Normprobleme bei der Pluralbildung fremder und ... - Linguistik online
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<strong>Linguistik</strong> <strong>online</strong> 16, 4/03<br />
(32) -us/-os = starke M, -o/-um/-on = starke N, -a/-is = schwache F,<br />
Globus, Mythos, Konto, Album, Stadion, Mensa, Praxis.<br />
Fehlt ein solches Suffix, tritt das reguläre Pluralsuffix auf: Diskont - Diskonte.<br />
3.2.2 Anglizismen <strong>und</strong> Gallizismen<br />
Auch für Anglizismen <strong>und</strong> Gallizismen wird <strong>der</strong> s-Plural von deutschen Sprechern nur unter<br />
bestimmten Bedingungen ausgebildet, wie sein Nicht-Auftreten an Entlehnungen aus diesen<br />
Sprachen zeigt (die *Gangsters, *Faxes, *Ingenieurs). Auch hier stellt <strong>der</strong> s-Plural nur eine<br />
Übergangslösung dar, wie die Entwicklungen in (33) belegen, so dass sich auch hier die Frage<br />
stellt, warum nicht gleich Balkone etc. gebildet wird?<br />
(33) die Fracks > Fräcke, Balkons > Balkone, Lifts > Lifte, Vibrations > Vibrationen, Scheichs ><br />
Scheiche, Plans > Pläne, Parks > Parke etc<br />
Bei morphologisch einfachen o<strong>der</strong> als einfach klassifizierten Fremdwörtern, Entlehnungen<br />
aus dem Englischen <strong>und</strong> Französischen, liegt in jedem Fall Gr<strong>und</strong>formflexion vor, in einem<br />
Fall wird an den Singularstamm ein -s, im an<strong>der</strong>en Fall ein -e o<strong>der</strong> -en angefügt. Die Motivation<br />
für das s-Suffix liegt auch hier darin, dass mit diesem Suffix im Gegensatz zu den nativen<br />
silbischen Suffixen die Identität zwischen Singular <strong>und</strong> Plural besser gewahrt wird, auch<br />
wenn hier keine Endung vor dem Kappen zu bewahren ist, son<strong>der</strong>n "nur" die Prosodie <strong>und</strong> die<br />
Syllabierung betroffen sind. Die s-Formen haben hier gegenüber den später ausgebildeten e-<br />
/en-Formen den Vorteil, dass sie singular-ähnlicher, mit an<strong>der</strong>en Worten strukturbewahrend<br />
sind, denn mit dem s-Suffix sind Pluralformen möglich, die ihrer korrespondierenden Singularform<br />
maximal ähnlich sind, weil -s dank seiner niedrigen Sonorität in den Stamm integriert<br />
wird:<br />
(34) [(Park)] - [(Park)(s)].<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Pluralbildung</strong> mittels eines silbischen Suffixes wird dagegen die phonologische Gestalt<br />
des Singularstamms mehr o<strong>der</strong> weniger stark verän<strong>der</strong>t, so dass native Pluralformen vom<br />
Singular abweichen können. Auf durch den Umlaut ausgelöste Verän<strong>der</strong>ungen gehe ich hier<br />
nicht ein (s. Wegener 2002), denn selbst <strong>bei</strong> regulärer <strong>Pluralbildung</strong> können bis zu drei Verän<strong>der</strong>ungen<br />
auftreten: H<strong>und</strong>e unterscheidet sich von H<strong>und</strong><br />
1. durch die zusätzliche Silbe, also in <strong>der</strong> prosodischen Struktur, dem Fuß,<br />
2. durch Resyllabierung, die Morphem- <strong>und</strong> Silbengrenze trennt,<br />
3. durch die Sonorität des stammfinalen Endkonsonanten, s. (36).<br />
(35) H<strong>und</strong> - Hun.de<br />
Diese Verän<strong>der</strong>ungen verletzen das Natürlichkeitsprinzip <strong>der</strong> Transparenz, das Uniformität<br />
des Stammes <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den paradigmatisch zusammenhängenden Formen verlangt. Dies Prinzip<br />
duldet keine Verän<strong>der</strong>ungen, es präferiert Formen, die leicht zu identifizieren sind, <strong>bei</strong> denen<br />
keine verdunkelnden (morpho)phonologicschen Prozesse auftreten wie Umlaut, Palatalisierung,<br />
Sonorisierung, Tilgung von Segmenten o<strong>der</strong> Resyllabierung, cf. Dressler (1999: 137).<br />
Generell gilt "no modification of a phoneme in the stem or in the affix" (Dressler 1987: 102).<br />
ISSN 1615-3014