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Protokoll zur Sitzung vom 24.04.08

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<strong>Protokoll</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>vom</strong> 24.4.2008<br />

<strong>Protokoll</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>vom</strong> <strong>24.04.08</strong><br />

<strong>Protokoll</strong>antinnen: Ann‐Christin Langkrär, Marietta Vieth<br />

Thema: Sprachwandel als grammatisch–initiierter Wandel<br />

Text:<br />

• Wurzel, W. (1994). Grammatisch initiierter Wandel. In: Jeßing, B. (Hrsg.). Sprachdynamik. Auf<br />

dem Weg zu einer Typologie sprachlichen Wandels. Bochum, S. 7‐26.<br />

• Zunächst wird geklärt, was inhaltlich in der Stunde behandelt wird.<br />

• Es wird an die vergangene <strong>Sitzung</strong> angeknüpft, indem noch einmal die Frage behandelt wird, wie<br />

man Sprachwandel bezeichnen kann und ob es sich hierbei um einen Wandel der Sprache oder um<br />

einen Verfall handelt.<br />

• Es wird noch einmal der Prozess auf verschiedenen Ebenen thematisiert (Zwiebelmodel) und dass<br />

dieser Prozess etwas Ebenenübergreifendes ist. Phonologischer Wandel löst Wandel auf<br />

morphologischer und syntaktischer Ebene aus.<br />

• Um den Wandel zu verdeutlichen, werden Beispiele besprochen, an denen man den Wandel<br />

beobachten kann. Ein Beispiel bezieht sich auf Veränderung der Flexion starker Verben und<br />

Substantive in den verschieden Sprachstufen (Vorgermanisch, Germanisch..); die<br />

Nebensilbenabschwächung (phonologische Ebene) führte zum Synkretismus (morph. Ebene), der<br />

wiederum <strong>zur</strong> Entstehung des Subjektpronomens bzw. des Artikels (synt. Ebene) führte.<br />

• Anhand der Tabelle „Periodisierung des Deutschen“ wird der ebeneübergreifende Wandel<br />

verdeutlicht.<br />

• Nach diesem Rückblick wurde nun der Text von Wurzel besprochen.<br />

• Wurzel beschreibt in seinem Text eingehender einen Typ des Sprachwandels, nämlich den<br />

grammatisch–initiierten Sprachwandel.<br />

Sprachwandel Sommersemester 2008 Dr. Said Sahel


<strong>Protokoll</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>vom</strong> 24.4.2008<br />

• Den Sprachwandel versteht er als universelles Phänomen, das zum Wesen natürlicher Sprachen<br />

gehört. Sprache zu verändern, ist genauso eine menschliche Fähigkeit, wie Sprache zu erwerben.<br />

• Sprachwandel ist nach Wurzel zum einen die Ersetzung von Einheiten/Regeln durch andere<br />

Einheiten/Regeln, zum anderen der Wegfall von Einheiten/Regeln und das Hinzukommen von<br />

Einheiten/Regeln.<br />

• Danach stellten wir heraus, dass als Sprachwandel nicht das Auftreten von individuell sprachlichen<br />

Eigenheiten sowie sprachlichen Fehlleistungen. Auch statische Verschiebungen von bereits<br />

existierenden Varianten sind nicht immer als Sprachwandel zu deuten. Dies kann oft lediglich<br />

Veränderung in der Sprachverwendung, nicht im Sprachsystembedeuten. Als Beispiel hierfür<br />

wurden mögliche statistische Verschiebungen in der Besetzung der Vorfeld‐Position durch<br />

unterschiedliche syntaktische Funktionen in V2‐Sätzen.<br />

• Im Anschluss daran hielten wir fest, dass jeder Sprachwandel zwei Seiten hat. Dies sind zum einen<br />

Gefüge grammatisch‐innersprachliche Bedingungen, welche die Verhältnisse des Sprachsystems<br />

betreffen. Zum anderen sind es Gefüge sozial‐außersprachlicher Bedingungen, die sich auf die<br />

Verhältnisse der sozialen Gesellschaft beziehen.<br />

• Diese beiden Gefüge wirken beim Wandel der Sprache eng zusammen. Aufgrund ihrer<br />

unterschiedlichen Objektivbereiche müssen sie aus methodologischen Gründen klar voneinander<br />

unterschieden werden. Das bedeutet, dass bei Untersuchungen eine Trennung der Seiten<br />

erforderlich ist, um den Wandel zu erklären. Die andere Seite darf dabei jedoch nicht ganz außer<br />

acht gelassen werden.<br />

• Wir haben als Beispiel für dieses Vorgehen festgehalten, dass endscheidend für die Assimilation<br />

eines Nasals die spezifischen sozialen Bedingungen der jeweiligen Sprachgemeinschaft ist. Im<br />

Lateinischen wird ein dentaler Nasal in den Begriffen impotablis und impolitus über die<br />

Silbengrenze, die mit der Morphemgrenze zusammenfällt, an einem labialen Verschlusslaut<br />

assimiliert. Dieser Prozess ist im Lateinischen im Gegensatz zum Deutschen, in dem die Assimilation<br />

fakultativ ist, ein obligatorischer Prozess. Als Beispiel wurden die Wörter unpässlich und<br />

unpersönlich artikuliert.<br />

• Anschließend besprachen wir, dass ein Sprachwandel unter den grammatischen Bedingungen des<br />

Sprachsystems auch bewusst herbeigeführt werden kann. Als Beispiele auf lexikalischer Ebene<br />

Sprachwandel Sommersemester 2008 Dr. Said Sahel


<strong>Protokoll</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>vom</strong> 24.4.2008<br />

werden die sprachlichen Bezeichnungen von neuen Erfindungen genannt, in diesem Fall Eisenbahn.<br />

Im Deutschen und im Englischen (railway) erfolgt die Realisierung als Kompositum. Auch durch<br />

Phrasen ist die Bildung neuer Wörter möglich. So wird im französischen Eisenbahn als chemin de fer<br />

(Weg/Straße des Eisens) durch eine präpositionale Konstruktion bezeichnet. Im Russischen erfolgt<br />

die Bezeichnung Железная дорога (Aussprache: zeleznaya daroga, wörtliche Übersetzung: der<br />

eiserne Weg) als Adjektiv‐Substantiv‐Verbindung.<br />

• In einem weiteren Schritt haben wir den grammatisch–initiierten Sprachwandel näher erläutert<br />

und haben herausgestellt, dass er hauptsächlich auf innersprachliche Faktoren <strong>zur</strong>ückzuführen ist.<br />

Wurzel führt an, dass die Domäne des Sprachwandels der grammatische Kernbereich, also<br />

Phonologie, Morphologie und Syntax, ist.<br />

• Ein weiteres wichtiges Charakteristikum ist, dass sich Sprachwandel unbewusst und unbeabsichtigt<br />

vollzieht. Grammatischer–initiierter Wandel ist also ein natürlicher Sprachwandel.<br />

• Grammatisch–initiierter Sprachwandel erfordert keine spezifischen sozial‐außersprachlichen<br />

Bedingungen und er kann in jeder Sprache zu jeder Zeit auftreten<br />

• Abschließend beschäftigten wir uns mit dem so genannten Markiertheitsabbau. Dies wird mit der<br />

Frage eingeleitet, warum Sprecher ihre Sprache verändern. Heraus kommt, dass die Belastung der<br />

Sprachkapazität gemieden werden soll.<br />

• In einem weiteren Schritt haben wir dann besprochen, dass grammatisch–initiierter Wandel im<br />

Abbau von Markiertheit besteht.<br />

• Dies ist besonders gut in der Phonologie untersucht, da es in der Phonetik besonders gut bekannt<br />

ist, was als markiert und was als weniger markiert gilt.<br />

• Durch den Abbau der Markiertheit in der Phonologie erfolgt eine möglichst niedrige Belastung des<br />

Sprechorgans.<br />

• Die Stunde schließt mit einem Ausblick auf die nächste <strong>Sitzung</strong>.<br />

Sprachwandel Sommersemester 2008 Dr. Said Sahel

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