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Republik 10

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5 Euro Oktober 20<strong>10</strong> Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im Öffentlichen Bereich<br />

Was schützt vor<br />

Katastrophen?<br />

Die Öffentliche Hand<br />

und der Ernstfall<br />

Fotograf: Hans Ringhofer<br />

Wie wollen Sie Ihr Ressort umstrukturieren, Herr Minister? Norbert Darabos im Interview<br />

Keine Privatsache<br />

Homosexuelle und ihr Arbeitsalltag im Öffentlichen Dienst<br />

And the winner is ...<br />

Verwaltungspreise auf dem Prüfstand<br />

P. b. b. Verlagspostamt <strong>10</strong>50 Wien, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 8 www.wirtschaftsverlag.at


Demner, Merlicek & Bergmann<br />

Michael Graf, OMV Einkauf<br />

www.omv.com


Editorial<br />

Stefan Grampelhuber,<br />

Chefredakteur<br />

Wenn Menschen<br />

ihr Zuhause<br />

verlieren<br />

Jürg Christandl<br />

Gewitterwolken. Dann: Heftige Regenfälle, die tagelang nicht<br />

aufhören. Plötzlich treten Flüsse über ihre Ufer. Schlamm und<br />

Geröll verstopft die Straßen. Häuser sind überflutet, Bäume entwurzelt<br />

und ganze Hänge weggespült. Dörfer müssen evakuiert<br />

werden. Menschen verlieren ihr Zuhause, manche sterben in den<br />

Fluten. – So geschehen beim so genannten Jahrhunderthochwasser<br />

2002 in vielen Ländern Mitteleuropas. Auch Österreich war massiv<br />

betroffen. Vor allem im Mühlviertel, in weiten Teilen von Salzburg<br />

und von Niederösterreich stand danach kein Stein mehr auf dem<br />

anderen. Ohne den Einsatz des Bundesheeres wären die Folgen der<br />

sintflutartigen Regenströme deutlich heftiger ausgefallen. Innerhalb<br />

kürzester Zeit standen 12.000 Rekruten bereit, halfen bei der Evakuierung<br />

und – als die Regenfälle endlich aufhörten – beim Wiederaufbau.<br />

Erst kürzlich ist – wieder einmal – eine Debatte über den Sinn<br />

und Zweck des Heeres entbrannt. Was dabei allerdings außer Diskussion<br />

steht: In Katastrophenfällen ist die Hilfe durch das Bundesheer<br />

unerlässlich – und hat vor allem immer vorbildlich funktioniert.<br />

Eine aktuelle Umfrage des Wochenmagazins „Profil“ im<br />

vorigen Juli beweist es erneut: 80 Prozent der Befragten gaben dabei<br />

an, dass die Katastrophenhilfe die – damit weitab – wichtigste Aufgabe<br />

des Heeres ist.<br />

B. Klaczak<br />

Lukas Wiesboeck<br />

Gertraud Eibl<br />

Wolfgang Tucek<br />

Erdbebenhilfe in Haiti, Löschflugzeuge bei Waldbränden in<br />

Portugal oder Soldateneinsätze bei Überschwemmungen in der<br />

Steiermark – REPUBLIK hat sich im Katastrophenjahr 20<strong>10</strong> das<br />

Hilfsmanagement der Öffentlichen Hand genauer angesehen: Lukas<br />

WIESBOECK analysiert im Coverbeitrag, wie die staatliche Katastrophenhilfe<br />

in Österreich aufgebaut ist – und ob es in diesem sensiblen<br />

Bereich möglich ist, Leistungen an Private auszulagern (S.<br />

<strong>10</strong>). Welche Gebiete in Österreich am meisten von Lawinen, Muren<br />

und Co. betroffen sind und welche Schutzmaßnahmen Gemeinden<br />

treffen können, verrät Gertraud EIBL (S. 22). Die Koordinationsarbeit<br />

von EU, UNO und Rotem Kreuz bei internationalen Einsätzen<br />

stand auf der Agenda von Wolfgang TUCEK: Das effiziente Notfallssystem<br />

ermöglicht nämlich Hilfe innerhalb weniger Stunden (S. 20).<br />

P.S.: Sie haben Anregungen zu REPUBLIK-Beiträgen aus Ihrem<br />

Umfeld für eine der nächsten Ausgaben? Dann zögern Sie nicht,<br />

mich zu kontaktieren: s.grampelhuber@republik-online.at<br />

Oktober <strong>10</strong> 3


Inhalt<br />

persönlich<br />

Wer bewegt was 6<br />

schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Titelgeschichte:<br />

Die <strong>Republik</strong> im Ausnahmezustand <strong>10</strong><br />

Was passiert, wenn der Ernstfall eintritt<br />

„Für einen neutralen Staat<br />

ist der Apparat zu aufgebläht“ 16<br />

Norbert Darabos über Sparmaßnahmen im Heer<br />

Wenn die Natur zurückschlägt 20<br />

Wie UNO, EU und NGOs ihre<br />

Rettungsmaßnahmen koordinieren<br />

Land der Täler, Land am Strome ... 22<br />

Womit sich Gemeinden vor<br />

Naturkatastrophen schützen<br />

Damit das Blut nicht knapp wird 25<br />

Das Bundesheer als wichtiger<br />

Partner beim Blutspenden<br />

thema<br />

Die <strong>Republik</strong> im Ernstfall ............................................... S. <strong>10</strong><br />

Verteidigungsminister Darabos im Interview ............ S. 16<br />

Photos.com<br />

Hans Ringhofer<br />

Keine Privatsache 26<br />

Homosexuelle und Diskriminierung<br />

im Öffentlichen Dienst<br />

Bittere Pille oder Allheilmittel? 28<br />

Ob billigere Medikamente unser<br />

Gesundheitssystem retten können<br />

And the winner is ... 32<br />

Verwaltungspreise auf dem Prüfstand<br />

serie<br />

Ausgegliedert in die Zukunft<br />

Nicht reich, aber anziehend 36<br />

Das Burgtheater ist ausgebucht,<br />

aber nicht frei von Geldsorgen Homosexuelle und Öffentlicher Dienst ................... S. 26<br />

Photos.com<br />

4 Oktober <strong>10</strong>


Inhalt<br />

projekte<br />

Bitte nicht stören! 38<br />

Das BMVIT und seine Tricks bei der<br />

Funkraumüberwachung<br />

Forever lost? 40<br />

Das BK löst mit einer neuen Einheit „kalte Fälle“<br />

Berggipfel zu vermieten 42<br />

ÖBB, BIG, Asfinag und ÖBf vermarkten ihre Schätze<br />

Nicht für die Fisch’ 43<br />

ADA unterstützt österreichische<br />

Wasserforschung in Kenia<br />

service & info<br />

Auszeichnungen und Ausstellung 44<br />

Burgtheater auf Sponsorensuche ............................. S. 36<br />

Georg Soulek<br />

beschaffung<br />

Mobiltelefone 46<br />

Grünraumbewirtschaftung 47<br />

Beschaffung Spezial:<br />

Darf’s ein bisserl billiger sein? 49<br />

karrieren<br />

Wer macht was 56<br />

privat<br />

Ingrid Reischl: 58<br />

„Verhandlungen mit Systempartnern<br />

laufen weniger sachlich ab“<br />

Hollywood-Filmdreh auf ÖBf-Flächen ..................… S. 42<br />

ÖBf<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH,<br />

Wiedner Hauptstraße 120-124, <strong>10</strong>51 Wien, T (01) 546 64 – 0, F (01) 546 64-528, Geschäftsführer: Thomas Zembacher, DVR-Nr.: 0368491<br />

Objektleiter: Stefan Böck, T (01) 546 64 – 380, s.boeck@wirtschaftsverlag.at<br />

Chefredakteur: Stefan Grampelhuber, T (01) 546 64 – 389, E s.grampelhuber@republik-online.at<br />

Chef vom Dienst: Stephan Strzyzowski, T (01) 546 64 – 381, E s.strzyzowski@wirtschaftsverlag.at<br />

Idee und Projektberatung: Feri Thierry<br />

Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Gertraud Eibl, Ursula Horvath, Gudrun Haigermoser, Andrea Krieger, Christina Leitner, Wolfgang Tucek, Lukas Wiesboeck<br />

Anzeigenleitung: Alfred Vrej Minassian, T (01) 546 64 – 280 E a.minassian@wirtschaftsverlag.at<br />

Anzeigenverkauf: Michael Glatz, T (01) 546 64 – 281, E m.glatz@wirtschaftsverlag.at<br />

Grafisches Konzept: Alois Schwaighofer, Grafik Design: Antonia Stanek<br />

Hersteller: Friedrich VDV, Vereinigte Druckereien- und Verlags-GmbH & CO KG, 4020 Linz, Zamenhoferstr. 43 – 45, www.friedrichvdv.com<br />

Aboservice: Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag, T (01) 740 40 – 7812, F (01) 740 40 – 7813, E aboservice@wirtschaftsverlag.at<br />

Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Ausformulierung und den Verweis auf (nicht-)akademische Titel.<br />

Oktober <strong>10</strong> 5


Persönlich<br />

Text<br />

Andrea Krieger (Österreich) / Wolfgang Tucek (EU)<br />

Wenn Glück Schule macht<br />

Eva Stuhlpfarrer sorgt für Seelenfrieden.<br />

„Glück in der Schule<br />

ist natürlich nicht<br />

nur auf diese Stunde<br />

beschränkt.“<br />

Landesschulrat Steiermark<br />

Eva Stuhlpfarrer,<br />

Landesschulrat Stmk.<br />

Dass Glücksgefühle nichts rein Schicksalhaftes<br />

sind, sondern erlernbar sind, ist<br />

mittlerweile wissenschaftlich erwiesen.<br />

Was läge also näher, als die Basics in der<br />

Schule zu vermitteln? Genau das passiert<br />

zurzeit im Rahmen des Schulversuchs<br />

„Glück macht Schule“. Umgesetzt wird er<br />

von Eva Stuhlpfarrer vom Landesschulrat<br />

der Steiermark: „Unser Ziel ist es, glückliche<br />

und selbstsichere Schüler hervorzubringen<br />

und den Kindern Lebenskompetenzen<br />

zu vermitteln“, sagt die Bildungswissenschafterin.<br />

Als Vorbild fungiert die<br />

Willy-Hellpach-Schule im deutschen Heidelberg.<br />

Das Interesse am Schulversuch<br />

steigt kontinuierlich: 2009/<strong>10</strong> entschieden<br />

sich sechs Schulen der unterschiedlichsten<br />

Typen für die Teilnahme, diesen<br />

Herbst waren es bereits über 40 Schulen.<br />

Unterrichtet wird das Fach einmal in<br />

der Woche bzw. geblockt. „Wobei Glück in<br />

der Schule natürlich nicht nur auf diese<br />

Stunde beschränkt, sondern auch gelebt<br />

werden soll“, so Stuhlpfarrer. Die Schüler<br />

sitzen deswegen nicht länger in der Schule.<br />

Welche andere Wochenstunde dafür<br />

gestrichen wird, entscheiden die Direktionen.<br />

Der Unterrichtsstoff ist in Modulform<br />

konzipiert. Auf die Altersgruppe abgestimmt,<br />

erhalten die Kinder eine Einweisung<br />

in Unterrichtsbausteine wie „Freude<br />

am Leben und seelisches Wohlbefinden“,<br />

„Bewegung zur Steigerung des Wohlbefindens<br />

und als Aggressionsventil“ oder „der<br />

Körper als Ausdrucksmittel“.<br />

Für die Pädagogen, die das Fach<br />

unterrichten wollen, gibt es eigene Fortbildungsmodule<br />

der Pädagogischen<br />

Hochschule Steiermark. Wobei die Lehrer<br />

als Burn-out-gefährdete Personengruppe<br />

wohl auch vom Schulversuch profitieren.<br />

In Europa geht ein Licht an<br />

Michael Sebanz setzt sich für intelligente Stromnetze ein.<br />

„Wir brauchen<br />

grünen Strom dort,<br />

wo er gebraucht wird,<br />

wann er gebraucht<br />

wird.“<br />

Hopi-Media<br />

Michael Sebanz,<br />

Oesterreichs Energie<br />

Die Stromlandkarte in Europa wird<br />

sich bis 2020 ordentlich ändern. Entscheidend<br />

werde für die flächendeckende<br />

Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität<br />

der Ausbau ausreichender und intelligenter<br />

Netzinfrastruktur, sagt Michael<br />

Sebanz, Büroleiter von Oesterreichs Energie<br />

(Oe) in Brüssel. Richtungweisend für<br />

dieses Projekt werde ein umfassendes<br />

Strategiepapier der EU-Kommission sein.<br />

Dieses erwartet man im November. Es<br />

wird ein Paket neuer EU-Rechtsakte nach<br />

sich ziehen.<br />

Strom wird entsprechend den EU-<br />

Klimaschutzvorgaben zunehmend aus<br />

erneuerbaren Quellen wie Wind oder Sonne<br />

erzeugt und entsteht immer weniger<br />

zu Zeitpunkten, wenn der größte Bedarf<br />

herrscht. Österreich setze bei der Stromerzeugung<br />

aus Erneuerbaren vor allem<br />

auf den weiteren Ausbau der Wasserkraft,<br />

wo es schon heute mit 62 Prozent den bei<br />

Weitem höchsten Anteil in der EU hat,<br />

wie der langjährige Umweltattaché in der<br />

EU-Botschaft erzählt. Der EU-Schnitt liegt<br />

bei 15 Prozent.<br />

Zudem werden die Stromquellen<br />

immer dezentraler. So laufen die Windräder<br />

der riesigen Windenergie-Parks in der<br />

Nordsee auch in der Nacht, wo wenig verbraucht<br />

wird. Den Strom leitet man dann<br />

in Pumpspeicher, von denen Österreich<br />

besonders viele hat: Über 17 Prozent der<br />

EU-weiten Speicherkapazität befinden<br />

sich im Land. Bei Bedarf speist man den<br />

Strom wieder ins Netz ein. Vorraussetzung<br />

sei eine optimale und intelligente Netzinfrastruktur,<br />

erklärt der 37-jährige Steirer.<br />

6 Oktober <strong>10</strong>


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Persönlich<br />

Gemeinsames EU-Asylsystem<br />

Eva Wipler kämpft gegen „Asyl-Shopping“.<br />

„In jedem<br />

EU-Land soll ein<br />

Asylwerber<br />

die gleichen<br />

rechtlichen Vorgaben<br />

vorfinden.“<br />

Eva Wipler, BMI<br />

Es ist eines der größten EU-Ziele im<br />

Bereich Justiz und Innere Sicherheit:<br />

Bis zum Jahr 2012 will die Union ein<br />

gemeinsames Asylsystem haben. Status,<br />

Standards und Verfahren für Asylwerber<br />

sind deshalb im gesamten EU-Raum zu<br />

vereinheitlichen. „Egal wo man in Europa<br />

einen Antrag stellt, soll man die gleichen<br />

rechtlichen Vorgaben bei Annahme und<br />

Durchführung des Asylverfahrens vorfinden“,<br />

sagt Eva Wipler, Abteilungsleiterin<br />

des Innenministeriums (BMI) in der österreichischen<br />

EU-Botschaft. Während das<br />

Verfahren läuft, müssten die Asylwerber<br />

dieselben Möglichkeiten und Zuwendungen<br />

erhalten.<br />

Denn nur so kann „Asyl-Shopping“<br />

effektiv verhindert werden, bei dem sich<br />

die Antragsteller das Land für ihr Verfahren<br />

aussuchen, das die höchsten sozialen<br />

Standards bietet. Wegweisend sei das<br />

gemeinsame System, weil der Bereich<br />

bisher großteils nationalstaatlich geregelt<br />

werde, so Wipler.<br />

Zu klären gilt auch die Ausprägung<br />

der Solidarität unter den Mitgliedstaaten<br />

bei der Aufnahme und Wiederansiedlung<br />

von Flüchtlingen. Es ist zwar richtig, dass<br />

Länder wie Griechenland, Italien oder<br />

Malta wegen ihrer Lage an den südlichen<br />

EU-Außengrenzen stärker belastet werden.<br />

Dennoch gehören gerade Staaten wie<br />

Österreich, Deutschland und Frankreich<br />

seit Jahrzehnten zu den EU-Mitgliedern<br />

mit den höchsten Antragszahlen. Daher<br />

kann das Solidaritätsprinzip nicht automatisch<br />

auf jedes Mitgliedsland angewandt<br />

werden. Die Mitgliedstaaten setzen<br />

bei ihren Verhandlungen in Brüssel nun<br />

verstärkt auf praktische Zusammenarbeit.<br />

Das sei eine Aufgabe, die das neue EU-<br />

Asylunterstützungsbüro zentral übernehmen<br />

solle, erklärt die 42-jährige Politikwissenschafterin.<br />

Badespaß schafft Arbeitsplätze<br />

Monika Freiberger lässt Oberlaa aufstocken.<br />

„Wir mussten<br />

sicherstellen, dass<br />

die alte Therme<br />

ungestört<br />

weiterläuft.“<br />

Monika Freiberger,<br />

Wiener StadtentwicklungsgmbH<br />

Stadtentwicklungsgmbh<br />

Der 27. September war ein besonderer<br />

Tag für Monika Freiberger von der<br />

StadtentwicklungsgmbH. Da öffnete die<br />

„Therme Wien“ mit ihren 26 Wasserbecken<br />

und 24 Saunas und Dampfbädern<br />

erstmal ihre Pforten. Freiberger hat den<br />

115-Millionen-Euro-Bau, der die legendäre<br />

Kurhalle Oberlaa in Wien-Favoriten<br />

ablöst, auf Schiene gebracht. Ihre Arbeit<br />

begann bereits 2004 – und somit lange vor<br />

dem ersten Spatenstich. „Wir mussten<br />

vorweg genaue Vorgaben über die Ausführung,<br />

den Zeitplan und die Kosten für den<br />

mit dem Bau beauftragten Unternehmer<br />

formulieren“, sagt die Geschäftsführerin<br />

der Wiener StadtentwicklungsgmbH. Es<br />

handelt sich dabei um eine Tochterfirma<br />

der Wien-Holding. Freiberger begleitete<br />

darüber hinaus den Architekturwettbewerb<br />

und entwickelte die Gesellschaftsund<br />

Finanzierungsstruktur des Public-<br />

Private-Partnership-Großprojekts. An<br />

Bord sind außerdem der Kooperationspartner<br />

Vamed und die Investoren Vienna<br />

Insurance Group, Bank Austria, Erste<br />

Bank und Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien.<br />

Eine besondere Herausforderung sei<br />

es gewesen, die Interessen privater und<br />

öffentlicher Investoren gleichermaßen zu<br />

berücksichtigen. „Die Therme soll touristische<br />

Akzente setzen, aber auch für das<br />

Umfeld eine nachhaltige Verbesserung<br />

bringen.“ Die zweite knifflige Anforderung:<br />

„Wir mussten sicherstellen, dass der<br />

Betrieb in der alten Therme während der<br />

Bauarbeiten ungestört weiterläuft.“<br />

Dass die Fertigstellung der Therme<br />

Wien drei Monate früher als geplant<br />

erfolgte, freute wohl nicht nur Freiberger,<br />

sondern – so knapp vor den Wien-Wahlen<br />

– auch die Wirtschaftsstadträtin. Die<br />

rundum erneuerte Therme bringt nämlich<br />

hundert zusätzliche Arbeitsplätze.<br />

8 Oktober <strong>10</strong>


Persönlich<br />

Damit das Schnäppchen nicht zur Falle wird<br />

Beate Blaschek klärt Verbraucher auf.<br />

konsumentenfragen.at heißt der neueste<br />

Online-Wurf des Sozialministeriums<br />

(BMASK). Beate Blaschek hat das Portal<br />

auf die Beine gestellt. „Immer wieder melden<br />

sich Bürger mit ähnlichen Fragen bei<br />

uns. Etwa, ob man geklagt werden kann,<br />

ohne eine Rechnung mit Mahnung erhalten<br />

zu haben. Wir wissen daher, dass es<br />

große Wissenslücken in der Bevölkerung<br />

gibt“, sagt die Abteilungsleiterin für Verbraucherbildung<br />

und Finanzdienstleistungen<br />

in der BMASK-Sektion Konsumentenpolitik.<br />

Sechs Mitarbeiter der Sektion<br />

füttern die Website regelmäßig mit<br />

Beiträgen. „Dabei geht es uns im Unterschied<br />

zu anderen Konsumentenportalen<br />

um die gesamte Breite des Verbraucherrechts<br />

– Finanzbildung inklusive.“ Erreichen<br />

will Blaschek mit dem interaktiven<br />

Portal nicht nur den mündigen Bürger,<br />

sondern – über Unterrichtsmaterialien<br />

zum Downloaden – auch Jugendliche.<br />

„Durch das Internet werden die Konsumenten<br />

schließlich immer jünger. Dabei<br />

ist das Verbraucherleben heute so kompliziert<br />

wie noch nie.“<br />

privat<br />

„Das Verbraucherleben<br />

ist heute so kompliziert<br />

wie noch nie.“<br />

Beate Blaschek, BMASK<br />

Strategie gegen Nebenwirkungen<br />

Michael Bauer erhöht Patientensicherheit.<br />

3,15 Millionen Euro verwaltet Michael<br />

Bauer von der SVC. Die Abkürzung seht<br />

für „Sozialversicherungschipkarten<br />

Betriebs- und EinrichtungsgesmbH“ –<br />

eine Tochter des Hauptverbands der SV-<br />

Träger. Das Geld ist für den Pilotbetrieb<br />

der E-Medikation. „Dabei geht es um eine<br />

sichere und wirkungsvolle Strategie gegen<br />

Mehrfachverordnungen und medikamentöse<br />

Nebenwirkungen“, sagt der Projektleiter.<br />

Dies sei vor allem für ältere und<br />

chronisch kranke Menschen wichtig.<br />

Bauer arbeitet deshalb an einem persönlichen<br />

Arzneimittelkonto über das<br />

E-Card-System, in das Ärzte, Apotheker<br />

und Spitäler Einsicht haben sollen. Die<br />

Vorbereitungen waren schwierig: „Allein<br />

die Verhandlungen zwischen Apothekern<br />

und Ärzten haben ein Jahr gedauert“, so<br />

Bauer. Ende 20<strong>10</strong> wird es ernst: Da startet<br />

der Pilotbetrieb in drei Regionen, darunter<br />

der Bereich um das Donauspital. Bauer<br />

hofft, dass mindestens zehn Prozent der<br />

über 60-Jährigen teilnehmen.<br />

SVC<br />

„Wir arbeiten an<br />

einer Strategie<br />

gegen Mehrfachverordnungen.“<br />

Michael Bauer, SVC<br />

Krisenmanagement für Flutopfer<br />

Alois Hirschmugl koordiniert Hilfe für Pakistan.<br />

„Teilweise stand das Wasser bis zu drei<br />

Meter hoch“, erzählt Alois Hirschmugl<br />

über seinen vorigen Auslandseinsatz.<br />

Dieser führte den Berufsoffizier des Österreichischen<br />

Bundesheeres nach Pakistan.<br />

Der anerkannte Fachmann in Sachen<br />

Krisenmanagement leitete dort eine multinationale<br />

Expertengruppe mit sieben<br />

Personen. Dessen Aufgabe: „Wir mussten<br />

eine Koordinationszentrale aufbauen,<br />

nationale und internationale Hilfsorganisationen<br />

abstimmen und den Hilfsbedarf<br />

erkunden“, erzählt Hirschmugl. „Die<br />

größte Herausforderung war, so rasch wie<br />

möglich die Gesamtsituation zu erfassen.<br />

Und das vor dem Hintergrund einer sehr<br />

angespannten Sicherheitslage mit mehreren<br />

Anschlägen pro Tag“, so der Brigadier,<br />

der auch als Unternehmensberater für<br />

internationales Katastrophenmanagement<br />

arbeitet.<br />

Pakistan ist bereits Hirschmugls neunter<br />

Einsatz. Der gebürtige Steirer war nach<br />

dem Tsunami 2004/05 in Thailand und<br />

nach dem Erdbeben 2006 in Indonesien<br />

im Einsatz.<br />

BMLVS<br />

„Das Wichtigste<br />

ist, so schnell wie<br />

möglich die Gesamtsituation<br />

zu erfassen.“<br />

Alois Hirschmugl, Bundesheer<br />

Oktober <strong>10</strong> 9


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Text<br />

Lukas Wiesboeck<br />

Die <strong>Republik</strong> im<br />

Ausnahmezustand<br />

Bund und Länder. Feuerwehr und Rettung. Das Bundesheer und unzählige<br />

Freiwillige. Wenn es brenzlig wird, arbeiten sie Schulter an Schulter. REPUBLIK<br />

hat sich die Zusammenarbeit in verschiedenen Krisensituationen angesehen<br />

und nachgefragt, ob es auch Sinn macht, Leistungen an Private auszulagern.<br />

Photos.com<br />

<strong>10</strong> Oktober <strong>10</strong>


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Hat Christian Bartl nichts zu tun, können<br />

auch viele andere beruhigt durchatmen.<br />

Der Niederösterreicher ist Disponent<br />

in der Landeswarnzentrale in Tulln.<br />

Gemeinsam mit seinen fünf Kollegen<br />

koordiniert er die Feuerwehreinsätze in<br />

sieben niederösterreichischen Bezirken.<br />

Zusätzlich alarmiert er die Einsatzkräfte<br />

und die Bevölkerung bei Hochwasser,<br />

Hagelfällen, Orkanen oder Erdbeben.<br />

Katastrophenschutz ist in Österreich Ländersache.<br />

Regelmäßig erhebt Bartl daher<br />

die neuesten Daten der Messstationen für<br />

Luftgüte, Strahlenbelastung und Wasserstände.<br />

„Wir sind im Ernstfall die zentrale<br />

Drehscheibe für das Krisenmanagement“,<br />

sagt Bartl.<br />

5.745 Alarme gab es in Niederösterreich<br />

allein im Jahr 2009, das entspricht<br />

16 pro Tag. Fast alle davon waren technische<br />

Einsätze oder Brände, nur ein<br />

Prozent sind Katastrophenhilfsdienste.<br />

Je nach Schwere des Unglücks verständigt<br />

man die Einsatzkräfte nach einem<br />

elektronisch hinterlegten Alarmplan<br />

per SMS, Pager oder über die klassische<br />

Sirene. Fünf bis acht Minuten haben sie<br />

dann Zeit, um rückzumelden, dass Hilfe<br />

im Anmarsch ist. „Viele Zwischenfälle<br />

können im Regelfall auf Gemeinde- oder<br />

Bezirksebene behandelt werden“, sagt<br />

Bernhard Schlichtinger, Leiter der Abteilung<br />

Feuerwehr und Zivilschutz im Amt<br />

der niederösterreichischen Landesregierung.<br />

Sofern größere Teile des Landesgebiets<br />

betroffen sind, wird der Landesführungsstab<br />

einberufen. Ihm gehören unter<br />

Führung des zuständigen Landesrats je<br />

nach Bedarf auch Sachverständige und<br />

Vertreter von Infrastrukturbetrieben wie<br />

der ÖBB an. Die Landeswarnzentrale hält<br />

dann Kontakt mit den Zivilschutzorganisationen,<br />

verständigt die Medien und<br />

stellt die Verbindung zu Bund und anderen<br />

Ländern her.<br />

„Wir sind intensiv<br />

vernetzt mit<br />

Feuerwehr und<br />

Rettung.“<br />

Dominik Horn, BMLVS<br />

BMLVS<br />

„Der Bund<br />

übernimmt in<br />

erster Linie<br />

Koordinationsaufgaben.“<br />

Siegfried Jachs, BMI<br />

Wann der Bund eingreift<br />

„Nur in bestimmten Angelegenheiten<br />

– etwa bei nuklearen Zwischenfällen<br />

oder dem Ausbruch einer Pandemie<br />

– liegt die Zuständigkeit für die Abwehr<br />

von Gefahren beim Bund“, sagt Siegfried<br />

Jachs, Referatsleiter für Staatliches Krisen-<br />

und Katastrophenschutzmanagement<br />

im Innenministerium (BMI). In komplexen<br />

Krisensituationen, in denen mehrere<br />

BMI<br />

Oktober <strong>10</strong> 11


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Bundesheer / Matthias Kolle<br />

Nach den starken Regenfällen im Sommer 2009 forderten<br />

viele Bundesländer die Hilfe des Bundesheeres<br />

an: Soldaten beseitigen umgestürzte Bäume und<br />

befreien Unterführungen von Geröll.<br />

Bundesländer betroffen sind, unterstützt<br />

das BMI die Koordination zwischen den<br />

Landeswarnzentralen und anderen Bundesbehörden<br />

wie dem Verkehrs- oder<br />

Lebensministerium. „Zusätzliche Aufgabenstellungen<br />

sind die Klärung von<br />

administrativen oder juristischen Fragen<br />

und die strategisch vorausschauende<br />

Lagebeurteilunge”, so Jachs. 2004 wurde<br />

für die Erfüllung dieser Aufgaben der<br />

Ausschuss für Staatliches Krisen- und<br />

Katastrophenschutzmanagement (Skkm)<br />

ins Leben gerufen. Unter dem Vorsitz des<br />

Generaldirektors für Öffentliche Sicherheit<br />

gehören ihm Vertreter der Blaulichtund<br />

Zivilschutzorganisationen sowie des<br />

Bundesheers an. Außerplanmäßig traf<br />

der Ausschuss zuletzt beim Ausbruch<br />

des isländischen Vulkans Eyjafjallajökul<br />

zusammen.<br />

„So ein Fall ist davor noch nicht da<br />

gewesen”, sagt Jachs. Deshalb habe man<br />

sich zu Beginn auf den Aufbau einer Kommunikationsstruktur<br />

zu Stellen wie dem<br />

Umweltbundesamt oder der Austro Control<br />

konzentriert. Andere Fälle wie der<br />

Informationsfluss bei Meldungen über<br />

Vorfälle bei Kernkraftwerken wurden hingegen<br />

schon mehrfach durchgespielt.<br />

Gute Basisversorgung<br />

durch Freiwillige<br />

Operativ gefordert ist der Bund ohnehin<br />

nur selten. Jachs: „In der Praxis kommt<br />

es eigentlich nicht vor, dass ein Bundesland<br />

bei der Bewältigung einer Krise an<br />

die Grenzen seiner Ressourcen gehen<br />

muss.” Das liege vor allem an der guten<br />

Basisversorgung und dem Engagement<br />

vieler freiwilliger Helfer. „Binnen kurzer<br />

Zeit lassen sich überall zehntausende<br />

Menschen mobilisieren.” Knapp werden<br />

könne es lediglich bei Hubschraubern<br />

oder bei Psychologen zur Nachbetreuung<br />

von Opfern. Sofern andere Bundesländer<br />

den Bedarf nicht abdecken, kommen bilaterale<br />

Hilfsabkommen mit Nachbarländern<br />

in Betracht. Diese koordiniert wiederum<br />

der Bund.<br />

Außerdem ist der Einsatz des Bundesheers<br />

(BH) von entscheidender Bedeutung:<br />

„Hier muss man unterscheiden<br />

zwischen dem gesetzlichen Auftrag der<br />

Katastrophenhilfe in unmittelbaren Notfällen<br />

und der Möglichkeit der Unterstützungsleistung”,<br />

sagt Robert Brieger, Leiter<br />

der Gruppe Einsatzgrundlagen des Verteidigungsministeriums<br />

(BMLVS). Zum<br />

ersten Fall: Hier wird das BH tätig, wenn<br />

die Mittel der Zivilschutzorganisationen<br />

für die Sicherheit der Bevölkerung nicht<br />

ausreichen. Verbindungsoffiziere – meist<br />

Milizsoldaten – des Militärkommandos<br />

erheben gemeinsam mit der Einsatzleitung<br />

den Bedarf nach zusätzlichen Kräften<br />

– von ABC-Abwehrtruppen bis zu Fachleuten<br />

für den Brückenbau. „Fallweise<br />

stellt sich die Frage, ob militärische oder<br />

zivile Einsatzkräfte zum Zug kommen.<br />

Man kann generell sagen, dass der Vorteil<br />

12 Oktober <strong>10</strong>


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

der militärischen Kräfte die lange Durchhaltefähigkeit<br />

ist. Das BH hat die Möglichkeit,<br />

eine Einheit von der anderen abzulösen”,<br />

so Brieger. Im zweiten Fall wird das<br />

Militär von ziviler Seite für nicht-akute<br />

Unterstützungsleistungen bezahlt. Brieger:<br />

„Dabei achten wir streng darauf, dass<br />

keine Interessen anderer Hilfsorganisationen<br />

verletzt werden.”<br />

Im Mittelpunkt der BH-Assistenzeinsätze<br />

steht die Kooperation mit den<br />

anderen Einsatzkräften. „Wir sind mit<br />

NGOs wie den Feuerwehren, dem Roten<br />

Kreuz und dem Arbeiter-Samariterbund<br />

in engem Verbund, insbesondere auf der<br />

territorialen Ebene”, sagt Dominik Horn.<br />

Er vertritt das BH im Skkm-Ausschuss<br />

und leitet das Referat für zivil-militärische<br />

Zusammenarbeit in der BMLVS-Sektion<br />

IV. „Für eine erfolgreiche Krisenbewältigung<br />

ist es wichtig, die Aktivitäten aufeinander<br />

abzustimmen. Dies ist nur mit einem<br />

ständigen Austausch möglich”, so Horn.<br />

Feuerwehr: nicht nur bei<br />

Bränden im Einsatz<br />

In dieselbe Kerbe schlägt auch Albert<br />

Kern, Landesfeuerwehrkommandant der<br />

Steiermark, der von einem „Schulterschluss“<br />

der Hilfsorganisationen spricht.<br />

Erst im vorigen Juli war es im Bezirk Liezen<br />

zu sintflutartigen Regenfällen und<br />

Gewitterstürmen gekommen. Überflutungen<br />

und Murenabgänge inklusive. „Hier<br />

hat die Zusammenarbeit von Feuerwehr<br />

und Bundesheer wunderbar funktioniert.<br />

Beide haben unterschiedliche Schwerpunkte,<br />

die man bei Unwettereinsätzen<br />

wechselseitig nutzen kann“, sagt der<br />

Feuerwehrchef. Das sei auch notwendig,<br />

da das Aufgabenfeld der Katastrophenschutzorganisationen<br />

immer komplizierter<br />

werde. In Liezen leistete das Bundesheer<br />

90.000 Arbeitsstunden, die Feuerwehr<br />

17.000.<br />

„Das Wort ,Feuerwehr’ mag eine<br />

gewisse Vorstellung suggerieren. Die<br />

Brandbekämpfung steht aber schon lange<br />

nicht mehr im Vordergrund. ,Dienstleister<br />

in sicherheitsspezifischen Belangen’ trifft<br />

es schon eher“, so Kern. Weil aber gleichzeitig<br />

die Zahl der Einsätze stetig steige,<br />

bedeute das eine besondere Herausforderung<br />

für das Freiwilligenwesen.<br />

Über 250.000 Personen engagieren<br />

sich in Österreich bei der freiwilligen<br />

Feuerwehr. Im Katastrophenfall ist für<br />

einige die Frage der Dienstfreistellung<br />

problematisch. Nicht immer kommt es<br />

zu einer einvernehmlichen Lösung mit<br />

dem Arbeitgeber. Die Helfer sind dann<br />

gezwungen, Urlaub oder Zeitausgleich zu<br />

nehmen. „Hier braucht es eine stärkere<br />

Sensibilisierung bei Unternehmern und<br />

politischen Entscheidungsträgern“, sagt<br />

Kern.<br />

Das freiwillige Engagement als Trägersäule<br />

des Katastrophenschutzes hat<br />

hierzulande eine lange Tradition. Kritisch<br />

betrachten manche aber die Über-<br />

Ausstattung und ineffiziente Strukturen.<br />

Etwa der oberösterreichische Landesrechnungshof<br />

im Jahr 2008: Über <strong>10</strong>0 Feuerwehren<br />

haben im Bundesland weniger als<br />

zehn Einsätze pro Jahr. Außerdem gebe<br />

es kaum gemeindeübergreifende Kooperationen.<br />

Dabei ist Oberösterreich mit<br />

durchschnittlich zwei Feuerwehren pro<br />

Gemeinde noch nicht einmal Spitzenreiter<br />

in Österreich. Niederösterreich und<br />

Kärnten haben im Schnitt in jeder Kommune<br />

eine mehr.<br />

„Im Notfall zählt<br />

nur die Effektivität.“<br />

Gerry Foitik, ÖRK<br />

ÖRK / Anna Stöcher<br />

Oktober <strong>10</strong> 13


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

„Feuerwehren<br />

sind allgemeine<br />

Dienstleister<br />

in sicherheitsspezifischen<br />

Belangen.“<br />

H i n t e r g r u n d<br />

Albert Kern, Landesfeuerwehrkommando<br />

Stmk.<br />

Furgler<br />

Welche Warnsignale<br />

gibt es?<br />

1. Warnung = 3 Minuten gleichbleibender<br />

Dauerton<br />

Herannahende Gefahr! Radio- oder Fernsehgerät<br />

(ORF) einschalten, Verhaltensmaßnahmen<br />

beachten.<br />

2. Alarm = 1 Minute auf- und abschwellender<br />

Heulton<br />

Gefahr! Schützende Bereiche bzw. Räumlichkeiten<br />

aufsuchen, über Radio oder TV durchgegebene<br />

Verhaltensmaßnahmen befolgen.<br />

3. Entwarnung = 1 Minute gleichbleibender<br />

Dauerton<br />

Ende der Gefahr! Einschränkungen im täglichen<br />

Lebenslauf werden über Radio oder<br />

TV durchgegeben.<br />

Quelle: BM.I<br />

Lassen sich Rettungsdienste<br />

outsourcen?<br />

Ganz ohne Alternativen ist dieses<br />

System aber nicht: Beispiele aus anderen<br />

EU-Staaten zeigen, dass sich Zivilschutzleistungen<br />

erfolgreich outsourcen lassen.<br />

„Der Vorteil ist, dass wir unsere Leistungen<br />

individuell auf die Bedürfnisse vor<br />

Ort zuschneiden und auf Erfahrungen aus<br />

anderen Ländern zurückgreifen können“,<br />

sagt Ole Qvist Pederson von Falck, Europas<br />

größtem privaten Anbieter von Rettungsdienstleistungen.<br />

Das aus Dänemark stammende<br />

Unternehmen ist in acht Ländern<br />

tätig und hat sich 2009 neben einem weiteren<br />

privatem Anbieter aus Bayern um die<br />

Übernahme des Rettungsdienstes in Tirol<br />

beworben. Schlussendlich ist es aber nicht<br />

zu einer Privatisierung gekommen.<br />

In Dänemark hat Falck bereits zwei<br />

Drittel der Feuerwehr- und 85 Prozent der<br />

Rettungsdienste übernommen „Ich kann<br />

verstehen, dass es Vorbehalte gibt, eine so<br />

wichtige öffentliche Dienstleistung auszulagern.<br />

Aber in den über hundert Jahren<br />

unseres Bestehens haben wir jeden Vertrag<br />

zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt“,<br />

sagt Pedersen. Die Vergabe an Private sei<br />

außerdem nicht gleichbedeutend mit dem<br />

Ende des Freiwilligenwesens. „In Belgien<br />

arbeiten wir schon lange mit Freiwilligen<br />

zusammen, das ist in Österreich genauso<br />

denkbar.“<br />

Bei heimischen Zivilschutzvertretern<br />

stoßen derartige Geschäftsmodelle auf<br />

wenig Gegenliebe. „Gerade der Rettungsdienst<br />

ist eine typische Leistung im allgemeinen<br />

Interesse. Da muss man sich die<br />

Frage stellen, ob eine rein betriebswirtschaftliche<br />

Entscheidung der beste Weg<br />

ist, um die optimale Versorgung für die<br />

Bevölkerung sicherzustellen“, sagt Gerry<br />

Foitik, Bundesrettungskommandant beim<br />

Roten Kreuz (ÖRK). Er sieht die Gefahr,<br />

eines Preiskampfes zu Ungunsten der<br />

Betroffenen. Es würden dann nur die Leistungen<br />

geliefert, die auch vertraglich vereinbart<br />

sind. Die große Stärke des Freiwilligenwesens<br />

sei aber, dass es meist mehr<br />

leiste als gefordert sei. „Man darf Effizienz<br />

nicht mit Effektivität verwechseln. Im<br />

Notfall geht es immer um zweiteres“, sagt<br />

Foitik. Er betont, dass das Engagement der<br />

Österreicher nach wie vor ungebrochen<br />

sei. Um dieses Potenzial zu kanalisieren,<br />

gründete das ÖRK 2007 mit dem Radiosender<br />

Ö3 das Team Österreich. „Das ist<br />

eine Plattform für alle, die einfach nur<br />

ein oder zwei Tage helfen möchten. Man<br />

kann Schlamm wegschaufeln genauso<br />

wie Schadensmeldungen ausfüllen oder<br />

auf Kinder aufpassen“, sagt Foitik. 27.000<br />

Menschen haben sich bisher registriert.<br />

Auch international sorgt das Projekt für<br />

Aufsehen: Deutschland und Großbritannien<br />

haben schon Interesse bekundet.<br />

Zum Einsatz kam das Team Österreich<br />

etwa bei der Hochwasserkatastrophe 2009<br />

im Alpenvorland.<br />

Zu viele Köche verderben den Brei<br />

Aber nicht nur das Engagement, sondern<br />

auch das richtige Verhalten der<br />

Bevölkerung ist entscheidend. Das zeigt<br />

das Beispiel des Elbe-Hochwassers im<br />

Jahr 2002. Tausende Deutsche wollten<br />

spontan helfen. Mangels Koordination<br />

blockierten die Massen aber unfreiwillig<br />

Zufahrtsstraßen – und vergrößerten das<br />

Chaos nur noch. Sicherstellen, dass genau<br />

so etwas nicht passiert, will Anton Hüttmayr.<br />

Seit über 15 Jahren ist er Präsident<br />

des oberösterreichischen Zivilschutzverbandes.<br />

„Wir bieten über 1.000 Vorträge<br />

im Jahr an und gehen in Schulen und<br />

Seniorenheime.“ Ziel sei die Aufklärung<br />

über Gefahrenquellen und die Prävention<br />

vermeidbarer Zwischenfälle.<br />

Dazu zählen nach Ansicht von Wolfgang<br />

Kromp auch Naturkatastrophen:<br />

„Die meisten so genannten ,Katastrophen’<br />

sind Naturereignisse, die erst durch das<br />

Verhalten der Menschen zu Katastrophen<br />

werden“, so der Vorstand des Instituts für<br />

Sicherheits- und Risikoforschung an der<br />

Boku Wien. Der technische Fortschritt<br />

habe die Ausweitung des Siedlungsraums<br />

über natürliche Grenzen hinweg ermöglicht.<br />

Dazu komme eine Lebensweise, die<br />

die Umwelt stark strapaziere. „Viele Auswirkungen<br />

unserer Handlungen werden<br />

erst langfristig sichtbar – vom Klimawandel<br />

bis zur Erosion der Böden. Der erste<br />

Schritt zu einer Risikoprävention muss<br />

daher bei unserem eigenen Verhalten<br />

beginnen“, so Kromp.<br />

14 Oktober <strong>10</strong>


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Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Interview<br />

Lukas Wiesboeck<br />

Fotos<br />

Hans Ringhofer<br />

16 Oktober <strong>10</strong>


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

„Für einen neutralen Staat ist<br />

der Apparat zu aufgebläht“<br />

Das Bundesheer ist ein Eckpfeiler der nationalen Katastrophenhilfe.<br />

Der Sparstift macht aber auch vor dem Verteidigungsressort nicht halt.<br />

Im Interview mit REPUBLIK erklärt Minister Norbert Darabos, wie er den<br />

Spagat zwischen gesetzlichem Auftrag und einem Viertel weniger Budget<br />

schaffen will – und warum er bei den Geheimdiensten zuerst ansetzt.<br />

In allen Ressorts stehen Budgetkürzungen<br />

ins Haus. Wie lässt sich das vereinen,<br />

ohne die Versorgung zu gefährden?<br />

Aufgrund der internationalen Finanzkrise<br />

und ihrer Folgen muss überall<br />

gespart werden, da haben auch wir einen<br />

Beitrag dazuzuleisten. Klar ist aber: Ein<br />

Sparen mit der Rasenmäher-Methode<br />

wird es nicht geben. Die verfassungsmäßigen<br />

Aufgaben wie eben den Katastrophenschutz,<br />

Landesverteidigung oder die<br />

Auslandseinsätze wird das Bundesheer<br />

weiterhin zu hundert Prozent erfüllen –<br />

das garantiere ich. Das heißt: Die Mittel,<br />

die wir zur Auftragserfüllung brauchen,<br />

werden wir auf jeden Fall bereitstellen.<br />

Bis 2013 sollen 530 Mio. Euro eingespart<br />

werden. Sie haben schon angekündigt,<br />

den Rotstift bei den Geheimdiensten<br />

anzusetzen. Geht es hier „nur“ um das<br />

Nichtnachbesetzen von Posten oder gibt<br />

es schon konkrete Angebote für die Mitarbeiter?<br />

Ich bin für eine Abschlankung in der<br />

Verwaltung, auch bei den Nachrichtendiensten.<br />

Für einen neutralen Staat ist der<br />

Apparat zu stark aufgebläht. Ich werde<br />

mir ansehen, was die Expertise des Generalstabes<br />

ergeben wird. Die vorhandenen<br />

Einsparungspotenziale sollen jedenfalls<br />

ausgeschöpft werden, ohne dass die Qualität<br />

darunter leidet. Weiteres Potenzial<br />

sehe ich auch bei den Panzern und bei der<br />

Artillerie.<br />

Im Ministerium selbst gab es Umstrukturierungen,<br />

etwa in der Kommunikationsabteilung.<br />

Welche weiteren Maßnahmen<br />

kann man hier erwarten?<br />

Wir haben im Jahr 2008 die Zentralstelle<br />

neu strukturiert. Es gibt nur noch<br />

vier statt bisher fünf Sektionen. Der Personalstand<br />

wurde von 1.200 auf unter<br />

900 reduziert. Entsprechende Sozialpläne<br />

wurden mit der Personalvertretung<br />

abgestimmt. Bis 2013 wollen wir insgesamt<br />

1.000 Bedienstete in der Verwaltung<br />

abbauen. 400 Mitarbeiter haben durch<br />

die bereits umgesetzten Reformen derzeit<br />

keinen Arbeitsplatz im Bundesheer<br />

mehr. Diese werden vom Verteidigungsins<br />

Finanzministerium in den Bereich<br />

Betrugsbekämpfung wechseln.<br />

Dem Heer stehen jährlich zwei Mrd.<br />

Euro zur Verfügung. Mehr als die Hälfte<br />

fließt in die Gehälter der Berufssoldaten<br />

und Zivilbeamten. Bleiben da noch genug<br />

Mittel für Geräte und Infrastruktur?<br />

Wir haben in den vergangenen dreieinhalb<br />

Jahren etwa zwei Milliarden Euro<br />

in die Ausrüstung der Truppe und in die<br />

Kaserneninfrastruktur investiert. Für heuer<br />

habe ich das Baubudget von 65 auf 84<br />

Mio. Euro angehoben. Es ist damit das<br />

höchste Baubudget, das es bisher für das<br />

Bundesheer gegeben hat. Und dieser Investitionsschwerpunkt<br />

soll in den kommenden<br />

Jahren trotz Budgetkonsolidierung<br />

aufrecht bleiben.<br />

In Deutschland ist das technische<br />

Hilfswerk für den Katastrophenschutz<br />

zuständig. Das Heer kann sich so ganz<br />

auf seine militärischen Aufgaben konzentrieren.<br />

Ist ein solches Vorgehen auch in<br />

Österreich denkbar?<br />

Aufgrund der allgemeinen Wehrpflicht<br />

kann das Bundesheer seine Aufgaben<br />

von der Landesverteidigung über den<br />

Katastrophenschutz bis hin zu den internationalen<br />

Friedensmissionen zu hundert<br />

Prozent erfüllen. Im Katastrophenfall kön-<br />

„Bis 2013<br />

wollen wir 1.000<br />

Bedienstete in<br />

der Verwaltung<br />

abbauen.“<br />

Oktober <strong>10</strong> 17


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

„Im Katastrophenfall<br />

können wir<br />

aus dem Stand<br />

mindestens <strong>10</strong>.000<br />

Soldaten einsetzen.“<br />

nen wir aus dem Stand mindestens <strong>10</strong>.000<br />

Soldatinnen und Soldaten einsetzen.<br />

Wie stehen Sie zur Vergabe von<br />

Katstrophenschutzleistungen an private<br />

Anbieter?<br />

Die Zusammenarbeit der Sicherheits-,<br />

Hilfs- und Einsatzorganisationen im Katastropheneinsatz<br />

funktioniert ausgezeichnet<br />

und hat sich über Jahrzehnte bewährt.<br />

Und wie bereits gesagt: Nur das Bundesheer<br />

ist in der Lage, auch über einen<br />

längeren Zeitraum in der erforderlichen<br />

Mannstärke Katastrophenhilfe zu leisten.<br />

In der neuen Sicherheitsdoktrin soll<br />

Katastrophenschutz und Konzentration<br />

auf humanitäre Hilfe eine wichtige Rolle<br />

einnehmen. Bis wann erwarten Sie den<br />

Abschluss der Verhandlungen?<br />

Mein Ziel ist, gemeinsam mit dem<br />

Außenministerium bis zum Ende des Jahres<br />

eine neue Sicherheitsstrategie auszuverhandeln.<br />

Ganz wichtig ist mir, auch<br />

das Parlament und die Oppositionsparteien<br />

einzubinden. Bei der Erarbeitung der<br />

derzeitigen Sicherheitsdoktrin war das<br />

ja nicht der Fall – die wurde damals von<br />

der schwarz-blauen Regierung gegen die<br />

Stimmen der SPÖ beschlossen.<br />

Welche Rolle spielt die Prävention in<br />

Ihren Überlegungen, welche Initiativen<br />

wollen Sie setzen?<br />

Die grundsätzliche Vermeidung von<br />

Katastrophen, die Begrenzung der Ausmaße<br />

und die schnellstmögliche Behebung<br />

der aufgetretenen Schäden sind von<br />

enormer Bedeutung. Dazu gehören Investitionen<br />

in die Katastrophenausrüstung,<br />

permanente Übungen, Kooperationen mit<br />

zivilen Einsatzorganisationen oder ministerielle<br />

Zusammenarbeit im Rahmen des<br />

staatlichen Krisen- und Konfliktmanagements.<br />

Auch die Entwicklung von Frühwarnmechanismen<br />

und die enge Kooperation<br />

mit den Landeswarnzentralen sind<br />

hier zu nennen.<br />

Von Ihnen stammt der Vorschlag, die<br />

europäischen Battle Groups verstärkt für<br />

humanitäre Hilfsaktionen einzusetzen.<br />

Wie stellen Sie sich im Detail vor, den<br />

Katastrophenschutz auf europäischer<br />

Ebene in Zukunft zu organisieren?<br />

Die tragischen Fälle in Haiti und<br />

Pakistan haben das Fehlen einer raschen<br />

internationalen Hilfe deutlich gezeigt. Es<br />

gibt weltweit ein Überangebot an militärischen<br />

Kräften, die vernünftig und zielführend<br />

für Katastrophenhilfe eingesetzt<br />

werden könnten.<br />

Eine Möglichkeit wäre, die Battle<br />

Groups dafür zu verwenden. Ich unterstütze<br />

auch die Initiative Hope Force für<br />

einen raschen Einsatz zivil-militärischer<br />

Mittel in der Katastrophenhilfe, die derzeit<br />

auf UNO-Ebene und in der EU diskutiert<br />

wird. Und ich bin dafür, dass sich<br />

auch Österreich an dieser neuen schnellen<br />

UN-Katastrophenhilfstruppe beteiligt.<br />

Denn mit unserer Erfahrung in der humanitären<br />

und Katastrophenhilfe können<br />

wir sicher einen wertvollen Beitrag zum<br />

Aufbau leisten.<br />

18 Oktober <strong>10</strong>


WIR GEBEN<br />

IHNEN UNSER<br />

WORT.<br />

Worte<br />

sind unser Geschäft: Fakten zu<br />

prüfen, Standpunkte und kontroversielle<br />

Meinungen für den Leser klar zu<br />

kommunizieren. Dafür wurden wir auch<br />

zur Redaktion des Jahres gewählt.<br />

DiePresse.com


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Text<br />

Wolfgang Tucek<br />

Wenn die Natur zurückschlägt<br />

Heuer halten gigantische Naturkatastrophen die Hilfsorganisationen rund um<br />

den Erdball auf Trab: Sintfluten, Erdbeben und großflächige Waldbrände<br />

fordern die Zivilschützer bis zum Letzten. REPUBLIK fragt nach, wie UNO, EU<br />

und internationale Hilfsorganisationen ihre Rettungsmaßnahmen koordinieren.<br />

Diesen Sommer hielt die Jahrhundertflut<br />

in Pakistan die Welt in Atem. Die von<br />

Terror und Unruhen geplagte Atommacht<br />

meldete nach absurd heftigen Monsunregenfällen<br />

„Land unter“. Mehr als 20<br />

Millionen Menschen sind nach Angaben<br />

des United Nations Office for the Coordination<br />

of Humanitarian Affairs (Ocha)<br />

EU-Einsatz in 24 Stunden möglich<br />

Zwar seien Länder in erster Linie<br />

selbst für die Verhinderung, Bereitschaft<br />

und Reaktion in Katastrophenfällen<br />

zuständig, sagt der belgische EU-Beamte.<br />

„Doch Katastrophen können ein Ausmaß<br />

entwickeln, das nationale Kapazitäten<br />

überfordert. Dann koordiniert das Monitoring<br />

and Information Center (MIC) der<br />

EU effektive und schnelle Hilfe. Denn<br />

besonders im Fall von Waldbränden oder<br />

Erdbeben machen Hilfseinsätze nur dann<br />

Sinn, wenn sie sofort erfolgen.“<br />

Sucht ein Mitgliedsland um Hilfe an,<br />

könne man üblicherweise innerhalb von<br />

24 Stunden reagieren. Nachdem etwa Portugal<br />

am Nachmittag einen Notruf im EUeigenen<br />

Kommunikationssystem Cecis<br />

(Common Emergency Communication<br />

and Information System) abgesetzt hatte,<br />

konnten zwei Löschflugzeuge aus Italien<br />

bereits zu Mittag ihren Assistenzeinsatz<br />

starten. „Bis zum Abend flogen sie mehr<br />

als 50 Löschflüge, bei denen sie jeweils<br />

4.000 bis 6.000 Liter Wasser abwarfen“,<br />

erzählt Das. Nach wenigen Tagen waren<br />

die Feuer unter Kontrolle – ein Mustervon<br />

der Sintflut betroffen. Rund 1,8 Millionen<br />

Häuser wurden weggespült und<br />

zerstört. Und das war nur einer der Höhepunkte<br />

im Katastrophenjahr 20<strong>10</strong>. Davor<br />

gab es schon ein verheerendes Erdbeben<br />

in Haiti mit fast 250.000 Toten, bizarre<br />

Überschwemmungen in China oder großflächige<br />

Waldbränden in Russland. UNO,<br />

EU, USAID und Hilfsorganisationen wie<br />

das Rote Kreuz hatten alle Hände voll zu<br />

tun.<br />

„In den vergangenen Jahren gab es<br />

den Trend zu immer mehr Naturkatastrophen“,<br />

sagt Hans Das, Abteilungsleiter für<br />

Katastrophenhilfe in der EU-Kommission.<br />

Schon in Europa habe es heuer die außergewöhnliche<br />

Situation gegeben, dass<br />

unmittelbar auf die Flutsaison mit heftigen<br />

Überschwemmungen in Polen und<br />

der Ukraine die Waldbrandsaison angebrochen<br />

sei. So waren im Hochsommer<br />

großflächige Brände in Portugal ausgebrochen<br />

– im Juli griffen an einem Tag mehr<br />

als 400 Brandherde um sich.<br />

Verheerende Brände verwüsteten im Sommer 20<strong>10</strong> Portugal. Dabei zeigte das EU-Beobachtungsbüro MIC<br />

seine Stärke: Innerhalb weniger Stunden konnte man wichtige Löschflugzeuge aus Italien organisieren.<br />

20 Oktober <strong>10</strong>


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

einsatz des MIC, das einen Fokus auf die<br />

Bekämpfung von Waldbränden gerichtet<br />

hat.<br />

Da man diese nicht vollkommen verhindern<br />

kann, verfolgen die EU-Spezialisten<br />

täglich genau die Wetterlage. „Das<br />

größte Risiko für Waldbrände besteht<br />

dann, wenn die Temperatur über 40 Grad<br />

Celsius beträgt, die Luftfeuchtigkeit unter<br />

30 Prozent liegt und starker Wind aus<br />

Nordafrika oder Osten kommt“, so der<br />

Abteilungsleiter in der Kommissionsgeneraldirektion<br />

für Zivilschutz (Echo).<br />

Am stärksten betroffen sind meist Portugal,<br />

Spanien, Frankreich, Italien und<br />

Griechenland. Diese Länder verfügen<br />

gemeinsam über rund 300 Flugzeuge und<br />

Hubschrauber für Löscheinsätze. Das MIC<br />

unterstützt die gegenseitige Hilfe zwischen<br />

diesen Ländern, wenn die nationalen<br />

Ressourcen nicht ausreichen. In<br />

Katastrophenfällen ist das Cecis wie ein<br />

„Marktplatz für Anfragen für und Angeboten<br />

von Hilfsleistungen“, so Das. „Denn<br />

Information ist der Schlüssel in Notfällen.<br />

Das Schlimmste ist, Hilfe zu schicken, die<br />

gar nicht benötigt wird.“<br />

UN-Clustersystem<br />

Die europäischen Dimensionen reichen<br />

freilich nicht an Naturkatastrophen<br />

in anderen Teilen der Welt heran, wie<br />

Pakistan und Haiti zeigen. Bei solchen<br />

Großkatastrophen sei das so genannte<br />

Clustersystem der UN das Hauptkoordinationssystem,<br />

wie Max Santner erklärt,<br />

der Leiter für Internationale Hilfe beim<br />

Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK).<br />

„Jener Staat, in dem ein Katastrophenfall<br />

eintritt, muss die Organisation der Hilfe<br />

an leitender Stelle betreiben. Das macht<br />

in der Praxis die jeweilige Katastrophenschutzbehörde<br />

– etwa in Pakistan die<br />

National Disaster Management Authority“,<br />

sagt er. „Wenn es gewünscht wird, stehen<br />

dann UN- und zivilgesellschaftliche<br />

Organisationen wie NGOs und das Rote<br />

Kreuz den betroffenen Staaten zur Seite.<br />

Die erste zentrale Bewertung des Ausmaßes<br />

der Katastrophe und der notwendigen<br />

Hilfe führt das Ocha durch. Entsprechend<br />

dem Clustersystem werden dann nach<br />

thematischem Zugang andere UN-Teilorganisationen<br />

hinzugezogen. Wenn es<br />

zum Beispiel um die Unterbringung von<br />

Flüchtlingen geht, dann übernimmt das<br />

UN-Flüchtlingshochkommissariat UNH-<br />

CR.“<br />

Im Idealfall sitze der Vertreter des<br />

MIC auch im Clustersystem und könne<br />

den Hilfebedarf EU-weit den Mitgliedstaaten<br />

mitteilen, meint Santner. „Doch<br />

die Schnittstellen zwischen der EU und<br />

der UNO funktionieren in der Praxis<br />

nicht immer optimal.“ So gebe es im<br />

Zusammenspiel der beiden die potenzielle<br />

Gefahr von Doppelgleisigkeiten – etwa<br />

wenn bei der Bedarfsanalyse UN und EU<br />

Assessment-Teams schicken.<br />

EU-Experte Das bekräftigt, dass das<br />

Ocha bei der allgemeinen Koordination<br />

außerhalb der Union die Hauptrolle spiele.<br />

Hilfsanfragen aus Drittländern würden<br />

vom MIC selbst in das interne EU-Infosystem<br />

Cecis eingespeist. „Werden von EU<br />

und Ocha Expertenmissionen in Katastrophengebiete<br />

entsandt, so arbeiten wir eng<br />

zusammen.“ Es gebe dann entweder EU-<br />

Teams mit UN-Fachleuten oder umgekehrt<br />

– oder komplett gemeinsame Missionen.<br />

In Haiti seien etwa die ersten Such- und<br />

Rettungsmannschaften aus Island, Belgien<br />

und Luxemburg gekommen.<br />

Die UNO klärt im so genannten Emergency<br />

Appeal, wie viel Geld für die Hilfe<br />

in einem konkreten Fall notwendig ist.<br />

Und die Mitgliedsländer zahlen dann ein,<br />

erklärt Santner. „Dabei stellt die EU sehr<br />

große Mittel zur Verfügung, hat aber oft<br />

wenig Visibilität vor Ort. Katastrophenhilfekommissarin<br />

Kristalina Georgiewa<br />

hat bereits angekündigt, das ändern zu<br />

wollen. Sie will die EU-Fahne auch über<br />

EU-finanzierten Hilfsprojekten wehen<br />

sehen“, so der ÖRK-Spezialist weiter. In<br />

Brüssel gebe es auch Überlegungen, eine<br />

Art freiwilliges EU-Chor für die Katastrophenhilfe<br />

aufzubauen, was Santner allerdings<br />

kritisch betrachtet: „Es hat keinen<br />

Sinn in akuten Situationen, wo professionelle<br />

Helfer gebraucht werden, Freiwillige<br />

aus Europa in die ganze Welt zu schicken.<br />

Vielmehr müssen lokale Strukturen<br />

gestärkt werden.“<br />

„Das Schlimmste<br />

ist, Hilfe zu<br />

schicken, die gar<br />

nicht benötigt wird.“<br />

Hans Das, Europ. Kommission<br />

H i n t e r g r u n d<br />

Kosten von Katastrophen<br />

Am Beispiel von Pakistan und Haiti zeigt<br />

REPUBLIK die Kosten der Katastrophen auf: Allein<br />

459 Mio. Dollar (rund 357 Mio. Euro) hatte<br />

die UN Soforthilfe für das überflutete Pakistan<br />

verlangt. Die Vereinigten Staaten spendeten<br />

laut US-Außenministerium umgehend 90 Mio.<br />

Dollar (etwa 70 Mio. Euro), die EU-Kommission<br />

70 Mio. Euro, wie die zuständige Kommissarin<br />

Kristalina Georgiewa erklärt. In der Schweiz<br />

kamen bei einer landesweiten Spendenaktion<br />

umgerechnet fast <strong>10</strong> Mio. Euro zusammen. Die<br />

<strong>Republik</strong> Österreich steuerte fünf Millionen<br />

Euro Soforthilfe bei.<br />

Ein Vielfaches war nach der Zerstörung Haitis<br />

durch das Mega-Beben nötig: Mehr als sieben<br />

Mrd. Euro wurden bei einer UNO-Geberkonferenz<br />

in New York zugesagt. Das ist rund eine<br />

Milliarde weniger, als der Wiederaufbau nach<br />

UN-Schätzung über die nächsten zehn Jahre<br />

kosten wird. Von „Nachbar in Not“ kamen<br />

gleich nach dem verheerenden Beben 14 Mio.<br />

Euro.<br />

EC<br />

Oktober <strong>10</strong> 21


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Text<br />

Gertraud Eibl<br />

Land der Berge,<br />

Land am Strome ...<br />

Österreich ist mit dem Reichtum seiner Landschaft gesegnet.<br />

Was der Alpenrepublik Tourismus bringt, hat auch eine Kehrseite:<br />

Zu jeder Jahreszeit drohen Naturkatastrophen. Welche<br />

Schutzmaßnahmen treffen die Gemeinden? Und warum gibt es<br />

noch immer kein zufrieden stellendes Versicherungssystem?<br />

H i n t e r g r u n d<br />

Versicherungen<br />

und Kosten<br />

Lösungsmodelle zur Bewältigung von<br />

Naturgefahren sind vor allem seit der Jahrhundertflut<br />

2002 ein brisantes Thema in der<br />

Versicherungswirtschaft. „In Österreich ist<br />

die Erfassung und Bewertung von Schadenpotenzialen<br />

mit dem Projekt Hochwasserrisikozonierung<br />

Austria ,Hora’ gelungen“,<br />

sagt Daniela Ebeert, Pressesprecherin des<br />

Versicherungsverbandes Österreich (VVO). Auf<br />

hochwasserrisiko.at erhält man Infos darüber,<br />

wie überschwemmungs-, hagel- oder erdbebengefährdet<br />

das eigene Haus oder Grundstück<br />

ist. „Hora ist europaweit einzigartig in<br />

der Zusammenarbeit zwischen Öffentlicher<br />

Hand und Privatwirtschaft“, sagt Johannes<br />

Hajek, Uniqa-Vorstandsdirektor. Neben der<br />

Notwendigkeit einer angepassten Nutzung<br />

gefährdeter Räume solle künftig verstärkt auf<br />

eine Risikopartnerschaft Staat – Versicherung –<br />

Private gesetzt werden.<br />

Schäden aus Naturkatastrophen:<br />

• 2002: Hochwasser = 3 Mrd. Euro gesamte<br />

volkswirtschaftliche Schäden (420 Mio. Euro<br />

versichert)<br />

• 2005: Hochwasser = 560 Mio. gesamt (150<br />

Mio. Euro versichert)<br />

• 2009: 570 Mio. Euro versicherte Schäden.<br />

Alleine die Sturm- und Hagelnacht vom 23.<br />

auf 24. Juli hinterließ versicherte Schäden im<br />

Ausmaß von etwa 360 Mio. Euro.<br />

Quelle: VVO<br />

2009, das Jahr der Extreme: Starke<br />

Schneefälle, Überschwemmungen, Hitzewellen<br />

und der plötzliche Wintereinbruch.<br />

Die Öffentliche Hand ließ Tausende<br />

Einsatzkräfte aufmarschieren, ganz zu<br />

schweigen von den vielen zivilen Helfern<br />

vor Ort. Auch 2002 kämpften sie gegen<br />

die Gewalt von Mutter Natur: Über 12.000<br />

Soldaten waren damals vorwiegend in<br />

Nieder- und Oberösterreich als auch in<br />

der Steiermark im Einsatz. Und 2005 musste<br />

man vermurte Ortsteile von Mittersill<br />

im Salzburger Pinzgau evakuieren. Ob in<br />

den Alpen oder im Flachland, ob Sommer<br />

oder Winter: In Österreich wird es nicht<br />

still, was Gewitter, Hochwasser, Muren<br />

und Lawinen betrifft.<br />

Viel getan hat sich auch in der Prävention.<br />

Bund und Länder haben in teure<br />

Maßnahmen investiert. Allein die Wildbach-<br />

und Lawinenverbauung (WLB) –<br />

eine Dienststelle des Lebensministeriums<br />

(BMLFUW) – hat im vergangenen Jahr 898<br />

Schutzprojekte umgesetzt und dafür über<br />

295 Mio. Euro investiert.<br />

Mit drei Viertel der Gesamtfläche verfügt<br />

Österreich über den höchsten Alpenanteil<br />

aller mitteleuropäischen Staaten.<br />

Die Verkehrserschließung der Alpen und<br />

der Ausbau der Infrastruktur für den<br />

Wintersport vergrößern die Gefahr von<br />

Naturkatastrophen seit Jahrzehnten. Der<br />

steigende Siedlungsdruck und der Klimawandel<br />

tragen ihr Übriges dazu bei.<br />

Unverhofft kommt oft<br />

Trotz Vorbeugung gab es in den<br />

vergangenen Jahren viele unerwartete<br />

Naturereignisse. Dann läuft der abweh-<br />

rende Katastrophenschutz der Bezirksverwaltungsbehörden<br />

auf Hochtouren. „Wir<br />

sind die Feuerwehr, wenn´s brennt“,<br />

sagt Kurt Reiter, Katastrophenschutzreferent<br />

von Zell am See. Sein Gebiet<br />

gehört zu den drei Bezirken, die aufgrund<br />

ihrer alpinen Lage und geologischen Struktur<br />

besonders prädestiniert sind für Muren,<br />

Hochwässer, Felsstürze und Hangrutsche.<br />

Neben Zell am See zählen die beiden<br />

Tiroler Bezirke Lienz und Landeck zu den<br />

alpinen Krisenregionen der <strong>Republik</strong>.<br />

Besonders dramatisch war die Lage in der<br />

Gemeinde Galtür. „Der Lawinenwinter<br />

1999 hat die Bewohner des mitteleuropäischen<br />

Alpenraumes richtig durchgeschüttelt.<br />

Es war ein Jahrtausendereignis,<br />

das viele Konsequenzen mit sich zog“,<br />

sagt Bürgermeister Anton Mattle. Nach<br />

dem Lawinenunglück, das 31 Menschenleben<br />

forderte, richtete das Bundesheer<br />

eine Luftbrücke ein. Am Boden waren 700<br />

österreichische Soldaten im Dauereinsatz.<br />

Innerhalb von drei Wochen wurden<br />

mehr als 18.000 Personen und 270 Tonnen<br />

Güter transportiert. Es wurden neue<br />

Einsatzpläne und ein Evakuierungsplan<br />

erarbeitet, neue Netzwerke geschaffen.<br />

„Wir wussten, dass die Zeit drängt. Die<br />

Lawinenschutzmauern im Tal wurden mit<br />

unglaublichem Engagement aller Behörden<br />

und beteiligten Firmen innerhalb von<br />

acht Monaten fertiggestellt. In den vergangenen<br />

zehn Jahren wurden die komplexen<br />

Stützverbauungen am Berg errichtet“, sagt<br />

Mattle. Vom Baggerfahrer bis zum Maurer<br />

hätten sich alle Beteiligten unglaublich<br />

bemüht. Das Transport- und Erdbewegungsunternehmen<br />

Grissemann aus<br />

22 Oktober <strong>10</strong>


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Gemeinde Galtür<br />

Das Alpinarium in Galtür ist nach der Lawinentragödie 1999 entstanden, die 31 Menschenleben forderte.<br />

Das Gebäude ist Ausstellungshaus (Bild rechts unten) und Lawinenschutzwand (Bild oben) in einem. Die Mauer<br />

des Alpinariums ist 345 m lang, bis zu 19 m hoch und hält einem Druck von 11 Tonnen pro Quadratmeter stand.<br />

Kappl habe einen schwierig anzulegenden<br />

Weg zur Anbruchverbauung am Berg<br />

errichtet. Der Raumplaner Friedrich Falch<br />

aus Landeck habe wiederum mit besonderem<br />

Ideenreichtum das Galtürer Alpinarium<br />

geplant: ein Ausstellungshaus mit<br />

integrierter Lawinenschutzwand. Die<br />

Gesamtkosten aller Baumaßnahmen nach<br />

der Lawinenkatastrophe belaufen sich auf<br />

6,8 Mio. Euro.<br />

Das Land Tirol hat übrigens im Jahr<br />

2006 in Kooperation mit dem Innenministerium<br />

(BMI) das digitale Bündelfunksystem<br />

Tetra eingeführt. Dieses<br />

Kommunikationssystem erlaubt die<br />

abhörsichere Kommunikation zwischen<br />

Blaulicht-Organisationen und ermöglicht<br />

neben der Übertragung von Sprache auch<br />

die Datenübermittlung. „Wien ist nachgezogen,<br />

weitere Bundesländer sollen folgen“,<br />

sagt Herbert Walter, Abteilungsleiter<br />

für Zivil- und Katastrophenschutz im Amt<br />

der Tiroler Landesregierung.<br />

Prävention statt Reparatur<br />

Präventivmaßnahmen fallen in den<br />

Zuständigkeitsbereich der Dienststellen<br />

von Bund und Ländern, etwa der WLV<br />

und der Bundeswasserbauverwaltung.<br />

„Der Leistungsbereich der WLV umfasst<br />

die Naturgefahreninformation, die Sachverständigentätigkeit,<br />

die Gefahrenzonen-<br />

und Maßnahmenplanung und das<br />

Fördermanagement“, erklärt WLV-Chefin<br />

Maria Patek. „Die Umsetzung der Maßnahmen<br />

hingegen erfolgt in Form der Auftragsverwaltung<br />

durch die Länder. Dabei<br />

wird weitgehend auf externe Dienstleister<br />

zurückgegriffen“, ergänzt Wilfried<br />

Schimon, Chef der BMLFUW-Sektion VII<br />

Wasser. Der Katastrophenschutz hingegen<br />

ist Ländersache, für die Angleichung der<br />

Bundesländerstandards sorgt u.a. die vom<br />

BMI geführte Zivilschutzschule.<br />

Rosmarie Drexler, Bezirkshauptfrau<br />

von Zell am See, setzt sich dafür ein,<br />

dass Verwaltung nicht nur repariert, sondern<br />

präventiv wirkt. „Deshalb haben<br />

wir das ,5 BH-Projekt’ ins Leben gerufen:<br />

Gemeinsam mit Eisenstadt-Umgebung,<br />

Hallein, Hermagor und Rohrbach haben<br />

wir Qualitätsstandards in den Bereichen<br />

Erreichbarkeit, Schulung, Ausstattung,<br />

Infrastruktur und Personal entwickelt<br />

„Wir drehen<br />

uns nach der<br />

unmittelbaren Hilfe<br />

nicht einfach um,<br />

sondern leisten<br />

Aufräumarbeiten.“<br />

Robert Brieger, BMLVS<br />

BMLVS<br />

Oktober <strong>10</strong> 23


Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

„Bisher gibt es<br />

keine umfassende<br />

Versicherung gegen<br />

Naturgefahren.“<br />

Wilfried Schimon, BMLFUW<br />

KDZ<br />

und außerdem Großschadensereignisse<br />

definiert“, erklärt die Bezirkshauptfrau.<br />

Weiters setze man in Salzburg auf eine<br />

Vernetzung von Geologen, der Bergrettung<br />

und der Jägerschaft. Probleme wie<br />

der Wildwurf und dessen Auswirkungen<br />

auf den Schutzwald seien so besser analysierbar.<br />

Mit blauem Auge<br />

Von den ersten Auswirkungen bis zu<br />

Aufräumarbeiten ist bei Großschäden das<br />

Bundesheer gefordert. „Der Gesetzgeber<br />

schreibt uns vor, im unmittelbaren Katastrophenschutz<br />

wirksam zu werden – sofern<br />

die zivile Seite das Ereignis nicht alleine<br />

bewältigen kann. Wir fassen den Auftrag<br />

weiter, weil wir uns nach der unmittelbaren<br />

Hilfe nicht umdrehen und heimgehen,<br />

sondern Aufräumarbeiten leisten“,<br />

sagt Robert Brieger, Leiter der Gruppe<br />

Einsatzgrundlagen des Verteidigungsministeriums<br />

(BMLVS). Die Tätigkeiten<br />

der Soldaten reichen von Räumungs- und<br />

Hilfsdiensten bis hin zu Einsätzen beim<br />

Behelfsbrückenbau und bei Hubschraubertransporten.<br />

Vergangenen Winter war<br />

das Bundesheer u.a. mit der Beseitigung<br />

von Schneedruck beschäftigt: „Wenn die<br />

Gefahr besteht, dass in ganzen Ortschaften<br />

die Dachstühle zusammenbrechen,<br />

dann werden wir gerufen“, so Brieger. Am<br />

personal- und zeitintensivsten seien Einsätze<br />

nach Vermurungen und Verklausungen.<br />

Oder aber bei einem Hochwasser, wie<br />

im Jahr 2002: Die „Jahrhundertflut“ war<br />

auch der bislang größte Einsatz des Heeres.<br />

Die schwersten Schäden gab es in der<br />

Wachau. Über 12.000 Soldaten leisteten<br />

knapp 800.000 Arbeitsstunden.<br />

Vom Hochwasser massiv betroffen<br />

war sowohl 2002 als auch 2005 das oberösterreichische<br />

Steyr: Bei der Landesregierung<br />

gingen 2002 exakt 1.171 Unterstützungsanträge<br />

ein, was einer anerkannten<br />

Schadenssumme von rund 26,9 Mio.<br />

Euro entspricht. Als Konsequenz wurde<br />

in Steyr ein Schutzprojekt initiiert, dessen<br />

Kosten bei rund 13 Mio. Euro liegen. Der<br />

Pegelstand der Steyr soll nach der dritten<br />

Ausbaustufe, in dem sich das Projekt gerade<br />

befindet, knapp einen Meter niedriger<br />

sein als zuvor.<br />

Angenehmer Nebeneffekt der Baumaßnahmen:<br />

So entstehen auch Erholungs-<br />

und Freizeitflächen. „Durch das<br />

Projekt sind wir zuversichtlich, dass wir<br />

künftig das Wasser nicht mehr in den<br />

Häusern haben“, sagt der Bürgermeister<br />

von Steyr Gerald Hackl. Im Jahr 2002 sei<br />

ein unglaublicher Schaden entstanden.<br />

Der Katastrophenfonds des Bundes und<br />

die Unterstützungsleistungen des Landes<br />

Oberösterreich hätten damals aber<br />

voll gegriffen. „Weil die Öffentliche Hand<br />

großzügig eingesprungen ist, sind wir mit<br />

einem blauen Auge davongekommen“, so<br />

Hackl.<br />

Katastrophenfonds<br />

Umfassende Versicherungen gegen<br />

Naturkatastrophen gibt es allerdings<br />

nicht. Noch nicht, wohlgemerkt, denn ein<br />

neues Modell ist unter Federführung des<br />

Finanzministeriums (BMF) gerade in Ausarbeitung.<br />

„Derzeit besteht das System<br />

der teilweisen Schadensabgeltung aus<br />

dem Katastrophenfonds“, sagt Wilfried<br />

Schimon vom BMLFUW. Nachdem die<br />

Katastrophenhilfe in der Kompetenz der<br />

Länder liegt, regeln diese die Abwicklung<br />

der Schadensfeststellung bis hin zur<br />

Ausbezahlung der Hilfsgelder. Bei außergewöhnlichen<br />

Katastrophen wie 2002<br />

und 2005 wurden vom Bund zusätzlich<br />

500 Mio. Euro (2002) bzw. 250 Mio. Euro<br />

(2005) bereitgestellt.<br />

„Naturkatastrophen wie Sturm und<br />

Hagel sind in der Haushalts- oder Gebäude-<br />

sowie der Kfz-Kaskoversicherung enthalten.<br />

Eine Vollwertdeckung ist für die<br />

Versicherungswirtschaft im derzeitigen<br />

System aber nicht machbar“, sagt Daniela<br />

Ebeert vom Versicherungsverband Österreich<br />

(VVO). Der Katastrophenfonds der<br />

Öffentlichen Hand stoße bereits an seine<br />

Grenzen. Eine fehlende bundesweit<br />

einheitliche Regelung sowie die Benachteiligung<br />

von Privatversicherten durch<br />

Abzüge in den Zuschüssen daraus gelten<br />

laut VVO als Schwachstellen der Regelung.<br />

Effiziente Lösungen seien nur über<br />

eine möglichst große Risikogemeinschaft<br />

erreichbar. Dafür bräuchte es aber andere<br />

Rahmenbedingungen. „Der Ball liegt bei<br />

der Politik“, sagt Ebeert.<br />

24 Oktober <strong>10</strong>


Text<br />

Gudrun Haigermoser<br />

Schwerpunkt<br />

Katastrophenschutz<br />

Damit das Blut nicht<br />

knapp wird<br />

In Österreich brauchen Kranke und Unfallopfer jährlich rund 470.000<br />

Blutkonserven. Um diesen Bedarf zu decken, setzt das Rote Kreuz auf<br />

landesweite Blutspendaktionen. Ein wichtiger Partner ist das Bundesheer.<br />

Die Partnerschaft ist gesetzlich geregelt:<br />

Das Rote Kreuz (ÖRK) bestimmt die<br />

Blutgruppe und den Rhesusfaktor der<br />

Grundwehrdiener. Als Gegenleistung gibt<br />

es Blutspenden. So kommt die Hilfsorganisation<br />

regelmäßig auf eine fix kalkulierbare<br />

Zahl von Spendern. Harald Harbich,<br />

Leiter des militärischen Gesundheitswesens<br />

im Kommando Einsatzunterstützung,<br />

beschreibt die Sichtweise seines Ressorts:<br />

„Das Bundesheer profitiert natürlich<br />

durch die Blutgruppenbestimmung. Im<br />

Wesentlichen ist es aber die gesamtstaatliche<br />

Unterstützung, die für uns im Vordergrund<br />

steht.“<br />

Durchschnittlich spendet jeder Grundwehrdiener<br />

einmal pro Jahr. Daneben gibt<br />

es zusätzliche Kooperationen – wie z. B.<br />

Spendeaktionen, an denen Mitarbeiter aus<br />

dem Verteidigungsministerium (BMLVS)<br />

teilnehmen. Harald Thür von der BMLVS-<br />

Präsidialabteilung ist für die Organisation<br />

zuständig: „Zweimal im Jahr kommen<br />

zwischen drei- und vierhundert Konserven<br />

an einem Nachmittag zusammen.“<br />

Bei drohender Blutknappheit könne man<br />

durch die laufende Zusammenarbeit<br />

schnell Sonderaktionen einberufen.<br />

Sinkende Bereitschaft<br />

Laut Statistik des ÖRK gehen ca. fünf<br />

Prozent der jährlichen Blutspenden auf<br />

das Konto des Bundesheeres, das waren<br />

im Jahr 2009 rund 26.000 Spender. 1957<br />

– am Beginn der Partnerschaft – waren<br />

es noch 90 Prozent. Die starke Reduktion<br />

lässt sich durch die Erschließung neuer<br />

Spendergruppen und rückgängige Rekrutenzahlen<br />

erklären. Aber die mangelnde<br />

Motivation bei den 18- bis 30-Jährigen<br />

gibt Anlass zur Sorge. Harbich sieht darin<br />

eine Erziehungsaufgabe: „Wir geben den<br />

Grundwehrdienern nicht nur die Möglichkeit<br />

zum Blutspenden, wir bringen<br />

Ohne die Spendenbereitschaft der Grundwehrdiener wäre die Blutversorgung im Lande nicht garantiert.<br />

ihnen auch die gesellschaftliche Notwendigkeit<br />

näher.“ Mit der Teilnahme an der<br />

freiwilligen Aktion sei einmal der wichtige<br />

Einstieg gemacht. Das „Zuckerl“ eines<br />

zusätzlichen freien Tages steigere zwar<br />

die Spendenbereitschaft. „Wir hoffen aber<br />

auf einen nachhaltigen Effekt“, erklärt<br />

der Mediziner. „Natürlich ist der Anblick<br />

einer Nadel eine psychologische Hürde<br />

für die jungen Männer. Nach dem ersten<br />

Spenden wird aber allen klar, dass es nicht<br />

weh tut“, sagt Eva Menichetti vom ÖRK.<br />

Ein verlässlicher Partner<br />

Der prozentuelle Anteil des Bundesheeres<br />

am Blutspendaufkommen mag<br />

zwar zurückgegangen sein. Trotzdem geht<br />

es für das Rote Kreuz ohne das Heer nicht:<br />

„Wir haben hier eine lange erprobte, gut<br />

funktionierende Kooperation mit einem<br />

verlässlichen Partner. An einem Aktionsnachmittag<br />

generieren wir eine große<br />

Anzahl an Blutkonserven mit geringem<br />

personellem Aufwand“, so Menichetti.<br />

„Die Teilnahme<br />

an der freiwilligen<br />

Aktion ist ein<br />

wichtiger Einstieg.“<br />

Harald Harbich, BMLVS<br />

BMLVS<br />

ÖRK<br />

Oktober <strong>10</strong> 25


Thema<br />

Diversity Management<br />

Text<br />

Andrea Krieger<br />

Keine Privatsache<br />

Der Öffentliche Dienst hat eine Vorbildfunktion im Umgang mit<br />

Arbeitnehmern. Schön und gut, es gibt das Gleichbehandlungsgesetz.<br />

Aber: Was tun staatliche und kommunale Organisationen darüber<br />

hinaus gegen die Diskriminierung der fünf bis zehn Prozent Homosexuellen<br />

in ihren Reihen?<br />

Schon einmal von den Gay Cops<br />

Austria gehört? Der 70-Mitglieder-Verein<br />

war in letzter Zeit öfters in den Medien.<br />

Die Organisation kämpft dafür, dass<br />

der Umgang mit Schwulen, Lesben und<br />

Transsexuellen innerhalb der Polizei konfliktfreier<br />

wird. Ewald Widi, Gründer der<br />

Gay Cops, bringt ein Beispiel: „Ein Kollege<br />

bekam anlässlich eines Bundestreffens<br />

des Vereins Lesbischer und Schwuler<br />

Polizeibediensteter Deutschlands keine<br />

Uniformtrageerlaubnis. Er hat sich daraufhin<br />

an uns gewandt und hatte die Erlaubnis<br />

einen Tag später. Ein Hetero-Kollege<br />

hätte sie für eine Veranstaltung im Ausland<br />

sofort bekommen.“<br />

„Schwulen Lehrern<br />

wird unterstellt, an<br />

nichts anderes als<br />

den sexuellen<br />

Missbrauch der<br />

Knäblein zu denken.“<br />

Helmut Barak, BMUKK<br />

Agpro<br />

Bottom-up-Prozess<br />

Die Gay Cops wurden 2005 gegründet,<br />

der Zusammenschluss hat die ausdrückliche<br />

Unterstützung der Innenministerin.<br />

Maria Fekter scheint sich der Problemlage<br />

also bewusst zu sein. Der Verein betreibt<br />

Diversity Management von unten nach<br />

oben. Vielfaltsmanagement – so der deutsche<br />

Ausdruck – wird zwar zurzeit oft<br />

gepredigt, aber noch selten praktiziert.<br />

Anti-Diskriminierungsmaßnahmen gegen<br />

Minderheiten wie Homosexuelle bilden<br />

die Basis des Diversity-Konzepts. Das Ziel<br />

ist aber ein höheres: Organisationen sollen<br />

Vielfalt als eine Bereicherung erleben.<br />

Obendrein kann sie den Output erhöhen.<br />

So haben homosexuelle Kollegen bspw.<br />

einen besseren Zugang zu Schwulen und<br />

Lesben in der Bevölkerung.<br />

Und dies sogar als Chance für eine<br />

Organisation zu begreifen – diese Sichtweise<br />

hat sich noch nicht in vielen Einrichtungen<br />

im Öffentlichen Dienst durchgesetzt.<br />

Eine Berufsvereinigung wie die<br />

Gay Cops, die von unten Druck macht,<br />

ist einzigartig. Weder bei der Feuerwehr<br />

noch beim Bundesheer gibt es etwas Vergleichbares.<br />

Und auch Diversity-Beauftragte,<br />

die gegen die Diskriminierung<br />

von Homosexuellen in den einzelnen<br />

Organisationen auftreten, erachtet man<br />

noch nicht als notwendig. Dabei tun sich<br />

gerade männerdominierte Bereiche im<br />

Umgang mit Schwulen sehr schwer, darin<br />

sind sich alle Experten einig. Dennoch<br />

heißt es im Verteidigungsministerium:<br />

„Homosexualität ist bei uns kein Thema.“<br />

„Es ist schließlich Privatsache, mit wem<br />

man schläft und hat mit dem Dienst ja<br />

nichts zu tun“, sagt Pressesprecherin Ute<br />

Axmann.<br />

Ein Einwand, den Ewald Widi, Kriminalpolizist<br />

und Capo der Gay-Cops<br />

Austria, in- und auswendig kennt. „Niemand<br />

legt seine sexuelle Orientierung<br />

im Job ab“, sagt er. In der Arbeit werde<br />

immer auch über Privates geredet. Kollegen<br />

erzählen sich, wie sie Weihnachten<br />

und die Ferien verbracht haben, man<br />

rede über Beziehungen, Traumfrauen und<br />

Traummänner. Wer sich da aus Angst vor<br />

beruflichen Nachteilen, Sticheleien oder<br />

schlicht weil Homosexualität ein Tabu ist,<br />

raushält, hat schnell andere Probleme.<br />

„Es geht unheimlich viel Energie<br />

dafür auf, Bewältigungsstrategien zu entwickeln,<br />

wenn man sich nicht outet“,<br />

sagt Wolfgang Wilhelm von der Wiener<br />

Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen (Wast) der<br />

Stadt Wien. Abgesehen davon, dass man<br />

schief angeschaut wird, wenn man kaum<br />

Privates erzählt. Wilhelm: „Zum Gemobbtwerden<br />

ist es dann oft nicht mehr weit.“<br />

Stadt-Land-Gefälle<br />

Eine Einrichtung wie die Wast, eine<br />

1998 gegründete Stabstelle von Integrationsstadträtin<br />

Sandra Frauenberger, ist<br />

einzigartig in Österreich. „Ohne Wast<br />

hätten wir uns mit der Gründung der Gay<br />

Cops Austria wesentlich schwerer getan“,<br />

erzählt Ewald Widi. Die Wast fungiert<br />

nicht nur als Anlaufstelle für Diskriminierte,<br />

sie veranstaltet auch Fortbildungen<br />

zum Thema Homo-, Bi- und Transsexualität<br />

für die Polizei, Personalisten des<br />

Krankenanstaltenverbundes und Krankenpflegeschüler.<br />

Darüber hinaus werden<br />

Lehrlinge der Stadt Wien seit fünf Jahren<br />

beim Dienstgeber fortgebildet – wenn<br />

auch nur für einen Tag. Seit heuer gibt es<br />

26 Oktober <strong>10</strong>


Thema<br />

Diversity Management<br />

Schwule und Lesben in Uniform? Für die Besucher der Regenbogenparade am 3. Juli 20<strong>10</strong> war dies jedenfalls kein Problem.<br />

Dort marschierten nämlich erstmals lesbische Polizistinnen und schwule Polizisten aus aller Herren Länder mit.<br />

bei der Wast erstmals einen Fördertopf für<br />

Homosexuellenvereine, die Projekte zum<br />

Thema Diskriminierungsbekämpfung verwirklichen<br />

wollen. Bis zu 5.000 Euro an<br />

Subventionsgelder spendiert die Stelle<br />

dafür pro Jahr.<br />

„Je niedriger der Bildungsgrad und<br />

je geringer der berufliche Einfluss, desto<br />

schwerer haben es Homosexuellen im<br />

Job“, weiß Roswitha Hofmann, die an<br />

der Wiener Wirtschaftsuniversität zum<br />

Thema Diversity mit Schwerpunkt sexuelle<br />

Orientierung forscht. Besonders<br />

schwer hätten es auch die Lehrer, sagt<br />

sie.<br />

Harte Schule<br />

Helmut Barak kann davon ein Lied<br />

singen. Der Ex-Pädagoge lebt offen schwul<br />

und arbeitet mittlerweile als Vertragsbediensteter<br />

im Unterrichtsministerium:<br />

„Empörenderweise wird einem schwulen<br />

Lehrer wie selbstverständlich unterstellt,<br />

an nichts anderes als den sexuellen Missbrauch<br />

der Knäblein zu denken.“<br />

Für das größte Problem hält Barak,<br />

auch Mitglied der Austrian Gay Professionals<br />

(Agpro), die Elternproteste. Ein<br />

Diversity-Beauftragter an Schulen sei deshalb<br />

wünschenswert. „Ich selbst arbeite<br />

in einem liberalen Umfeld und brauche<br />

deshalb weder eine diesbezügliche<br />

Ansprechperson noch eine eigene Stelle.<br />

Aber für (noch) nicht Geoutete und alle,<br />

die in einer weniger offenen Umgebung<br />

arbeiten, wäre ein Diversity-Beauftragter<br />

hilfreich. Schon allein die Tatsache, dass<br />

es so eine Einrichtung gibt, wäre ein<br />

Signal, dass man sich der Situation von<br />

Schwulen und Lesben bewusst ist“, sagt<br />

Barak. Immerhin hat Ministerin Schmied<br />

jetzt ein Info-Paket geschnürt, um Homosexualität<br />

zeitgemäß im Unterricht zu<br />

behandeln.<br />

Eine Auszeichnung für Unternehmen,<br />

die sich besonders in der Diversity-<br />

Dimension Homosexualität engagieren,<br />

gibt es mittlerweile: den „Meritus“. Und<br />

wenn es bisher auch keine Preisträger von<br />

staatlicher Seite gibt: Die Auszeichnung<br />

wird immerhin von öffentlichen Stellen<br />

unterstützt. Es sind dies der ÖGB, die<br />

Arbeiterkammer Wien, die Wirtschaftskammer<br />

Wien und das Wirtschaftsministerium<br />

(BMWFJ).<br />

Es tut sich also etwas. „Allerdings“,<br />

so Norbert Pauser, Diversity-Berater<br />

und wie Barak Aktivist bei Agpro, „kann<br />

es bei manchen Organisationen durchaus<br />

noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis<br />

Homosexualität nicht mehr als Privatangelegenheit<br />

angesehen wird, über die man<br />

im Job besser schweigen sollte. Zumal<br />

Heterosexualität allgegenwärtig ist – in<br />

der Werbung, in Filmen und in Gesprächen.“<br />

Oktober <strong>10</strong> 27


Thema<br />

Gesundheit<br />

Text<br />

Ursula Horvath<br />

Bittere Pille oder Allheilmittel?<br />

Die Ausgaben für Medikamente steigen Jahr für Jahr. Damit soll jetzt Schluss<br />

sein. In Salzburg sind die Ärzte bereits verpflichtet, das günstigste Medikament<br />

zu verschreiben. Nun wollen andere Bundesländer folgen. Ein längst<br />

überfälliger Schritt? Oder eine Einschränkung der ärztlichen Freiheit?<br />

Verwaltung und Pharmaindustrie haben darauf unterschiedliche Antworten.<br />

In Salzburg wird den Ärzten bei der Medikamentenvergabe genau auf die Finger geschaut. Nur die günstigsten<br />

dürfen auf dem Rezept stehen. Rücken andere Bundesländer nach?<br />

28 Oktober <strong>10</strong>


Thema<br />

Gesundheit<br />

Rot, blau und gelb. Rund, eckig oder<br />

oval. Medikamente gibt es in vielen Farben<br />

und Formen. Die Optik ist es nicht,<br />

auf die es ankommt. Der Inhalt zählt. Und<br />

natürlich der Preis. Die Ausgaben für<br />

Medikamente steigen aber kontinuierlich<br />

und erhöhen den Druck auf die Krankenkassen.<br />

In Salzburg haben Gebietskrankenkasse<br />

(SGKK) und Ärztekammer (ÄK)<br />

deshalb Anfang 20<strong>10</strong> einen bisher einzigartigen<br />

Vorstoß gewagt: Hiesige Mediziner<br />

sind seither verpflichtet, bei gleicher<br />

Wirksamkeit die günstigere Pille auf dem<br />

Rezeptblock zu vermerken. Grundlage<br />

dafür ist das so genannte Ökotool, eine<br />

Online-Datenbank des Hauptverbandes<br />

(HVB). Diese zeigt Medikamente mit gleichem<br />

Wirkstoff nach Preisen gereiht an.<br />

Dynamik in den Griff kriegen<br />

„Die Medikamentenkosten steigen<br />

jährlich im Durchschnitt um sechs Prozent.<br />

Im Jahr 2009 haben wir 2,84 Mrd.<br />

Euro für Medikamente ausgegeben, das<br />

sind etwa 20 Prozent der Gesamtausgaben.<br />

Wir mussten zumindest diese Dynamik<br />

in den Griff kriegen und das ist in diesem<br />

Jahr gelungen“, so Christoph Klein,<br />

stellvertretender Generaldirektor des<br />

Hauptverbandes (HVB). Zum Vergleich:<br />

In Salzburg standen im Jahr 2009 unter<br />

dem Strich 626 Millionen für alle Versicherungsleistungen,<br />

121 davon fielen für<br />

Arzneimittel. „Diesen Status wollen wir<br />

halten“, sagt SGKK-Direktor Harald Seiss.<br />

Er geht davon aus, dass die Steigerung<br />

jedenfalls unter dem Österreich-Durchschnitt<br />

von einem Prozent liegen werde.<br />

Für 20<strong>10</strong> prognostiziert man in Salzburg<br />

Gesamtausgaben von 640 Millionen,<br />

davon 125 Millionen für Medikamente.<br />

Die Rechnung müsste somit aufgehen.<br />

Klingt gut. Zumindest auf den ersten<br />

Blick. Die Kritiker der Salzburger Vereinbarung<br />

fürchten jedoch um die ärztliche<br />

Therapiefreiheit. Grundsätzlich verwendet<br />

nämlich jeder Vertragsarzt den<br />

Arzneimittelkodex. Darin steht, welche<br />

Medikamente von der Krankenkasse übernommen<br />

werden, welche extra genehmigt<br />

werden müssen und wie viel jedes einzelne<br />

Präparat kostet. Und hier kommt das<br />

Ökotool ins Spiel: Es stellt Gruppen von<br />

Medikamenten aus dem Erstattungskodex<br />

zusammen, die vergleichbar sind. So sieht<br />

V e r a n s ta lt u n g s t i p p<br />

27. Gesundheitspolitisches<br />

Forum<br />

Am Mittwoch, 20. Oktober 20<strong>10</strong>, findet von<br />

19:00 bis 21:00 eine Diskussionsveranstaltung<br />

zum Thema „Das Ökotool des Hauptverbandes“<br />

statt.<br />

Ort: Schwarzenbergplatz 7, Dachgeschoss<br />

AstraZeneca, <strong>10</strong>30 Wien<br />

Diskutanten: Reinhold Glehr (ÖGAM), Jan<br />

Oliver Huber (Pharmig), Christoph Klein (HVB),<br />

Um Anmeldung wird gebeten:<br />

info@human.or.at<br />

der Arzt alle Alternativen auf einen Blick.<br />

Grundsätzlich kann jeder Arzt das Ökotool<br />

verwenden, die Salzburger Vertragsärzte<br />

sind allerdings dazu verpflichtet.<br />

Genau dagegen wehrt sich die Pharma-Interessenvertretung<br />

Pharmig. Die<br />

rechtliche Basis fehle dafür, so die Kritik.<br />

Die SGKK hat bereits eine Klage wegen<br />

unlauteren Wettbewerbs auf ihrem Tisch<br />

liegen. In ihrer Klagebeantwortung bekräf-<br />

„Wie die<br />

Medikamentenliste<br />

zu beurteilen ist,<br />

haben nun die<br />

Gerichte zu klären.“<br />

Gerhard Aigner, BMG<br />

BMG<br />

Promotion<br />

Das Gesundheitssystem fit machen<br />

Der Gesundheitssektor steht zweifellos vor großen Herausforderungen. Mit<br />

ihnen ist aber auch ein enormes wirtschaftliches Wachstumspotenzial verbunden.<br />

Die Effizienz dieses Wachstums muss nun mit den richtigen Mitteln gefördert<br />

werden. Dazu gilt es die Themen Transparenz, Anreizsysteme und Nachhaltigkeit<br />

in der Qualitätssicherung zu vertiefen. Unumgänglich wird auch eine<br />

Reorientierung des Gesundheitssystems in Fragen des Umganges mit dem<br />

„informierten Patienten“, der Zunahme chronischer Erkrankungen, einer alternden<br />

Gesellschaft und einer voranschreitenden Digitalisierung sein. Lösungsmodelle<br />

finden sich in Tools der Wirtschaftspraxis. Die „personalisierte Medizin“, die<br />

maßgeschneiderte Therapien anbieten kann, ist Teil dieses Konzeptes, das von<br />

der Prävention und Früherkennung, über punktgenaue Diagnostik bis zur verbesserten<br />

Unterstützung der therapeutischen Entscheidungen reicht. Die neuen<br />

Partnerschaften, die durch das enge Zusammenspiel<br />

aller Anbieter im Gesundheitswesen entstehen, stellen<br />

jedoch an die Organisationen große Herausforderungen,<br />

die durch externe, fachlich kompetente Begleitung oftmals<br />

ihren Schrecken verlieren.<br />

PwC PricewaterhouseCoopers<br />

T +43 (1) 501 88-3401<br />

E office.wien@at.pwc.com<br />

www.pwc.com<br />

Andrea Kdolsky leitet den<br />

Geschäftsbereich Gesundheit bei PwC.<br />

Oktober <strong>10</strong> 29


Thema<br />

Gesundheit<br />

tigt sie ihr Recht, bei vergleichbaren Angeboten<br />

den günstigsten Bieter zu wählen.<br />

Entscheiden müssen nun die Gerichte.<br />

Vor Inkrafttreten der Vereinbarung<br />

gab es bereits ein aufsichtsbehördliches<br />

Verfahren im Gesundheitsministerium<br />

(BMG). Dieses kann als zuständige Aufsichtsbehörde<br />

rechtswidrige Beschlüsse<br />

der SGKK aufheben. In diesem Fall sah<br />

man keinen Grund dafür. Also hat am<br />

Ende die Pharmig doch geklagt. Gerhard<br />

Aigner, Leiter der BMG-Sektion II (Recht<br />

und Gesundheitlicher Verbraucherschutz):<br />

„Es gab sehr viele Gespräche, am<br />

„Ob alle Länder<br />

nachziehen werden,<br />

wissen wir nicht –<br />

aber wir hoffen es.“<br />

Christoph Klein, HVB<br />

HVB<br />

„Es gibt keine<br />

Rechtsgrundlage für<br />

eine eigene Liste.“<br />

Jan Oliver Huber, Pharmig<br />

sticklerfotografie.at<br />

Ende wurde die ursprüngliche Vereinbarung<br />

verändert und abgeschwächt. Wie<br />

die aktuelle Medikamentenliste zu beurteilen<br />

ist, haben nun die Gerichte zu klären.<br />

Das ist nichts Schlimmes, dafür sind<br />

sie schließlich da.“<br />

Wo liegt eigentlich der Unterschied?<br />

Doch was unterscheidet nun die so<br />

genannte „Salzburger Vereinbarung“ von<br />

der Richtlinie über die ökonomische Verschreibweise,<br />

die ohnehin für alle Vertragsärzte<br />

gilt? Diese Richtlinie besagt,<br />

dass Ärzte Medikamente zweckmäßig<br />

und wirtschaftlich verschreiben müssen.<br />

„Ökonomisch zu verschreiben, muss aber<br />

nicht heißen, dass man immer das billigste<br />

Medikament wählt. Wenn der Patient<br />

mit einem teureren Produkt schneller<br />

gesund wird, ist auch das ökonomisch. Es<br />

muss der größtmögliche therapeutische<br />

Nutzen mit möglichst geringen Behandlungskosten<br />

erzielt werden“, sagt Günther<br />

Wawrowsky von der ÄK. Die Entscheidung,<br />

welches Medikament der Arzt verschreibt,<br />

bleibe bei ihm. Die Krankenkassen<br />

würden ohnehin darauf schauen, dass<br />

möglichst günstig verschrieben werde, so<br />

der Bundeskurienobmann der niedergelassenen<br />

Ärzte weiter: „Sie werden den<br />

Kollegen zu einem Gespräch bitten, wenn<br />

er sich nicht an die Richtlinie hält.“<br />

In Salzburg sind sich Ärzte und GKK<br />

einig: „Es war schon immer so, dass Ärzte<br />

angehalten waren, das günstigste Medikament<br />

zu verschreiben“, bestätigt Seiss:<br />

„Neu ist nur, dass sich in Salzburg alle<br />

daran halten. Es geht eher darum, dass<br />

dieses Bewusstsein in allen Köpfen ist.“<br />

Der HVB steht der Salzburger Vereinbarung<br />

positiv gegenüber. „Die Vereinbarung<br />

bedeutet nichts anderes, als<br />

die Richtlinie für die ökonomische Verschreibweise<br />

ernst zu nehmen“, betont<br />

auch Klein. „Weil sich die Produktpalette<br />

und die Preise ständig ändern, hat der<br />

Hauptverband den Ärzten dieses Ökotool<br />

zur Verfügung gestellt. Die letzte Entscheidung<br />

liegt aber nach wie vor beim Arzt.“<br />

Die Kritiker sehen das freilich ein<br />

wenig anders. „Das allgemeine Sozialversicherungsgesetz<br />

regelt, unter welchen<br />

Voraussetzungen ein Medikament in den<br />

Erstattungskodex kommt und von der<br />

Krankenkasse bezahlt wird. Es gibt keine<br />

Rechtsgrundlage für eine eigene Liste“,<br />

so Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver<br />

Huber. Auch unter den Ärzten gibt es<br />

kritische Stimmen: „In Salzburg wurde<br />

die Liste zuerst sehr eingeschränkt. Von<br />

manchen Medikamenten gibt es aber zehn<br />

Generika, da steht dann die Hälfte nicht<br />

mehr drauf. Dabei geht es hier oft nur um<br />

einen Preisunterschied von ein paar Cent.<br />

Das ist sicher nicht sinnvoll“, meint Wawrowsky.<br />

HVB-Mann Klein versucht zu<br />

beruhigen: „In den ersten Entwürfen der<br />

Salzburger Liste waren tatsächlich nicht<br />

alle Medikamente enthalten. Mittlerweile<br />

wurde die Liste aber auf das Ökotool<br />

umgestellt, in dem der Arzt alle Alternativen<br />

sieht.“<br />

Ein Modell, das Schule macht?<br />

Ob alle Beteiligten in Salzburg zufrieden<br />

sind, wird derzeit fleißig evaluiert.<br />

SGKK-Direktor Seiss will zwar noch keine<br />

konkreten Ergebnisse nennen, aber „es<br />

schaut gut aus“. Mittlerweile wurde die<br />

Vereinbarung sozusagen legalisiert und<br />

als formeller Gesamtvertrag beschlossen.<br />

Umso mehr wundert sich Seiss über<br />

die Klage der Pharmig: „Salzburg ist so<br />

ein kleines Bundesland, da scheint diese<br />

Reaktion etwas übertrieben. Oder wir<br />

haben einen Nerv getroffen. Und die<br />

Pharmig befürchtet, dass unser Beispiel<br />

Schule macht.“ Und genau das tut es<br />

offenbar: „Auch in Oberösterreich und<br />

Vorarlberg wurden ähnliche Vereinbarungen<br />

getroffen. Auch hier verwenden die<br />

Vertragsärzte das Ökotool. Auch hier gibt<br />

es bereits neue Gesamtverträge“, bestätigt<br />

Klein. „Andere SV-Träger führen ebenfalls<br />

Gespräche. Ob alle nachziehen werden,<br />

wissen wir nicht – aber wir hoffen es.“<br />

Zahlt sich das überhaupt aus?<br />

Die Finanzprobleme zwingen die Kassen<br />

zum Sparen. Regierung und Hauptverband<br />

haben sich daher bekanntlich auf<br />

ein Sanierungspaket geeinigt: Wenn die<br />

SV-Träger die vereinbarten Kostendämp-<br />

30 Oktober <strong>10</strong>


fungen von 214 Millionen Euro erreichen,<br />

erhalten <strong>10</strong>0 Millionen aus dem neu geschaffenen<br />

Kassenstrukturfonds.<br />

Der HVB und die Krankenversicherungsträger<br />

haben daher Einsparungsmaßnahmen<br />

in sechs Bereichen beschlossen:<br />

Heilmittel, ärztliche Hilfe, Institute,<br />

Transportkosten, Heilbehelfe und Physiotherapeuten.<br />

„Wenn wir bei den Medikamenten<br />

sinnvoll sparen, haben wir weniger<br />

Druck in den anderen Bereichen“,<br />

erklärt Seiss. Die Einsparungen bei den<br />

Medikamentenkosten hätten maßgeblich<br />

dazu beigetragen, dass die Kassen heuer<br />

ihre Sparziele erreichen: Mit geschätzten<br />

270 Millionen Euro Einsparungen werden<br />

diese sogar übertroffen.<br />

Ohne<br />

Industrie<br />

kein<br />

Genie.<br />

Was passiert, wenn Patente<br />

auslaufen<br />

Der Rückgang bei den Arzneimittelkosten<br />

hat jedoch mehrere Ursachen: „Einerseits<br />

achten die Kassen darauf, dass Ärzte<br />

günstig verschreiben. Und durch die<br />

Kontrollen hat das Bewusstsein der Ärzte<br />

stark zugenommen. Andererseits verlieren<br />

einige Medikamente ihren Patentschutz“,<br />

erklärt BMG-Sektionsleiter Aigner.<br />

Bis 2013 soll dies bei geschätzten 40<br />

Präparaten der Fall sein. Generika kommen<br />

dann auf den Markt und die Hersteller<br />

der Originale müssen – sobald es drei<br />

Generika gibt – auch ihren Preis anpassen.<br />

„Der Preis fällt binnen Monaten, denn die<br />

Unternehmen haben die Anträge fix und<br />

fertig und warten nur auf den Ablauf des<br />

Patents“, sagt Pharmig-General Huber.<br />

Nach Berechnungen der Pharmig<br />

würden die Krankenversicherungen bis<br />

2013 allein dadurch 900 Mio. Euro sparen,<br />

ohne zusätzliche Maßnahmen bei<br />

den Medikamenten beschließen zu müssen.<br />

„Ja, der Patentschutz einiger Medikamente<br />

läuft aus, aber dafür kommen andere<br />

auf den Markt, die sehr teuer sind“,<br />

relativiert SGKK-Direktor Seiss. Huber<br />

sieht das anders: „Es kommen weniger<br />

neue Produkte als in den vergangenen<br />

Jahren. Die Boom-Phase – etwa bei den<br />

Medikamenten in der Krebstherapie – ist<br />

vorbei.“<br />

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht,<br />

warum es in Österreich so viele gute Ideen gibt?<br />

• Die Industrie investiert annähernd 1 Milliarde<br />

Euro im Jahr in Aus- und Weiterbildung.<br />

• Bis zu 60 Prozent aller heimischen Forschungsund<br />

Entwicklungsausgaben kommen von<br />

der Industrie.<br />

DIE INDUSTRIE<br />

MACHT’S …<br />

www.iv-net.at


Thema<br />

Auszeichnungen<br />

Text<br />

Christina Leitner<br />

And the winner is ...<br />

Österreich, Europa und die ganze Welt – immer öfter tritt der Öffentliche<br />

Dienst aus der zweiten Reihe. Und scheut mit seinen Projekten auch<br />

international nicht den Vergleich. REPUBLIK gibt einen Überblick über<br />

die wichtigsten Verwaltungspreise.<br />

EPSA 2009<br />

Was aussieht wie ein unfertiger Zauberwürfel ist eine<br />

Trophäe – und zugleich das Logo des European Public<br />

Sector Awards. Die unvollständige Netzstruktur<br />

symbolisiert das Bestreben, sich ständig weiterzuentwickeln;<br />

die goldene, sternförmige Basis die<br />

bisherigen Teilnehmerländer.<br />

Dem Film – der Oskar. Der Musikindustrie<br />

– der Grammy. Und dem Sport<br />

– der Laureus. Fast inflationär werden<br />

glamouröse Verleihungszeremonien abgehalten,<br />

Statuetten überreicht und Dankesreden<br />

gehalten. Die wirklich anerkannten<br />

Preise stechen dann heraus, wenn – frei<br />

nach dem Grundsatz „Dabeisein ist<br />

alles“ – eine Nominierung schon einer<br />

Auszeichnung gleicht. Auch der Öffentliche<br />

Dienst stellt sich mit seinen Ideen<br />

regelmäßig dem Wettbewerb. „Verwaltungspreise<br />

sind sehr wichtig. Erst durch<br />

den Vergleich mit anderen kann man wissen,<br />

wie gut das eigene Projekt wirklich<br />

ist“, sagt Thomas Prorok vom Vereins KDZ<br />

– Zentrum für Verwaltungsforschung,<br />

der als Experte in der Fachjury des<br />

Österreichischen Verwaltungspreises<br />

sitzt.<br />

Dass sich die heimische Verwaltung<br />

auch international nicht verstecken muss,<br />

32 Oktober <strong>10</strong>


Thema<br />

Auszeichnungen<br />

bestätigen die Erfolge der vorigen Jahre:<br />

2009 gewann das Justizministerium (BMJ)<br />

mit der Verbesserung des Mahnverfahrens<br />

„EU-OPA“ den Europäischen E-Government-Preis.<br />

Die IT-Anwendung kommt<br />

heute bereits in Österreich und Deutschland<br />

zum Einsatz. 2007 gewann das Bundeskanzleramt<br />

(BKA) mit dem digitalen<br />

Projekt „E-Recht“ sogar den begehrten<br />

UN-Public Service Award (UNPSA). Das<br />

neue System beschleunigt die einzelnen<br />

Arbeitsschritte des Gesetzgebungsbzw.<br />

Kundmachungsprozesses und spart<br />

so finanzielle Mittel ein. „Österreich<br />

bekommt relativ viele Auszeichnungen<br />

und hat immer viele gute Bewerbungen“,<br />

sagt Sandra Kastenmeier aus der BKA-<br />

Abteilung III/7 für Verwaltungsreform.<br />

Anlaufstelle: Bundeskanzleramt<br />

Das BKA ist der zentrale Ansprechpartner,<br />

wenn es um Wettbewerbe des<br />

Öffentlichen Dienstes geht: Österreichischer<br />

Verwaltungspreis, European Public<br />

Sector Award (EPSA) oder der weltweite<br />

Vergleich beim UNPSA – im BKA laufen<br />

die Fäden zusammen.<br />

Derzeit steht zum vierten Mal der<br />

Österreichische Verwaltungspreis auf<br />

dem Programm: Noch bis Ende November<br />

kann man Projekte einreichen (s. Interview).<br />

„Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch.<br />

Bei Juryauswahl und Experten-<br />

Feedback haben wir uns an anerkannten<br />

Preisen wie dem EPSA orientiert“, sagt<br />

Kastenmeier. So bekam jedes der 86 eingereichten<br />

Projekte des vorigen Calls eine<br />

persönliche Rückmeldung: „Dieses Feedback<br />

ist für diejenigen, die nicht gewinnen,<br />

eine kleine Anerkennung. Das soll<br />

aufzeigen, wo es noch Entwicklungspotenzial<br />

gibt“, sagt Jurymitglied Thomas<br />

Prorok. Mit jeder Ausschreibung legt man<br />

den Schwerpunkt des Verwaltungspreises<br />

neu fest: 2008 standen Themen wie Demografie,<br />

Diversität oder regionale Abwanderung<br />

auf dem Plan. Neun Preise verliehen<br />

die Experten vor zwei Jahren, darunter<br />

auch an das „Mobile Finanzamt“ des BMF,<br />

bei dem man Migranten nach dem Freitagsgebet<br />

in den Moscheen aufsuchte und<br />

in Steuerangelegenheiten betreute. Auch<br />

das umfassende Gender-Projekt der Stadt<br />

Graz, das die Gleichstellung von Mann<br />

und Frau etwa durch gesteuertes Personalcontrolling<br />

oder bewusste Jugendprogramme<br />

vorantreiben soll, bekam beim<br />

vergangenen Call eine Auszeichnung.<br />

Heuer konzentrieren sich die vier Kategorien<br />

hingegen auf Bürgerorientierung.<br />

„Der Fokus wird, je nachdem welche Themen<br />

gerade aktuell sind, gemeinsam mit<br />

dem Ministerbüro entwickelt“, so Kastenmeier.<br />

Eine weitere Neuerung des vierten<br />

Calls ist der effizientere und papiersparende<br />

Weg der Onlinebewerbung, die über<br />

die Website des BKA erfolgt.<br />

Vergleichen und vernetzen<br />

Einer der ältesten länderübergreifenden<br />

Preise war der Speyerer Qualitätswettbewerb,<br />

bei dem sich seit 1992 Projekte<br />

aus Österreich, Deutschland und der<br />

Schweiz messen konnten. 2007 entwickelte<br />

sich daraus der heutige EPSA. Diese<br />

Erweiterung brachte für die Teilnehmer<br />

eine neue Einstiegshürde: Die englische<br />

Sprache. „Das sollte aber genauso wie<br />

die Online-Anmeldung in der heutigen,<br />

globalen Zeit kein Problem darstellen“,<br />

sagt Kastenmeier. Einen Rückgang der<br />

Bewerbungen beobachtet sie nicht. 2009<br />

haben 320 Bewerber aus 27 Ländern für<br />

den EPSA eingereicht, darunter auch 27<br />

Projekte aus Österreich.<br />

Die Bewältigung der Finanzkrise,<br />

der Umgang mit multikulturellen Gesellschaften<br />

oder der Umstieg auf nachhaltige<br />

Energien – gerade in einem vereinten<br />

Europa sehen sich viele Verwaltungen vor<br />

ähnlichen Problemen. Vernetzung und<br />

Wissenstransfer sind beim EPSA deshalb<br />

ebenso wichtig, wie der Gewinn der glänzenden<br />

Trophäe. Die Internetplattform<br />

soll dabei unterstützen. „Die 600 Projekte<br />

in unserer Datenbank sind eine beachtliche<br />

Infoquelle, wenn es darum geht, Probleme<br />

praktisch zu lösen“, erklärt Alexander<br />

Heichlinger, Projektleiter im European<br />

Institute of Public Administration (EIPA).<br />

„Der Vergleich ist<br />

wichtig, um zu<br />

wissen, wie gut das<br />

eigene Projekt ist.“<br />

Thomas Prorok, KDZ<br />

KDZ<br />

Oktober <strong>10</strong> 33


Thema<br />

Auszeichnungen<br />

„In Europa stehen<br />

viele Länder vor<br />

gleichen Problemen –<br />

wir wollen den<br />

Austausch fördern.“<br />

Alexander Heichlinger, EIPA<br />

EIPA<br />

Das unabhängige Institut, dem Vertreter<br />

aus vielen EU-Mitgliedstaaten angehören,<br />

lobt den Preis alle zwei Jahre aus.<br />

Übertragbarkeit und vernetztes Denken<br />

sind bei länderübergreifenden Wettbewerben<br />

essenziell. Jedenfalls reicht es<br />

nicht aus, „nur“ ein erfolgreiches Projekt<br />

vorzustellen. Die Frage, ob sich die eigene<br />

Idee auch auf andere Nationen umlegen<br />

ließe, ist ein weiteres Kriterium. „Beim<br />

Europäischen Mahnverfahren des BMJ hat<br />

das funktioniert: Die Deutschen haben es<br />

übernommen und die Franzosen überlegen<br />

es sich jetzt auch“, sagt Christine Leitner,<br />

die Chefin des Center for European<br />

Public Administration (CEPA) der Donau-<br />

Universität Krems. Seit 2006 organisiert<br />

das Kompetenzzentrum als Lead-Contractor<br />

die European E-Government Awards,<br />

die sich 2003 aus einem Forschungsprojekt<br />

der EU entwickelt haben. „Der Fokus<br />

liegt auf Technologie und Innovation.<br />

Der Preis ist eng an die Zielsetzungen der<br />

europäischen Politik gekoppelt“, so Leitner,<br />

die den Award seit seiner Entstehung<br />

betreut. Eine Konkurrenz sieht sie im<br />

EPSA nicht: „Die Praxis hat gezeigt, dass<br />

nicht dieselben Projekte ausgewählt werden.“<br />

Wer es nach dem dreistufigen Auswahlverfahren<br />

der E-Awards ins Finale<br />

schafft, darf sein Projekt im großen Rahmen<br />

einer E-Government-Konferenz vor<br />

Ort präsentieren.<br />

Auch auf nationaler Ebene gibt es<br />

eine Auszeichnung für innovative IT-<br />

Lösungen: Der Name „Ebiz E-Government-Award“<br />

ist allerdings nicht ganz<br />

treffsicher. Neben Verwaltungsprojekten<br />

können nämlich auch Projekte aus der<br />

Privatwirtschaft mitmachen. Der Report<br />

Verlag schrieb den Preis gemeinsam mit<br />

dem BKA und der Plattform Digitales<br />

Österreich heuer zum sechsten Mal aus.<br />

Aus den bis Ende August eingereichten<br />

I n t e r v i e w<br />

„Weg mit dem verstaubten Image“<br />

Sandra Kastenmeier, Koordinatorin des Österreichischen<br />

Verwaltungspreises, spricht über<br />

die Ziele der heimischen Auszeichnung und den<br />

laufenden vierten Call.<br />

Der Fokus des Österreichischen Verwaltungspreises<br />

verändert sich mit jeder Ausschreibung.<br />

Welche Neuerungen gibt es beim aktuellen<br />

Call?<br />

Wir versuchen die Kategorien jedesmal ein<br />

wenig abzuwandeln. Gemeinsam mit dem<br />

Ministerbüro überlegen wir uns, welche Themen<br />

gerade aktuell sind. Heuer konzentrieren sich die<br />

vier Kategorien stark auf das Thema Bürgerorientierung.<br />

Neu ist außerdem die Onlinebewerbung<br />

über unsere BKA-Website – das ist einfach<br />

zeitgemäß. Da werden nicht mehr Tonnen von<br />

Papier herumgeschickt.<br />

Ursprünglich wurde der heimische Verwaltungspreis<br />

in Kooperation mit der Industriellenvereinigung<br />

und der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich<br />

organisiert, heuer wird er vom BKA<br />

veranstaltet. Wie kam es zu dieser Veränderung?<br />

Die bisherigen Partner und Sponsoren haben<br />

sich in diesem Jahr auf Grund diverser Sparmaßnahmen<br />

zurückgezogen. Da die Nachfrage<br />

nach dem Verwaltungswettbewerb allerdings<br />

so groß war, hat Beamtenministerin Heinisch-<br />

Hosek beschlossen, den Preis fortzuführen. Der<br />

Gewinner bekommt eine Trophäe, es gibt heuer<br />

allerdings kein Preisgeld. Die Auszeichnungen<br />

und Urkunden sind den Teilnehmern aber ohnehin<br />

am wichtigsten.<br />

Warum sollte man am Wettbewerb teilnehmen?<br />

Es ist eine gute Gelegenheit der Öffentlichkeit<br />

zu zeigen, dass unsere Verwaltungen nicht<br />

verstaubt sind, sondern innovative und zukunftsweisende<br />

Ideen haben. Außerdem ist es eine<br />

kostengünstige Möglichkeit des Wissenstransfers<br />

und eine Motivation für die Mitarbeiter.<br />

Wir wollen Verwaltungskooperationen und den<br />

Austausch von Best Practices fördern.<br />

Welche Tipps geben Sie potenziellen<br />

Einreichern?<br />

Innovation ist wichtig, es geht nicht darum, ein<br />

bereits bekanntes Projekt zu kopieren. Und es<br />

ist immer von Vorteil, wenn die Idee nicht mehr<br />

ganz in den Kinderschuhen steckt. Am liebsten<br />

sieht es die Jury, wenn es bereits nachweisbare<br />

Erfolge gibt.<br />

Noch bis zum 30. November können sich alle<br />

Organisationseinheiten des Öffentlichen<br />

Dienstes einschließlich der Eigenbetriebe<br />

und -gesellschaften in den vier Kategorien<br />

Bürgerorientierung, Management von Diversity,<br />

Integration und Gender, Bürgermitwirkung<br />

sowie Bürokratieabbau und Zusammenarbeit<br />

für den Österreichischen Verwaltungspreis<br />

bewerben.<br />

Ansprechpartner: Sandra Kastenmeier im<br />

Bundeskanzleramt, Abteilung Verwaltungsreform,<br />

T (01) 531 15-7435,<br />

E sandra.kastenmeier-krula@bka.gv.at<br />

www.bka.gv.at<br />

„Der Verwaltungspreis ist eine<br />

kostengünstige Möglichkeit<br />

des Wissenstransfers.“<br />

Sandra Kastenmeier, BKA<br />

34 Oktober <strong>10</strong>


Thema<br />

Auszeichnungen<br />

Projekten werden zunächst in jedem Bundesland<br />

die Sieger gekürt, Ende November<br />

steht der bundesweite Gewinner<br />

fest.<br />

Herantasten an die Weltspitze<br />

„Viele versuchen es zunächst auf<br />

nationaler Ebene, dann europaweit und<br />

zuletzt beim globalen Wettbewerb“, sagt<br />

Alexander Heichlinger. Im Unterschied<br />

zu anderen Preisen kann man sich für den<br />

Award der UN – den UNPSA – aber nicht<br />

selbst bewerben. „Die Einreicher müssen<br />

von uns oder von einer anderen Organisation<br />

nominiert werden. Das wurde aus<br />

Gründen der Qualitätssicherung so einge-<br />

richtet“, erklärt Kastenmeier. Eine wirkliche<br />

Hürde stelle dieser Zwischenschritt<br />

aber nicht dar: „Wir nehmen die Anfragen<br />

auf und die Bewerber können uns als<br />

nominierende Stelle angeben.“<br />

Speziell regionale Behörden sollten<br />

sich nicht davon abschrecken lassen, dass<br />

es sich um einen internationalen Preis<br />

handle, betont Adriana Alberti, die beim<br />

UN-Award für die Koordination verantwortlich<br />

ist. „Es geht darum, innovative<br />

Lösungen für andere mit ähnlichen Problemen<br />

aufzuzeigen und zu sammeln.“<br />

Jedes Jahr am 23. Juni, dem UN Public<br />

Service Day, wird die renommierte Auszeichnung<br />

dann verliehen.<br />

A u f e i n e n B l i c k<br />

Internationale<br />

Verwaltungspreise<br />

• EPSA (European Public Service Award):<br />

Noch im Oktober werden die neuen Themen<br />

bekanntgegeben, von Jänner bis März können<br />

sich sämtliche Ebenen der öffentlichen Verwaltung<br />

bewerben; www.eps-award.eu<br />

• European E-Government Awards: Im Herbst<br />

2011 wird der Wettbewerb zum fünften Mal<br />

stattfinden, der genaue Termin für den nächsten<br />

Call steht noch nicht fest;<br />

www.epractice.eu/awards<br />

• UNPSA (United Nations Public Sector Award):<br />

Bis Ende 20<strong>10</strong> läuft die Bewerbungsfrist für den<br />

nächsten UN-Award. Teilnehmer können sich<br />

nicht selbst bewerben, sondern müssen vom<br />

BKA nominiert werden; www.unpan.org<br />

ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF<br />

Messe und Fachtagung<br />

4. November 20<strong>10</strong><br />

9:30–17:00 Uhr<br />

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des 2. BBG-Innovationspreises.<br />

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Serie<br />

Ausgegliedert in die Zukunft<br />

Text<br />

Andrea Krieger<br />

Georg Soulek<br />

Quotenhit Faust sorgt für hymnische Kritiken und ausverkaufte Vorstellungen im Burgtheater.<br />

In den Hauptrollen sind Gert Voss als Mephisto (li.) und Tobias Moretti als Faust zu sehen.<br />

Nicht reich, aber anziehend<br />

Das Burgtheater hat eine sensationelle Auslastung und ebensolche Kritiken.<br />

Dennoch ist der Musentempel nicht frei von Geldsorgen. Im Gespräch mit<br />

REPUBLIK erklärt die Finanzchefin des Hauses, Silvia Stantejsky, wie sie diese<br />

auflösen will – und weshalb Fußball manchmal gut für das Geschäft ist.<br />

Schreibtisch, Besprechungstisch,<br />

Regale und basta. Keine luxuriöse Sitzgruppe,<br />

keine Insignien der Macht: Silvia<br />

Stantejskys Büro im Burgtheater wirkt<br />

schlicht. Bescheiden ist auch ihr Ausblick.<br />

Zu sehen ist nicht etwa der Rathausplatz,<br />

sondern eine Tankstelle und<br />

der Parkplatz.<br />

Schlicht mag die für die Finanzen<br />

verantwortliche Co-Chefin des Burgtheaters<br />

auch die Kulissen. „Ein karges Bühnenbild<br />

kann künstlerisch ausgezeichnet<br />

sein“, sagt Stantejsky und verweist<br />

auf eine Inszenierung von Shakespeares<br />

„Sturm“ mit nichts als einem Tisch auf<br />

der Bühne. Dass solche Produktionen<br />

auch billig sind, ist der Schatzkanzlerin<br />

des Hauses nur recht.<br />

Mit der Kasse kann die Finanzleiterin,<br />

die das Burgtheater kennt wie ihre<br />

Westentasche, derzeit aber ohnehin<br />

zufrieden sein. Rappelvoll waren alle<br />

Spielstätten in der vorigen Spielzeit, was<br />

Ticketeinnahmen von fast sechs Millionen<br />

Euro brachte. „Wir haben eine Saison<br />

mit einer fantastischen Auslastung hinter<br />

uns. Fast 90 Prozent gesamt.“<br />

Und das mitten in der Rezession. Die<br />

guten Zahlen gehen auf das Konto des<br />

neuen Direktors: Sein Spielplan kommt<br />

also nicht nur bei den Kritikern, sondern<br />

auch beim Publikum blendend an. „Zum<br />

Einstand von Herrn Hartmann gab es ein<br />

wahres Feuerwerk an Neuproduktionen,<br />

insgesamt 30“, so Stantejsky. „Wir hatten<br />

alle 14 Tage eine Premiere, anfangs sogar<br />

fünf in einer Woche.“ Von den vielen Neuinszenierungen<br />

– und die forciert jeder<br />

Au s g e g l i e d e r t<br />

i n d i e Z u k u n f t<br />

REPUBLIK widmet den aus Bund,<br />

Ländern und Gemeinden ausgegliederten<br />

Unternehmen eine eigene Serie,<br />

die einen Einblick in Geschäftsgebaren,<br />

Erfolg und nicht zuletzt dem Umgang der<br />

Wirtschaftskrise gewähren soll.<br />

36 Oktober <strong>10</strong>


Serie<br />

Ausgegliedert in die Zukunft<br />

neue Intendant – profitieren auch die älteren<br />

Stücke. „Weil das Burgtheater dann in<br />

aller Munde ist und die Neugier des Publikums<br />

auf das ganze Repertoire steigt.“<br />

Sponsorenkrise<br />

Nicht so rosig steht es um die Sponsorengelder.<br />

Krisenbedingt zeigten sich<br />

die Firmen bis vor Kurzem weit weniger<br />

spendabel als sonst. „Unser Höchstwert<br />

lag bei 1,3 Millionen, das ist ziemlich<br />

viel für ein Sprechtheater. Zuletzt war es<br />

gerade einmal die Hälfte“, sagt Stantejsky.<br />

Langsam zeige sich aber wieder Licht am<br />

Horizont. „Durch Sonderprojekte wie die<br />

Junge Burg konnten wir den Werkzeughersteller<br />

Würth und die Bawag PSK als<br />

Sponsoren gewinnen.“<br />

Die Öffentliche Hand lässt für den<br />

Kulturauftrag des Burgtheaters 46 Millionen<br />

jährlich springen. Daneben wirken<br />

selbst 1,3 Millionen relativ bescheiden.<br />

Bei 18 Prozent lag der Eigendeckungsgrad<br />

des Burgtheaters in der Saison 2008/09.<br />

Die Staatsoper bringt es auf 48 Prozent.<br />

Stantejsky sagt dennoch: „18 Prozent sind<br />

für ein Sprechtheater mit dieser Produktivität<br />

und der sozialen und jugendorientierten<br />

Preisstaffelung ein normaler, sogar<br />

ein guter Wert.“<br />

Tatsächlich zeigt sich seit der Ausgliederung<br />

1999 eine Steigerung – allerdings<br />

keine große, wie der Kulturökonom Peter<br />

Tschmuck in seinen Buch „Die Ausgegliederte<br />

Muse“ (Studienverlag 2009) feststellte.<br />

Ausgezahlt habe sich die Ausgliederung<br />

aber für alle Bundestheater. Der<br />

Grund: mehr Effizienz und eine höhere<br />

Produktivität.<br />

Dicker Sparstift<br />

Das Personal – fast 600 Personen werken<br />

am und für das Burgtheater – und die<br />

Pensionen sind mit zwei Drittel der Ausgaben<br />

der mit Abstand größte Kostenfaktor.<br />

Vor allem an die 330 Bühnentechniker<br />

ohne All-in-Verträge wurden in der Vergangenheit<br />

gigantische Summen an Überstunden<br />

ausgezahlt. Damit ist seit einiger<br />

Zeit Schluss. „Flexible Arbeitszeitregelungen<br />

haben zu einem fast vollständigen<br />

Wegfall von Überstunden geführt. Die<br />

Bühnentechniker bekommen jetzt monatlich<br />

das gleiche Gehalt und die Arbeit<br />

kann bedarfsorientiert eingeteilt werden.“<br />

Das Ensemble – derzeit 80 Personen<br />

– ist seit der Ausgliederung um etwa<br />

25 Mitglieder geschrumpft. „Und das,<br />

obwohl heute ständig an vier Bühnen<br />

gespielt wird: Burg, Akademie, Casino am<br />

Schwarzenberg und Vestibül.“ Allerdings<br />

fielen zuletzt wieder mehr Gagen für Gastschauspieler<br />

an. Stantejsky erklärt das mit<br />

den Übernahmen zahlreicher älterer Hartmann-Inszenierungen<br />

aus anderen Theatern<br />

und meint: „Das verringert sich schon<br />

jetzt wieder, wenn diese Stücke abgespielt<br />

sind.“<br />

Einsparungen in anderen Bereichen<br />

ermöglichten das zukunftsträchtige Projekt<br />

„Junge Burg“, das seinerseits wieder<br />

Sponsoren anlockt. Sinn der Sache:<br />

Durch Kinderstücke und Theaterpraktika<br />

für junge Menschen soll frischer Wind in<br />

das altehrwürdige Theater kommen. Der<br />

Nebeneffekt: „Wir binden das junge Publikum<br />

dadurch bereits heute ans Haus“, sagt<br />

die Regisseurin Annette Raffalt, „Junge<br />

Burg“-Leiterin und Hartmanns Schwester.<br />

Willkommene Europameisterschaft<br />

Ein Glücksfall für das Burgtheater war<br />

die Euro 08. Durch das Public Viewing am<br />

Rathausplatz war das Haus in dieser Zeit<br />

unbespielbar und wurde für gutes Geld als<br />

Luxus-Fanzone an die Telekom vermietet.<br />

Mehreinnahmen gibt’s künftig auch<br />

durch teurere Tickets. Die höchste Preisklasse<br />

kostet jetzt 51 statt 48 Euro. „Das<br />

entspricht etwa der Inflation seit der letzten<br />

Preiserhöhung.“<br />

Was dadurch zusammenkommt, reicht<br />

für die dringend notwendige Erneuerung<br />

des Schnürbodens – der Raum über der<br />

Bühne zu Einhängen der Kulissen – im<br />

Burgtheater und der Orchesterhubpodien<br />

– der Platz des Orchesters – im Akademietheater<br />

wohl nicht. Woher das Geld<br />

kommen soll, bereitet Stantejsky deshalb<br />

ein gewisses Kopfzerbrechen „zumal das<br />

Sparpotenzial weitgehend ausgeschöpft<br />

ist“.<br />

Aber selbst wenn noch völlig unklar<br />

ist, wer zahlt, ist eines sicher: „Bis auf<br />

Weiteres geschlossen“ oder „Wegen<br />

Schnürboden keine Aufführungen“ wird<br />

es nicht so bald spielen.<br />

Georg Soulek<br />

„Wir haben eine<br />

Saison mit einer<br />

fantastischen<br />

Auslastung hinter<br />

uns.“<br />

Silvia Stantejsky, Burgtheater<br />

W i s s e n<br />

Burgtheater GmbH<br />

Das Burgtheater wurde unter Kaiserin Maria<br />

Theresia 1741 gegründet und ist das mit 1.200<br />

Sitzplätzen größte deutsche Sprechtheater sowie<br />

eine der bedeutendsten Bühnen Europas.<br />

Seit 1999 ist das Haus am Ring, zu dem auch<br />

die Spielstätten Akademietheater, Casino am<br />

Schwarzenbergplatz und Vestibül ausgegliedert<br />

und eine Gesellschaft mit beschränkter<br />

Haftung unter dem Dach der Bundestheater-<br />

Holding.<br />

600 Leute arbeiten für das Burgtheater, davon<br />

zuletzt 80 fixe Ensemblemitglieder und 35<br />

Gäste. Die Auslastung lag in der ersten Saison<br />

des neuen Intendanten Matthias Hartmann bei<br />

sensationellen 90 Prozent. Hartmann gleichgestellt<br />

ist die kaufmännische Leiterin Silvia<br />

Stantejsky. Ausnahme: Stimmt die Finanzleitung<br />

in einer Angelegenheit nicht zu, kann<br />

sich der künstlerische Geschäftsführer vom<br />

Aufsichtsrat den Sanctus holen.<br />

Die Subventionen betragen mittlerweile<br />

46 Millionen Euro. Extra-Geld gibt es in<br />

dringenden Fällen auch von der Bundestheater-<br />

Holding. 6 Millionen konnten in der letzten<br />

Saison an Eintrittsgeldern verdient werden,<br />

ein Zubrot ermöglichen Gastspiele, Miet- und<br />

Pachteinnahmen, Rundfunk- und Fernsehübertragungen<br />

sowie die Garderobengebühren.<br />

Zuletzt wurde ein ausgeglichenes<br />

Ergebnis erzielt.<br />

Oktober <strong>10</strong> 37


Projekt<br />

Infrastruktur<br />

Text<br />

Christina Leitner<br />

Bitte nicht stören!<br />

Musikfestivals, Strahlenmessung oder die Peilung von Piratensendern –<br />

die Aufgaben der Fernmeldebehörde können im Ernstfall sogar Leben retten.<br />

REPUBLIK wirft einen Blick auf die Arbeit der Spezialisten.<br />

Auch wenn es auf den ersten Blick so wirken mag:<br />

Diese Fahrzeuge sind nicht auf der Suche nach Ufos.<br />

Die Messwägen zur Funküberwachung haben im<br />

Inneren übrigens Spezialequipment, das den Wert<br />

der Autos um ein Vielfaches übersteigt.<br />

„Wenn Sie einen<br />

illegalen Rundfunksender<br />

in<br />

Betrieb nehmen,<br />

klopfen die Experten<br />

nach 20 Minuten<br />

an Ihre Tür.“<br />

Alfred Stratil, BMVIT<br />

: Petra Spiola / RTR<br />

Egal ob Life Ball, Frequency-Festival<br />

oder Skirennen – fast jedes Wochenende<br />

ist die Mannschaft im Einsatz. Die heimischen<br />

Fernmeldebüros sind heuer allein<br />

in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland<br />

bei rund 20 Events vertreten.<br />

Mega-Events mit mehreren TV-Stationen<br />

sind besonders knifflig. Deshalb war auch<br />

das Finale der Euro 2008 selbst für Funk-<br />

Profis spannend, die nichts mit dem runden<br />

Leder anfangen können. Während<br />

man bei anderen Veranstaltungen vorher<br />

abklären kann, welche und wie viele<br />

Fernsehteams vor Ort sind, blieb gerade<br />

diese Frage beim Kick-Spektakel bis<br />

zuletzt unklar. „Jedes drahtlose Mikrofon<br />

und jede Kamera benötigten eine Bewilligung,<br />

damit wir sicherstellen können,<br />

dass sich die Frequenzen nicht gegenseitig<br />

stören“, erklärt Leopold Kanzler, der<br />

Leiter der Funküberwachung Wien. Die<br />

Fernmeldebehörde bündelte zu diesem<br />

Anlass ihre Kräfte: Ein eigener Stand wurde<br />

eingerichtet und an Spieltagen waren<br />

drei bis fünf Personen im Einsatz, um Frequenzen<br />

zu überwachen und unbürokratisch<br />

Bewilligungen auszustellen.<br />

Österreichweit sind 1<strong>10</strong> Mitarbeiter<br />

bei der Funküberwachung beschäftigt.<br />

Jede Landeshauptstadt verfügt über eine<br />

solche Instanz, während man von Wien<br />

aus auch Niederösterreich und das Burgenland<br />

abdeckt. Diese sieben Stationen<br />

sind die Exekutivorgane der Fernmeldebüros<br />

in Wien, Linz, Graz und Innsbruck.<br />

Zu den Aufgaben der technischen Spezialisten<br />

gehört neben der Ortung und Behebung<br />

von Störfällen auch die Kontrolle<br />

des gesamten Frequenzspektrums.<br />

Dies geschieht mit rund 50 Messfahrzeugen,<br />

die Vor-Ort-Messungen ermöglichen,<br />

und 80 Peil- und Empfangsstationen<br />

in ganz Österreich, die den Funkraum<br />

überwachen. „Wenn Sie in Wien in Ihrer<br />

Wohnung einen illegalen Rundfunksender<br />

in Betrieb nehmen, klopfen die Experten<br />

nach 20 Minuten an Ihre Tür“, sagt<br />

Alfred Stratil, Bereichsleiter für Post und<br />

Telekommunikation in der Sektion III des<br />

Infrastrukturministeriums (BMVIT).<br />

Auch Private können sich an die<br />

geschulte Mannschaft wenden. Wenn<br />

etwa ein ferngesteuertes Spielzeugauto<br />

auf Knopfdruck das Garagentor öffnet<br />

oder die Frequenz des neuen Fernsehers<br />

den Amateurfunker stört. Selbst falls<br />

man vermutet, ein Handymast könnte zu<br />

stark strahlen, sind die Spezialisten im<br />

Anmarsch.<br />

24 Stunden im Einsatz<br />

Kritischer als ein krachendes Mikrofon<br />

ist eine Störung des Flugfunks. Für<br />

solche Notfälle ist die größte Dienststelle<br />

am Wiener Krapfenwald rund um die<br />

Uhr besetzt. Beim Donauinselfest wurde<br />

vor einigen Jahren die Frequenz des Flughafens<br />

Schwechat durch ein Radarsignal<br />

gestört. „Das war nicht einfach zu orten,<br />

da wir während der Veranstaltung nicht<br />

mit dem Messwagen das Gelände abfahren<br />

konnten“, erklärt Kanzler. Lokalisiert<br />

werden konnte der Übeltäter – ein mobiles<br />

Radargerät des Bundesheeres – schließlich<br />

von der Reichsbrücke aus.<br />

38 Oktober <strong>10</strong>


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Fotos: Archiv, Lessing<br />

Ich stimme einer Veröffentlichung im Rahmen dieser Aktion zu. Die Veröffentlichung erfolgt in jedem Fall unentgeltlich.


Projekt<br />

Öffentliche Sicherheit<br />

Text<br />

Gertraud Eibl<br />

Forever lost?<br />

777 Personen gelten in Österreich als vermisst. Während viele Abgängige<br />

nach Stunden oder Tagen wieder auftauchen, fehlt von einigen seit Jahren<br />

jede Spur. REPUBLIK hat dem neuen Cold-Case-Team im Bundeskriminalamt<br />

über die Schulter geschaut.<br />

Es ist der Albtraum aller Eltern: Während<br />

die Welt morgens noch heil schien,<br />

verbreitet sich abends Ratlosigkeit. Wo<br />

steckt das Kind bloß? Am Handy antwortet<br />

nur die Mobilbox, auch Freunde und<br />

Lehrer sind besorgt. Plötzlich fehlt jede<br />

Spur.<br />

Spurensuche – damit sind die Experten<br />

des Bundeskriminalamtes (BK) laufend<br />

beschäftigt. „Vor allem zu Schulbeginn<br />

und -ende verzeichnen wir einen<br />

Anstieg an Fällen, wo Jugendliche plötzlich<br />

verschwinden“, sagt Ernst Geiger,<br />

Leiter der Abteilung für Ermittlungen,<br />

Organisierte und Allgemeine Kriminalität<br />

im BK. „Meistens handelt es sich um<br />

ein freiwilliges Verschwinden aus dem<br />

persönlichen Lebensbereich. In der Regel<br />

kehren die Jugendlichen nach Stunden<br />

oder Tagen, manchmal erst nach Monaten<br />

wieder zurück bzw. werden ausfindig<br />

gemacht“, fügt Geiger hinzu. Bis dahin<br />

gäbe es zumeist Zeichen, dass die gesuchte<br />

Person lebt: im Internet, über Kontakte<br />

und über´s Telefon. „Probleme in der<br />

Familie oder in der Schule sowie Beziehungskonflikte<br />

sind häufige Ursachen für<br />

das Ausreißen von Jugendlichen“, sagt<br />

Reinhard Haller, international geschätzter<br />

Experte für Kriminalpsychiatrie. Hinter<br />

dem Verschwinden stecke allerdings nicht<br />

selten der unbewusste Wunsch, erst mal<br />

abzuhauen und dann wieder zurückgeholt<br />

zu werden – in ein besseres Zuhause.<br />

Photos.com<br />

Zurück an den Start<br />

Was aber, wenn vom Vermissten jede<br />

Spur fehlt? „Wenn es gar keine Spuren<br />

gibt, ist das für die Angehörigen extrem<br />

belastend“, sagt der Kriminalpsychiater.<br />

Eine systematische Betreuung der Angehörigen<br />

existiere nicht, von Seiten der<br />

Polizei werde aber Hilfe angeboten und im<br />

Einzelfall gebe es das Angebot einer Psychotherapie.<br />

Während abgängige Jugendliche<br />

meist nach Tagen oder Wochen wie-<br />

40 Oktober <strong>10</strong>


Projekt<br />

Öffentliche Sicherheit<br />

der auftauchen, so zeigt die Erfahrung bei<br />

Kindern: Fehlt nach 48 Stunden immer<br />

noch jede Spur, handelt es sich zu 90 Prozent<br />

um ein Verbrechen. Ein Schreckensszenario<br />

ohne konkrete Hinweise für die<br />

Ermittler und die Angehörigen.<br />

Die fehlenden Ansatzpunkte sind das<br />

eigentliche Problem. In komplizierten<br />

Fällen gibt es weder Hinweise noch Material,<br />

das einer DNA-Analyse zugeführt<br />

werden könnte. Ein solcher Fall ist jener<br />

der seit gut vier Jahren abgängigen Julia<br />

Kührer aus Niederösterreich. Nachdem<br />

im Landeskriminalamt alle erdenklichen<br />

Hinweise abgearbeitet wurden, ermittelt<br />

nun die Cold-Case-Einheit des BK. Ihr<br />

Probebetrieb wurde im Vorjahr aufgenommen,<br />

seit Inkrafttreten der neuen BK-<br />

Geschäftsordnung Anfang dieses Jahres<br />

wurde die Einheit in Geigers Abteilung<br />

eingerichtet. Das vier Mann starke Cold-<br />

Case-Team beschäftigt sich ausschließlich<br />

mit dem „kalten Fall“ Kührer.<br />

„Unsere Einheit hat diesen Fall neu<br />

aufgerollt. Man schaut alle Akten nochmals<br />

an und versucht, neue Ermittlungswege<br />

zu finden“, sagt der Abteilungsleiter.<br />

Weil keine Spurenlage vorhanden<br />

ist, sei der Fall besonders kompliziert.<br />

Eines aber dürfe man nicht vergessen:<br />

Durch den Zeitablauf ändere sich vieles,<br />

eben auch Beziehungen von Menschen.<br />

„Die, die miteinander gut waren, sind es<br />

heute eventuell nicht mehr. Das schafft<br />

Potenzial, an Informationen zu kommen,<br />

die vorher aus gewissen Gründen nicht<br />

gegeben wurden“, verrät Geiger. In der<br />

Kriminalgeschichte habe es einige Fälle<br />

gegeben, wo durch Brüche von Freundschaften<br />

und Beziehungen verfahrensrelevante<br />

Infos ans Licht kamen. Wut und<br />

Rachegedanken sollen im Zeugenverhalten<br />

eine wesentliche Rolle spielen.<br />

Das Spiel mit der Exekutive<br />

Eine große Herausforderung sei übrigens<br />

die Hinweisbewertung. Jeder Hinweis<br />

werde protokolliert, analysiert und<br />

verglichen. „Aus Erfahrung wissen wir,<br />

dass in Kriminalfällen Täter oft die Nähe<br />

zur Polizei suchen und mit ihr kommunizieren.<br />

Das sind Täter, die mit der Polizei<br />

spielen wollen und sich gut fühlen, weil<br />

sie mehr wissen als die Exekutive. Diese<br />

Menschen erfreuen sich daran, Kriminalisten<br />

in die Irre zu führen“, sagt Geiger. So<br />

geschehen im Fall Unterweger, der getarnt<br />

als Journalist bei der Polizei recherchierte.<br />

Neben trivialen Motiven wie der<br />

Suche nach einer neuen Identität oder<br />

einem neuen Leben stecken hinter dem<br />

Verschwinden von Personen leider oft<br />

grausame Verbrechen wie Kindesentführungen,<br />

Sexualdelikte und Mord. „Fast<br />

alle Mordfälle haben zunächst als Vermisstenfälle<br />

begonnen“, so Geiger. Auch<br />

Haller beurteilt die Lage so, dass die problematischste<br />

Gruppe der Abgängigen<br />

jene ist, die Opfer eines Verbrechens werden,<br />

von denen allerdings jede Spur fehlt.<br />

„Für die Angehörigen ist da zunächst eine<br />

große Ungewissheit: In der ersten Phase<br />

– der Rationalisierungsphase – werden<br />

Erklärungen gesucht, später kommen die<br />

Schuldgefühle. Und schließlich bleibt<br />

beim Angehörigen eine tiefe Narbe, mit<br />

der er sich entweder abfindet oder aber in<br />

der chronischen Depressivität lebt“, sagt<br />

Haller weiter. Wichtig sei jedenfalls, dass<br />

die Betroffenen keine Scham haben, Hilfe<br />

zu suchen. Die Ungewissheit ist ein belastender<br />

Faktor. Ein lebensverändernder<br />

noch dazu.<br />

W i s s e n<br />

Vermisste in Österreich<br />

In Österreich sind derzeit 777 Personen als<br />

vermisst gemeldet. Diese Zahl entspricht<br />

einer Momentaufnahme: Viele Vermisste<br />

kommen nach Stunden wieder zurück, neue<br />

Vermisstenmeldungen gehen ein. Der Großteil<br />

der abgängigen Personen sind Jugendliche in<br />

der Altersgruppe zwischen 13 und 18 Jahren.<br />

Eine weitere starke Gruppe sind die 30- bis<br />

35-Jährigen. Eine steigende Tendenz bei den<br />

Vermisstenzahlen wird im Jugendlichenalter<br />

zu Schulbeginn und -ende verzeichnet, im<br />

Sommer sind mehr Menschen abgängig als<br />

im Winter. Die meisten Abgängigen werden<br />

naturgemäß in Städten gemeldet, wobei sich<br />

der Großteil auf Wien konzentriert.<br />

Nach einer Anzeige ermittelt zunächst die<br />

Polizeiinspektion, bei komplizierten Fällen bzw.<br />

sofern ein Verbrechen vermutet wird, geht der<br />

Fall sofort ins Landeskriminalamt. Ist bekannt,<br />

dass sich der Abgängige ins Ausland absetzt,<br />

wird das BKt sowie die Auslandsfahndung über<br />

Interpol oder Europol eingeschaltet und eine<br />

Rückholung aus dem Ausland veranlasst.<br />

„Einige Täter<br />

kommunizieren<br />

mit der Polizei.“<br />

Ernst Geiger, BK<br />

BMI<br />

Oktober <strong>10</strong> 41


Projekte<br />

Kooperationen<br />

Text<br />

Ursula Horvath<br />

Berggipfel zu vermieten<br />

Almen, Friedhöfe und Autobahnbrücken: Ausgefallene Locations sind<br />

die Butter auf dem Brot von Filmindustrie und Werbeagenturen. ÖBB, BIG,<br />

Asfinag und Bundesforste haben sich nun zusammengetan, um ihre Schätze<br />

im großen Stil zu vermarkten.<br />

ÖBf<br />

Selbst Nicolas Cage (li.) und Ron Perlman (re.) haben die Dienste von ScAut schon in Anspruch genommen:<br />

Der Hollywoodfilm „Season of the Witch“ wurde teilweise am Loser im Ausseerland gedreht und soll 2011 in die Kinos kommen.<br />

Auch in diesem Sommer hat für viele<br />

der wohlverdiente Urlaub mit einem Stau<br />

auf der Autobahn begonnen. Doch was<br />

die einen ärgert, ist für andere ein gutes<br />

Geschäft: Für die sechs stärksten Stau-<br />

Wochenenden hat die Asfinag in diesem<br />

Jahr einen Promotion-Kunden gefunden.<br />

Ein nahe gelegenes Einkaufszentrum hat<br />

die Blockabfertigung vor dem Tauerntunnel<br />

dazu benutzt, um seine Werbebotschaften<br />

unter die Leute zu bringen.<br />

Doch ungewöhnliche Orte für Promotions<br />

sind nur eine Möglichkeit, um<br />

ScAut zu nutzen: In der Ramsau fanden<br />

z.B. Dreharbeiten zur TV-Serie „Die<br />

Bergwacht“ statt. Und auch der neue<br />

Hollywoodstreifen „Season of the Witch”<br />

spielt vor österreichischer Naturkulisse.<br />

In der Online-Datenbank befinden<br />

sich rund 1.000 Film-, Foto-, Event- und<br />

Werbe-Locations: Die Asfinag hat Autobahnen,<br />

Straßen und Brücken in Angebot.<br />

Die BIG vermietet nicht nur Schulen,<br />

Universitäten und Palais sondern auch<br />

den Zentralfriedhof in Graz oder ein<br />

ehemaliges Gefangenenhaus in Oberösterreich.<br />

Die ÖBB stellen Bahnhöfe,<br />

Züge und Schienen zur Verfügung.<br />

Wälder, Wiesen und Berge, aber auch<br />

Höhlen und Wasserfälle kommen von den<br />

ÖBf.<br />

Die Koordination liegt zwar bei den<br />

ÖBB, aber alle vier sind gleichberechtigte<br />

Partner. „Wir waren alle immer wieder<br />

mit Anfragen konfrontiert, weil viele<br />

Unternehmen solche Locations suchen.<br />

Mit ScAut ist erstmals eine Kooperation<br />

dieser vier so unterschiedlichen Unternehmen<br />

gelungen“, sagt Birgit Bernauer,<br />

Projektleiterin bei den ÖBf. „Wir schaffen<br />

damit ein Gesamtangebot für die Kreativwirtschaft,<br />

das in dieser Breite völlig neu<br />

ist. In ganz Europa konnten wir kein vergleichbares<br />

Konzept finden.“<br />

Ein Leistungspaket für Produzenten<br />

und Agenturen bieten die ÖBf auch mit<br />

„Wild.Media“. Die hauseigene Agentur<br />

bietet ebenfalls Naturschauplätze für<br />

Dreharbeiten und Events. Ein Konkurrenzprodukt?<br />

„Nein, auf keinen Fall.<br />

ScAut ist eine Infoplattform. Die Abwicklung<br />

macht jedes Unternehmen selbst. Bei<br />

den Bundesforsten läuft die eben über<br />

Wild.Media“, so Bernauer.<br />

Steigende Nachfrage<br />

Offenbar ist ScAut gut angelaufen,<br />

allein bei den ÖBB wurden seit dem Start<br />

im Juni zehn Projekte abgewickelt. „Wir<br />

haben viele Zugriffe aus Österreich aber<br />

auch internationale Interessenten – etwa<br />

aus England oder den USA. Und es treten<br />

immer mehr andere österreichische<br />

Unternehmen an uns heran, die ihr Location-Portfolio<br />

auch auf ScAut präsentieren<br />

wollen“, erklärt Lina Bindoni vom<br />

ÖBB-Werbecenter. Wie viel die vier beteiligten<br />

Unternehmen mit der Vermietung<br />

von außergewöhnlichen Orten pro Jahr<br />

verdienen können, sei aber noch nicht<br />

abzuschätzen, so Bindoni: „Wir befinden<br />

uns noch in der Startphase.“<br />

42 Oktober <strong>10</strong>


Text<br />

Gudrun Haigermoser<br />

Projekte<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Nicht für die Fisch´<br />

Viele afrikanische Seen haben mit wasserökologischen Problemen zu<br />

kämpfen. Die lokale Bevölkerung kann die wichtige Ressource deshalb<br />

nicht nützen. Ein österreichisches Förderprogramm will nun bei der<br />

Lösung unterstützen.<br />

Tiefgrün erscheint das Wasser des<br />

Turkana-Sees in Kenia, dessen nördlichster<br />

Teil bis nach Äthiopien reicht. Verantwortlich<br />

für diese spezielle Färbung sind<br />

Algen, die auch als Nahrung für die große<br />

Fischpopulation dienen. Durch den starken<br />

Parasitenbefall der Fische kann dieser<br />

Reichtum jedoch von der Bevölkerung<br />

nicht genutzt werden. Michael Schagerl<br />

ist Algenforscher am Department für Limnologie,<br />

dem Institut zur ökologischen<br />

Erforschung von Binnengewässern an der<br />

Uni Wien. Er möchte mit Kollegen vor Ort<br />

die Ursachen erforschen und Lösungen<br />

finden. Bei der Finanzierung seiner Vorhaben<br />

unterstützt ihn ein neues Programm<br />

der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Das Austrian Partnership<br />

Programme in Higher Education and<br />

Research for Development – kurz Appear<br />

– fördert erstmals strategische Kooperationen<br />

zwischen heimischen Hochschulen<br />

und Bildungsinstituten im Süden.<br />

„In unserer Einreichung haben wir<br />

Forschungsarbeiten zu unterschiedlichen<br />

wasserökologischen Problemen zusammengefasst.<br />

Das Besondere daran ist, dass<br />

Unis in Kenia und Äthiopien involviert<br />

sind. Es ist wichtig, dass diese Länder sich<br />

durch Wissensaustausch unterstützen“,<br />

erklärt Schagerl. Michael Hauser, Direktor<br />

des Center of Development Research<br />

(CDR) an der Boku Wien, hat gemeinsam<br />

mit Kollegen insgesamt drei Projekte eingereicht:<br />

„Es geht uns dabei um die Praxisrelevanz<br />

von Wissenschaft und Forschung:<br />

Wir wollen zur Brücke werden<br />

zwischen dem, was die Theorie bieten<br />

kann, und dem, was die Praxis braucht.“<br />

Für Gertraud Findl, Referentin für Bildung<br />

und Wissenschaft in der Austrian<br />

Development Agency (ADA), sind die akademische<br />

Bildung und die Forschung von<br />

zentraler Bedeutung für die Entwicklung<br />

eines Landes. „Wir wollen mit Appear<br />

Parasiten machen die Nutzung des Fischbestandes im<br />

Turkana-See, dem größten Binnengewässer Kenias,<br />

unmöglich. Forschungsarbeiten aus Österreich sollen<br />

nun bei der Problemlösung helfen.<br />

eine Qualitätsverbesserung erreichen und<br />

gute Partnerschaften herstellen. Neben<br />

den Partnerländern wollen wir auch die<br />

österreichischen Unis weiterbringen.“ Die<br />

Zusammenarbeit solle in jedem Fall eine<br />

nachhaltige Wirkung haben, der Effekt<br />

solle nicht bei Ende des Projektes verpuffen.<br />

Der Wunsch nach Langfristigkeit<br />

Der langfristige Anspruch ist allen<br />

Seiten gemeinsam. „Wir sind von Drei-<br />

Jahres-Zyklen getrieben. Eine haltbare<br />

Partnerschaft entsteht aber nicht von heute<br />

auf morgen,“ sagt Hauser. Er sieht noch<br />

eine zusätzliche Chance: „Ich wünsche<br />

mir, dass wir internationaler werden und<br />

die Einbahnstraße aufheben.“ In dieselbe<br />

Richtung argumentiert auch Elke Stinnig<br />

von Appear: „Generell möchte ich, dass<br />

das Programm weiterläuft. Wenn es um<br />

nachhaltige Hochschulkooperationen<br />

geht, braucht es mehr Zeit.“<br />

„Wissenschaft<br />

stärkt Entwicklung.“<br />

Gertraud Findl, ADA<br />

ADA / Lachica<br />

h i n t e r g r u n d<br />

Appear und ADA<br />

Initiator von Appear ist die Austrian Development<br />

Agency (ADA), die Agentur der<br />

Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

(OEZA). Die Durchführung übernehmen<br />

der Austauschdienst (OeAD) und das<br />

Lateinamerika-Institut (LAI). Das Programm ist<br />

für drei Jahre (Ende 2009 bis Ende 2012) mit ca.<br />

sechs Millionen Euro dotiert, eine Verlängerung<br />

ist möglich. Die Anzahl der Projekte ist nicht<br />

fixiert, nur die maximale Fördersumme. Bei<br />

zwei Partnern beträgt diese 50.000 bis 90.000<br />

Euro pro Jahr, mit mehreren Partnern sind max.<br />

130.000 Euro pro Jahr möglich.<br />

Oktober <strong>10</strong> 43<br />

Schagerl


Service & Info<br />

Auszeichnungen<br />

Rampenlicht für Inspirationskraft<br />

EEA<br />

Nobert Kailer (re.) vom Linzer Institut für Unternehmensgründung<br />

und -entwicklung erhielt einen EEA<br />

im Jahr 20<strong>10</strong>. Antonio Tajani (li., EU-Kommissar für<br />

Unternehmen und Industrie) und Jury-Mitglied Andrea<br />

Benassi (UEAPME) gratulieren.<br />

Welche Rolle spielt der öffentliche<br />

Sektor als Motor unternehmerischen<br />

Handelns? Wie können Unternehmen im<br />

regionalen Raum optimal gefördert werden?<br />

Im Rahmen des European Enterprise<br />

Award (EEA) stellt die EU-Generaldirektion<br />

für Unternehmen und Industrie<br />

diese Fragen heuer zum fünften Mal. Zur<br />

Teilnahme eingeladen sind Gebietskörperschaften<br />

wie Gemeinde oder Städte,<br />

aber auch öffentlich-private Partnerschaften.<br />

Einreichen kann man noch bis zum<br />

29. Oktober in fünf Kategorien. Der Große<br />

Preis der Jury erhält schließlich der Kandidat,<br />

dessen Initiative als „diejenige mit<br />

der größten Kreativität und Inspirationskraft<br />

in Europa angesehen wird“, wie es<br />

in einer Aussendung heißt. Ein EEA ging<br />

im Jahr 20<strong>10</strong> bereits an Österreich: Das<br />

Institut für Unternehmensgründung und<br />

Unternehmensentwicklung der Johannes<br />

Kepler Universität siegte in der Kategorie<br />

„Förderung des Unternehmergeistes“.<br />

Das Institut entwickelte ein Projekt zum<br />

„Selbständig-Werden in der Kreativwirtschaft“<br />

und will damit vorrangig Künstler<br />

unterstützen.<br />

i n f o<br />

European Enterprise Awards 2011<br />

Kontakt und Information:<br />

Wirtschaftsministerium, Michael Unterrainer<br />

T (01) 711 00-5022<br />

E Post@I6bmwfj.gv.at<br />

Einreichschluss: 29.<strong>10</strong>.20<strong>10</strong><br />

Burgenländer ist EU-Bürgermeister<br />

Peter Vargyas hat es geschafft: Er ist ab<br />

sofort „Österreichs EU-Bürgermeister des<br />

Jahres 2011“.Vargyas ist seit 2002 Bürgermeister<br />

der Gemeinde Mörbisch. Bei seiner<br />

Wahl war er mit 27 Jahren der jüngste<br />

Ortschef Österreichs. Der heute 36-Jährige<br />

setzte sich gegen 167 weitere Kandidaten<br />

durch. Diese mussten ihr Wissen zuerst in<br />

einem kniffligen Europaquiz unter Beweis<br />

stellen. Unter den Besten wurden drei<br />

Finalisten ausgelost. Alle drei präsentierten<br />

bei der sechsten Konferenz für Regionen<br />

und Städte am 20. September in Salzburg<br />

ihre Ideen, die sie in einem „Europaprofil“<br />

zusammengefasst hatten. Vargyas<br />

konnte u.a. mit zwei Interreg-Projekten,<br />

einer Partnerschaft mit einer rumänischen<br />

Großstadt und einem Sozialprojekt in<br />

einer rumänischen Kleinregion punkten.<br />

Vargyas: „Es ist eine tolle Geschichte,<br />

wenn man so lange arbeitet daran, dass<br />

man einmal sagen kann, was man alles<br />

gemacht hat.“ Im Dezember soll der neue<br />

EU-Bürgermeister mit einer Delegation<br />

nach Brüssel reisen, um dort die Europaprojekte<br />

von Mörbisch vorzustellen.<br />

Gemeindebundpräsident Mödlhammer (li.) und<br />

EU-Kommissar Hahn (re.) überreichen Peter Vargyas<br />

die begehrte Urkunde.<br />

Gemeindebund<br />

Auszeichnung für nachhaltige Mobilität<br />

Der Mobilitätspreis des Verkehrsclub<br />

Österreich (VCÖ) ist vergeben. 253 Innovationen<br />

stellten sich dem Wettbewerb<br />

für nachhaltige Mobilität. Die Preisverleihung<br />

fand am 23. September unter<br />

Anwesenheit von Verkehrsministerin<br />

Bures, Umweltminister Berlakovich und<br />

VCÖ-Geschäftsführer Nowak in der RZB<br />

statt. Am besten wurde der „Energieausweis<br />

für Siedlungen“ von der 17-köpfigen<br />

Jury bewertet: Der von Emrich Consulting<br />

in Kooperation mit dem Land NÖ entwickelte<br />

Ausweis beurteilt die Energiebilanz<br />

nicht nur anhand der wärmetechnischen<br />

Eigenschaften der Häuser, sondern<br />

berücksichtigt auch den Öffentlichen Verkehr<br />

oder Fuß- und Radwege.<br />

25 Gemeinden in Niederösterreich<br />

nutzen den Ausweis. In der Kategorie<br />

„Gebietskörperschaften“ gewann das<br />

„Plan-b Mobilitätsmanagement“ der<br />

Gemeinden Bregenz, Hard, Kennelbach,<br />

Lauterach, Schwarzach und Wolfurt.<br />

Dabei erhielten ein Monat lang alle, die<br />

zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln einkauften, einen<br />

Glückspunkt in einem Sammelpass. Alle<br />

vollen Sammelpässe nahmen an einer<br />

Verlosung teil. In der Kategorie „Öffentlicher<br />

Verkehr“ siegte die Wipptal S-Bahn:<br />

Klimatisierte Niederflurbahnen verbinden<br />

seit 2008 Innsbruck und Steinach im<br />

30-Minuten-Takt, zwischen Innsbruck<br />

und Brenner fährt der Zug im Stundentakt.<br />

2009 erreichte man auf dieser Strecke<br />

ein Plus von 70.000 Fahrgästen.<br />

44 Oktober <strong>10</strong>


Service & Info<br />

Ausstellung<br />

Hohlkreuz für den Papst<br />

120 Zeichnungen von Michelangelo sind in der Wiener Albertina zu<br />

sehen. Sie stehen für die übermenschliche Schöpferkraft des italienischen<br />

Ausnahmekünstlers.<br />

Wie sich Michelangelo Buonarroti<br />

wohl gefühlt haben mag, als er die Fresken<br />

der Sixtinischen Kapelle malte? Diese<br />

spezielle Aufgabe erforderte, dass er mit<br />

dem Kopf nach hinten gebeugt arbeitete.<br />

Eine recht unglückliche Stellung. Vor<br />

allem wenn man bedenkt, dass die Fertigstellung<br />

selbst heute unter das Label<br />

„Megaprojekt“ laufen würde und über<br />

vier Jahre dauerte. Papst Julius II wollte<br />

zu Beginn „nur“ die Darstellung der zwölf<br />

Apostel. Michelangelo hatte aber eine<br />

andere Vision. Der Schaffens- und Perfektionsdrang<br />

des italienischen Malergenies<br />

artete aber bald aus: Mehrere hundert<br />

Figuren sind es schließlich geworden, die<br />

Szenen der Genesis darstellen.<br />

Unbändige Kraft<br />

Die Albertina zeigt nun in einer großen<br />

Schau Werke von Michelangelo, der<br />

trotz der ungesunden Arbeitshaltung<br />

über 88 Jahre alt wurde. Die 120 Zeichnungen<br />

kommen aus eigenen Beständen,<br />

bedeutenden europäischen und amerikanischen<br />

Museen – den Uffizien und der<br />

Casa Buonarroti in Florenz, dem Louvre<br />

in Paris oder dem Metropolitan Museum<br />

in New York – und aus Privatbesitz. Die<br />

Auswahl der Werke konzentriert sich auf<br />

die figürlichen Zeichnungen, in denen<br />

der Künstler Körper von unbändiger Kraft<br />

und Energie zeigt, die das tiefe seelische<br />

Empfinden und die inneren Spannungen<br />

seiner Gestalten sichtbar machen. Drei<br />

Jahre hat die Vorbereitung der Ausstellung<br />

unter der Leitung von Kurator Achim<br />

Gnann in Anspruch genommen.<br />

Madonna mit Kind; 1520 bis 1525; schwarze und rote Kreide<br />

Casa Buonarroti Florenz<br />

Schweiß als Gefahr<br />

In Rom denkt man derzeit an andere<br />

Dinge, wie im September das Vatikanische<br />

Hausblatt „L’Osservatore Romano“<br />

meldete: Der Direktor der Vatikanischen<br />

Museen, Antonio Paolucci, klagt über<br />

die Menschenmassen, die tagtäglich in<br />

die Sixtinische Kapelle strömen. Bis<br />

zu 25.000 Besucher pro Tag, viereinhalb<br />

Millionen Menschen im Jahr, sollen es<br />

sein. Staub und die Feuchtigkeit, die<br />

durch Schweiß und Atemluft entsteht,<br />

seien eine ernsthafte Gefahr für die<br />

Gemälde.<br />

i n f o<br />

„Michelangelo. Zeichnungen eines Genies“<br />

Dauer: bis 9. Jänner 2011<br />

täglich <strong>10</strong>:00 bis 19:00 Uhr,<br />

Mittwoch <strong>10</strong>:00 bis 21:00 Uhr<br />

Ort: Albertina,<br />

Basteihalle, Albertinaplatz 1, <strong>10</strong><strong>10</strong> Wien<br />

www.albertina.at<br />

Oktober <strong>10</strong> 45


Beschaffung<br />

Telefonie<br />

Text<br />

Gudrun Haigermoser<br />

Keine Angst vor Datenklau<br />

Smartphones sind die Zukunft der Mobiltelefonie. Unkompliziert lassen<br />

sich so Daten zwischen Laptop und Handy hin- und herschicken. Doch was<br />

bedeutet das für die Sicherheit? REPUBLIK hat sich bei Experten umgehört.<br />

immer noch der Verlust des Gerätes: „Wir<br />

empfehlen bekannte Vorsichtsmaßnahmen<br />

wie das Setzen eines PIN-Codes und<br />

das Handy-nicht-aus-der-Hand-Geben.<br />

Wer tatsächlich einen gezielten Angriff<br />

vermutet, kann eine über die Hersteller<br />

erhältliche Verschlüsselungssoftware einsetzen.“<br />

Photos.com<br />

Mobilfunkbetreiber entwarnen: Die Datenübertragung<br />

via Smartphone hat wenig Angriffsfläche für<br />

Phishing-Attacken. Auch in vielen Ministerien setzt<br />

man die Mobiltelefone mittlerweile ein.<br />

Die Sicherheitsdiskussion bewegt sich<br />

auf zwei Ebenen. Zum einen hatte die EU-<br />

Kommission Probleme mit den Blackberrys<br />

von Research in Motion (RIM).<br />

Da der Datenverkehr über eigene Server<br />

im Ausland läuft, fielen die Kanadier bei<br />

der Evaluation für rund 32.000 EU-Mitarbeiter<br />

raus. Zum anderen sind die Geräte<br />

an sich im Visier der Angreifer: Denn je<br />

mehr ein Handy kann, desto größer ist die<br />

Angriffsfläche. Das Computermagazin c´t<br />

warnte deshalb kürzlich vor versteckten<br />

Funktionen in den Zusatzprogrammen<br />

(Apps) und vor ungesichertem Datenübertrag.<br />

Das Abhören von Gesprächen,<br />

das Stehlen von Bank-Zugangsdaten,<br />

das Einschleusen von Trojanern und die<br />

Standortbestimmung sind nur einige der<br />

Spionagemöglichkeiten. Schadprogramme<br />

gelangen z.B. per Bluetooth, MMS,<br />

E-Mail oder via Download in das Handy.<br />

Was ist dran an diesen Vorwürfen?<br />

Sicherheit liegt in den<br />

Händen der Benutzer<br />

„Smartphones sind sehr sicher. Für<br />

Unsicherheit sorgen die Nutzer selbst,<br />

indem sie sich schädliche Software downloaden“,<br />

sagt Petra Jakob von Orange. Für<br />

Werner Reiter von A1 ist das größte Risiko<br />

Der Boom ist nicht aufzuhalten<br />

Bis 2015 werden 60 Prozent aller<br />

benützten Mobiltelefone „smart“ sein.<br />

„Smartphones der neuesten Generation<br />

bieten ähnlich hohe Rechnerleistungen<br />

und ausgezeichnete Vernetzungsmöglichkeiten<br />

wie Laptops und Netbooks. Man<br />

kann damit praktisch von überall auf der<br />

Welt auf die eigenen Daten zugreifen“,<br />

sag Leopold Szemeliker, Pressesprecher<br />

des Bundeskanzlers. Aber diese hohe<br />

Mobilität habe auch Nachteile: „Gerade<br />

auf dem Gebiet der Sicherheit haben bis<br />

dato nur wenige Hersteller vollkommen<br />

durchdachte Sicherheitskonzepte auf<br />

den Markt gebracht. Wir setzen daher auf<br />

eine etablierte und sichere Lösung und<br />

den Einsatz von Blackberry-Modellen.<br />

Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen werden<br />

aber keine nach den Sicherheitskriterien<br />

klassifizierte Daten übermittelt und<br />

verarbeitet.“ Das BKA betreibt sogar eine<br />

eigene Infrastruktur für die Verwaltung im<br />

Haus: „Die Daten am Smartphone werden<br />

verschlüsselt und die Zugangskennung<br />

unterliegt einer zentral gesteuerten Policy.“<br />

Je nach dienstlicher Notwendigkeit<br />

sehe das Profil eines Benutzers anders aus.<br />

Ute Axmann vom Verteidigungsministerium<br />

(BMLVS) gibt an, dass in ihrem Ressort<br />

nur ein ausgewählter Personenkreis<br />

über Smartphones verfüge. Alle Geräte<br />

werden regelmäßig sicherheitstechnisch<br />

überprüft. Keine Angst vor Datenklau hat<br />

Rudolf Gollia vom Innenministerium.<br />

Man verzichte aber dennoch auf Blackberrys<br />

im BMI, da die Daten nicht über einen<br />

heimischen Netzanbieter laufen.<br />

46 Oktober <strong>10</strong>


Text<br />

Bundesbeschaffungs GmbH<br />

Beschaffung<br />

Grünraumbewirtschaftung<br />

Die Idylle gibt’s nicht gratis<br />

Die Grünraumbewirtschaftung gehört zu den arbeitsintensivsten<br />

Aufgaben der Öffentlichen Hand.<br />

Redtenbacher<br />

K o m m e n ta r C l e m e n s K u n k e l<br />

Mobil im Büro<br />

Eine moderne Voiceover-IP-Anlage<br />

eröffnet<br />

auch abseits des<br />

Büroarbeitsplatzes<br />

ungeahnte Möglichkeiten.<br />

Mitarbeiter<br />

der Bundesbeschaffung<br />

haben sechs<br />

Monate lang die<br />

Vor- und Nachteile<br />

von Heimarbeit und mobilem Arbeiten getestet.<br />

Photos.com<br />

Rasenmähen, Baumschnitt, Laubaufnahme<br />

– die Öffentliche Hand ist nicht<br />

nur der größte Grundeigentümer des<br />

Landes, sie muss auch für Sicherheit auf<br />

allen Verkehrsflächen sorgen. Die 2.357<br />

Gemeinden, die Asfinag, die Bundesforste,<br />

die Bundesgärten, das Bundesheer<br />

oder viele Schulen können ein Lied davon<br />

singen. Um die Öffentlichen Stellen optimal<br />

zu unterstützen, bietet die Bundesbeschaffung<br />

eine breite Palette an landund<br />

forstwirtschaftlichen Geräten. Der<br />

Einkaufsdienstleister der <strong>Republik</strong> hat<br />

mit drei Lieferanten (Jelinek Maschinen,<br />

Raiffeisen Ware Austria und EZ Agrar)<br />

Verträge geschlossen, um für alle Produkte<br />

den besten Preis bieten zu können.<br />

Neben Kettensägen, benzinbetriebenen<br />

Trennschleifern sowie Erdbohrern sind<br />

mobile Seilwinden, Stromerzeuger, aber<br />

auch Handwerkzeuge wie Äxte, Keile und<br />

andere Forstwerkzeuge verfügbar. Über<br />

die Vertragspartner können Produkte der<br />

Hersteller Stihl, Husqvarna, Dolmar, Jonsered,<br />

Geko, Offner, Müller und Sonneck<br />

bezogen werden.<br />

Aber manchmal ist auch schweres<br />

Gerät gefragt. Auch hier erfüllt die Einkaufsgesellschaft<br />

alle Wünsche. Zu den<br />

bewährten Verträgen für Traktoren (von<br />

Steyr und Kubota), LKW und Geräteträger<br />

(Unimog, Iveco und MAN) gesellt sich<br />

Ende Oktober eine Rahmenvereinbarung<br />

für Kompaktgeräteträger. In acht Kategorien<br />

werden Geräteträger in verschiedenen<br />

Größenklassen, Multifunktionstransporter<br />

und Hangmähgeräte gelistet. Damit<br />

sind von der Grünpflege über Straßenreinigung<br />

bis zum Winterdienst alle öffentlichen<br />

Aufgabenbereiche abgedeckt.<br />

Die Bundesbeschaffung plant aber<br />

auch eine eigene Ausschreibung für<br />

Grünräumdienste. Der Leistungsbeginn<br />

ist für die nächste Grünräumsaison vorgesehen.<br />

Mit der Rahmenvereinbarung sollen<br />

folgende Leistungen abgedeckt werden:<br />

Rasenpflege (Schnitt, Vertikutieren,<br />

Düngen, Nachsaat, Unkrautbekämpfung),<br />

Baumaufnahme und -pflege, Bewässerung,<br />

Strauch und Heckenschnitt sowie<br />

Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung.<br />

Bei Interesse wenden Sie sich an die<br />

BBG.<br />

i n f o<br />

E facility@bbg.gv.at<br />

Dabei hat sich gezeigt, dass die technischen<br />

Möglichkeiten inzwischen weit fortgeschritten<br />

und alltagstauglich sind. Mit Laptop und Handy<br />

haben die Mitarbeiter nicht nur rund um<br />

den Globus Zugriff auf ihre E-Mails, Termine<br />

und die gemeinsame Dateiablage. Sie können<br />

sich auch vollwertig in die Telefonanlage<br />

einklinken, sodass ein Anrufer nicht erkennen<br />

kann, ob der BBG-Mitarbeiter gerade in Wien<br />

oder z.B. in Dürnstein sitzt.<br />

In puncto Produktivität gibt es damit kaum<br />

noch Unterschiede zwischen Heimarbeit und<br />

Arbeit im Büro – für konzentrierte Arbeiten<br />

kann sogar die Heimarbeit vorzuziehen sein.<br />

Im Pilotbetrieb haben sich aber auch die<br />

Herausforderungen gezeigt:<br />

• Soziale Interaktion und informelle Kommunikation<br />

sind wesentlich für die Produktivität<br />

von Mitarbeitern. Mindestens einen Tag pro<br />

Woche sollte deshalb jeder im Büro verbringen.<br />

• Führungskräfte müssen lernen, die Leistung<br />

ihrer Mitarbeiter an Ergebnissen und nicht an<br />

der Arbeitszeit zu messen.<br />

• Heimarbeiter haben nach wie vor ein<br />

Akzeptanzproblem – nicht nur bei Vorgesetzten,<br />

sondern auch bei Kollegen. Hier ist ein<br />

Kulturwandel nötig.<br />

Heimarbeit ist deshalb heutzutage weniger<br />

eine technische, sondern eine organisatorische<br />

Herausforderung. Sie anzugehen, lohnt<br />

sich aber für Arbeitgeber und Arbeitnehmer:<br />

Mehr Kundennähe, weniger Mietkosten für<br />

Büroflächen und zufriedenere Mitarbeiter sind<br />

das Resultat.<br />

Clemens Kunkel ist CIO der Bundesbeschaffung<br />

GmbH.<br />

office@bbg.gv.at<br />

Oktober <strong>10</strong> 47


DAS GROSSE PLUS<br />

Vorteile Addieren<br />

mit volvo trucks<br />

Volvo Trucks stehen für hochwertige Verarbeitung,<br />

innovative Antriebs- und Sicherheitstechnologien<br />

und enorme Vielfalt. Sie sind langlebig,<br />

komfortabel und äußerst wirtschaftlich – und sie<br />

lassen sich dank großer Auswahl an Radständen,<br />

Achsformeln, Fahrerhäusern, Motoren und<br />

Getrieben optimal an individuelle Einsatzbedingungen<br />

anpassen. Viele Vorteile also, die sich<br />

zu einem großen Plus für Kommunen und Gemeinden<br />

addieren. In der Summe ihrer Eigenschaften<br />

sind Volvo Trucks einfach unschlagbar.<br />

VolVo Trucks. DrIVING ProGress<br />

www.volvotrucks.at


Text<br />

Gertraud Eibl<br />

Beschaffung<br />

Spezial<br />

Darf’s ein bisserl billiger sein?<br />

Mit der Gründung der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) wurde der<br />

Einkauf der Öffentlichen Hand zentralisiert. Lieferanten und Kunden treffen auf<br />

der BBG-Messe am 4. November aufeinander. REPUBLIK hat sich im Vorfeld<br />

umgehört, welche Entwicklungstrends die öffentliche Beschaffung dominieren.<br />

Die BBG-Messe im Jahr 2009 konzentrierte sich auf IT-Dienstleistungen. Heuer hat die Veranstaltung einen breiteren Fokus: 175 Aussteller –<br />

vom Bürobedarf bis zu medizinischen Geräten – präsentieren am 4.11. in der Messe Wien ihre Lösungen für die Öffentliche Hand.<br />

Wenn vom Fruchtsaft-Hersteller bis<br />

hin zum Software-Entwickler alles vertreten<br />

ist, verspricht das ein dynamisches<br />

Ambiente: Mit dem Titel „Nutzen.Leben<br />

20<strong>10</strong>“ geht die Messe der BBG in die vierte<br />

Runde. Und zwar in großem Stil in der<br />

Messe Wien. Während die BBG-Kunden<br />

ansonsten eher per E-Shop mit Lieferanten<br />

in Kontakt treten, steht man sich hier<br />

von Angesicht zu Angesicht gegenüber.<br />

Nicht die Messerabatte, sondern das breite<br />

Angebotsspektrum und Gespräche über<br />

aktuelle Tendenzen stünden dann im<br />

Vordergrund, meint BBG-Geschäftsführer<br />

Andreas Nemec. (Details zur Messe s.<br />

Kasten auf Seite 50)<br />

Ob Kopierpapier oder PC, Energie<br />

oder Reinigungsdienste: Wenn es um<br />

den Einkauf von Produkten und Dienstleistungen<br />

für die Öffentliche Hand geht,<br />

ist die BBG gefragt. Denn mit ihrer Gründung<br />

im Jahr 2001 ist ihr Auftrag gesetzlich<br />

verankert. Während sich zuvor jedes<br />

Ministerium selbst um Ausschreibungen<br />

und Preisvergleiche kümmern musste, tut<br />

dies die BBG seit nunmehr neun Jahren –<br />

von der Bedarfserhebung über komplexe<br />

Vergabeverfahren bis hin zur Abwicklung.<br />

Im Wort „Bundesbeschaffung“ ist bereits<br />

enthalten, wofür sie gegründet wurde: Für<br />

den Bund. „45 Prozent unserer Dienste<br />

leisten wir aber mittlerweile für fünf weitere<br />

Zielgruppen, die freiwillig auf unsere<br />

Expertise setzen: Länder und Gemeinden,<br />

der Gesundheitsbereich, ausgegliederte<br />

Unternehmen und Universitäten“, sagt<br />

„Die Shared<br />

Services der<br />

BBG sind<br />

beispielgebend.“<br />

Andreas Nemec, BBG<br />

C. Redtenbacher<br />

Oktober <strong>10</strong> 49<br />

ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF


Beschaffung<br />

Spezial<br />

„E-Procurement<br />

minimiert den<br />

Aufwand von<br />

Vergabeverfahren.“<br />

Michael Holoubek, WU Wien<br />

Foto Wilke<br />

Nemec. Während die Bundesverwaltung<br />

verpflichtet ist, in 27 Beschaffungsgruppen<br />

auf das Angebot der BBG zurückzugreifen,<br />

können etwa Gemeinden selber<br />

entscheiden, ob sie das Streusalz für den<br />

Winter und das neue Feuerwehrauto über<br />

Lieferanten der BBG beziehen oder selber<br />

Ausschreibungen vornehmen. „Allerdings<br />

ist das Vergaberecht so kompliziert<br />

geworden, dass es für eine durchschnittliche<br />

Gemeinde ohne anwaltliche Hilfe<br />

kaum möglich ist, ein Vergabeverfahren<br />

rechtlich korrekt abzuwickeln“, sagt Florian<br />

Unterberger, Leiter der BBG-Kommunikationsabteilung.<br />

Außerdem würden<br />

gut 800 Gemeinden, die bereits zu<br />

den Kunden der BBG zählen, neben den<br />

Kosten für die Verfahren von den besseren<br />

Preisen profitieren.<br />

Vom Vergabe- zum Bieterschutzrecht<br />

Primäres Ziel der BBG ist es nämlich,<br />

durch Bündelung und Standardisierung<br />

der Kundeninteressen günstige Preise zu<br />

erzielen. „Je mehr ich ein und demselben<br />

Lieferanten abnehme, desto bessere Konditionen<br />

bekomme ich“, so BBG-Marketingleiter<br />

Anton Steinringer. Was logisch<br />

und simpel klingt, ist durch das komplexe<br />

Vergaberecht zu einer Sache für Profis<br />

geworden. „Seit die Vergaben immer<br />

strenger reglementiert sind, hat sich zweifelsohne<br />

die Vergabekultur verbessert“,<br />

sagt Josef Aicher, Professor am Institut für<br />

Unternehmens- und Wirtschaftsrecht der<br />

Universität Wien. Außerdem habe sich<br />

der Vergabeprozess durch die zunehmende<br />

Reglementierung verteuert. „Im Lauf<br />

der Jahrzehnte ist das Vergaberecht zum<br />

Bieterschutzrecht geworden“, so Aicher.<br />

Das erkläre die langwierigeren Verfahren<br />

– man denke an die Beeinspruchungsmöglichkeiten,<br />

die zu einer Verzögerung<br />

des Vergabeprozesses und damit zu seiner<br />

Verteuerung führen. Denn ein Vergabeprozess<br />

sieht von der Ausschreibung bis zum<br />

Zuschlag verschiedene Meilensteine vor.<br />

„Bei komplexeren Sachverhalten – etwa<br />

im medizintechnischen Bereich – dauert<br />

so ein Prozess ein halbes Jahr. Handelt es<br />

sich hingegen um eine Routineausschreibung,<br />

sind zwei bis drei Monate realistisch“,<br />

sagt Steinringer.<br />

Durch die Bündelung erzielt die BBG<br />

Einsparungen von 18 Prozent, diese würden<br />

sich rein auf die Produktebene beziehen.<br />

Hinzu kämen Einsparungen auf der<br />

Prozessebene, also bei der organisatorischen<br />

Abwicklung des Einkaufs. Nemec:<br />

„Dass der Einkauf gebietskörperschaftsübergreifend<br />

stattfindet, ist ein gelungenes<br />

Beispiel für Shared Services und für<br />

Budgetsanierungen außerhalb von Steuererhöhungen.“<br />

Schifffahrt und Fußfessel<br />

„Man muss tatsächlich ein hohes<br />

Know-how haben, damit Vergabeverfah-<br />

NEUE LOCATION:<br />

Au f e i n e n B l i c k<br />

MESSE WIEN<br />

„Nutzen.Leben 20<strong>10</strong>“<br />

ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF<br />

Die vierte BBG-Messe „Nutzen. Leben“ findet<br />

am Donnerstag, 4. November 20<strong>10</strong>, in der Messe<br />

Wien statt. Während im Vorjahr der Fokus auf IT<br />

lag, handelt es sich bei der diesjährigen Messe<br />

um eine umfassende Ausstellerplattform inklusive<br />

Fachtagung. Erwartet werden 1.500 Besucher<br />

aus folgenden öffentlichen Sektoren: Bund,<br />

Länder, Gemeinden, Gesundheit, ausgegliederte<br />

Unternehmen und Universitäten.<br />

Messe und Fachtagung<br />

4. November 20<strong>10</strong><br />

9:30–17:00 Uhr<br />

Österreichs größte Beschaffungsmesse<br />

160 Aussteller auf über 8.000 m 2 erleben<br />

Vom Expertenaustausch profitieren<br />

Neue Produkte unter die Lupe nehmen<br />

Mit Ihren BBG-Partnern ins Gespräch kommen<br />

Beim Innovationspreis von den Besten lernen<br />

Ihr Einkaufsbudget um 18 % entlasten<br />

175 Aussteller aus diesen zwölf Branchen<br />

präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen:<br />

Bürobedarf und Raumeinrichtung,<br />

Dienstleistungen, elektrotechnische Geräte und<br />

Komponenten, Energie, Gebäudebetrieb, IT<br />

und Telekommunikation, Medizin und Labor, Mobilität,<br />

Textilien, Verpflegung und Lebensmittel,<br />

50 Oktober <strong>10</strong><br />

Werkstatt, Maschinen und Metallprodukte sowie<br />

Shared-Service-Dienstleister.<br />

Informationen & Anmeldung:<br />

www.bbg.gv.at/nutzenleben<br />

Die Fachtagung bietet außerdem Impulsreferate<br />

zu folgenden Themen:<br />

• „Korruption – und führe uns nicht in<br />

Versuchung“<br />

• „Was jetzt – bündeln oder feilschen?“<br />

• „E-Procurement-Masterplan für die<br />

Verwaltung“<br />

• „Zentral vs. dezentral vs. Lead-Buyer“<br />

• „Einsparung ist nicht gleich Einsparung“<br />

• „Make or buy – der Einkauf als Weichensteller“<br />

Ein Highlight der Messe ist die Vergabe des BBG-<br />

Innovationspreises: Zur Einreichung zugelassen<br />

sind Lieferanten, die innovative Problemlösungen<br />

für die Öffentliche Hand entwickelt<br />

haben. Als Gewinner wird das Projekt hervorgehen,<br />

das eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />

und Effizienz für den Kunden bringt und<br />

durch Lösungsqualität überzeugt. Jürgen Raith<br />

von Tele 2 hat als Gewinner des Vorjahres mit<br />

seinem Projekt „Healix“ überzeugt: Ein System,<br />

das breitbandigen Datenaustausch zwischen<br />

allen Dienstleistern im Gesundheitsbereich ermöglicht<br />

und über ein Netzwerk Zugang zu allen<br />

Gesundheitsdiensten wie z.B. der E-Card schafft.<br />

Das bundesländerübergreifende Projekt hat eine<br />

fachkundige Jury überzeugt. Auch heuer wird<br />

sie unter dem Vorsitz von FFG-Geschäftsführerin<br />

Henrietta Egerth die besten Einreichungen<br />

küren.


Who SpEakS<br />

CE/SEE?<br />

3rd InTErnaTIonaL GroW EaST ConGrESS<br />

ThUrSDaY, novEmBEr 18th, 20<strong>10</strong><br />

InformaTIon & rEGISTraTIon: WWW.GroWEaST.aT<br />

SponSorED BY:


Beschaffung<br />

Spezial<br />

Die Verleihung des BBG-Innovationspreises<br />

ist eines der Highlights<br />

der BBG-Messe. 2009 ging dieser an<br />

Healix, einem gemeinsamen Projekt<br />

mehrerer Krankenanstaltenträger und<br />

des Telefonanbieters Tele 2. Lokale<br />

Netzwerke von Gesundheitsdienstleistern<br />

werden dabei in Bundesländerknoten<br />

zusammengeführt. Danach<br />

findet wiederum eine österreichweite<br />

Vernetzung statt. Man erwartet so eine<br />

Kostenersparnis von rund 300 Mio.<br />

Euro pro Jahr.<br />

ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF<br />

Maßgeschneiderte Lösungen<br />

„E-Procurement ist eine sinnvolle<br />

Anwendung, weil sie einerseits den Aufwand<br />

von Vergabeverfahren minimiert,<br />

andererseits eine große Flexibilität bringt.<br />

Doch nicht alles eignet sich für die zentrale<br />

Beschaffung und für E-Procurement“,<br />

sagt Michael Holoubek, Vize-Rektor der<br />

Wirtschaftsuniversität Wien. Je spezifischer<br />

die individuellen Bedingungen<br />

zwischen Leistungserbringer und Nachfrager<br />

sind, desto weniger sei eine Leistung<br />

standardisierbar und zentralisierh<br />

i n t e r g r u n d<br />

BBG in Kürze<br />

Die Bundesbeschaffung wurde 2001 per Gesetz<br />

errichtet, den Ausschreibungen liegt das<br />

Bundesvergabegesetz zu Grunde. Das Stammgesetz<br />

geht auf das Jahr 1994 zurück, das bis<br />

zum Gesetz 2006 regelmäßig novelliert wurde.<br />

Die letzte Novelle gab es 2009/20<strong>10</strong>.<br />

Durch die Bündelung und Standardisierung<br />

von Kundenaufträgen erzielt die BBG Einsparungen<br />

von 18 Prozent (gemessen an Ministerien).<br />

Im Hinblick auf Gemeinden betragen<br />

die Einsparungen durch den zentralen Einkauf<br />

bis zu 25 Prozent. Das Beschaffungsvolumen<br />

des Vorjahres beträgt 869 Mio. Euro, die BBG<br />

spricht von Einsparungen über 191 Mio. Euro.<br />

Während die Bundesverwaltung per Gesetz<br />

verpflichtet ist, in 27 Produkt- und Dienstleistungsgruppen<br />

über die BBG einzukaufen (in<br />

weiteren vier Gruppen ist der Einkauf über die<br />

BBG optional, etwa im Bereich der Beratungsdienstleistungen),<br />

entscheiden sich Länder<br />

und Gemeinden, ausgegliederte Unternehmen,<br />

Universitäten und der Gesundheitssektor freiwillig<br />

für bzw. gegen die zentrale Beschaffung<br />

über die BBG. Deren Anteile am BBG-Volumen:<br />

NEUE LOCATION:<br />

Messe und Fachtagung<br />

MESSE WIEN<br />

4. November 20<strong>10</strong><br />

9:30–17:00 Uhr<br />

Österreichs größte Beschaffungsmesse<br />

160 Aussteller auf über 8.000 m 2 erleben<br />

Vom Expertenaustausch profitieren<br />

Neue Produkte unter die Lupe nehmen<br />

Mit Ihren BBG-Partnern ins Gespräch kommen<br />

Beim Innovationspreis von den Besten lernen<br />

Ihr Einkaufsbudget um 18 % entlasten<br />

• Universitäten: 6,8 Prozent<br />

• Gesundheit: <strong>10</strong>,5 Prozent<br />

• Länder / Gemeinden: <strong>10</strong>,6 Prozent<br />

• Ausgegliederte Unternehmen: 17,5 Prozent<br />

• Bundeskunden: 54,6 Prozent<br />

Der e-Shop ist die zentrale Bestellplattform der<br />

BBG. 270.000 Produkte können hier elektronisch<br />

bestellt werden. Ein differenziertes<br />

Rechtesystem bildet alle Genehmigungsabläufe<br />

der BBG-Kunden ab. Darüber hinaus gibt<br />

es das Online-Booking-Tool e-Reisen für die<br />

Buchung von Dienstreisen.<br />

52 Oktober <strong>10</strong><br />

ren ohne Schaden, also ohne Einspruch,<br />

zu Ende geführt werden können“, führt<br />

Nemec fort. Deshalb setze die BBG nicht<br />

nur auf ihre Expertise in der klassischen<br />

Beschaffung, sondern auch auf Beratung<br />

und E-Procurement, also elektronisches<br />

Beschaffungswesen. Im Vergabekompetenzcenter<br />

wird Beratung in den Bereichen<br />

Beschaffungsorganisation, Vergaberecht<br />

und für spezifische Produktsegmente<br />

angeboten.<br />

Auch die Übertragung spezieller<br />

Beschaffungen ist möglich. Projekte im<br />

besonderen Auftrag (Piba) nennt sich das<br />

in der Sprache der Beschaffungsexperten:<br />

Ob Schiffe für die Schifffahrtsaufsicht<br />

oder elektronische Fußfesseln – die Palette<br />

der Sonderwünsche reicht weit. Sofern<br />

es sich um keines dieser Extras handelt,<br />

kaufen die Kunden über den hauseigenen<br />

E-Shop ein; auch die so genannten nichtkatalogfähigen<br />

Verträge – zum Beispiel<br />

Strom – sind dort gelistet. Mit „nichtkatalogfähig“<br />

meint die BBG jene Angebote,<br />

die sich durch ihren Abstraktionsgrad<br />

im Gegensatz zu einem physischen<br />

Produkt nicht in einen Warenkorb legen<br />

lassen. An der Usability des E-Shops wird<br />

kontinuierlich gefeilt. Mittlerweile sind<br />

270.000 Produkte online gelistet. Eine<br />

Anbindung an die Abrechnungssysteme<br />

der öffentlichen Auftraggeber erfolgt über<br />

SAP-Schnittstellen.<br />

Informationen & Anmeldung:<br />

www.bbg.gv.at/nutzenleben<br />

Crossborder-Business im öffentlichen<br />

Sektor soll das EU-Projekt Peppol forcieren.<br />

Lieferanten können dann europaweit<br />

in öffentlichen Vergabeverfahren und<br />

Shopsystemen ihre Produkte anbieten.<br />

„Ziel ist es, dass der EU-Binnenmarkt<br />

nicht an regionalen Grenzen halt macht“,<br />

fasst Nemec zusammen. Was im Industriegeschäft<br />

schon lange der Fall ist, werde im<br />

öffentlichen Sektor noch kulturelle Veränderungen<br />

mit sich bringen. Insofern sei es<br />

ratsam, bei der Entwicklung des grenzüberschreitenden<br />

Vorhabens als einer der<br />

Erster dabei zu sein. Mit dem Bundesrechenzentrum<br />

und dem Finanzministerium<br />

hat die BBG in einem der sieben Peppol-Workpackages<br />

den Vorsitz und treibt<br />

darin Lösungen im Bereich E-Ordering<br />

voran. (s. auch Kasten auf Seite 51).


Malik General Management<br />

Seminare 20<strong>10</strong> in Österreich<br />

Wirtschaft und Gesellschaft gehen durch eine der größten Transformationen, die es je gab.<br />

Die alte Welt geht zugrunde, damit eine Neue Welt entsteht. Die herkömmlichen Management<br />

Systeme haben in der Krisenbewältigung kläglich versagt. Neue Management Philosophien und<br />

Systeme werden sich etablieren, die der Komplexität der neuen Ordnung gewachsen sind.<br />

Machen Sie Ihr Unternehmen und Management System fit für die kommenden Herausforderungen.<br />

Die hier angeführten Seminare helfen Ihnen dabei.<br />

Wirksam Führen<br />

Prinzipien, Methoden und Praxisrüstzeug für richtiges und gutes<br />

Management basierend auf dem Bestseller «Führen – Leisten – Leben»<br />

von Prof. Dr. Fredmund Malik<br />

Standardmodell der Wirksamkeit/<br />

Führungsrad<br />

Das Malik Integrierte<br />

Management System IMS ®<br />

Strategisches Management<br />

Erfolgreiche Navigation von Unternehmen durch Turbulenzen<br />

In diesem praxisorientierten und kompakten Seminar erlernen Sie in nur<br />

2 Tagen die bestehende Strategie zu beurteilen, künftige Erfolgsfaktoren<br />

zu identifizieren und eine robuste Strategie für Ihr Unternehmen bzw. einen<br />

Unternehmensbereich zu entwickeln.<br />

Das Viable System Model ®<br />

Schlagkräftige Organisationsstrukturen<br />

schaffen<br />

Grenzen herkömmlichen Organisierens überwinden –<br />

neue strukturelle Lösungen für zuverlässiges Funktionieren<br />

Die Prinzipien und Vorteile der Malik Seminarreihe<br />

1) Ganzheitliches Management System für das praktische Meistern von Komplexität<br />

2) Selbst-Regulierung und Selbst-Organisation<br />

3) Universelle Gültigkeit der Wissensvermittlung – das Ergebnis aus 30 Jahren Forschung<br />

4) Kontinuität – allgemein gültig unabhängig von Mode-Erscheinungen<br />

5) Modularer Aufbau<br />

6) Einheit von Konzept und Sprache<br />

7) Begleitung nach dem Seminar für die Umsetzung von Projekten<br />

Termine und weitere Infos unter www.RedEd.at<br />

Oder fordern Sie das Programm direkt an: info@RedEd.at<br />

vD


Beschaffung<br />

Spezial<br />

ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF<br />

„Für jede Kaserne<br />

gibt es einen eigenen<br />

Lieferanten.“<br />

W i s s e n<br />

NEUE LOCATION:<br />

Messe und Fachtagung<br />

MESSE WIEN<br />

4. November 20<strong>10</strong><br />

9:30–17:00 Uhr<br />

Florian Unterberger, BBG<br />

Crossborder mit Peppol<br />

Peppol hat zum Ziel, die elektronische Kommunikation<br />

zwischen Lieferanten und den<br />

öffentlichen Auftraggebern voranzutreiben und<br />

europaweit zu vereinheitlichen. Jedes Unternehmen<br />

in Europa soll mit jedem öffentlichen<br />

Auftraggeber in jedem EU-Land auf der Basis<br />

standardisierter Verfahren elektronisch und<br />

ohne Medienbruch kommunizieren können.<br />

Die bestehenden nationalen Lösungen werden<br />

verbunden und nach den gleichen Standards<br />

ausgerichtet. Dies wurde in den letzten Monaten<br />

im Zuge der Test-Pilot-Phase international<br />

evaluiert.<br />

Österreichs größte Beschaffungsmesse<br />

160 Aussteller auf über 8.000 m 2 erleben<br />

Vom Expertenaustausch profitieren<br />

Neue Produkte unter die Lupe nehmen<br />

Mit Ihren BBG-Partnern ins Gespräch kommen<br />

Beim Innovationspreis von den Besten lernen<br />

Einmal an das Peppol-Netzwerk angeschlossen,<br />

ermöglicht dies den elektronischen<br />

Empfang und das Versenden von allen<br />

Dokumenten des Beschaffungsprozesses (Kataloge,<br />

Bestellungen, Auftragsbestätigungen,<br />

Lieferscheine, Rechnungen und Mahnungen)<br />

von und an alle internationalen Teilnehmer im<br />

Peppol-Netzwerk über die gemeinsame Infrastruktur.<br />

Österreich ist mit dem Konsortium<br />

peppol.at (BBG, BMF und BRZ) federführend<br />

an der Entwicklung und Implementierung der<br />

Standards beteiligt. Österreichischen KMUs<br />

soll damit ein barrierefreier Zugang zum<br />

internationalen Beschaffungsmarkt ermöglicht<br />

werden.<br />

C. Redtenbacher<br />

54 Oktober <strong>10</strong><br />

Ihr Einkaufsbudget um 18 % entlasten<br />

bar. Dann müsse man E-Procurement mit<br />

Vorsicht einsetzen. So etwa bei individuellen<br />

Beratungen, die Ministerien in<br />

strategischen Fragen unterstützen. „In<br />

diesem Geschäftsfeld bauen wir sukzessive<br />

ein Produktportfolio auf. Beratungen<br />

sind hochgradig individuell, da ist<br />

die Vertragsgestaltung schwieriger als bei<br />

Büromöbeln“, sagt Unterberger. Deshalb<br />

setze man hier auf zweistufige Verfahren:<br />

Lieferanten – in diesem Fall Beratungsdienstleister<br />

– werden in der ersten Stufe<br />

präqualifiziert. In der zweiten Stufe entwickle<br />

man auf den Kunden zugeschnittene<br />

Kampagnen – also ein erstes Konzept,<br />

das den Beratungserfordernissen des<br />

Kunden entspricht. Der, der das Anforderungsprofil<br />

am besten trifft, kommt<br />

zum Zug. „Es gibt Ministerien, die diesen<br />

Prozess bereits über uns abwickeln, etwa<br />

das Justiz-, das Infrastruktur- und das<br />

Finanzministerium. Jene Ministerien, die<br />

auf Ressourcen im eigenen Haus setzen<br />

und externe Berater selber beauftragen,<br />

umwerben wir“, sagt Nemec. Da es sich<br />

um ein Vertrauensthema handelt, setzt die<br />

BBG bei derartigen Ausschreibungen auf<br />

die Berücksichtigung individueller Wünsche.<br />

Informationen & Anmeldung:<br />

www.bbg.gv.at/nutzenleben<br />

Regionaler Fokus<br />

Besonders berücksichtigt werden bei<br />

den Beschaffungsvorgängen KMU. 76<br />

Prozent der Lieferanten rekrutieren sich<br />

bereits aus klein- und mittelständischen<br />

Unternehmen. „Vom Gesetzgeber haben<br />

wir die Vorgabe, dass KMU in acht Branchen<br />

verstärkt zum Zug kommen“, sagt<br />

Nemec. Grundsätzlich liegt die Logik in<br />

der Branche: Während KMU in den Sektoren<br />

IT-Hardware nicht mithalten können,<br />

gibt es bei der Instandhaltung, der Wartung<br />

und Beratung viele kleinere regionale<br />

Subunternehmer. Bei Produkten mit<br />

kurzem Lebenszyklus wird grundsätzlich<br />

regional ausgeschrieben – etwa bei Backwaren,<br />

Fleisch und Wurstwaren. „Da gibt<br />

es für jede Kaserne einen eigenen Lieferanten“,<br />

sagt Unterberger. „Es ist unbestritten,<br />

dass KMU ein Rückgrat der österreichischen<br />

Wirtschaft sind. Daher ist die<br />

Öffentliche Hand in ihrer Beschaffungspolitik<br />

klug beraten, diesen Betrieben<br />

eine Chance im Wettbewerb zu geben“, so<br />

Holoubek. Dass Regionalität in der Politik<br />

und somit auch im Beschaffungswesen<br />

nicht zu unterschätzen ist, bestätigt<br />

Nemec. Ob das einkaufstechnisch rational<br />

ist oder nicht, das sei eine andere Frage.<br />

Das Feedback der Kunden zeigt jedenfalls,<br />

dass die BBG eine sehr gute bis gute<br />

Entwicklung vollzogen hat. Während bis<br />

zum vergangenen Jahr ausschließlich in<br />

den Ministerien Befragungen zur Kundenzufriedenheit<br />

durchgeführt wurden,<br />

gab es 2009 erstmals eine über den Bund<br />

hinausgehende Erhebung, begleitet von<br />

einem Meinungsforschungsinstitut.<br />

Einsparungspotenzial im<br />

Gesundheitswesen<br />

Weiterdenken will die BBG nun im<br />

Gesundheitswesen, wo der Einkauf häufig<br />

mit Machtfragen verknüpft ist. Gesundheitsexperten<br />

sprechen von einem Einsparungspotenzial<br />

bis zu einer Milliarde<br />

pro Jahr durch Professionalisierung und<br />

Bündelung des Einkaufes. „Würde man<br />

sich endlich vom Gedanken lösen, mit<br />

dem Einkauf irgendwelche Lieferanten zu<br />

bestechen und Seilschaften zu bedienen,<br />

dann wird erkennbar, welche Entlastungen<br />

das für die Öffentliche Hand mit sich<br />

bringt“, sagt Unterberger. Nemec wünscht<br />

sich außerdem eine Vereinfachung des<br />

„zu sperrigen, zu komplexen und zu<br />

schwierig handhabenden Vergaberechts“.<br />

Als BBG-Geschäftsführer könne er sich in<br />

geschäftspolitischer Hinsicht über diese<br />

Komplexität freuen, beharrt aber dennoch<br />

auf dem ordnungspolitischen Argument.<br />

– Also einer Vereinfachung, die allen<br />

Beteiligten nutzt. An einfachen Lösungen<br />

werde zumindest BBG-intern gefeilt. Was<br />

die Usability des E-Procurements anbelangt,<br />

wird es noch einige Innovationen<br />

geben. Vielleicht werden sie schon bald<br />

„Crossborder“ in Richtung Europa führen.


Deine Spende<br />

wärmt Leonie.<br />

Gemeinsam Wunder wirken:<br />

Ein Wärmepaket kostet 30 Euro.<br />

Caritas-Sonntag am 14. November 20<strong>10</strong>.<br />

Inlandshilfe 20<strong>10</strong> - www.caritas.at<br />

PSK 7.700.004, Erste Bank 012-34560<br />

Wir helfen mit:


Karrieren<br />

Text<br />

Ursula Horvath<br />

Wissenschaftsministerium<br />

Frühere Hahn-Mitarbeiterin kümmert sich um die PR<br />

Martha Brinek leitet die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Wissenschaftsministerium (BMWF). Brinek<br />

war Pressesprecherin von Johannes Hahn – zuletzt in seiner Funktion als Wissenschaftsminister und<br />

davor als Landesparteiobmann der ÖVP Wien. Nach ihrem Studium der Pädagogik, Philosophie und<br />

Politikwissenschaft unterrichtete die gebürtige Niederösterreicherin am Österreichischen Gymnasium<br />

in Prag.<br />

Es folgten karitative Projekte – zum Beispiel die Arbeit mit Tschernobyl-Kindern – in Lettland und Weißrussland.<br />

Zurück in Österreich sammelte sie ab 1998 journalistische Erfahrungen – als Redakteurin für<br />

Radio und TV im ORF-Landesstudio Salzburg und als Wissenschaftsredakteurin bei Ö1.<br />

Land Vorarlberg<br />

Jurist schaut auf richtige Balance von Soll und Haben<br />

Die Vorarlberger Landesregierung hat eine Führungsposition neu besetzt. Walter Sandholzer ist seit 1.<br />

Oktober 20<strong>10</strong> neuer Vorstand der Abteilung Wirtschaftsrecht. Sandholzer trat nach dem Studium der<br />

Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck im Jahr 1990 in den Landesdienst ein.<br />

Er arbeitete in verschiedenen Abteilungen der Bezirkshauptmannschaften Bregenz und Feldkirch<br />

sowie im Amt der Landesregierung. Seit 1999 ist der gebürtige Dornbirner unter anderem als stellvertretender<br />

Vorstand der Abteilung Wirtschaftsrecht im Amt der Landesregierung tätig.<br />

Stadtmuseum Nordico<br />

Kuratorin leitet Museum<br />

Andrea Bina ist die neue Leiterin des Linzer Stadtmuseums Nordico. Die Oberösterreicherin leitete<br />

zuletzt die wissenschaftliche Fachbibliothek des Kunstmuseums Lentos und folgt nun Willibald Katzinger,<br />

der Anfang Mai in Ruhestand getreten ist. Bina war viele Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

des Lentos und davor in der Neuen Galerie der Stadt Linz, aus der sich später das Lentos entwickelte.<br />

Nach wie vor ist Bina Vorstandsmitglied des „Architekturforums Oberösterreich“. Für die Stadt Linz<br />

ist sie seit 1998 tätig: Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungsprojekte; unter anderem im Kulturhauptstadtjahr<br />

„Linz Blick. Stadtbilder in der Kunst 1909 – 2009“ im Lentos. Die gebürtige Linzerin studierte<br />

Kunstgeschichte in Kombination mit Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und in Atlanta<br />

(USA) und absolvierte einen Lehrgang für Kulturmanagement.<br />

Stadt Wien 1<br />

Bereichsdirektor vertritt Magistratsdirektor<br />

Das Führungsteam des neuen Wiener Magistratsdirektors Erich Hechtner ist komplett: Neuer<br />

Magistratsdirektor-Stellvertreter ist Wolfgang Müller. Der 44-jährige Jurist übernimmt diese Aufgabe<br />

zusätzlich zu seiner Funktion als Bereichsdirektor für Organisation und Sicherheit in der Magistratsdirektion.<br />

Nach dem Gerichtsjahr war Müller zunächst im Verteidigungsministerium (BMLVS) tätig, bevor er<br />

1991 in den Dienst der Stadt Wien trat. 1999 wurde der Jurist zum Präsidialchef des Bürgermeisters<br />

bestellt, im Februar 2005 außerdem zum Bereichsleiter für Sicherheitsmanagement. Während der<br />

Fußball-EM 2008 war Müller für die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden verantwortlich.<br />

Wilke Norbert Artner<br />

Land Vorarlberg<br />

privat<br />

Stadt Wien 2<br />

MA-Leiter übernimmt Doppelfunktion<br />

Zwei Spitzenfunktionen in der Magistratsdirektion der Stadt Wien wurden zusammengelegt und neu<br />

besetzt: Der 49-jährige Jurist Karl Pauer ist neuer Bereichsdirektor für Recht und leitet zusätzlich den<br />

in diesem Geschäftsbereich angesiedelten Verfassungsdienst.<br />

Ab 1997 war Pauer im Verfassungsdienst Dezernatsleiter für die Bereiche Finanzen, Vergaberecht,<br />

Dienstrecht, Wohnungswesen und Verkehrsrecht sowie Stellvertreter des Dienststellenleiters. Ab 2003<br />

leitete er die Magistratsabteilung 64, die für Bau-, Energie-, Eisenbahn- und Luftfahrtangelegenheiten<br />

zuständig ist. Pauer trat bereits 1980 in den Dienst der Stadt Wien und studierte neben seiner Arbeit in<br />

der MA 64 und im Unabhängigen Verwaltungssenat am Juridikum.<br />

Schaub-Walzer / PID<br />

56 Oktober <strong>10</strong>


Karrieren<br />

Karriereinfos senden Sie bitte an<br />

karrieren@republik-online.at.<br />

ÖBB Holding AG<br />

Medienmanagerin wird Kommunikationschefin<br />

Kristin Hanusch-Linser (Bild) ist die neue Leiterin der Bereiche Konzernkommunikation, Marketing und<br />

Werbung der ÖBB Holding. Hanusch-Linser wird auch die Geschäftsführung der konzerneigenen Werbeagentur<br />

CI&M übernehmen. Zuvor war die 46-Jährige Vorständin der RMA Regionalmedien Austria<br />

und Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Manz.<br />

Hanusch-Linser teilt sich die Leitung der Abteilung mit Michael Wimmer, der nach wie vor für die<br />

externe Kommunikation verantwortlich ist. In der Konzernzentrale ist nun auch eine Stelle für Kundenbeziehungsmanagement<br />

angesiedelt: Für den Aufbau dieser Stelle zeichnet Andreas Engel verantwortlich.<br />

Er war zuletzt Bereichsleiter Business and Market Intelligence bei der Telekom Austria. Der<br />

frühere ÖBB-Sprecher Alfred Ruhaltinger ist ausgeschieden.<br />

ÖBB<br />

AMS Oberösterreich<br />

Welser wechselt nach Linz<br />

Gerhard Strasser wurde zum stellvertretenden Landesgeschäftsführer des AMS Oberösterreich<br />

bestellt. Der bisherige Leiter des AMS Ried tritt die Nachfolge von Birgit Gerstorfer an, die die Funktion<br />

der Landesgeschäftsführerin übernommen hat. 1994 wurde Strasser zum Leiter der regionalen<br />

Geschäftsstelle Ried im Innkreis bestellt, seit über 30 Jahren ist er beim Arbeitsmarktservice bzw. dem<br />

früheren Arbeitsamt tätig.<br />

Schon 1978 begann Strasser seine berufliche Tätigkeit in der Leistungsabteilung des Arbeitsamtes<br />

Ried. Bevor er 1980 in die Serviceabteilung wechselte, war er ein Jahr lang in der Gastronomie – mit<br />

einem eigenen Kaffeehaus – tätig. Der zweifache Familienvater ist ausgebildeter Lebens- und Sozialberater.<br />

AMS OÖ<br />

Bezirkshauptmannschaft Lienz<br />

Mediatorin macht Karriere in Tirol<br />

Olga Reisner ist neue Bezirkshauptfrau von Lienz. Die promovierte Juristin und ausgebildete Mediatorin<br />

trat im September 2002 in den Landesdienst ein. Zuletzt war Reisner Leiterin des Rechtsreferates<br />

in der Abteilung Umweltschutz. Nach dem Studium und einer verlängerten Gerichtspraxis im Oberlandesgericht<br />

Innsbruck war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in Ausbildung an der Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck.<br />

Mit Olga Reisner sind nun zwei von acht Bezirkshauptmannschaften in Tirol mit Frauen besetzt. Der<br />

scheidende Bezirkshauptmann Paul Wöll ging nach 41 Jahren im Landesdienst – davon zehn Jahre als<br />

Bezirkshauptmann von Lienz – heuer in Pension.<br />

Land Tirol<br />

Verbund Tourismus GmbH<br />

Krisenmanager übernimmt Geschäftsführung<br />

Gerhard Walter wurde per 1. Oktober zum neuen Geschäftsführer der Verbund Tourismus GmbH<br />

bestellt. In der Tochterfirma der Verbund AG ist die touristische Infrastruktur rund um die Speicherkraftwerke<br />

Kaprun (Salzburg), Malta (Kärnten), Reißeck (Kärnten) und Schlegeis (Tirol) gebündelt.<br />

Walter begann seine berufliche Laufbahn 1990 in der Marketingabteilung der Bregenzer Festspiele. Ein<br />

Jahr später wechselte er nach New York, um beim Austrian National Tourist Office zu arbeiten. Zurück<br />

in Österreich stand Walter dem Tourismusverband Galtür vor und zeichnete in dieser Funktion auch<br />

für das Krisenmanagement rund um die Lawinenkatastrophe von 1999 verantwortlich. Ab 2004 war<br />

Walter Geschäftsführer der Lech Zürs Tourismus GmbH, 2005 wurde er außerdem zum Direktor der<br />

Arlberg Marketing GmbH bestellt.<br />

Verbund Tourismus GmbH<br />

Wirtschaftskammer Österreich<br />

Neue Handelsdelegierte sind im Einsatz<br />

In der Außenwirtschaft Österreich (AWO) gibt es weitere Veränderungen: Peter Hasslacher (Bild) ist<br />

seit Anfang September neuer Handelsdelegierter in Sarajevo. Zuletzt leitete er in der AWO die Gruppe<br />

Marketing. Seit 1989 in der Wirtschaftskammer, sammelte er Erfahrungen in Kopenhagen, Warschau<br />

und Zagreb.<br />

Pierre Prunis ist Handelsdelegierter für die Wirtschaftskammer in Riyadh in Saudi Arabien. Nach Einsätzen<br />

in Bangkok und Algier war der 38-Jährige zuletzt Leiter des Zweigbüros der Außenwirtschaft<br />

Österreich in Montreal. Andreas Stauber ist neuer Handelsdelegierter in Oslo. Der 37-Jährige war<br />

bereits in Brüssel, New York und Sofia tätig. Thomas Glück hat die Leitung des Zweigbüros der WKO<br />

in Montreal übernommen. Und Konstantin Bekos ist österreichischer Handelsdelegierter in Ankara.<br />

WKO<br />

Oktober <strong>10</strong> 57


Privat<br />

Interview<br />

Stefan Grampelhuber<br />

„Verhandlungen mit Systempartnern<br />

laufen weniger sachlich ab“<br />

Der REPUBLIK-Wordrap im Oktober: Urbanes Urlaubsfeeling, alte<br />

Tonbandgeräte und Frauenquoten bewegen WGKK-Obfrau Ingrid Reischl.<br />

Wie würden Sie sich selbst in einem<br />

Satz beschreiben?<br />

Zielorientiert, engagiert und kämpferisch<br />

– vor allem, wenn es um die Interessen<br />

unserer Versicherten geht.<br />

Was hat Sie an Ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit positiv überrascht?<br />

Die gute Zusammenarbeit und Solidarität<br />

zwischen den Sozialversicherungsträgern<br />

und vor allem den Obleuten.<br />

Ludwig Schedl<br />

Haben Sie ein Vorbild?<br />

Meinen Vater, der mich von Kindheit<br />

an politisch erzogen hat.<br />

Gibt es ein prägendes Erlebnis in<br />

Ihrer Kindheit, an das Sie sich noch heute<br />

erinnern?<br />

Das Spielen von Brecht-Liedern auf<br />

Uralt-Tonbandgeräten.<br />

Was hat Sie an Ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit negativ überrascht?<br />

Dass Verhandlungsrunden mit<br />

Systempartnern manchmal weniger sachlich<br />

als persönlich ablaufen.<br />

Welche persönliche Veränderung<br />

haben Sie sich schon lange vorgenommen?<br />

Mehr auf Urlaub zu gehen.<br />

S t e c k b r i e f<br />

Ingrid Reischl<br />

Geboren: 24. Dezember 1958 in Wien<br />

1977 bis 1985: Erzieherin bei der Gemeinde<br />

Wien (MA 11)<br />

1983 bis 1989: Studium der Politikwissenschaft<br />

mit Fächerkombination (Publizistik,<br />

Philosophie, Geschichte, Pädagogik) an der<br />

Uni Wien<br />

1990 bis 1994: Gewerkschaft der Privatangestellten<br />

(GPA), Sekretär der Geschäftsführung<br />

1994 bis 1996: GPA, Leiterin des Grundsatzreferats<br />

1996 bis 2000: GPA, Leiterin des Büros des<br />

Vorsitzenden (Grundlagen, Public Relations,<br />

Internationales)<br />

2000 bis 2006: GPA, stv. Geschäftsbereichsleiterin<br />

Backoffice und Support<br />

Seit 2007: GPA, Druck-Journalismus-Papier:<br />

Leiterin des Grundlagenbereiches<br />

Seit 2009: Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse<br />

(WGKK); außerdem: Vorsitzende der<br />

Trägerkonferenz des Hauptverbandes<br />

Ingrid Reischl ist Mutter von zwei Töchtern.<br />

Haben Sie einen Lieblingsplatz in<br />

Wien?<br />

Die Alte Donau und die Donauinsel.<br />

Dort bekommt man Urlaubsfeeling mitten<br />

in der Großstadt.<br />

Sie sind neben Renate Römer die einzige<br />

Frau an der Spitze eines SV-Trägers.<br />

Weshalb ist es für Frauen schwierig, in<br />

Spitzenpositionen der Verwaltung vorzudringen?<br />

Frauen haben es auch in der Privatwirtschaft<br />

schwer. Aber gerade im Öffentlichen<br />

Dienst wäre es eine gute Möglichkeit,<br />

Quotenregelungen einzuführen.<br />

Was empfinden Sie als den größten<br />

Luxus in Ihrem Leben?<br />

Wenn ich ungestört drei Stunden dazu<br />

komme, Sport zu treiben.<br />

Welche Entscheidung hätten Sie gerne<br />

anders gefällt?<br />

Mein Studium gleich durchzuziehen<br />

– und nicht neben Berufstätigkeit und<br />

Kindern.<br />

Gibt es etwas, wovon Sie nie genug<br />

bekommen können?<br />

Tintenfisch.<br />

Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem<br />

Nachtkästchen?<br />

Gar keines. Stattdessen leider ein Berg<br />

an Arbeitsunterlagen.<br />

Welchen Film haben Sie zuletzt im<br />

Kino gesehen?<br />

Im Kino war ich schon länger nicht<br />

mehr. Auf DVD habe ich mir die letzten<br />

Produktionen von Michael Moore angesehen.<br />

Sie sind begeisterte Radfahrerin. Fahren<br />

Sie auch jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit?<br />

Die Strecke von mir zuhause in die<br />

Wiener GKK ist recht gefährlich. Zum<br />

Radfahren komme ich im Moment daher<br />

eher in der Freizeit.<br />

Auch Bergwandern zählt zu Ihren<br />

Leidenschaften. Welcher Gipfel ist Ihnen<br />

am meisten in Erinnerung?<br />

Die Berge in La Gomera sind ziemlich<br />

herausfordernd. An diese Aufstiege denke<br />

ich sehr oft und gerne.<br />

Morgenmuffel oder Frühaufsteher?<br />

Da gibt es Interpretationsspielraum.<br />

Wenn ich so gegen acht Uhr in der Früh<br />

aufstehen kann, ist das für mich ein idealer<br />

Zeitpunkt.<br />

58 Oktober <strong>10</strong>


Seminare auch getrennt buchbar!<br />

Die Informationsflut<br />

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Zwei Seminare<br />

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REFERENT<br />

Zach Davis, Bestsellerautor, Peoplebuilding® – Institut für nachhaltige Effektivität<br />

Tipps für effizienteres<br />

Arbeiten im Berufsalltag!<br />

Termin: Dienstag, 12. Oktober 20<strong>10</strong><br />

Ort: Austria Trend Hotel Ananas Wien<br />

Pauschale: ¤ 590,– (exkl. 20 % USt)<br />

Kombinationsbuchung<br />

für beide Seminartage:<br />

Pauschale: ¤ 1.090,–<br />

statt ¤ 1.180,–<br />

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im Schlaf beherrschen und sich nicht mehr vorstellen können, wie Sie<br />

je ohne ausgekommen sind. Profitieren Sie vom unmittelbaren Praxisnutzen,<br />

denn all das wird Ihnen live vor Ort am PC oder Notebook vorgeführt und Sie<br />

können das Erlernte am nächsten Tag in Ihrer Arbeitspraxis umsetzen!<br />

TEILNEHMERKREIS<br />

• Alle, die tagtäglich viele Stunden am PC arbeiten und Zeit sparen wollen<br />

REFERENT<br />

Berthold Glass, Peoplebuilding® – Institut für nachhaltige Effektivität<br />

INFORMATIONEN UND ANMELDUNG<br />

Veranstaltungsmanagement<br />

Elisabeth Pecina<br />

T (01) 546 64-146<br />

E e.pecina@RedEd.at<br />

Termin: Mittwoch, 13. Oktober 20<strong>10</strong><br />

Ort: Austria Trend Hotel Ananas Wien<br />

Pauschale: ¤ 590,– (exkl. 20 % USt)<br />

MAP<strong>10</strong>A12<br />

Wir freuen uns schon auf Ihre Anmeldung und stehen Ihnen gerne<br />

für weitere Auskünfte zur Verfügung!<br />

Telefon: (01) 546 64-148 • Fax: (01) 546 64-514<br />

E-Mail: anmeldung@RedEd.at • www.RedEd.at

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