Potentialanalyse der freien Theater - Dachverband Freier ...
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1. Freies <strong>Theater</strong> in Hamburg – Definition, Abgrenzung<br />
Unsere Studie folgt aus pragmatischen Gründen in ihrer Definition und Eingrenzung <strong>der</strong><br />
<strong>freien</strong> Szene den entsprechenden Vorgaben <strong>der</strong> BKM. An<strong>der</strong>s als in vielen an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
5 gelten diesen zufolge in Hamburg als <strong>der</strong> <strong>freien</strong> Szene zugehörig professionelle<br />
<strong>Theater</strong>gruppen und Einzelkünstler ohne feste Spielstätte mit einem innovativen Ansatz,<br />
d. h. mit zeitgenössischen Formen und Inhalten bzw. Projekten, die in <strong>der</strong> vorgeschlagenen<br />
Form nicht o<strong>der</strong> nicht ohne große Hin<strong>der</strong>nisse an einem Stadt- o<strong>der</strong> Privattheater realisiert<br />
werden können. Nicht zur <strong>freien</strong> Szene hinzugerechnet werden dagegen in dieser Studie<br />
kommerzielles <strong>Theater</strong>, Amateurtheater sowie <strong>Theater</strong>projekte aus dem Bereich <strong>der</strong> kulturellen<br />
Bildung – auch wenn diese zum Teil aus dem Topf „Freies <strong>Theater</strong>“ geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Allerdings sind die so beschriebenen Grenzen nicht immer scharf zu ziehen: So gibt<br />
es viele freie <strong>Theater</strong>macher, die aufgrund <strong>der</strong> schwierigen Bedingungen – <strong>der</strong> bereits zitierten<br />
Studie des Fonds Darstellende Künste (Fonds DaKu) zufolge liegt das durchschnittliche<br />
Jahreseinkommen freier <strong>Theater</strong>macher bei 11.500 Euro – einem o<strong>der</strong> mehreren<br />
„Brotjobs“ neben ihrer künstlerischen Arbeit nachgehen. Sie sind ihrer Qualifikation und<br />
Erfahrung nach professionell, auch wenn sie nicht o<strong>der</strong> nicht ausschließlich von ihrer<br />
künstlerischen Arbeit leben können. Auch kann ein Amateurtheater nach einigen erfolgreichen<br />
Produktionen zu einer als professionell eingestuften und ergo för<strong>der</strong>ungsfähigen<br />
Gruppe werden. Und viele <strong>Theater</strong>macher aus <strong>der</strong> <strong>freien</strong> Szene arbeiteten – prominenten<br />
Beispielen wie <strong>der</strong> Gruppe Rimini Protokoll folgend – mit Darstellern, die keine professionelle<br />
Schauspielausbildung haben. Auch engagierten sich viele <strong>Theater</strong>macher aus <strong>der</strong><br />
<strong>freien</strong> Szene zugleich im Bereich <strong>der</strong> kulturellen Bildung, <strong>der</strong> bildenden Kunst o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en<br />
Medien.<br />
Aus den Abgrenzungsproblemen ergibt sich die Schwierigkeit, in Zahlen anzugeben, wie<br />
viele Künstler es im Bereich <strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong>szene gibt. Der <strong>Dachverband</strong> <strong>der</strong> <strong>freien</strong><br />
Szene in Hamburg geht im Einklang mit dem Fonds DaKu davon aus, dass ungefähr 1.500<br />
Künstler in Hamburg <strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong>szene zuzurechnen seien. Diese Zahl kann aber mit<br />
Recht in Zweifel gezogen werden, da sich im Verlauf des letzten Jahrzehnts die Grenzen<br />
zwischen <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong>gruppen und Staatstheatern als zunehmend durchlässig erwiesen<br />
5 Pars pro toto seien hier zwei an<strong>der</strong>e Definitionen erwähnt: Berlin versteht unter „freiem <strong>Theater</strong>“ freie<br />
Gruppen und Einzelkünstler ohne eigene Spielstätte, aber auch Privattheater, Spielstätten und freie Gruppen<br />
mit eigener Spielstätte. Sachsen-Anhalt schließt neben dem professionellen <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong> auch semiprofessionelle<br />
Gruppen und Amateurtheater ein. Die Beispiele zeigen, dass es <strong>der</strong>zeit kein bundesweit einheitliches<br />
Verständnis von freiem <strong>Theater</strong> gibt.<br />
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