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Die wunderbare Welt der Farbe …darum lieb ich alles, was so rot ist…

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höht den menschl<strong>ich</strong>en Stoffwechsel um<br />

13,4 Prozent. Bestrahlungen mit Rotl<strong>ich</strong>t<br />

bekämpfen Müdigkeit, för<strong>der</strong>n die Blutzirkulation<br />

und wirken anregend auf<br />

Stoffwechsel, Haut und Drüsen. Daher<br />

wird die <strong>Farbe</strong> Rot _ die Heilfarbe mit <strong>der</strong><br />

größten Durchdringungskraft _ bei therapeutischen<br />

Heilbehandlungen vorzugsweise<br />

bei Passivität und Schwächung <strong>so</strong>wie<br />

bei Abnahme <strong>der</strong> Lebenslust- und<br />

-kräfte eingesetzt. Der dänische Arzt Niels<br />

Finsen bestrahlte Patienten mit Masern,<br />

Windpocken und entstellenden Pockennarben<br />

mit <strong>rot</strong>em L<strong>ich</strong>t. Er beobachtete,<br />

dass die feuchten Bläschen schneller austrockneten<br />

und die behandelte Haut oftmals<br />

wie<strong>der</strong> we<strong>ich</strong> und glatt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Psychotherapie macht s<strong>ich</strong> die <strong>Farbe</strong><br />

Rot zunutze, um blockierte Fähigkeiten<br />

zur konstruktiven Aggression und zum<br />

Ausleben von Sexualität zu lösen. Rot ist<br />

die <strong>Farbe</strong> <strong>der</strong> Gefühlsausbrüche. Wenn<br />

man s<strong>ich</strong> schämt o<strong>der</strong> wenn man wütend<br />

wird, errötet man, wer die Kontrolle über<br />

s<strong>ich</strong> selbst verliert, „sieht <strong>rot</strong>“. Rot stärkt<br />

die Vitalität, den Willen und die Liebeskraft.<br />

N<strong>ich</strong>t um<strong>so</strong>nst nennen wir das verruchte<br />

Viertel einer Stadt den „Rotl<strong>ich</strong>tbezirk“.<br />

Auch im Tierre<strong>ich</strong> kommt die Signalfarbe<br />

im Liebeswerben zum Einsatz. Dem<br />

Hahn schwillt <strong>der</strong> Kamm, wenn er in Stimmung<br />

ist. Männl<strong>ich</strong>e Fregattvögel blähen<br />

ihren <strong>rot</strong>en Kehlsack zu einem <strong>so</strong>lchen<br />

Umfang auf, dass es den Anschein erweckt,<br />

als müsse er jeden Moment zerplatzen.<br />

Und das Gesäß <strong>der</strong> Pavianweibchen<br />

schwillt in <strong>der</strong> Paarungszeit an und<br />

lockt die Männchen mit einer tiefen Rotfärbung.<br />

N<strong>ich</strong>tsdestoweniger können nur<br />

wenige Tiere überhaupt Rot wahrnehmen.<br />

Viele Vögel besitzen diese Fähigkeit.<br />

Sie erkennen das saftige Rot und<br />

können deswegen reife Früchte von unreifen<br />

unterscheiden. Auch die Augen einiger<br />

Primaten besitzen Rot-Rezeptoren<br />

und bieten <strong>so</strong> einen Vorteil gegenüber<br />

farbenblinden Konkurrenten. Sie ernähren<br />

s<strong>ich</strong> oft auch von Blättern, um ihren Eiweißbedarf<br />

zu decken. Dabei sind die zarten,<br />

jungen Blätter be<strong>so</strong>n<strong>der</strong>s nährstoffre<strong>ich</strong><br />

und le<strong>ich</strong>t verdaul<strong>ich</strong> – und im tropischen<br />

Regenwald weisen gerade diese<br />

Blätter einen le<strong>ich</strong>t rötl<strong>ich</strong>en Farbton auf.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Farbe</strong> Rot in <strong>der</strong> Praxis<br />

Wer Publikationen gestaltet, setzt <strong>Farbe</strong><br />

als Informationsträger ein. Ist die Farbgestaltung<br />

gut gelungen, dann wird die Information<br />

vom Empfänger le<strong>ich</strong>t und bereitwillig<br />

aufgenommen. Allerdings können<br />

<strong>Farbe</strong>n auch das Gegenteil bewirken<br />

und Ablehnung und Vorbehalte beim<br />

Gegenüber hervorrufen. Daher gilt es bei<br />

<strong>der</strong> Farbwahl zu klären, welche Aussage<br />

man treffen und welchen Eindruck man<br />

vermitteln möchte. Eine weitere Frage ist,<br />

welche Zielgruppe angesprochen und<br />

<strong>was</strong> bei ihr erre<strong>ich</strong>t werden <strong>so</strong>ll. Es ist<br />

w<strong>ich</strong>tig, dass die gewählten <strong>Farbe</strong>n mit<br />

<strong>der</strong> zu übermittelnden Botschaft übereinstimmen.<br />

Falsch eingesetzte <strong>Farbe</strong>n wirken<br />

auf den Betrachter unglaubwürdig<br />

und können Misstrauen hervorrufen. In<br />

<strong>der</strong> Praxis haben s<strong>ich</strong> für die Farbgestaltung<br />

von Publikationen Erfahrungswerte<br />

herauskristallisiert. So <strong>so</strong>llte die Farbgestaltung<br />

innerhalb einer Publikation einheitl<strong>ich</strong><br />

sein. Wenige, aufeinan<strong>der</strong> abgestimmte<br />

<strong>Farbe</strong>n sind günstiger als viele<br />

verschiedene <strong>Farbe</strong>n. Um dem Betrachter<br />

die Orientierung zu erle<strong>ich</strong>tern, <strong>so</strong>llten<br />

gle<strong>ich</strong>e Sachverhalte durchgehend in <strong>der</strong><br />

gle<strong>ich</strong>en <strong>Farbe</strong> dargestellt werden. Innerhalb<br />

eines Sachverhalts kann mit Abstufungen<br />

einer <strong>Farbe</strong> gearbeitet werden.<br />

Kleinere Flächen <strong>so</strong>llte man in reinen, gesättigten<br />

<strong>Farbe</strong>n anlegen, während es bei<br />

größeren Flächen ratsam ist, die <strong>Farbe</strong>n<br />

mit Weiß aufzuhellen bzw. mit Grau zu<br />

entsättigen. Je größer die Fläche ist, desto<br />

heller bzw. entsättigter <strong>so</strong>llte die <strong>Farbe</strong><br />

werden. <strong>Die</strong> Werbung arbeitet fast immer<br />

mit Farbkombinationen, da s<strong>ich</strong> die <strong>Farbe</strong>n<br />

untereinan<strong>der</strong> unterstützen und verstärken.<br />

Rot und Gelb sind die <strong>Farbe</strong>n mit<br />

<strong>der</strong> größten Signalwirkung, Blau und Rot<br />

die mit Abstand be<strong>lieb</strong>testen <strong>Farbe</strong>n. Einzelne<br />

<strong>Farbe</strong>n dominieren das Design, und<br />

bestimmen die Hauptbotschaft, die dazu<br />

kombinierten <strong>Farbe</strong>n verstärken, ergänzen<br />

und unterstre<strong>ich</strong>en die Werbebotschaft.<br />

Um unseren <strong>rot</strong>en Faden wie<strong>der</strong><br />

aufzunehmen _ eine <strong>Farbe</strong> wie Rot, die<br />

<strong>der</strong>artig auffällt und zugle<strong>ich</strong> <strong>so</strong> viele Bedeutungen<br />

transportiert, eignet s<strong>ich</strong> natürl<strong>ich</strong><br />

be<strong>so</strong>n<strong>der</strong>s zur Vermarktung. Das<br />

legendärste Beispiel des Einsatzes <strong>der</strong><br />

<strong>Farbe</strong> Rot im Werbefeldzug ist das Markendesign<br />

von Coca-Cola, das es geschafft<br />

hat, zuerst dem Weihnachtsmann<br />

und dann <strong>der</strong> kompletten Farbsymbolik<br />

<strong>der</strong> Weihnachtszeit in <strong>der</strong> westl<strong>ich</strong>en Hemisphäre<br />

die Coca-Cola-Hausfarbe Rot zu<br />

verpassen. N<strong>ich</strong>t weniger erfolgre<strong>ich</strong> mit<br />

seiner PR-Strategie war <strong>der</strong> Zigarettenkonzern<br />

Philip Morris, dem es durch jahrzehntelange<br />

massive Werbeberieselung<br />

für die Zigarettenmarke Marlboro gelungen<br />

ist, die Hausfarbe Marlboro-Rot (HKS<br />

13) als eine feste Marke im kollektiven Bewusstsein<br />

zu etablieren. Der italienische<br />

Sportwagenhersteller Ferrari fährt eine<br />

ähnl<strong>ich</strong> konsequente Kommunikationsstrategie<br />

bei <strong>der</strong> Vermarktung seiner <strong>rot</strong>en<br />

Flitzer.<br />

Hier die As<strong>so</strong>ziationen zu Rot, die s<strong>ich</strong> mit<br />

den Eigenschaften eines beworbenen<br />

Produktes decken <strong>so</strong>llten: Energie, Kraft,<br />

Liebe, Leidenschaft, Lust, E<strong>rot</strong>ik, Feuer,<br />

Glut, Willenskraft, Mut, Gefahr, Macht,<br />

Herrschaft, aktiv, heiß, schwer, stark,<br />

wirksam, temperamentvoll, auffällig,<br />

strahlend. Geschmacksas<strong>so</strong>ziation: süß,<br />

kräftig, scharf und würzig.<br />

Warum s<strong>ich</strong> manche Menschen n<strong>ich</strong>t<br />

grün sind und warum die <strong>Farbe</strong> des<br />

Propheten Grün ist, erfahren Sie in <strong>der</strong><br />

nächsten Folge.<br />

y<br />

Kerstin und Jörg Allner<br />

| PRINT & PRODUKTION 3/2004 | 17 |

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