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FSB 2009 - Freizeit und Spiel

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Ausgabe<br />

2/<strong>2009</strong><br />

9. Jahrgang<br />

12,00 Euro<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

Die Inszenierung<br />

öffentlicher Räume


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Foto: Stadt Oldenburg<br />

Foto: Balancity.de<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

in den letzten Jahrzehnten haben sich die Straßenzüge der Innenstädte immer<br />

mehr vereinheitlicht: Allerorts fi nden sich gleiche <strong>und</strong> ähnliche Handelsketten <strong>und</strong><br />

machen das Einkaufserlebnis in den City-Freiräumen immer verwechselbarer.<br />

Inzwischen ist glücklicherweise das Bewusstsein dafür gewachsen, dass es schade<br />

ist, den individuellen Charakter der Städte zu opfern. Ob futuristisch oder historisch:<br />

Städte werden wieder inszeniert! Mit Licht <strong>und</strong> Klang, mit Stadtmöbeln <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>geräten,<br />

in der Landschaft <strong>und</strong> auf Friedhöfen, mit Projekten <strong>und</strong> Konzepten.<br />

Unsere Recherche zeigt, dass in dieser Hinsicht überall viel in Bewegung ist:<br />

Hoyerswerda bekommt eine grüne Kulisse, Schmalkalden spiegelt seine Geschichte<br />

in Bodenplatten <strong>und</strong> im österreichischen Linz wird der Freiraum mit Klang gestaltet.<br />

Auch die Inszenierung als Wissenschaftsstadt spielt eine Rolle bei der neuen<br />

Individualisierung des kommunalen Charakters: So grenzt sich Oldenburg in diesem<br />

Jahr als „Übermorgenstadt“ von anderen ab. Lassen Sie sich von den zahlreichen<br />

Beispielen in diesem Heft inspirieren.<br />

Ab sofort fi nden Sie in der FreeLounge auch Fachartikel externer Autoren: Neben<br />

mehreren Beiträgen zu verschiedenen Themen der Stadtplanung <strong>und</strong> Architektur<br />

machte sich Professor Dr. Guido Spars Gedanken über den Image- <strong>und</strong> Wertgewinn<br />

durch Freiraumentwicklung, Dipl.-Ingenieurin Ruth Esther Gilmore startet eine<br />

vierteilige Serie zur kinderfre<strong>und</strong>lichen Stadtplanung <strong>und</strong> die Landschaftsplaner des<br />

Kasseler Büros Planrat berichten aus der Praxis einer <strong>Spiel</strong>platzsanierung.<br />

Mit dieser Ausgabe der FreeLounge halten Sie wieder ein inspirierendes Paket<br />

voller Ideen in Händen, wovon sich das ein oder andere sicher auch in Ihrer Planung<br />

umsetzen lässt.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Ihre FreeLounge-Redaktion<br />

Editorial | 3


4 | Inhalt<br />

Inhalt<br />

TOP THEMA<br />

Städte gekonnt in Szene setzen 6<br />

Die Plattform tourismusarchitektur.de 14<br />

Sind wir nicht alle ein bißchen urbanophil? 17<br />

Image- <strong>und</strong> Wertgewinn der Stadtquartiere<br />

durch Freiraumentwicklung 19<br />

Entwicklung der Innenstädte 22<br />

Neuinszenierung in Bayreuth 25<br />

Jungbrunnen für den Jungbusch 27<br />

Oldenburg – die Übermorgenstadt 30<br />

Marktmonitor 34<br />

Gummi <strong>und</strong> Stahl im Zusammenspiel 40<br />

GESELLSCHAFT<br />

Freifl äche Friedhof 44<br />

<strong>Spiel</strong>platz als alkoholfreie Zone? 51<br />

Shared Space 52<br />

REPORT<br />

Balancity in Shanghai 56<br />

Stadtplanung in der Balance 58<br />

Inszenierung der Landschaft 62<br />

Der Liebesbankweg im Harz 63<br />

Umbau statt Neubau 64<br />

Kinderwanderwege – <strong>Freizeit</strong>spaß ohne Gequengel 67<br />

SPIELRAUM<br />

Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung – Teil 1 70<br />

Parkours – Überwindung der Schwerkraft 74<br />

STADT & KUNST<br />

Eine Lobby für das Hören 76<br />

Luftverschmutzung war auch lange kein Thema 80<br />

Buchtipps 82<br />

Oper am Unort 84<br />

MESSE<br />

<strong>FSB</strong> <strong>2009</strong> 88<br />

Kommunen als Konjunktur-Motor 92<br />

Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie im Einklang 94<br />

RECHT<br />

Produktsicherheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit 96<br />

Der neue B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung 100<br />

Haftungsbeschränkung durch AGB 101<br />

Wettbewerb<br />

Kommunen in neuem Licht 103<br />

TIVOLI<br />

Branchen- <strong>und</strong> Herstellerverzeichnis 101<br />

TERMINKALENDER 104<br />

ENTDECKT! 110<br />

FreeLounge<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />

Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />

Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich<br />

Chefredaktion:<br />

Maike Söltl (V.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: redaktion@free-lounge.de<br />

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

Martina Müller<br />

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />

DTP, Bildredaktion:<br />

Maike Söltl (verantwortlich)<br />

Textredaktion:<br />

Dr. Anke Münster, Lutz Keißner,<br />

Dagmar Thiemann<br />

Titelfoto:<br />

Mike Haufe – fotolia.com<br />

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />

1. Mai <strong>2009</strong><br />

Internet: www.free-lounge.de<br />

www.free-lounge.com<br />

Copyright:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Terminveröffentlichungen kostenlos,<br />

aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei<br />

unverlangt eingesandten Manuskripten.<br />

Namentlich gekennzeichnete Berichte<br />

<strong>und</strong> Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

Quellennachweis:<br />

Simone Hendricks – fotolia.com (S. 15); Franz<br />

Pfl uegel – fotolia.com (S. 20); T.H. Klimmeck –<br />

fotolia.com (S. 20); Jürgen Triebe – fotolia.com<br />

(S. 21); silan – fotolia.com (S. 21); Magic of Art –<br />

fotolia.com (S. 24); scusi –fotolia.com (S. 33);<br />

Martina Berg – fotolia.com (S. 44); Red Bird –<br />

fotolia.com (S. 52); wikipedia.de (S. 53); vege –<br />

fotolia.com (S. 95); Dustin Lyson – fotolia.com<br />

(S. 94); Sandra Kemppainen – fotolia.com (S. 96)<br />

Gerichtstand:<br />

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Druckaufl age:<br />

5.000 Exemplare international<br />

Druck:<br />

johnen Druck GmbH, Bernkastel-Kues<br />

Einzelbezugspreis:<br />

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Jahresabonnement:<br />

(4 Ausgaben)<br />

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dieses Magazin kann nur so gut werden,<br />

wie unser Kontakt mit Ihnen. Deshalb<br />

freuen wir uns auf Ihre Anregungen,<br />

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Innenstadt<br />

Soziale Stadt<br />

Umweltfre<strong>und</strong>liche Stadt<br />

Jugend<br />

Kinder<br />

Senioren<br />

Zukunft<br />

Demographischer Wandel<br />

Finanzierung<br />

Kunst & Kultur<br />

Sportstätten- & Plätze<br />

<strong>Spiel</strong>plätze<br />

Wasser<br />

Grünanlagen<br />

Friedhöfe<br />

Internationale Beispiele<br />

Produkte zur Grünflächenpflege<br />

Produkte zur Bodengestaltung<br />

Produkte zur Beleuchtung<br />

Messevorschau- <strong>und</strong> Rückblicke<br />

Normen <strong>und</strong> Vorschriften<br />

Rechtliches<br />

uninteressant interessant sehr interessant<br />

Gibt es ein Beispiel eines gelungenen (Stadtentwicklungs-)Projektes, auf das<br />

Sie uns aufmerksam machen möchten?


6 | Top Thema<br />

Foto: © boris storz


Städte gekonnt<br />

in Szene setzen<br />

Die Zukunft gehört den Städten <strong>und</strong> Gemeinden, denen es gelingt,<br />

ihren individuellen Charakter zu bewahren oder auszubauen. Sie bieten<br />

eine interessante Bühne sowohl für das alltägliche Leben als auch<br />

für die Entdeckungen der Touristen. Vielfältig sind die Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> das Engagement, mit denen die Inszenierung des öffentlichen<br />

Raums erfolgt.<br />

Keine Frage: Der Bevölkerungsrückgang <strong>und</strong> die<br />

Krise des Einzelhandels setzen den Städten zu.<br />

Außerdem sorgen die immer gleichen Geschäfte<br />

oft für eine ungewollte Uniformität der Fußgängerzonen.<br />

Die Auswirkungen von Bausünden<br />

<strong>und</strong> Planungsfehlern der Vergangenheit treten<br />

deutlicher zu Tage, wenn Innenstädte durch<br />

die Einkaufszentren auf der grünen Wiese <strong>und</strong><br />

durch den Internethandel in ihrer Struktur bedroht<br />

sind. Doch gleichzeitig wächst die Zahl<br />

nachhaltiger Konzepte, wie durch eine Inszenierung<br />

des öffentlichen Raums das Leben in<br />

Städten attraktiver gestaltet werden kann. Ein<br />

wichtiges Kennzeichen aktueller Stadtplanung<br />

ist, dass die ad-hoc-Planung früherer Jahrzehnte<br />

zugunsten von strategischer Planung in den<br />

Hintergr<strong>und</strong> tritt. Es werden Masterpläne oder<br />

integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte<br />

aufgelegt <strong>und</strong> langfristig wirkende Ideen<br />

entwickelt. Dahinter steht ganz offenk<strong>und</strong>ig der<br />

Wille, die begrenzten Mittel dort einzusetzen,<br />

wo sie den größten Nutzen bringen. Außerdem<br />

reagieren viele Städte <strong>und</strong> Gemeinden darauf,<br />

dass in den letzten zehn Jahren das Leben im<br />

städtischen Freiraum eine ganz andere Bedeutung<br />

bekommen hat. Die Bürger nutzen in ihrer<br />

<strong>Freizeit</strong> die Plätze <strong>und</strong> Parks in ihrer Stadt<br />

sowie die Zonen an Gewässern viel intensiver.<br />

Ganz häufi g ist ein interdisziplinäres Denken<br />

notwendig, um die Städte so zu inszenieren,<br />

dass all diesen Faktoren Rechnung getragen<br />

wird. Dass sich ein solcher Einsatz lohnt, zeigt<br />

eine Reihe von Beispielen, die von städtebaulichen<br />

Maßnahmen bis hin zu Ideenwettbewerben<br />

reichen.<br />

Zeitspuren <strong>und</strong> Zeit spüren<br />

in Schmalkalden<br />

Bodenbeläge haben ähnlich wie die Beleuchtung<br />

einen immer wieder überraschend großen<br />

Anteil an der Gesamtwirkung der Innenstädte.<br />

Dass sie sogar einen Beitrag dazu leisten können,<br />

Geschichte lebendig werden zu lassen,<br />

zeigt das Beispiel der knapp 18.000 Einwohner<br />

zählenden Stadt Schmalkalden in Thüringen.<br />

Der Umbau befi ndet sich in der dritten Projektphase<br />

<strong>und</strong> wurde durch ein B<strong>und</strong>-Länder-<br />

Programm möglich gemacht. Das Konzept der<br />

Bodengestaltung wird hier zum Spiegel der<br />

stadtgeschichtlichen Entwicklung, die nun bei<br />

jedem Gang durch die Stadt gegenwärtig ist. In<br />

ganz herausragender Weise macht das Konzept<br />

aber nicht nur die Stadtgeschichte erlebbar,<br />

sondern schafft zugleich moderne Stadtansichten<br />

<strong>und</strong> entwickelt eine Art Corporate Design<br />

für die historische Mitte von Schmalkalden.<br />

Verdient erhielt das Projekt im Juni in dem<br />

Wettbewerb „Stadt bauen. Stadt leben“ einen<br />

ersten Preis in der Kategorie „Städte besser<br />

gestalten“. Geplant wurde die weitreichende<br />

Umgestaltung von Peter Wich <strong>und</strong> dem Team<br />

des Münchener Büros Terranova Landschaftsarchitektur.<br />

Die Bereiche der Alt- <strong>und</strong> der<br />

Neustadt sind als Gr<strong>und</strong>element je mit einem<br />

eigenen homogenen, ruhigen Bodenbelag gestaltet.<br />

Während in der Altstadt entsprechend<br />

der stark variierenden Zuschnitte der Freiräume<br />

eine unregelmäßige Verlegeweise (Wilder<br />

Verband) Anwendung fi ndet, wurde der Bereich<br />

der Neustadt mit einem regelmäßigen Belagsmuster<br />

(Reihen- <strong>und</strong> Netzverband) gestaltet. So<br />

Top Thema | 7


Foto: © boris storz<br />

Stadtgeschichte wird in Schmalkalden durch die Bodengestaltung sowie die Brunnen <strong>und</strong> Wasserläufe auf Schritt <strong>und</strong> Tritt erlebbar.<br />

8 | Top Thema<br />

wird die jeweilige epochale Entstehung durch<br />

eine Art ‘Teppich‘ sichtbar. Deutlich erkennbar<br />

sind innerhalb der Gestaltung die historischen<br />

<strong>und</strong> heutigen Marktplätze - der Altmarkt <strong>und</strong><br />

der Neumarkt - als zentrale Orte des kulturellen<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Lebens hervorgehoben. Stadtgeschichte<br />

wird beispielsweise zudem durch die<br />

effektvoll beleuchteten Wasserläufe visualisiert,<br />

die sich an dem Netz der historischen Entwässerungsgräben<br />

orientieren. Alte Brunnenstandorte<br />

spiegeln sich durch einfache geometrische<br />

Elemente, Bodenreliefs, Wasserteppiche oder<br />

Wassersäulen. Schlicht <strong>und</strong> wirkungsvoll ist die<br />

sorgfältig auf das Gesamtkonzept ausgewählte<br />

Stadtmöblierung. Baubronze kommt zum<br />

Einsatz, um auf Metallgießerei als bedeutende<br />

handwerkliche Tradition in Schmalkalden hinzuweisen.<br />

Aufschwung Innenstadt in Bayreuth<br />

Bis sich der Vorhang für die neu gestaltete Innenstadt<br />

in Bayreuth öffnet, wird noch einige<br />

Zeit vergehen <strong>und</strong> die Bürger <strong>und</strong> Gewerbetreibenden<br />

müssen Unannehmlichkeiten hinnehmen.<br />

Aktuell sind Teile der Fußgängerzone in<br />

Bayreuth eine Baustelle, denn vor etwa einem<br />

Jahr wurde mit einem weitreichenden Umbau<br />

dieses zentralen städtischen Areals begonnen.<br />

Bis 2011 entsteht dort nach dem Entwurf des<br />

Münchener Architekturbüros Hirner + Riehl eine<br />

architektonisch städtebauliche Aufwertung der<br />

Innenstadt, die vor allem auch darauf abzielt,<br />

das urbane Leben zu bereichern. Als zentrale<br />

Fläche wird ein sogenanntes Stadtparkett für<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Märkte eingerichtet, das<br />

von der Struktur unterschiedliche Nutzungen<br />

ermöglicht <strong>und</strong> unterstützt. So kann die Fläche<br />

zum Beispiel durch Schirme überdacht werden.<br />

In die Fußgängerzone werden Wasserspielelemente<br />

<strong>und</strong> Klangkörper integriert, um den<br />

Foto: © boris storz<br />

Aufenthaltswert für Kinder in optisch ansprechender<br />

Form zu verbessern. Außerdem werden<br />

ein neues Lichtkonzept, eine moderne Stadtmöblierung<br />

<strong>und</strong> ein Fußgängerleit- <strong>und</strong> Informationssystem<br />

die Gesamtwirkung abr<strong>und</strong>en. Die<br />

umfangreiche Umgestaltung war durch die Verlegung<br />

des zentralen Busbahnhofs möglich geworden<br />

<strong>und</strong> wird einen wichtigen Beitrag dazu<br />

leisten, dass Bayreuth mit seinem schönen,<br />

historisch geprägten Stadtbild weiter an Profi l<br />

gewinnt. Parallel zur Planung der städtebaulichen<br />

Maßnahmen wurde auf Einladung des<br />

Oberbürgermeisters das Beteiligungsverfahren<br />

„Aufschwung Innenstadt“ für die Bürger <strong>und</strong><br />

Gewerbetreibenden auf den Weg gebracht. Der<br />

von dem in Bayreuth ansässigen Unternehmen<br />

Geoplan moderierte Prozess ist sozusagen die<br />

zweite Säule der Innenstadt-Aufwertung, die die<br />

Bürger mit ihren Ideen aktiv einbezieht. In einer<br />

Bilanzkonferenz der Initiative „Aufschwung Innenstadt“<br />

im März wurde vorgestellt, welche<br />

Fortschritte Projekte wie die Entwicklung von<br />

einer Gestaltungsrichtlinie für ein einheitliches<br />

Stadtmobiliar oder die Planung eines Fußgängerleitsystems<br />

machen. Als dritte Säule – nicht<br />

nur für die Innenstadt, sondern für das gesamte<br />

Stadtgebiet - kommt das Integrierte Städtebauliche<br />

Entwicklungskonzept (ISEK) hinzu,<br />

dem der Stadtrat von Bayreuth im Mai diesen<br />

Jahres zugestimmt hat. In dem von einem interdisziplinären<br />

Gutachterteam entwickelten<br />

Konzept wurden räumliche <strong>und</strong> thematische<br />

Schwerpunkte der künftigen Stadtentwicklung<br />

herausgearbeitet, die schrittweise umgesetzt<br />

werden sollen. Dass die Stadt zudem den Zuschlag<br />

für die Landesgartenschau 2016 bekommen<br />

hat, passt zu der Aufbruchstimmung <strong>und</strong><br />

wird sicherlich weitere interessante Impulse für<br />

die Stadtentwicklung geben. (Detailinformationen<br />

zum Projekt: S. 25)


Grüne Mitte <strong>und</strong> grüner Saum<br />

für Hoyerswerda<br />

Was macht man mit einer Bühne, von der immer<br />

mehr Kulissen verschwinden? In dem für<br />

die DDR bedeutenden Kohle- <strong>und</strong> Energiezentrum<br />

Hoyerswerda ist das zentrale Thema der<br />

Rückbau von Wohngebieten, da der Bevölkerungsrückgang<br />

von ca. 70.000 Einwohnern in<br />

den 80er Jahren auf geschätzte 30.000 um 2020<br />

bewältigt werden muss. Laut dem integrierten<br />

Stadtentwicklungskonzept (InSEK) sollen in der<br />

Neustadt insgesamt 12.100 Wohneinheiten abgerissen<br />

werden. Brachfl ächen können Städte<br />

zerfasern <strong>und</strong> täglich den Verlust zum Thema<br />

machen. Die Stadt Hoyerswerda hatte nach den<br />

Erfahrungen mit verschiedenen Rückbauprojekten<br />

bei der Technischen Universität Dresden ein<br />

„Städtebauliches Leitkonzept zum – durch Rückbau<br />

entstandenen – unbebauten Stadtraum“ in<br />

Auftrag gegeben. Seit 2008 orientiert sich nun<br />

die Entwicklung der neuen Freiräume an diesem<br />

umsichtigen Konzept, das die Zielsetzung<br />

hat, die Freiraum- <strong>und</strong> Stadtstruktur nachhaltig<br />

zu verbessern. Wesentlich für die Lebensqualität<br />

in der Stadt wird die Aufwertung des Zentrums<br />

durch die sogenannte „grüne Mitte“ sein.<br />

Damit wird die Verbindung zwischen Alt- <strong>und</strong><br />

Neustadt gestärkt <strong>und</strong> dem durch den Rückbau<br />

verursachten Auseinanderdriften der Stadtteile<br />

entgegengewirkt. Die Lage am Fluss „Schwarze<br />

Elster“ soll stärker im Stadtbild verankert<br />

<strong>und</strong> die Grünraumvernetzung verbessert werden.<br />

Einen wichtigen Part im Gesamtkonzept<br />

nimmt der neue grüne Saum am Stadtrand ein.<br />

Das Leitkonzept zeigt auf, wie durch Aufforstungen<br />

<strong>und</strong> Wiesen eine attraktive stadtnahe<br />

Erholungslandschaft entstehen kann. Als dritter<br />

Baustein kommt der Aufbau von Kleingarteninseln<br />

in den Obstwiesen hinzu. Es ist geplant,<br />

dass durch den Bevölkerungsrückgang leerstehende<br />

Kleingärten in Streuobstwiesen umgewandelt<br />

werden. Das Konzept „Neue Freiräume<br />

Hoyerswerda“ gibt eine städtebauliche Klarheit,<br />

die allen Akteuren in der Stadt die Zusammenarbeit<br />

erleichtert. Die für den Rückbau verantwortlichen<br />

Wohnungsunternehmen arbeiten<br />

Hand in Hand mit der Stadtverwaltung <strong>und</strong><br />

den städtischen Versorgungsunternehmen. Das<br />

zeigt sich auch bei dem nächsten anstehenden<br />

Projekt. In der „grünen Mitte“ wird voraussichtlich<br />

ab Oktober eine Brache zu einer attraktiven<br />

Freiraumfl äche mit Promenade, Stadtgarten <strong>und</strong><br />

einer Open-Air-Fläche umgebaut. Das Gelände<br />

befi ndet sich zu 70 Prozent im Besitz der Stadt,<br />

die anderen Besitzanteile liegen überwiegend<br />

In Bayreuth wird das sogenannte Stadtparkett die Innenstadt aufwerten.<br />

Perspektiven für Hoyerswerda: Am Stadtsee in der Grünen Mitte.<br />

Foto: Hirner + Riehl Architekten<br />

Foto: TU Dresden Studie NEUE FREIRAEUME HOYERSWERDA<br />

Top Thema | 9


Foto: Stadt Flensburg<br />

Preisgekrönte Umgestaltung: Die mit dem BID-Award ausgezeichnete Fußgängerzone in Flensburg.<br />

10 | Top Thema<br />

bei einem der zwei Wohnungsunternehmen von<br />

Hoyerswerda.<br />

Business Improvement Districts (BIDs)<br />

Die drei bisher genannten Beispiele sind sehr<br />

stark durch gravierende bauliche Veränderungen<br />

geprägt. Versteht man die Stadt als eine<br />

Bühne, dann sind auch kleinere Nebenschauplätze<br />

oft wichtig für die Gesamtwirkung. Das<br />

führt zu der Frage, was die exklusive Hamburger<br />

Einkaufsmeile Neuer Wall mit der Holsteiner<br />

Straße in Rendsburg verbindet. Beim Neuen<br />

Wall passte die Straßengestaltung nicht zu den<br />

mondänen Shops. Es waren einige Baumaßnahmen<br />

<strong>und</strong> Verschönerungen notwendig, um Gehwege<br />

einzurichten, die zum Flanieren einladen.<br />

In Rendsburg sind die Vorzeichen natürlich ganz<br />

andere <strong>und</strong> es standen zunächst einmal Maßnahmen<br />

wie beispielsweise eine ansprechende<br />

Weihnachtsbeleuchtung auf dem Programm,<br />

um die Stadt als sympathische Einkaufsadresse<br />

zu positionieren. Doch beide Projekte kamen<br />

aufgr<strong>und</strong> eines relativ neuen Lösungsansatzes<br />

zustande, der in Deutschland seit fünf Jahren<br />

zum Einsatz kommt. Business Improvement<br />

Districts (BID) sind private Eigeninitiativen von<br />

örtlichen Gewerbetreibenden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümern,<br />

die sich in einer besonderen Form von<br />

Public Private Partnership (PPP) organisieren.<br />

Sie verpfl ichten sich, in einem räumlich genau<br />

begrenzten Gebiet Verbesserungen für das<br />

Quartier zu realisieren. Die Ziele sind ganz unterschiedlich,<br />

beziehen sich immer ganz individuell<br />

auf die jeweilige Situation: Maßnahmen<br />

der Wirtschaftsförderung können ebenso dazu<br />

gehören wie Freiraumgestaltung, Stadtentwicklung,<br />

Instandhaltung oder die Realisation<br />

von Sicherheitskonzepten. In der Regel wird<br />

dafür ein Zeitraum von fünf Jahren angesetzt.<br />

Informationen erhalten die Gewerbetreibenden<br />

über die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern,<br />

die Veranstaltungen zu diesem Thema durchführen.<br />

In einem ersten Schritt ist zunächst<br />

eine landesgesetzliche Gr<strong>und</strong>lage erforderlich,<br />

damit die kommunalen Aufgaben auf das BID<br />

übertragen werden können. Bislang haben<br />

Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Hessen,<br />

das Saarland <strong>und</strong> seit 2008 auch Nordrhein-<br />

Westfalen ein solches Gesetz verabschiedet. In<br />

diesen Ländern steht das Drehbuch damit. Die<br />

Akteure in den Städten müssen jetzt sehen, wie<br />

sie zusätzlich zum kommunalen Engagement<br />

Akzente setzen können.


Demokratische Entscheidungen<br />

für das Quartier<br />

Manche Kritik wurde anfangs an dem Modell<br />

der BIDs geübt, weil mit der Entscheidung für<br />

diese Form der Aufwertung von Innenstädten<br />

eine Zwangsabgabe verb<strong>und</strong>en ist. Wenn eine<br />

qualifi zierte Mehrheit der Gewerbetreibenden<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümern für das BID stimmt,<br />

dann wird eine kommunale Sonderabgabe fällig,<br />

die mit der Gr<strong>und</strong>steuer erhoben wird. In<br />

der Praxis hat sich allerdings gezeigt, dass der<br />

Abstimmung ein breiter demokratischer Prozess<br />

vorausgeht, <strong>und</strong> es sich vom Wesen her eher<br />

um eine Selbstverpfl ichtung handelt. „Bei den<br />

bisher eingerichteten BIDs lag die Zustimmung<br />

bei über 90 Prozent“, erklärt Tine Fuchs, Referatsleiterin<br />

Stadtentwicklung, Planungsrecht,<br />

Bauleitplanung, nationale Verbraucherpolitik<br />

bei der Deutschen Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

(DIHK). „Die Initiative geht von den Gewerbetreibenden<br />

aus, bringt alle örtlichen Player<br />

an einen Tisch <strong>und</strong> wird vor einer Abstimmung<br />

über einen längeren Zeitraum vorbereitet. Es<br />

gab in Wiesbaden <strong>und</strong> Kiel die Situation, dass<br />

der Versuch ein BID einzurichten scheiterte. Das<br />

ist Basisdemokratie, denn das Gelingen dieses<br />

Instruments der integrativen Stadtentwicklung<br />

hängt davon ab, alle Beteiligten in ein Boot<br />

zu bekommen. In Nordrhein-Westfalen wurde<br />

zunächst die Entscheidung getroffen, dass der<br />

BID-Ansatz auf dem Prinzip der Freiwilligkeit<br />

über Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften<br />

(ISG) realisiert werden sollte. Doch aufgr<strong>und</strong><br />

des Projektverlaufs forderten die ISGs sowie die<br />

IHKs sehr bald eine landesgesetzliche Gr<strong>und</strong>lage.“<br />

Warum BIDs von Vorteil sind<br />

Ein wichtiger Pluspunkt der BIDs besteht darin,<br />

dass alle beteiligt sind <strong>und</strong> gemeinsam von der<br />

Aufwertung eines Quartiers profi tieren. In der<br />

Regel gibt es bei PPP-Modellen sonst eine bestimmte<br />

Anzahl engagierter Unternehmer, die<br />

viel Zeit <strong>und</strong> Geld in ihre Stadt oder Gemeinde<br />

investieren. Und es gibt Nutznießer, die ohne<br />

eigenes Engagement an den Erfolgen partizipieren.<br />

Außerdem gibt der Zeitrahmen von fünf<br />

Jahren eine Planungssicherheit, dass die defi -<br />

nierten Projekte auch alle tatsächlich realisiert<br />

werden können. Wichtig ist jedoch, dass BIDs<br />

„On-Top-Leistungen“ sein müssen. Es darf nicht<br />

dazu kommen, dass klassische kommunale Aufgaben<br />

übernommen werden <strong>und</strong> die Verantwortung<br />

somit übertragen wird.<br />

Ausgezeichnete Ideen in Flensburg<br />

Da die ersten Erfahrungen aus realisierten Projekten<br />

jetzt vorliegen <strong>und</strong> das Interesse stetig<br />

wächst, hat der DIHK Ende Juni einen ersten<br />

BID-B<strong>und</strong>eskongress in Hamburg veranstaltet.<br />

Neben Fachvorträgen gab es zwei Foren, in denen<br />

sich zum einen Städte <strong>und</strong> Gemeinden mit<br />

„BIDs to come“ zum anderen die BIDs in den<br />

unterschiedlichen Phasen der Realisation austauschen<br />

konnten. Außerdem wurde der erste<br />

BID-Award verliehen. Der Sieger Flensburg<br />

überzeugte durch seinen ganzheitlichen Ansatz<br />

<strong>und</strong> die schnelle Umsetzung. Die gesetzlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für diese BID-Initiative waren vom<br />

Land Schleswig-Holstein Mitte 2006 geschaffen<br />

worden. Daraufhin begann bereits im März<br />

2007 nach breiter Zustimmung der Gr<strong>und</strong>eigentümer<br />

der Umbau der gesamten Flensburger<br />

Innenstadt: Die Fußgängerzone erhielt<br />

beispielsweise eine Bepfl asterung mit Blindenleitsystem,<br />

einheitliche Straßenlaternen <strong>und</strong><br />

Pfl anztöpfe sowie barrierefreie Zugänge zu den<br />

Geschäften. Die Bauarbeiten erstreckten sich<br />

über zwei Jahre. Das BID in Flensburg hatte ein<br />

Finanzvolumen von vier Millionen Euro.<br />

BIDs beruhen klassischerweise auf privatem Engagement<br />

<strong>und</strong> benötigen keine fi nanzielle Förderung<br />

durch öffentliche Institutionen. Doch ist<br />

es durchaus üblich, dass staatliche Förderprogramme<br />

wie beispielsweise „Aktive Stadt- <strong>und</strong><br />

Ortsteilzentren“ eingeb<strong>und</strong>en werden, um die<br />

Handlungsspielräume zu erweitern.<br />

Ein Wettbewerb macht Karriere<br />

Eine wirksame Inszenierung der Innenstädte<br />

muss nicht immer mit städtebaulichen Maßnahmen<br />

verb<strong>und</strong>en sein. Seit 1999 gibt „Ab in<br />

die Mitte! Die City-Offensive NRW“ Motivation<br />

<strong>und</strong> fi nanzielle Mittel für eine “weiche”<br />

Standortbelebung. Im ersten Jahr waren zehn<br />

nordrhein-westfälische Städte angesprochen<br />

Top Thema | 11


Foto: Stadt Oldenburg<br />

Oldenburg inszeniert sich in diesem Jahr als „Stadt der Wissenschaft“ ...<br />

Foto: Stadt Oldenburg<br />

... <strong>und</strong> belebt verschiedene Plätze durch temporär angelegte Wissenschaftsgärten.<br />

12 | Top Thema<br />

worden, sich zu beteiligen. 2000 wurde „Ab<br />

in die Mitte!“ zum ersten Mal als Wettbewerb<br />

ausgeschrieben. Seitdem ist die positive Resonanz<br />

ungebrochen <strong>und</strong> es sind über die Jahre<br />

viele innovative Ideen auf den Weg gebracht<br />

worden, die eine Attraktivitätssteigerung von<br />

Innenstädten, Stadtteilzentren <strong>und</strong> Ortskernen<br />

erreicht haben. Mittlerweile wurde das Konzept<br />

von Berlin, Sachsen, Niedersachen <strong>und</strong> Hessen<br />

übernommen. Die Zielsetzung der Initiative ist<br />

es, in enger Zusammenarbeit der unterschiedlichen<br />

Initiativgruppen in Verantwortung der<br />

beteiligten Kommunen Attraktivität, Nutzungsvielfalt,<br />

Urbanität <strong>und</strong> Lebendigkeit der Innenstädte<br />

zu steigern. Im Mittelpunkt steht dabei<br />

die Verbindung von <strong>Freizeit</strong>gestaltung, Entertainment,<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Kultur. Bei der<br />

Auswahl der Projekte geht es immer auch um<br />

die nachhaltige Wirkung der Maßnahmen. Die<br />

Förderung der Projekte wird durch eine PPP-<br />

Initiative realisiert.<br />

Stadt der Wissenschaft<br />

Dass auch eine gemeinsame Idee dabei helfen<br />

kann, wichtige Impulse für die Stadtentwicklung<br />

zu setzen, zeigt der Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“,<br />

der aktuell für 2011 vom Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft ausgelobt<br />

worden ist. Ziel des bislang fünf Mal verliehenen<br />

Titels ist, Wissenschaft <strong>und</strong> Bildung in den<br />

Regionen sichtbar zu machen <strong>und</strong> zu stärken,<br />

<strong>und</strong> die Stadt als Akteur für die Stärkung der<br />

Wissenschaft zu mobilisieren. Die Menschen in<br />

der Region sollen für das Thema Wissenschaft<br />

begeistert werden. Der Jury kommt es auf Konzepte<br />

an, die neue Formen der Zusammenarbeit<br />

zwischen städtischen Akteuren, Unternehmen<br />

sowie Bildungs- <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen<br />

anstoßen. Die Städte erhalten die Möglichkeit,<br />

sowohl auf nationaler als auch auf internationaler<br />

Ebene, ihre Bekanntheit als Wissenschaftsstandort<br />

zu stärken. „Es hat sich gezeigt,<br />

dass einer „Stadt der Wissenschaft“ in der Regel<br />

ein Gesamtbudget zur Verfügung steht, das zwischen<br />

einer <strong>und</strong> eineinhalb Millionen Euro liegt.<br />

Das Preisgeld beträgt 250.000 Euro. Die Städte,<br />

als Vermittler <strong>und</strong> Leiter der Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Informationsprozesse, sind sehr erfolgreich<br />

darin, die beteiligten Wirtschaftsunternehmen<br />

auch als Sponsorpartner zu gewinnen. Dass bei<br />

der Planung in den Städten viel Motivation <strong>und</strong><br />

Enthusiasmus mit dabei ist, zeigt sich auch in<br />

der Höhe der zusätzlichen Förderung“, erklärt<br />

Andrea Frank, Programmleiterin Forschung <strong>und</strong><br />

Wissenschaftsdialog beim Stifterverband für<br />

die Deutsche Wissenschaft.<br />

Oldenburg – Die Übermorgenstadt<br />

Für das Jahr <strong>2009</strong> trägt Oldenburg den Titel<br />

„Stadt der Wissenschaft“. Die Stadt konnte<br />

sich mit einem sehr zukunftsorientierten Konzept<br />

unter dem Motto „Übermorgenstadt“ gegen<br />

konkurrierende Bewerber durchsetzen, die<br />

teilweise von einer viel breiteren Basis wissenschaftlicher<br />

Forschung in ihrer Region ausgehen<br />

konnten. Entscheidende Pluspunkte des<br />

Konzepts der Oldenburger waren zum einen<br />

gute Ideen, die Verankerung in der Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung einer Linie, bei der die<br />

Auszeichnung als Stadt der Wissenschaft nicht<br />

das Ende, sondern nur einen Punkt auf einem<br />

längeren Weg markiert. Unter den drei Schlüsselbegriffen<br />

„Talente“, „Toleranz“ <strong>und</strong> „Technologie“<br />

sind 16 Leitprojekte angesiedelt, die in<br />

diesem Jahr durch Aktionen <strong>und</strong> ungewöhnliche<br />

Ausblicke Wissenschaft in den Alltag einbeziehen.<br />

Ganz konkret haben solche Ideen auch


Einfl uss auf die Freiraumgestaltung. Dieses Jahr<br />

können die Bürger <strong>und</strong> Besucher von Oldenburg<br />

beispielsweise die Wissenschaftsgärten erleben.<br />

An verschiedenen Orten der Stadt sind Themengärten<br />

angelegt, die zum einen Wissenschaft<br />

visualisieren <strong>und</strong> zum anderen den Blick auf<br />

die Stadt ebenso verändern wie das Lebensgefühl.<br />

Außerdem können die Menschen an einer<br />

temporären Installation auf einem zentralen<br />

Platz viele interessante Details zum Energiebedarf<br />

der Stadt erfahren. Wie viel Strom wird in<br />

diesem Moment benötigt <strong>und</strong> wie hoch ist der<br />

Anteil der Windenergie bei der bereitgestellten<br />

Strommenge? Das führt die Menschen auf den<br />

Platz <strong>und</strong> sorgt für Diskussionsstoff: Auch das<br />

ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Stadt zur<br />

Bühne werden kann. (Detailinformationen zum<br />

Projekt: S. 30)<br />

Entscheidend: Der nachhaltige Nutzen<br />

Der Stifterverband legt schon in der Ausschreibung<br />

Wert darauf, dass die Ideen in der Stadt<br />

der Wissenschaft <strong>und</strong> der Region weiterwirken.<br />

Nach den ersten fünf Jahren der Durchführung<br />

mit den Preisträgern Bremen, Dresden, Braunschweig,<br />

Jena <strong>und</strong> eben Oldenburg wird derzeit<br />

an einer Evaluation gearbeitet, die aufzeigt,<br />

welchen langfristigen Nutzen das Engagement<br />

den Städten gebracht hat. Erste Ergebnisse<br />

wurden im Juni in Saarbrücken, bei einem<br />

Workshop zur neuen Ausschreibung vorgestellt.<br />

Es zeigt sich, dass der Wettbewerb in vielen<br />

Fällen als Impulsgeber diente <strong>und</strong> die neuen Allianzen<br />

der tatsächliche Gewinn der Städte war.<br />

Die Netzwerke, die im Rahmen der Bewerbung<br />

gebildet wurden, halten die Themen präsent<br />

<strong>und</strong> geben weitere Anregungen für die Zukunft.<br />

Davon profi tieren sogar vielfach Städte, die<br />

sich um den Preis beworben haben, aber nicht<br />

ausgezeichnet wurden. So hat beispielsweise<br />

die Stadt Rostock mit dem gegründeten Verein<br />

„Rostock denkt 365 Grad“ basierend auf dem<br />

Bewerbungskonzept ein eigenes Wissenschaftsjahr<br />

realisiert <strong>und</strong> wurde dafür aktuell mit dem<br />

Preis für bestes Standortmarketing ausgezeichnet.<br />

Auch die Städte Konstanz <strong>und</strong> Kreuzlingen<br />

haben ihr Konzept im Jahr <strong>2009</strong> umgesetzt <strong>und</strong><br />

machen sich für die Wahrnehmung der Region<br />

als Wissenschafts- <strong>und</strong> Bildungsstandort stark.<br />

Diese beiden Beispiele zeigen, dass der Prozess,<br />

der alleine durch die Bewerbung losgetreten<br />

wird, letztendlich wesentlich ist <strong>und</strong> unabhängig<br />

von der Fördersumme <strong>und</strong> der Auszeichnung<br />

einen wichtigen Wert darstellt.<br />

Andrea Frank weist auf weitere Nutzen für<br />

die „Stadt der Wissenschaft“ hin: „Neben den<br />

Netzwerken bleibt in vielen Städten nach dem<br />

Aktionszeitraum dauerhaft ein zentraler Anlaufpunkt,<br />

um den Dialog zwischen Wissenschaft,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft fortzusetzen.<br />

Braunschweig <strong>und</strong> Bremen haben zum<br />

Beispiel ihr Haus der Wissenschaft bestens in<br />

die Stadtkultur integriert. Neben diesen Orten<br />

übernehmen die Städte auch die interessanten<br />

Formate der Wissenschaftsvermittlung für die<br />

Zukunft.“<br />

Bilderbogen im Internet<br />

Nach all diesen breit angelegten städtebaulichen<br />

Konzepten <strong>und</strong> durchdachten Maßnahmen<br />

ist es vielleicht inspirierend, kleinere gute<br />

<strong>und</strong> schlechte Beispiele aus dem täglichen<br />

Alltag nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei<br />

kann eine Website helfen, die eigentlich<br />

nicht an Stadt- oder Freiraumplaner adressiert<br />

ist. Das fotografi sche „Baukultur ABC“ (www.<br />

baukultur-abc.de) im Netz lenkt den Blick auf<br />

die Vielzahl der von Menschen für Menschen<br />

gestalteten Orte, Plätze <strong>und</strong> Landschaften in<br />

unseren Städten. Die Internetplattform visualisiert<br />

wie ein fotografi scher Bilderbogen die<br />

gestaltete Umwelt <strong>und</strong> versteht sich als Schritt<br />

zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die<br />

gebaute Umwelt – von der unterbewussten<br />

Wahrnehmung zur Bewussteren. Die Art der<br />

Präsentation hat Charme <strong>und</strong> lädt auch dazu<br />

ein, eigene Beispiele einzureichen.<br />

Viele Städte überzeugen derzeit in ihrer Rolle<br />

als „Bühnenbildner“ in eigener Sache. Ein guter<br />

Teil der jetzt sichtbaren Veränderungen, wurde<br />

jedoch in den wirtschaftlich glücklichen Zeiten<br />

in die Wege geleitet. Es bleibt zu hoffen, dass<br />

nicht zu viele der positiven Entwicklungen den<br />

dramatisch sinkenden Gewerbesteuereinnahmen<br />

zum Opfer fallen. Jede Bühne braucht ihr<br />

Budget. A.M.<br />

Hightech <strong>und</strong><br />

Heimatk<strong>und</strong>e<br />

Die Zusammenarbeit funktioniert,<br />

wenn umtriebige<br />

„Schnittstellenaktivisten“,<br />

Unternehmer <strong>und</strong> in alle Richtungen<br />

bewegliche Forscher<br />

zusammentreffen <strong>und</strong> neue<br />

Verbindungen eingehen. Das<br />

Buch zeigt, wie wichtig die<br />

regionale Verankerung von<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Hochschulen<br />

ist, die wechselseitig<br />

Problemlöser sein können.<br />

Im Mittelpunkt stehen jene<br />

Regionen, die man nicht ohne<br />

Weiteres als Innovationsschmieden<br />

auf der Rechnung<br />

hat: das Ruhrgebiet, die Städte<br />

der Wissenschaft Bremen,<br />

Oldenburg <strong>und</strong> Braunschweig,<br />

Deutschlands „forscher Osten“<br />

(Jena <strong>und</strong> Dresden), Berlin <strong>und</strong><br />

Brandenburg.<br />

Susanne Weiss –<br />

Hightech <strong>und</strong> Heimatk<strong>und</strong>e<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

in den Regionen<br />

Edition Stifterverband.<br />

Essen <strong>2009</strong><br />

176 Seiten.<br />

ISBN 978-3-922275-27-5<br />

24,90 Euro<br />

Top Thema | 13


Mehr Baukultur in deutschen Tourismus-<br />

Regionen durch Vernetzung:<br />

Nicht nur Experten sind sich darin einig, dass Deutschland in der<br />

Qualität seiner Hotellerie <strong>und</strong> Tourismusinfrastruktur keineswegs<br />

optimal dasteht. Und das betrifft ganz besonders die Architektur<br />

(innen <strong>und</strong> außen!) <strong>und</strong> nicht selten auch die städtebauliche Struktur<br />

ganzer Ortsteile. Das Meiste ist in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren des<br />

letzten Jahrh<strong>und</strong>erts relativ ungeplant gewachsen. Aus Dörfern wurden<br />

Kurorte, aus Pensionen durch Anbauten größere Hotels. Ergebnis<br />

war ein hässliches MischMasch. Akzeptable Planungen gezielt für<br />

den Tourismus blieben die Ausnahme.<br />

14 | Top Thema<br />

die Plattform<br />

tourismusarchitektur.de<br />

In den alpinen Nachbarländern ist gute <strong>und</strong><br />

innovative Tourismus-Architektur seit Jahren<br />

ein wichtiges Thema in Fachpolitik <strong>und</strong> Öffentlichkeit.<br />

1 Moderne Architektur zieht dort auch<br />

selbst immer mehr Touristen an! Es muss keineswegs<br />

immer ein spektakuläres Museum sein.<br />

Der sog. „Bilbao-Effekt“ (das Guggenheim-Museum<br />

in Bilbao katapultierte die bis dahin recht<br />

unbekannte Stadt in wenigen Jahren auf die<br />

touristische Landkarte der absoluten „Musts“)<br />

läuft sich langsam tot. Mit der Finanzkrise sind<br />

die fi nanziellen <strong>Spiel</strong>räume für spektakuläre<br />

Bauten ohnehin erst einmal geschlossen.<br />

Deutschland hat vielmehr in der „Alltagsarchitektur“<br />

seiner Tourismusorte Nachholbedarf.<br />

Hotels, Pensionen <strong>und</strong> Ortsbilder strahlen<br />

vor allem in Westdeutschland noch zu häufi g<br />

den baulichen „Charme“ der Boomzeiten des<br />

Deutschland-Tourismus in den 1970ern <strong>und</strong><br />

danach aus. Wie lange kann man sich hier auf<br />

das Stammpublikum verlassen, das Modernisierungs-Defi<br />

zite übersieht?


In Ostdeutschland ist nach der Wende viel in<br />

die touristische Infrastruktur investiert worden,<br />

so dass die neuen Länder heute teilweise besser<br />

dastehen.<br />

Insgesamt ist die gerade beginnende breite Diskussion<br />

über die Bedeutung von guter Architektur<br />

für den Erfolg von Tourismus-Orten längst<br />

überfällig.<br />

Denn „Architektur macht Gäste“, wie eine Studie<br />

in Österreich 2007 nachweisen konnte. 2<br />

Gute Architektur erhöht die Belegungs- <strong>und</strong><br />

Besucherzahlen <strong>und</strong> bringt mehr Umsatz, verbessert<br />

also die wirtschaftliche Situation der<br />

Betriebe <strong>und</strong> Orte. Diese Verbindung wird noch<br />

zu selten gesehen. Architekten planen <strong>und</strong> bauen,<br />

<strong>und</strong> Touristiker verfolgen ihr Geschäft. Das<br />

Zusammenspiel wird auch nicht gelehrt: sowohl<br />

in den Architektur-Ausbildungen als auch in<br />

den Hotel- <strong>und</strong> Tourismus-Studiengängen gibt<br />

es den Link zueinander äußerst selten. 3<br />

Die Plattform tourismusarchitektur.de will die<br />

Brücke schlagen zwischen den Fachgebieten<br />

Planung <strong>und</strong> Architektur einerseits <strong>und</strong> Tourismusmanagement<br />

andererseits.<br />

Wie sehen die Touristen Architektur?<br />

Es ist nachgewiesen, dass mit zunehmender<br />

Bildung die ästhetischen Ansprüche wachsen.<br />

Im Urlaub haben die Menschen Zeit, ihre Umwelt<br />

bzw. das Ambiente bewusst zu betrachten.<br />

Selbst wenn sie es nicht ausdrücklich artikulieren:<br />

eine zeitgemäße Ästhetik trägt für<br />

viele Gäste zum Wohlbefi nden bei. Das betrifft<br />

insbesondere die Angehörigen der höheren Einkommensgruppen,<br />

die für jede Tourismus-Destination<br />

zu den begehrten Gästen gehören, <strong>und</strong><br />

die jüngeren Gäste, die mit modernem Design<br />

aufgewachsen sind.<br />

Wir wissen allerdings recht wenig über Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Präferenzen der Touristen in<br />

Bezug auf Architektur. Dieser Wissensmangel<br />

verleitet leider viele Bauherren dazu, in vermeintlich<br />

traditioneller Weise zu bauen, was<br />

dann häufi g in ein gebautes Klischee von „Gemütlichkeit“<br />

oder „regional typisch“ mündet.<br />

Während in den Städten zunehmend moderne<br />

Architektur verwirklicht wird, bleibt man<br />

in ländlichen Regionen – <strong>und</strong> aus ihnen besteht<br />

das touristische Angebot in Deutschland<br />

hauptsächlich - aus Ratlosigkeit lieber „konservativ“.<br />

Die Qualität eines Urlaubs oder eines Wochenendes<br />

in Deutschland hängt extrem von den<br />

Wetterbedingungen ab. In vielen Quartieren,<br />

seien es Privatvermieter <strong>und</strong> Pensionen oder<br />

Tourismus-Architektur hat viele Bausünden hevorgebracht.<br />

Hotels ist die Aufenthaltsqualität im Zimmer/<br />

Haus jedoch keineswegs optimal. In der Vergangenheit<br />

wurde das mit öffentlicher Infrastruktur<br />

(vor allem Bäder, Häuser des Gastes)<br />

relativ aufwändig zu kompensieren versucht.<br />

Inzwischen sind Wellness-Bereiche fast Standard,<br />

auch wenn sie in ihrer Qualität stark variieren.<br />

Das Zentrum des Urlaubs in einem Land ohne<br />

Sonnengarantie bleibt jedoch der private<br />

Wohnbereich. Gäste brauchen vermehrt ganz<br />

persönliche Rückzugsräume <strong>und</strong> wollen das<br />

Zusammensein mit anderen gezielt selektieren<br />

können. Das bevorzugte Ambiente unterscheidet<br />

sich nach Lebensstil-Gruppen, die ja immer<br />

auch Wohnkultur-Gruppen sind. Auf die<br />

unterschiedlichen ästhetischen Codes muss in<br />

Zukunft in der Hotellerie viel stärker Bezug genommen<br />

werden.<br />

Da ist in der Praxis viel Ratlosigkeit zu beobachten.<br />

Hier fehlt es an intelligenten Lösungen, die<br />

z. B. bei Renovierungen zum Einsatz kommen,<br />

ohne dass zuviel investiert werden muss. Privatvermieter<br />

<strong>und</strong> Betriebe im unteren Sterne-<br />

Bereich brauchen Hilfestellungen, wie sie mit<br />

kleiner Investition viel bewirken.<br />

Was tut die Plattform<br />

tourismusarchitektur.de konkret?<br />

Die Plattform tourismusarchitektur.de stößt<br />

Forschung zu Urlaubswohnbedürfnissen <strong>und</strong><br />

Architekturwahrnehmung von Touristen an <strong>und</strong><br />

gibt Investoren <strong>und</strong> Tourismus-Unternehmen<br />

Hinweise, wie sie ihr Angebot hinsichtlich der<br />

Architektur bedürfnisgerecht gestalten. Das betrifft<br />

nicht nur die Ästhetik, sondern auch die<br />

Funktionalität.<br />

Foto: fotolia.com<br />

Top Thema | 15


Foto: www.holzbox.at<br />

Aus Österreich stammen originelle Lösungen wie die Camparchitektur der Firma Holzbox.<br />

1 Österreich vergibt einen Tourismus-Architektur-<br />

Preis, in Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg entstanden in den<br />

letzten Jahren innovative Tourismus-Bauten, in<br />

Südtirol gibt es einen Beirat für Tourismus-Architektur.<br />

Vorarlberg hat einen eigenen Tourismus-<br />

Führer zu neuer Architektur aufgelegt, in Tirol gibt<br />

es ihn seit Jahren. Südtirol veranstaltet regelmäßig<br />

einen Wettbewerb zu neuer alpiner Architektur.<br />

2 Hromas,B. , Architektur macht Gäste, in:<br />

Romeiß-Stracke,F. (Hrsg.) Tourismus Architektur.<br />

Baukultur als Erfolgsfaktor, Berlin 2008, S. 17-29<br />

3 Das Ergänzungsfach „<strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Tourismuswissenschaft“<br />

in der Architekturfakultät der TU<br />

München, das die Autorin vertritt, ist hier eines der<br />

wenigen Angebote.<br />

16 | Top Thema<br />

Stadt- <strong>und</strong> Ortssanierung erfolgt heute selten<br />

explizit unter dem Gesichtspunkt des Tourismus,<br />

weil Planer diesen Bereich einfach nicht<br />

auf ihrer Festplatte haben. Tourismus-Fachleute<br />

vor Ort werden in der Regel erst gar nicht<br />

in den Planungsprozess einbezogen, aber es ist<br />

auch schwierig, weil sie eine andere Sprache<br />

sprechen. Vielerorts wäre eine besuchergerechte<br />

Umgestaltung von Fußgängerzonen <strong>und</strong><br />

Promenaden notwendig oder die Ordnung von<br />

Wege- <strong>und</strong> Blickbeziehungen sowie der Abriss<br />

<strong>und</strong> die Neugestaltung von Kur-Bezirken. Auch<br />

kommunale Sporthallen, Bäder, <strong>Spiel</strong>plätze<br />

brauchen häufi g ein „face-lifting“.<br />

Die Plattform tourismusarchitektur.de ist deshalb<br />

eine Anlaufstelle für alle überwiegend vom<br />

Tourismus lebenden Gemeinden, die sich ihrer<br />

städtebaulichen Defi zite bewusst sind <strong>und</strong> etwas<br />

dagegen tun wollen.<br />

Der Rückzug von Landwirtschaft <strong>und</strong> Industrie<br />

bietet in vielen schrumpfenden Regionen<br />

Deutschlands Chancen für <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Tourismus-Nutzungen.<br />

Die Aufhebung der Trennung<br />

von Arbeit <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong> bzw. von Arbeitsort <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>ort (mobiles Arbeiten) bietet enorme<br />

Chancen. Zweitwohnsitze als Kreativ-Räume<br />

sind heute schon ein lukrativer Markt, werden<br />

in vielen Regionen jedoch immer noch mit großer<br />

Skepsis betrachtet (Angst vor „Überfremdung“).<br />

Vielfach wird hier relativ kurzsichtig<br />

operiert oder die betroffenen Kommunen sind<br />

in der Auswahl ihrer Partner schlecht beraten.<br />

Die Plattform tourismusarchitektur.de hilft,<br />

Partner zu fi nden, die baulich <strong>und</strong> ökonomisch<br />

tragfähige Modelle entwickeln können.<br />

Die Plattform tourismusarchitektur.de steht<br />

noch am Anfang <strong>und</strong> entwickelt sich ständig<br />

weiter. Geplant ist eine Datenbank von Best<br />

Practice-Beispielen <strong>und</strong> – weil es die Sicht auf<br />

die Probleme schärft – auch von Bad Practice<br />

Beispielen. In diesem Zusammenhang wird auch<br />

die Ausschreibung eines Preises für Tourismus-<br />

Architektur vorbereitet, wie es ihn in Österreich<br />

schon länger gibt.<br />

Die Plattform ist ein offenes Netzwerk – Partner,<br />

die sich für die Verbesserung der touristischen<br />

Baukultur in Deutschland einsetzen, sind<br />

jederzeit willkommen.<br />

Felizitas Romeiß-Stracke<br />

Prof. Dr. Felizitas Romeiß-Stracke<br />

Frau Romeiß-Stracke studierte Soziologie<br />

<strong>und</strong> im Postgraduate-Studium in England<br />

Urban Design.<br />

Von 1970 bis 1977 arbeitete sie als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin bzw. Sachgebietsleiterin<br />

in Stadtentwicklungsreferat<br />

<strong>und</strong> Sozialreferat der Landeshauptstadt<br />

München (<strong>Freizeit</strong>, Soziale Brennpunkte,<br />

Stadtsanierung).<br />

1977 -2007 leitete sie das „BSF-Büro für<br />

Sozial- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>forschung“, spezialisiert<br />

auf die Beratung von öffentlichen<br />

Institutionen <strong>und</strong> privaten Unternehmen<br />

in der <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Tourismuswirtschaft<br />

(Entwicklung von Zukunfts-Strategien,<br />

Erfolgspfade für Destinationen <strong>und</strong><br />

innovative Infrastrukturen). Projekte in<br />

Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol<br />

<strong>und</strong> Norditalien.<br />

Seit 1990 ist Frau Romeiß-Stracke in der<br />

Lehre tätig: von 1990 bis 1999 im Fachbereich<br />

Tourismus an der FH München,<br />

2002 bis 2006 im Laureats-Studiengang<br />

Tourismus der Freien Universität Bozen,<br />

seit 2001 in der Architektur-Fakultät der<br />

Technischen Universität München.


Sind wir nicht alle ein bisschen<br />

urbanophil?<br />

Urban<br />

1. städtisch, die Stadt betreffend 2. weltläufi g, gebildet<br />

...phil<br />

Wortteil bei der Bildung von Adjektiven: ‚etwas zugeneigt, ...liebend‘<br />

“Urbanophil ist ein Netzwerk von Stadtplanern<br />

<strong>und</strong> Architekten, die sich gemeinsam auf die<br />

Suche nach Entwicklungen im Kontext des Urbanen<br />

begeben. Denn Städte begreifen wir als<br />

besondere Lebensräume, <strong>Spiel</strong>wiese, Nährboden<br />

für Ideen <strong>und</strong> Experimente - Pool unterschiedlichster<br />

Lebensgefühle.“ In Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Stadt, ihrer baulichen Manifestation,<br />

aber auch den sich darin abspielenden<br />

Prozessen, entwickelten wir eine Leidenschaft<br />

für „das Urbane“. Eine Leidenschaft für die dort<br />

entstehenden kreativen Ideen, die besonderen<br />

Momente, die Vielfalt <strong>und</strong> die so unterschiedlichen,<br />

uns immer wieder inspirierenden Menschen.<br />

Wir wurden urbanophil.<br />

Um diesen vielfältigen Interessen <strong>und</strong> unserer<br />

Neugier Ausdruck zu verleihen, sie zu bündeln<br />

<strong>und</strong> zu kommunizieren, gründeten wir den<br />

Weblog urbanophil.net. Wir wollten Themen<br />

entdecken, Diskussionen führen <strong>und</strong> neue Ideen<br />

entwickeln. Denn gerade an den – zu den<br />

klassischen Disziplinen - angrenzenden Feldern<br />

<strong>und</strong> deren Schnittstellen, eröffnen sich neue<br />

Wege, die wir entdecken <strong>und</strong> begehen möchten.<br />

Eine gute Möglichkeit, um diese Ideen zu<br />

verwirklichen, bietet uns das Internet. Denn<br />

nirgends können wir schneller neue Themen<br />

fi nden, selbst publizieren <strong>und</strong> uns mit weiteren<br />

Aktiven vernetzen. Mit unserem kollektiven<br />

Weblog leisten wir redaktionelle Arbeit in den<br />

Bereichen Urbanismus, Architektur <strong>und</strong> urbane<br />

Kultur - <strong>und</strong> stellen damit sowohl eine Kommunikationsplattform,<br />

als auch ein Archiv einer<br />

wachsenden Leserschaft zur Verfügung. Und<br />

mit jedem Beitrag füllte sich unser Online-Archiv<br />

zu einer Sammlung von zur Zeit etwa 350<br />

Artikeln.<br />

Inspiriert durch die gemeinsame Begeisterung<br />

<strong>und</strong> positive Resonanz, entwickelten wir die<br />

Idee eines Film- <strong>und</strong> Diskussionsabends. Wir<br />

wollten unsere Idee aus der digitalen in die<br />

„echte“ Welt übertragen – <strong>und</strong> eine Veranstaltung<br />

etablieren, die das facettenreiche Angebot<br />

in Berlin erweitert. Mit unserer Filmreihe urbanoFILMS<br />

organisieren wir ein Abendprogramm,<br />

bei dem das Medium Film mit einer spannenden<br />

Podiumsdiskussion verb<strong>und</strong>en wird. Den Einstieg<br />

in das (stadtbezogene) Thema leistet dabei<br />

der Film, im späteren Verlauf diskutieren dann<br />

Experten <strong>und</strong> das Publikum. Neben dem Zusammenbringen<br />

von Interessierten ist es auch Ziel,<br />

besondere Orte in der Stadt kennen zu lernen.<br />

Daher bespielten wir bereits die tentstation,<br />

den Szeneladen Möbelfabrik <strong>und</strong> den Kult(ur)<br />

ort Gelegenheiten in Neukölln. Die Filmreihe<br />

setzte sich in unregelmäßigen Abständen fort<br />

<strong>und</strong> feiert bald ihr zweijähriges Bestehen.<br />

Top Thema | 17


18 | Top Thema<br />

Neben der Filmreihe sind wir in anderen Bereichen<br />

aktiv: So zeigen wir unsere Stadtliebe<br />

bei unserer Reihe von Stadtspaziergängen, den<br />

sogenannten urbanoTOURS, welche wir bei unterschiedlichsten<br />

Anlässen durchführten <strong>und</strong><br />

in deren Rahmen wir neue, unbekannte <strong>und</strong><br />

abseits liegende Orte erlaufen.<br />

Durch die vielfache Aktivität erweiterte sich das<br />

Netzwerk. Anfangs war urbanophil eine Gruppe<br />

von sechs Personen, welche dieselben Interessen<br />

verfolgten. Mittlerweile werden die urbano-<br />

FILMS von weiteren Mitstreitern mitorganisiert<br />

<strong>und</strong> für den Blog schreiben neue Autoren aus<br />

verschiedenen Städten (Dortm<strong>und</strong>, Amsterdam,<br />

Warschau). Einzelbeiträge von Gastautoren<br />

komplettieren das Bild (z.B. aus Mumbai).<br />

Ziel ist einerseits der Ausbau des Weblogs, die<br />

Weiterentwicklung der Reihe urbanoFILMS <strong>und</strong><br />

weitergehend der Austausch mit anderen urbanen<br />

Visionären. Denn wir wollen weitere Ideen<br />

abseits der klassischen Pfade entwickeln <strong>und</strong><br />

unsere Stadtliebe mit anderen teilen.<br />

Wir freuen uns auf eine spannende Zukunft!<br />

Galene Haun, Stefan Höffken<br />

Galene Haun ist bei urbanophil als<br />

Autorin <strong>und</strong> Organisatorin verschiedener<br />

Veranstaltungen tätig <strong>und</strong> für den Bereich<br />

Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie studiert<br />

Stadt- <strong>und</strong> Regionalplanung an der<br />

TU Berlin <strong>und</strong> arbeitet als freie studentische<br />

Mitarbeiterin in der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung.<br />

Stefan Höffken hat das Forum urbanophil<br />

gegründet <strong>und</strong> ist als Autor, Webmaster<br />

<strong>und</strong> Redakteur tätig. Der Diplom<br />

Ingenieur für Stadt- <strong>und</strong> Regionalplanung<br />

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der TU Berlin. Mit digiphil.de betreibt<br />

er zudem einen Weblog, der sich mit dem<br />

Thema Stadtplanung <strong>und</strong> Digitalkultur<br />

auseinandersetzt.


Die Qualität urbaner Freiräume<br />

aus immobilienwirtschaftlicher Sicht<br />

Image- <strong>und</strong> Wertgewinn<br />

der Stadtquartiere durch Freiraumentwicklung<br />

Dass ein grünes Umfeld für Immobiliennutzungen<br />

eine besondere Qualität<br />

aufweisen kann, die wirtschaftliche<br />

Vorteile aufweist, ist nicht mehr nur die<br />

Meinung einiger „grüner“ Freiraumgestalter.<br />

Zunehmend wird auch von<br />

der Immobilienbranche erkannt, dass<br />

Grün- <strong>und</strong> Freiraumqualitäten ein die<br />

Immobilie <strong>und</strong> die Quartiere qualifi -<br />

zierendes Merkmal darstellen, das für<br />

Immobiliennutzer <strong>und</strong> -käufer eine<br />

große Bedeutung aufweist.<br />

Insbesondere für zahlungskräftige neue<br />

Urbaniten bzw. Bewohner der Innenstädte<br />

stellt das grüne Umfeld <strong>und</strong> die Erreichbarkeit<br />

von ansprechenden Erholungsfl ächen in den<br />

Wohnquartieren eine besondere Wichtigkeit<br />

dar. So stimmen z. B. 47,2 % der Befragten<br />

in einer Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik<br />

(Difu) in München der Aussage zu, dass<br />

mehr Grünfl ächen in der Wohnumgebung notwendig<br />

sind, um die Wohn- <strong>und</strong> Lebensqualität<br />

des Stadtteils zu verbessern. Damit liegt diese<br />

Antwortmöglichkeit auf Platz 2 der „Dringlichkeitsliste“.<br />

In einer weiteren, repräsentativen<br />

Befragung unter 2 000 Bürgern (über 14 Jahren)<br />

nach wichtigen Dingen für das Leben <strong>und</strong><br />

Wohnen in der Stadt kamen „gepfl egte Park-<br />

<strong>und</strong> Grünanlagen“ in der Innenstadt mit einer<br />

Zustimmungsquote von 71 % auf den ersten<br />

Platz. Damit rangieren sie vor der „Erreichbarkeit<br />

der Innenstadt“, den „<strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Kulturangeboten“<br />

<strong>und</strong> den Themen „Sicherheit“ <strong>und</strong><br />

„Sauberkeit“ etc..<br />

Die Immobilieneigentümer <strong>und</strong> die Projektentwickler<br />

achten zunehmend darauf, dass<br />

bei ihren Projekten die Grün- <strong>und</strong> Freifl ächen<br />

nicht mehr nur eine Alibi-Funktion im Sinne<br />

von „Abstandsgrün“ oder natürlich wirkendem<br />

Accessoire übernehmen. Ein Zusammenhang<br />

zwischen Immobilienwert <strong>und</strong> Erreichbarkeit<br />

schöner <strong>und</strong> interessanter Frei- <strong>und</strong> Grünfl ächen<br />

lässt sich nachweisen. Es ist z. B. auffällig,<br />

dass die Bauträger <strong>und</strong> Entwickler im Rahmen<br />

der Projektentwicklungsschritte von Bauprojekten<br />

häufi g den „Stadtpark“ inmitten des<br />

Projektgebiets bereits recht frühzeitig anlegen<br />

lassen, um den neuen Bewohnern zu signalisieren,<br />

dass bereits erste Qualitäten Einzug in<br />

das Baugebiet gehalten haben. Dies wird insbesondere<br />

aus der Perspektive des Marketings als<br />

wichtiger Schritt angesehen.<br />

Top Thema | 19


Foto: fotolia.com<br />

Foto: fotolia.com<br />

Gestaltung urbaner Freiräume<br />

Eine Vielzahl interessanter Beiträge zur Gestaltung urbaner Freiräume bietet die<br />

folgende Publikation: Werkstatt: Praxis Heft 61, Hrsg.: BMVBS/BBR, Bonn 2008.<br />

Sie zeigen, dass es einer integrierten Planung bedarf, um Freiräume für Jung <strong>und</strong><br />

Alt zu schaffen: nötig ist ein offener Prozess, der schon bei der Programmfi ndung<br />

beginnt, eine umfassende Vermittlung an alle Nutzer, eine qualitätvolle bauliche<br />

Lösung. Da die öffentliche Hand nicht mehr in der Lage ist, all diesen Anforderungen<br />

nachzukommen, stellt sich immer wieder die Frage nach der Finanzierbarkeit<br />

des Um- <strong>und</strong> Ausbaus <strong>und</strong> der Unterhaltung. Hier ist eine Aktivierung <strong>und</strong><br />

Beteiligung aller Quartiersakteure, junger <strong>und</strong> alter Bewohner ebenso wie der<br />

Gewerbetreibenden nötig. In der Ausgabe von Werstatt: Praxis werden neue Ideen<br />

<strong>und</strong> neue Partnerschaften aufgezeigt, die solche sozialen <strong>und</strong> räumlichen Gestaltungsprozesse<br />

in Gang zu setzen. Das Heft ist vergriffen, kann von der Website<br />

des B<strong>und</strong>esamts für Bauwesen <strong>und</strong> Raumordnung (BBR) als Download bezogen<br />

werden: http://www.bbsr.b<strong>und</strong>.de<br />

Der Beitrag „Image- <strong>und</strong> Wertgewinn der Stadtquartiere durch Freiraumentwicklung“<br />

von Prof. Dr. Guido Spars ist in dieser Publikation erstmals erschienen <strong>und</strong><br />

wurde der FreeLounge vom BBSR fre<strong>und</strong>licherweise zur Verfügung gestellt.<br />

20 | Top Thema<br />

Freiräume als Basis für Kreativität<br />

<strong>und</strong> Identität<br />

Bei dem Bedeutungszuwachs von Grün- <strong>und</strong><br />

Freifl ächen geht es jedoch nicht nur um Marketingargumente.<br />

Es wird immer deutlicher, dass<br />

eine wachsende Gruppe der potenziellen neuen<br />

Innenstadtbewohner Wert auf Erlebnis- <strong>und</strong><br />

Erholungsfl ächen in der Nähe ihrer Wohnquartiere<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsarbeitsplätze legt.<br />

Insbesondere „neue“ Dienstleistungsbranchen<br />

wie z. B. die Medien- <strong>und</strong> Kreativbranche<br />

suchen ein qualitätvolles <strong>und</strong> spannungsreiches<br />

Umfeld, um kreativ <strong>und</strong> damit produktiv<br />

zu sein. Dies lässt sich ebenfalls für die neuen<br />

Standorte der Wissensökonomie in den Städten<br />

nachweisen. Will man diese Klientel als Nutzer<br />

oder Käufer eigener Immobilienprojekte gewinnen,<br />

so sollte man sich aus¬reichend Gedanken<br />

über diese Freiraumqualitäten machen.<br />

Der Anspruch, den die modernen Städter an<br />

die Freiräume stellen, steigt ebenfalls an. Freiräume<br />

sollten so gestaltet sein, dass es keine<br />

Ansätze für die Entstehung von Angsträumen<br />

mehr gibt. Ziel sollte es sein, sichere Räume<br />

mit guter, offener Gestaltung zu offerieren, die<br />

mit einer ausreichenden Vielfalt an Angeboten<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Dazu gehören beispielsweise<br />

gastronomische Angebote <strong>und</strong> Angebote zur<br />

<strong>Freizeit</strong>nutzung. Auch die Einbindung von<br />

leichten bzw. temporären Bauten für öffentliche<br />

Events (z. B. Open-Air-Bühnen, Sportfl<br />

ächen, Angebote für Kinder, improvisierte<br />

Flächennutzungen unterschiedlicher Art) kann<br />

eine wichtige Ergänzung der Grün- <strong>und</strong> Freiraumgestaltung<br />

darstellen. Hierbei ist freilich<br />

aus der Perspektive der Nutzer <strong>und</strong> Eigentümer<br />

darauf zu achten, dass es nicht zu Konfl ikten<br />

mit der Wohnnutzung kommt.<br />

Eine erfolgreiche Gestaltung des Wohnumfeldes<br />

<strong>und</strong> der erreichbaren Grün- <strong>und</strong> Freifl ächen<br />

entfalten auch aus der Sicht der Wohnungs-<br />

<strong>und</strong> Immobilienwirtschaft soziale Qualitäten,<br />

die sich in einer steigenden Identifi kation der<br />

Bürger mit ihrem Quartier, in geringeren Fluktuationsraten,<br />

abnehmendem Vandalismus <strong>und</strong><br />

höherer Sicherheit der Anlagen zeigen.<br />

Ausstrahlungseffekte öffentlicher<br />

Freiräume<br />

Zudem haben Investitionen in das Wohnumfeld<br />

<strong>und</strong> die näheren Grün- <strong>und</strong> Freifl ächen so<br />

genannte Spillover- bzw. Ausstrahlungseffekte,<br />

die dazu führen können, dass andere Eigen tümer<br />

<strong>und</strong> Nutzer benachbarter Liegenschaften dem<br />

guten Beispiel folgen <strong>und</strong> ebenfalls Investitionen


in ihre Bestände vornehmen. Häufi g kann in<br />

(insbeson¬dere problematischen) Quartieren<br />

abwartendes Verhalten der Investoren festgestellt<br />

werden. Dieses strategische Verhalten<br />

lässt sich mithilfe des Begriffs des „Gefangenendilemmas“<br />

beschreiben. Letztlich führt<br />

das Warten auf das Investieren anderer zu<br />

einem Stillstand im Gebiet: Niemand will der<br />

erste sein, der „gegen den Strom“ <strong>und</strong> damit mit<br />

einem höheren Risiko zum Wohle der anderen<br />

investiert. Mit einer gut geplanten gemeinsamen<br />

Umfeld- <strong>und</strong> Freiraumstrategie kann eine<br />

derartige Handlungsblockade aufgebrochen<br />

<strong>und</strong> eine Negativentwicklung von Quartieren<br />

ins Gegenteil gedreht werden. Hierzu sind<br />

jedoch ein gutes Konzept, eine gemeinsame<br />

Überzeugung der Akteure <strong>und</strong> meist auch eine<br />

öffentliche Unterstützung vonnöten.<br />

Prof. Dr. Guido Spars<br />

Stadt- <strong>und</strong> Immobilienökonom, hat den<br />

Lehrstuhl „Ökonomie des Planens <strong>und</strong><br />

Bauens“ an der Bergischen Universität<br />

Wuppertal inne <strong>und</strong> arbeitet zu Themen<br />

an der Schnittstelle zwischen Raumplanung<br />

<strong>und</strong> Stadt- <strong>und</strong> Immobilienwirtschaft.<br />

Er ist Autor zahlreicher Bücher<br />

<strong>und</strong> Fachartikel, berufenes Mitglied der<br />

Deutschen Akademie für Städtebau <strong>und</strong><br />

Landesplanung, stellvertretender Studiengangleiter<br />

des REM/CPM-Masterstudienganges<br />

an der BU Wuppertal <strong>und</strong> Mitglied<br />

des wissenschaftlichen Beirats des Berliner<br />

Stadtforums der Senatorin für Stadtentwicklung.<br />

Neue Strategien zur erfolgreichen Entwicklung<br />

von Grün- <strong>und</strong> Freifl ächen können z. B. durch<br />

das erfolgreiche Branding bzw. Place-Making<br />

durch entsprechende Einrichtungen oder auch<br />

Happenings erfolgen. Die Fallstudie Mannheim<br />

zeigt hier mit der Pop-Akademie <strong>und</strong> dem<br />

Gründerzentrum „Musikpark Mannheim“ als<br />

Initiatoren/Inkubatoren eindrucksvoll, wie ein<br />

solches Place-Making vonstatten gehen kann.<br />

Aber auch die Aufwertung von Straßen <strong>und</strong><br />

öffentlichem Raum mithilfe des Shared-Space-<br />

Konzeptes in Bohmte zeigt einen interessanten<br />

Ansatz zur Gewinnung neuer Nutzungspotenziale<br />

von öffentlichen Räumen durch die Einbindung<br />

von Bürgern <strong>und</strong> ihren Interessen.<br />

Prof. Dr. Guido Spars<br />

Foto: fotolia.com<br />

Top Thema | 21


Entwicklung der Innenstädte<br />

Positionspapier der AKNW zur Nachverdichtung<br />

<strong>und</strong> Baulückenschließung<br />

22 | Top Thema<br />

Strukturelle Verbesserungen durch Baulückenschließung,<br />

Nachverdichtung <strong>und</strong><br />

Entwicklung von Konversionsfl ächen<br />

Baulücken stellen ein erhebliches Stadtentwicklungspotential<br />

dar. Dabei wird die Baulückenproblematik<br />

oft ausschließlich unter dem<br />

Blickwinkel der Erschließung einer klassischen<br />

Baulücke mit Wohnungsnutzung betrachtet.<br />

Neben der klassischen oder suboptimal<br />

genutzten Baulücke besteht ein besonderes<br />

Potential in der städtebaulichen Erneuerung<br />

größerer Arrondierungsfl ächen oder Nachverdichtungsfl<br />

ächen. Insgesamt sind hier die<br />

Chancen für Wohnumfeldverbesserungen oder<br />

Quartiersverbesserungen in innerstädtischen<br />

Lagen möglich. Es ist eine originäre kommunale<br />

Aufgabe, diese Potentiale zu identifi zieren <strong>und</strong><br />

ihre Entwicklung anzustoßen.<br />

Qualitative, wirtschaftliche <strong>und</strong><br />

umweltbezogene Vorteile der Nachverdichtung<br />

<strong>und</strong> Baulückenschließung<br />

Maßnahmen der Nachverdichtung <strong>und</strong> Baulückenschließungen<br />

bieten zahlreiche Vorteile<br />

für die Kommunen. Die Stadtgestaltung kann<br />

sich verbessern, weil sich mit dem kleinteiligen<br />

Eingreifen in innerstädtischen Strukturen<br />

Bausünden wie ungestaltete Garagenhöfe, Gewerbebrachen,<br />

untergenutzt Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong><br />

Baulücken gestalterisch aufarbeiten lassen <strong>und</strong><br />

die Gestaltqualität ganzer Stadtviertel gesteigert<br />

wird. Das Wohnumfeld wird verbessert. Mit<br />

der Nachverdichtung häufi g desolat genutzter<br />

Blockinnenbereiche lassen sich neben der<br />

Schaffung hochwertiger Wohnungen durchgrünte,<br />

von Parkplätzen <strong>und</strong> Schuppen befreite<br />

Lebensbereiche schaffen. Dem durch den de-<br />

mographischen Wandel verursachten Bevölkerungsrückgang<br />

kann durch qualitätvolle, innerstädtische<br />

Neubauangebote entgegnet werden,<br />

die Innenstädte werden mit altersgemischter<br />

Bevölkerung revitalisiert. Die städtebauliche<br />

Nachverdichtung reagiert zudem fl exibel auf<br />

die Angebotslücke in vielen Kommunen, mit<br />

der im innerstädtischen Geschosswohnungsbau<br />

gerechnet wird. Die Nachverdichtung <strong>und</strong><br />

Baulückenschließung bietet auch ökonomische<br />

Vorteile <strong>und</strong> fördern den lokalen Mittelstand.<br />

Nach einem aktuellen Kostenvergleich der<br />

Siedlungsentwicklung im Innen- <strong>und</strong> Außenbereich<br />

liegen die Baulandentwicklungskosten im<br />

Außenbereich je nach Vergleichsgröße bis zum<br />

25-fachen der Innenentwicklung (siehe Nr. 3).<br />

Kleinteilige quartierbezogene Projekte sind in<br />

der Regel ohne hohe Vorlaufkosten von mittelständischen<br />

Unternehmen realisierbar. Die<br />

vorhandene Infrastruktur wird weiter genutzt.<br />

In allen Nachverdichtungsgebieten wird das<br />

komplette Angebot an Infrastruktureinrichtungen<br />

mit Straßen <strong>und</strong> Wegen, Fernwärme, Gas,<br />

Wasser, Telekommunikation, Strom, Müllentsorgung,<br />

Abwasserbeseitigung etc. komplett<br />

vorgehalten, Neuinvestitionen sind nicht notwendig,<br />

durch die Intensivierung der Nutzung<br />

wird der Bestand erhalten, die Gebühren sinken.<br />

In allen Nachverdichtungsgebieten ist ein<br />

komplettes Angebot sozialer Infrastruktur mit<br />

Kindergärten, Schulen, Nahversorgung etc. vorhanden.<br />

Die Nutzung der in allen Nachverdichtungsgebieten<br />

vorgehaltenen umfangreichen<br />

Angebote des ÖPNV wird intensiviert, kostenträchtige<br />

Neuinvestitionen im Außenbereich<br />

entfallen. Unbestritten sind die ökologischen<br />

Vorteile. Die in den Stadtbereichen vorgehaltenen<br />

Nachverdichtungsfl ächen <strong>und</strong> Baulücken<br />

können den gesamten Zusatzbedarf an Wohn-<br />

<strong>und</strong> Nutzfl ächen ohne zusätzlichen Flächenverbrauch<br />

decken. Die Bebauung von Baulücken in<br />

Innenstadtgebieten mit geschlossener Bauweise<br />

ist oft energieneutral, da die zusätzlichen


Außenfl ächen weniger Energieverluste als die<br />

freistehenden Brandwände aufweisen. Innerstädtische<br />

Wohnformen vermeiden zudem Verkehr.<br />

Ein Beispiel: Ein Stadtquartier mit 400<br />

WE im Außenbereich produziert bei nur einer<br />

Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt von 10 km je WE <strong>und</strong> Tag<br />

r<strong>und</strong> 2,5 Mio. zusätzlicher Kilometer im Jahr<br />

mit dem entsprechenden CO2-Ausstoss. Die<br />

Innenentwicklung unserer Städte sollte daher<br />

eine Pfl ichtaufgabe jeder Kommune sein, um<br />

hochwertigen, preiswerten Wohnraum bereitzustellen.<br />

Konkreter Kostenvergleich: Innenentwicklung<br />

gegenüber Außenentwicklung<br />

Im Auftrag der AKNW hat das Büro Drees <strong>und</strong><br />

Huesmann anhand vergleichbarer Innen- <strong>und</strong><br />

Außenentwicklungsplanungen konkret nachgewiesen,<br />

um welchen Betrag Innenentwicklung<br />

günstiger sein kann als Außenentwicklung.<br />

Der Vergleich behandelte eine Nachverdichtungsfl<br />

äche, die ohne erheblichen Infrastruktur-aufwand<br />

auskommt. In dem Areal sind<br />

14 Baulücken als sofort bebaubar eingestuft.<br />

Fünf Flächen sind in den Blockinnen- bzw.<br />

Randbereichen nach einer Neuordnung bebaubar.<br />

Zwei Flächen sind als Freibereiche mit einer<br />

Blockrandbebauung als Ergänzung zu nutzen.<br />

Insgesamt sollten 463 neue Geschosswohnungen<br />

entstehen. Als Beispiel für die Außenentwicklung<br />

wurde eine Neubausiedlung gewählt,<br />

in der 417 neue Wohnungen entstehen sollten,<br />

hiervon 90 % ebenfalls als Mehrfamilienhäuser.<br />

Verglichen wurden die Kosten für - Gr<strong>und</strong>erwerb<br />

(allgemein, nicht refi nanzierbarer Anteil als verbleibende<br />

Fläche bei der Kommune, Bereich mit<br />

Erbauzins), - Planungskosten / Fachgutachten<br />

einschließlich Gebühren / Vermessung - Bürgschaften<br />

für Erschließungsanlagen <strong>und</strong> Kosten<br />

Altlastensanierung - Erschließungsanlagen<br />

(Verkehrsfl ächen, Trinkwasser, Schmutzwasserkanal,<br />

Oberfl ächenentwässerung, Zusätzlicher<br />

Ausbau, Gasnetz, Elektrizitätsversorgung) -<br />

Straßenerschließung (Gr<strong>und</strong>stückskosten allgemein,<br />

kommunaler Anteil der Straßener-schließung,<br />

Sonstige Wegeerschließung) - Errichtung<br />

öffentliche Infrastrukturen für Beleuchtung<br />

<strong>und</strong> Telekommunikation - Erwerb von Kompensationsfl<br />

ächen - ÖPNV-Anbindung - Ausbau<br />

<strong>und</strong> Betriebskosten eines Kindergartens, Schulversorgung,<br />

(v. a. Gr<strong>und</strong>schule) <strong>und</strong> weiterer<br />

Gemeinbedarfseinrichtungen - Unterhaltung<br />

der Straßen, Grünfl ächen <strong>und</strong> öffentlicher Infrastrukturen:<br />

Zu besseren Vergleichbarkeit wurden die Kostenpositionen<br />

auf verschiedene Maßgrößen<br />

bezogen. Die Kosten für die Außenentwicklungsfl<br />

äche betrugen 410.408 EUR/ha Brutto-<br />

Baufl äche (980.805 EUR/ha Nettobauland), bei<br />

der Innenentwicklungsfl äche 215.000 EUR/ha<br />

Brutto-Baufl äche (329.667 EUR/ha Nettobauland).<br />

Noch drastischer fällt der Vergleich aus,<br />

wenn die Kosten auf die Wohneinheiten bezogen<br />

werden. Dann stehen 26.008 EUR/WE bei<br />

der Außenbereichsentwicklung lediglich 1.068<br />

EUR/WE für die Innenbereichsentwicklung gegenüber.<br />

Tabelle: Ergebnis einer Vergleichsrechnung<br />

Kostenkriterium Außenentwicklungsfl<br />

äche<br />

1) Selbst wenn die Gr<strong>und</strong>erwerbskosten für die Blockinnenbereiche <strong>und</strong> Freifl ächen mit<br />

einem Neuordnungsbedarf einbezogen werden, beläuft sich die Innenentwicklung nur<br />

auf 5.928 EUR/WE. Dies ist eine Folge des hohen Richtwertes für die zu erwerbenden<br />

Gr<strong>und</strong>stücksfl ächen in der Innenstadtlage.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Innenentwicklung der<br />

Außenentwicklung kostenmäßig deutlich überlegen.<br />

Auch wenn der Kostenvergleich nur für<br />

einen Einzelfall ermittelt wurde, wird es in<br />

anderen Fällen zu vergleichbaren Ergebnissen<br />

kommen, wenn eine Kommune ihre eigenen<br />

spezifi schen Daten zugr<strong>und</strong>e legt.<br />

Baulückenkataster<br />

Es ist von besonderer Bedeutung, vorhandene<br />

Baulücken identifi zieren zu können. Nach einer<br />

Studie der Universität Bonn verfügen 40 % der<br />

befragten Gemeinden über ein Baulückenkataster,<br />

bei den Großstädten sind es sogar 75 %.<br />

Diejenigen Kommunen, die noch kein Baulückenkataster<br />

erstellt haben, werden hierzu aufgefordert.<br />

Gleiches trifft auf Kommunen zu, die<br />

zwar ein Baukückenkataster besitzen, dieses<br />

aber nicht mehr pfl egen. Nach der vom Land fi -<br />

nanzierten Studie der Universität Bonn werden<br />

immerhin ca. 78.500 Baulücken für NRW mit<br />

einer Gesamtfl äche von 7.100 ha geschätzt.<br />

Das Baulückenkataster muss zusätzlich auch<br />

f<strong>und</strong>ierte Aussagen zur Bebaubarkeit der<br />

Baulücke treffen können. Dabei darf die Bau-<br />

Innenentwicklungsfl<br />

äche<br />

EURO/ha Bruttobauland 14.0408 215.000<br />

EURO/ha Nettobauland 980.805 329.667<br />

EURO/WE 26.008 1.068<br />

EURO/WE1 26.008 2.9281 Top Thema | 23


Foto: fotolia.com<br />

24 | Top Thema<br />

lückenproblematik nicht ausschließlich unter<br />

dem Blickwinkel der Wohnungsnutzung<br />

betrachtet werden. Neben der Wohnraumnutzung<br />

muss immer wieder auch<br />

eine andere mögliche Nutzung im Einzelfall<br />

betrachtet werden. Im Einzelfall können dies<br />

auch adäquate Zwischennutzungen sein.<br />

Kommunale Baulückenberatung<br />

Neben der für die Kommune wichtigen kommunalwirtschaftlichen<br />

Betrachtung (siehe Nr. 3) ist<br />

für die Einzelentscheidung eines Besitzers oder<br />

eines potenziellen Bauherrn einer Baulücke immer<br />

die eigenwirtschaftliche Betrachtung von<br />

Bedeutung. Nach Vorbild früherer Beratungsleistungen<br />

bei der Stadt Köln sollten Bauherrenberater<br />

aufgr<strong>und</strong> einfacher Parameter<br />

(ungefähre Nutzfl äche, ungefährer umbauter<br />

Raum) einen Kostenrahmen nennen, aus denen<br />

sich die monatlichen Belastungen für Kapitalkosten,<br />

Instandhaltungsrückstellungen, Verwaltungsgebühren<br />

usw. ergeben. Dem gegenüber<br />

stehen im Mietwohnungsbau Mieteinnahmen,<br />

Steuererstattungen, Zuschüsse usw. Damit lässt<br />

sich leicht die Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

darstellen. Hinzu kommen immaterielle Vorteile<br />

der Lebens- <strong>und</strong> Wohnqualität <strong>und</strong> in der Regel<br />

nicht bezifferbare Einsparungen für den Individualverkehr.<br />

Baulückenberatung lohnt sich für<br />

die Kommune: Aus Untersuchungen der Stadt<br />

Köln ergeben sich Kosten für Beratungsleistungen<br />

von ca. 230 bis 400 EUR pro Wohneinheit.<br />

Solche Beratungsleistungen könnten aus Mitteln<br />

der Städtebauförderung fi nanziert werden<br />

<strong>und</strong> mit kommunalem Personal organisiert oder<br />

an freischaffende Büros vergeben werden. Mit<br />

diesen Beratungsaufwendungen könnten vielfach<br />

Bauherren davon überzeugt werden, in ein<br />

innerstädtisches Projekt zu investieren statt auf<br />

die grüne Wiese zu ziehen. Gerade im Vergleich<br />

zu den unter Nr. 3 ermittelten kommunalen<br />

Kosten von ca. 26.000 EUR/WE für Außenentwicklungen<br />

sind ca. 400 EUR/WE für diese<br />

Überzeugungsarbeit gut investiertes Geld. Die<br />

unmittelbaren fi nanziellen Vorteile der Baulückenschließung<br />

für die Kommune überwiegen<br />

bei weitem die entstehenden Kosten für eine<br />

Baulückenberatung.<br />

Nachverdichtung <strong>und</strong> Baulückenschließung<br />

als originäre Aufgabe für<br />

Architekten<br />

Gerade die Nachverdichtung <strong>und</strong> Baulückenschließung<br />

sind komplexe, langwierige<br />

<strong>und</strong> komplizierte Angelegenheiten. Wegen der<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Probleme sind sie für Bauträger<br />

oder renditeorientierte Investoren kaum<br />

von Interesse. Insoweit stellen gerade solche<br />

Projekte ein besonderes Tätigkeitsfeld für Architekten<br />

dar, die mit den besonderen Problemlagen<br />

sehr viel besser umgehen können.<br />

Unterstützung durch das Land NRW<br />

Das Land wird in seiner Politik bestärkt, die<br />

Innenentwicklung der Kommunen vor die Außenentwicklung<br />

zu stellen. Dabei muss aber<br />

ergänzend in besonderer Weise für Nachverdichtung<br />

<strong>und</strong> Baulückenschließung geworben<br />

werden. Das Land sollte daher die Kommunen<br />

durch Anschubfi nanzierung oder aus den Mitteln<br />

der Städtebauförderung fi nanziell un-terstützen,<br />

wenn sie eine besondere Bauherrenberatung<br />

für die Baulückenproblematik anbieten.<br />

Den Kommunen, die unter Haushaltssicherung<br />

stehen, muss es gestattet werden, zusätzliche<br />

Aufwendungen für dieses aktive Angebot zu<br />

betreiben.<br />

Düsseldorf, Januar <strong>2009</strong>


Neuinszenierung in Bayreuth<br />

Von Inszenierungen verstehen die Bayreuther ja Einiges. Schließlich ist die<br />

Stadt seit 1876 Schauplatz der Wagner-Festspiele. Seit 1888 haben sich die<br />

Bayreuther Festspiele im kulturellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Leben Europas<br />

fest etabliert. Heute ist Bayreuth mit 74.000 Einwohnern die größte Stadt<br />

Oberfrankens <strong>und</strong> sieht sich den gleichen kommunalen Problemen gegenüber<br />

wie andere Städte auch. Eine zentrale Frage lautet: Wie lässt sich die Attraktivität<br />

der Innenstadt steigern?<br />

Schon vor einigen Jahren hat der Stadtrat beschlossen,<br />

einen Ideen- <strong>und</strong> Realisierungswettbewerbes<br />

zur Umgestaltung der Bayreuther<br />

Innenstadt auszuschreiben, um die Maximilianstraße<br />

zukunftsgemäß in Szene zu setzen.<br />

Die Zielsetzung aus diesem Wettbewerb war es,<br />

eine attraktive, frequenzbringende, vitale Weiterentwicklung<br />

der Innenstadt zu erreichen.<br />

Durch architektonisch-städtebauliche Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> durch Marketing-Ideen sollte die<br />

Innenstadt eine Aufwertung des Erscheinungsbildes<br />

<strong>und</strong> der Aufenthaltsqualität erfahren. Als<br />

1. Preisträger gingen die Münchner Architekten<br />

Hirner & Riehl aus dem Wettbewerb hervor.<br />

Drei Elemente: Grün. Wasser. Licht<br />

Das Konzept des Architektenteams baut auf die<br />

Gr<strong>und</strong>elemente: Grün, Wasser <strong>und</strong> Licht. Vom<br />

Ehrenhof bis zum Beginn des so genannten<br />

Stadtparketts zieht sich eine Baumreihe auf der<br />

nördlichen Seite Marktplatzes hin. Dort geht sie<br />

in einen großen Schirm von dicht gepfl anzten<br />

Bäumen über. Am Neptunbrunnen wechselt die<br />

Baumreihe auf die Südseite.<br />

Vom Bereich des großen Baumschirms zurück<br />

bis zum Ehrenhof zieht sich ein Wasserlauf.<br />

Einen solchen gab es in der Maximilianstraße<br />

eigentlich nie, sieht man von einem künstlich<br />

eingeleiteten Bach zur Spülung der Kanalisation<br />

ab, der im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert existierte.<br />

Ursprünglich waren die Stadtbrunnen der Mittelpunkt<br />

der Straße. Im Zuge der Verkehrsentwicklung<br />

der 1960er Jahre wurden sie an den<br />

Straßenrand versetzt. Der Verkehr fl oss noch bis<br />

in die 1970er Jahre vierspurig durch die Innenstadt.<br />

Erst Ende des Jahrzehnts wurde die Straße<br />

verkehrsberuhigt. Heute werden die Brunnen<br />

wieder in die Mitte der Straße zurückverlegt<br />

<strong>und</strong> durch einem Wasserlauf miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Linie von Brunnen <strong>und</strong> Wasserlauf<br />

schafft eine neue Gliederung <strong>und</strong> folgt dem<br />

Schwung der Bebauung wie ein Rückgrat – eine<br />

der Gr<strong>und</strong>ideen der Architekten. Die Wasserlinie<br />

als verbindendes Element zwischen den historischen<br />

Brunnen wird nachts indirekt mit LEDs<br />

beleuchtet <strong>und</strong> bildet die Bestuhlungsgrenze<br />

der Gastronomie. Sieben 150 cm breite Brücken<br />

queren den Wasserlauf.<br />

Was wäre Wasser ohne <strong>Spiel</strong>möglichkeiten? So<br />

gibt es einen Wasserspielplatz mit Archimedischer<br />

Schraube, Sprudel, Schleuse zum Aufstauen,<br />

Inselsteinen <strong>und</strong> Sitzbänken. Unweit<br />

davon lädt ein Klangspielplatz mit Meeresrauschen<br />

<strong>und</strong> einem Tanzglockenspiel zum Experimentieren<br />

mit Klängen ein.<br />

Mehr Leben auf dem Markt<br />

Der Viktualienmarkt zieht auf das Stadtparkett<br />

um <strong>und</strong> erhält eine Erweiterungsfl äche. Die<br />

Wagen <strong>und</strong> Stände werden dabei in Gruppen<br />

angeordnet. Jeder Gruppe erhält eine Strom-<br />

<strong>und</strong> Wasserversorgung aus einem versenkbaren<br />

Poller. Für Veranstaltungen wie Pop-Konzerte,<br />

K<strong>und</strong>gebungen oder Public Viewing sind vier<br />

temporäre Großschirme auf dem Stadtparkett<br />

mit einer überdachten Fläche von jeweils 8 x 8<br />

Metern geplant, deren Entwässerung über die<br />

Mittelsäule erfolgt. Insgesamt steht damit eine<br />

überdachte Fläche von 256 Quadratmetern bei<br />

einer lichten Raumhöhe von 4 - 4,5m zur Verfügung<br />

– Platz genug für bis zu 300 Besucher.<br />

Die Schirme sind leicht auf- <strong>und</strong> abzubauen<br />

<strong>und</strong> können auch für klassische Konzerte auf<br />

dem Ehrenhof genutzt werden.<br />

Fiat Lux!<br />

Die Lichtplanung der Bayreuther Innenstadt<br />

übernahm das Münchner Büro Werning Day &<br />

Light. Neu an dem Konzept sind zwei Reihen<br />

von Lichtstelen, die sehr variabel eingesetzt<br />

werden können. Neben ihrer eigentlichen Funktion<br />

lassen sie sich zur selektiven Fassadenanstrahlung,<br />

als Akzentbeleuchtung von Straßenecken<br />

<strong>und</strong> Stadtparkett, zur Baumanstrahlung<br />

Top Thema | 25


Foto: Stadt Bayreuth<br />

Foto: hirner & riehl architekten<br />

26 | Top Thema<br />

<strong>und</strong> Beleuchtung des Baumschirms sowie zur<br />

Beleuchtung des Wasserlaufs <strong>und</strong> der Brunnen<br />

<strong>und</strong> schließlich zur Beleuchtung der Großschirme<br />

auf dem Stadtparkett nutzen.<br />

Mit diesem Konzept wird das Bemühen unterstützt,<br />

im Rahmen des Programms Soziale Stadt<br />

das soziale Gefüge wieder ins Lot zu bringen.<br />

Dazu gehören Änderungen der gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> sozialen Situation <strong>und</strong> auch der<br />

baulichen Situation – hier die Schaffung einer<br />

wohligeren Atmosphäre durch ein ausgeklügeltes<br />

Lichtkonzept. Man geht weg vom möglichen<br />

Angstraum, der oft mit einem Wechsel<br />

von sehr hellen <strong>und</strong> dunklen Stellen verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Es wird ein freier Platz, dessen Dimensionen<br />

auch nachts überblickt werden können. Immer<br />

wieder gibt es eine beleuchtete Fassade, die<br />

die Grenzen des Platzes aufzeigt. Für sehbehinderte<br />

<strong>und</strong> blinde Besucher <strong>und</strong> Bürger wird<br />

auf beiden Seiten des Platzes eine Blindenspur<br />

eingerichtet, die sich durch ihre Gestaltung gut<br />

ertasten lässt.<br />

Bei der Stadtmöblierung setzt Bayreuth auf<br />

Vandalismussicherheit – soweit es das überhaupt<br />

geben kann. Alle Stadtmöbel basieren<br />

auf Betonwürfeln, die beispielsweise mit Sitzfl<br />

ächen aus Holz <strong>und</strong> Abfallbehältern aus hochwertigem<br />

Edelstahl ausgestattet werden. Das<br />

gilt auch für die Informationsstelen.<br />

Planung mit breiter Beteiligung<br />

Großen Wert haben Rat <strong>und</strong> Verwaltung bei<br />

dem gesamten Projekt auf die Beteiligung<br />

von Bürgern, Händlern <strong>und</strong> Gastwirten gelegt.<br />

Nach Vorstellung der Vorschläge des 1. Preisträgers<br />

zur gestalterischen Verbesserung des<br />

Marktplatzes wurde 2004 die Verwaltung mit<br />

der Ausarbeitung einer Gestaltungssatzung für<br />

eine Stadtmöblierung/Schirmsystem beauftragt.<br />

Von 2005 bis 2007 konkretisierten die<br />

Preisträger die Planung Schritt für Schritt bis<br />

zur Ausführungsplanung, während eine verwaltungsinterne<br />

Arbeitsgruppe die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

einer „Gestaltungssatzung Innenstadt“ erarbeitete.<br />

2007 wurde mit der Aktion Aufschwung<br />

Innenstadt ein Beteiligungsprozess angestoßen,<br />

um möglichst alle Beteiligten aktiv einzubeziehen.<br />

Projektgruppen entwickelten gemeinsam<br />

Leitprojekte <strong>und</strong> stimmten sie auf vorhandene<br />

Planungen ab. Im November desselben Jahres<br />

konnten die Ergebnisse vorgestellt werden. Der<br />

Stadtrat beschloss, die Projekte im Rahmen der<br />

Gestaltungsplanungen für die Innenstadt auf<br />

Umsetzung/Integration zu prüfen. Die „Aufschwung<br />

Innenstadt“-Projekte: Einheitliches<br />

Stadtmobiliar <strong>und</strong> Gestaltungsrichtlinien wur-<br />

den verwaltungsintern abgestimmt <strong>und</strong> sind in<br />

die Ausführungsplanung des Architekturbüros<br />

Hirner & Riehl eingefl ossen.<br />

Umfassende Informationen<br />

Am 22.07 2008 wurde das Konzept auf einer<br />

Informationsveranstaltung dem Einzelhandel,<br />

der Gastronomie <strong>und</strong> den Immobilieneigentümern<br />

vorgestellt. Es informierten sich insgesamt<br />

116 Besucher, davon 47 Einzelhändler, 16<br />

Gastronomen <strong>und</strong> 41 Immobilieneigentümer.<br />

Die einzelnen Maßnahmen <strong>und</strong> Bauabschnitte<br />

wurden vorgestellt In 5 Bauabschnitten werden<br />

die Arbeiten bis 2011 durchgeführt. Um<br />

eine einheitliche Gestaltung nicht in ein buntes<br />

Chaos von Werbung ausarten zu lassen, gibt es<br />

eine Gestaltungsrichtlinie<br />

Es bleibt bei einigen Beteiligten – oder wie<br />

sie selbst sich sehen - Betroffnen immer noch<br />

Skepsis darüber, ob ihnen während der Umbauarbeiten<br />

nicht unzumutbare Härten entstehen.<br />

Aber auch hier ist die Stadt behutsam<br />

<strong>und</strong> gesprächsbereit. So wurde die Sondernutzung<br />

zwar aufgehoben, man drückt aber<br />

ein Auge zu. Ein Umbaubüro in direkter Nähe<br />

steht als Anlaufstelle zur Verfügung. Derzeit<br />

ist ohnehin noch nicht viel von großfl ächigen<br />

Baumaßnahmen zu sehen, da zunächst Wasser-<br />

<strong>und</strong> Gashauptleitungen erneuert <strong>und</strong> eine<br />

Brauchwasserleitung für die Brunnen <strong>und</strong> den<br />

Bachlauf installiert werden. Bei der Gelegenheit<br />

werden auch sämtliche Kabel <strong>und</strong> wesentliche<br />

Teilstücke der Abwasserleitungen erneuert. Mit<br />

Baustellenfesten <strong>und</strong> Werbemaßnahmen unterstützt<br />

die Stadt in dieser Phase die Händler<br />

<strong>und</strong> Wirte.<br />

Bayreuth <strong>und</strong> seine Markgräfi n<br />

Während die Umbauarbeiten auf der Maximilianstraße<br />

noch in der Aufwärmphase sind,<br />

macht die Stadt bereits jetzt mit einer temporären<br />

Inszenierung von sich reden. Immerhin<br />

feiert man den 300. Geburtstag der Markgräfi<br />

n. Um genauer zu sein, den von Wilhelmine<br />

Friederike Sophie, Markgräfi n von Bayreuth. Sie<br />

war die Lieblingsschwester des Preußenkönigs<br />

Friedrich II. Sie ist die „Schöpferin des Bayreuther<br />

Rokoko“, machte sich als Gartengestalterin<br />

<strong>und</strong> Schriftstellerin verdient <strong>und</strong> gilt als<br />

eine der geistreichsten Fürstinnen ihrer Zeit. Zu<br />

Lebzeiten hatten die Bayreuther kein so richtig<br />

inniges Verhältnis zur ihrer Markgräfi n. Aber die<br />

Zeit lässt im Rückblick Vieles in milderem Licht<br />

erscheinen. Und so schmücken <strong>2009</strong> zahlreiche<br />

Lichtobjekte die ganze Stadt. L.K.


Mit städtebaulichen Verbesserungen,<br />

der Ansiedlung von Kreativ-<br />

Unternehmen <strong>und</strong> durch zahlreiche<br />

soziokulturelle Maßnahmen arbeitet<br />

die Stadt Mannheim an einer Verbesserung<br />

der Strukturen im Stadtteil<br />

Jungbusch.<br />

Jungbrunnen<br />

für den Jungbusch<br />

Chancen <strong>und</strong> Probleme liegen im Jungbusch<br />

eng beieinander. Der Stadtteil befi ndet in der<br />

Nähe des ehemaligen Hafengeländes <strong>und</strong> direkt<br />

an dem Verbindungskanal, der zwischen dem<br />

Rhein <strong>und</strong> dem Neckar fl ießt. Der Jungbusch ist<br />

also für Mannheim eine Tür zum urbanen Leben<br />

am Wasser, doch wäre in der Vergangenheit<br />

kaum jemand auf die Idee gekommen, diese Tür<br />

zu öffnen. Wenig einladend präsentierte sich<br />

das Ufer des Kanals. Auch der Stadtteil Jungbusch<br />

wurde von vielen Mannheimern kaum<br />

noch wahrgenommen. Durch den Wegfall von<br />

Arbeitsplätzen im Hafen hatte sich die deutsche<br />

Mittelschicht aus dem Stadtteil zurückgezogen.<br />

Heute haben 63 Prozent der Einwohner vom<br />

Jungbusch einen Migrationshintergr<strong>und</strong>. Das<br />

schlechte Image des Stadtteils fußt noch immer<br />

auf einer hohen Kriminalitätsrate in den 80er<br />

Jahren <strong>und</strong> der Zeit als Rotlichtbezirk. Obwohl<br />

das längst Geschichte ist, <strong>und</strong> die Polizeiwache<br />

vor Ort zuletzt sogar geschlossen wurde, meiden<br />

viele Mannheimer den Stadtteil am Rand<br />

der Innenstadt.<br />

Impulse durch die Popakademie<br />

<strong>und</strong> den Musikpark<br />

Ein wichtiger, erster Schritt war vor einigen<br />

Jahren die Ansiedlung der ersten deutschen<br />

Popakademie <strong>und</strong> des Musikparks, der eine perfekte<br />

Infrastruktur für Start-Up-Unternehmen<br />

aus der Musikbranche bietet. Inzwischen gilt<br />

Foto: STADTMANNHEIM2<br />

Top Thema | 27


Foto: STADTMANNHEIM2<br />

Das alte Hafengelände im Stadtteil Jungbusch lädt heute zum Aufenthalt am Wasser ein.<br />

Foto: STADTMANNHEIM2<br />

Der nördliche Teil ist ein beliebter Szene-Treffpunkt geworden.<br />

28 | Top Thema<br />

Mannheim als heimliche Hauptstadt für die<br />

aktuelle Musikszene. Es zeigt sich heute, dass<br />

der Stadtteil bei den jungen Kreativen auch als<br />

Wohnort gefragt ist <strong>und</strong> sich die festgefahrenen<br />

Strukturen anfangen zu lösen. Erfreulich ist<br />

auch, dass viele der Neuangesiedelten sich um<br />

den Stadtteil bemühen <strong>und</strong> sich im kulturellen<br />

Bereich engagieren.<br />

Mehr als nur eine Promenade am<br />

Verbindungskanal<br />

Das Ziel der Baumaßnahmen war, Konversionsfl<br />

ächen in städtische Freiraumareale zu wandeln.<br />

Um das Ufer attraktiver zu gestalten war<br />

zunächst nur der Bau einer Promenade geplant.<br />

An diesem Punkt hakten jedoch die Bewohner<br />

des Stadtteils mit ihrem sehr aktiven Quartiersmanagement<br />

ein. Bei den folgenden Beteiligungsverfahren<br />

kristallisierten sich die Bedürfnisse<br />

der Menschen vor Ort klar heraus. Es<br />

ging ihnen darum Flächen zu schaffen, die die<br />

Lebensqualität im Quartier verbessern, <strong>und</strong> aus<br />

dem Jungbusch einen Stadtteil mit einer eigenen<br />

Identität zu machen. Die Promenade wurde<br />

so geplant, dass sogenannte Freiraumtaschen<br />

zum Aufenthalt am Kanal einladen. Wichtig für<br />

das öffentliche Leben im Jungbusch war zudem<br />

die Entscheidung, einen Quartiersplatz anzulegen,<br />

der sowohl für alltägliche Nutzungen<br />

als auch für besondere Anlässe wie Konzerte<br />

oder kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung<br />

steht. Der Platz ist mit einer festen Möblierung<br />

<strong>und</strong> einer Stadtloggia mit beweglichem Dach<br />

ausgestattet. Eine Terrasse mit Holzplattform<br />

<strong>und</strong> technischen Anschlüssen kann als Bühne<br />

genutzt werden. Bei der architektonischen<br />

Planung wurde insgesamt Wert darauf gelegt,<br />

dass der Hafencharakter bleibt. So wurden alte<br />

Schienentrassen erhalten <strong>und</strong> in die neue Promenade<br />

integriert.<br />

Den Wandel leben <strong>und</strong> gestalten<br />

Ein besonderer Pluspunkt bei der Umgestaltung<br />

des Jungbuschs ist das weitreichende soziokulturelle<br />

Engagement, das zum einen durch die<br />

Arbeit des Quartiermanagements, zum anderen<br />

durch die Fördermittel des EU-Urban II Programms<br />

möglich gemacht wurde. Maßnahmen<br />

wie “Die Teppichmacher“ haben dafür gesorgt,<br />

dass die Umgestaltung für die Anwohner nachvollziehbar<br />

<strong>und</strong> erlebbar wurde. Konkret ging<br />

es darum, dass die Anbindung der neuen Freifl<br />

ächen an den Stadtteil noch nicht im Alltag<br />

angekommen war. Zusammen mit Kindern aus<br />

dem Quartier fanden Workshops statt, bei de-


nen Ornamente gezeichnet wurden, die dann als<br />

farbige Asphaltprägung umgesetzt wurden. An<br />

drei Übergängen weisen diese farbigen Ornamente<br />

nun als Teppiche den Weg zu der neuen<br />

Promenade. Es gibt Sidewalk-Theateraufführungen,<br />

die alte <strong>und</strong> neue Plätze, Straßen <strong>und</strong><br />

Wege zur Kulisse von Stücken über das Leben<br />

in dem Quartier werden lassen. Und in diesem<br />

Jahr fi ndet zum Beispiel zum sechsten Mal die<br />

Veranstaltung Nachtwandel statt, bei der nicht<br />

auf den Import von kulturellen Highlights, sondern<br />

sehr stark auf die kulturelle Produktivität<br />

der Menschen im Quartier gesetzt wird. Auch<br />

hier geht es darum, die eigene Identität des<br />

Stadtteils zu fördern <strong>und</strong> der Ausgestaltung von<br />

Parallelgesellschaften aktiv entgegenzuwirken.<br />

Zwischenbilanz der Umgestaltung<br />

Von 2007 an wurden die ersten Bauabschnitte<br />

der Umgestaltungen fertiggestellt. Jetzt im<br />

zweiten Sommer zeigt sich, dass die Promenade<br />

mit den Freiraumfl ächen mehr <strong>und</strong> mehr<br />

genutzt werden. Dabei gibt es verschiedene<br />

Zonen, die von unterschiedlichen Gruppen „in<br />

Besitz“ genommen worden sind. Der nördliche<br />

Bereich zum Neckar hin „gehört“ mit einer<br />

trendigen Bar sowie der Nähe zur Akademie <strong>und</strong><br />

zum Musikpark den Kreativen. Es gibt Bereiche,<br />

in denen sich Eltern mit Kindern treffen. Menschen<br />

unterschiedlichster sozialer Verhältnisse<br />

fi nden ihre Zone, in der sie am neuen öffentlichen<br />

Leben im Quartier teilnehmen. Hinter der<br />

Promenade gibt es Bereiche, die den muslimischen<br />

Frauen des Quartiers mit ihren Bedürfnissen<br />

nach geschützten, weniger öffentlichen<br />

Flächen entgegenkommen. Und es zeichnet sich<br />

noch eine positive Tendenz ab: Vandalismus,<br />

der zunächst festzustellen war, gibt es heute<br />

viel weniger.<br />

Mitte Juli <strong>2009</strong> wurde nun auch die neue „Turnhalle<br />

plus x“ eingeweiht. Mit ihrem futuristisch<br />

gestalteten Bolzplatz auf dem Dach sowie den<br />

Räumen für private <strong>und</strong> öffentliche Nutzung<br />

ist sie an den Bedürfnissen der Menschen im<br />

Stadtteil orientiert gebaut worden. In den kommenden<br />

Jahren steht nun die Überarbeitung der<br />

Freifl ächen um die Halle herum an. Die Stadt<br />

Mannheim plant derzeit für die Weiterentwicklung<br />

des Rahmenplans eine Raumnutzungsanalyse,<br />

die genauere Auskunft über die Frequentierung<br />

der Flächen am Verbindungskanal <strong>und</strong><br />

daraus abgeleitet über die weiteren Bedürfnisse<br />

der Anwohner geben soll. Die Tür zum Wasser<br />

hat sich für die Mannheimer auf jeden Fall<br />

schon ein weites Stück geöffnet. A.M.<br />

Top Thema | 29<br />

Foto: STADTMANNHEIM2


30 | Top Thema<br />

Oldenburg –<br />

die Übermorgenstadt<br />

Oldenburg ist Stadt der Wissenschaft <strong>2009</strong>.Der Titel ist begehrt <strong>und</strong> die Anforderungen<br />

hoch. Nur jede 10. Bewerbung führt zum Erfolg. Für dieses Jahr<br />

hat Oldenburg das Rennen gemacht <strong>und</strong> erlebt eines der aufregendsten <strong>und</strong><br />

spannendsten Jahre der jüngeren Geschichte.<br />

Die bisherigen Titelträger: Bremen/Bremerhaven,<br />

Dresden, Braunschweig <strong>und</strong> Jena. Allen<br />

Siegerstädten ist es gelungen, die Auszeichnung<br />

für das eigene Stadtmarketing zu nutzen. Denn<br />

für die Stadtentwicklung hat das Thema Wissenschaft<br />

mittlerweile eine ähnliche Bedeutung<br />

wie der Tourismus erlangt.<br />

„Wir haben eine junge Universität, eine lebendige<br />

Wissenschaftsszene. Wir sind eine Stadt<br />

voller kreativer <strong>und</strong> kluger Köpfe – <strong>und</strong> wollen<br />

es auch in Zukunft bleiben“ – mit diesen Worten<br />

verdeutlicht Oberbürgermeister Prof. Dr.<br />

Gerd Schwandner, warum die Wahl Oldenburgs<br />

zu Deutschlands „Stadt der Wissenschaft <strong>2009</strong>“<br />

eine gute war. Er zitiert den Filmregisseur <strong>und</strong><br />

Schauspieler Woody Allen, der einmal sagte:<br />

„Ich denke viel an die Zukunft, weil das der Ort<br />

ist, wo ich den Rest meines Lebens zubringen<br />

werde“.<br />

Unter dem Thema der Übermorgenstadt stehen<br />

16 Projekte im Mittelpunkt der Aktivitäten.<br />

Die Zukunftsfrage<br />

Was wird übermorgen sein? Wie machen wir<br />

Oldenburg zu einer lebendigen <strong>und</strong> lebenswerten<br />

Stadt? Dies ist die Frage, die aus über 150<br />

eingegangenen der Oldenburger von einer Jury<br />

als Zukunftsfrage ausgewählt wurde. In dem<br />

Projekt geht es nun darum, Antworten <strong>und</strong><br />

praktische Lösungsansätze auf die Unterfragen<br />

zu fi nden:<br />

Wie kann eine Übermorgenstadt allen Einwohnern<br />

gleiche Chancen bieten?<br />

Was kann eine Übermorgenstadt tun, um<br />

den Klimawandel zu stoppen?<br />

Wie machen wir Oldenburg übermorgen<br />

zu einem guten Wissenschafts- <strong>und</strong> Wirtschaftsstandort?<br />

Eine Aufgabenstellung, die deshalb so spannend<br />

ist, weil die Fragen nicht von gelernten<br />

Fachleuten beantwortet werden, sondern von<br />

Bürgern. Die sind die geborenen Experten, weil<br />

sie in Oldenburgs Zukunft leben werden.<br />

Energie für Übermorgen<br />

Wie sieht die Energie-Infrastruktur heute aus?<br />

Wie wird die Energieversorgung der Zukunft<br />

funktionieren? Die Lebensadern der Übermorgenstadt<br />

<strong>und</strong> die Wissenschaftsbox geben<br />

Antworten auf diese Fragen. „Lebensadern<br />

der Übermorgenstadt“ ist eine Medien- <strong>und</strong><br />

Lichtinstallation auf dem Julius-Mosen-Platz,<br />

die demonstriert, wann in Oldenburg wie viel<br />

Energie verbraucht wird <strong>und</strong> wie eigentlich die<br />

unterirdischen Leitungen aussehe. In der täglich<br />

von 10 bis 20 Uhr geöffneten Wissenschaftsbox<br />

auf dem Schlossplatz werden die Energiethe-


men der Zukunft vorgestellt. Spannende Exponate<br />

zum Ausprobieren erklären die Energieforschungsthemen<br />

Photovoltaik, Brennstoffzellen<br />

<strong>und</strong> Offshore-Windenergie. Dritter Bestandteil<br />

des Projektes ist die „Spur der Wissenschaft“.<br />

Sie besteht aus 10 Stelen in der Innenstadt,<br />

die jeweils über eine Oldenburger Energieforschungseinrichtung<br />

informieren.<br />

Tatort Alltag & Traumgärten <strong>2009</strong><br />

Natur schafft Wissen. Unter diesem Motto<br />

wandelten Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbauer sowie<br />

Künstler Straßen <strong>und</strong> Plätze der Fußgängerzone<br />

zu Orten der Flora <strong>und</strong> des pfl anzlichen<br />

Wachstums um. Beispielsweise in einen<br />

Garten der Kontinente, in dem man in kurzer<br />

Zeit vom Präriegarten Nordamerikas über die<br />

faszinierende afrikanische Vegetation, die unvergleichliche<br />

australische Flora <strong>und</strong> die asiatische<br />

Gartenkunst bis zur tropischen Vegetation<br />

Südamerikas wandeln konnte. Oder der<br />

große Labyrinthgarten, der verdeutlichte, dass<br />

Forschung häufi g nicht gradlinig verläuft, dass<br />

man oft um die Ecke denken muss <strong>und</strong> nicht<br />

selten in der Sackgasse landet. Nur zwei Beispiele<br />

von vielen.<br />

Ab 5. September erwartet den Besucher im<br />

Wissenschaftsturm auf dem Kasinoplatz sowie<br />

in zahlreichen Geschäften der Innenstadt der<br />

Tatort Alltag mit Themen wie „Wieso können<br />

wir über große Distanzen digital miteinander<br />

sprechen?“ „Wieso perlt Wasser von Jacken ab?“<br />

„Wie funktioniert ein mp3-Player <strong>und</strong> welche<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung war hierfür notwendig?“<br />

Das Schlaue Haus<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> moderne Technik im Alltag der<br />

Zukunft sind Thema des temporären „Schlauen<br />

Hauses“. Intelligente Haustechnik wird uns<br />

künftig in unseren Tätigkeiten entlasten <strong>und</strong><br />

für mehr Komfort sorgen. Gleichzeitig schafft<br />

die kluge Verknüpfung von Informations- <strong>und</strong><br />

Energietechnologie eine effi ziente Versorgung<br />

mit Wärme <strong>und</strong> Strom in unseren vier Wänden.<br />

Die Wissenschaftsbox am Schlossplatz stellt<br />

eine Auswahl solcher technischer Visionen im<br />

Bereich Energie <strong>und</strong> Wohnen vor, die schon<br />

heute im OFFIS-Labor <strong>und</strong> im „Zentrum Zukunft“<br />

der EWE in Emstek erprobt werden.<br />

Die Wissenschafts-Geisterbahn<br />

Eine Reise durch ein unterirdisches Labyrinth<br />

verspricht die Wissenschafts-Geisterbahn. Innerhalb<br />

der Stadt <strong>und</strong> doch nahezu unsichtbar<br />

gibt es einen Ort, der von Beschaulichkeit<br />

weit entfernt ist <strong>und</strong> den bisher nur wenige<br />

Menschen zu Gesicht bekommen haben. Jetzt<br />

kommt Licht in dieses Dunkel. Gut getarnt durch<br />

ein unterirdisches Behelfskrankenhaus der 80er<br />

Jahre eröffnen sich die „Abgründe der Wissenschaft“.<br />

Beim Gang durch ein unterirdisches<br />

Labyrinth, gebaut aus Phantasie, Wirklichkeit<br />

<strong>und</strong> Vision, lernt der Besucher eine forensische<br />

Psychiaterin/Gutachterin kennen, die im Kontext<br />

der Stressforschung der Frage nachgeht,<br />

ob ethische Grenzen überschritten wurden.<br />

Oder den Genetiker, der den Typus des smarten<br />

modernen Menschen-Designers vertritt.<br />

Junge Utopien in Europa<br />

Theater kann helfen, Dinge auf den Punkt zu<br />

bringen <strong>und</strong> klarer zu sehen. Unter dem Titel<br />

„Junge Utopien in Europa“ fi nden in diesem<br />

Jahr vier Projektwerkstätten mit Teilnehmern<br />

aus acht Ländern statt. Sie sollen unter Leitung<br />

des Vereins Jugendkulturarbeit e.V. den Blick<br />

auf die positiven Seiten von Forschung, Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft lenken <strong>und</strong> jungen<br />

Leuten neue Perspektiven aufzeigen – etwa in<br />

der Produktion „Nicht Zeit! Nicht Ort!“ oder anlässlich<br />

eines Theaterstücks <strong>und</strong> einer Ausstellung<br />

zu einem Schülerbesuch der Gedenkstätten<br />

in Auschwitz.<br />

De nederlandse visie op de wereld<br />

Menschen aus Oldenburg <strong>und</strong> der niederländischen<br />

Partnerstadt Groningen kommen zusammen,<br />

um sich gegenseitig zu informieren,<br />

auszutauschen <strong>und</strong> vom Nachbar zu lernen.<br />

Bei Themen wie Alter, Bildung, Wirtschaft <strong>und</strong><br />

multikulturelles Zusammenleben wird es immer<br />

wichtiger, ganzheitliche Konzepte <strong>und</strong><br />

Lösungsmöglichkeiten zu fi nden. Dieses Projekt<br />

zeigt dafür neue Aspekte auf. Lehrer, Schüler<br />

<strong>und</strong> Studenten kommen auf dem Uni-Campus<br />

zusammen, um neue Schul- <strong>und</strong> Lernformen zu<br />

erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zu präsentieren.<br />

Wo liegt Übermorgen?<br />

Die Science-Roadshow zeigt, wie wir - nicht<br />

erst in der Zukunft - lernen werden: fl exibel <strong>und</strong><br />

individuell. Und der Perspektivwechsel verdeutlicht:<br />

Wer die Welt verändern will, muss sie mit<br />

anderen Augen sehen. Der rasante technische<br />

Fortschritt, die erhöhte Ortsungeb<strong>und</strong>enheit<br />

der Menschen <strong>und</strong> die steigende Bedeutung<br />

der Wissenschaft für die Berufswelt prägen die<br />

Lernformen von Übermorgen: Lebenslanges Lernen<br />

<strong>und</strong> das orts- <strong>und</strong> zeitunabhängige eLearning<br />

werden im Rahmen der Science-Roadshow<br />

Top Thema | 31


Foto: Stadt Oldenburg<br />

32 | Top Thema<br />

durch den Verband „eLearning Business Norddeutschland“<br />

präsentiert.<br />

Grenzenlose Klangwelten<br />

Wie hören wir unter Wasser? Was hören wir<br />

dort? Die „Grenzenlosen Klangwelten“ verhelfen<br />

zu einem neuen Hörerlebnis. Konzerte aus<br />

der St. Lambertikirche werden in Echtzeit ins<br />

OLantis Huntebad übertragen. OLantis Huntebad?<br />

Echtzeit? Klar! Modernste Technik <strong>und</strong><br />

Wissenschaftler der Fachhochschule machen es<br />

möglich. Und die Wissenschaftler des Hörzentrums<br />

Oldenburg erklären, wie man unter Wasser<br />

hört. Vor Beginn des Konzerts können Besucher<br />

in eine Reise durch die Weltmeere eintauchen.<br />

Sie begegnen in einer Mischung aus Hörspiel<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Erklärungen Meerestieren,<br />

Schiffen, Eisbergen <strong>und</strong> einem U-Boot.<br />

Lesen. Informieren. Schreiben.<br />

Lesen <strong>und</strong> Schreiben zählt zu den Schlüsselkompetenzen<br />

bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Nach<br />

dem Aktionstag der Oldenburger Bibliotheken<br />

im Mai engagieren sich weitere Institutionen<br />

für bessere Lese- <strong>und</strong> Schreibkompetenzen bei<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. So veranstalteten<br />

die Oldenburger Schreibwerkstatt <strong>und</strong> das Institut<br />

für sprachliche Bildung drei Lese- <strong>und</strong><br />

Schreibnächte. Unter dem Thema „Oldenburg<br />

von Übermorgen“ dürfen sich Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

in zwei Altersgruppen schreibend auf<br />

eine Zeitreise in die Jahre 2050 oder sogar 2200<br />

begeben.<br />

Archimedes auf dem <strong>Spiel</strong>platz<br />

Schaukel + Wippe + alte Reifen = <strong>Spiel</strong>platz?<br />

Von wegen! In Osternburg ist der etwas andere<br />

<strong>Spiel</strong>platz zu bestaunen. Einer, der vor allem<br />

„übermorgentauglich“ ist. Die Stadt Oldenburg<br />

hat sich gemeinsam mit Studierenden der<br />

Fachhochschule Oldenburg <strong>und</strong> der Universität<br />

Gedanken um eine „übermorgentaugliche“<br />

Veränderung eines <strong>Spiel</strong>platzes in Osternburg<br />

gemacht. Auch die Kinder aus dem Stadtteil Osternburg<br />

haben sich an den Ideenfi ndungen beteiligt.<br />

Nach der Umgestaltung wird der Stadtteilspielplatz<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen die<br />

Möglichkeit bieten, spielerisch Bekanntschaft<br />

mit physikalisch-mathematischen Gesetzen<br />

zu machen. Die „Archimedische Spirale“ bleibt<br />

dauerhaft auf dem <strong>Spiel</strong>platz. Und vielleicht<br />

wird das eine oder andere zunächst temporäre<br />

<strong>Spiel</strong>gerät, später als dauerhaftes <strong>Spiel</strong>gerät<br />

realisiert.<br />

Ich zeige dir, wie Wissenschaft<br />

funktioniert<br />

Bei „Pub-Science - Die lange Nacht der Experimenten“<br />

experimentierten Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

mit Gästen direkt am „Biertisch“, um<br />

Chemie für jedermann erlebbar <strong>und</strong> erfahrbar<br />

zu machen. Wie spannend Chemie sein kann,<br />

erfuhren die Oldenburger gemeinsam mit Jörg<br />

Pilawa bereits im Juni auf Deutschlands längster<br />

Experimentiermeile, als er den Versuchsmarathon<br />

an einem 120 Meter langen Experimentiertisch<br />

moderierte.<br />

Die Zukunft unserer Küsten -<br />

Das Wattenmeer<br />

Naturwissenschaftler <strong>und</strong> Künstler, Studierende<br />

<strong>und</strong> Schüler engagieren sich gemeinsam<br />

für das einzigartige Ökosystem Wattenmeer,<br />

das kürzlich von der Unesco zum Welterbe der<br />

Menschheit erklärt. Das Institut für Chemie <strong>und</strong><br />

Biologie des Meeres der Universität Oldenburg<br />

(ICBM) hat einen Messpfahl nachgebaut, dessen<br />

Original im Wattenmeer südwestlich von<br />

Spiekeroog steht <strong>und</strong> meeresk<strong>und</strong>liche Daten<br />

erfasst. Der Nachbau dient als Ausstellungsraum<br />

für Themen wie etwa „Die Zukunft der<br />

Nordseeküste“ oder „Die Bedeutung der Nordsee<br />

im globalen Wandel“. Angaben aus der Station<br />

im Spiekerooger Watt werden in Echtzeit


dargestellt, Webcams liefern Livebilder von der<br />

Küste.<br />

Xplora!<br />

Albert Einsteins Kühlschrank? Ja, den gab es<br />

tatsächlich! Die Ausstellung „Xplora“ zeigt<br />

funktionstüchtige Nachbauten historischer Instrumente<br />

<strong>und</strong> Versuche zum Bestaunen <strong>und</strong><br />

Erleben. Dieses Projekt ermöglicht einen „Blick<br />

zurück nach vorn“. Die Ausstellung zeigt technische<br />

<strong>und</strong> wissenschaftliche Leistungen, die uns<br />

heute als selbstverständlich gelten. Einsteins<br />

„automatischer Beton-Volks-Kühlschrank“ ist<br />

wohl das spektakulärste Stück unter den r<strong>und</strong><br />

100 originalgetreu nachgebauten Geräten der<br />

Sammlung. Wir lernen, dass der Fortschritt der<br />

Wissenschaft meist darauf beruht, dass Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis, Fantasie <strong>und</strong> Experiment raffi niert<br />

zusammengebracht werden. Anfassen <strong>und</strong> Ausprobieren<br />

ist ausdrücklich erwünscht!<br />

Ex Oriente lux?<br />

Das Landesmuseum Natur <strong>und</strong> Mensch präsentiert<br />

die Sonderausstellung zur Geschichte<br />

der Naturwissenschaften. Gegenwart <strong>und</strong><br />

Zukunft unserer Gesellschaft sind wesentlich<br />

durch wissenschaftliche Erkenntnisse <strong>und</strong><br />

technische Innovationen geprägt. Doch das ist<br />

kein modernes Phänomen. Ebenso ist auch die<br />

Wissensvernetzung kein Kennzeichen unseres<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Die klassische Antike profi tierte<br />

stark von den ägyptischen <strong>und</strong> babylonischen<br />

Wissenschaften. Mit dem Zusammenbruch des<br />

weströmischen Reiches gingen in Europa viele<br />

dieser Kenntnisse verloren. Doch Byzanz <strong>und</strong><br />

die arabische Welt bewahrten dieses Wissen<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte. Über Sizilien, Spanien <strong>und</strong><br />

die Levante gelangten die Kenntnisse nach Europa.<br />

Ohne den Orient wäre die Geschichte der<br />

Naturwissenschaften <strong>und</strong>enkbar.<br />

Soirée mit Einstein <strong>und</strong> Co.<br />

Schauspieler verkörpern Figuren der Wissenschaftsgeschichte<br />

<strong>und</strong> geben Gastspiele in Unternehmen,<br />

Institutionen <strong>und</strong> Schulen. Einstein,<br />

Darwin, Marie Curie: Wer sich näher mit den<br />

großen Forschern <strong>und</strong> Wissenschaftlern der<br />

Vergangenheit beschäftigt, merkt schnell, dass<br />

sie häufi g Individualität, Heldentum, Abenteuer<br />

<strong>und</strong> Avantgarde verkörperten. Themen die<br />

theatralisch w<strong>und</strong>erbar aufgegriffen werden<br />

können. Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen aus<br />

Oldenburg <strong>und</strong> der Region können Einstein,<br />

Darwin <strong>und</strong> Marie Curie für Feiern, Feste <strong>und</strong><br />

Empfänge buchen.<br />

Vor allem eines zeigen die Projekte immer wieder:<br />

dass Wissenschaft Spaß machen kann <strong>und</strong><br />

Lernen am besten auf die spielerische Art erfolgt.<br />

Deshalb sind überall auch Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Beispielsweise bei der<br />

Kinderuniversität, die sogar ein eigenes Vorlesungsverzeichnis<br />

hat. Und die Kids haben eine<br />

eigene Homepage, auf der die „Wonx“ das Programm<br />

der Wissenschaftsstadt darstellen.<br />

Oldenburg -<br />

Leuchtturm mit hoher Strahlkraft<br />

Die Stadt der Wissenschaft strahlt nicht nur in<br />

die Region aus. Alle Städte der Wissenschaft<br />

haben in den Medien b<strong>und</strong>esweit, zum Teil<br />

auch international für Aufsehen gesorgt <strong>und</strong><br />

ihren Bekanntheitsgrad als bedeutender Wissenschaftsstandort<br />

steigern können. B<strong>und</strong>esweit<br />

soll die Stadt der Wissenschaft in Zukunft<br />

noch sichtbarer werden. Sie ist Ausrichter des<br />

Wissenschaftssommers, der in Kooperation<br />

mit Wissenschaft im Dialog, der Initiative der<br />

deutschen Wissenschaft, durchgeführt wird.<br />

Und nicht zuletzt: die Stadt der Wissenschaft<br />

ist kein Strohfeuer, das nach einem Jahr abgebrannt<br />

ist. Mit Aktionen <strong>und</strong> weithin sichtbaren<br />

Glanzlichtern verstehen es alle bisherigen Titelträger,<br />

den Schwung des Jahres mitzunehmen<br />

<strong>und</strong> nachhaltig im Stadtleben zu verankern.<br />

Und schließlich bieten die Projekte der Stadt<br />

Oldenburg einen F<strong>und</strong>us an Ideen <strong>und</strong> Anregungen,<br />

aus dem andere Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

schöpfen können. L.K.<br />

Top Thema | 33


Marktmonitor<br />

Stadtmobiliar & <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Entscheidende Accessoires, die die Gesamterscheinung einer Innenstadt prägen, sind<br />

alle Arten von Stadtmöbeln <strong>und</strong> im weiteren Sinn auch <strong>Spiel</strong>geräte. Wie modern,<br />

individuell oder traditionell eine Stadt wirkt, lässt sich damit auf´s Schönste beeinfl<br />

ussen. Wir haben uns bei den Herstellern umgesehen <strong>und</strong> zeigen Ihnen hier <strong>und</strong><br />

auf den Folgeseiten Neuheiten oder besonders interessante Produkte.<br />

Bank Cado corpus<br />

Gleich zwei Bänke der Behindertenwerkstatt Westeifel Werke wurden mit dem ´Product Design <strong>2009</strong>´-Award prämiert. Nicht nur<br />

das Design spielte dabei eine Rolle, sondern auch der ökologische Aspekt durch die Verwendung von FSCFM-zertifi zierten Harthölzer<br />

bei beiden Produkten. Beide sind in Zusammenarbeit mit dem Designer Max Wehberg entstanden.<br />

Die Belattung der Bank Cado corpus ist an der Vorder- <strong>und</strong> Rückseite fortgeführt. Dieses Designelement verbindet sich mit einer<br />

Längendimension von 3 Metern zu einem sehr körperhaften <strong>und</strong> puristischen Stadtmöbel. Mit einem Gewicht von 240 Kilogramm<br />

meistert sie alle Anforderungen in stark frequentierten öffentlichen Freiräumen. Die Bank kann mittels Bodenanker ortsfest montiert<br />

werden.<br />

» www.westeifel-werke.de<br />

34 | Marktmonitor<br />

Bank Tecto<br />

Das puristische, elegante Design der Bank Tecto<br />

vereint Gegensätze. Die Bank wirkt leicht, ist mit<br />

den gewählten Materialstärken <strong>und</strong> 214 Kg Gewicht<br />

aber für die außergewöhnlich hohe Beanspruchung<br />

in öffentlichen Freiräumen prädestiniert.<br />

» www.westeifel-werke.de


Sitzbeton<br />

Der Beweis, dass ein Werkstoff neu interpretiert eine neue<br />

Generation der Stadtgestaltung defi nieren kann, wurde kürzlich<br />

von dem Experten für großformatige Betonlösungen Max<br />

Bögl auf dem Berliner Designbüro Aplex in Berlin erbracht: Das<br />

3,20 Meter breite Sitzobjekt besteht aus 15 einzelnen Teilen, die<br />

untereinander nicht verb<strong>und</strong>en sind. Jedes Teil wiegt ca. 300<br />

Kilogramm <strong>und</strong> besteht aus porenlosem massivem Sichtbeton.<br />

» www.aplex.de<br />

Wippschiff Navis<br />

Mit dem nagelneuen Wippschiff angeln sich die<br />

Designer von Stilum künftig weitere Fans für ihre<br />

typische puristisch-funktionale weiche Linienführung:<br />

Das formschöne Schiff hat eine Länge<br />

von fast 3 Metern <strong>und</strong> bietet mit seiner Gummigranulataufl<br />

age sicheren Halt für die kleinen<br />

Füßchen von Kindern ab 6 Jahren. Das Gerät ist<br />

ideal für <strong>Spiel</strong>umgebungen, die eine Gr<strong>und</strong>fl äche<br />

von 8,30 mal 3,40 Metern ermöglichen. Passende<br />

Wippendämpfer aus Recyclingkautschuk sind bei<br />

Stilum ebenfalls im Programm.<br />

» www.stilum.de<br />

Sitzmöbelserie La Superfi ne<br />

Diese schlicht-schöne Serie stammt von Miramondo aus<br />

Österreich: Hochwertige Materialien in unkonventioneller<br />

Anwendung lassen eine neue Typologie für Möbel im öffentlichen<br />

Außenraum entstehen. Ein 8 Millimeter dünnes, jedoch<br />

extrem stabiles Laminat macht den scheinbaren Widerspruch<br />

von maximaler Stabilität bei minimaler Materialstärke möglich.<br />

Zur Serie gehören Bänke, Stühle <strong>und</strong> Tische.<br />

» www.miramondo.com<br />

Marktmonitor | 35


Sitzquader aus<br />

Eichenstämmen<br />

Nicht neue, aber absolut besondere<br />

Hingucker sind die Sitzquader <strong>und</strong><br />

Landschaftsobjekte aus dem Atelier<br />

Thomas Rösler. Er ist mit speziellen,<br />

individuellen Objekten aus Eiche bekannt<br />

geworden, die immer mit der<br />

von Hand geführten Kettensäge aus<br />

dem vollen Stamm heraus gesägt<br />

werden. Diese eignen sich wie hier<br />

beim Beispiel der TU München für<br />

reizvolle Kontraste mit moderner<br />

Architektur.<br />

» www.thomas-roesler.com<br />

36 | Marktmonitor<br />

Komplay-<strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

Die neue Produktreihe ´Komplay` des <strong>Spiel</strong>platzgeräteherstellers Kompan bietet<br />

zahlreiche <strong>Spiel</strong>möglichkeiten <strong>und</strong> eine fl exible Materialauswahl auf einem attraktiven<br />

Preisniveau. Der Preis ist hier im Focus. Das Sortiment reicht von einzelnen<br />

Produkten wie Federwipptieren, Rutschen <strong>und</strong> Schaukeln bis hin zu <strong>Spiel</strong>anlagen<br />

<strong>und</strong> deckt dadurch nahezu alle klassischen <strong>Spiel</strong>platzaktivitäten im traditionellen<br />

oder im Dschungel-Design ab. Mit der neuen Serie wurde der Direktvertrieb im April<br />

<strong>2009</strong> eingeführt.<br />

» www.kompan.com<br />

Jugend- <strong>und</strong> Kinder-<br />

Sitzbogen Theatrum<br />

Der niedersächsische Familienbetrieb<br />

Runge hat kürzlich eine Neuheit auf<br />

den Markt gebracht: Das ´Theatrum´<br />

lässt sich sowohl an Jugendplätzen<br />

im Innenstadtbereich einsetzen, als<br />

auch im <strong>Spiel</strong>platzbereich für größere<br />

Kinder. Drei radial gebogene Rohre aus matt<br />

perlgestrahltem Edelstahl-R<strong>und</strong>rohr in 60 Millimeter<br />

bilden die drei Sitz-Etagen.<br />

» www.runge-bank.de


Produktfamilie Avenue<br />

Für ihre Produktlinie Avenue (Design: Staubach + Kuckertz,<br />

Berlin) erhielt die Berliner Wall AG das Siegel ´Universal Design<br />

Consumer Favorite 09´. Die Mikroarchitekturen, darunter eine<br />

Wartehalle für Bus oder Straßenbahn, eine barrierefreie City-<br />

Toilette, ein Kiosk <strong>und</strong> eine Stadtinformationsanlage, vereinen<br />

optische Präsenz <strong>und</strong> Zurückhaltung gleichermaßen. Die Pulverbeschichtung<br />

der Stahlteile macht zudem eine individuell<br />

auf das Stadtbild oder das Stadtlogo abgestimmte Farbgebung<br />

möglich.<br />

» www.wall.de<br />

Poller mit 3P-Technologie<br />

Nicht nur das Design ist ein Entscheidungskriterium bei Stadtmöbiliär,<br />

sondern auch die Kosten-, Montage- <strong>und</strong> Planungsvorteile. In allen drei<br />

Bereichen bewährt hat sich seit einigen Jahren die 3P-Technologie, die<br />

bei allen ABES-Absperrpfosten zum Einsatz kommt.<br />

Das Kernstück der 3P-Technologie ist das patentierte Verbindungsstück<br />

mit Sollbruchstelle. Fährt zum Beispiel ein Auto dagegen, gibt nur das<br />

Verbindungsstück nach – das F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> Pfosten bleiben unbeschädigt.<br />

Durch einfache Montage eines neuen Verbindungsstückes kann der<br />

Poller sofort wieder eingesetzt werden. Ein Video auf der Webseite des<br />

Herstellers zeigt, wie das funktioniert. Die 3P-Technologie hilft somit, den<br />

Instandhaltungsetat zu senken. Darüber hinaus ermöglicht sie ein hohes<br />

Maß an Planungsfreiraum, da die Poller systembedingt herausnehmbar<br />

sind, wenn eine Fläche beispielsweise für eine Großveranstaltung genutzt<br />

werden soll.<br />

» www.abes-online.de<br />

Abfallbehälter Fly XL<br />

Der erfolgreiche <strong>und</strong> mit dem ´iF Product<br />

Design Award´ ausgezeichnete Abfallbehälter<br />

mit integriertem Ascher ´Fly´ von Runge ist jetzt<br />

auch als Standversion ´Fly XL´ erhältlich. Die XL-<br />

Version zeichnet sich durch ein größeres Volumen<br />

aus. Wahlweise wird der XL-Behälter mit einem<br />

leichten PE-Innenbehälter ausgestattet oder mit<br />

Sackringen zur maximalen Volumenausschöpfung<br />

von 80L Fassungsvermögen.<br />

» www.runge-bank.de<br />

Marktmonitor | 37


Tischtennisplatte Ludo<br />

Formschön, robust <strong>und</strong> sicher: Durch die geschwungene<br />

Form der neuen Tischtennisplatte<br />

von Stilum gibt es deutlich weniger Gefahrenecken<br />

für die <strong>Spiel</strong>er. Und das Edelstahlnetz ist<br />

quasi unkaputtbar. Mit 2,5 Meter Länge x<br />

1,5 Meter Breite bei 0,75 Meter Höhe hat die<br />

Tischtennisplatte Ludo sozusagen Idealmaße<br />

für alle <strong>Spiel</strong>er ab ca. 8 Jahre. Und bezahlbar<br />

ist sie auch noch – denn mit hochwertigen Designprodukten, die dennoch für jeden<br />

<strong>Spiel</strong>platz-Entscheider erschwinglich sind, defi niert sich das Konzept des Herstellers<br />

aus Rheinland Pfalz. Stilum erweitert mit der Tischtennisplatte Ludo sein Sport- <strong>und</strong><br />

Geschicklichkeitsgeräteprogramm für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene.<br />

» www.stilum.de<br />

<strong>Spiel</strong>turm Vulkan<br />

Proludic hat sich in Deutschland als Hersteller qualitativ hochwertiger<br />

einzelner <strong>Spiel</strong>geräte für öffentliche <strong>Spiel</strong>plätze, Kindergärten <strong>und</strong> Schulen<br />

einen Namen gemacht. Größere Anlagen wie z.B. ´Vulkan´ in Loughborough,<br />

Leicestershire, England sind hier bisher noch nicht so bekannt. Wir fi nden,<br />

das sollte sich ändern! Der 6 Meter hohe <strong>Spiel</strong>turm ´Vulkan´ bietet bis<br />

zu vier unterschiedlich hohe <strong>Spiel</strong>ebenen, mit verschiedenen Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

Brücken, Röhren- oder Bockrutschen, also vielfältige<br />

<strong>Spiel</strong>funktionen, Kletter- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>möglichkeiten. Die Gestaltung kann<br />

auf Wunsch mit dem K<strong>und</strong>en angepasst werden.<br />

» www.proludic.de<br />

38 | Marktmonitor<br />

Bike-Park<br />

Endlich ist ein Fahrradständer auf den Markt gekommen,<br />

der für sich selbst spricht <strong>und</strong> auch ohne Fahrräder eine gute<br />

Figur macht. Das Design passt sich hervorragend sowohl an<br />

modern-trendige als auch an gemütlich-rustikale Umgebungen<br />

an. An einem ´Bike-Park´ lassen problemlos unabhängig voneinander<br />

vier Fahrräder sichern. Der Sportgerätehersteller Product<br />

<strong>Spiel</strong>-Sport-<strong>Freizeit</strong> aus der Gegend um Trier bietet<br />

drei Ausführungen an: feuerverzinkt oder feuerverzinkt in<br />

RAL-Farbe sowie in Edelstahl elektropoliert.<br />

» www.productssf.de


WC Tronic 402<br />

Gerade in Hinblick auf die demografi sche Entwicklung werden Toilettenhäuschen immer wichtiger. Denn Mann <strong>und</strong> Frau jenseits der 50<br />

müssen einfach öfter <strong>und</strong> viel spontaner. Stöer, auch für Außenwerbung bekannt, revolutioniert mit dem selbstreinigenden WC Tronic 402<br />

die Innenstädte. In Dresden wurde ein solches vollautomatisches WC bereits installiert. Laut Hersteller wird es alle weltweit verfügbaren<br />

Toiletten-Konzepte verbessern. Und das durch 14 Innovationen - die wichtigsten seinen hier genannt: Komplettreinigung von Topf, Brille,<br />

Urinal, Boden <strong>und</strong> WC-Rückwand; Vakuumtechnik zur Reduktion des Wasservolumens in einem öffentlichen Automatik-WC; vollständige<br />

Fußbodenreinigung, automatische Toilette, die in einer Sonderausstattung ohne Zu- <strong>und</strong> Abwasser durch ein integriertes Klärwerk unter dem<br />

Häuschen auskommen kann, bargeldloses Bezahlen <strong>und</strong> integriertes Infotainment in Waschtischspiegelfl äche möglich ist.<br />

» www.stroeer.com<br />

Kletterstrukturen<br />

Mit den Kletterstrukturen wirkt<br />

Richter <strong>Spiel</strong>geräte wachsender<br />

Bewegungsarmut <strong>und</strong> reduzierter<br />

Sinneserfahrung entgegen.<br />

Sie werden durch Palisaden aus<br />

besonders haltbarem Robinienholz<br />

gebildet, das zugleich große taktile<br />

Reize hat. Richter hat zwölf unterschiedliche<br />

Varianten defi niert. Zu<br />

jeder der zwölf Kletterstrukturen<br />

gehört ein Netzelement aus sechslitzigem<br />

Corocord-Seil in Herkulesmachart.<br />

Der Flächenbedarf<br />

variiert je nach Modell (inklusive<br />

Sicherheitsabstand) zwischen<br />

15 <strong>und</strong> 32 Metern in der Länge<br />

sowie ca. 5,5 <strong>und</strong> 13 Metern in<br />

der Breite.<br />

» www.richter-spielgeraete.de<br />

Marktmonitor | 39


40 | Portrait<br />

Gummi <strong>und</strong> Stahl<br />

im Zusammenspiel<br />

Die Freiraum-Branche mit ihren vielfältigen Bereichen von<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen, Stadtmöbiliar, Bodengestaltung, Beleuchtung<br />

bis zu Werbefl ächen <strong>und</strong> Verkehrssystemen ist nahezu<br />

unüberschaubar. Als Planer kennt man meist die großen<br />

Händler, nicht aber die Hersteller. Wir möchten in dieser<br />

<strong>und</strong> den kommenden Ausgaben jeweils einen Hersteller<br />

vorstellen. Den Anfang machen wir mit Conradi+Kaiser<br />

aus Rheinland-Pfalz.<br />

Kleinmaischeid – schon mal davon gehört?<br />

Der kleine 1.400-Seelen-Ort in der Nähe von<br />

Neuwied <strong>und</strong> Koblenz ist interessanter, als der<br />

Name vermuten lässt: Zum einen war das Dorf<br />

von 2004 bis zur neusten EU-Erweiterung in<br />

2006 offi zieller geografi scher Mittelpunkt von<br />

Europa. Und zum anderen werden im Gewerbegebiet<br />

auf 20.000 Quadratmetern Produktionsfl<br />

äche etliche Millionen Euro jährlich mit Freiraum-Produkten<br />

umgesetzt. Kleinmaischeid ist<br />

Produktionsstätte, Entwicklungszentrum <strong>und</strong><br />

Firmensitz der Conradi+Kaiser GmbH. Hier werden<br />

Granulat-Bodensysteme <strong>und</strong> Vollgummisysteme<br />

für kommunale Freiräume, aber auch<br />

für Reitanlagen, Golf- <strong>und</strong> Sportplätze hergestellt.<br />

Weitere Produktionsschwerpunkte sind<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> -zubehör aus Gummi <strong>und</strong><br />

Stahl sowie Verkehrsleitsysteme aus Kautschuk<br />

wie das Berliner Kissen. Die Geschäftsbereiche<br />

Spritzguss, Werkzeug- <strong>und</strong> Formenbau sowie<br />

technische Produkte sind vor Ort integriert.<br />

Neben der Serienproduktion fertigt das Unternehmen<br />

auch k<strong>und</strong>enspezifi sche Lösungen, wie<br />

z. B. eine Golfabschlagplatte, die inzwischen<br />

weltweit im Einsatz ist.


Von Null auf über 100 Mitarbeiter<br />

in 22 Jahren<br />

Die Conradi+Kaiser GmbH hat seit ihrer Gründung<br />

ein beträchtliches Wachstum erlebt: In<br />

den 80er Jahren startete der Vater des heutigen<br />

Geschäftsführers als Einzelunternehmer mit<br />

der Produktion von Gummiteilen. 1987 erweiterte<br />

er das Unternehmen um den Geschäftspartner<br />

Conradi, die GmbH wurde gegründet.<br />

Als erster Mitarbeiter wurde Klaus Kaiser 1989<br />

eingestellt, der trotz seines Hintergr<strong>und</strong>es als<br />

Betriebswirtschaftler seine ersten Jahre in der<br />

Produktion verbrachte. Vermutlich ist es diese<br />

Kombination aus intensiver Praxiserfahrung<br />

<strong>und</strong> betriebswirtschaftlichem Hintergr<strong>und</strong>, die<br />

den Unternehmer so erfolgreich macht.<br />

In den letzten 20 Jahren hat Conradi+Kaiser<br />

zahlreiche Patente <strong>und</strong> Geschmacksmuster<br />

im Bereich Fallschutz, Boden- <strong>und</strong> Verkehrsleitsysteme<br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräte angemeldet.<br />

Die Mitarbeiterzahl wuchs von 1 auf über 100<br />

<strong>und</strong> die Exportquote liegt inzwischen bei 80<br />

Prozent. Im Laufe der Jahre kamen mehrere<br />

Tochterfi rmen hinzu, so z. B. zuerst ein Vulkanisierungsbetrieb,<br />

später ein Werkzeug- <strong>und</strong><br />

Sondermaschinenbaubetrieb. Zudem wurde die<br />

Produktion mit Spritzgussmaschinen erweitert.<br />

In Zeiten des Outsourcens sourcte Conradi+<br />

Kaiser in <strong>und</strong> bietet heute Sonderanfertigungen<br />

<strong>und</strong> die serienreife Umsetzung an. „Wir sind als<br />

kleine Unternehmensgruppe in der Lage, für<br />

den kommunalen Bedarf im Außenbereich als<br />

Vollsortimenter aufzutreten <strong>und</strong> haben uns bei<br />

einer Tageskapazität von beispielsweise 4.800<br />

m² Elastikplatten die Flexibilität erhalten, auch<br />

auf individuelle Wünsche einzugehen“, erläutert<br />

Kaiser das Spektrum der Möglichkeiten.<br />

Nach dem frühen Tod des Vaters führt Klaus<br />

Kaiser das Unternehmen seit elf Jahren allein.<br />

Seine Erfolgsgeschichte wurde 2006 mit dem<br />

„Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung gekrönt. Und es ist kein Ende<br />

in Sicht: „Die Krise spüren wir nicht,“ erklärt der<br />

elegante Mittvierziger, „da wir sowohl geo- als<br />

auch marktstrategisch breit aufgestellt sind.<br />

Es gibt durchaus Märkte <strong>und</strong> Länder, die weiterhin<br />

erfreulich wachsen.“ So exportiert das<br />

Unternehmen vor allem Gummibodensysteme<br />

für <strong>Spiel</strong>plätze, Golf- oder Reitanlagen schwerpunktmäßig<br />

in europäische Länder sowie nach<br />

Russland <strong>und</strong> Vorderasien. Überdies werden<br />

ständig neue Märkte weltweit erschlossen.<br />

Trotzdem hat er nie überlegt, die Produktion ins<br />

Ausland zu verlegen, im Gegenteil: Für nächstes<br />

Jahr ist eine Investition in Höhe von 3 Millionen<br />

Euro in den Standort Kleinmaischeid geplant.<br />

Kurze Wege, ausreichend Lagerfl äche <strong>und</strong> eine attraktive Arbeitsatmosphäre bietet der<br />

Standort Kleinmaischeid.<br />

Portrait | 41


Stahlspielgeräte <strong>und</strong> Gummiformteile sowie -bodensysteme von Conradi+Kaiser<br />

42 | Portrait<br />

„Wir streben an, vor allem neue Produkte,<br />

neue Design elemente, mit dem einzigartigen<br />

Materialzusammenspiel Gummi <strong>und</strong> Stahl in<br />

den Markt zu bringen. Beide sind unendlich<br />

fl exibel in der Formgebung <strong>und</strong> machen in<br />

Bezug auf Langlebigkeit, Qualität, Haptik in<br />

allen Klimazonen Sinn.“<br />

Klaus Kaiser, geschäftsführender Gesellschafter von<br />

Conradi+Kaiser<br />

Qualitätsstrategie „Made in Germany“<br />

Conradi+Kaiser hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />

seine Wiederverkäufer <strong>und</strong> Endabnehmer mit<br />

einer konsequenten Qualitätsstrategie zu überzeugen:<br />

So fi ndet die gesamte Produktion von<br />

der Entwicklung bis zur Auslieferung in Kleinmaischeid<br />

unter den Augen des Chefs statt.<br />

Auf Umwege in der Produktionskette über Billiglohnländer<br />

verzichtet der Hersteller bewusst<br />

zugunsten der lückenlosen Qualitätskontrolle.<br />

Zudem garantieren die eigene Konstruktionsabteilung<br />

<strong>und</strong> der eigene Formenbau eine schnelle<br />

Umsetzung von K<strong>und</strong>enwünschen <strong>und</strong> eigenen<br />

Innovationen. An seinem Anspruch lässt sich<br />

Kaiser messen: „Auf Wunsch liefern wir zusammen<br />

mit einer Lieferung – beispielsweise Fall-<br />

schutzplatten – aktuelle Prüfungsergebnisse<br />

dieser Charge mit, um die Fallschutzergebnisse<br />

<strong>und</strong> damit die Normkonformität für die Produkte<br />

aktuell nachzuweisen.“<br />

<strong>Spiel</strong>platz- <strong>und</strong> Public-Design: Stahl<br />

<strong>und</strong> Gummi im Zusammenspiel<br />

Als entscheidenden Faktor sieht der Unternehmer<br />

die Innovationskraft seines Hauses: So beschäftigt<br />

er in der Entwicklungsabteilung zwei<br />

Techniker <strong>und</strong> eine Produktdesignerin. Hier wird<br />

beständig an neuen Materialien, Verfahren <strong>und</strong><br />

Produkten gearbeitet, hier entstanden Innovationen<br />

wie erst kürzlich patentierte Rasengittersteine,<br />

außerdem Gummi-Beton-Gummi-<br />

Fliesen, Altstadtpfl aster aus Gummi sowie<br />

Kunststoffrastersysteme mit Kautschukbelag.<br />

Zudem ist hier das gesamte <strong>Spiel</strong>gräte- <strong>und</strong><br />

Public-Design-Programm der Marke stilum<br />

entstanden. In Zukunft will Conradi+Kaiser vor<br />

allem weitere neue Produkte mit in der Kombination<br />

von Gummi <strong>und</strong> Stahl in den Markt<br />

bringen. Zahlreiche im Markt etablierte <strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

<strong>und</strong> Public-Design-Objekte zeigen<br />

heute schon, dass er damit richtig liegt. Es ist<br />

schwer zu sagen, wie viele Freiraum-Produkte<br />

in Deutschlands Städten <strong>und</strong> Gemeinden aus<br />

der Produktion in Kleinmaischeid stammen –<br />

sicher ist aber, dass sich Conradi+Kaiser über<br />

seine Wiederverkäufer einen bedeutenden<br />

Marktanteil erobert hat. D.T.


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Portrait | 43


44 | Gesellschaft<br />

Foto: fotolia.com


Freifl äche Friedhof<br />

Wandel in der Bestattungskultur<br />

Mit der Veränderung der Gesellschaft geht eine Veränderung der Bestattungskultur<br />

einher. Dies erfordert neue Angebote auf allen Friedhöfen, unabhängig<br />

von der Trägerschaft durch Kirchen oder Kommunen. Kolumbarien, Baumbestattungen<br />

<strong>und</strong> andere Möglichkeiten sollten rechtzeitig eingeplant werden,<br />

um den Bedarf zeitgemäß zu decken. Wir haben schöne Beispiele gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Feuerbestattung verdrängt immer mehr<br />

die klassische Erdbestattung – unsere Sepulkralkultur<br />

befi ndet sich im Wandel. Friedhofsbetreiber<br />

müssen sich rechtzeitig über Angebote,<br />

Flächenplanung <strong>und</strong> Kostendeckung<br />

Gedanken machen. Der Wandel ist durch vielfältige<br />

Faktoren bedingt: So kostet eine klassische<br />

Erdbestattung mit 25-jähriger Liegezeit<br />

<strong>und</strong> traditioneller Trauerfeier durchschnittlich<br />

zwischen 5.000 <strong>und</strong> 7.000 Euro – ohne Grabstein<br />

<strong>und</strong> ohne Grabpfl egekosten. Es ist leicht<br />

nachvollziehbar, dass sich das immer weniger<br />

Hinterbliebene leisten können <strong>und</strong> dass sich<br />

viele wünschen, ihre Hinterbliebenen nicht<br />

mit diesen Summen belasten zu müssen. Hinzu<br />

kommt, dass sich seit dem Wegfall des Sterbegeldes<br />

der Krankenkassen 2004 der Rahmen des<br />

zur Verfügung stehenden Geldes geändert hat.<br />

Wohl auch deshalb erfreuen sich seit einiger<br />

Zeit Billigbestattungen für unter Tausend Euro<br />

großer Nachfrage. Außerdem benötigen immer<br />

mehr Menschen eine Sozialbestattung durch<br />

die Kommunen. Zudem sind Tod <strong>und</strong> Trauer in<br />

der Leistungsgesellschaft ein tabuisierter Bereich,<br />

der eher verborgen durchlebt wird – so<br />

haben breit in der Gesellschaft verankerte Bestattungs-<br />

<strong>und</strong> Trauerrituale an Bedeutung verloren.<br />

Neue entstehen. Die Anbindung an religiöse<br />

Traditionen lässt einerseits stark nach <strong>und</strong><br />

erweitert sich andererseits um Religionen aus<br />

anderen Kulturkreisen.<br />

Man muss man sich heute auch fragen, ob lange<br />

Liegezeiten überhaupt noch Sinn machen,<br />

denn durch wechselnde Familienformen <strong>und</strong><br />

eine mobile Gesellschaft befi nden sich Angehörige<br />

oft gar nicht mehr in der Nähe des Gra-<br />

bes. Oder es gibt schlicht keine Angehörigen<br />

mehr. Kurzum: Die Gesellschaft braucht Bestattungsformen,<br />

bei denen die Kosten <strong>und</strong> der<br />

Grabpfl egeaufwand verringert sind. Professor<br />

Reiner Sörries, Direktor des Kasseler Museums<br />

für Sepulkralkultur, schrieb in Hinblick auf die<br />

Tendenzen der europäischen Friedhofskultur: „<br />

… Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis der<br />

Friedhofszwang wie in vielen anderen europäischen<br />

Ländern schwindet, oder etwa das deutsche<br />

Meisterprivileg für die Grabmalbranche<br />

fällt, <strong>und</strong> ausländische Anbieter noch aggressiver<br />

als bisher auf den Markt drängen <strong>und</strong> die<br />

Friedhofslandschaft verändern. Das <strong>Spiel</strong> der<br />

freien Kräfte wird immer turbulenter. Konzentrationen<br />

auf dem Bestattungsmarkt sind die<br />

ersten Vorboten dieser zwangsläufi g kommenden<br />

Entwicklung. Wir wissen noch nicht genau,<br />

was sie mit sich bringt, zweifellos liegen die<br />

Feuerbestattung <strong>und</strong> die Fragen der Ökonomie<br />

im europäischen Trend.“<br />

Im Trend:<br />

individuelle Bestattungsrituale<br />

Neben dem Kosten- <strong>und</strong> Grabpfl egefaktor lässt<br />

sich eine weitere Anforderung ausmachen: die<br />

Individualisierung. Einstige religiöse Rituale<br />

werden mit individuellen ersetzt. Ein Vorbote<br />

einer ganz neuen individuellen Sepulkralkultur<br />

ist das uns heute vielleicht noch als kurios<br />

erscheinende Beispiel des ersten europäischen<br />

Fußball-Friedhofes des HSV in Hamburg: Eine<br />

letzte Ruhestätte direkt am Stadion mit treppenförmig<br />

aufsteigend angeordnete Grabreihen<br />

als Miniaturstadion, Urnen in Blau-Weiß,<br />

mit der Vereinsraute verzierte Särge <strong>und</strong> die<br />

Gesellschaft | 45


Schlusspfi ff in allen Vereinsehren: Fußball-Friedhof für HSV-Fans in Hamburg.<br />

46 | Gesellschaft<br />

Stadionhymne am offenen Grab: All das bietet<br />

der HSV seinen Vereinsmitgliedern beim<br />

„Schlusspfi ff in allen Vereinsehren“. Der Platz<br />

in der Fankurve lässt sich so auch fürs Jenseits<br />

sichern.<br />

Würde - eine Frage des Preises?<br />

Wie so oft als Begleiterscheinung eines Wandels<br />

wehren sich einige Interessengruppen, die<br />

existenziell mit den alten Traditionen verb<strong>und</strong>en<br />

sind, gegen die Neuerungen <strong>und</strong> geben<br />

zu bedenken, dies alles sei ein Zeichen von<br />

Werteverfall <strong>und</strong> Würdelosigkeit. Aber warum<br />

sollte eine kostengünstige Bestattung würdelos<br />

sein? Wenn Würde <strong>und</strong> der Ausdruck von Liebe<br />

tatsächlich davon abhängen, ob man seine<br />

Angehörigen für 1.000 oder für 10.000 Euro<br />

zur letzten Ruhe bettet – ja: dann sollte man<br />

wirklich von Werteverfall sprechen. Leider wird<br />

Angehörigen häufi g suggeriert, der Preis mache<br />

die Würde.<br />

In Hinblick auf möglichen Verfall der Traditionen<br />

empfi ehlt Professor Reiner Sörries zukünftige<br />

Bestattungskultur rechtzeitig mitzugestalten,<br />

statt sich gegen Neues zu wehren: „Lösungen,<br />

die einerseits der Notwendigkeit einer zeitgemäßen<br />

Friedhofskultur <strong>und</strong> andererseits dem<br />

wünschenswerten Kulturauftrag gerecht werden<br />

sollen, müssen parallel zu den geschilderten<br />

Trends entwickelt werden <strong>und</strong> dürfen ihnen<br />

nicht widersprechen. Es wäre eine fatale Vorstellung,<br />

wollte man glauben, Friedhofskultur<br />

gegen die bestehenden Trends fortschreiben zu<br />

können.“ Die FreeLounge hat sich umgesehen<br />

<strong>und</strong> einige Beispiele für zukunftsfähige Alternativen<br />

zum teuren Reihenerdgrab zusammen<br />

gestellt.<br />

Königlich gebettet:<br />

Cheops-Urnenpyramide<br />

Im Saarland fi ndet man eine besonders schöne<br />

Form des Kolumbariums, die Urnenpyramide<br />

der Cheops Kolumbarien GmbH. Sie wirkt offener<br />

<strong>und</strong> lichter als eine Urnenwand. Bisher<br />

fi nden sich drei dieser Bauwerke auf dem Friedhof<br />

Riegelsberg <strong>und</strong> zwei auf dem Hauptfriedhof<br />

Saarbrücken. „Die Pyramiden kommen bei<br />

den Nutzern sehr gut an“ erklärt Rudolf Zarth,<br />

Hersteller <strong>und</strong> Betreiber der Anlage. „In Saarbrücken<br />

waren so viele Vorkäufe bei der Eröffnung<br />

der ersten vorhanden, dass wir sofort eine<br />

zweite bauen mussten.“<br />

Die Grabkammer in der Cheops-Urnenpyramide<br />

benötigt keinen Pfl egeaufwand seitens der Hinterbliebenen.<br />

Um den Verstorbenen zu ehren,<br />

können Kerzen <strong>und</strong> Blumenschmuck auf die<br />

Granitbalustrade vor die Kammertür gestellt<br />

werden – eine Möglichkeit, die viele klassische<br />

Urnenwände oft nicht bieten. Bis zu vier Urnen<br />

können in derselben Kammer beigesetzt werden.<br />

Rudolf Zarth, erläutert den Kostenaspekt:<br />

„Da die Tür der Urnenkammer mit allen Daten<br />

des Verstorbenen den meist teuren Grabstein<br />

ersetzt, ergibt sich schon hier ein erheblicher<br />

Kostenvorteil. Es entfällt das Ausheben <strong>und</strong><br />

Verfüllen eines Urnengrabes.“<br />

Foto: HSV


Foto: Cheops Kolumbarien GmbH<br />

In Anlehnung an eine der beeindruckensten Bestattungskulturen<br />

kommt die Pyramide im Saarland zu neuen Ehren.<br />

Zudem bietet die Anlage die größtmögliche Flexibilität:<br />

Wenn Hinterbliebene möchten, kann<br />

die Urne jederzeit dauerhaft in das Innere der<br />

Pyramide verbracht werden. Die Urnenkammer<br />

wird dann wieder frei, die Miete entfällt <strong>und</strong> die<br />

Urne hat einen würdigen Ruheplatz.<br />

Flexibel: Urnensysteme mit<br />

modularem Aufbau<br />

Die meisten Anbieter von Urnenkammern für<br />

den Außenbereich bieten modular aufgebaute<br />

Systeme an, mit denen bestimmte Bereiche des<br />

Friedhofs fl exibel auf die Urnenbestattung umgestellt<br />

werden können. Ob Stelen oder Wände:<br />

Gerade mit modularen Urnensystemen lässt<br />

sich das Angebot behutsam in die Friedhofsgestaltung<br />

integrieren <strong>und</strong> nach Bedarf erweitern.<br />

Ein schönes Beispiel fi ndet sich in Völkingen,<br />

wo Stelen der Firma Paul Wolff Steinschrank<br />

Manufaktur naturnah in den Waldfriedhof integriert<br />

wurden.<br />

Ein Beispiel für eine Lösung für eine große<br />

Menge an Urnenplätzen fi ndet sich unter anderem<br />

in Mülheim Dümpten: Hier wurden Urnenwände<br />

mit Urnenerdgräbern kombiniert.<br />

Die Elemente aus dem Urnenwandsystem wurden<br />

so gruppiert, dass drei offene Kolumbarien<br />

entstanden sind, die sich räumlich voneinander<br />

abgrenzen. Hierzu wurden Eckelemente so eingefügt,<br />

dass sie eine räumliche <strong>und</strong> optische<br />

Trennung bewirken. Die Urnenerdgräber befi nden<br />

sich jeweils in der Mitte. Durch die Kombination<br />

der beiden Bestattungsformen entsteht<br />

eine besondere Atmosphäre, die keine der beiden<br />

Grabanlagen alleine erreicht hätte.<br />

Innenraum-Kolumbarium<br />

Daneben gibt es auch leichtere Urnenkammersysteme,<br />

die schnell <strong>und</strong> fl exibel von Arbeitern<br />

ohne Gerät an Ort <strong>und</strong> Stelle in Innenräumen<br />

aufgestellt werden können – so wird aus einer<br />

ungenutzten Kirche, einer historischen Halle<br />

oder einem Stadthaus ein würdiges <strong>und</strong> vor<br />

allem wetterunabhängiges Kolumbarium. Auch<br />

so kann eine Gemeinde Immobilien um- oder<br />

zwischennutzen <strong>und</strong> dabei gleich den Bedarf<br />

an Alternativen zur Erdbestattung im Sarg decken.<br />

Ein Vorteil aller Kolumbarien liegt übrigens<br />

im Raumbedarf: Er ist naturgemäß im<br />

Vergleich zu Gräbern sehr gering. Die „Interessengemeinschft<br />

Alt-Katholische Kolumbarien<br />

<strong>und</strong> andere Friedhöfe“ hat in Düsseldorf zwei<br />

<strong>und</strong> in Duisburg eines solcher Kolumbarien in<br />

Stadthäusern errichtet: Sie stehen allen Menschen<br />

mit <strong>und</strong> ohne Konfession zur Verfügung<br />

<strong>und</strong> bieten einen angenehmen, wetterunabhängigen<br />

Raum zum Besuch der Verstorbenen.<br />

„Unser Angebot wurde seit der Eröffnung am<br />

31. Mai 2006 so gut angenommen, dass wir<br />

die Urnenkammern um 50 auf 120 erhöht haben.<br />

Das zweite Düsseldorfer Kolumbarium mit<br />

weiteren 260 Urnennischen soll noch in diesem<br />

Jahr im Bestattungshaus Frankenheim eröffnet<br />

werden. Die bisherige Praxis hat gezeigt, dass<br />

die Kolumbarien von allen Amtskirchen genutzt<br />

werden.“ So Claus Frankenheim, Geschäftsführer<br />

des gleichnamigen Bestattungshauses <strong>und</strong><br />

Betreiber der Anlage.<br />

Die Grabgemeinschaft in<br />

vielfältigen Formen<br />

Eine pfl egeleichte <strong>und</strong> kostengünstige Alternative<br />

zum Einzelgrab stellen Gemeinschaftsgräber<br />

dar, die allerorts mehr werden. Diese sind vielen<br />

Menschen bisher nur als anonyme Grabstellen<br />

bekannt. Dazu erklärt Dipl.-Ing. Klaus Güß,<br />

Landschaftsplaner des Kasseler Büros Planrat,<br />

dass sich auf die Planung <strong>und</strong> Realisierung von<br />

Friedhöfen spezialisiert hat: „Die große Verbreitung<br />

der anonymen Urnengräber rührt daher,<br />

Foto: Paul Wolff Steinschrank Manufaktur<br />

Urnenstelen im Einklang mit der Natur.<br />

Waldfriedhof Völkingen.<br />

Gesellschaft | 47


Foto: Paul Wolff Steinschrank Manufaktur<br />

Großes Open Air Kolumbarium in Mülheim Dümpten mit 240 Urnenplätzen.<br />

Foto: www.planrat.de<br />

Gemeinschaftsgrab in Geesthacht mit Namenstele.<br />

Foto: www.planrat.de<br />

Pfl egeleichte Reihengräber auf dem Waldfriedhof in Geesthacht.<br />

48 | Gesellschaft<br />

Foto: Bestattungshaus Frankenheim<br />

Innenraum-Kolumbarium in Düsseldorf.<br />

dass es lange Zeit das einzige für die Hinterbliebenen<br />

‚pfl egefreie’ Bestattungsangebot<br />

darstellte. Die Anonymität war dabei selten dezidiert<br />

gewünscht, sondern wird meist eher als<br />

Nebeneffekt ertragen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e gilt<br />

heute die Suche nach besseren Konzepten, die<br />

den Grabnutzern sowohl Pfl egefreiheit als auch<br />

eine würdige Gestaltung verb<strong>und</strong>en mit einer<br />

Namensinschrift bieten. Die denkbaren Lösungen<br />

dazu sind vielfältig: z. B. gemeinschaftliche<br />

Grabfelder mit Sitzangeboten <strong>und</strong> attraktiven,<br />

professionell-gepfl egten Zierpfl anzungen oder<br />

pfl egeleichte Rasengräber, bei denen die Hinterbliebenen<br />

noch einen kleinen Streifen an eigenem<br />

Pfl anzbeet selbst gestalten können.<br />

Die Friedhofsverwaltungen bieten damit Entlastung<br />

von der Bürde der Grabpfl ege <strong>und</strong><br />

Raum für eine zeitgemäße Trauerbewältigung.“<br />

Als Beispiel dafür realisierte Planrat ein Gemeinschaftsgrab<br />

in Geesthacht, das besonders<br />

durch die mittige Stele mit Namenstafeln auffällt:<br />

Diese werden jeweils um den Namen eines<br />

Verstorbenen erweitert.<br />

Der Wandel von der Erd- zur Feuerbestattung<br />

vollzieht sich langsam, aber stetig, in Großstädten<br />

lassen sich schon 50 bis 80 Prozent<br />

einäschern: Aber noch gibt es das klassische<br />

Reihenerdgrab für den Sarg. Eine hohe Nachfrage<br />

vermelden die Spezialisten von Planrat<br />

allerdings für die pfl egeleichte Variante des gemeinschaftlichen<br />

Reihengrabfeldes: Ein solches<br />

wurde beispielsweise ebenfalls auf dem Waldfriedhof<br />

Geesthacht realisiert. Hier ruht der<br />

Hauptteil des Grabes unter einer Rasenfl äche.<br />

Am den Kopfenden befi nden sich individuelle<br />

Grabsteine mit Minimalbepfl anzung <strong>und</strong> eine<br />

Reihe Apfelbäume.<br />

Sehr schön <strong>und</strong> sehr symbolisch wirkt ein Urnen-Gemeinschaftsgrab,<br />

wenn es um einen<br />

Baum angelegt ist: In einem separaten Fried-


Foto: www.ruhegemeinschaften.info<br />

Die Ruhegemeinschaft „Baumesruh“ wurde im April mit den ersten acht Urnenplätzen eröffnet.<br />

hofsareal des Nienburger Friedhofes wurde die<br />

Ruhegemeinschaft Baumesruh errichtet <strong>und</strong> im<br />

April eingeweiht. Diese hochwertige Grabanlage<br />

ist mit einer Granitsteinkante eingefasst.<br />

In den vier Ecken der Grabanlage steht jeweils<br />

eine kleine Granitsäule. Hierauf werden die Namen<br />

der<br />

Verstorbenen eingraviert. Im Zentrum der Grabstätte<br />

steht ein Ginkgo-<br />

Baum als Symbol für Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Zuneigung.<br />

In dieser Ruhegemeinschaft können<br />

insgesamt acht Urnen bestattet werden. Die<br />

Hinterbliebenen haben die Möglichkeit Blumensträuße<br />

niederzulegen <strong>und</strong> sind über die<br />

Laufzeit von 25 Jahren von der Grabpfl ege befreit.<br />

Kommunale Flächen für<br />

Waldbestattungen<br />

Seid die Unternehmen Friedwald <strong>und</strong> Ruheforst<br />

als Partner des kommunalen oder kirchlichen<br />

Trägers von Bestattungswäldern mit ihren Angeboten<br />

so erfolgreich sind, dass man allerorts<br />

„Friedwald“ oder „Ruheforst“ nicht für eine<br />

Marke, sondern für die Bestattungsart hält, ist<br />

klar, dass solche Waldstücke von jeder Kommune<br />

bei ihren Zukunftsplanungen berücksichtigt<br />

werden sollten. Bei der Baumbestattung wird<br />

die Asche in verrottbaren Urnen begraben <strong>und</strong><br />

geht später in den Kreislauf der Natur über. Ein<br />

Namensschild am Baum macht auf die Grabstätte<br />

aufmerksam. Die Bäume werden zum<br />

natürlichen Grabmal. Welche Rituale die Beisetzung<br />

begleiten, ist eine individuelle Frage:<br />

Christliche Beisetzungen sind ebenso üblich<br />

wie alternative Formen.<br />

„Nur standortgerechte Laubwälder, mit einem<br />

geringen waldbaulichen Risiko, kommen für die<br />

langfristige Anlage eines solchen Bestattungswaldes<br />

in Frage.“ erfährt man auf der Webseite<br />

der Ruheforst GmbH. Da ein Wald nur langsam<br />

wächst, planen vorausschauende Kommunen<br />

die Anlage oder Umnutzung vorhandener<br />

Waldfl ächen deshalb jetzt schon ein, auch<br />

wenn sich der Trend in ihrer Region erst langsam<br />

abzeichnet. Interessenten erfahren zum<br />

Beispiel auf der Webseite von Friedwald, wie<br />

die Zusammenarbeit organisiert ist: „Die Ausweisung<br />

<strong>und</strong> Genehmigung von Friedwäldern<br />

ist eine Gemeinschaftsleistung von Kommunen,<br />

Waldbesitzern, Forstverwaltungen <strong>und</strong> dem<br />

Unternehmen Friedwald. Die strengen Bestattungsgesetze<br />

in Deutschland erlauben die Realisierung<br />

von Friedwäldern nur in Kooperation<br />

mit einem kommunalen oder kirchlichen Träger.<br />

Diese Partnerschaft garantiert Sicherheit durch<br />

einen öffentlich-rechtlichen Träger, bietet zugleich<br />

die Flexibilität <strong>und</strong> die infrastrukturellen<br />

Möglichkeiten der privaten Partner <strong>und</strong> die<br />

Kompetenz jedes einzelnen Waldbesitzers.“<br />

Aschestreuwiesen als überirdische<br />

Alternative<br />

Wie bei der Baumbestattung liegt bei der Verstreuung<br />

der Asche der Gedanke zugr<strong>und</strong>e, den<br />

Verstorbenen in den Kreislauf der Natur zurück<br />

zu führen. Hier kommt noch die Symbolik der<br />

Freiheit der Asche hinzu, denn nicht jeder kann<br />

sich mit der Vorstellung arrangieren, in einem<br />

dunklen Gefäß – sei es Sarg oder Urne – zu<br />

enden. Je nach Anbieter ist diese Bestattungsart<br />

anonym oder kann auch mit Namentafeln<br />

gestaltet werden. Die erste Aschestreuwiese<br />

wurde 1985 in Rostock eröffnet, weitere fi nden<br />

sich vor allem in den östlichen B<strong>und</strong>esländern.<br />

Auch hier steigt die Nachfrage. Die strengen<br />

Bestimmungen lassen Aschestreuwiesen aber<br />

noch nicht in allen B<strong>und</strong>esländern zu.<br />

Foto: www.ruhegemeinschaften.info<br />

Gesellschaft | 49


Foto: FriedWald/Annette Schön<br />

Waldbestattungen sind im Trend.<br />

Foto: AFD, Museum für Sepulkralkultur Kassel<br />

Das Sepulkralmuseum in Kassel bietet interessante Einblicke in die internationale Bestattungskultur.<br />

Bild: Hahn, fi gürlicher Sarg aus Ghana, Paa Joe, um 1996<br />

Links<br />

www.cheops-kolumbarien.de<br />

www.paulwolff.de<br />

www.kolumbarium.org<br />

www.friedwald.de<br />

www.ruheforst.de<br />

www.gemeinschaftsgrab.de<br />

www.ruhegemeinschaften.info<br />

www.planrat.de<br />

www.sepulkralmuseum.de<br />

50 | Gesellschaft<br />

Wachsender Bedarf an muslimischen<br />

Grabstätten<br />

Noch lassen sich die meisten der in Deutschland<br />

lebenden Muslime nach ihrem Tod in ihrem<br />

Ursprungsland überführen. Künftig wird es<br />

aber immer mehr muslimische Verstorbene geben,<br />

die hier geboren sind <strong>und</strong> für immer bleiben<br />

möchten. „Für immer“ ist dabei wörtlich zu<br />

nehmen: Nach muslimischer Sitte müssen Verstorbene<br />

auf ewig gen Mekka gerichtet in Erde<br />

liegen, in denen noch kein Toter gelegen hat.<br />

Das Grab darf nicht, wie in Deutschland üblich,<br />

nach etwa 25 Jahren aufgelöst werden. Zudem<br />

gilt derzeit in Deutschland noch der Sargzwang<br />

für alle Verstorbenen unabhängig von der Bestattungsart.<br />

Muslime werden hingegen in Leinentücher<br />

gewickelt <strong>und</strong> so begraben. Auch die<br />

Foto: FriedWald/Corinna Brod<br />

Unter Bäumen kommen verrottbare Urnen zum<br />

Einsatz.<br />

Grabgestaltung ist nach ihren Traditionen nicht<br />

immer Friedhofssatzungs-konform. In Niedersachsen<br />

bemüht man sich schon lange um<br />

angemessen Angebote: So gibt es seit 1989 in<br />

Hannover ein muslimisches Grabfeld. Seit 2005<br />

hat Niedersachsen die rechtlichen Voraussetzungen<br />

für weitere geschaffen <strong>und</strong> im Januar<br />

dieses Jahres wurde die „Arbeitsgemeinschaft<br />

muslime Bestattungen für Friedhöfe in Hannover“<br />

gegründet, die als Ansprechpartner zwischen<br />

allen Interessengruppen vermitteln.<br />

Sepulkralmuseum in Kassel<br />

Diejenigen, die durch die Veränderungen in der<br />

Bestattungskultur gleich den Niedergang der<br />

Kultur schlechthin befürchten, kann diese Sorge<br />

durch den Blick auf die Geschichte genommen<br />

werden: Zu allen Zeiten hatten Menschen<br />

ihre eigene, zu ihren lokalen <strong>und</strong> klimatischen<br />

Bedingungen, ihren religiösen oder spirituellen<br />

Ideen <strong>und</strong> ihren Lebensumständen passende Bestattungskultur.<br />

Welche das im Einzelnen war,<br />

ist im Sepulkralmuseum in Kassel zu sehen. Es<br />

bietet durch Blicke in alle Kulturen <strong>und</strong> Zeiten<br />

interessante Inspirationen für den kommunalen<br />

Planer. Die jetzigen Veränderungen in der deutschen<br />

Bestattungskultur läuten eine neue Zeit<br />

ein mit erweiterten individuellen <strong>Spiel</strong>räumen<br />

für den Ausdruck von Liebe <strong>und</strong> Trauer jenseits<br />

starrer Vorschriften. So, wie es in unseren<br />

Nachbarländern - allen voran der Schweiz <strong>und</strong><br />

den Niederlanden - schon lange gang <strong>und</strong> gäbe<br />

ist. Vielleicht ist diese neue Bestattungskultur<br />

in ihrer individuellen Vielfalt ehrlicher <strong>und</strong><br />

herzlicher als das traditionell bekannte. Und<br />

fi nanziell realistischer. Ganz sicher aber nicht<br />

würdeloser. D.T.


<strong>Spiel</strong>platz als<br />

alkoholfreie Zone<br />

Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren. Nun ja, wenn es bei einem<br />

Gläschen bleibt <strong>und</strong> der jeweilige Konsument alt genug ist, richtig darüber zu<br />

entscheiden, ob er Alkohol zu sich nehmen will oder nicht. Aber Alkohol auf<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen ist sehr problematisch.<br />

Oft sind die Konsumenten eigentlich dem Alter<br />

entwachsen, das für <strong>Spiel</strong>plätze vorgesehen ist.<br />

Und abgesehen von einer schlechten Vorbildfunktion<br />

kommt oft noch hinzu, dass <strong>Spiel</strong>fl ächen<br />

nach einem abendlichen Zechgelage mit<br />

leeren <strong>und</strong> sogar zerbrochenen Flaschen verunziert<br />

sind. Gleichzeitig werden die Kinder, die<br />

trinken immer jünger, Mehr <strong>und</strong> mehr sind es<br />

auch Mädchen. Den Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit<br />

ganz zu verbieten ist eine zu große<br />

Keule. Wo bleiben das Stadtfeste, Weihnachtsmärkte<br />

<strong>und</strong> Rockkonzerte? Welcher Verein<br />

möchte schon gerne auf die Einnahmen eines<br />

Bierpilzes oder eine Glühweinbude verzichten?<br />

Pro <strong>und</strong> Kontra<br />

Derzeit wird ein Alkoholverbot auf <strong>Spiel</strong>plätzen<br />

jedenfalls eifrig diskutiert. In Kornwestheim will<br />

sich die Stadt zunächst auf <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bolzplätze<br />

sowie Skateranlagen beschränken, da in Stellungnahmen<br />

vom Regierungspräsidium Stuttgart<br />

<strong>und</strong> vom Städtetag Baden-Württemberg<br />

ein generelles Alkoholverbot auf öffentlichen<br />

Plätzen aus rechtlichen Gründen nicht durchsetzbar<br />

ist. Stellen Sie einfach vor, Sie könnten<br />

in der Außengastronomie auch nicht ein Glas<br />

Wein trinken. Drinnen dürften Sie sich jedoch<br />

richtig zudröhnen. Ja, ja, der Chiantiwein…<br />

Ob die Polizeiverordnung der Stadt Freiburg mit<br />

dem geltenden Recht vereinbar ist, das prüft<br />

derzeit der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim.<br />

Sollten die Richter zu der Erkenntnis<br />

kommen, dass Freiburg den Alkoholkonsum auf<br />

Straßen <strong>und</strong> Plätzen verbieten darf, will auch<br />

Kornwestheim noch einmal über eine Änderung<br />

der Polizeiverordnung nachdenken.<br />

Gute Erfolgsquote in Wuppertal<br />

Seit April 2008 ist es in Wuppertal nicht mehr<br />

erlaubt, auf <strong>Spiel</strong>fl ächen alkoholische Getränke<br />

bei sich zu führen oder zu konsumieren.<br />

Von Mai 2008 bis April <strong>2009</strong> kontrollierte der<br />

Ordnungsdienst auf den 84 <strong>Spiel</strong>plätzen <strong>und</strong><br />

28 Grünfl ächen etwa 15.000 Mal, ob die neue<br />

Regelung eingehalten wurde. 69 Verstöße sind<br />

registriert worden. Wer erwischt wurde, musste<br />

mit einer Anzeige rechnen. Die Bilanz dieses<br />

Jahres: Beschwerden über Alkohol konsumierende<br />

Personen auf <strong>Spiel</strong>plätzen ist rückläufi g.<br />

Der Ordnungsdienst kündigt an, weiterhin in<br />

dieser Dichte – auch außerhalb der Regelarbeitszeit<br />

– zu kontrollieren.<br />

In manchen Städten gehen einige Parteivertreter<br />

so weit zu sagen, dass man den Eltern<br />

nicht ein gemütliches Gläschen verbieten sollte,<br />

während sich ihre Kleinen an den <strong>Spiel</strong>geräten<br />

austoben. Da wäre es doch eine gute Überlegung,<br />

ob sich nicht die Betreuungskräfte in Kindergärte<br />

während der Dienstzeit ein Likörchen<br />

genehmigen. Oder dass der Lehrer auf seinem<br />

Pult einen Klaren stehen hat. Na ja, in den 50er<br />

<strong>und</strong> 60er Jahren gab es auch Kindergläser für<br />

Wein, oder Kleinen durften schon mal am Eierlikör<br />

probieren.<br />

Wie dpa mitteilte hat sich die Deutsche Polizeigewerkschaft<br />

für ein Alkoholverbot auf allen<br />

Berliner <strong>Spiel</strong>plätzen ausgesprochen. Es reiche<br />

nicht aus, dass nur ein Bezirk ein solches Verbot<br />

einführe. So darf in Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

auf <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bolzplätzen kein Alkohol<br />

mehr getrunken werden. Ein Schild mit zwei rot<br />

durchgestrichenen Flaschen <strong>und</strong> der Aufschrift<br />

„Alkoholverbot“ weist darauf hin.<br />

Alkohol? Bitte nicht hier!<br />

Wir meinen jedenfalls, dass ein generelles Alkoholverbot<br />

auf <strong>Spiel</strong>plätzen durchaus akzeptabel<br />

<strong>und</strong> sinnvoll ist. Trinken kann man an so vielen<br />

Plätzen. Da müssen es nicht gerade <strong>Spiel</strong>plätze<br />

sein. L.K.<br />

Gesellschaft | 51


52 | Gesellschaft<br />

Shared Space<br />

Zukunftsmodell oder Nischenlösung?<br />

Die Idee klingt verlockend: Straßen als Raum für Alle. Es gibt keine Verkehrszeichen,<br />

keine Trennung von Fahrbahn, Radweg <strong>und</strong> Bürgersteig. Es gibt nur<br />

zwei Regeln: rechts fahren <strong>und</strong> recht vor links. Blickkontakt <strong>und</strong> Anstand<br />

regeln den Verkehr. Durch Verunsicherung <strong>und</strong> Rücksichtnahme entsteht Sicherheit.<br />

Es kommt soziales Leben auf die Straßen, die Emissionen werden<br />

verringert <strong>und</strong> die Lebensqualität allgemein gesteigert. Das sind doch gute<br />

Aussichten. Funktioniert diese Idee in der Praxis?<br />

Das Mischprinzip des Nebeneinanders von Fußgängern,<br />

Radfahrern <strong>und</strong> Autos ist im Gr<strong>und</strong>e<br />

nicht neu. Noch Anfang des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

teilten sich die unterschiedlichsten Akteure den<br />

Straßenraum. Dann wurden die ersten Straßen<br />

gepfl astert <strong>und</strong> später Bürgersteige angelegt,<br />

damit das Bürgertum nicht im Schmutz der<br />

Rinnsteine gehen musste. Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

wurden erste Verkehrsregulierungen vorgenommen.<br />

Beispielsweise entstand die erste ampelgeregelte<br />

Fußgängerfurt. 1905 veröffentlichte<br />

Eugène Hénard „Vorschläge zur Verkehrsregulierung<br />

des Place de l’Opéra“ in Paris, die einen<br />

Kreisverkehr vorsahen, in dem Fußgänger durch<br />

Unterführungen von den Pferdefuhrwerken<br />

strikt getrennt waren.<br />

In den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren wuchs der motorisierte<br />

Verkehr stark an. Die Idee der autogerechten<br />

Stadt wurde verwirklicht. Ab 1970<br />

änderten sich die Planungen. Fußgängerzonen<br />

wurden eingerichtet. Verkehrsberuhigung wurde<br />

das Ziel von Tempo 30-Zonen. Heute ist<br />

Shared Space ein Modell, das von Politik, Verwaltung,<br />

Planung <strong>und</strong> verschiedenen Wissenschaftszweigen<br />

intensiv diskutiert wird.<br />

Die Vision von Hans Mondermann (†)<br />

Entwickelt wurde Shared Space vom niederländischen<br />

Verkehrsplaner Hans Mondermann aus<br />

der nordholländischen 50.000 Einwohnerstadt<br />

Drachten. In seiner Heimatstadt hat er sein<br />

Konzept erprobt. Mit dem Satz „Der Raum muss<br />

den Leuten sagen, wie sie sich verhalten sollen“<br />

erklärte Hans Mondermann seine Shared<br />

Space-Idee, <strong>und</strong> sagte: „Auf einem Eislaufplatz<br />

fahren alle Leute wie sie wollen, sie achten<br />

nur aufeinander. Wir zeichnen dort auch keine<br />

Bahnen für verschiedene Geschwindigkeiten<br />

<strong>und</strong> stellen keine Verkehrsschilder auf.“<br />

Der Vergleich erscheint ein wenig verzerrt. Der<br />

Realität näher käme eine Eislauffl äche, auf der<br />

gleichzeitig Hobbyeisläufer ihre R<strong>und</strong>en drehen,<br />

Eislaufsprinter trainieren <strong>und</strong> auch noch<br />

ein Eishockeyspiel stattfi ndet.<br />

Blickkontakt <strong>und</strong> Rücksichtnahme<br />

Gr<strong>und</strong>prinzip von „Shared Space“ ist es, alle<br />

Verkehrsschilder <strong>und</strong> Ampeln zu beseitigen, die<br />

strikte Trennung zwischen Fahrbahn <strong>und</strong> Bürgersteig<br />

aufzuheben <strong>und</strong> die Fläche allen Nutzern<br />

gleichberechtigt zu übergeben. Nur zwei<br />

Regeln bleiben erhalten: rechts fahren <strong>und</strong>


echts vor links. Die Verkehrsteilnehmer müssen<br />

aufmerksamer <strong>und</strong> rücksichtvoller sein. Der<br />

Blickkontakt zueinander regelt im Einzelfall jede<br />

Situation. Durch langsames aber stetiges Fahren<br />

werden Staus vermieden. Autofahrer kommen<br />

in der Summe sogar schneller voran als bei<br />

ständigem Stop an Go. Und das soll funktionieren?<br />

Ja, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer an<br />

den § 1 der Straßenverkehrsordnung erinnern:<br />

(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert<br />

ständige Vorsicht <strong>und</strong> gegenseitige Rücksicht.<br />

(2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten,<br />

dass kein Anderer geschädigt, gefährdet<br />

oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar,<br />

behindert oder belästigt wird.<br />

Der Erfolg von Mondermanns Vision spricht für<br />

sich. Selbst an einer Kreuzung in Drachten, die<br />

von r<strong>und</strong> 22.000 Motorfahrzeugen, 5.000 Radlern<br />

<strong>und</strong> ungezählten Fußgängern überquert<br />

wird, haben sich seit der Umwandlung in einen<br />

Shared Space keine schweren Unfälle ereignet.<br />

Ob die Kreuzung früher ein Unfallschwerpunkt<br />

war, wird nicht erwähnt. Insgesamt ist die Unfallrate<br />

um 60 % zurückgegangen. Das Prinzip<br />

„Mehr Sicherheit durch mehr Gefahr“ scheint<br />

aufzugehen. Mondermann selbst pfl egte zur<br />

Demonstration gelegentlich - ohne auf den Verkehr<br />

zu achten – rückwärts in diese Kreuzung<br />

hinein zu gehen. Und nie wurde er beschimpft<br />

oder sogar verletzt.<br />

Er war nicht der einzige Verkehrsplaner, der den<br />

Einfall zu diesem Prinzip hatte. Ähnliche Konzepte<br />

werden auch anderswo in Europa erprobt.<br />

Kommunen in den britischen Countys Suffolk<br />

<strong>und</strong> Wiltshire ließen auf manchen Straßen den<br />

Mittelstreifen verschwinden <strong>und</strong> stellten fest,<br />

dass die Autofahrer seither vorsichtiger sind In<br />

der dänischen Stadt Christiansfeld wurden Ampeln<br />

<strong>und</strong> Schilder von einer Hauptverkehrskreuzung<br />

entfernt. Das Ergebnis: ein Rückgang von<br />

schweren <strong>und</strong> tödlichen Unfällen..<br />

Das EU-Projekt<br />

Mit seinem Expertenteam leitete der am 7.<br />

Januar 2008 verstorbene Verkehrs-Guru auch<br />

das europäische Projekt Shared Space, das<br />

im Zeitraum von 2004 - 2008 von 7 Partnern<br />

durchgeführt wurde: den Gemeinden Haren<br />

<strong>und</strong> Emmen, sowie die Provinz Fryslân in den<br />

Niederlanden, die Städte Oostende in Belgien,<br />

Bohmte in Deutschland, Ejby in Dänemark <strong>und</strong><br />

Ipswich in England. Das Projekt wurde vom europäischen<br />

Interreg IIIB North Sea Programme<br />

gefördert. Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Überreglementiert <strong>und</strong> unübersichtlich wirkt mancher Schilderwald – Shared Space verzichtet<br />

ganz auf Verkehrsschilder.<br />

In Bohmte liegen erste Ergebnisse vor. Es ist die<br />

einzige deutsche Stadt, in der ein Stück Hauptverkehrsstraße<br />

zum Shared Space wurde. Wo<br />

früher Schilder <strong>und</strong> Ampeln die 13.000 Autos<br />

täglich regelten, baute die Gemeinde unweit<br />

von Osnabrück einen 450 langen Abschnitt der<br />

Durchgangsstraße zurück. R<strong>und</strong> zwei Millionen<br />

Euro haben die Maßnahmen gekostet. Immerhin<br />

die Hälfte hat die Gemeinde selbst aufgebracht.<br />

In dieser Summe sind jedoch auch Kosten für<br />

Kanalarbeiten, neue Versorgungsleitungen <strong>und</strong><br />

einen Radweg außerhalb der Shared Space-Zone<br />

enthalten. Derzeit ist eine Zufriedenheitsanalsye<br />

in Arbeit, die Aufschluss über die Akzeptanz<br />

durch die Bürger geben soll.<br />

Shared Space ist ein dynamischer<br />

Prozess<br />

Bürgermeister Goedejohann unterstreicht, dass<br />

Shared Space im Wesentlichen ein Prozess ist,<br />

der auf eine Veränderung des Verhaltens abzielt<br />

<strong>und</strong> so ein besseres Miteinander im öffentlichen<br />

Raum ermöglicht. Ein sehr aufwändiger<br />

Prozess, der Jahre in Anspruch nimmt.<br />

Begonnen hatte Shared Space im Jahre 2004<br />

mit einer Einwohnerversammlung. Hans Mondermann<br />

war damals der Referent. In offenen<br />

Workshops sind dann Ideen gesammelt worden,<br />

es folgte eine weitere Bürgerversammlung, bevor<br />

das Planverfahren begann <strong>und</strong> die Vorhaben<br />

2007 <strong>und</strong> 2008 realisiert worden sind. Sogar<br />

Gesellschaft | 53


Fotos: Stadt Bohmte<br />

Bohmte kurz nach der Fertigstellung des Projektes: Zufriedenheit bei allen Beteiligten.<br />

54 | Gesellschaft<br />

eine Informationsfahrt nach Drachten wurde<br />

unternommen, um Bürgern schon im Vorfeld<br />

einen Eindruck der Umgestaltung zu geben. Die<br />

Probleme von Blinden <strong>und</strong> Sehrbehinderten -<br />

beispielsweise mit den nicht mehr vorhandenen<br />

Bordsteinen - wurden mit dem Deutschen Blinden-<br />

<strong>und</strong> Sehbehindertenverband abgestimmt<br />

<strong>und</strong> mit einem Leitsystem weitgehend gelöst.<br />

Die Frage nach den Unfallzahlen im Shared<br />

Space-Bereich ist natürlich auch berechtigt.<br />

Wo in den Vorjahren ca. 30 - 40 Unfälle passiert<br />

sind, sind nach Angaben der Stadt Bohmte<br />

seit der Öffnung des Shared Space-Bereichs<br />

im Mai 2008 bisher „nur“ Bagatellunfälle (also<br />

keine Verkehrsunfälle mit Personenschaden)<br />

passiert, wobei keiner originär auf das Shared<br />

Space-Prinzip zurückzuführen ist.<br />

Nur eine Mogelpackung?<br />

Wo Shared Space drauf steht, muss nicht immer<br />

Shared Space drin sein. Betrachtet man<br />

die Beispiele aus Drachten, Haren <strong>und</strong> Kevelaer,<br />

fällt auf, dass an vielen Stellen die Separation<br />

der unterschiedlichen Verkehrsfl ächen gar nicht<br />

erfolgt ist. Baumreihen, Poller <strong>und</strong> andere Elemente<br />

trennen die Flächen wie vorher. Die Fahrbahnen<br />

sind asphaltiert <strong>und</strong> Zebrastreifen gibt<br />

es auch. Oder man fi ndet – beispielsweise in der<br />

Laweiplein in Drachten einen Kreisverkehr, der<br />

sich nicht von einem normalen Kreisverkehr unterscheidet.<br />

Lediglich die Schilder fehlen. Vielfach<br />

besteht Unkenntnis darüber, was Shared<br />

Space eigentlich ist. Und so bekommt alles was<br />

nicht bei drei auf dem Baum ist gerne das Prädikat<br />

Shared Space. Das Wichtigste: Es muss<br />

rot gepfl astert sein. Für die Befürworter wird<br />

Shared Space zum Allheilmittel <strong>und</strong> Kritiker sehen<br />

die Städte in Anarchie versinken.<br />

Die Grenzen von Shared Space<br />

Professor Dr. Ing Jürgen Gerlach von der Bergischen<br />

Universität Wuppertal zählt zu den Experten<br />

für die Philosophie Shared Space. Er<br />

steht dem Gedanken positiv gegenüber, aber<br />

auch kritisch. Und er sieht Grenzen des Prinzips.<br />

Beispielsweise dort, wo das Verkehrsaufkommen<br />

sehr hoch ist, wo die Sicht eingeschränkt<br />

ist, wo die Ausdehnung der „Gemeinschaftszone“<br />

zu groß ist, wo nicht alle von dem Prinzip<br />

profi tieren können.


In den Projekt-Kommunen hat es manche<br />

Nachbesserung geben müssen, weil bestimmte<br />

Nutzer der gemeinsamen Straße massive<br />

Probleme hatten. Vor allem Kinder <strong>und</strong> ältere<br />

Menschen waren stark verunsichert. Während<br />

sich Rollstuhlfahrer über die gewonnene Barrierefreiheit<br />

freuten, führte das Prinzip in seiner<br />

reinen Form bei Sehbehinderten <strong>und</strong> Blinden zu<br />

einem nahezu unüberwindlichen Hindernis. Wie<br />

sollen sie auch Blickkontakt aufnehmen, wie<br />

die Funktionsbereiche ohne Leitsysteme wie<br />

Bordsteine ertasten können? Zudem verweist<br />

Professor Gerlach auf bestehende Lösungen in<br />

Deutschland, die als verkehrsberuhigte Zonen<br />

ganz ähnliche Merkmale aufweisen wie Shared<br />

Space. Nebenbei bemerkt funktionieren selbst<br />

diese Lösungen nicht immer richtig.<br />

Bedenken von kompetenter Seite<br />

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat <strong>und</strong> die<br />

Deutsche Verkehrswacht kommen zu dem<br />

Schluss, dass die Sicherheit immer im Mittelpunkt<br />

stehen muss. Auch sind beide Institutionen<br />

der Auffassung, dass Shared Space eine<br />

Infrastruktur aus einem kurzen langsamen Netz<br />

<strong>und</strong> einem ausgedehnten schnellen Netz voraussetzt.<br />

Betont wird, dass Shared Space nur<br />

auf kleinen Abschnitten eines Straßenzuges<br />

funktionieren kann. Denn wer möchte schon<br />

mehrere Kilometer unter diesen Verkehrsbedingungen<br />

zurücklegen? Es darf auch nicht<br />

zu einem Gewöhnungseffekt kommen, der die<br />

Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Wenn überall<br />

Shared Space ist, wird die Wirkung des Besonderen<br />

aufgehoben.<br />

Vor allem sollten interessierte Kommunen<br />

in den Fokus stellen, dass der Prozess Shared<br />

Space nur mit den Bürgern gemeinsam funktioniert.<br />

Es bedarf sorgfältiger Planung <strong>und</strong> transparenter<br />

Kommunikation. Eine Verunsicherung<br />

von schwächeren Verkehrsteilnehmern, wie<br />

Kinder, ältere Menschen, Sehbehinderte <strong>und</strong><br />

Blinde, muss von Anfang an vermieden werden.<br />

Und: Shared Space kostet viel Geld, wenn man<br />

es richtig machen will. Dann aber kann es gut<br />

funktionieren. Wie das Beispiel Bohmte zeigt.<br />

L.K.<br />

Wo früher Ampelanlagen für<br />

Stop&Go sorgten, fl ießt der Verkehr<br />

heute reibungslos.<br />

Gesellschaft | 55


Foto: Milla & Partner<br />

56 | Report


„Balancity“ in Shanghai<br />

Zukunftsweisende urbane Konzepte unter dem<br />

Motto „Better City, Better Life“ sind das Thema<br />

der kommenden Weltausstellung in Shanghai.<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland präsentiert sich<br />

2010 in einem ideenreichen Pavillon, der auch die<br />

Bedeutung des Freiraums in Städten akzentuiert.<br />

Ist es möglich, interessante Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

zu bieten <strong>und</strong> gleichzeitig ein<br />

Massenpublikum zu begeistern? Die Antwort<br />

darauf gibt das Konzept des Deutschen Pavillons<br />

auf der EXPO 2010 in Shanghai. Von der<br />

Architektur bis hin zum Ausstellungskonzept ist<br />

der deutsche Beitrag „Balancity“ so angelegt,<br />

dass täglich bis zu 46.000 Besucher auf urbane<br />

Entdeckungsreisen gehen können. Sie sollen die<br />

Lebensbereiche einer Stadt im Gleichgewicht<br />

erfahren, die gekonnt den Bogen zwischen<br />

Innovation <strong>und</strong> Tradition, Urbanität <strong>und</strong> Natur,<br />

Arbeit <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong> sowie Gemeinschaft <strong>und</strong><br />

Individuum spannt.<br />

Die Basis für dieses Erlebnis stellt die Architektur<br />

des Pavillons dar, die von dem Münchener<br />

Büro Schmidhuber + Kaindl entworfen wurde.<br />

Dass der Naturraum nicht zuletzt durch umgenutzte<br />

Industriebrachen die Städte grüner<br />

werden lässt, spiegelt der Entwurf durch seinen<br />

Charakter einer begehbaren dreidimensionalen<br />

Skulptur mit begrünter Terrassenlandschaft.<br />

Spannend aufbereitete Urbanität<br />

Im Inneren werden die Besucher bei einer<br />

Erlebnistour durch zwölf verschiedene Räume<br />

geführt, die unterschiedlichste Facetten von<br />

deutschen Städten zeigen. Das Konzept dazu<br />

wurde von der Stuttgarter Agentur Milla <strong>und</strong><br />

Partner erarbeitet, die von Beginn an Hand in<br />

Hand mit den Architekten gearbeitet haben.<br />

Das sogenannte Planbüro zeigt beispielsweise<br />

visualisiert durch große Pläne, Modelle, Skizzen<br />

<strong>und</strong> Stadtpläne Themen einer innovativen <strong>und</strong><br />

nachhaltigen Stadtentwicklung sowie die städtische<br />

Infrastruktur als lebendigen Prozess. Das<br />

führt inhaltlich zu neuen Formen des städtischen<br />

Zusammenlebens <strong>und</strong> Ideen, wie Menschen<br />

unterschiedlichen Alters, Status’ <strong>und</strong> verschiedener<br />

Nationalität zukünftig zusammen leben<br />

können. Spannend aufbereitet werden auch die<br />

Erholungsfl ächen in deutschen Städten durch<br />

privates <strong>und</strong> öffentliches Grün präsentiert.<br />

Selbstverständlich gehören Themenräume über<br />

urbane Kultur, aber auch das Panorama der<br />

Industrienation Deutschland zum Bild moderner<br />

deutscher Städte. Schließlich verfolgt die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland mit der Teilnahme<br />

an den großen Weltausstellungen das Ziel, ein<br />

modernes Bild von Deutschland zu transportieren<br />

<strong>und</strong> Impulse sowohl für die Wirtschaft, den<br />

Export als auch für den Tourismus zu geben. Die<br />

Beteiligung an der EXPO 2010 liegt in der Verantwortung<br />

des Messereferats im B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie (BMWi)<br />

in Bonn. Als Durchführungsgesellschaft ist die<br />

Koelnmesse International GmbH beauftragt.<br />

Damit das breite Spektrum von Themen bei den<br />

Besuchern besondere Eindrücke hinterlässt,<br />

wird bei der Präsentation mit intensiv sinnlichen<br />

Erlebnissen gearbeitet. Wenn beispielsweise<br />

als eines der bedeutendsten städtebaulichen<br />

Projekte in Deutschland der Hamburger<br />

Hafen vorgestellt wird, dann durchqueren die<br />

Besucher zunächst eine effektvoll gestaltete<br />

virtuelle Unterwasserwelt, durchstoßen die<br />

Wasseroberfl äche <strong>und</strong> betreten ein beeindruckendes,<br />

zukunftsweisendes Stadtbild mit allen<br />

sinnlichen Eindrücken eines Hafengebiets. Die<br />

Erlebnistour endet in der sogenannten Energiezentrale<br />

der Stadt. Der Besucher betritt einen<br />

kegelförmigen Raum, der mit einer Lichtchoreografi<br />

e bespielt ist. Von einer Galerie blickt<br />

er auf das zentrale Element: eine Kugel mit<br />

einem Durchmesser von drei Metern, die Oberfl<br />

äche mit 400.000 LEDs besetzt, so dass darauf<br />

Bilder, Farben <strong>und</strong> Formen dargestellt werden<br />

können. Der besondere Effekt der Kugel besteht<br />

darin, dass sie durch Bewegungen <strong>und</strong> Stimmen<br />

in Schwingung versetzt werden kann. Die Interaktion<br />

<strong>und</strong> letztendlich die Energie von 600<br />

Besuchern in einem Raum bringt in „Balancity“<br />

buchstäblich etwas in Bewegung. Sowohl<br />

die technische Umsetzung als auch die Inszenierung<br />

sind anspruchsvoll <strong>und</strong> werden sicher<br />

ihren Beitrag dazu leisten, dass der Deutsche<br />

Pavillon wie auch bei den letzten Weltausstellungen<br />

für Furore sorgen wird.<br />

A.M.<br />

Report | 57


Stadtplanung in der Balance<br />

58 | Report<br />

Die Ausstellung im Deutschen Pavillon „Balancity“ wird interessante<br />

Blicke auf die Architektur, die Freiraumgestaltung <strong>und</strong> das urbane<br />

Leben bieten. Im Interview erläutert Peter Redlin von der Agentur<br />

Milla & Partner das Konzept.<br />

FreeLounge: Nach welchen Kriterien haben<br />

Sie die Projekte aus dem Bereich Stadtplanung<br />

ausgewählt? Können Sie ein paar der Beispiele<br />

nennen?<br />

Peter Redlin: Wir wollten zeigen, wie viele<br />

Aspekte bei der Gestaltung von Städten zusammenspielen.<br />

Neben der Arbeit von Architekten<br />

<strong>und</strong> Stadtplanern sind viele andere Beiträge<br />

notwendig, um einen Ort lebenswert zu<br />

machen – von der Infrastruktur <strong>und</strong> den Kommunikationsmöglichkeiten<br />

über Design, Kultur<br />

<strong>und</strong> Erholungsräumen bis hin zum persönlichen<br />

Engagement. Denn nicht zuletzt hat jeder<br />

einzelne Bewohner die Möglichkeit, seine Stadt<br />

zu einem besseren Ort zu machen. Wie im gesamten<br />

Pavillon „balancity“ geht es dabei um<br />

eine gute Balance: Ohne eine Ausgewogenheit<br />

all dieser Aspekte wird keine Stadtplanung<br />

erfolgreich sein.<br />

Deutlich wird diese Vielfalt zum Beispiel im<br />

Ausstellungsraum „Planungsbüro“. Hier zeigen<br />

wir das Spektrum <strong>und</strong> die Unterschiede der<br />

stadtplanerischen Ideen, die in Deutschland<br />

gerade realisiert werden <strong>und</strong> die Impulse für die<br />

aktuelle Entwicklung in China geben könnten.<br />

So wird zum Beispiel der Stadtumbau in<br />

Ostdeutschland thematisiert. Denn für viele Chinesen<br />

ist es nach unserer Erfahrung spannend,<br />

wie in Deutschland aus den ehemals trostlosen<br />

Plattenbausiedlungen innerstädtische Quartiere<br />

mit hoher Lebensqualität werden. Ein weiteres<br />

Thema, das in China immer wieder auf großes<br />

Interesse stößt, sind unsere städtischen Grünräume.<br />

Im Pavillon zeigen wir anhand des<br />

Kölner Grüngürtels nicht nur die Bedeutung von<br />

Grün in der Stadt, sondern vor allem auch, dass<br />

Stadtplanung ein historischer Prozess ist, über<br />

Generationen hinweg, in dem es eine Balance<br />

zwischen Erneuern <strong>und</strong> Bewahren zu fi nden<br />

gilt – gute Ideen werden beibehalten <strong>und</strong> in<br />

die Zukunft getragen. Andere wichtige Themen<br />

im Pla-nungsbüro sind etwa neue Lösungen<br />

aus den Bereichen Klima- <strong>und</strong> Umweltschutz,<br />

die zur Erhöhung der Lebensqualität in deutschen<br />

Städten beitragen oder wie das soziale<br />

Miteinander von Generationen <strong>und</strong> Kulturen im<br />

Mehrgenerationenhaus das Leben des Einzelnen<br />

bereichert.<br />

FreeLounge: Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht<br />

nach die Freiraumgestaltung bei dem EXPO-<br />

Thema „Better City, Better Life“?<br />

Peter Redlin: Freiräume sind für Städte, für die<br />

Lebensqualität der Menschen <strong>und</strong> für das soziale<br />

Miteinander sehr wichtig, weil dort die Bewohner<br />

selbstbestimmt agieren <strong>und</strong> interagieren können,<br />

sich erholen <strong>und</strong> kommunizieren. Eine spannende<br />

Frage ist, wie unterschiedlich private<br />

Freiräume wie Hausgärten oder öffentliche<br />

Freiräume wie Plätze <strong>und</strong> Parks in Deutschland<br />

<strong>und</strong> in China genutzt werden <strong>und</strong> wie wichtig<br />

sie für das Wohlbefi nden der Menschen sind. In<br />

China nutzen zum Beispiel sehr viele Menschen<br />

den öffentlichen Freiraum für private oder auch<br />

für berufl iche Alltagsaktivitäten. Auf Straßen<br />

<strong>und</strong> Plätzen wird gekocht, getanzt <strong>und</strong> rasiert.<br />

In Deutschland sind öffentliche Freiräume häufi<br />

ger Orte für Erholung, <strong>Freizeit</strong>gestaltung oder


Kulturschauspiele. Aber wie in China gibt es<br />

auch bei uns Marktplätze, auf denen gehandelt<br />

<strong>und</strong> kommuniziert wird.<br />

Den Besuchern von balancity, von denen die<br />

meisten ja aus China kommen werden, wollen<br />

wir einen Eindruck davon geben, wie Freiräume<br />

bei uns zu Hause in Deutschland aussehen, was<br />

die Menschen dort tun <strong>und</strong> erleben. Und wir<br />

wollen zeigen, wie sich die Qualität von Erholung,<br />

Kommunikation <strong>und</strong> städtischem Leben<br />

durch die Gestaltung <strong>und</strong> Ausstattung öffentlicher<br />

<strong>und</strong> privater Freiräume verbessert. Mit den<br />

beiden Themenbereichen „Garten“ <strong>und</strong> „Park“<br />

bietet balancity gleich zwei Räume, die unterstrei-chen,<br />

wie wichtig Grünfl ächen für das<br />

Leben des Einzelnen <strong>und</strong> der Gemeinschaft in<br />

unseren Städten sind. Hier können unsere Gäste<br />

auf der Weltausstellung Englische Gärten <strong>und</strong><br />

Kurparks kennen lernen, aber auch Schrebergartensiedlungen<br />

<strong>und</strong> Dachgär-ten, zum Beispiel in<br />

dem sie ihren Kopf in von oben herabhängende<br />

Blüten stecken, die ihnen Panoramaansichten<br />

eröffnen. Der Ausstellungsbereich „Stadtplatz“<br />

gibt einen Eindruck von der Atmosphäre großer,<br />

urbaner Plätze in Deutschland.<br />

FreeLounge: Die Besucher des Pavillons in<br />

Shanghai werden selbst auf unterschiedlichste<br />

Art <strong>und</strong> Weise die Stadt sehen, fühlen <strong>und</strong> hören.<br />

Wie haben Sie die Inszenierung urbaner Freiräume<br />

erlebbar gemacht, die ja aufgr<strong>und</strong><br />

der Architektur bereits als zentrales Thema<br />

erscheint?<br />

Peter Redlin: Wie urbane Freiräume gestaltbar<br />

<strong>und</strong> wie unterschiedlich sie nutzbar sind, wird<br />

für die Besucher erlebbar, indem sie selbst Teil<br />

der Inszenierung werden. Auf dem „Stadtplatz“<br />

bekommen sie beispielsweise das Gefühl, selbst<br />

über die Plätze deutscher Großstädte zu fl anieren.<br />

Sie können Leute vorbeischlendern sehen,<br />

die sich in ihrer Stadt wohlfühlen <strong>und</strong> Eindrücke<br />

von verschiedenen kulturellen Events sammeln.<br />

Sie umgebende fi lmische Straßenansichten<br />

<strong>und</strong> Panoramen zeigen das Zentrum deutscher<br />

Städte als Treffpunkt, als Ort für Gemeinschaft,<br />

Freude <strong>und</strong> Lebendigkeit.<br />

Das Thema Freiraum spielt für uns aber auch<br />

mit Blick auf das individuelle Erlebnis jedes<br />

Expo-Besuchers eine wichtige Rolle. Die Dichte<br />

verschiedener Eindrücke <strong>und</strong> Reize ist auf<br />

einer Weltausstellung extrem hoch. Um den<br />

Publikumsstrom zu lenken, müssen wir eine<br />

Art Hauptstraße durch den Pavillon schaffen.<br />

Der Besucher bewegt sich auf einem<br />

Der Pavillon ist so konzipiert, dass die Räume in der Form eines Mäanders hintereinander liegen<br />

<strong>und</strong> von bis zu 46.000 Besuchern pro Tag passiert werden können.<br />

Die schwingende Kugel in der sogenannten Energiezentrale wird durch die Besucher gesteuert.<br />

Foto: Milla & Partner Foto: Balancity.de<br />

Report | 59


Foto: Balancity.de<br />

Peter Redlin<br />

Peter Redlin (50) gründete<br />

1989 zusammen mit Johannes<br />

Milla die Stuttgarter Agentur<br />

Milla & Partner, die Themen<br />

<strong>und</strong> Marken im Raum inszeniert.<br />

Als Kreativdirektor<br />

gestaltet er Begegnungsräume<br />

<strong>und</strong> Ausstellungen – vom<br />

Firmenfoyer bis hin zum<br />

Science-Center. Bei der Expo<br />

2010 in Shanghai zeichnet er<br />

mit seinem Team für die Ausstellung<br />

im Deutschen Pavillon<br />

„balancity“ verantwortlich.<br />

60 | Report<br />

vorgegebenen Weg, teilweise auf Stegen, teilweise<br />

auf Rollsteigen <strong>und</strong> Rollbändern durch<br />

verschiedene Räume <strong>und</strong> Atmosphären. Wir eröffnen<br />

ihm aber auch immer wieder Freiräume,<br />

um am Rande dieses Hauptweges zu verweilen,<br />

bestimmte Themen tiefer zu ergründen – je<br />

nach seinem persönlichen Interesse <strong>und</strong> seinen<br />

Bedürfnissen.<br />

Durch starke Kontraste in den Atmosphären der<br />

aufeinander folgenden Räume wollen wir den<br />

Besucher immer wieder in Erstaunen versetzen<br />

wie bei einer Taxifahrt durch die verschiedenen<br />

Viertel einer unbekannten Großstadt. Wir wollen<br />

immer wieder seine Neugier wecken, damit<br />

er die Freiheit nutzt, auf eigene Faust mehr zu<br />

entdecken. Eben befi ndet er sich noch in der<br />

klaren, synthetischen Welt des Planungsbüros,<br />

da stolpert er schon in den bunten, fröhlichen<br />

Sommertag eines Gartens hinein <strong>und</strong> gleitet<br />

danach über eine Rutsche in die W<strong>und</strong>erkammer<br />

deutscher Designprodukte <strong>und</strong> Ingenieurskunst.<br />

FreeLounge: Beeindruckend ist das Konzept der<br />

Energiezentrale, in der die Besucher die interaktive<br />

Kugel in Bewegung bringen. Was war<br />

bei der Planung zuerst da? Die Idee oder das<br />

Wissen über die technischen Möglichkeiten?<br />

Peter Redlin: Die Idee war zuerst da. Die Idee,<br />

dass die Besucher durch ein beeindruckendes<br />

Gemeinschaftserlebnis erfahren, dass man<br />

zusammen etwas bewegen kann – im wahrsten<br />

Sinn des Wortes. Sie sollten selbst zu<br />

Akteuren werden, selbst Impulse auslösen, um<br />

so hautnah zu erleben, dass sie diejenigen sind,<br />

die ihre Stadt am Leben halten. Der Gedanke<br />

hat uns so fasziniert, dass wir entschlossen<br />

waren, die technischen Herausforderungen<br />

zu bewältigen. Umgehend machten wir uns<br />

auf den Weg zu den verschiedenen Instituten<br />

der Universität Stuttgart, um herauszufi nden,<br />

welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, wie unsere<br />

Vision realisierbar ist. Die Aufgabe ist organisatorisch<br />

sehr komplex <strong>und</strong> technisch höchst<br />

anspruchsvoll. Viele Wissenschaftler, Techniker<br />

<strong>und</strong> Designer müssen hier Hand in Hand arbeiten.<br />

Die Energiezentrale fasst 600 Menschen. Die<br />

Kugel durchmisst drei Meter <strong>und</strong> schon der erste<br />

Prototyp muss funktionieren, <strong>und</strong> zwar in<br />

60 Shows täglich, 183 Tage lang.<br />

FreeLounge: Der deutsche Pavillon wird nach<br />

Ende der EXPO wieder abgebaut. Können Sie<br />

sich eine weitere Verwendung für die Kugel<br />

vorstellen?<br />

Peter Redlin: Die Kugel könnte in einer entsprechend<br />

großen <strong>Freizeit</strong>einrichtung weiterverwendet<br />

werden oder in einem technischen<br />

Museum. Allerdings haben wir die Energiezentrale<br />

sehr gezielt für die Expo in Shanghai<br />

entworfen, wie einen Maßanzug. Wir fi nden<br />

den Gedanken faszinierend, diese Interaktion<br />

in einer großen Gruppe gemeinsam mit den<br />

Chinesen <strong>und</strong> den ausländischen Gästen der<br />

Expo in Shanghai zu spielen. Auch wenn die<br />

Kugel der Energiezentrale dann später einmal<br />

an einem anderen Ort wieder aufgebaut wird<br />

– das Erlebnis auf der Expo in Shanghai wird<br />

einmalig sein.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster


Abonnement<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

56271 Kleinmaischeid<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

Hiermit bestelle ich ein Jahresabonnement des Fachmagazins FreeLounge zum Preis von 45 Euro pro Jahr. Ich beziehe<br />

im Rahmen dieses Abonnements vier Ausgaben FreeLounge für die Dauer eines Jahres. Das Abonnement verlängert<br />

sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.<br />

Tel.: 02689 9591-37<br />

Fax: 02689 9591-38<br />

E-Mail: info@free-lounge.de<br />

URL: www.free-lounge.de<br />

Report | 61


Foto: Tourist Info Odenthal<br />

Inszenierung<br />

der Landschaft<br />

Man stelle sich vor: Ein Pilgerort hat einen berühmten Dom <strong>und</strong> keiner<br />

sieht ihn. Vor dreieinhalb Jahren zeigte sich der Altenberger Dom<br />

dem Betrachter erst in voller Pracht, wenn man schon dabei war,<br />

auf den Parkplatz zu fahren. Eine Gruppe Ehrenamtler sorgte dafür,<br />

dass der Dom durch Sichtfenster im Baumbestand heute schon von<br />

weither zu sehen ist.<br />

62 | Report<br />

Foto: Tourist Info Odenthal<br />

Der Altenberger Dom liegt in einem Tal der<br />

Gemeinde Odenthal im Bergischen Land eingebettet<br />

zwischen satte, grüne Hügel. So grün,<br />

dass die üppige Natur den Blick auf die ehrwürdige<br />

Wallfahrtskirche irgendwann völlig<br />

verdeckte: Dicht wachsende <strong>und</strong> wuchernde<br />

Bäume versperrten die Sicht. Nun sind Bäume<br />

nicht weniger ehrwürdig als ein Dom <strong>und</strong> können<br />

unter Klimagesichtspunkten nicht einfach<br />

gefällt werden – aber beides sollte friedlich<br />

nebeneinander existieren, zum Wohlgefallen<br />

des Betrachters <strong>und</strong> zum Vorteil der Gemeinde.<br />

Schließlich ist der Altenberger Dom als berühmte<br />

Wallfahrtsstätte für das Bergische Land eine<br />

wichtige Touristenattraktion. Die hochgotische<br />

ehemalige Abteikirche des gleichnamigen Zisterzienserklosters<br />

ist weit über die Grenzen des<br />

Rheinlandes hinaus bekannt <strong>und</strong> feiert dieses<br />

Jahr ihr 750-jähriges Jubiläum.<br />

Architekturstudenten gaben den Impuls<br />

Es muss nicht immer eine Inszenierung mit großem<br />

Tamtam sein – auch kleine Eingriffe setzen<br />

Landschaft in Szene. Nach dem Besuch einer<br />

Gruppe von Landschaftsarchitekturstudenten<br />

im Rahmen der Regionale 2010 empfahlen<br />

diese, den Altenberger Dom durch Regulierung<br />

des Baumbestandes von Zufahrtstraßen wieder<br />

sichtbar zu machen. So begann Axel Päffgen,<br />

Unternehmer <strong>und</strong> engagierter Bürger, mit seinen<br />

„fl eißigen Ameisen“ mit der Umsetzung. Er<br />

ist Initiator <strong>und</strong> Organisator einer Gruppe von<br />

ca. 40 erfahrenen Ehrenamtlern, die sich um<br />

die landschaftliche Schönheit <strong>und</strong> touristische<br />

Sicherheit der Gegend verdient machen. So begehen<br />

sie regelmäßig die Wege <strong>und</strong> Wälder <strong>und</strong><br />

entfernen Gefahrenbäume nach Blitzeinschlag<br />

<strong>und</strong> Sturm oder sorgen mit Aufräumaktionen in<br />

Zusammenarbeit mit der Gemeinde <strong>und</strong> Kooperationspartnern<br />

für eine gepfl egte Landschaft.


Foto: privat<br />

Sichtfenster mit Domblick<br />

Nach eingehender Analyse des Zustandes der<br />

Bäume an entscheidenden Aussichtspunkten<br />

der Zufahrtstraßen durch Fachleute des Baum-<br />

<strong>und</strong> Vogelschutzes begannen die „fl eißigen<br />

Ameisen“ zunächst mit der Entfernung kranker<br />

<strong>und</strong> vom Umfallen bedrohter Gefahrenbäume<br />

an strategisch günstigen Stellen der Zufahrtstraßen,<br />

womit die Sicht schon erheblich gelichtet<br />

wurde. Dabei ging es nie um radikales<br />

Abholzen, sondern immer um eine integrative<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Regulierung unter Berücksichtigung<br />

der Lebensrhythmen von Flora <strong>und</strong><br />

Fauna, wie man es in Wäldern <strong>und</strong> Parks auch<br />

macht. Der Veränderungsprozess ging über 3,5<br />

Jahre <strong>und</strong> hält noch an. „Behutsam vorgehen“ –<br />

nach dieser Maxime entstanden reizvolle Sichtfenster<br />

bei der Anfahrt zum Dom. Sven Lüürsen,<br />

Leiter der Tourist Information der Gemeinde<br />

Odenthal, freut sich über das Engagement der<br />

Bürger: „Wir erwarten in diesem Jahr zu den<br />

Jubiläumsfeierlichkeiten mehr als 300.000 Besucher<br />

in Altenberg. Daher freuen wir uns, den<br />

Dom jetzt von allen Zufahrtstraßen aus gut<br />

präsentieren zu können.“ D.T.<br />

„Glück ist Liebe, nichts anderes.<br />

Wer lieben kann, ist glücklich.”<br />

Hermann Hesse (1877-1962)<br />

Der<br />

Liebesbankweg<br />

im Harz<br />

Ganz besonders liebesvoll wird die Landschaft r<strong>und</strong> um<br />

den Ort Hahnenklee im Harz inszeniert: Der dortige Liebesbankweg<br />

bietet auf 7 Kilometern gleich 25 mal die<br />

Gelegenheit, auf einer einzigartigen Bank Platz nehmen,<br />

Händchen zu halten oder gemeinsam den Ausblick<br />

zu genießen. Jede Bank ist ein Einzelstück <strong>und</strong> steht<br />

stellvertretend für einen Abschnitt des Zusammenseins,<br />

so zum Beispiel die Rendevous-Bank, die<br />

Verlobungs-Bank, die Veilchenhochzeitsbank,<br />

die Silberhochzeitsbank – bis hin zur Bank<br />

für die fast unbekannte Kronjuwelenhochzeit,<br />

die man nach 75 Ehejahren<br />

feiern kann. Glücklich sind die Paare,<br />

die diesen Weg gemeinsam gehen<br />

können. Im Leben <strong>und</strong> im Harz.<br />

» www.liebesbankweg.de<br />

Report | 63<br />

Foto: liebesbankweg.de


Umbau statt Neubau<br />

Intelligente <strong>Spiel</strong>platzaufwertung<br />

spart Kosten<br />

Bei der Sanierung des Kasseler <strong>Spiel</strong>platzes ‚Bremelbachstraße’ wurde<br />

anstatt einer kompletten Neuplanung auf das Konzept einer baulichen<br />

<strong>und</strong> inhaltlichen Überarbeitung des <strong>Spiel</strong>platzes gesetzt. Unter<br />

dem Motto ‚Ronjas-Räuberburg’ erhielt der in die Jahre gekommene<br />

<strong>Spiel</strong>platz ein neues Gesicht <strong>und</strong> eine Neuausrichtung des Zuschnitts<br />

im <strong>Spiel</strong>konzept auf die verschiedene Altersgruppen. Mit einem vergleichsweise<br />

geringen Finanzmitteleinsatz konnte die Attraktivität<br />

umfassend verbessert werden. Der nur wenig genutzte <strong>Spiel</strong>platz erfreut<br />

sich heute wieder einer regen Nachfrage.<br />

64 | Report<br />

Fotos: PlanRat<br />

Der <strong>Spiel</strong>platz Bremelbachstraße liegt sehr<br />

günstig an einem Fuß- <strong>und</strong> Radweg in unmittelbarer<br />

Nähe zu einem Bachlauf im Westteil<br />

der Stadt Kassel. An sich ein idealer Ort für<br />

einen <strong>Spiel</strong>platz – eine Lichtung umgeben von<br />

altem Baumbestand – mitten in der Stadt.<br />

Allerdings zeigte der etwa 30 Jahre alte <strong>Spiel</strong>platz<br />

vor seiner Sanierung im Jahr 2005 erhebliche<br />

bauliche Mängel <strong>und</strong> eine auffallend kurze<br />

Verweildauer der <strong>Spiel</strong>platzbesucher. Örtliche<br />

Beobachtungen zum <strong>Spiel</strong>verhalten <strong>und</strong> zur<br />

Aufenthaltsdauer der verschiedenen Altergruppen<br />

sowie eine Bewertung aller <strong>Spiel</strong>elemente<br />

im Rahmen eines studentischen Projekts der<br />

Universität Kassel führten 2004 zum Ergebnis,<br />

dass der <strong>Spiel</strong>platz zwar von allen Altersgruppen<br />

besucht wurde, dabei die Aufenthaltsdauer von<br />

höchstens 30 Minuten auffallend kurz war.<br />

Der alten Anlage fehlte es an attraktiven <strong>Spiel</strong>möglichkeiten,<br />

die beweglichen Geräte wie<br />

Schaukel, Rutsche <strong>und</strong> Wipptiere waren überaltert<br />

<strong>und</strong> standen lieblos verteilt auf der Fläche.<br />

Ein <strong>Spiel</strong>konzept war nicht zu erkennen, <strong>und</strong> für<br />

den wichtigen Part des Bewegungs- <strong>und</strong> Gruppenspiels<br />

gab es zu wenig Angebote. Zudem<br />

führte die wahllose räumliche Durchmischung<br />

der <strong>Spiel</strong>angebote zu Konfl ikten zwischen den<br />

Altersgruppen.


Lümmelsitzgruppe Balancierbalken<br />

Neuausrichtung der <strong>Spiel</strong>konzeption<br />

Bei der Neukonzeption des <strong>Spiel</strong>platzes wurden<br />

die unterschiedlichen Bedürfnisse von<br />

Kleinkindern, Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in<br />

den Mittelpunkt gestellt. Jeder Altersgruppe<br />

wurde ein Schwerpunktbereich zugeordnet,<br />

wobei die Erzählung „Ronja Räubertochter“ von<br />

Astrid Lindgren als verbindendes Leitthema<br />

diente <strong>und</strong> die Auswahl der <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />

ihre Anordnung auf der Fläche inspirierte.<br />

Abgeleitet von den <strong>Spiel</strong>anforderungen der verschiedenen<br />

Altersgruppen teilt sich der <strong>Spiel</strong>platz<br />

in verschiedene Zonen auf: Naturerlebnis,<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Gruppenspiel, Kleinkinder,<br />

Abenteuer „Burg“, Abenteuer „Festung“ mit<br />

Rückzugsbereich. Die <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> die baulichen<br />

Elemente stehen in einer engen Sinnverbindung<br />

miteinander <strong>und</strong> regen zum gemeinschaftlichen<br />

Rollen- <strong>und</strong> Erlebnisspiel an.<br />

Im eingangsnahen großzügigen Sandspielbereich<br />

spielen die kleineren Kinder, Wasser<br />

wird aus dem rauschenden Bach geschöpft, es<br />

werden Sandburgen mit Wassergräben gebaut.<br />

Eltern <strong>und</strong> Betreuer begleiten die Kleinen <strong>und</strong><br />

machen es sich auf Bänken <strong>und</strong> Einfassungen<br />

bequem, oder legen sich Decken auf der angrenzenden<br />

Rasenfl äche aus. Hier im Eingangsbereich<br />

des <strong>Spiel</strong>platzes entsteht nach Aussage<br />

einiger Besucher im Sommer eine Atmosphäre<br />

„Wie am Meer“.<br />

„Ronjas-Räuberburg“, bestehend aus einem<br />

Doppelspielturm (Richter <strong>Spiel</strong>geräte), bildet<br />

das optische Zentrum des <strong>Spiel</strong>platzes. Dieser<br />

steht im Mittelpunkt des Abenteuerbereiches<br />

für Kindergarten- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulkinder, die<br />

auf den Burgtürmen, der Hängebrücke oder den<br />

Mauerzinnen ihre Kletter- <strong>und</strong> Balancierkünste<br />

erproben können.<br />

Im hinteren <strong>Spiel</strong>platzbereich, verborgen im<br />

Wald, befi ndet sich die „Festung der Borka“.<br />

Hier treffen sich ältere Kinder ungestört von<br />

den neugierigen Blicken <strong>und</strong> störenden Zwischenrufen<br />

der Erwachsenen, um mit der Seilbahn<br />

zu fahren, auf den Balancierbalken zu turnen<br />

oder von den Beerensträuchern zu naschen.<br />

Später am Abend, wenn die Kleineren <strong>und</strong> die<br />

Erwachsenen fort sind, treffen sich hier die Kids<br />

<strong>und</strong> fl äzen sich auf den kommunikativ angeordneten<br />

Balken im hinteren Kletterwald, die sich<br />

gut als Lümmelsitzgruppe eignen.<br />

Heute wird der <strong>Spiel</strong>platz von Alt <strong>und</strong> Jung<br />

besucht, die Aufenthaltsdauer hat sich von<br />

höchstens 30 Minuten auf mehrere St<strong>und</strong>en<br />

erhöht. Auch Senioren machen gern eine Pause<br />

auf dem <strong>Spiel</strong>platz <strong>und</strong> beobachten die Kleinen<br />

im Sandkasten. Durch das auf die einzelnen Altergruppen<br />

abgestimmte, differenzierte Raumkonzept<br />

sind Nutzungskonfl ikte bislang nicht<br />

aufgetreten.<br />

Umbau statt Neubau<br />

Für die Sanierung des überalterten <strong>Spiel</strong>platzes<br />

wurden ca. 80.000 Euro brutto verbaut. Die<br />

notwendigen Mittel wurden aus dem Kasseler<br />

<strong>Spiel</strong>platzsanierungsprogramms zur Verfügung<br />

gestellt. Bei einer kompletten Neugestaltung<br />

des <strong>Spiel</strong>platzes wäre der Betrag um ca. 30 %<br />

höher ausgefallen.<br />

Durch ein konsequentes Recycling von Baustoffen<br />

vor Ort konnten die Transport-, Entsorgungs-<br />

<strong>und</strong> Materialbeschaffungskosten minimiert <strong>und</strong><br />

die zur Verfügung stehenden fi nanziellen Mittel<br />

Report | 65


„Ronjas Räuberburg“ als Abenteuerbereich für Klein- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulkinder<br />

Festung der Borka“ für ältere Kinder mit Seilbahn <strong>und</strong> Balancierbalken<br />

66 | Report<br />

überwiegend für die Realisierung von hochwertigen<br />

Akzenten in der <strong>Spiel</strong>landschaft eingesetzt<br />

werden. Teile der <strong>Spiel</strong>geräte wie z.B. die Seilbahn<br />

blieben erhalten <strong>und</strong> wurden ins Konzept<br />

integriert. Auch die bestehenden Betonmauern<br />

der Sandplatzeinfassung wurden erhalten, jedoch<br />

durch eine Umgestaltung zur ‚Burgmauer’<br />

thematisch in das neue <strong>Spiel</strong>platzkonzept eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Dazu wurden auf die Krone der vorhandenen<br />

Betonmauer neue Burgzinnen aufgesetzt.<br />

Lediglich einige Teilabschnitte der Mauer<br />

wurden geöffnet, heraus gebrochen <strong>und</strong> durch<br />

Einfassungen aus starken Eichenbalken <strong>und</strong> Natursteinblöcken<br />

ersetzt. Das Erscheinungsbild<br />

konnte somit auf einfache Weise harmonisch<br />

in das neue Gestaltungskonzept eingegliedert<br />

werden <strong>und</strong> der <strong>Spiel</strong>anreiz hat sich dadurch<br />

wesentlich erhöht.<br />

Für die Stadt Kassel hat sich der Umbau des<br />

<strong>Spiel</strong>platzes also auch aus fi nanzieller Sicht<br />

gelohnt. Bei den Einwohnern (Eltern / Kindern)<br />

der benachbarten Stadtteile ist der <strong>Spiel</strong>platz<br />

schnell zu einem ‚Geheimtipp’ geworden. Eine<br />

sehr positive Rückmeldung zum <strong>Spiel</strong>platz wird<br />

auch vom Umwelt- <strong>und</strong> Gartenamt der Stadt<br />

Kassel bestätigt.<br />

Klaus Güß <strong>und</strong> Dagmar Hoffmann<br />

Die Autoren<br />

Landschaftsplaner Dipl.-Ing Klaus Güß &<br />

Dagmar Hoffmann<br />

Büro PlanRat, Kassel, www.planrat.de<br />

Der Arbeitsschwerpunkt des Büros PlanRat<br />

ist die Planung <strong>und</strong> Beratung zu allen<br />

Fragestellungen <strong>und</strong> Bauaufgaben im Außenraum.<br />

Friedhöfe sind neben Freifl ächen<br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>fl ächen das Spezialgebiet der<br />

drei drei Freiraumspezialisten Klaus Güß,<br />

Dagmar Hoffmann <strong>und</strong> Martin Venne. Ein<br />

besonderes Merkmal der PlanRat-Projekte<br />

ist es, die ‚Vergangenheit in die Zukunft<br />

einzubeziehen’. Der hier vorgestellte<br />

<strong>Spiel</strong>platz, der kostenbewusst aufgewertet<br />

wurde, um ein zukunftsfähiges <strong>Spiel</strong>angebot<br />

zu schaffen, ist ein Beispiel dieses<br />

Gr<strong>und</strong>gedankens.


Kinderwanderwege –<br />

<strong>Freizeit</strong>spaß ohne Gequengel<br />

„Meine Füße tun weh.“ „Mir ist schlecht.“ „Ich will nicht mehr<br />

weiter.“ „Ich habe Durst.“ „Ich muss mal groß.“ Über diese Aussagen<br />

ihrer Sprösslinge können viele Eltern berichten, wenn es um<br />

das Wandern mit Kindern geht. Manche Beschwerden sind durchaus<br />

berechtigt. Oft sind sie aber ein Anzeichen dafür, dass die Kinder<br />

einfach überfordert sind oder schlicht Langeweile haben. Es geht<br />

auch anders.<br />

Der Sinn einer Wanderung erschließt sich Kindern<br />

nicht, auch wenn am Ende eine Belohnung<br />

in Form eines tollen Ausblicks oder einer leckeren<br />

Mahlzeit steht. Während Erwachsene die<br />

Leistung des Wanderns an sich schätzen, sehen<br />

Kinder zunächst keinen Vorteil in dieser <strong>Freizeit</strong>tätigkeit.<br />

Dabei kann Wandern mit Kindern<br />

durchaus vergnüglich sein. Für beide Seiten.<br />

Ges<strong>und</strong>er Spaß in den Alpen:<br />

Familien wandern mit Knorrli<br />

Ein Beispiel ist der Knorrli Erlebnisweg. Erlebniskonzept<br />

<strong>und</strong> Umsetzung des Knorrli-Erlebniswegs<br />

stammen von der Full-Service-Agentur<br />

Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Promotion-Service<br />

in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen<br />

Gesellschaft für Ernährung. Die Agentur gehört<br />

zum Ravensburger <strong>Spiel</strong>everlag, der den Namen<br />

Ravensburg <strong>und</strong> das <strong>Spiel</strong> seit 125 Jahren eng<br />

verknüpft. Auftraggeber war Knorr / Unilever<br />

Schweiz.<br />

Knorr bringt Familien in den Schweizer Alpen<br />

jetzt r<strong>und</strong> um den Trübsee in Engelberg-Titlis<br />

spielerisch auf Trab. Auf der spannenden Wanderung<br />

kann die ganze Familie auf spielerische<br />

Art <strong>und</strong> Weise alles erfahren <strong>und</strong> entdecken,<br />

was man über ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> Bewegung<br />

wissen sollte. Nach der aufregenden Gondelfahrt<br />

verwandeln spannende Aktivitäten den<br />

w<strong>und</strong>erschönen Spaziergang in ein unvergessliches<br />

Familienerlebnis. Ein empfehlenswerter<br />

Tagesausfl ug mit <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Spaß für die ganze<br />

Familie.<br />

Foto: Ravensburger AG<br />

Report | 67


Daten <strong>und</strong> Fakten zum<br />

Knorrli-Erlebnisweg<br />

Aktions- <strong>und</strong> Wanderstrecke:<br />

3,5 Kilometer<br />

Schweizer Alpen:<br />

Titlisbahnen / Trübsee, 1.800<br />

Meter Höhe<br />

Knorrli-Erlebnisweg Posten:<br />

Balance-<strong>Spiel</strong>, Hüpfplatten,<br />

Wasserspiel, Ratefi x, Wurfspiel,<br />

Gigampfi , Picknickplatz, Memo<br />

5 Themen der<br />

Ernährungsscheibe:<br />

· Wasser trinken<br />

· Früchte <strong>und</strong> Gemüse essen<br />

· Regelmäßig essen<br />

· Essen <strong>und</strong> Trinken schlau<br />

auswählen<br />

· Beim Essen Bildschirm aus<br />

· In Bewegung bleiben<br />

68 | Report<br />

„Es bärndütsches Wörterbüechli“<br />

Zmorge = Morgenessen, Frühstück<br />

Znüni = Imbiss (vormittags)<br />

Zmittag = Mittagessen<br />

Zvieri = Imbiss (nachmittags)<br />

Zaabe = Imbiss am Nachmittag<br />

Znacht = Abendessen<br />

zwäg = 1. wohl, ges<strong>und</strong>, fi t; 2. bereit<br />

Foto: Ravensburger AG<br />

Spannende Zwischenstationen verkürzen<br />

die Zeit<br />

Neun kindgerechte Aktionsposten führen durch<br />

eine malerische Alpenlandschaft <strong>und</strong> geben<br />

ganz nebenbei die wichtigsten Hinweise zum<br />

Thema Ernährung – vom „Gemüseraten“ bis<br />

zum „Wasserspiel“. Dass man mit „regelmäßig<br />

essen“ besser durch den Tag kommt, erfahren<br />

die Kinder auf Hüpfplatten: Der Abstand zwischen<br />

„Zmorge“ <strong>und</strong> „Zmittag“ ist besonders<br />

gut zu bewältigen mit einen Zwischenstopp bei<br />

„Znüni“. Der Inhalt der Posten basiert auf der<br />

im Frühjahr 2008 lancierten Ernährungsscheibe<br />

für Kinder der Schweizerischen Gesellschaft für<br />

Ernährung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung Schweiz.<br />

„Was so spielerisch erlebbar ist, prägt sich besonders<br />

nachhaltig ein. So nehmen die Familien<br />

auf dem Knorrli-Erlebnisweg die Botschaft mit<br />

nach Hause: Ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> Bewegung<br />

sind wichtig für euch.“, sagt Projektleiterin<br />

Sandra Schäfer vom Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Promotion-Service. Durch die 1,5 Kilometer lange<br />

Wanderstrecke führt die sympathische Werbefi<br />

gur Knorrli. Der rote Suppenkasper feierte<br />

in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag mit dem<br />

Motto „Fit <strong>und</strong> zwäg“. Der Knorrli-Erlebnisweg<br />

ist in den Sommermonaten geöffnet. Nach der<br />

Wanderung auf dem Knorrli-Erlebnisweg erhalten<br />

die Kinder nach Abgabe der ausgefüllten<br />

<strong>Spiel</strong>karte ein Überraschungsgeschenk.<br />

Für alle Leser, die Schweizerdeutsch nicht perfekt<br />

beherrschen, gibt das Berndeutsche Wörterbuch<br />

Auskunft:<br />

Mehr Attraktivität durch<br />

Kinderwanderwege<br />

Unabhängig von diesem Erlebnisweg haben in<br />

den letzten Jahren immer mehr Gemeinden den<br />

Gedanken umgesetzt, spezielle Wanderwege für<br />

Kinder zu entwickeln <strong>und</strong> dadurch ihre Attraktivität<br />

für Besucher zu erhöhen. Nur eins von<br />

vielen Beispielen: Ein besonderes Vergnügen<br />

für den Nachwuchs bietet das österreichische<br />

Tannheimer Tal mit dem so genannte Neunererlebnis,<br />

das bei jedem Wetter begehbar ist. Insgesamt<br />

elf Stationen mit interaktiven <strong>Spiel</strong>en<br />

informieren hier über die Natur, die Bergwelt<br />

<strong>und</strong> das Tierreich. Zunächst geht es mit der 8er<br />

Gondelbahn hinauf bis zur Bergstation Neunerköpfl<br />

e. Von dort folgt der Spaziergang auf dem<br />

Neunererlebnis (Gehzeit etwa eine St<strong>und</strong>e).<br />

Auf dem Gipfel angekommen bietet sich ein<br />

w<strong>und</strong>erschöner Ausblick ins Tal. Darüber hinaus<br />

wartet das größte Gipfelbuch der Alpen auf<br />

einen Eintrag. Die Gegend bietet sogar Wanderwege,<br />

die für Kinderwagen geeignet sind.<br />

Der Weg ist das Ziel<br />

Auch abseits von Kinderwanderwegen können<br />

Eltern den Sprösslingen Geschmack auf den<br />

Ausfl ug machen. Vielleicht können Wildtiere<br />

am Wegesrand beobachtet werden, oder es ist<br />

eine Höhle zu erk<strong>und</strong>en. Man kann Tierspuren<br />

bestimmen. Oder den Versuch wagen, nach<br />

Kompass zu wandern, der natürlich von den<br />

Kleinen benutzt wird. Mit einer Lupe wird der<br />

Nachwuchs zum Forscher. Expeditionsführer ist<br />

auch eine tolle Rolle für Kinder. Eine Hütte, in<br />

der man grillen kann, wird zu einem Highlight.<br />

Kleine Bachläufe sind immer schöne Rastplätze,<br />

an denen man auch spielen kann. Lieder singen<br />

oder <strong>Spiel</strong>e wie „Ich sehe was, was du nicht<br />

siehst“ spielen“ funktioniert auch in gewissen<br />

Altersgruppen. Ein tolles Gefühl: barfuss über<br />

den Waldboden stapfen oder im Waldbach waten.<br />

Wenn sich zu einem kindergerechten <strong>und</strong> spannenden<br />

Wanderweg noch Voraussetzungen<br />

wie gute Vorbereitung, richtige Kleidung <strong>und</strong><br />

ausreichend Proviant gesellen, dürfte es beim<br />

nächsten Ausfl ug mit den Kleinen weit weniger<br />

zu dem üblichen Gezeter kommen. L.K.


Gewinnen Sie 2 Eintrittskarten<br />

für die Sonderausstellung im PHAENO<br />

Ein Fachmagazin für Kommunen kann<br />

nicht nur informieren, sondern auch<br />

Spaß machen – deshalb haben wir<br />

dieses Gewinnspiel für Sie organisiert.<br />

Im niedersächsischen Wolfsburg öffnet sich im phæno<br />

die faszinierende <strong>und</strong> spannende Welt der Naturwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik. Mit einem spektakulären Bauwerk<br />

<strong>und</strong> vielen Herausforderungen zu eigenem Tun ist ein<br />

inspirierendes Sciencecenter geschaffen worden, an<br />

dem sich Wissenschaft <strong>und</strong> Technik mit Entdeckerlust<br />

<strong>und</strong> Faszination verbinden. Kern von phæno ist eine<br />

in Deutschland einzigartige „Experimentierlandschaft“<br />

von über 9.000 m², die mit 300 Experimentierstationen<br />

allen Bevölkerungsschichten einen interaktiven, sinnlich<br />

erfahrbaren Zugang zu einer Vielzahl von Phänomenen<br />

eröffnet. Hierbei werden unterschiedliche Themenbereiche<br />

aus der Physik, Chemie, Biologie, Geowissenschaften,<br />

Psychologie, Mathematik u.a. berührt.<br />

Sonderausstellung SpürSinn<br />

Die Sonderausstellung „SpürSinn“ bringt noch bis zum 30. September <strong>2009</strong> Besucher auf die<br />

„schiefe Bahn“: Fühlen, spüren, wahrnehmen – das sind die großen Themen der Ausstellung.<br />

Beispielweise im „verrückten Salon“: Von außen wirkt der Raum ganz normal. Innen ist er aber<br />

um 25 Grad gekippt <strong>und</strong> fordert die Sinne heraus. Weitere Experimente mit optischer Täuschung,<br />

Hitze- <strong>und</strong> Kälteempfi nden, Balanceakten <strong>und</strong> Drehbewegungen, Musik, Kontaktreize <strong>und</strong> ein<br />

Erlebnispfad sprechen alle Wahrnehmungskanäle an. Der menschliche Körper wird dabei bei über<br />

35 Exponaten selbst Teil des Experimentes. Neben den fünf bekannten Sinnen werden im phæno<br />

auch der Gleichgewichtssinn, die Temperaturwahrnehmung, die Schmerzempfi ndung <strong>und</strong> die<br />

Tiefenwahrnehmung angesprochen.<br />

www.phaeno.de<br />

Gewinnfrage: Welche 5 Sinne sind die Bekanntesten?<br />

Wir verlosen 2 x 2 Eintrittskarten!<br />

Mailen Sie uns Ihre Antwort bis zum 5. September <strong>2009</strong> an: info@free-lounge.de.<br />

Der Gewinner wird aus allen eingegangenen Einsendungen verlost.<br />

Mitarbeiter der Phaeno GmbH <strong>und</strong> der Free-Lounge-Redaktion sind von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Gewinnen | 69


Foto: Milla & Partner<br />

70 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Foto: R. E. Gilmore


Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadtplanung<br />

Teil I: Element Wasser<br />

Für Kinder in der Stadt gelten die gleichen Voraussetzungen wie<br />

für Kinder auf dem Lande. Die Kindheit ist die Zeit, in der man<br />

seine Welt erk<strong>und</strong>en, probieren <strong>und</strong> ändern kann. Dabei erfährt<br />

man als Kind ein Stück von sich selbst, ein Stück von der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> ein Stück vom Leben.<br />

Kinder lernen innerhalb eines Stadtgefüges<br />

spielerisch soziales Handeln, Respekt gegenüber<br />

anderen Menschen <strong>und</strong> deren Wünsche<br />

kennen. Wenn die Stadträume auch für Kinder<br />

geschaffen sind, können sie sich dort durch zwischenmenschliche<br />

Beziehungen das notwendige<br />

Werkzeug aneignen, um sich als vollwertige<br />

Bürger zu entwickeln.<br />

Bei kinderfre<strong>und</strong>lichen stadtplanerischen Projekten,<br />

an denen Kinder beteiligt waren, konnte<br />

man in den letzten vier Jahren erkennen, dass<br />

sich Kinder zwischen sieben <strong>und</strong> dreizehn Jahren<br />

auf Kinderspielplätzen zunehmend langweilen.<br />

Die Rutsche, der Sandkasten <strong>und</strong> die alte<br />

Wippe sind <strong>Spiel</strong>geräte aus dem letzten Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Diese <strong>Spiel</strong>geräte locken keine Kinder,<br />

die z.B. die Geschwindigkeit, den Nervenkitzel<br />

<strong>und</strong> die Abwechselung auf Volksfesten erlebt<br />

haben. Andere <strong>Spiel</strong>elemente sind erwünscht.<br />

Ein wichtiges Element davon ist Wasser.<br />

„Wasser! Wasser, du hast weder Geschmack<br />

noch Farbe, noch Aroma. Man kann dich nicht<br />

beschreiben. Man schmeckt dich, ohne dich<br />

zu kennen. Es ist nicht so, dass man dich zum<br />

Leben braucht: du selber bist das Leben! Du<br />

durchdringst uns als Labsal, dessen Köstlichkeit<br />

keiner unserer Sinne auszudrücken fähig ist.<br />

Durch dich kehren uns alle Kräfte zurück, die<br />

wir schon verloren gaben“, schrieb Antoine de<br />

Saint-Exupéry 1939 in seinem Buch „Terre des<br />

Hommes“ („Wind, Sand <strong>und</strong> Sterne“). „Wasser<br />

schenkt uns ein unbeschreiblich einfaches <strong>und</strong><br />

großes Glück.“<br />

Schmutzwasserkanäle in der Stadt, erfrischende<br />

Wasserspiele in Gärten, lebensnotwendige<br />

Waschbrunnen am Marktplatz <strong>und</strong> Wasserspiele<br />

als Temperaturregler <strong>und</strong> Luftreiniger sind<br />

einige geschichtliche <strong>und</strong> vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

von Wasser. Eines der berühmtesten<br />

Beispiele von Wasserkunst in Gärten ist<br />

vermutlich der Garten der Villa d’Este in Italien.<br />

Neben Fischteichen, Eulen- <strong>und</strong> Drachenbrunnen,<br />

Wasserkanälen <strong>und</strong> Wasserfällen in den<br />

Handläufern der Treppen ist der Neptunbrunnen<br />

ein geeignetes Beispiel, wie man Wasser gezielt<br />

einsetzt, um Betrachter spielerisch zu unterhalten.<br />

Der Neptunbrunnen ist ein beeindruckender<br />

Wasserfall, dessen Geräuschkulisse die<br />

Aufgabe hatte, den Lärm aus der Stadt Tivoli zu<br />

übertönen <strong>und</strong> den Besucher im Garten von den<br />

Stadtgeräuschen zu isolieren. Dieses stattliche<br />

Wasserspiel wurde 1927 mit vertikalen Wasserventilen<br />

kombiniert, die unter Hochdruck standen.<br />

Hinzu kam eine musikalische Wasserorgel,<br />

die durch den Druck auf Klangbrettern zwei<br />

Trompetentöne produzierte.<br />

Ob Kinder bei der Planung der Wasserspiele im<br />

Garten der Villa d’Este gefragt worden sind, ist<br />

nicht überliefert. Der Garten aber ist überfüllt<br />

von Wasserspielen <strong>und</strong> hinterlistigen Wassertricks.<br />

Der Spaß an Wassertricks war damals<br />

wie heute nicht altersabhängig. Der „kniffl igste<br />

Wassertrick“ in der modernen Stadtplanung<br />

besteht darin, als Stadtplaner den Genuss von<br />

Wasser <strong>und</strong> Wasserspielen in den Städten zu<br />

ermöglichen. Ein Blick durch die deutschen<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 71


Auf dem Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen gibt es vielfältige <strong>Spiel</strong>möglichkeiten mit Wasser.<br />

72 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Städte zeigt, dass Stadtplaner, die mit Kindern,<br />

Künstlern <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten Wasser<br />

in der Stadt als wichtiges Thema aufgreifen,<br />

dabei sind, ihre Auffassung von menschen- <strong>und</strong><br />

besonders kinderfre<strong>und</strong>licher Stadtplanung auf<br />

die Städte zu übertragen.<br />

Sprudelnd, gurgelnd, rauschend übertönen die<br />

Wasserkaskaden den Berliner Stadtverkehr <strong>und</strong><br />

funkelnde Wassergüsse bahnen sich ihren Weg<br />

nach unten in die Stadt. Zwischen den Steinen<br />

segeln Papierschiffe, <strong>und</strong> eine neue Flotte wird<br />

gerade von aufgeregten Kindern zu Wasser gelassen.<br />

Hinter den Kindern, auf dem höchsten<br />

natürlichen Berg Berlins, steht ein Kreuz, das<br />

gleichzeitig der Namensgeber des Viertels ist.<br />

Der Victoriapark in Kreuzberg ist eines der ältesten<br />

Beispiele für kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Spiel</strong>oasen<br />

in der Stadt. Gleichzeitig ist es das beste<br />

Beispiel dafür, dass kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung<br />

eine Symbiose von drei Gr<strong>und</strong>elementen<br />

ist. Diese drei werden oft die drei „B´s“ genannt,<br />

denn es handelt sich um Brunnen, Bänke <strong>und</strong><br />

Bäume.<br />

Sowohl Kinder in Naumburg als auch in Karlsruhe<br />

lieben die erfrischende Seite des Wassers<br />

in ihren Städten. Bei gemeinsamen Streifzügen<br />

durch Naumburg ist der alte Steinbrunnen auf<br />

dem Kirchenplatz das beliebteste Ziel. Da der<br />

Beckenrand sehr breit ist, recken sich die Entdecker,<br />

bis sie die Wasseroberfl äche berühren,<br />

um damit spielen zu können. Hier erkennt man,<br />

wie immens wichtig es ist, dass Brunnen <strong>und</strong><br />

Wasserplätze bespielbar werden, indem Entfernungen<br />

zwischen dem Wasser <strong>und</strong> dem Nutzer<br />

möglichst gering gehalten werden. So kann auch<br />

der kleinste Bürger seine Hände in das kühlende<br />

Nass tauchen. Ab einem Alter von ungefähr<br />

elf Jahren können Kinder leichter Entfernungen<br />

überbrücken, <strong>und</strong> hüpfen wie in Karlsruhe am<br />

Foto: R. E. Gilmore<br />

Auch behinderte Kinder wurden bei der Planung<br />

berücksichtigt.<br />

Foto: R. E. Gilmore<br />

Lidellplatz auf den Brunnenrand, um an einen<br />

Schluck erfrischendes Wasser zu gelangen. Von<br />

der Schule nach Hause werden die Brunnenbesuche<br />

als Abstecher auf dem Nachhauseweg<br />

von den Kindern eingefügt. Die Erlebnisse in der<br />

Schule werden an den Brunnen besprochen, die<br />

Schulprobleme fl ießen ab <strong>und</strong> das Plätschern<br />

beruhigt die aufgewühlten Gefühle.<br />

Die neue Wasserspieloase in Neuwied ist vor<br />

r<strong>und</strong> einem Monat eröffnet worden. Am Rande<br />

des Neuwieder Stadtteils Feldkirchen ist am<br />

Standort des alten Schwimmbads ein Wasserpark<br />

für Kinder entstanden. Hier stellt man fest,<br />

dass sich Kinder im Zeitalter von Computer-<br />

<strong>und</strong> Videospielen st<strong>und</strong>enlang im Wasserspiel<br />

vertiefen können <strong>und</strong> wollen.. Die Erwachsenen,<br />

die freien Eintritt haben, staunen mit den Kindern,<br />

welche Vielzahl von Möglichkeiten es gibt.<br />

Sowohl die Fließgeschwindigkeit, die Fließrichtung<br />

als auch der Standort <strong>und</strong> die Menge des<br />

Wassers lassen sich beeinfl ussen. Experimentierfreudig<br />

bauen die Kinder Staudämme, erfrischen<br />

sich unter spritzenden Düsen <strong>und</strong> pumpen<br />

Wasser in mosaikverzierte Wasserrinnen<br />

<strong>und</strong> Becken.<br />

Der Ursprung der Wasserspiele in Gummersbach<br />

beginnt vor der Kirche <strong>und</strong> unterstreicht damit<br />

den christlichen Glauben, dass Wasser <strong>und</strong> damit<br />

auch Leben von Gott kommt. Das Wasser<br />

fl ießt dann über behauene, glatte Steinrinnen<br />

quer über den Kirchplatz <strong>und</strong> verbreitert sich<br />

auf den offenen Platz, um dann vor der Sparkasse<br />

seinen Abschluss zu fi nden. Durch verschiebbare<br />

Metallelemente im Wasserbett<br />

können die Form, die Lichtrefl ektionen <strong>und</strong> die<br />

Fließrichtung beeinfl usst werden. Kleine Brücken<br />

schaffen Übergänge <strong>und</strong> schmale Mauern<br />

verwandeln sich in Sitzelemente. Parallel zum<br />

Wasserbett sind Sitzmöglichkeiten mit Grün-


ereichen abwechselnd über unterschiedliche<br />

Höhenniveaus verteilt.<br />

Die Stadtplaner in Essen sind neue Wege gegangen<br />

<strong>und</strong> haben vor der Kirche zwischen<br />

zwei alten Brunnen eine Wasseroase für Kinder<br />

mit Sand, <strong>Spiel</strong>geräten <strong>und</strong> Brücken entworfen.<br />

Während die Jugendlichen sich an den alten<br />

Brunnen auf dem Kennedyplatz aufhalten, tummeln<br />

sich die Kleinkinder <strong>und</strong> Kinder auf dem<br />

Kardinal-Hengsbach-Platz. Die neue Wasseroase<br />

dort ist seicht ,langsam fl ießend <strong>und</strong> bietet<br />

die Möglichkeit, in knöchelhohem Wasser zu<br />

stehen. Daneben lockt der lang ausgedehnte<br />

weiße Sandabschnitt mit Klettermöglichkeiten.<br />

Die alten Brunnen locken die Jugendlichen<br />

mit ihren regulierbaren Wasserdüsen, der<br />

Gischtentstehung <strong>und</strong> dem kraftvoll entströmenden<br />

Wasser. So sind die Wasserplätze für<br />

unterschiedlichste Alterstufen bespielbar <strong>und</strong><br />

die Jugendlichen unter sich. Unter den großen<br />

Bäumen an dem Brunnen bei der Kirche versammeln<br />

sich die älteren Menschen <strong>und</strong> vertiefen<br />

sich in Gespräche, während sie das Treiben<br />

beobachten.<br />

Wasserspiele für behinderte Kinder sind rar <strong>und</strong><br />

die Freude von Kindern ist doppelt groß, wenn<br />

sie entdecken, dass Stadtplaner auch an sie gedacht<br />

haben. Hinter dem Mövenpick Hotel am<br />

Bahnhof in Essen ist ein Wasserspiel für Kinder<br />

in Rollstühlen. Im Boden sind Metallknöpfe<br />

versenkt, womit die Kinder beim wiederholten<br />

Drücken emporschießende Wasserstrahlen<br />

auslösen können. Es ist leichter, die Wasserstrahlen<br />

mit den Füßen zu aktivieren, aber<br />

mit den Rädern von Kinderrollstühlen ist dies<br />

auch möglich.. Animiert von dem ausgelösten<br />

Wasserstrahl <strong>und</strong> der begleitenden Erfrischung<br />

verbringen behinderte Kinder an heißen Tagen<br />

gemeinsam mit nicht behinderten Kindern gerne<br />

ihre Zeit am Wasserspiel.<br />

Kindgerechte Planung bedeutet die Planung<br />

eines Stadtteils mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten<br />

für alle Generationen. Eine Stadt für<br />

Kinder ist gleichzeitig eine Stadt für alle Menschen.<br />

Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit in der Stadtplanung<br />

heißt, durch gezielte Eingriffe ein bestehendes<br />

städtisches Gefüge so zu verändern, dass die<br />

Stadt für Kinder reizvoller, im Alltag sicherer<br />

<strong>und</strong> lebendiger wird, <strong>und</strong> dass bei der Umweltgestaltung<br />

auf kindergerechte Rahmenbedingungen<br />

geachtet wird. Also ist Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

in der Stadtplanung jeder Prozess, jedes<br />

Konzept oder jede Planung, die dazu beiträgt,<br />

dass Kinder ihre Städte gefahrlos <strong>und</strong> abwechselungsreich<br />

alleine, im Familien- oder Freun-<br />

Im ehemaligen Freibad Feldkirchen in Neuwied wurde <strong>2009</strong> eine Wasser- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>elandschaft<br />

eröffnet.<br />

deskreis erleben <strong>und</strong> erobern können. Dabei<br />

wird ihre eigenständige Mobilität, Selbständigkeit,<br />

Orientierung <strong>und</strong> Kreativität unterstützt<br />

<strong>und</strong> gefordert. Später als Erwachsene können<br />

die Kinder diese Erfahrungen <strong>und</strong> Charaktereigenschaften<br />

nutzen, um ihren Beitrag zur Gesellschaft<br />

beizusteuern.<br />

Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit beschränkt sich nicht nur<br />

auf Kindergeld, mehr Kindergartenplätze oder<br />

neue Gesetze zum Kinderschutz Vielmehr spiegelt<br />

sie sich in der alltäglichen Erlebniswelt für<br />

Kinder in der Stadt. Die Brunnen <strong>und</strong> Wasserspiele<br />

ermöglichen Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong><br />

Erwachsenen spannende <strong>und</strong> ruhige St<strong>und</strong>en.<br />

Etliche Stadtplaner <strong>und</strong> Investoren haben die<br />

Vorzüge von Wasser in der Stadt erkannt. Die<br />

angrenzenden Geschäfte, Restaurants <strong>und</strong> Eiscafés<br />

profi tieren von dem erhöhten Reiz bespielbarer<br />

Brunnen für Kinder. Eltern können<br />

die Zeit genießen, in der die Kinder sich gut <strong>und</strong><br />

sicher beschäftigen können Sie halten sich gerne<br />

dort auf <strong>und</strong> kehren immer wieder zu diesem<br />

Ort zurück.<br />

Dipl.-Ing. Ruth Esther Gilmore<br />

Teil II: Element Bäume<br />

Teil III: Element Kinderbeteiligung<br />

Teil IV: Element Mobilität<br />

Ruth Ester Gilmore<br />

Die Autorin verfasst zurzeit bei<br />

Frau Prof. Dr. Barbara Zibell<br />

an der Fakultät Architektur<br />

<strong>und</strong> Landschaft an der Leibniz<br />

Universität Hannover <strong>und</strong> bei<br />

Prof. Dr. Jens Dangschat an der<br />

TU Wien ihre Dissertation über<br />

Innovative Wege einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtplanung in<br />

deutschen Städten.<br />

Foto: M. Söltl<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 73


Foto: Eleazar Castillo<br />

Parkour –<br />

Überwindung der Schwerkraft<br />

Als der heute 36-Jährige<br />

David Belle von seinem Vater<br />

in den Wädern Nordfrankreichs<br />

die Méthode Naturelle<br />

lernte, ahnte er noch<br />

nicht, dass er zum Begründer<br />

einer „Trendsportart“<br />

werden sollte: Parkour. Bei<br />

Parkour scheint die Schwerkraft<br />

aufgehoben <strong>und</strong> ein<br />

verpasster Bus ist mitunter<br />

eine Chance, ohne Transportmittel<br />

noch schneller<br />

an´s Ziel zu kommen.<br />

74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Die Méthode Naturelle ihrerseits geht auf den<br />

1875 geborenen französischen Marine-Offi zier<br />

Georges Hébert zurück. Die Flucht vor einem<br />

Vulkanausbruch 1902 auf Martinique überzeugte<br />

ihn, dass es sehr wichtig ist, athletische<br />

Fähigkeiten mit Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit<br />

<strong>und</strong> Tapferkeit zu vereinbaren. Er entwickelte<br />

daraus eine Methode, wie man durch<br />

eine Landschaft mit ihren natürlichen Hindernissen<br />

ohne Hilfsmittel am effi zientesten von A<br />

nach B kommt – ideal für Soldaten in unwegsamem<br />

Gelände.<br />

Vom Wald in die Stadt<br />

David Belle übertrug nach einem Umzug in die<br />

Stadt in den 80er Jahren die Bewegungsabläufe<br />

<strong>und</strong> Techniken auf die urbanen Verhältnisse des<br />

Pariser Vorortes Lisses – auf eine Landschaft<br />

aus Beton <strong>und</strong> Stahl. Aus den spielerischen Verfolgungsjagden<br />

der Kinder über Treppen, Tischtennisplatten,<br />

Papierkörbe <strong>und</strong> kleinere Bäche<br />

entwickelten die Fre<strong>und</strong>e als Jugendliche durch<br />

Einbeziehung immer schwierigerer Hindernisse<br />

wie Mauern, Zäune, Baugerüste – später auch<br />

Gebäudefassaden <strong>und</strong> Hochhäuser – Le Parkour.<br />

David Belle ist studierter Schauspieler <strong>und</strong><br />

spielte bei etlichen Film- <strong>und</strong> Fernsehproduktionen<br />

teilweise Hauptrollen. Er gilt bis heute als<br />

der beste Traceur, wie sich die Sportler nennen.<br />

Naheliegend, dass er seine Fähigkeiten auch als<br />

Stuntman <strong>und</strong> in Werbespots einsetzt.<br />

Laut Eigendefi nition ist Parkour eine Disziplin,<br />

die Bewegungskunst, Sport <strong>und</strong> Technik verbindet<br />

<strong>und</strong> der einige philosophische Elemente<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen. Anders als Akrobatik ist die<br />

Bewegungskunst des Parkour in diesem Sinn<br />

nicht auf Showeffekte beim Publikum gerichtet,<br />

sondern auf „elegante, effi ziente, geschmeidige,<br />

fl üssige Bewegungen“.<br />

Alles wird Parkour<br />

Le Parkour kann prinzipiell überall, sowohl in<br />

natürlichem wie in urbanem Umfeld praktiziert<br />

werden. Der Traceur überwindet dabei alles,<br />

was ihm an Hindernissen in den Weg kommt.<br />

In einer urbanen Umgebung werden Pfützen,<br />

Papierkörbe, Bänke, Blumenbeete <strong>und</strong> Mülltonnen<br />

ebenso wie Bauzäune, Mauern, Litfasssäulen,<br />

Garagen <strong>und</strong> unter Umständen Hochhäuser<br />

<strong>und</strong> Hochhausschluchten übersprungen<br />

<strong>und</strong> überklettert. Die Hindernisse selbst dürfen<br />

jedoch nicht verändert werden, weil es darum<br />

geht, mit dem vorhandenen Umfeld zurecht zu<br />

kommen.<br />

In der Tat ist es verblüffend, wenn sich Traceure<br />

mit Leichtigkeit über hohe Mauern schwingen,<br />

nach einem Sprung punktgenau auf einer nur 10<br />

cm schmalen Kante landen oder sich aus dem<br />

zweiten Stockwerk stürzen, um unten mit einer<br />

eleganten Rolle zu landen. Natürlich unverletzt.<br />

Spektakulär <strong>und</strong> gleichzeitig unheimlich cool.<br />

Wer glaubt, mit ein paar Tricks <strong>und</strong> Wagemut<br />

sei es getan, liegt völlig daneben. Körper <strong>und</strong><br />

Geist sind gefragt. Und eben mal schnell geht<br />

das Lernen bei Parkour schon gar nicht.<br />

Eisernes Training ist die Gr<strong>und</strong>voraussetzung. Es<br />

geht um körperliche, geistige <strong>und</strong> mentale Fitness.<br />

Mittlerweile haben an dem Sport Interessierte<br />

viele Möglichkeiten unter Anleitung von<br />

Könnern, Parkour zu lernen. Dazu gehört eine<br />

Reihe von Gr<strong>und</strong>elementen, die später je nach<br />

Hindernis miteinander kombiniert werden.<br />

Überfl üssige Showeinlagen lehnen Traceure ab.<br />

Salti <strong>und</strong> andere akrobatische Einlagen gehören<br />

nicht zur Kunst der Bewegung. Die Bezeichnung<br />

als Trendsportart lehnen übrigens viele<br />

Anhänger ab, weil ein extrem hoher Trainingsaufwand<br />

erforderlich ist, was eher in Richtung<br />

Extremsport weist. Außerdem ist Parkour im<br />

Gegensatz zu den eigentlichen Sportarten nicht


Foto: Privat<br />

Ein Traceur führt einen Équilibre durch- Balancieren bzw. Gehen auf Mauern <strong>und</strong> Stangen.<br />

wettbewerbsorientiert. Mittlerweile gibt es mit<br />

Freerunning <strong>und</strong> Tricking zwei Abkömmlinge,<br />

die Show-Elemente mehr oder weniger stark<br />

in den Vordergr<strong>und</strong> stellen <strong>und</strong> Anleihen bei<br />

Breakdance oder Kampfsportarten nehmen.<br />

Wie gefährlich ist Parkour?<br />

Eine objektive Beurteilung des Gefährdungspotentials<br />

ist schwierig. Die Antwort erfahrener<br />

Traceure: „Parkour ist nur so gefährlich, wie<br />

man es sich selbst macht.“ Schwere Verletzungen<br />

bis hin zur Querschnittslähmung <strong>und</strong> zum<br />

Tod sind möglich, wenn bestimmte Gr<strong>und</strong>regeln<br />

missachtet werden. Das intensive Aufwärmen<br />

vorher ist absolute Pfl icht. Und Disziplin eine<br />

wirksame Versicherung. Zu den Basics gehört<br />

es, den eigenen Körper genau zu beobachten<br />

<strong>und</strong> seine Signale ernst zu nehmen. Auch der<br />

Respekt vor dem Hindernis muss stets gewahrt<br />

bleiben. Der Traceur muss sich sicher sein, dass<br />

er das Hindernis überwinden kann, andernfalls<br />

sollte er sich vorerst ein leichteres suchen. Man<br />

wagt nur Sprünge, bei denen man sich sicher<br />

ist, dass man diese auch schafft.<br />

Selbstüberschätzung <strong>und</strong> Angeberei sind völlig<br />

fehl am Platz. Wer mit Parkour ernsthaft<br />

beginnt, wird bald eine Veränderung an sich<br />

feststellen: in der Denkweise <strong>und</strong> im Körperbewusstsein.<br />

Der Schwierigkeitsgrad wird in sehr<br />

kleinen Schritten gesteigert. Selbst wenn man<br />

ein Hindernis mehrmals überw<strong>und</strong>en hat, wird<br />

man es noch nicht beherrschen.<br />

Nichts muss, Vieles kann<br />

Eine besonders angenehme Seite der Bewegungskunst<br />

ist die Tatsache, dass kein Sportfeld<br />

erforderlich ist. Und auch die Ausrüstung<br />

ist minimal. Auch wenn manche Traceure sogar<br />

auf Schuhe verzichten, sollten Sportschuhe<br />

mit hervorragenden Dämpfungseigenschaften<br />

<strong>und</strong> griffi gen Sohlen getragen werden. Und<br />

vielleicht Handschuhe, da auch die Hände sehr<br />

stark beansprucht werden. Typische Kleidung<br />

gibt es nicht <strong>und</strong> selbst die Musik, die Parkour<br />

oft begleitet, ist unspezifi sch. Es kann Hip-Hop<br />

sein, R&B, Techno oder Rock. Dass die Industrie<br />

sich mehr <strong>und</strong> mehr für diese Art der Jugendbewegung<br />

interessiert liegt daran, dass sie<br />

bestens geeignet ist, ein angestaubtes Firmenimage<br />

aufzupeppen, oder für Energieversorger,<br />

junge Mode, Banken <strong>und</strong> Radiosender zu werben<br />

- eben alles, was dynamisch <strong>und</strong> jugendlich<br />

wirken will.<br />

Da Parkour im öffentlichen Raum ausgeübt<br />

wird, stellt sich die Frage nach Beschädigungen<br />

durch Traceure. Die sind nicht ganz ausgeschlossen,<br />

wenn auch minimal <strong>und</strong> sehr<br />

selten. Denn auch die Rücksichtnahme auf das<br />

Eigentum anderer gehört zum Kodex der Bewegungskunst.<br />

Zerschmetterte Bierfl aschen zählen<br />

jedenfalls nicht zu den Hinterlassenschaften,<br />

da die Jugendlichen ja einen klaren Kopf behalten<br />

wollen. Vandalismusschäden sind nicht<br />

zu befürchten Und Rücksichtnahme auf andere<br />

Passanten sollte auch selbstverständlich sein.<br />

Wenn also künftig immer häufi ger junge Leute<br />

durch eine ungewöhnliche Fortbewegungsweise<br />

auffallen, besteht zunächst kein Gr<strong>und</strong>, an<br />

den Untergang des Abendlandes zu denken. An<br />

Rollerblader <strong>und</strong> Skateboarder haben wir uns<br />

auch gewöhnt. L.K.<br />

Die Bewegungsabläufe bei<br />

Parkour richten sich nach dem<br />

Hindernis <strong>und</strong> setzen sich aus<br />

verschiedenen Gr<strong>und</strong>techniken<br />

zusammen, beispielsweise:<br />

Passe muraille<br />

Der Traceur überwindet eine<br />

Mauer, indem er darauf zuläuft<br />

<strong>und</strong> die Vorwärtsbewegung<br />

durch Abstoßen an der Mauer<br />

in eine senkrechte Bewegung<br />

umwandelt.<br />

Planche<br />

Aus einer hängenden Position<br />

geht der Traceur in eine Stützposition<br />

über – beispielsweise,<br />

um eine Mauerüberwindung zu<br />

komplettieren.<br />

Franchissement<br />

Der Begriff bezeichnet einen<br />

Durchbruch durch eine Lücke.<br />

Typisch ist das Hindurchschwingen<br />

zwischen waagrechten<br />

Stangen. Manche<br />

schaffen es auch, mit den<br />

Füßen voran so durch ein<br />

geöffnetes Autofenster zu<br />

springen, dass sie passgenau<br />

auf dem Sitz landen.<br />

Demitour<br />

Mit einer halben Drehung ist<br />

es möglich, kontrolliert hinter<br />

einem Hindernis landen zu<br />

können.<br />

Réverse<br />

Bei einer Drehung um 360 °<br />

lässt sich zusätzlich zu einer<br />

kontrollierten Landung aus der<br />

Fliehkraft Geschwindigkeit für<br />

weitere Bewegungen gewinnen.<br />

Saut de précision<br />

Mit einem Präzisionssprung<br />

landet der Traceur auf einen<br />

vorher defi nierten Punkt <strong>und</strong><br />

kann darauf stehen bleiben.<br />

Foto: Privat<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 75


76 | Stadt & Kunst<br />

Foto: Gerhard Wö rnhö rer


Eine Lobby für das Hören<br />

„Hörstadt“ ist ein ehrgeiziges Projekt, das Linz als europäische Kulturhauptstadt<br />

noch weit über <strong>2009</strong> beschäftigen wird. Das Ziel: den<br />

akustischen Raum der Stadt zu entwickeln, gestalten <strong>und</strong> pfl egen.<br />

Werbebeschallung im Supermarkt, eine Hitparade<br />

unterschiedlichster Klingeltöne in der<br />

Straßenbahn oder der Verkehrslärm in der<br />

Rushhour: Manche der Geräusche nimmt der<br />

Mensch in dem breiten Klangteppich der Stadt<br />

gar nicht mehr wahr, denn das Gehirn kann sie<br />

ausblenden. Andere stören extrem. Gut tut der<br />

gesamte Lärm dem Körper sicher nicht. Wer<br />

von nächtlichem Fluglärm betroffen ist, leidet<br />

unter einem erhöhten Risiko an Bluthochdruck<br />

zu erkranken. Neben dem Rauchen ist Lärm ein<br />

zentraler Risikofaktor, der Herzinfarkte auslöst.<br />

Liest man die vielen möglichen Auswirkungen<br />

von Lärm auf die Ges<strong>und</strong>heit, so müsste eigentlich<br />

an vielen Orten in der Stadt ein Beipackzettel<br />

angebracht sein, der vor den Risiken warnt.<br />

Eine Art Anwaltschaft für das Hören hat die<br />

Stadt Linz seit <strong>2009</strong> als europäische Kulturhauptstadt<br />

übernommen. Florian Sedmak <strong>und</strong><br />

Peter Androsch lenken als Verantwortliche für<br />

das Projekt „Hörstadt“ die Aufmerksamkeit<br />

durch unterschiedlichste Aktionen auf die vielen<br />

Facetten dieses stark vernachlässigten Bereichs<br />

bei der Inszenierung von Städten. Die Linzer<br />

Idee: Das Thema in das politische Bewusstsein<br />

zu bringen <strong>und</strong> den Weg zu einer neuen Kultur<br />

des Hörens zu ebnen, bei der zum Beispiel auch<br />

in der Stadtentwicklung vernetzt geplant <strong>und</strong><br />

gehandelt wird.<br />

Aktion „Beschallungsfrei“<br />

Da die Ohren sich nicht verschließen lassen,<br />

sind die Menschen zum Hören verurteilt – <strong>und</strong><br />

müssen an vielen Orten Musik hören, die nicht<br />

gefällt. Dem Trend zu immer mehr Musik oder<br />

Einkaufradios mit Werbung stellt „Hörstadt“<br />

die Aktion „Beschallungsfrei“ entgegen. Die<br />

Liste der Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen, die<br />

mitmachen, ist beeindruckend lang. Die große<br />

Supermarktkette „Spar“ beteiligt sich in Linz<br />

sowie einige Banken sogar im ganzen Land.<br />

Ruhepole<br />

In diesem Jahr können Besucher der Kulturhauptstadt<br />

in zwei eindrucksvollen Gebäuden<br />

die Stille inmitten der Stadt genießen: Das leerstehende<br />

Centralkino an einer Hauptschlagader<br />

der Stadt wurde Ende 2008 als Ruhepol gestaltet.<br />

Im Frühjahr ist die bisher gesperrte Rudigierhalle<br />

im Turm des Linzer Mariendoms als<br />

zweiter öffentlicher Ruheraum hinzukommen.<br />

Hörstadtführungen<br />

Der Schweizer Komponist, Musiker <strong>und</strong> Klangarchitekt<br />

Andreas Bosshard hat eine Reihe von<br />

Hörstellen im Linzer Stadtraum eingerichtet,<br />

die als „Hörenswürdigkeiten“ erwandert <strong>und</strong><br />

auf teils vom Künstler selbst geführten Hörstadtführungen<br />

unter fachk<strong>und</strong>iger Anleitung<br />

Stadt & Kunst | 77


Foto: hoerstadt.at<br />

Ruhepol Centralkino Innenbereich Ruhemöbel aus großen Kabelspulen in dem Ruhepol<br />

Linzer Dom<br />

Silent City<br />

Die Europäische Akademie für städtische Umwelt hat im Rahmen<br />

des Projekts „Silent City“ ein Handbuch zur Lärmaktionsplanung erstellt.<br />

Dieses Handbuch hilft Kommunen, die Umgebungslärmrichtlinie<br />

effektiv umzusetzen <strong>und</strong> kann als Download über das Internet<br />

bezogen werden. http://www.umweltb<strong>und</strong>esamt.de/laermprobleme<br />

78 | Stadt & Kunst<br />

sinnlich erfahren werden können. Außerdem<br />

wird er für Hörstadt im August <strong>und</strong> September<br />

<strong>2009</strong> an einem hoffnungslos verlärmten Ort in<br />

der Linzer Innenstadt eine Klangbaustelle einrichten,<br />

die prototypisch vor Ohr führen soll,<br />

wie mit einer klugen Gestaltung von Klangumgebungen<br />

plötzlich ein ganz anderer Umgang<br />

mit Lärm möglich wird.<br />

Akustikon<br />

Als neue Kultureinrichtung im Zentrum von Linz<br />

ist das Akustikon geplant. Es soll als Plattform<br />

dienen, an der alle Aktivitäten von „Hörstadt“<br />

zusammenlaufen. Bisher steht die Finanzierung<br />

des Projektes bis zum 31. März 2010. Unter<br />

Hochdruck wird derzeit nach Möglichkeiten gesucht,<br />

wie die Zukunft des Akustikons danach<br />

gesichert werden kann. In einer Erlebniswelt<br />

können die Besucher in das Reich des Hörens<br />

<strong>und</strong> der Akustik eintauchen <strong>und</strong> Hörabenteuer<br />

erleben. Beispielsweise wird der schleichende<br />

Hörverlust durch das zu laute Abspielen<br />

von Musik durch Kopfhörer simuliert. An einer<br />

anderen Station wird die Schallrefl exion unterschiedlicher<br />

Materialien sichtbar gemacht.<br />

Darüber hinaus soll ein Kompetenzzentrum für<br />

Akustik aufgebaut werden: Theoretische Arbeit,<br />

Diskussion <strong>und</strong> Interaktion sowie nicht zuletzt<br />

auch akustische Beratung gehören dazu. Spezielle<br />

Angebote für Schulklassen sind ebenfalls in<br />

Vorbereitung.<br />

Die Linzer Charta<br />

Die Linzer Charta ist das Ergebnis der Entwicklungsarbeit<br />

eines von Hörstadt initiierten Kreises<br />

von Akustikern, Künstlern, Hörexperten <strong>und</strong><br />

Klangarchitekten. Zudem verdankt sie sich der<br />

Offenheit von Politik <strong>und</strong> Verwaltung in der<br />

Stadt Linz. Am 22. Januar <strong>2009</strong> hat der Gemeinderat<br />

der Stadt Linz in seiner ersten Sitzung im<br />

Kulturhauptstadtjahr die vom Stadtsenat eingebrachte<br />

<strong>und</strong> von Bürgermeister Franz Dobusch<br />

vorgestellte Linzer Charta zur Stadtentwicklung<br />

<strong>und</strong> Stadtgestaltung in akustischem Sinne einstimmig<br />

beschlossen. Damit ist Linz nun die<br />

weltweit wohl erste Stadt mit Leitlinien für ihre<br />

akustische Entwicklung. Die Linzer Charta soll<br />

Kompass auf dem Weg zur vorerst utopischen<br />

akustischen Musterstadt Europas sein. In ihr<br />

sind verbindlich Ziele <strong>und</strong> Werte für die akustische<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von<br />

Linz festgeschrieben. Andere Städte sind eingeladen,<br />

sich der Linzer Charta anzuschießen.<br />

In Lüttich werden derzeit schon die Weichen in<br />

diese Richtung gestellt. A.M.<br />

www.hoerstadt.at


Die Linzer Charta<br />

Foto: Gerhard Wö rnhö rer<br />

Foto: hoerstadt.at<br />

Bis Ende <strong>2009</strong> verzichtet das Unternehmen Spar in Linz auf die gewohnte<br />

akustische Berieselung.<br />

Der akustische Raum ist alles, was wir hören. In ihm konkretisieren sich unsere Lebensbedingungen ebenso unmittelbar wie – da wir<br />

das Gehör nicht abschalten können – unausweichlich. Der akustische Raum ist formbar. Er kann gestaltet, gepfl egt <strong>und</strong> entwickelt<br />

werden.<br />

Wir anerkennen den akustischen Raum als elementaren Bestandteil unseres Lebensraumes <strong>und</strong> verpfl ichten uns, bei seiner Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung folgende Werte zu beachten:<br />

Der akustische Raum ist Gemeingut. Er gehört allen.<br />

Die Gestaltung des akustischen Raums ist Recht <strong>und</strong> Sache aller Menschen. Die Mitwirkung daran bedarf der Chancengleichheit.<br />

Die Teilhabe am akustischen Raum erfordert das Recht auf akustische Selbstbestimmung <strong>und</strong> die Entwicklung eines akustischen<br />

Verantwortungsgefühls.<br />

Städte sind Orte akustischer Vielfalt <strong>und</strong> akustischen Reichtums, der allen barrierefrei offen stehen soll.<br />

Auch im akustischen Raum besteht das uneingeschränkte Recht auf persönliche körperliche Souveränität ebenso wie das Recht auf<br />

persönliche Ges<strong>und</strong>heit.<br />

Auf diesen Werten aufbauend orientieren wir uns an folgenden Zielen:<br />

Wir wollen akustische Vielfalt <strong>und</strong> Klangreichtum ermöglichen <strong>und</strong> fördern.<br />

Wir begreifen Bau-, Verkehrs- <strong>und</strong> Raumentwicklungsprozesse in unserer Stadt auch als akustische Prozesse.<br />

Wir wollen alle Räume im öffentlichen Eigentum einschließlich aller öffentlichen Verkehrsmittel frei von dauerhafter Beschallung<br />

halten.<br />

Wir streben zum Schutz von ArbeitnehmerInnen <strong>und</strong> KonsumentInnen eine Verringerung der Beschallung der öffentlichen Sphäre<br />

an.<br />

Wir wollen die volle gesellschaftliche Teilhabe aller Hörbeeinträchtigten gewährleisten.<br />

Wir rufen die Bildungseinrichtungen - insbesondere Kindergärten - auf, den Erwerb von Hörkompetenz in den Fokus ihrer Arbeit zu<br />

rücken.<br />

Wir wollen verantwortungsvolles, innovatives <strong>und</strong> gesellschaftlich engagiertes akustisches Verhalten fördern sowie neue Wege der<br />

Lärmbekämpfung gehen.<br />

Mit der „Linzer Charta“ machen wir das Hören zu einem der Kernbereiche unserer Politik <strong>und</strong> laden andere Kommunen ein, sich der<br />

„Linzer Charta“ anzuschließen. Wir appellieren an die GesetzgeberInnen, den akustischen Raum als zentralen Lebensbereich zu berücksichtigen.<br />

Wir tun dies im Wissen <strong>und</strong> in der Überzeugung, dass Menschen von dem, was sie hören, in ihrem Innersten beeinfl usst<br />

<strong>und</strong> berührt werden. Akustisch bewusstes Handeln schafft Lebensqualität <strong>und</strong> begünstigt die individuelle Teilhabe an der gesellschaftlichen<br />

Kommunikation.<br />

Alle Städte <strong>und</strong> Kommunen, die sich mit den in der Linzer Charta formulierten Werten <strong>und</strong> Zielen identifi zieren können, sind herzlich<br />

eingeladen, der Charta beizutreten <strong>und</strong> diese für sich zu ratifi zieren.<br />

Klaus Luger, Planungsstadtrat der Stadt Linz, klaus.luger@mag.linz.at<br />

Stadt & Kunst | 79


Interview mit dem Komponisten<br />

Peter Androsch,<br />

Initiator des Projekts<br />

„Hörstadt“<br />

Luftverschmutzung war<br />

auch lange kein Thema<br />

80 | Stadt & Kunst<br />

FreeLounge: Sie bieten mit der „Hörstadt“ etwas<br />

ganz anderes, als die Veranstaltungen, die<br />

man im Rahmen einer Kulturhauptstadt erwartet.<br />

Warum, Herr Androsch?<br />

P. Androsch: Zunächst muss man zwischen<br />

einer Kunst- <strong>und</strong> einer Kulturhauptstadt unterscheiden.<br />

Linz liegt zwischen Salzburg <strong>und</strong><br />

Wien, also zwischen zwei Welthauptstädten<br />

der Musik. Da kommen wir nicht heran. Aber<br />

wir können den Großraum Linz zu einem Kompetenzzentrum<br />

für Akustik entwickeln. Und wir<br />

können durch unsere Projekte <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

Lösungen bieten, die für die Mehrheit aller<br />

Europäer nutzbar sind. Denn im Durchschnitt<br />

leben die meisten Menschen in Europa in Ballungszentren<br />

zwischen 100.000 <strong>und</strong> 500.000<br />

Einwohnern, wie in unserer Region.<br />

FreeLounge: Was konkret meinen Sie mit Kompetenzzentrum<br />

für Akustik?<br />

P. Androsch: Linz ist die erste Stadt, die<br />

Leitlinien für ihre akustische Entwicklung beschlossen<br />

hat. Die „Linzer Charta“ wurde im<br />

Stadtparlament übrigens einstimmig angenommen.<br />

Wir stehen jetzt mit der Umsetzung vor<br />

Aufgaben, die es so noch nie gegeben hat. Das<br />

Projekt Hörstadt macht durch die Maßnahme<br />

„Beschallungsfrei“, die Ruhepole in der Stadt<br />

<strong>und</strong> die akustischen Stadtführungen auf den<br />

Handlungsbedarf aufmerksam. So wie auch in<br />

Foto: P. Androsch<br />

den 70er Jahren zunächst einmal das Bewusstsein<br />

für die Luftverschmutzung in den Städten<br />

geweckt werden musste. Eine wichtige Rolle<br />

auf dem Weg zum Kompetenzzentrum wird<br />

das Akustikon spielen, das am 28. Juni eröffnet<br />

wird. Das Akustikon soll zu einer europäischen<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Vermittlungsstelle zur nachhaltigen<br />

Entwicklung des akustischen Raums<br />

werden. Es wird dort eine Erlebniswelt zum Hören<br />

geben, bei der alle drei im Ohr angesiedelten<br />

Sinne berücksichtigt werden, nämlich der<br />

Gleichgewichts-, Orientierungs- <strong>und</strong> Hörsinn.<br />

Wichtig ist uns darüber hinaus der Bereich der<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre, der interdisziplinär betrieben<br />

werden wird. Nehmen wir ein Beispiel.<br />

Gutes Sprachverständnis ist in Räumen mit<br />

parallelen Wänden schwierig. Deshalb werden<br />

Theater oder Auditorien auch nie als Schuhschachteln<br />

geplant. Anders die Schulen. Seit<br />

Generationen gibt es nur Klassenräume, die<br />

ohne Berücksichtigung der Gesetze der Akustik<br />

gebaut wurden. Es geht also zum Beispiel<br />

darum, dieses Basiswissen auch an die entsprechenden<br />

Planungsstellen zu vermitteln. Auch<br />

das gute Wissen der Arbeitsmediziner zum Thema<br />

Hören kommt nicht bei Architekten oder gar<br />

Stadtplanern an. Hier muss an der Vernetzung<br />

gearbeitet werden. Natürlich gilt es auch, über<br />

die Rahmenbedingungen der Akustik zu sprechen.


FreeLounge: Welche Rahmenbedingungen<br />

meinen Sie?<br />

P. Androsch: Nehmen wir als Metapher die<br />

Situation im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert, als sich durch<br />

die Entwicklung verschiedener Verkehrsmittel<br />

ein „Verkehrsraum“ gebildet hat. Ganz selbstverständlich<br />

wurde dieser neue Raum durch<br />

Regeln gestaltet. Das war ein normaler gesellschaftlicher<br />

Prozess, weil ansonsten auf den<br />

Straßen bald das Faustrecht geherrscht hätte.<br />

Nun ist der akustische Raum nicht neu, aber<br />

die Bedingungen haben sich radikal verändert.<br />

Es gibt heute zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte<br />

die technischen Möglichkeiten,<br />

überall zu beschallen <strong>und</strong> – das ist ebenfalls<br />

neu – den akustischen Raum ökonomisch zu<br />

nutzen. Durch die unterschiedlichen Formen<br />

von Werbung wird der akustische Raum, der<br />

großteils ein öffentlicher ist, privatisiert <strong>und</strong> zu<br />

Geld gemacht. Deshalb ist es wichtig, auch ein<br />

akustisches Recht zu entwickeln. Juristisch gesehen<br />

gibt es den akustischen Raum bis heute<br />

noch gar nicht. Es gibt nur Lärm als einen negativen<br />

Ausschnitt, der sich nicht einmal genau<br />

defi nieren lässt. Denn vom Flugzeuglärm in der<br />

Einfl ugschneise bis hin zum tropfenden Wasserhahn<br />

in der Nacht empfi nden Menschen die<br />

unterschiedlichsten Geräusche als störenden<br />

Lärm. Und ganz wichtig ist zudem der gesellschaftspolitische<br />

Aspekt: Wer arm ist lebt weltweit<br />

im Lärm.<br />

FreeLounge: Eine letzte Frage: Wie kommt die<br />

Hörstadt bei den Linzern an? Wie stehen Jugendliche<br />

dazu?<br />

P. Androsch: Die Resonanz ist sehr gut. Immer<br />

mehr Organisationen <strong>und</strong> Geschäfte beteiligen<br />

sich an der Aktion „Beschallungsfrei“. Der Ruhepol<br />

in dem ehemaligen Centralkino wurde<br />

bislang von circa 13.000 Besuchern genutzt,<br />

davon waren sicher 50 Prozent Jugendliche. Das<br />

sind mehr als sechs Prozent der Stadtbevölkerung.<br />

Beim Thema Kopfhörer sind viele Jugendliche<br />

natürlich anderer Meinung als wir, aber<br />

man kann kein Gesetz erlassen, nur weil etwas<br />

dem eigenen Körper schadet. Und schließlich<br />

sind wir auch keine Taliban des Hörens.<br />

FreeLounge: Herr Androsch, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

Fotos: hoerstadt.at<br />

Stadt & Kunst | 81


82 | Stadt & Kunst<br />

städtischen Umfeld erstreckt sich meistens<br />

in der Ebene. Weltweit gibt es jedoch eine Reihe ganz<br />

außergewöhnlicher Beispiele für Pfl anzenfassaden <strong>und</strong><br />

vertikale Gärten, die ein neu erschienenes Buch jetzt<br />

erstmals in umfangreicher Form vorstellt.<br />

Wer Paris kennt, weiß, wie positiv vertikale<br />

Gärten <strong>und</strong> Dachgärten die Atmosphäre in der<br />

Innenstadt verändern. Seit 2006 gibt es dort<br />

sogar spezielle Richtlinien, die das Anlegen solcher<br />

grüner Oasen vereinfachen. So w<strong>und</strong>ert es<br />

nicht, dass Paris mit den meisten Beispielen in<br />

dem Buch von Anna Lambertini vertreten ist.<br />

Danach folgt Tokio. Insgesamt zeigen ausgewählte<br />

Projekte von drei Kontinenten, wie unterschiedlich<br />

Künstler, Botaniker, Architekten<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitekten mit der Chance<br />

umgehen, das Grün gen Himmel wachsen zu<br />

lassen. Die bekannten, spektakulären Beispiele<br />

sind in dem Buch ebenso vertreten wie etwas<br />

weniger auffällige, aber inspirierende Lösungen.<br />

So arbeitet das Künstlerpaar Heather Ackroyd<br />

<strong>und</strong> Dan Harvey im künstlerisch-experimentellen<br />

Bereich seit den 90er Jahren damit, Bauwerke<br />

temporär mit einem Grasmantel zu umhüllen.<br />

Ein kleiner klassizistischer Tempel auf<br />

dem monumentalen Friedhof von Riga leuchtete<br />

für einige Tage in beinahe künstlich wirkendem<br />

Grün. Eine der zentralen Motivationen<br />

beim Anlegen vertikaler Gärten besteht jedoch<br />

darin, die teils triste Wirkung urbaner Architektur<br />

durch Pfl anzen zu beleben. So entfalten<br />

die bewachsenen Säulen im Parkhaus „Parking<br />

des Ternes“ in Paris eine surreale Wirkung, die<br />

durch ein besonderes Lichtkonzept noch verstärkt<br />

wird. Der 17 Meter hohe Lüftungsturm<br />

einer Tiefgarage ist in den Sommermonaten<br />

eine nachdrückliche grüne Antwort auf die hohen<br />

Bürogebäude der Umgebung. Beide Projek-<br />

VERTIKALE GÄRTENNatur im<br />

te wurden in Zusammenarbeit von Patrick Blanc<br />

<strong>und</strong> Edourad François realisiert. Aber es ist nicht<br />

immer nur Beton, der in den Innenstädten durch<br />

Pfl anzen aufgewertet werden kann. Ein gelungenes<br />

Beispiel für eine kostengünstige Lösung<br />

in einem historischen, unter Denkmalschutz<br />

stehenden Gebäude durch Agnès Daval fand<br />

die Autorin im Palais du Rhin in Straßburg. Von<br />

dem Kindermärchen der Zauberbohne inspiriert,<br />

wachsen dort in einem schmucklosen, dunklen<br />

Innenhof aus einer Fläche von Bodendeckern<br />

Kletterpfl anzen an Stahlseilen in die Höhe. Umfangreiche<br />

Beispiele hat die Autorin auch zum<br />

Thema der Metamorphose zusammengetragen.<br />

Gemeint sind Gebäude, deren Architektur<br />

so geplant ist, dass sie durch das Wachstum<br />

der Pfl anzen ihren Charakter komplett verändern.<br />

Es ist etwas schade, dass die Autorin<br />

ihre Einteilung in unterschiedliche Kategorien<br />

wie eben „Metamorphose“, „Verkleidung“ oder<br />

„Ergänzung“ nicht erklärt hat, denn nicht immer<br />

erschließt sich diese Differenzierung. Doch<br />

handelt es um eine sehr lesenswerte Anthologie<br />

der vertikalen Gärten, die durch die Fotos von<br />

Mario Ciampi anschaulich illustriert ist. A. M.<br />

Anna Lambertini – Vertikale Gärten<br />

Mit Vorwort von Jacques Leenhardt <strong>und</strong><br />

Fotos von Mario Ciampi<br />

München: Deutsche Verlags-Anstalt, <strong>2009</strong><br />

59,95 Euro


Buchtipp Street Art<br />

Über Street Art wurde in den letzten Jahren viel geschrieben, sowohl von der Perspektive außerhalb<br />

als auch innerhalb der Szene. „Street Art. Legenden zur Straße“ versucht durch eine Kooperation<br />

zwischen aktiven Street Artists <strong>und</strong> beobachtenden Wissenschaftlern <strong>und</strong> Wissenschaftlerinnen,<br />

erstmals beide Sichtweisen miteinander zu verschränken. Während die Street Artists ihre Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Geschichten von der Straße in Form von literarischen <strong>und</strong> grafi schen Beiträgen verarbeiten,<br />

machen Autoren aus verschiedenen Disziplinen in Form von Essays dieses popkulturelle Phänomen<br />

vor seinem gesellschaftlichen, politischen, historischen <strong>und</strong> kulturellen Kontext für Außenstehende<br />

verständlich. Die Publikation bietet damit „Legenden zur Straße“ im doppelten Sinne: zum einen<br />

als erzählerische „Legenden“ vom Arbeiten der Street Artists auf der Straße <strong>und</strong> zum anderen als<br />

erklärende „Legenden“ zum besseren Verständnis dieser illegalen Eingriffe in die urbane Ästhetik.<br />

A. M.<br />

Eine weitere Publikation zum Thema Vertikale Gärten ist ebenfalls aktuell erschienen. Sie<br />

stammt von Patrick Blanc, dem bekannten Pariser Botaniker, der mit seinen „mur végétal“<br />

seit 15 Jahren für Furore sorgt. Er hat es geschafft, ein einfaches, jedoch effektives System<br />

zu entwickeln, senkrechte Wände zu bepfl anzen <strong>und</strong> in grüne Oasen zu verwandeln. Seine<br />

faszinierenden <strong>und</strong> erstaunlichen Werke sind in diesem Buch ausführlich beschrieben <strong>und</strong> mit<br />

beeindruckenden Abbildungen dokumentiert.<br />

Patrick Blanc – Vertikale Gärten. Die Natur in der Stadt.<br />

Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer, <strong>2009</strong>. 59,90 Euro<br />

Stadt & Kunst | 83


84 | Stadt & Kunst<br />

Oper am Unort<br />

Das Projekt der Eichbaumoper hat über fast zwei Jahre eine wirklich<br />

unfre<strong>und</strong>liche, von vielen Menschen als bedrohlich empf<strong>und</strong>ene U-Bahn-<br />

Haltestelle in Mühlheim an der Ruhr in eine lebendige Kulturwerkstatt<br />

verwandelt <strong>und</strong> den Ort verändert. Schon von den Vorbereitungen an<br />

nahmen Anwohner aktiv an dem Projekt teil. Wie geht es nun weiter,<br />

nachdem die acht Aufführungen stattgef<strong>und</strong>en haben?<br />

Foto: Matthias Rick<br />

Die Architekten Matthias Rick <strong>und</strong> Jan Liesegang<br />

von Raumlaborberlin waren bei ihrem Projekt<br />

U(topie)18 im Ruhrgebiet 2007 auf die Station<br />

Eichbaum der Linie 18 aufmerksam geworden.<br />

Direkt an der Autobahn A40 gelegen war diese<br />

Station mit viel Beton <strong>und</strong> wenig städtebaulichem<br />

Gefühl in den 70er Jahren gebaut worden.<br />

Sie ist abgeschnitten von den umliegenden<br />

Wohngebieten <strong>und</strong> zu groß für die tatsächliche<br />

Nutzung, so das schon tagsüber das Gefühl von<br />

Einsamkeit vermittelt wird. In der Dunkelheit<br />

wird die Station dann zu einem Ort der Angst.<br />

Matthias Rick <strong>und</strong> Jan Liesegang hatten die<br />

Idee, diesen unwirtlichen Ort in einen Zusammenhang<br />

zu stellen, den niemand hier erwartet.<br />

Sie wollten zeigen, dass sich Räume nicht nur<br />

durch Beton, sondern auch durch Menschen<br />

<strong>und</strong> den Klang von Instrumenten verändern lassen.<br />

Bewusst entschieden sie sich nicht für Theater<br />

oder Musical, um den Kontrast zwischen<br />

dem kulturellen Genre <strong>und</strong> dem Ort besonders<br />

deutlich werden zu lassen. Für die künstlerische<br />

Realisation dieser Oper konnten sie das Musiktheater<br />

im Revier Gelsenkirchen (MiR), Ringlokschuppen<br />

Mülheim <strong>und</strong> das Schauspiel Essen<br />

begeistern. Die acht Aufführungen im Juni <strong>und</strong><br />

Juli sind vorbei, doch anders als sonst bleibt<br />

bei der Eichbaumoper nicht nur die Erinnerung


an einige St<strong>und</strong>en Kunstgenuss. Dadurch dass<br />

die Oper von Beginn an den Elfenbeinturm der<br />

Hochkultur verlassen hat <strong>und</strong> die Anwohner in<br />

der Art eines Stadtteilprojektes ganz bewusst<br />

langfristig einbezogen wurden, ist die Idee von<br />

Matthias Rick <strong>und</strong> Jan Liesegang aufgegangen.<br />

Der Eichbaum wurde <strong>und</strong> wird in einem ganz<br />

neuen Zusammenhang wahrgenommen.<br />

Die Opernbauhütte<br />

Eine wichtige Funktion in der Phase der Entstehung<br />

hatte die sogenannte Opernbauhütte,<br />

die im November 2008 aus Containern errichtet<br />

wurde. Sie ist in der Tradition der mittelalterlichen<br />

Dombauhütten zu sehen, in denen die Gewerke<br />

organisiert wurden, die mit dem Bau des<br />

Domes beauftragt waren. Die Opernbauhütte<br />

war dann auch der Raum, in dem die Gewerke<br />

<strong>und</strong> Künstler der Eichbaumoper gearbeitet haben.<br />

Die Präsenz der Künstler hat die U-Bahn-<br />

Station verändert. Interviews, Gespräche <strong>und</strong><br />

Begegnungen mit den Menschen <strong>und</strong> dem Ort<br />

„Eichbaum“ bildeten den wesentlichen Impuls<br />

der künstlerischen Arbeit. Außerdem fanden<br />

eine Vielzahl von Veranstaltungen statt, die<br />

Künstler <strong>und</strong> Anwohner ins Gespräch brachten:<br />

Einmal pro Monat wurde die Opernbauhütte zur<br />

Bar, <strong>und</strong> es wurden regelmäßig Stammtische<br />

mit den Beteiligten angeboten. Kinder konnten<br />

einen Outdoor-Western mit Lucky Luke <strong>und</strong> Billy<br />

The Kid erleben. Es gab Workshops, die auf<br />

unterschiedlichste Zielgruppen ausgerichtet<br />

waren: vom Chorsingen bis hin zum Sprayen.<br />

Bei der Ansprache der Jugendlichen arbeitete<br />

das Team eng mit dem Jugendzentrum vor Ort<br />

zusammen. Außerdem achteten die Organisatoren<br />

darauf, Berührungsängste durch niederschwellige<br />

Angebote wie zwangloses Grillen<br />

abzubauen. So gelang es dann auch im Laufe<br />

der Zeit, mit jugendlichen Randgruppen ins<br />

Gespräch zu kommen, für die der Eichbaum<br />

ein Treffpunkt ist. Sie hatten zunächst heftige<br />

Zweifel an dem Projekt <strong>und</strong> konnten sich nicht<br />

vorstellen, dass der Eichbaum überhaupt zur<br />

Bühne einer Oper werden könnte. Bei nächtlichen<br />

Proben <strong>und</strong> auch bei den Aufführungen<br />

waren diese Jugendlichen dann aber oft dabei,<br />

das anfängliche Problem von Vandalismus gab<br />

es dann nicht mehr.<br />

Wer Interesse hatte, konnte im MiR an einer<br />

öffentlichen Kompositionswerkstatt teilnehmen,<br />

bei der das „Making of“ ganz authentisch<br />

in einer frühen Phase öffentlich gemacht wurde.<br />

Diese Transparenz im künstlerischen Prozess<br />

gehörte ebenfalls zur Projektidee. Später haben<br />

die Passanten dann natürlich die Proben miterlebt,<br />

denn immer - auch bei den Aufführungen<br />

- ging der Personennahverkehr seinen gewohnten<br />

Gang. Die Straßenbahn <strong>und</strong> der Lärm der<br />

nahen Autobahn hatten ihre eigene, tragende<br />

Rolle in dieser Oper.<br />

Foto: Matthias Rick<br />

Stadt & Kunst | 85<br />

Bild: raumlaborberlin


86 | Stadt & Kunst<br />

Zeichnung: raumlaborberlin<br />

Foto: Rainer Schlautmann<br />

Anwohner wurden zu Akteuren<br />

Die Künstler lernten die Anwohner aus der nahe<br />

liegenden Siedlung „Heimaterde“ kennen, die<br />

Rentner <strong>und</strong> die Spaziergänger, die Mütter, die<br />

ihren Kindern Einsteigen am Eichbaum verbieten,<br />

die Pendler, die dort ein- <strong>und</strong> aussteigen,<br />

die Menschen, die seit Jahren auf eine Veränderung<br />

warten. So hörten sie eine Vielzahl<br />

von Geschichten <strong>und</strong> Biographien, die sich an<br />

diesem einen Ort überschneiden. Aus diesem<br />

Panorama „Eichbaum“ wählte jeder Künstler<br />

seine Geschichte <strong>und</strong> seine Perspektive, die er<br />

zum Fokus seiner Arbeit machte. Die Autoren<br />

verarbeiteten Geschichten zu Libretti, die Komponisten<br />

übersetzten Klänge, Emotionen <strong>und</strong><br />

Erlebnisse in Musik. So entstanden drei autonome<br />

Teile, die von „Eichbaum“ erzählen <strong>und</strong><br />

gemeinsam zur „Eichbaumoper“ wurden. Für<br />

die Inhalte eines Teils waren die Songworkshops<br />

von Bernadette La Hengst wichtig. Die<br />

mittlerweile in verschiedensten Medien tätige<br />

Künstlerin, deren Wurzeln im Indie-Rock liegen,<br />

hat zuletzt mehrfach mit musikalischen Laien<br />

zusammengearbeitet <strong>und</strong> daraus kulturell <strong>und</strong><br />

sozial berührende Projekte realisiert. So hat sie<br />

mit Bewohnern eines Altenheims <strong>und</strong> Anfang<br />

des Jahres mit Obdachlosen Songs entwickelt,<br />

einstudiert <strong>und</strong> bei Theaterprojekten in Freiburg<br />

aufgeführt. Am Eichbaum hat sie für ihr<br />

Libretto Anregungen aus den Workshops gezogen<br />

<strong>und</strong> auch Teile der entstandenen Texte<br />

übernommen. Kreative Prozesse wie diese


waren es, die das Projekt Eichbaumoper besonders<br />

auszeichnen. Es galt nicht nur einen<br />

besonders „schrägen“ Ort zu bespielen, sondern<br />

eine Inszenierung zu schaffen, die nur an<br />

diesem einen Ort auf der Welt funktioniert. Die<br />

Oper fand großen Anklang <strong>und</strong> ein durchweg<br />

positives Medienecho.<br />

Viele Ideen – wenig Mittel<br />

Die Eichbaumoper wurde durch verschiedene<br />

öffentliche <strong>und</strong> private Kunststiftungen sowie<br />

durch die Unterstützung von Unternehmen<br />

fi nanziert. Nach Ende des Projektes ist nun<br />

natürlich auch die Förderung beendet. Doch<br />

zeichnet sich ab, dass niemand die entstandenen<br />

Strukturen <strong>und</strong> Vernetzungen einfach im<br />

Sand verlaufen lassen möchte. Eine wichtige<br />

Entscheidung war zunächst, dass die Opernbauhütte<br />

stehen bleibt <strong>und</strong> das Verkaufsangebot<br />

an einen Kulturträger in Paris abgelehnt<br />

worden ist. Provisorisch werden beim Ringlokschuppen<br />

die verschiedenen Fäden zusammenlaufen,<br />

die jetzt gesponnen werden. Matthias<br />

Rick <strong>und</strong> Jan Liesegang vom Raumlabor Berlin<br />

setzen sich dafür ein, dass an den Eichbaum<br />

ein Jugendprojekt angesiedelt wird. Sie könnten<br />

sich ein Jugendradio vorstellen, dass seinen<br />

Aktionsradius nicht auf Mühlheim beschränkt,<br />

sondern das ganze Ruhrgebiet bespielt. Es besteht<br />

kurzfristig die Chance ein Projekt mit<br />

Jugendlichen im Bereich der Stadtplanung in<br />

der ehemaligen Opernbauhütte einzurichten.<br />

Das wäre inhaltlich eine glückliche Fügung,<br />

denn damit könnten vielleicht erste Impulse für<br />

einen Umbau der Station gesetzt werden. Eine<br />

wichtige Perspektive für die Region entpuppt<br />

sich im Moment als eines der gravierendsten<br />

Hemmnisse bei der Zukunftsplanung der kulturellen<br />

Möglichkeiten am Eichbaum. Durch das<br />

anstehende Jahr als Kulturhauptstadt gibt es<br />

keine kurzfristigen Etats für Projekte, die nicht<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind. „Ich vermute, wir müssen<br />

nur das Jahr 2010 durchstehen <strong>und</strong> können danach<br />

weiterarbeiten“, beschreibt Jan Liesegang<br />

die aktuelle Situation „Vielleicht gelingt es uns<br />

dann, eine Stiftung für die Förderung zu gewinnen.“<br />

Dass es weitergeht, wünschen sich auch<br />

die Anwohner. Der Eichbaum ist schließlich<br />

nicht mehr, was er vor einem Jahr noch war.<br />

A. M.<br />

Foto: Matthias Rick<br />

Foto: Matthias Rick<br />

Foto: Rainer Schlautmann<br />

Stadt & Kunst | 87


Foto: koelnmesse.de<br />

88 | Messe


<strong>FSB</strong> <strong>2009</strong> zeigt die Sport-<br />

<strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>welten der Zukunft<br />

Freiraum, Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen – drei Themenbereiche, eine erfolgreiche<br />

Plattform. Die Organisatoren arbeiten mit Hochdruck an der nächsten Ausbaustufe<br />

der <strong>FSB</strong> Cologne, die vom 28. bis 30. Oktober <strong>2009</strong> in den Hallen 3<br />

<strong>und</strong> 11 der Koelnmesse stattfi ndet. Sie zeigt nach Aussage von Koelnmesse-<br />

Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt die Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>welten der Zukunft:<br />

„In allen drei Themenbereichen zeichnen sich schon heute visionäre Konzepte<br />

ab, die wir unseren Besuchern präsentieren wollen. Neben den Produkt- <strong>und</strong><br />

Konzeptneuheiten setzen der IAKS-Kongress <strong>und</strong> die Awardverleihung auch<br />

<strong>2009</strong> die internationalen Maßstäbe!“<br />

In Kooperation mit der STADT <strong>und</strong> RAUM Messe<br />

<strong>und</strong> Medien GmbH zeigt die <strong>FSB</strong> <strong>2009</strong> Erlebnis-,<br />

Erholungs- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>bereiche für Jung <strong>und</strong><br />

Alt. Freiräume für die <strong>Freizeit</strong>gestaltung sind<br />

die spannenden Zukunftsaufgaben, die sich den<br />

Architekten <strong>und</strong> Planern in den kommenden<br />

Jahren stellen. Auf der <strong>FSB</strong> treffen Entscheider<br />

aus Kommunen <strong>und</strong> Privatwirtschaft auf innovative<br />

Unternehmen, für die höchste <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

Freiraumqualität Kerngeschäft ist. Darunter<br />

Aussteller aus den Segmenten <strong>Spiel</strong>platzausstattung<br />

<strong>und</strong> -geräte, Urbanes Design, Freiraumgestaltung,<br />

Stadtmöblierung, Parkmöbel,<br />

Weg- <strong>und</strong> Platzgestaltung. Auch <strong>2009</strong> werden<br />

die herausragenden Arbeiten im Themenfeld<br />

Freiraum mit dem „Deutschen <strong>Spiel</strong>raum-Preis“<br />

ausgezeichnet. Die mediale Aufmerksamkeit ist<br />

schon heute garantiert.<br />

<strong>FSB</strong> – größte Kunstrasenmesse der Welt<br />

- Buntes Rahmenprogramm<br />

Dem stetig steigenden Interesse am Kunstrasen<br />

widmet sich <strong>2009</strong> erstmals ein eigenes<br />

Forum mit Aspekten wie Produktionstechnologien,<br />

Qualitätsanforderungen, Marktpotenziale,<br />

Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten. Die <strong>FSB</strong> als größte<br />

Kunstrasenmesse der Welt bietet der Branche<br />

im kommenden Jahr eine noch umfangreichere<br />

Plattform <strong>und</strong> einen eigenständigen Auftritt.<br />

Wer die Kölner Messehallen zur <strong>FSB</strong> <strong>2009</strong> besucht,<br />

der erlebt neben dem fachlichen Programm<br />

vor allem eins: Action <strong>und</strong> Event von<br />

morgens bis abends. Im FIBA-Village gehen<br />

Groß <strong>und</strong> Klein auf Korbjagd, während auf<br />

Kleinfeldern die Fußballer das r<strong>und</strong>e Leder jagen.<br />

Auf der Eisfl äche geht es keineswegs kühl<br />

zu, dort wird beim Eishockey <strong>und</strong> Kunstlaufen<br />

eingeheizt.<br />

Die vollständige nationale <strong>und</strong><br />

internationale Schwimmbadlandschaft<br />

Schwimm- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>oasen der Zukunft sind<br />

gekennzeichnet durch Wellness-, Fitness- <strong>und</strong><br />

Lifestylekomponenten. Im Bäderbereich muss<br />

daher das Angebot den unterschiedlichen Wünschen<br />

des Konsumenten entsprechen. Umso<br />

vielfältiger ist der Bedarf von Architekten <strong>und</strong><br />

Betreibern an Lösungen, diese modernen Bäderwelten<br />

attraktiv <strong>und</strong> kostengünstig zu realisieren.<br />

Auf der <strong>FSB</strong> <strong>2009</strong> kommen die Kreativen<br />

zusammen <strong>und</strong> fi nden die passenden Produkt-<br />

<strong>und</strong> Networkinglösungen. Futuristische Bäderoasen<br />

zeigt im Weiteren der Studentenwettbewerb<br />

der European Waterpark Association<br />

(EWA), dessen Modelle bereits in der Vergangenheit<br />

internationale Beachtung fanden.<br />

Die <strong>FSB</strong> <strong>und</strong> die nahezu parallel stattfi ndende<br />

aquanale (28. bis 31.10.<strong>2009</strong>) zeigen die<br />

vollständige nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Schwimmbadlandschaft. So haben die Messebesucher<br />

aus dem Bereich der öffentlichen<br />

Schwimm- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>bäder ausreichend Gelegenheit,<br />

das spannende <strong>und</strong> innovative Angebot<br />

aus Schwimmbecken, Wasseraufbereitung,<br />

Schwimmbadtechnik <strong>und</strong> Sauna in den benachbarten<br />

aquanale-Hallen 10.1 <strong>und</strong> 4.1 in Augeschein<br />

zu nehmen.<br />

Messe | 89


Foto: koelnmesse.de<br />

Foto: koelnmesse.de<br />

90 | Messe<br />

Als Höhepunkt des fachlichen Rahmenprogramms<br />

aus <strong>FSB</strong>, aquanale <strong>und</strong> SOLARIA lädt<br />

das international anerkannte Kölner Schwimmbad-<br />

<strong>und</strong> Wellnessforum zum dritten Mal zum<br />

Informations-, Kontakt- <strong>und</strong> Businessaustausch<br />

ein. Die ideellen Träger des Forums, der bsw<br />

(B<strong>und</strong>esverband Schwimmbad <strong>und</strong> Wellness<br />

e.V.), die IAKS <strong>und</strong> der BSB (B<strong>und</strong>esfachverband<br />

Saunabau <strong>und</strong> Dampfbad e. V.) erarbeiten auch<br />

für <strong>2009</strong> ein informatives <strong>und</strong> spannendes Themenspektrum<br />

von Entscheidern für Endscheider.<br />

Hochkarätiges Programm beim<br />

21. IAKS-Kongress<br />

Mittelpunkt des Themenbereiches Sportanlagen<br />

sind die Sportwelten der Zukunft, mit denen<br />

sich auch der 21. IAKS-Kongress befasst.<br />

Der Expertentreff ist einer der Höhepunkt der<br />

<strong>FSB</strong>, die dank innovativer Aussteller, spannender<br />

Sonderschauen <strong>und</strong> eines hochkarätigen<br />

Kongressprogramms führendes Trend-, Kontakt-<br />

<strong>und</strong> Businessforum bei Sportanlagen,<br />

Schwimmbad, Freiraum <strong>und</strong> urbanem Design<br />

ist. Der IAKS-Kongress bietet Vorträge, Seminare<br />

<strong>und</strong> Diskussionen zur Planung <strong>und</strong> Modernisierung<br />

sowie zum Bau <strong>und</strong> Management von<br />

Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen. Der Themenplan für<br />

<strong>2009</strong> sieht unter anderem folgende Schwerpunkte<br />

vor:<br />

Barrierefreie Sportstätten<br />

Integration von Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

in die Stadtentwicklung<br />

Sport- <strong>und</strong> Bewegungsräume für alle<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten von Sport- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

Energiesparende Technologien<br />

Zukunftsmarkt Kunststoffrasen<br />

Brasilien 2014:<br />

Sportinfrastruktur für die FIFA WM<br />

Einer der Höhepunkte des Kongresses ist die<br />

Verleihung des IOC-/IAKS-Awards inklusive<br />

IPC-/IAKS-Sonderpreis in Zusammenarbeit mit<br />

dem Internationalen Olympischen <strong>und</strong> Internationalen<br />

Paralympischen Komitee. Er ist der<br />

weltweit einzige Architekturpreis für bereits im<br />

Betrieb stehende Sportanlagen <strong>und</strong> behindertengerechte<br />

Anlagen.


Foto: koelnmesse.de<br />

Milliarden-Aufträge locken<br />

Insgesamt über 17 Milliarden Euro für zusätzliche<br />

kommunale Investitionen in den kommenden<br />

zwei Jahren stellt die öffentliche Hand in<br />

Deutschland zur Verfügung. Dies verkündete<br />

B<strong>und</strong>eskanzlerin Angela Merkel Mitte Januar<br />

als eines der Ergebnisse der Sitzung des Koalitionsausschusses<br />

zum zweiten Konjunkturpaket.<br />

Schwerpunkt ist die Bildung: „Der B<strong>und</strong> wird Investitionen<br />

in Kindergärten, Schulinfrastruktur,<br />

Hochschulen sowie Forschung fördern“, heißt es<br />

in einem Papier des Finanzministeriums. Dazu<br />

gehören auch Sportstätten. Schon im Dezember<br />

2008 hatte B<strong>und</strong>esminister Wolfgang Tiefensee<br />

darüber hinaus eine Reihe von Fördermöglichkeiten<br />

für Sportstätten vorgestellt: neben dem<br />

Investitionspakt die Städtebauförderung, den<br />

„Kommunalkredit“ <strong>und</strong> die Investitionsoffensive<br />

Infrastruktur. Diese „nicht nur aus Deutschland<br />

zu hörenden Signale bringen Schwung in<br />

die betreffenden Wirtschaftszweige“, betont<br />

Klaus Meinel, Geschäftsführer der Internationalen<br />

Vereinigung Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>einrichtungen<br />

e.V. (IAKS). Als „ideale Plattform für<br />

Unternehmen, um von dem zu erwartenden<br />

Auftragsvolumen zu profi tieren“, bezeichnete<br />

Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt die<br />

vom 28. bis 30. Oktober <strong>2009</strong> in Köln stattfi ndende<br />

Internationale Fachmesse für Freiraum,<br />

Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen, <strong>FSB</strong> Cologne.<br />

Bereits Anfang des Jahres <strong>2009</strong> waren schon<br />

über 70 Prozent der 50.000 Brutto-Quadratmeter<br />

umfassenden <strong>FSB</strong>-Fläche belegt. Neben<br />

der Quantität stimmt auch die Qualität: „Schon<br />

jetzt ist ein guter Teil des `who is who` in allen<br />

drei Angebotssegmenten vertreten“, beschreibt<br />

Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Koelnmesse.<br />

Als Gründe für den hervorragenden Anmeldestand<br />

nennt Kuhrt beispielhaft die geplanten<br />

kommunalen Investitionen im Zusammenhang<br />

mit den Konjunkturpaketen der B<strong>und</strong>esregierung<br />

bzw. Fördermaßnahmen in anderen Ländern,<br />

das erstklassige Renommee der <strong>FSB</strong> in<br />

der internationalen Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>welt <strong>und</strong><br />

den Zusatznutzen für die Fachbesucher durch<br />

die nahezu parallel stattfi ndende aquanale.<br />

Für kommunale Entscheider, für Architekten,<br />

Planer <strong>und</strong> Wirtschaftsförderer dürften die<br />

Messe <strong>FSB</strong> <strong>und</strong> der IAKS-Kongress ergiebige<br />

F<strong>und</strong>gruben an Ideen <strong>und</strong> Visionen für die Gestaltung<br />

von Freiräumen sein. L.K.<br />

Messe | 91


Kommunen als<br />

Konjunktur-Motor<br />

92 | Messe<br />

Tief recherchierte Themen, hochkarätige Sprecher <strong>und</strong> innovative Best-<br />

Practice Beispiele – das sind die Merkmale, die die WirtschaftsWoche-<br />

Jahrestagung einzigartig machen. Auch die diesjährige Veranstaltung<br />

am 25. <strong>und</strong> 26. Februar <strong>2009</strong>, im Pullmann Berlin Schweizerhof wurde<br />

diesem hohen Anspruch gerecht.<br />

Entscheider unter sich<br />

Unter dem Motto „Zukunft gestalten statt Bestand<br />

verwalten“ trafen sich über 150 kommunale<br />

Führungskräfte zum Erfahrungsaustausch:<br />

Vertreter von Städten, Gemeinden <strong>und</strong> Kreisen,<br />

insbesondere Oberbürgermeister <strong>und</strong> Bürgermeister,<br />

Landräte, Stadtdirektoren, Kämmerer,<br />

Dezernenten <strong>und</strong> Amtsleiter, Vorstände,<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> leitende Mitarbeiter aus<br />

kommunalen Unternehmen, die mit Kommunen<br />

kooperieren bzw. kooperieren möchten sowie<br />

Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer<br />

<strong>und</strong> Unternehmensberater mit dem Fokus<br />

„Öffentlicher Sektor“.<br />

Milliardenpotenzial<br />

Immerhin galt es, ein Investitionsprogramm<br />

in zweistelliger Milliardenhöhe in öffentliche<br />

Infrastrukturen wie Schulen, Verkehr <strong>und</strong><br />

Krankenhaus zu diskutieren, das die B<strong>und</strong>esregierung<br />

Anfang <strong>2009</strong> als zweites Konjunktur-<br />

Programm auf den Weg gebracht hatte. Die<br />

Kommunen können nach Auffassung des Städte-<br />

<strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>es sowie des Deutschen<br />

Städtetages die Investitionen schnell umsetzen<br />

<strong>und</strong> dazu beitragen, die Wirtschaftskrise zu bekämpfen.<br />

Bis 2020 besteht laut einer Studie des<br />

Institutes für Urbanistik ein Bedarf an kommunalen<br />

Investitionen in Höhe von 700 Milliarden<br />

Euro. Trotz der positiven Einnahmenentwicklung<br />

vieler Kommunen durch die Unternehmensteuer-<br />

<strong>und</strong> die Gewerbesteuerreform besteht<br />

in Städten <strong>und</strong> Gemeinden zurzeit ein Investitionsstau<br />

von 75 Milliarden Euro.<br />

Rückbesinnung auf das Lokale<br />

Auf der 5. WirtschaftsWoche Jahrestagung<br />

„Neustart Kommune“ ging Hauptgeschäftsführer<br />

des Deutschen Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>es,<br />

Dr. Gerd Landsberg, auf die Auswirkungen<br />

der Finanzkrise auf die Kommunen ein <strong>und</strong> zeigte<br />

wie durch die Rückbesinnung auf das Lokale<br />

<strong>und</strong> das Sparkassen-Prinzip die Krise überw<strong>und</strong>en<br />

werden kann. Die Kommunen könnten nach


Prof. Dr. Gerhard Lange (Universität zu Köln) Dr. Christian Ramthun (WirtschaftsWoche), Dr. Gerd Landsberg (Deutscher Städte-<br />

<strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>), Franz-Reinhard Habbel Deutscher Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>),<br />

Dr. Stephan Articus (Deutscher Städtetag)<br />

eigenen Angaben auch kurzfristig Milliardensummen<br />

investieren, um die Wirtschaftskrise zu<br />

bekämpfen, allerdings sei dazu fi nanzielle Unterstützung<br />

von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern nötig, sagte<br />

Landsberg bereits am 16.12. 2008 gegenüber<br />

Reuters. Beschleunigt werden könnten Investitionen<br />

auch durch eine befristete Änderung bei<br />

der Vergabe von Aufträgen. Ein kommunales<br />

Investitionsprogramm fördere zudem den Klimaschutz,<br />

da durch energetische Sanierungen<br />

nachhaltige Einsparpotenziale realisiert werden<br />

können. Dr. Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer<br />

des Deutschen Städtetages, ging auf die<br />

veränderten Rahmenbedingungen für Kommunen<br />

durch europäische Vorgaben ein <strong>und</strong> erläuterte<br />

das Spannungsfeld zwischen Föderalismus<br />

<strong>und</strong> Reformbedarf.<br />

Vom großen Ganzen bis zum Detail<br />

Als Vertreter des B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr,<br />

Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung sprach Staatssekretär<br />

Dr.-Ing. Engelbert Lütke Daldrup über<br />

das Ziel der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“<br />

<strong>und</strong> wie Stadtplanung <strong>und</strong> Städteförderung<br />

gesichert werden können. Neben dem Thema<br />

Stadtentwicklung wurden auf der diesjährigen<br />

WirtschaftsWoche Jahrestagung in fünf Expertenr<strong>und</strong>en<br />

die Themen Finanzsteuerung, lokaler<br />

Klimaschutz, Kooperationsmodelle sowie<br />

die Verwaltungsmodernisierung diskutiert. Dr.<br />

Siegfried Balleis, Oberbürgermeister der Stadt<br />

Erlangen, zeigte am Beispiel der Europäischen<br />

Metropolregion Nürnberg, wie Kommunen <strong>und</strong><br />

Gemeinden erfolgreich Entwicklungsleitbilder<br />

entwickeln <strong>und</strong> umsetzen können. Erfolgsfaktoren<br />

für eine interkommunale Kooperation<br />

im Finanzbereich stellte Dr. Jörg Hopfe (NRW<br />

Bank) vor.<br />

Hochrangige Vertreter aus Dresden, Köln,<br />

Duisburg, Lörrach, Erlangen, Mühldorf am Inn,<br />

Hückeswagen, Wesel <strong>und</strong> Kiel berichteten am<br />

Beispiel ihrer Kommunen praxisnah über Lösungsansätze<br />

für die unterschiedlichen Herausforderungen<br />

der Gemeinden.<br />

6. WirtschaftsWoche-Tagung<br />

Neustart Kommune 2010<br />

Auch die Veranstaltung im konnenden Jahr bietet<br />

ein einzigartiges Forum für über 150 kommunale<br />

Führungskräfte. Hochkarätige Referenten<br />

aus Politik, Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis bringen<br />

durch interessante Vorträge neue Ansätze <strong>und</strong><br />

Sichtweisen für die kommunale Praxis. Die Tagung<br />

ist eine gute Gelegenheit, sich in angenehmer<br />

Atmosphäre über aktuelle kommunale<br />

Themen zu informieren. In den Pausen <strong>und</strong> bei<br />

der exklusiven Abendveranstaltung ist ausreichend<br />

Zeit, mit Kollegen <strong>und</strong> Referenten Kontakte<br />

zu knüpfen <strong>und</strong> vertiefende Gespräche zu<br />

führen. Durch best-practice-Beispiele eröffnet<br />

sich die Gelegenheit, von den positiven <strong>und</strong><br />

negativen Erfahrungen anderer zu lernen. Am<br />

besten den neuen Termin schon jetzt vormerken:<br />

27. <strong>und</strong> 28. Januar 2010, Berlin. L.K.<br />

Die Themen <strong>2009</strong>:<br />

Erfolgreiche<br />

Stadtentwicklung<br />

Wie gewinne ich Investoren,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Bürger?<br />

Konzern Kommune<br />

Mit ziel- <strong>und</strong> wirkungsorientierter<br />

Steuerung die Kassen<br />

nachhaltig füllen?<br />

Lokaler Klimaschutz<br />

Mit innovativen Lösungen den<br />

Haushalt entlasten?<br />

Kooperationsmodelle<br />

Wettbewerb oder Zusammenarbeit,<br />

was macht stark?<br />

Verwaltungsmodernisierung<br />

Aufbruch oder Reformstau?<br />

Fotos: EUROFORUM/Gust.<br />

Messe | 93


Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie<br />

im Einklang<br />

94 | Messe<br />

„Stadt-Land-Umwelt 2010 Metropolregion“ – Umwelttechnik <strong>und</strong><br />

Energieeffi zienz für Kommunen, Unternehmen <strong>und</strong> Gemeinwesen Auf<br />

der Fachmesse „Stadt–Land–Umwelt“ treffen im Januar nächsten Jahres<br />

Kommunen, Wohnungswirtschaft, Gewerbe, Architekten, Planer,<br />

Ingenieure, gemeinnützige Organisationen, Vereine <strong>und</strong> Klimaschutz-<br />

Netzwerke auf Anbieter innovativer Umwelt- <strong>und</strong> Energietechnik.<br />

Die zweitägige Messe wird am 21. Januar 2010<br />

um 11.00 Uhr eröffnet von: Oberbürgermeisterin<br />

Frau Dr. Eva Lohse, <strong>und</strong> von Herrn Dr. Meinzer,<br />

Geschäftsführer der EnergieEffi zienzAgentur<br />

Rhein-Neckar gGmbH <strong>und</strong> Vorstandsmitglied<br />

der TWL Veranstaltungsort ist der Pfalzbau Ludwigshafen<br />

Berliner Str. 30.<br />

In einem Grußwort schreibt der Parlamentarische<br />

Staatssekretärs im B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

Michael Müller: „Allein die öffentliche Hand investiert<br />

pro Jahr r<strong>und</strong> 51 Milliarden Euro in umweltrelevante<br />

Zukunftsmärkte. Die größten Einzelposten<br />

sind Verkehrswege, Gebäudeneubau<br />

<strong>und</strong> -renovierung sowie Energiebeschaffung.<br />

Wenn diese Mittel konsequent für umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> ressourcensparende Produkte,<br />

Dienstleistungen <strong>und</strong> Nutzungskonzepte verwendet<br />

werden, können Gemeinden <strong>und</strong> Kommunen<br />

nicht nur mittel- bis langfristig Kosten<br />

in beträchtlichem Umfang sparen. Gleichzeitig<br />

würden vor allem die klimaschädlichen <strong>und</strong> andere<br />

Emissionen dauerhaft reduziert.“<br />

Im Pfalzbau werden Gemeinden <strong>und</strong> Städte,<br />

Unternehmen der Wohnungswirtschaft, Industrie<br />

<strong>und</strong> Gewerbe zusammen. Architekten <strong>und</strong><br />

Planern, Ingenieuren, gemeinnützigen Organisationen,<br />

Vereinen, Klimaschutz-Netzwerken<br />

können mit Anbietern innovativer Umwelt- <strong>und</strong><br />

Energietechnik diskutieren, Erfahrungen austauschen,<br />

neue Informationen gewinnen. Die<br />

Leitthemen der „Stadt – Land – Umwelt“ betreffen<br />

den gemeinnützigen, den kommunalen<br />

<strong>und</strong> den gewerblichen Bereich gleichermaßen.<br />

Somit haben die Aussteller der Messe eine große,<br />

lukrative Besucher- <strong>und</strong> Zielgruppenbasis.<br />

Spezialthemen richten sich nach den besonderen<br />

Wünschen einer Zielgruppe oder nach spezifi<br />

schen regionalen Gegebenheiten.<br />

Vorbild <strong>und</strong> Impulsgeber sein!<br />

Zum Beispiel: Werkstatt Architektur im Bestand.<br />

Brennpunkt Geothermische Energie<br />

- Vision oder wirtschaftliche Lösung für die<br />

Zukunft? Wärmespeicherung für erneuerbare<br />

Energien – Speichertechnik im Nieder- <strong>und</strong><br />

Hochtemperaturbereich. Solares Kühlen. Beim<br />

Thema Klimaschutz haben Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

nicht nur Handlungsbedarf. Sie haben auch<br />

was zu bieten. Vielleicht ein 3-Liter-Rathaus,<br />

das den Stadtsäckel schont <strong>und</strong> als Vorbild allen<br />

demonstriert, wie energetische Sanierung<br />

Heizungs- <strong>und</strong> Stromkosten senkt. Oder es gibt<br />

eine engagierte Wirtschaftsförderung, die Klimaschutz<br />

<strong>und</strong> Umwelt zum Thema macht.<br />

Entsprechend ermöglicht die „Stadt-Land-Umwelt“<br />

Städten <strong>und</strong> Gemeinden einen vielfältigen<br />

Auftritt als Aussteller, Wirtschaftsförderer,<br />

interessierter Messebesucher <strong>und</strong> als Mitgestalter<br />

von Workshops <strong>und</strong> Börsen.<br />

Steigende Energiekosten sind für Kommunen<br />

ein großer Kostenfaktor. Schulgebäude,<br />

Sportstätten, Rathäuser, Fuhrpark, Straßenbeleuchtung,<br />

Klärwerke <strong>und</strong> Schwimmbäder<br />

sind in der Regel Energiefresser. Vor allem in<br />

der energetischen Sanierung kommunaler Lie-


genschaften <strong>und</strong> den großen Wohnungsbeständen<br />

liegt ein großes Einsparpotenzial. Im<br />

Rahmen der Stadt-Land-Umwelt engagieren<br />

sich Wirtschaftsförder¬ungen idealerweise aktiv<br />

für<br />

das Zusammenführen öffentlicher <strong>und</strong><br />

privater Auftraggeber mit Unternehmen der<br />

Umwelt- <strong>und</strong> Energietechnik<br />

Initiierung <strong>und</strong> Förderung lokaler Netzwerke<br />

<strong>und</strong> Standortgemeinschaften<br />

Umweltpartnerschaften zwischen Kommune,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Institutionen<br />

den Anschub regionaler Potenziale durch<br />

Kommunikationsplattformen<br />

die regionale Verankerung des Leitbildes<br />

„umweltfre<strong>und</strong>liche Kommune“<br />

eine Leistungsschau innovativer Umwelt-<br />

<strong>und</strong> Energietechnik in der Heimatregion<br />

Nachhaltigkeit stärken!<br />

Gerade bei Vereinen <strong>und</strong> gemeinwohlorientierten<br />

Einrichtungen gibt es vielfältige Ansatzpunkte,<br />

mit Umwelttechnologie Etats zu entlasten<br />

<strong>und</strong> Kosten zu sparen. Hier lohnt es sich<br />

auch das Leitbild einer „nachhaltigen Kommune“<br />

zu verwirklichen: Vereine sind Meinungsmultiplikatoren<br />

<strong>und</strong> die Betreiber <strong>und</strong> Beschäftigten<br />

von gemeinwesenorientierten Einrichtungen<br />

zeichnen sich durch ein großes Verantwortungsbewusstsein<br />

aus. Clubheime, Sportplätze,<br />

Tennishallen, Hallen- <strong>und</strong> Freibäder, Reithallen<br />

oder einfache Turn- <strong>und</strong> Mehrzweckhallen verbrauchen<br />

große Mengen an Energie für Raumwärme,<br />

Warmwasser <strong>und</strong> Beleuchtung.<br />

Zeit ist Geld. Oft bindet das Alltagsgeschäft alle<br />

Kräfte. Auf der Messe können sich gewerbliche<br />

Entscheidungsträger schnell <strong>und</strong> effi zient<br />

informieren. In 80% der Fälle beansprucht die<br />

Energieberatung für Unternehmen weniger als<br />

10 St<strong>und</strong>en. Ein geringer Aufwand, wenn sich<br />

damit 20 bis 30% der Energiekosten einsparen<br />

lassen! (Quelle: Energieinstitut Vorarlberg<br />

2007). Fuhrpark-, Wasser- <strong>und</strong> Abfallmanagement<br />

sind weitere Ansatzpunkte mit effi zienten<br />

Ressourceneinsatz Kosten zu senken.<br />

Energieeffi zienz wird immer wichtiger<br />

Auch Gewerbe, Handel, Immobilien <strong>und</strong> Wohnungswirtschaft<br />

profi tieren vom Angebot der<br />

Messe. Mehr als 80 % der mittelständischen<br />

Unternehmungen halten heute Energieeffi zienz<br />

für wichtig. In bestimmten Handwerksbranchen<br />

machen die Energiepreise einen Hauptteil der<br />

Kosten aus. Hohe Einsparpotenziale sind beispielsweise<br />

bei den Branchen Bäcker/Konditor,<br />

Fleischer, Textilreiniger <strong>und</strong> Fahrzeuglackierer<br />

zu erzielen. Auf der Messe werden aber auch<br />

gangbare <strong>und</strong> fi nanzierbare Lösungen für das<br />

produzierende Gewerbe präsentiert. Ansatzpunkte<br />

hierfür sind insbesondere Antriebe <strong>und</strong><br />

Pumpen, Kälte <strong>und</strong> Kühlung, Prozesswärme <strong>und</strong><br />

Wärmerückgewinnung.<br />

In Bürogebäuden <strong>und</strong> Dienstleistungsbetrieben<br />

liegen die Potenziale zur nachhaltigen Senkung<br />

der Betriebskosten vor allem in der Optimierung<br />

von Beleuchtung <strong>und</strong> Klimatisierung sowie beim<br />

Einsatz energieeffi zienter Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnik. In einem typischen<br />

Bürogebäude ist das wirtschaftliche Energieeinsparpotential<br />

durch moderne Beleuchtungstechnik<br />

mit bis zu 75% der Stromkosten enorm.<br />

(„Deutsche Energieagentur“ 2008). Besonders<br />

im Hotel- <strong>und</strong> Gastgewerbe lassen sich schon<br />

mit einfachen Maßnahmen bis zu 10% der Betriebskosten<br />

einsparen.<br />

Ökologische Sanierung wird zur zentralen Herausforderung<br />

für Eigentümer, Investoren, Vermieter<br />

<strong>und</strong> Betreiber von Immobilien <strong>und</strong> Liegenschaften.<br />

Gesetzliche Vorgaben zwingen sie<br />

künftig verstärkt dazu, die Energieeffi zienz zu<br />

verbessern. Diese wird auch zunehmend zum<br />

strategischen Instrument, um Immobilien erfolgreicher<br />

am Markt zu platzieren. Denn Mieter<br />

setzten sich heute stärker denn je kritisch<br />

mit Energieverbrauch- <strong>und</strong> kosten auseinander.<br />

Insgesamt bietet die „Stadt – Land – Umwelt<br />

ein ideales Forum zum Thema Energieeffi zienz<br />

<strong>und</strong> zukunftsorientiertes Handeln. L.K.<br />

Foto: fotolia.com<br />

Messe | 95


96 | Recht<br />

Foto: fotolia.com


Produktsicherheit <strong>und</strong><br />

Rechtssicherheit<br />

Keine unvereinbaren Anforderungen,<br />

sondern anspruchsvolle Herausforderung<br />

Sicherheit steht bei der Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>anlagen an erster Stelle.<br />

Die Anlagen müssen nicht nur ansprechend gestaltet, sondern auch<br />

technisch sicher geplant <strong>und</strong> fortlaufend sicher unterhalten werden.<br />

Wer <strong>Freizeit</strong>anlagen plant, errichtet, unterhält oder sonst wie dafür<br />

verantwortlich ist, wird deshalb alles in seiner Macht stehende unternehmen,<br />

um die Anlagen möglichst sicher zu halten.<br />

Wie aber steht es mit einer anderen Form von<br />

Sicherheit – der Rechtssicherheit? Die Risiken,<br />

die mit <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen verb<strong>und</strong>en<br />

sind, stellen sich für die öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />

Auftraggeber ebenso wie für die Hersteller<br />

<strong>und</strong> Fachbetriebe auch in rechtlicher <strong>und</strong><br />

wirtschaftlicher Hinsicht. Eine Verletzung stellt<br />

stets nicht nur einen im Einzelfall tragischen<br />

Unfall dar, sondern zieht auch für die jeweils<br />

Verantwortlichen rechtliche Fragen nach sich.<br />

Wegen der wirtschaftlichen <strong>und</strong> rechtlichen<br />

Risiken, die wegen der strafrechtlichen Absicherung<br />

stets auch höchstpersönliche Implikationen<br />

haben können, ist Rechtssicherheit ein<br />

weiteres hohes Gut, auf das es zu achten gilt. In<br />

dem Maße, in dem die Rechtssicherheit für die<br />

Verantwortlichen zurücktritt <strong>und</strong> Risiken nicht<br />

vermieden <strong>und</strong> klar abgeschätzt werden können,<br />

wird die Freiheit im Umgang mit <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>fl ächen eingeschränkt: Anspruchsvolle<br />

Gestaltungen unterbleiben, Projekte werden<br />

verschoben, wirtschaftliche Investitionen zurückgestellt.<br />

Rechtssicherheit herzustellen, ist in unserem<br />

modernen Staat mit seiner offenen Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> diversifi zierten Arbeitsteilung, nicht zuletzt<br />

auch wegen der Einbindung in den Europäischen<br />

Binnenmarkt <strong>und</strong> die zunehmende Globalisie-<br />

rung, eine höchst anspruchsvolle Aufgabe. Alle<br />

Akteure sind gefordert. Rechtssicherheit herzustellen<br />

ist zuvörderst eine Aufgabe des Gesetzgebers.<br />

Im Bereich der technischen Sicherheit<br />

sind weiter die Normungsorganisationen gefordert,<br />

in Deutschland also das DIN, in Europa<br />

das Centre for European Norming (CEN). In dem<br />

letzten Kolumnenbeitrag „Technische Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Recht – Gestaltung, Sicherheitsanforderungen<br />

<strong>und</strong> Haftung“ (FreeLounge 1/<strong>2009</strong>, S.<br />

72) haben wir untersucht, wie rechtliche Regelungen<br />

<strong>und</strong> technische Normen allgemein ineinandergreifen,<br />

aber auch dargestellt, dass viele<br />

existentielle Fragen sich aus den Regelwerken<br />

selbst nicht beantworten. Bei dem Vorhaben,<br />

Rechtssicherheit herzustellen, kommt den wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Akteuren<br />

weiterhin eine hohe Verantwortung zu.<br />

Diese Verantwortung sollten Hersteller <strong>und</strong><br />

Fachbetriebe, Kommunen <strong>und</strong> Auftraggeber<br />

gemeinsam im Dialog wahrnehmen. Welche<br />

Fragen lassen Recht <strong>und</strong> technische Normen<br />

noch offen, <strong>und</strong> welche Rolle können die einzelnen<br />

Beteiligten dabei einnehmen, um sie zu<br />

klären? Immerhin sind doch die technischen<br />

Normen für <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen, die DIN<br />

EN 1176/1177 erst jüngst novelliert worden<br />

<strong>und</strong> damit – so sollte man meinen – Klarheit<br />

Recht | 97


98 | Recht<br />

geschaffen worden? Doch stellen sich weiter<br />

eine Reihe fachlicher <strong>und</strong> kommunikativer Probleme.<br />

Das betrifft zum einen den Inhalt der Norm<br />

selbst. Dieser kann nur im Dialog zwischen den<br />

Fachleuten <strong>und</strong> Nachfragern sinnvoll vermittelt<br />

werden. Dies gilt für die eindeutigen, umso<br />

mehr aber noch für die auslegungsbedürftigen<br />

Normteile. Hier sind neben den Zertifi zierern<br />

<strong>und</strong> Sachverständigen auch die Hersteller <strong>und</strong><br />

Fachbetriebe gefragt, ihr Fachwissen <strong>und</strong> ihre<br />

Interessen bei der Auslegung der Norm einzubringen.<br />

Und es gilt insbesondere für Fragen,<br />

die in der technischen Norm selbst nicht unmittelbar<br />

geregelt sind – wie insbesondere regelmäßig<br />

die besonders vitale Frage, ob auf bereits<br />

errichtete <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen die neue<br />

Norm anzuwenden ist oder es Bestandsschutz<br />

für bereits errichtete Anlagen gibt, die Verantwortlichen<br />

also ihren Pfl ichten gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

dadurch genügt haben, dass sie zum Zeitpunkt<br />

der Errichtung die seinerzeit geltenden Anforderungen<br />

beachtet haben.<br />

Aufgekommen ist diese Frage bereits bei Normänderungen<br />

in der Vergangenheit, <strong>und</strong> beantwortet<br />

worden ist sie dabei im Dialog zwischen<br />

den Zertifi zierern <strong>und</strong> der Branche: Bestehende<br />

Anlagen genießen Vertrauensschutz. Aber auch<br />

das Recht hat zu dieser Frage einen Beitrag zu<br />

leisten. In anderen Bereichen wird diese Frage<br />

für so wichtig erachtet, dass Gesetzgeber <strong>und</strong><br />

Behörden ausdrückliche Regelungen dazu treffen.<br />

So werden auf europäischer Ebene harmonisierte<br />

technische Normen für Bauprodukte<br />

nicht nur von der Normungsorga-nisation CEN<br />

ausgearbeitet. Vielmehr wird zunächst durch<br />

die Europäische Kommission ein sogenanntes<br />

„Mandat“ erteilt, in dem die wesentlichen Sicherheitsanforderungen<br />

vorgegeben werden.<br />

Wird dieses überarbeitet <strong>und</strong> werden, darauf<br />

aufbauend, die Normen novelliert, so regelt die<br />

Kommission in „Leitpapieren“ (guidance papers)<br />

unter anderem die Frage, bis zu welchem Zeitpunkt<br />

Bauprodukte, die der früheren Normfassung<br />

entsprechen, noch hergestellt, erstmals in<br />

den Verkehr gebracht, abverkauft <strong>und</strong> eingebaut<br />

werden dürfen. Für die Betroffenen führt dies<br />

zu größtmöglicher Rechtssicherheit – allerdings<br />

um den Preis einer größeren Schwerfälligkeit<br />

der Normungsarbeiten, die immer auch von der<br />

Beweglichkeit der Kommission abhängen <strong>und</strong><br />

so nicht immer mit den neuesten technischen<br />

Entwicklungen Schritt halten können.<br />

Für die DIN EN 1176/1177 gibt es derartige Regelungen<br />

nicht explizit. Allerdings fi nden sich<br />

allgemeine Regelungen im Geräte- <strong>und</strong> Produktsicherheitsgesetz<br />

(GPSG). Das GPSG regelt<br />

Anforderungen u.a. für sogenannte Verbraucherprodukte.<br />

Das sind Gebrauchsgegenstände<br />

<strong>und</strong> sonstige Produkte, die „für Verbraucher<br />

bestimmt sind oder unter vernünftigerweise<br />

vorhersehbaren Bedingungen von Verbrauchern<br />

benutzt werden können“ (§ 2 Abs. 3). Das ist bei<br />

den auf <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen verwendeten<br />

Geräten der Fall; in der Benutzung durch<br />

Verbraucher liegt ihr eigentlicher Zweck. Für<br />

bestimmte Verbraucherprodukte gibt es sogenannte<br />

„harmonisierte Normen“, die – wie bei<br />

Bauprodukten – auf der Gr<strong>und</strong>la-e eines Mandats<br />

der Europäischen Kommission erarbeitet<br />

werden. Solche „harmonisierten Normen“ werden<br />

im Amtsblatt der EU bekannt gemacht <strong>und</strong><br />

haben eine stärkere Bindungswirkung. Es gibt<br />

sie etwa für <strong>Spiel</strong>zeug, allerdings gelten „Geräte,<br />

die gemeinschaftlich auf <strong>Spiel</strong>plätzen verwendet<br />

werden“, nicht als <strong>Spiel</strong>zeug (Anhang I<br />

der EG-<strong>Spiel</strong>zeugrichtlinie 88/378/EWG).<br />

Für <strong>Spiel</strong>geräte gelten daher die allgemeinen<br />

Anforderungen des GPSG. Danach darf ein Produkt<br />

nur in Verkehr gebracht werden, wenn<br />

es so beschaffen ist, dass bei bestimmungsgemäßer<br />

Verwendung oder vorhersehbarer<br />

Fehlanwendung Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit von<br />

Verwendern oder Dritten nicht gefährdet werden<br />

(§ 4 Abs. 2 Satz 1). Für die Beurteilung der<br />

Sicherheit des Produkts sind dabei Normen <strong>und</strong><br />

andere technische Spezifi kationen zugr<strong>und</strong>e zu<br />

legen (§ 4 Abs. 2 Satz 3). Und in diesem Zusammenhang<br />

hat der Gesetzgeber auch eine Regelung<br />

getroffen, auf welchen Zeitpunkt für diese<br />

Beurteilung abzustellen ist: Beim Inverkehrbringen<br />

eines Verbraucherprodukts ist, soweit<br />

es (wie <strong>Spiel</strong>geräte) keiner besonderen Rechtsverordnung<br />

unterfällt, die Rechtslage zum Zeitpunkt<br />

seines Inverkehrbringens maßgeblich<br />

(§ 4 Abs. 3 Satz 4 GPSG). Das ist bei <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>geräten der Zeitpunkt, zu dem sie in die<br />

jeweilige Anlage eingebaut werden.<br />

Freilich sind damit immer noch nicht alle Fragen<br />

r<strong>und</strong> um die Verantwortung für <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong>


Foto: shutterstock.com<br />

<strong>Freizeit</strong>fl ächen beantwortet. Die Verantwortlichen<br />

trifft auch bei Beachtung der technischen<br />

Normen eine fortlaufende Beobachtungs- <strong>und</strong><br />

Verkehrssicherheitspfl icht. So müssen Sicherheitsmängel<br />

selbstverständlich auch dann abgestellt<br />

werden, wenn sie auf nachträglichen<br />

Erkenntnissen beruhen. Zu diesem Zweck sieht<br />

die technische Norm DIN EN 1176/1177 für<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen regelmäßige Überprüfungen<br />

durch Sachverständige vor. Aber<br />

der diskursive Prozess, der zur Herstellung von<br />

Rechtssicherheit zum Nutzen aller Beteiligten<br />

hilfreich <strong>und</strong> notwendig ist, geht darüber noch<br />

hinaus. Nicht nur für die Vermittlung der Inhalte<br />

<strong>und</strong> die Erörterung der auslegungsbedürftigen<br />

Teile der Norm sind die Beteiligten gefordert.<br />

Auch die fortlaufende gegenseitige Information<br />

<strong>und</strong> Erörterung der r<strong>und</strong> um die Norm bestehenden<br />

Herausforderungen gelingt umso besser,<br />

je intensiver Kommunen <strong>und</strong> andere Nachfrager,<br />

Hersteller <strong>und</strong> Fachbetriebe, Zertifi zierer<br />

<strong>und</strong> Juristen ihr Fachwissen <strong>und</strong> ihre Interessen<br />

einzubringen <strong>und</strong> auf diese Weise an der<br />

Rechtssicherheit aktiv mitarbeiten.<br />

Dr. Michael Winkelmüller, 37<br />

Rechtsanwalt <strong>und</strong> Fachanwalt für Verwaltungsrecht bei<br />

Redeker Sellner Dahs & Widmaier in Bonn.<br />

Einen seiner Schwerpunkte bildet das technische Sicherheitsrecht <strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>ene Fragen der Produktzulassung, technischen Normung,<br />

Zertifi zierung <strong>und</strong> Haftung.<br />

Foto: shutterstock.com<br />

Recht | 99


100 | Verband<br />

Gründungsmitglieder Dr. Michael Winkelmüller,<br />

Klaus Kaiser <strong>und</strong> Benno Schäfer (v.l.)<br />

Der neue B<strong>und</strong>esverband für<br />

Freiraumgestaltung<br />

Anfang August hat der BFG seine Arbeit offi ziell aufgenommen.<br />

Öffentliche Planer <strong>und</strong> Gestalter erhalten eine neue Plattform<br />

zur Information, Weiterbildung <strong>und</strong> zum Austausch.<br />

Die Gründung des Verbands erfolgte vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong>, dass viele Akteure im Bereich der<br />

Freiraumplanung tätig sind, ihre Interessen jedoch<br />

an keiner Stelle zentral vertreten werden.<br />

Wenn es um die Beschaffung wichtiger Informationen<br />

geht, beispielsweise im rechtlichen<br />

Bereich, ist ein zuverlässiger Ansprechpartner<br />

nur schwer zu fi nden. Der Verband will hier Abhilfe<br />

schaffen <strong>und</strong> ganz pragmatisch ein Netzwerk<br />

mit Kompetenzpartnern aus öffentlichen<br />

Institutionen, Industrie <strong>und</strong> Wissenschaft ins<br />

Leben rufen, die an den Stellen kompetente<br />

Unterstützung leisten, an denen die Reibungsverluste<br />

für Planer besonders stark zu spüren<br />

sind. Derzeit hat der Verband damit begonnen,<br />

Informationsangebote im Internet vorzubereiten,<br />

die schon bald abrufbar sein werden.<br />

Beispiel: <strong>Spiel</strong>platzplanung<br />

Seit dem 1. August 2008 gilt die neue europäische<br />

Normenreihe für <strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>platzböden (EN 1176). Im Alltag stellt sich<br />

den Entscheidern in den Kommunen an vielen<br />

Stellen die Frage, welche Änderungen tatsächlich<br />

den Betreiber betreffen, wenn es um die<br />

Neuanlage oder den Umbau eines <strong>Spiel</strong>platzes<br />

geht. Welche rechtlichen Konsequenzen aus<br />

der Normenänderung resultieren, ist ebenfalls<br />

schwer einschätzbar.<br />

Erstes Seminar im September<br />

Um dieses Informationsdefi zit anzugehen,<br />

lädt der BFG zu seinem ersten öffentlichen<br />

Seminar ein, das diesen Themenkomplex genauer<br />

beleuchtet. Während der <strong>FSB</strong> referieren<br />

Dr. Michael Winkelmüller, Fachanwalt für<br />

Verwaltungsrecht sowie weitere Referenten*<br />

Fragen zur neuen europäischen Normenreihe<br />

<strong>und</strong> beantworten alle Fragen aus der täglichen<br />

Praxis. Im zweiten Teil wird Dr. Anke Münster,<br />

Redakteurin der FreeLounge, unterschiedliche<br />

Modelle der Freiraumplanung bezogen auf die<br />

Herausforderungen des demografi schen Wandels<br />

vorstellen. Dabei wird es auch um die Frage<br />

gehen, wie Städte <strong>und</strong> Gemeinden durch eine<br />

nachhaltig angelegte Planung schon heute die<br />

Weichen für eine künftig gute Lebensqualität<br />

stellen können.<br />

Sie interessieren sich für den Verband oder<br />

möchten gerne nähere Informationen zu<br />

der Veranstaltung im September erhalten?<br />

Dann melden Sie sich bitte unter bfg@freelounge.de<br />

* bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt


Haftungsbeschränkung<br />

durch AGB<br />

Allgemeine Geschäftsbedingungen sind ein fester Bestandteil des<br />

Geschäftsverkehrs. Sie sollen hauptsächlich dazu dienen, die Vertragsbedingungen,<br />

die bei allen Verträgen eines Unternehmens mit<br />

seinen Geschäftspartnern gelten sollen, zu vereinbaren <strong>und</strong> so den<br />

rechtlichen rahmen der Geschäftsverbindung abzusichern. Oftmals<br />

enthalten AGBs daher neben Liefer- <strong>und</strong> Zahlungsbedingungen auch<br />

ausführliche Regelungen zu Haftungsbeschränkungen <strong>und</strong> sogar<br />

Haftungsausschlüssen. Inwieweit solche Regelungen in Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen überhaupt wirksam sind <strong>und</strong> was bei deren<br />

Formulierung <strong>und</strong> Anwendung zu beachten ist, zeigt der folgende<br />

Beitrag.<br />

Wichtig bei der Frage nach Haftungsbeschränkungen<br />

in Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

ist die Unterscheidung zwischen Verbraucherverträgen<br />

<strong>und</strong> Unternehmerverkehr. Ein<br />

Unternehmer kann in Verträgen, an denen<br />

ein Verbraucher beteiligt ist, so gut wie keine<br />

Haftungsbeschränkung für die Folgen von<br />

Pfl ichtverletzungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

vereinbaren. Hintergr<strong>und</strong> ist die<br />

europäische Verbraucherschutzrichtlinie (RL<br />

93/13/EWG, ABl. Nr. L 95 v. 21.4.1993, 29 ff.),<br />

die den Verbraucher als schwächeren Vertragspartner<br />

vor unangemessenen <strong>und</strong> missbräuchlichen<br />

Vertragsgestaltungen schützen soll. Im<br />

unternehmerischen Geschäftsverkehr gelten<br />

zwar gr<strong>und</strong>sätzlich auch die Vorschriften der<br />

§§ 305 ff. BGB, die die Wirksamkeit von Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen reglementieren,<br />

jedoch mit gewissen Einschränkungen, so dass<br />

für den unternehmerischen Verkehr gewisse<br />

gestalterische Vertragsfreiheiten gewahrt sind.<br />

Einem Unternehmer in diesem Sinne gleichgestellt<br />

sind juristische Personen des öffentlichen<br />

Rechts, dazu zählen Gebietskörperschaften,<br />

also Gemeinden, Gemeindeverbände sowie der<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Länder. Soweit die vertragliche<br />

Beziehung zur öffentlichen Hand dem Verdingungsordnung<br />

für Leistungen (VOL) unterliegt,<br />

handelt es sich um Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

der öffentlichen Hand, bei denen es<br />

idR keine Abänderungen geben wird. Die Einfl<br />

ussnahme auf den Inhalt dieser AGB durch<br />

den Unternehmer ist daher sehr gering. Bei<br />

der Gestaltung eigener AGBs dagegen sollten<br />

Unternehmer bei den Haftungsklauseln einige<br />

Feinheiten beachten.<br />

Zu unterscheiden sind zunächst der Haftungsausschluss<br />

<strong>und</strong> die Haftungsbeschränkung. Bei<br />

Haftungsausschluss will der Verwendung die<br />

Entstehung eines Anspruches bereits vom Ansatz<br />

her vereiden. Bei der Haftungsbeschränkung<br />

soll der Anspruch zwar dem Gr<strong>und</strong>e nach<br />

bestehen, aber eingeschränkt werden, z.B. auf<br />

bestimmte Fälle oder der Höhe bzw. dem Umfang<br />

nach. Als Faustformel gilt, dass eine Haftungsbeschränkung<br />

stets in den Fällen möglich<br />

ist, in denen eine vollständige Freizeichnung<br />

von der Haftung erlaubt gewesen wäre. Weiterhin<br />

ist bei Haftungsklauseln zu unterscheiden,<br />

welche Arten von Ansprüche beschränkt oder<br />

ausgeschlossen werden sollen. So müssen aufgr<strong>und</strong><br />

der unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen<br />

vertragliche Ansprüche von deliktischen<br />

Ansprüchen getrennt werden.<br />

Recht der Mängelhaftung<br />

Der Hersteller bzw. Verkäufer haftet dafür, dass<br />

das von ihm verkaufte Produkt frei von Mängeln<br />

ist. Maßgeblich dafür, ob ein Mangel des<br />

Produktes vorliegt, ist, was die Parteien als<br />

Petra Korts, Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, MBA,<br />

Steuerstrafverteidiger*,<br />

Partner der Korts<br />

Rechtsanwalts gesellschaft mbH, Köln<br />

* zertifi ziert durch die Universität Hagen<br />

Recht | 101


102 | Recht<br />

mangelfrei vereinbart haben oder wozu die<br />

Sache vertraglich verwendet wird (oder üblicherweise<br />

verwendet wird). Gegenstand der<br />

verschuldensunabhängigen Mängelhaftung des<br />

Verkäufers ist die Lieferung einer mangelfreien<br />

Sache (oder die Reparatur der gelieferten mangelhaften<br />

Sache). Hinzu kann ein Anspruch des<br />

Käufers auf Schadensersatz treten, wenn dem<br />

Käufer ein Schaden aufgr<strong>und</strong> der Mangelhaftigkeit<br />

der Sache entstanden ist <strong>und</strong> der Verkäufer<br />

den Mangel zu vertreten hat (verschuldet?).<br />

Ein Abbedingen von Haftung oder deren<br />

Einschränkung ist im Bereich der Mängelhaftung<br />

dann nicht wirksam möglich, wenn der<br />

Verkäufer eine Garantie übernommen hat oder<br />

hinsichtlich des Mangels arglistig ist.<br />

Produkthaftung („Produzentenhaftung“)<br />

In Abgrenzung zur Mängelhaftung ist die Produkthaftung,<br />

also das Einstehen für die vom<br />

Produkt verursachten Schäden außerhalb der<br />

Mängelhaftung, vom Gesetzgeber zwingend<br />

vorgeschrieben (Produkthaftungsgesetz). Es<br />

handelt sich um eine Gefährdungshaftung, die<br />

unabhängig vom Verschulden eingreift <strong>und</strong><br />

den Hersteller auch für Schäden haften lässt,<br />

die auf nicht vermeidbaren Fehlern des hergestellten<br />

Produktes resultieren. Gegenstand der<br />

Haftung sind Verletzungen von Leib <strong>und</strong> Leben<br />

sowie von Sachen, die gewöhnlich für den privaten<br />

Ge- oder Verbrauch bestimmt sind. Die<br />

Ersatzpfl icht des Herstellers nach dem Produkthaftungsgesetz<br />

kann nicht im voraus ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Die Verpfl ichtung zum Schadensersatz bei Verletzung<br />

von Leib <strong>und</strong> Leben eines Menschen<br />

kann gr<strong>und</strong>sätzlich nicht per AGB ausgeschlossen<br />

oder eingeschränkt werden, gleiches gilt für<br />

Schäden, wenn grobes Verschulden des AGB-<br />

Verwenders schadensverursachend war.<br />

Allerdings ist im unternehmerischen Geschäftsverkehr<br />

für den Fall grober Fahrlässigkeit eine<br />

Begrenzung des Schadens auf den „typischen,<br />

vorhersehbaren Umfang“ möglich. Bei der summenmäßigen<br />

Beschränkung der Haftung muss<br />

darauf geachtet werden, dass die Summen im<br />

Verhältnis zum vertragstypischen Schadensrisiko<br />

stehen müssen. Liegen die Summen darunter,<br />

wäre im Schadensfall der typische vorhersehbare<br />

Schaden nicht abgedeckt <strong>und</strong> die<br />

Klausel damit unwirksam.<br />

Den Ausschluss der Haftung bei gleichzeitigem<br />

Bestehen einer Haftpfl icht- bzw. Produkthaftpfl<br />

ichtversicherung auf Seiten des AGB-Verwenders<br />

wird man als unzulässig qualifi zieren<br />

müssen.<br />

Wird die Haftung in AGBs ohne Differenzierung<br />

zwischen ausschließbarer bzw. einschränkbarer<br />

Haftung <strong>und</strong> zwingender Haftung abbedungen,<br />

so ist nicht nur der Teil unwirksam, der<br />

die nicht abdingbare Haftung betrifft. Vielmehr<br />

ist die gesamt Klausel mit der Unwirksamkeit<br />

infi ziert, so dass auch die ansonsten mögliche<br />

Haftungsbeschränkung unwirksam ist. Dies ist<br />

die Auswirkung des sogenannten Verbotes der<br />

geltungserhaltenden Reduktion: eine unwirksame<br />

AGB-Klausel kann nicht auf ein (gerade<br />

noch) erlaubtes Maß reduziert werden, sondern<br />

ist in vollem Umfang unwirksam.<br />

Abschließend ein Hinweis auf eine versteckte<br />

Haftungserleichterung: oftmals enthalten AGB<br />

Formulierungen, nach denen dem Wortlaut<br />

nach die Haftung gr<strong>und</strong>sätzlich ausgeschlossen<br />

wird, um sodann Ausnahmen von dem<br />

Haftungsausschluss zu statuieren (z. B.: „Der<br />

Hersteller haftet nicht für Schäden, es sei denn<br />

er hat vorsätzlich oder grob fahrlässig gehandelt“).<br />

Mit solchen Formulierungen führt der<br />

AGB-Verwender eine Beweislastumkehr herbei<br />

<strong>und</strong> erleichtert sich selbst die Abwehr von Haftungsansprüchen.<br />

Denn der Nachweis, dass ein<br />

Verschulden nicht vorliegt, liegt in aller Regel<br />

beim Hersteller, dies darf nicht durch geschickte<br />

Formulierungen auf den K<strong>und</strong>en abgewälzt<br />

werden. Es ist daher zu empfehlen, ausdrücklich<br />

die Fälle zu beschreiben, in denen der AGB-Verwender<br />

haften soll, nicht jedoch diejenigen, in<br />

denen keine Haftung gegeben sein soll.


Kommunen im neuen Licht<br />

„20 Millionen-Jackpot“ des BMBF<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) hat am 26. Mai <strong>2009</strong> den Wettbewerb<br />

„Kommunen im neuen Licht“ zur Einführung<br />

der LED-Technik gestartet. Für insgesamt<br />

10 Projekte stellt das BMBF 20 Mio. Euro bereit.<br />

Damit können 10 Einzelprojekte mit einem<br />

Wert von je 2 Mio. Euro gefördert werden. Für<br />

die Gewinner bedeutet das nicht nur eine kräftige<br />

fi nanzielle Unterstützung, sondern auch<br />

besseres Licht, Prestigegewinn <strong>und</strong> ein langfristiges<br />

Sparpotenzial. Noch bis zum 31.12.<strong>2009</strong><br />

haben Kommunen Gelegenheit ihre Unterlagen<br />

für den Wettbewerb einzureichen.<br />

Der Wettbewerb richtet sich auf zwei Einsatzfelder<br />

der Allgemeinbeleuchtung: Innenbeleuchtung<br />

von Gebäuden mit LED (sowohl<br />

Neubau als auch Sanierung) <strong>und</strong> Außenbeleuchtung<br />

mittels LED, beispielsweise Straßen-<br />

oder Tunnelbeleuchtung. . Auch Kombinationen<br />

mit herkömmlichen Beleuchtungssystemen sind<br />

zulässig, prämiert wird jedoch nur der auf die<br />

LED-Beleuchtung entfallende Anteil. Wichtige<br />

Kriterien sind u.a. Energieeffi zienz, Kosteneffi -<br />

zienz bei Einrichtung <strong>und</strong> Betrieb, organisatorische<br />

Innovationen, wie Contracting-Modelle,<br />

Ausstrahlung sowie prinzipielle Übertragbarkeit<br />

auf andere Objekte.<br />

Antragsberechtigt sind Kommunen <strong>und</strong> Landkreise<br />

sowie kreisfreie Städte. Darüber hinaus<br />

sind andere Institutionen (z.B. Hochschulen,<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie<br />

Unternehmen <strong>und</strong> andere Konsortien) antragsberechtigt,<br />

sofern die Kommunen in dem<br />

als Verb<strong>und</strong>projekt auftretenden Konsortium<br />

die Federführung innehalten.<br />

Der Wettbewerb gliedert sich in<br />

zwei Phasen:<br />

Die Planungsphase: Erarbeitung von Unterlagen<br />

im Umfang von ca. 20 Seiten mit Darlegung<br />

des Demonstrationsobjektes <strong>und</strong> einem<br />

relevanten Umsetzungskonzept.<br />

Die Umsetzungsphase: Bis zu 10 Demonstrationsobjekte<br />

in den zwei oben genannten Einsatzfeldern<br />

werden mit einer Fördersumme von<br />

jeweils bis zu 2 Mio. Euro gefördert (nur bis zur<br />

Höhe der tatsächlich entstehenden Ausgaben);<br />

diese werden nach Abschluss der Planungsphase<br />

auf Basis der eingereichten Unterlagen<br />

ausgewählt. Weiterhin werden für die erfolgreichen<br />

Demonstrationsobjekte Plaketten <strong>und</strong><br />

Urk<strong>und</strong>en vergeben.<br />

Termin<br />

Abgabe der Wettbewerbsbeiträge:<br />

31. Dezember <strong>2009</strong><br />

Foto: optischetechnologien.de<br />

Wettbewerb | 103


SICHERHEIT<br />

104 | Tivoli<br />

BECO<br />

BERMÜLLER & CO. GMBH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Fallschutzbeläge im Ortseinbau<br />

Conradi+Kaiser GmbH<br />

Herstellung von Gummiformteilen<br />

<strong>und</strong> Bodensystemen<br />

Granufl ex Kft<br />

Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990<br />

Procon Play & Leisure GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportplatzeinrichtungen<br />

terralastic GmbH<br />

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Gestaltungselemente aus Kautschuk<br />

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Tel. +49 (0) 911 64200-0<br />

Fax +49 (0) 911 64200-50<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

D-56271 Kleinmaischeid<br />

info@conradi-kaiser.de<br />

www.conradi-kaiser.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 9580-0<br />

Fax +49 (0) 2689 9580-50<br />

Bécsi út 269<br />

H-1037 Budapest<br />

info@granufl ex.hu<br />

www.granulfex.hu<br />

Tel. +36 1 453-0400<br />

Fax +36 1 453-0006<br />

Van-der-Reis-Weg 11<br />

D-59590 Geseke<br />

info@procon-gmbh.de<br />

Tel. +49 (0) 2942 9751-0<br />

Fax +49 (0) 2942 9151-20<br />

Unterdorfstraße 10<br />

D-56584 Thalhausen<br />

info@terralastic.de<br />

www.terralastic.de<br />

Tel. +49 (0) 2639 960233<br />

Fax +49 (0) 2639 960234<br />

<strong>Spiel</strong>matte mit Stufenfalz, Fallschutzplatten, Verb<strong>und</strong>pfl aster,<br />

Poller, Palisaden, Randeinfassungen, Balkonbeläge, Prüfzeugnisse<br />

nach EN 177<br />

Ausführung fugenloser Ortseinbau nach DIN 7926 EN 1177 mit<br />

Lizenznehmern in ganz Deutschland<br />

Bodensysteme <strong>und</strong> Sicherheitssysteme für Schulen <strong>und</strong><br />

Kindergärten, <strong>Spiel</strong>plätze, <strong>Freizeit</strong>anlagen, öffentliche Plätze <strong>und</strong><br />

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Verkauf nur an den Fachhandel.<br />

Fallschutzplatten <strong>und</strong> Fallschutz-Verb<strong>und</strong>pfl aster nach EN 1177,<br />

Elastikplatten <strong>und</strong> elastisches Verb<strong>und</strong>pfl aster, Sicherheits-<br />

Ergänzungselemente, Sandkastenumfassungen, fugenloser<br />

Fallschutz, Sportbodenbeläge<br />

Sureplay –farbenfroher, fugenloser Fallschutzbelag nach EN 1177<br />

<strong>und</strong> ASTM Standard. <strong>Spiel</strong>geräteaufbau nach EN 1176 <strong>und</strong><br />

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– Fallschutz-Bodensysteme nach EN 1177<br />

– Gestaltungselemente für den Außenbereich aus Kautschuk<br />

– Einsatz der Produkte in Schulen, Kindergärten, auf <strong>Spiel</strong>-<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Plätzen<br />

– Brandschutzplatten, Rutschenauslaufplatten, Sandkastenwinkel


SPIEL- UND SPORTGERÄTE<br />

A+URBAN Design<br />

Skateanlagen <strong>und</strong> Pipes<br />

Roll-Hockey<br />

Bolzplätze<br />

Urbanes Mobiliar<br />

AAST <strong>Spiel</strong>geräte VertriebsgmbH<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerätehersteller<br />

ALGEBRA<br />

<strong>Spiel</strong>platzbetreuung GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzausstattungen<br />

Fitnessgeräte – Stadtmobiliar<br />

Fallschutz – Sportartikel<br />

Planung – Montagen<br />

Instandhaltung – Umbauten<br />

Reparaturen – Service<br />

Berliner Seilfabrik GmbH & Co.<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

COROCORD Raumnetz GmbH<br />

Seilzirkus – Seilspielgeräte<br />

CREA-PLAY<br />

(Deutschland) GmbH<br />

espas GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

Stadtmobiliar<br />

Bodensysteme<br />

Zubehör<br />

Europlay<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

Holzhof GmbH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Sepp-Giggenbach-Str. 31<br />

D-84453 Mühldorf<br />

info@aplusurbandesign.com<br />

www.aplusurbandesign.com<br />

Tel. + 49 (0) 8631 1403-68<br />

Fax + 49 (0) 8631 1403-69<br />

Kontaktperson: Fr. Sonja Rauscher<br />

Hr. Andrew Stelzhammer<br />

Handelsstraße 13<br />

A-2201 Seyring<br />

offi ce@aast.com<br />

www.aast.com<br />

Tel. +43 (0) 2246 27037<br />

Fax +43 (0) 2246 27035<br />

Friedrich Knauer Gasse 1–3/8/8<br />

A-1100 Wien<br />

offi ce@algebra.eu.com<br />

www.algebra.eu.com<br />

Tel. +43 (0) 1 707 56 22<br />

Fax +43 (0) 1 707 56 22 22<br />

Lengeder Straße 4<br />

D-13407 Berlin<br />

www.berliner-seilfabrik.de<br />

Tel. +49 (0) 30 414724-0<br />

Fax +49 (0) 30 414724-33<br />

Eichborndamm 167<br />

D-13403 Berlin<br />

info@corocord.de<br />

www.corocord.de<br />

Tel. +49 (0) 30 408988-0<br />

Fax +49 (0) 30 408988-77<br />

Hessenstraße 3<br />

D-35325 Mücke/Groß-Eichen<br />

crea-play@t-online.de<br />

www.buerliag.com<br />

Tel. +49 (0) 6400 959840<br />

Fax +49 (0) 6400 959841<br />

Graf-Haeseler-Str. 7–9<br />

D-34134 Kassel<br />

info@espas.de<br />

www.espas.de<br />

Tel. +49 (0) 561 5746390<br />

Fax +49 (0) 561 5746399<br />

Eegene 9<br />

B-9200 Dendermonde<br />

sales@europlay.eu<br />

www.europlay.eu<br />

Tel. +32 52 22 66 22<br />

Fax +32 52 22 67 22<br />

Rupestraße 33<br />

I-38017 Mezzolombardo TN<br />

sabrina@holzhof.com<br />

Tel. +39 0461 601501<br />

Fax +39 0461 604013<br />

Modulare Elemente<br />

Keine F<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> Bodenverankerungen nötig<br />

Einfacher Auf- <strong>und</strong> Abbau<br />

Wartungsarm<br />

Der Spezialist für Rutschen aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK). Die AAST GmbH hat GFK-Rutschen,<br />

Polyethylen Röhrenrutschen, Erlebnisrutschen <strong>und</strong> eine<br />

Fülle von <strong>Spiel</strong>platzkombinationen, in allen Variationen,<br />

in ihrem Programm.<br />

Wir führen die Produkte von:<br />

LAPPSET · Vortex · Conradi+Kaiser · Boer · HBH Systems<br />

Fritz Müller · Markus Ehring · Benz&Fischer · Nado Plast<br />

SAC-O-MAT · HAHN Kunststoffe u. eigene Erzeugnisse<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien<br />

der EN 1176 <strong>und</strong> erfüllen auch alle bekannten technischen<br />

Vorschriften.<br />

Corocord hat sich selbst dazu verpfl ichtet, weltweit einzigartige<br />

Raum- <strong>und</strong> Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem<br />

Reiz, hohem <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> langer Nutzungsdauer. Das ist keine<br />

einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns<br />

wichtig <strong>und</strong> wir nehmen sie jeden Tag von neuem an.<br />

– <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräte<br />

– Fallschutzplatten<br />

– drehbare Kletterbäume<br />

– Parkmobiliar<br />

– H<strong>und</strong>etoiletten<br />

Entwicklung, Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von:<br />

– <strong>Spiel</strong>geräten aus Stahl<br />

– Stadtmobiliar <strong>und</strong> Tischtennistischen aus Beton<br />

– Bodensystemen<br />

– Zubehör<br />

Herstellung von <strong>Spiel</strong>geräten aus Holz <strong>und</strong> Metall. Wir<br />

suchen Importeure für Deutschland, Österreich <strong>und</strong> die<br />

Schweiz.<br />

– <strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

– Public Design<br />

Tivoli | 105


SPIEL- UND SPORTGERÄTE<br />

HPS-Play Company Trading GmbH<br />

106 | Tivoli<br />

Einrichtung von Hallenspielplätzen<br />

<strong>Spiel</strong>platzkonzepte für <strong>Freizeit</strong> & Handel<br />

HST-<strong>Spiel</strong>geräte GmbH & Co. KG<br />

Huck Seiltechnik GmbH<br />

Beratung, Montage, Zaunbau, Wartung<br />

HUSSON INTERNATIONAL GRUPPE<br />

Abenteuer <strong>Spiel</strong>plätze<br />

Indoor/Outdoor<br />

Kaiser & Kühne <strong>Freizeit</strong>geräte GmbH<br />

Durch Qualität – mehr Freude am <strong>Spiel</strong><br />

KINDERLAND<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Klettermax GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

KOMPAN GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte, Multisportanlagen,<br />

Parkmöbel, Planung, Montage <strong>und</strong> Service,<br />

Indoor-<strong>Spiel</strong>möbel<br />

Ing. Phillipp<br />

GmbH & Co. KG<br />

<strong>Spiel</strong>platz von<br />

A wie Abenteuergeräte<br />

bis Z wie Zubehör<br />

Gm<strong>und</strong>ner Straße 40 · A-4664 Oberweis<br />

info@hps-playco.at<br />

www.hps-playco.at<br />

Tel. +43 (0) 7613 25880-0<br />

Fax +43 (0) 7613 25880-10<br />

VERTRIEB DEUTSCHLAND<br />

Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld<br />

Tel. +49 (0) 521 9883298-0<br />

Fax +49 (0) 521 8989001<br />

www.hps-playco.de<br />

Weyerberg 5<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

info@hst-spielgeraete.de<br />

www.hst-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 8198-0<br />

Fax +49 (0) 6443 8198-20<br />

Dillerberg 3<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

seiltechnik@huck.net<br />

www.huck.net<br />

Tel. +49 (0) 6443 8311-0<br />

Fax +49 (0) 6443 8311-79<br />

Route de l’Europe BP1<br />

F-68650 Laputroie<br />

husson@husson.eu<br />

www.husson.eu<br />

www.husson.de<br />

Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56<br />

Fax +33 (0) 3 89 47 26 03<br />

Im Südloh 5<br />

D-27324 Eystrup<br />

info@kaiser-kuehne-play.com<br />

www.kaiser-kuehne-play.com<br />

Tel. +49 (0) 4254 9315-0<br />

Fax +49 (0) 4254 9315-24<br />

ESF Emsland <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>spielgeräte GmbH & Co. KG<br />

Bahnhofstraße 50<br />

49744 Geeste<br />

kinderland@emsland-spielgeraete.de<br />

www.emsland-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 5907 9479970<br />

Fax +49 (0) 5907 9479975<br />

Gewerbegebiet<br />

D-19374 Domsühl<br />

info@klettermax-gmbh.de<br />

www.spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 38728 20012<br />

Fax +49 (0) 38728 20017<br />

Raiffeisenstraße 11<br />

D-24941 Flensburg<br />

kompan.gmbh@kompan.com<br />

www.kompan.com<br />

Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />

Fax +49 (0) 4617 7306-35<br />

A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />

obra@obra.at<br />

www.obra.at<br />

Tel. +43 7682 2162-0<br />

Fax +43 7682 2165<br />

VERTRIEB IN DEUTSCHLAND<br />

(Informationen im Internet)<br />

– eigene <strong>Spiel</strong>geräteherstellung<br />

– Vertrieb<br />

– Montage<br />

– Service für Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />

– Komplettausstattung<br />

– Kompetenz in Qualität, <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> Sicherheit<br />

Vertrieb von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten, außerdem Ballfangnetzanlagen<br />

<strong>und</strong> Sportnetze <strong>und</strong> -seile aller Art<br />

Kletternetze, Seiltechnik, Netz- <strong>und</strong> Hängebrücken.<br />

Alle Komplettgeräte können Sie bei jedem<br />

<strong>Spiel</strong>gerätehersteller beziehen. Zum Beispiel das<br />

Vogelnest ® . Nur das Original trägt diese Bezeichnung!<br />

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<strong>Spiel</strong>geräte für Kinderspielplätze, Stadtmobiliar<br />

<strong>Freizeit</strong>anlagen für Jugendliche, Tribünen<br />

Bei der Planung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>geräten für alle<br />

Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen<br />

Jahren mit Entwürfen <strong>und</strong> Bau zahlreicher Großspielanlagen in<br />

<strong>Freizeit</strong>parks im In- <strong>und</strong> Ausland sammeln konnten.<br />

– <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

– individuelle <strong>Spiel</strong>objekte<br />

– Barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

– Parkeinrichtungen<br />

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nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur.


SPIEL- UND SPORTGERÄTE<br />

playparc-neospiel GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>gerätehersteller<br />

Holzbau Quappen GmbH & Co. KG<br />

DINOstarke <strong>Spiel</strong>ideen<br />

für außen <strong>und</strong> innen<br />

Parkgestaltung<br />

Brücken <strong>und</strong> Lärmschutzwände<br />

Individueller Holzbau<br />

Gartenholz<br />

Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Promotion-Service GmbH<br />

Erlebniswelten für Kinder <strong>und</strong> Familien<br />

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R&T STAINLESS A/S<br />

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<strong>Spiel</strong>platzkomponenten aus Edelstahl<br />

SMB Seilspielgeräte GmbH Berlin<br />

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Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

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stilum GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

Seilfabrik Ullmann<br />

Handelsniederlassung Bremen GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

ZIMMER.OBST GmbH<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>raumgestaltung<br />

Teutonia 9<br />

Borlinghausen<br />

D-34439 Willebadessen<br />

info@playparc.de<br />

www.playparc.de<br />

Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />

Fax +49 (0) 5642 709-10<br />

Industriestraße<br />

D-49751 Sögel<br />

info@quappen-holzbau.de<br />

www.quappen-holzbau.de<br />

Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />

Fax +49 (0) 5952 9311-50<br />

Am Hangenwald 1<br />

D-88074 Meckenbeuren/Liebenau<br />

info-rfp@ravensburger.de<br />

www.ravensburger.de<br />

www.rfp-ravensburger.de<br />

Tel. +49 (0) 7542 400350<br />

Fax +49 (0) 7542 400101<br />

Holsbjergvej 42<br />

DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />

Dänemark<br />

info@rt-stainless.com<br />

www.rt-stainless.com<br />

Tel. +45 39563473<br />

Fax +45 39692384<br />

Handwerkerstraße 7<br />

D-15366 Dahlwitz-Hoppegarten<br />

info@smb-seilspielgeraete.de<br />

www.smb-seilspielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 3342 302015<br />

Fax +49 (0) 3342 302016<br />

Königsberger Straße 39<br />

D-56269 Dierdorf<br />

info@stilum.de<br />

www.stilum.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />

Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />

Am Rönnebecker Hain 1<br />

D-28777 Bremen<br />

info@seilfabrik-ullmann.de<br />

www.seilfabrik-ullmann.de<br />

Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />

Fax +49 (0) 421 69038-75<br />

Am Winkel 9<br />

D-15528 Spreenhagen<br />

spielraum@zimmerobst.de<br />

www.zimmerobst.de<br />

www.spielraumgestaltung.de<br />

Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />

Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte,<br />

Multisportanlagen, Schwimmbadgeräte, Fitnessgeräte<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>platzanlagen, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>skulpturen aus<br />

Robinie <strong>und</strong> Lärche<br />

Montage-, Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten<br />

Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, <strong>Spiel</strong>en <strong>und</strong> Gestalten<br />

von Kindergärten <strong>und</strong> Therapiebereichen<br />

Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />

– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />

Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />

auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />

Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />

Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt<br />

Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />

<strong>und</strong> Rutschbahnen, viele mit Zertifi katen vom TÜV Produkt Service.<br />

Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, fl exibel<br />

<strong>und</strong> schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich.<br />

Herstellung von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten:<br />

– Raumnetze – Schaukelkörbe<br />

– Flächennetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />

– Netztunnel – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />

– Trampolin – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– Karussells – Ballfang-Seilnetzzäune<br />

– Seilbrücken – SIPA-Seilsitze<br />

Innovative <strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

aus Stahl <strong>und</strong> Edelstahl<br />

– eigenständiges <strong>und</strong> durchgängiges Design<br />

– hochwertig verarbeitet<br />

– wartungsarm <strong>und</strong> langlebig<br />

– kostengünstig in Preis <strong>und</strong> Unterhalt<br />

Fallschutzsysteme nach EN 1177<br />

Drehbare KLettertürme, Kletternetze, Kletterpyramiden,<br />

Nestschaukeln, Seilbrücken, Sonderanfertigungen,<br />

aus USACORD Long-life unzerschneidbar<br />

- Spezialist für individuelle Planung von <strong>Spiel</strong>anlagen<br />

- kompetente Beratung<br />

- Herstellung in eigener Werkstatt<br />

- Montage durch eigenes Fachpersonal<br />

- Geprüfte Sicherheit nach EN 1176/77<br />

Tivoli | 107


ZULIEFERER<br />

VERBÄNDE<br />

SONSTIGE<br />

108 | Tivoli<br />

EkoBoard ® HD & EkoGrip Fce ® Ekon BV<br />

PO Box 92<br />

6120 AB Born<br />

The Netherlands<br />

Ein breites Sortiment von Kunststoffplatten<br />

sales@ekon.nl<br />

A subsidiary of the royal Lankhorst Euronete Group<br />

www.ekon.nl<br />

Tel. +31 (0) 46 489.1111<br />

Fax +31 (0) 46 485.5544<br />

Seilerei Prutz GmbH<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Netze für Industrie, Sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong><br />

Drahtseile, Seilerwaren<br />

Verband Deutscher Hallenspielplätze<br />

Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />

Interessenvertretung für Betreiber,<br />

Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />

Korts<br />

Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Fachanwälte für Steuerrecht<br />

Rechts- <strong>und</strong> Steuerberatung<br />

johnen-druck GmbH & Co. KG<br />

Wittenberger Straße 89<br />

D-06905 Bad Schmiedeberg<br />

info@seilerei-prutz.de<br />

www.seilerei-prutz.de<br />

Tel. +49 (0) 34925 70392<br />

Fax +49 (0) 34925 70155<br />

Sandtorkai 74<br />

D-20457 Hamburg<br />

kontakt@my-vdh.de<br />

Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />

Fax +49 (0) 40 822232-39<br />

Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />

Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />

Hültzstraße 26<br />

D-50933 Köln<br />

s.korts@korts.de<br />

www.korts.de<br />

Tel. +49 (0) 221 94021-00<br />

Fax +49 (0) 221 94021-01<br />

Bornwiese<br />

D-54470 Bernkastel-Kues<br />

info@johnen-gruppe.de<br />

www.johnen-gruppe.de<br />

Tel. +49 (0) 6531 509-0<br />

Fax. +49 (0) 6531 509-49<br />

Ein breites Sortiment von Kunststoffplatten (+ Anti-Rutsch möglich).<br />

Auf Basis von Neuware <strong>und</strong>/oder Regranulat. Tauglich für<br />

Play Gro<strong>und</strong> Equipment konform EN 71-3.<br />

Haltbar, robust, wartungsfrei <strong>und</strong> hohe Verschleißfestigkeit.<br />

Seilspielgeräte:<br />

Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />

Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />

Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />

vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />

macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Hierzu gehören im Einzelnen:<br />

– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />

Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />

– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />

Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />

– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />

– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />

TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />

– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />

– Sebastian Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht,<br />

MBA –Master of Business Administration,<br />

M.I.Tax – Master of International Taxation<br />

– Petra Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, MBA<br />

– Silke Busch, Rechtsanwalt,<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

– Wahed T. Barekzai, Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, L.L.M. – Mater of Laws<br />

Bogenoffsetdruckerei mit Vorstufe, Veredelungstechniken,<br />

Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Lettershop.<br />

Herstellung <strong>und</strong> Distribution von Drucksachen wie Flyern,<br />

Broschüren, Katalogen, Magazinen, Zeitschriften, Postern, etc.


Termine TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

13. bis 15. 10. <strong>2009</strong> in Berlin<br />

23. bis 25. 11. <strong>2009</strong> in Dortm<strong>und</strong><br />

08. bis 10. 09. <strong>2009</strong> in Hamburg<br />

25. bis 27. 08. <strong>2009</strong> in Kaiserslautern<br />

01. bis 03. 12. <strong>2009</strong> in Köln<br />

Seminar: „Fachkraft für<br />

Kinderspielplätze“ (Nr. 10024)<br />

16. 10. <strong>2009</strong> in Berlin<br />

26. 10. <strong>2009</strong> in Dortm<strong>und</strong><br />

11. 09. <strong>2009</strong> in Hamburg<br />

29. 09. <strong>2009</strong> in Kaiserslautern<br />

04. 12. <strong>2009</strong> in Köln<br />

04. 12. <strong>2009</strong> in Nürnberg<br />

21. 08. <strong>2009</strong> in Stuttgart<br />

Seminar: „Fachkraft für<br />

Kinderspielplätze“ (Auffrischung, Nr. 10034)<br />

01. 12. <strong>2009</strong> in Kaiserslautern<br />

28. 06. 2010 in Köln<br />

21. 09. <strong>2009</strong> in Leipzig<br />

Seminar:<br />

„Sicherer Kinderspielplatz“ (Nr. 10058)<br />

Infos: TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

Am Grauen Stein, 51105 Köln<br />

Uwe Wendler, Tel.: 0221 8063113<br />

UweWendler@de.tuv.com<br />

Messetermine <strong>2009</strong><br />

8. bis 10. September <strong>2009</strong><br />

IOG Saltex<br />

Windsor Racecourse – The Racecourse<br />

Maidenhead Road · Windsor<br />

Berkshire<br />

SL4 5JJ<br />

England<br />

Tel.: +44 (0) 1962 736989<br />

CJohnson@cmpi.biz<br />

www.iogsaltex.co.uk<br />

24. bis 27. Oktober <strong>2009</strong><br />

Entsorga-Enteco<br />

Stuttgart<br />

www.interbad.de<br />

28. bis 30. Oktober <strong>2009</strong><br />

<strong>FSB</strong><br />

Internationale Fachmesse für Freiraum-,<br />

Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen<br />

Köln (Messegelände),<br />

Kontakt: Messe Köln,<br />

Frau Frias (Produktmanagerin)<br />

Tel.: 0221 821-2268<br />

b.frias@koelnmesse.de<br />

www.fsb-cologne.de<br />

www.koelnmesse.de<br />

Gartenschauen <strong>2009</strong><br />

29. Mai bis 20. September <strong>2009</strong><br />

Gartenschau Rechberghausen<br />

Kontakt: Gemeinde Rechberghausen<br />

Amtsgasse 4 · 73098 Rechberghausen<br />

Tel.: +49 (0) 7161 501-0<br />

info@gemeinde.rechberghausen.de<br />

www.gartenschau-rechberghausen.de<br />

25. April bis 18. Oktober <strong>2009</strong><br />

Landesgartenschau Oranienburg<br />

Kontakt: Landesgartenschau Oranienburg<br />

<strong>2009</strong> GmbH<br />

Breite Straße 1 · 16515 Oranienburg<br />

Tel.: +49 (0) 3301 600-830<br />

info@laga-oranienburg<strong>2009</strong>.de<br />

www.laga-oranienburg<strong>2009</strong>.de<br />

1. Mai bis 18. Oktober <strong>2009</strong><br />

Landesgartenschau<br />

Reichenbach Vogtland<br />

Kontakt: Landesgartenschau Reichenbach<br />

im Vogtland <strong>2009</strong> gGmbH<br />

Wiesenstraße 62 · 08468 Reichenbach<br />

Tel.: +49 (0) 3765 38696-0<br />

info@lgs-reichenbach.de<br />

www.gartenschau-reichenbach.de<br />

29. Mai bis 23. August <strong>2009</strong><br />

Landesgartenschau<br />

„Natur in Rain“<br />

Kontakt: Natur in Rain <strong>2009</strong> GmbH<br />

Hauptstraße 60 · 86641 Rain<br />

Tel.: +49 (0) 9090 703 700<br />

gartenschau@rain.de<br />

www.natur-in-rain.de<br />

23. April bis 11. Oktober <strong>2009</strong><br />

B<strong>und</strong>esgartenschau Schwerin<br />

Kontakt: B<strong>und</strong>esgartenschau Schwerin<br />

<strong>2009</strong> GmbH<br />

Eckdrift 43–45 · 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 (0) 385 <strong>2009</strong>-0<br />

info@buga-<strong>2009</strong>.de<br />

www.buga-<strong>2009</strong>.de<br />

VORSCHAU<br />

Top Thema:<br />

<strong>Spiel</strong>räume von Anbeginn bis in die Zukunft<br />

Warum spielt der Mensch, seit wann gibt es urbane <strong>Spiel</strong>plätze?<br />

Was unterscheidet <strong>Spiel</strong>plätze im internationalen Vergleich?<br />

Wir stellen vor: <strong>Spiel</strong>platzeinrichter, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräte, Fallschutz,<br />

Seniorenspiel, Erwachsenenspiel, barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte, Public Design<br />

t e r m i n e<br />

Editorial | 109


Entdeckt!<br />

Auf dem „Duz-Platz“ in Westerstede sagen alle „Du“ zueinander,<br />

auch wenn man sich nicht kennt. Am Brunnen am Alter<br />

Markt steht ein Schild „Am Brunnen <strong>und</strong> umzu – auf Du <strong>und</strong><br />

Du“ mitten auf dem Platz, damit klar ist, dass das förmliche<br />

„Sie“ hier nichts zu suchen hat.<br />

Die Idee entstand aus einer Marketing-Aktion der Rhododendronstadt<br />

im niedersächsischen Landkreis Ammerland, bei der<br />

öffentlich nach Ideen für die Belebung der Innenstadt gesucht<br />

wurde. Inzwischen bietet Westerstede die DUZ-Tour sogar als<br />

Tagesprogramm für Busgruppen ab 25 Personen an.<br />

Info: Touristinformation im Rathaus, Alter Markt (Duz-Platz),<br />

Westerstede Tel. 04488-19433. www.westerstede.de<br />

110 | Vermischtes<br />

Gabionen mit bunten Glaskugeln sind eine neue Skulpturenreihe von Tim<br />

Schnitzer aus Altenstadt bei Frankfurt. Die normalerweise in der Landschaftsarchitektur<br />

eingesetzten Körbe mit Steinen standen Pate für eine sehr<br />

wirkungsvolle Designidee. Schnitzer fertigt ein Gefl echt von R<strong>und</strong>stahl, das<br />

die Kugeln wie ein Korsett umgibt. Im Inneren der Gabionen verbirgt sich<br />

eine elektrische Lichtquelle, die die 542 bunte Glaskugeln in der Dunkelheit<br />

zu einer Kathedrale des Lichtes werden lässt. Die Gabionen haben einen<br />

Durchmesser von 1,35 Meter <strong>und</strong> wiegen circa 740 Kilogramm.<br />

www.baustahl-objekte.com<br />

Ein organisches Netz aus korrodiertem Stahl ersetzt bei der neuen Fußgängerbrücke über die Große Vils<br />

südlich von München die typischen Gitter an den Seiten. Für dieses kraftvolle Design, das sich harmonisch in<br />

die Landschaft fügt, erhielten die Ingenieure Neuner + Graf aus Garmisch-Partenkirchen <strong>und</strong> die Münchner<br />

Planungsgemeinschaft Zwischenräume im Juni den Stahl-Innovationspreis <strong>2009</strong>. Der eingesetzte wetterfeste<br />

Baustahl entwickelt durch Witterungseinfl üsse nach kurzer Zeit eine ausdrucksstarke rotbraune Patina, die<br />

fest haftet. Das Material benötigt keinen Schutzanstrich, schützt vielmehr sich selbst <strong>und</strong> damit die Brückenkonstruktion<br />

für viele Jahrzehnte. www.stahl-info.de/stahlinnovationspreis


Ihr Tagungshotel in der<br />

Mitte Deutschlands<br />

• ruhige, zentrale Lage direkt an der A3<br />

• professionelle Präsentations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

• angenehme Arbeitsatmosphäre mit persönlicher Betreuung<br />

• individuell eingerichtete Zimmer mit ganz besonderem Charme<br />

• Übernachtungen ab 60,00 Euro pro Person<br />

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<strong>2009</strong> werden erneut Vorträge zum<br />

Thema Normung <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzsicherheit<br />

im tannenhof stattfinden!<br />

Stebacher Straße 64<br />

56276 Großmaischeid<br />

Telefon 02689 92710-0<br />

Fax 02689 92710-199<br />

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Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />

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