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4 Inderin mit einem Abspielgerät mit Bibeltext. Viele Menschen in Indien können weder lesen noch schreiben – darunter viele Frauen. Ein Viertel aller blinden Menschen auf der Welt lebt in Indien. Etwa 10 Prozent von ihnen können lesen und schreiben. Auch ihnen möchte die Bibelgesellschaft die Bibel zur Verfügung stellen – in der Blindenschrift ihrer jeweiligen Sprache. TITEL Kinder eines Waisenhauses in Chennai freuen sich über biblische Materialien, die sie von der Bibelgesellschaft in Indien erhalten haben. Christen in Indien - Gottes Wort findet viele Wege Von Eva Mündlein Indien wird in Europa oft als Land der Hindus wahrgenommen. Doch der Staat in Südasien ist Ort der Begegnung fast aller wichtigen Religionen. Allein Angehörige von vier Weltreligionen leben hier meist friedlich zusammen: Hindus, Muslime, Buddhisten – und Christen. Letztere stellen mit 25 Millionen Gläubigen die drittgrößte Religionsgemeinschaft im Land dar. Doch ihre Situation ist nicht immer einfach. „Fürchte dich nicht, Thomas, geh nach Indien und predige das Wort“ – so fordert der auferstandene Jesus den Apostel Thomas zu Beginn der sogenannten Thomasakten auf. Diese älteste apokryphe Apostelakte berichtet vom Missionswirken des Thomas in Indien. 53 nach Christus soll der Apostel entlang der südlichen Malabarküste mehrere christliche Gemeinden gegründet haben. Die syrisch-orthodoxe Kirche in Indien, die sogenannten „Thomaschristen“ in Kerala, führen ihren Ursprung auf diese Gemeinden zurück. Heimat für Menschen am Rand der Gesellschaft Unter den Christen Indiens bilden die Thomaschristen eine Minderheit. Die meisten gehören der Katholischen Kirche an. Portugiesische Missionare führten im 16. Jahrhundert den römischen Katholizismus ein und verbreiteten ihn entlang der Westküste. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden schließlich die protestantischen Kirchen, vor allem in Dänemark, Holland und Deutschland, später auch in Großbritannien und Nordamerika, in der Mission Fotos: DBG
5 aktiv. Im heutigen Indien zeigt sich so ein buntes, vielgestaltiges Bild des Christentums, das von den vielen Einflüssen zeugt, die das Land in seiner Geschichte erfahren hat. Im heutigen Indien ist die christliche Religion ein großer Anziehungspunkt für die sogenannten Unberührbaren, die Dalits. Zu ihnen gehören auch die Adivasi, die älteste Bevölkerung Indiens. Für sie ist die christliche Religion eine Möglichkeit, der Ungerechtigkeit des traditionellen Kastensystems zu entkommen. Das Kastensystem, eine Jahrtausende alte Ständeordnung, legt die gesellschaftliche Position eines Hindus von Geburt an fest. Wer sich – wie die Dalits – in dieser Hierarchie ganz unten befindet, hat keine Chance, jemals aufzusteigen. Offiziell ist dieses System zwar abgeschafft, aber im Denken vieler Inder noch fest verankert. Wer sich christlich taufen lässt, wird deshalb oft mit Misstrauen beobachtet. Hilfe für die Schwächsten So ist die Kirche in Indien auch eine Kirche der Armen. 65 Prozent der Christen in Indien leben am Existenzminimum. Dies bestimmt auch die Arbeit der Bibelgesellschaft in Indien, eine der größten Bibelgesellschaften auf der Welt. Sie hat ihren Hauptsitz in Bangalore und unterhält 15 regionale Nebenstellen im ganzen Land. Letztes Jahr konnte sie ihr 200jähriges Gründungsjubiläum feiern. Viele ihrer Projekte haben eine geistlich-soziale Ausrichtung. Beispiel: Ein Projekt für Mädchen, die die Schule abgebrochen haben („Purpose in Life for School Drop-out Girls“). Schulabbrecherinnen werden begleitet und mit biblischen Geschichten ermutigt, Verantwortung für ihre Zukunft zu übernehmen und den Schulbesuch fortzusetzen. Denn gerade in einer sich so schnell verändernden Gesellschaft wie Indien mit großen sozialen Umbrüchen ist Bildung der Schlüssel zu einem Leben ohne Armut. Ein anderes Projekt unterstützt verwitwete Frauen. Für sie ist das Wort der Bibel oft die einzige Hoffnung und der einzige Halt im Leben. Denn ihre Lage ist prekär: Nur kinderlose Witwen erhalten vom indischen Staat eine Rente – und die kommt bei den Leistungsberechtigten oft nicht an. Viele Religionen – viele Völker – viele Sprachen Doch die Bibelgesellschaft steht vor weiteren Herausforderungen. Denn die Situation in ihrem Land erinnert an die babylonische Sprachverwirrung: In Indien werden über 400 Sprachen gesprochen! In keinem anderen Land
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