Bergsteiger Unbekannte Dolomiten (Vorschau)
12 Exklusiv Bene Böhm über den Tod seines Freundes Matterhorn vor dem Jubiläum D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € 12 / Dezember Juli 2014 2013 | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus Unbekannte Dolomiten ▶ 10 Top-Touren ▶ Wilde Wege ▶ Naturpark 24 Geschenke im Wert von 10.000 Euro zu gewinnen PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Allgäuer Alpen • Ammergauer Alpen • Kitzbüheler Alpen Karwendel Stoff für Helden: Pleisenhütte im Porträt Tennengebirge Wo die Berge noch einsam sind Neue Serie »Kultur am Berg« Schneekünstler Beck Bayern Die schönsten Winterwanderungen per Bahn Korsika Duft der Freiheit: Der Kultweg GR 20 und seine Varianten Psychologie › Männer und Frauen am Berg: Wo hakt’s? Service Welche Hersteller Daune mit fairen Methoden produzieren
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12<br />
Exklusiv<br />
Bene Böhm über den<br />
Tod seines Freundes<br />
Matterhorn vor dem Jubiläum<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
12 / Dezember Juli 2014 2013<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
<strong>Unbekannte</strong><br />
<strong>Dolomiten</strong><br />
▶ 10 Top-Touren ▶ Wilde Wege ▶ Naturpark<br />
24<br />
Geschenke<br />
im Wert von<br />
10.000 Euro zu<br />
gewinnen<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Allgäuer Alpen • Ammergauer Alpen • Kitzbüheler Alpen<br />
Karwendel<br />
Stoff für Helden:<br />
Pleisenhütte im Porträt<br />
Tennengebirge<br />
Wo die Berge<br />
noch einsam sind<br />
Neue Serie<br />
»Kultur am Berg«<br />
Schneekünstler Beck<br />
Bayern<br />
Die schönsten Winterwanderungen<br />
per Bahn<br />
Korsika<br />
Duft der Freiheit: Der Kultweg<br />
GR 20 und seine Varianten<br />
Psychologie<br />
›<br />
Männer und Frauen<br />
am Berg: Wo hakt’s?<br />
Service<br />
Welche Hersteller Daune mit<br />
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Intensiverleben<br />
Wander-<br />
Studienreisen<br />
2015<br />
2 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14<br />
Intensiverleben
unterkünfte im Schnee<br />
Auf Tour im<br />
Khumbu-Gebiet:<br />
im Hintergrund<br />
der Ngozumpa-<br />
Gletscher, größter<br />
Eisstrom Nepals,<br />
und der Cho Oyu<br />
(8188 m)<br />
EDITORIAL<br />
Die Welt und sich<br />
selbst erleben!<br />
Die neuen<br />
Hauser<br />
sind da:<br />
BERGSTEIGER-Cover: Ralf Gantzhorn (Monte Pelmo, <strong>Dolomiten</strong>); Skitouren-Cover: Robert Bösch (Flüelapass, Graubünden)<br />
Eigen ist die<br />
Verantwortung<br />
Die Trekking-Hauptsaison<br />
im Himalaya hatte gerade<br />
erst begonnen, als die Ausläufer<br />
des Zyklons »Hudhud« im Annapurna-Gebiet eine Katastrophe bislang<br />
ungekannten Ausmaßes nach sich zogen (siehe S. 14). Bergwanderer wurden<br />
verschüttet, andere verirrten sich im Schneesturm – darunter auch Yak-<br />
Hirten, Träger und lokale Bergführer –und erfroren. 43 Menschen kamen<br />
nach nepalesischen Angaben um, noch immer gelten Dutzende als vermisst.<br />
Viele Fragen drängen sich auf, auch wenn sie keinen mehr ins Leben zurückholen<br />
können: Wäre die Katastrophe vermeidbar gewesen? Gibt es Schuldige?<br />
Ich war zur Zeit des Unglücks 300 Kilometer östlich in der Region Khumbu im<br />
Sagarmatha-Nationalpark unterwegs. Der Wettersturz war spürbar, doch gab<br />
es keinen Sturm und nur mäßigen Schneefall. Es wäre aber auch beim beliebten<br />
Everest-Basecamp-Trek zum Unglück gekommen. Viele Trekking-Touristen<br />
waren mit Minimalausrüstung unterwegs. Ob sie im Falle eines Schneesturms<br />
rechtzeitig an ihr Gepäck – von Sherpas oder Lasttieren vorausgetragen –<br />
gekommen wären, ist fraglich. Da hilft auch die neue Vorschrift »Kein Trekking<br />
ohne Guide« nicht weiter, die in Nepal von 2015 an gelten soll. Eigenverantwortung<br />
ist in den Bergen noch immer die beste Lebensversicherung. Bei Profi-<br />
Alpinisten versteht sich das von selbst. Und wenn das Restrisiko zuschlägt?<br />
Lesen Sie, wie Bene Böhm mit dem Tod seiner zwei Freunde umgeht (S. 46–49).<br />
Zugegeben: schwere Themen. Damit der Spaß im Vordergrund steht, haben<br />
wir für Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine 48-Seiten-Beilage für die ganze Skitourensaison<br />
zusätzlich zum BERGSTEIGER-Dezemberheft<br />
erarbeitet. Ich wünsche Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit<br />
und viel Glück bei unserem Adventsgewinnspiel.<br />
| Bergwandern | Kle tersteige | Alpinismus<br />
Skitouren<br />
Alles zur Wintersaison 2014/15<br />
Special<br />
Das große<br />
Traumziele – Sicherheitstipps – Ausrüstung – Termine<br />
IM TEST<br />
18<br />
TOURENSKI<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
Aufwärmtraining<br />
Die besten Einsteiger-<br />
Touren in Bayern und Tirol<br />
Lawinenkunde<br />
Wie Sie das Risiko<br />
gering halten können<br />
Top-Hütten<br />
Die schönsten Berg-<br />
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INHALT<br />
24<br />
<strong>Unbekannte</strong><br />
<strong>Dolomiten</strong><br />
Die Belluneser <strong>Dolomiten</strong> sind die<br />
letzten Berge vor der Adria. Genau deshalb<br />
sind sie so ursprünglich geblieben.<br />
40<br />
Tennengebirge<br />
Mitten in den Salzburger<br />
Kalkalpen liegt das oft übersehene<br />
Tennengebirge.<br />
TITELTHEMA<br />
24 Die Grenze zur Unterwelt<br />
Keine Hütten, kein Bier, kein Lärm: Der<br />
Nationalpark Belluneser <strong>Dolomiten</strong> schützt<br />
die Natur – und damit auch das Abenteuer.<br />
BERGSZENE<br />
68<br />
Der Mustermann<br />
Wie der Brite Simon Beck<br />
aus Schnee Kunst macht<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 BERGSZENE Nach tödlichem Sturz:<br />
DAV lehnt Kletterscheinpflicht ab<br />
16 MATTERHORN Warum die Saison am Horu<br />
heuer ganz anders verlief<br />
18 UMWELT Endlich Kletterkonzept für das<br />
Frankenjura – Künstliche Wolke in Tirol<br />
20 MEDIEN Bücher, Filme, Apps und Webtipps<br />
AUF TOUR<br />
40 Das Meer unter dir<br />
Im Salzburger Tennengebirge finden<br />
Wanderer Einsamkeit und Jungbrunnen –<br />
das Wasser müssen sie aber selbst schleppen.<br />
60 Eis-Express<br />
Schnelles Glück für kurze Tage: Zehn<br />
Winterausflüge in die Bayerischen Alpen<br />
4 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
96<br />
Korsika<br />
Duft, Berge und Meer: Auf dem GR 20<br />
quer durch die »Insel der Schönheit«<br />
86<br />
Karwendel<br />
Super Wirt und super Touren:<br />
Die Pleisenhütte ist ein Ganzjahresziel.<br />
12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
Entlang der Trettach nach Gerstruben<br />
Romanshöhe<br />
Über die Buckelwiesen nach Mittenwald<br />
Fockenstein<br />
Schatzberg<br />
Vette Grandi<br />
Sentiero Covoli (Monte Pafagai)<br />
Troi dei Caserin (Col dei Bechi)<br />
Piani Eterni (Malga Erera)<br />
Pizzocco<br />
50<br />
Pleisenspitze<br />
Larchetkarspitze<br />
34<br />
Advent,<br />
Advent<br />
Beim großen<br />
Adventskalender<br />
gibt es 24 Preise<br />
im Wert von<br />
fast 10 000 Euro<br />
zu gewinnen.<br />
60<br />
Bayern<br />
Zehn Ziele für Winterwanderer<br />
im Voralpenland<br />
Fotos: M. Kostner, S. Beck, M. Pröttel, I. Kürschner (2), D. Steigenberger, D. Prantl, Hersteller<br />
72 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />
Topfit, bestens ausgerüstet und trotzdem<br />
schlapp? Die Leistung am Berg wird auch<br />
von der richtigen Ernährung bestimmt.<br />
86 Serie: Hüttenzauber<br />
Geplant in Gefangenschaft, erbaut mit<br />
zwei bloßen Händen, bekocht von einer<br />
Weltmacht: Die Pleisenhütte ist legendär.<br />
PORTRÄT<br />
68 Neue Serie: Kultur am Berg<br />
Mit Widderköpfen, Koch-Kurve und<br />
Sierpinski-Dreieck definiert Simon Beck<br />
den »Kunstschnee« auf ganz eigene Art.<br />
SERVICE<br />
34 Wünsch dir was<br />
Advent, Advent, das Schenken beginnt:<br />
Wir verlosen 24 Top-Produkte und<br />
verraten, was sich die Profis wünschen.<br />
66 Wasserspiele<br />
Aus der Flut an Einsendungen für den<br />
Fotowettbewerb Sommer kürte Heinz Zak<br />
die fünf besten Wasser-Bergbilder.<br />
76 Kernkraft-Werke<br />
Ohne Geräte fit für den Frühling werden:<br />
Teil eins von vier stärkt den Körperkern.<br />
78 Gans im Glück<br />
Daune, aber fair: Endlich einigen sich die<br />
Hersteller auf hohe Tierschutz-Standards.<br />
ALPINISMUS<br />
92 Serie: Berge im Kopf<br />
Gehen Männer anders in die Berge als<br />
Frauen – und wenn ja, wie? BERGSTEIGER-<br />
Leser haben darauf geantwortet.<br />
REPORTAGE<br />
96 Der Duft der Freiheit<br />
Auf Korsika hat man die Nase voll – mit<br />
betörendem Macchia-Duft, der den Klassiker<br />
der Weitwanderwege stets begleitet.<br />
SKITOUREN-SPECIAL<br />
extra: Skitouren-Special<br />
Touren, Tests, Termine, Tipps:<br />
Das große Skitouren-Special bringt<br />
Sie sicher durch den Ski-Winter!<br />
46 Das große<br />
BERGSTEIGER-<br />
Interview<br />
»Ich habe nur gedacht:<br />
Scheiße!« Benedikt<br />
Böhm spricht nach<br />
der Rückkehr vom<br />
Shishapangma,<br />
wo er<br />
seinen besten<br />
Freund<br />
verlor.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bergbilder 6<br />
TV-Programm 22<br />
Davids Depeschen 82<br />
Härtetest 84<br />
Bergpredigt 104<br />
Briefe/Impressum 105<br />
<strong>Vorschau</strong> 106<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
Ursuppe<br />
Magischer Kreis und zugleich Beweis für die These,<br />
dass die Natur die schönsten Kunstwerke schafft.<br />
David Kaszlikowski aus Polen hat mit dieser Aufnahme<br />
den IMS Photo Contest 2014 gewonnen.<br />
Concordia (4700 m), Baltoro Gletscher, Karakorum, Pakistan<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7
Blitzableiter<br />
Man möchte in diesem Augenblick nicht auf<br />
einer der Geislerspitzen stehen. Den Finger am<br />
Auslöser hatte Georg Kantioler. Der Südtiroler<br />
Fotograf erwischte den genialen Moment ( 2. Preis).<br />
Villnöß, Geislergruppe, Südtirol<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 9
Eisbrecher<br />
Hier ist kein Forschungsschiff unterwegs, hier<br />
haben die Elemente ganze Arbeit geleistet und die<br />
Eisdecke des Sees im italienisch-französischen<br />
Grenzgebiet aufgebäumt (Simone Miotto, 3. Preis).<br />
Lago del Moncenisio (1974 m), Valle Susa, Piemont
Die vier Elemente<br />
Feuer, Wasser, Erde, Luft – sie nagen<br />
am Berg. Diese Spuren galt es beim<br />
IMS Photo Contest 2014 einzufangen.<br />
Annähernd 2500 Fotografen aus 90<br />
Ländern taten dies. Der BERGSTEIGER<br />
zeigt die drei Gewinnerbilder.<br />
Berge wirken zwar statisch, doch auch<br />
sie sind dynamischen Prozessen unterworfen.<br />
Wind, Sonne, Wasser, Kälte, Eis und<br />
Schnee sowie Bewegungen der Erdkruste<br />
setzen sie unter Druck, verändern ihre Gestalt.<br />
»Der Berg und die vier Elemente« lautete<br />
die Aufgabe, der sich weltweit Fotografen<br />
beim Wettbewerb des Kiku.International<br />
Mountain Summit »IMS Photo Contest by<br />
BMW 2014« stellen konnten. Die Jury sichtete<br />
mehrere tausend Bilder, und blieb an<br />
einem Motiv besonders hängen: der nächtlichen<br />
Aufnahme am Baltoro-Gletscher in der<br />
Nähe des Concordiaplatzes im Karakorum.<br />
Dem polnischen Natur- und Abenteuerfotografen<br />
David Kaszlikowski (u.a. Fotograf für<br />
National Geographic, Desnivel, Climbing,<br />
Vertical) gelang eine beinahe übernatürlich<br />
schöne Aufnahme, für die er den »Kiku<br />
Photo Award« im Wert von 3000 Euro verliehen<br />
bekam. Den 2. Preis erhielt der Südtiroler<br />
Naturfotograf Georg Kan tioler für<br />
seine grandiose Gewitterstimmung in der<br />
Geislergruppe. Den 3. Preis heimste Simone<br />
Miotto aus dem Veneto ein, der die Jury mit<br />
einem kraftvollen Bild eines zugefrorenen<br />
Bergsees überzeugte.<br />
–mr–<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/14 BERGSZENE<br />
Viele Erstbesteigungen<br />
gelangen<br />
in der indischen<br />
Herbstsaison, wie<br />
Stephan Siegrist<br />
am Shiepra.<br />
Noch mehr weiße Flecken<br />
SCHWEIZER, BRITEN UND KOREANER IN ASIEN ERFOLGREICH<br />
Foto: visual impact/Thomas Senf<br />
Zitat des Monats<br />
»Das Gute an Prothesen<br />
ist: Man kriegt nie<br />
wieder Frostbeulen.«<br />
Der beidseitig unterschenkelamputierte <strong>Bergsteiger</strong><br />
Mark Inglis auf dem International Mountain Summit in Brixen<br />
Die Schweizer <strong>Bergsteiger</strong> Stephan Siegrist, Thomas Senf und<br />
Andreas »Dres« Abegglen durften nach ihrer erfolgreichen Expedition<br />
im nordindischen Kishtwar Himal Namenspaten spielen: Einmal für<br />
ihre neue Linie auf den erst einmal (1983!) bestiegenen Kishtwar Shivling<br />
(über »Jell-o«, WI5, M6, 600 Hm), sowie für das Erreichen zweier<br />
noch gänzlich unbestiegener Gipfel, die sie »Shiepra« (5885 m) und<br />
»Kharagosa« (5840 m) tauften. Für ihre Touren mussten die Schweizer<br />
auch Permitgebühren entrichten – im Nachhinein.<br />
Auch andere Teams waren im erst seit 2010 wieder zugänglichen indischen<br />
Himalaya erfolgreich. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden,<br />
die schon vor der Schließung im Jahr 1993 in der Region geklettert<br />
waren, legten eine neue Route durch die Nordostwand des Hagshu<br />
(6515 m) im Kishtwar Himal, nachdem die Nordwand desselben Berges<br />
bereits im September von den Slowenen Marko Prezelj, Luka Lindič und<br />
Aleš Česen »entjungfert« wurde. Einer internationalen Expedition gelang<br />
die Erstbesteigung des Telthop (6185 m) in der Ladakh-Gruppe, ein<br />
Team aus der Schweiz und Litauen war am Lotus Tower (5670 m) im Miyar<br />
Valley erfolgreich. Und in Pakistan erreichten die Koreaner Nak-jong<br />
Seong und Chi-young Ahn mit dem Gasherbrum V (7147 m) den letzten<br />
noch unbestiegenen Gipfel der Gasherbrum-Gruppe im Alpinstil. –te–<br />
Foto: www.bergsteiger.de<br />
Neue Website<br />
RELAUNCH WWW.BERGSTEIGER.DE<br />
Übersichtlicher, vielseitiger, großzügiger: So präsentiert sich<br />
seit November die neue Internetpräsenz des BERGSTEIGER – die<br />
Neu ausgerüstet: Die Website des BERGSTEIGER bald auch für Smartphones und Tablets optimiert wird. Mit dem<br />
Relaunch der Website wird das älteste kommerzielle Bergmagazin<br />
der Welt verstärkt multimedial arbeiten: Videos und großzügige Bildstrecken gehören künftig zum<br />
Standard der online-Berichterstattung. Und die Leser können den Wandel mitgestalten: Schreiben<br />
Sie Anregungen und Kritik an redaktion@bergsteiger.de oder über facebook.de/<strong>Bergsteiger</strong>.de –te–<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Foto: Red Bull Content Pool<br />
▶ Ungelogen!<br />
Was <strong>Bergsteiger</strong> wirklich denken<br />
»Red Bull zahlt<br />
doch sonst auch<br />
immer alles...«<br />
Hansjörg Auer<br />
und David Lama<br />
schleppen Ausrüstung<br />
zum Masherbrum,<br />
nachdem<br />
die Träger streikten.<br />
Berghaus, and LIVE FOR ADVENTURE are trade marks of Berghaus Limited. GORE-TEX is a registered trade mark of W.L. Gore and Associates. © 2014 Berghaus Limited.<br />
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Foto: Archiv Auffermann<br />
Das andere Berglexikon<br />
»Was Sie schon immer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />
Kwie Kletterer-Woodstock<br />
Es war wie ein kleines Woodstock-Festival für Kletterer,<br />
das 1. Internationale Sportklettertreffen in Konstein. Was<br />
sich da im Mai 1981 am Dohlenfels abspielte, war Ausdruck<br />
der neuen Klettergeneration. Rund 3000 Zuschauer gingen auf<br />
Tuchfühlung mit den großen Stars der noch jungen Sportkletterszene:<br />
Bachar, Droyer, Fawcett, Güllich, Gschwendtner, Mariacher,<br />
Troussier – die Crème de la Crème kletterte, diskutierte,<br />
feierte. Das 2500 Personen fassende Festzelt war bei der<br />
Podiumsdiskussion wie bei der Fete rappelvoll. Und als dann<br />
zum Beispiel John Bachar in einer VII+-Route sein Kletterkönnen<br />
demonstrierte, war allen klar, dass sich das moderne Freiklettern<br />
endgültig<br />
vom traditionellen<br />
Felsgehen abgenabelt<br />
hatte.<br />
–Uli Auffermann–<br />
Ganz schön ordentlich: Kletter-Woodstock anno 1981<br />
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<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 12/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Schneesturm an der Annapurna<br />
MEHR ALS 40 TOTE ZUR HAUPT-TREKKINGSAISON IM HIMALAYA<br />
Angela Eiter: 9a und 8c+<br />
Die Tiroler Top-Kletterin Angela Eiter (28)<br />
räumt auch nach ihrer erfolgreichen Wettkampf-Karriere<br />
weiter ab: Mit »Hades« (9a) in<br />
Nassereith und »Zauberfee« (8c+) in Arco<br />
gelangen der 1,54 Meter großen, vierfachen<br />
Weltmeisterin innerhalb von vier Tagen zwei<br />
Touren im 11. Grad.<br />
–te–<br />
Munich Mountains Alpintag<br />
Den 23. November sollten sich Bergfreunde<br />
vormerken: Dann fi ndet in der BMW Welt am<br />
Münchner Olympiapark wieder der Munich<br />
Mountains Alpintag statt. Bei freiem Eintritt<br />
haben Besucher die Wahl zwischen 32<br />
Vorträgen, Workshops, MTB-Training, Kletterturm,<br />
Lawinen-Kolloquium und Aurüstungsmesse.<br />
Infos auf www.bergsteiger.de<br />
–te–<br />
Gut was los: Am Münchner Alpintag<br />
kommen nicht nur die Berge in die Stadt.<br />
21. Bergfilmfestival Salzburg<br />
Bergsport und Bergkultur sind vom<br />
20. November bis 8. Dezember auf Salzburgs<br />
Leinwänden zu sehen. Neben den Sportfi lmen<br />
wie dem Skimovie »The List« sind auch Titel<br />
wie der Alpenwestern »Die Siebtelbauern«, ein<br />
Porträt über Walter Bonatti sowie der preisgekrönte<br />
Tibet-Film »La lampe au beurre de yak«<br />
Teil des Programms.<br />
–te–<br />
Bergführer verurteilt<br />
Ein Tiroler Bergführer ist wegen fahrlässiger<br />
Tötung zu zwei Monaten Haft auf Bewährung<br />
verurteilt worden. Er war 2013 mit zwei Kunden<br />
am Biancograt (Piz Bernina) unterwegs. Einer<br />
der beiden hatte Höhenprobleme, er bat den<br />
Bergführer aus Rücksicht auf den zweiten<br />
Kunden, auf eigenes Risiko umkehren zu dürfen.<br />
Der Bergführer gab nach. Beim Abstieg stürzte<br />
der Umkehrer aus Deutschland tödlich ab. –te–<br />
Foto: www.davplus.de<br />
US-Pilot Aaron Mauck war an der Bergung und Rettung beteiligt.<br />
Der schwere Schneesturm, der mitten in der Hochsaison auch Trekkingtouristen auf der Annapurna-Umrundung<br />
traf, hatte mehr als 40 Todesfälle und mit über 500 transportierten<br />
Personen die größte Bergrettungsaktion Nepals zur Folge. Der US-Amerikaner Aaron Mauck<br />
ist Pilot bei einer Helikopter-Firma in Kathmandu und war an der Bergung beteiligt.<br />
Was waren Ihre persönlichen Eindrücke, als Sie zum ersten Flug aufbrachen?<br />
Mauck: »Seit Jahrzehnten hat die Region im Oktober nicht mehr so viel Schnee<br />
gesehen. Die Trekker traf dieser Notfall völlig unvorbereitet. Das hatte Panik<br />
und unnötige Todesfälle zur Folge. An einem abgelegenen Landeplatz war ich<br />
sofort von zehn bis 20 Touristen umringt, die sich gegenseitig schubsten, um<br />
einen Platz an Bord zu bekommen. Es herrschte das totale Chaos.«<br />
Gab es von Seiten der Regierung eine Koordinierung der Bergung?<br />
»Von staatlicher Seite habe ich nichts mitbekommen. Am ersten Morgen erreichten<br />
uns nur Anrufe von <strong>Bergsteiger</strong>n, die höhere Berge besteigen wollten. Sie<br />
waren gut ausgerüstet und wussten, dass sie ausharren mussten, bis das Wetter<br />
eine Bergung ermöglichen würde. Das galt für die Annapurna-Trekker nicht:<br />
Viele haben anfänglich die Gefahr unterschätzt. Als in den Notunterkünften am<br />
zweiten oder dritten Tag das Essen ausging und erste Geschichten über Todesfälle<br />
kursierten, brach bei vielen die Panik aus. Wem es aus eigener Kraft möglich<br />
war, der suchte das nächstgelegene Landefeld auf und wartete dort auf die<br />
Rettung – manchmal einen ganzen Tag oder länger.«<br />
Von wem wurden Sie dann konkret beauftragt?<br />
»Ich wurde von der israelischen Regierung angeheuert, um deren Staatsbürger<br />
auszufliegen. Ich nahm aber auch Verletzte anderer Nationen auf und flog diese<br />
in eine behelfsmäßige Klinik, mehr als 40 Betroffene.« Interview: Anita Kirner<br />
Berg-Fundstück<br />
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Wintergipfeln flüssige Wärme.<br />
Hot&Cold, www.sigg.com, 24,95 Euro (0,3 Liter)<br />
Fotos: Aaron Mauck<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
GASTBeitrag<br />
Fotos: Picture Alliance; DAV<br />
Foto: Juliane Möcklinghoff/NDR<br />
Kletterhallen haben regen Zulauf – braucht es einen verpflichtenden Kletterschein?<br />
Tödlicher Sturz in Kletterhalle<br />
ANSEILKNOTEN WAR NICHT KORREKT GEKNÜPFT<br />
Am Nachmittag des 5. Oktober ereignete sich im DAV Kletterzentrum München<br />
Süd ein tödlicher Kletterunfall. Eine 45-jährige Kletterin stürzte aus 13 Meter<br />
Höhe zu Boden, als sie sich am Umlenker zum Ablassen ins Seil setzte. Laut<br />
Sachverständigen war der Anseilknoten nicht korrekt geknüpft. Die Frau galt als<br />
erfahrene Kletterin. Es war der erste tödliche Kletterunfall in der Thalkirchner<br />
Kletterhalle. Nach dem Unfall mehrten sich in der Öffentlichkeit Stimmen, die<br />
den bisher freiwilligen Kletterschein des DAV (Infos: www.sicher-klettern.de)<br />
als Zugangsvoraussetzung für Hallenkletterer<br />
forderten. Auch im DAV selbst wurde diese<br />
Frage diskutiert (siehe Stellungnahme rechts).<br />
Von 2013 auf 2014 hatten sich die gemeldeten<br />
Unfälle von DAV-Mitgliedern beim Kunstwandklettern<br />
verdoppelt.<br />
–te–<br />
Filme in allen Facetten<br />
BERGBAUERN-PORTRÄT SIEGT BEIM BERGFILMFESTIVAL TEGERNSEE<br />
»Mir ist seit Stunden kalt, ich bin dreckig,<br />
habe Hunger und Durst. Das Schönste,<br />
was ich mir jetzt vorstellen kann, ist,<br />
in meinen Schlafsack zu kriechen und<br />
gemütlich zu schlafen.« Es sind Visionäre<br />
wie Höhlenforscher Kieran McKay im Film<br />
»The Cave Connection«, denen das 12.<br />
Bergfi lmfestival Tegernsee eine Plattform<br />
geboten hat – so auch der Everest-<br />
Expedition des blinden <strong>Bergsteiger</strong>s Andy Holzer (Foto). Es ging auch um Menschen,<br />
die aussterbende Berufe ausüben oder Lebewesen wie den Persischen Leoparden<br />
fi lmisch festhalten. An fünf Tagen wurde die Poetik der Berge gezeigt, ihre Faszination<br />
und Gefahr. Den Großen Preis der Stadt Tegernsee gewann »Der Bauer bleibst du« von<br />
Benedikt Kuby (s. Bergfi lm S. 20), den Preis des DAV in der Kategorie »Erlebnisraum<br />
Berg« erhielt der Dirnhofer-Film »Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance«. –sz–<br />
Foto: DAV<br />
Stefan Winter, Ressortleiter<br />
Breitensport, Sportentwicklung und<br />
Sicherheitsforschung beim DAV<br />
Muss der Kletterschein<br />
Pflicht werden?<br />
Der DAV hält es derzeit nicht für sinnvoll,<br />
den Kletterschein als verpfl ichtende Zugangsvoraussetzung<br />
für den Besuch einer künstlichen<br />
Kletteranlage einzuführen. Warum? Weil er die<br />
Hauptursache für Kletterunfälle nicht löst:<br />
Menschen machen Fehler! Und zwar nahezu<br />
unabhängig von Alter, Geschlecht, Kletterkönnen,<br />
Kletterroutine und auch Ausbildungsstand –<br />
das haben wissenschaftliche Studien der<br />
DAV-Sicherheitsforschung gezeigt. Die beste<br />
Unfallprävention ist es deshalb, für die maximale<br />
Handlungskompetenz aller Kletterinnen und<br />
Kletterer zu sorgen. Auch im Bereich des Indoorkletterns<br />
ist das allerdings nur möglich, wenn<br />
eine Kultur gelebt wird, die von der Freiheit,<br />
Selbständigkeit und (Eigen-)Verantwortung des<br />
Einzelnen lebt. Abgesehen von diesen ethischen<br />
und fachlichen Gründen könnte der Pfl icht-<br />
Kletterschein gar nicht fl ächendeckend umgesetzt<br />
werden: Der DAV-Klettersport ist größtenteils<br />
ehrenamtlich organisiert. Rechtlich gesehen wäre<br />
diese Maßnahme also auch nicht zumutbar. In<br />
der jetzigen, freiwilligen Form ist der Kletterschein<br />
allerdings sehr effektiv: Er gibt Kletterern die<br />
Chance, sich freiwillig und mit hoher Eigenmotivation<br />
mit den Grundlagen des Kletterns vertraut<br />
zu machen. Eine Garantie für allzeit unfallfreies<br />
Klettern ist er hingegen nicht. Der DAV engagiert<br />
sich laufend, um das Klettern in Kletterhallen<br />
noch sicherer zu gestalten, etwa mit der Aktion<br />
Partnercheck, der DAV-Sicherheitsforschung und<br />
gegenwärtig auch der Diskussion der Frage,<br />
wie man die Besucher einer Kletterhalle bereits<br />
beim Eintritt zielgerichtet auf typische Gefahren<br />
des Kletterns und ihre Eigenverantwortung<br />
hinweisen kann.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 15
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 12/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Schlechter besucht<br />
als geplant: Statt 1500<br />
nutzten nur etwa<br />
300 <strong>Bergsteiger</strong> das<br />
Provisorium am Hirli.<br />
Ausnahmezustand<br />
am Matterhorn<br />
Von Folkert Lenz (Text & Fotos)<br />
Einmalig: 25-Zwei-Personen-Kabinen dienten heuer am Horu<br />
als Unterkunft; ab 2015 ist Zelten dann strengstens verboten.<br />
So einsam wie in diesem Sommer kann man wohl nur<br />
selten am Matterhorn (4478 m) unterwegs sein. Während<br />
sich in anderen Jahren regelmäßig bis zu 3500 Alpinisten<br />
am Normalweg über den Hörnligrat versuchen, wurden<br />
in dieser Saison nur rund 50 Begehungen gemeldet. Und das lag<br />
nicht allein daran, dass die Hütte am Fuße des Zermatter Bergriesen<br />
wegen Umbaus geschlossen war. Auch das Wetter bremste<br />
den Andrang am Horu, alle paar Tage fiel neuer Schnee auf die<br />
Route. »Die Verhältnisse am Matterhorn waren so schwierig wie<br />
seit mindestens 15 Jahren nicht mehr«, zog Kurt Lauber, Wirt der<br />
Hörnlihütte, eine durchwachsene Bilanz. Bis zum Saisonende<br />
war die Felstour praktisch niemals schneefrei. »Nur an einem<br />
einzigen Tag, dem 19. Juli, haben die einheimischen Bergführer<br />
überhaupt ernsthaft Kunden auf den Gipfel führen können«,<br />
sagte Lauber. Einzelne Begehungen folgten Mitte September<br />
während einer Schönwetterperiode. Gelegentlich wurden erfolgreiche<br />
Seilschaften von Gipfel oder Grat per Helikopter ausgeflogen.<br />
Sie hätten sich zwar bis zur Spitze vorgekämpft, es dann<br />
aber nicht mehr geschafft, herunter zu gelangen, bilanzierte der<br />
Chef der Zermatter Bergrettung, Bruno Jelk.<br />
Dabei mussten die Anwärter in diesem Jahr 400 zusätzliche<br />
Höhenmeter zur Gipfeletappe addieren. Seit vergangenem Jahr<br />
wird die Hörnlihütte (3260 m) totalsaniert. Deswegen hatte<br />
das Team um Kurt Lauber ein provisorisches Zeltlager am Hirli<br />
(2880 m) aufgebaut, um <strong>Bergsteiger</strong>n überhaupt eine Übernachtungsmöglichkeit<br />
anzubieten. Die Idee geriet allerdings zum<br />
Flop. Statt der angepeilten 1500 Gäste kamen gerade mal 300 in<br />
das »Matterhorn Basecamp«. Kein Wunder: War der Sommer<br />
im Wallis doch eher ein Winter, wie die Bergführer vom Alpin-<br />
Center Zermatt unkten, von denen viele, die in anderen Jahren<br />
bis zu 50 Mal das Matterhorn besteigen, kein einziges Mal ihren<br />
Fuß auf den Gipfel setzten.<br />
Zumindest architektonisch war das Übergangsbasislager ein<br />
echter Hingucker: Über 30 spitzwinklige Blechhütten drängten<br />
sich für zwei Monate auf der topfebenen, rot-braunen Geröll-<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
ebene am Hirli. 25 Kabinen<br />
für 50 Kletterer,<br />
dazu drei Mega-Metall-<br />
Zelte für Küche, Lager<br />
und Esssaal bildeten<br />
das Provisorium, das<br />
von seinen Designern<br />
aber offenbar für<br />
moderate, sommerliche<br />
Temperaturen ausgelegt<br />
und dementsprechend luftig gebaut war. Die Zelte sollen bis<br />
zum Winteranfang restlos abgebaut sein. Damit geht die Camping-Ära<br />
unter dem Matterhorn für immer zu Ende: Ab 2015 ist<br />
das Zelten am Horu strikt verboten.<br />
Gut, dass dann zum 150. Jubiläum der Erstbesteigung des Matterhorns<br />
am 14. Juli 1865 die Hörnlihütte wieder ihren Betrieb<br />
aufnimmt. Die ehemalige SAC-Hütte ist abgerissen, das »Berghaus<br />
Bélvèdere« wurde kernsaniert und hat einen modernen<br />
Kubus mit viel Glas als Anbau bekommen. Im Herbst hieß es,<br />
man sei voll im Zeitplan, gebaggert und gebohrt wurde aber<br />
noch fleißig auf der 8,3 Millionen Franken teuren Großbaustelle.<br />
Künftig wird die Hörnlihütte übrigens nur noch 130 statt 170<br />
Plätze haben. »Wir wollen dem Berg wieder Achtung und Ehre<br />
zurückgeben, indem weniger Leute dort unterwegs sind. So wird<br />
es am Hörnligrat auch sicherer«, argumentiert Hüttenwirt Kurt<br />
Lauber für die Verkleinerung. Ob es an der Paraderoute deshalb<br />
weniger Stau geben wird? Auf jeden Fall wird sie teurer. Statt 80<br />
müssen <strong>Bergsteiger</strong> künftig 150 Franken für eine Übernachtung<br />
mit Halbpension auf den Tisch legen, so teuer war auch das<br />
Hirli-Camp. Die <strong>Bergsteiger</strong> sollten sich wohl daran gewöhnen,<br />
dass das Matterhorn vieles ist, aber kein Allerweltsberg. ◀<br />
Eröffnet 2015<br />
in neuem Glanz:<br />
die Hörnlihütte<br />
Kurt Laubers Biografie<br />
ist im Handel<br />
erhältlich (Droemer<br />
Verlag, 2012)<br />
Fotos: Hersteller<br />
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info@vivalpin.com +++<br />
+++ Vibram hat mit der Peak Summit<br />
eine neue High-Tech-Sohle speziell für<br />
Tourengeher entwickelt. Die Gummi-Mischung<br />
soll dank der tiefen Stollen noch<br />
besseren Halt am Fels, im Eis und auf<br />
un-ebenem Untergrund bieten. Die neue<br />
Sohle kommt diesen Winter erstmals im<br />
Spectre (La Sportiva) zum Einsatz. +++<br />
+++ Salomon steigt ab 2015 mit seiner<br />
X-Alp Reihe ins Bergsport-Segment ein. Herzstück<br />
der neuen Kollektion, bestehend aus<br />
Bekleidung, Rucksack und Schuhen ist der<br />
S-Lab X-Alp Carbon GTX Bergschuh. Der Mix<br />
aus Halbschuh und klassischem Bergstiefel<br />
ist sogar steigeisentauglich. +++<br />
+++ Der Reiseveranstalter Hauser<br />
bringt anstatt eines Gesamtkatalogs<br />
2015 gleich drei<br />
Kataloge für unterschiedliche<br />
Zielgruppen heraus:<br />
Go Easy richtet sich an<br />
Genusswanderer, Go Active umfasst alle<br />
Trekkingreisen, Go Alpine bietet Ziele und<br />
Kurse für <strong>Bergsteiger</strong> und Biker. +++<br />
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bietet für alte Skiklamotten im Tausch gegen<br />
neue bis zu 100 Euro. Die Altkleidung dient<br />
zur Herstellung neuer, 100 % recycelbarer<br />
Funktionsbekleidung; www.pyua.de +++<br />
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RAB.UK.COM
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
12/14 BERGSZENE<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Ein Vorbild für ganz Deutschland<br />
KLETTERKONZEPT FRANKENJURA<br />
NACH MEHR ALS 20 JAHREN FERTIG<br />
Foto: Bernhard Thum<br />
Klettern im Einklang mit der Natur: an der »Schlaifhausener Kante« am Rodenstein<br />
Klettern und Naturschutz, diese Interessen<br />
liegen nicht allzu weit auseinander, möchte<br />
man meinen. Doch wer die Geschichte der Felssperrungen<br />
in deutschen Mittelgebirgen und<br />
ihre Gegenbewegungen kennt, der kann die<br />
im Oktober abgeschlossenen Kletterkonzepte<br />
im Nördlichen Frankenjura und im Fichtelgebirge<br />
wirklich nur eine »große, einmalige und<br />
zukunftsweisende Erfolgsgeschichte« nennen,<br />
wie es der DAV tut. Seit 1992 lenkten Behörden,<br />
Naturschützer und Aktive den Klettersport<br />
gemeinsam in naturverträgliche Bahnen;<br />
einigten sich auf zeitlich befristete Sperren<br />
zum Schutz von Uhu oder Wanderfalke, statt<br />
wie andernorts Pauschalverbote per Gesetz<br />
zu verhängen. Intakte Natur als gemeinsamer<br />
Nenner: Im Frankenjura funktioniert’s. –te–<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Die Porter Policy von Hauser Exkursionen,<br />
die Vorschriften für den Einsatz von Trägern auf<br />
Bergtouren enthält, hat beim Travel One Nachhaltigkeitspreis<br />
den 2. Platz gewonnen. +++<br />
Das Umweltgütesiegel haben die ÖAV-Häuser<br />
Edelrautehütte, Guttenberghaus, Haindlkarhütte,<br />
Simonyhütte und Schwarzenberghütte erhalten.<br />
Inzwischen tragen 100 Hütten das Emblem. +++<br />
Mit 1046 zu 419 Stimmen haben die Bürger<br />
Grindelwalds für den Bau der umstrittenen V-Bahn<br />
gestimmt. Kritiker fürchten, dass das Mega-Projekt<br />
die Sicht auf die Eiger-Nordwand versperrt. +++<br />
Die Organisation Fair Trees sorgt mit gerechten<br />
Löhnen und Klettergurten für sichere Arbeitsbedingungen<br />
der Tannenzapfenpfl ücker in Georgien,<br />
von wo 70 Prozent der<br />
deutschen Weihnachtsbäume<br />
stammen.<br />
Wo es die Bäume gibt:<br />
www.fairtrees.de +++<br />
Gefährliche Arbeit:<br />
Tannenzapfenpflücker<br />
in Georgien<br />
Foto: www.fairtrees.de<br />
Grafi k: Michael Bacher<br />
Schnee aus der Kunst-Wolke<br />
Die »künstliche<br />
Wolke« soll den<br />
Kunstschnee<br />
grüner machen,<br />
getestet wird<br />
im Ötztal.<br />
Man kann den Österreichern vom schonungslosen Umgang mit der Natur<br />
bis zur Ballermannisierung des Wintertourismus vieles vorwerfen, nicht jedoch<br />
fehlende Ideen bei der maschinellen Erzeugung von Schnee. Im Ötztal soll<br />
von diesem Winter an eine »künstliche Wolke« – so die offi zielle Bezeichnung<br />
– im Skigebiet Hochgurgl-Obergurgl getestet werden. Bei der Wolke handelt<br />
es sich um einen Ballon, der von einem auf Stelzen stehenden Schutzmantel<br />
umgeben ist. In diese Wolkenkammer werden Wassertropfen eingestäubt,<br />
die sich an mikroskopisch kleinen Eisplatten anlagern. Das Produkt soll dem<br />
Naturschnee stärker ähneln als herkömmlicher Kunstschnee. Laut den<br />
verantwortlichen Wissenschaftlern ließen sich mit einem Kubikmeter Wasser<br />
etwa 15 statt nur zwei Kubikmeter Schnee produzieren.<br />
–dp–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
BEI JEDEM WETTER<br />
ERLEBE DEN<br />
UNTERSCHIED<br />
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<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
12/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Wolfgang Nairz/Horst Christoph<br />
»WOLFGANG NAIRZ. ES WIRD SCHON GUT<br />
GEHEN. BERGE UND ANDERE ABENTEUER«<br />
272 Seiten, 122 Abbildungen,<br />
15 × 22,5 cm, geb. mit Schutzumschlag,<br />
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2014,<br />
24,95 €<br />
Es scheint inzwischen zum guten Ton zu gehören, dass ein<br />
jeder <strong>Bergsteiger</strong> irgendwann seine Lebensgeschichte in Buchform<br />
veröffentlicht. Wolfgang Nairz’ »Es wird schon gut gehen«<br />
ist allerdings weniger eine klassische Biographie, sondern vielmehr<br />
eine Wanderung durch die Alpingeschichte, die Nairz vor<br />
allem als Leiter einer der erfolgreichsten Mount-Everest-Expeditionen<br />
mitgestaltete. So interessant das Leben des <strong>Bergsteiger</strong>s<br />
und Geographs, Ballonfahrers und Streitschlichters (zwischen<br />
Messner und Habeler) sicherlich gewesen ist: Gerade bei den Interviews<br />
und den Briefen aus dem Basislager an die Heimat anno<br />
1978 (40 Seiten!) wäre die ein oder andere Kürzung durchaus<br />
angebracht gewesen.<br />
–dp–<br />
Andreas Dick/Georg Hohenester<br />
»101 DINGE, DIE EIN<br />
BERGSTEIGER WISSEN MUSS«<br />
192 Seiten, ca. 100 Abbildungen,<br />
12,3 × 19,1 cm, Flexcover,<br />
Bruckmann Verlag, München 2014,<br />
14,99 €<br />
Von Achttausender über<br />
Kletterjargon bis Zwiebelprinzip<br />
erklären die Autoren<br />
durchaus ernstgemeint,<br />
aber oft mit einem Augenzwinkern<br />
in Lexikonmanier<br />
alles, was der Bergbegeisterte<br />
schon immer mal fragen<br />
wollte. Mit solchem Detailwissen<br />
kann man dann auch<br />
mal beim Hüttenabend die<br />
Runde verblüffen. –pgk–<br />
Jochen Hemmleb<br />
»GERFRIED GÖSCHL –<br />
SPUREN FÜR DIE EWIGKEIT«<br />
288 Seiten, 17,5 × 24 cm,<br />
gebundene Ausgabe mit Hardcover<br />
und zahlreichen Abbildungen,<br />
egoth Verlag Wien 2014, 24,90 €<br />
Unbeantwortbare Fragen<br />
bergen eine gewisse Spannung.<br />
Im Fall von Gerfried Göschl,<br />
der nach einem Sturm im März<br />
2012 am Hidden Peak verschollen<br />
ist, verbirgt sich dahinter<br />
zugleich eine Tragödie. Buchautor<br />
Jochen Hemmleb hat<br />
versucht, sie gemeinsam mit<br />
der Witwe des Österreichers<br />
aufzuarbeiten. Lesenswert vor<br />
allem für Göschl-Fans. –dst–<br />
BergApp …<br />
BergFilm …<br />
BergWeb …<br />
Foto: Benedikt Kuby<br />
»KNOTS 3D«<br />
Wofür? Fast 100 (es werden mehr) Knoten für<br />
alle, die genau so selten klettern, dass der HMS<br />
wieder nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist.<br />
Wie? Jeder Knoten wird in einer Animation<br />
vorgeknüpft und schriftlich erläutert. Das Seilstück<br />
zum Üben ist im Download nicht inbegriffen.<br />
Warum? »Und dann so...« – Knotenlehre ohne<br />
Bilder ist so hilfreich wie Winter ohne Schnee.<br />
Wieviel? 0,75 € (Android), 0,89 € (iOS) –te–<br />
»DER BAUER BLEIBST DU«<br />
Seit 400 Jahren betreibt die Familie Wanner<br />
einen Bauernhof, hoch über dem Inn<br />
gelegen. Vierzig Jahre lang hat Heinz, 82,<br />
den Hof alleine bewirtschaftet, mit Techniken,<br />
die kaum noch jemand kennt. Seinen<br />
Nachfolger findet er im 20-jährigen<br />
Johannes Gastl. Wissbegierig beginnt der,<br />
von dem alten Kauz zu lernen. Der Siegerfilm<br />
des Bergfilmfestivals Tegernsee. –sz–<br />
Von: Benedikt Kuby<br />
Mit: Heinrich Wanner, Johannes Gastl,<br />
Josef Gastl, Christine Gastl, Bettina Ludwiger<br />
Aus: Deutschland<br />
www.skitourenkarte.eu<br />
Digital heißt nicht immer umständlich:<br />
Die alpenweiten Gratis-Karten von skitourenkarte.eu<br />
verzichten auf die ganz<br />
feinen Details, zeigen aber schnell und<br />
einfach Hangneigungen und bereits<br />
angelegte Touren. Ohne Aufwand kann<br />
man auch selbst Tracks anlegen und<br />
per QR-Code an das Smartphone senden.<br />
Ideal für den ersten Überblick. –te–<br />
www.avalanches.org<br />
Pyrenäen, Tirol, Island, Slowenien:<br />
praktischer Link-Cluster für alle offiziellen<br />
Lawinenlageberichte in Europa. –te–<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
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© www.fwa-muc.de, 2014
TV-Programm November / Dezember 2014<br />
15.11. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Gesichter Asiens:<br />
<strong>Unbekannte</strong>s Afghanistan<br />
Dauer: 30 Min.<br />
16.11. | 14.30 | SWR<br />
Wildes Deutschland<br />
Die Berchtesgadener Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
16.11. | 15.15 | SWR<br />
Länder – Menschen – AH<br />
Abenteuer<br />
Die Alpen: Österreichs<br />
Berge neu entdeckt<br />
Dauer: 45 Min.<br />
17.11. | 14.05 | 3sat<br />
unterwegs –<br />
Argentinien, der Norden<br />
Dauer: 40 Min.<br />
17.11. | 20.15 | Phoenix<br />
Unterwegs zum Nordkap<br />
Leben mit dem Eis<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J19.11. | 13.30 | 3sat<br />
Vom Großglockner ans Meer<br />
Der Alpe-Adria-Trail<br />
Dauer: 25 Min.<br />
19.11. | 13.55 | 3sat<br />
Mythen der Alpen<br />
Dauer: 50 Min.<br />
19.11. | 14.45 | 3sat<br />
Die Entstehung der<br />
Alpen – Rastlose Gipfel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.11. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Estland im Winter<br />
Dauer: 43 Min.<br />
22.11. | 9.45 | 3sat<br />
Südtirol – Leben<br />
im Naturjuwel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.11. | 13.30 | SWR<br />
Traumpfade<br />
Der Alpenritt<br />
Dauer: 30 Min.<br />
22.11. | 15.30 | Servus TV<br />
Auf dem Dach Europas<br />
Im Bann der Alpen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
23.11. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
J24.11. | 7.30 | Phoenix<br />
Magisches Sibirien<br />
Reise durch Tuwa<br />
Dauer: 45 Min.<br />
24.11. | 17.00 | 3sat<br />
Der Mann und der Berg<br />
Eine Allgäuer<br />
Hüttenwirtlegende<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.11. | 14.05 | 3sat<br />
Der Große Himalaya Trail AH<br />
Reportagereihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.11. | 14.50 | 3sat<br />
Berggeschichten<br />
Über die Alpen bis<br />
an die Grenzen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
25.11. | 17.45 | 3sat<br />
Wanderlust<br />
Der Eifelsteig<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.11. | 15.15 | RBB Berlin<br />
Mit dem Zug über<br />
den Lötschberg<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.11. | 19.30 | Arte<br />
Auf den Gipfeln des Iran<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 43 Min.<br />
28.11. | 17.00 | 3sat<br />
Indiens wilde Schönheit<br />
Der Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.11. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Im Schatten des Manaslu<br />
Dauer: 50 Min.<br />
29.11. | 12.45 | MDR<br />
Im Bann der Berge<br />
Dauer: 43 Min.<br />
29.11. | 19.00 | alpha<br />
Schätze der Welt –<br />
Erbe der Menschheit<br />
Heimat zwischen Fels und<br />
Meer – Cinque Terre (Italien)<br />
Dauer: 15 Min.<br />
30.11. | 7.30 | 3sat<br />
Fjorde, Felsen und<br />
Eisberge – Europas Norden<br />
Dauer: 90 Min.<br />
1.12. | 7.30 | RBB Berlin<br />
Wo das Klima auf AH<br />
der Kippe steht<br />
Eine Reise zu den Wendepunkten:<br />
Indien und Himalaya<br />
Dauer: 30 Min.<br />
1.12. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Kreta – Berge im Meer<br />
Dauer: 42 Min.<br />
4.12. | 11.30 | N 3<br />
Wildes Italien<br />
Dauer: 45 Min.<br />
4.12. | 14.00 | BR<br />
Gernstls Deutschlandreise<br />
Vom Vogtland in die<br />
sächsische Schweiz<br />
Dauer: 15 Min.<br />
J4.12. | 14.20 | 3sat<br />
Letzte Wildnis<br />
Dauer: 25 Min.<br />
4.12. | 15.30 | 3sat<br />
Hinter den sieben Bergen –<br />
Das Lesachtal<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.12. | 15.15 | HR<br />
Schladminger Bergwelten AH<br />
Von Gipfeln und Gämsen<br />
Reportage<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J6.12. | 19.30 | Arte<br />
360° Geo Reportage<br />
Großgockner,<br />
König der Hochalpen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
7.12. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
8.12. | 16.50 | 3sat<br />
Über allen Gipfeln<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 55 Min.<br />
9.12. | 14.15 | BR<br />
Der Tafelberg –<br />
Wächter des Südens<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
10.12. | 15.05 | Servus TV<br />
Naturschützer im Einsatz<br />
Die Alpen<br />
Dokumenationsreihe<br />
Dauer: 43 Min.<br />
10.12. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Europas hoher Norden (1) –<br />
Lofoten und Polarmeer<br />
Dauer: 42 Min.<br />
12.12. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Stille Nacht, heilige Nacht<br />
Dokumentationsreihe<br />
Dauer: 49 Min.<br />
22.11. | 12.45 | N 3<br />
Reisewege Frankreich<br />
Die Route des Grandes Alpes<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.11. | 15.25 | Arte<br />
Was Du nicht siehst<br />
Nepal: Himalaya<br />
Dauer: 26 Min.<br />
4.12. | 15.15 | HR<br />
Der Arlberg<br />
Das verborgene Paradies<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
DYNAMIC PERFORMANCE<br />
WATERPROOF BREATHABLE WINDPROOF<br />
SYMPATEX.COM
TITELTHEMA<br />
SÜDALPEN-GEHEIMTIPP<br />
Die Grenze zur<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Unterwelt<br />
In den Belluneser <strong>Dolomiten</strong> sind die Berge fast noch so<br />
unberührt wie vor tausend Jahren. Auch deshalb, weil sie durch<br />
einen Nationalpark geschützt werden. Von Eugen E. Hüsler<br />
Felsen unterm Wolkenmeer:<br />
Vom Gipfel des Pizzon bietet<br />
sich ein stimmungsvoller<br />
Blick auf die wilden Felszacken<br />
der Monti del Sole.<br />
Foto: Manfred Kostner<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25
Über den Wolken. Im Anstieg<br />
durch die Schiara-Nordwand<br />
zum Bivacco Bernardina<br />
Manche Bergnamen kann<br />
man durchaus als Warnung<br />
verstehen: Torre del Diavolo,<br />
Schneeberg, Teufelstättkopf,<br />
Wamperter Schrofen. Andere<br />
verleiten leicht zu falschen Schlüssen.<br />
Wie die Monti del Sole in den Belluneser<br />
<strong>Dolomiten</strong>. Was ein ahnungsloser Nordländer<br />
als Einladung zum entspannten<br />
Bräunungsurlaub verstehen könnte,<br />
entpuppt sich als glutheiße Hölle. Der<br />
Schweiß rinnt in Strömen, was natürlich<br />
keinem stachelbewehrten, nach Blut lechzenden<br />
Insekt entgeht. Die dünne Pfadspur<br />
wird von ekligem Gestrüpp gesäumt,<br />
verliert sich immer wieder. Rechts dräut<br />
ein veritabler Abgrund, links ragen kantige<br />
Felsen. Und am Himmel hängt die Sonne,<br />
bereit, das Menschenwürmchen in diesen<br />
»Sonnenbergen« ordentlich zu grillen.<br />
Auf dem Weg, den Bauern oder Gamsjäger<br />
vor vielen Jahren angelegt, ausgetreten haben,<br />
drängt sich die Frage auf: Was tue ich<br />
hier? Ernten werde ich nichts, höchstens<br />
starke Eindrücke; Zecken, Vipern, Dornen<br />
lauern am Weg, der eigentlich keiner ist.<br />
Einsamkeit, Stille gibt’s im Überfluss, die<br />
wenigen Hütten hier sind längst verfallen,<br />
werden von der Natur überwuchert,<br />
irgendwann vom Erdboden verschluckt.<br />
Eine senkrechte Mauer ragt in den Himmel,<br />
rechts leitet ein grünes Band hinaus<br />
auf eine verwegen luftige Kanzel. Dahinter<br />
geht’s hoffentlich weiter, hinauf zur<br />
Scharte mit dem schönen Namen Forcella<br />
de i Pom. Exakt 1937 Meter hoch liegt sie,<br />
da fangen manche Bergtouren in den Alpen<br />
erst an. Ich bin allerdings bereits über<br />
vier Stunden unterwegs und ziemlich fertig,<br />
kein kühlendes Lüftchen und immer<br />
weniger Schatten.<br />
Wer schützt hier wen?<br />
Willkommen im »Parco Nazionale delle<br />
Dolomiti Bellunesi«! Hier sind die echten<br />
Cracks unterwegs, Leute mit einem Flair<br />
fürs Abenteuerliche, denen es weder an<br />
mentaler Stärke noch an Kondition fehlt.<br />
Beides braucht es auf Touren im Hinterland<br />
von Feltre und Belluno. Weit und<br />
Weit und breit keine<br />
einladende Hütte,<br />
nirgends ein kühles<br />
Bier und kaum Wege.<br />
Dafür gibt es aber<br />
eines im Überfluss:<br />
Natur.<br />
Tiere und Pflanzen des Parks (von li. nach<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Fotos: Eugen E. Hüsler (5), Manfred Kostner (3)<br />
breit keine einladende Hütte, nirgends ein<br />
kühles Bier, kaum Wege, dafür jede Menge<br />
Natur, Urnatur. Was Outdoor-Unternehmen<br />
auf ihren Hochglanzbroschüren<br />
in fernen Weltgegenden anpreisen – in<br />
der Schiara, in den Monti del Sole, in der<br />
Cimónega-Gruppe und in den Vette Feltrine<br />
gibt es das ganz in der Nähe.<br />
Natur erfahren ist aber noch viel mehr.<br />
Das wird mir auf meinem einsamen Weg<br />
immer bewusster. Es sind Vogelstimmen<br />
zu hören, keine Motorengeräusche, da raschelt<br />
es im Unterholz, ein Schmetterling<br />
setzt sich auf meinen Arm, saugt Salz. Ich<br />
bin Teil dieses Biotops, sogar Nahrungsquelle<br />
für einen prächtigen Admiral.<br />
Jetzt kapier ich’s, endlich: Der Park schützt<br />
mich. Vor Lärm, vor der Hektik eines getakteten<br />
Alltags, vor Fremdbestimmung.<br />
Kein Handy piepst, ich habe die Welt des<br />
Netzes verlassen, hinter der eine anonyme<br />
Spinne hockt, mächtig, vielleicht sogar<br />
allmächtig, bin plötzlich Entdecker<br />
geworden, fühle mich auf einer Zeitreise,<br />
genieße den Weg durch das unbekannte<br />
Land, das aus der Gegenwart gefallen ist.<br />
Es scheint, als hätte jemand einen Vorhang<br />
beiseite geschoben, um die Wirklichkeit<br />
zu zeigen, die einfache, brutale und so geheimnisvolle.<br />
Mein Weg ist mein Ziel, er führt mich zurück<br />
zu den Wurzeln, und sei es nur für<br />
ein paar Stunden oder zwei Tage. Nachts:<br />
Stille und ein weites Firmament. Da sind<br />
mir die fernen Sterne plötzlich näher<br />
als der PC, ein Hauch von Ewigkeit zieht<br />
vorbei. Das Stück Natur, von ein paar<br />
Idealisten zum Schutzraum gemacht, ist<br />
nicht nur für viele Pflanzen und Tiere ein<br />
Refugium, sondern auch ein Rückzugsgebiet<br />
für die menschliche Seele. Piero Rossi<br />
(1930–1983), der unermüdlich für den<br />
»Parco Nazionale delle Dolomiti Bellunesi«<br />
kämpfte, die Eröffnung des Parks aber<br />
leider nicht mehr erlebte, hat dafür<br />
Der Weg zum Rifugio Sommariva, dahinter die Cima di Prampèr<br />
Das Wasser des Brentònbachs hat mehrere prächtige Gumpen ausgewaschen.<br />
re.): Admiral, Teufelskralle, junger Steinbock, <strong>Dolomiten</strong>-Glockenblume (Campanula morettiana), Gottesanbeterin<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 27
Der Pizzocco mit seiner senkrechten Ostwand oberhalb der Forcella Intrigos<br />
die passenden Worte gefunden: »Für uns<br />
ist die Schlacht um den Park eine Schlacht<br />
der Kultur und ein Beitrag zur Rettung der<br />
kulturellen Identität, das heißt, unserer<br />
Erde und unseres Volkes.«<br />
Der Kampf ist gewonnen, das Schutzgebiet<br />
erfüllt seine Funktion. Die Wiederansiedlung<br />
von Murmeltieren seit 2003 war erfolgreich;<br />
2012 ist der Luchs in die Monti<br />
del Sole eingewandert. Auch der Steinadler,<br />
der König der alpinen Lüfte, ist hier<br />
heimisch. So lädt der Südalpenpark ein<br />
zu einem Besuch dieser alpinen Wildnis,<br />
die ganz unerwartete Ergebnisse zeitigen<br />
kann. Ein Glück, dass die Natur sich hier<br />
auch selbst schützt, vor geldgierigen Investoren,<br />
vor Energiebaronen, vor jeder<br />
Erschließung: zu felsig-schroff das Profil,<br />
zu wenig Schnee im Winter. So bleibt sie<br />
Urnatur im besten Sinn, und der Mensch<br />
ist nur Gast. Aber ein Besuch lohnt sich<br />
allemal, auch wenn man einigen Schweiß<br />
investieren muss.<br />
Unterwegs zum Gipfel: am Weg zur Forcella Intrigos. Über dem Piavetal liegt noch Nebel.<br />
Rolls-Royce und Fiat<br />
Belluneser <strong>Dolomiten</strong>. Sie stehen ganz hinten<br />
in unserer Germanen-Perspektive, und<br />
viele Gipfel mit klangvollen Namen verstellen<br />
– buchstäblich – den Blick auf diese<br />
Berge des Südens, die Venedig ebenso nahe<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Die Vier-Sterne-<br />
Hotels samt Wellness<br />
und Spa stehen<br />
in Wolkenstein im<br />
Grödner Tal, nicht im<br />
Val Cordévole oder<br />
am Fuße der Vette<br />
Feltrine. Und das ist<br />
auch gut so.<br />
Fotos: Manfred Kostner<br />
sind wie Luis Trenkers Grödner Tal. Langkofel,<br />
Sella, Marmolada, Civetta, lauter alpine<br />
Schönheiten, säumen unseren Weg ins Niemandsland.<br />
Sass de Mur, Monte Pavione,<br />
Pizzocco, Feruch – wer kennt diese Gipfel?<br />
Gesehen haben sie viele, eben von den großen<br />
<strong>Dolomiten</strong>gipfeln aus, mit einem Blick<br />
gestreift vielleicht. Terra incognita.<br />
»Die Belluneser <strong>Dolomiten</strong>«, erklärt Fabio,<br />
ein begeisterter <strong>Bergsteiger</strong> aus der Provinzhauptstadt<br />
Belluno, »unterscheiden<br />
sich gar nicht so sehr von den Grödner<br />
oder Ampezzaner Bergen. Es ist wie mit<br />
dem Fiat und dem Rolls: beide haben vier<br />
Räder und schlucken Sprit.«<br />
Der Rolls-Royce, so scheint es, ist in diesem<br />
Fall für die Reichen, der Cinquecento<br />
bleibt den armen Verwandten. Oder anders<br />
ausgedrückt: die Vier-Sterne-Hotels<br />
samt Wellness und Spa stehen in Wolkenstein<br />
und Cortina, nicht im Val Cordévole<br />
oder am Fuß der Vette Feltrine.<br />
»Macht nichts«, ist Fabio überzeugt.<br />
Schließlich, fügt er mit einem feinen Lächeln<br />
an, irgendwo müssten die Berge<br />
doch so bleiben, wie sie vor tausend Jahren<br />
waren – fast.<br />
Der Weg führt hinauf in das wilde Felsenreich<br />
von Sass de Mur und Piz Sagron. Es<br />
ist eine Tour in die Stille, kein Mensch weit<br />
KOMPAKT<br />
Zwischen Belluno und Agordo<br />
Anreise: Mit der Bahn über<br />
den Brenner nach Trento, dann<br />
weiter mit dem Regionalzug<br />
nach Primolano und per<br />
Bus nach Feltre bzw. Belluno.<br />
Die Brenner-Autobahn und die<br />
Valsugana-Schnellstraße sind<br />
für Autofahrer der direkteste<br />
Weg in die Belluneser <strong>Dolomiten</strong>.<br />
Achtung: Die Ausgangspunkte<br />
der meisten Touren<br />
sind nur schwer oder gar nicht<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
erreichbar.<br />
Informationen: Tourismusbüro<br />
Belluno, Piazza Duomo 2,<br />
I-32100 Belluno, Tel. 00 39/<br />
04 37/95 87 16,<br />
belluno@infodolomiti.it.<br />
Tourismusbüro Feltre, Piazza<br />
Trento-Trieste 9, I-32032 Feltre,<br />
Tel. 00 39/04 39/25 40,<br />
feltre@infodolomiti.it.<br />
Sehr gute Internetseite (auch<br />
in Deutsch) des Parco Nazionale<br />
delle Dolomiti Bellunesi:<br />
www.dolomitipark.it<br />
Hütten: In den Belluneser<br />
<strong>Dolomiten</strong> gibt es ein halbes<br />
Dutzend Hütten, die in der<br />
Regel von Mitte Juni bis Ende<br />
September bewirtschaftet sind.<br />
und breit an diesem makellosen Herbsttag.<br />
Ein paar Gämsen bevölkern die Hochkare,<br />
über dem innersten Val di Canzoi kreist ein<br />
Adler, nach Beute spähend, und am Weg<br />
herauf zum Passo Avis raschelt es mehr<br />
als einmal im Unterholz: Eidechsen, vielleicht<br />
auch eine Schlange. Der Wanderer<br />
bekommt bei dem Gedanken eine leichte<br />
Gänsehaut, doch Fabio beruhigt ihn. Mit<br />
seinen langen Hosen und den festen Schuhen<br />
sei er praktisch unangreif bar; zudem<br />
meiden die Reptilien Begegnungen mit<br />
Menschen und hauen gleich ab.<br />
»Früher«, lenkt er von Vipern und Skorpionen<br />
ab, »muss es im Frühling oft heftig<br />
geraucht haben über dem Valle di Canzoi.«<br />
Er meint die vielen Kalköfen, die hier<br />
einst in Betrieb waren und Branntkalk<br />
lieferten. Den nutzte man unter anderem<br />
zum Verputzen von Hauswänden, zur<br />
Beste Jahreszeiten: Spätfrühling/Frühsommer<br />
(Blumen!)<br />
und Herbst. Im Hochsommer<br />
ist es oft sehr heiß und entsprechend<br />
gewittrig.<br />
Karten: Tabacco 1:25 000,<br />
Blätter 022, 023, 024, 025<br />
(decken das gesamte Gebiet<br />
des Nationalparks Belluneser<br />
<strong>Dolomiten</strong> ab). Kompass<br />
1:50 000, Blatt 76 (nur für<br />
den westlichen Teil)<br />
Literatur: Eugen E. Hüsler<br />
»Welterbe <strong>Dolomiten</strong> –<br />
die 7 Naturparks«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
TOUREN<br />
10 Touren in den Belluneser <strong>Dolomiten</strong><br />
Die Berge im Süden sind ein Paradies für Wanderer – und bieten einen<br />
Klettersteig, der mit einer Biwaknacht ein besonderes Erlebnis garantiert.<br />
1 In die Vette Feltrine<br />
(Vette Grandi, 2130 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1120 Hm 1120 Hm<br />
Charakter: Beliebte Hüttenwanderung<br />
mit beachtlichem Höhenunterschied.<br />
Alter Almweg, der mehrfach<br />
die in weiten Schleifen verlaufende<br />
Militärstraße kreuzt; zum Gipfel hin<br />
schmale Spur, teilweise etwas ausgesetzt.<br />
Schöne Aussicht aufs Piavetal,<br />
im Sommer tolle Flora.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Passo<br />
Croce d’Aune (1015 m); Anfahrt von<br />
Feltre via Pedavena<br />
Route: Passo Croce d’Aune – Rifugio<br />
Dal Piaz (1975 m) – Vette Grandi.<br />
Abstieg wahlweise auf der alten<br />
Militärstraße (plus 45 Min.).<br />
Einkehr: Rifugio<br />
Dal Piaz<br />
2 Sentiero Covoli<br />
(Monte Pafagai, 1047 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Spannende Runde zu<br />
den Ur- und Frühzeitstationen im<br />
Valle di Lamén. Teilweise schmale,<br />
da und dort auch ausgesetzte Wege,<br />
eine Rinne mit Drahtseilsicherungen.<br />
Im Frühling schöne Flora. Schlangen!<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Kleiner<br />
Parkplatz im Valle di Lamén, 6 km<br />
von Pedavena<br />
Route: Parkplatz – Riparo Lamon (ca.<br />
970 m) – Riparo Tomass (ca. 930 m)<br />
– Ripari alti (ca. 1050 m) – Monte<br />
Pafagai – Agriturismo Val di Lamén<br />
(728 m) – Parkplatz<br />
Einkehr: Agriturismo<br />
Val di Lamén<br />
3 Troi dei Caserin<br />
(Col dei Bechi, 1960 m)<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
▶ schwierig 9 Std.<br />
1500 Hm 1500 Hm<br />
Charakter: Große Runde über dem<br />
innersten Valle di Canzoi, am Troi<br />
dei Caserin spektakuläre Eindrücke.<br />
Fantastisch die Cimónega-Gruppe<br />
mit ihren Karen und Wänden. Absolute<br />
Trittsicherheit und Topkondition<br />
unerlässlich!<br />
Ausgangs- und Endpunkt:<br />
Parkplatz (ca. 640 m) im inneren<br />
Valle di Canzoi, unterhalb der Bar<br />
Ai 4 Pass. Anfahrt von Feltre via<br />
Soranzén<br />
Route: Parkplatz – Lago della Stua<br />
(696 m) – Casera Alvis (1573 m)<br />
– Passo Alvis (1880 m) – Pass de<br />
Mura (1867 m) – Troi dei Caserin<br />
– Col dei Bechi – Casera Cimónega<br />
(1657 m) – Alpe Pendane –<br />
Lago della Stua – Parkplatz<br />
Einkehr: Rifugio Bruno<br />
Boz (1718 m)<br />
4 Piani Eterni<br />
(Malga Erera, 1708 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
Charakter: Zu den Landschaftswundern<br />
der Belluneser <strong>Dolomiten</strong><br />
zählen die Piani Eterni, ein weites<br />
Hochplateau, unter dem sich ein riesiges,<br />
tiefes Höhlensystem versteckt.<br />
Prächtige Wanderrunde.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
(ca. 640 m) im inneren Valle di<br />
Canzoi, unterhalb der Bar Ai 4 Pass.<br />
Anfahrt von Feltre via Soranzén<br />
Route: Parkplatz – Lago della Stua<br />
(696 m) – Almfahrweg – Casera<br />
Pinea (1633 m) – Scharte (ca.<br />
1760 m) – Piani Eterni (Malga<br />
Erera, 1708 m) – Porzil – Fahrweg –<br />
Lago della Stua – Parkplatz<br />
Einkehr: Malga Erera<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
5 Pizzocco (2186 m)<br />
▶ schwierig 6½ Std.<br />
1260 Hm 1260 Hm<br />
Charakter: Der markante Felszahn<br />
des Pizzocco lässt sich über seine<br />
Südfl anke vergleichsweise leicht<br />
besteigen. Zum Gipfel hin leichte Felsen,<br />
teilweise ausgesetzt. Im Sommer<br />
extrem heiß!<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Kleiner<br />
Wanderparkplatz (ca. 930 m) oberhalb<br />
von Roncoi<br />
Route: Parkplatz – Forcella Intrigos<br />
(1757 m) – Einmündung Zustieg vom<br />
Rifugio Ere (ca. 1830 m) – Pizzocco –<br />
Rifugio Ere (1297 m) – Parkplatz<br />
Einkehr: Rifugio<br />
Ere<br />
6 Valle Falcina (682 m)<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
280 Hm 280 Hm<br />
Charakter: Kleine Wanderrunde, die<br />
einen guten Eindruck vom schroffen<br />
Charakter der Belluneser <strong>Dolomiten</strong>,<br />
auch in tiefen Lagen, vermittelt.<br />
Infotafeln zu Geologie, Flora und<br />
Fauna am Weg<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
am Westufer des Mis-Stausees (Pian<br />
della Falcina; 435 m); Zufahrt von<br />
Belluno via Mas<br />
Route: Parkplatz – Col de la Feda<br />
(580 m) – ex-Casera Scalada<br />
(682 m) – Torrente Falcina (515 m) –<br />
Straßenbrücke – Parkplatz<br />
Markierung: einige Wegweiser<br />
Einkehr: unterwegs keine, im Sommer<br />
Einkehr am Camping beim Parkplatz<br />
7 Bivacco Valdo (1590 m)<br />
▶ schwierig 6 Std.<br />
1160 Hm 1160 Hm<br />
Charakter: Mitten hinein ins steinige<br />
Herz der Monti del Sole führt diese<br />
Wanderung, die auf Asphalt beginnt<br />
und unter den mächtigen Felsmauern<br />
des Feruch-Massivs endet.<br />
Im Sommer sehr schweißtreibend;<br />
Zeckengefahr!<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
bei der Bar alla Soffi a (430 m)<br />
am oberen Ende des Mis-Stausees;<br />
Zufahrt von Belluno via Mas<br />
Route: Parkplatz – Gena alta (800 m)<br />
– Valle Soffi a – Bivacco Valdo.<br />
Abstieg auf dem gleichen Weg<br />
Markierung: CAI 871<br />
Einkehr: unterwegs keine<br />
8 Pizzon (Piz de Mezodì, 2217 m)<br />
▶ schwierig 6 Std.<br />
1240 Hm 1240 Hm<br />
Charakter: Knackiger Anstieg auf den<br />
höchsten Gipfel der Monti del Sole<br />
mit einer 500-m-Latschen-Direttissima.<br />
Nichts für Gelegenheitswanderer! Zum<br />
Gipfel hin leichte Felsen, auch recht<br />
ausgesetzt; vom höchsten Punkt große<br />
Schau auf die südlichen <strong>Dolomiten</strong>.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
an der Forcella Franche (990 m);<br />
Anfahrt von Ágordo via Rivamonte<br />
Route: Forcella Franche – Val Brent –<br />
Pizzon. Abstieg auf dem gleichen Weg<br />
Markierung: CAI 875, teilweise<br />
ziemlich verwaschen<br />
Einkehr: keine<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Die Klettersteigrunde<br />
Schiara ist<br />
technisch nicht<br />
schwer, aber lang.<br />
9 Klettersteigrunde an der<br />
Schiara (2565 m)<br />
▶ K3 12 Std.<br />
2150 Hm 2150 Hm<br />
Charakter: Landschaftlich einmalige<br />
und durchaus sportliche Klettersteigrunde;<br />
große Felskulisse und<br />
Fernblicke bis zur rund 100 Kilometer<br />
entfernten Adria. Als Tagestour nur für<br />
Konditionsbolzen, schöner mit einer<br />
Hütten- oder Biwaknacht (Bivacco<br />
Bernardina!).<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Case<br />
Bortot (694 m); Anfahrt von Belluno<br />
via Bolzano und Gioz<br />
Route: Case Bortot – Rifugio 7°<br />
Alpini (1502 m) – Via ferrata Zacchi<br />
– Bivacco Bernardina (2320 m) –<br />
Via ferrata Berti – Schiara – Bivacco<br />
Marmol (2266 m) – Via ferrata Marmol<br />
– Rifugio 7° Alpini – Case Bortot<br />
Markierung: CAI 501, 503, 514<br />
Einkehr: Rifugio 7° Alpini<br />
10 Rifugio Sommariva al<br />
Pramperet (1857 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Leichte, nur wenig<br />
anstrengende Wanderung vor der beeindruckenden<br />
Kulisse der Mezzodì-<br />
Türme. Bis zur Malga Prampèr Sandstraße,<br />
dann ordentliche Bergwege<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz<br />
im Val Prampèr (ca. 1200 m); Anfahrt<br />
von Forno di Zoldo<br />
Route: Parkplatz – Malga Prampèr<br />
(1540 m) – Rifugio Sommariva<br />
– Val Balanzola – Malga Prampèr –<br />
Parkplatz<br />
Markierung: CAI 523, 543, 540<br />
Einkehr: Rifugio Sommariva al<br />
Pramperet<br />
Foto: Manfred Kostner<br />
Herstellung von Farben und zum Desinfizieren<br />
von Räumen. Gefeuert wurde mit<br />
Holz, und davon benötigte man eine ganze<br />
Menge; als Faustregel galt: für eine Tonne<br />
Branntkalk brauchte es die gleiche Menge<br />
Holz. Längst raucht nichts mehr, und<br />
wer ins Tal kommt, schaut auf die Berge,<br />
manchmal sogar in ihr Inneres.<br />
Tausend Meter in die Tiefe<br />
»Da drüben«, sagt Fabio und weist nach<br />
Osten, »das sind die Piani Eterni.« Das<br />
Hochplateau, vom Tal aus nicht sichtbar,<br />
erstreckt sich, je etwa zur Hälfte als Grasland<br />
und mit Latschen bedeckt, zwischen<br />
nicht sehr hohen Bergketten. Unter den<br />
Piani erstreckt sich ein Höhlensystem, das<br />
wirklich fast »eterna«, endlos, ist. Die Sohle<br />
des tiefsten Schachts liegt fast tausend<br />
Meter unter der Oberfläche, und die Grotta<br />
Isabella ist mit einer Gesamtausdehnung<br />
von dreißig Kilometern die größte Höhle<br />
des Veneto. Vor allem Forscher aus Feltre<br />
und Valdobbiádene arbeiten hier, gerne<br />
im Winter, weil dann die Gefahr durch<br />
Überschwemmungen geringer ist. Sie haben<br />
zwei Stützpunkte: die Casera Brendol<br />
auf den Piani Eterni und ein Biwak mehr<br />
als 400 Meter unter Tag.<br />
Wanderer wollen hinauf, nicht hinab in<br />
die Unterwelt, die so finster ist, dass sich<br />
nicht einmal ein Mafioso zurechtfinden<br />
würde. Ihr Weg, der Troi dei Caserin, quert<br />
unter den wilden Südwänden des Sass de<br />
Mur abschüssige Wiesenhänge, in denen es<br />
üppig blüht: i fiori del sud. Die Belluneser<br />
<strong>Dolomiten</strong> sind bekannt für ihre artenreiche<br />
Flora mit zahlreichen Endemiten.
Welch eine Lage! Die Biwaks<br />
Feltre und Bodo vor Piz<br />
de Mez und Piz di Sagron<br />
Fotos: Manfred Kostner<br />
Nach einem happigen<br />
Gegenanstieg geht<br />
es zum Knaller der<br />
Tour, den Hollywood<br />
nicht besser hätte<br />
inszenieren können.<br />
Nicht zufällig ist eine Blume zum Emblem<br />
des Nationalparks gewählt worden: die<br />
Campanula morettiana, eine Glockenblume.<br />
Ein anderer Endemit, die Krainer Lilie,<br />
der man vor allem in den Julischen Alpen<br />
häufig begegnet, hat in den Vette Feltrine<br />
ihre westliche Verbreitungsgrenze.<br />
Fabio setzt vorsichtig Fuß vor Fuß, denn<br />
rechts lauern unter den Grashängen senkrechte<br />
Abbrüche. Ein happiger Gegenanstieg<br />
führt unter dem mit Türmen besetzten<br />
Südostgrat des Sass de Mur hinauf und<br />
hinüber zum Col dei Bechi – zum absoluten<br />
Knaller der Tour, den Hollywood nicht<br />
effektvoller inszenieren könnte: Vorhang<br />
auf! Da steht er, der Piz di Sagron mit ausladenden<br />
Zackengraten, links flankiert<br />
vom Piz de Mez, rechts vom »Elfer« (Sasso<br />
delle Undici). Urgewaltig wachsen die Felsen<br />
aus einer weiten Karstlandschaft, die<br />
der Col de Mul in die Pian del Re und die<br />
Pian della Regina trennt, in den Himmel.<br />
Am Müßiggang der Bergziege ändert auch die Sonnenuhr an der Hütte von Alvis nichts.<br />
Über dem Limes<br />
Was für eine Szenerie! Vergessen ist der<br />
vergossene Schweiß, vergessen auch das<br />
kratzige Unterholz und das ermüdende<br />
Bergauf in der Morgensonne. Fabio packt<br />
seine Brotzeit aus. »Wenn du mal Zeit<br />
hast«, meint er, »sollten wir das große<br />
Ringband am Sass de Mur begehen – die<br />
schönste Tour hier.«<br />
Fabio freut sich, wenn er Gleichgesinnten<br />
seine <strong>Dolomiten</strong> zeigen kann, die für<br />
viele so unbekannten, namenlosen Berge.<br />
Denn nur selten schaffen es die zahllosen<br />
Südtirol-Freunde aus Bayern über den Kultur-<br />
und Sprach-Limes, der quer durch das<br />
Gebirge geht. Schade.<br />
Dabei war es ein Münchner – Gottfried<br />
Merzbacher –, der die Schiara (2565 m),<br />
den höchsten Gipfel der Belluneser <strong>Dolomiten</strong>,<br />
als erster bestieg (1878), zusammen<br />
mit zwei einheimischen Begleitern. Merzbacher<br />
war auch Erstbesteiger des höchsten<br />
und nördlichsten Gipfels der Monti del<br />
Sole, des Pizzon.<br />
Merzbacher sah sich als Forscher. Er verkaufte<br />
sein gut gehendes Pelzwarengeschäft<br />
in München, um seine Bergleidenschaft,<br />
die ihn bis ins ferne Pamir führen<br />
sollte, zu finanzieren. Soweit brauchen<br />
wir nicht zu gehen. Aber eine Tourenwoche<br />
in den »anderen« <strong>Dolomiten</strong>, das ist<br />
schon eine Sache! Ich weiß es.<br />
◀<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Ein Tag, der bleibt.<br />
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34 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
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Weihnachten 2014 verbringe ich so:<br />
Morgens Training, abends Bescherung –<br />
nach dem Essen!<br />
Foto: privat<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Toni Palzer<br />
Eine Tour die ich noch<br />
gehen will:<br />
Einen 8000er mit Ski<br />
Ein Produkt, das ich mir wünsche:<br />
Einen Ski, der nie präpariert werden<br />
muss und in jedem Schnee funktioniert.<br />
Zu Weihnachten schenke ich:<br />
Leichte Skitourenausrüstung und einen<br />
guten Bergführer<br />
Weihnachten 2014 verbringe ich so:<br />
Familien-Skitour am Vormittag mit<br />
gemütlicher Einkehr, den Heiligen Abend<br />
dann traditionell nach altem Berchtesgadener<br />
Brauch.<br />
11<br />
LVS 3+<br />
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Digitales<br />
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Foto: Oliver Jiszda/Red Bull Content Pool<br />
12<br />
9<br />
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Das Light Cap im Mireia-<br />
Onofri-Design ist außen<br />
aus Polyester und innen mit<br />
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gibt es 5 Stück.<br />
Wert: je 29,90 Euro<br />
10<br />
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(VICTORINOX)<br />
Multifunktionsmesser<br />
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verschiedenen<br />
Schraubendrehern,<br />
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Schlüssel, Stech-,<br />
Bohr- und Nähahle,<br />
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Zu gewinnen<br />
gibt es drei Stück.<br />
Wert: je 107 Euro<br />
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13<br />
TYCANE PRO OUTDOOR<br />
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Hochfunktionelle, bruchsichere<br />
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das sich optimal dem Gesicht anpasst,<br />
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absorbiert. Wert: 199 Euro<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
14<br />
VARIO 32 L (ABS)<br />
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32 Liter Volumen, Auslösegriff<br />
höhenverstellbar<br />
und für Linkshänder einstellbar,<br />
diagonale Skihalterung,<br />
Helmnetz, Snowboardund<br />
Pickelhalterung, leichter<br />
und schlanker als das Vorgängermodell.<br />
Wert: 688,90 Euro<br />
15<br />
COFFEE FLASH<br />
SET (JETBOIL)<br />
Set aus Kochsystem<br />
Flash und einer<br />
Kaffeepresse. Kocher,<br />
Kartusche, Fuß und<br />
Presse lassen sich<br />
klein und platzsparend<br />
im Topf verstauen.<br />
Wert: 109,95 Euro<br />
16<br />
MOUNTAINER<br />
(DIRECT ALPINE)<br />
Hochfunktionelle Uni-<br />
17<br />
versalhose aus Cordura<br />
für ein breites Einsatzspektrum<br />
am Berg:<br />
Verstärkungen an Knie,<br />
Gesäß und Beinsaum,<br />
Weitenregulierung am<br />
Knöchel, integriertem<br />
Gürtel, drei Taschen<br />
und Schlaufen<br />
für Hosenträger.<br />
Wert: 129 Euro<br />
SOCKEN-SET<br />
(BRIDGEDALE)<br />
Hochwertiges und<br />
vielseitiges Sockenset<br />
aus Lauf- (»Speed<br />
Trail«), Skitouren-<br />
(»Control Fit«), Kompressions-<br />
(»Compression<br />
Travel«) und Wandersocken<br />
(»Wool Fusion«).<br />
Wert: 113,80 Euro<br />
Ines Papert<br />
Ein Produkt, das ich mir<br />
wünsche: Ein 2-Personen-<br />
Biwaksack mit Kapuze, der<br />
gut isoliert und trotzdem leicht ist.<br />
Zu Weihnachten schenke ich:<br />
Eher Kulinarisches: eine gute Flasche<br />
Wein, ein leckeres Abendessen – mein<br />
Sohn bekommt neue, breite Tourenski.<br />
Weihnachten 2014 verbringe ich so:<br />
Baum schmücken, Essen (gegrillte<br />
Forelle), Hausmusik, Geschenke,<br />
Mitternachtsmesse. An den Feiertagen<br />
geht’s dann auf Skitour.<br />
Foto: visual impact / Thomas Senf<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
Roger Schäli<br />
Eine Tour die ich noch<br />
gehen will:<br />
Fitz-Roy-Ostpfeiler<br />
Ein Produkt, das ich mir wünsche: Einen<br />
Haulbag mit Trichterdeckel, der nicht<br />
hängen bleibt – und ein Titansteigeisen!<br />
Zu Weihnachten schenke ich:<br />
Mein Patenkind Sophie bekommt ihre<br />
ersten Kletterschuhe<br />
Weihnachten 2014 verbringe ich so:<br />
Zuhause in Sörenberg sind alle beisammen.<br />
Wir werden von Mamis bester<br />
Küche verwöhnt und gehen mit Sophie<br />
gemeinsam klettern.<br />
20<br />
STRATA HOODIE (RAB)<br />
Damenjacke für Ausdauereinheiten<br />
im Winter. Aus wasserabweisendem<br />
Pertex Microlight und Polartec<br />
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Foto: Frank Kretschmann<br />
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Um an der Verlosung teilzunehmen, schicken Sie eine<br />
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BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, 80702 München.<br />
Geben Sie unter dem Stichwort »Adventskalender« die Ziffern<br />
ihrer drei Wunschprodukte (nach Priorität geordnet) an. Haben<br />
Sie beim ersten Produkt kein Glück, klappt es vielleicht beim<br />
zweiten oder dritten Mal. Die Gewinne werden am 15. Dezember<br />
verlost. Vergessen Sie auch Ihre Anschrift nicht! Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen. Die Teilnahme muss persönlich erfolgen.<br />
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38 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
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Fünf Tage durch das Tennengebirge<br />
Das Meer unter dir<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Die Weite, der Mangel an<br />
Wasser, das Balancieren<br />
zwischen Höhlentrichtern<br />
– eine Überschreitung<br />
des Tennengebirges ist<br />
eine Herausforderung.<br />
In der Regel bleibt man auf<br />
dem bizarr verkarsteten<br />
Hochplateau in den Salzburger<br />
Kalkalpen für sich<br />
allein. Von Iris Kürschner<br />
& Dieter Haas (Fotos)<br />
So viel wir in Zeitschriften und<br />
Büchern wühlen, vom Tennengebirge<br />
gibt’s nicht viel. »Terra<br />
incognita« nannte es dereinst<br />
Freiherr Guido von Sommaruga,<br />
und so scheint es geblieben zu sein. Obwohl<br />
mehr als ein Jahrhundert dazwischen<br />
liegt. Sommaruga gehörte zu jener Gruppe<br />
bergbegeisteter Männer, die 1862 den Österreichischen<br />
Alpenverein ins Leben rief.<br />
Drei Jahre später machte sich der damals<br />
23-jährige Jurastudent mit seinem Bruder<br />
auf, um eine Überschreitung des Tennengebirges<br />
zu wagen. Niemand wollte sie<br />
zunächst begleiten und allerlei Schauergeschichten<br />
wurden ihnen aufgetischt »von<br />
Jägern und Hirten, die, einer Gämse folgend<br />
oder verstiegenes Vieh suchend über<br />
die steilen Felswände sich zu Tode gestürzt,<br />
von Touristen, die vom Nebel überfallen<br />
trotz dem besten Führer aus dem Felsgewirre<br />
den Ausweg nicht zu finden gewusst<br />
hätten und eines elenden Hungertodes gestorben<br />
wären«, schreibt Sommaruga 1866<br />
über das Tennengebirge. Der einzige Führer,<br />
den sie fanden, bat, zur Verstärkung<br />
noch eine zweite Person mitnehmen zu<br />
dürfen. Schlussendlich mussten die Brüder<br />
aber wegen mangelnder Geländekundigkeit<br />
der Begleiter ihre Pläne umschmeißen<br />
und erkundeten das Karstplateau von den<br />
Randbereichen aus. So wie das auch heute<br />
die meisten tun. Das mag an der bescheidenen<br />
Hütteninfrastruktur liegen oder an der<br />
Beschwerlichkeit der Wege, denn schnell<br />
kommt man in dem zerrissenen, zerfurchten<br />
Felsgelände nicht voran. Und bei Nebel<br />
ist die Orientierung ein echtes Problem.
Durchlöchert wie<br />
ein Schweizer Käse:<br />
Konzentration ist<br />
oberstes Gebot<br />
beim Durchqueren!<br />
Trutzburg mit Löchern<br />
Der isoliert stehende Gebirgsstock, durch<br />
die Salzach vom Hagengebirge und Hochkönig,<br />
durch die Lammer vom Dachsteinmassiv<br />
getrennt, wirkt wie eine unnahbare<br />
Trutzburg. Himmelhohe Wandfluchten,<br />
zwischen denen es nur wenige Zugänge<br />
gibt. Durchlöchert wie ein Schweizer Käse.<br />
Die bisher etwa 1000 dokumentierten Höhlen<br />
sind nur ein Bruchteil. Die Eisriesenwelt<br />
in den Südabstürzen des Hochkogels, dort,<br />
wo die Burg Hohenwerfen den Durchbruch<br />
der Salzach bewacht, ist die berühmteste.<br />
Schließlich handelt es sich um die größte<br />
Eishöhle der Welt. An Spitzentagen werden<br />
bis zu 3000 Besucher durch den gangbar<br />
gemachten Teil geschleust. Welch ein Kontrast<br />
zur Einsamkeit des Hochplateaus.<br />
Der Blick in die Wände über dem Höhlenzugang<br />
wird für den Großteil abschreckend<br />
sein. Kaum vorstellbar, dass sich<br />
darin ein Wanderweg befinden soll. Wer<br />
den Hochkogelsteig begeht, staunt über<br />
die wundersame Wegführung durch die<br />
unüberwindlich wirkende Hürde. Wir<br />
hatten, als einzige Gäste, im Oedl-Haus<br />
übernachtet, wo sich nach der letzten<br />
Führung der Ansturm legt. Der Pfad folgt<br />
schmalen Bändern, mitunter nur fußbreit,<br />
hie und da eine abgesicherte, leichte Kletterstelle.<br />
In der Falllinie die schäumende<br />
Salzach als Silberband. Dann, ganz abrupt,<br />
hat die Steilheit ein Ende, öffnet sich das<br />
Hochplateau. Flach ist es allerdings nicht.<br />
Jede Menge Kuppen und Mulden, durch die<br />
sich die Markierung schlängelt, denn von<br />
einem ausgetretenen Pfad kann ob der Verkarstungen<br />
nicht mehr die Rede sein. Der<br />
höchste Gipfel in der westlichen Randumwallung<br />
ist der Tiroler Kogel (2323 m), ein<br />
Magnet im<br />
Berg-Innern: Die<br />
bizarren Eisgebilde<br />
ziehen viele<br />
Besucher an.<br />
verhältnismäßig kurzer Abstecher auf dem<br />
Weg zum Happisch-Haus. Etwa die Hälfte<br />
des Plateaus lässt sich von dort überblicken.<br />
Schwindelerregend der senkrechte Abbruch<br />
ins Salzachtal, 1800 Meter tief. Mit<br />
diesem Tiefensog die Gratschneide zwischen<br />
Vor- und Hauptgipfel zu überwinden,<br />
ist eine kitzlige Angelegenheit.<br />
Kein Mensch ist uns bisher begegnet. Das<br />
Tennengebirge wird links liegen gelassen,<br />
wohl auch wegen der berühmteren Nachbarn,<br />
wie schon der Salzburger Alpenpi-<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
onier Ludwig Purtscheller vermutete, der<br />
das Gebiet in den Jahren 1879 bis 1882<br />
durchstreifte. Und genau für diese berühmteren<br />
Nachbarn ist das Tennengebirge die<br />
Aussichtswarte schlechthin. Hoher Göll<br />
und Watzmann, Hagengebirge, das Steinerne<br />
Meer und der Hochkönig, das weiße<br />
Gipfelband der Tauern mit der Glockner-<br />
Gruppe, den Rauriser und Gasteiner Bergen,<br />
der Ankogel-Gruppe und den Niederen<br />
Tauern. Die Mauer des Gosaukamms<br />
und der Dachstein sind durch das Plateau<br />
noch verstellt. Doch in den nächsten Tagen<br />
werden sie uns ganz nahe rücken.<br />
Oase in der Wüste<br />
Zu unseren Füßen zieht das Pitschenbergtal<br />
eine grüne Furche in den Karst. »Oasen<br />
gleich in der Wüste gelegen«, so wirkten die<br />
Almkessel in dem kahlen Gelände auf Sommaruga.<br />
Als kleiner Punkt ist das Leopold-<br />
Happisch-Haus erkennbar. Fliegen müsste<br />
man können. Die abzusteigenden Höhenmeter<br />
kriechen in die Knochen, und schon<br />
senken sich die letzten Sonnenstrahlen am<br />
Horizont, als wir die Hütte erreichen. In der<br />
gemütlichen Stube bullert der Schwedenofen<br />
und die Küche tischt Köstlichkeiten<br />
auf: Gamssuppn, Gsöchts, Kasspozn und eine<br />
Megaportion Kaiserschmarrn. Durch die<br />
Panoramafenster kann man weit in die Ebene<br />
sehen. Am Horizont flimmern die Lichter<br />
von Salzburg, 50 Kilometer entfernt.<br />
Außer uns übernachtet nur noch Florian,<br />
ein Höhlenforscher-Aspirant. Sepp, der<br />
Hüttenwirt, wundert sich: eine riesige Fläche<br />
unberührtes Gelände und nur ein paar<br />
»Hanseln« kommen herauf, während sich<br />
andernorts die Leute auf die Füße treten.<br />
Aber er nimmt’s gelassen, fast scheint es<br />
ihm recht zu sein. Er liebt die Ruhe und<br />
Einsamkeit, liest, schnitzt aus Wurzeln<br />
hübsche Murmeltiere und genießt die Sauna,<br />
die er eigens für sich gebaut hat.<br />
Aber vielleicht hat er auch in den letzten<br />
Wochen ein bisschen zu viel Trubel gehabt,<br />
denn vor kurzem trafen sich die Bauern<br />
hier. Wie jedes Jahr, wenn es gilt, die Schafe<br />
wieder ins Tal zu treiben. Dann wird erst<br />
mal gefeiert bis spät in die Nacht, und anderntags<br />
blockiert der Brummschädel die<br />
Suche nach allen verstreuten Schäflein. An<br />
die 150 Schafe tummeln sich allsommerlich<br />
allein im Pitschenbergtal, etwa 350 sind es<br />
im gesamten Tennengebirge. Doch auch<br />
ohne Bauernversammlung kommt Sepp<br />
im Laufe des Abends so richtig in Fahrt. Er<br />
kramt seine Weinschätze aus dem Keller.<br />
Einen Schilcher, wer hätte das gedacht.<br />
Oder einen Uhudler, eine Rarität aus der<br />
Isabellatraube, einer alten Rebsorte. Dreimal<br />
ist der gelernte Elektroingenieur schon<br />
um die Welt, hat auf Bali, in Australien und<br />
auf Papua-Neuginea gelebt. Und jetzt ist er<br />
eben seit ein paar Jahren auf der Hütte –<br />
auch ein Abenteuer.<br />
Brunnen der ewigen Jugend<br />
In der gläsernen Wasserschale vor der<br />
Hütte lässt die Morgensonne Juwelen glitzern.<br />
»Brunnen der Ewigen Jugend« steht<br />
dran. Ein mehr als zwei Kilometer langer<br />
Schlauch leitet das Wasser von einer der raren<br />
Quellen heran. Fehlendes Oberflächenwasser<br />
setzt der Hütteninfrastruktur starke<br />
Grenzen. An der Edelweißerhütte, der<br />
höchstgelegenen im Tennengebirge oben<br />
am Streitmanndl, funktioniert die Versorgung<br />
nur per Regenwassertonnen oder mit<br />
Schneeschmelzen. In der Werfener Hütte<br />
unter der Südabdachung lässt man auch<br />
die Gäste mitdenken, die freiwillig Fünf-<br />
Liter-Kanister von einer tiefer gelegenen<br />
Quelle am Zustieg herauftragen dürfen.<br />
»Für ein Schnapserl tun sie das gern. Manche<br />
Leute beschweren sich gar, wenn keine<br />
Kanister mehr unten stehen«, erzählt der<br />
Hüttenwirt Gerhard Hafner.<br />
Einsam an der<br />
Oberfläche: ein<br />
Einsturztrichter<br />
auf dem riesigen<br />
Karstplateau<br />
Die Gäste tragen<br />
freiwillig Fünf-<br />
Liter-Wasserkanister<br />
herauf.<br />
Für ein Schnapserl<br />
tun sie das gern.<br />
KOMPAKT<br />
Das Tennengebirge<br />
im Überblick<br />
Anfahrt: Tauernautobahn bis Ausfahrt<br />
Werfen, Beschilderung zur Eisriesenwelt folgen<br />
Tourist-Info: TVB Pfarrwerfen,<br />
Tel. 00 43/64 68/53 90, www.pfarrwerfen.at<br />
Unterkünfte: Dr.-Friedrich-Oedl-Haus<br />
(1582 m), Roland Walkner, Tel. 00 43/<br />
64 68/52 48 12, www.oedlhaus.at;<br />
Leopold-Happisch-Haus (1925 m),<br />
Josef Fuchs, Tel. 00 43/6 64/4 56 64 70,<br />
Josef Fuchs, Leopold-Happisch-Haus<br />
www.happischhaus.at; Edelweißerhütte<br />
(2350 m), Hüttenwart Roland Steiner,<br />
Tel. 00 43/6 76/86 86 02 92, www.edelweissclub.at.<br />
Werfener Hütte (1967 m),<br />
Anja und Gerhard Hafner, Tel. 00 43/<br />
6 64/ 9 86 48 28, www.werfenerhuette.at.<br />
Laufener Hütte (1721 m), Tel. 0 86 82/<br />
3 64, www.alpenverein-laufen.de.<br />
Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte (1531 m),<br />
Maria Gstatter, Tel. 00 43/ 6 64/3 42 91 14,<br />
www.hackelhuette.at. Alpengasthof Mahdegg<br />
(1209 m), Tel. 00 43/ 64 68/71 10.<br />
Samerhof (1000 m), Tel. 00 43/<br />
64 68/56 09, www.samerhof.co.at<br />
Karten: Freytag & Berndt 1:50 000,<br />
WK 392 »Tennengebirge«; Kompass 1:50 000,<br />
WK 15 »Tennengebirge, Hochkönig«.<br />
Literatur: Die Wanderführer »Hochkönig«<br />
und »Dachstein-Tauern« von Sepp Brandl<br />
beinhalten auch das Tennengebirge, beide<br />
Bergverlag Rother. Ein paar Touren im südlichen<br />
Randbereich fi nden sich im Rother-<br />
Wanderführer »Pongau« von Sepp Brandl.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43
Fleißaufgabe:<br />
Zwei Stunden mehr<br />
muss man für<br />
den Tiroler Kogel<br />
(2323 m) einplanen.<br />
TOUR<br />
Überschreitung des Tennengebirges<br />
Fünf Tage Einsamkeit: Die Überschreitung des Tennengebirges<br />
ist eine Herausforderung, für die man reich entlohnt wird.<br />
▶ mittel 5 Tage<br />
3400 Hm 3400 Hm<br />
Charakter: Bei Nebel oder Gewitter ist<br />
eine Überschreitung des Tennengebirges<br />
unbedingt zu meiden. Absolute Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit, aber<br />
auch gute Kondition sind Voraussetzung.<br />
An den Hütten muss man sich genügend<br />
Trinkwasser mitnehmen, unterwegs keine<br />
Nachfüllmöglichkeit.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Eisriesenwelt<br />
(960 m). Zubringerbus von Werfen oder<br />
per Auto 5 km.<br />
Route: 1. Tag: Oedl-Haus – Hochkogelsteig<br />
– Happisch-Haus 3-4 Std., 680 Hm,<br />
330 Hm. Wer unterwegs noch den Tiroler<br />
Kogel besteigt, muss 2 Std. hinzurechnen.<br />
Zustieg von Stegenwald über die Steinerne<br />
Stiege zum Happisch-Haus 4–5 Std.<br />
2. Tag: Happisch-Haus – Pitschenbergtal<br />
– Edelweißerhütte 2 Std. – Werfener<br />
Hütte 1½ Std., 440 Hm, 400 Hm. Oder<br />
Kammroute vom Happisch-Haus über<br />
das Raucheck (2431 m) zur Edelweißerhütte<br />
5 Std., 650 Hm, 240 Hm<br />
3. Tag: Werfener Hütte – Edelweißerhütte<br />
2½ Std. – Bleikogel (2411 m) 4 Std. –<br />
Laufener Hütte 2 Std., 800 Hm, 980<br />
Hm. Bei Start von der Edelweißerhütte<br />
400 Hm weniger.<br />
4. Tag: Laufener Hütte – Abtenau 2 Std.<br />
Oder Laufener Hütte – Fritzer Kogel<br />
(2360 m) 2 Std. – Hochbrett (2312 m) –<br />
Tauernscharte 4¼ Std. – Hackel-Hütte<br />
1¼ Std., 700 Hm, 895 Hm<br />
5. Tag: Hackel-Hütte – Wenger Au/Gamsblick<br />
Alm ¾ Std. – Elmau Alm 1 Std. –<br />
Mahdegg 1 Std. – Samerhof ½ Std.<br />
oder Mahdegg – Parkplatz Eisriesenwelt<br />
1½ Std., 430 Hm, 1010 Hm<br />
Wie auf einem steinernen Gletscher<br />
Die kargen Grasmatten gehen bald in Gesteinswüste<br />
über, als wir vom Happisch-<br />
Haus bergwärts steigen. Von der Edelweißer<br />
Hütte, die es zu Sommarugas Zeiten<br />
noch nicht gab, wollen wir anderntags unsere<br />
Überschreitung fortsetzen. Das holzverschindelte<br />
Haus steht auf dem Dach des<br />
Tennengebirges in einer Premiumlage. Die<br />
Mitglieder des Edelweiß-Clubs bewarten sie<br />
nur an Wochenenden. Unter der Woche,<br />
wie jetzt, steht ein Winterraum mit vier<br />
Betten (und ohne Ofen) zur Verfügung.<br />
Ein Jodler hallt durchs Gelände. Freund Josef,<br />
der sich nicht früher von seinem Job hat<br />
losreißen können, trudelt verschwitzt am<br />
Abend ein. Just zur rechten Zeit, als die untergehende<br />
Sonne einen rosa Teppich auf<br />
die weiten Karstflächen zaubert. Das, was<br />
»Notdurft« heißt, müsste hier einen neuen<br />
Namen bekommen: Das schönste Klohäusl<br />
der Welt mit Blick auf den Dachstein ist<br />
zugleich auch Wetterstation, die höchste<br />
im Salzburger Land. Ein Messgerät der Uni<br />
Salzburg zeichnet auf dem Dach Niederschläge,<br />
Wind und Temperatur auf.<br />
Vom Streitmandl wirkt der Bleikogel so<br />
nah. Aber es wird Stunden dauern, kurzweilige<br />
Stunden, denn jede Ecke birgt eine<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
faszinierende Formenvielfalt. Zwischen<br />
Kämmen und Kuppen hohle Gassen, Karrenfelder<br />
mit bizarren Auswaschungen,<br />
die mitunter wie Fußabdrücke aussehen.<br />
Es geht nur langsam vorwärts. Das wild<br />
zerklüftete Gelände, der oft messerscharf<br />
gerippte Fels erfordert höchste Konzentration.<br />
Überall Risse und Spalten, kleine und<br />
große Löcher, wo man den Aufprall eines<br />
hineingefallenen Steins erst eine ganze<br />
Weile später hört. Als wären wir auf einem<br />
steinernen Gletscher unterwegs. Besonders<br />
südseitig des Bleikogel verstärkt sich dieser<br />
Eindruck. Wer die Markierungen dort<br />
verlässt, balanciert durch ein Labyrinth<br />
von Trichtern und Felsbrücken. Bei klarer<br />
Sicht macht das ungeheuer Spaß, bei Nebel<br />
wär’s fatal. Langsam geht das Wasser zuneige,<br />
dass wir uns aus der Regentonne an<br />
der Edelweißer abgekocht hatten.<br />
Sonnenbad auf der Tennalpe: wohltuend<br />
nach der langen Tour durch Karrenfelder<br />
INFO<br />
Potenzial für einen<br />
Biosphärenpark<br />
Einst wollte man das Kleinod touristisch<br />
»aufwerten«, eine Seilbahn zur Laufener<br />
Hütte und Skilifte bauen. Dank des Salzburger<br />
Alpenvereins ist das Projekt »Abtenau<br />
2000« kein Thema mehr. Zwölf nur<br />
hier vorkommende Arten verzeichnet das<br />
Tennengebirge, darunter den Salzburger-<br />
Alpenmohn, das Sauter-Felsenblümchen,<br />
die Clusius-Primel. Seit 1982 ist das 85<br />
Quadratkilometer große Plateau unter<br />
Naturschutz gestellt, vier Jahre später kamen<br />
noch 4781 Hektar Landschaftsschutzgebiet<br />
hinzu. 694 Biotope zählt das gesamte<br />
Schutzgebiet. Anfang 2000 befassten sich<br />
die Gemeinden Werfenweng und St.Martin<br />
mit der Idee eines Biosphärenparks, um<br />
die Landwirtschaft und die Vermarktung<br />
regionaler Produkte zu fördern. Leider stellten<br />
sich andere Kommunen und zu viele<br />
Grundbesitzer dagegen. »Das Projekt wurde<br />
unprofessionell aufbereitet«, bedauert Lisi<br />
Berner, Mitarbeiterin der Sektion Salzburg,<br />
die ihre Masterarbeit darüber schrieb.<br />
»Manche befürchteten eine Einschränkung<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung. Das hat<br />
sich aber beispielsweise in Entlebuch<br />
und im Großen Walsertal nie bewahrheitet.«<br />
Weit über den<br />
Dingen auf der<br />
Werfener Hütte:<br />
abendlicher Blick<br />
auf Salzachtal<br />
und Hohe Tauern<br />
Das Balancieren<br />
durchs Labyrinth<br />
von Trichtern<br />
und Felsbrücken<br />
macht riesig Spaß<br />
– bei guter Sicht.<br />
Humusbiotop hinter der Hütte<br />
Plötzlich liegt die Tennalpe zu unseren Füßen.<br />
Eine Karstwanne wie das Pitschenbergtal.<br />
Das Grün tut dem Auge wohl. Überm<br />
»Mankeibuckl«, dem Zuhause unzähliger<br />
Murmeltiere, thront die Laufener Hütte.<br />
Liegestühle stehen bereit, in die wir uns<br />
reinplumpsen lassen. Wenig später zischt<br />
Bier durch die trockenen Kehlen. Auch<br />
wenn das Haus umwelttechnisch auf den<br />
neuesten Stand gebracht wurde, bleibt die<br />
einstige Hüttenphilosophie erhalten. Der<br />
Gast versorgt sich selbst, die Küche steht<br />
ihm offen. Die wöchentlich wechselnde<br />
Crew ist nur für die Getränke zuständig,<br />
serviert auf Wunsch gerne eine Suppe.<br />
Dem von der Sektion Laufen geführten<br />
Haus verlieh der DAV 2001 das Umweltgütesiegel.<br />
Wenn die Solarenergie für<br />
Strom und Warmwasser nicht mehr reicht,<br />
springt ein Blockheizkraftwerk ein, das<br />
sich mit nur einem Fass Rapsöl pro Jahr begnügt,<br />
erzählt Edi, einer der Hüttenwirte.<br />
Regenwasser wird zu Trinkwasser aufbereitet,<br />
das Abwasser vollbiologisch abgebaut.<br />
Die Rückstände der Trockentoiletten landen<br />
nach der Verrottung als Humus hinter<br />
der Hütte. Edi schmunzelt, wenn er an den<br />
Gast denkt, der eines Tages ganz begeistert<br />
erzählte, er habe eine wunderbar weiche<br />
Stelle, gewiss ein Biotop, gefunden. Wo<br />
denn? Hinter der Hütte. Hmmh.<br />
Spektakuläre Randumwallung<br />
Geologisch ist das Tennengebirge eine<br />
mächtige Riesenscholle verfestigter Meeressedimente,<br />
während der Alpenfaltung<br />
mehr als zweitausend Meter emporgedrückt.<br />
Es ist der östlichste Stock der Salzburger<br />
Kalkhochalpen, überwiegend aufgebaut<br />
aus Dachsteinkalk und -dolomit,<br />
der im Süden in gewaltigen Wandfluchten<br />
abrupt zur sanfthügeligen Schieferzone<br />
abbricht. Dieser Kontrast bietet sich eindrucksvoll<br />
vom Fritzer Kogel dar, zu dem<br />
wir in steilen Serpentinen aufgestiegen<br />
sind. Wir müssen unbedingt noch einen<br />
Gang auf der Randumwallung dranhängen,<br />
die schon Sommaruga begeisterte.<br />
Wie eine Brandung wogen Wolken an den<br />
jähen Abstürzen, aber es sind harmlose<br />
Nebelgebilde. Bei schlechter Sicht wäre<br />
die Kammschneide unbedingt zu meiden.<br />
Schwindelnd der Blick vom Kleinen Fritzer<br />
Kogel in die Gamsmutterwand. Für noch<br />
mehr Adrenalin sorgt eine kurze Kletterpartie<br />
in eine scharf eingerissene Scharte, dann<br />
macht das breite Rasendach des Hochbretts<br />
eine schnellere Gangart möglich. Ganz nah<br />
nun der Dachstein, in der Ferne die erhabene<br />
Gletscherwelt der Tauern und unter uns<br />
die weißen Wellen des Hochplateaus. Erst<br />
im Steilabstieg von der Tauernscharte zur<br />
Hackel-Hütte merken wir, wie müde unsere<br />
Beine sind. Der Salzburger Almenweg ist<br />
beschaulicher Ausklang zwischen Jausenstationen<br />
und den haarsträubend steilen<br />
Wänden der »terra incognita«.<br />
◀<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45
INTERVIEW<br />
Das große<br />
Benedikt Böhm<br />
-Interview<br />
»Den Druck<br />
hat man in sich«<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Benedikt Böhm wirkt müde, als er auf der Dachterrasse des Salewa-Gebäudes in Aschheim<br />
zum Interview empfängt. Der Dynafit-Geschäftsführer ist seit vier Uhr morgens auf den<br />
Beinen – für ihn nichts Außergewöhnliches. Erst recht nicht seit seiner Rückkehr vom<br />
Shishapangma aus dem Himalaya, wo eine Lawine einem Speedversuch ein katastrophales<br />
Ende bereitete. Von Dominik Prantl und Dagmar Steigenberger<br />
Die Münchner<br />
Sebastian Haag (links)<br />
und Benedikt Böhm<br />
während ihres Versuchs<br />
am Shishapangma<br />
Foto: Benedikt Böhm/Dynafit<br />
BERGSTEIGER: Wie geht es Ihnen,<br />
nachdem Sie vor wenigen Wochen Ihren<br />
wichtigsten Bergpartner und Freund<br />
Sebastian Haag sowie Andrea Zambaldi<br />
verloren haben?<br />
Benedikt Böhm: Mir geht’s den Umständen<br />
entsprechend gut. Das hat sicher auch<br />
damit zu tun, dass ich viel Arbeit zu erledigen<br />
habe, die während der vergangenen<br />
Wochen liegen geblieben ist. Unmittelbar<br />
nach der Lawine habe ich mich gefragt:<br />
Wie pack’ ich das, dass mich das nicht Tag<br />
und Nacht nur noch verfolgt? Es verfolgt<br />
mich vor allem in Momenten, wenn ich<br />
zur Ruhe komme. Aber die gibt’s gerade<br />
nicht. Irgendwann muss ich mir diese Momente<br />
wohl nehmen.<br />
Die Arbeit ist also willkommene Ablenkung?<br />
Ja, definitiv.<br />
Was ist dem Lawinenunglück am Morgen<br />
des 24. Septembers vorausgegangen?<br />
Wir sind möglichst nahe am Grat entlang<br />
aufgestiegen, um die Lawinengefahr zu<br />
vermeiden. Die Ski hatten wir unten gelassen,<br />
weil wir wussten, dass die Lawinengefahr<br />
hoch ist und wir nicht abfahren<br />
können. Der Wind war stärker als vorhergesagt,<br />
deshalb gab es auf 7300 Metern<br />
eine kurze Diskussion: Basti wollte etwas<br />
unterhalb vom Grat gehen. Er hatte Angst<br />
auszukühlen, weil das schon bei anderen<br />
Expeditionen ein Problem gewesen war.<br />
Zudem hat er die zwei Tage zuvor gekränkelt.<br />
Mit viel Selbstdisziplin hat er das vor<br />
dem Aufstieg weggeschoben und all seine<br />
Kräfte mobilisiert. Er konnte das schon<br />
immer. Basti war dann richtig fit da oben.<br />
Es lief also richtig gut.<br />
Um halb sieben waren wir nur noch 100<br />
Höhenmeter unterhalb des Gipfels und<br />
hatten schon alle Schlüsselstellen hinter<br />
uns. Da war eigentlich klar: Wir packen das.<br />
Wann hat sich die Situation gedreht?<br />
Basti spurte vorneweg, es gab zwei Wege.<br />
Der eine verlief nahe am Grat, direkt unterhalb,<br />
mit alten Fixseilen. Mir war klar: Wir<br />
nehmen diesen Weg. Basti hatte einen Weg<br />
eingeschlagen, der den Hang knapp 50 Höhenmeter<br />
unter dem Grat direkt zum Gipfel<br />
traversiert hätte. Ich bin aus der Spur<br />
raus und einen Tick zurück zum Grat. Ich<br />
rief den Jungs zu und wusste, die kommen<br />
gleich nach, weil es am Grat einfach sinnvoller<br />
und sicherer war. Wir waren alle nur<br />
wenige Meter voneinander entfernt…<br />
Und die Jungs sind Ihnen dann auch gefolgt?<br />
Ueli (Steck) ist mir gleich gefolgt. Martin<br />
(Maier) und Basti waren links von mir, vielleicht<br />
so acht Meter. Ich habe nur gesagt:<br />
»He, schaut, wir gehen zu den Fixseilen unterhalb<br />
der Felsen.« Martin reagierte und<br />
drehte sich zu mir um, Basti ebenfalls. Andrea<br />
(Zambaldi) war etwa zehn Meter unter<br />
uns. Und als sich die Situation gerade aufzulösen<br />
begonnen hatte, in dem Moment<br />
ist der ganze Hang gebrochen. Nicht mit<br />
einem lauten Krachen, sondern ganz langsam<br />
und leise. Es war gespenstisch. Am<br />
Anfang dachte ich noch, dass es vielleicht<br />
nur ein kleines Schneebrett ist, die oberste<br />
Schicht. Andrea, Martin und Basti haben<br />
versucht, sich herauszuwinden. Dann hat<br />
es sich extrem beschleunigt, die Lawine<br />
ging über konvexes Gelände, das für uns<br />
nicht einsehbar war. Ich hoffte, dass sie<br />
vielleicht nur über den ersten Gletscher<br />
gespült wurden. Aber dann sah ich, wie<br />
ein paar Sekunden später 600 Meter weiter<br />
unten eine riesige Lawine rausgeschossen<br />
ist. Ich habe nur gedacht: Scheiße!<br />
Das heißt, es war relativ schnell klar,<br />
dass es keine Chance mehr gibt.<br />
Oben hatte ich gehofft, es gäbe noch eine.<br />
Ueli und ich sind auch sofort umgekehrt<br />
zu Lager drei und haben sofort vom<br />
Basecamp Hilfe angefordert. Von Lager<br />
drei wollten wir mit Ski zum Lawinenkegel<br />
queren, weil das der effizienteste Weg<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
auch nie vergessen: Ein Typ, ähnlich einem<br />
Stalingradkämpfer, hockt da und versucht,<br />
sich eine Zigarette anzuzünden. Er war gut<br />
ansprechbar, hat aber wahnsinnig schlecht<br />
gesehen, hatte Koordinationsprobleme und<br />
war sehr schwach. Im Nachhinein kam<br />
raus, dass ein Hämatom im Kopf auf einen<br />
Nerv gedrückt hatte. Er konnte wegen eines<br />
Kreuz- und Innenbandrisses schlecht<br />
gehen, hatte sich aber nichts gebrochen.<br />
»Den Umständen entsprechend gut.« Benedikt Böhm während des Gesprächs<br />
war. Aber wir sind umgekehrt, weil wir<br />
einen extrem gefährlichen, sehr langen<br />
Hang hätten queren müssen. Wir haben es<br />
nochmal von mehreren Stellen probiert –<br />
vergeblich. Es war zum Verzweifeln. Mir<br />
wurde dann aber recht schnell klar, dass<br />
die Chancen, einen Überlebenden zu finden,<br />
gleich null sind.<br />
Wann haben Sie die Suche aufgegeben?<br />
Das Unglück passierte um fünf vor sieben:<br />
Um zwölf Uhr haben wir dann entschieden,<br />
das wird nix mehr, und sind zurück<br />
zum Basecamp, fix und fertig. Wir waren<br />
ja 26 bis 27 Stunden unterwegs gewesen.<br />
Plötzlich hat sich ein Schweizer gemeldet:<br />
He, da oben lebt einer.<br />
Wie kam er darauf?<br />
Er ist einmal halb um den Berg rumgegangen,<br />
um den Lawinenkegel mit seinem<br />
Fernglas einsehen zu können. Er sah, dass<br />
sich ein Punkt über die Lawinenhänge<br />
zu Lager drei bewegt. Ich war völlig aufgewühlt,<br />
wusste aber, dass ich nicht die<br />
Power hab’, sofort noch einmal hochzugehen.<br />
Ich hatte eine total schlaflose Nacht,<br />
weil ich ständig gedacht hab: Warum bist<br />
du nicht zum Lawinenkegel rübergekommen?<br />
Was, wenn er auf Lager drei stirbt?<br />
Was hat der so lang gemacht? Warum ist er<br />
nicht gleich nach der Lawine losgegangen?<br />
Wann wurden Ihre Fragen, zumindest<br />
teilweise, beantwortet?<br />
Um zwölf Uhr am Tag nach der Lawine hatte<br />
Norbu Sherpa mit zwei Kollegen Lager<br />
drei erreicht und sagte mir per Funk: Es ist<br />
der Martin. Er ist ansprechbar, wir kriegen<br />
ihn auch runter, er kann selbständig laufen.<br />
Nachdem ich die Angehörigen informiert<br />
hatte, bin ich wieder aufgebrochen.<br />
Im Lager eins auf 6400 Metern habe ich<br />
dann Martin getroffen. Das Bild werde ich<br />
»Für mich war das<br />
eigentlich die risikoärmste<br />
Expedition<br />
überhaupt, auch wenn<br />
es zwei Berge waren.<br />
Wir haben sie im Spaß<br />
immer als ›Loserberge‹<br />
bezeichnet.«<br />
ZU DEN PERSONEN<br />
Die Gefährten<br />
Benedikt Böhm (*1977) und Sebastian Haag<br />
(*1978) kannten einander von Kindesbeinen an.<br />
Während Böhm als Jugendlicher Langlauf-Wettkämpfe<br />
bestritt, übte sich Haag in steilen<br />
Ski-Abfahrten. Ihre erste außeralpine Expedition<br />
führte sie 2004 auf den Huascaran (6768 m)<br />
in Peru. Ein Jahr später machten sie sich mit<br />
einem Speedrekord am Muztagata einen Namen;<br />
2006 folgte mit dem Gas herbrum II der erste<br />
Achttausender in Rekordzeit. Weitere Speedversuche<br />
am Manaslu (2007) und am Broad Peak<br />
(2009) scheiterten, die Freundschaft wurde<br />
Ein Wunder, dass er die Lawine mit solch<br />
geringen Verletzungen überlebt hat.<br />
Beim 600-Meter-Absturz über den Gletscher<br />
ist er mit dem Schädel stark aufgeprallt,<br />
sodass er sofort bewusstlos war. Er<br />
ist sieben Stunden lang bewusstlos auf der<br />
Lawine gelegen. Er hatte keine Erfrierungen,<br />
keine Verbrennungen von der Höhensonne.<br />
Er ist dann zu unserem Zelt in Lager<br />
drei gelaufen. Am Zelt waren alle Stangen<br />
gebrochen, der Reißverschluss verklemmt,<br />
im Inneren ein halber Meter Schnee. Da ist<br />
er hineingekrochen.<br />
Bleibt eine Unruhe, weil Basti Haag und<br />
Andrea Zambaldi nicht gefunden wurden?<br />
Mir wäre es viel lieber gewesen, ich wäre<br />
bei der Lawine gewesen und hätte mich<br />
selber überzeugen können. Was mich ein<br />
bisschen milder gestimmt hat in meiner<br />
Unruhe, war Martins Bericht. Er hat, als<br />
er nach sieben Stunden<br />
aufgewacht ist, den Lawinenkegel<br />
abgesucht<br />
und bis auf einen Handschuh<br />
von Basti nichts<br />
gefunden. Dass der Martin<br />
nach diesem Unglück<br />
zurückgeschenkt wurde<br />
und ich mit ihm drüber<br />
sprechen konnte: Was<br />
war da? Was hast du gesehen?<br />
– das war auch<br />
auf die Probe gestellt. Als sie 2012 gemeinsam<br />
an einen Acht tausender zurückkehrten, wurden<br />
sie Zeugen einer Lawinenkatastrophe am<br />
Manaslu, bei der sie zahlreichen Verletzten Erste<br />
Hilfe leisteten und Tote bargen. Böhm erreichte<br />
wenige Tage später allein den Gipfel. Von dieser<br />
Expedition erzählt der Film »Sieben Tage im<br />
September« (Kinostart: 4. Dezember). Das jüngste<br />
Projekt namens »Double8« galt dem Versuch,<br />
mit Shishapangma und Cho Oyu zwei Achttausender<br />
innerhalb einer Woche zu besteigen.<br />
Basti Haag und Teamkollege Andrea Zambaldi<br />
starben am 24. September 2014 bei einem<br />
Lawinenabgang am Shishapangma.<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
ein großes Glück für mich persönlich, da<br />
ich Antworten auf einige quälende Fragen<br />
bekommen habe.<br />
Wie geht man langfristig mit einem<br />
solchen Verlust um?<br />
Bastis Eltern haben nun auch ihr zweites<br />
und letztes Kind innerhalb von acht Jahren<br />
in den Bergen verloren. Tobi war 32 Jahre,<br />
Basti 36. Das war der schlimmste Anruf:<br />
Als ich der Mutter, die ich ja auch kenne,<br />
die Nachricht überbringen musste.<br />
»Bei jedem Schritt<br />
sind wir bis zur<br />
Hüfte eingekracht.<br />
Wir sind schier<br />
ersoffen. «<br />
Wie gehen Sie selbst damit um?<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass ich mit dem<br />
Tod in Berührung gekommen bin. Deswegen<br />
habe ich, glaube ich, eine abgeklärte<br />
Einstellung dazu. Aber ich habe noch nie<br />
einen Menschen verloren, der mir so nahe<br />
stand wie Basti und auch Andrea.<br />
Sie sagten selbst, dass Sie sich der<br />
großen Lawinengefahr bewusst waren.<br />
Sie sind deshalb sogar umgedreht.<br />
Die Lawinengefahr war uns durch den ersten<br />
Versuch bekannt, ja. Aber der Hauptpunkt<br />
war vielmehr, dass ab 7000 Meter<br />
die Bedingungen so dermaßen brutal<br />
waren: Bei jedem Schritt sind wir bis zur<br />
Hüfte eingekracht. Wir sind schier ersoffen.<br />
Deshalb haben wir beim ersten Versuch<br />
auf 7600 Metern umgedreht. Da hab<br />
ich auch gemerkt, dass der Basti sicherlich<br />
noch heißer auf den Gipfel war als ich.<br />
Sind Sie mit dem Projekt »Double8«<br />
zu viel Risiko eingegangen?<br />
Für mich war das eigentlich die risikoärmste<br />
Expedition überhaupt, obwohl es<br />
zwei Berge waren. Aber es waren halt der<br />
Cho Oyu und der Shishapangma, die wir<br />
unter uns im Spaß immer als »Loserberge«<br />
ausgelassen hatten. Der Basti wollte immer<br />
an den Dhaulagiri. Da habe ich gesagt,<br />
das mache ich nicht.<br />
Hat das etwas mit Ihrer Rolle als Vater<br />
von zwei Kindern zu tun?<br />
Ich will nicht mehr diese Steilwandabfahrten<br />
machen: Da machst du einen Fehler,<br />
und du bist tot. Bei Shishapangma und Cho<br />
Oyu habe ich mir gedacht: Das müsste gut<br />
passen, das Risiko sollte kalkulierbar sein.<br />
Vor der Gipfelbesteigung am 23. September<br />
hat sich die Wahrnehmung noch einmal<br />
verschärft, da die Bedingungen heuer<br />
besonders schwierig und wir komplett auf<br />
uns gestellt waren: Du darfst keinen Fehler<br />
machen, keinen einzigen! Definitiv null!<br />
Egal was, du hast zwei Kinder daheim!<br />
Fotos: Benedikt Böhm/Dynafi t (2), Dagmar Steigenberger (3)<br />
Es hätte Sie dennoch genauso gut<br />
erwischen können.<br />
Es hätte gut sein können, wäre die Lawine<br />
ein paar Sekunden früher abgegangen. Ich<br />
weiß nicht, wie weit ich schon drinstand<br />
in dem Hang, bevor ich einen Haken geschlagen<br />
und die Spur verlassen habe.<br />
Es wurde unmittelbar nach dem Unglück<br />
viel diskutiert, welche Rolle Medien<br />
und Sponsoren gespielt haben: Spiegel<br />
Online war das Projekt ein Blog wert;<br />
den Sponsor verkörpern Sie selbst als<br />
Dynafit-Geschäftsführer. Von wem kommt<br />
also der Druck bei solchen Expeditionen?<br />
Ich hab’ schon vor der Expedition viel drüber<br />
nachgedacht, auch mit dem Basti. Wir<br />
haben bei jeder unserer Aktionen – auch<br />
als sie noch überhaupt niemanden interessiert<br />
haben – Vollgas gegeben. Am Manaslu<br />
2007 haben wir es bis zum absoluten<br />
Gehtnichtmehr probiert, obwohl es völlig<br />
aussichtslos war. Die Sponsoren haben<br />
eher versucht, uns zu bremsen. Den Druck<br />
hat man entweder in sich oder nicht.<br />
Haben Sie vor, nochmal zurückzukehren?<br />
Zum Shishapangma? (zögert lange mit einer<br />
Antwort) Kann ich jetzt nicht absehen. Du<br />
bist an dem Berg, an dem deine Freunde<br />
gestorben sind. Da gibt’s ja keine Ablenkung,<br />
da bist du Tag und Nacht damit beschäftigt.<br />
Du bist da in einer völligen… das<br />
wäre mir im Moment zu krass.<br />
◀<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/14<br />
Allgäuer, Ammergauer, Kitzbüheler<br />
Alpen, Belluneser <strong>Dolomiten</strong>, Karwendel<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
1 Gerstruben, auf<br />
2 Romanshöhe,<br />
4 Fockenstein,<br />
5 Schatzberg,<br />
8 Troi dei Caserin,<br />
9 Piani Eterni,<br />
geräumten Wegen zu<br />
uriger Höhensiedlung<br />
sonniger Winterwanderweg,<br />
kaum Steigung<br />
abwechslungsreicher<br />
Anstieg aus dem Isartal<br />
leichte Einsteiger-<br />
Skitour, mäßig steil<br />
anstrengende, aber<br />
aussichtsreiche Route<br />
große, schattige (Hochsommer!)<br />
Wanderrunde<br />
3 Buckelwiesen,<br />
11 Pleisenspitze,<br />
12 Larchetkarspitze, 6 Vette Grandi,<br />
7 Sentiero Covoli,<br />
leichte, aber lange<br />
Panoramawanderung<br />
beliebte, unschwierige<br />
Skitour, tolle Aussicht<br />
steiler, teils ausgesetzter<br />
Ski-Anstieg<br />
lange Hüttenwanderung,<br />
Ausdauer erforderlich<br />
auf teils schmalen,<br />
ausgesetzten Wegen<br />
10 Pizzocco,<br />
sehr sonnige Gipfeltour<br />
mit markiertem Anstieg<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Entlang der Trettach nach Gerstruben (1146 m)<br />
1<br />
Ausgedehnte Winterwanderung zu uralter Bergbauernsiedlung<br />
Der Oberstdorfer Bahnhof ist ein hervorragender Ausgangspunkt für schöne Touren auf bestens<br />
geräumten Winterwanderwegen. Einer davon folgt dem Trettachtal zur urigen Höhensiedlung<br />
Gerstruben, die eine tolle Aussicht auf die Allgäuer Bergwelt zu bieten hat.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 60<br />
330 Hm | 3½ Std.<br />
Winterwanderausrüstung mit<br />
Gamaschen und Stöcken<br />
Talort: Oberstdorf (813 m)<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bf. Oberstdorf (813 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München Hbf.<br />
mit der Bahn nach Oberstdorf und zurück mit Umsteigen<br />
in Kempten<br />
Gehzeiten: Oberstdorf – Gerstruben 2 Std., Gerstruben –<br />
Oberstdorf 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Den ganzen Winter über zu empfehlen<br />
Karte/Führer: Landesamt für Vermessung 1:50 000, UK50-47<br />
»Allgäuer Alpen« / M. Pröttel »Wintertouren mit dem Bayern-<br />
Ticket«, J. Berg Verlag, 2014<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismus Oberstdorf,<br />
Tel. 0 83 22/70 00, www.oberstdorf.de<br />
Einkehr: Berggasthaus Gerstruben, im Winter von 10 bis 17 Uhr<br />
geöffnet, Mittwoch Ruhetag<br />
Charakter/Schwierigkeit: Zunächst auf schönem Fußweg<br />
entlang der Trettach. Der anschließende Aufstieg nach Gerstruben<br />
verläuft zwar im Wald über eine Teerstraße, wird zuletzt aber mit<br />
grandioser Aussicht belohnt.<br />
TIPP<br />
Ammergauer Alpen Romanshöhe (985 m)<br />
2<br />
Aussichtsreiche Winterwanderung am sonnigen Fuß der Hörnle-Gruppe<br />
Sonnenverwöhnte Panoramawanderung am Eingang der Ammergauer Alpen – die Winterwanderung<br />
von Unterammergau über die Romanshöhe nach Oberammergau ist eine Bahnhof-zu-Bahnhof-Tour,<br />
wie man sie sich schöner nicht vorstellen kann.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 60<br />
150 Hm | 2 Std.<br />
Winterwanderausrüstung mit<br />
Gamaschen und Stöcken<br />
Talort: Oberammergau (837 m)<br />
Ausgangspunkt: Bf. Unterammergau (836 m)<br />
Endpunkt: Bf. Oberammergau (837m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München Hbf.<br />
mit Umsteigen in Murnau zum Bf. Unterammergau.<br />
Zurück von Bf. Oberammergau ebenfalls mit Umsteigen<br />
in Murnau<br />
Gehzeiten: Unterammergau – Gasthaus Romanshöhe<br />
1¼ Std., Romanshöhe – Oberammergau ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Den ganzen Winter über zu empfehlen<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 7 »Ammergebirge Ost«/<br />
M. Pröttel »Wintertouren mit dem Bayern-Ticket«,<br />
J. Berg Verlag, 2014<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourist Information Oberammergau,<br />
Tel. 0 88 22/92 27 40, www.oberammergau.de<br />
Einkehr: Berggasthaus Romanshöhe, Montag Ruhetag,<br />
immer nur bis 18 Uhr geöffnet<br />
Charakter/Schwierigkeit: Sonnige Winterwanderung mit<br />
Traumblicken auf das Ammertal und die umliegenden Berge.<br />
Nur geringe Steigungen.<br />
TIPP<br />
Werdenfelser Land Über die Buckelwiesen (990 m) nach Mittenwald<br />
3<br />
Unterwegs im »Werdenfelser Winter-Wunderland«<br />
Startpunkt dieser besonders schönen Winterwanderung ist mit Klais der höchstgelegene IC-<br />
Bahnhof Deutschlands. Rekordverdächtig ist auch das Panorama, das von den beeindruckenden<br />
Felswänden des Karwendelgebirges beherrscht wird.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 60<br />
↑ 80/ ↓ 100 Hm |<br />
4 Std.<br />
Winterwanderausrüstung<br />
mit Gamaschen und Stöcken<br />
Talort: Mittenwald (910 m)<br />
Ausgangspunkt: Bf. Klais (930 m)<br />
Endpunkt: Bf. Mittenwald (910 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München Hbf. ohne<br />
Umsteigen zum Bf. Klais; Rückreise von Mittenwald direkt<br />
nach München Hbf.<br />
Gehzeiten: Klais – Barmsee 1¼ Std., Barmsee –<br />
Hochstraße 1¼ Std., Hochstraße – Mittenwald 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Den ganzen Winter über zu empfehlen<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 7 »Ammergebirge Ost«/<br />
M. Pröttel »Wintertouren mit dem Bayern-Ticket«,<br />
J. Berg Verlag, 2014<br />
Fremdenverkehrsamt: Alpenwelt Karwendel,<br />
Tel. 0 88 23/3 39 02, www.alpenwelt-karwendel.de<br />
Einkehr: Alpengasthof Barmsee, www.barmsee.de;<br />
Gröbl-Alm, www.groeblalm.de<br />
Charakter/Schwierigkeit: Ausgedehnte und abwechslungsreiche<br />
Winterwanderung mit Traumblicken auf Karwendel und<br />
Wettersteingebirge. Nur geringe Steigungen.
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Entlang der Trettach nach Gerstruben (1146 m)<br />
TIPP<br />
Route: Vom Bahnhof folgt man der Hauptstraße nach<br />
Süden, biegt links in die »Nebelhornstraße« ein und folgt<br />
dieser bis zum Platz vor der Seilbahn. An der rechten Seite<br />
einer Verkehrsinsel befi ndet sich ein kleines Schild mit<br />
der Aufschrift »Alle Wanderwege«. Diesem folgt man und<br />
wandert im »Haldenweg« weiter. Beim nächsten Wegweiser<br />
»Trettachtal/Oytal« wendet man sich nach links. Es<br />
geht bergan und man erreicht die Trettach. Vor der Brücke<br />
geht es nach rechts weiter. Der Weg steigt an, so dass man<br />
oberhalb des Flusses weiter geht. Bei einer Gabelung hält<br />
man sich halblinks und wandert zum Fluss hinab. Man<br />
kommt am Gasthaus »Jägerstand« vorbei, wo man die<br />
Trettach auf einer Brücke überquert.<br />
Auf der anderen Seite geht man auf breiterem Weg fl ussaufwärts<br />
weiter, überquert einen Seitenbach, geht weiter<br />
geradeaus und wandert am Hotel Gruben vorbei. Der Weg<br />
folgt weiter dem Tal nach Süden, führt kurz von der Trettach<br />
weg und nach den Häusern von Dietersberg wieder zum<br />
Fluss. Man gelangt zu einer Brücke mit Wegweiser »Oberstdorf<br />
über Renksteg«, den man sich für den Rückweg merkt.<br />
Um zuvor nach Gerstruben zu gelangen, bleibt man auf<br />
Ammergauer Alpen Romanshöhe (985 m)<br />
Route: Am Bahnsteig geht man ein Stück zurück und<br />
folgt einem alten, an einem Haus angebrachten Holzschild<br />
»Oberammergau« nach rechts. Gleich darauf gabelt sich<br />
die Straße und man folgt dem Schild »Romanshöhe/<br />
Oberammergau« nach links. Immer der Straße entlang<br />
gelangt man über eine Brücke, geht gerade weiter. Leicht<br />
ansteigend erreicht man eine weitere Gabelung, wo man<br />
der Beschilderung nach links folgt. Man wandert hinauf an<br />
eine breite, fl ache Hangterrasse (Abzweigung nach links<br />
ignorieren),von wo aus man bei einem Holzkreuz bereits<br />
eine schöne Aussicht auf das Ziel Oberammergau hat.<br />
Noch einmal ansteigend geht es zum schönsten Abschnitt<br />
der Tour weiter. Der Weg quert nun immer in derselben<br />
Höhe am nördlichen Hangfuß des Ammertals entlang<br />
nach Südosten.<br />
Bald schon sieht man ein Efeu bewachsenes Holzhaus,<br />
wo sich gleich rechts davon das kleinen Berggasthaus<br />
Romanshöhe befi ndet. Hinter dem Gasthaus führt ein<br />
steilerer Fahrweg gerade zum Talboden hinab.<br />
Unten angekommen folgt man dem Fahrweg halblinks<br />
über eine Brücke und wandert geradeaus weiter zu den<br />
der Flussseite, stößt auf eine Teerstraße, folgt dieser und hält sich<br />
an einer Gabelung links (Wegweiser »Gerstruben«). In derselben<br />
Steigung führt der Teerweg zur aussichtsreich gelegenen Höhensiedlung.<br />
Nachdem man eingekehrt ist, geht man bis zur Holzbrücke zurück,<br />
überquert sie und steigt eine Teerstraße bergan. Dieser Straße<br />
folgt man, bis rechts ein Wegweiser mit der Aufschrift »Moorweiher/Moorschwimmbad«<br />
weg führt. Diesem folgt man rechts und<br />
wandert entlang eines Höhenrückens Richtung Norden. An einer<br />
Kreuzung geht man geradeaus und gelangt zum Moorweiher. An<br />
dessen in Gehrichtung linkem Ufer geht es weiter. Am Ende stößt<br />
man auf einen Teerweg und folgt diesem nach rechts. An einer<br />
Gabelung hält man sich rechts Richtung »Moorschwimmbad«,<br />
wandert an diesem vorbei und folgt der Beschilderung »Oberstdorf«,<br />
um nach rechts wieder zur Trettach abzusteigen, wo man auf<br />
den Beginn der Tour stößt.<br />
Michael Pröttel<br />
Malerische Höhensiedlung: Gerstruben<br />
ersten Häusern von Oberammergau. Hier hält man sich an<br />
der ersten Querstraße rechts (nicht beschildert) und folgt der<br />
»Rottstraße« zu einer Kreuzung. Hier geradeaus weiter und über<br />
die Straße »In der Furch«. An der nächsten Gabelung geht man<br />
halblinks, um zum Ortszentrum zu gelangen. Hier folgt man der<br />
»Dorfstraße« nach rechts und gelangt so zum (zuletzt auch beschilderten)<br />
Bahnhof.<br />
Michael Pröttel<br />
Ein meist gut eingetretener Weg führt über<br />
die Romanshöhe nach Oberammergau.<br />
Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Werdenfelser Land Über die Buckelwiesen (990 m) nach Mittenwald<br />
Route: Auf Höhe des Klaiser Bahnhofs befi ndet sich auf<br />
der anderen Seite der Bundesstraße eine Tankstelle. Direkt<br />
daneben beginnt die Winterwanderung nach Mittenwald.<br />
Man folgt dem Schild »Barmsee/Grubsee« und<br />
steigt leicht bergan. Bald schon hat man den höchsten<br />
Punkt erreicht und es geht leicht bergab zum Südwestufer<br />
des Grubsees.<br />
Der Winterwanderweg lässt den See rechts liegen, so dass<br />
man geradeaus wandert und ein Stück lang ansteigt. Der<br />
Weg wird fl acher und verläuft parallel zum See nach Osten.<br />
Bald gelangt man zu einer Kreuzung, geht rechts<br />
bergab und wandert über eine Brücke. Weiter geht es entlang<br />
eines Baches zum Ort Barmsee. Dort kommt man an<br />
einem Gasthof vorbei und geht an einer Gabelung links.<br />
Der Straße folgend wandert man zum Ortsende und muss<br />
an einem Bushäuschen aufpassen: Hier wendet man sich<br />
nach rechts und überquert die Bundesstraße.<br />
Auf der anderen Seite geht man über eine Brücke und<br />
weiter nach links. Der Weg folgt einem Bachlauf und steigt<br />
dann ein Stück bergan. An der nächsten Gabelung geht<br />
man rechts und steigt zur Kapelle bergan. Hinter dieser<br />
wendet man sich nach rechts. Der nächste nun folgende, längere<br />
Abschnitt der Tour folgt der sogenannten Hochstraße.<br />
Indem man eine Abzweigung nach rechts ignoriert, gelangt man<br />
leicht absteigend zu einer Straßengabelung. Hier folgt man geradeaus<br />
dem Schild »Mittenwald über Schmalsee« und durchwandert<br />
weiterhin aussichtsreiches Almgelände.<br />
Bald schon kommt man am Schmalsee vorbei und gelangt dahinter<br />
zur Autostraße. Der Wanderweg wendet sich nach links und<br />
verläuft ein Stück lang parallel zu dieser. Kurz darauf wird die<br />
Straße in Höhe einer Kreuzung überquert. Hier folgt man nun der<br />
Beschilderung »Gröbl-Alm«.<br />
Wenig später lohnt es sich, nicht direkt nach Mittenwald zu gehen,<br />
sondern rechts dem Schild »Mittenwald über Gröbl-Alm« zu folgen.<br />
Es geht bergan und durch Bergwald hinüber zur Einkehrmöglichkeit<br />
Gröbl-Alm. Von dort folgt man der Teerstraße nach Süden<br />
und steigt nach Mittenwald ab. Über den »Gröblweg« und »Im<br />
Gries« gelangt man ins Ortszentrum und folgt der »Bahnhofstraße«<br />
zum Bahnhof.<br />
Michael Pröttel<br />
Die Kapelle Maria Rast auf den Buckelwiesen<br />
Foto: Michael Pröttel
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Fockenstein (1562 m)<br />
4<br />
Beliebter Aussichtspunkt über dem Isarwinkler Waldgebirge<br />
Meistens wird der Fockenstein von der Tegernseer Seite über die<br />
Aueralm bestiegen. Es gibt aber auch von Lenggries einen pfiffigen<br />
Anstieg über den Geierstein. Wer nach der Gipfelschau in der Aueralm<br />
einkehren möchte, kann durchs Steinbachtal zurückwandern.<br />
1120 Hm | 6½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014<br />
Talort: Lenggries (679 m)<br />
Ausgangspunkt: An einem der Parkplätze bzw. am<br />
Bahnhof in Lenggries<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Lenggries ist Endpunkt<br />
der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) von München<br />
Gehzeiten: Aufstieg über Geigerstein 4 Std., Abstieg<br />
über Aueralm 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mai bis November<br />
Karten: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 13 »Mangfallgebirge<br />
West«; Kompass 1:50 000, Nr. 182 »Isarwinkel«<br />
Fremdenverkehrsamt: Gästeinformation, Rathausplatz 2,<br />
D-83661 Lenggries, Tel. 00 49/(0)80 42/5 00 88 00,<br />
Fax 5 00 88 01, www.lenggries.de<br />
Hütten: Einkehrmöglichkeit in der Aueralm (1269 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Über den Gipfel bis zur<br />
Aueralm normale Bergsteige, am steilen Geierstein aber Trittsicherheit<br />
notwendig. Langer Rückweg auf Wirtschaftswegen.<br />
Für Berggewohnte normales Tagespensum.<br />
TIPP<br />
Kitzbüheler Alpen Schatzberg (1898 m)<br />
5<br />
Von Inneralpbach auf den Schatzberg<br />
Von der Nordostseite ist der Schatzberg für den ambitionierten Skitourengeher<br />
im Hochwinter nicht mehr besonders interessant, weil er<br />
mit Liften von Wildschönau aus erschlossen ist. Bleibt die Westseite,<br />
die Besteigung aus dem Alpbachtal, – und die lohnt sich immer noch.<br />
900 Hm | 3½ Std.<br />
Skitourenausrüstung mit<br />
VS-Gerät, Lawinenschaufel<br />
und Lawinensonde<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014<br />
Talort: Alpbach (1000 m)<br />
Ausgangspunkt: Alpbach, südlicher Ortstrand (967 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.394599° Länge E 011.948004°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus ab Kramsach<br />
Entfernung: 6,13 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2½ Std.; Abstieg 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Hochwinter und zeitiges Frühjahr<br />
Karte: Kompass-Wanderkarte1:50 000, Blatt 28 »Vorderes<br />
Zillertal, Alpbach, Rofan, Wildschönau«<br />
Informationen: Alpbachtal Seenland Tourismus, Zentrum 1,<br />
A-6233 Kramsach, Tel. 00 43(0)53 37/2 12 00,<br />
www.alpbachtal.at<br />
Einkehr: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Leichte Skitour, bei der man<br />
normalerweise nicht mit Schwierigkeiten rechnen muss; ideal<br />
für Skitoureneinsteiger; meistens gespurt. Die Abfahrt ist nicht<br />
allzu steil. Neben der überragenden Aussicht ins Alpbachtal<br />
und das Tal von Wildschönau, zeigt sich der anspruchsvollere<br />
Skitourengipfel des Großen Galtenbergs von seiner schönsten<br />
Seite. Hinweis: für Kinder ab 11 Jahren geeignet.<br />
TIPP<br />
Vette Feltrine (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Vette Grandi (2130 m)<br />
6<br />
In die Vette Feltrine<br />
Die Vette Feltrine sind ein botanisch wie geologisch besonders interessanter Gebirgsstock. Am Weg<br />
zum Rifugio Dal Piaz blüht es bereits im späten Frühling so üppig wie artenreich; hinter der Hütte<br />
liegt mit der Busa delle Vette das größte der für die Gebirgsgruppe so charakteristischen Hochkare.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 24<br />
1120 Hm | 6 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Pedavena (335 m), Nachbarort von Feltre<br />
Ausgangspunkt: Passo Croce d’Aune (1015 m), 9 km<br />
von Pedavena<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbus Feltre –<br />
Pedavena – Croce d’Aune<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3½ Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühsommer und Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 023<br />
»Alpi Feltrine«<br />
Informationen: Tourismusbüro Feltre, Piazza Trento-Trieste 9,<br />
I-32032 Feltre, Tel. 00 39/04 39/25 40, feltre@infodolomiti.it<br />
Hütte: Rifugio Dal Piaz (1975 m), bew. 20. Juni bis 20. September;<br />
Tel. 00 39/04 39/90 65, www.rifugiodalpiaz.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Hüttenwanderung mit beachtlichem<br />
Höhenunterschied, deshalb etwas Kondition erforderlich.<br />
Alter Almweg, der mehrfach die in weiten Schleifen verlaufende<br />
Militärstraße kreuzt; zum Gipfel hin schmale Spur, teilweise etwas<br />
ausgesetzt.
TIPP<br />
Bayerische Voralpen Fockenstein (1562 m)<br />
Aufstieg: In Lenggries geht es zunächst Richtung<br />
Kalvarienberg und auf der Nordseite querend zu einem<br />
See, wo in Kürze der Weg zum Geierstein links abzweigt.<br />
Am bewaldeten Rücken der Halsleiten höher, dann an<br />
einigen felsigen Stellen am Markeck vorbei zu einer tollen<br />
Kanzel auf 1280 Meter Höhe. Anschließend ziemlich steil<br />
aufwärts gegen den Geierstein, dessen Kreuz auf einem<br />
Vorsprung steht (P. 1482,7), während der höchste Punkt<br />
(1491 m) erst beim Weiterweg überschritten wird. Danach<br />
muss ein Zwischenabstieg in Kauf genommen werden,<br />
dessen Beginn ziemlich steil ist. Auf der Nordseite hinab zu einer<br />
Lichtung und zur Einmündung eines kürzeren Weges (Nr. 610) von<br />
Lenggries. Noch etwas absteigend an einem Felseck vorbei und<br />
zu einer breiten Forststraße (P. 1261). Dieser folgen wir ostwärts<br />
und biegen dann links ab, um im Gegenanstieg den Fockenstein<br />
anzusteuern. Man tritt auf einen Wiesenstreifen hinaus, passiert<br />
eine Abzweigung zur Aueralm (Abkürzung via Neuhütteneck), gelangt<br />
auf eine Art Rücken und damit an den Gipfelaufbau heran.<br />
Zwischen einigen Felsen hindurch erklimmen wir schließlich den<br />
Gipfel des Fockenstein (1562 m).<br />
Abstieg: Anfangs steil über einige Schrofen gen Osten und<br />
anschließend am lang gestreckten, bewaldeten Kammausläufer<br />
bis zu einer Almstraße, die in Kürze zur bewirtschafteten<br />
Aueralm (1269 m) führt. Nach der Einkehr wendet man sich mit<br />
Nr. 603 in den Buchetskogelgraben. Nach einigen Windungen<br />
zu einer Forststraße, die parallel zum Steinbach – mal rechts,<br />
mal links davon – weit talauswärts zieht. Man kommt zu den Anwesen<br />
von Untermberg und später zum Ortsteil Steinbach. Von<br />
dort auf Spazierwegen zurück ins Zentrum von Lenggries.<br />
Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Kitzbüheler Alpen Schatzberg (1898 m)<br />
Aufstieg: Von Alpbach zur Siedlung Rossmoos hinauf.<br />
Beim letzten Gebäude auf der linken Seite verlässt man<br />
die Straße und steigt über einen freien Hang auf, hält<br />
sich ein wenig links, geht weiter oben durch eine<br />
schmale Waldlichtung nach Osten hinauf und auf dem<br />
Sommerweg nach links in den Wald hinein. Weiter oben<br />
dreht die Route nach rechts, quert die Lichtung nochmals<br />
und bringt uns wieder in den Wald hinein.<br />
Im Wald ein paar Mal den Fahrweg queren, zur Pechalm<br />
weiter und zur Wurmeggalm hinauf. Dann über Almwiesen<br />
am breiten Höhenrücken hinauf, immer nach Osten,<br />
zum Schluss in etwas engerem Gelände und ein wenig<br />
steil, bis zum breiten Gipfel.<br />
Abfahrt: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute.<br />
Wer mit dem Gelände vertraut ist, kann auf etlichen Varianten<br />
abfahren.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Ost<br />
Foto: Siegfried Garnweidner Panorama: peakfinder.org<br />
Sanfte Hänge zeichnen den Gipfel des Schatzberg aus; Blick vom Großen Galtenberg aus<br />
TIPP<br />
Vette Feltrine (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Vette Grandi (2130 m)<br />
Aufstieg: Der recht lange Aufstieg beginnt am Passo<br />
Croce d’Aune. Nach knapp einer Viertelstunde (Schilder)<br />
verlässt man die Straße nach links und folgt der alten<br />
Mulattiera, die zügig an Höhe gewinnt, allerdings kaum<br />
Aussicht bietet. Bei Sorafontana gibt’s kurz einen Blick auf<br />
die Ausläufer der Vette Feltrine, gut eine halbe Gehstunde<br />
später zeigen sich dann die Südabstürze des Massivs,<br />
über denen – ganz typisch für die Vette Feltrine – grasige,<br />
abgerundete Gipfelbuckel aufragen.<br />
Am Westhang des Masieron (1837 m) stößt der Fußweg<br />
auf die Sandstraße, deren nächste, weit nach Westen<br />
ausholende Schleife man abkürzen kann. Der etwas<br />
holperige Fahrweg tangiert kurz den Grat; dabei bietet sich<br />
ein packender Blick in den wie vermauert erscheinenden<br />
Talschluss des Valle di Lamén.<br />
Noch ein paar Kehren, dann ist das Rifugio Dal Piaz<br />
(1975 m) erreicht. Gleich dahinter bildet der Passo delle<br />
Vette Grandi (1994 m) den Zugang zur Busa delle Vette,<br />
eine jener für die Vette Feltrine so typischen, grünen und<br />
nach Süden gewandten und vom Eis geformten Karmulden.<br />
Einen guten Blick auf die Busa delle Vette genießt<br />
man vom Weg zum Gipfel der Vette Grandi (2130 m). Vorsicht: Die<br />
Spur leitet wiederholt an die ostseitigen Abbrüche heran.<br />
Abstieg: Auf dem Anstiegsweg, alternativ auch auf der in weiten<br />
Schleifen verlaufenden Sandstraße (Zeitaufwand dann plus<br />
¾ Std.).<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Im Anstieg vom Croce d’Aune<br />
zum Rifugio Dal Piaz<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Vette Feltrine (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Sentiero Covoli (Monte Pafagai, 1047 m)<br />
7<br />
Urzeitstationen im Valle di Lamén<br />
Der Talschluss des Valle di Lamén wirkt wie vermauert, und auch seine Ostflanke ist von mächtigen<br />
Felswänden durchzogen. Im Schutz überhängender Mauern siedelten hier bereits in der Vorzeit<br />
Menschen, später dürften sie als Fluchtplätze bei Kriegsgefahr gedient haben.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 24<br />
550 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Lamén (586 m)<br />
Ausgangspunkt: Kleiner Parkplatz im Valle di Lamén,<br />
6 km von Pedavena<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung Feltre<br />
– Lamén<br />
Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst, im Sommer sehr<br />
schweißtreibend<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 023<br />
»Alpi Feltrine«<br />
Informationen: Tourismusbüro Feltre, Piazza Trento-Trieste 9,<br />
I-32032 Feltre, Tel. 00 39/04 39/25 40, feltre@infodolomiti.it<br />
Einkehr: Agriturismo Valle di Lamén (728 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Runde zu<br />
den Ur- und Frühzeitstationen an der Ostfl anke des Valle di Lamén.<br />
Teilweise schmale, da und dort auch ausgesetzte Wege, eine<br />
Rinne mit Drahtseilsicherungen. Vom Monte Pafagai hübsche<br />
Aussicht auf das Piavetal. Im Frühling artenreiche Flora; Achtung<br />
Schlangen!<br />
TIPP<br />
Cimónega-Gruppe (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Troi dei Caserin (Col dei Bechi, 1960 m)<br />
8<br />
Drei-Sterne-Tour über dem Valle di Canzoi<br />
Zwei große Gipfel dominieren das innerste Valle di Canzoi: der Sass de Mur (2547 m) und der Piz<br />
di Sagron (2486 m). Ihnen kommt man auf dieser Runde ziemlich nahe. Der gut markierte Troi dei<br />
Caserin, knapp über der Waldgrenze verlaufend, ist eine einzige grandiose Aussichtspromenade.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 24<br />
1500 Hm | 9 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
Talort: Soranzén (428 m), 9 km von Feltre<br />
Ausgangspunkt: Valle di Canzoi, Parkplatz (ca. 640 m)<br />
unterhalb des Stausees<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung Feltre<br />
– Soranzén<br />
Gehzeiten: Aufstieg zum Passo Alvis 3¼ Std., Troi dei<br />
Caserin 3 Std., Abstieg 2¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Herbst bis zum ersten Schnee. Im<br />
Frühsommer können abschüssige Altschneefelder gefähr-<br />
lich sein, im Hochsommer ist es oft sehr heiß.<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 023 »Alpi Feltrine«<br />
Informationen: Tourismusbüro Feltre, Piazza Trento-Trieste 9,<br />
I-32032 Feltre, Tel. 00 39/04 39/25 40, feltre@infodolomiti.it.<br />
Hütten: Rifugio Bruno Boz (1718 m), 20 Min. unterhalb des<br />
Passo Alvis, bew. 20. Juni bis 20. September; Tel. 00 39/04 39/<br />
6 44 48. Bivacco Feltre und Bivacco Bodo (1930 m), beide am<br />
Rand des Pian della Regina, stets zugänglich.<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Aufgrund ihrer Länge und der<br />
beachtlichen Höhenunterschiede verlangt die Runde – falls man<br />
sie in einem Tag machen will – eine tadellose Kondition. Alternativ<br />
mit Übernachtung im Rifugio Boz oder in den Bivacchi Feltre und<br />
Bodo. Am Troi dei Caserin ist absolute Trittsicherheit unerlässlich<br />
(schmale Bänder, abschüssige Grashänge).<br />
TIPP<br />
Pizzocco-Brendòl-Gruppe (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Piani Eterni (Malga Erera, 1708 m)<br />
9<br />
Ein verstecktes Paradies<br />
Die Piani Eterni, die »ewigen Ebenen«, liegen gut getarnt in einer endlos weiten Karmulde. Wer hier<br />
zu Fuß unterwegs ist, für den bekommt die Bezeichnung eterni eine ganz neue Bedeutung, mehr<br />
noch für jene Abenteurer, die das »ewig weite« Höhlensystem tief unter den Piani erkunden.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 24<br />
1300 Hm | 6½ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
Talort: Soranzén (428 m), 9 km von Feltre<br />
Ausgangspunkt: Valle di Canzoi, Parkplatz (ca. 640 m)<br />
unterhalb des Stausees<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung Feltre<br />
– Soranzén<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4 Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühsommer bis Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 023<br />
»Alpi Feltrine«<br />
Informationen: Tourismusbüro Feltre, Piazza Trento-Trieste 9,<br />
I-32032 Feltre, Tel. 00 39/04 39/25 40, feltre@infodolomiti.it.<br />
Einkehr: Im Sommer auf der Malga Erera (u. a. Käse aus eigener<br />
Produktion)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Große Wanderrunde in herrlicher<br />
Bergkulisse mit dem Überraschungserlebnis der Piani Eterni<br />
als Höhepunkt. Teilweise sehr steiler Aufstieg, der sich zudem<br />
mächtig zieht – gute Kondition deshalb unerlässlich. Er verläuft<br />
größtenteils im Waldschatten, was man im Hochsommer besonders<br />
zu schätzen weiß.
TIPP<br />
Vette Feltrine (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Sentiero Covoli (Monte Pafagai, 1047 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz am Colmeda-Bach zunächst auf<br />
einem Waldsträßchen gut 500 Meter weit bergan, bis rechts<br />
ein Schild zu den Covoli weist. Die Spur quert einen Bach,<br />
steigt dann steil an zum Fuß einer Felswand mit der ersten<br />
Urzeitsiedlung (Riparo Lamon 2, ca. 970 m). Der Weiterweg<br />
führt erst einmal bergab und talauswärts, bei einer Hütte<br />
(Hinweis) links erneut steil aufwärts zum Riparo Tomass (ca.<br />
930 m) unter gewaltigen Überhängen.<br />
Anschließend geht’s leicht bergab, stets am Felsfuß entlang,<br />
in einen Waldgraben. Hier über den Bach und auf schmalem<br />
Pfad in schönem Mischwald zur Mündung einer Felsrinne.<br />
Man durchsteigt sie mit Drahtseilhilfe; dann geht’s im<br />
Zickzack an einem Grasrücken weiter sehr steil aufwärts. Am<br />
Fuß einer mächtigen Felswand knickt er nach rechts ab zu<br />
den Ripari alti (ca. 1050 m).<br />
Hinter den Ripari alti quert das Weglein einen Graben und<br />
steigt dann an zu einem besonders schönen Ausguck (ca.<br />
1080 m) hoch über dem Tal (Rastplatz).<br />
Gut einzusehen ist auch der Weiterweg, der, allmählich<br />
etwas an Höhe verlierend, über Bänder und Grashänge<br />
hinüberleitet in die Senke im Rücken des Monte Pafagai<br />
Cimónega-Gruppe (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Troi dei Caserin (Col dei Bechi, 1960 m)<br />
Aufstieg: Auf der Asphaltstraße hinauf zur Mauer des<br />
(meist halbleeren) Lago della Stua (696 m), dann links,<br />
der Markierung 811 folgend, zunächst auf einem Fahrweg,<br />
dann auf gutem Pfad im Wald bergan. Unter einem<br />
Felsen mit dem wenig einladenden Namen Colle del Demonio<br />
(= Dämon) hindurch zur Casera Alvis (1578 m).<br />
Weiter in Kehren bergan, zuletzt über freie Hänge hinauf<br />
in den Passo Alvis (1880 m). Schöner Blick auf die Piani<br />
Eterni, auf den Sass de Mur und hinaus ins Piavetal.<br />
Westlich unterhalb des Jochs steht das Rifugio Boz.<br />
Troi dei Caserin: Nur wenige Meter vor der Höhe zweigt<br />
rechts eine deutliche, aber unmarkierte Spur ab. Sie<br />
läuft fl ach hinüber in den nahen Pass de Mura (1867<br />
m). Der Troi dei Caserin führt, erst die Höhe haltend,<br />
dann leicht absteigend, in die steilen Grashänge unter<br />
dem Sass de Mur. Ein luftiges Band leitet in eine steinige<br />
Rinne; Drahtseile helfen über eine Felszone hinweg.<br />
Ein ausgesetztes Band, das sanft bergab führt, verlangt<br />
konzentriertes Gehen. Schließlich ist der tiefste<br />
Punkt der Querung erreicht (ca. 1770 m); an einem<br />
breiten Grasrücken steigt der Troi dei Caserin in Kehren<br />
(1047 m). Kurz bergan zur Gipfelwiese mit großem Kreuz.<br />
Abstieg: Der Abstieg leitet zurück in den Wald, bietet wenig Ausblicke<br />
und mündet schließlich in einen Fahrweg. Hier rechts (kein Hinweis!)<br />
und in einer großen Schleife hinunter zur Talstraße, auf die<br />
man in der Nähe des Agriturismo stößt. Auf ihr zurück zum Parkplatz.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Unter diesen Felsen im Valle di Lamén hausten<br />
schon in urgeschichtlicher Zeit Menschen.<br />
an und quert dann hinaus zum Col dei Bechi (1960 m), wo der<br />
Blick auf den wilden Felskessel unter dem Piz di Sagron frei<br />
wird – wow! Am Rand des Pian della Regina stehen die Biwaks<br />
Feltre und Bodo.<br />
Abstieg: Durch die nordseitige Karmulde abwärts, dann links<br />
in den Pian del Re. Unter dem Col del Mul zweigt der Weg zu<br />
den Bivacchi ab; rechts geht’s in felsigem Gelände hinunter zur<br />
Casera Cimónega (1637 m). Weiter auf gut angelegtem, an einigen<br />
Stellen etwas ausgesetztem Steig ins Valle di Canzoi und<br />
am Westufer des Stausees entlang zurück zum Ausgangspunkt.<br />
Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
Beim Abstieg an der Casera Cimónega<br />
Foto: Manfred Kostner Foto: Eugen E. Hüsler<br />
TIPP<br />
Pizzocco-Brendòl-Gruppe (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Piani Eterni (Malga Erera, 1708 m)<br />
Aufstieg: Die Wanderung beginnt auf Asphalt, führt vorbei<br />
an der Bar »Ai 4 Pass« hinauf zur Mauer des Stua-<br />
Stausees (696 m). An seinem Westufer geht’s fl ach taleinwärts,<br />
dann über den Bach und im Wald mit der Markierung<br />
802 bergan, immer am Hang entlang bis zu einer ersten<br />
Kehre. Sie leitet den steilsten Wegabschnitt ein; der<br />
Fahrweg ist in einigen Abschnitten zementiert, was Wanderer<br />
durchaus als angenehm empfi nden. Aussicht gibt’s<br />
noch keine, das ändert sich aber bald nach der Abzweigung<br />
des direkten Weges (ca. 1430 m) durch den Graben<br />
Porzil (Hinweisschild). Die Steigung nimmt allmählich ab,<br />
dafür zeigen sich über dem innersten Canzoi-Tal stattliche<br />
Dolomitgipfel: der Sass de Mur (2547 m) und rechts – etwas<br />
weiter zurück – Piz de Mez und Piz di Sagron. Schließlich<br />
knickt die breite Spur nach links ab; man betritt das<br />
licht bewaldete, idyllische Almrevier um die verfallene<br />
Casera Pinea (1636 m) mit ihren Gräben, Dolinen und<br />
Felsbuckeln. In eher gemütlichem Anstieg gewinnt der<br />
Fahrweg schließlich den Scheitelpunkt der Route, eine<br />
kleine Scharte (ca. 1760 m) unter dem Monte Covolada.<br />
Unmittelbar dahinter öffnen sich unvermittelt die Piani<br />
Eterni, nicht endlos oder ewig (eterna), aber doch riesig, nach<br />
Norden hin von einer bis in Kammhöhe begrünten Bergkette begrenzt,<br />
im Osten ein Meer von Latschen, über denen fl ache Felsrücken<br />
stehen. Am Nordrand des Plateaus liegt die Malga Erera<br />
(1708 m).<br />
Abstieg: Der Rückweg führt zunächst fl ach zur Casera Brendòl<br />
(1686 m), dann vorbei an einem zur langen Frontseite hin offenen<br />
Viehstadel und schließlich kurz bergan. Man verlässt die<br />
weite Schüssel der Piani Eterni über einen Wiesenrücken. Der Abstieg<br />
ist dann durch den schmalen Graben von Porzil vorgezeichnet,<br />
die markierte Spur mündet schließlich in den Abstiegsweg.<br />
Auf ihm hinunter ins Tal und zurück zum Parkplatz.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Blick auf die Piani Eterni;<br />
rechts der Bildmitte die Malga Erera<br />
Foto: Eugen E. Hüsler
TIPP<br />
Pizzocco-Brendòl-Gruppe (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Pizzocco (2186 m)<br />
10<br />
Was für ein Felszahn!<br />
Dank seiner Randlage im Süden der Belluneser <strong>Dolomiten</strong> bietet der Pizzocco ein fantastisches Panorama,<br />
das von der Brenta bis zum Triglav reicht. Am nördlichen Horizont stehen die <strong>Dolomiten</strong>gipfel<br />
dicht an dicht, ein stimmungsvoller Kontrast zur grenzenlosen Weite des Adriatischen Meers im Süden.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 24<br />
1260 Hm | 6½ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
evtl. Teleskopstöcke<br />
Talort: San Gregorio nelle Alpi (528 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz (ca. 930 m);<br />
Anfahrt von San Gregorio nelle Alpi via Roncoi<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Belluno nach<br />
San Gregorio nelle Alpi<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4 Std., Abstieg 2½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühsommer und Herbst,<br />
im Hochsommer sehr heiß, deshalb ganz früh losgehen!<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 023<br />
»Alpi Feltrine«<br />
Informationen: Tourismusbüro Feltre, Piazza Trento-Trieste 9,<br />
I-32032 Feltre, Tel. 00 39/04 39/25 40, feltre@infodolomiti.it.<br />
Hütte: Rifugio Ere (1297 m), bew. Mitte Juni bis Mitte<br />
September; Tel. 00 39/04 37/80 00 00, www.caiveneto.it<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Gipfeltour mit markiertem<br />
Anstieg, der abschnittweise in leichtes Felsgelände führt. Trittsicherheit<br />
ist unerlässlich, ebenso eine ordentliche Kondition. Der<br />
Weg verläuft über die Südfl anke des Berges, ist also sehr sonnig<br />
(ausreichend Getränke mitnehmen!).<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Pleisenspitze (2569 m)<br />
11<br />
Prachtvolle Skihänge über gemütlicher Einkehr<br />
Hat man den langen Anmarsch zur Hütte über schmale Waldwege<br />
erst mal hinter sich gebracht, gelangt man in wunderschönes<br />
Skigelände umgeben von den wilden Gipfelzacken des Karwendels.<br />
Vom Gipfel bietet sich ein fantastischer Blick ins Wetterstein und<br />
auf die Mieminger Kette.<br />
1700 Hm | 4½ Std.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 86<br />
normale<br />
Skitourenausrüstung<br />
Talort: Scharnitz (964 m)<br />
Ausgangspunkt: Gasthof Wiesenhof (1020 m),<br />
etwa 2 km taleinwärts im Hinterautal gelegen, oder großer<br />
Karwendelparkplatz in Scharnitz (6 Euro Gebühr)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München stündlich<br />
Züge nach Scharnitz; frühester Zug um 8:33 Uhr in Scharnitz;<br />
Rückfahrt nur alle 2 Std.<br />
Gehzeiten: 2 Std. bis zur Hütte, 2 bis 2½ Std. zum Gipfel<br />
Beste Jahreszeit: Januar bis Anfang April, je nach Schneelage<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 26 »Karwendelgebirge« oder<br />
AV-Karte 1:25 000, BY10 »Karwendelgebirge Nordwest«<br />
Führer: »Skitourenführer Karwendel-Rofan-Wetterstein«, Panico<br />
Informationen: Tourismusbüro Scharnitz, Innsbruckerstraße<br />
282, A-6108 Scharnitz, Tel. 00 43/(0)5 08 80 40,<br />
info.scharnitz@seefeld.com<br />
Einkehr: Pleisenhütte (1757 m), im Winter an den Wochenenden<br />
geöffnet; Gasthof Wiesenhof am Ausgangspunkt<br />
(Parkticket wird als Verzehrgutschein angerechnet)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Beliebter, nicht allzu schwieriger<br />
aber langer Skitourenklassiker, der sehr viel begangen<br />
und fast immer gespurt ist.<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Larchetkarspitze (2541 m)<br />
12<br />
Einsamer Nachbar der Pleisenspitze<br />
Die Skitour auf die Larchetkarspitze ist sicherlich die einsamere<br />
Alternative von der Pleisenhütte aus, allerdings auch die anspruchsvollere.<br />
Der Anstieg durch das steile Mitterkar und die Felsen zuletzt<br />
am Gipfel erfordern gute Spitzkehrentechnik und Trittsicherheit.<br />
1700 Hm | 5 Std.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 12/2014 – Seite 86<br />
normale Skitourenausrüstung,<br />
evtl. Pickel und<br />
Steigeisen<br />
Talort: Scharnitz (964 m)<br />
Ausgangspunkt: Gasthof Wiesenhof (1020 m), etwa<br />
2 km taleinwärts im Hinterautal gelegen, oder großer Karwendelparkplatz<br />
in Scharnitz (6 Euro Gebühr)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Von München stündlich<br />
Züge nach Scharnitz; frühester Zug um 8:33 Uhr in Scharnitz;<br />
Rückfahrt nur alle 2 Std.<br />
Gehzeiten: 2 Std. bis zur Hütte, 2½ bis 3 Std. zum Gipfel<br />
Beste Jahreszeit: Januar bis Anfang April, je nach Schneelage<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Nr. 26 »Karwendelgebirge« oder<br />
AV-Karte 1:25 000, BY10 »Karwendelgebirge Nordwest«<br />
Führer: »Skitourenführer Karwendel-Rofan-Wetterstein«, Panico<br />
Informationen: Tourismusbüro Scharnitz, Innsbruckerstraße<br />
282, A-6108 Scharnitz, Tel. 00 43/(0)5 08 80 40,<br />
info.scharnitz@seefeld.com<br />
Einkehr: Pleisenhütte (1757 m), im Winter an den Wochenenden<br />
geöffnet; Gasthof Wiesenhof am Ausgangspunkt<br />
(Parkticket wird als Verzehrgutschein angerechnet)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Tolle Skitour in teils ausgesetztem<br />
und bis zu 40 Grad steilem Gelände; beim Gipfelanstieg<br />
teilweise mit Drahtseilen versicherte Felsen (III–) .
TIPP<br />
Pizzocco-Brendòl-Gruppe (Belluneser <strong>Dolomiten</strong>) Pizzocco (2186 m)<br />
Aufstieg: Er beginnt angenehm schattig, dazu auf<br />
einem guten Weg (Mark. 851). Aussicht gibt’s zunächst<br />
kaum; erst im Tälchen des Brentaz-Bachs zeigen sich die<br />
Felszacken um die Forcella Intrigos, hat man erste Tiefblicke<br />
ins Val Belluna. Links gehen zwei Wege zum Bivacco<br />
Palia (1577 m) ab; in steilem Zickzack gewinnt man den<br />
Einschnitt der Forcella Intrigos (1757 m), wo sich ein<br />
faszinierender Blick in die senkrechte Nordostwand des<br />
Pizzocco auftut.<br />
Aus der Scharte in eine mäßig steile Rinne, dann über<br />
Bänder und Schrofen hinauf zu einem Wiesensattel<br />
und anschließend fl ach hinüber zur Einmündung des<br />
Anstiegs vom Rifugio Ere. Packender Tiefblick auf den<br />
Piave-Durchbruch. Nun rechts um den Felszahn des<br />
Pizzocchetto herum auf ein luftiges Band und im Zickzack<br />
über den schrofi gen, teilweise mit Latschen bewachsenen<br />
Südosthang zum Vorgipfel (Kreuz). Zuletzt über eine kleine<br />
Scharte zum höchsten Punkt.<br />
Abstieg: Auf dem Anstiegsweg zurück bis zur Abzweigung<br />
zur Forcella Intrigos. Hier links über einen Wiesenhang<br />
abwärts zu einer weiteren Weggabelung: links zum Bivacco<br />
Palia, rechts nach längerer Hangquerung über ein paar weite<br />
Schleifen – zuletzt im Wald – hinab zum Rifugio Ere (1297 m), das<br />
eine Straßenzufahrt hat. Deren Kehren lassen sich auf dem markierten<br />
Fußweg abkürzen. Er leitet zurück zum Parkplatz oberhalb<br />
von Roncoi.<br />
Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
In der Forcella Intrigos, mit Blick in die<br />
Nordostwand des Pizzocco<br />
Foto: Manfred Kostner<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Pleisenspitze (2569 m)<br />
Aufstieg: Ausgangspunkt ist der seit einigen Jahren<br />
geöffnete Parkplatz am Gasthof Wiesenhof (5 Euro, Kleingeld<br />
bereithalten), der an schönen Tagen aber überfüllt<br />
ist. Dann bleiben nur die Rückfahrt zum großen Karwendelparkplatz<br />
(6 Euro) und 20 Minuten ebener Fußmarsch<br />
zum Beginn des Anstiegs.<br />
Hüttenzustieg: Man zweigt nach links (Schilder: Pleisenhütte)<br />
in den Wald auf einen Forstweg ab, der bis zu<br />
einer Jagdhütte oft vereist ist. Nun in einigen Serpentinen<br />
und zunehmend steiler aufwärts. Wer dem Sommerweg<br />
(und den Spuren) folgt, kann im Aufstieg einige Kehren<br />
abkürzen. Die Querung auf etwa 1650 Meter Höhe hinüber<br />
zur Pleisenhütte ist bei Neuschnee nicht ungefährlich:<br />
Im Frühjahr türmen sich hier die Lawinen vom Vorderen<br />
Pleisengrat zu mannshohen Kegeln auf.<br />
Gipfelaufstieg: Von der Hütte in nordöstlicher Richtung<br />
über den zunächst noch fl achen Auslauf des Vorderkars<br />
gegen die Pleisenspitze. Bei wenig Schnee kann der nun<br />
folgende Latschengürtel hinauf zum Pleisengrat recht<br />
mühsam sein. Je nach Lawinengefahr steigt man so früh<br />
wie möglich zum meist abgeblasenen Grat, oder nimmt<br />
den weiten, von der Hütte sichtbaren Traumhang unter die Felle.<br />
Schon von weitem sieht man die Frühaufsteher oben am Grat<br />
vorankommen, das Kreuz scheint greifbar nah, doch die Perspektive<br />
täuscht. Bei guter Schneelage erreicht man den Gipfel relativ<br />
problemlos mit Ski, ansonsten Skidepot knapp unterhalb des<br />
felsigen Aufbaus.<br />
Abfahrt: wie Aufstieg. Wer lawinenkundig ist, kann bei guten Verhältnissen<br />
auch weiter oben Richtung Vorderkar abbiegen, anstatt<br />
dem Hinteren Pleisengrat hinab zu folgen. Auch der hält aber eine<br />
lohnende Abfahrt bereit. Die engen Waldwege unterhalb der Hütte<br />
erfordern nochmals eine gewisse Skitechnik, für die man noch ein<br />
paar Körnchen Kraft aufheben sollte. Für die Könner und Konditionsbolzen<br />
ermöglicht eine Lücke im Hinteren Pleisengrat auf etwa<br />
2350 Metern die Abfahrt ins Mitterkar und zur Larchetkarspitze.<br />
Die Einfahrt ist jedoch sehr steil und gelegentlich überwächtet.<br />
Thomas Ebert<br />
Am Gipfel der Pleisenspitze; im Hintergrund<br />
Zugspitzmassiv und Hohe Munde (links)<br />
Foto: Thomas Ebert<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Larchetkarspitze (2541 m)<br />
Aufstieg: Ausgangspunkt ist der seit einigen Jahren geöffnete<br />
Parkplatz am Gasthof Wiesenhof (5 Euro, Kleingeld<br />
bereithalten), der an schönen Tagen aber überfüllt ist. Dann<br />
bleiben nur die Rückfahrt zum großen Karwendelparkplatz<br />
(6 Euro) und 20 Minuten ebener Fußmarsch zum Beginn<br />
des Anstiegs.<br />
Hüttenzustieg: Man zweigt nach links (Schilder: Pleisenhütte)<br />
in den Wald auf einen Forstweg ab, der bis zu<br />
einer Jagdhütte oft vereist ist. Nun in einigen Serpentinen<br />
und zunehmend steiler aufwärts. Wer dem Sommerweg<br />
(und den Spuren) folgt, kann im Aufstieg einige Kehren<br />
abkürzen. Die Querung auf etwa 1650 Meter Höhe<br />
hinüber zur Pleisenhütte ist bei Neuschnee nicht ungefährlich:<br />
Im Frühjahr türmen sich hier die Lawinen vom<br />
Vorderen Pleisengrat zu mannshohen Kegeln auf.<br />
Gipfelaufstieg: Von der Pleisenhütte folgt man noch<br />
einige Minuten, etwa bis zur Vorderkarhöhle, den Spuren<br />
(und Massen) zur Pleisenspitze, biegt dann aber nach<br />
rechts ab und quert unter den Ausläufern des Hinteren<br />
Pleisengrats ins Mitterkar hinein und auch einige Höhenmeter<br />
hinab, die aber als Fellabfahrt absolviert werden.<br />
Hier zeigt sich die Larchetkarspitze als markante Felszinne am<br />
rechten oberen Rand des Mitterkars. Erst beim Aufstieg durch das<br />
nach oben bis zu 40 Grad steile Kar wird der Durchschlupf in die<br />
Scharte östlich des Gipfels sichtbar. In vielen Spitzkehren durch<br />
die enge Rinne hinauf in die Scharte zwischen Mitter- und Hinterkar,<br />
spätestens hier Skidepot. Den Gipfel erreicht man über einen<br />
steilen, nur teilweise mit Drahtseilen versicherten Felsanstieg<br />
(III-), der zwar meistens schneefrei, aber in Skistiefeln dennoch<br />
verzwickt sein kann und einiges an Trittsicherheit erfordert. Dafür<br />
belohnt die Felszinne mit einer fantastischen Aussicht auf die<br />
Gipfel und Kare des Karwendels.<br />
Abfahrt: wie Aufstieg.<br />
Thomas Ebert<br />
Blick von der Pleisen- zur Larchetkarspitze,<br />
gut sichtbar die Scharte mit dem Skidepot.<br />
Foto: Thomas Ebert
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ab 9 Uhr, an Wochenenden sogar den ganzen<br />
Tag über, was natürlich bei längeren Touren<br />
von großem Vorteil ist.<br />
Benutzt werden dürfen die DB-Regionalzüge,<br />
die S-Bahnen des Münchner Verkehrsverbund<br />
(MVV) sowie die meisten Regionalbahnen,<br />
wie z. B. die Bayerische Oberland<br />
Bahn (BOB) und (obgleich in Österreich<br />
gelegen) die Außerfernbahn. Außerdem gilt<br />
das Bayern-Ticket auch in den Linienbussen<br />
des Oberbayernbus’ (RVO).<br />
Den spannenden Schmöker in der<br />
einen, die dampfende Thermoskanne<br />
in der anderen Hand,<br />
und am Zugfenster saust eine<br />
weiße Winterlandschaft vorbei:<br />
Entspannter kann man nicht zu einer<br />
Schneetour in den südbayerischen Bergen<br />
anreisen. Eine Bahnfahrt durchs tief verschneite<br />
Voralpenland ist an sich schon<br />
ein tolles Erlebnis, spätestens aber wenn<br />
beispielsweise auf dem Weg nach Oberstdorf<br />
kurz vor Immenstadt der markante<br />
Grünten und hinter Sonthofen die weiß<br />
überzuckerte Hörnerkette auftauchen,<br />
fängt es in den Wanderschuhen an zu<br />
kribbeln. Warum also bis zur Endstation<br />
sitzen bleiben und nicht gleich an einem<br />
hübschen, an der Strecke liegenden Bahnhof<br />
die erste Wintertour beginnen?<br />
Winterwandern von A nach B<br />
Züge haben nicht nur in Sachen Anreisekomfort<br />
die Nase vorn. Auch was eine<br />
unkonventionelle Tourenplanung angeht,<br />
schlagen Bahnhöfe Wanderparkplätze um<br />
Längen, ermöglicht die Anreise mit Bahn<br />
und Bus doch spannende Streckentouren<br />
mit unterschiedlichem Ausgangs- und<br />
Endpunkt.<br />
Ein besonders schönes Beispiel ist die Winterwanderung<br />
von Fischen im Allgäu nach<br />
Oberstdorf. Auf dem Weg entlang der Iller<br />
kommt man an einem ganz besonderen<br />
Ort vorbei. Dort, wo sich die drei Gebirgsflüsse<br />
Breitach, Stillach und Trettach vereinen,<br />
markieren drei Bronze-Grazien den<br />
Ursprung der Iller. Egal, ob man das keltische<br />
Wort ilara für »eilig« oder das lateinische<br />
hilaris, das mit »heiter/freundlich«<br />
übersetzt werden kann, zur Deutung heranzieht<br />
– irgendwie passt beides, wenn<br />
man bei schönem Winterwetter auf den<br />
quirligen Fluss blickt.<br />
Weitaus gemächlicher als die Iller fließt<br />
hingegen die Loisach durch die winterliche<br />
Moorlandschaft. Das einzigartige<br />
Biotop am Fuße der Benediktenwand hat<br />
eine ebenfalls nahezu ebene Alpenrand-<br />
Bahntour zu bieten. Wer von der Haltestelle<br />
Benediktbeuern zum Bahnhof Kochel<br />
unterwegs ist, dem bieten sich selbst in<br />
einem schneelosen Winter weiße Aussichten.<br />
Schließlich geht es direkt auf die über<br />
dem Kochelsee aufragende Herzogstand-<br />
Nordseite zu.<br />
Auch vom Füssener Kalvarienberg aus<br />
blickt man auf eine beeindruckende Bergflanke.<br />
Kurz darauf stehlen auf der genauso<br />
großartigen wie unbekannten Winterwanderung<br />
nach Hohenschwangau die<br />
glitzernden Eiskristalle des oft gefrorenen<br />
Schwansees dem Säuling aber die Show.<br />
Zwei weitere Highlights in Sachen »Bahn-<br />
Ausflüge von A nach B« führen zu sagenhaften<br />
Panoramen. Sowohl auf dem Winterwanderweg<br />
von Unterammergau über<br />
die Romanshöhe nach Oberammergau,<br />
als auch auf der ausgedehnten Tour von<br />
der Zughaltestelle Klais über die Buckelwiesen<br />
kommt man bei winterlich klarer<br />
Fernsicht aus dem Schauen nicht mehr<br />
heraus. Allen voran sind die eisigen Nordwände<br />
der Karwendelberge auf dem Weg<br />
nach Mittenwald echte Eye-Catcher. Aber<br />
Vorsicht. Selbst beim schönsten Weitblick<br />
muss man nach Neuschnee-Nächten – je<br />
nach Wegbeschaffenheit – auch auf seine<br />
62 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
INFO<br />
Der Weg zur besten<br />
Verbindung<br />
Um die schnellste Reisemöglichkeit zu fi n-<br />
den, gibt man auf www.bahn.de am besten<br />
bereits ein paar Tage vor der Tour den gewünschten<br />
Abfahrts- und Zielort ein (wobei<br />
auch Bushaltestellen berücksichtigt werden).<br />
Die Internet-Recherche hat zudem den<br />
Vorteil, dass man über aktuelle Bauarbeiten<br />
und entsprechenden Schienenersatzverkehr<br />
(SEV) informiert wird.<br />
Die Verbindungen des Oberbayernbus’,<br />
der ebenfalls zur Deutschen Bahn gehört<br />
und einen wichtigen Beitrag ihrer Mobilitätskette<br />
darstellt, kann man auch unter<br />
www.rvo-bus.de recherchieren und die<br />
Fahrpläne als PDF-Datei herunterladen.<br />
Und um nach der Tour schnell zu wissen,<br />
wann der nächste Zug zurück fährt, lädt<br />
man sich am besten die kostenlose<br />
App »DB Navigator« auf das Smartphone.<br />
Rund um den Freibergsee,<br />
mit Blick auf die Oberstdorfer<br />
Skisprungschanze<br />
Tritte achten. Ein Thema, das uns noch einmal<br />
zurück zum Bahnhof Oberstdorf führt.<br />
Das A & O sind warme Füße.<br />
Egal, ob man von dort aus zur uralten Höhensiedlung<br />
Gerstruben startet oder die<br />
wunderschöne Rundtour zum Freibergsee<br />
angeht – alle offiziellen Winterwanderwege<br />
am Fuße des Nebelhorns werden<br />
so vorbildlich geräumt, dass man rund<br />
um den Oberstdorfer Talkessel auch mit<br />
festen Wanderschuhen gut auskommt.<br />
Anders schaut es freilich bei winterlichen<br />
Bergtouren aus. Wer beispielsweise nach<br />
Neuschnee gleich in der Früh vom Kesselbergsattel<br />
auf den Jochberg oder von<br />
Mittenwald auf die Ederkanzel steigt, legt<br />
vielleicht die erste Spur an. Dann sind guter<br />
Orientierungssinn und wirklich dichte<br />
und warme Schuhe angesagt. In den letzten<br />
Jahren haben die meisten Hersteller<br />
Winterwanderstiefel auf den Markt gebracht,<br />
die meist durch einen Filz-Innenschuh<br />
extremen Wärmekomfort bieten.<br />
Wenn man dazu dicke Socken trägt, sind<br />
kalte Füße kein Thema mehr; zusätzlich<br />
sind kniehohe Gamaschen und Tele-<br />
Eine nahezu ebene Wanderung führt durch das Murnauer Moor.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 63
TOUREN<br />
Winter-Aktivitäten im Voralpenland<br />
Für Bahnfahrer kein Problem: Die vorgestellten Winterwandertouren<br />
haben teilweise unterschiedliche Ausgangs- und Endpunkte.<br />
Beim Wandern auf der<br />
Ilkahöhe; im Hintergrund<br />
der Starnberger See<br />
Mit dem Zug ins Allgäu<br />
1 Über den Iller-Ursprung<br />
nach Oberstdorf<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
60 Hm 0 Hm<br />
Charakter: Flache Uferwanderung<br />
auf zumeist breiten Wegen mit<br />
teils beeindruckender Bergsicht.<br />
Ausgangspunkt: Bf. Fischen<br />
Endpunkt: Bf. Oberstdorf<br />
Route: Bf. Fischen – Iller – Iller-<br />
Ursprung – Bf. Oberstdorf<br />
2 Entlang der Trettach nach<br />
Gerstruben<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
330 Hm 330 Hm<br />
Charakter: Zunächst auf schönem<br />
Fußweg entlang der Trettach.<br />
Der anschließende Aufstieg nach Gerstruben<br />
verläuft zwar im Wald über<br />
eine Teerstraße, wird zuletzt aber mit<br />
grandioser Aussicht belohnt.<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bf.<br />
Oberstdorf<br />
Route: Bf. Oberstdorf – Dietersberg<br />
– Gerstruben – Dietersberg –<br />
Moorbad –<br />
Bf. Oberstdorf<br />
3 Rundwanderung zum<br />
Freibergsee<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
130 Hm 130 Hm<br />
Charakter: Die Tour verläuft je<br />
etwa zur Hälfte durch Wald und freie<br />
Wiesen bzw. Wiesenhänge.<br />
Der beschriebene Rundweg wird<br />
immer geräumt.<br />
Ausgangs- und Endpunkt:<br />
Bf. Oberstdorf<br />
Route: Bf. Oberstdorf – Gasthaus<br />
Bergkristall – Freibergsee –<br />
Bf. Oberstdorf<br />
4 Über den Schwansee nach<br />
Hohenschwangau<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
150 Hm 100 Hm<br />
Charakter: Sehr abwechslungsreiche<br />
Winterwandertour auf meist breiteren<br />
Wegen mit spektakulären Ausblicken<br />
auf See und Gebirge.<br />
Abschnittweise ist Trittsicherheit<br />
erforderlich.<br />
Ausgangspunk: Bf. Füssen<br />
Endpunkt: Bushaltestelle Hohenschwangau<br />
Route: Bf. Füssen – Kalvarienberg<br />
– Schwansee – Schloss Hohenschwangau<br />
– Bushaltestelle Hohenschwangau<br />
5 Rundtour durchs<br />
Murnauer Moor<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
80 Hm 20 Hm<br />
Charakter: Sehr abwechslungsreiche<br />
und nahezu ebene Wanderung auf<br />
guten Wegen. Tolle Aussicht auf die<br />
Bayerischen Voralpen<br />
Ausgangspunkt: Bf. Grafenaschau<br />
Endpunkt: Bf.Murnau<br />
Route: Bf. Grafenaschau – Lange<br />
Filze – Murnauer Moor – Ramsach-<br />
Kapelle – Bf. Murnau<br />
6 Über die Romanshöhe nach<br />
Oberammergau<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
150 Hm 130 Hm<br />
Charakter: Sonnige Winterwanderung<br />
mit Traumblicken auf das<br />
Ammertal und die umliegenden<br />
Berge. Nur geringe Steigungen<br />
Ausgangspunkt: Bf. Unterammergau<br />
Endpunkt: Bf. Oberammergau<br />
Route: Bf. Unterammergau –<br />
Romanshöhe – Bf.<br />
Oberammergau<br />
7 Über die Buckelwiesen nach<br />
Mittenwald<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
140 Hm 160 Hm<br />
Charakter: Ausgedehnte, abwechslungsreiche<br />
Winterwanderung mit<br />
Traumblicken auf Karwendel und Wettersteingebirge.<br />
Nur geringe Steigungen<br />
Ausgangspunkt: Bf. Klais<br />
Endpunkt: Bf. Mittenwald<br />
Route: Bf. Klais – Barmsee – Hochstraße<br />
– Schmalsee<br />
– Gröblalm – Bf.<br />
Mittenwald<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitt<br />
8 Durchs Laintal zur Ederkanzel<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
300 Hm 300 Hm<br />
Charakter: Landschaftlich äußerst<br />
abwechslungs- und an der Ederkanzel<br />
auch aussichtsreiche Rundwanderung<br />
mit moderaten Steigungen<br />
Ausgangs- und Endpunkt:<br />
Bf. Mittenwald<br />
Route: Bf. Mittenwald – Laintal – Lautersee<br />
– Ederkanzel – Bf. Mittenwald<br />
9 Rodeltour zur Denkalm<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
250 Hm 250 Hm<br />
Charakter: Zunächst fl acher, dann<br />
zunehmend steilerer Waldanstieg<br />
über Fahrstraße. Je nach Verhältnissen<br />
Abfahrtsvariante empfehlenswert.<br />
Ausgangs- und Endpunkt:<br />
Bf. Lenggries<br />
Route: Bf. Lenggries – Schwimmbad<br />
Isarwelle – Denkalm – (Waldsattel)<br />
– Schwimmbad Isarwelle – Bf.<br />
Lenggries<br />
10 Ski- oder Schneeschuhtour<br />
zum Stolzenberg<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
550 Hm 550 Hm<br />
Charakter: Vergleichsweise kurze<br />
Skitour durch schönen Winterwald<br />
und über eine freie Alm. Das Gipfelpanorama<br />
ist wegen der Bäume<br />
eingeschränkt. Ohne vorhandene<br />
Spur Orientierungsvermögen nötig<br />
Ausgangs- und Endpunkt: Bushaltestelle<br />
Spitzingsee Kirche<br />
Route: Bushaltestelle – Albert-Link-<br />
Hütte – Haushamer Alm – Stolzenberg<br />
– Haushamer Alm – Albert-Link-Hütte<br />
– Bushaltestelle<br />
64 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Wer lieber abfährt<br />
als absteigt, hat<br />
im Winter immer<br />
die Wahl zwischen<br />
Tourenski und<br />
Schlitten.<br />
skop-Wanderstöcke von Vorteil. Derart<br />
ausgerüstet macht es großen Spaß, durch<br />
frisch verschneite Bergwälder zu stapfen<br />
oder eine wilde Rodelfahrt mit wasserdichten<br />
Schuhsohlen zu steuern.<br />
Wer lieber abfährt als absteigt, muss in<br />
Unterammergau oder Lenggries aus dem<br />
Zug steigen. Während das kleine Dorf im<br />
Ammertal mit dem Pürschling einen absoluten<br />
»Rodel-Klassiker« zu bieten hat,<br />
den man am besten an Werktagen ansteuert,<br />
ist die vergleichsweise unbekannte<br />
und urige Denkalm über dem Isartal<br />
auch an Wochenenden zu empfehlen.<br />
Der alte, am Waldrand stehende Berggasthof<br />
hat noch einen weiteren Vorteil:<br />
Gestärkt durch einfache, aber sehr leckere<br />
bayerische Küche, bietet sich ein zusätzlicher<br />
Verdauungsspaziergang an, mit dem<br />
man die Schlittenpartie zur perfekten<br />
Rundtour verlängern kann.<br />
Mit der Bahn zur Schlittenbahn<br />
In schneearmen Wintern wie 2013/14 zieht<br />
man wahrscheinlich in der nächst höheren<br />
Etage seinen Schlitten Richtung Berg. Ein<br />
hochgelegener Rodel-Ausflug führt über<br />
den auch mit kleineren Kindern zu empfehlenden<br />
Fahrweg zur Oberen Firstalm,<br />
der am Spitzingsattel beginnt. Bahngleise<br />
sucht man dort oben natürlich vergebens,<br />
aber die ebenfalls von der deutschen Bahn<br />
betriebenen Oberbayern-Busse bringen<br />
Wintersportler von der Zughaltestelle Neuhaus<br />
am Schliersee zum 1129 Meter hoch<br />
gelegenen Ausgangspunkt hinauf.<br />
Abseits präparierter Wege<br />
Auch für leidenschaftliche Tiefschnee-<br />
Freaks hat das Spitzinggebiet gute Bahn&-<br />
Bus-Touren zu bieten. Unter ihnen ist die<br />
Skitour vom Spitzingsattel auf die Brecherspitze<br />
ein besonderes Schmankerl, das man<br />
mit der spannenden und wenig frequentierten<br />
Abfahrt nach Neuhaus würzen kann.<br />
Fast noch ruhiger geht es auf dem unspektakulären<br />
Stolzenberg südlich der Albert-Link-<br />
Hütte zu, der Schneeschuh- und Skitourengehern<br />
anstelle eines freien 360°-Panoramas<br />
romantischen Winterwald bietet.<br />
Das beste »Preisleistungsverhältnis« von<br />
Anreisezeit (1 Std.) zu Höhenmetern (1300<br />
m) liegt wiederum auf der Bahnlinie Richtung<br />
Garmisch-Partenkirchen. Allerdings<br />
ist die Skitour von Eschenlohe auf die Hohe<br />
Kiste echten Kennern bei absolut sicheren<br />
Verhältnissen vorbehalten.<br />
Gemütlichere Skibergsteiger bleiben im<br />
Zug sitzen und steigen in die Außerfernbahn<br />
um, in der das Bayern-Ticket (siehe<br />
Kasten) auch auf österreichischem Terrain<br />
gültig ist. Direkt am kleinen Bahnhof<br />
Lähn beginnt der Skitourenklassiker zum<br />
Großen Pfuitjoch, mit seinen weiten, freien<br />
Hängen. Wer eine kleine Skisafari aus<br />
dieser Unternehmung machen möchte,<br />
fährt vom Gipfel aus nur ein Stück wieder<br />
hinab, fellt wieder an und steigt in einer<br />
nicht enden wollenden, leicht ansteigenden<br />
Querung zur Upsspitze, – von wo aus<br />
man mit einem überwältigenden Blick<br />
auf die Zugspitze direkt zum Bahnhof Lermoos<br />
hinunter wedelt.<br />
◀<br />
TIPP<br />
Zum Weiterlesen<br />
Michael Pröttel<br />
»Die schönsten Winterausflüge mit<br />
dem Bayern-Ticket<br />
zwischen Allgäu und<br />
Chiemgau«<br />
144 S., 16,5 x 23,5<br />
cm, Klappenbroschur,<br />
J. Berg Verlag,<br />
München 2014,<br />
17,99 €<br />
Der handliche<br />
Tourenführer stellt<br />
alle Aktivitäten<br />
vor, die im Winter<br />
möglich sind: Wandern, Rodeln,<br />
Schneeschuhgehen, Langlaufen und Skitourengehen;<br />
viele Tipps zu Hütten, die im<br />
Winter geöffnet sind, und zum vielfältigen<br />
Kultur-, Kunst-, Schwimmbad-, Seilbahnund<br />
Rodelverleih-Angebot im Voralpenland<br />
erleichtern die Tourenplanung.<br />
An der Denkalm startet die Rodelstrecke<br />
Richtung Lenggries hinunter.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65
BERGBILDER<br />
Fotowettbewerb: Sommer in den Bergen<br />
Wasserspiele<br />
Im Juni hatten wir Sie um Ihre besten Bergbilder<br />
gebeten, die das Thema Wasser und Sommer kombinieren.<br />
Es kam eine wahre Flut an Einsendungen.<br />
Hier sind die fünf Gewinner unseres letzten Teils<br />
des Wettbewerbs. Von Heinz Zak (Texte)<br />
Heinz Zak:<br />
Bergfotograf,<br />
Extremkletterer<br />
und Autor<br />
Aus den 100 Einsendungen haben sich schnell<br />
fünf Motive herauskristallisiert. Schwierig wurde<br />
es für Chefredakteur Michael Ruhland und<br />
mich, die Platzierungen zu vergeben. Denn alle<br />
zeichnen sich durch einen klaren Bildaufbau<br />
und eine gute fotografi sche Umsetzung aus.<br />
Siegerbilder wirken eben auf Anhieb emotional<br />
– sie brauchen keine langen Erklärungen.<br />
Der Gewinner erhält einen Klettergurt »Triple«<br />
sowie zehn Expressschlingen. Als 2. Preis gibt es<br />
den Eispickel »Pro Star«, der 3. Preis ist ein Helm<br />
»Nimbus« – alle gestiftet von der Firma Stubai.<br />
Schaf-Models am Brunnenkogel, Ötztaler Alpen<br />
1<br />
PLATZ 1: Andrea Kuprian<br />
Ein Gruppenbild mit Menschen hätte man wahrscheinlich nicht besser arrangieren können. Die Schafe<br />
scheinen sich perfekt positioniert zu haben – nach dem Motto »stellt euch mal schön auf in einer Reihe und<br />
schaut in die Kamera«. Trotz der Spontaneität hat das Bild einen wunderbaren Bildaufbau: das linke Schaf<br />
im Vordergrund, die anderen fügen sich in einem schönen Bogen ins Bild. Der dreieckige Stein passt perfekt<br />
als weiteres Gestaltungsmittel dazu, und die Berge im Hintergrund stehen in einem harmonischen Verhältnis.<br />
66 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
2<br />
Einzigartig: der Rappensee, südlichster See Deutschlands<br />
PLATZ 2: Sebastian Steinhöfer<br />
Der Platz wirkt in der Sonnenuntergangsstimmung zauberhaft. Die<br />
kleinen Wolken bringen die nötige Würze und Gestaltung ins Bild.<br />
4<br />
PLATZ 3: Stefan Bender<br />
Ein einfaches Bild: Boot, Berg, See. Der Betrachter<br />
begreift die Bildaussage sofort und schaut gerne<br />
in dieses ruhige Bild. Die Größenverhältnisse sind<br />
harmonisch verteilt. Das Bild wirkt durch den schönen<br />
Farbkontrast zwischen dem orangefarbenen Boot, dem<br />
Grün und dem Blau der Umgebung.<br />
Stillleben in der norwegischen<br />
Hardangervidda<br />
3<br />
Schlangenlinie: Gebirgsbach am Schwarzsee im Passeiertal<br />
PLATZ 4: Walter Kuprian<br />
Das Hauptmotiv, die Hauswurz, ist gut in Szene gesezt und richtig<br />
scharf dargestellt. Die Unschärfe der Mäander im Hintergrund gibt<br />
dem Bild eine zusätzliche Tiefe und Stimmung. Bei dem schlechten<br />
Wetter kommen die Komplementärfarben Rot und Grün besonders<br />
zur Geltung.<br />
Tropisch grün: Rast am Schrainbach kurz vor dem Königssee<br />
PLATZ 5: Björn Groß<br />
Dieses gut komponierte Bild strahlt Ruhe aus: Der Mensch sitzt<br />
im Goldenen Schnitt, die Baumstämme schaffen eine Brücke zum<br />
Wasserfall. Die lange Belichtung zaubert aus dem kleinen Wasserfall<br />
einen wunderbaren Schleier. Die Aussage des Fotos ist ganz deutlich:<br />
Ruhe fi nden in der Natur.<br />
5
BERGMENSCHEN<br />
Teil 1<br />
am Berg<br />
Der Mustermann<br />
Simon Beck stapft geometrische<br />
Muster und Bilder<br />
in der Größe eines Fußballfeldes<br />
in den Schnee.<br />
Aus der Ferne betrachtet<br />
wirken sie am besten.<br />
Das kommt dem britischen<br />
Künstler ganz gelegen.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
▶<br />
Manchmal gehen ihm die vielen Fragen<br />
seiner Bewunderer auf die Nerven:<br />
»Doch nicht wegen der Kälte! Die drei<br />
paar Socken habe ich an, weil meine Füße<br />
sonst zu klein für die Schuhe sind!« Die<br />
Schuhe waren ein reduziertes Rest-Paar,<br />
die Socken sind löchrige Einzelstücke. Der<br />
britische Schneeschuh-Künstler Simon<br />
Beck präsentiert sie ebenso ungeniert wie<br />
die nachlässig gestutzten Bartstoppeln im<br />
sonnenverbrannten Gesicht, während die<br />
Jungfraubahn ihn zum Ort seines neuesten<br />
Projekts bringt. Auf 3400 Metern Höhe, direkt<br />
unter dem Jungfraujoch, will er einen<br />
riesigen Widderkopf in den Schnee treten.<br />
Berühmt wider Willen<br />
Für gewöhnlich stanzt der 56-Jährige mit<br />
seinen Schneeschuhen lieber geometrische<br />
Formen anstatt gegenständliche<br />
Figuren in die weiße Decke. Um die 140<br />
hat er davon schon gemacht, die meisten<br />
haben mehr als 100 Meter Durchmesser:<br />
unübersehbar und exakt wie ein Stempelabdruck.<br />
Das kommt nicht von<br />
Fotos: Simon Beck (großes Bild), Icebreaker/Alex Buschor<br />
Mit Kompass und Maßband<br />
ausgerüstet stapft<br />
Simon Beck Kunstwerke<br />
wie das am Lac Marlou<br />
in Les Arcs in den Schnee.<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Neue Serie<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 69
ungefähr: Bevor der schlaksige Brite zum<br />
Schneeschuh-Künstler wurde, vermaß<br />
und fertigte er Landkarten an. Kompass<br />
und Maßband sind auch jetzt noch seine<br />
wichtigsten Hilfsmittel, um die Skizzen,<br />
die er daheim am Küchentisch macht, auf<br />
die Dimensionen eines Fußballfeldes zu<br />
übertragen. Was genau passiert, während<br />
er im Laufschritt durch den Schnee trabt,<br />
ist für Außenstehende nicht zu erkennen.<br />
»Ich zähle halt die Schritte«, ist die Erklärung<br />
des Künstlers für die Gleichmäßigkeit<br />
seiner Muster. Er sagt das, als fände er die<br />
Frage danach ziemlich unsinnig.<br />
An den Umstand, berühmt zu sein, hat<br />
sich Beck noch nicht so recht gewöhnt.<br />
Doch die überdimensionalen Kunstwerke<br />
ziehen zwangsläufig die Aufmerksamkeit<br />
der Öffentlichkeit auf sich – auch die von<br />
Großkonzernen wie Audi, für die der Brite<br />
vor einem Jahr ein riesiges »quattro« in den<br />
Schnee bei Verbier schrieb. Icebreaker beauftragte<br />
ihn zunächst mit einem gewundenen<br />
Widderhorn auf der zugefrorenen<br />
Fläche des Bachalpsees bei Grindelwald.<br />
Im April 2014 folgte mit dem Widderkopf<br />
die zweite Arbeit für den neuseeländischen<br />
Merino-Spezialisten.<br />
Am Gletscher ausnahmsweise mit Helfern:<br />
Beck beim Treten des Widderkopfes<br />
Fotos: Icebreaker / Alex Buschor<br />
Kunst zum Geldverdienen<br />
Journalisten können sich auf der Facebook-<br />
Seite des Künstlers ein Dokument mit Antworten<br />
auf die gängigsten Fragen herunterladen:<br />
Am liebsten zeichne er geometrische<br />
Formen wie die Koch-Kurve, das Sierpinski-<br />
Dreieck und die Mandelbrot-Menge; seine<br />
Kunst sei wesensverwandt mit den Sandbildern<br />
in den japanischen Gärten von Kyoto;<br />
als erstes Schneebild habe er 2004 einen<br />
fünfzackigen Stern auf einen zugefrore-<br />
Was genau passiert,<br />
während der Künstler<br />
im Laufschritt durch<br />
den Schnee trabt,<br />
ist für Außenstehende<br />
nicht zu erkennen.<br />
»Ich zähle halt die<br />
Schritte«, ist seine<br />
lapidare Erklärung.<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Endspurt: Ein Zeitraffer-Video<br />
auf www.bergsteiger.de zeigt<br />
!die Entstehung des Kunstwerks.<br />
INFO<br />
Kunst auf Schaf<br />
Sierpinski-Dreieck, Koch-<br />
Kurve und das gedrehte<br />
Widderhorn: Die Designs,<br />
die Simon Beck in den<br />
Schnee zeichnet, zieren<br />
nun auch eine Kollektion<br />
von Icebreaker-Shirts<br />
in mittlerer Stärke mit<br />
200g/m² Merinowolle.<br />
Die Langarmshirts mit Zip-Neck und Kapuze<br />
bzw. mit Rundkragen sowie die T-Shirts gibt<br />
es für Damen und Herren jeweils in bis zu<br />
drei Farbvarianten. Weitere Infos dazu fi ndet<br />
man unter: eu.icebreaker.com/de/simon-beck<br />
nen See gezeichnet. Es hilft alles nichts. Die<br />
Journalisten fragen trotzdem. Rückt die<br />
Meute Simon Beck zu nahe, fliehen seine<br />
Augen in die hintersten Winkel des Raumes.<br />
Er selbst bleibt, beantwortet höflich<br />
jede Frage – allerdings in einem gehaspelten<br />
Englisch, so dass selbst Muttersprachler<br />
Verständnisprobleme haben. »Ich habe keine<br />
Botschaft an die Welt«, sagt Beck denn<br />
auch. »Ich mache lediglich Zeichnungen.«<br />
Die meisten Bilder entstehen rund um Les<br />
Arcs, wo er seit 2004 eine Wohnung hat.<br />
»Das Skigebiet liegt sehr hoch und hat riesige<br />
Freeride-Areale. Es ist der beste Platz<br />
für Snow-Drawing.« Schnee-Zeichnen. So<br />
nennt er selbst also das, was er tut.<br />
Dass Simon Beck zum Künstler wurde, lag<br />
schlicht an der Notwendigkeit, Geld zu<br />
verdienen. Im Jahr 2008 verletzte er sich<br />
bei einem Wettkampf im Orientierungslauf<br />
so schwer am Fuß, dass er den Knöchel<br />
seither nicht mehr bewegen kann. Als<br />
Kartograph zu arbeiten, wo er viel in unwegsamem<br />
Gelände unterwegs gewesen<br />
war, funktionierte daraufhin nur noch<br />
stark eingeschränkt. Und so erklärte der<br />
Brite eben sein Hobby zum neuen Beruf:<br />
Er fotografiert seine Schnee-Muster, um sie<br />
in Form von Postkarten zu verkaufen. Inzwischen<br />
ist auch ein Bildband in Arbeit.<br />
Bewunderung auf Distanz<br />
Beim Zeichnen des Widderkopfes am Jungfraujoch<br />
bekommt der Künstler Unterstützung<br />
von einem Team aus Journalisten und<br />
Icebreaker-Mitarbeitern – eine Ausnahme,<br />
denn Beck arbeitet für gewöhnlich allein.<br />
Schon deshalb, weil jeder unbedachte<br />
Schritt im Schnee einen falschen Strich auf<br />
der weißen Leinwand hinterlassen könnte.<br />
»Viele meiner Muster mache ich auf zugefrorenen,<br />
verschneiten Speicherseen in Skigebieten.<br />
Das ist praktisch, denn da trauen<br />
sich die Leute nicht drauf.«<br />
Dementsprechend skeptisch blickt der<br />
Künstler nun drein, als nach seiner Einweisung<br />
die ersten Helfer die Fläche betreten.<br />
Die Umrisse des Bildes hat Beck vorsichtshalber<br />
schon vorher getreten. Das Ausfüllen<br />
von Hörnern und Gesicht bleibt ebenfalls<br />
Chefsache, als die Gruppe das Werk an<br />
diesem sonnigen Wintermorgen in Angriff<br />
nimmt. Sechs Stunden später ist der Widderkopf<br />
fertig und Simon Beck zufrieden.<br />
Dass seine Helfer die Wollkringel ein wenig<br />
anders als geplant modellierten, nimmt<br />
der Künstler gelassen: »Wenn andere mitarbeiten,<br />
darf ich mich eben nicht fixieren<br />
darauf, wie das Ergebnis auszusehen hat.«<br />
Das Ergebnis erfasst nur, wer auf Abstand<br />
geht. Beck fotografiert die riesigen Muster<br />
vom Sessellift aus oder von einem Gipfel.<br />
Den Widderkopf nahm das Team von Icebreaker<br />
mithilfe einer ferngesteuerten<br />
Drohne auf, die die Kamera 50 Meter über<br />
dem Boden in Position brachte.<br />
Am Abend, während er in den Laptop auf<br />
seinen Knien starrt, leuchten Becks Augen<br />
plötzlich auf. Ein Fan hat ihm eine Mail mit<br />
dem Angebot geschickt, Fotos der Kunstwerke<br />
von einem Weltall-Satelliten aus<br />
aufzunehmen; aus 200 Kilometer Entfernung.<br />
Eine Idee, die dem scheuen Künstler<br />
immens gut gefällt: gesehen werden, aber<br />
mit maximalem Sicherheitsabstand. ◀<br />
VORSCHAU: Lesen Sie im zweiten Teil der Serie<br />
in der nächsten Ausgabe über die Kunst<br />
der Eisskulpturen-Schnitzer an der Zugspitze.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71
AUF TOUR<br />
SERIE:<br />
Von Null aufs Dach der Alpen<br />
Gipfel-<br />
Hunger<br />
Nudelberge oder halbe<br />
Rinder? Kontinuierliches<br />
Mümmeln oder wenige,<br />
große Mahlzeiten?<br />
Die Leistung am Berg<br />
wird auch von der<br />
richtigen Ernährung<br />
beeinflusst – und für die<br />
braucht man keinen<br />
komplizierten Diätplan.<br />
Von Moritz Baumstieger<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
EINE INITIATIVE VON +<br />
Schluck zum Glück:<br />
Kurze Pause auf dem<br />
Weg zum Mont Blanc<br />
Foto: Picture Alliance<br />
Nein, hier will niemand ein<br />
schlechtes Gewissen machen.<br />
Vollkommen klar, dass Weihnachten<br />
vor der Tür steht –<br />
und deshalb deftiges Essen<br />
auf dem Tisch und davon viel. Dazu noch<br />
Plätzchen, Schoko-Nikoläuse, Christstollen,<br />
Glühwein. Die ganzen Leckereien<br />
eben, die der Advent so mit sich bringt.<br />
Langen Sie zu, sonst macht es ja keinen<br />
Spaß – aber an einem ruhigen Winterabend<br />
über das Thema Ernährung und<br />
Bergsport nachzudenken, lohnt sich garantiert.<br />
Denn während viele Alpinisten<br />
akribisch trainieren, um Ausdauer und<br />
Technik zu verbessern, dabei das Wort<br />
»Ausrüstung« mit »Aufrüstung« verwechseln<br />
und stets das neuste Wunder-Equipment<br />
haben müssen, wird oft vergessen,<br />
wie viel Einfluss die Ernährung auf den<br />
Erfolg am Berg hat.<br />
▶ Fasten hilft nicht<br />
Mirjam Limmer kennt sich mit beiden<br />
Themen gut aus, mit dem Bergsteigen und<br />
dem Essen. Sie war Mitglied des ersten<br />
Frauen-Expeditionskaders des Deutschen<br />
Alpenvereins und hat im Himalaya einige<br />
Erstbesteigungen vorzuweisen, an der Uni<br />
Bochum erforschte sie das Thema Ernährung<br />
unter hypoxischen Bedingungen, so<br />
nennt die Wissenschaft den Sauerstoffmangel<br />
in großer Höhe. Heute lehrt und<br />
forscht Limmer am Institut für Natursport<br />
und Ökologie der Deutschen Sporthoch-<br />
schule Köln und ihre Tipps beginnen mit<br />
einer – gerade in der Adventszeit – guten<br />
Nachricht: Optimal auf eine längere Tour<br />
vorbereitet ist nicht der, der bis kurz vor<br />
der Abfahrt trainiert und fastet. Sondern<br />
der, der seinem Körper die richtige Nahrung<br />
bereitstellt, um einen Energievorrat<br />
anzulegen – und davon ausreichend.<br />
»Am einfachsten kann der Körper Energie<br />
aus Kohlehydraten generieren«, sagt Limmer.<br />
»Die wandelt er in den Stoff Glykogen<br />
um, der in Muskeln und Leber gespeichert<br />
wird.« Zu den Kohlehydraten zählt einerseits<br />
Stärke, wie sie in Nudeln, Kartoffeln<br />
und Brot steckt. Wer zwei bis drei Tage vor<br />
der großen Tour beginnt, viel davon zu essen<br />
– »der Anteil sollte so bei 60 bis 70<br />
Prozent der gesamten Nahrung liegen« –<br />
dessen Glykogenspeicher sind garantiert<br />
gefüllt, wenn die Bergschuhe geschnürt<br />
werden. Zucker und Traubenzucker zählen<br />
auch zu den Kohlehydraten, die hamstert<br />
man aber besser im Rucksack und<br />
nicht im Bauch. Diese sogenannten Monosaccharide<br />
erhöhen den Blutzuckerspiegel<br />
und können so noch schneller als Energie<br />
genutzt werden.<br />
Dass ein ausgiebiges Frühstück für einen<br />
erfolgreichen Tag grundlegend ist, hat<br />
schon Mutti den meisten eingebläut. »Das<br />
scheitert auf vielen Hütten – zum Beispiel<br />
auf den italienischen – schon am Angebot«,<br />
weiß auch Mirjam Limmer. »Essen<br />
sollte man aber auf jeden Fall etwas, um<br />
vor dem Start den Blutzuckerspiegel<br />
Teil 1 – Gehschule<br />
Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />
Teil 3 – Berglauf<br />
Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />
Teil 5 – Erster »Zweier«<br />
Teil 6 – Ausrüstung<br />
Teil 7 – Ernährung<br />
Teil 8 – Schneeschuhtour<br />
Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />
Teil 10 – Hochtourentechnik<br />
Teil 11 – Wetterkunde<br />
Teil 12 – Hochtourentaktik<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73
Weil jedes Hungergefühl<br />
anders ist, planen<br />
gute Seilschaften ihre<br />
Pausen gemeinsam.<br />
von der Mammut Alpine School<br />
TRAININGSPLAN<br />
Ziel: Auf Tour gesund und nahrhaft naschen<br />
Umsetzung: Diesen Monat wird nicht trainiert –<br />
ausnahmsweise, denn es ist Advent. Anstatt in den<br />
Kraftraum geht es in die Küche: Dort werden aber<br />
keine Plätzchen gebacken, denn von denen blieben<br />
nach kurzer Zeit im Rucksack nur noch Brösel<br />
übrig. Müsliriegel hingegen kann man einfach<br />
selber machen und sich dann sicher sein, leckere<br />
Snacks für zwischendurch zu haben, in denen<br />
sich garantiert keine bösen Zusatzstoffe fi nden.<br />
Für die Advents-Power-Riegel mit Zimt<br />
braucht man:<br />
• 120 Gramm Mandeln, gehobelt<br />
• 30 Gramm Walnusskerne, gehackt<br />
• 30 Gramm Cashewnüsse<br />
• 60 Gramm Kürbiskerne<br />
• 120 Gramm Haferfl ocken<br />
• 60 Gramm Cornfl akes<br />
• 60 Gramm Rosinen<br />
• 60 Gramm getrocknete Feigen<br />
• 60 Gramm Datteln<br />
• ca. 3 Teelöffel Zimt<br />
• 2 Teelöffel Zucker oder Süßungsmittel<br />
• je 120 g Butter und Honig<br />
(Nährwerte pro Riegel: ca. 185 kcal, 16 Gramm<br />
Kohlehydrate, 11 Gramm Fett, 4 Gramm Eiweiß.)<br />
Die Trockenfrüchte klein scheiden, in einer Schale<br />
die Nüsse und Kerne mit den Haferfl ocken<br />
mischen. Dann die Nuss-Haferfl ocken-Mischung<br />
mit der zerlassenen Butter übergießen, Früchte,<br />
Rosinen und Zucker dazu geben und mit Zimt abschmecken.<br />
Den Honig unterrühren, dann eine<br />
Aufl aufform mit Backpapier auslegen. Die Masse<br />
gut vermengen, in die Form geben und kalt stellen.<br />
Nach ungefähr einer Stunde kann der Block<br />
zu Riegeln geschnitten werden.<br />
Besonders beachten: Die Riegel werden<br />
umso stabiler, je besser die Masse<br />
in der Aufl aufform verdichtet wird.<br />
Kleiner Trick: Einfach mit<br />
noch einer Lage Backpapier<br />
abdecken und<br />
mit dem Handballen<br />
festdrücken.<br />
COUPON 7<br />
zu heben.« Ideal seien zum Beispiel Marmeladenbrote<br />
– die liefern mit der Marmelade<br />
Zucker, der sofort als Energie zur<br />
Verfügung steht und durch das Brot Kohlehydrate,<br />
die später abgerufen werden<br />
können. Müsli, gerne auch mit Joghurt, ist<br />
natürlich auch ideal. Sich bis zur Oberkante<br />
Unterlippe vollzustopfen, bringt aber<br />
nichts: Völle lähmt den Körper, weil er erst<br />
einmal mit Verdauen zu tun hat.<br />
▶ Trinken wie die Kamele<br />
Unterwegs hat Limmer immer eine Packung<br />
Gummibärchen in der Jackentasche,<br />
ungefähr alle zehn Minuten wandert<br />
eines in den Mund. »Es gibt verschiedene<br />
Ess-Typen: Die, die oft und regelmäßig<br />
kleine Happen brauchen – und die, die<br />
einen halben Tag Leistung bringen und<br />
dann richtig viel essen.« Zu welchem Typ<br />
man gehört, muss jeder selbst herausfinden,<br />
meist ähnelt das Essverhalten bei<br />
Belastung am Berg aber dem im Tal. Wer<br />
schon bei der Arbeit öfters einen Snack<br />
braucht, wird ihn auch auf Tour brauchen.<br />
Limmer empfiehlt, alle ein bis zwei Stunden<br />
einen Energieriegel mit möglichst hohem<br />
Kalorienanteil zu essen. Wichtig ist,<br />
den Riegel mit ein paar Schlucken Getränk<br />
hinunter zu spülen, denn die Verdauung<br />
arbeitet unterwegs langsamer. Auch Trockenobst<br />
und Nüsse liefern viel Energie<br />
und nebenbei auch viele Spurenelemente.<br />
Und genau wie Riegel oder Süßes wirken<br />
sie schnell, wenn die Glykogenspeicher<br />
aufgebraucht sind und der Blutzuckerspiegel<br />
abfällt, kalter Schweiß ausbricht, die<br />
Knie zittrig werden und die Konzentration<br />
leidet – wenn einem also der sogenannte<br />
»Hungerast« aus dem Bauch wächst.<br />
Käsespätzle und alkoholfreies<br />
Weißbier sind<br />
für Bergsportler ideal.<br />
Das große 4000er-Gewinnspiel<br />
Ausschneiden, sammeln und mit<br />
allen 12 Coupons eine Besteigung<br />
des Mont Blanc mit der Mammut<br />
Alpine School gewinnen.<br />
"
»Manche brauchen<br />
regelmäßig kleine Happen<br />
– andere bringen einen<br />
halben Tag Leistung und<br />
essen dann richtig viel.«<br />
Mirjam Limmer, Ernährungsforscherin und Höhenbergsteigerin<br />
Fotos: Archiv Mammut/Thomas Senf, privat, fotolia (3)<br />
Eine große Brotzeit sollte man trotzdem<br />
keinesfalls ausfallen lassen. Studien haben<br />
gezeigt, dass hier Nahrung mit viel<br />
Fett am geeignetsten ist, auch wenn der<br />
Körper relativ lange braucht, um die Fette<br />
in Energie umzuwandeln. Gleichzeitig ist<br />
aber in keinen anderen Nahrungsmitteln<br />
so viel Energie so kompakt gespeichert –<br />
die Altvorderen haben mit ihren Speck-,<br />
Salami- und Käsebroten also instinktiv das<br />
richtige gewählt, ohne die wissenschaftlichen<br />
Zusammenhänge zu kennen.<br />
Ähnlich verhält es sich mit dem Essen<br />
abends auf der Hütte, das Althergebrachte<br />
ist oft das beste. »Käsespätzle – das<br />
sind Fett und Kohlehydrate pur!«, meint<br />
Limmer. Ernährungsberater in der Großstadt<br />
würden angesichts des Hüttenessens<br />
erblassen, nach einem kräftezehrenden<br />
Tag am Berg sind sie aber genau das richtige.<br />
Dass viele Wirte nicht mit dem Salz<br />
sparen, hat auch seinen Sinn – mit dem<br />
Schweiß scheidet der Körper wichtige Mineralstoffe<br />
aus, die es wieder aufzunehmen<br />
gilt. Diesen Mangel empfiehlt Limmer<br />
mit Elektrolyt-Getränken zu beheben,<br />
wenn man wirklich lange, etwa eine Woche<br />
oder mehr auf Tour ist. Bei kürzeren<br />
Ausflügen hat sie einen ganz einfachen<br />
Tipp: »Im Prinzip ist ein Bier gar nicht so<br />
dumm«, sagt sie – in kaum einem anderen<br />
Getränk sind so viele Mineralstoffe<br />
enthalten. Weil Alkoholkonsum aber die<br />
Regeneration verlangsamt, sagt Limmer<br />
aber auch: »Besser ist natürlich ein Alkoholfreies!«<br />
Trinken ist in den Bergen wichtig – weil<br />
man schwitzt, aber auch, weil man bei<br />
jedem Atemzug Flüssigkeit in die Umgebung<br />
abgibt. Drei bis fünf Liter sollte man<br />
deshalb am Tag trinken, sagt Limmer. Dass<br />
man diese Mengen nicht im Rucksack mitschleppen<br />
kann, ist klar – hier stehen<br />
medizinische Lehrmeinung und die Praktikabilität<br />
im Widerspruch. Der lässt sich<br />
auflösen, wenn man sich ein wenig an den<br />
Kamelen orientiert: Die trinken viel vor<br />
und nach ihren Wüstentrips und halten<br />
so den Flüssigkeitshaushalt im Lot.<br />
Je höher man steigt, desto trockener wird<br />
die Luft und desto größer wird der Flüssigkeitsbedarf.<br />
Und auch sonst reagiert der<br />
Körper auf die veränderten Umstände,<br />
schon ab einer Höhe von 2000 bis 3000<br />
Metern. Der Appetit wird schwächer, was<br />
man aber keinesfalls so deuten sollte,<br />
dass der Körper keine Nährstoffe benötigt<br />
– er zeigt es eben nur nicht so. Und auch<br />
der Teil des Körpers, der mit der Verarbeitung<br />
der Nahrung befasst ist, braucht<br />
ein wenig, bis er sich auf den geringeren<br />
Luftdruck einstellt: »Verdauungsprobleme<br />
sind auf Touren in größeren Höhen<br />
in den ersten Tagen ganz normal«, sagt<br />
Mirjam Limmer, »deshalb sollte man da<br />
keinesfalls mit Medikamenten gegensteuern«.<br />
Das gilt übrigens auch für Blähungen.<br />
Die gute Nachricht ist aber: Falls<br />
die Nachbarn im Matratzenlager einen<br />
zu sehr mit solchen quälen, könnte man<br />
sich ausnahmsweise ein zweites Bier zum<br />
Einschlafen genehmigen – denn für die<br />
Regeneration ist ja auch ausreichender<br />
Schlaf sehr wichtig.<br />
◀<br />
TOUR<br />
TOURENTIPP zum Nachgehen<br />
Spitzstein (1596 m),<br />
Chiemgauer Alpen<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
830 Hm 830 Hm<br />
Charakter: Der Spitzstein ist ein idealer<br />
Berg, um im Advent Kalorien zu verbrennen<br />
– oder zuzulegen, je nach Bedarf.<br />
Die Wege sind ganzjährig begehbar,<br />
auch bei Schnee meist gut eingetreten<br />
und das Gipfelhaus hat zumindest an<br />
den Wochenenenden geöffnet. Falls<br />
schon ausreichend Schnee liegt, ist der<br />
Spitzstein natürlich auch als Skitour<br />
möglich (Aufstieg und Abfahrt über die<br />
Mitterleiten)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
Schweibern, am südlichen Ortsrand von<br />
Sachrang (730 m)<br />
Anfahrt: Von München über A8, Ausfahrt<br />
Frasdorf, über Aschau nach Sachrang<br />
Verlauf: Von Sachrang zunächst nach<br />
Norden Richtung Mitterleiten, noch unterhalb<br />
des Ortes aber in den Wald zur<br />
ausgeschilderten Mesneralm abbiegen.<br />
Ab hier bereits Aussicht auf das gegenüberliegende<br />
Kaisergebirge. Vom schnell<br />
erreichten Spitzsteinhaus (1252 m)<br />
wird der Weg etwas steiler und felsiger,<br />
bleibt aber problemlos.<br />
Abstieg: Bis zum Spitzsteinhaus wie<br />
Aufstieg, dann direkt nach Süden über<br />
die Steinmoosalm und Mitterleiten<br />
zurück zum Parkplatz. Auf dieser Route<br />
führt auch die Skitour entlang.<br />
Einkehr: Spitzsteinhaus (DAV), Almen 47,<br />
A-6343 Erl, Tel. 00 43/(0)53 73/<br />
83 30, von November bis Weihnachten<br />
nur an Wochenenden geöffnet; kulinarische<br />
Highlights sind der hauseigene<br />
Graukäse und die Spinatknödel<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, BY 17<br />
»Chiemgauer Alpen West«<br />
Führer: M. Gorgas/I. Froböse »Wander<br />
dich schlank in den Bayerischen Alpen«,<br />
Bruckmann Verlag, München 2013<br />
Infos: www.spitzsteinhaus.info<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75
SERVICE<br />
Teil 1: Fitness für den Winter<br />
Kernkraft-Werke<br />
Einmal ohne Mühe ins Frühjahr starten? Unsere vierteilige<br />
Serie bereitet Sie schon im Winter auf die neue Berg-Saison vor.<br />
Dafür brauchen Sie keinerlei Hilfsmittel – sondern nutzen<br />
ausschließlich das eigene Körpergewicht. In Teil 1 stärken Sie<br />
Ihren Körper-Kern. Von Julian Galinski<br />
1<br />
Unterarmstütz: Diese Übung stärkt die Schulter-, Brust- und Bauchmuskulatur. Legen Sie<br />
sich aus dem Liegestütz auf beide Unterarme ab. Nun stellen Sie erst den einen Arm auf<br />
der Hand auf, dann den zweiten. Aus der Liegestützposition erfolgt das Ganze umgekehrt<br />
nach unten. Spannen Sie Ihre Bauchmuskeln an, damit Ihr Körper von den Füßen bis zum<br />
Kopf eine möglichst gerade Linie darstellt. Zwei bis drei Sätze à zehn Wiederholungen.<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Fotos: Uli Ertle<br />
Klar: Das beste Training für <strong>Bergsteiger</strong><br />
ist immer noch das Bergsteigen<br />
selbst. Aber in den Wintermonaten<br />
zieht es eben nicht<br />
jeden hinaus und hinauf, auf Ski- oder<br />
Schneeschuhtouren. Nun bedeutet das<br />
aber keinesfalls, tatenlos auf den Frühling<br />
warten zu müssen. Gerade in der kalten Zeit<br />
lässt sich der Körper ganz einfach und ganz<br />
effektiv auf die neue Saison vorbereiten: Mit<br />
Krafttraining zu Hause, ganz ohne Hilfsmittel,<br />
nur mit dem eigenen Körpergewicht.<br />
Auch in den nächsten drei Ausgaben lernen<br />
Sie je drei Übungen zum Nachmachen kennen.<br />
Idealerweise erweitern Sie so Monat<br />
für Monat ihr Workout, so dass Sie am Ende<br />
durch alle zwölf Übungen gehen. Tonia<br />
la Prova, Cheftrainerin bei der Premium-<br />
Fitnesskette Elements, hat das Programm<br />
zusammengestellt. »Wichtig ist vor allem,<br />
im Winter Rumpfstabilität und Balance zu<br />
schulen«, sagt la Prova. Konkret bedeutet<br />
das dann im Sommer: Mehr Kraft im Oberkörper,<br />
um auch schwere Rucksäcke tragen<br />
zu können und eine geringere Verletzungsgefahr,<br />
kommt es zu einem Ausrutscher<br />
oder Stolperer. Überhaupt: Der Körper wird<br />
widerstandsfähiger und zudem die Motorik<br />
geschult. Dafür verwendet la Prova Übungen,<br />
die die Muskelkette von den Füßen bis<br />
zum Kopf beanspruchen – nicht nur einzelne<br />
Muskeln, wie das beim klassischen<br />
Fitnesstraining der Fall ist. Schließlich arbeitet<br />
auch beim Bergsteigen der Körper<br />
stets als Ganzes. Mit dabei sind ganz neue<br />
Übungen, die insbesondere die so wichtige<br />
»Core«-Muskulatur im unteren Rumpf bereich<br />
ansprechen, aber auch unersetzbare<br />
Klassiker wie die Kniebeuge. Achten Sie bei<br />
allen Übungen auf eine nicht zu schnelle,<br />
stete und kontrollierte Ausführung.<br />
48 Stunden Pause<br />
Wichtig ist beim Krafttraining vor allem<br />
die Regelmäßigkeit: »Zweimal die Woche<br />
ist das Minimum, wenn man Fortschritte<br />
erzielen möchte«, sagt la Prova. Wer Ambitionen<br />
hat, darf aber auch jeden zweiten<br />
Tag trainieren – 48 Stunden Regenerationspause<br />
nach dem Workout sollten eingehalten<br />
werden. Weil der Aufwand für<br />
die Übungen so klein ist, lassen sie sich<br />
praktisch ortsunabhängig durchführen.<br />
Zu Hause vor dem Fernseher, im Hotel auf<br />
Geschäftsreise, am Arbeitsplatz – mehr als<br />
zwei Quadratmeter Platz auf dem Boden<br />
und 20 Minuten Zeit braucht es nicht.<br />
Natürlich machen sich die positiven Effekte<br />
des Trainings dann nicht erst bei der<br />
ersten Bergtour im Frühjahr bemerkbar,<br />
Seitstütz: Stärkt den unteren Rücken und die seitliche Bauchmuskulatur.<br />
Legen Sie sich seitlich auf den Unterarm, die Beine sind gestreckt. Heben Sie nun<br />
die Hüfte an, bis sich Kopf, Oberkörper und Beine in einer Linie befinden. Halten<br />
Sie diese Position nun 30 Sekunden. Fortgeschrittene strecken zudem noch den<br />
oberen Arm und das obere Bein von sich. Zwei oder drei Wiederholungen.<br />
3<br />
Kniebeuge: Der Klassiker sorgt für starke Beine. Stellen Sie sich aufrecht hin,<br />
die Füße etwa schulterbreit. Die Fußspitzen zeigen nach vorne, das Gewicht lastet<br />
auf den Fersen. Ziehen Sie die Fußspitzen leicht an, spannen Sie den Rumpf an.<br />
Gehen Sie so weit in die Knie, bis Ihre Oberschenkel parallel zum Boden sind und<br />
heben Sie die gestreckten Arme an. Zwei Sätze à zehn bis 20 Wiederholungen.<br />
INFO<br />
Fit werden ohne<br />
Studio und Geräte<br />
Während Sie für die Übungen selbst keinerlei<br />
Hilfsmittel brauchen, lohnt sich ganz<br />
sicher die Anschaffung einer Trainings- bzw.<br />
Yogamatte. Die sind im Fachhandel in<br />
guter Qualität schon ab 10 Euro zu haben.<br />
Bewährt hat sich dabei eine Größe im<br />
Bereich 190 x 100 cm. Die Dicke hängt<br />
auch davon ab, ob Sie die Matte an einem<br />
sonnigen Wintertag vielleicht auch draußen<br />
einsetzen möchten. Mit 1,5 cm verkraftet<br />
sie auch kleinere Steine und Unebenheiten.<br />
Zudem empfi ehlt es sich, beim Training<br />
immer eine Trinkfl asche – die sie vermutlich<br />
sowieso schon besitzen – mit Wasser zur<br />
Hand zur haben. Wenn Sie sich noch etwas<br />
Luxus gönnen möchten, können Sie sich<br />
auch noch eine Massagerolle (im Handel<br />
meist als »Faszien-Trainingsgerät« oder<br />
»Blackroll« bezeichnet) besorgen. Gute Qualität<br />
kostet hier um die 30 Euro.<br />
2<br />
sondern in jeder Alltagssituation. Wer regelmäßig<br />
und gesundheitsorientiert trainiert,<br />
der steht und sitzt aufrechter – was<br />
gerade bei Menschen, die viel Zeit vor dem<br />
Bildschirm verbringen, ausgesprochen<br />
wichtig ist. Und es muss kein Fehltritt am<br />
Berg sein, es reicht ein Moment der Unaufmerksamkeit<br />
am Bordstein, den ein trainierter<br />
Körper viel besser abfangen kann.<br />
Übrigens: Gerade Frauen brauchen sich<br />
vor dem Begriff »Krafttraining« nicht zu<br />
scheuen. Die Gefahr, mit den Übungen<br />
Muskelberge aufzubauen, ist nicht gegeben<br />
– denn das setzt eine andere Trainingsweise<br />
und eine totale Ernährungsumstellung<br />
voraus. Wenn Sie Ihr Training<br />
in dieser Hinsicht unterstützen wollen,<br />
halten Sie sich an folgende Grundsätze:<br />
So viel Gemüse und so wenig Zucker wie<br />
möglich. Achten Sie darauf, regelmäßig<br />
Eiweiß (Fisch, Fleisch, Eier, Quark, Käse,<br />
Hülsenfrüchte) zu sich zu nehmen und<br />
trinken Sie zwei Liter Wasser am Tag. ◀<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 77
SERVICE<br />
Herkunftsnachweise<br />
der Daune sollen<br />
Lebend-Rupfungen<br />
unterbinden.<br />
Gans im<br />
Wärme-Isolation ohne Tierqual<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Nichts ist so begehrt<br />
wie Daune, wenn es<br />
um die Wärmeisolation<br />
geht. Doch der natürliche<br />
Rohstoff hat einen<br />
Nachteil: Lebend<br />
gerupfte Tiere leiden<br />
höllische Qualen.<br />
Neuerungen am Markt<br />
zeigen, wie es anders<br />
geht. Von Folkert Lenz<br />
Glück<br />
Foto: Annett B./pixelio<br />
Immer mehr Käufer von Schlafsäcken<br />
oder Daunenjacken interessieren sich<br />
dafür, woher die Federn kommen, die<br />
in der fluffigen Isolationsschicht stecken.<br />
Und immer mehr Outdoor-Firmen<br />
achten mittlerweile darauf, dass sie<br />
nur Daunen von Tieren einkaufen, die keine<br />
Qualen leiden mussten. Nach jahrelangen<br />
Protesten von Tierschützern ist Flaum<br />
von Gänsen, die unter Zwang gefüttert<br />
wurden (Stopfmast), bei den Markenartikeln<br />
in der Outdoor-Branche mittlerweile<br />
fast genauso Tabu wie Daune, die durch<br />
das Rupfen bei lebendigem Leib gewonnen<br />
wurde.<br />
Schon lange beschäftigt sich Mountain<br />
Equipment mit der Frage, wie man Daune<br />
ohne Leid fürs Federvieh »ernten« kann.<br />
Seit diesem Jahr tragen alle Produkte des<br />
britischen Bergsportausrüsters das »Down<br />
Codex«-Logo, das geprüften Tierschutz<br />
garantiert. In Zusammenarbeit mit dem<br />
Internationalen Daunen- und Federnlabor<br />
IDFL wird jede Daunenquelle durch<br />
unabhängige Dritte kontrolliert. So kann<br />
Mountain Equipment die Herkunft von<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Tee wärmt den Körper<br />
von innen, Daune<br />
isoliert von außen.<br />
INFO<br />
Alternative<br />
Wärmespender<br />
Die Zeiten, in denen Daune das Nonplusultra<br />
in Sachen Wärme-Isolation war,<br />
sind vorbei. Zu gut sind mittlerweile die<br />
Wattierungen aus Kunstfaser. Polartec hat<br />
hierbei die Nase vorn: Nach dem Klassiker<br />
Primaloft hat der Hersteller von Fleece<br />
und isolierender Kunstfaser nun auch das<br />
neue Material Polartec Alpha am Markt<br />
etabliert. Neben dem bereits bekannten<br />
Vorteil, auch in feuchtem Zustand noch zu<br />
wärmen, überzeugt es mit seinem federleichten<br />
Gewicht und steht damit der Daune in<br />
nichts nach. Aufgrund seiner Strick-Struktur<br />
braucht es kein dichtes Obermaterial,<br />
das die Füllung zusammen hält, was wiederum<br />
der Dampfdurchlässigkeit zugute kommt.<br />
Wer es dennoch lieber natürlich mag,<br />
kann auf Wolle als Isolationsmaterial zurückgreifen,<br />
wie es die Merino-Spezialisten<br />
Icebreaker, Ortovox und Smartwool machen.<br />
Icebreaker verwendet dazu Woll-Abfälle,<br />
die aufgrund ihrer Farb-Unreinheit nicht zur<br />
Garnproduktion in Frage kommen. Ortovox<br />
setzt auf regionale Produkte und verarbeitet<br />
bei Isolationsbekleidung ausnahmslos<br />
Swisswool, Wolle von Schafen aus der<br />
Schweiz. Smartwool füllt seine Isolationsjacken<br />
mit einer funktionalen Mischung<br />
aus Polyester und Wolle.<br />
Allerdings sind auch Schafe nicht vor qualvoller<br />
Behandlung gefeit: Manche Farmer<br />
entfernen bei ihnen ohne Betäubung<br />
die Haut rund um den Schwanz, um einen<br />
Befall mit Fliegenmaden zu vermeiden.<br />
Dieses sogenannte Mulesing haben Ortovox,<br />
Smartwool und Icebreaker aus ihrer<br />
Produktionskette verbannt. Gesichert wird<br />
die Tierfreundlichkeit durch die Zertifi kate ZQ<br />
bzw. n.m.m. (non mulesing merino). –dst–<br />
der Farm über das Schlachthaus bis hin<br />
zum Lieferanten nachvollziehen. In jedem<br />
Produkt der Briten ist außerdem eine<br />
zwölfstellige Zahlen-Kombi im Label zu<br />
finden. Mit diesem Code kann der Kunde<br />
den Weg der Daune über die Down-Codex-<br />
Webseite zurückverfolgen.<br />
Nachweis Gänse-Stammbaum<br />
Auch Patagonia kümmert sich seit Jahren<br />
um das Thema. Seit diesem Herbst verwenden<br />
die Kalifornier nur noch Daune mit<br />
100 Prozent Herkunftsnachweis (»Traceable<br />
Down«). Damit hat die Firma einen Standard<br />
geschaffen, der die unabhängige Kontrolle<br />
der gesamten Daunen-Lieferkette<br />
ermöglicht. Zwangsmast oder Lebendrupf<br />
hat Patagonia seinen Lieferanten schon<br />
länger verboten. Die Kontrolle geht heute<br />
zurück bis zur Haltung der Elterntiere, von<br />
denen die Eier stammen. »Unsere Regeln<br />
setzen höchste Tierschutzstandards in der<br />
Bekleidungsbranche. Und wir versuchen,<br />
auch andere Outdoor-Marken von diesen<br />
Standards zu überzeugen«, sagt Patagonias<br />
Umweltmanagerin Wendy Savage.<br />
Im kommenden Jahr will The North Face<br />
mit seinem »Responsible Down Standard«<br />
nachziehen. Und erhält dafür sogar Lob<br />
von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.<br />
Dabei hatten die Tierrechtler die amerikanische<br />
Firma noch vor zwei Jahren mit<br />
spektakulären Aktionen vor TNF-Markenstores<br />
unter Druck gesetzt. Die Vier-Pfoten-<br />
Nutztierexpertin Nina Jamal fordert von<br />
TNF weitere Verbesserungen: So solle die<br />
Firma gar keine Daunen mehr von Produzenten<br />
kaufen, auf deren Farmen noch<br />
tierquälerische Praktiken herrschen –<br />
auch wenn TNF nur die »sauberen« Daunen<br />
übernimmt.<br />
Lob von Vier Pfoten<br />
Frieden hat Vier Pfoten auch mit weiteren<br />
Größen in der Outdoor-Branche geschlossen,<br />
nachdem es im Sommer einen<br />
Runden Tisch zur Daunenproblematik<br />
Nach dem Runden<br />
Tisch zur Daunenproblematik<br />
im Sommer<br />
haben die Tierschützer<br />
von Vier Pfoten mit<br />
einigen Größen der<br />
Outdoor-Branche<br />
Frieden geschlossen.<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Foto: Heinz Zak/Mountain Equipment<br />
gab. »Die Lösungsansätze sind ein großer<br />
Schritt«, lobt Kampagnenleiterin Martina<br />
Stephany.<br />
So verspricht der schweizerische Bergsportausrüster<br />
Mammut: »Unsere Lieferanten<br />
werden vertraglich verpflichtet,<br />
ausschließlich Daune zu liefern, welche<br />
weder aus der Stopfleberproduktion<br />
noch von lebenden Tieren stammt.« Beim<br />
oberschwäbischen Outdoor-Produzenten<br />
Vaude weiß man, wie dünn das Eis ist, auf<br />
dem man sich bewegt: »Wir mussten feststellen,<br />
dass wir keine hundertprozentige<br />
Kontrolle über die Bedingungen haben,<br />
unter denen die Tiere gehalten und behandelt<br />
werden, von denen unsere Daune<br />
stammt«, gesteht Vaude-Sprecher Georg<br />
Loewen und gelobt Besserung: Man werde<br />
jetzt eine unabhängige Organisation<br />
beauftragen, die gesamte Lieferkette zu<br />
auditieren.<br />
Haglöfs setzt darauf, dass sein Lieferant<br />
»Allied Feather and Down« die geforderten<br />
ethischen Maßstäbe einhält. Die Schweden-Marke<br />
kauft nur Federware ein, die<br />
bei der Fleischproduktion quasi als »Abfall«<br />
anfällt. Der skandinavische Mitbewerber<br />
Fjällräven geht seit sechs Jahren seinen<br />
eigenen Weg: »Wir haben ein exklusives<br />
Lieferabkommen mit chinesischen Brütern<br />
und Schlachthöfen und können den<br />
Weg vom Ei bis zur Daune lückenlos nachverfolgen«,<br />
sagt der Nachhaltigkeitsbeauftragte<br />
Aiko Bode.<br />
Noch ein Tipp für Hardcore-Tierschützer<br />
oder Veganer: Als alternatives Isoliermaterial<br />
gibt es schließlich auch noch Kunstfaser<br />
oder Wolle (siehe Kasten links). ◀<br />
Erlebnis<br />
Reisen<br />
Weltweit<br />
Natur + Kultur + Abenteuer<br />
Trekking<br />
Bergwandern<br />
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(Obermaterial), 90/10 wasserabweisende<br />
Daune mit 675 cuin<br />
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Gewicht: 490 g<br />
Features: Durchgesteppte<br />
Daunenkammern, verstellbare<br />
Kapuze, Zwei-Wege-Front-<br />
RV, zwei Seitentaschen und<br />
Innentasche mit RV, Kordelzug<br />
am Hüftsaum<br />
Material: 100 % Recycling-<br />
Polyester (Obermaterial,<br />
Futter), 800 cuin Gänsedaune<br />
(Füllung)<br />
Gewicht: 371 g<br />
Features: RV-Seitentaschen,<br />
Brust-Innentasche als Packbeutel<br />
verwendbar, Kordelzug<br />
am Saum, extra hoher<br />
Kragen zum Schutz vor Wind<br />
und Kälte<br />
Material: 100 % Polyester<br />
(Polartec® Alpha®),<br />
100 % Polyamid (Oberstoff)<br />
Gewicht: 485 g<br />
Features: große Brusttaschen,<br />
Innentasche als Packbeutel<br />
verwendbar, gut abdichtende<br />
elastische Bündchen,<br />
Zwei-Wege-RV an der Front,<br />
Kordelzug im Saum,<br />
verstellbare Kapuze<br />
Material: 100 % Nylon bzw.<br />
45 % Nylon, 39 % Merino,<br />
16 % Elasthan (Obermaterial),<br />
100 % Merino (Futter), 75 %<br />
Wolle, 25 % Polyester (Füllung)<br />
Gewicht: 405 g<br />
Features: zwei RV-Seitentaschen,<br />
Brusttasche, Innentasche<br />
mit RV, wärmende<br />
Handgamaschen, Kordelzug am<br />
Hüftsaum<br />
Der Daunen-Hoody überzeugt<br />
mit einem idealen Verhältnis<br />
von Wärme zu Gewicht: eine<br />
gute Wahl für schnelle Touren an<br />
kalten Tagen. Die wasserabweisende<br />
Daunenfüllung, zertifi zierter<br />
Tierschutz mit Down Codex,<br />
hat einen hervorragenden<br />
Loft, bietet damit viel Wärme<br />
und bleibt dank der leichten<br />
Steppnähte immer an ihrem<br />
Platz. Klein verpackbar nimmt<br />
die Jacke auch im Rucksack nur<br />
wenig Platz weg.<br />
Der perfekte Kälteschutz<br />
für fast alle Zwecke: Der<br />
leichte, warme und winddichte<br />
Klassiker von Patagonia<br />
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Eine Steppkonstruktion fi xiert<br />
die Daunen am richtigen Ort.<br />
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Berg« setzt mit atmungsaktiver<br />
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Wärmeleistung neue Maßstäbe.<br />
Die innovative Wattierung<br />
Polartec® Alpha® ist eine<br />
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im Winter. Dampf<br />
entweicht doppelt so schnell<br />
wie aus herkömmlichen Isolierungen.<br />
Passend dazu gibt’s<br />
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Unterhose mit Isolation.<br />
Eine Hybrid-Konstruktion für<br />
maximale Beweglichkeit und<br />
angenehme Wärme dort,<br />
wo man sie beim Bergsport<br />
am nötigsten braucht; nämlich<br />
im Rumpf- und Kopfbereich.<br />
An den Seiten und im Nacken<br />
entweicht der Dampf über<br />
dünne Stretcheinsätze mit<br />
kuscheligem Merino-Futter.<br />
Am Rest des Oberkörpers ist<br />
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KOLUMNE<br />
DAVIDS DEPESCHEN (10)<br />
Geschichten aus dem Basislager<br />
Auf dem Weg ins Glück:<br />
Auch Höhenbergsteigen<br />
kann Spaß machen.<br />
Tage der Tränen<br />
Meistens schaffen es<br />
Expeditionen dann in die<br />
Medien, wenn am Berg<br />
etwas schief läuft. Dabei<br />
gibt es Touren, die eine<br />
Antwort auf die häufig<br />
gestellte Frage bieten:<br />
Warum tust du das?<br />
Von David Göttler<br />
Bergsteigen kann sehr ernüchternd und<br />
frustrierend sein. Vor allem auf Expeditionen<br />
sind die Chancen auf den Gipfel meistens<br />
sehr gering. Am K2 musste ich nur wenige<br />
hundert Meter unter dem Gipfel den<br />
Rückzug antreten – und das gleich vier<br />
Mal! Dann gab es Unternehmen, bei denen<br />
ich noch vor dem Erreichen des Basislagers<br />
wieder umgedreht bin – so wie im ver-<br />
gangenen April bei meiner Mount-Everest-<br />
Tour, nachdem dort 16 Sherpas durch eine<br />
gewaltige Lawine umgekommen waren. Jeder<br />
tödliche Unfall am Berg ist einer zu viel,<br />
und doch sind sie nicht so häufig, wie man<br />
manchmal den Eindruck haben könnte.<br />
Das liegt auch an der öffentlichen Wahrnehmung:<br />
Gerade die Tragödien sind nämlich<br />
der Stoff, auf den sich die Presse konzentriert.<br />
Kaum ein Medium interessiert<br />
sich für eine glatt durchstiegene Wand,<br />
weshalb auch die meisten Leser eher von<br />
Stürzen, Lawinen und Konflikten hören<br />
als von der perfekten Tour. Ich werde dann<br />
wie viele meiner Kollegen oft gefragt: Warum<br />
machst du das alles? Warum investierst<br />
du so viel Zeit, Energie und Geld in<br />
ein Geschäft, das fast jeder – so zumindest<br />
die öffentliche Wahrnehmung – irgendwann<br />
mit dem Leben bezahlen muss?<br />
Dabei gibt es kaum etwas Schöneres, als<br />
eine erfolgreiche Expedition mit all ihren<br />
Momenten und Bildern, die sich für immer<br />
in einem festsetzen. Bergsteigen in<br />
Perfektion hatte ich wohl am Dhaulagiri<br />
erlebt. Zusammen mit Gerlinde Kaltenbrunner<br />
waren wir dort als kleines Zwei-<br />
Frau-Mann-Team unterwegs. Wie immer<br />
stiegen wir ohne Sherpas und zusätzlichen<br />
Flaschensauerstoff auf, doch da wir »nur«<br />
den Normalweg gewählt hatten, waren wir<br />
nicht alleine am Berg und im Basislager.<br />
Kaffee und Käse<br />
Unter anderem trafen wir auf Edurne Pasaban<br />
aus Spanien, Iván Vallejo aus Ecuador<br />
und Valery Babanov mit seinem Partner.<br />
Wir amüsierten uns über Medienberichte,<br />
wonach zwischen Edurne und Gerlinde,<br />
den beiden führenden Frauen des Achttausender-Bergsteigens,<br />
angeblich ein intensiver<br />
Wettstreit herrschte. Mal genossen wir<br />
zusammen einen Kaffee, mal gab es als<br />
Schmankerl ein Stück original spanischen<br />
Manchego-Käse von Edurne.<br />
Der ganze Spaß kulminierte in einem<br />
perfekten Gipfeltag. Der Moment oben<br />
anzukommen, unter, nein, in einem wol-<br />
Fotos: David Göttler<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
kenlosen Himmel, wurde gekrönt von der<br />
Freude über Iván Vallejos letzten seiner<br />
insgesamt vierzehn bestiegenen Achttausender.<br />
Auf den finalen Metern zum Gipfel<br />
war er nicht mehr von der durchaus<br />
kraftraubenden Führungsarbeit abzubringen.<br />
Wir erfüllten ihm diesen Wunsch natürlich<br />
gerne und wechselten nicht mehr<br />
durch. Am Gipfel fielen wir uns dann allesamt<br />
in die Arme, ließen dicken Freudentränen<br />
ihren freien Lauf, hinter unseren<br />
verspiegelten Brillen.<br />
Der Weg vom Gipfel ins Basislager ist<br />
meistens lang und mit einer oder sogar<br />
zwei weiteren Nächten in ungemütlichen<br />
Hochlagern verbunden. Da wir aber weder<br />
auf diese weiteren Nächte in engen Zelten<br />
noch auf die dünne Luft Lust hatten und<br />
uns gut fühlten, entschlossen wir uns, einfach<br />
so weit wie möglich abzusteigen. Ein<br />
einziges Mal erinnerte uns der Berg daran,<br />
wie nahe Freudentränen und Todesangst<br />
beieinander liegen können. Im Abstieg<br />
braute sich ein Gewitter zusammen, das<br />
wir im Wortsinne am eigenen Leib spürten,<br />
als sich die Daunen in unseren Anzü-<br />
1. Mai 2008: Iván Vallejo feiert<br />
die Besteigung des 14. Achttausenders.<br />
gen aufrichteten und zu kratzen anfingen.<br />
Aber nicht einmal die kurze Laune des<br />
Wetters konnte diesen Tag verderben. Wir<br />
stiegen weiter ab; auch nach Einbruch der<br />
Dunkelheit. Es wurde eine perfekte Nacht,<br />
ohne Wind, mit guter Sicht und ein wenig<br />
Mondlicht, das den Schein unserer Stirnlampen<br />
unterstützte. Spät nach Mitternacht<br />
erreichten wir unser Basislager auf<br />
4650 Metern. In einem Rutsch waren wir<br />
von 8167 Metern bis hierher abgestiegen.<br />
Die Mitglieder der Küchenmannschaft<br />
konnten es fast nicht glauben und begannen<br />
verschlafen, Tee und etwas Warmes<br />
zum Essen zu bereiten. Wir schauten uns<br />
an, glücklich und zufrieden.<br />
Ich schlief schnell ein und wachte spät auf.<br />
Lange Zeit hatte ich dieses Dauergrinsen im<br />
Gesicht und das Gefühl, mein Verstand und<br />
meine Gefühle würden der Realität hinterherlaufen.<br />
Es war alles so schnell gegangen:<br />
Wir hatten für die Bergbesteigung – ohne<br />
Anmarsch zum Basislager – nur etwas<br />
mehr als zwei Wochen benötigt.<br />
Vielleicht stimmt es, dass wir <strong>Bergsteiger</strong><br />
die negativen Erlebnisse gerne verdrängen.<br />
Aber dafür büßen die großartigen<br />
Momente und Erfahrungen auch in der<br />
Erinnerung nichts von ihrer Schönheit<br />
ein. Diese Momente sind die Antwort auf<br />
die Frage, warum ich das tue.<br />
◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />
Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />
dern dieser Welt unter anderem schon<br />
mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />
Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />
geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />
Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv für den BERGSTEIGER<br />
über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
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Was aktuelle Hightech-Produkte<br />
wirklich können, zeigen sie meist<br />
erst beim Praxistest am Berg.<br />
Hier berichtet die Redaktion,<br />
was sie im Einsatz hatte und wie<br />
sie damit zufrieden war.<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Ein Quantensprung<br />
bei der Isolierung: Das Nano-Air Hoody ist warm,<br />
elastisch und so dampfdurchlässig, dass<br />
man bei Stop-and-Go Aktivitäten weniger Zeit<br />
mit An- und Ausziehen verliert.<br />
Gewicht: 385 g Material: Obermaterial aus<br />
100 % Ripstop-Nylon (mit DWR-Imprägnierung),<br />
Stretch-Isolierung aus 100 % Polyester<br />
Preis: 220 € Info: www.patagonia.com<br />
▶ Das sagen wir: Versprechen gehalten: Die<br />
Nano Air ist so bequem wie ein Pulli, kann aber<br />
viel mehr. Die gut geschnittene und wertige<br />
Hochtourenjacke sorgt ganztägig für angenehmes<br />
Klima und ist erstaunlich wind- und kälteresistent.<br />
Hält das Wetter, braucht man auf Hochtouren<br />
nichts anderes. Fürs Wandern eher zu warm.<br />
Design<br />
Funktion<br />
Preis/Leistung<br />
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■■■■■■<br />
■■■<br />
Thomas, 26<br />
Einfachseil Sportklettern<br />
9.5 Infinity von Mammut<br />
Selbstaufblasende Isomatte<br />
Therm-a-Rest NeoAir XLite<br />
Après Climb Handcreme<br />
Rock Technologies Revive 5<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger, Hersteller, privat (4)<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Neben geringem<br />
Durchmesser und Gewicht bietet dieses Seil<br />
perfektes Handling sowohl für den Kletterer wie<br />
auch den Sichernden. Die COATINGfi nish-<br />
Veredelung garantiert außerdem eine gleichbleibend<br />
hohe Performance über einen langen<br />
Zeitraum hinweg sowie einen dauerhaft wirksamen<br />
Schutz gegen Schmutz und Nässe.<br />
Gewicht: 58 g/m Mantel: Anteil 40 Prozent,<br />
imprägniert UIAA-Stürze: 7–8 Preis: 180 €<br />
Farbe: ocean Info: www.mammut.ch<br />
▶ Das sagen wir: In diesem Fall kann man dem<br />
Hersteller nur zustimmen: Kein lästiges<br />
Gekrangele, der Herbstdreck bleibt kaum hängen<br />
und leichter als der schon zerschlissene alte<br />
Strick ist das Infi nity mit rund dreieinhalb Kilo auf<br />
60 Metern auch noch. Billig ist das freilich nicht.<br />
Gewicht<br />
Handling<br />
Preis/Leistung<br />
■■■■■<br />
■■■■■<br />
■■■<br />
Dominik, 37<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Die Therm-A-Rest<br />
NeoAir XLite ist die leichteste der NeoAir-Matten.<br />
Sie eignet sich perfekt für gewichtsoptimierte<br />
Outdoor-Touren (Expeditionen, Bergtouren). Die<br />
verbesserte Isolation bzw. Wärmerefl ektion erlaubt<br />
auch einen Einsatz bei kühlen Temperaturen.<br />
Größe: 51 x 183 cm (large: 63 x 196) Dicke:<br />
6,3 cm Gewicht: 350 g (460) Packmaß: 23 x<br />
10 cm Preis: 139,95 € Info: www.therm-a-rest.net<br />
▶ Das sagen wir: Wer seine Bergausrüstung<br />
tagelang auf dem Rücken schleppt, ist um jedes<br />
Gramm Erleichterung froh. Noch froher ist man,<br />
wenn das zu Verpackende im Ausmaß klein bleibt.<br />
Beides erfüllt die Matte, und sie ist dabei<br />
erstaunlich komfortabel. Selbst bei 5 Grad unter<br />
Null ließ sie keine Kälte durch. Ich empfehle allen<br />
über 175 cm Körpergröße die L-Variante.<br />
Liegekomfort ■■■■<br />
Funktion ■■■■■<br />
Preis/Leistung ■■■<br />
Michael, 49<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Revive 5 ist eine<br />
nicht fettende Handcreme auf Aloe Vera-Basis,<br />
die Feuchtigkeit spendet und rissige Haut nach<br />
einem ausgiebigen Klettertag schnell regeneriert.<br />
Sie lässt Wunden und Abschürfungen schneller<br />
verheilen und beruhigt die Haut außerdem auch<br />
nach Sonnenbrand und Insektenstichen.<br />
Füllmenge: 75 g Hergestellt: in der EU<br />
Preis: 6,50 € Info: www.rocktechnologies.co.uk<br />
▶ Das sagen wir: Beim Rendezvous nach dem<br />
Bouldern ließ es sich bisher schlecht mit zarten<br />
Fingerchen punkten. Das funktioniert mit der<br />
Handcreme speziell für Kletterer schon besser. Der<br />
neutrale bis medizinische Geruch verführt zwar<br />
nicht unbedingt, dafür zieht die Creme tatsächlich<br />
so schnell wie versprochen ein und macht<br />
rissige Fingerkuppen im Nu wieder geschmeidig.<br />
Duft<br />
Pflegefaktor<br />
Preis/Leistung<br />
■■■<br />
■■■■■■<br />
■■■■<br />
Dagmar, 37<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Der nächste Sommer kommt bestimmt!<br />
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SERIE: Hüttenzauber<br />
TEIL 16: Pleisenhütte<br />
HÜTTENZAUBER<br />
Pleisenhütte im Karwendel<br />
Weltmacht-Hütt’n<br />
Vor mehr als 65 Jahren schwor sich Anton Gaugg in russischer<br />
Gefangenschaft, eine Hütte zu bauen. Sie steht heute noch und wird<br />
von Siegfried Gaugg in der zweiten Generation bewirtschaftet.<br />
Dabei wollte der Sohn das gar nicht. Von Dominik Prantl<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Schon vormittags scheint<br />
die Sonne auf die<br />
Terrasse der Pleisenhütte<br />
Die Pleisenspitze im ersten Tageslicht<br />
KOMPAKT<br />
Hütteneinmaleins<br />
Sonnenbalkon. Der Begriff ist inzwischen<br />
ja so abgenutzt wie der<br />
Yetiwitz über Reinhold Messner<br />
(Was, den gibt’s wirklich!), weil<br />
von Südtirol über Südhanghütten<br />
bis zu allerlei Südgipfeln die halben Alpen<br />
von den nimmermüden Bergevermarktern<br />
zu »Sonnenbalkonen« erklärt werden.<br />
Aber da sitzt man nun Mitte Oktober um<br />
kurz vor neun Uhr morgens auf der Terrasse<br />
der Pleisenhütte (1757 m) und erlebt<br />
einen klaren Fall von Sonnenbalkon. Siegfried<br />
Gaugg, der Hüttenwirt, sagt: »Am 21.<br />
Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres,<br />
haben wir sieben Stunden Sonne.«<br />
Drehen wir die Sonne im Geiste aber erst<br />
einmal einige tausend Runden zurück,<br />
denn die Pleisenhütte ist nicht ohne den<br />
2007 verstorbenen Toni Gaugg zu verstehen.<br />
Wer als Freund der Berge die vergangenen<br />
Jahrzehnte auf einem Gletscher Patagoniens,<br />
im Shaksgam Valley oder sonstwo<br />
fernab der Zivilisation verbracht haben sollte:<br />
Toni Gaugg gehörte einst zum Karwendel<br />
wie Kalkstein-Kare, lange Talhatscher<br />
und Heinz Zak (wer von dem noch nie gehört<br />
hat, dem ist wirklich nicht zu helfen).<br />
Gaugg jedenfalls sagte vor einigen Jahren<br />
den wunderschönen Satz: »Wenn mich einer<br />
nicht kennt, ist das eine Bildungslücke.«<br />
Anton Gaugg, den die meisten Menschen<br />
freilich eher unter dem Namen Pleisentoni<br />
kennen, sagte damals auch: »Am 17.<br />
Dezember 1949 bin ich aus russischer Gefangenschaft<br />
heimgekehrt.« Er hatte das<br />
Datum noch exakt im Kopf, genauso wie<br />
die Zeit, die er unfreiwillig im Osten verbracht<br />
hatte: fünf Jahre und vier Monate.<br />
Es war mehr als Zeit genug, um nicht nur<br />
den Blockhüttenbau von den Russen zu<br />
erlernen, sondern sich zudem einige Dinge<br />
vorzunehmen, sollte er sein geliebtes<br />
Karwendelgebirge denn überhaupt noch<br />
einmal sehen. Er schwor erstens, der Birkkarspitze<br />
ein Kreuz zu verpassen und zweitens,<br />
am Hang der Pleisenspitze (2569 m)<br />
eine Hütte zu bauen.<br />
Fotos: Dominik Prantl<br />
Lage: Im Karwendel, 1757 Meter hoch gelegen,<br />
auf halbem Weg zur Pleisenspitze oberhalb<br />
von Scharnitz.<br />
Hüttenwirt und Eigentümer:<br />
Siegfried Gaugg<br />
Zugang: Am besten mit dem Zug über<br />
Mittenwald nach Scharnitz. Von dort Richtung<br />
Karwendeltäler und Isarursprung. Am Gasthof<br />
Wiesenhof links in etwa 2½ Stunden zur<br />
Hütte (mit MTB 1–1½ Std.). Je nach Saison ist<br />
die Hütte zu Fuß, mit dem Mountainbike,<br />
Schneeschuhen oder Tourenski zu erreichen.<br />
Kapazität: 40 Zimmerlager<br />
Wasserversorgung: Die Hütte bezieht das<br />
Wasser aus der Vorderkarhöhle, in dem einst<br />
Anton Gaugg 1951, also noch vor dem Hüttenbau,<br />
das etwa 8000 Jahre alte Skelett eines<br />
Elchkalbs fand. Es ist im Alpenzoo Innsbruck<br />
ausgestellt, soll aber demnächst wieder in der<br />
Infostelle Schnaritz zu sehen sein.<br />
Öffnungszeiten: Im Sommer und von<br />
26. Dezember bis 6. Januar täglich geöffnet.<br />
Im Winter (bereits von 8. November an)<br />
an den Wochenenden.<br />
Telefon: 00 43/6 64/9 15 87 92<br />
Preise: Übernachtung mit Frühstück 24 Euro<br />
Das Elchkalb aus der Höhle<br />
Anton Gaugg kehrte zurück. Er errichtete<br />
ein Gipfelkreuz auf der Birkkarspitze. Und<br />
er baute seine Hütte, und zwar dort, wo er<br />
sich schon vor dem Krieg als Hüterjunge<br />
einen Platz ausgeguckt hatte.<br />
1953 war das; und das Hütterl aus selbst<br />
geschlagenem Holz in russischer Blockbauweise<br />
maß nur etwa 25 Quadratmeter.<br />
Aber es wuchs im Laufe der Jahre mit Anund<br />
Zubauten zu einem heute ansehnlichen<br />
Haus. Der Pleisentoni hatte aber<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 87
TOUREN<br />
Die kleine Kapelle,<br />
rechts davon das<br />
Grab des Pleisentoni<br />
Der Pleisentoni hatte nicht<br />
nur Zeit, eine Hütte zu bauen.<br />
Er wurde nebenbei auch<br />
noch dreifacher Vater.<br />
Wege durch das Karwendel<br />
Von der Pleisenhütte aus sind nur wenige Touren möglich.<br />
Dafür sind diese besonders lohnend.<br />
1 Pleisenhütte (1757 m)<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
800 Hm 800 Hm<br />
Charakter: Einfache Wanderung, Ski- oder<br />
Schneeschuhtour auf meist breitem Fahrweg,<br />
erst im oberen Bereich etwas steiler.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Karwendeltäler<br />
(970 m)<br />
Route: Auf der Teerstraße bis zum Wiesenhof,<br />
dort links dem beschilderten Weg<br />
folgen. Im Sommer mit dem Mountainbike<br />
fahrbar. Im Winter ist die Querung vor der<br />
Hütte lawinengefährdet.<br />
2 Toni-Gaugg-Weg<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
1000 Hm 990 Hm<br />
Charakter: Tolle Überschreitung des Karwendelhauptkamms,<br />
die ein gewisses Maß<br />
an alpinem Unternehmergeist erfordert.<br />
Ausgangspunkt: Pleisenhütte (1757 m)<br />
Endpunkt: Karwendelhaus (1771 m)<br />
Route: Von der Pleisenhütte übers Hinterkar<br />
zur Breitgrieskarscharte (2338 m, hier<br />
Biwakschachtel), ins Marxenkar und über<br />
den Brendelsteig (ausgesetzt) zum Karwendelhaus.<br />
Genügend Wasser mitnehmen!<br />
3 Pleisenspitze (2569 m)<br />
▶ mittel 2 Std.<br />
820 Hm 820 Hm<br />
Charakter: Nicht zu schwere, allerdings<br />
auch sehr viel begangene Skitour. Daher<br />
fast immer gespurt.<br />
Ausgangspunkt: Pleisenhütte (1757 m)<br />
Route: Von der Hütte in nordöstlicher<br />
Richtung und über den Latschengürtel<br />
zum Pleisengrat. Je nach Lawinengefahr<br />
so früh wie möglich zum<br />
oft abgeblasenen Grat<br />
aufsteigen.<br />
4 Larchetkarspitze (2541 m)<br />
▶ schwierig 2½ Std.<br />
800 Hm 800 Hm<br />
Charakter: Tolle Skitour in teils ausgesetztem<br />
Gelände, die lawinenkundliches<br />
Grundwissen oder Nachfragen beim Wirt<br />
voraussetzt.<br />
Ausgangspunkt: Pleisenhütte (1757 m)<br />
Route: Erst um den Pleisengrat herum,<br />
dann in vielen Spitzkehren bergauf, bis<br />
am Ende ein teils mit<br />
Drahtseilen versicherter<br />
Felsanstieg wartet.<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
nicht nur Zeit, um eine Hütte zu bauen<br />
und ein Gipfelkreuz aufzustellen, Höhlen<br />
und Wege zu erforschen und ein 8000 Jahre<br />
altes Elchkalbskelett aus der Vorderkarhöhle<br />
zu ziehen. Weil er später sogar noch<br />
die Muße besaß, eine junge Münchnerin<br />
kennenzulernen und dreifacher Vater zu<br />
werden, gehört Pleisentonis Vermächtnis<br />
heute seinem Sohn Siegfried.<br />
Zu behaupten, der gute Siggi hätte seinem<br />
Vater inzwischen den Rang abgelaufen,<br />
wäre wohl etwas zu viel des Guten. Der<br />
Pleisentoni wurde ja unter anderem nicht<br />
nur mit dem Grünen Kreuz des Österreichischen<br />
Alpenvereins für mehrmalige,<br />
außerordentlich schwierige Rettung und<br />
Bergung ausgezeichnet, sondern vom<br />
Volksmund auch mit dem über die Lebenszeit<br />
hinausreichenden Titel »Karwendeloriginal«<br />
versehen. Doch hat Siegfried<br />
Gaugg, Jahrgang 1972, der Unterkunft<br />
längst seine eigene, familiäre Note verpasst.<br />
Er sagt: »Ich wollte nie in die Fußstapfen<br />
meines Vaters treten.«<br />
Einst hätte ihm das Erbstück sogar ganz<br />
gestohlen bleiben können. »Mit 12,13 Jahren<br />
hab’ ich genug davon gehabt.« Wie das<br />
aber so ist mit der Zeit, heilt diese nicht<br />
nur Wunden, sondern befreit auch von<br />
frühpubertären Aversionen. Knapp zehn<br />
Jahre später sah die Sache nämlich schon<br />
wieder ganz anders aus. »Da dachte ich<br />
mir: Jetzt gehe ich mal mit dem Vater einen<br />
Sommer rauf und schaue mir das an.«<br />
Warum wiegt Siggi keine drei Zentner?<br />
Wahrscheinlich ist es ein ziemliches Glück<br />
für alle Wanderer, Mountainbiker, Skitourengeher<br />
und Schneeschuhwanderer, dass<br />
jugendliche Vorsätze nur eine kurze Verweildauer<br />
haben und der gute Geschichtenerzähler<br />
Siggi den Laden übernommen<br />
hat statt eines grummeligen Eigenbrötlers<br />
aus dem etwas schattigen Scharnitz. Und<br />
mindestens ebenso glücklich dürfen sich<br />
alle Besucher schätzen, dass er eine Frau<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Blick auf die Arnspitzen<br />
und die Hohe<br />
Munde im Westen<br />
Fotos: Dominik Prantl<br />
gefunden hat, die seine Leidenschaft teilt.<br />
Siegfried Gaugg weiß: »Andrea ist kuchlmäßig<br />
a Weltmacht.«<br />
Die kuchlmäßige Weltmacht trägt also gerade<br />
ihre Spinatknödl in den Essensraum,<br />
dem ältesten Teil des Gebäudes, Jahrgang<br />
1953, der den Namen Stub’n noch wirklich<br />
verdient hat. Dorothea aus Murnau<br />
möchte anschließend das Weltmacht-Spinatknödl-Rezept;<br />
die kurz zuvor über den<br />
Anton-Gaugg-Weg eingewanderte Crew<br />
aus Franken am liebsten noch eine zweite<br />
Portion. Im Grunde gibt es nach einem solchen<br />
Abendessen nur noch drei Schnäpse<br />
und zwei Fragen. Erstens: Wie macht man<br />
solche Knödel? Zweitens: Warum wiegt<br />
Weg ans Licht: Aus der Vorderkarhöhle<br />
führt eine rostige Leiter.<br />
Siggi mit dieser Weltmacht an der Seite<br />
noch keine drei Zentner?<br />
Die Antwort auf letztere Frage mag damit<br />
zusammenhängen, dass Siegfried den Weg<br />
zur Hütte häufig selbst per Rad oder mit<br />
Tourenski zurücklegt, teilweise sogar mit<br />
bis zu 25 Kilo auf dem Rücken. Weil im<br />
Winter keine motorgetriebenen Fahrzeuge<br />
auf dem Fahrweg zur Hütte erlaubt<br />
sind, muss der Karwendelsherpa Gaugg<br />
die frischen Zutaten wie Gemüse, Milch<br />
und Eier bei Schnee aus eigener Körperkraft<br />
raufschaffen. Von diesem Winter an<br />
möchte er ein speziell präpariertes Elektrorad<br />
ausprobieren, denn: »Das ist erlaubt.«<br />
Woher er die Kraft für die Steilfahrten und<br />
Am Scheideweg: Links geht’s zum Gipfel,<br />
rechts ins Abenteuer für Wanderer.<br />
Botengänge nimmt, klärt sich möglicherweise<br />
mit der Antwort auf die erste Frage:<br />
mit möglichst viel Spinat.<br />
Er wird seine Energie auch weiterhin benötigen:<br />
»Beim Bauherrn einer Hütte ist es<br />
wie bei einem Philosophen«, sagt Gaugg.<br />
»Man arbeitet ständig an dem Werk und<br />
wird doch nie fertig.« Erst im vergangenen<br />
Sommer wurden die Schlafräume umgebaut.<br />
Die interessanteste Neuerung auf<br />
dem 2500 Quadratmeter großen Grund,<br />
den der Pleisentoni einst kaufte, ist allerdings<br />
schon 15 Jahre älter und steht etwas<br />
abseits der Hütte. Dort errichtete Siegfried<br />
mit einigen Freunden eine kleine Kapelle<br />
zum 80. Geburtstag des Vaters, nach dessen<br />
Plänen, natürlich in russischer Blockbauweise.<br />
Direkt daneben wurde Anton<br />
Gaugg wenige Jahre später auf eigenen<br />
Wunsch beerdigt. »Er ist erst der zweite<br />
Tiroler nach dem Gründer der SOS-Kinderdörfer,<br />
dem das außerhalb eines Friedhofs<br />
erlaubt wurde«, sagt sein Sohn.<br />
Der Pleisensiggi, der längst damit zufrieden<br />
wäre, als Hüttenwirt alt zu werden,<br />
versteht den letzten Wunsch seines Vaters<br />
nur zu gut. Er sagt: »Den Platz hat er schon<br />
gut gewählt.« Und er meint nicht nur das<br />
Grab.<br />
◀<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89
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12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91
ALPINISMUS<br />
Psychologie-Serie: Berge im Kopf<br />
Die Frau als hilfsbedürftiges<br />
Geschöpf:<br />
Dieses Bild schmeichelte<br />
den Männern<br />
vor 100 Jahren.<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Teil 3: Gender im Gebirge<br />
Von der Rolle<br />
Er, der mutige Erschließer, Entdecker,<br />
sie hilflos im Seil hängend?<br />
Die klassische Rollenverteilung ist<br />
längst aufgeweicht, auch am Berg.<br />
Trotzdem halten sich manche Vorurteile<br />
über Männer und Frauen hartnäckig.<br />
Was ist dran am kleinen Unterschied?<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
Gleichwertige Partner: Alix von Melle und Luis Stitzinger<br />
Zeichnung: Ernst Platz (aus dem Buch »Frauen im Aufstieg«; Foto: Alix von Melle/Luis Stitzinger<br />
Mangelnde Orientierung, Hilfsbedürftigkeit<br />
und Gedankenlosigkeit<br />
kennzeichneten<br />
Frauen am Berg. Der Mann<br />
hingegen »sucht die Eindrücke<br />
schwerer Bergfahrten gewissermaßen<br />
als Kompensation für seine sonstigen Gefühle,<br />
als Gegengewicht gegen den Alltag,<br />
er braucht sie zur Regulierung seines<br />
Lebenslaufes.« Die alpine Geschlechter-<br />
Charakteristik stammt von Paul Preuß,<br />
erschienen 1912 im Rahmen seines Aufsatzes<br />
»Damenkletterei« in der Deutschen<br />
Alpenzeitung.<br />
Gedankenlos wirkt Alix von Melle nicht.<br />
Orientierungslos auch nicht, und erst recht<br />
nicht hilflos. Die bislang erfolgreichste<br />
deutsche Höhenbergsteigerin stand auf<br />
sechs Achttausender-Gipfeln, auf fünf davon<br />
mit ihrem Mann, dem Bergführer Luis<br />
Stitzinger. Er hat ebenso viele Achttausender<br />
bestiegen wie seine Frau und fuhr von<br />
dieser Höhe sogar diverse Male mit Ski ab.<br />
Die Presse interessiert sich trotzdem mehr<br />
für Alix, die zierliche Hamburgerin. Männer<br />
auf den höchsten Gipfeln der Erde, das<br />
ist nun mal nichts Neues mehr.<br />
Unsichtbare Pionierinnen<br />
Lange Zeit war das Bergsteigen eine Domäne,<br />
in der männliche Ideale wie ein stark<br />
ausgeprägter Willen, Risikobereitschaft<br />
und Wettkampfdenken dominierten. Der<br />
typische <strong>Bergsteiger</strong> hatte ein wettergegerbtes<br />
Gesicht mit Rauschebart, bestand<br />
»Vielleicht hören<br />
Frauen einfach mehr<br />
auf ihren Körper als<br />
Männer?«<br />
GERLINDE KALTENBRUNNER, 2010<br />
aus Muskeln und Sehnen, war hart im Nehmen<br />
und selbst angesichts der Todesgefahr<br />
noch mit einem kühlen Kopf gesegnet.<br />
Kameraden gratulierten ihm zum »Gipfelsieg«<br />
und erzählten von den Hindernissen,<br />
die sie nach hartem Kampf bezwungen,<br />
vom Berg, den sie erobert hatten.<br />
Sind Männer einfach die Stärkeren am<br />
Berg? Ingrid Runggaldier will von solchen<br />
Pauschalisierungen nichts wissen: »Ich<br />
wehre mich gegen diese Kategorisierung.<br />
Ich glaube, es gibt Männer, die wie typische<br />
Frauen sind und andersrum.« Die Südtiroler<br />
Übersetzerin, Publizistin und Filmemacherin<br />
hat sich während der Arbeit an<br />
ihrem Buch »Frauen im Aufstieg« mit den<br />
Geschlechterrollen in der Alpingeschichte<br />
befasst und dabei entdeckt, dass es durchaus<br />
auch Frauen in der Pionierrolle als Erstbegsteigerinnen<br />
gab. »Aber die Männer, die<br />
die Geschichten dokumentiert haben, hat<br />
es nicht interessiert, was die Frauen am<br />
Berg gemacht haben. Schlimmer noch:<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
INFO<br />
Wie klein ist der<br />
Unterschied?<br />
Gender-Forscher diskutieren zwei kontroverse<br />
Thesen zur Entwicklung der sozialen<br />
Geschlechtermerkmale. Die Geschlechter-<br />
Ähnlichkeits-Hypothese besagt, dass<br />
Frauen und Männer sich charakterlich kaum<br />
unterscheiden. Die Gegner argumentieren<br />
damit, dass beide Geschlechter sich in der<br />
Evolution zwangsläufi g stark unterschiedlich<br />
entwickelten, da sie jeweils andere Aufgaben<br />
zu bewältigen hatten: Die Frau als die Gebärende<br />
war eng mit den Kindern verbunden<br />
und übernahm soziale Aufgaben, während<br />
der Mann jagen ging und dazu vor allem Kraft<br />
und Geschicklichkeit brauchte.<br />
Was kognitive Leistungen betrifft, sind die<br />
Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />
mit den angeglichenen Bildungschancen<br />
nahezu verschwunden. Aber nach wie vor<br />
bewertet die Gesellschaft in den Kategorien<br />
»typisch männlich« und »typisch weiblich«.<br />
Selbst bei gleichem Verhalten werden Männer<br />
und Frauen geschlechtsspezifi sch bewertet:<br />
Ein Mann gilt als durchsetzungsfähig, eine<br />
Frau mit gleichen Eigenschaften als stur. Oder<br />
eine Frau gilt als feinfühlig, ihr männliches<br />
Pendant als unbelastbar. Diese Beurteilungen<br />
führen zwangsläufi g auch zu unterschiedlichem<br />
Verhalten: Mädchen unterschätzen sich<br />
eher, Jungen neigen dazu, sich zu überschätzen.<br />
Frauen leiden deutlich häufi ger unter<br />
Angststörungen und Depressio nen, Männer<br />
treten generell seltener wegen psychischer<br />
Probleme in Erscheinung und wenn, dann<br />
eher durch Suchterkrankungen und Suizid.<br />
Sicher keine »Zottelhexe mit nachlässiger Gewandung«: Alix von Melle am Makalu 2010<br />
meldete die Genfer Zeitung Féderal: »Unser<br />
stolzer Montblanc muss sich gedemütigt<br />
fühlen wie noch nie. Am 4. September,<br />
um 1 Uhr 25, sah er seinen Gipfel von einem<br />
Frauenfuß betreten.«<br />
Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />
blieben Frauen wie D'Angeville aber tatsächlich<br />
die Ausnahme. »Die sozialen Rahmenbedingungen<br />
ließen es einfach nicht<br />
zu, dass Frauen spaßeshalber auf Berge<br />
stiegen«, sagt Runggaldier. Frauen waren<br />
über Jahrhunderte von der Bildung, von<br />
höheren Berufen und vom öffentlichen<br />
Leben ausgenommen. »Sie hatten nicht die<br />
Chance, das zu tun, was sie wollten.«<br />
teil zu entkräften. Belustigt erzählt sie von<br />
einem Teilnehmer der Dhaulagiri-Expedition<br />
2009, der im Vorfeld der Reise wissen<br />
wollte, ob die drei Frauen auf der Teilnehmerliste<br />
auch wirklich fit genug seien für<br />
so ein Abenteuer. »Die drei Frauen erreichten<br />
schließlich den Gipfel, er nicht«.<br />
In den Basecamps trifft von Melle immer<br />
wieder auf Familienväter – selbst noch an<br />
den Weihnachtsfeiertagen. »Wenn Mütter<br />
so etwas machen, müssen sie sich den Vorwurf<br />
gefallen lassen, eine Rabenmutter zu<br />
sein«, ist Alix' Erfahrung. Die Frage nach<br />
Kindern bekommt sie oft zu hören – im<br />
Es schadete den Männern, wenn eine Frau<br />
dasselbe leisten konnte wie sie.«<br />
Im Jahr 1838 traute sich die Adelige Henriette<br />
D’Angeville als zweite Frau auf den<br />
Mont Blanc. Selbstbewusst schrieb sie ihre<br />
Erlebnisse nieder, da »die<br />
weibliche Art zu sehen<br />
und zu fühlen anders, ja<br />
oft sehr unterschiedlich<br />
im Vergleich zu jener der<br />
Männer ist, und als ich auf<br />
den Mont Blanc stieg, war<br />
dieser noch nie von einer<br />
Frau besucht worden, die<br />
ihre Eindrücke mit eigener<br />
Urteilskraft hätte schildern<br />
können.« Die Reaktionen<br />
ließen nicht lang auf sich<br />
warten. Eine Woche nach<br />
dem Erfolg der Französin<br />
Ingrid Runggaldier schreibt<br />
über Frauen am Berg.<br />
Relikte der alten Rollenverteilung<br />
Zumindest in Sachen Bildung herrscht in<br />
der westlichen Zivilisation mittlerweile<br />
Chancengleichheit. Doch die Vorurteile zu<br />
den Geschlechterrollen halten sich nach<br />
wie vor hartnäckig – und<br />
beeinflussen damit auch<br />
das Verhalten. Psychologen<br />
beobachten bei Frauen<br />
mehr Empathie, bei Männern<br />
mehr Konkurrenzdenken.<br />
Runggaldier wundert<br />
das nicht: »Würde das<br />
jeweils andere Geschlecht<br />
diese Eigenschaft an den<br />
Tag legen, würde sie vielleicht<br />
negativ ausgelegt.«<br />
Frauen sind schwächer:<br />
Alix von Melle scheint es<br />
zu genießen, dieses Vorur-<br />
TIPP<br />
Alpingeschichte<br />
zum Nachholen<br />
Was in der alpinen Geschichtsschreibung<br />
versäumt wurde, wird nun nachgeholt: »Erste<br />
am Seil« (C. Fink, K. Steinbach), »On Top«<br />
(R. Messner) oder »Der untere Himmel« (L.<br />
Francia) erzählen von den Leistungen der<br />
Frauen am Berg. Am ausführlichsten tut<br />
das die Südtirolerin Ingrid Runggaldier in<br />
»Frauen im Aufstieg«. Als Germanistin hätte<br />
sie die Geschichte vom Aufbrechen der<br />
Geschlechterrollen<br />
auch anhand von<br />
Schriftstellerinnen<br />
erzählen können.<br />
Als Tochter eines<br />
Bergführers wählte<br />
sie dann doch die<br />
<strong>Bergsteiger</strong>innen.<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
»Werde um Himmelswillen<br />
kein wildes<br />
Bergweib. Eine Zottelhexe<br />
mit wirrem Haar<br />
und nachlässiger<br />
Gewandung ist keine<br />
Verkörperung<br />
weiblicher Reize.«<br />
FRANZ NIEBERL, 1922<br />
Seine Frau verträgt die Höhe besser als er: Luis Stitzinger am Nanga Parbat 2008<br />
Fotos: Ingrid Runggaldier, Alix von Melle, Luis Stitzinger<br />
Gegensatz zu Luis. Frauen können Kinder<br />
bekommen, Männer nicht. Ein so gravierender<br />
Unterschied lässt sich nun<br />
mal nicht leugnen. Warum aber<br />
nur die bergsteigenden Mütter<br />
und nicht auch die Väter in die<br />
Verantwortung genommen werden<br />
sollen, das wundert von Melle<br />
dann doch. Sie und Stitzinger<br />
haben sich bewusst gegen Nachwuchs<br />
entschieden.<br />
Bergtote sind männlich<br />
Noch ein Unterschied, der gerade<br />
am Berg zählt: Frauen vertragen die Höhe<br />
angeblich besser als Männer. Zwar gibt es<br />
noch keine wissenschaftliche Studie dazu,<br />
aber Luis Stitzinger ist nicht der einzige<br />
Extrembergsteiger, der diese Erfahrung gemacht<br />
hat.<br />
Paul Preuß' Meinung über Frauen am Berg<br />
teilt heute kaum mehr ein Mann – sein<br />
Schicksal schon eher. Der Pionier des Freikletterns<br />
stürzte 1913 mit 27 Jahren am Gosaukamm<br />
in den Tod. Laut der aktuellen<br />
Bergunfall-Statistik des DAV sind vor allem<br />
Männer von tödlichen Unfällen betroffen.<br />
Und das, obwohl die Verteilung der Mitglieder<br />
mit 41 Prozent Frauen und 59 Prozent<br />
Männern immer ausgewogener wird. ◀<br />
VORSCHAU: Machen Sie mit bei der nächsten Leserumfrage<br />
Mitte November auf www.bergsteiger.de<br />
und gewinnen Sie 2 Walkie-Talkies von Motorola.<br />
Lesen Sie anschließend in Heft 02/2015,<br />
inwieweit Risiko tatsächlich kontrollierbar ist.<br />
Wir wollten von<br />
Ihnen wissen, was<br />
Sie am Berg als<br />
typisch männlich,<br />
typisch weiblich<br />
oder auch als<br />
neutral empfinden.<br />
Hier die Stimmenverteilung:<br />
Leserumfrage<br />
45<br />
3<br />
20<br />
1<br />
49<br />
18<br />
6<br />
42<br />
20<br />
3<br />
36<br />
29<br />
33<br />
10<br />
25<br />
52<br />
1<br />
16<br />
3<br />
42<br />
23<br />
42<br />
5<br />
21<br />
Wenn ich in die Berge gehe, will ich auch auf einem Gipfel stehen.<br />
Ich gehe nicht gern allein in die Berge.<br />
Ich verlasse mich bei der Tourenplanung voll auf meine/n Partner/in.<br />
Das Gefühl, erschöpft zu sein oder Angst zu haben, kenne ich gut.<br />
Ich dokumentiere alle meine Touren.<br />
Ich traue mir zu, eine Hochtour zu führen.<br />
Der Weg zählt für mich mehr als das Ziel.<br />
Schwächere in der Gruppe halten auf.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
REPORTAGE<br />
Weitwandern auf Korsika<br />
Der Duft<br />
Napoleon soll seine Heimatinsel<br />
Korsika mit verbundenen Augen<br />
erkannt haben – am Geruch.<br />
Viel schöner ist es aber, die Symbiose<br />
aus alpinem Gebirgskern und<br />
wild zerfurchter Küste über den<br />
GR 20 auch wirklich zu sehen.<br />
Dabei gibt es sogar an diesem<br />
Kultweg noch einsame Ecken.<br />
Von Iris Kürschner (Text & Fotos)<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
der Freiheit<br />
Die Pozzi oder Pozzine,<br />
hier südlich des Monte Renoso,<br />
sind typisch für Korsika.
Steilpassage bei der alpinen<br />
Variante in den Aiguilles de Bavella<br />
cken, ob es seinen Gästen auch gut geht.<br />
Zu guter Letzt muss jeder noch den Limouchinou,<br />
seinen selbstgebrannten Limonenschnaps<br />
testen, erst dann ist er zufrieden.<br />
»Wenn ich 80 bin«, verrät der Rüstige, »will<br />
ich mit meinem Lieblingspferd quer durch<br />
Korsika reiten!« Er ist jetzt 79.<br />
Laricio, Tafonis und Macchia<br />
»Corsica! Wer kennt es nicht, jenes meerumspülte<br />
Bergland, wo der blaue Himmel<br />
Italiens lacht, wo der leuchtende<br />
Schnee von den Höhen herniedergrüsst<br />
auf Lorbeer, Ölbaum und Myrte«, beginnt<br />
Felix von Cube seinen 1901 publizierten<br />
Artikel »Hochtouren auf Corsica« in der<br />
Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen<br />
Alpenvereins. Zwischen 1899 und<br />
1904 streifte der Stuttgarter Naturforscher<br />
und Arzt durch das gebirgige Landesinnere<br />
Korsikas, stand als Erster auf zahlreichen<br />
Gipfeln, skizzierte unermüdlich Karten,<br />
schrieb ausführliche Expeditionsberichte<br />
nieder und legte damit den Grundstein zur<br />
alpinen Erschließung. Gewaltige Wände,<br />
zersägte Grate, »und darüber hinaus über<br />
rosig angehauchten, wallenden Nebeln<br />
der Spiegel des Mittelmeeres, eine gleissend<br />
leuchtende Fläche in purpurnem<br />
Lichte des untergehenden Tagesgestirns.«<br />
Schon Felix von Cube begeisterte das Wan-<br />
Pierrot kennt keine Gnade – und verköstigt<br />
seine Gäste mit Limonenschnaps.<br />
Am besten<br />
wandert man<br />
von Süden nach<br />
Norden – und<br />
spürt jene Orte<br />
auf, die der<br />
GR 20 auslässt.<br />
Lauer Wind streicht durch die Stille.<br />
Es riecht nach Kräutern, so intensiv,<br />
als habe man die Nase in<br />
ein Inhaliergerät gesteckt. Hinter<br />
dem Rücken türmen sich Felsnadeln.<br />
War dort in den Aiguilles de Bavella<br />
gerade noch einiges los, ist – kaum dass<br />
man von der Pilgerroute durch die »<strong>Dolomiten</strong><br />
von Korsika« abbiegt – kein Mensch<br />
mehr unterwegs. Ein kleiner Weg windet<br />
sich durch Wald und Macchia nach Quenza.<br />
Auf dem Dorfplatz vertreten sich ein<br />
paar Alte beim Boule-Spiel die Beine. Auf<br />
den Steinhäusern liegt Patina. Es wirkt, als<br />
bestimmten hier Zeit und Muße den Alltag.<br />
Auch Pierrot in seiner Herberge weiter oben<br />
im Alpgebiet lässt sich durch nichts aus der<br />
Ruhe bringen. Gemütlich schlurft er in<br />
seinen Gemüsegarten, holt ein paar pralle<br />
Fleischtomaten für seine korsische Suppe,<br />
die er später am prasselnden Kaminfeuer<br />
serviert. Das Entrée besteht aus Lonzu, Coppa,<br />
Prisuttu. Die würzigen Schinkenspezialitäten<br />
zeigen, dass die Korsen die Verarbeitung<br />
des Schweins zur Kunstform erhoben<br />
haben. Frei und ungebunden, so wie es die<br />
Insulaner selbst lieben, wachsen auch ihre<br />
Schweine auf, stromern wild durch die<br />
Prärie und belagern nicht selten frech den<br />
Wanderer. Pierrot sitzt immer am gleichen<br />
Platz, am Kopf des Tisches, um zu überblidern<br />
mit Meerblick. Es ist auch heute noch<br />
das Elixier von Korsika. Hinzu kommen diverse<br />
Besonderheiten: Die gewaltigen Laricio-Kiefern,<br />
die mit ihrem Wuchs von bis<br />
zu 50 Metern zu den höchsten Bäumen Europas<br />
zählen und denen das Wetter skurrile<br />
Frisuren verpasst hat. Tafonis, bizarre<br />
Auswaschungen der Felsen, die wie phantastische<br />
Gestalten wirken. Die Macchia,<br />
der immergrüne Buschgürtel aus Zistrose,<br />
Myrte, Ginster, Berberitze. Gemeinsam mit<br />
Thymian, Rosmarin, Salbei und Lavendel<br />
ergeben sie einen Duft, über den schon<br />
Napoleon, Korsikas berühmtester Sohn,<br />
gesagt haben soll, er könne seine Heimat<br />
selbst mit verbundenen Augen an diesem<br />
Geruch erkennen.<br />
Quer durch diese Landschaft führt der GR<br />
20, und war der Wanderweg einst ein echter<br />
Geheimtipp, so hat er sich längst zum<br />
Kultweg gewandelt. Das mag auch mit der<br />
Kür zum »schwierigsten Weitwanderweg<br />
Europas« zu tun haben. Heute wandern<br />
ihn pro Jahr etwa 15 000 Bergfreunde.<br />
Überfüllte Hütten sind Programm. Wer<br />
jedoch vom Hauptweg abweicht, kann die<br />
großartige Gebirgslandschaft abseits der<br />
Massen kennenlernen. Am besten wandert<br />
man gegen den Besucherstrom von<br />
Süd nach Nord, um sich mit den technisch<br />
leichteren Etappen auf die anspruchsvollen<br />
Kraxeleien im Nordteil einstimmen<br />
zu können. Zudem lassen sich Umwege<br />
einbauen, um Schluchten und Bergdörfer<br />
aufzuspüren – Orte, die der GR 20 oft<br />
auslässt. Gelb markierte Varianten und<br />
die orange markierten quer verlaufenden<br />
»Mare a Mare«-Wege machen das möglich.<br />
Zuflucht für Rebellen<br />
Im Morgenlicht glitzern Tautropfen, als<br />
wären die Moose mit Sternen behängt. In<br />
der Weite der mit fast 70 Quadratkilometern<br />
größten Hochalm der Insel, dem<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Skurrile Sturmfrisuren<br />
bekommen die Bäume am Wegesrand<br />
vom Wind verpasst.<br />
Wer in einem Zelt übernachtet,<br />
kann den chronisch überfüllten<br />
Hütten ausweichen.<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99
Die Zitadelle von Corte,<br />
der alten Hauptstadt Korsikas<br />
An der Stelle,<br />
wo einst einmal<br />
dichter Wald<br />
stand, trifft der<br />
Wanderer heute<br />
auf Gestrüpp.<br />
Aufstieg vom idyllischen Lac de Capitello<br />
(1930 m) im hinteren Restonica-Tal<br />
Das Schlaraffenland? Nein, nur die<br />
Bergerie de Bassetta im Süden Korsikas<br />
Plateau du Coscione oberhalb von Quenza,<br />
liegen immer wieder rundgeschliffene<br />
Findlinge, wie von Geisterhand hingerollt.<br />
Kein Mensch ist zu sehen.<br />
Über viele Jahrhunderte bestimmte die<br />
Transhumanz, die jahreszeitliche Viehwanderung,<br />
das Leben und Einkommen der<br />
Inselbewohner. Mit dem Abbrennen von<br />
Wald schufen sich die Hirten Weideparzellen,<br />
zu denen sie im Frühsommer mit ihren<br />
Tieren hinaufzogen. All die Rodungen haben<br />
dem namensgebenden Wald – Korsika<br />
leitet sich vom phönizischen Wort Korsai,<br />
die »Bewaldete« ab – arg zugesetzt. Felix<br />
von Cube schrieb: »An der Stelle, wo einst<br />
dichter, kräftiger Wald bis hoch zu den Felsen<br />
reichte, trifft heute der Wanderer...« auf<br />
stacheliges Gestrüpp.<br />
Garigue oder – etwas höher gewachsen<br />
– Macchia heißt das undurchdringliche,<br />
kratzige und fein duftende Gebüsch. Es<br />
war gerne auch Zuflucht der rebellischen<br />
Korsen, die nach eigenen Gesetzen lebten<br />
und sich ihr Leben nicht von fremden Herrschern<br />
diktieren lassen wollten. Maquis,<br />
das französische Wort für Macchia, steht<br />
seither auch für Widerstand, Untergrund.<br />
Gerade die vielen schaurigen Erzählungen<br />
von Banditen und Vendetta (Blutrache) verleihen<br />
der Insel ihren Mythos.<br />
Ein Kunstwerk aus Wasser und Wiesen<br />
In der Bergerie de Bassetta hängen die<br />
Würste von der Decke. Vegetarier probieren<br />
das Omelette mit Brocciu, ein dem Ricotta<br />
ähnlicher Frischkäse. »Qui n’en a pas<br />
goûté ne connaît pas l’Île.« Wer ihn nicht<br />
gekostet hat, kennt die Insel nicht. So pries<br />
der französische Schriftsteller Émile Bergerat<br />
Ende des 19. Jahrhundert den Nationalkäse<br />
der Korsen. Nach dem Balanceakt am<br />
Denkmalsgrat kann man auch ins Dörfchen<br />
Cozzano absteigen, anstatt im belebten<br />
Refuge d’Usciolu zu übernachten.<br />
Auf der alpinen Variante des GR 20 liegt<br />
ein Hochtal zwischen Col de Verde und<br />
Capannelle mit einem Mosaik aus Wasser<br />
und Wiesen. Das Mosaik nennt sich Pozzi<br />
oder Pozzine: blaue Tümpel und mäandernde<br />
Wasseradern bilden ein Kunstwerk<br />
mit dem satten Grün. Der Begriff, den 1910<br />
der Schweizer Botaniker John Isaac Briquet<br />
eingeführt hatte, ist eine Zusammensetzung<br />
aus dem korsischen Wort Pozzi (Wasserlöcher)<br />
sowie der Endung von »alpine«<br />
und bezeichnet alpine Flachmoorwiesen,<br />
die sich in von Gletschern geformten, wasserundurchlässigen<br />
Wannen gebildet haben.<br />
Sie zeigen ein Zwischenstadium im<br />
Verlandungsprozess von Bergseen.<br />
Vizzavona – der einzige Ort, den der GR 20<br />
berührt – ist nicht viel mehr als eine Bahnstation,<br />
ein paar Unterkünfte und Loka-<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
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MALPINTAG 2014<br />
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in der BMW Welt am Olympiapark<br />
Sonntag, 23.11.2014<br />
ab 10 Uhr, Eintritt frei!<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
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k Workshops & Kurse<br />
k Lawinenkolloquium<br />
k Bergsport-Aussteller<br />
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BMW Welt<br />
www.munich-mountains.de<br />
mit Unterstützung von
Algajola an der Nordwestküste<br />
steht – je nach Gehrichtung –<br />
am Anfang oder am Ende der Reise.<br />
Der Teufel soll<br />
hier, als Ackerbauer<br />
getarnt,<br />
den Pflug in die<br />
Luft geschmissen<br />
haben.<br />
KOMPAKT<br />
Zwischen Hütten und Grandhotels<br />
Korsika: Mit einer Fläche von<br />
8722 Quadratkilometern ist<br />
Korsika, nach Sizilien, Sardinien<br />
und Zypern, die viertgrößte<br />
Insel im Mittelmeer. Mitten hindurch<br />
von Nordwest nach Südost<br />
zieht die »Grande Barrière«,<br />
der Hauptkamm mit den<br />
höchsten Gipfeln vom Monte-<br />
Cinto-Massiv (2706 m) bis<br />
zu den legendären Felsnadeln<br />
der Bavella.<br />
Der GR 20 zieht sich durch<br />
den Hauptkamm des Zentralmassivs<br />
über zahlreiche Pässe<br />
und den einen oder anderen<br />
Gipfel. Insgesamt sind 12 000<br />
Höhenmeter und 180 Kilometer<br />
zu bewältigen. Schwindelfreiheit,<br />
Trittsicherheit und beste<br />
Kondition sind Voraussetzung.<br />
Informationen: Atout France,<br />
Französische Zentrale für<br />
Tourismus, Postfach 100128,<br />
60001 Frankfurt am Main,<br />
www.rendezvousenfrance.com;<br />
Agence du Tourisme de la<br />
Corse, 17 Boulevard du<br />
Roi-Jérôme, BP 19, F-20181<br />
Ajaccio Cedex 01,<br />
Tel. 00 33/4/95 51 00 00,<br />
www.visit-corsica.org<br />
Hütten: Für die Refuges des<br />
Naturparks reserviert und<br />
bezahlt man entweder in der<br />
Hauptverwaltung in Ajaccio,<br />
den PNRC-Infostellen an den<br />
Ausgangspunkten Conca und<br />
Calenzana oder via Internet.<br />
Ermäßigung für Alpenvereinsmitglieder<br />
gibt es keine.<br />
Die Preise: Hütte 11 Euro,<br />
Mietzelt 10 Euro, Biwak<br />
6 Euro. Die Platzvergabe erfolgt<br />
in der Reihenfolge des Eintreffens.<br />
Sind alle Betten belegt,<br />
wird ein Zelt zur Verfügung<br />
gestellt. Die Gutscheine werden<br />
in der Regel auch von anderen<br />
PNRC-Hütten akzeptiert. Die<br />
PNRC-Hütten sind in der Regel<br />
von Juni bis Ende September<br />
oder je nach Wetter bis<br />
Anfang Oktober be wirtschaftet.<br />
Ansonsten gibt es eine<br />
Selbstversorgerküche. Viele<br />
haben Lebensmitteldepots mit<br />
dem Notwendigsten. Für Gas<br />
und Feuerholz ist in der Regel<br />
gesorgt, nicht aber für Decken,<br />
weshalb ein Schlafsack mitge-nommen<br />
werden muss. Die<br />
Parkhütten stehen ganzjährig<br />
offen, die Sanitäranlagen sind<br />
dann allerdings abgeschlossen.<br />
Parc Naturel Régional de Corse<br />
(PNRC), 2 rue Major Lambroschini,<br />
BP 417, F-20184<br />
Ajaccio Cedex 1, Tel. 00 33/4/<br />
95 50 59 04 oder 00 33/4/<br />
95 51 79 00, www.parc-corse.org.<br />
Weitere Unterkünfte:<br />
Chez Pierrot, 5 km oberhalb<br />
von Quenza, Tel. 00 33/4/<br />
95 78 63 21. Bergerie de<br />
Bassetta, Tel. 00 33/6/<br />
27 25 95 33, bergeriedebassetta.<br />
com. Bergerie de Ballone,<br />
Tel. 00 33/6/12 03 44 65,<br />
www.bergeriedeballonegr20.com.<br />
Zum Entspannen danach:<br />
Hotel L’Ondine in Algajola,<br />
Tel. 0033/4/95 60 60 36,<br />
www.hotel-londine.com.<br />
Oder davor: Hotel »La Solenzara«,<br />
Tel 0033/4/95 57 42 18,<br />
www.hotel-lasolenzara.com.<br />
Veranstalter: Eine<br />
Mischung aus GR 20 und<br />
Varianten bietet Wikinger<br />
Reisen als 15-tägiges Trekking<br />
mit Gepäcktransport an;<br />
Tel. 02 331/90 47 00,<br />
www.wikinger.de<br />
Literatur: Iris Kürschner<br />
»Korsika-Weitwanderweg«,<br />
Kompass Verlag, 2013.<br />
Erik Van de Perre »Trans-Korsika:<br />
GR 20«, Conrad Stein<br />
Verlag, 2012. Willi und Kristin<br />
Hausmann »Korsika GR 20«,<br />
Bergverlag Rother, 2012. Allgemeiner<br />
Reiseführer: Marcus<br />
X. Schmid »Korsika, Michael<br />
Müller Verlag, 2013. Bildband:<br />
Steinberg/Fischer/Prittwitz<br />
»GR 20 Korsikas Traumpfad«,<br />
Bruckmann Verlag, 2011.<br />
le. Dabei hatte er als »Petite Suisse« einen<br />
Namen als Sommerfrische, mit luxuriösen<br />
Villen und Holzchalets. Geblieben ist der<br />
»Trinighellu«, der Zitternde, wie die Korsen<br />
ihre Schmalspurbahn liebevoll nennen und<br />
die seit 1894 Bastia mit Ajaccio verbindet.<br />
157,4 Bahnkilometer mit 29 Tunnels, acht<br />
Brücken und 34 Viadukten. 16 Jahre dauerte<br />
der Bau dieser Strecke durch das Gebirge.<br />
Die Spannung steigt, je weiter man in<br />
den Norden vordringt. Legendenumrankt<br />
sind die rot leuchtenden Felsgestalten aus<br />
Rhyolith-Gestein, die sich über dem Refuge<br />
Ciuttulu di i Mori auf bäumen. So soll<br />
der Teufel, der hier in der Tarnung eines<br />
Ackerbauern lebte, wutentbrannt seinen<br />
Pflug in die Luft geschmissen haben, als<br />
der Heilige Martin in Gestalt eines Hirten<br />
den Satan mit schlauen Bemerkungen<br />
ärgerte. Des Satans Ochsen gingen durch<br />
und der Pflug schlug ein gewaltiges Loch<br />
in den 2343 Meter hohen Capu Tafunatu,<br />
fast 50 Meter breit und zehn Meter hoch.<br />
Wagemutige klettern hinauf, um durch<br />
das gigantische Felsentor zum Meer zu<br />
blicken. Überragt wird der durchbohrte<br />
Berg von der benachbarten Paglia Orba,<br />
die der Pionier Felix von Cube die »Königin<br />
des korsischen Hochgebirges« nannte. Je<br />
nachdem, wo man steht, erinnert der spitze<br />
Zahn auch ein bisschen an die Form des<br />
Matterhorns. So liegt der Beiname auf der<br />
Hand: das Matterhorn Korsikas. Direkt unter<br />
seiner schroffen Ostseite nächtigt man<br />
nirgends besser als in der Bergerie de Ballone,<br />
wo schon Felix von Cube und seine<br />
Kameraden Unterschlupf fanden, damals<br />
freilich rudimentärer und ganz bestimmt<br />
ohne gekühltes Pietra, Kastanienbier.<br />
Ein Sternenhimmel spannt sich übers<br />
Universum. Wir nehmen es als ein gutes<br />
Omen für die Schlüsseletappe, den legendären<br />
Cirque de la Solitude.<br />
◀<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
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von Bernd Ritschel und Xandi Kreuzeder.<br />
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KOLUMNE<br />
Risikofaktor<br />
Mit Jesuslatschen auf die Zugspitze? Oder lieber die<br />
30 Meter von der Terrasse des Münchner Hauses zum<br />
Gipfel in voller Klettersteigmontur? Man kann das alles<br />
beobachten. Und fragt sich: Was ist eigentlich riskant?<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Sandra Zistl<br />
ist im bayerischen Oberland<br />
an und mit den Bergen aufgewachsen.<br />
Sie arbeitet als freie<br />
Journalistin und Autorin für<br />
verschiedene Zeitungen und<br />
Magazine. Die 35-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit Axel<br />
Klemmer, Billi Bierling und<br />
Eugen E. Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Der Nepalese trägt Halbschuhe aus<br />
weichem Leder an den Füßen. Das<br />
Leder ist so weich, dass die Schuhe<br />
wie Pantoffeln an den Füßen<br />
hängen. Das hindert ihn nicht daran, auf<br />
dem Gipfel der Zugspitze, der aus wenigen<br />
Quadratmetern unebenem Fels besteht, genau<br />
in dem Moment ins Bild zu hechten, in<br />
dem ich ein Foto vom Gipfelkreuz mache.<br />
»Himalayaaaa!«, ruft er. Sein Strahlen ist im<br />
Bild gebannt. Der Begriff »Photobombing«<br />
wird erst später populär in Deutschland –<br />
wie auch dieser Freizeitspaß an sich.<br />
Ein Spaß ist es nur bis zu einem gewissen<br />
Punkt, in seiner Freizeit auf den Gipfel<br />
der Zugspitze zu gehen. Auf die Zugspitze<br />
schon, da gibt es mehrere reizvolle Varianten.<br />
Aber der Gipfel? Voll würde es werden,<br />
das wusste ich. Aber gleich so voll?!<br />
2270 Höhenmeter aufgestiegen und dann<br />
die letzten 30 Meter zum Gipfel sausen<br />
lassen? Wer die Menschenschlange sieht,<br />
die sich vor dem Metalltürchen gebildet<br />
hat, das den Sicherheitsbereich der ausladenden<br />
Terrasse der Bergstation von der<br />
»Gefahrenzone!« (die Schilder schreien es)<br />
trennt, überlegt das.<br />
Der Schlüsselweg<br />
Dann habe ich mich aber doch angestellt<br />
und zugeschaut: Wie die drei jungen Polen,<br />
die so zappelig gewartet hatten, ratlos steckenbleiben,<br />
weil den Vordersten Schwindel<br />
befällt, als er von der kurzen Eisenleiter<br />
hinaussteigen soll Richtung Gipfel; oder<br />
das Pärchen, das sich später als Urlauber<br />
aus NRW herausstellt, das sich eigens für<br />
die letzten Meter Helm und Klettersteig-Set<br />
angezogen hat. So riskant ist’s nun auch<br />
wieder nicht. Siehe Nepalese.<br />
Ein Jahr später befinde ich mich auf der<br />
ersten Etappe der Via Alta Verzasca im Tessin.<br />
Technisch Zweiergelände, aber oft ohne<br />
Griffe, nur auf Reibung auf und ab über<br />
einen Grat, links und rechts geht’s mächtig<br />
runter. Auf dem Rücken der Rucksack mit<br />
Ausrüstung und Proviant für fünf Tage.<br />
Ein Wahnsinns-Panorama. Aber wir reden<br />
hier nicht von einer Schlüsselstelle, sondern<br />
von sechs bis acht Stunden, in denen<br />
das permanent so weitergeht.<br />
Es ist nicht schwierig, aber riskant fühlt es<br />
sich schon an. Ganz objektiv. Danebentreten<br />
braucht man hier nicht.<br />
Boxerhündin am Seil<br />
Und dann spreche ich ein paar Wochen<br />
später mit einem der Mit-Begründer der<br />
Via Alta. Einem Schweizer, der diese wunderschöne,<br />
anspruchsvolle Mehrtageroute<br />
mit erfunden hat. Er sei die Via Alta schon<br />
ein paarmal mit seiner Boxerhündin gegangen.<br />
»Angst? Nein, das hat sie nicht gehabt.<br />
An ein paar Stellen muss ich sie am<br />
Seil runterlassen, oder?«<br />
Einen Tag nach dem Telefonat: ein Symposium<br />
des DAV zum Thema »Risikokultur<br />
im Bergsport«. Das Auftakt-Referat hält<br />
ein Risiko-Psychologe. »Anders als früher<br />
haben wir als Gesellschaft keine ›geteilte<br />
Risikokultur‹ mehr. Die Vorstellung davon,<br />
was gefährlich ist und was nicht, geht<br />
immer weiter auseinander.« Wohl dem,<br />
der sich selbst richtig einschätzen kann. ◀<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 12⁄14
Juli 2013<br />
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11<br />
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Wildes Wallis: Wandern über grandiose Pässe<br />
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Warum die Mädelegabel<br />
den Mauerfall feiern darf<br />
| Alpinismus<br />
Totes Gebirge<br />
Geheimtipp Schermberg: Auf<br />
diese Gipfel sollten Sie steigen!<br />
GARMISCH: Touren im<br />
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Pyrenäen<br />
Sieben Tage Abenteuer<br />
auf dem »Carros de Foc«<br />
d 1 02.10.14 13:07<br />
BERGSTEIGER 11/2014<br />
Die Größen der Berge<br />
Betrifft: Serie zu Erstbesteigern<br />
Liebe Redaktion,<br />
seit Jahren lese ich Monat für<br />
Monat immer wieder gerne<br />
Ihre Zeitschrift. Und ich bin<br />
immer wieder fasziniert von<br />
Ihren Berichten rund um die<br />
bs_2014_11_u1_u1.indd 1 02.10.14 13:07<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbriefe des Monats<br />
Bergwelt. Viele Artikel laden<br />
dazu ein, sich mit weiterer Literatur<br />
zum gewählten Thema<br />
zu informieren. Deshalb habe<br />
ich bereits viele Bücher rund<br />
um die großen Berge und ihre<br />
(Erst-)Besteiger gelesen. Hier<br />
habe ich oft sehr interessante<br />
Geschichten zu den Personen<br />
gefunden. Ich würde mir daher<br />
wünschen, wenn Sie die<br />
persönlichen Größen der Berge<br />
in einem Porträt näher vorstellen<br />
würden. Spontan fallen<br />
mir da Namen ein wie:<br />
Messner, Bonatti, Kammerlander,<br />
Buhl, Harrer, Norgay, Hillary…<br />
Vielleicht ist dies eine<br />
Anregung für eine zukünftige<br />
Serie im BERGSTEIGER.<br />
Viele Grüße,<br />
Kai Cardinal von Widder,<br />
Ebersberg, per E-Mail<br />
Lieber Herr von Widder,<br />
herzlichen Dank für Ihre Anregung.<br />
In der Tat ist es ein schönes<br />
Projekt, die großen <strong>Bergsteiger</strong> in<br />
einer Serie zu porträtieren. In der<br />
Redaktion haben wir darüber<br />
schon öfters gesprochen, und wir<br />
sind überzeugt, dass sich viele<br />
Leser dafür interessieren werden.<br />
Ihr Michael Ruhland<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
12/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Chef vom Dienst Sandra Kho<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />
rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />
90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Fotos: Wikipedia/Adrian Michael, fotolia/funkyfrogstock, prviat<br />
↗<br />
↘<br />
MITARBEITER DES MONATS<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Training<br />
Fit durch den Winter ist eine feine Sache (gerade für <strong>Bergsteiger</strong>). Doch bei Kälte<br />
und Dunkelheit sinkt oft der Wille, sich draußen zu betätigen. Julian Galinski,<br />
31, hat ein probates Mittel dagegen: zwei- bis dreimal pro Woche ein paar kernige<br />
Übungen. Der Journalist (vormals Sportredakteur bei der AZ) und Fitnesstrainer<br />
stellt in einer vierteiligen Serie Fitness-Übungen für drinnen vor (S. 76 –77).<br />
Lawinengefahr<br />
Ein UNESCO-Welterbe ist eine feine Sache (für Touristiker): Urlaubsregionen mit<br />
Titelträgern ist reger Menschenstrom gewiss. Weniger bekannt sind die »immateriellen<br />
Kulturgüter« der UNESCO, für die sich die Schweiz nun mit acht »lebendigen<br />
Traditionen« beworben hat. Darunter auch: Der Umgang mit der Lawinengefahr.<br />
Bleibt angesichts der Verbauungsorgien nur die Frage: warum immateriell?<br />
Volle Drohnung<br />
Kameradrohnen sind eine feine Sache (für Selfi e-Alpinisten): Kein Kameramann<br />
muss sich mehr verrenken. Weniger bekannt ist, dass Drohnen in US-Nationalparks<br />
verboten sind. Ein Deutscher aus Königswinter wusste es nicht, versenkte<br />
seine Drohne noch dazu in einem See des Yellowstone-Parks (inzwischen gehoben)<br />
und bekam nun eine Geldstrafe, Parkverbot und ein Jahr auf Bewährung.<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />
Herstellungsleitung Olaf Wendenburg<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />
Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />
Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />
des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />
Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />
der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />
ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />
Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />
ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />
Kundennummer.<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />
sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtstand ist München.<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />
80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
12⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 105
VORSCHAU JANUAR 2015<br />
52 mal Berglust<br />
Schon wieder ist ein Bergjahr vorbei. Damit 2015 noch<br />
besser wird, haben wir in das nächste Heft gleich 52<br />
Touren gepackt: für jede Woche eine. Zum Nachmachen.<br />
AUF TOUR<br />
Des Kaisers göttliche Radien<br />
Perfekter Pulver im Winkelkar, lockere<br />
Atmosphäre am Sattel des Ellmauer Tors<br />
und zur Krönung das Schönwetterfensterl:<br />
Skitouren im Kaiser sind absolute<br />
Klassiker. Und kaum zu übertreffen.<br />
&<br />
AUF<br />
REPORTAGE<br />
Glockner zum Mitnehmen<br />
Weihnachtsgeschenke besorgt man<br />
längst im Internet. Neuerdings lässt sich<br />
auch der Tourenpartner herbeiklicken.<br />
Am Stüdlgrat mit einem Fremden<br />
aus dem Netz – kann das gut gehen?<br />
TOUR Überschreitung der »Rigi« mit Schneeschuhen<br />
PORTRÄT Pionier der Nachtskitouren am Hahnenkamm Reutte<br />
SERIE Winterfluchten: Traumhaftes Trekking in Jordanien<br />
Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 13. Dezember 2014<br />
SERVICE<br />
Lawinenairbags im Test<br />
Nach dem Ende des<br />
ABS-Patents explodiert<br />
das Angebot für Rucksäcke<br />
mit Lawinen-Airbags<br />
förmlich. Die neuen<br />
Modelle überzeugen<br />
nicht mehr nur mit der<br />
hohen Überlebensrate<br />
im Falle eines Lawinenabgangs,<br />
sondern auch mit perfektionierten<br />
Tragsystemen und flexibler Ausstattung.<br />
Selbst der bislang hohe<br />
Preis für die Spezialrucksäcke ist<br />
bei den neuen Herstellern bereits<br />
etwas gesunken.<br />
SERIE<br />
Schneeschuhgehen<br />
Die Tradition des Schneeschuhgehens<br />
ist viel älter als die der<br />
neumodischen Skitouristen. Eine<br />
Wiederbelebung in Teil 8 der Serie<br />
»Von Null aufs Dach der Alpen«.<br />
Fotos: Popp-Hackner/Dachstein Steiermark Tourismus, Bernd Römmelt<br />
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Foto: Andreas Strauß
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STOP<br />
EXPLORING
Prüfstein.<br />
Je spektakulärer der Plan, desto wichtiger die Qualität der<br />
Ausrüstung. 28 Top-Alpinisten haben sich von dieser unter<br />
härtesten Bedingungen am Ago del Torrone überzeugt.<br />
Thomas Senf / Robert Bösch<br />
MAGIC GTX ® – GETESTET VON TOP ALPINISTEN<br />
Der neue Magic GTX ® lässt dich nicht fliegen oder spuckt Gold aus. Aber er zaubert dir<br />
ein Gefühl an den Fuss, das du auf anspruchsvollen Touren brauchst. Das Base-Fit ®<br />
und die asymmetrische 3-Zonen-Schnürung sorgen für ein Höchstmass an Komfort und<br />
Sicherheit, und du wirst vom Lehrling zum Meister.<br />
Testfazit: Harry wäre neidisch.<br />
www.mammut.ch<br />
108 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄14