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Ausgabe 34 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>34</strong><br />

Zeitschrift von und für Studenten/innen<br />

des Geographischen <strong>Institut</strong>s <strong>der</strong> Universität <strong>Heidelberg</strong><br />

Praktikum Mikrowasserkraft | Explore Science<br />

Aires del Sur | Erasmus Montpellier & Perpignan<br />

Praktikum <strong>Heidelberg</strong>Cement | uvm.


01<br />

Inhaltsverzeichnis 0<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

01 ER(D)KUNDE! – EXPLORE SCIENCE 2013<br />

Dieses Jahr fanden die naturwissenschaftlichen Erlebnistage <strong>der</strong><br />

Klaus Tschira-Stiftung unter dem Motto Er(d)kunde! statt. Und dabei<br />

wurde den Wissenschaftlern von Morgen einiges geboten.<br />

03 ERFAHRUNGSBERICHT EXPLORE SCIENCE<br />

Nicht nur als Besucher war Explore Science ein Highlight. Wir<br />

begeben uns mit Kristina hinter die Kulissen <strong>der</strong> Veranstaltung und<br />

zeigen den Alltag einer Stationen-Betreuerin.<br />

06 KULTUR VS. RESSOURCENMANAGEMENT?<br />

Die weltweite Erschließung von Ressourcenvorkommen sollte stets<br />

mit Blick auf die kulturelle Denkweise <strong>der</strong> jeweiligen Län<strong>der</strong> geschehen.<br />

Doch diese Erkenntnis ist kein Produkt <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nen.<br />

08 ERASMUS MONTPELLIER<br />

Leben wie Gott in Frankreich: Dieser Spruch kommt nicht von ungefähr.<br />

Mit welchen Vorzügen die schöne Mittelmeerstadt Montpellier<br />

zu überzeugen weiß, erfahrt ihr hier.<br />

10 PRAKTIKUM HEIDELBERGCEMENT<br />

Mit <strong>Heidelberg</strong>Cement sitzt eine <strong>der</strong> führenden Unternehmen in <strong>der</strong><br />

Sparte Zuschlagstoff- und Zementherstellung vor unserer Haustür.<br />

Fabian erzählt im Columbus über sein Praktikum.<br />

12 AIRES DEL SUR<br />

„Aires del Sur-Reflexionar sin fronteras“ ist eine <strong>Heidelberg</strong>er Hochschulgruppe,<br />

die sich mit Themen des iberoamerikanischen Raums<br />

auseinan<strong>der</strong> setzt. Ein Interview verrät mehr über die Gruppe.<br />

15 PRAKTIKUM MIKROWASSERKRAFT<br />

Bei vielen Geographie-Studenten stehen Berufswünsche in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

o<strong>der</strong> den Erneuerbaren Energien hoch im<br />

Kurs. Beides lässt sich aber auch wun<strong>der</strong>bar kombinieren.<br />

COLUMBUS-TiTeLBiLd:<br />

„Erdgeschichte“,<br />

von Christian Berberich.<br />

Eine Nahaufnahme im<br />

Lautertaler Felsenmeer.<br />

18 ERASMUS PERPIGNAN<br />

Nicht nur in Montpellier lässt sich das Leben als ERASMUS-Student<br />

in vollen Zügen genießen. Viktoria berichtet über ihre Erfahrungen<br />

mit <strong>der</strong> Stadt Perpignan.<br />

21 Aufruf<br />

22 HGG-Programm<br />

23 Neuigkeiten / Impressum<br />

03-2013 | COLUMBUS


Er(d)kunde! -– Explore Science 2013 21 1<br />

ER(D)KUNDE!<br />

E X P LO R E S C I E N C E 2 0 1 3<br />

Autoren: Nicole Mertz, Dr. Kerstin Voß<br />

& Prof. Dr. Alexan<strong>der</strong> Siegmund<br />

Die naturwissenschaftlichen Erlebnistage <strong>der</strong><br />

Klaus Tschira Stiftung waren ein voller Erfolg!<br />

41 000 Besucher strömten vom 26.-30.<br />

Juni 2013 zu Explore Science im Luisenpark Mannheim<br />

und bestaunten die spannende Welt <strong>der</strong> Geowissenschaften.<br />

Die GIS-Station brachte mit einer interaktiven<br />

Ausstellung zu den vier Elementen Feuer,<br />

Wasser, Erde und Luft Farbe in die Baumhainhalle im<br />

Luisenpark.<br />

Jedes element präsentierte sich mit vier Stationen,<br />

die einen Überblick über die Vielfalt geowissenschaftlicher<br />

Themen boten. Bei dem Element ‚Feuer‘<br />

konnten Besucher jeden Alters Blicke in das Innere<br />

eines Vulkans werfen und erfuhren, welche Kräfte<br />

unsere Kontinente bewegen. Wie man selbst einen<br />

Tornado entstehen lassen kann, lernten die Besucher<br />

am Element ‚Luft‘. Mit verschiedenen Messgeräten<br />

konnten außerdem <strong>der</strong> Druck, die Windgeschwindigkeit<br />

o<strong>der</strong> Feuchtigkeit <strong>der</strong> Luft gemessen werden. Wie<br />

ein Hochwasser auf dem Satellitenbild aussieht, gab<br />

es beim Element ‚Wasser‘ zu bestaunen. Hier konnten<br />

außerdem selbst einmal ausprobiert werden, wie<br />

Pflanzen unseren Boden bei Regen schützen. Beson<strong>der</strong>s<br />

interessant für die kleinsten Besucher war ein<br />

Versuch, bei dem beobachtet werden konnte, was passiert,<br />

wenn sich Wellen über einen Sandstrand bewegen.<br />

Warum Gesteine unter dem Mikroskop in allen<br />

Farben des Regenbogens leuchten können, erfuhren<br />

die Besucher am Element ’Erde‘. Wie uns Satellitenbil<strong>der</strong><br />

dabei helfen, den Abbau von Braunkohle zu<br />

beobachten, gab es hier außerdem zu erkunden. Dank<br />

umfangreicher Betreuung an allen Stationen, hatten<br />

sowohl die Großen als auch die Kleinsten Spaß an <strong>der</strong><br />

Wissenschaft.<br />

in einem Workshop <strong>der</strong> GIS-Station lernte die<br />

Klasse 9b des <strong>Heidelberg</strong>er Höl<strong>der</strong>lin Gymnasiums die<br />

Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Gesteine des Luisenparks<br />

kennen. Hierzu erstellten die Schüler einen Geocache<br />

mit Fragen rund um die geologischen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

des Luisenparks. Ihr Wissen teilten die Schüler<br />

bei Explore Science mit den Besuchern. „Das Erstellen<br />

des Geocaches war cool. Wir haben uns in Gruppen<br />

aufgeteilt und verschiedene Stationen quer über<br />

den Luisenpark verteilt entwickelt. Gemeinsam haben<br />

wir dann die interessantesten Stationen ausgewählt<br />

und zu einem Geocache zusammengefügt. Beson<strong>der</strong>s<br />

Quelle: Nicole Mertz<br />

Eingang zur Ausstellung <strong>der</strong> GIS-Station<br />

03-2013 | COLUMBUS


Er(d)kunde! -– Explore Science 2013 21 2<br />

Quelle: Christian Berberich<br />

Helfer des Elementes Feuer<br />

für Kin<strong>der</strong> bis 12 Jahre ist es eine spannende Route geworden“,<br />

freute sich Thomas Müller <strong>der</strong> 9b des Höl<strong>der</strong>lin<br />

Gymnasiums über den Erfolg des Workshops.<br />

Fast 800 Besucher nutzten dieses Angebot und zogen,<br />

ausgerüstet mit einem GPS-Gerät los, um Rätsel zu<br />

lösen und Fragen zu beantworten und am Ende den<br />

Schatz zu finden.<br />

Auch die elfte Klasse des Carls-Bosch-Gymnasiums<br />

in Ludwigshafen nahm an einem Workshop <strong>der</strong><br />

GIS-Station im Vorfeld zu Explore Science teil. Dieser<br />

Workshop stand unter dem Motto „Dem Klimawandel<br />

auf <strong>der</strong> Spur“. „Jetzt steige ich lieber auf mein<br />

Fahrrad, bevor ich mich die 50 Meter zum Supermarkt<br />

mit dem Auto fahren lasse“, sagte Marco Stöber, Teilnehmer<br />

des Workshops. Diese Einstellung verdankte<br />

Marco seinen neu gewonnenen Erkenntnissen<br />

über die Ursachen und Folgen des Klimawandels. Im<br />

Workshop erlernten die Schüler die Auswertung von<br />

Satellitenbil<strong>der</strong>n. So konnten sie die Folgen des Klimawandels<br />

in verschiedenen Regionen über die Zeit<br />

beobachten. „Wir haben am Beispiel des Jorge-Montt-<br />

Gletschers in Chile gesehen, was <strong>der</strong> Klimawandel anrichten<br />

kann. Innerhalb eines Jahres ist dieser Gletscher<br />

um rund einen Kilometer geschrumpft. Überall auf <strong>der</strong><br />

Welt konnten wir durch Satellitenbil<strong>der</strong> Auswirkungen<br />

des Klimawandels erkennen. Dass die so drastisch sein<br />

können, hätte ich nicht gedacht“, berichtet Marcos<br />

Klassenkameradin Florentina Hisenaj. Um zu diesen<br />

Ergebnissen zu gelangen, verwendeten die Schüler<br />

die Software BLIF – Blickpunkt Fernerkundung,<br />

die durch die Abteilung Geographie<br />

<strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule <strong>Heidelberg</strong><br />

konzipiert und von <strong>der</strong> Klaus Tschira Stiftung<br />

geför<strong>der</strong>t wurde. Ihre Ergebnisse präsentierten<br />

die Schüler auf Explore Science<br />

den Besuchern.<br />

2014 Wird explore Science vom 9.-13.<br />

Juli im Zeichen <strong>der</strong> Artenvielfalt stehen. Die<br />

GIS-Station ist dann auch wie<strong>der</strong> dabei.<br />

WAS IST DIE GIS-STATION?<br />

die Welt mit an<strong>der</strong>en Augen sehen – so lautet das<br />

Motto <strong>der</strong> GIS-Station, des Klaus-Tschira-Kompetenzzentrums<br />

für digitale Geomedien an <strong>der</strong> Pädagogischen<br />

Hochschule <strong>Heidelberg</strong>. Das Kompetenzzentrum<br />

integriert digitale Geomedien in den mo<strong>der</strong>nen<br />

Schulunterricht. Es ist in dieser Form eine deutschlandweit<br />

einzigartige Fortbildungseinrichtung für<br />

Lehrer und außerschulischer Lernort für Schulklassen.<br />

Die GIS-Station bietet Kurse, Workshops und<br />

Konzepte für einen zeitgemäßen Unterricht an, <strong>der</strong><br />

mithilfe digitaler Geomedien das Interesse an natur-,<br />

umwelt- und gesellschaftswissenschaftlichen Themen<br />

för<strong>der</strong>t. Darüber hinaus veranstaltet sie Aktionen für<br />

die ganze Familie rund um das Thema Geocaching.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> GIS-Station wird wissenschaftlich begleitet<br />

und koordiniert von <strong>der</strong> Abteilung Geographie<br />

an <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule <strong>Heidelberg</strong>.<br />

ANSPRECHPARTNER:<br />

Dr. Kerstin Voß<br />

Koordination<br />

Tel.: +49 (0)6221.477.773<br />

E-Mail: voss@gis-station.info<br />

Nicole Mertz<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Tel.: +49 (0)6221.477.785<br />

E-Mail: mertz@gis-station.info<br />

03-2013 | COLUMBUS


Erfahrungsbericht Explore Science 21 3<br />

Erfahrungsbericht<br />

Explore Science<br />

Autor: Kristina Waschkowski<br />

Fotos: Christian Berberich<br />

Hättest du Lust da mitzumachen, fragte mich<br />

meine Mitbewohnerin eines Mittags im<br />

März und zeigte auf den abfotografierten<br />

Aushang: Hilfskräfte für die Unterstützung bei den<br />

naturwissenschaftlichen Erlebnistagen „Explore Science“<br />

vom 26. bis 30. Juni 2013 im Luisenpark Mannheim<br />

gesucht. Motto: Faszination Erde, Geowissenschaften.<br />

Warum eigentlich nicht? Mein Interesse war<br />

geweckt. „Das klingt gut!“ antwortete ich schließlich,<br />

denn zusätzlich zum interessanten Thema wurde man<br />

für die ganzen Tage auch noch bezahlt.<br />

EhE ich Es mir versah mailte ich meine Bewerbung<br />

an die Beauftragte<br />

und erhielt ein paar<br />

Wochen später einen<br />

Anruf: „Wir würden<br />

uns freuen, wenn Sie<br />

dabei wären!“ Noch<br />

einige Bögen zum<br />

Ausfüllen und Eintragen,<br />

Rea<strong>der</strong> und<br />

Arbeitsabläufe zum<br />

Lesen und dann saß<br />

ich schließlich mit<br />

ungefähr 50 an<strong>der</strong>en Studenten und Schülern auf interessant<br />

zusammengebauten Pappsitzen <strong>der</strong> Explore<br />

Science im Baumhain des Luisenparks und wurde<br />

geschult. „Sie tragen grüne T-Shirts, die Schülerlotsen<br />

schwarze, machen sie das Thema für die Kin<strong>der</strong>,<br />

die uns besuchen interessant“, hörte ich gespannt zu.<br />

„Und nun können Sie zu Ihren jeweiligen Standbetreuern<br />

gehen und sich „Ihre“ Station ansehen und<br />

erklären lassen“.<br />

ExplorE sciEncE ist im Luisenpark allgegenwärtig:<br />

Auf <strong>der</strong> Spielwiese, <strong>der</strong> Seebühne und auch im<br />

Baumhain, wo ich für die Tage eingeteilt war. Hier<br />

wurden die vier Elemente vorgestellt: Luft, Erde,<br />

Wasser und Feuer. Zusammen mit <strong>der</strong> GIS-Station<br />

des Klaus-Tschira-Kompetenzzentrums wurden<br />

mehrere Stationen innerhalb<br />

<strong>der</strong> Elemente<br />

erarbeitet und aufgebaut.<br />

Ebenfalls fand<br />

ein Bühnenprogramm<br />

im Baumhain statt,<br />

um Kin<strong>der</strong>n, Eltern,<br />

Lehrern und an<strong>der</strong>en<br />

Interessierten die<br />

Naturwissenschaften<br />

spielerisch nahe zu<br />

bringen.<br />

03-2013 | COLUMBUS


Erfahrungsbericht Explore Science 21 4<br />

Furchen herab, wodurch mit <strong>der</strong> Zeit Sand und Geröll<br />

mittransportiert werden und die Furchen immer<br />

größer werden.“ Der zweite Hahn wird angestellt: „Im<br />

Vergleich seht ihr hier, wie die Pflanzen die Stärke des<br />

Wassers verringern und den Boden schützen, zum<br />

Beispiel durch die Wurzeln, die nicht nur die Pflanze<br />

selbst son<strong>der</strong>n auch das Bodenmaterial festhalten.“<br />

„hallo, ich bin Odette“, stellte sich mir meine<br />

Standbetreuerin vor. Mit drei an<strong>der</strong>en Studenten<br />

wurde ich zum Element Wasser begleitet. Hier war<br />

ich hauptsächlich für die „Bodenerosion“-Station eingeteilt.<br />

Aber auch Hochwasser und Rippel waren Teil<br />

des Standes. Nach einer Einführung bekamen wir<br />

Namensschil<strong>der</strong>, einen schicken Jutebeutel und unsere<br />

T-Shirts. Morgen sollte es also losgehen.<br />

ich zEigE noch ein paar Bil<strong>der</strong>, die die Kin<strong>der</strong> zu<br />

unterschiedlichen Begriffen zuordnen müssen, dann<br />

geht es für sie auch schon weiter an eine nächste Station.<br />

In <strong>der</strong> Zeit erreicht mich schon eine weitere Gruppe<br />

Kin<strong>der</strong> und ich beginne erneut. Zwischendurch<br />

heißt es schnell die Wannen ausleeren, etwas auffrischen<br />

und mit <strong>der</strong> Schaufel hantieren.<br />

Mittwoch 8.45 Uhr: Ordnungsgemäß trage ich<br />

mein grünes T-Shirt, mein Namensschild und halte<br />

meinen Beutel im Arm. „Hier ist dein Essensbon und<br />

du kannst dir noch Wasser nehmen. Viel Spaß!“ Los<br />

geht’s: Ich stehe zusammen mit Odette und den an<strong>der</strong>en<br />

Helfern an <strong>der</strong> Station und Punkt 9 Uhr strömen<br />

zahlreiche Schulklassen, Lehrer und Lehrerinnen ein.<br />

Meine erste Gruppe an Kin<strong>der</strong>n schart sich um meine<br />

Station und ich erkläre, was ich mir an Bodenerosion<br />

angeeignet habe.<br />

MEin ModEll stElltE zwei schrägliegende Behälter<br />

dar, einen mit Grasbedeckung den an<strong>der</strong>en ohne.<br />

Darüber befand sich jeweils ein Gartenschlauch. Darunter<br />

waren Auffangwannen aufgestellt. Ich drehe<br />

gemeinsam mit den Kin<strong>der</strong>n den ersten Hahn auf:<br />

„Bei starkem Regen fließt das Wasser den Abhang<br />

herab und sammelt sich in Furchen. Ohne Pflanzenbewuchs<br />

fließt das Wasser einfach in den Rillen und<br />

03-2013 | COLUMBUS


Erfahrungsbericht Explore Science 21 5<br />

13 Uhr, ich mache Mittagspause. Ich löse meinen<br />

Bon ein und habe eine halbe Stunde. Das Wetter ist<br />

gut, sodass ich mir ein schönes Plätzchen im Park suche.<br />

Ich esse mein Käsebrot und stelle erstmal fest:<br />

Ganz schön anstrengend! Es macht unglaublich Spaß!<br />

Viele Kin<strong>der</strong> sind interessiert und reden gerne über<br />

das Thema, aber ich merke auch, dass ich von leichten<br />

Abweichungen meist das gleiche erzähle und mich<br />

die gesamte Zeit nicht setzen kann. Sobald eine Gruppe<br />

kommt, muss man sie für die Station begeistern<br />

und ihnen das Thema anschaulich erklären. Danach<br />

folgt auch schon die nächste Gruppe.<br />

Auch Lehrer und Eltern stellen Fragen,<br />

auf die man versucht einzugehen. Nach<br />

meiner Mittagspause bin ich wie<strong>der</strong><br />

gestärkt und es kann weitergehen. Ab<br />

und an wechseln sich die Helfer aus,<br />

sodass ich auch mal die „Rippel“ erklären<br />

darf. Es ist 16 Uhr. Die Siegerehrung<br />

<strong>der</strong> Schülerwettbewerbe beginnt<br />

im Baumhain. Einen Jungen, <strong>der</strong> zuvor<br />

noch an meiner Station stand, sehe ich<br />

stolz auf <strong>der</strong> Bühne stehen und von seiner<br />

Kristallzucht erzählen. 17.15 Uhr<br />

Zeit Abzubauen. Ich stelle die liebgewonnene<br />

Wasserpumpe aus und mache<br />

mich auf den Heimweg. Ich bin geschafft,<br />

aber auch zufrieden. Es war ein<br />

guter Tag.<br />

diE nächstEn tagE verlaufen ähnlich,<br />

nur das ich bemerke, dass sich<br />

meine Stimme etwas verabschiedet.<br />

Das Halsbonbon hilft, daher kann es<br />

weiter gehen. Zeitweise kommt man<br />

auch mit an<strong>der</strong>en Helfern ins Gespräch,<br />

tauscht sich aus, lacht zusammen über<br />

Versuche und trifft sich im Park in den<br />

Pausen. Insgesamt herrscht eine angenehme<br />

Arbeitsatmosphäre. Das Wochenende<br />

verzeichnet mehr Familien,<br />

die sich die Ausstellung ansehen und<br />

schließlich kommt auch schon <strong>der</strong> Sonntagabend, an<br />

dem es Abschied nehmen heißt.<br />

was blEibt, ist eine gute Erinnerung an die Zeit<br />

und drei grüne T-Shirts sowie mein Namensschild.<br />

Zudem aber auch die pädagogische Erfahrung und<br />

<strong>der</strong> Spaß mit seinem Wissen über Geographie an<strong>der</strong>e<br />

begeistern zu können. Ob ich es wie<strong>der</strong> machen würde?<br />

Ich denke schon!<br />

03-2013 | COLUMBUS


Kultur- vs. Ressourcenmanagement? 21 6<br />

Williams<br />

Wirtschafts<br />

Welt<br />

Kultur vs. Ressourcenmanagement?<br />

Autor: William T.P. Schulz<br />

In dem Zeitalter <strong>der</strong> Globalisierung<br />

sind auch die weltweiten<br />

Ressourcenvorkommen<br />

global zugänglich geworden. Lediglich<br />

politische Instabilität, Lizenzrunden<br />

und Umweltauflagen<br />

erschweren die Erschließung. Die<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

auftretenden nachhaltigen<br />

Naturschäden geben Anlass<br />

zur Sorge und nähren weltweite<br />

Protestbewegungen. Bekannt sind<br />

Palmölplantagen in Südamerika<br />

und Indonesien, welche im Zuge<br />

von Regenwaldabholzungen die<br />

natürliche Diversität nachhaltig<br />

schädigen. Traditionelle Bewirtschaftungsformen<br />

wie bspw.<br />

Brandrodung („shifting cultivation“)<br />

wichen den Monokulturen<br />

internationaler Großkonzerne.<br />

Besetzung Indiens zur britischen<br />

Kolonie (1858) wurden im<br />

Namen <strong>der</strong> Krone großräumige<br />

Waldflächen annektiert. Für<br />

Großbritannien war Staatswald<br />

eine typische kulturelle Tatsache<br />

und Rechtsform. Diese Handlung<br />

kann daher durchaus mit einer<br />

Form des Kulturexports gleichgesetzt<br />

werden.<br />

ausschlaggebenD war Der<br />

hohe Bedarf an Nutzholz im Zuge<br />

des Baus von weitverzweigten Eisenbahnstrecken<br />

und In-frastrukturinvestitionen.<br />

Der Höhepunkt<br />

<strong>der</strong> Annektionen (200000 km²)<br />

war mit dem „Indian Forest Act“<br />

von 1878 erreicht, <strong>der</strong> zudem den<br />

Zugang zu Staatswäl<strong>der</strong>n regulierte<br />

und die übliche öffentliche Nutzung<br />

limitierte.<br />

Diese entwicklung steht im<br />

erheblichen Gegensatz zur traditionellen<br />

regional gemeinschaftlich<br />

organisierten Nutzung. In <strong>der</strong><br />

Fachliteratur finden sich nicht selten<br />

romantisierende Sichtweisen.<br />

Die koexistenzielle Waldnutzung,<br />

mit dem Fokus auf minimalen<br />

„Human impact“, wäre geprägt<br />

durch eine Symbiose zwischen<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung und dem Waldökosystem.<br />

Der Wald sei somit Bestandteil<br />

des kulturellen und ökonomischen<br />

Lebens.<br />

Der wanDel vom „öffentlichen<br />

Gut“ zum „Privat/Staatsbesitz“<br />

bedeutet einen Bruch mit<br />

<strong>der</strong> Tradition. Naheliegend ist,<br />

dass Holz unverzichtbar war als<br />

Wärmequelle und für den Häuserbau.<br />

Doch galt selbiger auch<br />

als Nahrungs- und Futterquelle.<br />

Doch Der einschneiDenDe<br />

Wechsel im Ressourcenmanagement<br />

durch den Einfluss einer<br />

an<strong>der</strong>en kulturellen Denkweise<br />

(kapitalistisch fundiert) ist kein<br />

Phänomen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Ein Blick<br />

in die Vergangenheit lohnt.<br />

in Den Jahren 1814-1815 eroberte<br />

die East India Company<br />

Uttarakhand (Zentralhimalaya,<br />

nördliches Indien). Im Zuge <strong>der</strong><br />

Abb. 1)<br />

Siedlung und terrassierter Reisanbau unmittelbar im Waldgebiet...<br />

Foto von Richard P. Tucker / Tucker 1982<br />

03-2013 | COLUMBUS


Kultur- vs. Ressourcenmanagement? 21 7<br />

Insbeson<strong>der</strong>e den ärmsten sozialen<br />

Schichten bot <strong>der</strong> Wald eine<br />

karge Lebensgrundlage. Zudem<br />

waren und sind „Heilige Wäl<strong>der</strong>“<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Religion und Tradition<br />

sowie Mittelpunkt vieler<br />

Feste.<br />

nach meinung Der britischen<br />

Besatzer war eine kommerzielle<br />

Waldnutzung jedoch nur durch<br />

Ausschluss <strong>der</strong> zivilen Waldnutzung<br />

möglich, daher erfolgte eine<br />

umfangreiche Limitierung des<br />

Waldzugangs sowie weitflächiger<br />

Kahlschlag, einschließlich <strong>der</strong><br />

Aufforstung mit Arten, die im lokalen<br />

Nutzungssystem wenig Bedeutung<br />

hatten.<br />

Die mangelnDe ressourcenverfügbarkeit,<br />

Volksbewegungen<br />

als Ergebnis des Entzugs von<br />

Lebensraum und reaktive Agitationen<br />

behin<strong>der</strong>ten eine prosperierende<br />

regionale Entwicklung,<br />

sowohl ökonomischer als auch gesellschaftlicher<br />

Natur. Die Brandsetzung<br />

des Staatswaldes markierte<br />

den traurigen Höhepunkt<br />

des Wi<strong>der</strong>standes <strong>der</strong> indigenen<br />

Bevölkerung gegen das kommerziell<br />

orientierte Ressourcenmanagement<br />

<strong>der</strong> Briten. Erst nach<br />

massiven Protesten wurden 1931<br />

kommunale Waldräte (van panchayats)<br />

offiziell anerkannt.<br />

für Die inDigene Bevölkerung<br />

waren die verän<strong>der</strong>ten Nutzungsformen<br />

ausschlaggebend<br />

hinsichtlich einer Reduktion des<br />

Lebensstandards und provozierten<br />

daher soziale Konflikte. Bekannt<br />

wurde die Chipko-Bewegung <strong>der</strong><br />

1970er Jahre (chipko = umarmen),<br />

bei welcher Frauen und<br />

Kin<strong>der</strong> zum Schutz <strong>der</strong> Bäume<br />

(Menschen-) Ketten bildeten und<br />

<strong>der</strong> Rodung <strong>der</strong>selben, somit mit<br />

„Leib und Leben“ entgegenstanden.<br />

Die Besatzer sahen sich mit<br />

einer Form des Protests konfrontiert,<br />

die Mahatma Ghandi<br />

später zur Befreiung Indiens institutionalisierte.<br />

grunDlagenwissen für Diesen<br />

Artikel vermittelte das Seminar<br />

„Landnutzungssysteme<br />

und Ressourcenmanagement im<br />

zentralen Himalaya“. Es erlaubt<br />

einen differenzierten Einblick in<br />

die kulturellen und sozioökonomischen<br />

Entwicklungen im zentralen<br />

Himalaya und steht unter<br />

Leitung von Christoph Bergmann.<br />

Er erforscht die Region Uttarakhand<br />

mit einem Fokus auf die<br />

sogenannten „Bhotiyas“, einer agro-pastoralen<br />

Gruppe im indischchinesischen<br />

Grenzgebiet.<br />

Quellen:<br />

Guha, Ramachandra (2001): „The<br />

Prehistory of Community Forestry in<br />

India“, in: Environmental History, S.<br />

213-238.<br />

Mann, Michael (2005). Geschichte<br />

Indiens : vom 18. bis zum 21. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Pa<strong>der</strong>born, Schöningh.<br />

Abb. 2) Darjeeling auf 2200m Höhe im Jahr 1885 – Exportschlager Tee.<br />

Bourne and Shepherd, British Library<br />

Abb. 3) Through the Ilrai by<br />

Darjeeling Hill Railway 1880<br />

Bourne and Shepherd, Brit.<br />

Library<br />

03-2013 | COLUMBUS


ERASMUS Montpellier 21 8<br />

ERASMUS in Frankreich<br />

MONTPELLIER<br />

Weltoffene Studentenstadt am Meer<br />

Quelle: http://studun.deviantart.com<br />

Autor: Charlie Liebscher<br />

Klimatisch gesehen war die<br />

Entscheidung ein Semester<br />

an <strong>der</strong> Université Paul-<br />

Valery in Montpellier zu studieren<br />

goldrichtig. Denn während sich<br />

<strong>der</strong> Winter in Deutschland bis<br />

weit in den März hinein häuslich<br />

eingerichtet hatte und von regnerischem<br />

Novemberwetter abgelöst<br />

wurde, war die Sonne auf dem<br />

Weg zur Uni mein ständiger Begleiter.<br />

Natürlich lag mein Hauptaugenmerk<br />

nicht darauf möglichst<br />

angenehmes Wetter zu haben,<br />

son<strong>der</strong>n meine französischen<br />

Sprachkenntnisse zu verbessern<br />

und Vorlesungen sowie den Studienbetrieb<br />

außerhalb Deutschlands<br />

kennenzulernen.<br />

Montpellier ist Mit rund<br />

257.000 Einwohnern (Agglomeration:<br />

400.000) eine <strong>der</strong> größten<br />

Städte an <strong>der</strong> französischen Mittelmeerküste<br />

und liegt in <strong>der</strong> Region<br />

Languedoc-Roussillon. Zudem<br />

ist Montpellier Sitz <strong>der</strong> Préfecture<br />

des Départements Hérault.<br />

Mit seinen 60.000 Studenten ist<br />

Montpellier, ebenso wie <strong>Heidelberg</strong>,<br />

eine Studentenstadt par excellence,<br />

von <strong>der</strong>en großer Anzahl<br />

die Stadt atmosphärisch und kulturell<br />

profitiert.<br />

in Montpellier existieren<br />

drei Universitäten mit jeweiligen<br />

fachlichen Spezifikationen. Die<br />

Université Montpellier I (Medizin,<br />

Rechtswissenschaften…), die<br />

Université Montpellier II (Geologie,<br />

Biologie, Physik…) und die<br />

Université Montpellier III – Paul<br />

Valéry (Geographie, Sprachwissenschaften,<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften).<br />

Der CaMpus Der Université<br />

Paul-Valery Montpellier III befindet<br />

sich nördlich <strong>der</strong> Altstadt<br />

und ist leicht mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln o<strong>der</strong> dem Fahrrad<br />

zu erreichen. Architektonisch<br />

entsprechen die Gebäude denen<br />

aus den 1970er Jahren im Neuenheimer<br />

Feld.<br />

naChDeM iCh MiCh zu Beginn<br />

mit dem notwendigen Mix<br />

aus Formularen, Verträgen und<br />

Konten auseinan<strong>der</strong>gesetzt hatte,<br />

konnte ich mich danach voll<br />

und ganz in das Campusgeschehen<br />

stürzen. Insgesamt hatte ich<br />

mich in 5 Geographie- und einem<br />

Sprachkurs eingeschrieben. Lei<strong>der</strong><br />

musste ich in <strong>der</strong> ersten Woche<br />

feststellen, dass <strong>der</strong> Arabisch-<br />

Grundkurs nur im Wintersemester<br />

(Semester 1) belegt werden<br />

kann und ich somit darauf verzichten<br />

musste. Allgemein sind die<br />

Lehrveranstaltungen zweigeteilt:<br />

Vormittags referiert <strong>der</strong> Dozent<br />

(im Gegensatz zu deutschen Vorlesungen<br />

meist ohne PP-Präsentation),<br />

während am Nachmittag<br />

einzelne Themen <strong>der</strong> Vorlesungen<br />

durch Gruppenarbeiten und Referate<br />

in einer „travail dirigé“ (TD)<br />

vertieft werden.<br />

an Der Fakultät belegte ich<br />

Kurse zum Thema Kartographie<br />

und GIS, Entwicklungsgeographie<br />

(Schwerpunkt: Afrika und<br />

Südamerika), Epistemologie de<br />

la Geographie (Erkenntnistheorie),<br />

Grand défis (Transport,<br />

Kommunikation und Energie)<br />

sowie Risques climatiques et lit-<br />

03-2013 | COLUMBUS


ERASMUS Montpellier 21 9<br />

Quelle: Felix Schilk<br />

Quelle: Charlie Liebscher<br />

Das nächtliche Montpellier hell erleuchtet<br />

Am Strand in Palavas, südlich von Montpellier<br />

toral. Letzterer war auch mit Abstand<br />

mein Lieblingskurs, da er<br />

zum einen zwei Exkursionstage<br />

zur Problematik des Küsten- und<br />

Hochwasserschutzes in <strong>der</strong> Region<br />

Languedoc-Roussillon enthielt<br />

und zum an<strong>der</strong>en, da für mich die<br />

Thematik in ihrem Umfang neu<br />

war. Darüber hinaus verband diese<br />

Veranstaltung auf sehr ansprechende<br />

Weise Physische- und Anthropogeographie<br />

im Sinne <strong>der</strong><br />

Mensch – Umwelt – Beziehungen.<br />

allgeMein kann Man sagen,<br />

dass an französischen Universitäten<br />

eine größere Distanz zwischen<br />

Studierenden und Dozenten<br />

vorhanden ist. Des Weiteren<br />

galt zumindest an <strong>der</strong> Universität<br />

Paul Valéry „Wikipedia“ als vertrauenswürdige<br />

Quelle. Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Studenten in Vorlesungen<br />

unterschreitet teilweise die<br />

von Seminaren in Deutschland.<br />

Thematisch ist aufgrund <strong>der</strong> kolonialen<br />

Geschichte Frankreichs<br />

Afrika viel stärker im Fokus, als<br />

an den deutschen Universitäten.<br />

Eine unschöne Sache ist das viel<br />

zu langsame Internet sowohl an<br />

<strong>der</strong> Universität, als auch in den<br />

Studentenwohnheimen. Daneben<br />

existiert auf dem Campus <strong>der</strong><br />

Université Paul Valéry keine Möglichkeit<br />

Arbeiten o.Ä. kostenlos<br />

auszudrucken und die sich in <strong>der</strong><br />

Nähe befindlichen Copy-Shops<br />

verlangen unverschämt hohe Preise<br />

(s/w-Ausdruck: 0,25€/Seite).<br />

Mit Meinen FranzösisChen<br />

Kommilitonen bin ich recht<br />

schnell in Kontakt gekommen, da<br />

alle sehr hilfsbereit und neugierig<br />

waren; man sollte beherzt den<br />

ersten Schritt machen. Ich habe<br />

hier in Frankreich wirklich gute<br />

Freunde gewonnen und kann mich<br />

wirklich glücklich schätzen, dass<br />

mich alle sehr nett aufgenommen<br />

haben und wir auch über den Uni-<br />

Alltag hinaus zusammen bei Ausflügen<br />

und Soirées ins Gespräch<br />

gekommen sind. Es kann nämlich<br />

schnell passieren, dass man lediglich<br />

mit ERASMUS-Studenten unterwegs<br />

ist und neben seiner Muttersprache<br />

zwar Englisch, aber nur<br />

bedingt Französisch spricht. Deshalb:<br />

geht auf die Leute zu!<br />

neben Montpellier bietet es<br />

sich natürlich an die malerische<br />

südfranzösische Landschaft zu bereisen<br />

und die sehenswerten Städte<br />

(Nîmes, Marseilles o<strong>der</strong> Barcelona)<br />

in <strong>der</strong> näheren und weiteren<br />

Umgebung zu besuchen. (Und natürlich<br />

von den kulinarischen Angeboten<br />

zu profitieren).<br />

Wenn iCh jetzt den Zeitraum<br />

meines ERASMUS-Semesters in<br />

Frankreich Revue passieren lasse,<br />

bin ich absolut froh über meine<br />

Entscheidung. Mein Französisch<br />

ist in jedem Falle besser geworden,<br />

sowohl umgangssprachlich,<br />

als auch was die geographischen<br />

Fachwörter angeht. Darüber hinaus<br />

habe ich aus dem Lehrstoff<br />

zahlreiche Interessante Aspekte<br />

mitgenommen, wie zum Beispiel<br />

die Problematik <strong>der</strong> Küstenstabilisierung<br />

am Mittelmeer. Das Beste<br />

an allem war jedoch, dass ich hier<br />

mit Menschen aus allen möglichen<br />

Län<strong>der</strong>n in einer lockeren Atmosphäre<br />

in Kontakt gekommen bin,<br />

einer Atmosphäre die ich – glaube<br />

ich – in dieser Leichtigkeit nie<br />

wie<strong>der</strong> erleben werde...<br />

03-2013 | COLUMBUS


Praktikumsbericht <strong>Heidelberg</strong>Cement 21 10<br />

Was macht<br />

ein Geograph<br />

bei einem<br />

Zementhersteller?<br />

Einblicke in die Arbeit eines Geographen bei <strong>Heidelberg</strong>Cement<br />

<strong>Heidelberg</strong>Cement Technology Center (HTC),<br />

Abteilung Global Geology and Raw Materials (Leimen)<br />

Autor: Fabian Schütt<br />

Fotos: <strong>Heidelberg</strong>Cement<br />

<strong>Heidelberg</strong>Cement (HC) hat Steinbrüche auf<br />

<strong>der</strong> ganzen Welt, um an den Hauptbestandteil<br />

des Zements zu gelangen, den Kalkstein.<br />

Dieser wird nach <strong>der</strong> Zerkleinerung und <strong>der</strong> Beimischung<br />

weiterer Bestandteile wie Quarzsand o<strong>der</strong> Eisenerz<br />

bei ca. 1500 °C im Ofen gebrannt und anschließend<br />

sehr fein zum Endprodukt Zement gemahlen. Je<br />

nach Auswahl <strong>der</strong> Zuschlagstoffe entstehen gänzlich<br />

verschiedene, z. T. hoch spezialisierte Zemente (z.B.<br />

mit CO2-Filterfunktion). Auf Grund seiner Bindigkeit<br />

ist Zement zudem <strong>der</strong> wichtigste Bestandteil von<br />

Beton.<br />

Im OptImalfall lIegen <strong>der</strong> Kalksteinbruch, die<br />

Quellen <strong>der</strong> Zuschlagstoffe sowie das Zementwerk in<br />

räumlicher Nähe zueinan<strong>der</strong>. Dies ist beispielsweise<br />

in Leimen/Nussloch, wo ich mein Praktikum absolviere,<br />

<strong>der</strong> Fall. Hier wird das grob gebrochene Material<br />

mit einer fast 100 Jahre alten Seilbahn in Loren Tag<br />

für Tag mitten durch Nussloch und Leimen über eine<br />

Strecke von ca. 5,5 km direkt ins Werk transportiert<br />

(sehenswert!). Die Abteilung, in <strong>der</strong> ich dort arbeite,<br />

besteht zum Großteil aus Geologen. Aber auch ein<br />

Biologe und eine Geographin sind dort ebenfalls tätig.<br />

Neben <strong>der</strong> Exploration neuer Steinbrüche steht vor<br />

allem die geologisch-technisch-administrative Verwaltung<br />

<strong>der</strong> HC eigenen Standorte im Vor<strong>der</strong>grund<br />

<strong>der</strong> täglichen Arbeit, an <strong>der</strong> ich intensiv teilhaben<br />

darf: Wie lange halten die Reserven eines Steinbruchs<br />

noch? Wie mächtig und rein sind die Schichten <strong>der</strong><br />

benötigten Rohstoffe und wie können diese am effektivsten<br />

und nachhaltigsten abgebaut werden? Wohin<br />

mit dem Abraum? Wo müssen Fahrwege für die<br />

Abbaufahrzeuge freigehalten werden? Neben diesen<br />

allgemeinen Fragen <strong>der</strong> Abbauplanung sind auch in-<br />

03-2013 | COLUMBUS


Praktikumsbericht <strong>Heidelberg</strong>Cement 21 11<br />

Hauptbestandteil von Zement: <strong>der</strong> Kalkstein (Steinbruch bei Nussloch)<br />

dividuelle Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Standorte zu berücksichtigen:<br />

Haben sich geschützte Tier- und Pflanzenarten<br />

im Steinbruchbereich angesiedelt? Wenn ja, wie<br />

soll mit diesen umgegangen werden (Planung von<br />

Ausgleichsflächen etc.)? Wem gehören angrenzende<br />

Flurstücke und welche Beschränkungen <strong>der</strong> Flächennutzung<br />

existieren laut Gesetz?<br />

Zur BeantwOrtung dIeser Fragen sind exakte<br />

räumliche Daten unerlässlich. Diese werden u.a.<br />

von den beauftragten Vermessern als CAD-Dateien<br />

(Vektorformat) geliefert, in meiner Abteilung mit <strong>der</strong><br />

Konstruktionssoftware AutoCAD aufbereitet und mit<br />

relevanten Zusatzinformationen versehen (PDFs, Datenbankverknüpfungen<br />

etc.). In diesem Programm<br />

werden außerdem aufwändige 3D-Modelle <strong>der</strong> Geologie<br />

unter Berücksichtigung von Bohrkernanalysen<br />

erstellt. Relevante Daten werden als Shapefile exportiert<br />

und über ein Web-GIS im Intranet bereitgestellt.<br />

Dort sind z.B. einfache geographische Analysen wie<br />

Strecken- und Flächenmessung sowie Koordinatenabfragen<br />

möglich. Anhand dieses GIS (HC Deposit<br />

Information System) können individuell Karten<br />

aus den Massen an Informationen zusammengestellt<br />

werden, um diese als Ausdruck o<strong>der</strong> PDF beteiligten<br />

Kollegen und Außenstehenden präsentieren zu können.<br />

dIe VOrBereItung und Aktualisierung von Daten<br />

für das HC DIS, sowie dessen Weiterentwicklung<br />

gehörten bisher zu meinen Hauptaufgaben. Ich fühle<br />

mich voll in die Abteilung integriert und durfte vom<br />

ersten Tag an am Tagesgeschäft mitarbeiten. Eigene<br />

Kenntnisse kann ich hier praktisch zur Anwendung<br />

bringen und meine Interessen weiter vertiefen. Ein<br />

Praktikum in <strong>der</strong> Abteilung Global Geology and Raw<br />

Materials kann ich daher jedem Geographen mit Interessen<br />

in den Bereichen Geologie und Geoinformatik<br />

empfehlen!<br />

Materialseilbahn zwischen Nussloch und Leimen 1918<br />

Die Benutzeroberfläche des WebGIS<br />

von <strong>Heidelberg</strong>Cement<br />

03-2013 | COLUMBUS


Aires del Sur 12<br />

– Reflexionar sin fronteras<br />

im Interview mit Columbus<br />

mit Jana Murrmann, Vladimir Condori und Marc Frick<br />

das Interview führte Astrid Marx<br />

„Aires del Sur-Reflexionar sin fronteras“, grob übersetzt mit “Südwind-Reflexionieren ohne Grenzen“ ist eine junge Hochschulgruppe,<br />

die sich bisher mit Themen des iberoamerikanischen Raums auseinan<strong>der</strong>setzt. Die Gruppe hat ihren Ursprung in <strong>Heidelberg</strong>, beginnt<br />

jedoch zunehmend Netzwerke zu an<strong>der</strong>en Gruppen in Städten wie Leipzig, Köln und Tübingen aufzubauen. So entstehen interessante<br />

Austauschbeziehungen, von denen alle profitieren.<br />

Columbus Ihr seit diesem Semester als Hochschulgruppe<br />

<strong>der</strong> Universität <strong>Heidelberg</strong> aktiv. Seit wann bestand<br />

die Idee, die Gruppe zu gründen?<br />

Vladimir Alles hat mit einem Seminar in <strong>der</strong> Romanistik<br />

angefangen. Es ging um Medien und Kommunikation<br />

und die Macht von privaten Medien. Da gab es eine<br />

Gruppe, die sehr interessiert und immer engagiert war<br />

und so haben wir mit unseren Treffen angefangen. Die<br />

waren immer super interessant und so kam die Idee. So<br />

hat es angefangen.<br />

Marc Im Seminar ging es speziell um Lateinamerika.<br />

Dann sind ein paar Spanier zur Gruppe dazugekommen<br />

und so kam die Idee auf, die komplette iberoamerikanische<br />

Welt zu nehmen und uns nicht nur auf Lateinamerika<br />

zu begrenzen, weil die Probleme o<strong>der</strong> die<br />

Fragestellung ja auch in Europa eine Rolle spielen; Bertelsmann<br />

in Deutschland, o<strong>der</strong> in Spanien und Portugal,<br />

die haben ja auch die großen Medienkartelle.<br />

Marc Ja, vor allem auch, weil uns aufgefallen ist, dass,<br />

obwohl in <strong>Heidelberg</strong> so viele Leute aus diesen Kulturkreisen<br />

leben, relativ wenig darüber bekannt ist und<br />

oftmals sehr unreflektiert mit Themen umgegangen<br />

wird, die sie selbst betreffen. Die Leitidee ist vielleicht<br />

einfach, dass vorurteilsfrei und hierarchiefrei über diese<br />

Themen gesprochen wird.<br />

Vladimir Genau, und deshalb ist es und wichtig, dass<br />

wir einen Raum ermöglichen, in dem sich alle Interessierten<br />

austauschen können. Es soll keine Hierarchie<br />

geben und wir wollen unsere Neutralität wahren, uns<br />

nicht positionieren und zudem interdisziplinär sein.<br />

Mal links mal rechts, so dass wir am Ende verschiedene<br />

Meinungen von verschiedenen Menschen bekommen.<br />

Das ist die Idee.<br />

Jana Es soll auch ein Ort sein, an dem man sich Infos<br />

holen kann, zu denen man hingehen kann. Es soll als<br />

Anlaufstelle zur Orientierung dienen.<br />

Wollt ihr mit <strong>der</strong> Gruppe etwas Bestimmtes erreichen,<br />

gibt es eine Leitidee?<br />

Jana Die Hauptarbeit ist das, was über Lateinamerika<br />

in den deutschen Medien vermittelt wird, kritisch zu<br />

hinterfragen, ob es jetzt nicht wie<strong>der</strong> einseitig o<strong>der</strong> aus<br />

irgendwelchen ökonomischen, machtpolitischen Hintergründen<br />

veröffentlicht wird. Unser Ding ist es, auch<br />

an<strong>der</strong>e Quellen aufzuzeigen, auch von den jeweiligen<br />

Län<strong>der</strong>n. Die Gegenperspektive darzustellen.<br />

Beschränkt ihr euer Themenspektrum auf sozialwissenschaftliche<br />

Fragen und bestimmte Län<strong>der</strong> o<strong>der</strong> seid<br />

ihr auch an naturwissenschaftlichen Herangehensweisen<br />

interessiert?<br />

Vladimir Es kommt auf´s Thema an. Uns ist wichtig,<br />

dass wir unsere Themen kritisch behandeln, dass wir<br />

sie zur Diskussion stellen und so ein Thema wie beispielsweise<br />

Biodiversität o<strong>der</strong> Umweltgefahren, klar<br />

können wir uns auch vorstellen, so etwas zu machen.<br />

03-2013 | COLUMBUS


Aires del Sur 13<br />

Marc Also wir haben bisher niemanden, <strong>der</strong> sich in<br />

die Richtung auskennt. Aber so grundsätzlich, deshalb<br />

auch dieses “… sin fronteras“ („…ohne Grenzen“), ist<br />

es auf jeden Fall vorgesehen. Ich habe mir auch einmal<br />

überlegt, das man zum Beispiel zu neuen Themen Inputvorträge<br />

halten könnte und es sich so gemeinsam<br />

erarbeitet. Die Fixierung o<strong>der</strong> erhöhte Aufmerksamkeit<br />

auf bestimmte Län<strong>der</strong> kommt daher, weil es Län<strong>der</strong><br />

sind, die einen neuen politischen Weg gehen. Und<br />

ich glaube, dass die Umweltfrage da eine ganz große<br />

Rolle spielen wird.<br />

Jana Und außerdem wäre es auch cool, wenn wir im<br />

Neuenheimer Feld die Möglichkeit hätten, eine Vortragsreihe<br />

zu veranstalten. Gerade, wenn es um naturwissenschaftliche<br />

Themen geht, bietet sich das ja an.<br />

Auf dem Blog sind hauptsächlich lateinamerikanische<br />

Themen <strong>der</strong> spanischsprachigen Welt eingestellt. Wie<br />

integriert ihr die Län<strong>der</strong> Spanien, Portugal und Brasilien?<br />

Marc Bisher war das mit den Medien relativ einfach,<br />

weil die Problematik überall die gleiche ist. Bei <strong>der</strong><br />

Vorgehensweise mit den Län<strong>der</strong>n sind wir auch noch<br />

am überlegen, zum Beispiel. stellt sich auch die Frage,<br />

wenn irgendjemand aus einer an<strong>der</strong>en Richtung dazu<br />

kommt, den Maghrebstaaten zum Beispiel, ob wir<br />

dann grundsätzlich die iberoamerikanische Welt wollen<br />

o<strong>der</strong> man auch noch an<strong>der</strong>e Gebiete mit aufnimmt.<br />

Ich denke, dass muss man abwarten.<br />

Vladimir Ganz konkret überlegen wir für das nächste<br />

Programm auch eine Veranstaltung über Brasilien zu<br />

machen. Es geht nicht darum zu rechtfertigen, dass wir<br />

Portugal o<strong>der</strong> Brasilien mit einbeziehen, son<strong>der</strong>n es ist<br />

die Thematik. Was aktuell passiert, muss einfach diskutiert<br />

werden.<br />

Sind die Artikel auf <strong>der</strong> Website von euch verfasst o<strong>der</strong><br />

stellt ihr auch Artikel von Nachrichten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Autoren ein?<br />

Marc Bis jetzt sind es alles eigene. Eine Idee von dem<br />

Blog ist auch, dass Hausarbeiten zu solchen Themen<br />

nicht in <strong>der</strong> Schublade verschwinden, son<strong>der</strong>n dass<br />

man die auch für sich selber ausprobieren kann: Wie<br />

kommen die bei an<strong>der</strong>en an? Was sagen die Leute, abgesehen<br />

vom Dozenten? Und die ersten paar Artikel<br />

[auf <strong>der</strong> Website] sind eben genau so entstanden. Man<br />

hat eine Hausarbeit gekürzt und veröffentlicht. Die<br />

letzten Veröffentlichungen, die im Moment eingestellt<br />

sind, sind eher aktuell und es hat sich so ergeben, dass<br />

sie sehr politisch sind. Aber wenn jemand Lust hat,<br />

zum Beispiel über Literatur zu schreiben, dann ist uns<br />

das auch sehr willkommen.<br />

Was für Veranstaltungen organisiert ihr? Und wer ist<br />

aktiv beteiligt?<br />

Marc Wir haben dieses Semester versucht, es ein bisschen<br />

gemischt zu halten und das werden wir, vermutlich<br />

auch so beibehalten. Es ist auf jeden Fall eine unserer<br />

Ideen, dass man sich auch selber ausprobieren<br />

kann. Wenn man ein Thema intensiv in einem Seminar<br />

bearbeitet o<strong>der</strong> sich auch aus privatem Interesse damit<br />

befasst hat, kann man es auch gerne selbst vorstellen.<br />

Dieses Semester haben wir beispielsweise einen Film<br />

gezeigt, eine größere Veranstaltung mit Workshops organisiert<br />

und den Übersetzer V.C. als Referenten eingeladen.<br />

Wie sehen eure Treffen aus?<br />

Vladimir Es ist alles gemischt. Wir unterhalten uns<br />

und tauschen unsere Ideen aus. Es ist eine lockere Atmosphäre<br />

und bisher haben wir jedes Mal zusammen<br />

gekocht. An<strong>der</strong>e Male setzen wir uns auch einfach<br />

nur gemütlich zusammen. Und es ist auch so, dass wir<br />

mittlerweile einige Partys organisiert haben. Es geht<br />

dabei darum, dass man sich kennen lernt, dass man<br />

Spaß an <strong>der</strong> Sache hat. Das ist einfach wichtig. Wenn<br />

es keinen Spaß macht, dann hat man nicht die richtige<br />

Motivation etwas anzufangen.<br />

Wie teilt ihre eure Gruppe auf? Habt ihr Arbeitsgruppen?<br />

Marc Bei den großen Treffen werden meistens nur die<br />

neuen Projekte vorgestellt und dann finden sich dazu<br />

Arbeitsgruppen. Das sind dann auch diejenigen, die<br />

sich regelmäßiger treffen. Es gibt tendenziell immer<br />

Leute, die sich in bestimmten Bereichen wie<strong>der</strong>holt engagieren.<br />

Aber wenn Interesse besteht und wenn auch<br />

jemand mal keine Zeit hat, dann ist es relativ flexibel,<br />

wer in welcher Arbeitsgruppe mithilft.<br />

03-2013 | COLUMBUS


Aires del Sur 14<br />

Gibt es eine fixe Anzahl an Veranstaltungen, die ihr<br />

euch für ein Semester vornehmen wollt?<br />

Vladimir Wir haben ein neues Projekt: Als „Aires del<br />

Sur“ werden wir im freien Radio „Bermuda Funk“ in<br />

Mannheim zu hören sein. Das ist im Grunde das gleiche<br />

wie eine Vortragsveranstaltung, jedoch im Interview<br />

mit Experten.<br />

Marc Ich denke, es werden etwa vier Vorträge, vier Veranstaltungen<br />

explizit plus eine Semesterstart- und eine<br />

-abschlussparty, die hier an <strong>der</strong> Uni stattfinden. Dass<br />

mit dem Radio und den Vernetzungsprojekten sind die<br />

größeren Ziele und da ist es uns schon wichtig, dass die<br />

Basis auch noch erhalten bleibt das ist eben die Arbeit<br />

an <strong>der</strong> Uni.<br />

Was für Aufgaben gibt es für neue Mitglie<strong>der</strong>? Wie<br />

kann man sich bei euch engagieren?<br />

Marc Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> eine Idee hat, ist bei uns willkommen.<br />

Ich denke, wenn einer eine coole Idee hat und sich ge-<br />

nug Leute in <strong>der</strong> Gruppe dafür finden, wird sie auf jeden<br />

Fall umgesetzt wird. Es hilft, dass wir niemandem<br />

verpflichtet sind, weil wir zu keinem <strong>Institut</strong> fest gehören<br />

und dadurch relativ flexibel sind.<br />

Jana Daneben gibt es auch leichte Sachen, für diejenigen,<br />

die nicht so viel Zeit haben. So kann man auch<br />

einfach bei Veranstaltungen mithelfen, wie Tische und<br />

Stühle hinstellen, Getränke verkaufen o<strong>der</strong> einfach<br />

Werbung machen.<br />

Vladimir O<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Gestaltung für die Flyer und Plakate<br />

mithelfen. Ich glaube je<strong>der</strong> weiß so ein bisschen,<br />

wo seine Stärken liegen. Wenn man Lust hat, dann<br />

kann man natürlich bei allen Sachen mitmachen. Deswegen<br />

würde ich sagen, die Leute, die vorbeischauen<br />

wollen, sind herzlich willkommen und wenn sie Lust<br />

haben und Interesse, dann gibt es immer einen Platz<br />

für Zusammenarbeit.<br />

Wer Interesse hat, sich bei <strong>der</strong> Gruppe<br />

zu engagieren o<strong>der</strong> gerne an Veranstaltungen<br />

teilnehmen möchte findet<br />

die Informationen zu den Treffen und<br />

weiteren Terminen unter:<br />

http://airessur.blogspot.de/<br />

o<strong>der</strong> durch den Verteiler:<br />

aires-del-sur@gmx.de<br />

Sprachkenntisse in Spanisch o<strong>der</strong> Portugiesisch<br />

sind von Vorteil, aber absolut keine<br />

Bedingung.<br />

03-2013 | COLUMBUS


Praktikum Mikrowasserkraft Praktikum Peru 21 15<br />

Praktikum bei<br />

PRACTICAL<br />

ACTION<br />

in Peru<br />

Foto: Andrew Smith<br />

Autor: Christian Meyer &<br />

Constanze Lucht<br />

Das beträchtliche Wirtschaftswachstum<br />

und das<br />

Wachstum <strong>der</strong> Großstädte<br />

des Andenstaates Peru, führen<br />

zu enormen Problemen bei <strong>der</strong><br />

Stromversorgung. Der aktuelle<br />

Energiekonsum übersteigt die verfügbare<br />

Leistung, sodass man auf<br />

Energieimporte angewiesen ist.<br />

Knapp sieben Millionen Bewohner<br />

des Landes haben zudem keinen<br />

direkten Zugang zu Strom.<br />

Mit <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

des Gesetzes zur För<strong>der</strong>ung von<br />

Erneuerbaren Energien im Jahre<br />

2008 und dem mittelfristigen<br />

Elektrifizierungsplan (Plan de<br />

Mediano Plazo 2012-2016), zeigte<br />

die Humala-Regierung ein gesteigertes<br />

Interesse an <strong>der</strong> Nutzung<br />

des vielversprechenden Potenzials<br />

ihrer erneuerbaren Energieträger.<br />

Zu den Zielen gehören unter<br />

an<strong>der</strong>em die massive För<strong>der</strong>ung<br />

und <strong>der</strong> Ausbau von Erdgas und<br />

erneuerbarer Energieträger sowie<br />

die Elektrifizierung abgelegener<br />

ländlicher Bereiche.<br />

Peru besitzt enorMe Wasserreserven,<br />

zudem eine Vielzahl von<br />

optimalen Standorten zur Nutzung<br />

von Solar- und Windenergie.<br />

Vor allem im Bereich <strong>der</strong> ländlichen<br />

Elektrifizierung bieten kleine<br />

Mikrowasserkraftwerke, Photovoltaiksysteme<br />

o<strong>der</strong> Windkraftanlagen<br />

eine gute Möglichkeit,<br />

um zum einen <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

Zugang zu Strom zu verschaffen<br />

und zum an<strong>der</strong>en um eine ländliche<br />

Entwicklung zu för<strong>der</strong>n.<br />

Innerhalb dieses Bereiches sieht<br />

die Nichtregierungsorganisation<br />

Practical Action Handlungsbedarf<br />

und Entwicklungspotenziale.<br />

iM r ahMen des Proseminars<br />

„ Erneuerbare Energien als Entwicklungshelfer<br />

o<strong>der</strong> Bremse in<br />

Süd- und Mittelamerika“, stieß<br />

ich zum ersten Mal auf Practical<br />

Action. Für meine Hausarbeit<br />

zum Thema „Peru - Wasserkraft<br />

zur ländlichen Entwicklung“ trat<br />

ich mit den Verantwortlichen vor<br />

Ort in Kontakt. Die Arbeit an dem<br />

Thema bereitete mir große Freude,<br />

so dass sich <strong>der</strong> Wunsch einstellte,<br />

in Peru bei Soluciones Prácticas<br />

ein dreimonatiges Praktikum zu<br />

absolvieren.<br />

iM Januar 2013 begann ich mit<br />

meiner Arbeit als Praktikant. Neben<br />

<strong>der</strong> Stelle als Praktikant ermöglichte<br />

mir Soluciones Practicas<br />

für meine Bachelorarbeit zum<br />

Thema „Cajamarca – Mikrowasserkraft<br />

zur ländlichen Entwicklung“<br />

quantitative und qualitative<br />

Forschung zu betreiben. Meine<br />

03-2013 | COLUMBUS


Praktikum Mikrowasserkraft Praktikum Peru 21 16<br />

Ergebnisse sollen auch für Soluciones<br />

Practicas bei <strong>der</strong> Evaluation<br />

Ihrer Arbeit wichtige Erkenntnisse<br />

aufzeigen.<br />

die ersten beiden Wochen<br />

war ich im Zentralbüro in Lima,<br />

<strong>der</strong> zentralen Anlaufstelle für<br />

Südamerika. Den Rest <strong>der</strong> Zeit<br />

verbrachte ich in einem <strong>der</strong> dazugehörigen<br />

Lokalbüros in Cajamarca,<br />

im Norden Perus. Während<br />

meines Aufenthaltes in Lima lernte<br />

ich die Abteilung Programme<br />

und Organisation näher kennen.<br />

Die Aufgaben reichen von <strong>der</strong><br />

Evaluierung, über die Ausschreibung<br />

bis hin zur Organisation<br />

und Entwicklung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Projekte. Die Mitarbeiter sind daher<br />

viel vor Ort, um sich selbst<br />

einen Eindruck über Fortschritte<br />

und mögliche Probleme zu verschaffen.<br />

Darüber hinaus geben<br />

sie in regelmäßigen Abständen<br />

Fortbildungen und Workshops für<br />

die lokalen Bevölkerungsgruppen.<br />

Um innerhalb aller Arbeitsschritte<br />

eine angepasste, nachhaltige<br />

und vor allem klimafreundliche<br />

Organisation und Durchführung<br />

zu gewährleisten, steht den Mitarbeitern<br />

stets ein Klimawandel-<br />

Experte zur Seite.<br />

<strong>der</strong> abteilung PrograMMe<br />

und Organisation sind die drei<br />

wesentlichen Programme, auf die<br />

sich Soluciones Prácticas in Peru<br />

konzentriert, zugeordnet: Produktionssysteme<br />

und Marktzugang;<br />

Energie, Infrastruktur und<br />

Grundversorgung und letztlich<br />

Katastrophenvorsorge und Risikomanagement.<br />

Mein Arbeitsfeld<br />

befindet sich im Bereich <strong>der</strong> Energie,<br />

Infrastruktur und Grundversorgung<br />

(ENSER). In den beiden<br />

ersten Wochen bekam ich<br />

einen sehr guten Überblick über<br />

die Arbeitsstruktur innerhalb einer<br />

Nichtregierungsorganisation<br />

(NGO). Mein eigentlicher Aufgabenbereich<br />

bzw. die eigentliche<br />

Arbeit als Praktikant begann im<br />

Anschluss im Lokalbüro Cajamarca.<br />

das lokalbüro in Cajamarca<br />

beherbergt elf Mitarbeiter, v.<br />

a. Ingenieure und Soziologen innerhalb<br />

zweier Teams. Ein Team<br />

kümmert sich vorwiegend um die<br />

Koordinierung <strong>der</strong> einzelnen Projekte<br />

und informiert sich in Form<br />

von persönlichen Besuchen über<br />

Fortschritte und etwaige Probleme.<br />

Darüber hinaus arbeitet es<br />

eng mit <strong>der</strong> lokalen Gemeindeverwaltung<br />

zusammen. Das an<strong>der</strong>e<br />

Team ist für die Organisation<br />

des hauseigenen Fortbildungszentrums<br />

„CEDECAP“, die Durchführungen<br />

<strong>der</strong> Workshops sowie<br />

für den gesamten Bereich <strong>der</strong> geographischen<br />

Informationssysteme<br />

zuständig.<br />

Meine Forschung bestand<br />

zum einen in <strong>der</strong> quantitativen Befragung<br />

<strong>der</strong> lokalen Bevölkerung<br />

Practical Action bzw. Soluciones Practicas, früher bekannt als für Intermediate Technology Development<br />

Group (ITDG), ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) mit ihrem Hauptsitz in Burton on Dunsmore,<br />

Großbritannien. In vier Regionen <strong>der</strong> „dritten Welt“ – Lateinamerika, östliches- und südliches Afrika und<br />

Südasien – mit beson<strong>der</strong>em Fokus auf Peru, Kenya, Sudan, Zimbabwe, Sri Lanka, Bangladesh und Nepal –<br />

leistet sie Entwicklungszusammenarbeit. Gegründet wurde sie 1966 von dem britischen Philosoph und Ökonom<br />

Fritz Schumacher, <strong>der</strong> scharfe Kritik an <strong>der</strong> bis dahin praktizierten Entwicklungszusammenarbeit übte.<br />

Seiner Meinung nach lag <strong>der</strong> einzige Weg wirtschaftliche Entwicklung und Unabhängigkeit zu erreichen darin,<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n einen Anstoß, also eine Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Dies äußert sich in <strong>der</strong> Installation<br />

einfacher und schnell erlernbarer Anlagen, aus denen die lokale Bevölkerung direkten Nutzen und<br />

Arbeit ziehen kann.<br />

Mit ihrer Devise „Small is Beautiful – Simple, Sustainable and Practical“ hat sich Practical Action das Ziel gesetzt,<br />

die in Peru lebenden Bevölkerung durch nachhaltige umweltschonende, einfach zugängliche und leicht<br />

reproduzierbare Technologien zu unterstützen und somit einen nachhaltigen, alternativen und langfristigen<br />

Entwicklungsprozess in Bewegung zu setzen.<br />

03-2013 | COLUMBUS


Praktikum Mikrowasserkraft Praktikum Peru 21 17<br />

und <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> einzelnen<br />

Mikrowasserkraftwerke.<br />

Zum an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> qualitativen<br />

Forschung in Form von Interviews<br />

und informellen Gesprächen mit<br />

meinen Kollegen, Verantwortlichen<br />

<strong>der</strong> Projekte und <strong>der</strong> lokalen<br />

Bevölkerung. Hier bemerkte ich<br />

zum ersten Mal den Aufwand den<br />

die Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit sich bringt. Angefangen<br />

von einem simplen Versuch die<br />

Verantwortlichen <strong>der</strong> Projekte telefonisch<br />

zu erreichen bis hin zur<br />

Organisation des Transportes und<br />

ggf. <strong>der</strong> Unterkunft. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Feldforschung gestaltete sich<br />

schwieriger als gedacht. Zum einen<br />

sind die Projekte sehr dispers<br />

verteilt und oftmals ohne eigenen<br />

PKW nicht zu erreichen. Des Weiteren<br />

sind einige <strong>der</strong> Regionen nur<br />

sehr schlecht vernetzt und somit<br />

telefonisch kaum erreichbar, was<br />

die Kommunikation mit den Verantwortlichen<br />

sehr erschwerte.<br />

Der Besuch eines Projektes war<br />

somit an die öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

bzw. <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

eines eigenen PKWs und <strong>der</strong><br />

Kontaktperson des jeweiligen Projektes<br />

gebunden. Glücklicherweise<br />

haben sich meine Kollegen sehr<br />

bemüht und mich auf viele Ausfahrten<br />

eingeladen. Die Besuche<br />

einzelner Projekte waren sicherlich<br />

die spannendsten und beeindruckendsten<br />

Erfahrungen meines<br />

Aufenthaltes. Der Moment,<br />

indem man ein solches Kraftwerk<br />

in <strong>der</strong> Realität begutachten kann<br />

und eben nicht nur aus in <strong>der</strong><br />

Theorie und in Form von Bil<strong>der</strong>n<br />

aus dem Internet, war sehr beeindruckend.<br />

Einige Male haben wir<br />

mehrere Tage in den einzelnen<br />

Gemeinden gelebt und ihnen bei<br />

<strong>der</strong> Reparatur alter und <strong>der</strong> Installation<br />

neuer Anlagen geholfen.<br />

Foto: Trixie Bell<br />

grundsätzlich kann ich mit<br />

meinem Praktikum in Peru sehr<br />

zufrieden sein, auch wenn ich für<br />

meine Kollegen von Anfang an<br />

mehr „Forscher“ als Praktikant<br />

war. Sofern ich Fragen bezüglich<br />

einzelner Projekte hatte, konnte<br />

ich mich an die Kollegen im Büro<br />

wenden, die mich mit stets großer<br />

Hilfsbereitschaft empfingen.<br />

Das Hauptstadtbüro in Lima<br />

Foto: Christian Meyer<br />

die theMen <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

gekoppelt mit<br />

dem Einsatz von Erneuerbaren<br />

Energien sind meines Erachtens<br />

wichtige Bestandteile im Bereich<br />

<strong>der</strong> Geographie. Mein ursprünglicher<br />

Wunsch, später ausschließlich<br />

in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

arbeiten zu wollen, ist<br />

durch dieses Praktikum etwas<br />

modifiziert worden. Dieser Auslandsaufenthalt<br />

hat mein Interesse<br />

auch in Richtung Erneuerbare<br />

Energien erweitert.<br />

03-2013 | COLUMBUS


ERASMUS Erasmus Perpignan 21 18<br />

„Croquer la vie“<br />

Ein erlebnisreiches Auslandssemester<br />

im französischen Perpignan<br />

Autor & Fotos: Viktoria Reith<br />

Croquer la vie – das bedeutet so viel wie das<br />

Leben in vollen Zügen genießen. Und dazu<br />

ist ein Erasmussemester generell und eines<br />

in Perpignan (Frankreich) im Beson<strong>der</strong>en prädestiniert.<br />

Der schwerste Schritt ist die Entscheidung ins<br />

Ausland zu gehen. Danach läuft alles wie von selbst.<br />

Bürokratische Formalia wie Stipendiumsantrag und<br />

Reiseorganisation lassen sich relativ leicht bewältigen<br />

und bei Ankunft in dem neuen Land ist man so<br />

sehr beschäftigt, dass an Heimweh nicht zu denken<br />

ist. Das Abenteuer Erasmus kann beginnen und das<br />

Leben wartet nur darauf, in vollen Zügen genossen<br />

zu werden!<br />

PerPignan – liebevoll auch Perpi genannt – liegt<br />

im Süd-Westen Frankreichs am Fuße <strong>der</strong> Pyrenäen,<br />

etwa 20 km vom Mittelmeer entfernt. Es handelt sich<br />

um eine kleine mittelalterliche Stadt, die von vielen<br />

verwinkelten Gassen mit bunten Häuschen durchzogen<br />

wird. Cafés locken mit ihrem verführerischen<br />

Duft von Crêpes und Croissants. Die Einwohner sind<br />

entgegen ihrem Klischee sehr aufmerksam und hilfsbereit.<br />

Überraschend mag erscheinen, dass die meisten<br />

Franzosen Englisch sprechen, wenn man ihre<br />

Sprache (noch nicht) perfekt beherrscht. Unterhält<br />

man sich anfangs des Semesters mit einigen an<strong>der</strong>en<br />

Erasmusstudierenden noch auf Englisch, klinken<br />

sich oft französische Studenten ein, um ihre eigenen<br />

Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. So sind die<br />

meisten meiner französischen Freundschaften entstanden.<br />

Das Vorurteil, Franzosen seien zu stolz, an<strong>der</strong>e<br />

Sprachen zu lernen und zu arrogant, freundlich<br />

zu Auslän<strong>der</strong>n zu sein, gehört allmählich dem letzten<br />

Jahrtausend an und sollte in unserer Generation kein<br />

Thema mehr sein. Natürlich trifft man manchmal auf<br />

missgelaunte Kellner und gehässige Verkäufer, aber<br />

das sollte doch nicht <strong>der</strong> Maßstab sein, o<strong>der</strong>? Und<br />

trifft man diesen Menschenschlag nicht auch an vielen<br />

Ecken in Deutschland? Es ist längst an <strong>der</strong> Zeit,<br />

dass die Deutschen ihre chronische Missgunst gegen-<br />

03-2013 | COLUMBUS


ERASMUS Erasmus Perpignan 21 19<br />

über den Franzosen ablegen und ihr Herz für dieses<br />

wun<strong>der</strong>bare Volk öffnen, denn sonst bleibt ein großer<br />

Teil <strong>der</strong> europäischen Identität für uns auf ewig verborgen.<br />

TroTz <strong>der</strong> zunächsT häufig noch englisch praktizierten<br />

Sprache, wurde ich in den Geographiekursen<br />

regelrecht ins kalte Wasser geworfen. Geopolitik,<br />

Tourismusgeographie, Raumplanung etc. wurden<br />

ausschließlich auf Französisch angeboten. Das hatte<br />

jedoch den Vorteil, dass ich in kurzer Zeit sehr viel<br />

Fachvokabular lernte. Wenn auch <strong>der</strong> Einstieg etwas<br />

beschwerlich war, am Ende beherrschte ich die Sprache<br />

umso besser. Ich kann daher nur jedem raten,<br />

sich trotz geringer Sprachkenntnisse in ein nicht englischsprachiges<br />

Land zu wagen.<br />

auch unTer den Erasmusstudenten wurde fast<br />

ausschließlich Französisch gesprochen. An zahlreichen<br />

Abenden trafen sich Tschechen, Italiener, Spanier,<br />

Englän<strong>der</strong>, Iren und Deutsche bei einem Gläschen<br />

Muscat, Baguette und Camembert, um gemeinsam<br />

sowohl die französische als auch die an<strong>der</strong>en europäischen<br />

Kulturen zu zelebrieren. Denn Sinn und<br />

Zweck eines Erasmussemesters ist <strong>der</strong> interkulturelle<br />

Austausch nicht nur innerhalb des Gastlandes, son<strong>der</strong>n<br />

auch im gesamteuropäischen Kontext. So kam<br />

ich beispielsweise in den Genuss von tschechischen<br />

Langošes, einem englischen Christmas-Dinner und<br />

einer originalen irischen River Dance-Aufführung.<br />

1. v.o.: Blick auf die Wehrkirche von Collioure<br />

2. v.o.: Professor Calvet während einer Exkursion<br />

in den Karst<br />

3. v.o: Im Genuß einer heißen Quelle<br />

zu einem auslandssemesTer gehört außerdem<br />

unweigerlich (vor allem für Geographen) die Erkundung<br />

<strong>der</strong> näheren Umgebung. Die reizvolle Region<br />

Languedoc-Roussillon um Perpignan bietet große<br />

Abwechslung. Ausflüge ans Meer zu dem endlosen<br />

Sandstrand in Canet o<strong>der</strong> zu dem malerischen Örtchen<br />

Collioure dürfen ebenso wenig fehlen wie eine<br />

Fahrt im „Petit Train Jaune“, dem kleinen gelben<br />

Zug, in die Pyrenäen, wo Insi<strong>der</strong> auch die versteckten,<br />

natürlichen heißen Quellen finden. Schöne Städ-<br />

03-2013 | COLUMBUS


ERASMUS Erasmus Perpignan 21 20<br />

Castille von Perpignan<br />

te, wie Nîmes, Montpellier,<br />

Toulouse und Carcassonne<br />

sind für einen Tagesausflug<br />

bestens geeignet, um in die<br />

französische Geschichte einzutauchen<br />

und in den typischen<br />

Straßen zu flanieren.<br />

Die spanische Grenze befindet<br />

sich ebenfalls nur unweit<br />

von Perpignan und ist es<br />

wert überquert zu werden.<br />

Nicht nur die großen katalanischen<br />

Städte Barcelona<br />

und Girona, son<strong>der</strong>n auch<br />

die umliegende Gegend hat<br />

einiges zu bieten, wie beispielsweise<br />

das beschauliche<br />

„weiße“ Dorf Cadaqués an<br />

<strong>der</strong> Küste.<br />

das geograPhische insTiTuT bot am Anfang des<br />

Semesters zudem mehrere eintägige Exkursionen in<br />

die Cerdagne in den Pyrenäen und in das Bergland<br />

Corbières an. Glaziale und fluviale Prozesse können<br />

hier ebenso wie Karstlandschaftsformen entdeckt<br />

und untersucht werden. Professor Calvet ist auf diesem<br />

Fachgebiet Experte und führte die Studenten<br />

über Stock und Stein zu den<br />

interessantesten Formationen,<br />

um uns hautnah Einblicke<br />

in die Geomorphologie<br />

zu geben.<br />

das weiTere geograPhische<br />

Kursangebot an <strong>der</strong><br />

Université de Perpignan Via<br />

Domitia ist für Erasmusstudenten<br />

recht breit gefächert.<br />

Im Gegensatz zu den<br />

einheimischen Studenten<br />

muss man keinem festgeschriebenen<br />

Lehrplan folgen,<br />

son<strong>der</strong>n kann frei aus<br />

den drei Jahrgängen wählen<br />

und kombinieren. Die Kursgrößen<br />

<strong>der</strong> Vorlesungen und<br />

Seminare liegen bei etwa<br />

12-15 Studenten. Die Universität<br />

selbst befindet sich<br />

auf einem Campus circa 20<br />

Gehminuten vom Zentrum<br />

entfernt. Dort stehen auch<br />

die Studentenwohnheime<br />

mit kleinen Zimmern und<br />

Gemeinschaftsküchen. Ich<br />

persönlich habe es bevorzugt,<br />

mir mit einer Englän<strong>der</strong>in<br />

eine Wohnung in<br />

Zentrumsnähe zu teilen, die<br />

von einer herzlichen älteren<br />

Dame vermietet wurde.<br />

rückblickend kann ich sagen, dass sich das Erasmussemester<br />

mehr als gelohnt hat. Ich spreche nach<br />

diesen fünf Monaten in Perpignan nicht nur fließend<br />

Französisch, son<strong>der</strong>n habe auch zahlreiche lebenslange<br />

Freundschaften mit Menschen aus ganz Europa<br />

geschlossen. Die erste kleine Reunion fand bereits in<br />

Spanien statt, weitere sind<br />

geplant. Erasmus hat mir gezeigt,<br />

wie multikulturell und<br />

aufregend Europa ist. Diese<br />

Zeit in Frankreich wird mir<br />

für immer im Gedächtnis<br />

bleiben und für die Zukunft<br />

gilt nach wie vor das Motto<br />

„croquer la vie“!<br />

Am Mittelmeerstrand<br />

03-2013 | COLUMBUS


Aufruf 21<br />

Ihr habt einen Lieblingsort,<br />

den kaum jemand kennt?<br />

Ein Praktikum hat Euch begeistert und ihr<br />

möchtet die gewonnene Erfahrung teilen?<br />

Ihr wolltet schon immer einmal über Geographie<br />

o<strong>der</strong> das <strong>Institut</strong>sleben berichten ...<br />

... o<strong>der</strong> Euch einfach einmal<br />

journalistisch austoben?<br />

Egal ob Einzeltäter o<strong>der</strong> Schreibwütiger, <strong>der</strong> Columbus bietet als studentische Zeitschrift allen<br />

Studierenden ein Forum, um sich thematisch und kreativ auszutoben. Das Redaktionsteam lädt<br />

alle Interessierten herzlich zum Schreiben ein. Der Fantasie sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.<br />

Meldet Euch einfach bei uns unter columbus@geog.uni-heidelberg.de und wir stehen Euch mit<br />

Rat und Tat zur Seite und freuen uns über jedes neue Gesicht!<br />

Also scheut Euch nicht. Verleiht Euren Meinungen und Erfahrungen eine Stimme!<br />

Eure Columbus-Redaktion<br />

03-2013 | COLUMBUS


HGG-Vortragsprogramm<br />

HGG-Programm 22<br />

Oasen<br />

Orte <strong>der</strong> Zuflucht und Glückseligkeit<br />

in einer globalisierten Welt?<br />

29.10.2013<br />

Prof. Dr. Olaf Bubenzer (Universität Köln)<br />

Wüsteninseln - Oasen aus physisch-geographischer Sicht<br />

12.11.2013<br />

PD Dr. Marit Rosol (Universität Frankfurt)<br />

„Urban Community Gardens – Urban Green Commons – Städtische Oasen?“<br />

26.11.2013<br />

Prof. Dr. Hans Gebhardt (Universität <strong>Heidelberg</strong>)<br />

Special Economic Zones in China – vom kapitalistischen Experiment zum Modell integrierter Stadtentwicklung<br />

10.12.2013<br />

Studentischer Vortrag mit weihnachtlichem Umtrunk<br />

Exkursion Kapverden<br />

14.01.2014<br />

Der Beson<strong>der</strong>e Vortrag<br />

Prof. Dipl.-Ing. Michael Braum (Geschäftsführer <strong>der</strong> IBA)<br />

IBA, eine Insel <strong>der</strong> Seeligen?<br />

28.01.2014<br />

Prof. Dr. Jörg Bendix (Universität Marburg)<br />

Schutzgebiete in den Anden – Oasen für Biodiversität und ökosystemare Dienstleistungen?<br />

Die Vorträge finden jeweils um 19:00 Uhr c.t. im Kleinen Hörsaal des Kirchhoff <strong>Institut</strong>s für Physik Im Neuenheimer Feld 227 statt.<br />

Im Anschluss des jeweiligen Vortrags sind alle Gäste – vor allem auch Studenten –<br />

zu einem gemütlichen Ausklang im Bellini herzlich willkommen.<br />

03-2013 | COLUMBUS


Neuigkeiten 21 23<br />

Frischer Wind in <strong>der</strong> Lehre<br />

Christian Wuttke wird als neuer Mitarbeiter <strong>der</strong> Wirtschaftsgeographie<br />

im kommenden Semester auch erstmals<br />

in <strong>der</strong> Lehre aktiv sein (Einführung Bachelor)<br />

Fotowettbewerb<br />

Auch in diesen Semesterferien darf <strong>der</strong> Fotofinger glühen!<br />

Die Fachschaft veranstaltet erneut einen Fotowettbewerb.<br />

Diesmal zum Thema „Unendliche Weiten“.<br />

Der Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 14.10.2013.<br />

Also ran an die Fotoapparate!<br />

Neue Mitarbeiter am <strong>Institut</strong><br />

Wir dürfen folgende Kollegen herzlich<br />

am <strong>Institut</strong> begrüßen:<br />

Dr. Günter Sagl und Nicolas Bitten am Geoinformatik<br />

Lehrstuhl. Christian Wuttke und Anna Mateja Schmidt<br />

in <strong>der</strong> Abteilung für Wirtschafts- und Sozialgeographie.<br />

Sowie Julia Henke, Eva Bund und Dr. Editha Marquardt<br />

in <strong>der</strong> Abteilung Geographie Nordamerikas.<br />

NEUIGKEITEN<br />

Impressum<br />

HEraUsGEbEr<br />

Columbus - Redaktionsteam<br />

Ruprecht-Karls-Universität<br />

<strong>Geographisches</strong> <strong>Institut</strong><br />

Berliner Str. 48<br />

69120 <strong>Heidelberg</strong><br />

E-maIl<br />

columbus@geog.uni-heidelberg.de<br />

INTErNET<br />

www.geog.uni-heidelberg.de/direkt/columbus.html<br />

(Hier können auch die alten <strong>Ausgabe</strong>n gelesen werden)<br />

CHEfrEdaKTIoN<br />

Christian Berberich<br />

rEdaKTIoNsTEam<br />

Christian Berberich, Verena Flörchinger,<br />

Judith Görlich, Astrid Max, Jana-Nita<br />

Raker, William T. P. Schulz und Kristina<br />

Waschkowski<br />

Für den Inhalt <strong>der</strong> Beiträge sind die Autoren/innen<br />

verantwortlich.<br />

layoUT UNd GEsTalTUNG<br />

Christian Berberich, Verena Flörchinger,<br />

William T. P. Schulz<br />

rEdaKTIoNssCHlUss<br />

13.10.2013<br />

Neues aus <strong>der</strong> Geoinformatik<br />

Das 11. Symposium Knowledge and Space, lockte<br />

international höchst anerkannte Wissenschaftler nach<br />

<strong>Heidelberg</strong>, dazu erscheint in wenigen Tagen ein Film<br />

www.knowledgeandspace.uni-hd.de<br />

@Fragen, Anregungen, Kritik?<br />

Dann schreibt uns einfach eine<br />

E-Mail an<br />

columbus@geog.uni-heidelberg.de<br />

Ergebnisse zur Fotographiemarktstudie<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> weltweiten Studie zur Entwicklung<br />

des globalen Fotografiemarkts sind abgeschlossen und<br />

auf <strong>der</strong> Uni-Website veröffentlicht.<br />

www.stockimagemarket.uni-hd.de<br />

Columbus segelt im Internet!<br />

Damit ihr immer aktuell informiert<br />

seid, „liked“ uns, was das<br />

Zeug hält!<br />

http://www.facebook.com/<br />

columbusuniheidelberg<br />

Orientierungseinheit für Erstsemester<br />

Alle Erstsemester werden am 10. Oktober herzlich vom<br />

Tutorenteam des Geographischen <strong>Institut</strong>s zu einer<br />

Orientierungseinheit eingeladen. Sie startet um 9 Uhr<br />

mit einem Frühstück im großen Hörsaal <strong>der</strong> Geologie<br />

(INF 235) und wird voraussichtlich um 17 Uhr enden.<br />

Verstärkung gesucht!<br />

Wer bei COLUMBUS mitarbeiten<br />

möchte, ist je<strong>der</strong>zeit willkommen.<br />

Kommt doch einfach mal bei<br />

uns vorbei o<strong>der</strong> schreibt uns eine<br />

E-Mail.<br />

03-2013 | COLUMBUS

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