Effizienzeffekte aus einem veränderten<br />
Zusammenwirken der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen untereinander bzw. von<br />
Gesamtsystemen über mehrere <strong>Maschinen</strong> hinweg sowie an Schnittstellen zu<br />
anderen unternehmensspezifischen Produktionsstufen. Häufig arbeiten Hersteller<br />
und Anwender eng zusammen, um die zusätzlichen Potenziale, die eine<br />
Gesamtsystembetrachtung ermöglicht, zu realisieren.<br />
Die Einschätzung der Technologieanbieter r zur weiteren Technologieentwicklung und<br />
zum künftigen Technologieeinsatz wird in Kapitel 4.1 und 4.2 analysiert. Die Sicht der<br />
Technologieanwender in Kapitel 4.3 ergänzt die Untersuchung.<br />
4.1 Technologieentwicklung<br />
4.1.1. Industrie<br />
Betrachtet man beim Produzierenden Gewerbe, bei Logistik/Handel und Bau sowie<br />
beim Verkehr die durchschnittlichen Energieeffizienzsteigerungen der eingesetzten<br />
<strong>Maschinen</strong> und Anlagen, so fällt auf, dass sich diese in den letzten 10 Jahren mit<br />
einer Spanne von 12,1 bis 12,7 Prozent ähnlich entwickelt haben. Während die<br />
Hersteller beim Produzierenden Gewerbe für die nächsten 10 Jahre mit<br />
Energieeffizienzsteigerungen von 12,1 Prozent im Schnitt eine annähernde<br />
Fortsetzung der bisherigen Entwicklung erwarten, weisen die Endprodukte für<br />
Logistik/Handel und Bau mit 19,4 Prozent sowie für Verkehr mit 19,7 Prozent jedoch<br />
signifikant höhere Energieeinsparpotenziale auf. Dies könnte zum Beispiel daran<br />
liegen, dass bei Technologien für einige Anwenderbranchen <strong>des</strong> Produzierenden<br />
Gewerbes bereits in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen wurden,<br />
um deren Energiebedarf zu senken und man somit hier bereits relativ weit<br />
fortgeschritten ist. Die hohen Energieeffizienzsteigerungen im Verkehrssektor<br />
27
spiegeln dagegen den großen Erwartungsdruck an neue Entwicklungen bei Motoren<br />
und Antrieben wider.<br />
Durchschnittliche Effizienzsteigerungen 1) [%]<br />
Produz.<br />
Gewerbe<br />
Logistik/<br />
Handel u.<br />
Bau<br />
Verkehr<br />
Letzte 10 Jahre<br />
Nächste 10 Jahre<br />
Letzte 10 Jahre<br />
Nächste 10 Jahre<br />
Letzte 10 Jahre<br />
Nächste 10 Jahre<br />
1) Ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> Technologieeinsatzes<br />
12,6<br />
12,1<br />
12,1<br />
12,7<br />
19,4<br />
19,7<br />
Nächste<br />
10 J. [%]<br />
19,7<br />
19,4<br />
12,1<br />
3<br />
1<br />
12,1 12,7<br />
12,6<br />
1<br />
2<br />
Produzieren<strong>des</strong><br />
Gewerbe<br />
Logistik/Handel<br />
u. Bau<br />
3 Verkehr<br />
Letzte 10 J.<br />
[%]<br />
Abbildung 14: Durchschnittliche Energieeffizienzsteigerung in der Industrie nach<br />
Anwenderbranchen – Endprodukte<br />
Um die durchschnittlichen Energieeffizienzsteigerungen der einzelnen<br />
Anwenderbranchen besser zu veranschaulichen, empfiehlt sich die parallele<br />
Darstellung in einem Portfolio. Dabei wird sehr schnell die erwartete Dynamik<br />
bezüglich weiterer Energieeffizienzsteigerungen sichtbar. Die Diagonale<br />
kennzeichnet hier den Zustand einer unveränderten Fortführung bisheriger<br />
Effizienzsteigerungen. Eine Positionierung oberhalb der Diagonalen steht dagegen<br />
für eine stärkere Effizienzsteigerung in den nächsten Jahren. Das untere rechte<br />
Dreieck wiederum bildet Sektoren bzw. Anwenderbranchen ab, in denen die<br />
Effizienzsteigerung in Zukunft geringer ausfällt als in der Vergangenheit.<br />
Betrachtet man den am Energiebedarf gewichteten Durchschnitt über alle Industrie-<br />
Anwenderbranchen ergibt sich eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz von<br />
12,6% in den letzten 10 Jahren auf 15,6% in den kommenden 10 Jahren.<br />
Untersucht man im Produzierenden Gewerbe die Entwicklung der<br />
Effizienzsteigerungen in den einzelnen Anwenderbranchen, zeigt sich ein sehr<br />
differenziertes Bild. So gibt es Branchen, die sich bisher um den Branchenschnitt von<br />
12,6 Prozent bewegten, jedoch künftig mit über 20 Prozent durchschnittlicher<br />
Energieeffizienzsteigerung stark an Dynamik gewinnen. Zu diesem Cluster zählen die<br />
Branchen Papier-/Pappeherstellung und Getränkeherstellung.<br />
28
Durchschnittliche Effizienzsteigerungen 1) – Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe<br />
Nächste<br />
10 J.<br />
[%]<br />
20<br />
15<br />
Ø 12,1<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
20<br />
16<br />
18<br />
9<br />
19<br />
5<br />
12<br />
3<br />
2<br />
8<br />
1<br />
4<br />
10<br />
15<br />
5 20<br />
7<br />
Ø 12,6<br />
1) Ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> Technologieeinsatzes<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Letzte 10 J.<br />
[%]<br />
Papier-/Pappeherstellung<br />
Getränkeherstellung<br />
Lederw r aren<br />
nd Bekleidung<br />
kherstellung<br />
rarbeitung<br />
ergbau/<br />
. Erdöl/Erdgas<br />
nenbau<br />
ngs-/Genussmittel<br />
toff-/Gummiwaren<br />
bearbeitung<br />
ugbau<br />
ge Chemie/Pharma<br />
erzeugung<br />
stoff ffchemie 16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
Tabak<br />
Erzbergbau/<br />
Gew. v. Steinen u. Erden<br />
Druck-/ Verlagserzeugnisse<br />
Verarb. v. Steinen und Erden<br />
Glasherstellung<br />
Abbildung 15: Energieeffizienzsteigerung nach Anwenderbranchen <strong>des</strong><br />
Produzierenden Gewerbes – Endprodukte<br />
Ein weiteres Cluster vereint die Branchen Keramikherstellung, Nahrungs-/<br />
Genussmittel, Metallbearbeitung, Fahrzeugbau, Sonstige Chemie/Pharma sowie<br />
Tabak. Diese Branchen haben sich in Bezug auf Energieeinsparungen in den letzten<br />
10 Jahren etwas langsamer als der Schnitt entwickelt, werden nach Ansicht der<br />
Anbieter jedoch künftig zulegen.<br />
Andere Branchen hingegen konnten sich in der Vergangenheit weitgehend<br />
überdurchschnittlich entwickeln, jedoch wird die Energieeffizienzsteigerung durch<br />
Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus hier künftig langsamer verlaufen. Zu<br />
diesem Cluster gehören die Branchen Kohlebergbau/Gewinnung von Erdöl/Erdgas,<br />
Kunststoff/Gummiwaren, Metallerzeugung, Grundstoffchemie sowie<br />
Erzbergbau/Gewinnung von Steinen und Erden.<br />
Die durchschnittliche Energieeffizienzsteigerung der einzelnen Anwenderbranchen<br />
<strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes ist in Abbildung 16 dargestellt.<br />
29
Anwenderbranche<br />
Druck/Verlag<br />
Erz r bergbau/ g Gew. v. Steinen u. Erden<br />
Fahrz r eugbau g<br />
Getränke<br />
Glas<br />
Grundstoff ffchemie Holzverarbeitung<br />
Keramik<br />
Kohlebergba g u/Gew. v. Erdöl, Erdgas g<br />
Kunststoff/G f ummi<br />
Lederw r aren<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Metallbearbeitung<br />
Metallerz r eugung g g<br />
Nahrungg<br />
/Genussmittel<br />
Papi p er<br />
Sonst. Chemie/Pharma<br />
Tabak<br />
Textil und Bekleidung<br />
Verarb. Steine und Erden<br />
Vergang. 10 Jahre<br />
Durchschnittliche Effizienzsteigerungen 1) [%]<br />
Kommen. 10 Jahre<br />
Delta Effizienzsteigerung<br />
2) [Prozentpkt.]<br />
7,5 8,2 0,7<br />
11,3 8,4 -2,9<br />
9,2 12,3 3,1<br />
11,1 20,2 9,1<br />
4,9 5,5 0,6<br />
14,2 9,9 -4,3<br />
12,4 14,2 1,8<br />
10,0 16,5 6,5<br />
16,6 14,1 -2,5<br />
14,4 13,6 -0,8<br />
9,8 10,8 1,0<br />
11,8 13,7 1,9<br />
8,0 12,4 4,4<br />
16,7 11,4 -5,3<br />
7,7 13,6 5,9<br />
13,9 21,8 7,9<br />
7,4 12,1 4,7<br />
7,8 12,3 4,5<br />
14,6 15,1 0,5<br />
7,9 5,8 -2,1<br />
1) Ohne Berücksichtigung <strong>des</strong> Technologieeinsatzes 2) Differenz aus Potenzial der kommenden und der vergangenen 10 Jahre<br />
Abbildung 16: Durchschnittliche Energieeffizienzsteigerung der Anwenderbranchen<br />
<strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes in den vergangenen und in den kommenden 10 Jahren –<br />
Endprodukte<br />
Die Deltabetrachtung zeigt auf, in welchen Branchen in Zukunft größere<br />
Effizienzgewinne realisiert werden können als in der Vergangenheit. Zur Bewertung<br />
der Innovationsstärke einzelner Branchen greift die Deltabetrachtung jedoch zu kurz.<br />
Hierfür müssen die in der Vergangenheit bereits erzielten Einsparungen und die in<br />
der Zukunft möglichen Potenziale gesamthaft betrachtet werden.<br />
Das Design der Studie ermöglicht eine Untersuchung von<br />
Energieeffizienzsteigerungen bis auf die Ebene einzelner Wertschöpfungsstufen, was<br />
im Rahmen der Dokumentation jedoch nicht vollständig dargestellt werden kann. In<br />
der Anlage Abbildung 42 finden sich hierfür ausgewählte Beispiele.<br />
Aus Sicht der Anbieterunternehmen werden als Basis für Energieeinsparungen in<br />
den nächsten 10 Jahren in etwa je zur Hälfte bereits existierende Technologien und<br />
neue Technologien gesehen. Im Schnitt werden über alle betrachteten Sektoren und<br />
Anwenderbranchen hinweg 56 Prozent der Effizienzsteigerungen mit bestehenden<br />
Technologien erzielt, die zur Anwendungsreife gebracht und in Produkte oder<br />
Prozesse integriert werden. Bei den restlichen 44 Prozent sind für das Ausschöpfen<br />
der Effizienzpotenziale gänzlich neue Technologien erforderlich, die auch einer<br />
weitergehenden Forschungsarbeit bedürfen.<br />
Neben der Branche der Metallerzeugung ist es insbesondere der Verkehrssektor, in<br />
dem die Anbieter einen intensiven Forschungs- und Innovationsbedarf bei Motoren<br />
30
und Antrieben sehen, um die prognostizierten Effizienzsteigerungen in den nächsten<br />
10 Jahren zu erreichen.<br />
Technologiebasis sind bestehende<br />
Technologien [%]<br />
69<br />
69<br />
60<br />
59<br />
57<br />
59<br />
57<br />
46<br />
27<br />
Anwenderbranchen<br />
Technologiebasis sind neue<br />
Technologien [%]<br />
Ø 1) = 56 Ø 1) = 44<br />
1) Über alle Industrie-Anwenderbranchen<br />
Logistik/Handel<br />
Bau<br />
Prod. Gewerbe<br />
Ve V rarb. v. Steinen u. Erden<br />
Grundstoff f chemie<br />
Fahrzeugbau<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Metallerzeugung<br />
Ve V rkehr<br />
Abbildung 17: Technologiebasis für Energieeffizienzsteigerungen in den nächsten 10<br />
Jahren nach Anwenderbranchen – Endprodukte<br />
Die Technologiebasis für Energieeffizienzsteigerungen nach Fachzweigen ist in<br />
Abbildung 18 dargestellt:<br />
Auswahl Fachzweige 1)<br />
Bekleidungs-/Ledertechnik<br />
Gebäudeautomation<br />
Fördertechnik<br />
Thermoprozesstechnik<br />
Textilmaschinen<br />
Holzbearbeitungsmasch.<br />
Antriebs-/Fluidtechnik<br />
Baumaschinen<br />
Bestehende Technologien<br />
Technologiebasis<br />
82% 18%<br />
74% 26%<br />
70% 30%<br />
67% 33%<br />
66% 34%<br />
66% 34%<br />
65% 35%<br />
62% 38%<br />
Neue Technologien<br />
Auswahl Fachzweige 2)<br />
Motoren/Systeme<br />
Aufzüge/Fahrtreppen<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Druckluft f<br />
Druck/Papiertechnik<br />
Nahrungsmittel-/<br />
Ve V rpackungsmaschinen<br />
Gießereimaschinen<br />
Werkzeugmaschinen<br />
31<br />
31<br />
54<br />
Technologiebasis<br />
27% 73%<br />
1) Nach hohem Anteil Realisierung mit bestehenden Technologien 2) Nach hohem Anteil Realisierung mit neuen Technologien<br />
Abbildung 18: Technologiebasis für Energieeffizienzsteigerungen in 10 Jahren nach<br />
Fachzweigen – Endprodukte<br />
40%<br />
46%<br />
47%<br />
49%<br />
52%<br />
53%<br />
54%<br />
60%<br />
54%<br />
53%<br />
51%<br />
48%<br />
47%<br />
46%<br />
73<br />
31
Darüber hinaus geht es beim Bereich Technologieentwicklung auch um die<br />
technologischen Hebel, mit deren Hilfe das Herstellerunternehmen die genannten<br />
Energieeffizienzsteigerungen seiner <strong>Maschinen</strong> und Anlagen in Zukunft erreichen<br />
will.<br />
Dabei lassen sich fünf wesentliche technologische Optimierungshebel identifizieren:<br />
� Optimierung der Systemsteuerung: betrifft das Zusammenwirken mehrerer<br />
Subsysteme (Beispiele: Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik),<br />
� Verfahrensoptimierung: betrifft die Änderung <strong>des</strong> Stoffstroms bei<br />
Produktionsprozessen und unterstützenden Prozessen (Beispiele:<br />
Zusammenlegung von Prozessschritten, Änderung <strong>des</strong> Ablaufs der<br />
Prozessschritte, Substitution von Prozessschritten, Verbesserung einzelner<br />
Prozessschritte und Condition Monitoring),<br />
� Konstruktionsoptimierung: betrifft die Konstruktion von energieeffizienten<br />
Komponenten und Subsystemen (Beispiele: Einsatz von IT-Tools und Auslegung<br />
der Antriebssysteme),<br />
� Materialoptimierung: betrifft Qualitätsverbesserung bzw. Austausch <strong>des</strong><br />
verbauten Materials (Beispiele: Eigenschaften <strong>des</strong> eingesetzten Materials,<br />
Materialeinsparungen, Substitution von Materialien und Tribologie),<br />
� Substitution von Subsystemen: betrifft Ersatz von Subsystemen<br />
(insbesondere von Motoren und Antrieben) (Beispiele: neue Technologien und<br />
Paradigmenwechsel in der Technik).<br />
<strong>Beitrag</strong> letzte 10 Jahre [%]<br />
28<br />
23<br />
21<br />
13<br />
14<br />
3<br />
Hebel <strong>Beitrag</strong> nächste 10 Jahre [%]<br />
Ve V rfahrensoptimierung<br />
Optimierung Systemsteuerung<br />
Konstruktionsoptimierung<br />
Substitution von Subsystemen<br />
Materialoptimierung<br />
Sonstige<br />
Abbildung 19: <strong>Beitrag</strong> Optimierungshebel zur Energieeffizienzsteigerung –<br />
Endprodukte<br />
Bei der übergreifenden Relevanz der jeweiligen Optimierungshebel kann über die<br />
Zeit kaum eine Veränderung beobachtet werden: In den vergangenen 10 Jahren war<br />
die Verfahrensoptimierung der wichtigste Ansatz, um die Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>-<br />
2<br />
13<br />
14<br />
21<br />
23<br />
27<br />
32
und Anlagenbaus energiesparender werden zu lassen. Sie wird auch für die<br />
nächsten 10 Jahre ähnlich stark eingeschätzt. Die Optimierung der Systemsteuerung<br />
und der Konstruktion von <strong>Maschinen</strong> und Anlagen waren ebenso bedeutende Hebel<br />
zur Energieeffizienzsteigerung der Endprodukte und werden dies auch weiterhin<br />
bleiben. Substitution von Subsystemen und Materialoptimierung hingegen trugen in<br />
der Vergangenheit am geringsten zur Reduzierung <strong>des</strong> Energiebedarfs bei und<br />
werden auch in den nächsten 10 Jahren weniger relevante Hebel darstellen.<br />
Sonstige Ansätze, um Energieeffizienzsteigerungen im Produktportfolio zu erreichen,<br />
fallen kaum ins Gewicht.<br />
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei einer detaillierteren Untersuchung auf der Ebene<br />
einzelner Anwenderbranchen.<br />
Beiträge Optimierungshebel – Kommende 10 Jahre [%]<br />
Logistik/Handel<br />
60 13 10 7 3 7<br />
Bau<br />
28 18 21 12 17 4<br />
Verkehr 18 28 25 13 14 1<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe 22 22 28 12 15 1<br />
Verarb. v. Steinen u. Erden 11 36 33 13 8 -<br />
Fahrzeugbau<br />
22 28 20 14 15 2<br />
Grundstoff f chemie<br />
Metallerzeugung<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Optimierung<br />
Systemsteuerung<br />
Verf r ahrensoptimierung<br />
Konstrukt k ionsoptimierung<br />
Materialoptimierung<br />
Substitution<br />
von<br />
Subsystemen<br />
14 20 30 10 26 1<br />
20 17 27 14 19 3<br />
20 19 18 13 28 1<br />
Abbildung 20: <strong>Beitrag</strong> Optimierungshebel zur Energieeffizienzsteigerung –<br />
Endprodukte, Anwenderbranchen der Industrie<br />
Betrachtet man die Bedeutung der Optimierungshebel je Anwenderbranche, so wird<br />
in fast allen Fällen der größte Anteil der Energieeffizienzsteigerung der<br />
entsprechenden <strong>Maschinen</strong> und Anlagen ebenso auf die drei Hebel Optimierung der<br />
Verfahren, der Konstruktion oder der Systemsteuerung zurückgeführt. Bei<br />
Logistik/Handel sticht die Optimierung der Systemsteuerung mit 60 Prozent sogar<br />
massiv heraus.<br />
<strong>Der</strong> Detailblick in Branchen <strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes zeigt die Relevanz von<br />
Verfahrens- und Konstruktionsoptimierung als bevorzugte Ansätze, die<br />
Energieeffizienz <strong>des</strong> Produktportfolios zu steigern. Eine Ausnahme bildet<br />
Sonstiges<br />
33
eispielsweise die Anwenderbranche <strong>Maschinen</strong>bau: Hier dominiert der Hebel<br />
Substitution von Subsystemen.<br />
4.1.2. Umwandlungssektor<br />
Neben den Anwenderbranchen in der Industrie wurde der Umwandlungssektor mit<br />
seinen Energieerzeugern und Raffinerien einer genauen Analyse unterzogen. Die<br />
Energieerzeugung wurde dabei in verschiedene Anlagentypen, d.h.<br />
Erzeugungstechnologien unterteilt. <strong>Der</strong> Fokus der Befragung lag auf den in<br />
Abbildung 21 dargestellten Technologien; Erzeugungstechnologien für Photovoltaik<br />
und Geothermie wurden in der Befragung nicht berücksichtigt.<br />
Effizienzsteigerung<br />
Letzte 10 Jahre [%]<br />
15<br />
15<br />
11<br />
10<br />
10<br />
8<br />
1<br />
Anlagentyp<br />
Brennstoffzellenanlagen<br />
Windenergieanlagen<br />
Stationäre Motorenanlagen<br />
Dampfturbinenkraftwerke<br />
Gasturbinenkraftwerke<br />
Kombikraftwerke (GuD-Anlagen)<br />
Wasserkraftanlagen<br />
Effizienzpotenzial<br />
Nächste 10 Jahre [%]<br />
Abbildung 21: Technologieentwicklung: Energieeffizienzsteigerung in der<br />
Energieerzeugung<br />
Vergleicht man bei den individuellen Anlagentypen die Effizienzsteigerungen der<br />
vergangenen mit jenen der kommenden 10 Jahre, erkennt man hier recht<br />
unterschiedliche Entwicklungen: Windenergieanlagen werden hinsichtlich der<br />
Effizienzsteigerung von 8 Prozent auf 13 Prozent zulegen. Dagegen wird erwartet,<br />
dass die bisherige starke Dynamik von 15 Prozent bei Kombikraftwerken auf<br />
zukünftig 5 Prozent zurückgehen wird. Auch bei Gasturbinenkraftwerken wird sich die<br />
Effizienzverbesserung verlangsamen. <strong>Der</strong> wichtigste Hebel zur Effizienzsteigerung ist<br />
bei den Erzeugungstechnologien die Konstruktionsoptimierung, gefolgt von der<br />
Materialoptimierung und der Substitution von Subsystemen.<br />
Neben dem Erzeugungsbereich wurden im Umwandlungssektor auch die Raffinerien<br />
separat untersucht.<br />
1<br />
5<br />
5<br />
8<br />
11<br />
13<br />
15<br />
34
Tec T hnologieentwicklung: Energieeffizienzsteigerung<br />
Effizienzsteigerung<br />
Letzte 10 Jahre [%]<br />
Anlagentyp<br />
Effizienzpotenzial<br />
Nächste 10 Jahre [%]<br />
7,7 Raffinerien<br />
7,6<br />
Abbildung 22: Energieeffizienzsteigerungen Raffinerien<br />
Bei der Energieeinsparung durch effizientere Technologie liegen Raffinerien mit<br />
bisher und künftig je 8 Prozent im Mittelfeld <strong>des</strong> Umwandlungssektors. <strong>Der</strong> wichtigste<br />
Hebel zur Effizienzsteigerung ist bei den Raffinerien ebenso die<br />
Konstruktionsoptimierung, gefolgt von der Verfahrensoptimierung und der<br />
Materialoptimierung.<br />
4.2 Technologieeinsatz<br />
<strong>Der</strong> Bereich <strong>des</strong> Technologieeinsatzes befasst sich mit der Frage, in welchem<br />
Umfang die maximal möglichen Energieeinsparungen der Hersteller bei den Kunden<br />
auch praktisch realisiert werden. Dies hängt maßgeblich davon ab, wie viele und in<br />
welchem Umfang Anwenderunternehmen auch tatsächlich effizienteste Technologien<br />
zu ihrem <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenpark zählen, wie hoch also der<br />
Durchdringungsgrad in der jeweiligen Branche ist. Die Investitionszyklen der<br />
einzelnen Abnehmerbranchen spielen hier ebenso eine große Rolle wie die<br />
vermehrte Nutzung von Lebenszykluskostenbetrachtungen als Grundlage für<br />
Investitionsentscheidungen.<br />
Die Bewertung <strong>des</strong> Technologieeinsatzes soll an folgendem Beispiel verdeutlicht<br />
werden: Besitzt ein Anwenderunternehmen heute <strong>Maschinen</strong>, die 100<br />
Betriebsstunden leisten, von denen 60 Betriebsstunden mit <strong>Maschinen</strong> auf dem<br />
neuesten Stand geleistet werden, so ist dies mit einem Realisierungsgrad von 60<br />
Prozent der möglichen Energieeffizienzsteigerung gleichzusetzen. Gleichzeitig steigt<br />
der Realisierungsgrad, je mehr Unternehmen die effizientesten Technologien in<br />
ihrem <strong>Maschinen</strong>park einsetzen.<br />
35
4.2.1 Industrie<br />
<strong>Der</strong> Vergleich <strong>des</strong> Technologieeinsatzes derr letzten 10 Jahre mit dem der nächsten<br />
10 Jahre zeigt, dass die Hersteller erwarten, dass die reale Nutzung der besten<br />
<strong>Maschinen</strong> und Anlagen, also der durchschnittliche Realisierungsgrad, signifikant von<br />
40 Prozent auf 67 Prozent anwachsen wird.<br />
Realisierung letzte<br />
10 Jahre [%]<br />
59<br />
49<br />
49<br />
51<br />
44<br />
44<br />
46<br />
33<br />
27<br />
Anwenderbranchen Realisierung nächste<br />
10 Jahre [%]<br />
Ve V rkehr<br />
Logistik/Handel<br />
Prod. Gewerbe<br />
Grundstoffch f emie<br />
Fahrzeugbau<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Verarb. V v. Steinen u. Erden<br />
Metallerzeugung<br />
Bau<br />
Ø 1) = 40 Ø 1) = 67<br />
1) Bezogen auf alle Industrie-Anwenderbranchen<br />
Abbildung 23: Realisierungsgrade der Energieeffizienzsteigerungen –<br />
Anwenderbranchen der Industrie, Endprodukte<br />
Vor allem die Anwenderbranchen Verkehr, Grundstoffchemie und Logistik/Handel<br />
weisen eine hohe Realisierungsgradsteigerung auf. So ergibt dies für den Verkehr 49<br />
Prozentpunkte Unterschied, für die Grundstoffchemie 35 Prozentpunkte und für<br />
Logistik/Handel 25 Prozentpunkte. Dies verweist darauf, dass vor allem hier künftig<br />
verstärkt auf effizientere Technologie zurückgegriffen wird.<br />
Andere Branchen, wie beispielsweise der Bau mit 6 Prozentpunkten, die<br />
Verarbeitung von Steinen und Erden mit 4 Prozentpunkten sowie die<br />
Metallerzeugung mit einem Prozentpunkt, weisen dagegen nur geringfügige<br />
Steigerungen beim Realisierungsgrad auf.<br />
Insgesamt zeigt sich, dass neben der Entwicklung gänzlich neuer<br />
Effizienztechnologien vor allem die Verbesserung und Weiterentwicklung<br />
bestehender Technologien und der tatsächliche Einsatz bereits existierender<br />
Technologien den zukünftigen Wachstumspfad charakterisieren.<br />
50<br />
57<br />
57<br />
69<br />
68<br />
76<br />
36
Beide Aspekte der Betrachtung, Technologieentwicklung und Technologieeinsatz,<br />
lassen eine Hochrechnung <strong>des</strong> erwarteten Effizienzgewinns und damit der<br />
zukünftigen Energieeinsparung auf Anwenderseite zu.<br />
Hierzu wird die durchschnittliche Energieeffizienzsteigerung durch verbesserte<br />
<strong>Maschinen</strong> und Anlagen (Technologieentwicklung) mit der erwarteten Realisierung<br />
auf der Anwenderseite (Technologieeinsatz) multipliziert.<br />
Durchschnittl. realisierbare Effizienzsteigerungen<br />
Nächste<br />
10 J. [%]<br />
14,9<br />
13,5<br />
7,3<br />
3<br />
2<br />
Letzte 10 J.<br />
3,4 5,2 6,2<br />
3 4 5 6 7 8 9 10 [%]<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe<br />
Logistik/Handel u. Bau<br />
Verkehr<br />
Abbildung 24: Durchschnittliche realisierbare Energieeffizienzsteigerungen der<br />
Anwenderbranchen der Industrie – Endprodukte<br />
In allen Anwenderbranchen nehmen die realisierbaren Energieeffizienzsteigerungen<br />
infolge eines erwarteten Anstiegs <strong>des</strong> Technologieeinsatzes im Vergleich zu den<br />
letzten 10 Jahren zu: In den kommenden 10 Jahren weisen Verkehr mit einem<br />
Wachstum von 3,4 Prozent auf 14,9 Prozent bzw. Logistik/Handel und Bau mit einem<br />
Anstieg von 5,2 Prozent auf 13,5 Prozent hierbei die höchste Dynamik auf. Selbst die<br />
Anwenderbranchen <strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes verzeichnen einen leichten<br />
Zuwachs von 6,2 Prozent auf 7,3 Prozent.<br />
4.2.2. Umwandlungssektor<br />
<strong>Der</strong> Erzeugungsbereich weist mehrere wichtige Besonderheiten auf, die ein<br />
Abweichen von der Darstellung im industriellen Sektor notwendig machen: Zum<br />
einen erfolgt bei Kraftwerken die wesentliche Effizienzsteigerung im Rahmen <strong>des</strong><br />
Neubaus. Zum anderen sind die Reinvestitionszyklen sehr lang, da Kraftwerke bis zu<br />
37
60 Jahre betrieben werden können. Bei<strong>des</strong> führt dazu, dass die Durchdringung <strong>des</strong><br />
Kraftwerksparks mit neuen Effizienztechnologien nur sehr langsam abläuft. Eine<br />
Betrachtung der nächsten 10 Jahre kann also nur einen Ausschnitt <strong>des</strong><br />
Effizienzpotenzials darstellen, das der <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau im<br />
Erzeugungssektor realisieren kann. Daneben ist der Erzeugungsbereich stark von<br />
politischen Vorgaben geprägt. Bei der Untersuchung <strong>des</strong> Technologieeinsatzes<br />
müssen <strong>des</strong>halb die Substitutionseffekte berücksichtigt werden, die zum einen durch<br />
den Ersatz von Kohle- durch Gaskraftwerke und zum anderen durch den Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien und damit die Verdrängung fossiler Kraftwerke entstehen.<br />
Schließlich werden im Erzeugungssektor in der Regel Energiemix-Betrachtungen mit<br />
Fokus auf die Energieträger angestellt, sodass ein Perspektivwechsel von den in<br />
Kapitel 4.1.2 betrachteten Technologien hin zu Energieträgern erfolgen muss.<br />
Für den Technologieeinsatz und die Berechnung der Primärenergieeinsparungen in<br />
den nächsten 10 Jahren wurde daher ein Energiemix-Szenario zugrunde gelegt, das<br />
sich wie folgt darstellt:<br />
� Bei Kernkraftwerken ergeben sich keine nennenswerten<br />
Effizienzsteigerungen, da in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich keine<br />
neuen Kraftwerke gebaut werden. Modernisierungsmaßnahmen werden<br />
hierbei vernachlässigt.<br />
� Für Kohlekraftwerke gehen wir von einer Neubaukapazität in der<br />
Größenordnung von 12 Gigawatt (GW) mit einer jährlichen Leistung von 72<br />
TWh aus. Hierbei werden alte Mittellastkraftwerke (vorwiegend<br />
Kohlekraftwerke) mit einem Wirkungsgrad von 38 Prozent ersetzt. Erwartet<br />
werden Wirkungsgrade von durchschnittlich dann 48 Prozent.<br />
� Weitere Mittellastkraftwerke (vorwiegend r Kohlekraftwerke) werden zudem<br />
durch neue Gaskraftwerke in der Größenordnung von 12 GW mit einer<br />
jährlichen Leistung von 48 TWh ersetzt. <strong>Der</strong> durchschnittliche Wirkungsgrad<br />
dieser neuen Gaskraftwerke wird dann bei rund 55 Prozent liegen.<br />
� Bei den Erneuerbaren Energien wird im unterstellen Szenario lediglich die<br />
Windenergie näher betrachtet. Hier wird ein Zubau von rund 18 GW mit einer<br />
jährlichen Leistung von 43 TWh in den nächsten 10 Jahren erwartet.<br />
Gleichzeitig steigen durch Repowering von rund 6 GW bereits installierter<br />
Anlagen die Wirkungsgrade und damit die erzeugte Strommenge um jährlich<br />
4 TWh an. Neubau und Repowering ermöglichen es, weitere<br />
Mittellastkraftwerkskapazitäten mit überwiegender Kohlebefeuerung zu<br />
ersetzen.<br />
Weitere Erneuerbare Energieträger werden nicht in die Szenariobetrachtung<br />
einbezogen. Die Wasserkraft kann vernachlässigt werden, da hier in den<br />
kommenden 10 Jahren in Deutschland kaum modernisiert oder ausgebaut<br />
wird. In Brennstoffzellen gewandelter Wasserstoff wird wegen seiner noch<br />
38
geringen Bedeutung im Energiemix nicht in die Szenario-Betrachtung<br />
einbezogen. Biomasse, die im Wesentlichen in Dampfturbinen oder in<br />
Motorenanlagen in Endenergie umgewandelt wird, bleibt ebenfalls außen vor,<br />
weil bei Dampfturbinen in den nächsten 10 Jahren kaum Ersatzpotenziale<br />
bestehen, während Motorenanlagen – ähnlich wie Brennstoffzellenanlagen –<br />
nur einen sehr geringen Anteil ausmachen.<br />
In den nächsten 10 Jahren werden Primärenergieeinsparungen somit zum einen<br />
durch Effizienzsteigerung der Technologien und deren Einsatz, zum anderen aber<br />
auch durch Substitution fossiler Energieträger untereinander (Kohle durch Gas) und<br />
fossiler Energieträger durch Erneuerbare Energien (hier: Windenergie) erzielt.<br />
Ein Überblick zu den angenommenen Energiemix-Szenarien bezüglich der<br />
Entwicklung vor und in 10 Jahren ist in der Anlage Abbildung 43 dargestellt.<br />
Neben dem Erzeugungsbereich wurden im Umwandlungssektor auch die Raffinerien<br />
separat untersucht, für die keine Szenariobetrachtung notwendig ist. <strong>Der</strong> erwartete<br />
Technologieeinsatz soll nach Aussage der Hersteller hier um 15 Prozentpunkte auf<br />
70 Prozent gesteigert werden.<br />
Tec T hnologieeinsatz: Realisierungsgrade der Eff f izienzsteigerungen<br />
Anlagentyp Realisierungsgradsteigerung<br />
[Prozent-Punkte]<br />
Raffinerien<br />
Abbildung 25: Realisierung von Effizienzpotenzialen f<br />
Raffinerien<br />
Letzte<br />
10 J. [%]<br />
Nächste<br />
10 J. [%]<br />
15 55 70<br />
Insgesamt lassen sich als Zwischenfazit zur Effizienzsteigerung auf der Anbieterseite<br />
folgende Kernaussagen festhalten:<br />
In allen Anwenderbranchen werden die realisierbaren Energieeffizienzsteigerungen<br />
der kommenden 10 Jahre im Vergleich zu den bereits realisierten Einsparungen der<br />
vergangenen 10 Jahre durch Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus zunehmen.<br />
Dies ist in der Industrie im Wesentlichen auf einen Anstieg <strong>des</strong><br />
Technologieeinsatzes zurückzuführen. Hier wird die Durchdringung mit effizienten<br />
Technologien in den kommenden 10 Jahren deutlich von durchschnittlich 40 Prozent<br />
auf 67 Prozent zulegen. Die Effizienzsteigerungen werden in den nächsten 10 Jahren<br />
jeweils etwa zur Hälfte auf Basis bestehender Technologien (56 Prozent) und neuer<br />
Technologien (44 Prozent) realisiert. Einzige Ausnahme ist die Anwenderbranche<br />
Verkehr: Hier werden, um Energie einsparen zu können, zu 73 Prozent neue<br />
39
Technologien eingesetzt. Die drei wichtigsten Hebel Verfahrensoptimierung,<br />
Optimierung der Systemsteuerung und Konstruktionsoptimierung der vergangenen<br />
10 Jahre werden auch in den kommenden 10 Jahren am stärksten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz beitragen.<br />
Bei den Erzeugungstechnologien im Umwandlungssektor r wird die<br />
Wirkungsgradsteigerung der kommenden 10 Jahre im Vergleich zu den vergangenen<br />
10 Jahren auf einem konstanten Niveau verharren oder leicht zurückgehen. Dies ist<br />
auf den bereits sehr hohen Entwicklungsstand der Technologien zurückzuführen.<br />
Erhebliche Effizienzsteigerungen können vor allem durch den Ersatz ineffizienter<br />
Kohlekraftwerke durch neue Kohlekraftwerke oder mittels Substitution durch<br />
Gaskraftwerke realisiert werden. Damit ist die Steigerung <strong>des</strong> Realisierungsgra<strong>des</strong><br />
auch hier ein wichtiger Hebel. Daneben werden im Umwandlungssektor<br />
Primärenergieeinsparungen durch die Substitution fossiler Energieträger durch<br />
Erneuerbare Energien (Windenergie) erzielt.<br />
4.3 <strong>Beitrag</strong> der Anwenderseite zur weiteren Energieeinsparung<br />
In Fokus- und Experteninterviews bei Anwenderunternehmen aller untersuchten<br />
Branchen wurden die von den Herstellern gemachten Aussagen zur<br />
Energieeffizienzsteigerung in der Vergangenheit und zu den Potenzialen in der<br />
Zukunft einer Validierung unterzogen und bestätigt. Daneben wurde in den Interviews<br />
auch untersucht, ob und wenn ja, welche zusätzlichen Potenziale zur<br />
Energieeinsparung sich bei der Anwendung der untersuchten <strong>Maschinen</strong> und<br />
Anlagen ergeben (Technologieverwendung), was von der Herstellerseite nicht immer<br />
in Gänze zu beantworten ist. Bei der Ermittlung zusätzlicher Potenziale wurde der<br />
Umwandlungssektor ausgeklammert, da im Erzeugungsbereich nach dem Bau der<br />
Anlagen keine zusätzlichen Effizienzpotenziale durch die Anwender realisiert werden<br />
können.<br />
40
Anwenderbranche Weitere Potenziale [%]<br />
Kohlebergb r au/Gew. v. Erdöl, Erdg r as<br />
Erz r bergb r au/Gew. v. Steinen u. Erden<br />
Holzverarbeitung<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Verkehr<br />
Logistik/Handel<br />
Textil und Bekleidung<br />
Fahrzeugbau<br />
Glas<br />
Keramik<br />
Metallbearbeitung<br />
Druck-/Verlagserzeugnisse<br />
Papier<br />
Metallerzeugung<br />
Grundstoff f chemie<br />
Kunststoff f f/Gummi Lederw r aren<br />
Nahrungs-/Genussmittel<br />
Sonst. Chemie/Pharma<br />
Tabak<br />
Verarbeitung Steine u. Erden<br />
Bau<br />
Getränke<br />
3<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
5<br />
8<br />
8<br />
8<br />
7<br />
10<br />
10<br />
13<br />
13<br />
12<br />
15<br />
20<br />
Alle Anwenderbranchen Ø = 9%<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe Ø = 7%<br />
Basis<br />
Fokusinterviews<br />
Anwender<br />
Abbildung 26: Energieeinsparpotenziale in der Industrie auf Anwenderseite –<br />
Gesamtüberblick kommende 10 Jahre<br />
Über alle Anwenderbranchen der Industrie hinweg werden im Schnitt 9 Prozent<br />
weitere Energieeinsparpotenziale genannt. Für die Anwenderbranchen <strong>des</strong><br />
Produzierenden Gewerbes sind es durchschnittlich 7 Prozent – vor allem die<br />
Anwenderbranchen Kohle- und Erzbergbau stehen hier an vorderster Stelle.<br />
Interviews<br />
Branchenexperten<br />
Zusätzliche signifikante Einsparungen werden hauptsächlich einem veränderten<br />
Einsatz von <strong>Maschinen</strong> und Anlagen auf Seiten der Anwenderunternehmen<br />
zugeschrieben. Dabei ergeben sich weitere Effizienzeffekte aus einem veränderten<br />
Zusammenwirken der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen untereinander bzw. von<br />
Gesamtsystemen über mehrere <strong>Maschinen</strong> hinweg sowie an Schnittstellen zu<br />
anderen unternehmensspezifischen Produktionsstufen.<br />
Die wesentlichen Verbesserungshebel hierbei sind die Prozessoptimierung in der<br />
Produktion, die Anpassung der Leistung, die Optimierung der<br />
maschinenübergreifenden Systemsteuerung und eine Verhaltensänderung von<br />
Mitarbeitern. Diese grenzen sich damit auch deutlich von den Optimierungshebeln<br />
der Anbieterseite ab, die sich direkt auf die einzelnen <strong>Maschinen</strong> und Anlagen<br />
beziehen.<br />
Um die potenzielle Wirkung der Optimierungshebel zu illustrieren, werden diese im<br />
Folgenden bei ausgewählten Anwenderbranchen genauer beschrieben. Darüber<br />
hinaus werden einige Fallbeispiele aufgeführt, in denen der <strong>Beitrag</strong> zur<br />
Energieeffizienzsteigerung von beiden Seiten, Anbieter wie Anwender, dargestellt<br />
wird.<br />
41
In der Anwenderbranche <strong>Maschinen</strong>bau könnten weitere 13 Prozent<br />
Effizienzsteigerung durch flexible Anpassung <strong>des</strong> Produktionsprozesses an<br />
schwankende Auslastungsgrade erreicht werden. Hierbei wird z.B. der Leerlauf von<br />
<strong>Maschinen</strong> und Anlagen bei Produktionslücken reduziert, um ineffizientes Herunterund<br />
Hochfahren zu vermeiden.<br />
Bei Logistik/Handel beträgt das Effizienzpotenzial auf Anwenderseite rund 10<br />
Prozent. Einerseits steuert hier der Optimierungshebel Leistungsanpassung seinen<br />
Teil dazu bei, indem Lüfterleistung in Kühlaggregaten reduziert und Laufzeiten<br />
optimal angepasst werden können. Andererseits greift auch der Hebel<br />
Verhaltenssteuerung.<br />
Die Hersteller von Kühlmöbeln, -zellen und Kühlverbundanlagen erwarten in Zukunft<br />
eine Steigerung der Energieeffizienz ihrer Geräte hauptsächlich durch verbessertes<br />
Zusammenwirken einzelner Subsysteme. Dieser Effizienzeffekt kann weiter<br />
gesteigert werden, indem auf Anwenderseite Mitarbeiter künftig Kühltruhen<br />
konsequent abdecken und Kühlräume häufiger schließen.<br />
In der Textilindustrie ist unter anderem durch Leistungsanpassung eine Steigerung<br />
der Energieeffizienz von rund 10 Prozent in Zukunft möglich. Hier liegt das Potenzial<br />
zur Energieeinsparung beispielsweise in einer Reduktion der Fixiertemperatur von<br />
200˚C auf 180˚C, ohne dass bei der Textilherstellung Qualitätsverluste auftreten.<br />
Im Fahrzeugbau kann u.a. durch Prozessoptimierung in der Produktion eine<br />
Effizienzsteigerung von etwa 8 Prozent erreicht werden, indem z.B. bei der<br />
Fördertechnik Höhenunterschiede im Produktionsablauf genutzt werden, um<br />
Transportbänder einzusparen. So können, wo möglich, Produktionsteile durch freien<br />
Fall transportiert werden.<br />
Die Papierindustrie kann weitere 6 Prozent Energieeffizienzsteigerung erreichen<br />
durch verbesserte maschinenübergreifende Systemsteuerung, indem<br />
Druckunterschiede von Wasser mithilfe von Turbinen zur Stromrückgewinnung<br />
genutzt werden. Nicht verbrauchte überschüssige Energie wird hierdurch sogar<br />
wieder in Endenergie umgewandelt. Des Weiteren trägt auch die Verbesserung der<br />
Produktionsprozesse zur Energieeinsparung bei: So führt Prozessoptimierung mittels<br />
Kontinuisierung <strong>des</strong> Materialflusses dazu, dass durch günstigere Fließfertigung<br />
Pufferbehälter und Pumpen eingespart werden können.<br />
Die Anwenderbranche Grundstoffchemie kann durch Prozessoptimierung eine<br />
zusätzliche Steigerung der Energieeffizienz um 5 Prozent erzielen, indem durch<br />
verbesserte Produktionsplanung Lastspitzen reduziert werden. Diese lassen sich<br />
glätten, wenn die Aktivität einzelner und energieintensiver Verbraucher gezielt in<br />
Zeiten mit niedriger Leistungsabnahme verschoben wird. So können durch<br />
Installation einer ausgewählten, betriebsspezifischen Abschaltkette Leistungsspitzen<br />
vermieden werden.<br />
42
Die Anbieter von Calcinier- und Extraktionsanlagen erwarten unter anderem durch<br />
Substitution von Subsystemen eine signifikante Steigerung der Effizienz. Auf<br />
Anwenderseite können weitere Energieeinsparungen ergänzt werden, indem der<br />
Bedarf an Pumpleistung durch Umstellung <strong>des</strong> Kühlprozesses von einem<br />
geschlossenen Kreislaufsystem auf ein offenes Durchlaufsystem reduziert wird. Bei<br />
geschlossenen Systemen erfolgt eine Kühlung der Rohre, offene Systeme kühlen<br />
das Wasser z.B. direkt durch Berührung mit einem Luftstrom und weisen hierdurch<br />
einen niedrigeren Energieverbrauch auf.<br />
43
5 Ökonomische und ökologische Effekte<br />
Die in Kapitel 4 analysierten Energieeffizienzsteigerungen in den einzelnen<br />
Anwenderbranchen bilden die Grundlage für die Berechnung ökonomischer (z.B.<br />
Kostenreduktion) und ökologischer Effekte (z.B. Emissionsreduktion).<br />
Ausgangspunkt der Einsparungsberechnungen in der Industrie bilden die<br />
realisierbaren Effizienzsteigerungen durch die technologisch verbesserten<br />
Endprodukte der deutschen <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbauer. Hieran schließen sich<br />
die Effizienzzuwächse im Einsatz der <strong>Maschinen</strong> und Anlagen bei den<br />
Anwenderunternehmen an (z.B. durch Leistungsanpassung oder<br />
Verhaltenssteuerung). Beide Komponenten bilden die Grundlage zur Berechnung der<br />
Einsparungen beim Endenergieverbrauch in der Industrie. Zu diesen<br />
Endenergieeinsparungen kommen die durch die Produkte <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus erzielten Effizienzsteigerungen im Umwandlungssektor r sowie - nur<br />
bei den Energieerzeugern - die Primärenergieeinsparungen durch<br />
Substitutionseffekte. All dies summiert sich zu einem Gesamteinsparpotenzial,<br />
ausgedrückt in End- und Primärenergie. Die Gesamteinsparungen wiederum führen<br />
einerseits zur Senkung von Energiekosten und andererseits zur Reduktion von CO2-<br />
Emissionen.<br />
Komponenten der Gesamteinsparpotenziale<br />
Industrie<br />
(Endenergieeinsparung)<br />
x<br />
1 Anbieter<br />
Eff f izienzsteigerungen<br />
bei<br />
den Endprodukten<br />
der r deutschen<br />
<strong>Maschinen</strong>-/<br />
Anlagenbauer<br />
y<br />
2 Anwender<br />
Eff f izienzsteigerungen<br />
im<br />
Einsatz der<br />
<strong>Maschinen</strong>/Anlagen<br />
(z.B. Leistungsanpassung,Verhaltenssteuerung)<br />
Umwandlungssektor(Primärenergieeinsparung)<br />
z<br />
3 Anbieter<br />
Eff f izienz-<br />
steigerung und<br />
Substitutionseffek f kte<br />
bei der<br />
Energieerzeugung<br />
und in den<br />
Raffinerien<br />
�<br />
Gesamteinsparpotenzial<br />
Ebenen der Potenziale<br />
Effi f zienzsteigerungen auf Anbieterund<br />
Anwenderseite führen zu<br />
signifikanten Einsparungen:<br />
Energiekosten<br />
[Mrd.<br />
EUR]<br />
PrimärundEndenergiebedarf<br />
r<br />
[PJ]<br />
CO 2-<br />
Emmissionen<br />
[Mio. t]<br />
Abbildung 27: Komponenten und Ebenen der Gesamteinsparpotenziale<br />
Im Folgenden werden zunächst die Energiebedarfs- und Energiekosteneinsparungen<br />
in der Industrie durch die Anbieter- wie auch die Anwenderseite ohne Mengeneffekt<br />
betrachtet. Dann werden beide Seiten bei der Darstellung der Endenergieeinsparung<br />
44
zusammengeführt, wobei der Mengeneffekt berücksichtigt wird. Für die Berechnung<br />
der CO2-Einsparungen wird die Endenergieeinsparung in Primärenergie umgerechnet<br />
(bezüglich der Umrechnung siehe Anlage Abbildung 47). Anschließend werden die<br />
Effizienzpotenziale der Energieerzeugung und der Raffinerien im<br />
Umwandlungssektor r ergänzt und die Primärenergieeinsparungen berechnet. Dies<br />
bildet die Grundlage für die Berechnung der gesamtwirtschaftlichen Kosteneffekte<br />
und der Reduzierung der CO2-Emissionen in Abschnitt 5.2.<br />
Dabei gilt es zu bedenken, dass die Angabe "in 10 Jahren" nicht den Zeitraum<br />
innerhalb der nächsten 10 Jahre meint, sondern auf den Zeitpunkt nach Ablauf der<br />
10 Jahre verweist. Die potenzielle jährliche Einsparung an Energiebedarf und -kosten<br />
wird also zu 100 Prozent erst nach Ablauf der 10 Jahre erreicht.<br />
5.1 Einsparungen Energiebedarf und Energiekosten<br />
5.1.1 Einsparpotenziale Endenergie in der Industrie<br />
Einsparpotenziale Endenergie – Anbieterseite<br />
Zunächst wird in Abgrenzung zum Umwandlungssektor die Industrie – d.h. die<br />
Anwenderbranchen bestehend aus Produzierendem Gewerbe, Verkehr,<br />
Logistik/Handel und Bau – betrachtet. Die Steigerung <strong>des</strong> Energieeinsparpotenzials<br />
wird aus Sicht der Anbieter durch den vermehrten Einsatz effizienter <strong>Maschinen</strong> und<br />
Anlagen angetrieben. Dies zeigt sich ganz deutlich, wenn man die jährliche<br />
Energieeinsparung nach den beiden oben detailliert beschriebenen Treibern der<br />
Energieeffizienzsteigerung aufschlüsselt – Technologieentwicklung und<br />
Technologieeinsatz.<br />
Über alle Industrie-Anwenderbranchen im Fokus der Studie hinweg werden heute<br />
durch effiziente <strong>Maschinen</strong> und Anlagen im Vergleich zu vor 10 Jahren pro Jahr<br />
215 PJ Energie eingespart. In 10 Jahren werden weitere 460 PJ pro Jahr eingespart<br />
(diese Betrachtung berücksichtigt keinen Mengeneffekt, d.h. legt keine Steigerung<br />
der Produktion zugrunde). Dies entspricht einer Zunahme der Einsparungen um<br />
245 PJ bzw. einer Erhöhung der durchschnittlichen jährlichen Einsparungen<br />
(Compound Average Growth Rate, CAGR) um 8 Prozent. Hierzu steuert der Treiber<br />
Technologieentwicklung lediglich 36 PJ bei, indem die Effizienz der Produkte um<br />
weitere 15,6 Prozent in 10 Jahren steigen wird. <strong>Der</strong> Technologieeinsatz erhöht sich<br />
hingegen im gleichen Betrachtungszeitraum von 40 auf 67 Prozent und trägt mit<br />
209 PJ wesentlich zu der gesteigerten Energieeinsparung bei.<br />
45
Alle Anwenderbranchen<br />
im<br />
Fokus<br />
(inkl. prod.<br />
Gewerbe)<br />
Produz.<br />
Gewerbe<br />
Treiber<br />
I<br />
II<br />
Technologieentwicklung1)<br />
Te T chnologieeinsatz2)<br />
heute im Vergleich<br />
zu vor 10 Jahren<br />
Energieeinsparung [p.a.] 215 PJ<br />
12,6%<br />
40%<br />
Energieeinsparung [p.a.] 141 PJ<br />
I<br />
II<br />
Technologieentwicklung1)<br />
Te T chnologieeinsatz2)<br />
12,6%<br />
49%<br />
in 10 Jahren Deltabetrachtung Veränderung<br />
Einsparungen<br />
460 PJ +245 PJ<br />
15,6%<br />
67%<br />
12,1%<br />
60%<br />
1) Durchschnittliches Energieeffizienzpotenzial (gewichtet nach Höhe <strong>des</strong> Energiebedarf r s)<br />
2) Durchschnittlicher Realisierungsgrad der Effizienzpotenziale 3) CAGR = durchschnittliches jährliches Wachstum<br />
+36 PJ<br />
+209 PJ<br />
171 PJ +30 PJ<br />
-1 PJ<br />
+31 PJ<br />
CAGR 3)<br />
+8%<br />
CAGR<br />
+2%<br />
Abbildung 28: Split Einsparungen Endenergie in der Industrie durch die Anbieterseite<br />
nach Treibern der r Energieeffizienzsteigerung,<br />
ohne Mengeneffekt<br />
Auch das Produzierende Gewerbe profitiert vor allem vom gesteigerten<br />
Technologieeinsatz: Insgesamt steigen die jährlichen Energieeinsparungen nur um<br />
30 PJ von 141 auf 171 PJ, was einem CAGR von 2 Prozent entspricht. Ursächlich<br />
hierfür ist das Sinken <strong>des</strong> Energieeffizienzpotenzials von 12,6 auf 12,1 Prozent.<br />
Hierdurch entsteht ein negativer Effekt, der jedoch durch den erhöhten<br />
Technologieeinsatz in den nächsten 10 Jahren in Teilen aufgewogen wird.<br />
Anwenderbranche<br />
Verkehr<br />
Produz. Gewerbe<br />
Metallerzeugung<br />
Grundstoffch f emie<br />
Ve V rarbeitung Steine und Erden<br />
Fahrzeugbau<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Logistik/Handel<br />
Bau<br />
Summe<br />
Energiebedarf<br />
[PJ]<br />
1) Ohne Berücksichtigung von Outputsteigerungen in den Anwenderbranchen<br />
2) Ohne Berücksichtigung von Steuern und Abgaben<br />
Energiekosten<br />
[Mrd. EUR]<br />
0,4 2)<br />
141 1,9<br />
54<br />
17<br />
8<br />
5<br />
4<br />
Einsparungen pro<br />
Jahr 1)<br />
0,7<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,1<br />
15 0,2<br />
3 0,1<br />
215 2,6<br />
Abbildung 29: Einsparungen Endenergie in der Industrie durch die<br />
Anbieterseite � heute im Vergleich zu vor 10 Jahren, ohne Mengeneffekt<br />
46
Schaut man sich die Einsparungen auf Anbieterseite heute im Vergleich zu vor 10<br />
Jahren im Detail an, so erkennt man, dass das Produzierende Gewerbe mit 141 PJ<br />
von allen Anwenderbranchen am meisten zur Gesamtsumme von 215 PJ<br />
eingesparter Energie pro Jahr beiträgt. Es folgt mit 56 PJ der Verkehr. Rechnet man<br />
alle Einsparungen auf Anbieterseite in Energiekosten um, so ergibt dies eine jährliche<br />
Einsparungssumme von 2,6 Milliarden Euro bei den Anwendern und zwar durch den<br />
Einsatz effizienterer <strong>Maschinen</strong> und Anlagen. Das Produzierende Gewerbe kann<br />
seine Kosten um 1,9 Milliarden Euro reduzieren; der Verkehr muss ohne<br />
Berücksichtigung von Steuern und Abgaben 0,4 Milliarden Euro weniger aufwenden.<br />
Zur Erläuterung der Berechnung der Kosteneinsparung aus den errechneten<br />
Energieeinsparungen siehe Anlage Abbildung 45.<br />
Anwenderbranche<br />
Verkehr<br />
Produz. Gewerbe<br />
Metallerzeugung<br />
Grundstoffch f emie<br />
Fahrzeugbau<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Verarbei V tung Steine und Erden<br />
Logistik/Handel<br />
Bau<br />
Summe<br />
Energiebedarf<br />
[PJ]<br />
Energiekosten<br />
[Mrd. EUR]<br />
243 1,9 2)<br />
171 2,3<br />
39<br />
25<br />
9<br />
6<br />
6<br />
Einsparpotenziale<br />
pro Jahr1) 1) Bei erw r arteterr Marktdurchdringung<br />
mit den effizientesten <strong>Maschinen</strong>/Anlagen und ohne Berücksichtigung von Outputsteigerungen in den Anwenderbranchen<br />
2) Ohne Berücksichtigung von Steuern und Abgaben<br />
0,5<br />
0,3<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,1<br />
42 0,6<br />
4 0,1<br />
460 4,9<br />
potenziale Endenergie in der Industrie durch die Anbieterseite �<br />
in 10 Jahren, ohne Mengeneffekt<br />
Im Vergleich dazu zeigt die Betrachtung der Einsparpotenziale auf Anbieterseite in 10<br />
Jahren bei der erwarteten Marktdurchdringung mit den effizientesten Technologien<br />
und ohne Berücksichtigung eines Mengeneffektes, dass die Anwenderbranche<br />
Verkehr beim eingesparten Energiebedarf r das Produzierende Gewerbe in der<br />
Führungsrolle ablösen wird. Zur potenziellen Senkung <strong>des</strong> Energiebedarfs um<br />
460 PJ trägt sie allein 243 PJ bei und kann die Energiekosten ohne Berücksichtigung<br />
von Steuern und Abgaben um 1,9 Milliarden Euro reduzieren.<br />
47
Einsparpotenziale Endenergie – Anwenderseite<br />
Auf Grund von Maßnahmen zur Effizienzsteigerung auf der Anwenderseite werden<br />
heute bereits 293 PJ pro Jahr eingespart. Das entspricht einer Einsparung bei den<br />
Energiekosten von über 3 Milliarden Euro pro Jahr.<br />
Anwenderbranche<br />
Verkehr<br />
Produz. Gewerbe<br />
Logistik/Handel<br />
Bau<br />
Summe<br />
Energiebedarf<br />
[PJ]<br />
Einsparpotenziale<br />
pro Jahr 1)<br />
Energiekosten<br />
[Mrd. EUR]<br />
150 1,2 2)<br />
116 1,6<br />
25 0,4<br />
2 0,1<br />
293 3,3<br />
1) Abschätzung auf Basis von Expertengesprächen auf Anwenderseite – ohne Berücksichtigung von Outputsteigerungen in den Anwenderbranchen<br />
2) Ohne Berücksichtigung von Steuern und Abgaben<br />
Abbildung 31: Einsparpotenziale Endenergie in der Industrie durch die<br />
Anwenderseite – heute im Vergleich zu vor 10 Jahren, ohne Mengeneffekt<br />
Die Energie- und Kosteneinsparungen durch die Anwenderseite in den nächsten 10<br />
Jahren betragen, ohne einen Mengeneffekt zu berücksichtigen, 376 PJ. Das<br />
entspricht einer Einsparung von rund 4 Milliarden Euro über alle Anwenderbranchen.<br />
Die größten Einsparpotenziale liegen im Verkehr und im Produzierenden Gewerbe.<br />
Anwenderbranche<br />
Verkehr<br />
Produz. Gewerbe<br />
Metallerzeugung<br />
Grundstoff f chemie<br />
<strong>Maschinen</strong>bau<br />
Fahrzeugbau<br />
Ve V rarbeitung Steine und Erden<br />
Logistik/Handel<br />
Bau<br />
Summe<br />
Energiebedarf<br />
[PJ]<br />
Energiekosten<br />
[Mrd. EUR]<br />
191 1,5 2)<br />
154 2,0<br />
41<br />
18<br />
10<br />
10<br />
9<br />
Einsparpotenziale<br />
pro Jahr 1)<br />
0,5<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,1<br />
28 0,4<br />
3 0,1<br />
376 4,0<br />
1) Abschätzung auf Basis vonExpertengesprächen auf Anwenderseite – ohne Berücksichtigung von Outputsteigerungen in den Anwenderbranchen<br />
2) Ohne Berücksichtigung von Steuern und Abgaben<br />
Abbildung 32: Einsparpotenziale Endenergie in der Industrie durch die<br />
Anwenderseite � in 10 Jahren, ohne Mengeneffekt<br />
48
Hier betragen die Einsparpotenziale beim Energiebedarf 191 PJ bzw. 154 PJ pro<br />
Jahr und reduzieren beim Verkehr die Kosten um 1,5 Milliarden Euro ohne<br />
Einberechnung von Steuern und Abgaben bzw. beim Produzierenden Gewerbe um<br />
2,0 Milliarden Euro. Ursache für die im Vergleich zum Produzierenden Gewerbe<br />
geringere Energiekosteneinsparung im Verkehrssektor ist die unterschiedliche<br />
Kostenstruktur auf Grund <strong>des</strong> sektorspezifischen Energieträgereinsatzes.<br />
Gesamteinsparpotenziale Endenergieverbrauch in der Industrie<br />
Nach den Einzelbetrachtungen der Energieeinsparpotenziale durch die Anbieter- und<br />
die Anwenderseite werden diese beiden Berechnungen für die Betrachtung der<br />
gesamten Endenergieeinsparung zusammengeführt. Hierbei wird auch der<br />
Mengeneffekt berücksichtigt und der Vergleich mit den erzielten Effekten der letzten<br />
10 Jahre angetreten. Zusätzlich wird aufgezeigt, welche Effekte noch möglich wären,<br />
sollte ein Realisierungsgrad (Technologieeinsatz) von 100 Prozent in 10 Jahren<br />
erreicht werden.<br />
Ø Realisierungsgrad<br />
Ø real.Effizienzpotenz<br />
p ial<br />
4.167<br />
3)<br />
215<br />
+3% -10% -5%<br />
40% 67%<br />
5% 7%<br />
10%<br />
293 4)<br />
Energiebedarf<br />
vorr 10<br />
Jahren5) Bereits Zusätzl.<br />
realisierte EinspaEinsparungenrungen<br />
Anwender<br />
vor 10 Jahren<br />
653<br />
Wachstum 1)<br />
Anwenderbranchen<br />
4.312<br />
Energiebedarf<br />
2005<br />
460<br />
RealisierbareEinsparungen<br />
3.894<br />
376 418 210<br />
in 10 Jahren<br />
3.684<br />
Wachstum Erw r art. Zusätzl. Ein- Mögl.<br />
Energiesparungen reduzierter r<br />
bedarf bei vollstänEnergie- in 10 J. digerDurchbedarf r<br />
dringung in 10 J.<br />
1)2)<br />
Zusätzl.<br />
EinspaAnwenderrungenbranchen Anwender<br />
1) Basierend auff Bruttowertschöpfung<br />
(BWS) der einzelnenAnwenderbranchen 2) Szenario: Branchenwachstum (BWS) mit 1% CAGR<br />
3) Bezogen auf Energiebedarf r 2005 4) Basierend auff Fokusinterviews<br />
und Experteneinschätzungen<br />
5) Berechnung auff Basis<br />
der Befragungsergebnisse und nicht auf Grundlage der Statistik zum Energiebedarf r<br />
9%<br />
� 418<br />
Abbildung 33: Einsparung Endenergie in der Industrie [PJ/Jahr]<br />
Insgesamt wird der Energiebedarf in der Industrie in 10 Jahren – unter<br />
Berücksichtigung <strong>des</strong> Wachstums der Anwenderbranchen – um 10 Prozent<br />
zurückgehen. Im Vergleich hierzu stieg der Energiebedarf über die letzten 10 Jahre<br />
um 3 Prozent. So lag der Energiebedarf in der Industrie vor 10 Jahren bei 4167 PJ.<br />
Ein Vergleich mit der Energiestatistik von BMWi und Prognos zeigt im Übrigen eine<br />
gute Übereinstimmung (Abweichung unter 2%) <strong>des</strong> berechneten Wertes für 1995 auf<br />
Grundlage der Befragungsergebnisse.<br />
100%<br />
16%<br />
33<br />
49
Treiber für den erwarteten Rückgang <strong>des</strong> Endenergieverbrauchs in den nächsten 10<br />
Jahren sind in nahezu gleicher Größenordnung sowohl die Hersteller (-10 Prozent)<br />
durch effizientere Produkte als auch die Anwender (-9 Prozent) durch optimierten<br />
Einsatz. Die Endenergieeinsparung durch effizientere <strong>Maschinen</strong> und Anlagen der<br />
Hersteller wird durch den erwarteten Realisierungsgrad in Höhe von 67 Prozent<br />
limitiert. Würde es gelingen, diesen auf 100 Prozent zu steigern, könnten weitere<br />
210 PJ pro Jahr in 10 Jahren eingespart werden. Das würde den<br />
Endenergieverbrauch um weitere 5 Prozent senken.<br />
Details zur Berechnung der Wachstumszahlen für die letzten 10 Jahre siehe Anhang<br />
Abbildung 44.<br />
Im Einzelnen zeigt die Abbildung 33 folgende Inhalte: Ausgangspunkt für die<br />
Ableitung der Endenergieeinsparung ist die Gesamtenergiebedarfszahl der<br />
deutschen Industrie <strong>des</strong> Jahres 2005, die 4.312 PJ beträgt.<br />
Durch das durchschnittlich realisierte Effizienzpotenzial von 5 Prozent durch die<br />
Anbieterseite bei einem Realisierungsgrad von 40 Prozent (bezogen auf 12,6 Prozent<br />
Effizienzsteigerung bei Endprodukten) in den letzten 10 Jahren werden heute<br />
Endenergieeinsparungen von 215 PJ erzielt. Zusätzlich konnte laut<br />
Anwenderangaben dieser Wert mit einer Energieeffizienzsteigerung von weiteren 7<br />
Prozent (293 PJ) ergänzt werden. Gleichzeitig jedoch bewirkte das Wachstum der<br />
Anwenderbranchen einen vermehrten Energieverbrauch von 653 PJ. Somit liegt der<br />
Endenergiebedarf in den untersuchten Anwenderbranchen im Bezugsjahr 2005 bei<br />
4.312 PJ und daher um 3 Prozent höher als vor 10 Jahren.<br />
Nun folgt der Blick in die Zukunft: <strong>Der</strong> erwartete Realisierungsgrad beträgt nun 67<br />
Prozent, das realisierbare Effizienzpotenzial durch die Anbieterseite erhöht sich auf<br />
10 Prozent, was eine realisierbare Einsparung von 460 PJ ergibt. Zusätzliche<br />
Einsparungen auf Anwenderseite von 376 PJ lassen den Energiebedarf weiter<br />
schrumpfen. Das prognostizierte einprozentige Branchenwachstum fügt 418 PJ der<br />
Berechnung zu, die mit 3.894 PJ den erwarteten Energiebedarf in 10 Jahren angibt.<br />
Berücksichtigt man noch die zusätzlichen Einsparpotenziale von 210 PJ bei<br />
vollständiger Durchdringung der Anwenderbranchen mit den effizienten Produkten<br />
<strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus, ergibt sich in 10 Jahren ein reduzierter<br />
Energiebedarf von 3.684 PJ pro Jahr.<br />
In Abbildung 34 ist die Berechnung analog für das Produzierende Gewerbe<br />
dargestellt.<br />
50
Ø Realisierungs<br />
g gr g ad<br />
Ø real.Effizienzpotenz<br />
p ial 3)<br />
2.369<br />
141<br />
116 4)<br />
Energiebedarf<br />
vor r 10<br />
Jahren5) Bereits Zusätzl.<br />
realisierte EinspaEinsparungenrungen<br />
Anwender<br />
-1% -4% -5%<br />
49% 60%<br />
6% 5%<br />
7% 7%<br />
vor 10 Jahren<br />
2.354<br />
242 171<br />
Wachstum 1)<br />
Anwenderbranchen<br />
Energiebedarf<br />
2005<br />
RealisierbareEinsparungen<br />
100%<br />
12%<br />
2.259<br />
154 230 114<br />
� 98<br />
2.145<br />
Wachstum Erw r art. Zusätzl. Ein- Mögl.<br />
Energiesparungen reduzierter r<br />
bedarf bei vollstänEnergie- in 10 J. digerDurchbedarf r<br />
dringung in 10 J.<br />
1)2)<br />
Zusätzl.<br />
EinspaAnwenderrungenbranchen Anwender<br />
in 10 Jahren<br />
1) Basierend auff Bruttowert<br />
r schöpfung (BWS) der einzelnenAnwenderbranchen 2) Szenario: Branchenwachstum (BWS) mit 1% CAGR<br />
3) Bezogen auff Energiebedarf<br />
r 2005 4) Basierend auf Fokusinterviews und Experteneinschätzungen<br />
5) Berechnung auff Basis<br />
der Befragungsergebnisse und nicht auf Grundlage der Statistik zum Energiebedarf r<br />
Abbildung 34: Einsparung Endenergie Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe [PJ/Jahr]<br />
Insgesamt wird der Endenergiebedarf im Produzierenden Gewerbe in 10 Jahren –<br />
unter Berücksichtigung <strong>des</strong> Wachstums der Anwenderbranchen – um 4 Prozent<br />
zurückgehen. Im Vergleich hierzu sank der Energiebedarf über die letzten 10 Jahre<br />
um lediglich 1 Prozent. Ein Abgleich <strong>des</strong> auf Grundlage der Befragung errechneten<br />
Energiebedarfs für 1995 mit den statistischen Werten zeigt auch hier eine hohe<br />
Übereinstimmung mit einer Abweichung von lediglich rund 3%.<br />
Treiber für den erwarteten Rückgang <strong>des</strong> Endenergieverbrauchs in den nächsten 10<br />
Jahren sind auch hier in nahezu gleicher Größenordnung sowohl die Hersteller (-7<br />
Prozent) durch effizientere Produkte als auch die Anwender (-7 Prozent) durch<br />
optimierten Einsatz. Die Endenergieeinsparung durch effizientere <strong>Maschinen</strong> und<br />
Anlagen der Hersteller wird durch den erwarteten r Realisierungsgrad in Höhe von 60<br />
Prozent limitiert. Würde es gelingen, diesen auf 100 Prozent zu steigern, könnten<br />
zusätzliche 114 PJ pro Jahr in 10 Jahren eingespart werden. Dies würde den<br />
Endenergieverbrauch um weitere 5 Prozent senken.<br />
Details zur Berechnung der Wachstumszahlen für die letzten 10 Jahre siehe Anhang<br />
Abbildung 44.<br />
34<br />
51
Einsparpotenzial Endenergie in der Industrie<br />
Energiebedarf<br />
[PJ]<br />
Energiekosten<br />
3)<br />
[Mrd.<br />
EUR]<br />
55% 45% 100% 50% 50%<br />
376<br />
836<br />
418<br />
460<br />
4,9<br />
4,0<br />
1) Mengeneffekt 2) Bei einem Wachstum der Anwenderbranchen von 1% CAGR auf Basis BWS<br />
3) Ohne Berücksichtigung von Steuern und Abgaben<br />
8,9<br />
1 Anbieter 2 Anwender Einspar.<br />
Gesamt<br />
vor r ME1)<br />
4,5<br />
Wachstum<br />
Anw.branchen<br />
2)<br />
418<br />
4,5<br />
Einspar.<br />
Gesamt<br />
nach ME 1)<br />
Abbildung 35: Gesamteinsparpotenziale Endenergie in der Industrie pro Jahr<br />
in 10 Jahren<br />
Auf Grundlage der eingesparten Endenergie können die Kosteneinsparungen für die<br />
Anwenderbranchen der Industrie berechnet werden. Insgesamt werden in 10 Jahren<br />
pro Jahr 836 PJ an Endenergie durch effizientere <strong>Maschinen</strong> und Anlagen (Anbieter)<br />
und optimierten Einsatz beim Anwender über alle Anwenderbranchen eingespart.<br />
Diese Verbrauchseinsparung schlägt in einer Senkung der Energiekosten in der<br />
Industrie um 8,9 Milliarden Euro zu Buche. Das entspricht 18 Prozent der<br />
Gesamtenergiekosten der betrachteten Industrie-Anwenderbranchen in Deutschland<br />
(siehe Anhang Abbildung 45 zur Berechnung der Energiekosteneinsparung). Zudem<br />
lassen sich die Ergebnisse auf alle anderen Länder beziehen, in welchen der<br />
deutsche <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau seine Produkte anbietet. Bezogen auf Europa<br />
wäre damit in 10 Jahren zum Beispiel eine Senkung der Energiekosten um über 50<br />
Milliarden Euro möglich.<br />
Mit der Berechnung der Einsparpotenziale beim Energiebedarf wie bei den<br />
Energiekosten in der Industrie wurde bisher ausschließlich die Endenergie<br />
berücksichtigt. Die im Umwandlungssektor erzielten Primärenergieeinsparungen<br />
werden im Folgenden näher beleuchtet. Zur Berechnung der in beiden Sektoren –<br />
Industrie und Umwandlungssektor – erzielten Einsparungen an CO2-Emissionen<br />
werden die Endenergieeinsparungen der Industrie ebenfalls in Primärenergie<br />
umgerechnet (siehe hierzu Anhang Abbildung 47).<br />
52
5.1.2 Einsparpotenziale Primärenergie Umwandlungssektor<br />
Bei den Energieerzeugern und Raffinerien schlägt sich die Steigerung der<br />
Energieeffizienz zum einen in einer Verringerung der Umwandlungsverluste in den<br />
nächsten Jahren nieder – diese Effekte wirken sich somit auf den<br />
Primärenergiebedarf aus. Im Bereich derr Energieerzeugung werden insbesondere<br />
alte Mittellastkraftwerke durch effizientere Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt. Zum<br />
anderen leisten die Erneuerbaren Energien einen <strong>Beitrag</strong> zur Reduktion <strong>des</strong><br />
Primärenergiebedarfs, da unter Annahme eines gleichbleibenden Strombedarfs in<br />
den nächsten 10 Jahren durch deren Zubau bestehende<br />
Mittellastkraftwerkskapazitäten ersetzt werden können. Bei den Erneuerbaren<br />
Energien wird im Rahmen der Studie lediglich die Windenergie berücksichtigt.<br />
Einsparungen an Primärenergie durch Effizienzsteigerung und<br />
Substitution im Erzeugungssektor 1)<br />
heute im Vergleich<br />
zu vor 10 Jahren<br />
in 10 Jahren<br />
Nuklear 0 PJ 0 PJ<br />
Kohle 0 PJ 142 PJ<br />
Gas 0 PJ 141 PJ<br />
Wind (Zubau) 282 PJ 409 PJ<br />
Wind (Repowering) 0 PJ 40 PJ<br />
Summe<br />
282 PJ 732 PJ<br />
1) Keine Berücksichtigung <strong>des</strong> Mehrv r erbrauchs an Primärenergie durch Kapazitätsausweitung (Zubau) in den<br />
letzten 10 Jahren – Annahmen für die Entwicklungsszenarien sind in der r Anlage<br />
Abbildung 42 dargestellt<br />
Abbildung 36: Einsparung Primärenergie im Erzeugungssektor [PJ/Jahr]<br />
Insgesamt ist in den nächsten 10 Jahren eine Reduktion <strong>des</strong> Primärenergiebedarfs in<br />
Höhe von 732 PJ möglich. Treiber ist zum einen der Ersatz von alten<br />
Mittellastkraftwerken (vorwiegend Kohlekraftwerke) durch effizientere Kohle- und<br />
Gaskraftwerke. Den größten <strong>Beitrag</strong> leistet jedoch der Zubau neuer<br />
Windkraftanlagen, die durch vollständige Substitution <strong>des</strong> Primärenergiebedarfs in<br />
fossil befeuerten Kraftwerken den nachhaltigsten Einsparhebel bieten. So konnten<br />
bereits in den letzten 10 Jahren durch Windkraftanlagen rund 282 PJ eingespart<br />
werden. Bei den fossilen Kraftwerken stand im gleichen Zeitraum die<br />
53
Kapazitätserweiterung im Vordergrund. Effizienzsteigerungen durch Modernisierung<br />
oder Ersatz alter Kraftwerke waren daher kaum relevant.<br />
Die Annahmen zu den Entwicklungsszenarien für die Berechnung sind in der Anlage<br />
Abbildung 43 dargestellt.<br />
Bei den Raffinerien lassen sich ebenso die Entwicklung der Effizienzgrade und der<br />
Einspareffekte vor und in 10 Jahren verfolgen.<br />
Umw.-Verluste<br />
vor r 10J.<br />
384<br />
Ø real. Eff f izienzpote<br />
p nzial<br />
Ø Realisierungs<br />
g grad<br />
vor 10 Jahren in 10 Jahren<br />
Real. Eff f izienzsteigerung<br />
1)<br />
16<br />
4%<br />
Umw.-<br />
Verluste 2005<br />
368<br />
Real.Effizienzsteigerung<br />
1)<br />
20<br />
5%<br />
55% 70%<br />
Erwart. Umw.-<br />
Verluste in 10J<br />
348<br />
Zusätzl. Eff f .steig.<br />
bei vollst.<br />
Durchdringung<br />
-4% -5% -2%<br />
1) ohne Mengeneffekte, bei konstanter Energieerzeugerstruktur r – Effizienzsteigerung bezieht sich nicht auf die Eigenverbräuche<br />
Abbildung 37: Einsparung Primärenergie Raffinerien [PJ/Jahr]<br />
8<br />
Mögl. Umw.-<br />
Verluste in 10J<br />
So wird der Umwandlungsverlust – bei angenommenen konstanten Mengen – bei<br />
den Raffinerien in 10 Jahren um 5 Prozent zurückgehen. Im Vergleich hierzu sank<br />
der Umwandlungsverlust über die letzten 10 Jahre um lediglich 4 Prozent. Treiber für<br />
den erwarteten Rückgang <strong>des</strong> Umwandlungsverlustes auf 348 PJ in 10 Jahren ist der<br />
Einsatz effizienterer Umwandlungstechnologien. Die Energieeinsparung durch<br />
effizientere <strong>Maschinen</strong> und Anlagen der Hersteller wird durch den erwarteten<br />
Realisierungsgrad in Höhe von 70 Prozent beschränkt. Insgesamt zeigen sich im<br />
Bereich der Raffinerien auf Grund der bereits hohen Wirkungsgrade vergleichsweise<br />
geringfügige absolute Energieeinsparpotenziale.<br />
Im gesamten Umwandlungssektor konnten in den vergangenen 10 Jahren<br />
Energiekosten in Höhe von 1,1 Milliarden Euro eingespart werden. In den nächsten<br />
10 Jahren werden sich die Einsparungen durch den verminderten<br />
Primärenergiebedarf mehr als verdreifachen und dann 3,6 Milliarden Euro betragen.<br />
In der Berechnung werden die mit der Substitution fossiler durch Erneuerbare<br />
Energieträger verbundenen positiven und negativen Kosteneffekte nicht<br />
berücksichtigt (Erläuterungen zum Berechnungsverfahren siehe Anhang Abbildung<br />
45).<br />
8%<br />
100%<br />
340<br />
54
5.2 Ökonomische und ökologische Effekte<br />
Zusammenfassend konnte in den vergangenen 10 Jahren in allen betrachteten<br />
Branchen Endenergie in Höhe von 629 PJ eingespart werden, wodurch heute bereits<br />
knapp 7 Milliarden Euro Energiekosten eingespart werden.<br />
In 10 Jahren lassen sich durch den Einsatz modernster <strong>Maschinen</strong>bauprodukte<br />
1169 PJ Endenergie pro Jahr einsparen, wobei der größte Teil <strong>des</strong> Einsparpotenzials<br />
mit 39 Prozent bzw. 460 PJ in der Industrie durch die Anbieter im <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbau selbst geleistet wird, gefolgt von den Anwendern in der Industrie mit<br />
376 PJ und dem Umwandlungssektor mit 333 PJ. Die daraus resultierenden<br />
wirtschaftlichen Effekte in 10 Jahren zeigen sich in einem Kosteneinsparpotenzial<br />
von rund 12,5 Milliarden Euro. Hierzu trägt die Industrie insgesamt 8,9 Milliarden<br />
Euro, der Umwandlungssektor 3,6 Milliarden Euro bei.<br />
Für die Berechnung wurden die Einsparungen an Primärenergie im<br />
Umwandlungssektor in Höhe von insgesamt 752 PJ in Endenergie in Höhe von<br />
333 PJ umgerechnet. Grundlage bilden maßgeblich die Entwicklungsszenarien im<br />
Erzeugungssektor. Bei der Umrechnung werden je Energieträger die gesteigerten<br />
Wirkungsgrade im Umwandlungsprozess berücksichtigt (z.B. von 38 auf 48% bei<br />
Kohlekraftwerken in 10 Jahren) Bezüglich der Umrechnung der Einsparpotentiale im<br />
Umwandlungssektor siehe auch Anhang Abbildung 47.<br />
Für einen Überblick zu den gesamten Einspareffekten siehe Anhang Abbildung 49.<br />
Einsparpotenzial in Endenergie, Energiekosten und Strombedarf privater Haushalte<br />
Endenergiebedarf<br />
[PJ]<br />
Energiekosten<br />
[Mrd.<br />
EUR]<br />
Strombedarf<br />
privter<br />
Haushalte<br />
[Mio]<br />
1) Mengeneffekt<br />
460<br />
4,9<br />
Industrie Umwandlung<br />
35<br />
32% 29%<br />
100%<br />
376<br />
4,0<br />
29<br />
333<br />
3,6<br />
26<br />
1 Anbieter 2 Anwender 3 Anbieter<br />
1.169<br />
12,5<br />
90<br />
Einspar.<br />
Gesamt<br />
vorr ME1)<br />
Abbildung 38: Gesamteinsparpotenziale in 10 Jahren pro Jahr<br />
55
Die Einspareffekte lassen sich durch eine Gegenüberstellung mit dem jährlichen<br />
Stromverbrauch eines Haushalts verdeutlichen: Im Vergleich zu vor 10 Jahren<br />
können heute durch effizientere <strong>Maschinen</strong> und Anlagen bereits 629 PJ Endenergie<br />
pro Jahr eingespart werden. Legt man im Schnitt einen durchschnittlichen<br />
Strombedarf pro Haushalt in Höhe von 13 Gigajoule (GJ) zu Grunde (siehe Anhang<br />
Abbildung 46), entspricht dies dem Strombedarf aller rund 48 Millionen Haushalte in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz. In 10 Jahren können weitere 1169 PJ<br />
Endenergie pro Jahr eingespart werden, was allen rund 90 Millionen Haushalten in<br />
Frankreich, Italien, dem Vereinten Königreich, Irland und Spanien entspricht.<br />
Insgesamt könnten also rund 138 Millionen Haushalte versorgt werden, was über 80<br />
Prozent <strong>des</strong> gesamten Strombedarfs aller Haushalte in Westeuropa entspricht (siehe<br />
Abbildung 39).<br />
Einsparung Endenergie heute im Vergleich zu vor 10 Jahren<br />
Einsparung Endenergie in 10 Jahren<br />
Abbildung 39: Strombedarfsdeckung privater Haushalte durch die erzielten<br />
Endenergieeinsparungen in Industrie und Umwandlungssektor<br />
Die heute bereits realisierten Einsparungen ergeben zusammen mit dem zukünftigen<br />
Potenzial einen Gesamteinspareffekt von insgesamt 1798 PJ Endenergie. Betrachtet<br />
man dabei den Split zwischen Industrie und Umwandlung, so trägt die Industrie den<br />
größten Teil bei. Rund 103 Millionen Haushalte könnten mit den Einsparungen<br />
versorgt werden was bereits einen großen Teil Westeuropas abdecken würde. <strong>Der</strong><br />
Umwandlungssektor könnte mit den erzielbaren Einsparungen zusätzlich rund 35<br />
Millionen Haushalte mit Strom versorgen (siehe Abbildung 40).<br />
56
Einsparung Endenergie Industrie<br />
Einsparung Endenergie Umwandlungssektor<br />
Abbildung 40: Strombedarfsdeckung privater Haushalte durch die in den vergangenen<br />
10 Jahren erzielten und die in 10 Jahren möglichen Endenergieeinsparungen nach<br />
Industrie und Umwandlungssektor<br />
Neben den ökonomischen Effekten lassen sich auch ökologische Effekte erzielen.<br />
Grundlage für die Berechnung bilden die Einsparungen an Primärenergie. Da es sich<br />
bei den Einsparungen in der Industrie um Endenergie handelt, ist für die Betrachtung<br />
der hier genannten ökologischen Effekte eine Umrechnung der Energieeinsparung in<br />
Primärenergie notwendig. Für die Berechnung wurde ein durchschnittlicher<br />
Wirkungsgrad von 74% für den gesamten Umwandlungssektor (Energieerzeugung<br />
und Raffinerien) angenommen. So können die errechneten Endenergieeinsparungen<br />
in der Industrie in Höhe von insgesamt 836 PJ (Anbieter und Anwender) in<br />
eingesparte Primärenergie in Höhe von insgesamt 1135 PJ umgerechnet werden.<br />
Zur Umrechnung der Einsparpotentiale in der r Industrie in Primärenergie siehe auch<br />
Anhang Abbildung 47.<br />
57
Einsparpotenzial in Primärenergie und CO 2<br />
Primärenergiebedarf3)<br />
f<br />
[PJ]<br />
CO 2-<br />
Emissionen<br />
[Mio. t]<br />
33% 27% 40%<br />
100% 29%<br />
625<br />
44<br />
Industrie Umwandlung<br />
510<br />
35<br />
752<br />
119<br />
1) Mengeneffekt<br />
2) Bei einem Wachstum derr Anwenderbranchen<br />
von 1% CAGR auf Basis BWS<br />
3) Die Umrechnung von Endenergie in Primärenergie erf r olgt auf Grundlage eines durchschnittlichen Wirkungsgra<strong>des</strong> von 74% in 10 Jahren im<br />
Umwandlungssektor – siehe auch Anhang Abbildung 47 (im Umwandlungssektor liegen bereits Primärenergieeinheiten vor)<br />
1.887<br />
198<br />
Anbieter 3)<br />
1 Anwender 3)<br />
2 Einspar.<br />
Gesamt<br />
vorr ME1)<br />
3 Anbieter<br />
555<br />
41<br />
Wachstum<br />
Anw.branchen<br />
2)<br />
71%<br />
1.332<br />
22% 18% 100% 21% 79%<br />
60%<br />
157<br />
Einspar.<br />
Gesamt<br />
nach ME 1)<br />
Abbildung 41: Gesamteinsparpotenziale Primärenergie und CO2 in 10 Jahren pro Jahr<br />
Vor Mengeneffekten beträgt das gesamte Einsparpotenzial an Primärenergie in 10<br />
Jahren 1887 PJ. Dies entspricht einer r jährlichen Einsparung von 198 Millionen<br />
Tonnen CO2, d.h. rund 25 Prozent der heutigen CO2-Emissionen in Deutschland.<br />
Hiervon steuern die Anbieter <strong>des</strong> <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbaus in der Industrie über<br />
20 Prozent, nämlich 44 Millionen Tonnen bei, die Anwender mit 18 Prozent 35<br />
Millionen Tonnen. Den größten <strong>Beitrag</strong> liefert der Umwandlungssektor mit weiteren<br />
119 Millionen Tonnen, was vor allem auf die Substitution fossiler<br />
Erzeugungstechnologien (Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke) oder von<br />
Erzeugungstechnologien auf Basis fossiler Energieträger (Kohlekraftwerke) durch<br />
Erneuerbare Energien (Windkraftanlagen) zurückzuführen ist. Selbst bei einem<br />
Mengeneffekt basierend auf einem jährlichen Wachstum von 1 Prozent im Schnitt<br />
können die gesamten CO2-Emissionen in Deutschland noch um über 150 Millionen<br />
Tonnen verringert werden. Zur Berechnungsmethodik der Einsparungen von CO2-<br />
Emissionen siehe Anhang Abbildung 48.<br />
Die Studie zeigt deutlich, dass bei der Steigerung der Energieeffizienz ökologische<br />
und ökonomische Effekte Hand in Hand gehen. Energieeffizienz ist<br />
gesamtwirtschaftlich wie umweltpolitisch ein Gewinn: Durch den reduzierten<br />
Energiebedarf spart die Wirtschaft erhebliche Energiekosten und der ökologische<br />
Effekt trägt wesentlich zur Erfüllung der CO2-Reduktionsziele und damit zum<br />
Klimaschutz bei. <strong>Der</strong> deutsche <strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbau spielte hierbei bereits in<br />
der Vergangenheit eine Schlüsselrolle – und wird diese in Zukunft noch weiter<br />
ausbauen.<br />
58
Anhang<br />
6.1 Detailinformationen und Berechnungsmethodiken<br />
Anwenderbranche Potenzial Wichtigste Optimierungshebel [%] Produkte<br />
1) [%]<br />
Grundstoffchemie<br />
Synthese<br />
- Erhitzen<br />
- Kühlen<br />
Kohlebergbau<br />
Abbau/Förderung<br />
- Bohren<br />
- Fördern<br />
Nahrungsmittel<br />
Lagerung<br />
- Kühlen<br />
1) Markierte Wert r schöpfungsstufe<br />
16<br />
28<br />
12<br />
Letzte<br />
10 J.<br />
10<br />
23<br />
20<br />
Nächste<br />
10 J.<br />
Konstruktionsoptimierung<br />
Substitution von Subsystemen<br />
Verf r ahrensoptimierung<br />
Konstruktionsoptimierung<br />
Optimierung Systemsteuerung<br />
Verf r ahrensoptimierung<br />
Verf r ahrensoptimierung<br />
Optimierung Systemsteuerung<br />
Konstruktionsoptimierung<br />
3<br />
16<br />
19<br />
9<br />
9<br />
22<br />
20 23<br />
33<br />
37<br />
64<br />
67<br />
30<br />
33<br />
23<br />
27<br />
22<br />
22<br />
Letzte 10 J. Nächste 10 J.<br />
• Calcinieranlagen<br />
• Extraktionsanlagen<br />
• Förderanlagen<br />
• Kühlanlagen/<br />
-türme<br />
Abbildung 42: Ausgewählte Beispiele für Energieeffizienzsteigerungen auf Ebene<br />
einzelner Wertschöpfungsstufen<br />
In den nächsten 10 Jahren<br />
Neubau<br />
Nuklear 0<br />
Kohle 12<br />
Gas 12<br />
Wind 3)<br />
[GW] [h]<br />
18<br />
Repowering<br />
[GW]<br />
VLH 1)<br />
0<br />
6000<br />
4000<br />
2400<br />
Leistung<br />
[TWh]<br />
Steigerung<br />
[h]<br />
VLH 1)<br />
0<br />
72<br />
48<br />
43<br />
Wirkungsgrad<br />
alt/neu [%]<br />
-<br />
38/48<br />
38/55<br />
38/ - 2)<br />
Leistungssteigerung<br />
[TWh]<br />
Annahme<br />
Kein Neubau, Modernisierungen werden vernachlässigt<br />
Ersatz Mittellastkraftwerke (vorwiegend Kohlekraftwerke)<br />
Ersatz Mittellastkraftwerke (vorwiegend Kohlekraftwerke)<br />
Ersatz Mittellastkraftwerke (vorwiegend Kohlekraftwerke)<br />
Annahme<br />
nd 6 700 4 Ersatz alter Windkraftanlagen – Leistungsgewinn ersetzt<br />
alte Mittellastkraftwerke (vorwiegend Kohlekraftwerke) f<br />
In den letzten 10 Jahren<br />
Neubau<br />
[GW] [h]<br />
Nuklear 0<br />
Kohle 0,8<br />
Gas 1,7<br />
Wind 3)<br />
17,5<br />
VLH 1)<br />
0<br />
6000<br />
4000<br />
1700<br />
Leistung<br />
[TWh]<br />
0<br />
5<br />
7<br />
30<br />
Wirkungsgrad<br />
neu [%]<br />
Annahme<br />
1) Volllaststunden 2) Windkraftanlage ersetzt konventionelle Kraftwerkskapazität mit einem Wirkungsgrad<br />
von Ø38% - Wirkungsgrad der Windkraft f anlage für diese Betrachtung ohne Bedeutung<br />
-<br />
42<br />
47<br />
- 2)<br />
Kein Neubau, Modernisierungen werden vernachlässigt<br />
Kapazitätserweiterung – kein Ersatz alter Kraftwerke<br />
Kapazitätserweiterung – kein Ersatz alter Kraftwerke<br />
Erweiterung (kein Repowering) – Einsparung von neuer<br />
konventioneller Kraftwerkskapazität<br />
Abbildung 43: Entwicklungsszenarien im Erzeugungssektor<br />
3) Im Rahmen der Studie wird bei den Erneuerbaren<br />
Energie nur die Windkraft f betrachtet<br />
59
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe 1) Logistik/Handel, Bau Verkehr<br />
400<br />
380<br />
360<br />
340<br />
320<br />
0<br />
23% 2% 31%<br />
CAGR 2)<br />
+ 2%<br />
96 98 00 02 04 06<br />
305<br />
300<br />
295<br />
290<br />
CAGR 1)<br />
+ 0%<br />
96 98 00 02 04 06<br />
1) Inklusive Kokerei, Mineralölverarbeitung, Herstellung von Spalt- und Brutstoff f en<br />
2) Compound Annual Growth Rate<br />
0<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
0<br />
CAGR 1)<br />
+ 3%<br />
96 98 00 02 04 06<br />
Abbildung 44: Bruttowertschöpfung nach Anwenderbranchen (Basisjahr 2000 = 100)<br />
Industrie<br />
Umwandlungssektor<br />
Energieeinsparung<br />
je Anwenderbranche<br />
• Absolute Energieeinsparung<br />
auf Basis<br />
Energieintensität je<br />
Branche und<br />
Effi f zienzpotenzialen<br />
aus der Online-<br />
Befragung<br />
Quellen<br />
Online-Befragung<br />
• Prognos<br />
• AG-Energiebilanzen<br />
Einsparung<br />
Primärenergie<br />
• Einsparung<br />
Primärenergie durch<br />
Effi f zienzsteigerung<br />
und Substitution<br />
(Erneuerbare<br />
Energien)<br />
1) Energieträger: Öl, Gas, Strom, Fernwärme, Kohle, Sonstige<br />
Einsatz Energieträger<br />
je Sektor<br />
• Anteil der Energieträger<br />
1) am Endenergiebedarf<br />
<strong>des</strong><br />
jeweiligen Sektors<br />
• AG Energiebilanzen<br />
(2005)<br />
Energiekosten je<br />
Energieträger<br />
• Kosten Energieträger<br />
1) je Einheit<br />
eingesparter<br />
Primärenergie<br />
Energiekosten je<br />
Energieträger<br />
• Energieträgerspezifischer<br />
Bedarf je<br />
Einheit Endenergie<br />
[1 PJ]<br />
• Kosten Energieträger<br />
je Einheit Endenergie<br />
• BMWI (Kosten<br />
Energieträger, 2007)<br />
• AG Energiebilanzen<br />
(Umrechnungs-faktoren)<br />
Einsparung<br />
Energiekosten<br />
• Aggregation der<br />
eingesparten<br />
Energiekosten je<br />
Kraftwerkstyp und<br />
Energieträger<br />
Einsparung Energiekosten<br />
• Aggregation EinsparungEnergiekosten<br />
je Anwenderbranche<br />
bei<br />
jeweiligem sektorspezifischenEnergieträgereinsatz<br />
und energieträgerspezifischen<br />
Energiekosten<br />
Kosteneffekte durch<br />
Erneuerbare Energien<br />
• Keine Berücksichtigung<br />
der mit der Substitution<br />
fo f ssilerr durch<br />
erneuerbare<br />
Energieträger<br />
verbundenen positiven<br />
und negativen Kosteneffekte<br />
f<br />
Abbildung 45: Berechnungsmethodik Einsparungen Energiekosten<br />
60
ZUSAMMEN-<br />
HANG<br />
ERLÄUTE-<br />
RUNG<br />
Joule [PJ] und<br />
Wattstunde [Wh]<br />
1 GJ = 1 x 10 9 Joule<br />
1 MWh = 1 x 10 6 Wh<br />
1 GJ = 0,278 MWh<br />
• Joule ist die physikalische<br />
Einheit für Energie<br />
• Wattstunde ist die Einheit<br />
für die physikalische<br />
Leistung (Watt), die eine<br />
Maschine in einer Stunde<br />
erbringt<br />
1) Private Haushalte in Deutschland (2005): 39,2 Mio<br />
Energieverbrauch<br />
Privater Haushalte<br />
[GJ]<br />
71<br />
13<br />
58<br />
1 GJ = 1 x 10 -6 PJ<br />
Strom<br />
Brennstoff/ f<br />
Wärme<br />
<strong>Der</strong> jährliche<br />
Endenergiebedarf<br />
eines durchschnittlichen<br />
1) privaten<br />
Haushalts in<br />
Deutschland beträgt<br />
71 GJ<br />
Umrechnung in<br />
Megawattstunde<br />
[MWh]<br />
20<br />
4<br />
16<br />
Strom<br />
Brennstoff/ f<br />
Wärme<br />
1 MWh = 3,6 x 1 GJ<br />
<strong>Der</strong> jährliche<br />
Energieverbrauch der<br />
privaten Haushalte<br />
beträgt umgerechnet<br />
20 MWh<br />
Abbildung 46: Zusammenhang Energieeinheiten und Endenergiebedarf privater<br />
Haushalte<br />
Industrie<br />
Umwandlungssektor<br />
Umrechnung der Einsparung an Endenergie in Einsparung an Primärenergie<br />
• Ansatz: Berechnung der Primärenergie die notwendig wäre um die eingesparte Enden<br />
erzeugen<br />
e zu<br />
• Berechnung für den Zeitraum bis heute auf Basis <strong>des</strong> durchschnittlichen Wirkungsgra<strong>des</strong> im<br />
Umwandlungssektor (Raffinerien und Energieerzeugung) von 68% (siehe Abbildung 7)<br />
• Berechnung für den Zeitraum in 10 Jahren unter Annahme eines auf 74% gestiegenen Wirkungsgra<strong>des</strong><br />
im Umwandlungssektor (Raffi f nerien und Energieerzeugung)<br />
• Beispiel: Umrechnung der durch die Anbieter in der Industrie in 10 Jahren möglichen Einsparung an<br />
Endenergie in Höhe von 460 PJ in Primärenergie in Höhe von 625 PJ: 460 PJ / 0,736 = 625 PJ<br />
Umrechnung der Einsparung an Primärenergie in Einsparung an Endenergie<br />
• Ansatz: Berechnung der Endenergie, die mit der eingesparten Primärenergie erzeugt werden könnte<br />
• 97% der Einsparung an Primärenergie erfolgt durch Effi f zienzsteigerung und Substitution im<br />
Energieerzeugungssektor<br />
• Umrechnung in Endenergie erfolgt daher auf Grundlage der Entwicklungsszenarien im<br />
Erzeugungssektor r ( d.h. ohne Raffinerien):<br />
– fürr Einspareffekte<br />
f aus Effi f zienzsteigerung bei Kohle- und Gaskraftwerken auf Basis <strong>des</strong> neuen<br />
Wirkungsgra<strong>des</strong> von 48% bzw. 55%<br />
– fürr Einspareffekte<br />
f aus Substitution durch Windkraft auf Basis <strong>des</strong> Wirkungsgra<strong>des</strong><br />
konventioneller Kraftwerkskapazitäten mit einem Wirkungsgrad von durchschnittlich 38%<br />
• Beispiel: Umrechnung der durch Ersatz alter Kohlekraftwerke in 10 Jahren erzielbaren Primärenergieeinsparung<br />
in Höhe von 142 PJ in Endenergie in Höhe von 68 PJ: 142 PJ * 0,48 = 68 PJ<br />
Abbildung 47: Berechnungsmethodik Umrechnung Primär- und Endenergie<br />
61
Industrie<br />
Umwandlungssektor<br />
Energieeinsparung je<br />
Anwenderbranche<br />
• Absolute Energieeinsparung<br />
auf Basis<br />
Energieintensität je<br />
Branche und<br />
Effizienzpotenzialen<br />
aus der Online-<br />
Befragung<br />
Quellen:<br />
• Online-Befragung<br />
• Prognos<br />
• AG Energiebilanzen<br />
Einsatz Energieträger<br />
je Sektor<br />
• Anteil der Energieträger<br />
1) an Endenergiebedarf<br />
<strong>des</strong><br />
jeweiligen Sektors<br />
• AG Energiebilanzen<br />
(2005)<br />
1) Energieträger: Öl, Gas, Strom, Fernwärme, Kohle, Sonstige<br />
Einsparung<br />
Primärenergie<br />
• Einsparung<br />
Primärenergie durch<br />
Effizienzsteigerung<br />
und Substitution<br />
(Erneuerbare<br />
Energien)<br />
Umrechnung in<br />
Erzeugungsleistung<br />
• Umrechnung der<br />
Einsparung an<br />
Primärenergie in<br />
entsprechende<br />
Kraftwerksleistung<br />
[TWh]<br />
CO 2-Emissionen je<br />
Energieträger<br />
• Energieträgerspezifischer<br />
Bedarf je<br />
Einheit Endenergie<br />
[1 PJ]<br />
• Energieträgerspezifsche<br />
CO2- Emissionen je<br />
Einheit Endenergie<br />
• BMWI<br />
• Prognos<br />
• AG Energiebilanzen<br />
CO 2-Emissionen je<br />
Kraftwerkstyp<br />
• Festlegung der CO 2<br />
Emissionen je<br />
Kraftwerkstyp und<br />
erzeugter Leistung<br />
[TWh] 2)<br />
2) Annahme zu den CO 2 Emissionen: Kohlekraftwerk: 1.000.000 t CO 2 /TWh; Gaskraftwerk: 350.000 t CO 2 /TWh<br />
Einsparung CO 2-<br />
Emissionen<br />
• Aggregation Einsparungen<br />
CO 2-<br />
Emissionen je<br />
Anwenderbranche<br />
bei jeweiligem<br />
sektorspezifischen<br />
Energieträgereinsatz<br />
und energieträgerspezifischen<br />
CO 2-Emissionen<br />
Einsparung CO 2-<br />
Emissionen<br />
• Aggregation Einsparungen<br />
CO 2-<br />
Emissionen<br />
Abbildung 48: Berechnungsmethodik Einsparungen CO2-Emissionen<br />
Energieeinsparung in<br />
Strombedarfsdeckung<br />
Endenergie [PJ]<br />
Energiekosten [Mrd. EUR] priv. Haushalte [Mio.] CO2-Einsparung [Mio. t]<br />
heute* heute* heute* heute*<br />
Produz. Gewerbe Anbieter 141 171 1,9 2,3 10,8 13,1 15 18<br />
Anwender 116 154 1,5 2,1 8,9 11,8 12 16<br />
Summe 257 325 3,4 4,4 19,7 24,9 27 34<br />
Verkehr Anbieter 56 243 0,4 1,9 4,3 18,6 5 20<br />
Anwender 152 191 1,2 1,5 11,6 14,6 13 16<br />
Summe 208 434 1,6 3,4 15,9 33,2 18 36<br />
Logistik/ Handel Anbieter 15 42 0,2 0,6 1,1 3,2 1,8 5<br />
Anwender 23 28 0,3 0,4 1,8 2,2 2,5 3<br />
Summe 38 70 0,5 1 2,9 5,4 4,3 8<br />
Bau Anbieter 3 4 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5<br />
Anwender 2 3 0 0 0,2 0,2 0,2 0,3<br />
Summe 5 7 0,10 0,1 0,4 0,5 0,6 0,8<br />
Industrie Anbieter 215 460 2,6 4,9 16,4 35,2 22,2 43,5<br />
Anwender 293 376 3,0 4 22,5 28,8 27,7 35,3<br />
Summe 508 836 5,6 8,9 38,9 64 49,9 78,8<br />
Umwandlung 121 333 1,1 3,6 9,3 26 21 119<br />
Summe 629 1169 6,7 12,5 48 90 71 198<br />
* im Vergleich zu vor 10 Jahren<br />
Abbildung 49: Gesamtüberblick Einspareffekte, ohne Mengeneffekte<br />
62
6.2 Glossar wichtiger Begriffe<br />
Wichtige Begriffe Erläuterung<br />
Anbieterunternehmen<br />
(Hersteller- und<br />
Lieferantenunternehmen)<br />
Alle Unternehmen <strong>des</strong> deutschen <strong>Maschinen</strong>- und<br />
Anlagenbaus, die <strong>Maschinen</strong> bzw. Anlagen her- und<br />
bereitstellen, welche in einem Produktionsprozess direkt<br />
oder in einem die Produktion unterstützenden Prozess zur<br />
Herstellung von Wirtschaftsgütern auf Seiten der Anwender<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Anwenderunternehmen Alle Unternehmen in Deutschland aus den verschiedensten<br />
Branchen, welche die <strong>Maschinen</strong> bzw. Anlagen deutscher<br />
<strong>Maschinen</strong>- und Anlagenbauer in ihrem Produktionsprozess<br />
direkt oder in einem die Produktion unterstützenden Prozess<br />
zur Herstellung der entsprechenden Wirtschaftsgüter zum<br />
Einsatz bringen.<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) Das Bruttoinlandsprodukt (Abkürzung: BIP) ist ein Maß für<br />
die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem<br />
bestimmten Zeitraum. Das BIP gibt den Gesamtwert aller<br />
Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines<br />
Jahres innerhalb der Lan<strong>des</strong>grenzen einer Volkswirtschaft<br />
hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen.<br />
Bruttoproduktionswert (BPW) <strong>Der</strong> Bruttoproduktionswert (BPW) gibt die Summe <strong>des</strong><br />
Wertes aller in einer Volkswirtschaft produzierten Güter und<br />
Dienstleistungen an. Werden vom Bruttoproduktionswert die<br />
Vorleistungen abgezogen, d.h. die während <strong>des</strong><br />
Produktionsprozesses verbrauchten, verarbeiteten oder<br />
umgewandelten Waren und Dienstleistungen, ergibt sich der<br />
Nettoproduktionswert (Bruttowertschöpfung).<br />
Bruttowertschöpfung (BWS) Die Bruttowertschöpfung (BWS) ergibt sich aus dem<br />
Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren<br />
und Dienstleistungen (Bruttoproduktionswert), abzüglich dem<br />
Wert der im Produktionsprozess verbrauchten, verarbeiteten<br />
oder umgewandelten Waren und Dienstleistungen, den<br />
Vorleistungen.<br />
Compound Average Growth<br />
Rate (CAGR)<br />
Endenergie Siehe Sekundärenergie<br />
Bezeichnet das durchschnittliche jährliche Wachstum einer<br />
zu betrachtenden Größe.<br />
63
Endprodukte (OEM-Produkte) Als Endprodukte gelten alle <strong>Maschinen</strong> und Anlagen, die der<br />
Nutzer direkt, d.h. ohne weitere Verarbeitung, verwenden<br />
kann, z.B. in seinem Produktionsprozess. Sie werden auch<br />
OEM-Produkte genannt, nach Original Equipment<br />
Manufacturer, unter dem man in der <strong>Maschinen</strong>bau- und<br />
Automobilbranche ein Unternehmen versteht, das Produkte<br />
unter eigenem Namen in den Handel bringt.<br />
Energieerzeuger Alle industrietechnischen Anlagen, die eine für den<br />
Menschen nicht oder schlecht nutzbare Energieform, die<br />
Primärenergie, in eine für ihn besser oder sogar universell<br />
einsetzbare Energieform, die Sekundärenergie, wandeln.<br />
Energieerzeugung Beim Begriff der Energieerzeugung handelt es sich um einen<br />
umgangssprachlichen Begriff, denn Energie kann nicht<br />
„erzeugt“ werden, sie kann lediglich in unterschiedliche<br />
Erscheinungsformen gewandelt werden. Im Sprachgebrauch<br />
wird die Stromerzeugung jedoch oft (fälschlicherweise) als<br />
„Energieerzeugung“ bezeichnet. <strong>Der</strong> wissenschaftlich<br />
korrekte Begriff für jede Änderung einer Energieform ist<br />
Wandler und Wandlung.<br />
Energieintensität <strong>Der</strong> Indikator Energieintensität beschreibt den effizienten<br />
Umgang mit Energie. Er drückt aus, wie viel<br />
Energieeinheiten an Primärenergie notwendig sind, um eine<br />
Geldeinheit <strong>des</strong> Bruttoinlandprodukts (BIP) herzustellen.<br />
Joule Joule ist die international verbindliche physikalische Einheit<br />
für Energie.<br />
Umrechnung von Einheiten:<br />
1000 Joule = 1kJ = 0,000278 kWh<br />
1 Peta Joule = 1 PJ = 1 x 1015 Joule<br />
3,6 PJ = 1 TWh = 1 Terra Watt Stunde = 1 Mrd. kWh<br />
Primärenergie Als Primärenergie bezeichnet man in der Energiewirtschaft<br />
jene Energie, die mit den natürlich vorkommenden<br />
Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung steht,<br />
etwa als Kohle, Gas oder Wind.<br />
Sekundärenergie, Endenergie Im Gegensatz zur Primärenergie spricht man von<br />
Sekundärenergie oder -energieträgern, wenn diese erst<br />
durch einen (mit Verlusten behafteten)<br />
Umwandlungsprozess aus der Primärenergie gewandelt<br />
werden. Diese Energie ist unmittelbar oder mittelbar (durch<br />
weitere Umwandlungen) für den Endverbraucher nutzbar.<br />
Subsysteme (Zulieferprodukte) Subsysteme (auch Zulieferprodukte genannt) werden in der<br />
Regel bei anderen Unternehmen, häufig auch <strong>Maschinen</strong>und<br />
Anlagenbauern, zur Verbauung in Endprodukte<br />
eingesetzt.<br />
Unique Selling Proposition<br />
(USP)<br />
Zentraler Differenzierungsfaktor gegenüber Wettbewerbern.<br />
64
VDMA<br />
Forum Energie<br />
Lyoner Straße 18<br />
60528 Frankfurt am Main<br />
Telefon +49 69 6603-6211<br />
Fax +49 69 6603-1715<br />
E-Mail juliane.huebner@vdma.org<br />
Internet www.vdma.org<br />
www.vdma.org