magazin für lebensaspekte und glauben 0212 - Stiftung Gott hilft
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LEITARTIKEL// LEBENDIG/ <strong>0212</strong><br />
durch innert Kürze nicht nur ihren Ruf, sondern<br />
auch ihren Job <strong>und</strong> ihre öffentlichen Ämter verloren.<br />
Wir sind uns oft zu wenig bewusst, dass die<br />
Spuren, die wir im Internet hinterlassen, nicht wieder<br />
zu löschen sind. Das Internet ist mehr als ein<br />
Spiel, es ist das Leben. Was wir online preisgeben,<br />
hat Auswirkungen auf das reale Leben.<br />
Chatten<br />
Chatten, also übers Internet plaudern <strong>und</strong> sich unterhalten,<br />
oft mit einer Webcam, mit der man sich<br />
gegenseitig sieht, ist eine scheinbar harmlose<br />
Freizeitbeschäftigung. Leider sind gerade Teeniechats<br />
ein Tummelplatz für pädosexuelle Erwachsene.<br />
Ermittlungen der Polizei haben ergeben,<br />
dass Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in der Schweiz in einem<br />
Chatroom im Durchschnitt nach 2,6 Minuten<br />
sexuell angemacht werden. Im Chat geben sich<br />
Leute eine falsche Identität. Die virtuellen Profile<br />
haben oft nicht das Geringste mit der Person dahinter<br />
zu tun. Darauf fallen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
sehr häufig herein.<br />
Medienkompetenz<br />
Medienkompetente Mensche sind nicht nur technisch<br />
versiert <strong>und</strong> wissen, wie man die Geräte benutzt<br />
<strong>und</strong> was man mit ihnen machen kann, sondern<br />
sie kennen auch die Gefahren <strong>und</strong> wissen,<br />
wie sie reagieren müssen, wenn sie an schlechte<br />
Inhalte oder dubiose Kontakte geraten. Medienkompetenz<br />
zeigt sich auch in einer verantwortungsvollen<br />
<strong>und</strong> sinnvollen Nutzung der Medien.<br />
Die Frage ist: Habe ich die Medien im Griff oder<br />
haben sie mich im Griff? Neue Medien sind eine<br />
w<strong>und</strong>erbare Erfindung, so lange ich selbst bestimme,<br />
wann <strong>und</strong> wie lange ich sie nutze. Jedes Gerät<br />
hat einen Abschaltknopf. Kann ich mir Grenzen<br />
setzen <strong>und</strong> meinen Medienkonsum einschränken,<br />
oder lasse ich mich von meiner Lust auf Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> Zerstreuung verleiten? Überlege ich mir,<br />
was ich eigentlich im Internet machen will, bevor<br />
ich online gehe?<br />
Es braucht Selbstdisziplin,<br />
sich Grenzen zu setzen,<br />
was den Medienkonsum<br />
betrifft<br />
Rousseau beschreibt das Wesen der Freiheit sehr<br />
treffend: Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,<br />
dass er tun kann, was er will, sondern dass er<br />
nicht tun muss, was er nicht will.<br />
Es braucht Selbstdisziplin, sich Grenzen zu setzen,<br />
was den Medienkonsum betrifft. Es braucht<br />
Selbstdisziplin, sich digitale Ruhepausen zu verordnen.<br />
Warum nicht einmal in der Woche einen<br />
internetfreien Tag machen – wir werden nichts<br />
Weltbewegendes verpassen. Oder zuhause eine<br />
handy- <strong>und</strong> internetfreie Begegnungszone einrichten,<br />
wo ungestörte Begegnungen <strong>und</strong> Gespräche<br />
möglich sind?<br />
Krankmachender Medienkonsum?<br />
Wir achten alle auf unsere Ernährung. Wir essen<br />
ges<strong>und</strong>, biologisch, aus der Region für die Region,<br />
genug Früchte <strong>und</strong> Gemüse, aber wie sieht das<br />
bei der geistigen Nahrung aus? Welche Informationen<br />
<strong>und</strong> Bilder nehmen wir auf? Wir schauen uns<br />
in den Medien Handlungen an, die uns im realen<br />
Leben anwidern oder sogar traumatisieren würden.<br />
Auch geistige Nahrung kann ges<strong>und</strong> oder<br />
vergiftet sein. Wie unser Essen unseren Körper<br />
ges<strong>und</strong> oder krank machen kann, so kann auch die<br />
geistige Nahrung unsere Persönlichkeit heilen<br />
oder schädigen.<br />
Medienpädagogische Gr<strong>und</strong>haltung:<br />
Vorbild <strong>und</strong> Liebe<br />
Der Pädagoge Friederich Fröbel hat den Begriff<br />
Erziehung prägnant erklärt: «Erziehung besteht<br />
aus zwei Dingen: Beispiel <strong>und</strong> Liebe.<br />
Das gilt auch für die Medienerziehung. Unser Vorbild<br />
<strong>und</strong> unsere positive, liebende Gr<strong>und</strong>haltung<br />
sind die wichtigsten Vorraussetzungen für eine<br />
gelingende Begleitung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
im Umgang mit den Neuen Medien: Wie<br />
mich meine Kinder im Umgang mit dem Smartphone<br />
erleben, das prägt sie nachhaltig. Eine intakte<br />
Beziehung, eine Vertrauensbasis ist die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die unvermeidliche Auseinandersetzung<br />
im Alltag um Grenzen, Regeln <strong>und</strong> Verbote.<br />
Wenn diese Gr<strong>und</strong>lage vorhanden ist, dann ist<br />
es nicht so entscheidend, wo wir Grenzen setzen,<br />
oder welche Regeln wir haben.<br />
Kontrolle, Schutz <strong>und</strong> Begleitung, die dem Alter<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung angepasst werden, sind nö-<br />
tig, um das Ziel, nämlich einen selbstständigen,<br />
verantwortungsvollen Umgang mit den Medien,<br />
zu erreichen. Verbote machen in einer frühen Entwicklungsstufe<br />
Sinn: Die beschützende Haltung<br />
ist in einem gewissen Alter pädagogisch richtig.<br />
Erstklässler brauchen kein Handy. Bis 9 Jahre ist<br />
ein Internetverbot sinnvoll. Und bis 12 Jahre sollte<br />
ein Kind nur unter Aufsicht ins Internet. Auch mit<br />
16 braucht es keinen Fernseher <strong>und</strong> Computer im<br />
eigenen Zimmer.<br />
Für die ersten Erfahrungen mit dem Internet gibt<br />
es mittlerweile sehr viele spezialisierte Seiten für<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Es gibt Kindersuchmaschinen,<br />
mit denen ein Kind nicht zufällig auf Sexseiten<br />
stossen kann, es gibt Internetnachrichten<br />
oder eine Fernsehtagesschau, die extra für Kinder<br />
produziert werden. Es gibt gute Kinder- <strong>und</strong> Jugendschutzprogramme.<br />
Je älter <strong>und</strong> reifer das Kind oder der Jugendliche<br />
ist, desto mehr Selbstverantwortung <strong>und</strong> Freiheit<br />
<strong>und</strong> um so weniger Schutz <strong>und</strong> Kontrolle sind nötig.<br />
Was aber bleiben soll, ist die Begleitung, auch<br />
bei Teenies. Dass wir uns auf ihre Medienaktivitäten<br />
einlassen <strong>und</strong> mit ihnen immer wieder über<br />
ihre Faszination, ihre Ängste, ihre Medienerlebnisse<br />
<strong>und</strong> ihren Medienumgang reden.<br />
Entschleunigung <strong>und</strong> inneren<br />
Frieden durch <strong>Gott</strong>esbeziehung<br />
Emil Rupflin, der Gründer der <strong>Stiftung</strong> <strong>Gott</strong> <strong>hilft</strong>,<br />
sagte 1932, also vor 80 Jahren: «Wir dürfen nicht<br />
zu sehr weltabseits stehen mit der Erziehung unserer<br />
Kinder. Wir müssen sie doch in die Welt zurückgeben.<br />
Aber sehen wir, dass die Kinder mit<br />
einem innnern Halt/Gehalt in der Welt stehen.»<br />
Dieser innere Halt oder Gehalt meint: Es ist etwas<br />
in mir, das mir Boden unter den Füssen gibt, das<br />
mich ruhig werden lässt. Haben wir diesen Halt in<br />
uns? Ganz treffend hat das der Kirchenlehrer Augustinus<br />
ausgedrückt: «Du hast uns zu dir hin geschaffen,<br />
<strong>und</strong> ruhelos ist unser Herz, bis es ruht in<br />
dir.» Angesichts des irrsinnigen Tempos in unserem<br />
Leben ist diese Ruhe, dieser tiefe Frieden, die<br />
Entspannung <strong>und</strong> Entschleunigung enorm wichtig.<br />
Wir brauchen mehr solche Friedensmomente: im<br />
Wald beim Spazieren, beim Stillwerden <strong>und</strong> dem<br />
Reden mit <strong>Gott</strong>, beim Tanzen, Musizieren, beim<br />
Bibellesen…<br />
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