KLIMAWANDEL
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1 Die Folgen der Erderwärmung gehen alle an<br />
Wer im Treibhaus sitzt, der werfe den ersten Stein! In Abwandlung und Umkehrung eines<br />
bekannten Sprichwortes ist ein weltweit koordiniertes Vorgehen zur Eindämmung von Treib -<br />
hausgasen gefordert. Dabei sollten weder die USA auf die VR China zeigen – beide Staaten<br />
haben im Übrigen bislang nicht das Kyoto-Protokoll ratifiziert –, um von dort mehr Umwelt -<br />
engagement zu fordern. Noch sollten Indien oder andere Schwellenländer den ersten Schritt<br />
von den Industrienationen verlangen. Die Ursachen und Folgen des Klimawandels sind nicht<br />
lokal, sondern wahrhaft global. Zwar stimmt es, dass die USA mit einem Jahresausstoß von<br />
5.728 Mio. Tonnen CO2 der weltweit größte »Umweltverschmutzer« waren. Schon im Jahr<br />
2004 folgte jedoch China mit 3.719 Mio. Tonnen. 1 Und Indien lag mit 1.064 Mio. Tonnen vor<br />
Deutschland (854 Mio. Tonnen). Genauso richtig ist aber auch: Zwei Drittel der bis 2030<br />
erwarteten zusätzlichen Energienachfrage werden aus der »Dritten Welt« stammen. Dies wissend,<br />
unternehmen Indien und China bereits erhebliche Anstrengungen, um die Wirtschafts -<br />
prozesse energieeffizienter zu gestalten und auf CO2-freie Stromerzeugungsquellen umzustellen.<br />
Gegen Ende des Jahres 2005 verfügte Indien über mehr Kraftwerkskapazitäten aus erneuerbaren<br />
Energien als Japan. Im selben Jahr, für sich genommen, stand die VR China weltweit<br />
an der Spitze, was den Ausbau umweltfreundlicher Kraftwerke anbelangte.<br />
Die Zeichen der Zeit sind fast überall erkannt. Das ist gut so. Denn der Entwicklungspfad<br />
in Bezug auf das Ausmaß von Erderwärmung und Anstieg des Meereswasserspiegels bis in das<br />
Jahr 2040 hinein scheint nach akzeptierten wissenschaftlichen Erkenntnissen weitestgehend<br />
determiniert (vgl. Teil 1). Denn: Ähnlich wie demografische Trends vollzieht sich der Klima -<br />
wandel langsam. So wie die »Baby-Boom-Generation« der Jahrgänge 1950 ‒ 1965 und der an -<br />
schließende »Pillenknick« das Rentnerprofil vieler Industrienationen für die kommenden<br />
Jahrzehnte ziemlich exakt vorgegeben haben, so bestimmen die Treibhausgasemissionen der<br />
Jahre 1970 ‒ 2004 recht zuverlässig das Profil des Klimawandels bis 2040.<br />
Alles, was jetzt an Gegenmaßnahmen ergriffen wird, macht sich erst danach bemerkbar.<br />
Das darf nicht dazu verführen, die Hände in den Schoß zu legen und nichts oder zu wenig<br />
zu tun. Denn wir alle werden betroffen sein. So geht beispielsweise Indonesiens Umwelt mi -<br />
nister, Rachmat Witoelar, davon aus, dass der Inselstaat bis 2030 von seinen 17.000 Ei landen<br />
2.000 durch Überflutung ver lieren wird. Die tiefer gelegenen St. Lucia, Bahamas und Fidschis<br />
hält er allerdings für noch gefährdeter. Solche Erkenntnisse haben die Bereit schaft innerhalb<br />
der Bevölkerungen, aber auch bei Unternehmen, zu handeln, stark wachsen lassen.<br />
Die Mehrheit der Deutschen kann sich vorstellen, durch ihr Konsumverhalten einen aktiven<br />
Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, so die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im<br />
Frühsommer 2007. Achtzig Prozent wünschten sich Elektrogeräte ohne Stand-by-Funk -<br />
tion. Die überwiegende Mehrheit erwog den Kauf von Energiesparlampen. Aber: Nur ein<br />
1 Vgl. International Energy Agengy (2007).<br />
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Berenberg Bank · HWWI: Strategie 2030 · Nr. 5