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Auswirkung der Holzverbrennung auf die Luftqualität in Wohngebieten

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<strong>Auswirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong><br />

Cornelius Oertel<br />

8. Semester Geoökologie<br />

Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau<br />

Technische Universität Freiberg<br />

Abstract. Im Zuge <strong>der</strong> teurer werdenden Brennstoffe Gas und Öl, stieg <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Haushalte mit Holzöfen. Die bei <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong><br />

entstehenden Abgase s<strong>in</strong>d abhängig von <strong>der</strong> Art des Ofens, dem Brennmaterial<br />

und <strong>der</strong> Luftzufuhr während des Brennvorgangs. Die Abgase enthalten partikuläre<br />

und zahlreiche gasförmige Emissionen, wie zum Beispiel VOC’s und PAK’s, welche<br />

<strong>Auswirkung</strong>en <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Gesundheit des Menschen haben. In e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> von<br />

Glasius et al. (2006) wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohngebiet mit Holzfeuerung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dänischen<br />

Stadt erhöhte Konzentrationen an PM2.5 festgestellt. Diese Konzentrationen<br />

waren signifikant höher als im Umland und konnten mit den Werten e<strong>in</strong>er<br />

stark befahrenen Straße <strong>in</strong> Kopenhagen, mit 70.000 Autos pro Tag, verglichen<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Holz ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ältesten erneuerbaren Rohstoffe, welcher als Heizquelle verwendet<br />

wird (Boman et al. 2006). Auch heute ist <strong>die</strong> Verbrennung von Holz zu<br />

Heizzwecken während des W<strong>in</strong>ters <strong>in</strong> vielen Län<strong>der</strong>n verbreitet. Dies gilt zum<br />

Beispiel für Gebiet mit kaltem Klima wie Dänemark o<strong>der</strong> Schweden (Glasius et<br />

al. 2006). In Deutschland f<strong>in</strong>det <strong>Holzverbrennung</strong> vorwiegend im ländlichen<br />

Raum statt. Die Nachfrage für Holz als Brennstoff ist <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>auf</strong><br />

Grund <strong>der</strong> ansteigenden Preise für fossile Brennstoffe gestiegen (Molnar et al.<br />

2005). Des Weiteren ist <strong>die</strong> Verbrennung von Holz CO2-neutral (Raymer 2006).<br />

Das heißt bei <strong>der</strong> Verbrennung gelangt nur das CO2 <strong>in</strong> <strong>die</strong> Atmosphäre, welches<br />

beim Pflanzenwachstum im Holz fixiert wurde. In Deutschland wird deshalb <strong>die</strong>


2 Cornelius Oertel<br />

<strong>Holzverbrennung</strong> durch Subventionen geför<strong>der</strong>t. Dies geschieht durch das Bundesamt<br />

für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Geför<strong>der</strong>t werden beispielsweise<br />

Scheitholz-, Pellet- und Hackgutkessel (BAFA 2007). Neben <strong>die</strong>sen Vorteilen<br />

müssen bei <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>die</strong> partikulären und gasförmigen Schadstoffemissionen<br />

kritisch betrachtet werden. Diese können zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong>, <strong>in</strong> denen mit Holz gefeuert wird, führen (Glasius<br />

et al. 2006). Für <strong>die</strong> dort wohnenden Menschen besteht neben Geruchsbelästigungen<br />

e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko an Asthma, Atemwegs- und Gefäßkrankheiten und<br />

Krebs zu erkranken (Molnar et al. 2005). Art und Menge <strong>der</strong> Emissionen s<strong>in</strong>d unter<br />

an<strong>der</strong>em abhängig vom Typ des Holzofens und von Art und Feuchtigkeit des<br />

verwendeten Holzes (McDonald et al. 2000). In Deutschland stieg <strong>die</strong> Nachfrage<br />

an Biomasse (vor allem Holz) im Jahr 2006 um 10% (Böhme und Dürrschmidt<br />

2007). In Dänemark hat sich <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Holzöfen im letzten Jahrzehnt verdoppelt<br />

(Glasius et al. 2006). Es ist somit davon auszugehen, dass <strong>die</strong> Emissionen<br />

durch <strong>Holzverbrennung</strong> steigen werden.<br />

Entstehende Schadstoffe bei <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong><br />

Abhängigkeiten <strong>der</strong> Schadstoffemissionen<br />

Die entstehenden Emissionen während <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> s<strong>in</strong>d abhängig von<br />

<strong>der</strong> Art des verwendeten Ofens. Bei herkömmlichen handbeschickten Holzöfen<br />

dom<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e unvollständige Verbrennung. Dies führt zu relativ großen Durchmessern<br />

<strong>der</strong> Partikelemissionen (5 µm-100 µm) (Nussbaumer and Hasler 1999).<br />

Woh<strong>in</strong>gegen bei mo<strong>der</strong>nen Holzöfen, <strong>in</strong> denen zum Beispiel Holzpellets verbrannt<br />

werden können, <strong>die</strong> Verbrennungsart mehr <strong>in</strong> Richtung vollständige Verbrennung<br />

ten<strong>die</strong>rt, als bei alten Holzöfen. Holzpellets s<strong>in</strong>d unter hohem Druck verfestigte<br />

Holzreste wie zum Beispiel Sägemehl, Hobelspäne o<strong>der</strong> Waldrestholz (Hansen<br />

2006). Bei <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen Öfen entstehen jedoch vorwiegend<br />

Partikel mit kle<strong>in</strong>eren Durchmessern, welche schwer abgeschieden werden können<br />

(Nussbaumer and Hasler 1999). Die Partikelemissionen herkömmlicher Holzöfen<br />

gegenüber mo<strong>der</strong>nen Pelletöfen können um bis zu 50mal höher se<strong>in</strong> (Johansson et<br />

al. 2004). Dies wird <strong>in</strong> Tabelle 1 am Beispiel Methanemissionen sichtbar. Methanemissionen<br />

mo<strong>der</strong>ner Pelletöfen s<strong>in</strong>d wesentlich ger<strong>in</strong>ger, als <strong>die</strong> Emissionswerte<br />

e<strong>in</strong>es herkömmlichen Holzofens. Diese übersteigen sogar teilweise <strong>die</strong> Emissionswerte<br />

für Methan während e<strong>in</strong>es Waldbrandes. Grund für <strong>die</strong> ger<strong>in</strong>geren<br />

Emissionen ist, dass <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen Holzöfen e<strong>in</strong>e kontrollierte Verbrennung stattf<strong>in</strong>det,<br />

<strong>in</strong>dem <strong>die</strong> Verbrennungsbed<strong>in</strong>gungen je<strong>der</strong>zeit automatisch <strong>auf</strong> e<strong>in</strong> Optimum<br />

e<strong>in</strong>gestellt werden (Hansen 2006). Des Weiteren werden <strong>die</strong> Emissionen <strong>der</strong><br />

<strong>Holzverbrennung</strong> durch den Feuchtigkeitsgrad des verwendeten Holzes bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Je höher <strong>der</strong> Feuchtigkeitsgrad, desto höher <strong>die</strong> Emissionen (McDonald et


<strong>Auswirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong> 3<br />

al. 2000). Außerdem werden hohe Emissionen durch niedrige Temperaturen und<br />

ger<strong>in</strong>ge Luftzufuhr geför<strong>der</strong>t (Johanssons et al. 2004; Nussbaumer und Hasler<br />

1999). Holzpellets besitzen beispielsweise e<strong>in</strong>en deutlich ger<strong>in</strong>geren Feuchtigkeitsgrad,<br />

als Stückholz, weshalb dessen Emissionswerte auch ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d (Hansen<br />

2006). Emissionen aus <strong>Holzverbrennung</strong> halten sich länger <strong>in</strong> Orten <strong>auf</strong>, welche<br />

sich <strong>in</strong> Tallagen bef<strong>in</strong>den (Johnson 2006). E<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>flussgröße ist <strong>die</strong><br />

Art des verwendeten Holzes. Weichhölzer, zu denen unter an<strong>der</strong>em Nadelbäume,<br />

L<strong>in</strong>den, Weiden und Pappeln gehören, weißen wesentlich ger<strong>in</strong>gere Emissionen<br />

<strong>auf</strong>, als Harthölzer, zu denen zum Beispiel Buchen, Eichen und Eschen gehören<br />

(Tabelle 2).<br />

Tabelle 1. Vergleich <strong>der</strong> Methanemissionen für verschiedene Verbrennungsvarianten (Olsson<br />

und Kjällstrand 2006)<br />

Feuerungsart Methanemission <strong>in</strong> g pro kg Brennstoff<br />

Pelletofen


4 Cornelius Oertel<br />

che leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK’s) und Kohlenmonoxid <strong>in</strong> den Holzabgasen enthalten. In Abb. 1 s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>ige bei <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> entstehenden PAK’s <strong>auf</strong>geführt und mit den Emissionen<br />

von Autoabgasen verglichen.<br />

Abb. 1. Vergleich <strong>der</strong> Emissionen and PAK’s von Autoabgasen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tunnel und<br />

Holzabgasen. Die angegebenen Prozentzahlen beziehen sich <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Gesamtmenge an<br />

PAK’s (Kocbach et al. 2006)<br />

Hierbei wird ersichtlich, dass <strong>die</strong> Werte vieler PAK’s bei Holzabgasen höher liegen,<br />

als bei Autoabgasen. Dies gilt zum Beispiel auch für Benzo[a]pyren. Dieser<br />

Stoff ist für Lebewesen krebserregend (McDonald et al. 2006). Auch <strong>der</strong> Gesamtgehalt<br />

an Kohlenstoff und <strong>der</strong> Gehalt an organischem Kohlenstoff s<strong>in</strong>d bei Autoabgasen<br />

ger<strong>in</strong>ger, als bei Holzabgasen (Tabelle 3).<br />

Tabelle 3. Vergleich von Autoabgasen mit Holzabgasen h<strong>in</strong>sichtlich Gesamtkohlenstoffgehalt<br />

(TC) und Gehalt an organischem Kohlenstoff (OC) (Kocbach et al. 2006)<br />

Abgasart TC <strong>in</strong> % OC <strong>in</strong> %<br />

Holz 82.6 ± 5.8 35.4 ± 5.1<br />

Autoverkehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Straßentunnel 51.0 ± 3.8 24.4 ± 2.0<br />

Gesundheitsgefahren durch Holzrauch<br />

Neben Geruchsbelästigungen, abnehmen<strong>der</strong> Lungenfunktion und Hustenreiz<br />

(Johnson 2006, Zelikoff et al. 2002) können Emissionen, <strong>die</strong> bei <strong>der</strong> Holzverbren-


<strong>Auswirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong> 5<br />

nung entstehen, auch Krankheiten auslösen. Hierfür s<strong>in</strong>d vor allem lungengängige<br />

Partikelemissionen (PM2.5) verantwortlich (Boman et al. 2006). Neben Atemwegserkrankungen<br />

wie chronischer Bronchitis und Asthma können auch Erkrankungen<br />

wie zum Beispiel Lungenkrebs entstehen (Molnar et al. 2005; Zelikoff et<br />

al. 2002). Beson<strong>der</strong>s anfällig hierfür s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Alte, Asthmatiker, Diabetiker<br />

und Personen mit Lungen- und Herzkrankheiten (Delgado et al. 2005). Nach<br />

Schätzungen <strong>der</strong> WHO sterben jährlich rund 2.7-3 Millionen Menschen weltweit<br />

durch den langjährigen Aufenthalt <strong>in</strong> Gebieten mit <strong>Holzverbrennung</strong> (H<strong>in</strong>e et al.<br />

2007). In e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> von Delgado et al. 2005 aus Mexiko wurden 62 Lungenkrebspatienten<br />

untersucht. Hierbei wurde festgestellt, dass rund 39% <strong>der</strong> Patienten<br />

Lungenkrebs bekamen, da sie jahrelang Abgasen <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> ausgesetzt<br />

waren. Zu <strong>die</strong>sen Patienten zählten vorwiegend Frauen aus ländlichen Gegenden.<br />

Des Weiteren wird durch das E<strong>in</strong>atmen von Holzabgasen das Immunsystem geschwächt<br />

(Zelikoff et al. 2002).<br />

Stu<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> den Partikelgehalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Wohngebiet <strong>in</strong> Dänemark<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong> besitzt e<strong>in</strong>e große Bedeutung,<br />

da <strong>die</strong> Leute e<strong>in</strong>en Großteil ihrer Zeit dort verbr<strong>in</strong>gen. In <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong> von Glasius et<br />

al. 2006 wurden <strong>die</strong> <strong>Auswirkung</strong>en <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohngebiet<br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> lokalen und regionalen Partikelgehalte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft untersucht. Hierfür wurde<br />

<strong>die</strong> dänische Stadt Gundsomagle ausgewählt, welche rund 2500 E<strong>in</strong>wohner hat.<br />

38% <strong>der</strong> Häuser <strong>in</strong> Gundsomagle werden mit Holzheizungen beheizt und 53% besitzen<br />

e<strong>in</strong>e elektrische Heizung. Im Umfeld <strong>der</strong> Stadt, <strong>die</strong> sich etwa 30 km von<br />

Kopenhagen bef<strong>in</strong>det, wird Landwirtschaft betrieben. Die Messungen erfolgten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Höhe von 5 m <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Wohngebietes (Abb. 2). Die Messzeiträume<br />

erstreckten sich vom 6. November 2002 – 18. Dezember 2002 und vom 14. November<br />

2003 – 6. Februar 2004 (Glasius et al. 2006). Die Werte <strong>der</strong> Silvesternacht<br />

wurden, <strong>auf</strong> Grund <strong>der</strong> erhöhten Werte durch Feuerwerk, aus <strong>der</strong> Datenreihe entfernt.<br />

Zu Vergleichszwecken wurden Messungen an e<strong>in</strong>er Straße <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

(70.000 Autos pro Tag), am Ort Lille Valby, welcher sich 5 km von Gundsomagle<br />

bef<strong>in</strong>det und an e<strong>in</strong>er Station mit städtischem H<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Kopenhagen durchgeführt.<br />

In <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong> von Glasius et al. (2006) wurden <strong>die</strong> Halbstundenmittelwerte<br />

von PM2.5, NO, NOx, CO und <strong>die</strong> Gehalt an elementarem und organischem<br />

Kohlenstoff <strong>in</strong> PM10 gemessen. Des Weiteren standen <strong>die</strong> meteorologischen Daten<br />

<strong>der</strong> Gegend zur Verfügung, um <strong>die</strong> Effekte <strong>der</strong> Wetterlage <strong>auf</strong> <strong>die</strong> gemessenen<br />

Konzentrationen mit e<strong>in</strong>beziehen zu können.


6 Cornelius Oertel<br />

Abb. 2. Karte des untersuchten Wohngebietes <strong>in</strong> Gundsomagle (Glasius et al. 2006)<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Messungen zeigten beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> kalten W<strong>in</strong>ternächten erhöhte<br />

Werte an PM2.5 und elementarem Kohlenstoff. Abb. 3 zeigt e<strong>in</strong>en Wochenverl<strong>auf</strong><br />

<strong>der</strong> gemessenen Werte für PM2.5 und elementaren Kohlenstoff. Hierbei s<strong>in</strong>d jeweils<br />

Peaks am Morgen und Abend zu f<strong>in</strong>den, welche durch den Tagesrhythmus<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung entstehen. Die Variationen <strong>der</strong> Peakhöhen entstehen unter An<strong>der</strong>em<br />

durch unterschiedliche atmosphärische Schichtungen. Die Konzentration an<br />

PM2.5 ist an <strong>der</strong> Messstation im Wohngebiet um 4.4 µg/m³ höher als an <strong>der</strong> 5 km<br />

entfernten Messstation im Umland. Die Unterschiede <strong>die</strong>ser beiden Stationen im<br />

Verl<strong>auf</strong> des Messzeitraumes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 6 dargestellt. In Abb. 5 werden <strong>die</strong> gemessenen<br />

PM2.5-Werte an den verschiedenen Messstationen an e<strong>in</strong>em Arbeitstag<br />

verglichen. Der Kurvenverl<strong>auf</strong> für <strong>die</strong> stark befahrene Straße hat <strong>die</strong> höchsten<br />

Konzentrationen am Morgen während des Berufsverkehrs. Im L<strong>auf</strong>e des Tages<br />

bleibt <strong>die</strong> Konzentration erhöht. Das M<strong>in</strong>imum liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht. Die Werte <strong>der</strong><br />

Stationen im Umland s<strong>in</strong>d signifikant ger<strong>in</strong>ger als <strong>die</strong> Werte im Wohngebiet und<br />

an <strong>der</strong> Straße <strong>in</strong> Kopenhagen. Die Durchschnittskonzentrationen an PM2.5 liegen<br />

im Wohngebiet mit 16.0 µg/m³ im Bereich <strong>der</strong> stark befahrenen Straße, welche e<strong>in</strong>en<br />

Durchschnittswert von 15.6 µg/m³ <strong>auf</strong>weist. Vom Mittelwert <strong>der</strong> PM2.5-<br />

Konzentration im Wohngebiet wurde <strong>der</strong> Anteil des Verkehrs abgezogen. Dieser<br />

Wert betrug 0.2 µg/m³. Als Indikator hierfür wurde NOx verwendet, welches stärker<br />

durch Autoabgase, als durch <strong>Holzverbrennung</strong> entsteht, dessen Abgase im Gegensatz<br />

zu Autoabgasen e<strong>in</strong> sehr hohes PM/NOx-Verhältnis besitzen.


<strong>Auswirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong> 7<br />

Abb. 3. PM 2.5 und elementarer Kohlenstoff (EC) im Wochenverl<strong>auf</strong>. Der 10.12.2002 ist e<strong>in</strong><br />

Dienstag (Glasius et al. 2006)<br />

Abb. 4. Vergleich <strong>der</strong> gemessenen PM 2.5 –Werte im Wohngebiet, an <strong>der</strong> Straße, an <strong>der</strong><br />

Messstation mit städtischem H<strong>in</strong>tergrund und <strong>der</strong> Messstation im Umland des Wohngebietes<br />

(Glasius et al. 2006)


8 Cornelius Oertel<br />

Abb. 5. Unterschied <strong>der</strong> PM 2.5-Konzentrationen im Messzeitraum zwischen Wohngebiet<br />

mit Holzheizungen und <strong>der</strong> Messstation im Umland (5km vom Wohngebiet entfernt). Die<br />

rote L<strong>in</strong>ie zeigt <strong>die</strong> durchschnittliche Abweichung (Glasius et al. 2006)<br />

Abb. 6. Verteilung <strong>der</strong> Partikeldurchmesser im Wohngebiet (rot) und <strong>der</strong> Messstation mit<br />

städtischem H<strong>in</strong>tergrund (Glasius et al. 2006)<br />

Die Höhe <strong>der</strong> gemessenen PM2.5-Werte wurde von <strong>der</strong> W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Innerhalb des Messzeitraumes lag sie im Bereich von 0.5-12 m/s. Bei<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten von weniger als 5 m/s kommt es <strong>auf</strong> Grund des ger<strong>in</strong>gen<br />

Transports <strong>der</strong> Abgaspartikel zu erhöhten Konzentrationen <strong>in</strong>nerhalb des Wohngebietes.<br />

Vergleicht man <strong>die</strong> Partikeldurchmesser <strong>der</strong> Messung <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Wohngebietes mit denen <strong>der</strong> Messstation mit städtischem H<strong>in</strong>tergrund, ist festzustellen,<br />

dass im Wohngebiet größere Partikeldurchmesser <strong>auf</strong>treten, da <strong>die</strong> <strong>Holzverbrennung</strong><br />

e<strong>in</strong>e unvollständige Verbrennung ist (Abb. 6). Die Verbrennung des<br />

Treibstoffes bei Fahrzeugen ist h<strong>in</strong>gegen vollständiger.


<strong>Auswirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Luftqualität</strong> <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong> 9<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Partikellevel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwedischen<br />

Stadt<br />

In e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> von Molnar et al. (2006) wurde <strong>die</strong> <strong>Auswirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Holzverbrennung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> schwedischen Stadt Hagfors <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Spurenelementgehalte <strong>in</strong>nerhalb<br />

des PM2.5 untersucht. In <strong>der</strong> Stadt mit 5.600 E<strong>in</strong>wohnern dom<strong>in</strong>ieren Holzöfen <strong>in</strong><br />

den Häusern und es bef<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong>e Industrie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e stark befahrenen Straße<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe. Das Messprogramm umfasste 9 Tage im W<strong>in</strong>ter 2003. Die Messungen<br />

wurden <strong>in</strong>nerhalb von Häusern mit Holzöfen und außerhalb <strong>der</strong> Häuser<br />

durchgeführt. Des Weiteren wurden Testpersonen mit Partikelsammlern ausgestatte,<br />

um festzustellen, welchen Emissionen <strong>die</strong> Menschen ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Als Testpersonen<br />

wurden nur Leute aus Nichtraucherhaushalten ausgewählt. Die Durchschnittskonzentration<br />

für PM2.5, welcher <strong>die</strong> Testpersonen ausgesetzt waren, lag <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stu<strong>die</strong> von Molnar et al. (2006) bei 14.1 µg/m³. Dieser Wert entspricht etwa<br />

den Durchschnittswerten für PM2.5 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stu<strong>die</strong> von Glasius et al. (2006) <strong>in</strong>nerhalb<br />

des untersuchten Wohngebietes. Der Durchschnittswert <strong>der</strong> PM2.5-<br />

Konzentration im Innenbereich <strong>der</strong> Wohnhäuser mit Holzheizung lag bei 10.3<br />

µg/m³. Der Grund dafür, dass <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Konzentration im Innenbereich ger<strong>in</strong>ger<br />

ist als <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> an den Testpersonen gemessen wurde liegt unter an<strong>der</strong>em<br />

daran, dass <strong>die</strong> von den Testpersonen verwendeten Holzöfen handbeschickt waren.<br />

Während des Nachlegens von Holz waren <strong>die</strong> Testpersonen e<strong>in</strong>er höheren<br />

Konzentration an Schadstoffen ausgesetzt. Des Weiteren wurden im Bereich <strong>der</strong><br />

Testpersonen erhöhte Konzentrationen an Cl, K, Ca, Cu und Zn festgestellt.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Verwendung von regenerativen Rohstoffen, wie zum Beispiel Holz, ist aus<br />

Sicht des Klimaschutzes zu befürworten, denn <strong>die</strong>se Rohstoffe s<strong>in</strong>d CO2-neutral.<br />

Da <strong>die</strong> Anzahl <strong>der</strong>er steigt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Holzheizung besitzen, sollten jedoch auch <strong>die</strong><br />

Nachteile des Heizens mit Holz berücksichtigt werden, da hierdurch zahlreiche<br />

Gefahren für <strong>die</strong> Gesundheit <strong>der</strong> <strong>in</strong> den <strong>Wohngebieten</strong> lebenden Menschen entstehen.<br />

Dies zeigt auch <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> von Glasius et al. (2006), welche erhöhte Konzentrationen<br />

an PM2.5 <strong>in</strong> <strong>Wohngebieten</strong> mit Holzheizungen festgestellt hat. Um dennoch<br />

<strong>die</strong> Vorteile des Rohstoffes Holz nutzen zu können, sollte <strong>die</strong> Anwendung<br />

schadstoffarmer mo<strong>der</strong>ner Holzheizungen, wie zum Beispiel Pelletöfen, ausgebaut<br />

werden. In e<strong>in</strong>em Arbeitsentwurf zur 1. BImSchV ist deshalb festgelegt wurden,<br />

dass Öfen <strong>in</strong> Deutschland, <strong>die</strong> ab 2010 gebaut werden, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung zur Staubabscheidung<br />

besitzen müssen. Ab 2014 sollen dann sukzessive Anlagen, welche<br />

Grenzwerte nicht e<strong>in</strong>halten, <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Zeitpunkt <strong>der</strong> Errichtung außer<br />

Betrieb genommen werden (Storm 2007).


10 Cornelius Oertel<br />

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