Laienbericht - Vinnolit
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EU-LIFE-Projekt<br />
PVClean – Optimierung der Prozesswasserführung<br />
bei der S-PVC-Herstellung<br />
<strong>Laienbericht</strong><br />
Gefördert mit Mitteln der EU im<br />
Projekt LIFE06 ENV/D/000470<br />
Laufzeit 01.12.2005 bis 31.12.2008<br />
Gesamtprojektdauer 37 Monate<br />
Durchgeführt am Standort Knapsack<br />
der <strong>Vinnolit</strong> GmbH & Co. KG
Einleitung<br />
PVC ist der Kunststoff, der weltweit<br />
mengenmäßig an dritter Position steht.<br />
Er wird in Europa zu rund 70 % für<br />
langlebige Artikel im Baubereich eingesetzt.<br />
Rohre werden ebenso aus PVC<br />
hergestellt wie Fensterrahmen, Bodenbeläge<br />
und Dichtungsbahnen. Weitere<br />
wichtige Anwendungen finden sich im<br />
Bereich Elektro / Elektronik, Automotive<br />
und Verpackung.<br />
Der weltweite Bedarf an PVC beträgt<br />
ca. 35 Mio. Tonnen pro Jahr. In Europa<br />
ist Deutschland mit rund 1,7 Mio.<br />
Tonnen der größte PVC-Verbraucher,<br />
gefolgt von Italien mit rund 900.000<br />
Tonnen sowie Großbritannien und<br />
Frankreich mit jährlich 600.000 Tonnen.<br />
Weltweit wird mit einem durchschnittlichen<br />
Verbrauchswachstum von 4 bis<br />
5 % gerechnet. Die größten Zuwachsraten<br />
werden dabei in Asien erwartet.<br />
2
Wasserverbrauch<br />
bei der Herstellung<br />
Die Herstellung von PVC erfolgt<br />
durch Polymerisation von Vinylchlorid<br />
(VC). Der Prozess läuft üblicherweise<br />
unter Druck in einem wässrigen System<br />
ab. Das dabei verwendete Wasser fällt<br />
nach Abtrennung des Kunststoffs als<br />
Abwasser an, wird in biologischen Kläranlagen<br />
gereinigt und in die Vorfluter<br />
eingeleitet.<br />
Die Polymerisation erfolgt beim<br />
mengenmäßig mit Abstand bedeutendsten<br />
Suspensions-Verfahren (S-PVC)<br />
diskontinuierlich, also batch- bzw.<br />
„portionsweise“, in einem großen Reaktor.<br />
Dazu werden Vinylchlorid, vollentsalztes<br />
Wasser und verschiedene<br />
Hilfsstoffe unter Druck erhitzt, bis die<br />
Polymerisation einsetzt. Nach mehreren<br />
Stunden sind am Ende des Prozesses<br />
ca. 90 % des Vinylchlorids zu PVC umgesetzt,<br />
das in Form kleiner Partikel<br />
im Trägermedium Wasser verteilt ist.<br />
In Zentrifugen können das Wasser<br />
und die PVC-Partikel voneinander getrennt<br />
werden. Diese Trennung erfolgt<br />
aber nicht zu 100 %, so dass insbesondere<br />
PVC-Kleinstpartikel im Wasser<br />
verbleiben.<br />
Wird das Wasser mit den darin enthaltenen<br />
Partikeln in den Produktionsprozess<br />
zurückgeführt, verschlechtert<br />
sich dadurch die Qualität des PVC in<br />
nicht akzeptabler Weise. Das Wasser<br />
wird daher üblicherweise ausgeschleust<br />
und als Abwasser zur Abwasserbehandlungsanlage<br />
des Werkes geleitet.<br />
Für jede Produktionscharge wird<br />
neues Wasser eingesetzt. Die notwendige<br />
Frischwassermenge liegt bei ca. 3<br />
bis 4 m³ pro Tonne PVC. Da das Wasser<br />
bei der Polymerisation nicht verbraucht<br />
wird, könnte es jedoch bei geeigneter<br />
Reinigung in den Produktionsprozess<br />
zurückgeführt werden.<br />
VC<br />
VC-Recycling<br />
thermische<br />
Trocknung<br />
PVC-Feststoff<br />
Wasserdampf<br />
Additive<br />
Wasser<br />
Polymerisation<br />
VC<br />
PVC<br />
Wasser<br />
Zentrifuge<br />
PVC<br />
Wasser<br />
Abwasser-<br />
Abtrennung<br />
PVC / Wasser<br />
Wasser<br />
Verwertung<br />
Vorfluter<br />
Abb. 1: State of the Art Stoffkreislauf bei der S-PVC-Produktion<br />
3
Die Idee<br />
Die Idee bei <strong>Vinnolit</strong> war, durch Abtrennen<br />
der PVC-Kleinstpartikel das als<br />
reines Trägermedium eingesetzte Wasser<br />
wieder als Prozesswasser verwenden<br />
zu können.<br />
Ziel des Projektes „PVClean“ war die<br />
Entwicklung eines geeigneten Verfahrens,<br />
um diese Wiederverwendung des<br />
Prozesswassers durch die Anpassung des<br />
Produktionsprozesses (Abb. 2) zu ermöglichen.<br />
Dadurch gelang es die einzusetzende<br />
Frischwassermenge sowie<br />
die Abwassermenge bei der Polymerisation<br />
stark zu reduzieren und die Umweltbilanz<br />
des Gesamtprozesses deutlich<br />
zu verbessern.<br />
3<br />
VC-Recycling<br />
thermische<br />
PVC-Feststoff<br />
VC<br />
Trocknung<br />
Wasserdampf<br />
PVC<br />
H 2<br />
O<br />
Additive<br />
Wasser<br />
Polymerisation<br />
VC<br />
PVC<br />
Wasser<br />
Zentrifuge<br />
PVC<br />
Wasser<br />
PVC-<br />
Abtrennung<br />
PVC / Wasser<br />
Abwasserbehandlung<br />
Wasser-Rückführung<br />
Abb. 2: „PVClean”-Prozess<br />
4<br />
4 4
Die Umsetzung<br />
Das Resultat<br />
Abb. 6: Effizienz des Filterprozesses<br />
(links Wasser direkt aus der S-PVC-<br />
Produktion, Mitte Retentat [aufkonzentriert],<br />
rechts gefiltertes Wasser)<br />
6<br />
Nach aufwendigen Vorversuchen<br />
wurde im Rahmen des Projekts ein<br />
Ultrafiltrationsverfahren entwickelt, mit<br />
dem die nur wenige Mikrometer großen<br />
PVC-Partikel aus dem Prozesswasser<br />
gefiltert werden können. Diese<br />
Filtrationsanlage wurde anschließend<br />
für den großtechnischen Einsatz im<br />
Suspensions-PVC-Betrieb Knapsack geplant,<br />
aufgebaut und in Betrieb genommen<br />
(Abb. 3 und 4).<br />
Bei der Ultrafiltration wird das Prozesswasser<br />
durch Filterelemente (Abb. 5)<br />
geleitet, deren Poren groß genug sind,<br />
dass das Wasser gut hindurchströmen<br />
kann, aber klein genug sind, damit die<br />
PVC-Partikel zurückgehalten werden.<br />
Es ist gelungen, die Ultrafiltrationsanlage<br />
in den Regelbetrieb der Produktionsanlagen<br />
zu integrieren.<br />
Mit dieser Technik wird das aus der<br />
S-PVC-Produktion stammende Wasser<br />
aufbereitet und weitgehend von den<br />
PVC-Partikeln befreit (Abb. 6). Das aufbereitete<br />
Wasser kann dann wieder in<br />
die Produktion zurückgeführt werden.<br />
Dadurch werden nur noch ca. 1,4 bis<br />
1,5 m³ Frischwasser je Tonne S-PVC<br />
und somit ca. 50 % weniger als früher<br />
benötigt.<br />
Die Filterleistung bleibt langfristig<br />
konstant, so dass das Verfahren zur<br />
Wiederverwendung von Prozesswasser<br />
auch wirtschaftlich sinnvoll ist.<br />
Bei einer dauerhaften Kreislaufführung<br />
werden die anfangs angestrebten<br />
50 % Wassereinsparung erreicht.<br />
Durch die Weiterentwicklung des Verfahrens<br />
soll das Einsparpotenzial weiter<br />
vergrößert werden.<br />
In den ersten 6 Monaten nach ihrer<br />
Einbindung in den Regelbetrieb<br />
erreichte die Ultrafiltration einen Laufzeitanteil<br />
von mehr als 99 %. Das Verfahren<br />
und die Anlage haben sich als<br />
sehr robust erwiesen. Mit der erreichten<br />
Filterleistung wurde das Projektziel,<br />
die Einsparung von Frischwasser<br />
bei der S-PVC-Produktion und eine<br />
entsprechende Reduzierung der Abwassermenge<br />
durch die Aufbereitung<br />
und Rückführung von Prozesswasser, in<br />
vollem Umfang erreicht.<br />
Abb. 3: Bau der Halle und<br />
der Infrastruktur<br />
Abb. 4: In dieser Halle<br />
befindet sich die eigentliche<br />
Ultrafiltrationsanlage<br />
5<br />
5<br />
Abb. 5: Eingesetzter Keramikfilter<br />
5
Die Zukunft<br />
Das Verfahren kann nicht nur in<br />
Neuanlagen, sondern – wie im Projekt<br />
nachgewiesen – auch in bestehende Produktionsumgebungen<br />
integriert werden.<br />
Insbesondere für PVC-Hersteller in<br />
wasserarmen Ländern Europas (Spanien,<br />
Portugal), Asiens (China, Indien)<br />
oder des Mittleren Ostens (arabische<br />
Länder) bietet sich somit eine Möglichkeit,<br />
die knappe Ressource Frischwasser<br />
sparsam einzusetzen.<br />
Die Markteinführung der Technologie<br />
soll in folgenden Schritten erfolgen,<br />
wobei zunächst immer die Übertragbarkeit<br />
des Verfahrens auf den jeweiligen<br />
Produktionsbetrieb geprüft werden<br />
muss:<br />
1. Einführung an den <strong>Vinnolit</strong>-Produktionsstandorten<br />
2. Vorstellung bei den bestehenden Lizenznehmern<br />
der <strong>Vinnolit</strong> GmbH & Co. KG<br />
3. Langfristige Verbreitung durch die Gewinnung neuer Lizenznehmer<br />
Dadurch soll erreicht werden, dass<br />
nicht nur lokal eine deutliche Reduktion<br />
der Abwassereinleitung erzielt<br />
wird, sondern durch die Nutzung der<br />
neuen Technologie weltweit langfristig<br />
der Frischwasserverbrauch im Bereich<br />
der PVC-Herstellung – derzeit geschätzt<br />
auf 90 bis 120 Mio. m³ pro Jahr – um<br />
ca. 25 bis 40 % gesenkt wird.<br />
6
<strong>Vinnolit</strong>-Gruppe<br />
<strong>Vinnolit</strong> ist – mit einer Kapazität<br />
von 780.000 Jahrestonnen – einer der<br />
führenden PVC-Rohstoffhersteller in<br />
Europa und weltweit unter den Top<br />
Ten der PVC-Erzeuger. Die nationalen<br />
und internationalen Aktivitäten des<br />
Unternehmens werden aus Ismaning<br />
(München) gesteuert. Produktionsstandorte<br />
sind in Burghausen, Gendorf,<br />
Knapsack, Köln, Schkopau und<br />
Hillhouse (UK). <strong>Vinnolit</strong> erzielte im<br />
Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von<br />
846 Mio. € und beschäftigt ca. 1.500<br />
Mitarbeiter.<br />
<strong>Vinnolit</strong> produziert und vermarktet<br />
ein breit gefächertes PVC-Produktsortiment,<br />
das alle gängigen PVC-Anwendungen<br />
abdeckt, die z. B. im Bausektor,<br />
Zugleich ist <strong>Vinnolit</strong> ein führender<br />
Hersteller und Lieferant für Zwischenprodukte<br />
wie Natronlauge, Vinylchlorid<br />
und Zinntetrachlorid, die für die<br />
Weiterverarbeitung in der chemischen<br />
Industrie, aber auch in anderen Branchen<br />
benötigt werden.<br />
<strong>Vinnolit</strong> ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />
PVC und Umwelt e. V. (AgPU)<br />
und bei PlasticsEurope Deutschland,<br />
dem Verband der deutschen Kunststofferzeuger.<br />
Zur Koordination und<br />
Bearbeitung von umweltrelevanten Fragestellungen<br />
auf europäischer Ebene<br />
in der Automobilindustrie oder in der<br />
Medizintechnik täglich zum Einsatz<br />
kommen. Ob PVC für Fensterprofile,<br />
Rohre und Fittings, Hartfolien, Fußböden,<br />
Tapeten, technische Beschichtungen,<br />
Kfz-Unterbodenschutz oder<br />
Infusionsbeutel, für alle Produktanforderungen<br />
verfügt <strong>Vinnolit</strong> über die<br />
geeigneten Produktionsverfahren. Auf<br />
dem Gebiet der PVC-Spezialitäten für<br />
höherwertige Anwendungen ist das<br />
Unternehmen weltweit Markt- und<br />
Technologieführer.<br />
<strong>Vinnolit</strong> lizensiert in Zusammenarbeit<br />
mit Anlagenbauer Uhde die komplette<br />
Prozesskette von 1.2 Dichlorethan<br />
über Vinylchlorid zu PVC sowie<br />
einzelne Anlagenkomponenten und<br />
Produkte wie z. B. Katalysatoren für<br />
die Direktchlorierung oder Zyklontrockner<br />
für die PVC-Trocknung. Darüber<br />
hinaus besitzt das Unternehmen<br />
umfangreiche Erfahrungen bei der Planung<br />
und dem Bau neuer wie auch der<br />
Modernisierung bestehender Produktionsstätten.<br />
ist das Unternehmen Mitglied von<br />
Plas-ticsEurope, dem Verband der europäischen<br />
Kunststoffhersteller sowie<br />
des European Council of Vinyl Manufacturers<br />
(ECVM).<br />
<strong>Vinnolit</strong> unterstützt Vinyl 2010 –<br />
die freiwillige Selbstverpflichtung der<br />
europäischen PVC-Hersteller zur Nachhaltigen<br />
Entwicklung.<br />
Das Projekt „PVClean“ wurde am<br />
<strong>Vinnolit</strong>-Standort im Chemiepark Knapsack,<br />
südwestlich von Köln, entwickelt<br />
und durchgeführt.<br />
7
INCREON<br />
Für weitere Informationen über dieses Projekt kontaktieren Sie bitte:<br />
Dipl.-Ing. Heribert Schmitz oder Dipl.-Ing. Jörg Heßberg<br />
<strong>Vinnolit</strong> GmbH & Co. KG<br />
Werk Knapsack<br />
Industriestraße 149<br />
50354 Hürth<br />
Deutschland<br />
Tel.: 02233-48-0 (Zentrale)<br />
E-Mail: heribert.schmitz@vinnolit.com, joerg.hessberg@vinnolit.com