Abdullay Mansaray schätzt an Sabine Kolping, dass sie nicht als Autoritätsperson auftritt. –– 9
10 –– Thema Das Sorgentelefon „Child line“ <strong>ist</strong> ein neues Angebot von Don Bosco Fambul. 7.000 Anrufe werden mittlerweile im Jahr beantwortet. Der Zivile Friedensdienst Hinzu kommen lieb gewonnene Rituale. „In Deutschland habe ich mir keine Stunksitzung entgehen lassen“, erzählt Sabine. Seit sie im karnevalsfreien Afrika lebt, bekommt sie das närrische Treiben auf DVD aus der Heimat zugeschickt – und schaut es sich keinesfalls nur in der fünften Jahreszeit an. „Mein Humor und die Fähigkeit, Dinge auch von der positiven Seite zu betrachten, haben mir hier sehr geholfen“, sagt die Rheinländerin. Engagement im Gepäck Im Beruf gelingt es Sabine Kolping immer wieder aufs Neue sich zu motivieren. „Die gegenseitige Unterstützung gibt mir Kraft“, berichtet sie. „Ich habe gute Workshops auf die Beine gestellt, konnte immer wieder neue Ideen vorbringen.“ Ideen, die zu konkreten Projekten und messbaren Erfolgen führten. Zum Beispiel Child Line, eine Telefonseelsorge für Kinder in Not. Diese können kostenlos und landesweit unter der Rufnummer 116 von Sabine ausgebildeten Beratern ihr Leid klagen und erhalten weiterführende Hilfe. Auch das 2011 in Freetown eröffnete Mädchenhaus, das einzige im ganzen Land, hat Sabine maßgeblich mitaufgebaut. „Wenn meine Kollegen nur halb so viel von mir profitiert haben wie ich von ihnen, dann <strong>ist</strong> schon vieles gewonnen“, resümiert sie. „Einige fangen richtig Feuer, wollen mehr erfahren, tanken Mut und Selbstvertrauen. Überhaupt bin ich stolz auf meine Jungs“, sagt Sabine Kolping mit Blick auf ihren männlich dominierten Kollegenkreis. „Die sind offen für <strong>alle</strong> Anregungen, machen die herausforderndsten Übungen mit – und lernen aus deren Auswertung. Insgesamt <strong>ist</strong> es auch deshalb toll, weil es hier im Haus sehr offen und transparent zugeht. Man findet immer ein offenes Ohr für Fragen, kann aber selbst auch jederzeit beratend zur Seite stehen.“ Seit 1999 vermittelt die <strong>AGEH</strong> qualifiziertes Personal für den Zivilen Friedensdienst (ZFD). Das Programm wurde von der Bundesregierung eingerichtet, um in den Krisengebieten der Welt zivilgesellschaftliches Engagement beim Aufbau von friedlichen Gesellschaften zu stärken. Die Grundidee: Es genügt nicht, die Symptome zu bekämpfen. Die Strukturen, die Gewalt und Zerstörung hervorbringen, müssen von innen verändert werden. Ziel <strong>ist</strong> die gewaltfreie und konstruktive Bearbeitung von Konflikten bzw. die Verhinderung ihrer gewaltsamen Austragung. Insgesamt unterstützen 64 <strong>AGEH</strong>-Fachkräfte lokale Partnerorganionen bei ihrem Engagement für ein friedlicheres Zusammenleben in der Gesellschaft, sechs davon arbeiten in Sierra Leone. Engagement bringt Sabine Kolping schon seit jeher mit ins Rennen. „Ich war Schulsprecherin und in Sachen Frauen, Frieden und Anti-AKW unterwegs. Mit 18 wollte ich unbedingt nach Lateinamerika, um Ernesto Cardenal bei der Alphabetisierung der Indios zu helfen.“ Nach ihrem Studium an der katholischen FH in Aachen war Sabine Kolping in der Gemeindepsychiatrie tätig und baute ein Sozialpsychiatrisches Zentrum auf. Dessen Leiterin zu werden und bleiben, reichte der Macherin aber nicht aus. Eher zufällig und im Urlaub übernahm sie eine Reiseleitung nach Ghana und begann sich für Entwicklungszusammenarbeit zu interessieren. Heraus kam dabei eine mehrjährige Tätigkeit für die <strong>AGEH</strong> in Togo. Bis 2006 betreute Sabine dort ein Projekt für ge<strong>ist</strong>ig behinderte Kinder und Jugendliche. Danach blieb sie im Land und zeichnete verantwortlich für ein Projekt von PLAN INTERNATIONAL, um schließlich anderthalb Jahre für Chr<strong>ist</strong>ian Blind Mission (CBM) zu arbeiten. Auch privat fand Sabine in Togo ihr Glück, lernte 2001 den Künstler Angelo kennen, mit dem sie seit 2003 verheiratet <strong>ist</strong>. Er hat sie nach Sierra Leone begleitet und hilft ihr als ruhender Pol die Hürden zu überwinden, die sich ihr Tag für Tag stellen. Und was macht sie nach Ende 2012, wenn ihr Arbeitsvertrag für Sierra Leone ausläuft? Lange braucht Sabine nicht zu überlegen. „Erst mal nach Deutschland und Stille genießen! Mich um meine Eltern kümmern! Ins Kino gehen! Fahrradfahren!“ Nachholbedarf sieht sie zudem in Sachen Theater und Konzerte. Und freut sich auf einen Friseur, der nicht nur krauses Afrikanerhaar zu scheren weiß. Zuhause mit Ehemann Angelo kann Sabine Kolping vollkommen abschalten.