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Download (pdf) - Institut für Psychoanalyse der DPG Stuttgart

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Ein extremer Pol auf dem Kontinuum <strong>der</strong> Übertragungsliebe wird nach wie<br />

vor von <strong>der</strong> libidophoben Gruppe von Autoren besetzt, die unter Missverstehen<br />

von Freuds Konzeption die Übertragungsliebe als Wi<strong>der</strong>standsphänomen<br />

deklarieren und als solches behandeln. Sie bezeichnen die Übertragungsliebe<br />

nicht mehr als das, was es ist, Liebe, son<strong>der</strong>n beschreiben<br />

sie als erotische, erotisierte o<strong>der</strong> sexualisierte Übertragung bis hin zu Ivri<br />

Kumin’s „erotic horror“ (1986), als Schreckgespenst erotischer und triebhafter<br />

Wünsche im Analysanden und im Analytiker: No love please, we’re<br />

american analysts!<br />

Eine scheinbar fortschrittliche Gruppe behält den Begriff <strong>der</strong> Übertragungsliebe<br />

bei, betreibt jedoch die Entsexualisierung <strong>der</strong> Liebe bis hin zur<br />

Auflösung <strong>der</strong> Körperlichkeit, was in Jessica Benjamin’s Konzept <strong>der</strong><br />

„Engelübertragung“ kulminiert; die an <strong>der</strong> relationalen <strong>Psychoanalyse</strong><br />

orientierte Kollegin verabschiedet sich von <strong>der</strong> Triebtheorie mit den Worten:<br />

"Die Vorstellung von <strong>der</strong> Übertragungsliebe als Ort des Kampfes<br />

zwischen Analytiker und Patient gegen die Triebe, in dem <strong>der</strong> Analytiker<br />

nur den idealisierten Wissenden und Mächtigen repräsentiert, erscheint<br />

antiquiert." (1993, S. 124, zitiert nach A. Koellreuter 2010).<br />

Einem schicksalhaften Prozess gleich fällt <strong>der</strong> Schwefelgeruch des Leibhaftigen<br />

aus den Anfängen <strong>der</strong> <strong>Psychoanalyse</strong> dem Weihrauch <strong>der</strong> Engelübertragung<br />

zum Opfer und kann nun endlich zu einer unbefleckten psychoanalytischen<br />

Empfängnis führen.<br />

Seit geraumer Zeit formiert sich international eine Position, die <strong>der</strong> Übertragungsliebe<br />

zwar den Charakter echter Liebe zuerkennt. Was auf den<br />

ersten Blick vielversprechend erscheint, erweist sich bei genauerer Betrachtung<br />

als Warnruf vor einer angeblich „dunklen Seite <strong>der</strong> Liebe“,<br />

womit die Übertragungsliebe letztendlich doch wie<strong>der</strong> als Wi<strong>der</strong>standsphänomen<br />

definiert wird – Man könnte diese Konzeption auch als "Darth<br />

Va<strong>der</strong> ES waiting for you!" beschreiben.<br />

Einen Gegenpol zum „erotic horror“ nimmt die Haltung des „self-disclosure“<br />

ein; die Mitteilung von Liebesgefühlen des Analytikers dem Patienten<br />

gegenüber dann, wenn es dem therapeutischen Prozess dient!<br />

Siegfried Bettighofer kommt in seiner Untersuchung „Sexualität zwischen<br />

Verdrängen und Agieren“ (2001), in <strong>der</strong> er eine „mo<strong>der</strong>ne <strong>Psychoanalyse</strong>“<br />

mit Ansätzen erlebnisaktiver, handlungsorientierter, systemischer und<br />

körpertherapeutischer Art ortet, zu dem Schluss: „Das bedeutet, dass<br />

Übertragungsliebe eine ganz normale Liebe ist. Natürlich beinhaltet sie<br />

auch neurotische Anteile wie jede Liebesbeziehung im Alltag auch. Es gibt<br />

keinen Unterschied zwischen Übertragungsliebe und Alltagsliebe“ (S. Bettighofer<br />

2001, S. 112).<br />

Hansjörg Pfannschmidt (2001) versucht ebenfalls die <strong>der</strong> Verdrängung anheim<br />

gefallenen Themen von Liebe und Sexualität wie<strong>der</strong> dort einzusetzen,<br />

wo ihr Platz ist, nämlich im Zentrum des analytischen Geschehens,<br />

lehnt jedoch begründet und aus eigener Erfahrung die Integration körper-<br />

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