Friedrich Küppersbusch - Barbara Underberg
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Servicemagazin für Lebens- und Konsumqualität im Ruhrgebiet<br />
stadtblatt:<br />
www.stadtblatt-ruhr.de<br />
2 | 2008 April - Mai<br />
Erscheinungsdatum: 1. April 2008 | Nr. 16<br />
im Mittelpunkt:<br />
Bauen & Wohnen<br />
im Ruhrgebiet<br />
<strong>Friedrich</strong><br />
<strong>Küppersbusch</strong><br />
... über die politische Lage,<br />
Verbrauchergewerkschaften<br />
und (Tele)Visionen
16<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
2 | 2008 April - Mai<br />
der Winter ist vorüber, sogar Ostern ist schon vorbei, höchste Zeit für den<br />
Frühling und ein neues Stadtblatt. Es gibt nämlich viel zu berichten, da<br />
sich im Ruhrgebiet zurzeit sehr viel tut. Die Vorbereitungen auf die Kulturhauptstadt<br />
2010 laufen auf Hochtouren, wir sprachen neben anderem<br />
darüber mit Prof. Karl-Heinz Petzinka (S. 14).<br />
inhalt:<br />
4 Fritz Eckenga – kolumne:<br />
Wøhnst Du nøch?<br />
5 kurzgemeldet:<br />
8 stadtgespräch:<br />
<strong>Friedrich</strong> <strong>Küppersbusch</strong><br />
12 delikatessen:<br />
14 ruhrkultur:<br />
RUHR.2010: Die Metropole ist eine Baustelle<br />
15 Interview mit Prof. Karl-Heinz Petzinka über<br />
die „Stadt der Möglichkeiten“ und<br />
nachhaltiges Wohnen<br />
Im Mittelpunkt steht diesmal „Gesund Bauen & Wohnen“. Das Ruhrgebiet<br />
verändert sich, die Bevölkerung schrumpft, wird älter, die Bedürfnisse der<br />
Menschen werden andere. Eine lebenswerte Region muss sich dem anpassen,<br />
neue Wege beschreiten. Das gilt für Stadtentwicklung und Immobilienprojekte<br />
(„Altersgerechtes Wohnen“, S. 24) ebenso wie für die eigenen<br />
vier Wände, die man auch mal mit ökologischen Baustoffen wie Lehm<br />
oder Holz verschönern kann (ab S. 27). Gespickt haben wir den Schwerpunkt<br />
mit Kommentaren prominenter Zeitgenossen zum Thema nachhaltiges<br />
Wohnen (S. 22).<br />
18 kunstszene: Dorothee Bielfeld<br />
19 Unperfekthaus in Essen: Kreatives Chaos de Luxe<br />
20 Manfred Deix im Schloss Oberhausen<br />
Das WDR Musikfest<br />
21 im Mittelpunkt:<br />
Gesund Bauen & Wohnen<br />
Wo das Bewusstsein wächst<br />
Und natürlich möchte ich Ihnen das Interview mit <strong>Friedrich</strong> <strong>Küppersbusch</strong><br />
ans Herz legen – ein wunderbarer Gesprächspartner, der die Welt<br />
gleicher maßen reflektiert und humorvoll auseinandernimmt. Er spricht<br />
über SPD und Linkspartei, über Nokia, Genossenschaften und sein Leben<br />
als TV-Produzent (S. 8).<br />
Einen sonnigen Frühling und viel Vergnügen bei der Lektüre wünschen<br />
das Stadtblatt-Team und<br />
22<br />
24<br />
26<br />
27<br />
28<br />
30<br />
31<br />
Wohlfühl-Design: Lieblingsstücke leben länger<br />
Altersgerechtes Wohnen: Wie wir den Wohnwandel<br />
gestalten<br />
Scharouns Schularchitektur in Marl:<br />
Von Vorbildern lernen<br />
Dicke Luft: Schadstoffe im Wohnbereich<br />
Alternative Wandbeläge: Lehmputze und Farben<br />
Verbraucherzentrale: Gesund wohnen –<br />
richtig sanieren<br />
Baustoff Holz: Garant für gesundes Wohnen<br />
32 wohlsein:<br />
Diabetes und Parodontose:<br />
Zwei Volkskrankheiten auf dem Vormarsch*<br />
33 Älter werdende Haut braucht mehr als Kosmetik*<br />
Chefredakteurin<br />
34 tipps & termine:<br />
42 unsymp:<br />
Metropole hoch nix<br />
42 Impressum<br />
* Artikel in der Rubrik „vorgestellt:“ sind in Zusammenarbeit mit den<br />
jeweiligen Unternehmen erstellt worden.<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 3
kolumne:<br />
Foto: Philipp Wente<br />
Wøhnst du nøch?<br />
Lass die schlechte TAJT verrinnen.<br />
Lass uns gute DINGE tun.<br />
Lass das alte AGGER ruhn.<br />
Lass uns nochmal neu beginnen.<br />
Lass BJÖRKEN und SKÄMT zerschlagen.<br />
Das Zerschlagene war Zorn.<br />
Das, was werden wird, wird vorn.<br />
Lass uns eine Zukunft wagen.<br />
Lass den Schwedenschrott in Schonen.<br />
Lass den Elch vorübergehn.<br />
Lasse LEKSVIK, STENSKÄR stehn.<br />
Lass uns leben und nicht wohnen.<br />
``www.eckenga.de<br />
Fritz Eckenga Statt Blumen<br />
Neue Radbroschüre „NRWelo“<br />
Die aktuelle Radbroschüre „NRWelo“ präsentiert vor der neuen Radsaison 21<br />
der schönsten Radrouten Nordrhein-Westfalens. Skizzen zu allen Tourenvorschlägen<br />
und eine Übersichtskarte geben eine Orientierungshilfe. Zudem gibt<br />
es Informationen zur An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu<br />
Ausflugszielen entlang der Strecke. Erstmals ist in der neuen Ausgabe ein Beitrag<br />
mit allen wichtigen Informationen zum satelliten-gestützten Global Positioning<br />
System (GPS) enthalten. Die Neuauflage ist kostenlos erhältlich bei den<br />
Radstationen in NRW, beim Nordrhein-Westfalen Tourismus e.V. und in den<br />
Geschäftsstellen der Barmer.<br />
``www.nrw-tourismus.de<br />
Per GPS durchs Ruhrgebiet<br />
Ein neues Internetportal leitet Touristen und Ausflügler zu Ausflugszielen, Industriekultur,<br />
Museen und anderen Orten. Der Essener Fotograf Manfred Vollmer<br />
und der Bochumer Journalist Wolfgang Berke haben die zweite Auflage<br />
ihres „Bilderbuch Ruhr“ ins Netz gestellt und um die GPS-Daten aller vorgestellten<br />
Orte ergänzt. Die PDF-Dateien können kostenlos heruntergeladen<br />
und die GPS-Daten z. B. als Wegpunkte in Navigationsgeräte geladen werden.<br />
Neben dem Bilderbuch Ruhr stellt das Portal auch weitere Freizeitführer zum<br />
Download bereit. Alle Bücher lassen sich auch in gedruckter Form bestellen.<br />
``www.iruhr.de<br />
Geologie kinderleicht verständlich<br />
Was ist das Geheimnis der schwarzen Wundersteine im Muttental? Wie sind<br />
sie entstanden, warum gruben die Menschen Löcher in den Berg und warum<br />
machte die Zeche Nachtigall Dampf? Antworten auf diese Fragen gibt jetzt<br />
das erste geologische Kinderbuch des GeoPark Ruhrgebiet e.V. „Von Löchern<br />
im Berg und Bergen im Tal - Erdgeschichten aus dem Muttental“, so lautet der<br />
Titel des gerade erschienenen Buches. Der Leseausflug ins Muttental soll die<br />
Geologie kindgerecht und anschaulich erklären. Geeignet für Kinder ab dem<br />
Grundschulalter.<br />
``www.geopark-ruhrgebiet.de<br />
Nun auch als Taschenbuch:<br />
„Du bist Deutschland?“<br />
Mit großer Zuneigung beschreibt Eckenga die rührend-komischen<br />
Versuche seiner Mitmenschheit, den<br />
Sinn des Daseins beim Preisvergleich von Spaghetti-<br />
Portionier-Schablonen, im Dialog mit dem Briefmarkenverkaufsautomaten<br />
oder in der Betrachtung von<br />
Beerdigungskonferenzschaltungen im Fernsehen zu<br />
entdecken.<br />
Reclam, Ditzingen, broschiert, Februar 2008<br />
163 Seiten, 7,90 Euro, ISBN 3-15020-140-3<br />
4 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
kurzgemeldet:<br />
Erdwärme für Bochum<br />
Bochum setzt auf Zukunftsenergien. Auf dem Gelände<br />
der neuen Polizeiwache an der Universitätsstraße<br />
wird eine Wärmepumpenanlage mit einer<br />
Leistung von rund 700 Kilowatt installiert. Dafür<br />
sind 21 Bohrungen von 250 bis 300 Metern Tiefe<br />
nötig. Die Wärmepumpe wird nicht elektrisch,<br />
sondern mit einem Gasmotor angetrieben; dieses<br />
Konzept ist energetisch besonders sinnvoll, da<br />
sowohl Motorabwärme als auch Abgaswärme für<br />
das Nahwärmenetz genutzt werden können. Bei<br />
diesem aktuellen Geothermieprojekt arbeiten die<br />
Stadtwerke Bochum eng mit dem Geothermiezentrum<br />
Bochum zusammen. Das Geothermiezentrum<br />
übernimmt Planung und Bauüberwachung, Netz<br />
und Anlagentechnik werden von den Bochumer<br />
Stadtwerken installiert.<br />
Erdwärme ist eine Zukunftsenergie, die zahlreiche<br />
Vorteile bietet: Sie ist witterungs- und tageszeitunabhängig,<br />
immer verfügbar und quasi unerschöpflich.<br />
Geothermie ist eine einheimische Ener-<br />
giequelle, die sich für eine dezentrale Versorgung<br />
eignet, lange Transportwege entfallen. Die Erdwärme<br />
ist regelbar und kann in der jeweils benötigten<br />
Menge gefördert werden. Im Winter kann man mit<br />
Erdwärme heizen, im Sommer kühlen. Geothermie<br />
zeichnet sich durch ein sehr günstiges Verhältnis<br />
von benötigter Primärenergie zu nutzbarer Endenergie<br />
aus und sie ist preisstabil. Die Energie aus<br />
der Erde ist zudem emissionsfrei und daher besonders<br />
umwelt- und klimaschonend.<br />
Nachteilig sind die hohen Investitionskosten. Außerdem<br />
ist sie für normale Wohnhäuser nicht geeignet,<br />
da stetig eine direkte Abnahme der Leistung<br />
erfolgen muss. Die Stadtwerke Bochum werden<br />
die Anlage an der Universitätsstraße auch als<br />
Testanlage nutzen, um später an weiteren geeigneten<br />
Standorten Geothermie als Energiequelle<br />
einzusetzen.<br />
``www.stadtwerke-bochum.de<br />
``www.geothermie-zentrum.de<br />
Foto: GeothermieZentrum Bochum<br />
So sieht eine Geothermie-Bohranlage aus<br />
Aktionsbündnis Fairer Handel<br />
Jahresprogramm 2008 bietet bunte Mischung<br />
Das aktuelle Jahresprogramm des Dortmunder Aktionsbündnis „Hauptstadt des fairen Handels“ steht fest.<br />
Der Verkauf fair gehandelter Rosen zu Muttertag gehört genauso zu den Aktionen in der Innenstadt wie<br />
Projekte zu Kinderarbeit und Straßenkindern an verschiedenen Schulen. Am 17. Mai findet auf dem Reinoldikirchplatz<br />
der Europäische Weltladentag statt. Dort werden sich Akteure und Weltläden im Rahmen eines<br />
Marktes der Möglichkeiten präsentieren. Neu sind in diesem Jahr Diskussionsveranstaltungen zu Themen wie<br />
„Niemand is(s)t für sich allein“ oder den Arbeitsbedingungen bei Textil-Zulieferern.<br />
``www.hauptstadt-handelt.de<br />
Einkaufsratgeber für Holzprodukte<br />
Der Ratgeber der Umweltorganisation Greenpeace bewertet 36 in Deutschland gehandelte Holzarten nach<br />
ihrer Herkunft aus ökologischer Waldnutzung oder Urwaldzerstörung. Urwälder sind für das Klima besonders<br />
wichtig, da sie riesige Mengen Kohlenstoff speichern. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf,<br />
ein europäisches Urwaldschutzgesetz zu unterstützen. Viele Menschen sind schockiert vom dramatischen<br />
Schwund der Urwälder, wissen jedoch nicht, dass der Kauf eines Gartenstuhls zur Urwaldzerstörung beitragen<br />
kann. Mit dem Ratgeber kann jeder schon beim Einkauf mithelfen das Klima zu schützen.<br />
``www.greenpeace.de<br />
Kunst, Kultur<br />
und alte Schätze<br />
02052.9257-14<br />
www.Buecherstadt<br />
Langenberg<br />
Acht Antiquariate<br />
Gästeführungen<br />
Bücherstadt-Info<br />
Prospekte<br />
Klassik bis Krimi<br />
Lesungen + Vorträge<br />
Kultur & alte Schätze<br />
Gruppen-Angebote<br />
Historischer Stadtkern<br />
Naherholungsgebiet Elfringhauser Schweiz<br />
.de<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 5
kurzgemeldet:<br />
Christina Stürmer unplugged<br />
am 10. Mai in der Jahrhunderthalle<br />
5 x 2 Karten zu gewinnen!<br />
Die österreichische Sängerin Christina Stürmer („Engel<br />
fliegen einsam“, „Ich lebe“, „Nie genug“) gastiert im<br />
Rahmen der Reihe „Jahrhundertstimmen“ mit ihrer<br />
„Laut-Los“-Tournee in Bochum. Die ausgezeichnete<br />
Vokalistin (Echo, Amadeus Award) wird live zusammen<br />
mit ihrem Quartett weitere Facetten zeigen, und<br />
zwar unplugged.<br />
mitmachen & gewinnen:<br />
Die Stadtwerke Bochum kooperieren mit dem<br />
Veranstalter kulturimpuls und stellen dem Stadtblatt<br />
5 x 2 Karten zur Verlosung zur Verfügung.<br />
Schicken Sie bis zum 15. April eine<br />
Postkarte oder E-Mail mit dem<br />
Stichwort<br />
„Christina Stürmer“ an den<br />
Stadtblatt Verlag, Alsenstr. 55,<br />
44789 Bochum oder an<br />
gewinnspiel@stadtblatt-ruhr.de.<br />
4 www.stadtblatt-ruhr.de<br />
Schrumpfende Städte –<br />
Regionen neu denken<br />
Das Projekt „Schrumpfende Städte“ zeigt mit der Doppelausstellung<br />
„Schrumpfende Städte – Regionen neu denken“ abschließend ein Resümee<br />
seiner sechsjährigen Forschungsarbeit. Hierbei werden erstmals eine Reihe<br />
neu entwickelter Ausstellungsprojekte zum Ruhrgebiet präsentiert, die die<br />
Region in einen Zusammenhang mit den anderen Fallbeispielen aus Europa,<br />
USA und Asien stellen. Die Ausstellungen werden von einem Veranstaltungsprogramm<br />
begleitet und sind zu sehen im Dortmunder Museum am Ostwall<br />
(bis 27. April) und in der Duisburger Liebfrauenkirche (bis 11. Mai).<br />
``www.shrinkingcities.com<br />
6 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Internationale Woche<br />
in Dortmund<br />
Ein besonderes Ereignis haben Dortmunder Unternehmen<br />
und die Stadt Dortmund mit ihrer Projektgruppe<br />
Urban II und der Dortmund-Agentur aus<br />
dem Boden gestemmt. Sie laden erstmalig vom<br />
24. bis 31. Mai zur Internationalen Woche in die<br />
Dortmunder Nordstadt ein. Dadurch erhofft man<br />
sich eine positive Imageentwicklung des Stadtteils.<br />
Die Nordstadt soll neue Kunden anziehen und der<br />
Wirtschaftsstandort Nordstadt gefördert werden.<br />
Während der Internationalen Woche finden zahlreiche<br />
Veranstaltungen statt. Die Veranstalter locken<br />
mit einer Vielzahl von Angeboten aus Kultur<br />
und Musik, Gastronomie und Einzelhandel, Freizeit<br />
und Sport.<br />
``www.internationalewoche.dortmund.de<br />
Fassaden, die Geld verdienen:<br />
Photovoltaik in der Gebäudegestaltung<br />
Photovoltaik-Elemente in Gebäudefassaden haben sich zu einer Alternative zur herkömmlichen Außenverkleidung<br />
entwickelt. Die innovative Gebäudehülle übernimmt nicht nur den Witterungsschutz und die Klimatisierung,<br />
sondern produziert auch solaren Strom, der vergütet wird. Die aktualisierte Broschüre „Photovoltaik<br />
in der Gebäudegestaltung“ der EnergieAgentur.NRW vermittelt Bauherren, Architekten und Planern<br />
alle nötigen Informationen für die Integration von Photovoltaikelementen.<br />
``www.energieagentur.nrw.de/pv-gebaeude<br />
Neues Buch: Historische Siedlungen in NRW<br />
Das Europäische Haus der Stadtkultur e.V. hat ein neues Buch herausgegeben: „Historische Siedlungen in<br />
Nordrhein-Westfalen. Wissenswertes für Eigentümer und Bewohner“. Das Buch zeigt viele Beispiele gerade<br />
auch aus dem Ruhrgebiet und setzt sich für den Erhalt der historischen Siedlungen ein. Von der Gründerzeit<br />
über die 1920er Jahre bis hin zur Architektur der Nachkriegszeit finden sich baukünstlerisch herausragende<br />
Beispiele von Siedlungsarchitektur. Texte von ExpertInnen aus Architektur, Denkmalschutz, Raumplanung<br />
und Kunstgeschichte beschreiben Tradition und Moderne, Wohnkultur und Musterbeispiele für erhaltende<br />
Gestaltung, die den Wert einzelner Häuser und ganzer Siedlungen steigert.<br />
Kostenlos zu bestellen unter 0180.310 01 10.<br />
``www.stadtbaukultur.nrw.de
stadtgespräch:<br />
<strong>Friedrich</strong><br />
<strong>Küppersbusch</strong><br />
... über die politische Lage,<br />
Verbrauchergewerkschaften<br />
und (Tele)Visionen<br />
Interview: <strong>Barbara</strong> <strong>Underberg</strong><br />
Fotos: Frank Rogner<br />
Der bekennende Dortmunder ist heute eher hinter als vor der Kamera<br />
zu finden. <strong>Friedrich</strong> <strong>Küppersbusch</strong>, in den 90er Jahren als gleichermaßen<br />
kluger, ironischer und hartnäckiger Interviewer und Moderator zu<br />
Ansehen gelangt, leitet heute die Fernsehproduktionsfirma probono.<br />
Die Sendungen „ZAK“ und „Privatfernsehen“ sind fest mit seinem<br />
Namen verbunden, für ZAK erhielt <strong>Küppersbusch</strong> den Grimme-Preis.<br />
Heute schreibt er unter anderem in der taz. Seine eigene Firma hat<br />
sich mit der Produktion des täglichen Polittalks mit Sandra Maischberger<br />
auf n-tv einen Namen gemacht, aktuell produziert er die RTL-<br />
Dokusoap „Raus aus den Schulden“ mit Peter Zwegat. Wir trafen<br />
<strong>Friedrich</strong> <strong>Küppersbusch</strong> in einem Café im Dortmunder Kreuzviertel.<br />
8 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Sie sind bekannt für kritische Kommentare<br />
und Ihre scharfe Zunge. Dann sagen Sie doch<br />
mal was zur aktuellen Lage in dieser Republik.<br />
Die Linkspartei hat die politischen Lager ganz<br />
schön aufgemischt, was?<br />
Die haben sich darauf verlassen, dass die Linkspartei<br />
im Westen nicht funktioniert. Schröder und<br />
Lafontaine sind alte Hirsche, die werden sich noch<br />
auf dem Friedhof von Kiste zu Kiste zurufen „Ich<br />
hab aber den Größeren“. Aber spätestens jetzt<br />
müsste an der SPD-Spitze eine Strategie entwickelt<br />
werden. Ich bin mit der eilfertigen Definition, wir<br />
hätten nun ein Fünfparteiensystem, unzufrieden.<br />
Das erspart allen Beteiligten zu sagen, dass die Sozialdemokratie<br />
sich in einer noch größeren Krise<br />
befindet als 1919, wo sie sich schon einmal zerteilt<br />
hat. Vielleicht sollte man als Parteichef lieber<br />
sagen, ich kann’s nicht. Die SPD müsste Strategien<br />
entwickeln, wie sie langfristig mit der Linkspartei<br />
klarkommt, könnte es zum Beispiel im Bundestag<br />
eine Fraktionsgemeinschaft geben.<br />
Wie klaftertief haben die nach der Wahl eigentlich<br />
in Sachsen geschlafen? Da war die SPD am<br />
Wahlabend unter zehn Prozent – wie man dann<br />
sagen kann, ist ja nur Sachsen, ist ja nur Zweitligadeutschland.<br />
Um mit Willy Brandt zu sprechen:<br />
Es gibt in diesem Land eine Mehrheit diesseits der<br />
Mitte. Aber die drei sich versehentlich für links haltenden<br />
Parteien sind strukturell einflusslos, weil sie<br />
untereinander nicht kompatibel sind. Und wenn<br />
ich dann sage, ich bin Kurt Beck und will eigentlich<br />
Mainzer Oberbürgermeister werden, dann bin ich<br />
am falschen Platz.<br />
Hätte Beck weiter auf Ausgrenzung der Linkspartei<br />
bestanden, hätte der Wähler irgendwann gesagt,<br />
dann wird halt der Wowereit Bundeskanzler.<br />
Wowereit hält zurzeit die Füße still und guckt sich<br />
an, wie die sich da oben gegenseitig fertig machen.<br />
Und in der Stunde der größten Not wird man<br />
sagen, jetzt haben wir gar keinen anderen mehr.<br />
So wie Merkel.<br />
Würden Sie sich selbst als links bezeichnen?<br />
Inzwischen kriegt man natürlich Angst, mit wem<br />
man dann alles im gleichen Bett liegt. Mich hat der<br />
Niedergang und das Scheitern des realen Sozialismus<br />
nicht zur Revision von Positionen gezwungen,<br />
ich fand die DDR schon vorher scheiße. In dem<br />
Sinne war ich den Linken damals wahrscheinlich<br />
nicht links genug und bin es jetzt auch nicht. Mein<br />
Zugang zur Politik war biografisch eher der, dass ich<br />
der letzte lebende Träger dieses Namens bin, der<br />
komplette Rest liegt auf irgendwelchen Schlachtfeldern<br />
rum. Meine Tanten haben mir immer eingeimpft,<br />
ich müsse Lokomotivführer werden, weil<br />
man da im Krieg nicht eingezogen wird: „Junge, diert ist. Wie lange brauchen die Gewerkschaften<br />
dat Schlimmste wattet jibt, is Kriech“.<br />
noch um zu kapieren, dass ihre Mitgliedschaft als<br />
Ich sehe immer in den Leuten meine Bündnispartner,<br />
die von einem pazifistischen Standpunkt aus Aber wenn wir alle wegen Brent Spar nicht mehr<br />
Arbeiter und Arbeiterinnen keine Macht mehr hat?<br />
agieren. Deswegen kann ich natürlich auch die bei Shell tanken, dann geht Shell in die Knie. So uninteressant<br />
wir als Arbeiter oder als Proletariat wer-<br />
Linkspartei nicht in Acht und Bann stellen. Während<br />
die Grünen umgefallen sind und Kriegspolitik<br />
gemacht haben, hat die Linkspartei – mit dem uns nicht austauschbar ist, ist unser Geld. Eine linke<br />
den, weil wir völlig austauschbar sind – das, was an<br />
Mund, ich weiß auch nicht wie die sich benehmen, Position wäre meiner Meinung nach daher endlich<br />
wenn sie regieren – die ganze Zeit gesagt, nein, Verbrauchergewerkschaften aufzubauen.<br />
selbst den Afghanistaneinsatz nicht, auch der ist<br />
völkerrechtswidrig. Ich kann ja nichts dafür, dass Die frühere Gewerkschaftsmacht hatte ja was<br />
die meine Meinung sagen.<br />
mit gleicher Klassenlage, gleicher Lebenssitu-<br />
„Ich sehe immer in den Leuten meine Bündnispartner,<br />
die von einem pazifistischen Standpunkt aus agieren.“<br />
Wie beurteilen Sie die deutschen Auslandseinsätze?<br />
Verbrauchergewerkschaften oder -organisaation<br />
vieler zu tun. Die potenzielle Macht von<br />
Die sind für mein Verständnis illegal. Der Bund hat tionen ist dagegen vor allem eine Frage des<br />
das Recht, eine Armee zur Verteidigung seiner Landesgrenzen<br />
aufzustellen, und wir verteidigen unse-<br />
Sinne organisierbar?<br />
Bewusstseins. Ist das im gewerkschaftlichen<br />
re Landesgrenzen, bis dass der Hindu kuscht - also Der Ökologiebewegung verdankt man einen zentralen<br />
Anstoß. Es ist ihr gelungen, sowohl die Her-<br />
wo sind denn unsere Landesgrenzen? Der letzte<br />
Kanzler, der eine anständige Außenpolitik gemacht kunft als auch die Produktionsweise zum Produktbestandteil<br />
zu machen. Das war vorher nicht so.<br />
hat, war Kohl. Kohl hat es geschafft, bis zur letzten<br />
Sekunde seiner Amtszeit zu sagen, kein deutscher Der Ökologiebewegung ist es gelungen, zu sagen,<br />
Stiefel, da wo schon einmal einer war. Außenpolitisch<br />
war er besser als Schröder oder Merkel. dere Apfel aber …<br />
dieser Apfel sieht im Grunde so aus wie jeder an-<br />
Ein Lob auf Kohl habe ich lange nicht gehört. … er ist nicht so hübsch …<br />
Ich bin sehr froh, dass er uns allen durch sein … und wenn er hübsch wäre, würde ich ihn nicht<br />
mieses Benehmen in der Spendenaffäre die Last nehmen. Die Ökobewegung hat den Verbrauchern<br />
abgenommen hat, uns noch tiefer vor ihm zu beigebracht, dass es ein paar sichtbare Kriterien<br />
vorbeugen.<br />
gibt, wie der Apfel riecht, wie er aussieht, wie er<br />
schmeckt – und dann gibt es ein paar unsichtbare<br />
Kriterien, die auch wichtig sind. Die Informati-<br />
Die Linkspartei ist ein Zusammenschluss aus<br />
PDS und WASG, die sich nicht zuletzt aus den onsrechte hierüber kann man politisch erzwingen.<br />
Gewerkschaften speist. Ein Erfolgsmodell für Damit wurden diese eher abstrakten Produktbestandteile<br />
– wo kommt der Apfel her, wie wurde er<br />
moderne Interessenvertretung?<br />
Was mir da in der WASG begegnet, um Gottes willen.<br />
Da muss sich die SPD ja den ganzen Tag auf wenn sowas bei Lebensmitteln geht, geht das auf<br />
behandelt usw. – eben Produktbestandteile. Und<br />
die Schenkel klopfen, dass sie die los ist. Das sind jedem anderen Feld auch.<br />
so Gewerkschaftsfundamentalisten. Das sind auch Aber wir stehen vor den Werkstoren und sind traurig,<br />
dass die Jobs bei Nokia und Opel bedroht sind<br />
die ersten, die sagen, Management Buy-Out wollen<br />
wir nicht, weil das Kapitalismus ist. Aber bei oder verloren gehen, und kriegen es nicht hin, dass<br />
BenQ oder bei Nokia wäre genau das die letzte ein Nokiahandy publizistisch so übel riecht, dass<br />
Rettung gewesen, dass ein paar Leute, die auch denen das richtig leidtut. Wer an unsere Märkte<br />
jetzt schon Verantwortung tragen, sagen, okay, will, von dem erwarten wir künftig auch diese abstrakten<br />
Produktqualitäten. Das klingt vielleicht ein<br />
schlimmer als arbeitslos können wir nicht werden,<br />
wir versuchen das. Dann macht man vielleicht bisschen naiv oder wie Don Quichotte gegen die<br />
keine Handys mehr, sondern nur noch einen Teil, Windmühle. Dass wir auf dem klassischen Wege<br />
den man besonders gut kann.<br />
nichts mehr bewegen, ist offenbar. Opel oder General<br />
Motors zu sagen, wir haben echt schlechte<br />
Die Beispiele Nokia und Opel in Bochum zeigen ja,<br />
wohin die Gewerkschaftsmacht ehedem diffun- Laune, wenn ihr Bochum zumacht, dann sagen<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 9
stadtgespräch:<br />
die, ja, dann habt ihr eben echt schlechte Laune.<br />
Wir haben hier seit drei Jahren einen Wirtschaftsaufschwung<br />
mit vier Millionen Arbeitslosen.<br />
Verbraucher aller Länder einigt Euch?<br />
Natürlich werden jetzt nicht achtzig Millionen Bundesbürger,<br />
von denen vielleicht zehn Millionen ein<br />
Nokiahandy haben, neun Millionen Nokiahandys<br />
wegschmeißen. Aber das war ja auch nicht die Erwartung<br />
als die ersten Bauern ökologisch angebaut<br />
haben. Heute hat jede Lidlbude Bioeier.<br />
Wenn Sie an diese BenQ-Geschichte denken, was<br />
Siemens da draufgelegt hat um den Laden loszuwerden,<br />
und was dann nochmal an Sozialplänen<br />
von Siemens gezahlt wurde. Ich bestreite, dass<br />
es bei BenQ im mittleren und oberen Management<br />
nicht zehn Manager gegeben hätte, die mit<br />
der ganzen Kohle den Laden noch zehn Jahre am<br />
Markt gehalten hätten. Auch hier komme ich mit<br />
der Gewerkschaftsposition nicht mehr klar, damit,<br />
dass sie den genossenschaftlichen Teil ihrer Geschichte<br />
vollkommen zur Adoption freigegeben<br />
haben.<br />
Also Genossenschaften statt Betriebsräte?<br />
Strukturen wie Genossenschaften und Kooperativen<br />
tauchen ausgerechnet am Ökorand wieder<br />
auf. Wo die Gewerkschaft sagt, wir können euch<br />
nicht helfen, wir wollen euch nicht helfen. Ich glaube,<br />
die wollen nicht helfen, weil Genossenschaften<br />
und Kooperativen keine Gewerkschaftsvorsitzenden<br />
wählen. Die Gewerkschaft ist darauf fixiert,<br />
ihre eigene Struktur immer neu zu erfinden. Da ist<br />
dann das Wichtigste – und das ist bei McDonald‘s<br />
und Lidl und Schlecker auch richtig – einen Betriebsrat<br />
zu gründen.<br />
Meine Firma hatte schon zwanzig Mitarbeiter und<br />
ich war als Geschäftsführer das letzte Gewerkschaftsmitglied.<br />
Meine Mitarbeiter sagten, hey,<br />
tritt da endlich aus. Meine Mitarbeiter vertreten<br />
ihre Interessen anders, individueller als das früher<br />
üblich war, aber sie könnten meinetwegen gerne<br />
einen Betriebsrat gründen.<br />
Machen sie aber nicht?<br />
Nein, ich laufe doch hinter denen her und will sie<br />
fest anstellen. Das sind junge Leute, die elektrisiert<br />
sind von der Höhe des Bruttohonorars. Ich bin ein<br />
bisschen älter, habe Kinder und sage, was meinst<br />
du eigentlich, wie viel Steuern ich zahlen will,<br />
wenn du später keine Rente bekommst? Wenn<br />
du jetzt immer nur deine tollen Bruttohonorare<br />
haben willst, noch ein Chromsofa – in vierzig Jahren<br />
kommst du an, kriegst keine Rente und landest<br />
dann in Sozialhilfe oder Hartz IV oder wie immer es<br />
dann heißen mag. Der Staat wird dann zu mir kommen<br />
und sagen, <strong>Küppersbusch</strong>, zahl mehr Steuern, oder gar Aktionäre haben und dann jeden Scheiß<br />
denn da ist wieder einer, der keine Rente kriegt. machen müssen. Wenn erstmal der Aktionär jede<br />
Also lass dich fest anstellen, dann hast du halt Woche eine tolle Meldung lesen will, dann machen<br />
23 Prozent Abzüge, die hab ich auch, die muss ich Sie „Girls Camp“. Das hält man nicht lange aus.<br />
als Arbeitgeber ja noch obendrauf zahlen. Die jungen<br />
Leute müssen sie von den Errungenschaften nem Partner. Und solange wir uns abstimmen und<br />
Mein Aktionär bin ich selber zusammen mit mei-<br />
des Sozialstaats immer nochmal von vorne überzeugen.<br />
Die sind alle so jeck auf viel Geld.<br />
es gibt unterschiedliche Formen von Luxus. Man<br />
sagen, dieses Jahr verdienen wir mal nichts … Nun,<br />
kann ein tolles Auto fahren oder tolle Reisen machen<br />
oder man kann als Luxus sagen, diese Kas-<br />
Sie sind seit einigen Jahren geschäftsführender<br />
Gesellschafter einer Fernsehproduktionsfirma<br />
mit 25 Mitarbeitern. Gibt es bei Ihnen eher auf letzteren.<br />
sette könnt ihr mir auf den Sarg legen. Ich stehe<br />
eine bestimmte Unternehmensphilosophie?<br />
Wie schlägt sich Ihre Haltung in der Unternehmensführung<br />
nieder?<br />
entwicklung, Sie sind also derjenige, der nach<br />
Ihr Bereich in der Firma ist der der Format-<br />
Es gibt zum einen die Produktseite. Es gibt bis neuen Ideen sucht und sich Fernsehsendungen<br />
ausdenkt. Wie funktioniert das, woher<br />
heute kein Produkt, für das ich mich schämen<br />
müsste. Das hat etwas damit zu tun, dass wir im weiß man, dass ein neues Format erfolgreich<br />
Premiumsegment siedeln. Das hat wiederum zur sein kann?<br />
Folge, dass wir nicht industriell fertigen. Das muss Oh, wenn Sie unsere Bilanz von 2005 lesen, wissen<br />
mich als Kaufmann eher schon einmal ärgern, Sie, dass ich das auch nicht weiß. Es gibt drei Kassetten,<br />
die man mir auf den Sarg legen darf, zwei<br />
weil man, wenn man einen Hit hat wie zum Beispiel<br />
„Maischberger“, eigentlich noch drei Sendungen<br />
machen müsste, die genauso funktionieren. nicht. Wir produzieren oft Sachen, von denen<br />
davon große Misserfolge, weiter sind wir noch<br />
wir<br />
„Das Ruhrgebiet ist sozusagen ein deutsches Stück Irland.“<br />
Aber bei uns ist der nächste Hit dann „Der große denken: großartiges Fernsehen. Will leider keiner<br />
Deutschtest“ mit Hape Kerkeling. Also von einer haben. Wenn Sie die Leute auf der Straße fragen,<br />
minimalistischen täglichen Sendung hin zu ganz worüber die Medien berichten sollten, dann sagen<br />
großer Showbühne. Und nachdem das funktioniert<br />
hat, machen wir aber nicht vier Shows, son-<br />
Tiere. Wenn Sie eine Sendung machen, die Frau-<br />
die Leute: Frauen, Umwelt, Europa, Geschichte,<br />
dern landen jetzt bei einer Dokusoap „Raus aus en oder Europa heißt, sind alle weg. Wenn sie eine<br />
den Schulden“ mit Peter Zwegat. Es ist sehr manufaktürlich.<br />
Und ganz wichtig ist, dass es immer der da. Es ist nicht einmal so, dass die Leute keine<br />
Mogelpackung machen, sind auf einmal alle wie-<br />
allen Spaß macht. Insofern sind wir vielleicht eher Frauen-, Europa- oder Umweltthemen wollen, sie<br />
Künstler, um das Wort Spielkinder zu vermeiden. haben nur so ein Gefühl von Schwarzbrot, wo<br />
Aber inzwischen auf einem Niveau, wo es die Jobs außen schon draufsteht „ist gesund“, schmeckt<br />
nicht mehr gefährdet.<br />
deswegen nicht.<br />
Nach innen lege ich großen Wert darauf mit fest angestellten<br />
Mitarbeitern zu arbeiten. Es gibt in dem Mein Briefkasten ist natürlich voll von Riesenvorschlägen.<br />
Und ich muss diesem Menschen dann<br />
Job Koryphäen, die sich nicht fest anstellen lassen,<br />
Edelfedern, großartige Autoren, das muss ich dann antworten, der sich viel Mühe gegeben und acht<br />
hinnehmen, aber es ist die Ausnahme. Dazu bilden Seiten voll geschrieben hat, dass das ungefähr soviel<br />
kostet wie der Bundeshaushalt, was er da als<br />
wir von Anfang an aus und haben jedem Auszubildenden<br />
immer eine Stelle angeboten.<br />
Fernsehsendung machen möchte, oder dass das<br />
schon vor zwanzig Jahren in Belgien keiner sehen<br />
Was ist wichtiger, die Zufriedenheit mit wollte. Das ist ganz schwer. Deswegen machen<br />
dem eigenen medialen Produkt oder das wir diesen Teil der induktiven Formatentwicklung<br />
Geldverdienen?<br />
– am Tisch sitzen und überlegen „es müsste doch<br />
In der schizophrenen Hälfte Kaufmann würde ich mal“ – fast gar nicht. Mit den Sendern, mit denen<br />
mir wünschen, dass es mir öfter ums Geld verdienen<br />
ginge, aber das klappt bei uns nicht so richspräch<br />
und fragen, wo tut es denn weh, wo seid<br />
wir zusammenarbeiten, sind wir ständig im Getig.<br />
Ein großes Wachstumsrisiko in meiner Branche<br />
ist, dass sie schnell einen Gesellschafterkreis wir mal nachdenken. Oder man fragt sich,<br />
ihr schlecht aufgestellt, in welche Richtung sollen<br />
warum<br />
10 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
es an jeder Tankstelle zwanzig Special Interest-Zeitschriften<br />
für Autos gibt, aber das letzte gute Automagazin,<br />
das ich gesehen habe, bei der BBC läuft.<br />
So denkt man da nach.<br />
Der Gründer der Firma <strong>Küppersbusch</strong> aus Gelsenkirchen<br />
hieß auch <strong>Friedrich</strong>, haben Sie mit<br />
den <strong>Küppersbusch</strong> was zu tun?<br />
Nein, da lege ich auch Wert drauf. Die waren lange<br />
Zeit lang Hauptsponsor von Schalke. Daran können<br />
Sie schon erkennen, dass ich mit denen nicht<br />
verwandt bin.<br />
Sie sind in Velbert geboren, leben seit Anfang<br />
der achtziger Jahre in Dortmund und arbeiten<br />
in Köln und in Berlin. Wie macht sich das Ruhrgebiet<br />
im Metropolenvergleich?<br />
Ich bin ein großer Freund der Geheimhaltung aller<br />
Vorzüge des Ruhrgebiets. Wenn wir hier weiter so<br />
leben wollen, dann müssen wir uns die, die heute<br />
in Schwabing und morgen in Potsdam leben, vom<br />
Hals halten. Man kann hier mindestens genauso<br />
gut leben wie in Schwabing und in Potsdam, nur<br />
für ein Drittel des Geldes. Die Irren können sich<br />
gern weiter um Top-Immobilien in Schwabing<br />
prügeln. Daher gebe ich jedem Recht, der mir erzählt,<br />
oh, in Dortmund, da fallen ja die Briketts<br />
vom Himmel. Hast du auch schon Staublunge? Ja,<br />
mir geht‘s auch schon scheiße, komm mich besser<br />
nicht besuchen.<br />
2010, im Jahr der Kulturhauptstadt, werden<br />
uns aber ganz viele besuchen kommen. Touristen<br />
im Ruhrgebiet – ist doch eine schöne<br />
Vorstellung oder nicht?<br />
Es wird immer Leute geben, die in Essen den Limbecker<br />
Platz abschwenken und sagen, haha, Kulturhauptstadt.<br />
Das wird die Leute hier beleben und<br />
hoffentlich eine Menge Geld in die Kassen derer<br />
spülen, die seit Jahren interessante künstlerische<br />
Sachen machen. Aber wir werden nicht Tourismusziel.<br />
Den Trick gibt es nicht, wie sie aus uns ein<br />
Tourismusziel machen, Gott sei Dank. Selbst der<br />
Regionalverband Ruhr hatte ja schon mehr Namen<br />
als Besucher. Das können die gerne weitermachen,<br />
das sichert Beschäftigung für viele verdiente Sozialdemokraten,<br />
da bin ich sehr dafür.<br />
Ich halte das hier wirklich für einen Lebensraum<br />
und in dieser Hinsicht auch aus Imagegründen für<br />
weitgehend unzerstörbar. Das ist so ähnlich wie<br />
Urlaub in Irland. Das ist das schönste Land der<br />
Welt, nur da es dieses Regenimage hat, sind Sie<br />
dort immer alleine. Und da sie immer alleine sind,<br />
bleibt es auch das schönste Urlaubsland der Welt.<br />
Das Ruhrgebiet ist sozusagen ein deutsches Stück<br />
Irland.<br />
•<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 11
delikatessen:<br />
Das erste glutenfreie Bier aus Gerstenmalz<br />
Decadence à la turca<br />
Vor dem großen Ereignis hatten die Pariser den<br />
Kaffee nur sporadisch genossen. Dann erschien<br />
Soliman Aga 1699 am Versailler Hof, der Gesandte<br />
des osmanischen<br />
Herrschers<br />
Mehmet IV.<br />
Ludwig der XIV.<br />
trat mit einem eigens<br />
dafür gefertigten<br />
Gewand im<br />
Wert von 14 Millionen<br />
Livres gegen<br />
den Zauber des Morgenlandes an. Doch Soliman<br />
hatte außer einer prächtig eingerichteten Residenz<br />
eine kulinarische Zauberwaffe dabei: Türkischen<br />
Kaffee! Mit teurem Zucker wurde er der<br />
Pariser Lebewelt schmackhaft gemacht. Kaum<br />
hatte sich die Kunde vom glutäugigen Botschafter<br />
in seiner mit wertvollsten Teppichen ausgestatteten<br />
Residenz herumgesprochen, pilgerte<br />
die Haute Volé ins Kaffeeparadies. Man erhielt<br />
dort weite Gewänder in denen es sich trefflich<br />
auf orientalischen Kissen lümmeln ließ. Der vollgefressene<br />
Bauch zwackte nicht.<br />
Es dauerte nicht lange, bis sich die Pariser Schickeria<br />
eigene Kaffeezimmer, eigene Kahvedjibachi<br />
(schwarze Kaffeedienerinnen) und entsprechende<br />
Klamotten besorgte. Die „Türkomanie“<br />
war ausgebrochen. Über eine Edeldame wird<br />
berichtet: „Wenn sie Kaffee trinkt, müssen ihre<br />
Zofen sich in türkische Gewänder hüllen, und<br />
auch sie kleidet sich à la turque.“<br />
Im Kaffeerausch entlockte Soliman den Würdenträgern<br />
die diplomatischen Geheimnisse<br />
des Hofs, ging es ihm doch um ein Bündnis mit<br />
Frankreich gegen Wien. Wenige Jahre später<br />
vergaßen die geschlagenen Türken vor Wien<br />
hunderte Säcke mit grünen Bohnen, die für Kamelfutter<br />
gehalten wurden. Ein schlauer Wiener<br />
riss sich die Beute unter den Nagel und gründete<br />
das erste große Kaffeehaus „Blaue Flasche“ – als<br />
Wirt kleidete er sich wie ein Türke.<br />
Der Röster heißt Alex Kunkel und gibt<br />
Kaffeeworkshops im Essener Unperfekthaus<br />
``www.derroester.de<br />
Der Bio-Brauer Lammsbräu hat das erste glutenfreie Bier auf den Markt gebracht, das aus Gerstenmalz hergestellt<br />
wird. Bisherige glutenfreie bierähnliche Getränke waren aus Hirse, Reis, Mais oder Buchweizen gebraut<br />
und entsprachen damit weder dem gewohnten Biergeschmack noch dem Reinheitsgebot. Ein neues<br />
Verfahren ermöglicht, dem fertig gebrauten Bier vor der Abfüllung das unter anderem in Gerste und Weizen<br />
enthaltene Gluten (Klebereiweiß) zu entziehen. Eine Produktinnovation für Menschen mit Glutenunverträglichkeit,<br />
zu kaufen in Bioläden.<br />
``www.lammsbraeu.de<br />
Fairer Fisch & Öko-Fisch<br />
Für eine nachhaltige Fischerei setzt sich der Marine Stewardship Council (MSC) ein, eine unabhängige, globale<br />
und gemeinnützige Organisation, die sich gegen die Überfischung der Weltmeere einsetzt. Fisch mit<br />
MSC-Siegel kann guten Gewissens verzehrt werden, da er in ausreichender Menge vorhanden ist und der<br />
Fischfang selbst über bestimmte Regeln möglichst wenig in die maritime Umwelt eingreift. Alaska Seelachs<br />
ist am häufigsten mit MSC-Siegel zu finden. Größter Vermarkter MSC-gesiegelten Fischs in Deutschland ist<br />
die die Firma Deutsche See, u. a. in Bioläden zu finden.<br />
Neben dem MSC-Siegel gibt es weitere, nationale Qualitätszeichen, da die Kennzeichnung von Öko-Fisch<br />
auf EU-Ebene noch nicht geregelt ist. Öko-Fisch gibt es daher nicht mit EU-Bio-Siegel. In Deutschland ist<br />
Naturland ein Verband, der Richtlinien für Öko-Fisch entwickelt hat und diesen zertifiziert. Da die Nachfrage<br />
nach Öko-Fisch kontinuierlich steigt, hat Naturland Richtlinien für die ökologische Zucht entwickelt. Diese<br />
wird bisher für zehn Fischarten und zwei Garnelenarten genutzt. Naturland-Produkte sind frei von Gentechnik<br />
und künstlichen Zusatzstoffen, die Tiere werden artgerecht gehalten und gefüttert.<br />
``www.msc.org<br />
``www.deutschesee.de<br />
``www.naturland.de<br />
Kaffeegarten zieht nach Essen<br />
Der Kaffeegarten, ein Bildungsprojekt und Erlebnisort rund um das Thema Kaffee und Fairer Handel, soll<br />
von Neuss nach Essen in die Mustergartenanlage des Grugaparks ziehen. Die zehn 2,50 Meter großen Kaffeepflanzen<br />
überwintern bereits im Tropenhaus des Parks. Genutzt wird der Kaffeegarten für die Bildungsarbeit<br />
mit Kindern und Jugendlichen, aber auch für die Erwachsenenbildung. Die BesucherInnen des Parks<br />
können durch den Kaffeegarten laufen und sich im Freilichtmuseum rund ums Thema Kaffee informieren.<br />
Es werden außerdem noch Sponsoren für den zeitnah anstehenden Umzug gesucht:<br />
Empfänger: Exile e.V. / Essen, Verwendungszweck: „Kaffeegarten“ – Bethe-Stiftung (unbedingt angeben),<br />
Kontonr. 270 10 68, BLZ 360 501 05, Sparkasse Essen<br />
``www.worldcoffee.info/kaffeegarten<br />
Ausflug ins Windrather Tal zu Biohöfen<br />
Am 31. Mai geht’s ins Windrather Tal bei Velbert-Langenberg zu einem Besuch der dortigen<br />
demeter-Bauernhöfe. Naturkost Artmann aus Bochum-Langendreer bietet diesen Ausflug bereits zum<br />
achten Mal an, 50 TeilnehmerInnen können mitfahren.<br />
Die Bio höfe werden besichtigt und viele<br />
Fragen beantwortet, z. B. was macht der Biobauer<br />
anders als konventionelle Kollegen? Warum<br />
sind demeter-Produkte meist teurer als Produkte<br />
mit EU-Biosiegel? Welche Unterschiede gibt es in<br />
der Tierhaltung zwischen Bio- und konventionellen<br />
Betrieben? Für 12 Euro sind Mittagessen sowie<br />
Kaffee und Kuchen inklusive.<br />
Anmeldung unter 0234.286 762 oder<br />
info@naturkost-artmann.de<br />
``www.naturkost-artmann.de<br />
12 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Kochlust pur<br />
Erstes Kochbuch der Bio-Hotels<br />
19 Küchenchefs der Bio-Hotels-Gruppe verraten ausgewählte Rezepte aus<br />
ihrer Bioküche. Die kulinarische Reise führt mit 200 bebilderten Rezeptideen<br />
inklusive Weinempfehlungen von der Ostsee bis zu den Alpen. Im Register<br />
sind die zahlreichen vegetarischen Rezepte gesondert gekennzeichnet. Für<br />
25 Euro übers Internet zu bestellen.<br />
``www.kochlustpur.info<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 13
uhrkultur:<br />
Die Metropole ist eine Baustelle<br />
Jenseits des Kirchturmdenkens: Im Kulturhauptstadtjahr will sich das Ruhrgebiet<br />
als „Stadt der Möglichkeiten“ inszenieren.<br />
In den 70er Jahren gab es einen Schlager, in dem<br />
Erwin Weiss in tiefstem Pott-Deutsch versprach:<br />
„Ich bau mich mein Häusken direkt an der Ruhr“.<br />
Haha, sehr komisch. Damals mag diese Ankündigung<br />
noch ganz amüsant gewesen sein, heute<br />
taugt das Liedchen allenfalls noch zur Beschallung<br />
von Karnevalsfeiern. Mittlerweile baut man freiwillig,<br />
das Ruhrgebiet erfindet sich konsequent<br />
neu. Mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2010 soll<br />
der polyzentrische Flickenteppich aus 53 Städten<br />
und Gemeinden zur Metropole werden. Das klingt<br />
nach Glamour und Größe, und zumindest bei<br />
letzterem kann das Revier mit einem Stadtgebiet<br />
von 4.435 km² das kleinere Berlin (892 km²) ausstechen.<br />
Aber Größe allein ist nicht alles, es muss<br />
auch eine dementsprechende Haltung gefördert<br />
werden. Die Veranstalter der letztjährigen Loveparade<br />
in Essen untertitelten ganz selbstverständlich<br />
ihr Logo mit dem Zusatz „Metropole Ruhr“<br />
und fanden ganz nebenbei auch noch ein passendes<br />
Bild für das Revier. Bei der Abschlussveranstaltung<br />
auf dem Berliner Platz war im Hintergrund oft<br />
das halbabgerissene Karstadt-Parkhaus zu sehen,<br />
inklusive Baggern und verbogenen Stahlträgern.<br />
Diese zufällige Fototapete machte klar: Das Ruhrgebiet<br />
ist eine Baustelle.<br />
20.000 Tapeziertische auf der A40<br />
Für die diesjährige Loveparade in Dortmund<br />
wird ein Teil der Autobahn B1/A40 komplett gesperrt.<br />
Scheint so, als wollte der Techno-Umzug<br />
schon mal für 2010 proben, da plant die Kulturhauptstadt<br />
nämlich Ähnliches. Momentan geistert<br />
Pleitgens Idee der Vollsperrung der A40 durch<br />
die Medien, um 20.000 Tapetentische von Duisburg<br />
nach Dortmund aufzustellen, um die Bevölkerung<br />
zu versammeln. Prof. Karl-Heinz Petzinka,<br />
Direktor für die „Stadt der Möglichkeiten“ bei der<br />
Ruhr.2010, denkt aber weiter und warnt davor,<br />
alles nur auf dieses Ereignis zuzuspitzen. Es gehört<br />
zwar zu den Vorzeigeprojekten, die auf die Kulturhauptstadt<br />
hinweisen sollen, insgesamt ist die<br />
Planung aber deutlich weitgreifender konzipiert als<br />
Pleitgens Pott-Picknick. In der Bewerbungsschrift<br />
hieß das Projekt „B1_21st – Schönheit der großen<br />
Straße“. Hinter diesem Werbedeutsch verbirgt sich<br />
der Gedanke der Einheit der Region (B1=Be one)<br />
im 21. Jahrhundert. Petzinka legt Wert darauf, dass<br />
man nicht die Absicht habe, die Ränder der Autobahn<br />
mit Kunstwerken vollzuhängen, wie er dem<br />
Stadtblatt im Interview sagte. Vielmehr sollen die<br />
architektonischen und kulturellen Eigenheiten der<br />
Straße und der Anliegerstädte betont werden. Genaueres<br />
wird wohl die Vorstellung des Programms<br />
in diesem Herbst bringen. Währendessen haben<br />
die Revier-Bürger über 2.000 Projektideen eingereicht,<br />
die auf logistische, finanzielle und intellektuelle<br />
Machbarkeit geprüft werden.<br />
Ein weiteres Projekt der „Stadt der Möglichkeiten“<br />
mit nachhaltiger Ausrichtung ist „Land for Free“.<br />
Hier können sich Visionäre, Künstler und Gründer<br />
mit einer Geschäftsidee um Land bewerben, um<br />
dort etwas aufzubauen und ihre Ideen umzusetzen.<br />
Dieses Land wird als „Claim“ bezeichnet, und<br />
nicht von ungefähr kommen einem die amerikanischen<br />
Goldsucher auf dem großen Treck gen Westen<br />
in den Sinn. Die Jagdgründe im Revier finden<br />
sich entlang der Emscher, wo auf Industriebrachen,<br />
stillgelegten Gleisanlagen und ungenutztem Land<br />
neue Strukturen entstehen sollen. Diese nachhaltigen<br />
Bemühungen sind für eine Metropole genauso<br />
wichtig wie die großen architektonischen Gesten,<br />
die überall im Ruhrgebiet entstehen. So wird<br />
Simulation: Museum Folkwang/Stadt Essen/Studio Toni Yli-Suvanto<br />
David Chipperfield Architects: Das neue Museum Folkwang, Blick von der Bismarckstraße<br />
14 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
der Dortmunder U-Turm bis 2010 zu einem Zentrum<br />
für Kreativwirtschaft ausgebaut. Den Planern<br />
schwebt ein kleines Stadtviertel vor, in dem Künstler,<br />
Design-, Medien- und Musikagenturen sowie<br />
das „Museum am Ostwall“ einen gemeinsamen<br />
Platz finden sollen. Auch die Museen werden erweitert.<br />
In diesem Herbst soll das RuhrMuseum in<br />
der umgebauten Kohlenwäsche auf der Zeche Zollverein<br />
eröffnet werden. Bisher war es als Ruhrlandmuseum<br />
in einem Trakt des Museum Folkwang<br />
unterbracht. Dieser Anbau mit dem Charme einer<br />
Kreissparkasse der 80er Jahre wurde bereits abgerissen.<br />
Bis 2010 entsteht dort das neue Folkwang<br />
nach den Plänen von David Chipperfield, ein luftiger,<br />
campusartiger Entwurf mit Innenhöfen und<br />
Säulengängen. Auch das deutsche Plakatmuseum<br />
wird dort endlich sammlungsgerechte Räume erhalten.<br />
Das Museum Küppersmühle am Duisburger<br />
Innenhafen träumt ebenfalls von einer Erweiterung<br />
in Form eines spektakulären Glaskubus der<br />
Architekten Herzog & de Meuron auf dem Dach<br />
des Gebäudes.<br />
Jenseits der Kirchtürme<br />
Natürlich gehen nicht alle Projekte auf die konkrete<br />
Planung der Ruhr.2010 zurück. Wie bei der Internationalen<br />
Bauausstellung Emscher Park (IBA) in<br />
den 90er Jahren ist so aber manches in Bewegung<br />
gekommen, was vorher jahrelang auf Halde lag.<br />
Selbst der düstere, mit Imbissbuden umstellte Essener<br />
Hauptbahnhof soll ab diesem Frühjahr endlich<br />
umgebaut werden. Jenseits der architektonischen<br />
Vorhaben wollen die 2010-Macher den Gedanken<br />
der Metropole stärken; das gern praktizierte Kirchturmdenken<br />
soll der Vergangenheit angehören.<br />
Es geht um die Perspektiven der Region über das<br />
Jahr 2010 hinaus. Durch die Kulturhauptstadt allein<br />
werden Probleme wie die Abwanderung der Menschen<br />
und der demografische Wandel nicht gelöst.<br />
Bis 2020 wird die Zahl der über 65-Jährigen im Revier<br />
um fünfzig Prozent zunehmen. Die Ruhr.2010<br />
ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg in die<br />
Zukunft. „Stadt der Möglichkeiten“ bedeutet auch,<br />
Ungewohntes auszuprobieren. Laut dem „Spiegel“<br />
hat Fritz Pleitgen dafür eine Strategie, die er<br />
kürzlich, bei einem Treffen mit der NRW-Landtagsfraktion<br />
der Grünen, selbstironisch kundtat:<br />
„Aber sind wir doch mal ehrlich, die besten Ideen<br />
kommen einem doch um 0.48 Uhr nach 29 Grappa,<br />
und wenn Jürgen Flimm dabei ist.“ Na denn<br />
Prost, auf die Kulturhauptstadt! (vkb) n<br />
`` www.ruhr2010.de<br />
„Kultur heißt nicht,<br />
noch ein Haus zu bauen“<br />
Prof. Karl-Heinz Petzinka über die „Stadt der Möglichkeiten“ und Nachhaltigkeit<br />
statt Renditeoptimierung in der Wohnungswirtschaft im Revier.<br />
Das Gespräch führten <strong>Barbara</strong> <strong>Underberg</strong> und<br />
Volker K. Belghaus<br />
Herr Petzinka, Sie sitzen hier auf der Zeche<br />
Nordstern in Gelsenkirchen, dem ehemaligen<br />
Gelände der Bundesgartenschau. Sind Sie ein<br />
Fachmann für blühende Landschaften?<br />
Ja, das könnte ganz gut passen. (lacht) Das, was<br />
Nordstern auszeichnet, steckt auch schon im Titel<br />
„Stadt der Möglichkeiten“, meines Arbeitsbereiches<br />
bei der Ruhr.2010, der sich um Stadtentwicklung<br />
und Architektur dreht. Dort wo Denkbares ist,<br />
muss Mögliches stattfinden. Wir sind eine bemerkenswerte<br />
Metropole. Wir wollen nicht ein Architektur-Mekka<br />
oder „blühende Landschaften“ sondern<br />
es soll eine „Stadt der Möglichkeiten“ geben.<br />
Mit Nordstern wird auch die THS ein Projekt beitragen.<br />
Ein Backsteinturm wird gläsern transparent<br />
aufgestockt, darauf kommt eine Monumentalplastik,<br />
möglicherweise von Markus Lüpertz.<br />
Außerdem werden wir dort ein Museum einrichten,<br />
denn bald werden die Kinder gar nicht mehr<br />
wissen, wozu Fördertürme dienten. Wir wollen Erinnerungswerte<br />
schaffen, die Vergangenheit und<br />
Zukunft verbinden.<br />
Bewegen Sie sich damit auf den Spuren der<br />
Internationalen Bauausstellung Emscher Park,<br />
die von 1989 bis 1999 dem Strukturwandel<br />
im Ruhrgebiet einen großen Schub verpasst<br />
hat? Der Nordsternpark war ja auch ein IBA-<br />
Projekt.<br />
Wir werden nichts neu erfinden, wiewohl wir etwas<br />
weitermachen. Aber es wird natürlich eine andere<br />
Welt sein. „Stadt der Möglichkeiten“ ist nicht mehr<br />
IBA. Eine Bauausstellung unterliegt anderen Voraussetzungen.<br />
Wenn Sie sich zwei Milliarden Euro<br />
vorstellen, und wir haben nicht mal fünf Prozent<br />
davon, dann kann man nicht mit einer Fortsetzung<br />
argumentieren. Die IBA aber war entscheidend für<br />
den Strukturwandel. Wenn es die IBA nicht gegeben<br />
hätte, würden wir sehr wahrscheinlich heute<br />
gar nicht über eine Metropole Ruhr nachdenken. Wir<br />
wollen die bestehenden Orte weiterentwickeln, aber<br />
jetzt mit kulturtragenden Aufgaben. Kultur ist bei<br />
„Stadt der Möglichkeiten“ natürlich mehr –<br />
Foto: Thomas Mayer / THS<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 15
uhrkultur:<br />
Kultur heißt nicht, noch ein Haus bauen. Die<br />
Impulse, die die Kultur hervorbringt, bringen auch<br />
neue Arbeitsplätze. Wir brauchen eine Stimmung,<br />
die nicht dauernd zurückblickt und sagt, da sei viel<br />
Geld vergraben worden und es habe nichts gebracht.<br />
Sondern: Es ist viel Geld vergraben – und<br />
ohne das ginge es heute nicht weiter! Das, was<br />
jetzt kommt, ist auch Freude auf und Vermittlung<br />
von Europa. Das ist das Entscheidene: Wir arbeiten<br />
hier an guter Laune.<br />
Das Ruhrgebiet ist keine klassische Metropole,<br />
sondern ein polyzentrisches Gebilde aus<br />
53 Gemeinden. Was ist Ihre Strategie für eine<br />
Metropolenbildung?<br />
Das ist das Problem und die Chance zugleich. Wir<br />
sind eine Modellregion, die Europa in dieser Weise<br />
noch nie entsprechend gefördert hat. Die EU hat<br />
einzelne Städte gefördert, daher heißt es ja auch<br />
bei der Kulturhauptstadt: „Essen für das Ruhrgebiet“.<br />
Daraus haben wir die Metropoldiskussion<br />
abgeleitet. Wenn wir also eine Modellregion<br />
sind, dann müssen die Projekte auch Modellcharakter<br />
für Europa haben. Sie müssen zur Nachahmung<br />
animieren. Wenn es uns gelingt, 17 Museen<br />
zu einem ideellen „Ruhrmuseum“ zusammenzuführen,<br />
für das es eine gemeinsame Außendarstellung,<br />
einen Katalog, eine von allen gemeinsam<br />
getragene Idee gibt – dann ist das ein Modell mit<br />
wirklich nachhaltigem Erfolg.<br />
Zu Ihren Projekten. Wie soll das Projekt<br />
„B1_ 21st“, das Ausstellungs- und Performanceprojekt<br />
für die Autobahn B1/A40, konkret aussehen?<br />
Werden da die Brücken bunt bemalt?<br />
Nein, nicht auf dieser platten Ebene. Was ist die<br />
B1, soll sie eine Champs-Élysées des Ruhrgebiets<br />
sein? Wir werden dort zwar nie eine Allee haben,<br />
aber wenn man die B1 in Dortmund mit den großen<br />
Platanen kennt, hat sie definitiv einen anderen<br />
Charakter als in Bochum. Wie schärft man diesen<br />
Charakter? Es könnte sein, dass Restgrün abgeholzt<br />
wird und städtische Monumente wie das<br />
Gebäude des Starlight-Express, die direkt an der<br />
A 40 liegen, auf einmal sichtbar werden. Wir werden<br />
auch sicher ein Stück neue Allee anlegen; alle<br />
Abfahrten und Kreuze werden in einer bestimmten<br />
Form bearbeitet. Aber wir werden keine Kunstwerke<br />
an den Rand stellen. Wir haben stattdessen<br />
darüber nachgedacht, was das Pflanzen komischer<br />
Bäume bedeutet. Eine Palme ist in unserem Kontext<br />
ein komischer Baum. Das ist nicht sehr teuer,<br />
aber sehr reizvoll.<br />
Ist für das Projekt „RUHR.2010“ ein gewisser<br />
Größenwahn von Vorteil?<br />
Das ist das Problem. Eine Metropole funktioniert<br />
anders als eine Kulturhauptstadt wie Liverpool;<br />
wir haben immer diese polyzentrische Aufgabe zu<br />
lösen. Aber es ist die größte Chance uns zusammenzuraufen,<br />
um Zukunft zu beginnen. Das hat<br />
hoffentlich inzwischen jeder begriffen. Die IBA ist<br />
gerade mal neun Jahre her, man darf keine Wunder<br />
erwarten. Ruhr.2010 ist nicht das Ende dieses<br />
Wegs, sondern ein Etappenbaustein. Immerhin<br />
sitzen jetzt alle gemeinsam am Tisch. Das kann<br />
man als Erfolg oder als Komik bezeichnen, es läuft<br />
aber. 2.000 Projektanträge aus der Bevölkerung<br />
sind schon bemerkenswert. Große Dinge, die auch<br />
nicht unbedingt teuer sind, werden entstehen. Außerdem<br />
muss man kapieren, dass die Kulturhauptstadt<br />
ein nationales Thema ist. Wir sind eine Nation<br />
mit einer Kulturhauptstadt.<br />
Als Geschäftsführer der THS sind Sie verantwortlich<br />
für 80.000 Wohnungen. Was ist die<br />
Philosophie der THS? Was unterscheidet Sie<br />
von der Konkurrenz?<br />
Ich nehme mit Interesse zur Kenntnis, dass alle<br />
Wohnungsunternehmen eigentlich das Gleiche<br />
sagen. Wenn man aber hinter die Kulissen blickt,<br />
stimmen Reden und Handeln häufig nicht überein.<br />
Die THS war und ist Vorreiter in der deutschen<br />
Wohnungswirtschaft. Wir haben in den letzten<br />
Jahrzehnten zahlreiche Modellprojekte und Strukturveränderungen<br />
durchgeführt. Die THS hat drei<br />
Säulen: Die soziale Kompetenz, die Verpflichtung<br />
zu Qualität in den Prozessen und eine deutliche<br />
Umweltorientierung – allesamt extern zertifiziert.<br />
Wir lassen uns in diesen drei elementaren Bereichen<br />
von Dritten prüfen: Stimmt das, was wir<br />
sagen? Halten wir uns an die Regeln, die wir selbst<br />
geschaffen haben? Das ist Nachhaltigkeit und nicht<br />
Renditeoptimierung! Es gibt europaweit kein anderes<br />
Unternehmen, das sich diesem Standard überhaupt<br />
stellt.<br />
Wir bauen nach einem ökologisch ausgerichteten<br />
Bauteilekatalog. Bevor wir ältere Immobilien abreißen,<br />
schauen wir, ob wir diese nicht nach den aktuellsten<br />
Umweltrichtlinien sanieren können. Dazu<br />
gehört der Einsatz regenerativer Energien wie die<br />
Solartechnik. Wir beraten unsere Mieter, wie sie<br />
ihren Energieverbrauch so niedrig wie möglich halten<br />
können. Und als soziale Grundlage orientieren<br />
wir unsere Angebote an den Menschen! Unser<br />
Job ist nicht, andere zu betrügen um die Rendite<br />
zu erhöhen. Unser Job löst ein Primärbedürfnis<br />
des Menschen, nämlich ein Dach über dem Kopf<br />
zu haben.<br />
Was verbirgt sich hinter Ihrem Projekt<br />
„GreenBuilding“?<br />
Es ist eine schöne Anerkennung der ökologischen<br />
Arbeit, die wir auch nach Innen, also in die Energieeffizienz<br />
und Umweltorientierung unserer eigenen<br />
Arbeit in unseren Verwaltungsgebäuden ste-<br />
Foto: Manfred Vollmer /THS<br />
16 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
cken. Wir haben Nordstern vom winddurchlässigen<br />
Zechengebäude zu einem ökologisch höchst effizienten<br />
Bürogebäude umgebaut, in dem wir trotz<br />
größter Transparenz und Repräsentativität heute<br />
nur noch 60 kW Wärmeenergie pro Quadratmeter<br />
und Jahr verbrauchen. Eine beispielhafte Rechnung<br />
weist ein Einsparung von über 450 Prozent gegenüber<br />
der ursprünglichen baulichen Situation aus.<br />
Die Erreichung solch enormer Senkungspotenziale<br />
funktioniert aber nur, wenn auch die Mitarbeiter<br />
mitdenken, Umweltbewusstsein an jeder Stelle gelebt<br />
wird. Das fanden die Initiatoren einer entsprechenden<br />
GreenBuilding-Initiative auf EU-Ebene so<br />
spannend, dass sie unser Verwaltungsgebäude auf<br />
Nordstern sogar nachträglich anerkannt haben,<br />
obwohl die Anerkennung bzw. Würdigung normalerweise<br />
nur für Objekte und Unternehmen gedacht<br />
ist, die sich einem Beratungs- und Verbesserungsprozess<br />
erst noch unterwerfen wollen.<br />
Die MieterInnen der THS stammen zu einem<br />
nicht geringen Teil aus sozial schwächeren Milieus.<br />
Wie sieht denn da sowas wie Nachhaltigkeit,<br />
soziale Verantwortung aus?<br />
Ob Häuser schön oder hässlich sind, ist zweitrangig<br />
– wir bieten z. B. das Programm „Wohn Dich<br />
reich und streich“. Was machen Sie denn, wenn<br />
eine Durchschnittsmiete 4,19 Euro im Revier beträgt?<br />
Neubauen brauchen Sie gar nicht zu versuchen,<br />
Geld verdienen können Sie damit auch nicht.<br />
Wir versuchen herauszufinden, an welcher Stelle<br />
es welches Problem gibt. „Wohn Dich reich und<br />
streich“ greift in einkommensschwachen Gegenden.<br />
Wir können nicht sanieren und Geld investieren,<br />
weil wir sonst die Miete erhöhen müssten.<br />
Aber wir können den Mietern sagen: Wenn du<br />
den Pinsel in die Hand nimmst und deine Wohnung<br />
streichst, dann darfst du erstmal tun und<br />
lassen, was du willst. Wir binden die Leute über<br />
einen langen Mietzeitraum und setzen die Miete<br />
herunter, z.B. auf 3,50 Euro. Unsere Bedingung ist,<br />
dass in einem vereinbarten Zeitraum selbst etwas<br />
getan wird. Das wird angenommen! Wir reden mit<br />
den Leuten und suchen gemeinsam nach Alternativen.<br />
Für Hartz IV-Empfänger, die ihre Wohnung<br />
nicht mehr bezahlen können, kann das eine gleich<br />
große Wohnung in anderer Lage, eine einfachere<br />
Ausstattung oder auch eine Verkleinerung bedeuten.<br />
Wir schaffen ein Internetcafé für Kinder,<br />
deren Familien kein Geld haben, sich einen PC zu<br />
kaufen. Das sind alles soziale Elemente, für die wir<br />
Geld ausgeben.<br />
Als mittelständisches Unternehmen beeinflusst<br />
die THS mit ihrer Nachfrage nach Produkten<br />
und Dienstleistungen durchaus die regionale<br />
Ökonomie. Wie läuft das bei Ihnen?<br />
Häuser brauchen Wartung und Pflege. Da arbeiten<br />
wir mehrheitlich mit lokalen Unternehmen zusammen.<br />
Die machen neben den planbaren Dingen<br />
wie Grünflächenpflege, regelmäßige Wartungen<br />
von Heizungs- oder Elektroanlagen auch die kleineren<br />
Reparaturen, die kurzfristig auftreten können<br />
und bei besonderen Notfällen, z. B. Stromausfall<br />
oder Wasserschäden vom Mieter auch direkt an<br />
feste Ansprechpartner bei lokal zuständigen Handwerksunternehmen<br />
weitergeben werden können.<br />
Wie muss sich Bauen hier im Ruhrgebiet verändern,<br />
damit unser Lebensraum gesünder<br />
und menschenfreundlicher wird?<br />
Mittlerweile sieht man immer weniger Schlote und<br />
immer mehr Grün. Natürlich verwandelt sich das<br />
Ruhrgebiet nicht in einen Wald. Aber wir sind von<br />
jedem Ort dieser Metropole nah an Grünräumen.<br />
Man würde in jedem anderen Großraum so etwas<br />
fürs Marketing nutzen. Weil wir aber eine rußgeschwärzte<br />
Vergangenheit haben, kommen wir gar<br />
nicht auf die Idee. Wir wollen nicht erkennen, dass<br />
vieles schon nicht nur viel besser, sondern auch<br />
schön geworden ist. Sicher, das ist eine eigenwillige<br />
Schönheit. Mich interessiert die kreative Schönheit:<br />
Nischenbildungen möglich machen, unkonventionelle<br />
Dinge erleben – das ist eine Metropole!<br />
Wir brauchen hier keine gefegten Städte wie in der<br />
Schweiz. Wir brauchen Orte, in denen sich junge<br />
Leute wohlfühlen. Ich sehe die Städte als Stadtteile<br />
einer Metropole, die mit vielen Grünzonen verbunden<br />
sind. New York hat Manhattan, die Eastside<br />
und Brooklyn. Bei uns heißen die eben Gelsenkirchen,<br />
Datteln und Hamm! Das müssen wir leben!<br />
Herr Petzinka, bis hierhin vielen Dank.<br />
Prof. Karl-Heinz Petzinka, 1956 in Bocholt geboren,<br />
studierte Architektur an der RWTH Aachen,<br />
arbeitete danach freischaffender Architekt und<br />
gründete 1994 das Büro „Petzinka Pink Architekten“.<br />
Neben dem „Stadttor“ Düsseldorf und<br />
der Landesvertretung NRW in Berlin war Petzinka<br />
auch an der Revitalisierung der Bochumer Jahrhunderthalle<br />
beteiligt. Als (Gast)-Professor arbeitet<br />
er an der TU Darmstadt, Kunstakademie<br />
Düsseldorf und RWTH Aachen. Seit 2004 ist er<br />
der Vorsitzende der Geschäftsführung der THS<br />
(TreuHandStelle für Bergmannswohnstätten) in<br />
Gelsenkirchen, seit 2006 künstlerischer Direktor<br />
bei der Ruhr.2010 für den Bereich „Stadt der<br />
Möglichkeiten“.<br />
`` www.ruhr2010.de<br />
``<br />
www.ths.de<br />
n<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 17
uhrkultur:<br />
kunstszene:<br />
Dorothee Bielfeld,<br />
Bildhauerin und Architektin<br />
Orte der<br />
Erinnerung<br />
Die Skulpturen von Dorothee Bielfeld<br />
sind leichte Einmischungen in den<br />
öffent lichen Raum.<br />
Auf einmal war da dieser Wald auf dem Essener<br />
Kennedyplatz, im Sommer 2002. Oder zumindest<br />
eine abstrakte Form eines Waldes: hundert<br />
blatt- und astlose Birkenstämme, die fast acht<br />
Meter hoch aus einem giftig-grünen begehbaren<br />
Holz sockel ragten. „stattwald“ nannte Dorothee<br />
Bielfeld diese Installation, ihren gemeinsamen<br />
Bei trag mit der Künstlerin Anne Berlit und Architekt<br />
Frank Ahlbrecht zur Aktion „BauKunst“. Wer<br />
den Kennedyplatz kennt, erwartet zu Recht nicht<br />
viel von diesem Ort, der ein paar Mal im Jahr mit<br />
„Events“ bespaßt wird, sonst aber mit Leere und<br />
spärlicher Alibibegrünung aufwartet. So war der<br />
„stattwald“ Platzhalter und Sehnsuchtssymbol<br />
zugleich, und gab dem Platz eine Perspektive der<br />
Atmosphäre und Eigenständigkeit. Die Installation<br />
wurde von der Bevölkerung angenommen, Picknicks<br />
und Tanzperformances fanden zwischen den<br />
Stämmen statt. Für Bielfeld ist die Birke eine „Pionierpflanze“,<br />
die als erste dort wächst, wo gerade<br />
etwas verschwunden ist. Das zeigt Parallelen zu<br />
ihrem Projekt „stattstrand“ (2004) im Dortmunder<br />
Hafen, wo sie auf schottrigem Untergrund, in der<br />
unwirtlichen Umgebung der Industriehallen achtzig<br />
neon-orange Luftmatratzen auslegte. Dieser imaginierte<br />
Strand dauerte nur einem Monat, da ein<br />
Teil der Matratzen zerstört wurde, der Rest wur-<br />
Entspannt: Bildhauerin Dorothee Bielfeld,<br />
„stattstrand“, Stadthafen Dortmund, 2004<br />
Foto: Thomas Ott, Darmstadt<br />
Foto: Deimel + Wittmar, Essen<br />
Naturersatz: „stattwald“, Kennedyplatz Essen, 2002<br />
den zu Umhängetaschen umgearbeitet. Nach dem<br />
Ende ihrer Installation findet sich an dieser Stelle<br />
tatsächlich ein Strand, leider einer jener künstlich<br />
aufgeschütteten und mit Werbezelten dekorierten<br />
Ersatzbefriedigungen für Sonnenhungrige – die<br />
„Strandbar Solenda“.<br />
Die meisten von Bielfelds Arbeiten haben diesen<br />
Charakter der Unbeständigkeit. Sie besetzt den<br />
Raum mit ihren Installationen für eine gewisse<br />
Zeit, um ihn danach wieder der Leere zu überlassen.<br />
Die Erinnerung hat diesen Ort in diesem Moment<br />
bereits verändert. Dass ihre leichten Installationen<br />
meist nur vorrübergehend sind, schreckt<br />
die Künstlerin nicht, bei ihr gibt es keine Trauer der<br />
Vollendung. Aber sie „kann auch schwer“, wie sie<br />
lächelnd betont und meint damit das Material genauso<br />
wie das Konzept. Wenn man weiß, dass ihre<br />
Eltern einen Steinmetzbetrieb für Grabsteine führen<br />
und sie quasi mit diesen Ewigkeitsmonumenten<br />
aufgewachsen ist, bekommen ihre vorläufigen<br />
Einmischungen in den öffentlichen Raum eine zusätzliche<br />
faszinierende Facette. Auch das „Schwere“<br />
gelingt ihr scheinbar leicht. Dass von ihr inszenierte<br />
„gespräch“ auf dem Ev. Friedhof Bochum-<br />
Langendreer schafft als Gedenkmonument eines<br />
anonymen Gräberfeldes einen Ort der Kommunikation,<br />
auf dem nicht nur die Namen der Toten eingemeißelt<br />
sind, sondern der gleichzeitig auch als<br />
Sitzbank und Ruheort genutzt werden kann.<br />
Sommerlich-unbeschwert sehen die Fotos von Bielfelds<br />
Installation „schmetterlinge“ aus: Ein offener<br />
Laubengang, der durch blühende Beete führt. Dazwischen<br />
hängen farbige, geblümte und karierte Tücher,<br />
die vom Wind bewegt werden. Dieser Laubengang<br />
gehört zum Bochumer Hospiz St. Hildegard,<br />
die Tücher sind die Vorhänge Verstorbener. Leichter<br />
und sanfter kann man solch ein Thema wohl nicht<br />
darstellen. Bielfeld packt mit dieser angewandten<br />
Poesie den Betrachter an Herz und Hirn und<br />
zeigt den Prozess des Sterbens als Übergang und<br />
Neuanfang.<br />
Auf das Datum „Ruhr.2010“ blickt Dorothee<br />
Bielfeld gelassen. Sie wird wohl ein Projekt beisteuern,<br />
verrät aber noch nichts Konkretes,<br />
außer das es sich im Essener Norden abspielen<br />
soll. Eines mag sie überhaupt nicht: „Die Möblierung<br />
der Stadt“. Dazu gehören für sie auch jene<br />
Plastiktiere, die in vielen Orten vom Stadtmarketing<br />
als Kunst-Ersatz vor den Geschäften stehen.<br />
Diesen ärgerlichen Kitsch weist Dorothee Bielfeld<br />
weit von sich, was hoffen lässt, dass man<br />
auch in Zukunft kluge und lange nachhallende<br />
Installationen von ihr erwarten kann. (vkb) n<br />
Dorothee Bielfeld:<br />
Geboren 1973 in Bochum, Ausbildung zur Steinbildhauerin,<br />
Architekturstudium an der TU<br />
Darmstadt und der University of North London,<br />
Arbeitsaufenthalt bei Prof. Seung, H-Sang in<br />
Seoul, Korea, seit 2000 freiberufliche Tätigkeit<br />
als Bildhauerin in Bochum.<br />
Projekte: (Auswahl)<br />
„gespräch“, Monument, ev. Kirchengemeinde<br />
Bochum-Langendreer<br />
2002 „stattwald“, Installation Innenstadt<br />
Essen, mit Anne Berlit und Frank Ahlbrecht<br />
2003 „salzlandschaft“, Installation<br />
Bad Wimpfen<br />
2004 „stattstrand“, Installation<br />
Stadthafen Dortmund<br />
2004 „atemwende“, Installation<br />
Melanchthonkirche Bochum<br />
2005 „bodenflügel“, Bodenplastik Herten<br />
2006 „baumkino“, Installation Darmstadt,<br />
3. Internationaler Waldkunstpfad<br />
2007 „schmetterlinge“, Installation<br />
Hospiz St. Hildegard Bochum<br />
``<br />
www.bielfeld.de<br />
18 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
uhrkultur:<br />
Fotos: Unperfekthaus<br />
Kreatives Chaos de Luxe<br />
Schön schräg: Im Essener „Unperfekthaus“ finden Künstler<br />
und Publikum zusammen.<br />
Gelegentlich muss man eine Utopie auch ausleben.<br />
Das hat sich wohl auch IT-Unternehmer Reinhard<br />
Wiesemann gedacht, als er 2004 das „Unperfekthaus“<br />
(UpH) eröffnete. Ihm schwebte ein offenes<br />
Haus vor, in dem KünstlerInnen und Kreative arbeiten<br />
können und gleichzeitig die Chance bekommen,<br />
ihre Werke einem größeren Publikum zu präsentieren.<br />
Das alles in einer offenen, zwanglosen<br />
Atmosphäre, in der jeder frei seinen Ideen nachgehen<br />
kann. Raum dafür fand Wiesemann mitten in<br />
der Essener Innenstadt, in einem ehemaligen Franziskanerkloster,<br />
nah am Limbecker Platz. Konsequent<br />
wurden die alten Räume den neuen Bedürfnissen<br />
angepasst. Für 5,50 Euro Eintritt darf der<br />
Besucher den ganzen Tag bleiben, kann mit Künstlern<br />
ins Gespräch kommen, im Internet surfen, sich<br />
mit Getränken versorgen und den kreativen Kosmos<br />
des UpH erforschen.<br />
Im optimalen Fall trifft man die KünstlerInnen persönlich<br />
an, wie den selbsternannten „Ruhrstadtmaler“<br />
Ariyadasa Kandege. Dieser fröhliche Mensch<br />
aus Sri Lanka malt in abenteuerlicher Perspektive<br />
sehr farbige Panoramen aller Ruhrgebietsstädte,<br />
die an der „Ruhr.2010“ teilnehmen; den Horizont<br />
bildet auf allen Bildern stets die Skyline von Essen.<br />
Auch wenn Kandege die Sehenswürdigkeiten der<br />
Städte zu einem Wimmelbild zusammenballt, zeigt<br />
er das Revier schon heute als eine große, bunte<br />
Kulturhauptstadt.<br />
Ein Stockwerk höher findet sich das Atelier von<br />
Michaela Glasstetter und Julia Weinstock. „Tolllkirsche“<br />
nennen die Designerinnen ihr Avantgarde-Modelabel<br />
und zeigen ihre „Plastik-und Textilcouture“.<br />
Natürlich kommen diese Entwürfe extravagant-schrill<br />
daher, sie zeigen so aber auch die<br />
ganze Bandbreite des UpH. Außerdem können die<br />
beiden Damen hier ihre Geschäftsidee ausprobieren,<br />
ohne sich verschulden zu müssen.<br />
In den verwinkelten Fluren des UpH erwartet den<br />
Besucher Unerwartetes. Da gibt es die „kleinste Galerie<br />
Essens“, den „Art-o-mat“, einen umgebauten<br />
Sonnige Aussichten: Das Unperfekthaus in Essen<br />
Zigarettenautomaten, in dem man sich das Kunstwerk<br />
für danach ziehen kann. Beate Jenke bietet<br />
Tiersärge an, die nach Herrchens Wunsch gestaltet<br />
werden. Es gibt eine Kinderbetreuung, Internetplätze,<br />
den Versuch eines monatlichen Kulturstammtischs<br />
und eine „Angezogenen- Sauna“. Das<br />
ist auch eine von Wiesemanns Ideen: Man setzt<br />
sich zwei Minuten in voller Montur in die Sauna<br />
und atmet die heiße Luft ein, was gut gegen Erkältung<br />
sein soll.<br />
Das UpH ist aber nicht nur für die Künstler da, sondern<br />
bietet auch dem Publikum Raum: Die ehemalige<br />
Kapelle wurde mit einer Bühne ausgestattet<br />
und schallisoliert und kann für Partys angemietet<br />
werden. Für Feiern anderer Art bietet sich der zum<br />
sonnigen Wintergarten ausgebaute Kreuzgang<br />
des Ex-Klosters an. Von hier erreicht man auch<br />
die riesige Sonnenterrasse, von der der Blick über<br />
die Dächer Essens schweifen kann. Im letzten Jahr<br />
haben Wiesemann und sein Team die ungenutzten<br />
Wohnräume der Mönche zum „WG-Hotel“ umgebaut.<br />
In heller, moderner Atmosphäre kann man<br />
sich dort als Freundeskreis, Firmenteam oder Seminargruppe<br />
einmieten. Die acht Zimmer reichen<br />
für max. vierzehn Personen und können auch als<br />
Arbeitsräume genutzt werden. Zum Pauschalangebot<br />
gehören eine WG-Küche mit stets vollem Kühlschrank,<br />
Sauna und Wireless-LAN.<br />
Reinhard Wiesemann ist mit dem offenen Konzept<br />
des UpH etwas völlig Neues gelungen und<br />
zeigt, was mit Optimismus, einer Vision und mit<br />
einer Portion Geld alles möglich ist. Die von der<br />
Kulturhauptstadt ausgerufene „Stadt der Möglichkeiten“<br />
ist hier auf kleinem Raum schon sichtbar.<br />
Aber Wiesemann denkt da auch schon wieder<br />
weiter und hat ganz kühn das UpH zum eigenen<br />
Stadtteil erklärt: „Essen-Unperfekt“. (vkb) n<br />
Ariyadasa Kandege malt die „Ruhrstadt“<br />
Blick in das WG-Hotel<br />
Unperfekthaus<br />
Essen, <strong>Friedrich</strong>-Ebert-Straße 18<br />
Tel. 0201.84 735-0<br />
``<br />
www.unperfekthaus.de<br />
``<br />
www.wg-hotel.de<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 19
uhrkultur:<br />
Vom Rande der Gesellschaft:<br />
Deix in the City<br />
Ein großer Grantler grimmig grummelt, oder: Manfred Deix gibt sich die<br />
Ehre im Schloss Oberhausen mit dem Special Guest Arnold Schwarzenegger.<br />
Solche Künstler bringt scheinbar nur Österreich<br />
hervor. Denken wir an Thomas Bernhard, den großen<br />
Theaterschriftsteller, Gottfried Helnwein, in<br />
Oberhausen 2005 ausgestellt mit verstörenden<br />
Kinderbildern, Manfred Nitsch, den durch seine<br />
Orgien Mysterien Theater bekanntgewordenen<br />
Blutbilder oder den Lichtbildkünstler Arnold S., zur<br />
Zeit als Governeur Kaliforniens wirkend. Alle ein<br />
wenig unappetitlich mit dem, was sie sagen, wie<br />
sie leb(t)en oder produzieren. Und dann natürlich<br />
Deix. „Ja, Ich bin Lustzeichner. So wie es Lustmörder<br />
gibt, bin ich Lustzeichner“, sagt der noch heute<br />
in Nieder österreich lebende Karrikaturist, der 1949<br />
in St. Polten geboren wurde.<br />
Und er meuchelt mit spitzem Pinsel alle Tabus des<br />
vermeintlichen Bildungsbürgers nur so dahin. Es<br />
ist auch die Lust am Fleisch und damit verbundenen<br />
Gelüsten, die ihn bewegt. So begegnen uns<br />
im Deixschen Bilderkosmos küssende Priester, Senioren<br />
beim Seniorensex, Politiker in Reizwäsche,<br />
Paare in eindeutigen Positionen. Aus dem Enfant<br />
terrible der österreichischen Zeichnerszene<br />
der siebziger Jahre ist längst das Markenzeichen<br />
„Deix“ geworden; die so genannten „Deix-Figuren“<br />
sind mittlerweile fester Bestandteil des deutschen<br />
Sprachschatzes. Auf sein „gemaltes Personal“,<br />
wie Deix es formuliert, treffen wir – seit der<br />
Zeichner es dem Leben entnommen und auf das<br />
Papier gebracht hat – täglich und beinahe überall.<br />
Und natürlich auch in der Politik. So verwundert<br />
es nicht, dass er neben seinem rechtslastigen<br />
Landsmann(schaftler) Jörg Haider besonders<br />
seinen ehemaligen Mitbürger und neuamerikanischen<br />
Law-and-Order Governeur Arnold Schwarzenegger<br />
aufs Korn genommen hat. Der Untertitel<br />
der Ausstellung deutet es an.<br />
Doch Manfred Deix bildet Realität ab, leider, wie<br />
er selbst sagt, schöner als sie um uns wirklich ist.<br />
Ich bin ein Behübscher und Verharmloser, sagt er,<br />
doch selbst in dieser Rolle gelingt es ihm mühelos,<br />
mit Polemik und ohne Scheu vor Autoritäten<br />
Tabus zu brechen, öffentliche und private Miss-<br />
Arnold Schwarzenegger<br />
stände, gesellschaftliche und politische Zustände<br />
aufzuzeigen.<br />
Die Ausstellung war vorher im Wilhelm-Busch- Museum<br />
Hannover zu sehen und wird 238 Arbeiten<br />
aus den letzten 10 Jahren präsentieren. Man sollte<br />
sie nutzen, um einen umfassenden Eindruck seines<br />
Werkes zu bekommen. (pl)<br />
n<br />
bis zum 8. Juni 2008<br />
LUDWIG GALERIE Schloss Oberhausen<br />
Oberhausen, Konrad-Adenauer Allee 46<br />
`` www.ludwiggalerie.de<br />
Bildrechte: Manfred Deix<br />
Das WDR Musikfest 2008<br />
Vom 19. April bis zum 17. Mai wird die lebendige<br />
und leistungsfähige Duisburger Musikszene in<br />
Stadt und Umgebung den „Ton angeben“. Vier<br />
Wochen lang hallt die Stadt von den Klängen des<br />
WDR Musikfestes wider. Diesen traditionsreichen<br />
Musikmarathon veranstaltet der Westdeutsche<br />
Rundfunk in Zusammenarbeit mit wechselnden<br />
Städten Nordrhein-Westfalens. In diesem Jahr verzeichnet<br />
der Festivalkalender mehr als vierzig Termine:<br />
Oper und Sinfonik, Chor- und Kammermusik,<br />
Jazz und Weltmusik – das WDR Musikfest 2008<br />
hält spannende Angebote in nahezu allen musikalischen<br />
Genres bereit. Dafür garantieren bedeutende<br />
Solisten wie der aus Duisburg stammende Geiger<br />
Frank Peter Zimmermann, der Tenor Christoph<br />
Prégardien oder die Pianistin Heidrun Holtmann.<br />
Auch die Duisburger Philharmoniker sowie die<br />
Klangkörper des WDR – WDR Sinfonieorchester<br />
Köln, WDR Rundfunkorchester Köln, WDR Rundfunkchor<br />
Köln und WDR Big Band Köln – sind bei<br />
diesem Musikfest auf vielfältige Weise im Einsatz.<br />
Das Kulturradio WDR 3 engagiert sich in dreifacher<br />
Weise für das Musikfest: Programmgestaltung,<br />
Vorbereitung und praktische Durchführung des<br />
Festes werden in enger Zusammenarbeit zwischen<br />
den lokalen Partnern in Duisburg und WDR 3 realisiert.<br />
Zudem bringt WDR 3 eigene Konzertprojekte<br />
in das Musikfest ein. Und schließlich: WDR 3 wird<br />
einen Großteil der Veranstaltungen aufzeichnen<br />
und abbilden – mit Live-Übertragungen oder zeitversetzten<br />
Ausstrahlungen sowie via Live-Stream<br />
(über wdr3.de) auch weltweit im Internet. n<br />
Kartentelefon 0203.300 9100<br />
`` www.wdr-musikfest.de<br />
Foto: Mercatorhalle<br />
20 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
im mittelpunkt:<br />
Gesund bauen und wohnen<br />
Wo das Bewusstsein wächst<br />
Wohnen ist mehr als das Leben in den „eigenen vier Wänden“. Dabei gestalten<br />
wir nichts lieber und länger als den privaten Raum – obwohl sein Umfeld<br />
ebenso wichtig ist. In diesem Schwerpunkt gibt das Stadtblatt Impulse für ökologische<br />
Materialien und zukünftiges Zusammenleben.<br />
Das Häuschen im Grünen muss nicht länger ein unerreichbarer<br />
Traum sein, denn das Grün kommt zu<br />
den Häusern. Zumindest, wenn im Ruhrgebiet die<br />
demographische Entwicklung so verläuft wie prognostiziert.<br />
Der Ballungsraum bekommt grüne Risse,<br />
weil die Verdichtung in den Innenstädten zunimmt.<br />
Zwar wächst die Zahl der Haushalte im Moment<br />
noch – die so genannten Singlehaushalte – und<br />
steigt damit die Wohnfläche und der umweltbelastende<br />
Ressourcenverbrauch pro Kopf, nach<br />
2015 wird aber ihre Zahl deutlich zurückgehen.<br />
Sagt der Dortmunder Professor und Stadtgeograf<br />
Hans H. Blotevogel. „Wir bekommen ein massives<br />
Leerstandsproblem in den Städten.“ Und während<br />
der Flächenverbrauch in ländlichen Gebieten noch<br />
sehr hoch sei, gingen die Revierstädte inzwischen<br />
sparsam damit um. Stattdessen werden durch den<br />
Rückbau verkehrs- oder emissionsbelasteter Siedlungen<br />
wie in Duisburg-Bruckhausen neue Flächen<br />
gewonnen – eine Chance für ökologische<br />
Parklandschaften rund um die dann verdichteten<br />
Innenstadtbereiche. Wie umweltfreundlich und sozial<br />
diese gestaltet werden, hängt ganz von uns ab.<br />
Beim Bauen im Bestand wie beim Neubau können<br />
wir mit neuen „alten“ Materialien wie Holz (S. 28)<br />
und Lehm (S. 31) für eine bessere Öko bilanz sorgen.<br />
Gerade der nachwachsende Rohstoff Holz<br />
kann im Hoch- und Ausbau durch neue Bauelemente<br />
zu neuen Höhen wachsen. Dabei werden<br />
mehrere Vorteile erreicht: Ein gesundes Raumklima<br />
bei hoher energetischer Dämmung – und integrierter<br />
„Rückbau“-Qualität, wie sie der Ruhrgebiets-Architekt<br />
und Macher der IBA Emscher Park<br />
Karl Ganser für die Ökologie forderte. Während in<br />
Berlin inzwischen das zweite sechsstöckige Holzhaus<br />
entsteht, ist das Ruhrgebiet hier noch Brachland.<br />
Architekten und Bauherrinnen können sich<br />
beim Ökozentrum NRW in Hamm in Sachen ökologischer<br />
Bauplanung bilden lassen. Grundsätzlich<br />
gilt, dass die Energie- und Infrastrukturkosten in<br />
Zukunft steigen werden. Was liegt also näher, als<br />
diese in Gemeinschaft zu tragen, z. B. in zukunftsfähigen<br />
generationenübergreifenden Wohnprojekten,<br />
wie sie der WohnreWIR-Verein in Dortmund-<br />
Tremonia oder die Bewohner des Wohnprojekts<br />
Bochum-Gerthe realisiert haben. Wie das funktioniert,<br />
erfahren Interessenten z. B. bei der Wohnbund<br />
Beratung NRW in Bochum. Um Mehrgenerationen-Wohnhäuser<br />
und „altersgerechtes“ Wohnen<br />
bemühen sich immer mehr Wohnungsunternehmen:<br />
Die Aussichten für Mieter werden so<br />
immer besser (S. 24). Und wer sich dann noch für<br />
seine Lieblingsstücke so einsetzt, wie unsere Promis<br />
(S. 22) braucht sich um seine Wohngesundheit<br />
(ab S. 27) keine Sorgen zu machen. (rb) n<br />
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stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 21
im mittelpunkt:<br />
Wohlfühl-Design<br />
Lieblingsstücke leben länger<br />
Joachim Hermann Luger<br />
Je schöner und nützlicher, umso wertvoller sind sie. Und umso länger<br />
hegen und pflegen wir unsere Lieblingstücke. Sie belasten die Umwelt<br />
und Natur weniger als der neue und vielleicht sogar umweltfreundlich<br />
hergestellte „letzte Schrei“. Da ihre Langlebigkeit mit hochwertigen<br />
Materialien und zeitlosem Design verbunden ist, sind sie nicht immer<br />
„billig“ – jedoch über ihre gesamte Lebensdauer weniger kostspielig<br />
und in ihrer Ökobilanz unschlagbar. Wir fragten befreundete Revier-<br />
Persönlichkeiten und in der Stadtblatt-Redaktion nach nachhaltigem<br />
Design und den Lieblingsstücken, die jeden Umzug mitmachen.<br />
Fritz Eckenga, Komödiant und Kolumnist:<br />
Ich ziehe seit ziemlich langer Zeit beruflich sehr oft<br />
um. Das Fachwort dafür ist „Tournee“. Mein Bedarf<br />
an privaten Umzügen ist deswegen ausgesprochen<br />
übersichtlich. Ich bin also schon froh, wenn<br />
ich zum Wohnen komme. Das Schönste daran ist,<br />
dass ich die Tür (nach hinten) aufmachen und mich<br />
ins Freie setzen kann. Noch weiter hinten steht das<br />
Kompostviereck. Es ist ganz interessant, ab und zu<br />
mal da reinzukucken und den Verrottungsprozess<br />
zu beobachten. Ein Kompost ist kein Wanderzirkus.<br />
Weil ich ihn nicht mitnehmen kann, werde ich,<br />
wenn‘s irgendwie geht, nicht umziehen.<br />
Volker K. Belghaus, Kulturredakteur:<br />
Wenn der Kulturredakteur mit einem Foto eines<br />
Bücherregals ankommt, schreit das natürlich geradezu<br />
nach Klischee. Aber bitte – es geht hier nicht<br />
um das Regal als solches, das ist schwedischer<br />
Mainstream namens Billy. Es sind die Bücher selbst,<br />
die für mich als „Lebensbeiwerk“ unverzichtbar<br />
sind. Tragbare Heimat, sozusagen. Und wenn die<br />
Lektüre dann noch so wunderhübsch gestaltet ist,<br />
wie diese Exemplare aus der „edition suhrkamp“,<br />
die Willy Fleckhaus ab 1963 für den Verlag in den<br />
Spektralfarben des Lichts entworfen hat, wird Literatur<br />
zum Gesamtkunstwerk. Ansonsten gilt aber:<br />
Inhalt vor Schönheit!<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Underberg</strong>, Chefredakteurin:<br />
Ein wunderbares 50er Jahre-Stück nenne ich mein<br />
eigen. Den Gelsenkirchener Barock-Schrank habe<br />
ich im Reviermarkt entdeckt und für 400 Mark<br />
einer Bochumer Familie abgekauft, die nach einer<br />
Renovierung keinen Platz mehr für ihn hatte. Er ist<br />
in jeder Hinsicht sehr wuchtig, der Transport war<br />
ein echtes Abenteuer – vom dritten in den vierten<br />
Stock –, zumal sich so ein Schrank nicht zerlegen<br />
lässt, sondern exakt aus zwei Teilen besteht. Er hat<br />
viel Stauraum, ist funktional, ohne auf seine Funktion<br />
reduziert zu sein, und mit seinen Schnitzereien<br />
und goldverzierten Scheiben ist er ästhetischer<br />
Mittelpunkt meiner Wohnküche. Ich mag ihn, weil<br />
er das genaue Gegenteil von heutigem Billigkunststofffurnierkitsch<br />
ist. Ein Fels in der Brandung.<br />
Joachim Hermann Luger, Schauspieler:<br />
Mein Lieblingsmöbel ist ein altes Erbstück, ich vermute<br />
aus den zwanziger, dreißiger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts, bin da aber nicht sicher. Der Sessel<br />
begleitet mich schon seit meiner Jugend und hat<br />
fast ein Dutzend Umzüge mitgemacht. Das Leder<br />
war irgendwann vollkommen brüchig, das Polstermaterial<br />
quoll heraus, aber ich brachte es nicht<br />
übers Herz ihn wegzuwerfen. Dann habe ich einen<br />
wunderbaren Polstermeister gefunden, der ihn liebevoll<br />
in seinen alten Originalzustand versetzt hat.<br />
Und nun ist er wieder schöner als je zuvor!<br />
Helge Jepsen, Illustrator:<br />
Den Linde-Kühlschrank bekam ich 1988 von Freunden<br />
zum Geburtstag geschenkt, er ist also exakt<br />
zwanzig Jahre in meinem Besitz und hat bisher<br />
jeden Umzug mitgemacht. Seiner ursprünglichen<br />
Farbe beraubt und mit einem technisch frei erfundenen<br />
„System Porsche“-Aufkleber gepimpt, dient<br />
er seither als Fernsehersockel, seit ca. zehn Jahren<br />
für den ulkigen DUAL-Kasten, der NICHT durch die<br />
Kamera verzerrt wurde, sondern dortmals so hergestellt<br />
wurde. Für helle Freude sorgte das reine<br />
Dekoteil vor ein paar Jahren, als ich versuchsweise<br />
Elektrizität in den Kühlschrank jagte – und er daraufhin<br />
rumpelte und polterte und schließlich hervorragend<br />
kühlte. Seitdem hat er schon mehrere<br />
Kurzauftritte auf diversen Feiern mit anschließenden<br />
Dankschreiben der RWE gehabt. Ob allerdings<br />
ein Kühlschrank und ein TV-Gerät auf einer einsamen<br />
Insel irgendeinen Sinn machen, ist fraglich. Ich<br />
würd’ beide mitnehmen.<br />
Peter Liffers, Kommunikationsdesigner:<br />
Der Lounge-Chair von Ray und Charles Eames ist<br />
ein Entwurf aus den 50er Jahren. Seine Idee ist die<br />
Nachbildung eines gebrauchten Baseball-Handschuhs,<br />
der den Körper wie den Baseball perfekt<br />
umschließt. Ursprünglich war er als Geburtstagsgeschenk<br />
für den Regisseur Billy Wilder gedacht,<br />
der ein bekennender Fan eines kurzen, aber nicht<br />
22 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Helge Jepsen<br />
Peter Liffers<br />
Jamiri<br />
Fritz Eckenga<br />
Volker Belghaus<br />
Ulrike Kleikemper<br />
zu tiefen Mittagsschlafs, gewesen sein soll, des sogenannten<br />
„loungen“, was soviel heißt wie „elegantes<br />
Abhängen“. Ein solcher Stuhl, der für mich<br />
der bequemste Sessel der Welt ist, ist ein echtes<br />
Sitzmöbel fürs Leben. Die Form ist so zeitlos, dass<br />
ich nie wieder etwas anderes suchen muss, die Verarbeitungsqualität<br />
ist, leider auch angesichts des<br />
Preises, extrem gut. Außerdem ist jedes Einzelteil,<br />
wie bei den meisten Möbelklassikern, unbegrenzt<br />
lieferbar. Das heißt für mich Nachhaltigkeit beim<br />
Wohnen. Statt vieler Neueinrichtungen sich einmal<br />
entscheiden und damit von der ersten Minute an<br />
perfekt Sitzen. Wenn man sich traut, sind Designermöbel<br />
unabhängig von ihrer Fertigungsmethode<br />
eine sehr ökologische Wohnentscheidung.<br />
Jamiri, Comic-Zeichner:<br />
Das ist mein treuer alter Toshiba BD-5110 Fotokopierer.<br />
Unter Kennern ist dieses Modell eine Legende.<br />
Nie vorher – und nie nachher (!) lieferte ein Kopierer<br />
derart sattes Schwarz. Ich kaufte ihn 1993<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Underberg</strong><br />
von einer Werbeagentur für nur 500 Mark. Da<br />
hatte er schon 292.985 Blatt auf der Uhr. Viermal<br />
bin ich schon mit ihm umgezogen, und das, obwohl<br />
der automatische Papiereinzug bald defekt<br />
war und er so viel wiegt wie der Buckingham-Palace.<br />
Heute steht 339.928 auf dem Zähler. Er ächzt<br />
und quietscht wie eine alte Barke bei schwerer<br />
See, wenn man ihm eine Kopie abverlangt. Aber<br />
die Qualität dieser Kopie schlägt immer noch alles.<br />
Und so lange es noch Techniker gibt, die leuchtende<br />
Augen bekommen, wenn sie ihn reparieren<br />
dürfen, wird er an meiner Seite bleiben.<br />
Ulrike Kleikemper, Produktdesignerin:<br />
Groß, alt und etwas speckig: mein Holztisch. Platz<br />
für viele Freunde und meine Familie. Platz für das<br />
nächste Mittagessen, Platz für ganz viele verschiedene<br />
Frühstücksutensilien, für Spieleabende und<br />
die anstehende Geburtstagsfeier. Sitze ich allein<br />
am Tisch, erzählt er mir Geschichten. Der dicke<br />
Kratzer von der Bastelaktion für Marias Hochzeit,<br />
der große Rotweinfleck – die Party war nicht<br />
schlecht! Jede Macke macht ihn schöner. Das lebhafte<br />
Holz und das einfache Design, mein Tisch<br />
kommt gut ohne Schnörkel aus. Von der Studentenbude<br />
in die Fünfer-WG bis in unser kleines Haus<br />
– dieser Tisch hat schon einiges gesehen: Der alte<br />
Küchentisch von meiner Großtante Carla hat ungefähr<br />
achtzig Jahre auf dem Buckel. Wenn das nicht<br />
nachhaltig ist. Wäre er nicht mehr da, würd’ mir<br />
echt was fehlen. (rb)<br />
n<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 23
im mittelpunkt:<br />
Altersgerechtes Wohnen<br />
Wie wir den Wohnwandel gestalten<br />
Wir werden älter, weniger und bunter<br />
– so lässt sich der demographische<br />
Wandel auch im Ruhrgebiet beschreiben.<br />
Die Weichen für Lebensqualität<br />
in allen Altersstufen stellen<br />
wir selbst.<br />
Im Alter sicher, selbständig und selbstbestimmt<br />
in der eigenen Wohnung zu leben – wer möchte<br />
das nicht. Oft aber reicht die Kraft nicht mehr,<br />
kommen Krankheiten oder Behinderungen hinzu,<br />
so dass Einkaufen, Kochen und Putzen zur Qual<br />
werden können. Wie gut wäre es da, wenn man<br />
einfach Hilfe hätte, die vielleicht nicht immer, aber<br />
immer, wenn es nötig ist, für einen da ist.<br />
Mieter der Hattinger Wohnstätten Genossenschaft<br />
(HWG) haben es gut: Ein neues Dienstleistungszentrum<br />
in der Hattinger Südstadt ist ihr „Aktivpunkt“.<br />
Betreut wird er von einem Pflegebüro, dessen Mitarbeiter<br />
rund um die Uhr erreichbar sind. Nicht nur<br />
Alten- und Krankenpflege wird angeboten, auch<br />
psychosoziale Betreuung. Die HWG baut zur Zeit<br />
die gesamte Südstadt barrierefrei um und stattet<br />
die sanierten Wohnungen mit neuer Infrastruktur<br />
aus. Eine Hausnotrufeinrichtung mit „Funkfinger“-<br />
Taster am Handgelenk hilft bei einem Sturz, wenn<br />
das Telefon nicht erreicht wird. Gefördert wird<br />
auch der Einkaufsservice zum Supermarkt mit Kaffeepäuschen.<br />
„In der Südstadt haben wir mehr<br />
über 70- als unter 30-Jährige“, sagt Dr. Armin<br />
Hartmann, der das Projekt bei der HWG betreut.<br />
„Wenn wir auf diese Weise die Qualität erhöhen<br />
und Leerstand vermeiden, nutzt das allen Mitgliedern<br />
und damit der HWG-Gemeinschaft.“<br />
Derart bemühen sich viele Wohnungsunternehmen<br />
um ihre älter werdenden und länger lebenden<br />
Mieter – und um den Nachwuchs. Dazu gehört<br />
auch die THS, die mit SOPHIA, der „Sozialen<br />
Personenbetreuung – Hilfen im Alltag“ ein selbständiges,<br />
technikgestütztes Wohnen vor allem im<br />
Alter ermöglichen will. Großer Vorteil von SOPHIA<br />
gegenüber anderen Systemen: Die Nutzer müssen<br />
sich nicht mit komplizierter IT-Technologie beschäftigen,<br />
Telefon und Fernseher werden zur interaktiven<br />
Kommunikationszentrale vernetzt.<br />
Noch sind die Schrumpfungsprozesse meist negativ<br />
besetzt, bedeuten aber auch die Chance zur<br />
Neuverdichtung und zu höherer Lebensqualität,<br />
sagt der Gelsenkirchener Zukunftsforscher Klaus<br />
Burmeister von Z_punkt. „Schon die IBA verfolgte<br />
Konzepte, das Ruhrgebiet grüner zu machen. In<br />
den meisten Stadtplanungsabteilungen wird heute<br />
an ‚neuen Grünzügen‘ und Bauen im Bestand gefeilt.“<br />
Burmeister bedauert, dass es zwar in jeder<br />
Stadt Ansätze zum neuen Mehrgenerationen-<br />
Wohnen gäbe, aber noch kein klares Leitbild.<br />
Unter stützung erhält er dabei von Architekten, die<br />
im Mehrgenerationenhaus die Zukunft für Altersgerechtes<br />
Wohnen sehen. Ulrich Köhne ist einer<br />
von ihnen. Er plant in Herne ein solches Wohnprojekt.<br />
Reine „Altenwohnanlagen“, wie sie häufig auf<br />
den neuen Brachflächen der Innenstädte entstehen,<br />
gehören für ihn der Vergangenheit an. „Wir<br />
bauen heute grundsätzlich für alle Nutzer gleich.“<br />
Das heißt barrierefrei, mit Niedrigenergiehausstandard,<br />
mehreren Wohnungstypen in einem Haus,<br />
und jederzeit ohne großen Aufwand nachrüstbarer<br />
alten- und behindertengerechter Ausstattung.<br />
„Das ursprüngliche Mehrfamilienhaus war immer<br />
ein Mehrgenerationenhaus“, sagt Köhne. „Jeder<br />
wohnte in der Wohnung, die seiner Lebenssituation<br />
und seinem Geldbeutel entsprach.“ Bei sinkender<br />
Nachfrage bedeutet der einheitliche alten- und<br />
behindertengerechte Standard für die Eigentümer<br />
auch, dass solche Wohnungen an jeden und nicht<br />
nur an eine jeweils eng begrenzte Nutzergruppe<br />
vermietet werden können.<br />
„Altersgerecht ist auch generationenübergreifend“,<br />
sagt Burmeister. „Das ist ein Trend, der noch<br />
nicht bei den Stadtplanern angekommen ist.“ Einkaufsmöglichkeiten,<br />
Zugang zu öffentlichen Stätten,<br />
das Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“ –<br />
Städte, die da innovativ sind, sind langfristig die<br />
Gewinner. Da sich ihre steuerlichen Zuwendungen<br />
von Bund und Land nach der Zahl der Einwohner<br />
richten, hat der Kampf um unsere Köpfe<br />
begonnen. (rb)<br />
n<br />
24 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Ratgeber Wärmedämmung<br />
Welche Baustoffe und Bauteile helfen, den Energieverbrauch zu drosseln? Für welche Teile des Hauses sind<br />
sie geeignet und was kosten sie? Der aktualisierte Ratgeber „Wärmedämmung“ der Verbraucherzentralen<br />
liefert Informationen rund um die wichtigsten Dämmstoffe. Erklärt werden Begriffe wie zum Beispiel<br />
Wärmeleitfähigkeit oder Feuchteverhalten. Erhältlich ist der Ratgeber in den Verbraucherzentralen und im<br />
Internet zum Preis von 12,40 Euro inkl. Versand- und Portokosten.<br />
``www.ratgeber.vzbv.de<br />
„Du bist das Maß aller Dinge!“ –<br />
Kampagne barrierefreies Bauen<br />
Barrierefrei gestaltete Wohnungen sollen in Nordrhein-Westfalen zum normalen Komfortstandard werden.<br />
Barrierefrei zu wohnen soll sich nicht auf Wohnraum für Senioren und Behinderte beschränken. Breite<br />
Türen, schwellenlose Duschwannen und viel Bewegungsraum erleichtern es nicht nur Menschen mit Handicaps,<br />
in der eigenen Wohnung zurechtzukommen. Auch Familien mit kleinen Kindern profitieren davon.<br />
Eine barrierefrei ausgestattete Wohnung ermöglicht flexiblere und langfristigere Nutzungen – auch im Falle<br />
von Krankheit, Unfall oder Gebrechlichkeit können die Bewohner weiter im eigenen Zuhause leben.<br />
``www.barrierefrei.nrw.de<br />
Baukultur ABC<br />
Das Baukultur ABC ist ein fotografischer Bilderbogen, dem der Besucher nach eigenen Vorlieben folgen<br />
kann. Die Plattform ist der erste Schritt zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die gebaute Umwelt – von<br />
der unterbewussten zur bewussten Wahrnehmung. Das Projekt ist Bestandteil der Kampagne „sehen lernen“,<br />
die das Europäische Haus der Stadtkultur ins Leben gerufen hat. Die Kampagne will die Öffentlichkeit<br />
für ihre gebaute Umwelt interessieren, einen inhaltlichen Austausch anregen und Parameter hinsichtlich<br />
guter Gestaltung für die StadtbewohnerInnen auf den Punkt bringen.<br />
``www.baukultur-abc.de<br />
Wohnheim spart Energie<br />
Durch die Kombination aus einer mit Photovoltaik-Elementen verkleideten, hinterlüfteten Doppelfassade<br />
und einer Luftheizung mit Wärmepumpennutzung im Sommer und Winter können in der Studierenden-<br />
Wohnanlage „Haus Erlenkamp“ in Bochum hohe Energiekosten eingespart werden. Die Auszeichnung<br />
mit der Energie effizienzklasse A und erste Zahlen belegen dies. Das bedeutet bessere Werte als bei einem<br />
Niedrigenergiehaus.<br />
``www.akafoe.de<br />
Ihr Beitrag zum Klimaschutz:<br />
100%<br />
Erneuerbare<br />
Energien<br />
Fragen Sie den Fachbetrieb:<br />
Sonnen- und<br />
Windenergieanlagenbau<br />
GmbH<br />
Solarfachbetrieb in<br />
Selbstverwaltung seit 1980<br />
Karl-Hermann-Str. 14 • 45701 Herten<br />
Tel 0 23 66 / 4 39 65 • post@swb-herten.de<br />
Solarwärme • Sonnenstrom • Holzpellets • Kraft-Wärmekoppelung •<br />
www.swb-herten.de<br />
tretford aus Wesel<br />
Teppich aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
Die Weseler Teppich GmbH, besser bekannt als tretford, stellt seit fast fünfzig Jahren tretford-Interland<br />
her, einen Boden aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Flormaterial besteht zu achtzig Prozent aus Kaschmir-Ziegenhaar<br />
und zu zwanzig Prozent aus Schurwolle. Die Palette umfasst 61 Farben als Bahnenware,<br />
Fliesen, Sockelleiste und Stufenmatten. Die Bahnenware ist mit einem Juterücken versehen und wird vollständig<br />
verklebt. Die Teppichfliesen sind mit einer Schwerbeschichtung ausgestattet, so dass sie bei einer<br />
Wand-zu-Wand-Verlegung selbstliegend sind, also ohne Klebstoff verlegt werden. Aufgrund des besonderen<br />
Herstellungsverfahrens franst die Ware nicht aus und kann nach Wunsch geschnitten und verlegt<br />
werden. Am Standort Wesel sind rund hundert Mitarbeiter beschäftigt, die Teppiche werden dort im eigenen<br />
Werk hergestellt.<br />
``www.tretford.de<br />
Foto: tretford<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 25
im mittelpunkt:<br />
Scharouns Schularchitektur in Marl<br />
Von Vorbildern lernen<br />
Bildung, Bildung, Bildung – so steht es für die Zukunft auf<br />
dem Programm. PISA-Spitzenreiter Finnland zeigt, dass<br />
dazu auch eine Schularchitektur gehört, die von Architekten<br />
und Pädagogen gemeinsam entwickelt ist. Die Scharoun-Schule<br />
in Marl ist Standort eines Symposions, einer<br />
Ausstellung und von Exkursionen zu einer vorbildlichen<br />
Architektur.<br />
Wie ein großer warmer Bauch nahm uns die Schule täglich auf. Im ausufernd<br />
sich öffnenden Foyer verteilten sich die Kinder in alle Richtungen. Rechts die<br />
große Muschel, die Aula mit ihrem tollen Klang, links oben das Lehrerzimmer<br />
mit dem Bullauge. Jedes Jahr ein anderer Abzweig. In der weiten, langen Vorhalle<br />
vor den Klassenräumen tobten wir mit den Nachbarschülern. Jede Klasse<br />
hatte eine eigene Garderobe, Waschraum und Toilette. Anschließend unser<br />
Wohnzimmer: Holzverkleidet, Tafel, Schrankwand, eine kleine Nebenbucht.<br />
Vor den sonnenverblendeten Fenstern unsere Terrasse, auf der wir im Sommer<br />
den Unterricht genossen. Ringsherum grün. Das war unsere Volksschule, die<br />
berühmte Scharoun-Schule, erinnert sich der ehemalige Schüler.<br />
Fast vierzig Jahre ist das her. Die Schule des Architekten Hans Scharoun, bekannt<br />
vor allem als Baumeister der Berliner Philharmonie, war wegweisend.<br />
Das spürt man auch heute bei einem Besuch in der Chemie-Stadt. Trotz seiner<br />
immer noch rund 89.000 Einwohner hat Marl weder Kino noch Schwimmbad<br />
mehr. In der Industriestadt im Grünen durfte Scharoun erstmals kompromisslos<br />
sein „Darmstädter Modell“ einer komplexen Schularchitektur umsetzen. Marl<br />
zeigte sich 1967 offen für eine neue urbane Architektur, die avantgardistisch<br />
und großzügig war. Hier gruppierte Scharoun nestartige Schülerwohnungen<br />
konzentrisch um das musikalische Herz der Aula, schuf mit Materialien und<br />
Farben Ruhe und Wärme am Lernort.<br />
Vom Raum mit Wirkung<br />
Musik spielt auch heute wieder die Hauptrolle in der Scharoun-Schule. Nach<br />
beinahe vergeblichem Kampf des Initiativkreises Scharoun-Schule um den Erhalt<br />
wurde die Hauptschule 2003 unter Denkmalschutz gestellt. Die Stadt entschloss<br />
sich zur Sanierung und für ein langfristiges Nutzungskonzept. Die Musikschule<br />
zog ein, eine Künstlerinitiative richtete die Werkstatt wieder her. Regelmäßig<br />
finden Konzerte in der Aula statt, ein Kino soll im Hörsaal entstehen.<br />
Rund neun Millionen Mark kostete der Bau damals. Aufgrund der flachen Bauweise<br />
sind auch die Betriebs- und Instandhaltungskosten fast dreimal so hoch,<br />
wie bei einem üblichen Schulbau. Wo heute Eltern ihre Kinder in erdfarbenen,<br />
privaten Waldorfschulen anmelden, „weil die so schön anders sind“, könnte<br />
das Scharounsche Modell einer neuen Schulgeneration Vorbild sein.<br />
Die Bürger Marls leisten sich dieses Vorbild und bauen es aus. Der Bund Deutscher<br />
Architekten Ruhrgebiet (BDA), das M:AI, Museum für Architektur und<br />
Ingenieurkunst NRW, das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl und die Musikschule<br />
helfen dabei mit einem Programm-Triangle. Pädagogen, Schulpsychologen<br />
und -architekten treffen sich unter dem Titel „Schule Zukunft“ am 15. Mai<br />
zum ersten Marler Symposium „Lernraum Schule“. Das ist auch der Startpunkt<br />
für die Ausstellung „Andere Räume – Hans Scharouns Schularchitektur“, für<br />
die das Kunsthistorische Institut der Ruhr-Universität Bochum und die Akademie<br />
der Künste in Berlin ausgewählte Arbeiten zusammengetragen haben und<br />
zu Exkursionen in die Raumwirkungen des Architekten einladen. Für ein musikalisches<br />
Rahmenprogramm während des Ausstellungszeitraums vom 16. Mai<br />
bis zum 13. Juni sorgt die in der Schule neu beheimatete Musikschule Marl.<br />
Wie fruchtbar der Marler Boden für die avancierte Architektur war, zeigen die<br />
Stadtexkursionen „Marl. Wie eine Stand entstand?“ von Skulpturenmuseum<br />
und M:AI. (rb)<br />
n<br />
M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW<br />
Gelsenkirchen, Tel. 0209.925 780<br />
`` www.mai.nrw.de<br />
Fotos: Peter Breuer, Essen<br />
26 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Dicke Luft bekämpfen<br />
Schadstoffe im Wohnbereich<br />
Wer immer wieder unter Kopfschmerzen leidet oder zu<br />
Hause mit geröteten Augen und Schniefnase herumläuft,<br />
sollte einmal genauer hinsehen. Beziehungsweise riechen:<br />
wenn der neue Wohnzimmerschrank „stinkt“, sollte die Ursache<br />
schnellstmöglich abgeklärt werden.<br />
Unsichtbare Gesundheitskiller<br />
Man kann sie nicht sehen, oft bleiben sie jahrelang unentdeckt. Sie dünsten aus<br />
unseren Möbeln, mischen sich in den Hausstaub und schleichen sich in unsere<br />
Nasen und Lungen. Die Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind zum Teil<br />
verheerend.<br />
Einige Schadstoffe sind in Deutschland bereits seit längerem verboten; durch Altlasten,<br />
ungeprüfte Importe, großzügige Grenzwerte oder Gesetzesüberschreitungen<br />
sind viele leider immer noch als Flammschutzmittel, Weichmacher, Holzschutzmittel<br />
& Co im Einsatz:<br />
Substanz u.a. zu finden in ... mögliche Symptome<br />
PCB (Polychlorierte<br />
Biphenyle)<br />
Kondensatoren von Leuchtstoffröhren,<br />
alten Waschmaschinen,<br />
als Weichmacher und Flammschutzmittel<br />
in Lacken<br />
krebserregend, Störung des<br />
Immunsystems,<br />
fruchtschädigendes Potenzial<br />
Besonders Kinder sind betroffen<br />
In viele Fällen gibt es Richtwerte, an die sich ein Hersteller bei Schadstoffkonzentrationen<br />
in seinen Produkten zu halten hat. Maßstab ist jedoch fast<br />
immer der gesunde Erwachsene mit siebzig Kilogramm Körpergewicht. Für<br />
bereits kranke oder ältere Menschen und besonders für Kinder sind die<br />
Auswirkungen der Gifte unüberschaubar. Kinder sind in vielfacher Hinsicht<br />
empfindlicher als Erwachsene. Sie haben im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht<br />
eine größere Hautoberfläche, eine intensivere Atmung und einen höheren<br />
Stoffwechsel – so nehmen sie Schadstoffe viel schneller als Erwachsene<br />
auf. Durch ihre geringere Körpergröße sowie Spielen und Krabbeln<br />
am Boden sind sie auch durch staubgebundene Schadstoffe weitaus mehr<br />
betroffen. Der kindliche Körper ist noch nicht voll ausgebildet und kann<br />
mit Schadstoffen viel schlechter umgehen als ein erwachsener Organismus.<br />
Daraus resultiert auch die höhere Empfindlichkeit gegenüber krebserzeugenden<br />
Stoffen.<br />
Das A und O: ein richtiges Lüftungs- und Heizverhalten. Zu hohe Raumtemperaturen<br />
bewirken eine höhere Schadstoff- und Staubkonzentration.<br />
Mindestens dreimal pro Tag sollte die Luft durch sogenanntes Stoßlüften<br />
ausgetauscht werden. Schadstoffkonzentrationen in der Luft werden dadurch<br />
enorm verringert.<br />
Augen auf beim Möbelkauf<br />
PAK<br />
(Polyaromatische<br />
Kohlenwasserstoffe)<br />
PCP<br />
(Pentachlorphenol)<br />
Phthalate<br />
Formaldehyd<br />
pechhaltigen Klebstoffen und<br />
Farben unter Holzparkett, als<br />
Beschichtung von Trinkwasserleitungen<br />
sowie in alten Fußbodenbelägen<br />
Holzschutzmitteln, wird z. B.<br />
als Insektizid für Wollteppiche,<br />
Leder und Baumwollstoffe verwendet<br />
Fußbodenbelägen, elastischen<br />
Kunststoffen, Vinyltapeten,<br />
Kabeln, Latexfarben, Duschvorhängen,<br />
Kinderspielzeugen<br />
„pflegeleichten“ Textilien, Holzwerkstoffen,<br />
Bodenbelägen,<br />
Spanplatten und Sperrholzprodukten<br />
krebserregend, reizt Atemwege,<br />
Augen und den Verdauungstrakt,<br />
fruchtschädigendes Potenzial<br />
Haut- und Schleimhautreizungen,<br />
Kopfschmerzen, Zerschlagenheit,<br />
Leberfunktionsstörungen, Haarausfall<br />
stehen in Verdacht durch ihre<br />
hormonelle Wirkungsweise<br />
bei Männern Unfruchtbarkeit,<br />
Übergewicht und Diabetes hervorzurufen<br />
verursacht Allergien, Haut-, Atemwegs-<br />
oder Augenreizungen,<br />
unter Verdacht krebserregend<br />
und fruchtschädigend zu sein<br />
Wenn also der Kauf eines neuen Möbelstückes oder eine Renovierung ansteht,<br />
sollte man mit Bedacht auswählen und seiner Nase vertrauen. Sinnvoll<br />
ist, auf eventuell schadstoffbelastete Teppiche oder Möbel zu verzichten<br />
und stattdessen auf natürliche Baustoffe und unbehandelte Vollhölzer<br />
zurückzugreifen. Beim Kauf kann man auf aussagekräftige und vom Hersteller<br />
unabhängige Gütesiegel achten. „Schadstofffreie“ Produkte sind<br />
den „schadstoffarmen“ in jedem Fall vorzuziehen. Mit solch verwirrenden<br />
Formulierungen wird es dem Endkunden schwergemacht, wirklich gesunde<br />
Baustoffe von den weniger gesunden zu unterscheiden. Neue Möbel sollten<br />
nach dem Kauf einige Wochen auslüften – möglichst in einem Raum,<br />
in dem man nicht schläft.<br />
Wenn es Ihnen in Ihrer Wohnung bereits „stinkt“, ziehen sie einen Fachmann<br />
zu Rate. Baubiologen messen den Schadstoffgehalt in Ihren vier Wänden und<br />
helfen Ihnen, den Schadstoffen auf die Schliche zu kommen. Solche Messungen<br />
sollten unbedingt nach anerkannten Prüfverfahren von ausgebildeten<br />
Fachleuten durchgeführt werden. (uk)<br />
n<br />
Asbest (griech:<br />
asbestos =<br />
unvergänglich,<br />
unauslöschlich)<br />
Nachtspeicheröfen, Klebemassen,<br />
Fußbodenplatten, Fensterbänken,<br />
Verkleidungsplatten<br />
Lungenfunktionsstörungen und<br />
Lungenkrebs, verbleibt einmal<br />
eingeatmet lebenslang in der<br />
Lunge<br />
`` www.oekobau-ruhrgebiet.de<br />
`` www.umweltinstitut.org/wohnen<br />
`` www.label-online.de<br />
„Lösemittel“<br />
(flüchtige organische<br />
Verbindungen)<br />
Klebern, Lacken, Farben,<br />
Anstrichen, Möbeln, Bodenbelägen,<br />
Reinigungsmitteln,<br />
Abbeizmitteln<br />
Kopfschmerz, Schlafstörungen,<br />
Übelkeit, trockene und gereizte<br />
Schleimhäute, krebserregend und<br />
fruchtschädigend<br />
`` www.rh-tusculum.de<br />
Glykole<br />
Wasserlösliche Lösemittel in<br />
Klebern, Lacken, Versiegelungen,<br />
Beschichtungen<br />
Kopfschmerz, trockene und gereizte<br />
Schleimhäute, Hautreizungen,<br />
Schädigung von Leber und<br />
Nieren möglich<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 27
im mittelpunkt:<br />
„Goodbye Tapete!“<br />
Alternative Wandbeläge:<br />
Lehmputze und Farben<br />
Stoff, Holz, Fliesen, Kunststoff, Papier – viele Materialien<br />
klebten im Laufe der Jahrhunderte an unseren Wänden.<br />
Nun ist eines der ältesten zurückgekehrt: der Lehm. Er<br />
soll unser Raumklima verbessern und sogar unangenehme<br />
Gerüche binden.<br />
Die Verwendung von Lehm als Baugrundstoff war bis vor hundert Jahren auch<br />
bei uns sehr verbreitet. Da der Lehmbau sich jedoch nicht in die Muster der Industrialisierung<br />
einfügte, endete seine erste Karriere im Laufe des 19. Jahrhunderts.<br />
Mit dem aufkeimenden Umweltbewusstsein der 80er Jahre wurde das<br />
Material wiederentdeckt. Lehm ist eine Mischung aus Sand, Kies, Schluff und<br />
Ton, also aus Böden verschiedener Korngrößen. Abhängig vom prozentualen<br />
Anteil des Tons am Lehm spricht man von fettem (stark tonhaltig) oder magerem<br />
Lehm (hoher Sandanteil). Der im Handel erhältliche aufbereitete Lehm<br />
stammt in den meisten Fällen aus deutschen Lehmgruben. „Einige spezielle<br />
Produkte gibt es in Deutschland nicht, wie zum Beispiel Marmorbruch oder<br />
helle Tonerde. Diese werden aus Italien eingeführt“, sagt Fachfrau Kamilla<br />
Kanafa von der Firma bauart.naturbaustoffe aus Dortmund.<br />
Bei der Wahl von Putz und Farbe gibt es für den Kunden viele verschiedene<br />
Möglichkeiten, die Palette der angebotenen Produkte ist groß. Grob kann zwi-<br />
schen Lehmputzen zur Grundierung – diese werden anteilig meist mit Pflanzenfasern<br />
versehen –, und feineren abschließenden Finish-Putzen unterschieden<br />
werden. Lehmfarben bestehen vorzugsweise aus farbigen Lehmen und Tonen,<br />
Feinsanden, Gesteinsmehlen sowie natürlichen Bindemitteln.<br />
Zusätzlich zu den natürlich vorkommenden „bunten“ Lehmen in ocker, grün,<br />
gelb, braun oder weiß kann mit weiteren Erd- und Mineralpigmenten eine erstaunlich<br />
breite Palette an Farbtönen angemischt werden. Doch nicht nur farblich<br />
bestechen die Lehmputze, sie haben auch schöne und lebendig strukturierte<br />
Oberflächen. Durch Spachteltechniken oder durch beigemischte Pflanzenfasern,<br />
Sande und Perlmutt lassen sich weitere Effekte erzielen. Lehmuntergründe<br />
lassen sich auch mit unterschiedlichen Farben streichen, lasieren und<br />
sogar wachsen. Im Übrigen bereitet dem Material auch ein eingeschlagener<br />
Nagel kein Problem.<br />
In Spritzwasserbereichen und an stark beanspruchten Wandflächen sollte<br />
allerdings auf den Verbau von Lehm verzichtet werden. Ansonsten kann<br />
ein Lehmputz fast überall zum Einsatz kommen und Lehm auf den meisten<br />
bestehenden Wanduntergründen direkt verarbeitet werden. Wann<br />
Vorbehandlungen oder spezielle Grundierungen erforderlich sind, weiß<br />
der Fachhändler. Für eine komplette Umgestaltung oder den Neubau lassen<br />
sich auch ganze Wände aus Lehm realisieren. Eine Möglichkeit ist<br />
die Herstellung sogenannter „Stampflehmwände“. Hier wird der Lehm<br />
in einer Verschalung übereinander geschichtet und verdichtet. Das Ergebnis<br />
ist eine massive Lehm-Wand mit sehr dekorativen Farb-Effekten.<br />
Wer selbst die Putzkelle in die Hand nehmen möchte: Lehmbaustoffe sind wasserlöslich,<br />
ihre Verarbeitung ist relativ leicht und ohne Zeitdruck möglich. Etwas<br />
handwerkliches Geschick ist jedoch erforderlich und der Arbeitsaufwand sollte<br />
nicht unterschätzt werden.<br />
Fotos: CLAYTEC ®<br />
Positive Nebenwirkungen<br />
Wohnkombinationen aus dichten Fenstern, wasserundurchlässigen Kunststoffen<br />
und Sperrputzen haben oftmals unerwünschte Effekte zur Folge: Kondenswasser,<br />
Schimmel oder gegenteilig auch unangenehm trockene Luft. Wer sein<br />
Eigenheim mit Lehm auskleiden möchte, kann mit einer Reihe positiver Nebenwirkungen<br />
rechnen:<br />
Lehm<br />
• wirkt durch seine hochaktiven Tonminerale regulierend auf die Luftfeuchtigkeit<br />
und das Raumklima, dadurch weniger Schimmel bildung<br />
• bindet Schadstoffe und Gerüche, reinigt so die Luft<br />
• dämmt und speichert gut Wärme, Schall wird wirkungsvoll gedämpft<br />
• schirmt elektromagnetische Strahlen ab und wirkt elektrostatischer Aufladung<br />
entgegen<br />
28 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Noch Zweifel?<br />
• entzieht Holz die Feuchtigkeit, wirkt dadurch<br />
holzkonservierend<br />
Je dicker die Lehmschicht ist, desto stärker auch<br />
die regulierende Wirkung auf die Umgebung.<br />
Für Allergiker ist die Alternative Lehm eine zusätzliche<br />
Überlegung wert: das Austrocknen der<br />
Schleimhäute wird verringert und Erkältungen<br />
vorgebeugt.<br />
Da Lehm ein natürlicher Baustoff ist, tut er nicht<br />
nur dem Menschen gut, sondern hat auch eine<br />
vorbildliche Ökobilanz; Lehm schont durch kurze<br />
Transportwege die Umwelt; bei der Aufbereitung<br />
und der Verarbeitung wird im Vergleich zu anderen<br />
Baustoffen sehr wenig Energie benötigt. „Wir<br />
persönlich achten darauf, dass alle unsere Produkte<br />
eine möglichst sehr gute Ökobilanz aufweisen“,<br />
so Kamilla Kanafa. Außerdem kann Lehm kompostiert<br />
oder durch Wasserzugabe einfach wiederverwertet<br />
werden.<br />
Lehm hat die Eigenschaft, dass er beim Austrocknen<br />
schwindet. Dadurch können bei zu schneller<br />
Verdunstung des enthaltenen Wassers sogenannte<br />
Schwind- oder Trockenrisse entstehen.<br />
Wer die heute erhältlichen optimierten Lehmfertigmischungen<br />
verwendet und sich an die meist<br />
ausführlichen Verarbeitungshinweise hält, sollte<br />
mit dieser Eigenschaft wenig Probleme haben.<br />
Der Vorwurf, Lehm sei kein genormter Baustoff,<br />
ist nicht haltbar - die im Handel erhältlichen Produkte<br />
haben eine gleichbleibende Qualität.<br />
„natureplus“ ist der internationale Verein für zukunftsfähiges<br />
Bauen und Wohnen. Mit dem natureplus-Qualitätszeichen<br />
kam im Januar 2005 der<br />
erste zertifizierte Lehmputz nach der natureplus-<br />
Vergaberichtlinie „RL 0803 Lehmputze“ auf den<br />
Markt. Diese Vergaberichtlinie schreibt unter anderem<br />
die Zusammensetzung eines Produktes vor,<br />
so muss das Material zu hundert Prozent aus mineralischen<br />
und nachwachsenden Rohstoffen bestehen.<br />
Außerdem werden klare Angaben zur Gebrauchstauglichkeit,<br />
Deklaration und Wiederverwendbarkeit<br />
gefordert. Darüber hinaus gibt es für<br />
den Lehmbau noch die Richtlinien und Regeln des<br />
Dachverbandes Lehm. So kann auch der Endkunde<br />
mit einer guten Produktqualität rechnen.<br />
Lehmbaustoffe erscheinen auf den ersten Blick<br />
zwar recht teuer, jedoch sollte man bei der Wahl<br />
des Baustoffes Folgendes bedenken: Mit einem<br />
Lehmprodukt erhält man einen hochwertigen Artikel<br />
mit vielen positiven Eigenschaften. (uk) n<br />
Das Kolumba-Museum in Köln<br />
Im September 2007 eröffnete der Neubau des Erzbischöflichen<br />
Diözesanmuseum in Köln seine Pforten.<br />
Erbaut nach den Plänen des Schweizer Architekten<br />
Peter Zumthor werden dort nun kirchliche<br />
und weltliche Exponate aus zwei Jahrtausenden<br />
ausgestellt. Die Stuckateure haben im Innern des<br />
Gebäudes ganze Arbeit geleistet. Auf über 6.500<br />
Quadratmetern wurde durch einen Lehmfeinputz<br />
der Firma Claytec ein glatter und Ansatzfreier<br />
Wandbelag realisiert. Das die Wahl beim Putz<br />
letztendlich auf das Material Lehm gefallen ist, hat<br />
auch einen einfachen bauphysikalischen Grund:<br />
Mit Lehm lassen sich besonders hohe Räume ohne<br />
eingearbeitete Dehnungsfugen verputzen, ohne<br />
dass mit Rissbildung zu rechnen ist. Für das Projekt<br />
wurde ein eigenes „Kolumbagrau“ hergestellt, das<br />
Ergebnis einer Mischung aus porzellanweißen und<br />
schieferschwarzen Lehmfeinputzen.<br />
`` www.dachverband-lehm.de<br />
`` www.natureplus.org<br />
`` www.bauart-dortmund.de<br />
`` www.oekobau-ruhrgebiet.de<br />
`` www.claytec.com<br />
`` www.lehmjournal.de<br />
`` www.lesando.de<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 29
im mittelpunkt:<br />
Verbraucherzentrale hilft bei Fehlervermeidung<br />
Gesund wohnen – richtig sanieren<br />
Christine Schmidt* aus Oberhausen hatte sich gefreut,<br />
dass ihre Vermieterin, eine Wohnungsbaugesellschaft,<br />
den alten Kohleofen endlich durch<br />
eine moderne Zentralheizung ersetzt hatte. Die<br />
neue Heizung für das Gebäude aus den 60er Jahren<br />
funktionierte denn auch tadellos. Doch eines<br />
Tages entdeckte sie plötzlich Flecken an Wand und<br />
Decke, die mit der Zeit immer größer und unansehnlicher<br />
wurden: großflächiger Schimmelbefall.<br />
Da Schimmel in Innenräumen nicht nur hässlich,<br />
sondern vor allem gesundheitsgefährdend ist,<br />
rief Frau Schmidt die Energieberatung der Verbraucherzentrale<br />
NRW zu Hilfe. Deren unabhängige<br />
Experten kommen im Ruhrgebiet auch zu<br />
den VerbraucherInnen<br />
nach Hause und können<br />
so Probleme direkt<br />
vor Ort begutachten.<br />
Zwei Tage bevor Energieberater<br />
Günter Thomas<br />
seine „Feuchtediagnose“<br />
in der Wohnung<br />
von Christine Schmidt<br />
durchführte, hatte die<br />
Wohnungsbaugesellschaft<br />
auch noch die<br />
alten Fenster durch neue mit Wärmeschutzverglasung<br />
ersetzt. Nachdem der Energieberater den<br />
Schimmelschaden besichtigt hatte, war ihm die<br />
Schadensursache schnell klar: „Die alten Kohleöfen<br />
hatten in der Verbindung mit den undichten Fenstern<br />
für eine Entlüftung der Wohnung gesorgt.“<br />
Heizen und Lüften – gewusst wie<br />
Und das ging so: Der Ofen entnahm die kalte Verbrennungsluft<br />
aus dem Raum, während durch die<br />
undichten Fenster Luft nachströmte. An den einfachverglasten<br />
Scheiben kondensierte die Raumfeuchte<br />
und konnte durch eine Öffnung nach<br />
außen ablaufen. „Die neue Zentralheizung ist zwar<br />
bequemer“, erklärte der Energieberater der Mieterin,<br />
„entlüftet aber die Räume nicht mehr.“ Da<br />
Christine Schmidt nicht darüber informiert worden<br />
war, wie sie nach erfolgter Sanierung angepasst<br />
Heizen und Lüften müsste, änderte sie ihr<br />
Verhalten gegenüber früher nicht. Weil zudem der<br />
letzte Winter sehr mild war, entstand eine besonders<br />
hohe Luftfeuchtigkeit und das Kondenswasser<br />
setzte sich an den kühlen Außenwandflächen<br />
sowie der ungedämmten Betondecke ab. Damit<br />
war der Schimmelschaden vorprogrammiert.<br />
Und der Fachmann der Verbraucherzentrale war sicher,<br />
dass sich das Problem in der Wohnung der<br />
Mieterin künftig noch verschärfen würde: „Mit<br />
den neuen Fenstern ist die Katastrophe nun perfekt.<br />
Die Fenster sind dicht und die Feuchte wird<br />
sich nicht mehr am Wärmeschutzglas, sondern<br />
noch stärker an den Wänden niederschlagen. Für<br />
die Ecken sieht es aufgrund geometrischer Wärmebrücken<br />
noch schlechter aus.“ Sein Fazit: „Die<br />
Wohnung wird in der nächsten Heizperiode unter<br />
dem gesundheitlichen Aspekt unbewohnbar.“<br />
Davon ließ sich auch die Vermieterin überzeugen,<br />
so dass sie eine Sanierung der Wohnung in Auftrag<br />
gab.<br />
Beratung durch Fachleute<br />
Die Verbraucherzentrale NRW bietet über die Sanierungsinitiative Ruhrgebiet in fast allen Ruhrgebietsstädten<br />
Vor-Ort-Beratungen rund um die energetische Altbausanierung an. Aufgrund der öffentlichen<br />
Förderung durch Land und EU ist eine solche anbieterneutrale Energieberatung beim Verbraucher zu<br />
Hause schon für 50 Euro zu haben.<br />
Weitere Infos und Termine gibt’s unter Tel. 0180.111 5 999 (3,9 Cent/Minute aus dem dt. Festnetz) oder<br />
im Internet unter www.vz-nrw.de/sanit.<br />
„Um Fehlinvestitionen zu vermeiden, sollte man<br />
sich vor einem größeren Sanierungsvorhaben<br />
immer von Fachleuten beraten lassen, die das<br />
Gesamtgebäude und mögliche Wechselwirkungen<br />
einzelner Maßnahmen im Auge haben“, erklärt<br />
Energieberater Thomas. „Im vorliegenden<br />
Fall hätte eine Wärmedämmung der oberen Geschossdecke<br />
und eine ausreichende Be- und Entlüftung,<br />
die in vielen Fällen mit einfachen und kostengünstigen<br />
Mitteln zu erreichen ist, das Schimmelproblem<br />
gar nicht erst entstehen lassen.“<br />
Dabei hält der Verbraucherschützer energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen prinzipiell für begrüßenswert:<br />
„Gerade in Zeiten steigender Energiekosten,<br />
des Klimawandels und unter dem Aspekt der<br />
Wohnqualität ist eine energetische Gebäudesanierung<br />
ökonomisch wie ökologisch sehr sinnvoll.“ n<br />
* Name geändert<br />
Feuchtediagnose<br />
vor Ort<br />
Ein Energieberater der Verbraucherzentrale kommt<br />
zu Ihnen nach Hause und bewertet das vorliegende<br />
Problem mit Feuchte und/oder Schimmel aus<br />
der fachlichen Sicht der Energieberatung. Unter<br />
Zuhilfenahme von Messgeräten, wie z. B. eines digitalen<br />
Feuchte-/ Temperaturmessgeräts, eines Infrarotthermometers<br />
oder eines Oberflächenfeuchteindikators<br />
ermittelt er unter Berücksichtigung<br />
von baulichen und nutzungsbedingten Gegebenheiten<br />
die wahrscheinlichsten Schadensursachen.<br />
Das Ergebnis der Messungen ist aber nur während<br />
der Heizperiode hinreichend aussagekräftig.<br />
Zur Leistung gehört ferner ein Kurzbericht mit den<br />
aufgenommenen Daten, ein Kurzprotokoll der<br />
Schadensanalyse und eine Beratung bzw. Empfehlung<br />
zur weiteren Vorgehensweise bezüglich der<br />
Schadensbeseitigung und Sanierung. Darüber hinaus<br />
erläutern die Berater die Zusammenhänge<br />
zwischen der Wärmedämmung des Gebäudes, der<br />
Raumluftfeuchte sowie dem Heiz- und Lüftungsverhalten.<br />
Kostenlose Informationsmaterialien ergänzen<br />
die Beratung und geben Gelegenheit, die<br />
Informationen zu vertiefen. Nicht im Leistungsumfang<br />
enthalten ist eine mietrechtliche Beratung.<br />
Fotos: Verbraucherzentrale NRW<br />
30 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Foto: Holzabsatzfonds<br />
Leben in einem natürlichen Umfeld: Holz lebt mit den Menschen und trägt zu gesundem Wohnen über viele Jahrzehnte bei.<br />
Natürlicher, langlebiger Baustoff Holz<br />
Garant für gesundes Wohnen<br />
Ein Haus ist mehr als nur ein Dach und vier Wände.<br />
Es ist das Zuhause der Menschen, die in ihm wohnen<br />
und es durch ihre Spuren prägen. Eine selbst<br />
errichtete Zwischenwand, der seit Kindertagen vertraute<br />
Schrank, eine mit den Jahren nachgedunkelte<br />
Vertäfelung – insbesondere Holz hält die Erinnerungen<br />
einer Familie über Generationen lebendig.<br />
Der nachwachsende Rohstoff ist nicht nur bei<br />
der Einrichtung allgegenwärtig, er wird auch als<br />
Baustoff immer beliebter. Heutige Holzkonstruktionen<br />
überzeugen durch ihre Langlebigkeit und<br />
damit hohe Werthaltigkeit. Sie bieten darüber hinaus<br />
viele zusätzliche Vorteile wie Wärmeschutz im<br />
Sommer, Wärmedämmung im Winter und ein angenehmes,<br />
natürliches Raumklima.<br />
Forschungsergebnisse attestieren modernen Holzhäusern<br />
eine im Vergleich zu anderen Bauweisen<br />
mindestens gleichwertige technische Nutzungsdauer<br />
von achtzig bis hundert Jahren. Die tatsächliche<br />
Nutzungsdauer ist allerdings sehr viel länger.<br />
Nicht nur, dass einige Hersteller bereits eine Garantie<br />
für 125 Jahre übernehmen – den besten Beweis<br />
liefert ein Blick in mittelalterliche Städte: Die alten<br />
Holzfachwerkhäuser haben bereits mehrere Jahrhunderte<br />
überdauert, in ihrer Funktionalität sind sie<br />
den Bewohnern dabei treu geblieben. Holz schafft<br />
ein Heim für Generationen und verbindet die Menschen<br />
mit einer Jahrtausende alten Tradition. Moderne<br />
Holzbauprodukte in Kombination mit konstruktiven<br />
Maßnahmen im Hausbau sorgen dafür,<br />
dass das natürliche Potenzial des Holzes optimal<br />
genutzt wird. Erst wenn alle baulichen Möglichkeiten<br />
restlos ausgeschöpft sind, werden zusätzliche<br />
Holzschutzmaßnahmen in Betracht gezogen.<br />
Leben mit Holz heißt leben in einem natürlichen<br />
Umfeld. Holzoberflächen im Innenbereich sind im<br />
Prinzip wartungsfrei und verursachen in der Regel<br />
keine späteren Renovierungskosten. Holz lebt mit<br />
den Menschen und trägt zu gesundem Wohnen<br />
über viele Jahrzehnte bei.<br />
Allergiker können aufatmen<br />
25 bis 30 Prozent der Bevölkerung leiden unter<br />
Allergien. Für sie und alle allergiegefährdeten Menschen<br />
ist eine gesunde Wohnumgebung wichtig,<br />
die Allergieauslöser wie Schimmelpilze, Keime und<br />
Hausstaubmilben eindämmt. Naturbelassene Holzoberflächen<br />
wirken antibakteriell, Keime können<br />
auf ihnen nicht wachsen. Außerdem ist Holz antistatisch,<br />
was besonders für Hausstauballergiker<br />
wichtig ist. Denn Oberflächen, die sich elektrisch<br />
aufladen, ziehen aufgewirbelten Staub an. Leicht<br />
zu reinigende Holzfußböden verringern die Staubbelastung<br />
weiter.<br />
Bei gereizten Atemwegen, einem typischen<br />
Aller giesymptom, ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen<br />
30 und 55 Prozent optimal. Holz als Baustoff<br />
und Möbelmaterial fördert dieses Wohlfühlklima,<br />
indem es bei Bedarf überschüssige Feuchtigkeit<br />
aus der Luft aufnimmt oder an die Raumluft<br />
abgibt. Schimmelpilze – oft Auslöser von Allergien<br />
– können bei dieser Luftfeuchtigkeit nicht<br />
gedeihen. Regelmäßiges Lüften unterstützt ein<br />
allergikergerechtes Raumklima. In Holzhäusern<br />
ist Schimmelbildung übrigens nicht zu befürchten,<br />
denn die guten Dämmeigenschaften des<br />
Holzes schützen vor kalten feuchten Raumecken,<br />
dem Lebensraum der Schimmelpilze. n<br />
Weitere Informationen<br />
zum natürlichen Baustoff Holz<br />
Infoline des Holzabsatzfonds:<br />
Tel. 01802.465 900<br />
(6 Cent/Anruf aus dem deutschen Festnetz)<br />
`` www.infoholz.de<br />
`` www.shop.infoholz.de<br />
Telefon-<br />
Ak t i o n<br />
Holz erfreut sich bei Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen<br />
zunehmender<br />
Beliebtheit. Wenn auch Sie den umweltfreundlichen<br />
Bau- und Werkstoff Holz einsetzen<br />
möchten, aber noch weiterführende<br />
Informationen und Anregungen benötigen<br />
oder spezielle Fragen zum Thema<br />
Holz haben, dann stellen Sie Ihre Fragen<br />
bei unserer Telefonaktion:<br />
Dr.-Ing. Michael Maas berät Sie gerne firmenunabhängig,<br />
wettbewerbsneutral und<br />
kostenfrei.<br />
Michael Maas führt ein eigenes Ingenieurbüro<br />
und hat sich u.a. auf Holzbau spezialisiert.<br />
Darüber hinaus ist er Technischer<br />
Fachberater des „Informationsdienst Holz“<br />
im Auftrag des Holzabsatzfonds. Er freut<br />
sich auf Ihre Fragen zur Holzbauweise,<br />
insbesondere zu Tragstrukturen, Statik,<br />
Standsicherheit und Verformungen:<br />
Donnerstag, 10. April,<br />
und am<br />
Mittwoch, 23. April,<br />
jeweils von 16-19 Uhr<br />
unter der Telefonnummer<br />
02932.891 415<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 31
wohlsein:<br />
vorgestellt:<br />
Diabetes und Parodontose<br />
Zwei Volkskrankheiten auf dem Vormarsch<br />
von Dr. Hubertus Klaus, MSc<br />
Erfahrungen in der hausärztlichen und zahnärztlichen<br />
Praxis beweisen es: Diabetes mellitus und<br />
Paro dontitis sind in den vergangenen Jahren drastisch<br />
angestiegen. Die wenigsten Patienten wissen,<br />
dass sich Diabetes mellitus und Parodontitis gegenseitig<br />
beeinflussen.<br />
Allein in Deutschland gibt es ca. sechs Millionen diagnostizierte<br />
Diabetiker. Schätzungen gehen davon<br />
aus, dass die Gesamtzahl sogar bei acht Millionen<br />
Erkrankten liegt. Allgemein bekannt ist, dass Diabetes<br />
mellitus schwerwiegende Folgekrankheiten –<br />
wie Augen-, Nieren- und Nervenschäden oder das<br />
diabetische Fußsyndrom – nach sich zieht. Klinische<br />
Studien zeigen, dass auch Parodontitis zu diesen<br />
Folgekrankheiten gehört. In vielen Fällen sind<br />
Diabetes-Patienten jedoch nicht ausreichend darüber<br />
informiert. Dies belegt eine aktuelle Umfrage,<br />
die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im<br />
Auftrag von Colgate-Palmolive durchgeführt hat.<br />
Wechselwirkungen<br />
Dabei ist der Einfluss der Zuckerkrankheit auf Parodontitis<br />
nicht zu unterschätzen. Nach neueren<br />
Erkenntnissen ist bei Diabetikern im Vergleich zu<br />
Nicht-Diabetikern das Risiko an Parodontitis zu erkranken,<br />
dreimal so hoch. Dies hängt mit den erhöhten<br />
Zuckerwerten zusammen, die zu einer<br />
Schwächung der Widerstandskraft des Zahnhalteapparates<br />
führen und somit Infektionen begünstigen<br />
können. Umgekehrt kann sich die Parodontitis<br />
negativ auf den Diabetes auswirken. Medizinische<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass die<br />
verstärkten Entzündungsherde im Mund die Insulinresistenz<br />
der Zellen verstärken und somit zu<br />
einer Verschlechterung der Blutzuckerwerte führen<br />
können.<br />
Zudem können Entzündungsherde im Mund zu<br />
starker Schwankung und Verschlechterung der<br />
Blutzuckerwerte führen. Daher sollten Diabetiker<br />
besonders auf ihre Mundgesundheit achten, um<br />
die Gefahr von Folgeschäden einzudämmen.<br />
Professionelle Zahnreinigung<br />
Ein wesentlicher Baustein der Vorsorge und der<br />
notwendigen lebensbegleitenden Therapie ist die<br />
professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt, abgekürzt<br />
„PZR“. Dabei richtet sich die Häufigkeit<br />
der Durchführung einer PZR nach dem individuellen<br />
Erkrankungsrisiko. Nichts geht dabei ohne die<br />
Mithilfe des Diabetes-Patienten. Er sollte seinen<br />
Zahnarzt frühzeitig über seine Krankheit, den Verlauf<br />
und seine Blutzuckerwerte informieren, damit<br />
dieser die Behandlung darauf abstimmen kann.<br />
Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, denn<br />
sowohl Parodontitis als auch Diabetes werden in<br />
hohem Maße durch entsprechende Lebensgewohnheiten<br />
und Verhaltensweisen beeinflusst. n<br />
Dr. med. dent.<br />
Hubertus Klaus<br />
36 Jahre alt, studiert in<br />
Münster, Examen 1999,<br />
Promotion in Münster.<br />
War in fünf verschiede nen<br />
Privatkliniken in Deutschland,<br />
der Schweiz und London tätig. Schwerpunkte:<br />
Implantologie (Master of Science), Parodontologie<br />
und Ästhetische Zahnheilkunde.<br />
Dr. Klaus liegt die medizinisch fundierte und<br />
ästhetisch hochwertige Zahnheilkunde am<br />
Herzen. Daher hat er sich die modernsten Behandlungsmethoden<br />
angeeignet. Dazu gehört<br />
v.a. die Implantologie, um den Patienten „feste<br />
Zähne“ für ein sicheres Gefühl und hohe Lebensqualität<br />
zu bieten. Außerdem sollen die<br />
Zähne so lange wie möglich gesund erhalten<br />
werden, wozu heutzutage die Parodontologie<br />
wichtig ist. Die hochwertige Ästhetik ist das Ziel<br />
einer jeden Behandlung. Das ist es, was der Patient<br />
am Ende wünscht und erwartet.<br />
Gemeinschaftspraxis Dres. Weber,<br />
Hildebrand, Althoff & Partner<br />
Friedenstraße 2a/Ecke Werdener Weg,<br />
Mülheim/Oppspring<br />
Tel. 0208.38 00 31<br />
`` www.zahnarztpraxis-oppspring.de<br />
`` http://zahnklinik-rhein-ruhr.de<br />
32 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
Älter werdende Haut braucht mehr als Kosmetik<br />
Die biologische Hautalterung beginnt bereits ab<br />
dem 30. Lebensjahr, verbunden mit den ersten<br />
sichtbaren altersbedingten Hautveränderungen.<br />
Die Haut trocknet aus, wirkt weniger frisch und<br />
vital, Falten werden stärker sichtbar. Die Haut wird<br />
häufig auch dünner, kleinere Risse entstehen, die<br />
zu Blutungen und Juckreiz führen. Hautprobleme<br />
können aber auch durch eine Medikamenteneinnahme<br />
ausgelöst oder verstärkt werden. Die virginische<br />
Zaubernuss (Hamamelis virginiana) ist bereits<br />
seit Jahrhunderten als Arzneipflanze den Medizinmännern<br />
der nordamerikanischen Indianer<br />
bekannt. Europäische Pioniere beobachteten die<br />
erstaunlichen Erfolge bei Behandlungen mit Hamamelis.<br />
Aufgrund der „magischen Wirkung“ prägten<br />
sie die Bezeichnung „Zaubernuss“.<br />
Die Wund- und Heilsalbe mit dem hochwirksamen<br />
pflanzlichen Wirkstoff wirkt den verschiedenen Belastungen<br />
der Haut entgegen (Hametum® Wundund<br />
Heilsalbe, erhältlich in der Apotheke). Die obe-<br />
ren Hautschichten werden mit einem Schutzfilm<br />
überzogen. So gibt die Salbe der Haut Feuchtigkeit<br />
zurück und verbessert die Hautelastizität. Gleichzeitig<br />
wird der Transport der heilenden Wirkstoffe<br />
in die Haut hinein verbessert. Die Pflanzenstoffe<br />
wirken entzündungshemmend und juckreizlin-<br />
dernd. Die Hamamelis-Inhaltsstoffe greifen Bakterien<br />
und Pilze direkt auf der Haut an und hemmen<br />
so ihre Vermehrung. Der blutungsstillende Effekt<br />
der Pflanzenstoffe hilft bei Hautrissen und kleinen<br />
Verletzungen. Die Haut regeneriert und fühlt sich<br />
wieder weich und geschmeidig an.<br />
Hametum® Wund- und Heilsalbe wirkt auch vorbeugend:<br />
Die Stärkung der „Barrierefunktion“ der<br />
Haut schützt vor neuen Entzündungen. Eine weitere<br />
ernstzunehmende Gefahr für die Haut geht auch<br />
von den freien Sauerstoff-Radikalen aus. Diese äußerst<br />
aggressiven Stoffe entstehen verstärkt durch<br />
den Einfluss von UV-Licht und Schadstoffen in der<br />
Luft. Die in der Hametum® Wund- und Heilsalbe<br />
in besonders hoher Konzentration vorhandenen<br />
Antioxidantien bieten einen effektiven Schutz vor<br />
freien Radikalen. Damit wird Zellschädigungen und<br />
dem Alterungsprozess der Haut vorgebeugt.<br />
vorgestellt:<br />
Tag der offenen Tür am 4. Mai: Institut für<br />
Naturheilkunde und Traditionelle Chinesische Medizin<br />
Das Leben jetzt genießen und dabei gesund altern – wie das geht, zeigt das Institut für Naturheilkunde und Traditionelle<br />
Chinesische Medizin der Kliniken Essen Mitte am Sonntag, dem 4. Mai. Von 15.30 bis 19 Uhr reden Experten aus den verschiedenen<br />
Bereichen der Naturheilkunde. Dabei gibt es Vorträge, Präsentationen und Informationsstände zu unterschiedlichen<br />
Themen wie Akupunktur, Blutegeltherapie bei Schmerzen im Bewegungsapparat sowie chinesische und westliche Kräuter.<br />
Abgerundet wird das Programm in den Räumen des Erich-Rothenfußer-Hauses durch eine Lehrküche mit gesundem Essen,<br />
Teeausschank und Kunst.<br />
``www.tcmambulanz-uni-essen.de<br />
Erfahrungsberichte über Selbsthilfe mit Naturheilmitteln<br />
Neu erschienen ist ein Gesundheitsratgeber von „Natur und Medizin“. Zusammengetragen wurden praktische Tipps der<br />
Mitglieder des Vereins, die Erfahrungsberichte über die Selbsthilfe mit Hausmitteln, Naturheilverfahren und traditionellen<br />
Therapie methoden schildern. Auf 346 Seiten werden Anregungen und Hilfe für mehr als hundert Beschwerdebilder von<br />
Alters flecken bis Zahnstein, aber auch Migräne, Asthma, Arthrose, Diabetes Heuschnupfen u.v.a.m. gegeben. Für 9 Euro zu<br />
bestellen im Internet oder unter der Tel. 0201.563 05 70.<br />
``www.naturundmedizin.de<br />
Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke bietet<br />
Raucherentwöhnungskurse an<br />
Seit Anfang des Jahres ist das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke Mitglied im europäischen und deutschen Netz rauchfreier<br />
Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen. Ziel des Netzwerkes ist die Förderung und Unterstützung von Kranken häusern<br />
auf dem Weg zum rauchfreien und gesundheitsfördernden Krankenhaus. Damit hat sich das Gemeinschaftskrankenhaus<br />
Herdecke verpflichtet, neben dem im Nichtraucherschutzgesetz geregelten Schutz der Nichtraucher, Raucher bei der Tabakentwöhnung<br />
aktiv zu unterstützen.<br />
``www.rauchfreie-krankenhaeuser.de<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 33
tipps & termine:<br />
Musik<br />
Individualität, Kraft und Ausdruck. Sie schlägt<br />
mit Leichtigkeit einen Bogen von Klassikern<br />
des Genres zur zeitgenössischen Improvisation.<br />
Auch die Klarinettistin und Saxofonistin Silke<br />
Eberhard ist eine Meisterin der Improvisation.<br />
Dortmund, domicil<br />
``www.domicil-dortmund.de<br />
11. April (fr), 21 Uhr<br />
Richard Bona<br />
Vor einem Jahrzehnt holte Joe Zawinul den<br />
jungen Bassisten Richard Bona aus Kamerun<br />
in seine Band und tourte mit der Fusion<br />
Combo 1997 um die Welt. Das Publikum war<br />
begeistert. Der Newcomer Bona machte sich<br />
auf einen Schlag als Bassist international einen<br />
Namen.<br />
Dortmund, domicil<br />
``www.domicil-dortmund.de<br />
13. April (so), 19 Uhr<br />
Allan Holdsworth Band<br />
Wenn man früher, also Ende der 70er Jahre,<br />
in irgendein Tonstudio kam und andere Gitarristen<br />
nach ihren Soundvorstellungen gefragt<br />
hat, war der meistgenannte Name damals:<br />
Allan Holdsworth. Wieviele Gitarristen fallen<br />
Ihnen ein, wenn Sie sagen müssten: Den höre<br />
ich überall heraus. Vielleicht Carlos Santana<br />
und Mark Knopfler von den Dire Straits, das<br />
sind noch Musiker mit unverwechselbarem<br />
Klang. Und eben Allan Holdsworth. Leider ist<br />
er eher ein Musiker für Musiker geblieben,<br />
fern vom Massengeschmack. Dazu ist seine<br />
Musik zu virtuos, oft auch seiner Zeit einfach<br />
voraus, denn er hat immer wieder neue Wege<br />
gesucht, um seinem Ideal, der menschlichen<br />
Stimme, näher zu kommen. Sein Ton scheint<br />
keinen Anschlag zu haben, er gleicht eher<br />
einer Violine als einer Gitarre. Endlich kann<br />
man ihn hier im Ruhrgebiet einmal hören. Er<br />
wird sein Programm mit den herausragenden<br />
Begleitern und ehemaligen Zappa-Musikern<br />
Chad Wackerman (dr) und Jimmy Johnson (bg)<br />
vorstellen.<br />
Dortmund, FZW<br />
``www.fzw.de<br />
15. April (di), 20 Uhr<br />
Abdullah Ibrahim & Orchester<br />
Abdullah Ibrahim präsentiert zusammen mit<br />
Studierenden der Folkwang Hochschule sein<br />
aktuelles Werk. Zuschauer erwartet Jazz vom<br />
Feinsten.<br />
Essen, Alfried Krupp Saal<br />
``www.philharmonie-essen.de<br />
``www.theater-essen.de<br />
11.+12. April (fr+sa), 20 Uhr<br />
Max Raabe & Palast Orchester<br />
Mit Charme und Selbstironie besingt Max<br />
Raabe in „Heute Nacht oder nie“ eine einzige<br />
große Liebesgeschichte von Mischa Spoliansky<br />
bis Fritz Kreisler. Die Stücke entstanden<br />
zum größten Teil gegen Ende der Weimarer<br />
Republik. In dieser experimentierfreudigen,<br />
widersprüchlichen Zeit schrieben große Komponisten<br />
ihre Melodien. Max Raabe offenbart<br />
die Vielschichtigkeit dieser Lieder.<br />
Dortmund, Konzerthaus<br />
Tel. 0231.226 962 00<br />
``www.konzerthaus-dortmund.de<br />
12. April (sa), 20 Uhr<br />
Aki Takase & Silke Eberhard<br />
Die beiden Berliner Musikerinnen interpretieren<br />
Stücke von Ornette Coleman. Es sind<br />
Aufnahmen von 1959 bis 1968, die sie spielen.<br />
Die Musik der Pianistin Aki Takase steckt voller<br />
34 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
16. April (mi), 19.30 Uhr<br />
Bochumer Symphoniker:<br />
„BoSy Hautnah“<br />
Die Bochumer Symphoniker zeigen wieder ihr<br />
breites musikalisches Spektrum.<br />
Bochum, Schauspielhaus, Kammerspiele<br />
Tel. 0234.3333-5555<br />
``www.schauspielhausbochum.de<br />
``www.bochumer-symphoniker.de<br />
Antwort auf Goran Bregovic, Boban Markovic<br />
oder Emir Kusturica.<br />
Bochum, Bahnhof Langendreer, Studio 108<br />
Tel. 0234.687 161 0<br />
``www.bahnhof-langendreer.de<br />
Christian Muthspiel<br />
Christian Muthspiel ist ein vielseitiger Künstler:<br />
Als Posaunist, Pianist, Komponist und Dirigent<br />
widmet er sich dem Jazz und der Klassik. Er<br />
präsentiert unter anderem zusammen mit der<br />
Deutschen Radio Philharmonie Werke von<br />
Tschaikowsky. Eine Woche später ist Muthspiel<br />
mit einem Ernst Jandl-Abend zu Gast: Er<br />
präsentiert die Klang-Gedichte im Dialog mit<br />
akustischen und elektronischen Instrumentarien.<br />
16. April (mi), 20 Uhr<br />
Christian Muthspiel<br />
Essen, Alfred Krupp Saal<br />
25. April (fr), 20.30 Uhr<br />
Christian Muthspiel interpretiert<br />
Ernst Jandl<br />
Essen, RWE Pavillon<br />
``www.philharmonie-essen.de<br />
``www.theater-essen.de<br />
16. April (mi), 20 Uhr<br />
Stoppok & Band<br />
Die Urzelle des Ruhrpott-Rock’n’Roll ist wieder<br />
mit neuen Songs auf Tour. Stefan Stoppok ist<br />
seinem Stil treu geblieben. Seine Musik ist eine<br />
Mischung aus Folk, Rock, Rhythm‘n’Blues und<br />
Country, kombiniert mit intelligenten, deutschen<br />
Texten. Er singt mit feinem Humor über<br />
die Widrigkeiten des Alltags.<br />
Bochum, Bahnhof Langendreer, Studio 108<br />
Tel. 0234.687 161 0<br />
``www.bahnhof-langendreer.de<br />
17. April (do), 20 Uhr<br />
Cristina Branco & Ensemble<br />
Cristina Branco ist die Stimme des Fado, des<br />
protugiesischen Blues. Ihre Lieder sind voller<br />
Pathos und Poesie. Sie erweckt mit ihrer Interpretation<br />
den Fado zu neuem Leben. Sie singt<br />
Lieder aus ihrem aktuellen Album „Live“. Mit<br />
ihrer neuen CD zollt sie Amália Rodrigues, der<br />
„Königin des Fado“ Tribut.<br />
Dortmund, Konzerthaus<br />
Tel. 0231.226 962 00<br />
``www.konzerthaus-dortmund.de<br />
``www.cristinabranco.com<br />
17. April (do), 20 Uhr<br />
Tocotronic<br />
Die Band spielt deutschen Indie-Pop und zählt<br />
zu den wichtigsten deutschen Bands seit Mitte<br />
der 90er Jahre. Mit dem mittlerweile achten<br />
Album „Kapitulation“ beweisen Tocotronic,<br />
dass sie auch heute noch nichts von ihrem „alten“<br />
Biss verloren haben.<br />
Bochum, Schauspielhaus, Kammerspiele<br />
Tel. 0234.333 355 55<br />
``www.schauspielhausbochum.de<br />
18. April (fr), 20 Uhr<br />
Perkalaba<br />
Radio El Zapote präsentiert Perkalaba, deren<br />
musikalische Karriere 1998 in Ivano-Frankivsk<br />
(West-Ukraine) begann. Die 8 Ukrainer vermischen<br />
alle Stile der Region: BalkanReggae-<br />
Hutzul-SkaPunk. Perkalaba ist die ukrainische<br />
19. April (sa), 20 Uhr<br />
Nik Bärtsch’s Ronin<br />
Nik Bärtsch, Pianist und Komponist aus Zürich<br />
nutzte seine Japan-Aufenthalte, um eine<br />
eigene Philosophie der Musik zu entwickeln:<br />
den Zen-Funk. Ronin werden in Japan die herrenlosen<br />
Samurai genannt. Gesellschaftlich<br />
verachtet ziehen sie dennoch frei umher. Nik<br />
Bärtsch’s „Ritual Groove Music“ lebt von dieser<br />
Freiheit. Sie ist eine Mischung aus ritueller<br />
Musik, Klassik und Funk.<br />
Dortmund, domicil<br />
``www.domicil-dortmund.de<br />
24. April (do), 20 Uhr<br />
musikFabrik: „Ragtime“<br />
It’s ragtime: Die musikFabrik präsentiert ein<br />
klingendes Porträt dieses Musikstils, von dem<br />
Originalkompositionen für Klavier, wie Scott<br />
Joplins „The Entertainer“, zu den Evergreens<br />
zählen. Bis zum Ersten Weltkrieg war Ragtime<br />
die populäre Musik in den USA, und erreichte<br />
bald auch Europa.<br />
Essen, Alfried Krupp Saal<br />
``www.philharmonie-essen.de<br />
``www.theater-essen.de<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 35
tipps & termine:<br />
25. April-17. Mai<br />
europhonics – 15. Internationales Jazzfestival<br />
Dortmund<br />
Das Festival präsentiert in zwei Veranstaltungsblöcken<br />
aktuellen zeitgenössischen<br />
Jazz. Programmschwerpunkt ist Österreich.<br />
Im ersten Konzertblock werden unter anderem<br />
Wofgang Puschnig vom ehem. Vienna Art<br />
Orchestra, Wolfgang Muthspiel, Harry Sokal<br />
sowie Karolina Strassmayer, Saxofonistin der<br />
WDR Big Band dabei sein. Im zweiten Konzertblock<br />
steht der Austausch von regionalen<br />
Musikern und Künstlern aus dem Gastland im<br />
Mittelpunkt.<br />
Dortmund, domicil<br />
``www.domicil-dortmund.de<br />
26. April (sa), 20 Uhr<br />
Katja Douchine<br />
Katja Douchine singt in deutschen Übersetzungen<br />
Lieder von Alexander Vertinsky, der<br />
Kultfigur des europäischen Cabarets.<br />
Witten, Werkstadt<br />
Tel. 02302.948 940<br />
``www.werk-stadt.com<br />
Matthias Schaffhäuser und Apparat, zeigt der<br />
Däne sich nun mit einem neuem Album von<br />
seiner ruhigeren Seite. Begleiten lässt er sich<br />
dabei vom „Odd Orchestra“, hinter dem sich<br />
der Berliner Elektronik-Komponist Oliver Doerell<br />
verbirgt. Gemeinsam präsentieren sie 11<br />
schwermütige Popsongs.<br />
Dortmund, Pauluskirche<br />
``www.myspace.com/pauluskirche<br />
9.-12. Mai (fr-mo)<br />
Moers Festival<br />
Jazz vom Feinsten: Moers präsentiert wieder<br />
aktueller Trends und Entwicklungen der improvisierten<br />
Musik. Es stehen 22 Beiträge aus<br />
Europa und den USA auf dem Programm.<br />
Mit dabei ist unter anderem Cecil Taylor. Der<br />
79-jährige stehe wie kein anderer für die Kunst<br />
der freien Improvisation. Die erste Moerser<br />
„Improviser in Residence“, Angelika Niescier,<br />
bringt frühe, unbekannte Texte von Hanns<br />
Dieter Hüsch in eigener Bearbeitung auf die<br />
Bühne.<br />
Moers, Freizeitpark<br />
``www.moers-festival.de<br />
11. Mai (so), 20 Uhr<br />
La Kinky Beat<br />
Die Band ist aus der Kulturszene Barcelonas<br />
nicht mehr wegzudenken. 2003 aus verschiedenen<br />
Bands gegründet, stellt die Gruppe ihr<br />
neues Album „Karate Beat“ vor. Ihre Songs<br />
sind eine Mischung aus Mestizo-Rocksteady-<br />
Reggae-Ska und PunkRock, mit kurzen Ausflügen<br />
in Jungle, Drum n Bass sowie Techno.<br />
Bochum, Bahnhof Langendreer<br />
Tel. 0234.687 161 0<br />
``www.bahnhof-langendreer.de<br />
16. Mai (fr), 20 Uhr<br />
Taco<br />
Die italienische Band tingelt seit sechs Jahren<br />
durch Deutschland und Italien. Taco fügt politische<br />
Texte mit ihrer Musik zu harmonischen<br />
Songs. Ihre Musik nennt sich Patchanka-Combat-SkaPunk.<br />
Bochum, Bahnhof Langendreer, Studio 108<br />
Tel. 0234.687 161 0<br />
``www.bahnhof-langendreer.de<br />
1.-6. Mai (do-di)<br />
Internationale Kurzfilmtage<br />
Cineasten aus aller Welt geben sich beim Kurzfilmfestival<br />
ein Stelldichein. Regisseure wie<br />
Roman Polanski, Werner Herzog, Martin Scorsese<br />
oder Georg Lucas zeigten ihre Beiträge<br />
auf den Kurzfilmtagen. Als junge Filmemacher<br />
gelang Ihnen mit ihren Kurzbeiträgen der internationale<br />
Durchbruch. Eine wichtige Rolle<br />
nimmt der politische Film ein. Themen des<br />
diesjährigen Festivals sind Grenzgänger und<br />
Unruhestifter.<br />
Oberhausen, Lichtburg Filmpalast<br />
Tel. 0208.824 290<br />
``www.kurzfilmtage.de<br />
29.-31. Mai (do-sa)<br />
Internationales Videofestival<br />
Videofilme sind längst noch nicht „out“. Ob<br />
experimentell, narrativ, dokumentarisch: Auf<br />
dem Festival werden 42 Videos unterschiedlicher<br />
Genres aus dem In- und Ausland gezeigt.<br />
Bochum, Ruhr-Universität, Musisches Zentrum<br />
Tel. 0234.322 690 2<br />
``www.videofestival.org<br />
Kleinkunst & Kabarett<br />
26. April (sa), 20.30 Uhr<br />
Raz Ohara and the Odd Orchestra<br />
Der Wahlberliner Raz Ohara sorgte bereits<br />
Ende der 90er Jahre mit seiner Musik für internationales<br />
Aufsehen. Nach diversen Kooperationen<br />
mit den technoiden Klangwelten von<br />
Film<br />
30. April (mi), 18 Uhr<br />
Buster Keaton: Trotzheirat<br />
Elmar (Buster Keaton) arbeitet in einer Reinigung<br />
und führt ein geordnetes Leben. Doch er<br />
hat eine Leidenschaft: die Theaterschauspielerin<br />
Trilby. Elmar versucht alles, um das Herz<br />
der schönen Mimin zu erobern. Der Organist<br />
Dominik Gerhard begleitet den Stummfilm von<br />
Edward Sedgwick aus dem Jahre 1929 auf der<br />
originalen Wurlitzer-Kinoorgel.<br />
Essen, Eulenspiegel<br />
``www.essener-filmkunsttheater.de<br />
2. April (mi), 20 Uhr<br />
Serdar Somuncu: „Bild Lesen“<br />
Serdar Somuncu liest aus der aktuellen Bild-<br />
Zeitung, ohne zuvor ein Blick hineingeworfen<br />
zu haben. Nicht nur das barbusige Mädchen<br />
von Seite eins wird von ihm mit beißendem<br />
Humor kommentiert. Somuncu pickt weitere<br />
Meldungen heraus, um sie dann genüsslich<br />
und mit viel Wortwitz zu zerlegen.<br />
Herne, Flottmann-Hallen<br />
Tel. 02323.162 951<br />
``www.flottmann-hallen.de<br />
36 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
11.+12. April (fr+sa), 20 Uhr<br />
Ingolf Lück: „One Way Man“<br />
Wie lebt der Höhlenmensch im 21. Jahrhundert?<br />
Schauspieler und Entertainer Ingolf<br />
Lück erzählt in seinem Stück „One Way Man“<br />
Neues über die Spezies Mann. Denn Lück alias<br />
Frank Wagner glaubt, dass noch nicht alle<br />
Eigenarten der Männer aufgedeckt worden<br />
sind. Frank verliert über Nacht seinen Job,<br />
die Freundin und sein Zuhause. Auf der Parkbank<br />
aufgewacht, philosophiert, reflektiert<br />
und analysiert er sein leben. Er redet über „so<br />
Zeugs“ wie Gefühle, Nähe und Liebe.<br />
Herne, Flottmann-Hallen<br />
Tel. 02323.162 951<br />
``www.flottmann-hallen.de<br />
18. April (fr), 20 Uhr<br />
Horst Schroth: „Wenn Frauen fragen“<br />
… dann ziehen viele Männer den Kopf ein.<br />
Nicht aber Horst Schroth. Er greift schnell tief<br />
in seine Erfahrungskiste. In „Wenn Frauen fragen“<br />
präsentiert er Szenen aus seinen letzten<br />
Programmen, bissiges Gesellschaftskabarett.<br />
Schwerte Rohrmeisterei, Ruhrstr. 20<br />
``www.rohrmeisterei-schwerte.de<br />
``www.cabaret-queue.de<br />
27. April (so), 12 Uhr<br />
Fritz Eckenga: „Mitteilungen für interessierte<br />
Dorfbewohner“<br />
Fritz Eckenga präsentiert den Dichter Horst Tomayer.<br />
Der Bayer zeigt, dass er nicht nur gut<br />
dichten kann, sondern auch ein großartiger<br />
Vortragskünstler ist.<br />
Dortmund, Harenberg City-Center<br />
``www.hcc-dortmund.de<br />
16. Mai (fr), 20 Uhr<br />
Popette Betancor: „Hispanoid“<br />
„Hispanoid“ klingt nach Urlaub und Gemütskrankheit,<br />
nach „german angst“ und versalzener<br />
Paella und nach Sommer in Spanien.<br />
Die Halbspanierin Popette Betancor ist alles<br />
in einem: Sängerin, Pianistin, Komponistin,<br />
Autorin, singende Songschreiberin und Preisträgerin<br />
(prix pantheon, deutscher kleinkunstpreis).<br />
Herten, Glashaus<br />
``www.herten.de<br />
16. Mai (fr), 20 Uhr<br />
Fritz Eckenga<br />
Der Kabarettist präsentiert sein aktuelles Solo-<br />
Programm „Im Dienste der Schönheit“.<br />
Gladbeck, Stadtbücherei<br />
``www.stadtbuecherei-gladbeck.de<br />
``www.eckenga.de<br />
25. Mai (so), 12 Uhr<br />
Fritz Eckenga: „Mitteilungen für interessierte<br />
Dorfbewohner“<br />
Fritz Eckenga hat den lokalen Künstler Bernd<br />
Gieseking zu Gast. Der Neudortmunder ist<br />
auch als „Willis, Freund von Bruce“ bekannt.<br />
Gieseking schreibt Hörspiele, Theaterstücke<br />
und Solo-Bühnenprogramme.<br />
Dortmund, Harenberg City-Center<br />
``www.hcc-dortmund.de<br />
17. April (do), 20.07 Uhr<br />
Horst Schroth: „Nur die Größe zählt“<br />
Horst Schroth, aktueller Tegtmeier-Ehrenpreisträger,<br />
feierte 2007 sein 25-jähriges Bühnenjubiläum<br />
als Kabarettist. Dass er nach wie vor zu<br />
den Großen unter den Kabarettisten gehört,<br />
beweist er mit seinem neuen Programm „Nur<br />
die Größe zählt“. Dabei geht es nicht nur um<br />
Zentimeter, sondern um den Begriff „klein“ im<br />
Allgemeinen. Seine Kommentare sind hochaktuell,<br />
bissig, charmant. und wie immer – zum<br />
Brüllen komisch.<br />
Herten, Glashaus<br />
``www.herten.de<br />
8. Mai (do), 20.07 Uhr<br />
Jürgen Becker<br />
Plötzlich ist die Religion wieder da. Glauben<br />
hat Hochkonjunktur und Weissagungen sind<br />
en vogue. Und selbst wer nichts glaubt, muss<br />
dran glauben. In seinem Programm „Ja, was<br />
glauben Sie denn?” setzt sich Jürgen Becker<br />
mit Weltregionen auseinander. Seine<br />
Bissigkeiten sind gewürzt mit rheinischem<br />
Humor.<br />
Herten, Glashaus<br />
``www.herten.de<br />
30. Juni (mo), 20 Uhr<br />
Hagen Rether: „Liebe“<br />
Hagen Rether gilt als einer, der das Kabarett<br />
geradezu neu erfunden hat. Begleitet werden<br />
die Plaudereien des Kabarettisten durch seine<br />
dahin getupften Klavierakkorde. Gefühlsselig<br />
sind seine Pianoplaudereien nicht. In seinem<br />
aktuellen Programm „Liebe“ gibt er sich hochpolitisch.<br />
Essen, Lichtburg<br />
Tel. 0201.231 023<br />
``www.lichtburg-essen.de<br />
Literatur & Lesungen<br />
18. April (fr), 19.30 Uhr<br />
Roger Willemsen: „Ein Schuss, ein<br />
Schrei - Das Meiste von Karl May“<br />
Der Journalist und Moderator Roger Willemsen<br />
schwingt in Knittelversen das lyrische Lasso.<br />
Der Wortakrobat präsentiert die Abenteuergeschichten<br />
von Karl May in 23 Gedichten.<br />
Willemsens bringt den Romanhelden viel Sympathie<br />
entgegen, dabei spielen seine Verse mit<br />
dem Komischen, Grotesken und Bizarren von<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 37
tipps & termine:<br />
Karl Mays Stoffen. Musikalisch wird der Journalist<br />
von den Geschwistern Walachowski am<br />
Klavier begleitet.<br />
Dortmund, Harenberg City-Center<br />
``www.hcc-dortmund.de<br />
von Georg Büchner und „Die Orchesterprobe“<br />
miteinander und formt daraus das Theaterstück<br />
„Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!“<br />
Er inszeniert es in der imposanten Industriekulisse<br />
des Gasometers.<br />
Weitere Vorstellungen: 3., 8., 9. und 10. April,<br />
jeweils 19.30 Uhr<br />
Oberhausen, Gasometer<br />
Tel. 0208.857 818 4<br />
``www.theater-oberhausen.de<br />
``www.gasometer.de<br />
überraschen. Forced Entertainment mischt verschiedene<br />
Genres: Kabarett trifft auf eine ungewöhnliche<br />
Liebesgeschichte und ein Vortrag<br />
über Tragödien begegnet skurrilen Tänzen.<br />
Essen, PACT Zollverein<br />
``www.pact-zollverein.de<br />
19. April (sa), 20 Uhr<br />
Charlotte Roche „Feuchtgebiete“<br />
Charlotte Roche präsentiert ihren ersten Roman<br />
„Feuchtgebiete“. Roche sieht ihr Buch als<br />
Protest gegen die Hygienehysterie und die sterile<br />
Ästhetik der Frauenzeitschriften.<br />
Witten, Werkstadt<br />
Tel. 02302.948 940<br />
``www.werk-stadt.com<br />
2. Juni (mo), 19.30 Uhr<br />
<strong>Barbara</strong> Rütting: „Ich bin alt und das<br />
ist gut so“<br />
Die 80-jährige Schauspielerin feierte einst als<br />
Schauspielerin unter anderem an der Seite von<br />
Sophia Loren und Kirk Douglas in zahlreichen<br />
Filmen Erfolge. Danach startete die Umweltund<br />
Tierschützerin erfolgreich ihre zweite Karriere<br />
und wurde Autorin von Sach- und Kinderbüchern.<br />
In ihrem aktuellen Buch „Ich bin alt<br />
und das ist gut so“ gibt Rütting ihre persönlichen<br />
Ratschläge preis, die sowohl Gesundheit,<br />
Ernährung und Schönheit, vor allem aber die<br />
richtige Einstellung zum Leben betreffen.<br />
Dortmund, Harenberg City-Center<br />
``www.hcc-dortmund.de<br />
Theater & Tanz<br />
2. April (mi), 19.30 Uhr<br />
Johannes Lepper: Freiheit! Gleichheit!<br />
Brüderlichkeit!<br />
Der Intendant des Oberhausener Theaters,<br />
Johannes Lepper, verbindet „Dantons Tod“<br />
Ballett Schindowski tanzt zu Klezmer<br />
Das Ballett wurde bereits vor fünf Jahren im<br />
Rahmen des Festivals Klezmerwelten, begleitet<br />
von dem Gelsenkirchener Klezmer-Ensemble<br />
Badeken di Kallah, auf der Bühne des<br />
Consol-Theaters aufgeführt. Bernd Schindowski<br />
nimmt die Produktion wieder auf und will<br />
diese einem breiteren Publikum zugänglich<br />
machen. Der emotionale Reichtum und die<br />
ursprüngliche Tanzbarkeit der Klezmermusik<br />
haben Bernd Schindowski zu seinem Ballett<br />
angeregt, bei dem er ganz in die Musik eintaucht<br />
und die Klänge voller Schwermut und<br />
Freude, Melancholie und Tanz auslotet. Es finden<br />
mehrere Vorstellungen statt:<br />
27. April (so), 18.30 Uhr, 4. Mai (so), 18.30 Uhr,<br />
9. Mai (fr), 20 Uhr, 18. Mai (so), 18.30 Uhr,<br />
25. Mai (so), 18.30 Uhr<br />
Gelsenkirchen, Musiktheater im Revier<br />
``www.musiktheater-im-revier.de<br />
2.+3. Mai (fr+sa), 20 Uhr<br />
ZOO\Thomas Hauert: „Accords“<br />
Durch die Stücke von Thomas Hauert zieht sich<br />
wie ein roter Faden das Verhältnis von Tanz<br />
und Musik: In Hauerts Choreographien wird<br />
die Musik selbst zur Bewegung. Er will jedoch<br />
nicht die Musik sichtbar zu machen. Vielmehr<br />
sollen Tonfolgen und Klangfarben als kreativer<br />
Impuls von der Gruppe wahrgenommen werden.<br />
Das belgisch-schweizerische Ensemble<br />
feiert sein 10-jähriges Jubiläum.<br />
Essen, PACT Zollverein<br />
``www.pact-zollverein.de<br />
15.-17. Mai (do-sa)<br />
Forced Entertainment: „Spectacular“<br />
Die experimentelle Theatergruppe aus England<br />
war schon häufig bei PACT Zollverein. Dabei<br />
gelingt es der Gruppe um künstlerischen Leiter<br />
Tim Etchells das Publikum mit neuen Ideen zu<br />
17. Mai-1. Juni<br />
Akzente-Theatertreffen: „Was uns beschäftigt“<br />
„Was uns beschäftigt“ lautet das Motto des<br />
Theatertreffens. Wert, Wandel und Zukunft<br />
der Arbeit stehen im thematischen Mittelpunkt.<br />
Mit dabei sind u.a. das Deutsche Theater<br />
Berlin mit „Kasimir und Karoline“, die<br />
Schaubühne Berlin mit „Tod eines Handlungsreisenden“<br />
und das Thalia-Theater Hamburg<br />
mit dem Brecht-Stück „Herr Puntila und sein<br />
Knecht Matti“. Daneben stehen zwei Kooperationen<br />
auf dem Programm: Nuran David Calis<br />
hat sich auch in Duisburg auf die Suche nach<br />
Spuren und Erlebnissen der ersten Einwandergeneration<br />
begeben: „Stunde 0 Vol I-III“ ist ein<br />
Kooperationsprojekt der Schauspiele Köln und<br />
Essen mit dem Theater Duisburg. Das Theatertreffen<br />
schließt mit einer lange Theaternacht.<br />
Auf dem Programm steht das Stück „Wolken<br />
ziehen vorüber“ von Aki Kaurismaki, ein Gastspiel<br />
des Theaters Essen.<br />
Duisburg, Theater Duisburg<br />
Tel. 0203.300 910 0<br />
``www.theater-duisburg.de<br />
29. Mai (do), 20 Uhr<br />
Kattrin Deufert & Thomas Plischke: „Reportable<br />
Portrais“<br />
„Reportable“ steht für Porträt und Bewegung.<br />
Ausgehend von fünf Bewegungsporträts verdichten<br />
Kattrin Deufert und Thomas Plischke<br />
Bewegungen. Die Künstler zeigen ihr neues<br />
Stück im Rahmen von „feldstärke“, der interdisziplinären<br />
Plattform für Kunstakademien<br />
und Hochschulen aus NRW.<br />
Essen, PACT Zollverein<br />
``www.pact-zollverein.de<br />
13.+14 Juni (fr+sa), 20 Uhr<br />
Mette Ingvartsen & Jefta van Dinther<br />
„It’s in the air“ heißt das neue Stück der Choreographin<br />
und Tänzerin Mette Ingvartsen, die<br />
seit vielen Jahren ihre Arbeiten bei PACT Zollverein<br />
produziert. Mit dabei ist Tänzer Jefta<br />
van Dinther. Nicht nur die Tänzer sollen bei<br />
der Aufführung die Bewegung spüren, sondern<br />
auch das Publikum. Die Performance will<br />
38 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
im Körper der Zuschauer eine Art kinästhetischer<br />
Halluzination von Bewegungsimpulsen<br />
auslösen.<br />
Essen, PACT Zollverein<br />
``www.pact-zollverein.de<br />
20.+21. Juni (fr+sa)<br />
Meg Stuart & Philipp Gehmacher:<br />
„Maybe forever“<br />
Im ersten gemeinsamen Stück der beiden Choreographen<br />
fließen ihre künstlerischen Welten<br />
mit den Melodien der Wiegenlieder von<br />
Singer-Songwriter Niko Hafkenscheid zusammen.<br />
Zwischen Melancholie und dem Archaischen<br />
bewegt sich das Stück im Spannungsfeld<br />
der fortdauernden menschlichen Suche nach<br />
Ewigkeit.<br />
Essen, PACT Zollverein<br />
``www.pact-zollverein.de<br />
Feste & Feiern<br />
19. April-17. Mai<br />
WDR Musikfest 2008<br />
Der WDR lädt zum dritten Mal zum Musikfest<br />
in die rheinische Metropole ein. Musikfreunde<br />
erwartet eine bunte Mischung aus sinfonische<br />
Musik, Oper, Kammermusik, Jazz und Weltmusik<br />
(siehe Bericht Seite 20).<br />
Duisburg, mehrere Veranstaltungsorte<br />
``www.wdr.de/radio/wdr3/musikfest/<br />
Fahrradfeste<br />
Zwei Feste läuten Pfingsten die Radsaison ein.<br />
Den Auftakt gibt das Fest an der Jahrhunderthalle.<br />
Mit Sternfahrten, Führungen, Live-Musik<br />
und Aktionen rund ums Rad werden Pedalritter<br />
auf das Tourprogramm eingestimmt. In<br />
Duisburg dreht sich auf dem RuhrtalRadweg-<br />
Fest ebenfalls alles um den Drahtesel. Radler<br />
erwartet ein familienfreundliches Aktivprogramm.<br />
11. Mai (so)<br />
Bochum, Jahrhunderthalle<br />
12. Mai (mo)<br />
Duisburg, Innenhafen<br />
``www.adfc-bo.de/termine/termine.php<br />
``www.route-industriekultur.de<br />
``www.ruhrtalradweg.de<br />
Kunst & Ausstellungen<br />
12. April (sa), 14 Uhr<br />
Werner Ruhnau: Baukunstführung im<br />
Musiktheater<br />
MiR-Architekt Werner Ruhnau bietet eine Führung<br />
durch das von ihm geplante und errichtete<br />
Theatergebäude am Kennedyplatz an. Das<br />
Haus, das 1959 den Betrieb aufnahm, zählt zu<br />
den bedeutendsten Theaterbauten der Nachkriegszeit<br />
und ist ein international bekanntes<br />
Baudenkmal. Außergewöhnlich ist die Integration<br />
von Architektur und bildender Kunst.<br />
Die Kunstwerke von Yves Klein, Jean Tinguely<br />
wurden von Anfang an als Bestandteil der Architektur<br />
in das Gebäude installiert.<br />
Gelsenkirchen, Musiktheater im Revier<br />
Tel. 0209.409 720 0<br />
``www.musiktheater-im-revier.de<br />
bis 13. April<br />
The Message - Das Medium als Künstler<br />
Die Ausstellung zeigt den Einfluss des Übersinnlichen<br />
auf die Kunst von 1850 bis heute.<br />
Okkulte Praktiken, Stimmen höherer Wesen<br />
und magische Momente wurden oft als suspekt<br />
empfunden. Sie hatten einen widersprüchlichen,<br />
aber gleichzeitig bedeutenden<br />
Einfluss auf das Projekt Moderne - nicht nur<br />
in der bildenden Kunst. Es werden Gemälde,<br />
Zeichnungen und Radierungen von über<br />
25 Künstlern gezeigt, darunter unter anderem<br />
Bildwerke von Hélène Smith, Georgiana<br />
Houghton, Victorien Sardou und Augustin<br />
Lesage.<br />
Bochum, Museum Bochum<br />
``www.bochum.de/museum<br />
13. April-22. Juni<br />
„Alle Bilder sind schon da!“<br />
Im Ruhr Museum werden Fotografien des<br />
Fotoarchivs gezeigt, die das Ruhrgebiet zum<br />
Thema haben. Die Fotografien wandern in<br />
verschiedenen Projektionen über Wände und<br />
Pfeiler des Wechselausstellungsraums.<br />
Essen, Ruhr Museum, Zollverein, Schacht XII<br />
(A 14 Kohlenwäsche)<br />
Tel. 0201.854 341 1<br />
``www.ruhrlandmuseum.de<br />
13. April-1. Juni<br />
Ausstellung: Energiewende jetzt und<br />
hier<br />
In dieser Ausstellung dreht sich alles um das<br />
Klima, Energie, Sonne, Wind und Wasser, bestehende<br />
Ressourcen und ums Energiesparen.<br />
Vorgestellt wird ein Querschnitt der Projekte<br />
des Arbeitskreises Energiewende, die in den 11<br />
Jahren seines Bestehens entstanden sind.<br />
Iserlohn, Stadtmuseum<br />
``www.iserlohn.de/Kultur/Museen/<br />
stadtmuseum.php<br />
Schrumpfende Städte –<br />
Regionen neu denken<br />
Das Projekt „Schrumpfende Städte“ wird nach<br />
sechsjähriger Forschungsarbeit zusammen mit<br />
der Ausstellung „Schrumpfende Städte – Regionen<br />
neu denken im Ruhrgebiet“ präsentiert.<br />
Es werden erstmals eine Reihe neu entwickelter<br />
Ausstellungsprojekte zum Ruhrgebiet gezeigt,<br />
die die Region in einen Zusammenhang<br />
mit den anderen Fallbeispielen aus Europa,<br />
USA und Asien stellen.<br />
bis 17. April<br />
Dortmund, Museum am Ostwall<br />
bis 11. Mai 2008<br />
Duisburg-Mitte, Liebfrauenkirche,<br />
König-Heinrich-Platz<br />
``www.shrinkingcities.com<br />
bis 4. Mai<br />
Fritz Wotruba: Zeichnungen und Steine<br />
Der Österreicher Fritz Wotruba zählte zu den<br />
prominentesten Bildhauern Europas. Im Mittelpunkt<br />
der Ausstellung stehen Zeichnungen<br />
und Steinskulpturen, ausgehend von dem frühesten<br />
Stein, dem „Torso“ von 1928/29, und<br />
den Zeichnungen ab 1925. Weitere Steine und<br />
120 Zeichnungen zeigen Wotrubas jahrzehn-<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 39
tipps & termine:<br />
telangen Weg von der menschlichen Figur hin<br />
zur Architektur als sinnliche Metamorphose.<br />
Duisburg, Wilhelm Lehmbruck Museum<br />
``www.lehmbruckmuseum.de<br />
bis 25. Mai<br />
Industrielle Bildwelten<br />
Moderne Industrie mit ihren hochtechnisierten<br />
Produktionsvorgängen lassen sich nur schwer<br />
darstellen. Diesem Phänomen geht die Ausstellung<br />
„Industrielle Bildwelten“ am Beispiel<br />
der Tiroler Industrie nach. Die Industriellenvereinigung<br />
Tirol hat sieben internationale FotografInnen<br />
beauftragt, die Tiroler Industrie ins<br />
Bild zu setzen. Neue Formen der Industriefotografie,<br />
die stetig wachsende Automatisierung<br />
und die Rolle des Menschen inmitten dieser<br />
unwirklichen Bühne stehen im Mittelpunkt<br />
der 44 Werke.<br />
Dortmund, DASA-Galerie, <strong>Friedrich</strong>-Henkel-<br />
Weg 1-25<br />
``www.dasa-dortmund.de<br />
bis 1. Juni<br />
Living with War - Portraits 1983-2007<br />
Judith Joy Ross zählt zu den wichtigen amerikanischen<br />
Fotografen in der Tradition des<br />
„dokumentarischen Stils“. Seit über 30 Jahren<br />
widmet sie sich dem Portrait. Ihre Schwarz-<br />
Weiß-Fotografien konzentrieren sich dabei auf<br />
den Menschen. Neben Kindern und Jugendlichen<br />
zählen auch amerikanischen Bürger, die<br />
unmittelbar an der politischen Wirklichkeit<br />
ihres Landes Anteil nehmen, zu den bevorzugten<br />
Partnern der Fotografin. Die Ausstellung<br />
fasst Portraits amerikanischer Menschen<br />
zusammen, die auf unterschiedliche Weise zu<br />
den Kriegseinsätzen der USA in den letzten<br />
dreißig Jahren in Beziehung stehen. Für ihre<br />
fotografischen Arbeiten hat sie zahlreiche Auszeichnungen<br />
und Preise erhalten.<br />
Bottrop, Josef Albers Museum Quadrat<br />
Tel. 02041.297 16<br />
``www.quadrat-bottrop.de<br />
bis 1. Juni<br />
Paare in der Kunst<br />
Die Ausstellung „Liebe. Love - Paare“ setzt sich<br />
mit der Darstellung von Paaren in der Kunst<br />
auseinandersetzt. Die Schau unternimmt einen<br />
Streifzug vom frühen 19. Jahrhundert bis in die<br />
Gegenwart und zeichnet nach, wie sich Ideal<br />
und Realität sowie Rollenbilder zu verschiedenen<br />
Zeiten ausdrücken. Zu sehen sind unter<br />
anderem Arbeiten von Max Beckmann, Otto<br />
Dix, Roy Lichtenstein, Edvard Munch, Emil Nodle,<br />
Niki de Saint Phalle, Max Pechstein, Pablo<br />
Picasso und Andy Warhol.<br />
Hamm, Gustav-Lübcke-Museum<br />
``www.hamm.de/<br />
gustav-luebcke-museum.html<br />
bis September 2009<br />
Götter, Geister und Dämonen<br />
Die Ausstellung ist eine Weltreise durch die<br />
Religionen fremder Völker. Die Holzexponate,<br />
originale Kultobjekte fremder Völker, sind<br />
thematisch geordnet. Sie berichten über die<br />
Schöpfung, über das Leben in und mit der Natur<br />
sowie über himmlische und irdische Kräfte.<br />
Zu den Exponaten gehören unter anderem<br />
Buschtrommeln aus Ghana und Neu-Guinea,<br />
Masken und Statuen exotischer Götter sowie<br />
Instrumente von Medizinmännern, Schamanen<br />
und Zauberern.<br />
Gelsenkirchen, Heilig-Kreuz-Kirche,<br />
Bochumer Straße 113<br />
Kulinarisches<br />
19. April, 10 Uhr<br />
Japanische Kochkunst genießen<br />
Japan ist, was Bekömmlichkeit und Vielfalt<br />
der Speisen angeht, weltweit Spitzenreiter.<br />
Dabei muss es nicht immer Sushi sein. Hobby-<br />
Köche können einem japanischen Koch über<br />
die Schulter schauen und mit ihm zusammen<br />
ein typisch japanisches Menü mit fünf Gängen<br />
kreieren. Das Menü lässt sich auch zu Hause<br />
einfach nachkochen. Als Hauptgericht bereiten<br />
die Teilnehmer Sukiyaki, einen Eintopf.<br />
Diesen bereiten die Japaner überwiegend in<br />
der kalten Jahreszeit zu. Anmeldung bis zum<br />
14. April.<br />
Dortmund, Dietrich-Keuninghaus<br />
``www.auslandsgesellschaft.de<br />
Märkte & Messen<br />
Designmesse Formart<br />
Über 80 Designer und Kunsthandwerker stellen<br />
auf der Messe ihre Werke vor. An vier Tagen<br />
dreht sich alles um das Thema Wohnen<br />
und Mode.<br />
4.-6 April (fr-so)<br />
Formart Wohnen<br />
11.-13.April (fr-so)<br />
Formart Mode/Schmuck<br />
Bochum, Machinenhalle Friedlicher Nachbar<br />
Tel. 0234.492 575<br />
``www.friedlicher-nachbar.de<br />
6. April (so), 11-17 Uhr<br />
Interaktiver Kunstmarkt<br />
Seit 3 Jahren präsentiert der Kunstmarkt junge<br />
und etablierte Kunst, darunter unter anderem<br />
Malerei und Fotografie. Besucher bekommen<br />
auch einen Einblick in die Arbeitstechniken der<br />
Kunsthandwerker.<br />
Witten, Werkstadt<br />
Tel. 02302.948 940<br />
``www.werk-stadt.com<br />
Flo(h)rian – Flohmärkte im Westfalenpark<br />
Das Angebot auf dem Flohmarkt ist sehr groß<br />
und lässt Sammlerherzen höherschlagen.<br />
27. April, 29. Juni, 31. August, 19. Oktober<br />
(jeweils Sonntags)<br />
Dortmund, Westfalenpark<br />
Tel. 0231.502 610 0<br />
``www.westfalenpark.de<br />
1. Mai (do), 11-17 Uhr<br />
6. Montantrödelmarkt<br />
Ob Arschleder, Grubenlampen oder <strong>Barbara</strong>figuren:<br />
die Stände zwischen Kompressorenhalle<br />
und Waschkaue der früheren Kokerei<br />
sind sehr abwechslungsreich. Dort werden<br />
Raritäten aus den Zeiten von Kohle und Stahl<br />
angeboten. Die Bestände reichen von besagten<br />
Erinnerungsstücken, über Bilder zum Thema<br />
Industriekultur, steinerne Kostbarkeiten,<br />
die man untertage finden konnte, bis hin zu<br />
antiquarischen Büchern.<br />
Dortmund, Kokerei Hansa<br />
``www.industriedenkmal-stiftung.de<br />
Freizeit & Sport<br />
27. April (so), ab 11 Uhr<br />
Energiewendespektakel in Barendorf<br />
Am Tag der Erneuerbaren Energien veranstaltet<br />
der Arbeitskreis Energiewende einen Umwelttag<br />
mit dem Titel „Energiewendespektakel“<br />
im Museumsdorf Barendorf in Iserlohn.<br />
Ein Tag mit viel Energie, Information, Kultur<br />
und Musik für die ganze Familie. Am Abend<br />
findet ein Rockkonzert unter dem Motto: „Mit<br />
einer Stimme für die Erde - Wer, wenn nicht<br />
wir?“ statt. Es sind unter anderem die Peewee<br />
Bluesgang aus Iserlohn und die Punkrock-Band<br />
Einweg dabei. Kooperationspartner sind das<br />
Stadtmuseum und das Kulturbüro Iserlohn.<br />
Der Eintritt ist kostenlos.<br />
Iserlohn, Museumsdorf Barendorf<br />
``www.energiewende-iserlohn.de<br />
40 stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai
24.-31. Mai (sa-sa)<br />
Dortmunder Nordstadt: Internationale<br />
Woche<br />
Mit einer Vielzahl von Angeboten aus Kultur<br />
und Musik, Gastronomie und Einzelhandel,<br />
Freizeit und Sport lädt die Nordstadt zu ihrer<br />
ersten Internationalen Woche ein. Zu den<br />
Programm-Highlights gehören unter anderem<br />
eine GastroTour mit Life-Acts, ein Familientag<br />
im Fredenbaumpark, Offene Tage von Kirchen,<br />
Moscheen und Synagoge sowie ein umfangreiches<br />
Musikprogramm mit Künstlern wie Extrabreit,<br />
Klee oder Haluk Levent.<br />
Dortmund, Nordstadt<br />
``www.InternationaleWoche.Dortmund.de<br />
Vorträge & Diskussionen<br />
7. April (mo), 19 Uhr<br />
Politischer Salon Essen: Lateinamerika<br />
Im Mittelpunkt des Dialogabends steht Lateinamerika,<br />
wo sich in den letzten Jahren ein politischer<br />
Kurswechsel abzeichnet. Eine Abwendung<br />
von einer neoliberalen Wirtschafts- und<br />
Sozialpolitik hin zu staatlicher Regulierung ist<br />
in vielen Ländern festzustellen. Motor und Finanzier<br />
dieser Entwicklung nach Links ist das<br />
ölreiche Venezuela unter Präsident Chavez.<br />
Der Politische Salon Essen erörtert Gründe für<br />
diesen Politikwechsel in Teilen Lateinamerikas<br />
und versucht soziale Bewegungen zu erklären,<br />
die sich in Teilen gegen die etablierte Parteilandschaft<br />
in den jeweiligen Ländern richten.<br />
Zu Gast sind u.a. Peter Rösler, stellv. Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsvereinigung für Lateinamerika<br />
aus Hamburg; Claudia Detsch, Referat<br />
Lateinamerika/Karibik der <strong>Friedrich</strong>-Ebert-<br />
Stiftung aus Bonn sowie aus Essen Peter Hiedl<br />
vom Forum für Internationale Friedensarbeit.<br />
Eintritt kostenlos, Anmeldung erforderlich.<br />
Essen, Grillo-Theater, Café Central<br />
``www.pse.misterfu.de<br />
Kulturpolitische Wochen<br />
In dieser Veranstaltungsreihe treffen Persönlichkeiten<br />
aus der Politik und Kunst- und<br />
Kulturschaffende aufeinander mit dem Ziel,<br />
einen Einstieg zur Entwicklung von Leitlinien<br />
einer zukunftsorientierten und nachhaltigen<br />
Kulturpolitik zu finden. Welche Strategien<br />
lassen sich zur Steigerung der Attraktivität innerhalb<br />
der Region entwickeln? Wie lässt sich<br />
die öffentliche Wahrnehmung des kulturellen<br />
Angebotes im Hinblick auf die Kulturhauptstadt<br />
RUHR.2010 verbessern? Mit diesen und<br />
weiteren Fragen setzen sich die Experten auf<br />
Einladung des SPD-Kreisverbandes Recklinghausen<br />
auseinander.<br />
14. April (mo), 17.30 Uhr<br />
Grundsätze sozialdemokratischer Kulturpolitik,<br />
u.a. mit Wolfgang Thierse (MdB)<br />
Recklinghausen, Ruhrfestspielhaus<br />
17. April (do), 19 Uhr<br />
Kultur und Arbeit, u.a. mit Heinrich Bleicher-Nagelsmann<br />
(Verband dt. Schriftsteller)<br />
Gladbeck, Innovationszentrum Wiesenbusch<br />
22. April (di), 19 Uhr<br />
Kommunale Kulturpolitik, u.a. mit Peter<br />
Rose (Kulturinitiative Emscher-Lippe)<br />
Castrop-Rauxel, Parkbad Süd<br />
28. April (mo), 19 Uhr<br />
Kultur und Medien, u.a. mit Klaus Reimann<br />
(WDR) und <strong>Barbara</strong> <strong>Underberg</strong><br />
(Stadtblatt Ruhr)<br />
Marl, Adolf-Grimme-Institut<br />
21.-26. April (mo-sa)<br />
Ökologische Vortragsreihe<br />
Täglich um 18 Uhr gibt es einen Vortrag: Zum<br />
Gebäude-Energiepass, Einsatzmöglichkeiten<br />
von Wärmepumpen, ökologisch Heizen mit<br />
Holz, Fotovoltaik und Solarthermie und ökologischen<br />
Geldanlagen. Am Samstag ist Tag der<br />
offenen Tür bei solarplus (10-18 Uhr).<br />
Dortmund, solarplus, Am Rundbogen 13b<br />
``www.solarplus-dortmund.de<br />
16.-25. Mai (fr-so)<br />
Woche der Sonne<br />
Solarenergie auf dem Vormarsch. Zahlreiche<br />
Veranstaltungen von Handwerkern, Solarvereinen,<br />
Kommunen, Anlagenbetreibern, Schulen<br />
und weitere Solarakteuren gibt es in der<br />
diesjährigen Woche der Sonne. Alle Infos auf<br />
der Internetseite.<br />
``www.woche-der-sonne.de<br />
Kinder & Familie<br />
23. April (mi), 15 Uhr<br />
Hexenkuss und Zaubermus<br />
Die ordentliche Mirakula ist die größte Hexe<br />
im Land und führt seit 175 Jahren ein ruhiges<br />
Hexenleben. Eines Morgens, das Zaubermus<br />
ist gerade angesetzt, platzt die Hexe Serpentina<br />
in Mirakulas Ordnung. Serpentina kommt<br />
aus einem anderen Hexenreich, wo es lauter,<br />
bunter und chaotischer zugeht. Sie hat sich bei<br />
einem ihrer Hexensprüche versprochen und ist<br />
dadurch bei Mirakula gelandet. Und schon gerade<br />
die beiden Hexen aneinander. Das Theaterstück<br />
ist für Kinder ab 4 Jahren.<br />
Unna, Stadthalle<br />
``www.stadthalle-unna.de<br />
26. April (sa), 15 Uhr<br />
Babar, der Elefant<br />
Ein Musikstück für Kinder präsentiert die Philharmonie<br />
Essen mit „Babar, der Elefant“. Der<br />
Elefant ist der Held unzähliger Bücher und einer<br />
beliebten Zeichentrickserie. Gesprochene<br />
Passagen und Musik wechseln sich ab. Originell<br />
sind die Figuren zu der Geschichte. Das Ensemble<br />
Contrasts Köln sowie das Zephyr Bläserquintett<br />
unterstützen das Stück musikalisch.<br />
Für Kinder ab 6 Jahren.<br />
Essen, Alfried Krupp Saal<br />
Tel. 0201.812 220 2<br />
``www.philharmonie-essen.de<br />
``www.theater-essen.de<br />
bis 8. Juni<br />
Mitmach-Ausstellung: Archäologen am<br />
Werk<br />
Das Kinder- und Jugendmuseum im Gustav-<br />
Lübcke-Museum verwandelt sich mehrere<br />
Monate in eine Ausgrabungsstätte und Forschungsstation<br />
für Kinder ab 8 Jahren. Die<br />
Nachwuchs-Forscher können an Ausgrabungen<br />
teilzunehmen, Funde bearbeiten und katalogisieren.<br />
Hamm, Kinder- und Jugendmuseum im Gustav-Lübcke-Museum<br />
``www.hamm.de/<br />
gustav-luebcke-museum.html<br />
stadtblatt: online<br />
www.stadtblatt-ruhr.de<br />
stadtblatt: 2 | 2008 April - Mai 41
unsymp:<br />
Metropole hoch nix<br />
Fünf Monate sind die Kreativen des Düsseldorfer<br />
Reklamebüros „Grey“ auf der Suche nach einem<br />
neuen Slogan für das Ruhrgebiet in sich gegangen<br />
und wahrscheinlich schwer enttäuscht zurückgekommen.<br />
Das Ergebnis, das der Initiativkreis<br />
Ruhrgebiet präsentierte, soll international<br />
verständlich sein: „Ruhr n TeamworkCapital“. Wir<br />
können alles außer Mathe, könnten jetzt einige<br />
Baden-Württemberger rüberrufen, denn selbst<br />
mit Hochdeutsch kommt man bei diesem Slogan<br />
nicht weit. Ist ja auch für das Ausland gedacht,<br />
um die „Young Professionals“ zu locken, würden<br />
an dieser Stelle die Verantwortlichen richtigstellen.<br />
Man fragt sich, was das hochgestellte „n“ soll –<br />
Tippfehler oder Kommunikationsstrategie? Doch<br />
eher Letzteres, aber der Hinweis, dass das „n“ in<br />
der Mathematik für eine unendliche Menge in Potenz<br />
stehen soll, hilft auch nicht weiter. Ruhr hoch<br />
alles und nichts.<br />
Der Slogan soll auf Container gedruckt werden,<br />
die als „weltgrößtes Containerhaus“ eine Zeitlang<br />
den Duisburger Hafen zumüllen, bevor sie dann in<br />
andere Metropolen verschifft und dort als begehbare<br />
Info-Punkte dienen sollen. So weit, so Theorie.<br />
Bisher warb das Revier damit, dass es ein „starkes<br />
Stück Deutschland“ sei, später hieß es: „Der<br />
Pott kocht“. In den Verbänden rühren viele „kreative“<br />
Köche kräftig ihr eigenes Süppchen. Man<br />
fühlt sich wie im Schützenverein, in dem derjenige<br />
mit dem lärmigsten Grafikprogramm natürlich<br />
die Vereinszeitung gestalten darf. Andere werden<br />
nicht gefragt.<br />
Um das zu verhindern, gibt es in der freien Wirtschaft<br />
die „Ausschreibung“, um möglichst viele<br />
Firmen einzubeziehen. Dass Grey aber mit im Initiativkreis<br />
sitzt und sich zufälligerweise „Ruhr n “<br />
ausdenken durfte, erinnert an die Stadt Bochum,<br />
die ihre tantige „Bochum macht jung“-Kampagne<br />
ohne Ausschreibung an die Essener Agentur<br />
CP Compartner vergab. Bochum sieht alt aus, die<br />
Staatsanwaltschaft hat ermittelt. Übrigens: Falls<br />
die Menschen in den großen Metropolen das<br />
Wort „Ruhr“ im Wörterbuch nachschlagen, finden<br />
sie dort auch die Erklärung: „Infektionskrankheit<br />
des Darms“. Na also: Dünnpfiff hoch n. (vkb)<br />
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Verbreitung: kostenlos im Großraum Ruhrgebiet<br />
Inhaberin & Chefredakteurin: <strong>Barbara</strong> <strong>Underberg</strong> (bu)<br />
Tel. 0234.950 9401 • Fax 0234.577 0747<br />
redaktion@stadtblatt-ruhr.de<br />
Anzeigenvertrieb: Markus Schumann,<br />
Tel. 0234.388 8942 • ms@stadtblatt-ruhr.de<br />
Redaktion: Ralf Bindel (rb), Volker K. Belghaus (vkb),<br />
Frauke Pilarek (fp), Georg Schulze (gs), Ulrike Kleikemper (uk),<br />
Heike Zielasko (hz)<br />
Freie Mitarbeit: Peter Liffers (pl)<br />
Kolumne: Fritz Eckenga, www.eckenga.de<br />
Fotos <strong>Friedrich</strong> <strong>Küppersbusch</strong>:<br />
Frank Rogner, www.rognerfoto.de<br />
Layout: Peter Liffers, Agentur für Unternehmenskommunikation,<br />
Essen, www.liffers.de<br />
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Genehmigung des Verlages. Unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte können nicht zurückgeschickt werden.<br />
Das nächste Heft erscheint am<br />
30. Mai 2008<br />
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Redaktionsschluss:<br />
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Druckunterlagenschluss:<br />
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